Tag: Medizin

  • Europäischer Gesundheitsdatenraum: Medizin der Zukunft

    Europäischer Gesundheitsdatenraum: Medizin der Zukunft

    Nach Aussage der unmittelbar Beteiligten bestehen weiterhin komplexe Hindernisse, die eine Auschöpfung des Potenzials digitaler Gesundheitsdaten erschweren.

    Der Europäische Gesundheitsdatenraum wird ein wesentlicher Pfeiler der Gesundheitspolitik in der EU sein. Er soll existierende Hindernisse überwinden. Der Datenraum bietet den Rahmen für den Austausch gesundheitsspezifischer Daten. Die Nutzer sind Patienten und Ärzte, Forscher, aber auch politische Entscheidungsträger.

    Cristina Berteanu hat einen Doktortitel in Gesundheitswissenschaften. Sie spricht von  wesentlichen Fortschritten für die Gesundheit.

    Es ist der erste europäische Datenraum, der bei der Gesundheit ansetzt und das Paradigma völlig verändert – der Patient kann mit anderen Patienten in den Mitgliedstaaten, aber auch mit Ärzten in Rumänien und in der EU in Verbindung treten. Der Zugang zu diesen Daten durch Forscher oder politische Entscheidungsträger ist dann innerhalb eines rechtlichen Rahmens sehr gut geregelt.  

    Der Datenraum wird wichtige Fortschritte bei der Entdeckung neuer Moleküle, der Entwicklung von Strategien, einschließlich der Prävention und der personalisierten Medizin, bringen. Denn der Zugang zu anonymisierten Daten wird es ermöglichen, gezielte Behandlungen viel präziser und einfacher zu entwickeln.

     Der europäische Datenraum muss bis 2025 funktionsfähig sein, die Arbeiten daran sind bereits im Gange. Dies wird eine umfassende Digitalisierung in allen Mitgliedstaaten voraussetzen. 207 Krankenhäuser in Rumänien haben Zugang zu Fördermitteln aus dem Aufbauplan für die Digitalisierung, hier hoffen wir Fortschritte zu erzielen.

    Zum einen wird es für Patienten einfacher, auf die Daten zuzugreifen und sie weiterzugeben. Zum anderen wird die Arbeit der Ärzte einfacher und effizienter – sie können in der Datenbank die Krankengeschichte des Patienten lesen. Diagnose- und Behandlungsentscheidungen werden dadurch fundierter getroffen, auch wenn sich die Patientendaten in einem anderen EU-Land befinden.

    Durch die Unterstützung des Datenaustauschs werden Gesundheitsdienstleister außerdem überflüssige Untersuchungen vermeiden. Das ist nicht nur positiv für den Patienten, sondern auch billiger. Forscher werden effizienten Zugang zu größeren Mengen repräsentativer Daten bekommen. Dabei sorgt eine eigenständige Datenschutzorganisation für die Vertraulichkeit der Patientendaten.

    Das gleiche gilt für Regulierungsbehörden und Entscheidungsträger. Sie werden anhand konkreter Daten die Gesundheitspolitik besser gestalten können. In Brüssel freut man sich schon auf verbesserte Gesundheitssysteme.

    Elektronische Patientenakten, intelligente Krankenhäuser, Big-Data-Konzepte und der Einsatz von künstlicher Intelligenz sind Teil der Medizin der Zukunft. Und einige davon gibt es bereits in Rumänien. Das erste intelligente Krankenhaus in Rumänien – ein Pilotprojekt, das zur Digitalisierung des gesamten Gesundheitssystems beitragen soll – soll im siebenbürgischen Neumarkt entstehen. Was beinhaltet ein intelligentes Krankenhaus? -fragten wir die Gesundheitsexpertin Cristina Berteanu.

    Die elektronische Patientenakte, Telemedizin, Cybersicherheit, Einsatz von Robotern in der Chirurgie. Außerdem die Nutzung der virtuellen Realität zur Schulung von medizinischem Personal und Ärzten, das Konzept von Big Data und die Entwicklung von Algorithmen der künstlichen Intelligenz. Die Big Data stützen sich auf die Künstliche Intelligenz in verschiedenen Bereichen der Prävention, der Gesundheitsstrategie, der Qualität, der Genauigkeit und der Schnelligkeit der Ergebnisfindung.

    In Rumänien sind revolutionäre Technologien und künstliche Intelligenz in vielen Bereichen spürbar: in der Radiologie, der Bildgebung, der Strahlentherapie und der Datenerfassung. Die neuen Technologien helfen bei der Frühdiagnose von Krankheiten, der personalisierten Behandlung und der Entdeckung des molekularen Charakters von bösartigen Tumoren, erklärt Cristina Berteanu.

  • Medizin der Zukunft: Hightech birgt Chancen und Risiken

    Medizin der Zukunft: Hightech birgt Chancen und Risiken





    Wenn wir über die Medizin der Zukunft sprechen, fallen Begriffe wie Age Tech, künstliche Empathie, Cloud Computing, maschinelles Lernen, Blockchain und andere Innovationen im Zusammenhang mit einem integrierten Technologieansatz für eine wirksamere Krankheitsprävention und -diagnose.



    Schon jetzt können die Menschen mit einfachem Zubehör wie intelligenten Uhren (Smart Watches) und Armbändern ihre Gesundheit überwachen und einen Arzttermin vereinbaren, wenn die vom Gerät gesammelten Daten dies nahelegen. Immer häufiger ist von einer Zukunft die Rede, in der Ärzte und Patienten digital verbunden sind, und gro‎ße Highetch-Unternehmen erforschen die Möglichkeiten medizinischer Eingriffe. Google hat bereits ein automatisiertes System zur Erkennung von Brustkrebs entwickelt, und Microsoft hat sich auf den Weg gemacht, Augmented und Virtual Reality (erweiterte und virtuelle Realität) in die Bereitstellung von Medikamenten einzubinden, die auf die Bedürfnisse des Nutzers zugeschnitten sind. Personalisierte Behandlungen, der sofortige Zugriff auf medizinische Daten von Patienten aus einer gemeinsamen Datenbank, auf die Krankenhäuser, Ärzte und Patienten Zugriff haben, oder die genetische Revolution gehören zu den Vorteilen der neuen Technologien im Gesundheitswesen.



    Doch die Erfassung von medizinischen Daten muss mit Datenschutz einhergehen, sagt Elena Ovreiu, Dozentin an der Polytechnischen Universität Bukarest:



    All diese digitalen Technologien, die im Gesundheitswesen eingesetzt werden, haben im Wesentlichen eine Aufgabe: Sie helfen uns, Daten zu erhalten, medizinische Daten sowohl vom Patienten, Testergebnisse, Röntgenbilder, aber auch Daten darüber, wie oft der Patient eingewiesen wurde, wie er gepflegt wurde u.a.m. Im Grunde geht es also um die Erfassung medizinischer Daten. Und dann geht es um Folgendes: Wie erhalten wir diese Daten von verschiedenen Sensoren, verschiedenen Technologien, tragbaren Sensoren? Wo speichern wir diese Daten, was machen wir mit ihnen, wie schützen wir sie? Da es sich um medizinische Patientendaten handelt, brauchen wir Datensicherheit und Cybersicherheit — das ist wesentlich! Wie organisieren wir die Information in Datenbanken, die untereinander kompatibel sind, damit sie an andere Krankenhäuser übermittelt werden können? Und hier sprechen wir über die Standardisierung und Normierung von Datenbanken. Und wenn wir sie einmal erfasst und strukturiert haben, muss man sich Gedanken darüber machen, wie man diese Daten zum Wohle des Patienten und des Gesundheitssystems nutzen kann. Rund um diese medizinischen Daten werden also viele Probleme aufgeworfen und mit Hilfe der Technologie gelöst werden müssen.“



    Eines ist sicher: Die Medizin der Zukunft wird sich zunehmend auf künstliche Intelligenz stützen, und das ist äu‎ßerst gewinnbringend in einer Zeit, in der das medizinische System nicht darauf ausgelegt war, die enorme Zunahme chronischer Krankheiten zu bewältigen, auf die derzeit mehr als 80 % der Gesundheitsausgaben entfallen. Die Vorteile der neuen Technologien sind enorm, sagen Experten: Analytik und Algorithmen der künstlichen Intelligenz können Vorteile in Bezug auf die Behandlungsqualität und -ergebnisse, geringere Kosten in den Gesundheitseinrichtungen und bessere politische Entscheidungen bringen. Cristina Berteanu, Notfallärztin, promovierte Medizinerin und Leiterin einer Arbeitsgruppe für Forschung und Entwicklung, spricht im Folgenden über die wichtigsten Vorteile der Einführung digitaler Technologien im Gesundheitswesen:



