Tag: NGO

  • Messe für Bürgerinitiativen: „Wem gehört Bukarest?“

    Messe für Bürgerinitiativen: „Wem gehört Bukarest?“





    In Bukarest haben sich kürzlich neun eingetragene Vereine und Bürgerinitiativen auf einer Messe getroffen, die vom Zentrum für Bürgerbeteiligung (CERE) organisiert worden war. Die Zusammenkunft der Bürgervereine fand unter den Stichworten Wem gehörst Du, Bukarest?“ statt und war bereits die dritte Veranstaltung dieser Art, die den Dialog zwischen den lokalen Behörden und den Bürgern fördern und den zivilgesellschaftlichen Akteuren zeigen soll, wie sie ihre Anliegen besser vorbringen können.



    Von Silvia Boeriu, der Beauftragten für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Zentrums für Bürgerbeteiligung, erfahren wir, was für Vereine und Bürgerinitiativen an der Messe teilnahmen.



    Es handelt sich meistens um informelle Gruppen von Menschen, die sich Sorgen machen über Themen wie die Umweltverschmutzung in der Stadt, das Verschwinden von Grünflächen und die Tatsache, dass es in vielen Vierteln keine Spielplätze für Kinder gibt. Zwei wichtige Themen, die auf der Messe zur Sprache kamen, betreffen gro‎ße Parkanlagen in Bukarest, wie den IOR-Park und den Grozăvești-Park. Teile dieser Grünflächen sind derzeit aufgrund von Grundstück-Rückerstattungen und einer juristisch unklaren Situation praktisch brachliegend, für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich und zudem nicht geschützt. Wir haben auch Initiativen, die darauf abzielen, solche Bürgervereine zusammenzubringen. Auf der Messe haben wir das Online-Portal bucuresticivic.ro vorgestellt, eine Karte, die zu vielen Initiativen in Bukarest verlinkt und Details über die Gruppen und ihre Aktivitäten gibt. Jeder, der eine solche Bürgerinitiative unterstützen möchte oder sich um die Lösung eines Problems in seinem Stadtteil oder Bezirk kümmert, kann mit den betreffenden Vereinen in Kontakt treten.“




    Ein gutes Beispiel für eine informelle Gruppe, die sich für die Belange einer Gemeinschaft einsetzt, ist der im Bukarester Randbezirk 16. Februar“ agierende Bürgerverein. Die Probleme im Kiez seien vielfältig und gravierend, sagt Adriana Pascu vom Verein, doch habe man nach mehreren Jahren aktiven Einbringens leider nicht viel erreicht.



    Wir haben unseren Verein im Jahr 2019 gegründet. Wir haben versucht, uns bei den Behörden Gehör zu verschaffen, die uns seit mehr als 30 Jahren ignoriert haben. Unser Ziel ist es, für unsere Rechte einzustehen und einen besseren Lebensstandard in unserem Stadtteil zu erreichen. Obwohl wir Steuerzahler im 1. Bukarester Stadtbezirk sind und dadurch recht kräftig zur Kasse gebeten werden, erhalten wir im Gegenzug rein gar nichts. Die Infrastruktur ist völlig unzureichend, wir haben immer noch ungepflasterte Stra‎ßen. Versorgungseinrichtungen, Infrastruktur, Kinderspielplätze, öffentliche Verkehrsmittel und vieles mehr fehlen seit über 50 Jahren. Niemand hat sich um Fortschritt gekümmert, wir wurden einfach uns selbst überlassen. Mehr noch, unser Viertel ist zu einer Müllhalde für Abfälle aller Art geworden. Die örtlichen Behörden und die bürgernahe Polizei tun absolut nichts für die Einwohner. All unsere Ansätze, alle Bittschriften und Anträge, selbst die Teilnahme unserer Vereinsmitglieder an Ratssitzungen, sind ins Leere gelaufen. Die Behörden behandeln uns Bürger mit Desinteresse.“




    Während die Einwohner des Bezirks 16. Februar“ immer noch gegen die Gleichgültigkeit der Behörden ankämpfen müssen, hatte die sogenannte Initiative Favorit“ im Stadtteil Drumul Taberei einen beispiellosen Erfolg. Benannt nach einem alten, dem Verfall preisgegebenen Kino, gelang es der Bürgerinitiative, die Behörden davon zu überzeugen, den baufälligen Gebäudekomplex zu sanieren und in ein Kulturzentrum samt Kino umzuwandeln. Den Erfolg verdankt die Initiative einer 13-jährigen Beharrlichkeit, erzählt Tudor Chira, Mitglied der Initiative Favorit“:



    Ich denke, unsere Initiative hat es dank der Verbundenheit mit den Menschen in unserem Stadtteil geschafft. Wir sind eine generationsübergreifende Gruppe, mit jungen und alten Menschen. Die Tatsache, dass wir alle dort leben und jeden Tag durch die Gegend ziehen, hat bei uns allen die Vorstellung hervorgerufen, wie schön es wäre, unser altes Kino wieder zu haben — dazu noch ein Kultur- und Gemeinschaftszentrum. Im Laufe der Zeit haben wir es geschafft, die Menschen im Viertel einzubeziehen, die Behörden zu motivieren, mit dem zivilgesellschaftlichen Netzwerk in ganz Bukarest zusammenzuarbeiten. Und das gab uns die Kraft, weiterzumachen. Die einfache Tatsache, dass sich auch andere Menschen für unser Projekt interessierten, dass wir von Kollegen oder Freunden aus anderen Vierteln besucht wurden, die sich nach dem Stand des Projekts erkundigten, hat die Motivation in der Gruppe gestärkt. In unserem Bürgerverein gibt es einige ganz besondere Menschen, die einfach nie aufgeben.“




    Ziel der Messe für zivilgesellschaftliche Vereine und Bürgerinitiativen war es ausdrücklich, die Vernetzung zu fördern. In dem Sinne waren auch Vertreter der Stadt und der einzelnen Bezirksleitungen Bukarests eingeladen. Unter ihnen sogar der Präfekt von Bukarest höchstpersönlich. In dieser Funktion vertritt Rareș Hopincă die Regierung in der Stadtverwaltung. Er räumt Missstände im Verhältnis der Kommunalpolitik zu den Bürgern ein, glaubt aber, dass Zusammenhalt und Verantwortungsbewusstsein erst aufgebaut werden müssen:



    In der Vergangenheit haben wir uns in dem Glauben geirrt, dass der öffentliche Raum niemandem gehört. Deshalb haben wir gro‎ße Probleme mit der Vermüllung, deshalb ist die Umweltverschmutzung so allgegenwärtig, deshalb sind zum Beispiel alle Seen in Rumänien mit KunststoffAbfälle verschmutzt, weil die Menschen sehr falsch denken, dass der öffentliche Raum niemandem gehört. Das ist völlig falsch. Der öffentliche Raum gehört uns allen, und das müssen wir ganz klar verstehen. Wir, die Behörden und die Zivilgesellschaft, müssen einen Mentalitätswandel herbeiführen und alle Menschen davon überzeugen, dass wir einen gro‎ßen Schritt nach vorn machen, wenn jeder Einzelne sich um diesen einen Quadratmeter im öffentlichen Raum neben dem Wohnblock, neben dem eigenen Haus oder an der Stra‎ße nebenan kümmern.“




    Das Zentrum für Bürgerbeteiligung (CERE), das die Messe organisiert hat, fördert seit 10 Jahren das zivilgesellschaftliche Engagement in Rumänien. In dieser Zeit, haben die Menschen gelernt, sich zu mobilisieren und durchzuhalten, wie Silvia Boeriu, die Kommunikationsbeauftragte der Plattform, feststellt:



    Bukarest verfügt jetzt über eine Menge Ressourcen. Die Bürgervereine sind besser vernetzt, sie wissen, wie sie die Instrumente der Bürgerbeteiligung effektiver einsetzen können, und sie erreichen die Behörden schneller. Wichtig ist jetzt, dass die Behörden auf ihre Stimmen hören. Die Behörden scheinen nun offener zu sein, in dem Sinne, dass sie sich wahrscheinlich daran gewöhnt haben, dass die Menschen hartnäckig sind und ihr Recht auf ein Leben in einer Stadt einfordern, in der wir gerne leben möchten. Die Kommunalpolitiker sind offener, sie sind etwas aufmerksamer geworden, besonders jetzt, wo der Wahlkampf naht. Doch im Allgemeinen ist es eher so, dass Anliegen, die von Bürgern initiiert werden, immer noch äu‎ßerst schwer Gehör bei den Behörden finden, vor allem solche, die Haushaltszuwendungen erfordern oder vor Gericht geklärt werden müssen.“




    Obwohl die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung immer noch schwierig ist, haben die Bürger gelernt, nicht aufzugeben, und ihre Beharrlichkeit hat sich offensichtlich gelohnt, zumal auch Vertreter der Behörden an einer Messe für Bürgerinitiativen teilgenommen haben.

  • Funky Citizens

    Funky Citizens

    Funky Citizens is a meeting place
    for the citizens who will not settle for the status quo, but understand the
    role they play in a democracy and often get involved in decision-making
    processes. The organisation’s strongest weapons are the initiatives that use
    technology, data and communication-based advocacy, and civic education. The NGO
    already has notable experience in encouraging the citizens who dream of an
    urban space with a coherent idea of development, in which citizens get involved
    in defining their shared space and improving their life standards.


    Elena Calistru, a member of the
    European Economic and Social Committee (EESC), and the president and co-founder
    of the organisation, tells us how it all started:


    Elena Calistru: Around
    2011 – 2012 we realised that Romania lacked a movement or organisation that
    made citizen involvement desirable for people, especially in areas that are
    rather difficult to understand. We started with a project where we monitored
    the spending of public funds, we monitored the national budget actually, which
    we tried to make comprehensible for citizens. We worked on the assumption that
    people would like to get involved in public life, but that they often find this
    kind of information very difficult to understand, and that some effort is required
    to explain to them certain basic aspects, like how legislation works, how
    institutions work and so on. This is how Funky Citizens was born.


    We asked Elena Calistru whether it
    was easy to find members:


    Elena Calistru: Obviously
    there were not a lot of citizens willing to get involved, and as an
    organisation we didn’t imagine we will get millions of people checking on local
    budgets. But we do believe that, if we get involved, things will change, and
    judging by the response we have seen since our establishment in 2012, I would
    say there are more and more people interested in what happens at local and
    national level and more and more people are getting involved in our activities,
    are donating funds, are reading our surveys.


    How can a citizen get involved in
    public life?


    Elena Calistru: Most
    often, the first step is to get informed. It sounds like a cliché, but it is
    true. Information is power, information is easier nowadays thanks to the
    internet and finding out how we can contact our MP or mayor is just a click
    away. But we tell people that citizen involvement is like sports: there are
    several levels. Ideally, we should all exercise for at least 30 minutes a day. In
    terms of citizenship, this means checking from time to time what the mayor has
    done, what parliament has done, what the government has done, and stay up to
    date on events. And obviously go vote. Then, just like in sports, there is the
    option of exercising weekly, maybe take up a sport, or go cycling. This would
    translate into signing a petition, for example, or writing to our MPs on a
    topic of interest. And the third level, the ‘professional athlete’ so to say,
    is running a marathon. This may mean joining a citizen intervention
    organisation, or challenging the local budget. We have these rights, as
    citizens.


