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  • Medizin: Organverpflanzungen in Rumänien nehmen zu

    Medizin: Organverpflanzungen in Rumänien nehmen zu

    In Rumänien wurde vor 10 Jahren die sogenannte Nationale Transplantations-Agentur gegründet. Seitdem ist die Anzahl der Organ- und Gewebetransplantationen um 25-30% jährlich gestiegen. Allein im vergangenen Jahr wurden über 400 Transplantationen durchgeführt (275 Nieren-, 122 Leber- und eine Herztransplantation).



    Von allen Arten von Transplantationen verläuft die Lebertransplantation am schwierigsten. Die meisten Spender sind bereits hirntot. In den restlichen Fällen handelt es sich in der Regel um einen einwilligungsfähigen Familienangehörigen. Über 400 Personen sind auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. Die meisten Spenden fanden im vergangenen Jahr statt, dabei wurde der Rekord im Bereich der Lebertransplantationen eingestellt, erklärt Irinel Popescu, der Leiter der Abteilung für Leberchirurgie und -transplantationen der Bukarester Fundeni-Klinik. Er leitete die erste in Rumänien durchgeführte Lebertransplantation.



    2013 war ein au‎ßerordentliches Jahr. Das bedeutet, im vergangenen Jahr haben wir einen regelrechten Sprung in der Statistik gehabt, es war keine progressive Entwicklung. Bei den Lebertransplantationen sprang die Zahl von 75 im Jahr 2012 auf 122 im darauffolgenden Jahr. Es war also ein absolut bemerkenswerter Sprung. Verglichen mit 2013 ist 2014 vor allem die Anzahl der OPs konstant geblieben. In der Klinik Fundeni hatten wir bislang 41 Lebertransplantationen, also wird bis Ende des Jahres eine ähnliche Zahl wie im Vorjahr erreicht, oder etwas darüber. Ein weiterer Erfolg ist der Start des zweiten Transplantationsprogramms beim St. Marien-Krankenhaus. Dort wurden bereits drei Transplantationen durchgeführt. Au‎ßerdem hat es uns eine Freude bereitet, die Kollegen in Chişinău zu unterstützen, die die ersten Transplantationen in der Moldaurepublik durchgeführt haben, mit Leberspenden von lebenden und hirntoten Patienten. Ich würde mir wünschen, auch andere Arten von Transplantationen einführen zu können. Bislang wurden in Rumänien noch keine Lungen- oder Dünndarmtransplantationen durchgeführt. Ich hoffe, dass dies in Zukunft auch möglich sein wird.“




    Etwa 2 Millionen Rumänen leiden an Hepatitis. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann sie zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Die ersten erfolgreichen Lebertransplantationen fanden bereits im April 2000 an der Fundeni-Klinik in Bukarest statt. Zwei Patienten berichten aus ihrer Erfahrung:



    Ich litt an einer Leberzirrhose und musste mich deshalb einer Transplantation unterziehen. Zu dem Zeitpunkt war in Rumänien kein derartiger Eingriff erfolgreich verlaufen. Dennoch hat mich Professor Irinel Popescu im März 2000 operiert und heute, nach 14 Jahren also, geht es mir sehr gut.“



    Ich bin 64 Jahre alt, bin aus Buzău und fühle mich sehr gut, ich habe keine gesundheitlichen Probleme mehr. Ich hatte dasselbe Problem, hatte eine Leberzirrhose in der Terminalphase. Ich habe mich mit der Transplant-Abteilung in Bukarest in Verbindung gesetzt, wusste aber damals nicht, dass die Transplantation auch in Rumänien möglich war. Ich wollte ins Ausland gehen, weil ich dachte, wir verfügen hier über die notwendigen Mittel nicht. Aber Herr Professor versicherte mir, hier würden alle Standards für eine Transplantation erfüllt, wie überall auf der Welt auch. Damals waren nicht sehr viele Personen auf der Warteliste, es gab jedoch wenig Spender. Als eine kompatible Leber verfügbar wurde, haben sich mich angerufen und ich wurde operiert.“




    Die Herztransplantationen sind in Rumänien nach zweijähriger Unterbrechung in Neumarkt/Târgu Mureş und im Bukarester Notkrankenhaus Floreasca wieder aufgenommen worden. Ab 1999, dem Jahr der ersten Herztransplantation, und bis vor zwei Jahren hatten die Ärzte in Neumarkt beachtliche Leistungen erzielt: im Schnitt 10 Transplantationen im Jahr.