    In erster Linie helfen digitale Technologien, die Einlieferung in die Notaufnahme zu vermeiden; sie verhindern eine Verschlechterung des Zustands, indem Entscheidungen in Echtzeit getroffen werden. Die Technologie bezieht den Patienten mit ein, es ist dieses Konzept der Patientenbeteiligung, bei dem der Patient in das Management seiner eigenen Symptome und in diesen digitalen Teil einbezogen wird und seine eigene Rolle bei der Behandlung und Problemlösung spielt. Und natürlich gibt es auch weitere Vorteile wie der schnellere Zugang zu Daten, die Kostensenkung, die Tatsache, dass man diese Daten sammeln und auch später verwenden kann.“



    Die Vorteile der digitalen Technologien sind nicht von der Hand zu weisen, umso mehr der medizinische Bereich mit einem gro‎ßen Personalmangel zu kämpfen hat. Rumänien hat bestens ausgebildete IT-Fachleute und medizinische Fachkräfte und verfügt auch über eine qualitativ hochwertige IT-Infrastruktur. Aus dieser Verbindung kann ein sehr gutes Informationssystem für elektronische Patientenakten entstehen, sagt der in den USA niedergelassene Lungenfacharzt für Notfallmedizin Theo Trandafirescu:



    Das ist die Zukunft: Digitalisierung der Medizin und elektronische Gesundheitsakten. Die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung erfordert intensive, kooperative Ressourcen und starke Partnerschaften. Die Daten, die wir erhalten, sind wichtig, um Patienten, Krankheiten und die Anwendbarkeit dieser Daten zu verstehen. Die Bevölkerung hat soziale und medizinische Bedürfnisse, und wir werden diesen Bedürfnissen durch diese innovativen Ansätze weiterhin gerecht.“




    Der Arzt Theo Trandafirescu sagt ferner, dass wir bereits Zeugen einer genetischen Revolution seien. Die wissenschaftliche Welt habe sehr schnell auf dieses genomische Produkt“ reagiert, und die letzten Jahre haben eine Beschleunigung der Forschung in dieser Richtung gezeigt. Die Immunologie wird bereits erfolgreich in der Onkologie eingesetzt, aber auch bei der Behandlung anderer schwerer Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis können die Ärzte mit Hilfe der Genomik Krankheiten viel besser verstehen und eine individuelle Behandlung vorschlagen.

  • Die Regierung genehmigt neue Investitionen

    Die Regierung genehmigt neue Investitionen


    Die rumänische Regierung hat am Mittwoch die Liste von 27 medizinischen Einrichtungen oder öffentlichen Krankenhäusern genehmigt, die im Rahmen des nationalen Aufbau- und Resilienzplans (PNRR) errichtet, renoviert und ausgestattet werden sollen. Die Europäische Kommission stellt Rumänien über 2,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Exekutive zufolge soll damit Investitionen in neue medizinische Einrichtungen erfolgen, die Qualität der bestehenden Dienste verbessert sowie die Gesundheitsinfrastruktur modernisiert werden. Das Projekt umfasst nahezu 3.000 Betten in energieeffizienteren medizinischen Einheiten und mehr als 10.000 Betten, die mit digitalen Geräten ausgestattet werden sollen. Die Regierung erklärt, dass ein erheblicher Teil der neuen Investitionsziele bestehende Gebäude mit hohem Erdbebenrisiko ersetzt wird, wie das C.C. Iliescu“-Institut in Bukarest, das komplett neu gebaut werden soll. Die ausgewählten Investitionsziele wurden nach einer Bewertung durch das Gesundheitsministerium anhand von Förderungs- und Einstufungskriterien ausgewählt, die die Regierung für streng hält. Zu den medizinischen Einrichtungen, die die Kriterien für die Aufnahme in diese Finanzierungslinie erfüllten, gehören das Institut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Transplantationen in der zentral rumänischen Stadt Târgu Mureș, die neuen Abteilungen im Krankenhaus Nr. 2 in Vaslui und das Kreiskrankenhaus für Notfälle in Bistritz. Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, diesen Plan bis zum Sommer 2026 umzusetzen.




    Auf der Sitzung der Exekutive am Mittwoch wurden auch 51 Mio. Euro für die Sanierung von Schulen im Kreis Gorj bereitgestellt, die von den Erdbeben der Stärke 5 in der vergangenen Woche betroffen waren, die gro‎ße Schäden und Panik verursachten. Die Regierung will die Statik der 39 Schulen, die in die erste Erdbebenrisikoklasse eingestuft sind, sowie andere Bildungseinrichtungen stärken. Laut Entwicklungsminister Cseke Attila wird das neue Programm den Zeitaufwand für die Ausstellung von Planungszertifikaten und Baugenehmigungen verringern. Das Programm wird den administrativen und territorialen Einheiten zugutekommen, die Eigentümer der Schulgebäude sind und die Investitionsprojekte starten werden. Währenddessen bat der Premierminister Nicolae Ciucă das Bildungsministerium um eine schnelle Lösung, um die Kinder in sichere Gebäude umzusiedeln.


  • Mahdi Wardeh aus dem Libanon studiert Medizin in Cluj

    Mahdi Wardeh aus dem Libanon studiert Medizin in Cluj


    Mahdi Wardeh studiert an der Medizinischen Fakultät der Iuliu Hațieganu“ Universität in Cluj-Napoca. Er wurde in Beirut, im Libanon, geboren, wo er die ersten 5 Lebensjahre verbrachte. Anschlie‎ßend zog seine Familie mit ihm nach Syrien um, wo er weitere 6 Jahre lebte. Als er etwa 11 Jahre alt war, zog seine Familie erneut um, diesmal in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort lebte er bis Ende 2020, um anschlie‎ßend in die siebenbürgische Stadt Cluj (Deutsch Klausenburg) zu ziehen.



    Nach dem Abitur wollte Mahdi Wardeh an einer guten medizinischen Hochschule im Ausland studieren und recherchierte dafür im Internet. Er fand mehrere, verglich sie, und entschied sich, wegen des guten Rankings, für die Iuliu Hațieganu“ Universität in Cluj, in der Mitte Rumäniens.



    Hier angekommen, stand zuerst das Vorbereitungsjahr in rumänischer Sprache, Kultur und Zivilisation an der Fakultät für Literatur der Babeș-Bolyai-Universität an, die er 2021 erfolgreich absolvierte.



    Das Vorbereitungsjahr hat mir Spa‎ß gemacht, den ich lerne gerne Sprachen. Ich fand Rumänisch interessant. Am Anfang war es ein wenig schwierig, aber als ich erst einmal verstanden hatte, wie man die Wörter benutzt, wurde es einfacher. Ich hatte auch ausgezeichnete Lehrer, die mir geholfen haben, flie‎ßend rumänisch zu sprechen. Ich erinnere ich mich gerne an mein Vorbereitungsjahr.“



    Die medizinische Fakultät in Cluj-Napoca ist eine der wenigen in der Welt, die ein dreisprachiges Medizinstudium anbietet: Rumänisch, Englisch und Französisch. Im Jahr 1997 eröffnete die Fakultät die erste englischsprachige Abteilung des Landes, im Jahr 2000 folgte die französischsprachige Abteilung. Mahdi Wardeh studiert Allgemeinmedizin in Cluj-Napoca in englischer Sprache. Er hat sich schnell in das Studierendenleben in Cluj eingelebt.



    Anfangs hatte ich hier keine Freunde oder Verwandte, aber sobald das Universitätsjahr begann, fand ich viele Freunde. Einige sind wie meine zweite Familie. Ich mag das Wetter in Rumänien, es ist dem im Libanon oder in Syrien ähnlich. Die Natur ist hier wunderschön. Die Menschen sind gut, freundlich und nett. Ich fühle mich hier zu Hause.“



    In seiner Freizeit sah Mahdi Wardeh schon viel von dem, was das Land zu bieten hat.