    The number of participants in Funky
    Citizens projects varies, our guest explained, and during election periods it
    may reach thousands of volunteers. Elena Calistru, the president and co-founder
    of the organisation, also spoke about some of its most recent initiatives:


    Elena Calistru: In the
    years to come we will have 2 major challenges: one of them is to expand our
    work at local level. This is something we are already doing, we started last
    year, we are trying to go to local communities and organise training sessions
    on how local budgets are made, on how citizens can get involved, and we work
    with partner journalists. The second challenge has to do with our presence in
    the European Economic and Social Committee and other bodies, our organisation
    has been working for a while now in international projects, especially in
    Central and Eastern Europe, I have been a member of the Committee since last
    year. We are trying to make the voice of several Romanian NGOs better heard in European
    institutions.


    Whether we speak about European
    funds for national or local projects, when we look at the efficiency of
    spending in Romania the common element is a lack of impact. The main reasons
    for that are the absence of mechanisms to identify long-term development needs,
    prioritising financial needs based on political criteria rather than actual
    needs, and the waste of public money through corruption, fraud or poor
    management. (A.M.P.)

  • Sozialwirtschaft: Wie Sozialunternehmen Bedürftigen unter die Arme greifen

    Sozialwirtschaft: Wie Sozialunternehmen Bedürftigen unter die Arme greifen

    Mit Begriffen wie soziales Unternehmertum und Sozialwirtschaft konnten Menschen in Rumänien bis unlängst kaum etwas anfangen — doch Betriebe aus diesem Umkreis werden zunehmend besser aufgenommen, zumal sich teilweise Schnittmengen mit einer älteren Form ergeben, die den Rumänen sehr viel vertrauter ist: den kleinen Handwerksgenossenschaften.



    Soziales Unternehmertum führt die Idee eines sozialen Bedürfnisses ein, das durch eine wirtschaftliche Tätigkeit ohne geldlichen Gewinn befriedigt werden kann. Mit anderen Worten: Sozialunternehmen sind nicht primär daran interessiert, Geld zu verdienen, sondern vielmehr daran, menschliche Beziehungen und Fähigkeiten zu entwickeln. In Rumänien gibt es bereits kleine Werkstätten, in denen Bürger in Notlagen, wie ehemalige Obdachlose, alleinerziehende arbeitslose Mütter oder ehemalige Opfer von Menschenhandel, beschäftigt werden und ein Handwerk erlernen.



    Die Berufe reichen von Nähen und Backen bis hin zum Reparieren von IT-Geräten. Die Mitarbeiter bekommen den Mindestlohn, aber sie bringen ihr Leben wieder in Ordnung. Das ist der immaterielle Gewinn — der materielle Profit reicht für die Nachhaltigkeit des Unternehmens. Unter dem Gesichtspunkt der gegenseitigen Hilfeleistung überschneiden sich also die Aktivitäten von Sozialunternehmen und NGOs. Tatsächlich haben viele Sozialunternehmer als NGO-Manager angefangen, wie zum Beispiel Raluca Chișu, Leiterin des Vereins Kinetobebe.



    Wir sind eine NGO mit 40 Mitarbeitern und einem Leitungs- und Koordinationsteam. Unsere Einnahmen kommen aus zwei Quellen: zum einen aus der freien Wirtschaft, was bedeutet, dass wir Dienstleistungen für den Markt erbringen und dafür bezahlt werden, und zum anderen aus Spenden und von Sponsoren“, sagt die Vereinschefin. Kinetobebe hat drei Zentren für pädiatrische Heilung, die Dienstleistungen in diesem Bereich, dem ärztlichen Therapieren von Kindern, anbieten. 150 Patienten pro Tag werden von Vollzeit-Therapeuten betreut — der Verein braucht also Geld, um diese Ausgaben zu decken. Spenden und Sponsorengelder kommen nicht sehr zuverlässig, also müssen die Ausgaben aus einem Geschäft gedeckt werden, das jedoch keinen Gewinn abwerfen soll — wenn das doch passiert, muss dieser Gewinn in die soziale Tätigkeit reinvestiert werden.



    Jedes soziale Unternehmen muss eine soziale Nachfrage befriedigen, und Raluca Chișu hat dieses Unternehmen gegründet, um auf die medizinischen Bedürfnisse der Kinder zu reagieren.



    Die Tatsache, dass 25 % der geborenen Kinder Heilung brauchen, ist an sich schon eine gute Ausgangslage. Der Staat hat Lösungen, kann aber den Bedarf nicht alleine decken. Zum Beispiel bei Motorik-Leiden, wo die körperliche und kognitive Therapie gefragt ist, deckt der Staat nur 5 % dessen, was die Kinder brauchen. Ein Kind mit einer neurologischen Erkrankung braucht 365 Tage im Jahr Therapie und die staatlichen Einrichtungen können das nur 10 Tage, zwei Stunden pro Tag sicherstellen.“




    Es ist also nur natürlich, sagt Raluca Chișu, dass soziale Unternehmen oder NGOs einen Teil dieser Last übernehmen und dem Staat bei diesen Aktivitäten helfen. Die wichtigste Bedingung ist dabei, dass das soziale Bedürfnis nicht zu Gewinnzwecken ausgenutzt werden darf.



    Ein weiteres solches soziales Bedürfnis ist z.B. die Unterstützung begabter junger Menschen, um ihnen zu ermöglichen, sich im kulturellen Leben einen Namen zu machen. Das ist das Ziel des Vereins der Musikerin Doina Saliu, die Festivals und Meisterkurse für junge Leute organisiert, zu denen auch professionelle Musiker eingeladen werden:


    Ich habe zusammen mit meinen Kollegen ein Online-Festival gegründet. Wir hatten keine andere Lösung als auf Spenden zurückzugreifen, um meine Ausgaben in dieser Zeit zu decken. Natürlich habe ich zwei Freiwillige, einen Buchhalter und einen IT-Experten und auch Künstler engagieren sich ehrenamtlich für dieses Projekt, aber das kann nicht ewig so weitergehen. Kürzlich habe ich meinen Mitarbeitern Verträge angeboten, weil sie freiwillig mitarbeiten, aber, wie ich schon sagte, kann das nicht auf ewig so bleiben. Es geht ja schlie‎ßlich um Künstler von internationalem Renommee.“




    Auch die Nachwuchsförderung durch Doina Salius Sozialunternehmen ist ein Beispiel, in dem Gemeinnützigkeit mit Geschäft einhergeht und so die Karriere junger Künstler gefördert wird, die ohne diese Unterstützung unbekannt bleiben würden.



    Neben dieser Mischung aus Profit und Wohltätigkeit — ein nicht immer unproblematisches Mixtum Compositum — umfasst soziales Unternehmertum auch den Kontakt mit den Behörden. Der Hauptzweck dieser Interaktion ist die Förderung derjenigen Sachpolitik, die für den Arbeitsbereich des jeweiligen sozialen Unternehmens relevant ist, sagt wiederum Raluca Chișu.



    Als Vereine sind wird sehr stark auf die Politik angewiesen. Und die meiste Zeit sollten wir sachpolitische Impulse geben. Frau Saliu zum Beispiel sollte eine Politik für die Unterstützung junger Künstler vorschlagen. Wir betreiben schon seit einiger Zeit Lobbyarbeit bei den Ministerien für verschiedene öffentliche Ma‎ßnahmen.“




    2016 ist in Rumänien ein einschlägiges Gesetz zum sozialen Unternehmertum in Kraft getreten, wobei es Ende 2015 über 136 Tausend Beschäftigte in diesem Sektor gab, darunter Genossenschaften, Hilfsfonds für Arbeitnehmer oder Rentner, Vereine für gegenseitige Unterstützung, Verbände, Stiftungen und andere legale sozialwirtschaftliche Organisationen. Darüber hinaus haben sich über 3 Millionen rumänische Bürger als Mitglieder oder direkte Nutznie‎ßer dieser Einrichtungen registriert. Die rumänische Sozialwirtschaft hat in letzter Zeit offenbar stark an Leistung zugenommen.

  • Social Entrepreneurship between social assistance and competitiveness

    Social Entrepreneurship between social assistance and competitiveness

    Launched
    just a couple of months ago in Romania the notions of social entrepreneurship
    and social economy were well received, all the more so as partially they
    overlapped an older activity, very familiar with the Romanians: the small craft
    cooperatives.




    Social entrepreneurship introduces the idea of
    social need, which can be satisfied through an economic activity, which doesn’t
    make a profit in money. In other words, social enterprises aren’t interested in
    making money but rather in developing human relations and skills. Romania
    already has small workshops where underprivileged citizens, such as former
    homeless people, single unemployed mothers, or former victims of human
    trafficking, are employed and learning a trade.




    Trades may vary from sewing and baking to mending
    IT equipment. The employees get the minimum wages but they put their lives back
    on track again. This is the immaterial gain and the material one is enough for
    the company’s sustainability. So from the viewpoint of mutual assistance, the
    activities of social enterprises and NGOs are overlapping. In fact, many social
    entrepreneurs have started as NGO managers, such as Raluca Chisu, coordinator
    of the Kinetobebe Association.




    Raluca
    Chisu: We are an NGO with
    40 employees and a management and coordination team. Our resources come from
    two directions: we have an economic resource, which means that we are providing
    services to the market and get paid for these services and a social resource,
    so to say, which means that we are getting money from donations and from
    sponsors. This is what Kinetobebe Association, which I am coordinating, does.
    We have three centers of pediatric recovery providing services in this field,
    of the medical recovery of children. We have 150 patients a day and a team of
    therapists working every day, and that means we must have the financial resources
    to cover these expenses. The social resource, from donations and sponsors is
    not very reliable, so we must cover our expenses from some economic activities.
    However, these activities aren’t supposed to make a profit and if they do, this
    profit must be reinvested in the social activity.




    Any social enterprise must
    satisfy a social need and, and Raluca Chisu created this enterprise to respond
    to the children’s medical needs.




    Raluca
    Chișu: The fact that 25% of
    the children born are in need of recovery is already a prerequisite. The state
    comes up with solutions, but cannot cover the need. For instance, in the case
    of motor recovery, which involves physical and cognitive recovery, the state
    covers only 5% of what children need. A child with a neurological condition
    needs 365 days of recovery and the state facilities can provide only 10 days,
    two hours a day.




    It is only natural, Raluca
    Chișu says, that social enterprises or NGOs take over some of this burden and
    help the state with these activities.


    The main condition is that the
    social need should not be exploited to make money. Another social need seems to
    be the idea of providing support for the talented young people, enabling them
    to make a name for themselves in the cultural life. This is actually the
    purpose of the association coordinated by musician Doina Saliu, organizer of
    musical festivals and master courses devoted to the young people, which have
    professional musicians as invitees.




    Doina
    Saliu: I have created an online festival together with my
    colleagues. We didn’t have other solution than to resort to donations to cover
    my expenses in this period. Of course I have two volunteers, an accountant and
    an IT expert, but this cannot last forever, you know. Artists are also
    volunteering for this project, but this also cannot go on forever. Recently I
    have offered contracts to my colleague contributors, because they volunteer,
    but like I said, this activity cannot go on like that forever. I am speaking of
    artists of international repute here.




    This is an example where
    charity is corroborated with economic activities fostering the careers of young
    artists, who would remain unknown without such support.