    Insgesamt stehen über 3600 Menschen auf den Wartelisten, die meisten auf der Suche nach einer kompatiblen Niere, andere warten auf eine Leber, eine Bauchspeicheldrüse oder ein Herz. Die aus der Staatskasse für das Transplantationsprogramm freigegeben Summen decken ein Fünftel des Bedarfs, man erwartet eine Haushaltskorrektur in Sommer. Ärzte sagen, dass die Transplantationsaktivitäten an sich schlecht entlohnt würden, lassen die Patienten aber gleichzeitig hoffen, wie Professor Dr. Mihai Lucan von der Nierentransplantationsklinik in Cluj/Klausenburg berichtet.



    Rumänien hat sich in diesem Bereich hervorragend entwickelt. Das Schicksal hat uns in eine Region Europas projiziert, die uns andere Denkweisen im Gesundheitsbereich näherbringen sollte. Nichtsdestotrotz gibt es einige Sturköpfe, die nach wie vor die Transplantationsaktivitäten auf demselben Niveau der entwickelten Länder halten wollen, was sicherlich viel mehr Geld kostet, als Rumänien derzeit zur Verfügung hat. Im letzten Jahr hat man in der Tat einen Riesenfortschritt erreicht, als die Spendenrate nach Hirntod viel höher war als in vielen entwickelten Ländern. Wir können also mehr erreichen, es geht auch besser.“




    2006 wurden im Institut für Transplantationen und Urologie die ersten Bauchspeicheldrüsen verpflanzt. Bislang fanden 11 Transplantationen statt, sagt Mihai Lucan.



    Die Entwicklung war am Anfang nicht sehr gut. Das ist ein Bereich der Transplantationsmedizin, der von sehr vielen Entwicklungsfaktoren abhängt. Die Bauchspeicheldrüse ist extrem empfindlich gegenüber jeglichen Eingriffen und in der postoperativen Phase gab es sogar 11 Neueingriffe wegen der akuten Schübe von Pankreatitis, den Patienten ging es aber am Ende gut. Beginnend mit diesem Jahr sind wir ein wenig anders vorgegangen, gemeinsam mit einem Team aus Italien und Österreich. Die Ergebnisse lassen sich sehen, es finden doppelte Transplantationen statt. Man verpflanzt eine Niere und die Bauchspeicheldrüse gleichzeitig. Auf der Warteliste stehen derzeit die Namen von 30 Patienten.




    Zurzeit gibt es in Rumänien 40 Zentren für die Organ-Entnahme. Auf europäischer Ebene entfallen auf 1 Million Einwohner jährlich 20-25 Spender. Es gibt Länder wie Spanien, in denen man eine Zahl von 40 Organspendern erreicht hat. Rumänien ist am Ende der Tabelle zu finden — vier Spender entfallen auf 1 Million Einwohner. Um den europäischen Durchschnitt zu erreichen, müssten sich landesweit 300 Spender anmelden. Und das ist bei einem einzigen Leberzentrum in Fundeni, drei Nierenzentren in Bukarest, Cluj und Iaşi und zwei Herzzentren in Bukarest und Neumarkt nur schwer zu erreichen.



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  • Medizinforschung: Telozyte und ihre Rolle in der Leberregeneration

    Medizinforschung: Telozyte und ihre Rolle in der Leberregeneration

    Telozyte sind die Zellen der Hoffnung, die Hoffnung der bisher als unheilbar krank eingestuften Patienten auf Genesung. Diese wurden vor vier Jahren im Bukarester Institut für Pathologie Victor Babeş“ entdeckt. Telozyten sind Zellen mit kleinem Körper, aber au‎ßerordentlich langen Verlängerungen, die mit Stammzellen im Tandem zusammenarbeiten. Die Entdeckung erfolgte eigentlich 2005, als die Forscher die neuen Zellen ursprünglich Cajal-like“ benannten, aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit den interstitiellen Cajal-Zellen, die den Namen ihres Entdeckers tragen. Die nachträglichen Studien haben bewiesen, dass die Eigenschaften dieser Zellen sich stark von denen der Cajal-Zellen unterscheiden.



    Die neuesten Forschungen haben zum Vorschein gebracht, dass Telozyten bei der Regenerierung der Leber eine Rolle spielen und für die Heilung des Herzmuskels nach einem Infarkt durch die Bildung neuer Kapillargefä‎ße eingesetzt werden könnten. Das Akademie-Mitglied Laurenţiu Popescu, Leiter des Victor Babeş Instituts und Entdecker dieser Zellen, sagt, dass Telozyten sogar in den Herzklappen entdeckt wurden. Vollständig konfigurierte Organe mit allen ausgereiften Zellen, die bei Tieren verpflanzt wurden, haben es geschafft, für eine Zeitlang zu funktionieren. Es ist etwas, woran vor 20 Jahren noch keiner gedacht hat, nicht einmal der optimistischste Forscher“, erklärt Akademie-Mitglied Ionel Sinescu, Rektor der Bukarester Medizin- und Pharmazieuniversität Carol Davila“.