    Ich würde sagen, dass Reisen mein liebstes Hobby ist. In Rumänien bin ich schon nach Bukarest, Braşov, Oradea, Sighisoara, zum Bran-Schloss und nach Constanța gereist. Eine Stadt, die ich sehr mag, ist Braşov, weil sie anders ist, weil sie eine wunderschöne Umgebung hat, den Tâmpa-Berg zum Beispiel, und weil sie ein sehr europäisches Gefühl vermittelt.“



    Mahdi Wardeh wird sein Medizinstudium in Cluj im Jahr 2027 abschlie‎ßen. Er möchte Chirurg werden und denkt in die Vereinigten Arabischen Emirate zurückzukehren, um dort zu arbeiten. Hauptsächlich, weil er an den dortigen Lebensstil gewöhnt ist. Doch er findet, es ist gut, auch einen Plan B zu haben. Neben der Medizin denkt er darüber nach, ein Geschäft, vielleicht ein Restaurant, zu eröffnen. Verwandte von ihm sind Geschäftsleute in Deutschland, Spanien und den Niederlanden. Bereits sein Gro‎ßvater war ein Geschäftsmann. Und für sein Geschäft zieht er Rumänien in Betracht.








  • Cantacuzino-Institut wird 100

    Cantacuzino-Institut wird 100

    Im Laufe der Jahre wurden hier Forschungen in allen wichtigen Bereichen der Mikrobiologie und verwandter Wissenschaften durchgeführt sowie Impfstoffe und therapeutische Substanzen hergestellt. Die Wissenschaftler aus dem Hause Cantacuzino arbeiten mit Kollegen aus Instituten und Universitäten im Ausland zusammen, so aus Frankreich, Deutschland, Italien, den Vereinigten Staaten, Gro‎ßbritannien, Ungarn, Japan und Russland zusammen.



    Überschattet wurde die Leistung des Instituts von Schwierigkeiten, die unüberwindbar schienen und die noch vor einem Jahrzehnt seine Existenz bedrohten. Die Rettung kam durch die Übertragung an das Verteidigungsministerium im Jahr 2017. Unterfinanzierung, häufige Führungswechsel und politische Einmischung haben die rumänische Forschungseinrichtung an den Rand des Ruins gebracht, so Premierminister Florin Cîțu bei Feierlichkeiten anlässlich der 100-Jahr-Feier. Er wies darauf hin, dass international herausragende wissenschaftliche Entdeckungen und die unermüdliche Forschung leidenschaftlicher Spezialisten die Säulen waren, die das Cantacuzino Institut in extrem schwierigen Zeiten getragen haben. Präsident Klaus Iohannis zeichnete die Einrichtung mit dem Orden für Gesundheitsverdienste im Rang eines Gro‎ßoffiziers aus. Er nutzte seine Anwesenheit in dem Institut, in dem die nach Rumänien gelieferten Anti-Covid-Vakzine gelagert werden, um die Rumänen noch einmal eindringlich zur Impfung aufzufordern. “In der unmittelbaren Zukunft werden wir eine bedeutende Anzahl von Dosen erhalten und so kann die Impfkampagne beschleunigt werden. Viele von uns haben einen geliebten Menschen verloren, andere haben schwer unter diesem Virus gelitten. Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten waren und sind enorm. Aber wir können dieser Pandemie ein Ende setzen, und ich fordere die Rumänen auf, auf den Nutzen der Impfung zu vertrauen und in gro‎ßer Zahl zu den Impfzentren zu gehen”.



    Gesundheitsminister Vlad Voiculescu, der ebenfalls bei den Feierlichkeiten im Cantacuzino-Institut anwesend war, lobte den Verlauf der Impfkampagne: “Wir haben Impfstoffe zur Verfügung – uzw ohne Probleme, in einer Menge und auf einem logistischen Organisationsniveau, das einigen westeuropäischen Ländern, mit denen wir uns sonst selten zu vergleichen wagen, deutlich überlegen ist. Wir haben einen Impfstoff, von dem wir wissen, dass er sogar bei Kindern wirkt. Beim Impfstoff von Pfizer ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir zur Impfung von Kindern im Alter von 12 bis 15 Jahren übergehen.” Im April soll Rumänien mehr als 3,3 Millionen Dosen erhalten, darunter auch die ersten Dosen des Serums von Johnson & Johnson, für das keine zweite Dosis zur Auffrischung erforderlich ist. Die Behörden hoffen, eine Impfrate von 100.000 täglich verabreichten Dosen zu erreichen. Neue Impfstellen werden eröffnet und Hausärzte werden in den Impfprozess einbezogen. Mehr als 2 Millionen Rumänen sind mit mindestens einer Dosis geimpft worden, und mehr als eine Million haben auch die Auffrischungsimpfung erhalten.



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  • Das Medizinpersonal an vorderster Front

    Das Medizinpersonal an vorderster Front

    In Rumänien liegt die Zahl der Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus derzeit viel niedriger als in westeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz oder den Niederlanden. Experten in Bukarest gehen allerdings davon aus, dass ein Gipfel Ende April erreicht werden könnte. Angesichts des schlimmst-möglichen Szenarios bereiten sich die Behörden also darauf vor, dass das Gesundheitssystem die bevorstehende Herausforderung so gut es eben geht bewältigen kann. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Am Sonntagabend wurde eine Reihe von Ma‎ßnahmen angekündigt, die sich an die Mitarbeiter des Gesundheitssystems richten. So dürfen Angehörige des medizinischen Fachpersonals nicht die Versetzung oder Entsendung während des Ausnahmezustandes ablehnen – sie müssen den Einsatz an beorderten Standorten akzeptieren und müssen nach Bedarf einspringen – auch in öffentlichen Krankenhäuser mit starkem Personalmangel in anderen Landkreisen, teilte der Leiter der Abteilung für Notsituationen, Raed Arafat am Sonntagabend mit. Er sagte auch, dass Krankenhäuser nicht mehr Patienten mit der Begründung abweisen dürfen, dass es keine Bestätigung oder Widerlegung der Infektion mit dem neuen Coronavirus gibt, so Raed Arafat: “Die Ablehung eines Patienten, der einer medizinischen Versorgung bedarf, ist strafbar. Wir weisen Manager und Abteilungsleiter sowie diensthabende Ärzte in Krankenhäusern darauf hin, dass Patienten keine Behandlung verweigert werden kann, weil es keine Bestätigung oder Widerlegung dafür gibt, dass diese Menschen auf COVID-19 positiv oder negativ sindʺ.



    Auf der anderen Seite werden schrittweise immer mehr Leute getestet, sagt Professor Doktor Alexandru Rafila, Präsident der Rumänischen Gesellschaft für Mikrobiologie: ʺDass wir Woche zu Woche, praktisch eine Verdopplung der Test-Kapazitäten sehen ist eine sehr gute Sache und ich hoffe, dass wir in ein paar Wochen in der Lage sein werden, bis zu 10.000 Menschen jeden Tag zu testen



    Inzwischen hat eine C-17 Globemaster der NATO eine zweite Lieferung von 100.000 Schutzanzügen nach Bukarest eingeflogen, die Rumänien von Südkorea gekauft hat. In der Nähe von Bukarest, im Umkreis des Instituts für Gerontologie und Geriatrie Ana Aslan ist ein Armeekrankenhaus am Samstag für einsatzbereit erklärt worden. Das Krankenhaus wird als externer Abschnitt des Militär – Notfall – Universitätsklinikums in der Hauptstadt funktionieren. Auch in Constanţa wird an einem Modularen Isolierungs-und Behandlungszentrum gearbeitet, das als Erweiterung der Infektionsabteilung des Militärkrankenhauses in der Schwarzmeerstadt fungieren wird. Schlie‎ßlich begann am Sonntag die inländische Produktion der ersten Schutzmasken, und 150 tausend Stück am Tag sollen in Kürze produziert werden.