    Besides this mixture of
    entrepreneurship and charity – a mixture which sometimes leads to ambiguities -
    social entrepreneurship also involves contact with the authorities. The main purpose
    of this interaction is to promote public policies, which must be beneficial to
    the domain in which the social enterprise is activating. Here is Raluca Chisu
    at the microphone again.




    Raluca
    Chișu: We, as NGOs or
    associations, very much rely on public policies. And most of the time we should
    initiate these public policies. Mrs. Saliu, for instance, should come up with a
    public policy for the support of the young artists. We have been lobbying the
    ministries for quite some time now for various public policies.




    The
    law on social entrepreneurship was promulgated in Romania in 2016. The first
    statistics on Social enterprises were also published that year. So, at the end
    of 2015, this sector hired over 136 thousand people, including cooperatives,
    mutual assistance funds for employees or pensioners, mutual societies,
    associations, foundations and other legal social economy organisations.
    Furthermore, over 3 million Romanian citizens have registered as members or
    direct beneficiaries of these entities. Romania’s social economy figures have
    allegedly increased of late.


    (bill)

  • The Association of Premature Babies in Romania and the EESC Civil Solidarity Prize

    The Association of Premature Babies in Romania and the EESC Civil Solidarity Prize

    The Civil Solidarity Prize of the
    European Economic and Social Committee was unveiled on 15th February
    in a virtual ceremony. The Romanian Association of Premature Babies was one of
    the 23 EU and UK recipients of the prize for their exceptional contribution to
    fighting Covid-19 and its disastrous consequences. Each winner received a prize
    of 10,000 euros.




    The project submitted by the Association
    of Premature Babies in Romania formed part of a category related to the
    production and distribution of medical equipment, which included projects on
    the production and distribution of facemasks and hygiene products, the
    transformation of buildings into hospitals, the building of new medical structures
    and the purchase and donation of medicine and technical equipment.




    Diana Gămulescu, the founder of the
    Association of Premature Babies, explains:




    It all started with a need that had
    to be addressed, namely, at the beginning of the pandemic, many medical workers
    were telling us that premature babies were having less access to hospital
    services due to the Covid restrictions and that funding for neo-natal wards
    were suspended or cut and used to turn maternity hospitals into Covid support
    hospitals. So the organisation mobilised itself and the community, with the aim
    of helping as many maternity hospitals as possible. We didn’t know at the time how
    much we would be able to raise from donations or whether we would be able to
    reach all the maternity hospitals in need of protection equipment, UV lamps and
    hygiene products. There were maternity hospitals where you couldn’t even find soap,
    but we took it one step at a time and by the end of September we managed to
    raise the necessary funds and make donations to six maternity hospitals.




    Diana Gămulescu told us more about
    the work of the Association of Premature Babies before the pandemic:




    The equipping of maternity
    hospitals in general is a priority, because there are 22 such hospitals with special
    neonatology wards and 64 general maternity hospitals around the country and
    each and every one of them needs something at all times. Apart from raising
    money, we also carried out projects aimed at the medical staff, such as continuous
    learning, we held workshops in hospitals and helped prepare families with
    new-born babies for the moment when they take their babies home, we ran
    webinars and projects to prevent premature births and travelled around the
    country to less privileged communities. We also provide financial support to
    disadvantaged families with premature babies who need long-term care. So, we’ve
    got a lot to do!




    The European Economic and Social
    Committee launched its civil solidarity contest in July 2020 on the theme of civil
    society against Covid-19 as a one-off event to replace its traditional prize. Its
    aim was to pay a tribute to civil society in Europe, which became actively and
    selflessly involved in solidarity projects from the very early days of the
    pandemic. Other Romanian projects that ran for the EESC prize include a social
    solidarity project ran by the Adi Hădean Association. A chef who saw his
    restaurant closed because of the pandemic, Hădean made sure his staff together with
    volunteers prepared and distributed warm meals to doctors, other medical
    workers, families in isolation and the elderly. Diana Gămulescu from the
    Association of Premature Babies in Romania told us how her association decided
    to run for the civil solidarity prize:




    When we found out about the contest
    we realised it would be a solution for us to be able to continue the donation
    raising campaign we began. We saw it as an opportunity in this respect, but we didn’t
    think we would win. One of the most important things when you’re trying to do good
    is finding solutions to ensure funding. It’s complicated to find businesses and
    convince people to make donations and for us the contest was simply a chance to
    continue our work.




    Winning was a big surprise and Diana
    Gămulescu is still overwhelmed:




    I still can’t believe that miracles
    happen, that there’s a Santa Claus in February. I’d like the prize to help raise
    awareness about premature births in general. I’d like to thank our supporters,
    individuals and businesses, and my team for their involvement and dedication. I
    would like it very much to be able to increase the impact of charitable actions
    nationwide.




    In the near future, the Association
    of Premature Babies will continue to raise money to provide maternity hospitals
    with the needed equipment, hoping to reach as many hospitals as possible, and to
    carry out information and support programmes for parents.

  • Schulen im ländlichen Milieu auf NGO und Privatinitiativen angewiesen

    Schulen im ländlichen Milieu auf NGO und Privatinitiativen angewiesen

    Laut Spiru Haret, dem gro‎ßen rumänischen Gelehrten und Gründervater des modernen rumänischen Bildungswesens im 19. Jahrhundert, wird das Land morgen so aussehen, wie die Schule heute aussieht. In den vergangenen Jahren stand das rumänische Bildungssystem jedoch vor zahlreichen Herausforderungen, und die gegenwärtige Pandemie hat diese Probleme noch verschärft. Die Schule auf dem Lande trägt derzeit die Hauptlast der aktuellen Situation.



    BookLand, eine NGO, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verbessern und Kindern auf dem Land eine Chance auf qualitativ hochwertige Bildung zu bieten. Neben einer wandernden Buchmesse, Kulturcamps und verschiedenen Konferenzen für die jungen Leute hat sich die genannte Organisation auch an der Sanierung mehrerer Schulen beteiligt und sie mit der für die Ausbildung der Schüler notwendigen Ausstattung versehen.



    Mihaela Petrovan, die Gründerin von BookLand, hat uns mehr über die Errungenschaften, Herausforderungen und zukünftigen Projekte dieser Organisation erzählt:



    Ich glaube an Bildung, ich glaube, dass Bildung für den Gesundheitszustand der Rumänen von Vorteil ist. Und ich übertreibe nicht. Wir, das Team von BookLand, sind eine Gruppe ehrlicher, hart arbeitender Menschen, die ihr Wort halten und sogar die Extrameile gehen, um unsere Versprechen zu erfüllen. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel versprochen, 10 Schulen zu sanieren, und haben stattdessen 14 saniert. Warum Schulen und warum auf dem Lande? Nun, ich kann sagen, dass ich eine gro‎ße Leidenschaft für Bücher und Bildung im Allgemeinen habe. Ich bin auf dem Land geboren, in einem Dorf, und ich bin stolz darauf. In einem Dorf aufzuwachsen, gab mir Kraft, Stärke… Und diese Leidenschaft für Bildung kommt irgendwie von selbst zu mir. Ich möchte erzählen, dass wir die Idee, zu helfen und uns zu engagieren, von den Lehrern einer bestimmten Schule bekamen, die uns anriefen und um Hilfe bei einer Aktivität baten. Es war nicht kompliziert, in einer Excel-Tabelle zu schreiben, dass eine bestimmte Schule Türen und Fenster oder ein Dach oder Tische oder was auch immer braucht… Was kompliziert war, war, zu bestimmten Firmen zu gehen und sie zu bitten, Materialien und Fachkräfte zur Verfügung zu stellen. Solche Sanierungsarbeiten können nicht von Drohnen oder Robotern durchgeführt werden. Was man braucht, sind Arbeiter. Und das war die gro‎ße Herausforderung — genug Geld für diese Tätigkeit zu finden.“



    Doch Mihaela Petrovan und ihre Kollegen von BookLand gaben nicht auf und schafften es trotz der Geldknappheit, zunächst eine Schule zu sanieren, dann noch eine und noch eine. Firmen und Unternehmen beteiligten sich mehr und mehr an diesem Projekt, und schlie‎ßlich wurden den Schulen im Durchschnitt jeweils fast 31 Tausend Euro zugeteilt. Innerhalb von einem Jahr und drei Monaten wurden 14 Schulen saniert. Die wichtigsten Errungenschaften? Eine Schule hat ein neues Dach, eine andere eine brandneue Heizungsanlage, berichtet Mihaela Petrovan mit Stolz:



    Wir konzentrierten uns auf die ärmsten Regionen Rumäniens und gingen in die am meisten benachteiligte Region des Landes, die Moldau, die, obwohl sie von gro‎ßartigen, hart arbeitenden Menschen bewohnt wird, nicht die Chance wie Siebenbürgen hatte, Investitionen anzuziehen. Ich bin in Siebenbürgen geboren, aber wir haben die Moldau gewählt, weil dort unsere Bemühungen am meisten gebraucht werden. Natürlich haben wir auch in Südrumänien gearbeitet, denn hier gibt es einige der ältesten Schulen des Landes, von denen einige dringend renovierungsbedürftig sind. Einige dieser Schulen wurden vor 100 Jahren gebaut. Man kann keine Leistung von Schülern verlangen, die gezwungen sind, in Schulen zu lernen, die wie Scheunen aussehen, Schulen, die auseinanderfallen. Und es ist eine Freude, in einer Schule zu lernen, in der alles neu ist und frisch riecht, nicht nach Schimmel und Feuchtigkeit. Wenn wir unsere Kinder respektieren, werden sie auch dem Land Respekt entgegenbringen.“



    Laut den statistischen Daten, die auf dem Facebook-Profil von BookLand gepostet wurden, wurden 82% der rumänischen Schulen vor 1970 gebaut, 16% vor der antikommunistischen Revolution von 1989 und nur 2% nach 1989. Einige dieser Bildungseinrichtungen haben immer noch Au‎ßentoiletten, kein flie‎ßendes Wasser oder Abwassersysteme. Aufgrund der Armut gehen oft nur 77 von 100 Dorfkindern zur Schule, und 21% der Landbevölkerung haben nur eine Grundschulbildung genossen. Nur 4,74% dieser Menschen haben einen Schulabschluss und über 42% der Schüler sind bei der Abiturprüfung durchgefallen. Au‎ßerdem haben 40 von 100 Haushalten auf dem Land keinen Zugang zum Internet und das ist sehr traurig, denn aufgrund der derzeitigen Pandemie hat Rumänien auf Online-Bildung umgestellt. Mihaela Petrovan zu diesem Thema:



    Mancherorts kann man sehen, wie Schulen sozusagen aus dem Nichts instand gesetzt werden. Diese Leute haben wahre Wunder vollbracht, z.B. haben sie die Lehrerpulte mit Stoffen abgedeckt, damit man die Löcher nicht sieht. Es ist herzzerrei‎ßend! Heutzutage kann man Menschen ohne Internetverbindung nicht unterrichten. Es gab Schulen ohne Tafeln, sie hatten einfach nur ein paar bemalte Holzbretter. Den Schülern fehlen grundlegende Einrichtungen, und wir reden über Online-Unterricht, Tablets und so weiter. Seien wir ehrlich, wir sind ein Haufen ignoranter Heuchler, wenn wir uns nicht um die Bildung im ländlichen Raum kümmern, denn die meisten von uns kommen von dort. Dorfkinder haben nicht die Bildungsmöglichkeiten wie ihre Stadtkollegen, und das ist nicht fair. Wir kritisieren niemanden, sondern haben angefangen, etwas zu tun, weil wir glauben, dass wir es können. Und jeder kann das tun, was wir gerade tun!“