    Bislang wurde die Rolle der Telozyten nur auf Versuchskaninchen in Labors getestet, aber nun eröffnet diese Entdeckung das Tor zur Heilung schwerer Krankheiten wie Herzinfarkt oder Zirrhose. Die Perspektiven seien gewaltig, so Fachleute, die darauf hinweisen, dass Millionen Menschenleben gerettet werden könnten, vor dem Hintergrund, dass die Haupttodesursache in der Welt Herz- und Kreislauferkrankungen sind, besonders der Herzinfarkt. Rumänien belegt den unerwünschten ersten Platz in Europa, was die Sterberate aufgrund von Herz- und Kreislauferkrankungen anbelangt. Wenn man bei einer Ratte einen beträchtlichen Teil der Leber chirurgisch entfernt, wird diese binnen einiger Wochen regeneriert. Wenn man in dieser Zeit die Telozyten anhand wissenschaftlicher Methoden berechnet, stellt man fest, dass deren Zahl steigt“, erläutert Laurenţiu Popescu:



    Telozyte wurden im letzten Jahr, neben den rund 25 Organen, in denen sie bis damals beschrieben wurden, auch in der Haut, in den Augen und im Knochenmarkt entdeckt. Sensationell ist es, dass Telozyte wachsen und zur Regenerierung der Leber einen Beitrag leisten. Ich wei‎ß nicht, ob wir schlie‎ßlich beweisen werden, dass Telozyte die Ursache für die Regenerierung der Leber sind oder nur ein Zeuge. Ich möchte letztendlich sagen, dass uns Informationen vorliegen, dass es Krankheiten gibt, die auf den Mangel an Telozyten zurückzuführen sind. Die bekannteste davon ist die multiple Sklerose.“




    Die Neuheit bei der Telozyten-Forschung ist die Minderung ihrer Zahl oder sogar ihr Verschwinden im Falle einiger Krankheiten wie Sklerodermie, multiple Sklerose (Lungen, Herz, Leber) oder Psoriasis, hebt Akademie-Mitglied Laurenţiu Popescu hervor. Die neuesten Fortschritte wurden von dem Forscherteam bei Victor Babeş“ in Zusammenarbeit mit namhaften Fachleuten aus Deutschland, China, Italien, Belgien, Polen, Spanien oder den USA erzielt. In Guangzhou, China, wo das rumänische Forscherteam anwesend war, wurde die erste Telozyt-Verpflanzung bei Labor-Ratten durchgeführt. Der von einem Infarkt betroffene Herzmuskel wurde regeneriert. Die Wiederherstellung des Gewebes, der Organe zählen zu den Herausforderungen, denn: Je älter man wird, desto mehr ändern das Herz, die Leber, die Lungen, die Muskeln, das Hirn ihre Struktur — sie altern. Anders gesagt fangen diese an, zu degenerieren, so der Forscher Laurenţiu Popescu, der die Organtransplantation als eine Kompromisslösung darstellt. Die wahre Lösung, sagte er, sei das Stoppen der schrittweisen Degenerierung der Organe durch ein Verfahren, dass die Regenerierung ermöglicht.



    Laut den Studien sind die Ergebnisse nach der Telozyt-Behandlung zehnmal besser als übliche Behandlungen mit Stammzellen. Die Forschung könnte in Rumänien etwas schneller voranschreiten, dank des Beschlusses des Bukarester Bildungsministeriums, zum ersten Mal nach der Entdeckung der Telozyte dem Victor-Babeş-Institut Unterstützung zu gewähren. Es handelt sich um die Modernisierung der Infrastruktur für fortgeschrittene Forschung im Bereich der Zellen- und Molekularmedizin. Der Projektwert beträgt rund 10 Millionen Euro und hat eine Laufzeit von 18 Monaten. Der Beschluss ist umso wichtiger, da die Gelder, die in Rumänien der Forschung zugewiesen werden, besonders niedrig im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind. Das Bukarester Victor-Babeş-Institut wurde 19-mal für den Nobelpreis nominiert und könnte dank seiner Telozyten-Forschung irgendwann mit diesem Preis ausgezeichnet werden. Bislang ist Akademie-Mitglied Laurenţiu Popescu der einzige Rumäne, der mit dem Preis Die Wei‎ße Magnolie“ der Stadt Shanghai ausgezeichnet wurde. Dies kurz nachdem die Internationale Akademie für Herz- und Kreislaufforschung mit Sitz in den USA ihm die Goldmedaille 2012“ verliehen hatte, die dem Nobelpreis im Bereich der Kardiologie gleichkommt.



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