  • Extreme Light Infrastructure: Laser-Forschungsanlage erreicht 10,9 Petawatt Leistungsstärke

    Extreme Light Infrastructure: Laser-Forschungsanlage erreicht 10,9 Petawatt Leistungsstärke

    Am 7. März kam sie nun in Tests bereits auf 10,9 Petawatt. Die Anlage, in der 150 rumänische Forscher und rund 50 Kollegen aus 20 Ländern arbeiten, ist ein Projekt, das mit über 300 Millionen Euro aus europäischen Mitteln kofinanziert wird, ist derzeit die leistungsstärkste Anlage der Welt. Die wissenschaftliche Errungenschaft von Măgurele ist eine Weltpremiere, und Nicolae Zamfir, der Generaldirektor des Nationalen Instituts für Forschung und Entwicklung für Physik und Kerntechnik Horia Hulubei“, meint, er könne den Rekord sogar übertreffen:



    10 Petawatt waren ein Meilenstein, den wir uns als europäische Forschungsgemeinschaft als Ziel gesetzt haben. »Zehn« hört sich ja gut an. Der Punkt ist, noch höher zu gehen. Wir haben mit dem bestehenden System bei Măgurele experimentiert und können die Leistung verdoppeln. Wir haben ein freies Entwicklungsfeld.“




    Die Anlage in der sonst eher unscheinbaren Gemeinde Măgurele ist Teil eines grö‎ßeren Projekts und eine internationale Laserforschungsplattform. Die Extreme Light Infrastructure — kurz ELI — verfügt au‎ßer in Rumänien über zwei weitere Standorte in der Tschechischen Republik und Ungarn. Das kumulierte Investitionsvolumen des europäischen Fonds für regionale Entwicklung beträgt mehr als 850 Mio. EUR. Die derzeitige Umsetzungsphase der drei Säulen mit ergänzenden wissenschaftlichen Profilen wird vom Konsortium der Internationalen Vereinigung ELI-Delivery koordiniert. Der rumänische Minister für Forschung und Innovation, Nicoale Hurduc, kündigte in Măgurele an, dass dieses Projekt das erste von drei strategischen Projekten in Rumänien ist.



    Es ist das wichtigste europäische Infrastrukturprojekt. Es geht um europäisches Geld und es wird uns ermöglichen, herausragende wissenschaftliche Ergebnisse zu erzielen. Es ist das erste von drei gro‎ßen Projekten: in den nächsten Jahren werden wir auch mit »Danubius« und »Alfred« durchstarten, um die Untersuchung von Kernreaktoren der vierten Generation zu ermöglichen.“




    Mit dieser Anlage könne man neue Phänomene erzeugen, um das Verhalten von Materie unter extremen Bedingungen zu beobachten, die auf der Erde noch nicht eingetreten sind und die es wahrscheinlich nur im Universum gibt. Wir versuchen, einige der Geheimnisse des Universums zu enträtseln“, sagt Physiker Nicolae Zamfir. Für ihn ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ein Traum, der vor weniger als einem Jahrzehnt begann, als die Politik beschloss, dass Rumänien an der weltweiten Ausschreibung um den stärksten Laser seiner Zeit teilnehmen würde. Die damals grö‎ßte Leistung lag unter einem Petawatt.



    Inzwischen entwickelte sich das Forschungsfeld explosionsartig, es war ein Rennen, an dem viele Industrieländer der Welt beteiligt waren. Heute gibt es über zehn Laserlabore mit über einem Petawatt Leistung, in Südkorea gibt es einen besonders leistungsstarken Laser, aber eine Leistung von 10 Petawatt wurde bisher nicht erreicht. Dabei kam der weltweit grö‎ßte Saphirkristall mit Titanionen zum Einsatz, mit einem Durchmesser von 20 cm, erläuterte der Chef der Lasereinheit, Ioan Dăncuş. Damit dieses System funktioniert, ist eine spezielle Infrastruktur erforderlich. Das gesamte Lasersystem, das Tausende von optischen und elektronischen Komponenten enthält, befindet sich auf einer Antivibrationsplatte, die es vollständig von äu‎ßeren Vibrationen abkoppelt. Aus technischer Sicht handle es sich um ein fantastisches System, erklärte der Forscher. Wir werden diesen Laser nutzen, um auf zwei gro‎ßartige Herausforderungen zu reagieren: Wir befriedigen unsere Neugierde und versuchen besser zu verstehen, was mit dem Universum um uns herum geschieht, und sind auch kreativ, denn wir wollen etwas entwickeln, das der Menschheit hilft, besser zu leben“, sagt Forscher Ioan Dăncuş.



    Die eigentlichen Experimente in Măgurele sollen im Herbst beginnen, aber die Forscher überlegen bereits, wie die Kraft genutzt werden soll, sagt auch der technische Leiter des Projekts, Călin Ur. Mithilfe des einzigartigen Lichtstroms werden im Laufe der Zeit verschiedene Bereiche erforscht werden, darunter Physik, Astronomie und Medizin. Es geht auch um ganz praktische Dinge: Der Laser hilft dabei, radioaktive Isotope zu erkennen, die Krebs behandeln können, oder bei der vollständigen Identifizierung des Inhalts radioaktiver Abfälle ohne Öffnung der Behälter, eine derzeit sehr schwierige Aufgabe. Die Anlage wird auch verwendet, um die Stoffe zu testen, die in Weltraummissionen eingesetzt werden.

  • 500.000 Studenten haben ein neues Studienjahr begonnen

    500.000 Studenten haben ein neues Studienjahr begonnen

    Rund 500.000 Studierende haben landesweit ein neues Universitätsjahr begonnen. In Rumänien gibt es derzeit insgesamt 54 Hochschulen darunter 7 Militärhochschulen. Das Studienjahr 2018-2019 hat 32 Vorlesungswochen, 6 Prüfungszeiten und vier Ferienwochen, ohne die Sommerferien. Die Bukarester Universität für Wirtschaftstudien lockt auch dieses Jahr zahlreiche Studenten, 22.000 Studierende haben am Montag ein neues Studienjahr an der berühmten Hochschule begonnen, 5.000 sind neu in das erste Studienjahr immatrikulierte Studierende. Im mittelrumänischen Târgu Mureş hat dieses Jahr eine neue Universität seine Tore geöffnet. Diese bietet die Fachrichtungen: Medizin, Pharmawissenschaft und Technologie. Die neue Hochschule, die im neuen Studienjahr 11.000 Studenten aus dem ganzen Land erwartet, enstand nachdem zwei Universitäten unter einem Dach vereint wurden. Der Prorektor der Universität Târgu Mureş, Călin Enăchescu: “Mit der Zeit kann man positive Auswirkungen erwarten, wenn man die humanen und finanziellen Ressourcen zusammenfügt. Das wird natürlich den didaktischen Prozess in unserer Universität verbessern und die Hochschule wird über mehrere Möglichkeiten aus finanzieller und technischer Sicht verfügen.”



    Auch dieses Jahr werden die rumänischen Studenten aber mit zahlreichen Problemen konfrontiert, zu den wichtigsten davon zählen die unzulängliche Finanzierung und die unzureichenden Plätze in Studentenheimen. Für viele Studenten und Eltern hat also das Studienjahr viel früher begonnen, weil sie schon seit einigen Wochen günstige Mieten in den Gro‎ßstädten suchen. Der Präsident der Nationalen Allianz der Studentenverbände Petrişor Laurenţiu Ţucă erläutert die aktuelle Situation in den rumänischen Studentenheimen: “Dieses Jahr stehen den Studierenden rund 107.000 Plätze in Studentenheimen zur Verfügung, d.h nur 23% aller Studenten können einen kriegen, die Situation finde ich beunruhigend.



    Auch im nordwestrumänischen Cluj Napoca (Klausenburg) haben rund 100.000 Studenten, Masterstudenten und Doktoranden ein neues Studienjahr begonnen. Über 5000 davon sind ausländische Studenten, die sich an der Medizinfakultät “Iuliu Haţieganu” eingeschrieben haben. In Klausenburg studiert allerdings die grö‎ßte frankophone Gemeinde in Rumänien, mit Studenten aus Frankreich, Tunis und Algerien. In Rumänien ist die Zahl der Studenten deutlich gesunken. Diese Situation ist hauptsächlich auf die sinkende Geburtenrate, mit der sich das Land seit langem konfrontiert, sowie auf die steigende Popularität der Privathochschulen zurückzuführen. Einen Rekordwert erreichten die rumänischen Hochschulen 2007 mit 900.000 Studierenden landesweit.

  • Kinderkardiologie: „100 Herzen für 100 Kinder“

    Kinderkardiologie: „100 Herzen für 100 Kinder“

    Seit 2016 können sich Ärzte in Weiterbildung für eine neue Fachrichtung entscheiden: die Kinderkardiologie. Und das dank einem Projekt, das Leben rettet. 100 Herzen für 100 Kinder“ hei‎ßt das Projekt, dem wir uns im heutigen Sozialreport widmen. Für die erfolgreiche Umsetzung von Projekten im Gesundheitswesen müssen staatliche Behörden mit den EU-Institutionen zusammenarbeiten, erfuhren wir von Cristian Grasu, Staatssekretär im Gesundheitsministerium.