    BookLand will in diesem Jahr 20 Schulen im ländlichen Rumänien sanieren und möchte auch sonst noch etwas erreichen. Mihaela Petrovan über die Zukunftspläne der NGO:



    Unser Traum in diesem Jahr ist es, einige Partnerschaften zu schlie‎ßen und die erste Referenzschule für Rumänien zu bauen; von Grund auf neu gebaut, nach finnischem Vorbild, eine Schule, wie alle Schulen in Rumänien sein sollten, natürlich angepasst an unsere balkanischen Traditionen, mit unseren Lehrern und einem von uns vorgeschlagenen Lehrplan… alles kostenlos.“

  • Häusliche Gewalt gegen Frauen nahm während des Lockdowns zu

    Häusliche Gewalt gegen Frauen nahm während des Lockdowns zu

    Seit dem Beginn der Pandemie und der Einführung der ersten Freizügigkeitsbeschränkungen im Frühjahr 2020 wurde signalisiert, dass die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt weltweit sprunghaft ansteigt. Die EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Rumänien, bildeten da keine Ausnahme, und die Frauen hatten in mancher Hinsicht noch grö‎ßere Schwierigkeiten als sonst zu bewältigen, sagt Andreea Rusu, Geschäftsführerin des FILIA-Zentrums, einer Vereinigung, die sich für den Schutz der Rechte von Frauen einsetzt:



    In Rumänien gab es in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 20.000 Fälle von Schlägen oder anderer häuslicher Gewalt. Auch die Zahl der Anrufe bei der Notrufnummer 112 war um 18% höher als im gleichen Zeitraum 2019. Gleichzeitig verdoppelten sich während des Notstands die Anrufe bei der kostenlosen Nummer der Nationalen Agentur für die Gleichstellung von Frauen und Männern, bei der sich Frauen über die Dienste informieren können, die sie im Falle von Gewalt nutzen können. Frauen waren auch mit anderen Hindernissen konfrontiert. Um zum Beispiel von zu Hause aus eine einstweilige Verfügung zu beantragen, benötigten sie einen Internetzugang, einen Computer und einen Drucker. Aber jeder wei‎ß, dass es in Rumänien in ländlichen Gebieten keinen Internetzugang gibt, vor allem nicht in den benachteiligten Gebieten. Viele Frauen haben einfach nicht die notwendigen technischen Mittel zu Hause, um das zu tun.“




    Während des Notstands, der von März bis einschlie‎ßlich Mai 2020 verhängt wurde und die Bewegungsfreiheit stark einschränkte, waren viele Frauen praktisch in ihren Häusern mit den Gewalttätern gefangen. Sie konnten das Haus nicht verlassen und hatten niemanden, an den sie sich um Hilfe wenden konnten. Abgesehen davon, dass der Antrag auf eine einstweilige Verfügung online gestellt werden musste, wurden auch einige Gerichte geschlossen oder deren Personalbestand reduziert. In den meisten Fällen hatten die misshandelten Frauen den Eindruck, dass zu diesem Zeitpunkt die öffentliche Gesundheit im Vordergrund stand und die Sicherheit und Unversehrtheit der Misshandelten für die Behörden irrelevant geworden war. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls die Nichtregierungsorganisationen. Andreea Rusu:



    Viele Frauen mussten zu ihren Aggressoren nach Hause zurückkehren oder waren im selben Haus gefangen, entweder weil sie Angst hatten, es zu verlassen, weil sie sich vor dem Virus fürchteten, oder einfach weil sie wegen des Aggressors mit niemandem sonst reden konnten. In anderen Ländern gab es Möglichkeiten für die Opfer häuslicher Gewalt, die Polizei oder die Sozialämter zu alarmieren, z.B. durch das Wählen spezieller Nummern auf WhatsApp oder den Gang zu einer Apotheke, wo sie einen bestimmten Code sagen mussten. Wenn man mit einem Aggressor im Haus ist, ist es sehr schwierig, NGO oder Sozialhilfebüros zu kontaktieren und um Hilfe zu bitten. Ein Opfer kann nicht immer die 112 anrufen, und die Anrufe von Opfern werden nicht immer als Notfall betrachtet.“




    Unter diesen Umständen haben die Opfer dennoch Hilfe bekommen, auch mit Hilfe der digitalen Technik. Sie fragen sich vielleicht, wie die Bürger- oder Nichtregierungsorganisationen, die diesen Frauen normalerweise helfen, eingreifen konnten? Andreea Rusu hat die Antwort:



    In den meisten Fällen verlagerten sich die Diskussionen mit den Opfern, die sich einen Internetzugang leisten können oder haben, in die Online-Umgebung. Deshalb ist die Zugriffsrate auf die speziellen Seiten anderer Verbände gestiegen. Es wurden auch mehrere Online-Kampagnen gestartet, um den Opfern in dieser pandemischen Krise zu helfen. Aber leider waren Frauen, die in benachteiligten Gebieten leben und keine Informationen über irgendwelche NGO haben, allein, und ihre Möglichkeiten waren gering, wenn sie überhaupt bestanden.“




    Obwohl die gesamte EU von einer erhöhten Anzahl von Beschwerden über häusliche Gewalt betroffen ist, haben die Mitgliedsstaaten relativ unterschiedlich reagiert, wenn es darum ging, gegen Übergriffe vorzugehen. Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) — eine EU-Agentur mit Sitz in der litauischen Hauptstadt Vilnius — hat eine Studie über die Auswirkungen von COVID-19 auf die Opfer häuslicher Gewalt durchgeführt. Veronica Collins, eine Vertreterin des EIGE, erzählt uns im Folgenden mehr über die wichtigsten Informationen, die kurz nach der Einführung der Quarantäne in vielen EU-Ländern aufgenommen wurden:



    In Frankreich haben wir in nur einer Woche einen Anstieg der Meldungen über häusliche Gewalt um 32% festgestellt. In Litauen sahen wir in einem Zeitraum von drei Wochen einen 20-prozentigen Anstieg der Berichte über häusliche Gewalt, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Das sind die beiden ersten Zahlen, die wir haben. Die eine Zahl stammt von der litauischen Polizei, die Berichte in Litauen erstellte, und die französischen Berichte kommen aus den Medien. Aber solide, administrative, offizielle Zahlen sind immer noch ziemlich schwer zu bekommen. Und unsere Studie konzentrierte sich auf die Ma‎ßnahmen, die die Mitgliedsstaaten ergriffen haben, um Frauen vor Gewalt zu schützen und den Zugang zu Unterstützungsdiensten, sozialen Schutzräumen und Hotlines zu gewährleisten. Und in einigen Ländern gab es zunächst auch einen Rückgang der Anrufe, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass die Täter immer in der Nähe waren und die Opfer deshalb nicht telefonieren konnten.“




    Die EIGE-Studie zeigt auch die Gründe, warum in Krisensituationen wie der COVID-19-Pandemie die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt ansteigt. Veronica Collins erneut mit Details:



    Die Gründe für den Anstieg der Gewalt gegen Frauen sind vielfältig. Dazu gehört die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit. Das kann zu Spannungen im Haushalt, zu Spannungen in der Familie führen. Wenn das Opfer finanziell nicht unabhängig ist, was recht häufig vorkommt, wird es noch schwieriger, der missbräuchliche Situation zu entkommen. Wirtschaftliche Unsicherheit, allgemeine Angst und Stress können auch den Alkoholkonsum erhöhen, was ebenfalls zu Gewalt führen kann. Zusammengebrochene Infrastruktur, eingeschränkte Infrastruktur, eingeschränkter Zugang zu Infrastruktur kann die Opfer ebenfalls daran hindern, der sich der misslichen Situation zu entziehen und die nötige Unterstützung zu suchen. Einschränkungen während einer Krise können auch den Zugang zu einem informierten Unterstützungsnetzwerk, wie Freunde und Familie, erschweren.“




    Obwohl einige Mitgliedsstaaten Ma‎ßnahmen ergriffen haben, um die Opfer von häuslicher Gewalt in dieser Zeit zu schützen, zeigt die EIGE-Studie, dass es keine ausreichenden Ma‎ßnahmen gibt und dass eine integrierte Strategie erforderlich ist, die in jeder Art von Krise angewendet werden kann.

  • Wohltätigkeit in der Pandemie: NGO helfen Obdachlosen, chronisch Kranken und Senioren

    Wohltätigkeit in der Pandemie: NGO helfen Obdachlosen, chronisch Kranken und Senioren

    Abgesehen von den unvermeidlichen Gesundheitsproblemen hat die Pandemie 2020 die sozialen Dramen vertieft und manchmal sogar neue geschaffen — vor allem ältere Menschen, Obdachlose und Menschen mit verschiedenen chronischen Erkrankungen sind betroffen. Einigen von ihnen hilft seit 2011 der Verein Carusel, dessen Freiwillige soziale und medizinische Dienste für extrem gefährdete Gruppen anbieten. Der Geschäftsführer von Carusel, Marian Ursan, erzählte uns, wie das Jahr 2020 für den Verein und seine Leistungsempfänger war:



    Es war ein schreckliches Jahr. Die Menschen haben sich mit gro‎ßen materiellen Problemen konfrontiert. Und das schlie‎ßt Menschen ein, die es geschafft hatten, in den Gro‎ßstädten zu überleben, gerade dank der vielen Restaurants und Geschäfte, die geöffnet hatten und wo sie Hilfe bekamen. Aber darüber hinaus fühlten sich die Menschen auch in Stich gelassen. Zum einen, weil Krankenhäuser geschlossen wurden, und viele dieser Menschen leiden an chronischen Krankheiten wie Hepatitis, Tuberkulose, Aids. Weil der Zugang zu Krankenhäusern eingeschränkt war, konnten sie keine Behandlung erhalten. Die Gesundheitsdienste konzentrierten sich auf die Pandemie und alle anderen Aktivitäten wurden zwar nicht ganz aufgegeben, aber in den Hintergrund gedrängt. Wir hingegen setzten unsere Arbeit fort. Schon in den ersten Phasen der Pandemie beschlossen wir alle, dass wir unsere Türen nicht schlie‎ßen dürfen, und wir gingen die ganze Zeit über auf die Stra‎ße. Zusammen mit unseren freiwilligen Helfern boten wir hei‎ße Getränke, Essen, Desinfektionsmittel, Medikamente, Schlafsäcke und Decken an, alles, was uns einfiel, um es diesen Menschen leichter zu machen.“




    Doch einige Projekte des Carusel-Vereins konnten in dieser Zeit nicht weitergeführt werden, darunter die Mobile Dusche und die Nachtunterkunft Odessa“. Die Mobile Dusche, ein Lieferwagen, der in Bukarest herumfuhr, um Obdachlose mit elementaren Hygienediensten zu versorgen, wurde mit der Begründung geschlossen, dass der sich darin bildende Dampf zur Verbreitung des Coronavirus beiträgt. Und das Obdachlosenheim wurde geschlossen, weil der vorgeschriebene Abstand nicht gewährleistet werden konnte. Dennoch half der Verein Carusel den örtlichen Behörden, eine Lösung zu finden, um Obdachlose nachts in gemieteten Räumen unterzubringen.