    Erhebliche Anstrengungen werden unternommen, es gibt viele Stellen, die ich um Unterstützung und Finanzierung ersucht habe, ich habe dabei jedes Mal die Unterstützung der Europäischen Kommission bekommen und bin in letzter Zeit auf mehr Verständnis gesto‎ßen als beim ersten Unterfangen, und das merkt man heute. Das Projekt (100 Herzen für 100 Kinder) ist der Beweis, dass in Rumänien mit europäischen Fördermitteln viel erreicht werden kann, und dieses Projekt ist nicht das einzige. Einige kommen mit mehr Mitteln aus, andere mit weniger, vielleicht sogar auf Freiwilligenbasis, aber alle teilen das gleiche Ziel, einige Menschenleben zu retten und einige Patienten zu heilen. Derzeit ist für Rumänien die Infrastruktur eine Priorität und einer der Hauptgründe, warum wir momentan weder mit der Qualität der Gesundheitsdienste zufrieden sind, noch mit der Menge an Dienstleistungen, die wir erhalten. Wir haben ein Infrastrukturproblem: 1981 wurde das letzte öffentliche Krankenhaus in Rumänien gebaut, seither wurde eine einzige medizinische Einrichtung in Iaşi gebaut. Alle anderen Krankenhäuser stammen aus den 70er Jahren oder sind noch älter, einige darunter stehen sogar unter Denkmalschutz.“




    Der Arzt Vlad Mixich hat sich auf den Gesundheitsjournalismus spezialisiert. Er berichtet von einer der paradoxalen Gegebenheiten in Rumänen.



    Eine der Ursachen der Säuglingssterblichkeit sind die angeborenen Herzfehlbildungen, die Säuglingssterblichkeit wird mindestens einmal im Jahr in Rumänien thematisiert, wenn Statistiken veröffentlicht werden und dann ein Artikel erscheint, der zeigt, wie schlecht Rumänien dasteht. Hier gibt es allerdings ein Paradoxon: Rumänien ist zwar nach wie vor das EU-Land mit der höchsten Kindersterblichkeitsrate, aber gleichzeitig ist die Abnahme der Kindersterblichkeit von 1990 bis heute wahrscheinlich — so die Statistik — auf einige der erfolgreichsten Ma‎ßnahmen zurückzuführen, ein Erfolg der rumänischen Medizin. Weil die Abnahme der Säuglingssterberate in diesem Zeitraum eine der grö‎ßten in der Welt ist. Sie nahm sehr schnell ab, in sehr kurzer Zeit. Obwohl wir immer noch Schlusslicht sind, ist die Entwicklung sehr gut, die Dinge verbessern sich viel schneller als in vielen anderen Ländern, die dieses Problem haben.“




    Einer der Gründe für diese Verbesserung ist die Umsetzung des Projekts 100 Herzen für 100 Kinder“. Darüber sprachen wir mit Universitätsdozent Dr. Grigore Tinică, Manager am Institut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen Prof. Dr. George I.M. Georgescu“ in Iaşi, der sich diesem europäischen Gesundheitsprojekt anschloss. Das Projekt sah in erster Linie Fachausbildungen im Ausland für medizinisches Personal aller Kategorien vor, in einem sensiblen Bereich wie der pädiatrischen kardiovaskulären Chirurgie. Tinică forderte für seine Teilnahme an dem Projekt eine Mindestanzahl von operierten Kindern. Geplant waren demnach die OPs von 100 Kindern, die Zahl sei inzwischen überschritten worden, so Tinică.



    In Rumänien kommen jedes Jahr zwischen 1500 und 2000 Babys mit angeborenen Fehlbildungen zur Welt. Etwa 800–900 Kinder müssten in ihrem ersten Lebensjahr operiert werden oder jährlich, dabei werden derzeit nur 250–300 Kinder operiert. Wir kennen viele Kinder, die seit Jahren eine OP brauchen und die jetzt 10, 11, 12 und sogar 15 Jahre alt sind. Es sind sogar Erwachsene mit angeborenen Fehlbildungen, die operiert werden müssten. Insgesamt wären es etwa 1000 Fälle in Rumänien. Es gibt einige Zentren, die chirurgische Eingriffe vornehmen. Die pädiatrische Herzchirurgie ist viel komplizierter als die allgemeine Herzchirurgie, weil ein kleines Kind ein völlig unterschiedliches Universum ist.“




    Wenn das Ministerium Politiken entwickeln und Fördermittel beantragen kann und dadurch versucht, Mentalitäten zu verändern, so werden die eigentlichen Projekte von den Menschen an der vordersten Front umgesetzt: Ärzte, Assistenten, Physiker, Therapeuten. Hinzu kommen manchmal auch Vertreter der Zivilgesellschaft. Etwa der Verband Inima Copiilor“ (Kinderherz“), der Kinder mit Beschwerden unterstützt. Es handele sich dabei vor allem um Herzbeschwerden, erzählt der Verbandsvorsitzende Alexandru Popa.



    Wir haben uns entschieden, die Herzchirurgie zu unterstützen, da 2006, als unser Verein gegründet wurde, es gro‎ße Probleme bei Kindern mit Herzbeschwerden gab — damals war es die Hauptursache für die Kindersterblichkeit –, die Unfälle mal ausgenommen. Die Dinge haben sich geändert, aber nicht vollständig, nach wie vor sterben sehr viele Kinder an Herzkrankheiten, weil ihre Beschwerden nicht rechtzeitig diagnostiziert werden und der medizinische Eingriff nicht rechtzeitig erfolgt — das, weil ihre Eltern nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Wir hoffen, dass sich diese Dinge ändern. Wir haben uns bemüht, zu der Gründung dieser Zentren beizutragen und uns nicht auf die Förderung einzelner Patienten zu konzentrieren, auch wenn uns Eltern um Hilfe bitten und es uns sehr schwer fällt, ihnen oft absagen zu müssen. Durch unseren Verband sind mehr als 4 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert worden, Sponsorengelder, die wir gesammelt haben, sowie persönliche Spenden. Alles ist in das öffentliche Gesundheitswesen geflossen. Wir wollen hier weitermachen.“




    Obwohl das Projekt erfolgreich ist und Menschenleben rettet, manchmal auch das von zwei Wochen alten Babys, ist der Bedarf bei weitem nicht befriedigt. Denn eines haben uns unsere Gesprächspartner bestätigen können — es ist ein schöner, jedoch steiniger Weg.

  • Israelischer Medizinstudent: „In Rumänien ausgebildete Ärzte haben einen guten Ruf“

    Israelischer Medizinstudent: „In Rumänien ausgebildete Ärzte haben einen guten Ruf“

    Die Universität in Oradea (dt. Gro‎ßwardein) wurde im Jahre 1991 gegründet und befindet sich im Zentrum der Stadt, in einem wunderschönen Gebäude. Hier studieren sowohl Studenten aus Rumänien als auch Studenten aus dem Ausland. Mazen Bayadsi kommt aus Israel und studiert Medizin in der englischsprachigen Abteilung. Der Viertsemester erzählt, wie er sich für Rumänien entschieden hat:



    Ich habe Rumänien gewählt, weil ich mir eine neue Erfahrung als internationaler Student in diesem Land wünsche. Ich will die Ärzte aus meinem Land, die hier studiert haben und gute Fachleute sind, kennenlernen. Ein Mitglied meiner Familie hat ebenfalls in Oradea studiert. Er hat mit empfohlen, in Rumänien weiter zu studieren. Das israelische Unterrichtssystem gleicht dem rumänischen. Nur die Unterrichtssprache ist eine andere.“




    Die erste nationale Medizin- und Pharmaziehochschule in Rumänien wurde vor einem Jahrhundert gegründet. Die Tradition des Medizinunterrichts wurde erfolgreich in unterschiedlichen rumänischen Universitätszentren fortgesetzt. Oradea zählt unter den Städten mit den meisten ausländischen Studenten. Vielleicht werden sie auch von der mittelalterlichen Burg herangelockt. Mazen Bayadsi dazu:



    Oradea ist eine ruhige Stadt. Sie ist wunderschön, hat viele Parks und touristische Sehenswürdigkeiten. Ich habe auch andere Städte besucht wie Cluj (Klausenburg), Sibiu (Hermannstadt), Timişoara (Temeswar), Sighişoara (Schä‎ßburg). Alle haben mir gefallen, aber am meisten gefiel mir Sighişoara, weil sie in einer Gebirgsregion liegt. Die engen Gassen haben mich sehr beeindruckt.“




    Obwohl Mazen Bayadsi in English studiert, spricht er auch Rumänisch. Wie hat er Rumänisch gelernt?