    Ein weiteres Problem war natürlich die Verbreitung des Virus unter den Leistungsempfängern des Vereins, ein Problem, das Marian Ursan wie folgt beschreibt:



    Aber wer kümmert sich um diese Kategorie von Menschen? Natürlich gibt es Covid-19-Fälle unter ihnen, wir haben unsere Vermutungen, aber ich denke, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Was die Behörden betrifft, wissen Sie, wer sich beispielsweise um Obdachlose erkundigt, nach Personalausweisen fragt, um diesen Leuten Geldstrafen aufzudonnern, falls sie keine haben? Die Polizei. Das ist die einzige öffentliche Behörde, die im Leben dieser Menschen ständig präsent ist.“




    Und doch versuchten im Jahr 2020 viele Nichtregierungsorganisationen, denjenigen, die es brauchten, eine helfende Hand zu reichen. Eine von ihnen ist der Seneca-Verein, der im Rahmen des Projekts Unsere Gro‎ßeltern“, das im März begann, als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, Lebensmittel und andere dingende Einkäufe an ältere Menschen lieferte, die zu Hause isoliert waren. Die Zahl der Empfänger ist mit der Zeit gewachsen, und derzeit decken die Freiwilligen 50 Städte und Dörfer im ganzen Land ab. Allein im Dezember lieferten sie 600 Pakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln aus, wie uns Anastasia Staicu berichtete:



    Wir versuchten zunächst, den älteren Menschen zu helfen, die ihre Häuser nicht verlassen durften. Aber wir fanden viele Menschen, die einfach niemanden in der Nähe haben, und Menschen, die, selbst wenn sie ausgehen dürften, sich die Einkäufe nicht leisten könnten. Also konzentrierten wir uns auf Orte, die schwerer zu erreichen waren, und wir ‚adoptierten‘ diese Gro‎ßeltern ohne Familien. Unsere Freiwilligen helfen ihnen seit März.“




    Aber, wie Anastasia Staicu uns weiter erzählte, ist das, was diese Gro‎ßeltern brauchen, nicht immer etwas Materielles:



    Ihre emotionalen Bedürfnisse sind die gleichen wie unsere. Unsere grö‎ßte Angst ist vielleicht die Angst vor dem Alleinsein, und die Pandemie hat diese Angst weiter vertieft. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der nicht unter dem Mangel an menschlichem Kontakt und Wärme gelitten hat. Im Jahr 2021 werden wir also etwas Neues in das Projekt einbringen. Das Nationale Museum für Zeitgenössische Kunst organisiert unterschiedliche Workshops für Kinder, und einige dieser Kinder haben keine Gro‎ßeltern und würden gerne welche symbolisch adoptieren. Diese älteren Menschen werden also ab dem nächsten Jahr zusätzlich zu den Lebensmitteln und Hygieneartikeln auch Briefe von Kindern in ihren Paketen finden.“




    Sowohl der Verein Carusel als auch das Projekt Unsere Gro‎ßeltern“ werden auch im Jahr 2021 das Leben der Schwächsten unter uns leichter machen.

  • Charity projects adjust to the pandemic

    Charity projects adjust to the pandemic

    Apart from inevitable healthcare problems, the 2020 pandemic has deepened and sometimes even created social dramas—mostly affecting the elderly, the homeless, and people with various chronic conditions and addictions. Some of them have been helped, ever since 2011, by Carusel Association, whose volunteers provide social and medical services to extremely vulnerable categories. Carusels executive director Marian Ursan told us what the year 2020 was like for the association and for its beneficiaries.



    Marian Ursan: “It was a terrible year. People faced more severe deprivation. And this includes people who had managed to survive in big cities precisely thanks to the many restaurants and shops that were open and where they would get help. But in addition, people also felt abandoned. On the one hand, because hospitals closed, and many of these people suffer from chronic conditions, such as hepatitis, tuberculosis, HIV. Because access to hospitals was restricted, they were unable to get treatment. Healthcare services focused on the pandemic and all other activities were, not entirely abandoned, but relegated to second place. On the other hand, we continued our work. From the first stages of the pandemic, we all decided that we must not close our doors, and we went down in the streets all this time. Together with our volunteers, we offered hot drinks, food, disinfectants, pharmaceuticals, sleeping bags and blankets, everything we could think of to make it easier for these people.



    But some of the Carusel Associations projects could not be continued during this period, including the Mobile Shower and the “Odessa Night Shelter. The Mobile Shower, a van that went around Bucharest to provide elementary hygiene services to homeless people, was shut down, on grounds that the steam forming within it helped spread the coronavirus. And the shelter was closed down because social distancing could not be guaranteed. Still, Carusel Association helped local authorities find a solution to accommodate homeless people at night-time, in rented rooms.



    Another problem was, obviously, the spread of the COVID 19 among the associations beneficiaries, a problem that Marian Ursan discussed in the following terms.



    Marian Ursan “But who cares about this category of people? Of course there are Covid-19 cases among them, we have our guesses but I think its just the tip of the iceberg. As for the authorities, do you know who asks questions about their lives—and who asks for their documents to fine these people? The police. This is the only public authority that is a constant presence in the lives of these people.



    And yet, in 2020 many NGOs tried to give a helping hand to those who needed it. One of them is Seneca Association, which has been delivering food and other basic necessities to elder people isolated at home, under a project called “Our Grandparents, which started in March when the state of emergency was declared. The number of beneficiaries has grown over time, and currently their volunteers cover 50 towns and villages across the country. In December alone, they delivered 600 parcels of food and hygiene products, as Anastasia Staicu told us:



    Anastasia Staicu “We first tried to help the elderly who were not allowed to leave their homes. But we found a lot of people who simply have nobody around, and people who, even if they were allowed to go out, could not afford the shopping. So we focused on places that were harder to reach, and we adopted these grandparents without families. Our volunteers have been helping them ever since March.



    But, as Anastasia Staicu told us, what these grandparents need is not always something material:



    Anastasia Staicu “Their emotional needs are the same as ours. Our biggest fear is perhaps the fear of being alone, and the pandemic deepened this fear. I dont believe there is anybody who has not suffered from the lack of human contact and warmth. So in 2021 we will bring something new to the project. The National Museum of Contemporary Art runs various workshops for children, and some of these children do not have grandparents and would love to adopt some. So these elderly people will find letters from children in their parcels as of next year, in addition to the food and hygiene products.



    Both Carusel Association and the “Our Grandparents project will continue to make life easier for the most vulnerable among us in 2021 as well. (tr. A. M. Popescu)

  • Gemeinsinn in Pandemie-Zeiten: Private Initiativen helfen Betroffenen

    Gemeinsinn in Pandemie-Zeiten: Private Initiativen helfen Betroffenen

    Die Organisation Rettet die Kinder Rumäniens“ arbeitet seit vielen Jahren mit Entbindungskliniken und anderen medizinischen Einrichtungen zusammen. Gleich zu Beginn der durch COVID-19 verursachten Krise hat besagte Vereinigung den Notfallfonds für Krankenhäuser ins Leben gerufen. Jetzt gehen die von Unternehmen und Privatpersonen für diesen Fonds gespendeten Gelder an diejenigen, die an vorderster Front gegen das neue Coronavirus kämpfen, sagte uns Ştefania Mircea, Vertreterin der Organisation Rettet die Kinder Rumäniens“:



    Das rumänische medizinische System ist mit den Schwachstellen, die wir alle kennen, in den Kampf gegen COVID-19 eingetreten, und daher müssen wir umso mehr verantwortungsbewusst und unterstützend tätig werden. Das Leben aller hängt von den Ärzten ab, und ein Arzt ohne Schutz bringt sich selbst und seine Patienten in Gefahr. Die Ärzte und das medizinische Personal sind leider am meisten gefährdet, weil sie nicht zu Hause bleiben können. Sie sind ständig im Einsatz, an vorderster Front im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie, die, wie wir wissen, bereits so viele Menschenleben in der Welt gefordert hat. Ohne Schutzausrüstung und ohne medizinische Ausrüstung können die Ärzte weder uns noch sich selbst retten. Wir erhalten Anfragen von Ärzten im ganzen Land, die medizinische Apparatur oder Schutzausrüstungen benötigen. Wir tragen die Anfragen in einem Register ein und versuchen, mit unseren Spenden dort zu helfen, wo der Bedarf am grö‎ßten ist.“




    Spenden können über ein speziell für diesen Notfallfonds eröffnetes Bankkonto, aber auch per SMS erfolgen. Bisher hat die gespendete Summe etwa 500.000 Euro erreicht, von denen etwa 135.000 medizinische Geräte und Materialien gekauft wurden. 35 medizinische Einrichtungen zur Patientenversorgung und 74 Hausarztpraxen in 17 Landkreisen haben von der Organisation Rettet die Kinder Rumäniens“ Unterstützung erhalten. Gespendet wurden unter anderen Beatmungsgeräte, ein tragbares Ultraschallsystem, Reinigungs- und Desinfektionsgeräte für Krankenhäuser und Operationssäle, Desinfektionsmittel sowie Schutzausrüstungen wie Handschuhe, Mützen, Stiefel, Overalls und Gesichtsschutz. Au‎ßerdem wurden drei Inkubatoren für Frühgeborene gespendet. Aber der vielleicht beeindruckendste Aspekt dieser Kampagne war die Mobilisierung der einfachen Leute. 92.000 Euro wurden von Privatpersonen gespendet. Ştefania Mircea dazu:



    Es ist beeindruckend zu sehen, dass normale Menschen verstehen, wie wichtig Solidarität ist. Einer der Ärzte, mit denen wir zusammenarbeiten, hat einen Aufruf unter seinen Patienten gestartet, und die Leute haben angefangen, kleine oder gro‎ße Beträge zu spenden, um dem medizinischen System zu helfen. Das ist wirklich beeindruckend. Es wird immer noch gesagt, dass wir uns in einer kriegsähnlichen Krise befinden. Deshalb war das Bedürfnis nach Menschlichkeit sehr gro‎ß. In Krisenzeiten kommen die Menschen ihren Mitmenschen zu Hilfe, und wir danken vom ganzen Herzen denen, die uns bisher unterstützt haben. Wir rufen alle auf, sich weiterhin zu engagieren und zu spenden, unabhängig von der Höhe und oder der Form ihres Beitrags.“




    Ältere Menschen, insbesondere diejenigen, die bedürftig oder einsam sind, gehören in dieser Zeit zu den Risikogruppen. Der Verband SNK (benannt nach dem römischen Philosophen Seneca) tut mit seinen Projekten Seneca Ecologos“ und Seneca Publishing House“, dem ersten grünen Verlag Rumäniens, genau das, was er auch vor der Coronavirus-Pandemie tat: Er fördert die Verantwortung, diesmal gegenüber den älteren Menschen durch das Programm Unsere Gro‎ßeltern“. Wir spenden und liefern Lebensmittel und Hygieneprodukte an gefährdete Senioren“ ist das Motto, unter dem dieses Programm gestartet wurde. Das ursprünglich nur für einen Monat gedachte Projekt wurde ausgeweitet, weil die Mitglieder des Seneca-Verbandes, die den älteren Menschen zu Hilfe kamen, auch andere gefährdete Gruppen entdeckten, wie z.B. Tagelöhner, alleinerziehende Mütter, Arbeitslose oder Kurzarbeit-Betroffene. Daher waren Spenden von Unternehmen und Bürgern erforderlich, sagt Anastasia Staicu, Vertreterin des SNK-Verbandes:



    Im ersten Monat haben wir etwa 85 Senioren besucht, und derzeit helfen wir 700 Menschen aus über 30 Ortschaften in 24 Landkreisen. Wir erreichen auch entfernte Gebiete. Wir bieten natürlich auch in Bukarest Hilfe an, aber gleichzeitig versuchen wir, ältere Menschen an weniger zugänglichen Orten auf dem Lande zu erreichen. Nur im ersten Monat konnte das Projekt vollständig mit dem Geld des SNK-Verbandes auskommen. Als wir dann ankündigten, dass wir weitermachen wollten, schlossen sich uns mehrere Personen an, Tausende von Menschen aus der Declic-Gemeinschaft haben zum Beispiel gespendet. Ich finde es gro‎ßartig, dass diese Menschen beschlossen haben, das Wenige, das sie haben, mit anderen zu teilen. Ihre Spenden haben uns tief beeindruckt, es wurde ein Betrag von fast 80.000 Euro erreicht, mit dem wir etwa 700 Menschen im Monat helfen können. Wir haben einen Wochenplan, wobei es nicht nur um Einzelfälle geht. Wir helfen zum Beispiel auch 250 Senioren in 15 Altenheimen im Landkreis Giurgiu (im Süden Rumäniens). Ebenfalls in Giurgiu brachten wir Pakete in Kinderheime und Heime für behinderte Menschen. Alles, was wir erhalten haben, hilft uns, weiter zu helfen.“




    Jede Woche bringen SNK-Freiwillige ihren Begünstigten drei individuelle Pakete mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten, darunter Speiseöl, Milch, Brot, Obst und Gemüse, Gläser mit Eingemachtem, Zahnpasta, Seife, Toilettenpapier und Küchentücher. Das Projekt könnte auch nach dem Ende des Warnzustands und nach der schrittweisen Aufhebung der Restriktionen weitergeführt werden, lässt uns Anastasia Staicu wissen:



    Solange es unsere Ressourcen erlauben, werden wir weitermachen. Wir hoffen jedoch, dass in einigen Monaten auch auf staatlicher Ebene Lösungen gefunden werden. Zu Krisenzeiten sind die privaten Selbsthilfeinitiativen ein erster Schutzschild, der die Schwächsten schützt, aber wir hoffen, dass auch die Behörden eingreifen werden, um ihre Schuldigkeit zu tun.“




    Bis dahin bleibt die von privaten Spendern erwiesene Solidarität ein kleiner Trost in dieser äu‎ßerst schwierigen Zeit.

  • Europäisches Solidaritätskorps fördert ziviles Engagement der Jugendlichen

    Europäisches Solidaritätskorps fördert ziviles Engagement der Jugendlichen

    Zwischen dem 1. Februar 2019 und dem 31. Januar 2020 führte die NGO Junge Initiative“ ein Programm mit dem Titel Vereint stehen wir für europäische Werte“ durch. Finanziert durch das Europäische Solidaritätskorps, zielte das Projekt darauf ab, kritisches Denken bei jungen Menschen aus benachteiligten Umgebungen in der Region Bukarest – Ilfov zu entwickeln und sie durch nichtformale Lernkontexte in die Lage zu versetzen, sich aktiver am Leben der Gesellschaft zu beteiligen. Eliza Vaş, Vizepräsidentin der NGO Junge Initiative“ erzählte uns mehr über das oben erwähnte Projekt, das von jungen Menschen für junge Menschen erarbeitet wurde:



    Dies ist das erste Projekt dieser Art, das von den Freiwilligen der NGO »Junge Initiative« durchgeführt wird, das wir mit den Mitteln, die wir über das Europäische Solidaritätskorps erhalten haben, realisiert haben. Unser Ziel war es, kritisches Denken bei jungen Menschen aus der Region Bukarest-Ilfov zu entwickeln und ihnen zu helfen, sich stärker in der Gesellschaft zu engagieren. Wir wandten uns vor allem an junge Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren, an Gymnasiasten, Studenten oder an diejenigen, die sich für nicht-formale Bildungskontexte interessieren. Mehr als 250 junge Menschen haben sich über ein Jahr lang am Projekt beteiligt; sie nahmen an 15 Veranstaltungen teil, wie z.B. an interaktiven Workshops, Debatten oder Entscheidungssimulationen auf der Ebene der europäischen Gremien. Wir hatten sogar ein Brettspiel zur Einbeziehung der Gemeinschaft, das wir »United« nannten.“




    Alle Teilnehmer des Projekts Vereint stehen wir für europäische Werte“ wurden zusammengebracht und in jedem Moment ihrer Aktivität von Mitgliedern der NGO Junge Initiative“ betreut. Trotz des Workshop-Charakters wurden die Auswirkungen ihrer Aktionen am Ende bewertet, und jeder Teilnehmer konnte verstehen, wie wichtig es für den Einzelnen ist, sich auf Gemeindeebene zu engagieren. Eliza Vaş dazu:



    Meine Rolle während des Projekts bestand darin, ein Coach zu sein, was bedeutet, dass ich auf die eine oder andere Weise das Team der Freiwilligen trainierte. Ich half ihnen, die Aktivitäten, die Teil des Projekts sind, zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Um eine Veranschaulichung aus dem Fu‎ßball zu verwenden: Ich war wie ein Haupttrainer, der neben dem Spielfeld steht und zuschaut, wie die Spieler die zuvor besprochene Strategie in die Praxis umsetzen. Dann haben wir in der Umkleidekabine darüber gesprochen, was gut ist und ob es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Die Idee ist, dass die nicht-formale Bildung sehr viel Wert auf die Reflexion im Lernprozess legt. Die beteiligten Personen werden sich des Wissens, das sie erhalten, und der Fähigkeiten, die sie entwickeln, bewusster. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie sich der Wirkung bewusst werden, die sie durch ihre Tätigkeit erzeugt haben.“




    Das Projekt Vereint stehen wir für europäische Werte“ konzentriert sich in erster Linie auf die Solidarität und den allgemeinen Überblick über die jungen Rumänen als europäische Bürger. Die grö‎ßte Anzahl von Debatten und Workshops wurde rund um die Werte der europäischen Gemeinschaft veranstaltet. Elena Şelaru von der Abteilung Internationale Beziehungen der Vereinigung Junge Initiative“ über die in den Workshops vermittelten Inhalte:



    Praktisch haben wir als Organisationsteam verschiedene Workshops und Debatten zu Themen von europäischem Interesse vorbereitet, um einen Rahmen zu schaffen, in dem wir über unsere Rechte als europäische Bürger, europäische Werte und die Möglichkeiten der europäischen Mobilität sprechen können. Meine Beteiligung an diesem Projekt bestand in der Durchführung eines Workshops über Kreislaufwirtschaft und Klimawandel für Neuntklässler der Technischen Energiefachschule in Bukarest. Ich war an einem simulierten Entscheidungsfindungsprozess wie dem im Europäischen Parlament beteiligt, bei dem ich als Moderatorin fungierte. Ich wollte sicherstellen, dass meine Teilnahme interaktiv war und dass alle Teilnehmer ihre Ideen in einer sicheren Umgebung zum Ausdruck bringen konnten.“




    Für die jungen Menschen in der rumänischen Gesellschaft ist es sehr wichtig, dass sie in ihren Interessengebieten Initiative zeigen. Jede Idee oder kleine Aktion kann gro‎ße Projekte oder Aktivitäten hervorbringen, die darauf abzielen, das Leben der Gemeinschaft, zu der sie gehören, zu verbessern. Deshalb fördert das Team der NGO Junge Initiative“ solche Initiativen, da sie selbst Menschen mit Initiativen sind. Dabei seien selbstständiges Denken und Engagement besonders wichtig, sagt Elena Şelaru:



    Ich glaube, wenn man Initiative hat, bedeutet das, dass man selbst denken kann und vielleicht einige Probleme oder Situationen lösen kann, von denen andere Leute meinen, dass sie nicht angegangen werden müssen. Ich glaube, in unserer Zeit haben viele Menschen Initiativen und engagieren sich in der örtlichen Gemeinschaft. Und es ist dieses Engagement, das den Mehrwert schafft, das den Unterschied macht. Und ich denke hier an meine Kollegen von der »Jungen Initiative«, da viele Projekte aus ihren Initiativen heraus entstanden sind.“




    Für Elena Şelaru hatte die Arbeitserfahrung mit dem Projekt Vereint stehen wir für europäische Werte“ nicht nur auf beruflicher Ebene eine besondere Wirkung. Was haben die jungen Menschen, die sich an solchen Aktivitäten beteiligen, tatsächlich davon? Sie stärken ihr Selbstbewusstsein, sagt Elena Selaru, die selbst zum Team der Betreuer gehörte:



    Nachdem die Mittel bewilligt worden waren, hatte ich eine kurze Schulungszeit, bereitete die nächsten Aktivitäten vor und begann dann mit deren Umsetzung. Die Beteiligung an diesem Projekt war für mich eine persönliche Leistung, da ich eine Reihe von Fähigkeiten im Prozess der Durchführung verschiedener Aktivitäten erlangte und ich lernte, wie es ist, langfristig Verantwortung zu übernehmen.“




    Das Solidaritätsteam von Vereint stehen wir für europäische Werte“ bestand aus acht Personen (Elena Şelaru, Andrei Dobrea, Cristina Cautiş, Maria Balea, Simona Baciu, Andreea Boieriu, Dragoş Dănilă, Marius Ghiţă), sechs Freiwilligen (Ana Maria Andronache, Maria Baciu, Irina Dobreanu, Vlăduţ Ene, Claudiu Brotea) und einer erfahrenen Ausbilderin in europäischen Projekten, Eliza Vaş.

  • Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“

    Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“

    Derzeit absolviert Agnes Venema ein fast zweijähriges Forschungspraktikum an der Nationalen Informationsakademie Mihai Viteazu“ in Bukarest. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Koordinierung von Programmen der Vereinten Nationen in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Gro‎ßbritannien und Timor. Wie hat sie sich Rumänien integriert und vor allem warum hat sie sich für unser Land für diese berufliche Änderung entschieden?



    Dies ist eine interessante Frage, da ich mich während meines Studiums und in meiner bisherigen Karriere tatsächlich auf Menschenrechtsfragen konzentriert habe. Was ich in letzter Zeit versucht habe, ist, mich mehr für Sicherheit zu interessieren, da Sicherheitskräfte die Menschenrechte wirklich schützen können, aber manchmal sogar die schwersten Verstö‎ße begehen können. Dies ist der wahre Grund für die Veränderung in meiner Karriere. Dann wurde dieses Doktoranden-Programm ins Leben gerufen, das Teil eines grö‎ßeren Forschungsprogramms ist und aus europäischen Mitteln finanziert wird.



    Meine Ankunft in Bukarest war eine echte Chance, denn ich konnte an einer Informationsakademie studieren, die einer Regierungsstruktur untergeordnet ist. Alle anderen Institutionen sind in der Regel Universitäten oder Forschungsinstitute, daher war dies eine einmalige Gelegenheit, die ich wahrnahm, sobald sie erschien. Ich glaube, mein Kollege und ich sind die ersten Ausländer, die jemals an der Mihai-Viteazu-Akademie studiert haben. Wir sind also froh, dort zu sein. Ich bin weder Teil einer militärischen Struktur noch habe ich in den Niederlanden nachrichtendienstliche Systeme studiert. Deshalb bin ich als Forscherin hierhergekommen. Und wir haben versucht, herauszufinden, wie wir zusammenarbeiten können, denn ich bin mir sicher, dass es auch für euch ziemlich ungewöhnlich ist, dass ein ausländischer Staatsbürger Zugang zu einer nationalen Informationsstruktur erhält.