    Ich habe mit einer Kollegin studiert. Es ist sehr schwer, nur aus Büchern zu lernen. Ich habe auch mit den Leuten in der Stadt geübt. Fremdsprachen zu lernen, ist mein Hobby. Rumänisch ist eine ganz schöne Sprache. Die Rumänen sind gastfreundlich. Wenn man um Hilfe bittet, dann bekommt man sie. Ich habe Freunde unter den Kollegen. Über die Speisen kenne ich fast nichts. Ich habe bis jetzt keine traditionellen Speisen gegessen, aber ich möchte die mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter probieren.“




    Über seine Zukunftspläne sagte uns unser Gesprächspartner folgendes:




    Ich will meine Zeit als Assistenzarzt hier verbringen und werde danach darüber nachdenken, was ich weiter tun werde. Ich fühle mich in Rumänien wie zu Hause. Die Stimmung ist ganz gut, es gefällt mir sehr. Als ich kam, sprach ich überhaupt kein Rumänisch. Das war mein einziges Problem. Aber jetzt ist alles gelöst. Ich will mich bei der Leitung der Fakultät bedanken, weil sie uns sehr viel unterstützt. Gleichzeitig bedanke ich mich bei RRI für das Gespräch.“




    Mazen Bayadsi fährt zweimal im Jahr, in den Winter- und Sommerferien, nach Israel, wo er seine Familie und die alten Freunde wiedersieht.

  • Anfänge der modernen rumänischen Medizin: Carol Davila und Nicolae Kretzulescu

    Anfänge der modernen rumänischen Medizin: Carol Davila und Nicolae Kretzulescu

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben rumänische Ärzte, die in Westeuropa ausgebildet worden waren, in ihrem Heimatland medizinische Bildungseinrichtungen und moderne Kliniken gegründet. Namhafte Mediziner wie Nicolae Kretzulescu und Carol Davila gelten heute als Vertreter einer Generation von Ärzten und Philanthropen, die Medizinabsolventen weiterbildeten, das Schicksal der rumänischen Medizin stark prägten und sie an die westlichen Standards der Epoche heranführten.



    Die Anfänge der Medizin als Wissenschaft sind auf die Renaissance zurückzuführen, die ersten Informationen mit wissenschaftlichem Charakter im geographischen Raum Rumäniens datieren vom dem Ende des 17. Jahrhunderts, aus der Zeit der Herrschaft von Constantin Brâncoveanu (1688–1714). Der Fürst der Walachei hat an seinem Hof griechische Ärzte sowie einen elsässischen und einen venezianischen Arzt empfangen, die ihm neue Methoden vorstellen, die später, beim Auftreten einer Epidemie, als Impfung zur Eindämmung der Krankheit eingesetzt wurden. Was die Bildungseinrichtungen angeht, wurde damals in den sogenannten Fürstenakademien die Jatrosophie ausgeübt, eine Mischung zwischen Philosophie und empirischer Medizin. Die Fürstenakademien bildeten die Grundlage für die medizinischen Bildungseinrichtungen im 19. Jahrhundert.



    Der Arzt Octavian Buda, Professor für Medizingeschichte an der Medizinischen und Pharmazeutischen Universität Carol Davila“ in Bukarest, erläutert die Anfänge der modernen Medizin in Rumänien:



    Dieses Argument der Weiterbildung in Westeuropa gilt auch als Antriebskraft für neue Staatspolitiken. Besonders interessant finde ich den Vergleich, den die Rumänen im 19. Jahrhundert mit Belgien machten. Sie schmeicheln sich selbst, indem sie sich selber als Vertreter eines sogenannten Belgiens des Orients bezeichnen. Das ist nicht durch die partielle Latinität Belgiens zu erklären, sondern dadurch, dass Belgien in der heutigen Form erst um das Jahr 1830 bestand, und die rumänischen Fürstentümer vereinigten sich auch relativ spät. Die Rumänen bestanden auf solche Vergleiche zwischen rumänischen und belgischen Institutionen, und beide Länder hatten die Fähigkeit, neue Institutionen zu gründen. So zum Beispiel das erste Physiologische Institut, das im Jahr 1892 von Alexandru Viţu gegründet wurde, der als Vater der biologisch-physiologisch-medizinischen Forschungen gilt. Er hatte sich in Belgien im Bereich der Biomedizin weitergebildet.“




    Die Dynamik der Modernisierung war in allen Schichten der rumänischen Gesellschaft spürbar. Einen bedeutenden Platz nahmen in diesem Prozess die Bildungseinrichtungen ein, und der erste gro‎ße Name der rumänischen medizinischen Ausbildung ist der Franzose Carol Davila. Octavian Buda:



    Die eigentliche Modernität beginnt bei den damaligen Institutionen mit einer generellen Modernisierung im Zuge der Wirksamkeit der sogen. Organischen Reglements. Als erstes werden ein Ärztekollegium und drei gro‎ße Krankenhäuser — Colţea, Pantelimon und Filantropia — in Bukarest gegründet. Mithilfe von privaten Finanzmitteln der Bojaren, der ehemaligen Adeligen unterhalb des Ranges des Fürsten, wird eine öffentliche Einrichtung gegründet, auf deren Grundlage ein koordiniertes System medizinischer Praktiken entsteht. Die Gründung einer Medizinuniversität lag jedoch in weiterer Ferne. Durch das Zusammentreffen günstiger Umstände kam Carol Davila in das damalige Fürstentum Walachei, heute Teil Rumäniens. Laut einer Notiz von 1852, die einem der grö‎ßten Chirurgen der Epoche, Constantin Dumitrescu-Severeanu, zugeschrieben wird, wurde an die Anschlagtafel der Medizinfakultät in Paris eine Anzeige geheftet, die den französischen Studenten bekanntgab, dass zwei Staatsoberhäupter der Epoche einen Arzt in ihre Heimatländer einladen möchten. Eine Einladung war vom walachischen Fürsten Barbu Ştirbey, die andere vom Schah des Irans unterzeichnet. Laut Severeanu habe der Dekan der Medizinuniversität in Paris, dessen Sohn der Chef der Französischen Gesandtschaft in Bukarest war, den jungen und eifrigen Davila davon überzeugt, ins lateinische Schwesterland Frankreichs, die Vereinigten Fürstentümer der Walachei und Moldau zu reisen. Severeanu bezeichnet Davila als entscheidende Antriebskraft der rumänischen Modernisierung. Severeanu wird allerdings später einer der ersten rumänischen Ärzte, die seit 1860 Regierungsstipendien bekommen werden und auch einer der ersten Absolventen der rumänischen medizinischen und pharmazeutischen Universität.“




    Die modernen Änderungen in der rumänischen Medizin sind so tiefgreifend, dass sie auch auf sprachlicher Ebene spürbar werden. Octavian Buda kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Eine besonders starke Persönlichkeit in der damaligen rumänischen Gesellschaft war Nicolae Kretzulescu. Der in Paris ausgebildete ehemalige Premierminister, der ebenfalls die Ämter des Au‎ßen- und Innenministers sowie des rumänischen Botschafters in Russland bekleidete, war ein naher Freund des ersten Herrschers der Vereinigten Fürstentümer, Alexandru Ioan Cuza. In Rumänien gilt er ebenfalls als Gründer einer medizinischen Fachsprache. Damals wurde das kyrillisch-lateinische Übergangsalphabet durch das lateinische Alphabet ersetzt, und eine medizinische Fachsprache schien höchst notwendig zu sein. Im Zeitraum 1840–1850 werden erste Wörter in die medizinische Fachsprache eingeführt, die ihre Herkunft in der französischen Sprache haben. Nicolae Kretzulescu setzt sich dafür ein, dass die rumänische Fachsprache modernisiert wird, und im Jahr 1842 übersetzt er ein Lehrbuch für deskriptive Anatomie aus dem Französischen. Das führt zu einer Wende in der rumänischen Fachsprache, die sich insbesondere in der Medizin spüren lie‎ß. Ehemalige Medizinbegriffe, die ihre Herkunft im Griechischen hatten, wurden durch moderne, französische Begriffe ersetzt, und so halten in der rumänischen Fachsprache Begriffe Einzug wie ‚optische Nerven‘, ‚Wirbel‘, ‚Hohlraum‘, ‚Halswirbel‘ u.a.m., die im Rumänischen aus dem Französischen übernommen wurden. Für einen Politiker ist sein Einsatz in diesem Bereich bemerkenswert. Im Bewusstsein der Gesellschaft galt ein solches Engagement in der Entwicklung der Medizin als Merkmal der Elitezugehörigkeit.“




    Die moderne Medizin erfreut sich in Rumänien einer besonderen Tradition, und unter den Nobelpreisträgern Rumäniens zählt auch ein Arzt: George Emil Palade.