    Am Anfang haben wir alle ein wenig Zeit gebraucht, um uns aneinander zu gewöhnen, aber am Ende haben wir es geschafft. Insgesamt haben wir in diesem europäischen Programm 15 Doktoranden. Hier haben wir einen rumänischen Kollegen, der uns sehr geholfen hat, uns allgemein in Rumänien und in die Akademie zu integrieren. Au‎ßerdem konnte jeder, mit dem ich sprach, Englisch, das hat uns sehr geholfen, alle waren freundlich und hilfsbereit.“




    Agnes hat kein Rumänisch gelernt und räumt humorvoll ein, dass sie Google Translate auch auf dem Gemüsemarkt benutzt hat. Sie reiste jedoch durch das Land und kam nach Cluj (Klausenburg) und ans Schwarze Meer. Welchen Eindruck hat aber Bukarest hinterlassen?



    Ich denke, Bukarest ist wie ein Diamant im Schlamm und man muss es besser kennenlernen. Einige Freunde waren überrascht, sie verstanden nicht, warum ich diese Stadt mag, sie sagten mir, sie besuchten sie an einem Wochenende und sie mochten sie nicht, weil sie nur für eine Führung bezahlt haben. Ich finde diese geführten Touren gro‎ßartig, aber gleichzeitig gibt es hier so viele verborgene Schätze, dass man diese nur mit Hilfe eines Einheimischen entdecken kann, der wei‎ß, wohin. Bukarest ist eine Stadt, die sich ständig verändert. Im letzten Sommer sind im Vergleich zum Vorjahr neue Lokale eröffnet worden. Ich denke, Sie müssen mit jemandem zusammen sein, der hier lebt oder viel Zeit in Bukarest verbracht hat.



    Das Leben hier war wundervoll. Ich erinnere mich an den ersten Sommer, den ich hier verbracht habe, oder vielleicht war es Herbst, ich war im Garten Eden, wo sich hinter einigen Bäumen eine Art Bar befand. Jetzt denke ich, dass die Bäume vor dem Gebäude gefällt wurden, aber als ich zum ersten Mal dort war, musste ich nach dem Ort suchen und es gab nichts, was den Weg weisen würde, also ging ich einigen Menschen mit einem Hund nach. Dann offenbarte sich ein wunderschöner Garten vor meinen Augen und ich war sofort verzaubert. Ebenso gibt es eine ausgezeichnete Bar mit einer Terrasse gegenüber dem Nationaltheater, die Sie von der Stra‎ße aus nicht sehr gut sehen können und die nur im Sommer geöffnet ist. Obwohl das Lokal ziemlich zentral gelegen ist, wissen nicht viele Menschen darüber Bescheid. Es wäre gro‎ßartig, wenn es vor allem im Sommer mehr Orte zum Wandern, Radfahren oder für andere Verkehrsmittel als Fahrzeuge gäbe. Mir scheint, dass die Art und Weise, wie wir den städtischen Raum nutzen, flexibler geworden ist, und ich denke, dass hier echte Verbesserungen erzielt werden können.“




    In Kürze wird Agnes Rumänien verlassen. Sie mag die Spontanität und Herzlichkeit der Menschen hier, würde aber mehr Ordnung sehen wollen. Wir fragten sie, was sie nach diesen zwei Jahren in Rumänien mitnehmen würde:



    Das ist eine sehr gute Frage. Zunächst nehme ich viele schöne Erinnerungen mit. Ich werde die Zusammenarbeit mit »Casa Ioana«, einer NGO, bei der ich mich freiwillig gemeldet habe, sehr vermissen. Bevor ich weg bin, möchte ich »Casa Ioana« besuchen. Ich habe mich bisher mit Menschen getroffen, die dort arbeiten, in diesem Haus, in dem Obdachlose, Frauen und Kinder leben, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, und diese Tätigkeit lag mir als Menschenrechtsverteidiger sehr am Herzen. Allerdings habe ich diesen Ort, den ich in den letzten eineinhalb Jahren unterstützt habe, nie besucht. Deshalb werde ich am Ende meines Aufenthalts in Rumänien dorthin gehen, mit dem Gedanken, dass ich auch ein wenig zur rumänischen Gesellschaft und zum Bukarester Leben beigetragen habe. Was mir in Rumänien sehr gut gefallen hat und ich auch in den Niederlanden gerne sehen würde, ist diese junge Generation, die so begierig darauf ist, in anderen Teilen Europas zu studieren, zu reisen und bessere Jobs zu finden. Das ist aber in gewisser Weise auch traurig. Ich hoffe, dass diese jungen Leute eines Tages nach Rumänien zurückkehren.



    Ich bewundere diesen Unternehmergeist und die Einstellung des Gewinners, das Gefühl, dass sie nicht aufzuhalten sind. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute bei uns zu Hause ein bisschen verwöhnt sind und es schwierig finden, Dinge zu tun, ich würde ihnen sagen: Schau dir diese Leute an, die aus einem Dorf in Rumänien kommen und noch nie in den Niederlanden waren, aber für drei oder vier Jahre ausreisen und manchmal besonders hart arbeiten und dann mit dieser Erfahrung au‎ßerhalb des Landes, die noch niemand in ihrem Dorf hatte, nach Hause zurückkehren. Ich glaube, wir müssen ihren Mut bewundern.“

  • Neonatologie in Rumänien: Neugeborenen-Kliniken auf Spenden der Zivilgesellschaft angewiesen

    Neonatologie in Rumänien: Neugeborenen-Kliniken auf Spenden der Zivilgesellschaft angewiesen

    In den armen Landkreisen Rumäniens ist die Sterblichkeitsrate von Neugeborenen doppelt so hoch wie in den Gro‎ßstädten, wo die neonatologischen Kliniken über moderne medizinische Geräte verfügen, so ein Bericht der NGO Salvaţi Copiii“ (dt. Rettet die Kinder“). Gabriela Alexandrescu, Exekutivvorsitzende von Salvaţi Copiii“, erzählt uns mehr darüber:



    Ein nationales Ausrüstungsprogramm wurde in Rumänien seit 2007 nicht mehr umgesetzt. Angesichts der hohen Zahl von Frühgeburten wurden diese Geräte intensiv genutzt. Zudem ist die Anzahl der Betten auf der neonatologischen Intensivstation halb so gro‎ß wie der Bedarf. Infolgedessen erhielten viele Abteilungen mehr Neugeborene, als sie aufnehmen konnten. Der Mangel an Ausrüstung, die lebenswichtige Unterstützung leisten kann, war eine der Ursachen. Eine weitere Ursache ist der Bildungsgrad der Mütter, die Anzahl der Hausarztbesuche und die unzureichende Schwangerschaftsüberwachung. Fast die Hälfte der Schwangerschaften in Rumänien wird nicht von einem Arzt überwacht. Viele Frauen gebären in Entbindungskliniken, die nicht die Ausrüstung, das Fachwissen und auch nicht das Recht haben, Neugeborene mit einem Gewicht von weniger als eineinhalb Kilo zu versorgen.“




    Zu den Ursachen der Kindersterblichkeit in Rumänien sagt Gabriela Alexandrescu, dass sie sozial und kulturell sind, aber auch mit dem Mangel an medizinischen Dienstleistungen in den weniger entwickelten Regionen Rumäniens zusammenhängen.



    Es ist eine Bündelung von Faktoren: Bildung, fehlende Grundversorgung auf Gemeindeebene, vor allem in ländlichen Gemeinden, wo es einen gro‎ßen Mangel an Hausärzten gibt, einen Mangel an Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere, die Unmöglichkeit vieler Frauen, in die Stadt zu reisen, um ihre Schwangerschaftsuntersuchungen machen zu lassen. Dies hat zu einer ziemlich schwierigen Situation für Familien in Rumänien geführt. Die gemeldete Säuglingssterblichkeit hat sich verdoppelt, wir haben auch Unterschiede im ganzen Land, zwischen verschiedenen Landkreisen. Wir haben mehr als 23 Landkreise, in denen die gemeldete Sterblichkeitsrate über der nationalen Rate liegt, wobei die Landkreise Botoşani und Călăraşi leider an der Spitze der Liste stehen. Die Sterblichkeitsraten in diesen Landkreisen sind dreimal höher als in Cluj oder Bukarest.“




    Im Jahr 2017 lag die Säuglingssterblichkeit bei 7,2 pro eintausend Lebendgeburten, wobei die Frühgeburt die Haupttodesursache war. Der Verband Salvaţi Copiii“ hat sich aktiv bemüht, die medizinischen Anstalten mit der erforderlichen Ausrüstung zu versorgen. Gabriela Alexandrescu:



    Wir von dem Verband »Salvaţi Copiii« haben versucht, diese Art von Mangel auszugleichen. In den letzten Jahren seit 2012 haben wir mehr als 515 Geräte an 88 Geburtskliniken für 42.000 Neugeborene gespendet. Wir haben mehr als 4 Millionen Euro investiert, die wir von Unternehmen und Einzelspendern erhalten haben. Alles wurde mit der Unterstützung von Menschen in Rumänien gemacht, weil wir gesehen und verstanden haben, dass es in unserer Macht liegt, unsere Kinder zu retten, anstatt darauf zu warten, dass das Ministerium und die Behörden die erforderlichen Summen bereitstellen. Wenn wir das Recht unserer Kinder auf Leben nicht gewährleisten können, worüber lohnt es sich dann noch, zu reden?“




    In Rumänien gibt es viele Fälle von angeborenen Herzfehlern bei Neugeborenen. Viele Kinder werden mit solchen Problemen geboren, und das einzige Krankenhaus, in dem sie unmittelbar nach ihrer Geburt behandelt werden können, ist das Institut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Transplantation in Târgu Mureş. Das dortige medizinische Personal arbeitet rund um die Uhr, aber diese Anstrengung ist nicht ausreichend. Von den rund 1.000 notwendigen Herzoperationen pro Jahr führt das Krankenhaus in Târgu Mureş nur rund 230 durch. In der Zwischenzeit werden andere Ärzte mit einem Mangel an Ausrüstung konfrontiert. Dazu erläutert uns die Leiterin der Neugeborenen-Klinik des Universitäts-Notfallkrankenhauses in Bukarest, Adriana Dan, mehr Details:



    Neonatologische Krankenhäuser in Rumänien werden nach Kompetenzniveau und Ausstattung bewertet. Es gibt relativ wenige Neugeborenen-Kliniken dritten Grades, die sehr gut ausgestattet sind und über sehr gutes Personal verfügen. In Rumänien gibt es rund zwanzig solcher Einrichtungen. Sie sind in der Lage, die Versorgung bei Frühgeburten mit den grö‎ßten Bedürfnissen zu gewährleisten. Wir arbeiten mit begrenzten, veralteten und überlasteten Geräten. Damit Frühgeborene überleben können, ist es unerlässlich, dass wir Inkubatoren, Beatmungsgeräte, Geräte zur Überwachung der Vitalfunktionen und hochwertige Einweg-Verbrauchsmaterialien haben, um die vielfältigen Komplikationen zu vermeiden, die Säuglinge mit einem schwachen Immunsystem haben können.“




    Wir haben Adriana Dan auch gefragt, was Neonatologen empfinden, wenn sie trotz der Mängel im Gesundheitswesen in ihrem Beruf erfolgreich sind:



    Auf der einen Seite sind wir froh, dass wir einer zarten Seele und einer Familie helfen können, die dieses Kind so sehr begehrt und erwartet hat. Andererseits ist es eine Frage des Berufsstolzes, wenn wir sehen, dass das, was wir tun, von Bedeutung ist. Bei unseren jährlichen Treffen am 17. November, wenn der Welttag der Frühgeborenen verzeichnet wird, kommen wir mit den Kindern zusammen, die wir gerettet haben und die zwei, fünf Jahre alt sind oder sogar das Schulalter erreicht haben. Es ist eine solche Freude, zu wissen, dass ein Teil dessen, was dieses Kind heute ist, dir zu verdanken ist. Es ist etwas Besonderes.“




    Diese Art von Genugtuung wird höchstwahrscheinlich nur von einem Arzt wahrgenommen, der das Leben eines Neugeborenen rettet. Aber für weitere solche Erfolge braucht Rumänien modernste Neugeborenen-Kliniken. Im Jahr 2019 erwirbt der Verband Salvaţi Copiii“ Rumänien Ausrüstung für 49 Entbindungskliniken.