  • Nigerianischer Medizinstudent setzt auf heilende Kraft der Klänge

    Nigerianischer Medizinstudent setzt auf heilende Kraft der Klänge

    Die rumänische Medizinschule hat in Afrika einen guten Ruf. Deshalb kommen auch relativ viele Studenten aus Afrika nach Rumänien, um Medizin zu studieren. Einer von ihnen ist Omole Oluwatobiloba aus der nigerianischen Hauptstadt Lagos. Er wollte schon immer Arzt werden und begann sein Studium an der privaten Universität Igbinedion Okada“ im Südwesten Nigerias. 2011 kam er nach Rumänien und setzte sein Studium an der Bukarester Medizin- und Pharmakologie-Universität Carol Davila“ fort.



    Unser Treffen mit Omole Oluwatobiloba verlief wie die meisten Treffen mit unseren Gästen in dieser Rubrik. Wir haben ihn zuerst gebeten, uns zu sagen, was sein Name bedeutet.



    In meiner Sprache bedeutet ‚Oluwa‘ ‚Gott‘, ‚tobi‘ bedeutet ‚gro‎ß‘ und ‚Ioba‘ ‚König‘. Mein Name könnte dann als Gott ist gro‎ß als König“ übersetzt werden. Ich komme aus Nigeria und bin Student im 4. Jahr an der Bukarester Medizin- und Pharmakologie-Universität »Carol Davila«. Die Medizin in Europa ist technologisch fortgeschrittener. In Rumänien ist es kostengünstiger, zu studieren, aber die Medizin-Fakultät ist sehr gut. Ich wei‎ß das, hier wurde ja schlie‎ßlich das Insulin entdeckt.“




    Wir haben Omole Oluwatobiloba gefragt, was ihm am meisten in Rumänien gefällt, und ihn gebeten, sein Herkunftsland Nigeria kurz zu beschreiben.



    In Rumänien gefallen mir in erster Reihe die Menschen. Sie sind sehr offen und hilfsbereit. Darüber hinaus bietet Rumänien viele Opportunitäten. Viele wissen das nicht, es gibt aber viele Opportunitäten. Auch das Gebirge gefällt mir. Ich habe Braşov und Buşteni besucht. Die reiche Kultur mag ich auch. Nigeria ist auch ein sehr schönes Land. Wir sind jetzt 200 Millionen Menschen, es ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Wir sind sehr viele und sehr unterschiedlich. Die nigerianische Kultur ist auch sehr reich, und unser Essen ist sehr köstlich.“




    Unseren Gast haben wir auch gefragt, was ihm in Rumänien und Nigeria nicht gefällt.



    Die Korruption. Die Menschen, die an die Macht kommen, die vorher sagen, dass sie sich für die Bürger einbringen möchten, und daher deine Stimme wollen und nachher nichts mehr tun. Oder nur die Hälfte der Versprechen einhalten. Hier ist es genauso.“




    Omole möchte Kinder-Psychiater werden. Er glaubt sehr stark an die Wirkung der Musik-Therapie, denn er selbst spielt Musik.



    Die Musik ist ein Geschenk Gottes an die Menschheit. Meine Musik hat eine Botschaft, geht von meiner Seele zu einer anderen über. Das ist das Ziel meiner Musik. Ich bin in einer Musiker-Familie aufgewachsen. Mein Vater spielte die Flöte und hatte eine schöne Stimme. Meine beiden Schwestern konnten auch singen. Ich spiele mehrere Instrumente: Bassgitarre, Klavier, Saxophon und Schalgzeug.“




    Am 25. März 2016 wird Omole Oluwatobiloba im Bukarester Kinder-Palast konzertieren.



    Es wird ein Profi-Konzert sein, mit einem Chor von 25 Personen und mit einer Band. Es wird einen roten Teppich geben und eine afrikanische Ausstellung. Es wird wunderbar sein, das wei‎ß ich schon.“




    Omole ist ein positiver und ausgewogener Mensch. Seine menschlichen Eigenschaften zusammen mit seinen erworbenen Kenntnissen werden in der Zukunft den Kranken helfen.

  • Medizinstudentin aus Malaysia: Auslandsstudium bewirkt Wandel der Denkweise

    Medizinstudentin aus Malaysia: Auslandsstudium bewirkt Wandel der Denkweise

    Anisha Kumari kommt aus der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Die junge Frau, deren Name in ihrer Muttersprache so viel bedeutet wie hoffnungsvolle Prinzessin“ will OP-Ärztin werden und studiert seit 2011 Medizin an der Carol-Davila-Universität in Bukarest. Ihre Entscheidung für Rumänien kam nicht von ungefähr, erzählt sie:



    Meine ältere Schwester wollte ihrerzeit in Europa studieren und Rumänien war das einzige Land, wo sie sich das Studium leisten konnte. Dazu kommt, dass der Mann der malaysischen Botschafterin in Bukarest mit meinem Vater befreundet war. Er hat meiner Schwester Rumänien empfohlen und ihr hat das Land auch echt gefallen. Ich hätte eigentlich in Russland studieren müssen, aber dann hat mir meine Schwester erzählt, wie gut es hier ist, und mein Vater sagte, es wäre schön, am gleichen Ort zu studieren wie meine Schwester. Übrigens hat auch mein Bruder in Rumänien studiert — aber in Ploieşti. Vor zwei Jahren hat er dort ein Studium der Ingenieurswissenschaften im Erdöl- und Erdgasbereich abgeschlossen. Meine Schwester wird bald mit dem Medizinstudium fertig, ich habe noch acht Semester vor mir. Meine kleinere Schwester wird ebenfalls in Bukarest studieren. Also eine Familie mit drei Ärzten und einem Ingenieur — und alle haben in Rumänien studiert.“




    Das Studium war eine völlig neue Erfahrung für die junge Frau aus Kuala Lumpur:



    Ich wusste ehrlich gesagt nichts über Rumänien. Nur, dass Dracula von hier stammt. Als ich meinen Freunden über mein Studium erzählte, fragten alle, wo denn Rumänien liegen würde. Ich sagte ihnen, dass es irgendwo in der Nähe der Türkei sei, und dann konnten sie das irgendwie nachvollziehen. Sie wunderten sich nur, warum ich so weit weg will. Meine Schwester hatte mir nur erzählt, dass es ein schönes Land sei, wo es kälter und weniger modern als in Asien ist. Das ist mir dann auch tatsächlich hier aufgefallen. Zuhause haben wir nur zwei Jahreszeiten, Regen und Trockenheit. Alles ist grün, die Bäume sehen immer gleich aus. Und wir haben auch andere Blumen, Hibiskus und Orchideen blühen überall. Rumänien hat aber Winter, wo alles wei‎ß ist. Und Herbst, wo alles vergilbt. Im Frühling grünt dann wieder alles, der Sommer ist farbenprächtig. Dieses Wechselspiel der Farben gefällt mir sehr.“




    Doch nicht nur optisch gibt es viele Unterschiede. Für die junge Malaysierin bedeutet die Studienzeit hier auch eine Auseinandersetzung mit anderen Denkweisen.