  • Start NGO: Gemeinnütziger Verein unterstützt kleine oder unerfahrene NGO

    Start NGO: Gemeinnütziger Verein unterstützt kleine oder unerfahrene NGO

    Der Verband Act For Tomorrow“ hat kürzlich das Start NGO“-Programm gestartet — das erste und einzige Finanzierungsprogramm für kleine oder junge NGO. Insgesamt werden 500.000 Euro für kleine Nichtregierungsorganisationen und sogar für öffentliche Einrichtungen bereitgestellt, die Umwelt-, Bildungs- oder Gesundheitsprojekte durchführen. In diesem Jahr werden rund 100 Projekte unterstützt. Ab März konnten die kleinen NGO mit einem Einkommen unter 50.000 Euro oder die 2019 gegründeten NGO sich zum Start NGO“-Programm mit Projekten in den Bereichen Bildung, Umwelt, Gesundheit, Soziales und Kultur anmelden. Die im Programm aufgenommenen NGO können Finanzierungen bis zu jeweils 10.000 Euro erhalten. Der Präsident des Verbands Act for Tomorrow“, Andrei Coşuleanu, bringt weitere Details:



    Im Rahmen dieses Programms haben wir zwei sehr wichtige Ziele. Das erste ist, die jungen NGO zu unterstützen, die gerade anfangen, die nicht genau wissen, wie sie ein Projekt aufbauen können, aber sehr gute Ideen für ihre Gemeinden haben. Daher beschlossen wir, ein Fundraising-Programm zu starten. Es ist kein Wettbewerb zwischen Projekten, sondern eine Finanzierung von Ideen für die Gemeinschaft. Jede Organisation soll ihre Idee in eineinhalb Seiten Text übertragen, um diese Idee zu erläutern und zu begründen. Wir finanzieren dann die Projekte nach folgendem Prinzip: Wer zu Beginn eines jeden Monats einen Antrag auf Finanzierung stellt, wird von uns finanziert. Dies ist also ein erstes Ziel, um NGO finanziell zu unterstützen. Das zweite Ziel betrifft den Verwaltungsteil. Des Öfteren können kleine NGO nicht mit gro‎ßen Organisationen konkurrieren, weil sie keine Erfahrung haben. Daher übernehmen wir die Rolle des Beraters, des Unterstützers in puncto interne Verwaltung und Management, Kommunikation, Kontakt zu den Behörden, Kontakt zu eventuellen Partnern, und wir erklären den NGO auch, wie das Gesetz der freiwilligen Mitarbeiter in Rumänien funktioniert.“




    Das Programm hat drei Förderschwellen: die erste im Wert von bis zu 1000 Euro, die zweite mit einem Wert zwischen 1000 und 5000 Euro und die dritte, von 5000 bis 10000 Euro. Das Start NGO“- Programm läuft über neun aufeinanderfolgenden Runden von Projektaufrufen, die im Laufe des ganzen Jahres am ersten Tag eines jeden Kalendermonats gestartet werden. Die Teilnahmebedingungen findet man unter www.startong.ro. Auf dieser Plattform sollten auch die zur Finanzierung vorgeschlagenen Projekte angemeldet werden, mit Beachtung der Verordnungen und der Angaben, die auf der Plattform zu finden sind.

  • Weibliches bürgerliches Engagement: Frauen-Empowerment nimmt zu

    Weibliches bürgerliches Engagement: Frauen-Empowerment nimmt zu

    Das gemeinschaftliche Engagement von Frauen hat in letzter Zeit zugenommen, ebenso wie sich der Unternehmergeist von Frauen entwickelt hat, aber auch ihre Präsenz auf der politischen Bühne. Der Buchmarkt hat diesen Fortschritt bemerkt. In dieser Hinsicht wurde 2011 ein Projekt gestartet. Dabei handelt es sich um drei Bände, koordiniert von der Ökonomin und Politikerin Andreea Paul-Vass und veröffentlicht im Verlag Polirom. In diesen erzählen mehrere Frauen ihre Erfolgsgeschichten in der Politik, Wirtschaft und im Bereich des Bürger-Aktivismus. Der letzte Band mit dem Titel Die bürgerliche Kraft der Frauen“ wurde dieses Jahr veröffentlicht und zeigt, dass Frauen die Mehrheit in den NGO darstellen. Andreea Paul-Vass dazu:



    Im Jahr 2011 erschien »Die Politische Kraft der Frauen«, das über weibliche Akteure aus allen politischen Parteien berichtete. Im Jahr 2106 erschien der zweite Band, »Die wirtschaftliche Kraft der Frauen«, zu dem absolut au‎ßergewöhnliche Unternehmerinnen beitrugen, und im Jahr 2018 war es notwendig, dem bürgerlichen Geist des weiblichen Geschlechts Wert zu verleihen. Jedes Mal, wenn einer der Bände veröffentlicht wurde, war ich in den jeweiligen Bereichen aktiv. Deshalb fand das Projekt sofort Anklang bei mir und ich und hörte den Geschichten der anderen Damen zu, die so wagemutig waren, ihren bürgerlichen Geist zu aktivieren. Wir Frauen haben einen angeborenen Reflex, Dinge neu auszugleichen, die Gesellschaft zu verschönern, Ungerechtigkeiten zu korrigieren. In der Zivilgesellschaft dominieren Frauen. Auf der Karte der sozialen Erneuerer tragen Frauen zu 53% zur Gründung und zur Führung von NGO bei. Im Unternehmertum sind die Dinge nicht so gut, aber auch nicht gerade schlecht. Was die wirtschaftliche Macht der Frauen angeht, ist heute in Rumänien einer von drei Unternehmern weiblich. In der Politik ist die Situation weit entfernt von den wirtschaftlichen und zivilen Bereichen. Als das Buch »Die Politische Kraft der Frauen« erschien, hatten wir etwa 10%–11% Frauen im Parlament. Hier hat sich in weniger als einem Jahrzehnt die Zahl der Frauen im rumänischen Parlament verdoppelt.“




    Die Empathie der Frauen kann eine Erklärung dafür sein, dass sie an vielen Sozialhilfeaktionen, gemeinschaftlichen Hilfsprojekten, medizinischen oder Umweltprojekten beteiligt sind. Aber im Falle Rumäniens gibt es noch eine Erklärung, die jetzt von der Journalistin Daniela Palade Teodorescu, Chefredakteurin der Zeitschrift Cariere“ (dt. Karrieren“), erläutert wird.



    Diese Frauen zeigen praktisch, dass es Bürgerstärke gibt, und es gibt gute Beispiele von Menschen — besonders von Müttern –, die sich nie beschwert haben, dass sie ein krankes Kind haben und der Staat nichts tut, dass sie kranke Eltern oder behinderte Kinder haben. Sie sagten einfach: ‚Ich bin die Veränderung! Es hat keinen Sinn, auf etwas vom System zu erwarten, darauf zu warten, dass die Veränderung von oben kommt. Ich werde für die Rechte meiner Kinder, meiner Eltern oder der Leidenden kämpfen.‘ In der Tat beschäftigt sich dieses Buch mit dem, was ich gerne ‚die Kraft der Verwundbarkeit‘ nenne. Das sind Frauen, die einst am Limit waren, überwältigt wurden und deshalb sagten, sie wollten etwas für andere in derselben Situation tun. Es gibt viele anonyme Helden, Frauen, die in einer unverdienten Anonymität gearbeitet haben und nicht verstehen, warum man über sie spricht. Sie meinen, dass sie tun, was sie tun, weil sie ihre Not überwinden mussten. Aber nachdem sie ins Rampenlicht gerückt sind, hat man sie noch mehr motiviert, sie sahen sich darin bestätigt, dass das, was sie tun, richtig ist, also machen sie weiter und setzen ihre Arbeit fort.“




    Die Geschichten der 100 Frauen, die in dem Buch Die bürgerliche Kraft der Frauen“ veröffentlicht wurden, zeigen ebenfalls weibliche Solidarität. Der Wert einer Frau ergibt sich auch aus der Anzahl anderer Frauen, denen sie hilft, aufzustehen“, sagt eine der Protagonistinnen des Buches. Daniela Palade Teodorescu hat weitere Details:



    Wenn du ein Kind mit Autismus hast und von einer Praxis zur anderen gehst, von einem Krankenhaus zum anderen, wenn dieses Kind nicht korrekt diagnostiziert wird, sagst du dir: ‚Du kannst so nicht weitermachen, du musst etwas für das Kind tun! Irgendwann werde ich verschwinden, aber in welcher Welt wird das Kind leben? Wer wird sich um dieses Wesen kümmern? Wie wird es selbstständig leben?‘ Dank sozialer Netzwerke gelingt es ihnen, Gemeinschaften von Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen aufzubauen, die wiederum sehr viel Kraft haben.“




    Im Allgemeinen ist der nichtstaatliche Sektor in Rumänien gut entwickelt, was nach Ansicht einiger Experten nur die Ineffizienz des Staates in bestimmten Bereichen zeige. Der Staat beteiligt sich nicht allzu sehr in den Bereichen, die für das Interesse der Gesellschaft am wichtigsten sind, und finanziert sie nicht genug, sagt Mihaela Miroiu, Universitätsprofessorin an der Nationalen Schule für politische und administrative Studien:



    Ein anderer Prozess, der in Rumänien stattfindet und in diesem Buch sichtbar wird, betrifft die Tatsache, dass eine Nichtregierungsorganisation mit der Zeit professionell wird. Dies bedeutet, dass Menschen, die dort arbeiten, immer mehr Experten in ihren Tätigkeitsfeldern werden. Während in der Politik Pfuscherei, Schwindel und Dilettantismus exponentiell ansteigen, steigt im unpolitischen oder nichtstaatlichen Sektor das Fachwissen exponentiell. Wir haben ein Gefälle in der Gesellschaft. Die gute Nachricht ist, dass zumindest ein Teil der Gesellschaft gut funktioniert: das bürgerliche Engagement.“




    Im Jahr 2017 zeigte eine von der Stiftung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft durchgeführte Studie zum nichtstaatlichen Sektor in Rumänien, dass von den 88.000 bestehenden NGOs nur 42.000 tatsächlich aktiv waren.