    Eine solche Erfahrung verändert dich als Mensch. Als ich bei meinen Eltern wohnte, hatte ich keine Ahnung, was es bedeutet, wirklich unabhängig zu sein. Hier habe ich dieses Gefühl; meine Mutter ist nicht da, um zu kochen. Ich musste das selbst erledigen. Als ich zurück in Malaysia war, sah ich die Dinge aus einer unterschiedlichen Perspektive. Die Denkweisen in Asien und Europa sind sehr unterschiedlich. In Asien ist man nicht so veränderungswillig wie in Europa, wo die Menschen ermutigt werden, sich zu verändern — das hat mir sehr gefallen. Das ist eine Herausforderung. So wird man reifer. Jeder Mensch müsste das tun. In Asien hängt vieles von der Familie ab. Ich komme aus einer sehr weltoffenen Familie. Aber auch die Gesellschaft ist sehr wichtig, es gibt Regeln, an die man sich halten muss. Als Individuum wird man von der Gesellschaft stark beeinflusst. Hier musste ich feststellen, dass die Meinung der anderen nicht so wichtig ist, der Druck der Gesellschaft ist nicht ganz so stark. Hier hängt vieles von dir selbst ab. Diese Denkweise habe ich auch nach Asien mitgebracht und viele in meinem Umkreis haben festgestellt, dass ich mich positiv verändert habe. Eine Studienerfahrung im Ausland bewirkt so einen Wandel der Denkweise — und es lohnt sich.“



    Deutsch von Alex Gröblacher

  • Brandkatastrophe im Bukarester Klub: Rumänien steht unter Schock

    Brandkatastrophe im Bukarester Klub: Rumänien steht unter Schock

    Rumänien ist im Schockzustand nach der Tragödie von Freitagnacht in Rockklub Colectiv, in Bukarest. Hunderte Jugendliche die an einem Konzert der Gruppe Goodbye to Gravity teilgenommen haben, sind Opfer eines Brandes geworden. Die Ursache waren Feuerwerke, die in der Show zu Einsatz gekommen sind. Jegliche Worte sind überflüssig, haben sich viele gestern gesagt und haben am Sonntag an einem Schweigemarsch teilgenommen. Ca 12.000 Menschen haben auf diese Weise der bis dahin 30 Toten und den zahlreichen Verletzten, viele davon schwer, gedacht. Der Aufruf zum Marsch ging über Facebook. Die ersten, ca. 1.000 Menschen, hatten sich auf dem symbolträchtigen Universitätsplatz in Bukarest versammelt, ihnen schlossen sich auf dem Weg zum Ort des tragischen Geschehens immer mehr an. Menschen aller Altersgruppen gingen schweigsam Schulter an Schulter. Es war vieldeutiger als Worte es hätten ausdrücken können. Eine Teilnehmerin erklärte:



    Es stimmt, dieses schlimme Ereignis hat alle beeindruckt. Das kann keiner kommentieren, oder besser gesagt ich kann es nicht. Ich komme gerade von der Kapelle, wo ein Bekannter hinterlegt wurde. Ich kann nichts mehr sagen. Es ist schockierend.“



    Eine andere sagte uns:



    Ich hätte auch dort sein können, jeder von uns hätte dort sein können. Ich hoffe die Behörden werden alles sorgfältig untersuchen und nichts verheimlichen. Die Schuldigen müssen dafür zahlen.“



    An der Stelle der Tragödie, nun ein riesiger Ort des Gedächtnisses, in einem Meer von Kerzen und Blumen, waren an die 2.000 Menschen. Der Opfer gedachten dort auch Landespräsident Klaus Iohannis, die Thronfolgerin des Rumänischen Köngishauses, Margareta, die Botschafter der Vereinigten Staaten und Frankreichs, Hans Klemm und François Saint-Paul, zahlreiche rumänische Kulturschaffende. Zum Gedenken der Toten sind auch in anderen rumänischen Ortschaften Blumen hinterlegt und Kerzen angezündet worden.



    Die Solidarität mit den Opfern ging aber noch viel weiter. Das medizinische Personal hat sich auf exemplarische Weise mobilisiert, freiwillig boten Medizinstudenten ihre Hilfe an. Die Zahl der Blutspender ist um das 3-fache gestiegen. Medizinische Hilfe kam auch aus dem Ausland: aus Frankreich und Israel. Unter anderen hat auch die Botschafterin Israels, Tamar Samash, Blut gespendet. Freiwillige verteilen Essenspakete und Getränke an Spender und Mediziner. Mehrere Nahrungsmittelketten haben verschiedene Produkte gespendet. Andere Gesellschaften übernahmen die Reisekosten für Angehörige oder Blutspender. Der Berufsverband der Psychologen bietet kostenlose Unterstützung für die Familien der Opfer und eine Anwaltskanzlei will die Angehörigen kostenlos vor Gericht vertreten.

  • Kalt ist cool: Nigerianische Medizinstudentin liebt rumänischen Winter

    Kalt ist cool: Nigerianische Medizinstudentin liebt rumänischen Winter

    Die junge Afrikanerin kommt aus einer Stadt im Südosten von Nigeria und studiert heute im 6. Semester an der Medizin- und Pharmauniversität Victor Babeş“ in Timişoara. Schon als Kind wollte sie Ärztin werden, und weil Abenteuerlust und Fernweh sie packten, sah sie sich um nach passenden Studienplätzen — und ihre Entscheidung fiel auf Timişoara — und zwar nicht ganz zufällig:



    Das ist eine interessante und lustige Story: Ich hatte mich schon für Rumänien generell entschieden und ging die Liste der Hochschulen im Land durch — da stie‎ß ich auf den Namen »Victor Babeş«. Aufgrund der Schreibweise dachte ich, das hat etwas mit Babys zu tun, und weil ich Kinder mag und Kinderärztin werden will, war das ganz interessant. Ich war froh, eine Hochschule zu finden, die schon vom Namen her auf Kindermedizin spezialisiert ist.“



    In Rumänien angekommen, blieb die junge Frau für einige Wochen in Bukarest — dort wurde sie gefragt, warum sie denn unbedingt nach Timişoara will, das sei ja so weit von Bukarest. Darauf sagte sie, nach Timişoara zu wollen, weil sie dort mit Kindern arbeiten werde. Und dann sah sie natürlich, dass der Name Victor Babeş“ — übrigens ein berühmter rumänischer Pionier der Bakteriologie — nichts mit Kindern per se zu tun hat. Aber das macht nichts, weil die junge Medizinstudentin sich in Timişoara schon ein wenig wie zuhause fühlt. Sie stehe, erzählt sie, eher auf kleinere Städte, nicht auf geschäftige Gro‎ßstädte — auch zuhause in Afrika vermeidet sie es, mehr als eine Woche in einer solchen Stadt zu bleiben. Bukarest gefiel ihr beispielsweise weniger.



    Nach nur drei Jahren in Rumänien spricht Chinyere die Landessprache recht passabel, auch wenn sie sich schwer tat mit Aussprache, Wortschatz oder Grammatik:



    Die Sprache war das schwierigste überhaupt. Ich sprach kein Wort, als ich nach Rumänien kam, unsere Gruppe hatte aber eine echt gute und eifrige und nette Lehrerin. Wir haben also gut gelernt, aber ganz ehrlich gesagt, war es nicht leicht — und es ist immer noch schwer.“



    Zum Glück, lacht sie, kann man aber im Medizinstudium auch auf die griechischen oder lateinischen Fachbegriffe ausweichen.



    Im rumänischen Banat fühlt sich die junge Nigerianerin ein wenig wie zuhause, weil die Leute hier sehr freundlich und offen sind. Was sie am meisten mag, ist aber überraschenderweise das Klima:



    Das klingt zwar seltsam, aber mir liegt das Wetter. Ich mag die Kälte — und am meisten habe ich mich gefreut, als es geschneit hat und ich zum ersten Mal Schnee gesehen habe. Das war toll für mich — ich habe Fotos gemacht und sie nach Hause geschickt! Ich hatte über Schnee gelesen, Schnee in der Presse gesehen — aber nie echten Schnee erlebt. Das hat mich beeindruckt und ich werde das nie vergessen.“



    Schnee fand Chinyere so gro‎ßartig, dass sie in Straja in den Karpaten sogar Schifahren lernte. Natürlich sei sie auch oft auf die Nase gefallen, aber nicht zu schlimm, erzählt sie und schwärmt immer noch: das schönste Erlebnis in diesen Jahren in Rumänien, denn die Stadt sieht von ganz oben sehr schön aus.



    Bei aller Abenteuerlust hängt Chinyere aber an ihrer Heimat — dort sind auch ihre Eltern und ihre sechs Geschwister geblieben, die ihr immer Mut machen und ohne deren Unterstützung sie nicht auskommen würde. Deshalb will sie nach dem Studium zurück nach Nigeria:



    Dort will ich leben und arbeiten. In Rumänien, in Timişoara, hier habt ihr alles, was ihr braucht. Überall gibt es Ärzte aller Art, Zahnarztpraxen usw.… Bei uns ist das noch nicht so. Und deshalb gehe ich nach dem Studium zurück nach Hause — mein Herz ist dort geblieben. Ich würde gerne den Menschen dort helfen.“