Tag: Österreichisches Kulturforum

  • Dramaturgien des Möglichen: 34. Ausgabe des Nationalen Theaterfestivals

    Dramaturgien des Möglichen: 34. Ausgabe des Nationalen Theaterfestivals

    Drei Kuratoren wählten 31 Aufführungen aus allen Theatern des Landes. Hinzu kamen Nebenveranstaltungen wie Performance-Installationen, Konferenzen, Hörspiele sowie ein umfassendes Partner-Event – die Bühnenbild-Biennale.

    Das Österreichische Kulturforum in Bukarest gehörte auf Einladung des Theaterverbandes UNITER zu den Partnern des Theaterfestivals. Dessen Beitrag bestand aus neuartigen Ansätzen zum diesjährigen Thema, den „Dramaturgien des Möglichen“. Dazu gehörte etwa die Ausstellung – „Nur die Violinen sind geblieben“ oder ein Projekt virtueller Realität, das „Humans Violin Prelude“.  Das Ganze wurde abgerundet von einer Theateraufführung und einer Performance, sowie zwei Debatten zu den darstellenden Künsten, berichtet Andrei Popov, stellvertrender Direktor des Österreichischen Kulturforums.

    Der Beitrag des Österreichischen Kulturforums ist mit jeder Ausgabe des Festivals gewachsen und dieses Jahr haben wir ein äußerst komplexes Programm. Alle Produktionen sind innovative darstellende Kunst, Performance oder Theater, und nicht zuletzt virtuelle Realität, denn virtuelle Realität ist eine der Möglichkeiten, wie wir uns der darstellenden Kunst nähern.

    Bei unserer Zusammenarbeit mit dem Theaterfestival berücksichtigen wir stets das von den Kuratoren gewählte Thema. In diesem Jahr wollten wir also auf die „Dramaturgien des Möglichen“ reagieren. Was uns am meisten interessierte, war die Offenheit für Interdisziplinarität, aber auch die Art und Weise, in der die Dramaturgie zu einem entscheidenden Element der Aufführung wird.

    Darüber hinaus wollten wir den bestehenden Dialog zwischen rumänischen und österreichischen Künstlern im Bereich der darstellenden Künste hervorheben. Die Zusammenarbeit in diesem Bereich ist sehr eng. Wir wollten dem Publikum zeigen, wie viel Kreativität es gibt und wie sehr sich die Dinge in diesem Bereich des Theaters und der darstellenden Kunst im Dialog zwischen Österreich und Rumänien entwickelt haben.

    Das Projekt „Human Violins: Prelude“ von Ioana Mischie würde zu Deutsch übersetzt etwa „Menschliche Violinen: Vorspiel“ heißen. Dieses hatte beim letzten Filmfestival in Cannes seine Premiere. Dort war es in der Sektion „Immersive“ angetreten, die zum ersten Mal als Wettbewerb eingeführt wurde.  Dabei geht es um Projekte virtueller Realität oder abgekürzt VR. Bei den „Human Violins“ verfolgen die Zuschauer eine aus einer wahren Geschichte inspirierten Erfahrung, dargeboten als virtuelle Realität. Die Geschichte Almas, einer Violinenliebhaberin, lädt das Publikum zum Singen ein – dadurch wird das Erbe ihrer Musik weitergegeben. Das Projekt sei dank einer Koproduktion entstanden, erklärte die Autorin Ioana Mischie.

     Unser Projekt war die erste rumänisch-französische VR-Koproduktion. Wir hoffen, dass diese Teilnahme in Cannes auch eine offene Einladung für kulturelle Entscheidungsträger darstellt, in diesen Bereich zu investieren. Es ist ein absolut wunderbarer Bereich, der zu einem Markenzeichen des Landes werden kann, weil wir in Rumänien sehr talentierte Künstler und eine sehr fortschrittliche technologische Gemeinschaft und Infrastruktur haben.

    Die Virtuelle Realität kann also zum Exzellenzbereich werden, wenn wir entsprechend investieren. Wir waren sehr erfreut zu sehen, dass diese Kunstform anerkannt und gefeiert wird, und auch, dass wir neue potenzielle Mitarbeiter kennengelernt haben. Wir hoffen, dass dies erst der Anfang ist. Aber das ist ein Anfang nach 12 Jahren Arbeit in diesem Bereich, und wir hoffen, dass wir diese Erfahrung nutzen und sie von nun an weiterentwickeln können.

    Das Nationale Theaterfestival bot dem Publikum nicht zuletzt Vorleseaufführungen an.  Verschiedene dramaturgische Formeln im Einklang mit den Veränderungen der heutigen Welt kamen hier zur Geltung. Grundlage waren die Debatten zu Texten aus Deutschland, Spanien, Portugal und Rumänien.

  • Ausstellung “Touch Nature”:  Künstler setzen sich kritisch mit dem tiefgreifenden Wandel der Natur auseinander

    Ausstellung “Touch Nature”: Künstler setzen sich kritisch mit dem tiefgreifenden Wandel der Natur auseinander

    “Touch Nature“ ist Teil der internationalen Reise eines der größten und kuratorischen Wanderprojekte seiner Art und wird von Sabine Fellner und Alex Radu kuratiert, das Ausstellungsdesign stammt von Maria Ghement und Justin Baroncea. Die Ausstellung ist als Dialog zwischen den Werken von 35 Künstlern aus Rumänien und Österreich zu Verstehen und zielt darauf ab, das Publikum für Umweltfragen zu sensibilisieren.

    Das Projekt wird von der Kunstgalerie SAC und dem Österreichischen Kulturforum mit Unterstützung des österreichischen Ministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten im Rahmen der IMAGINE-Initiative organisiert. Andrei Popov, stellvertretender Direktor des Österreichischen Kulturforums. “Ich denke, es war eine großartige Chance, dass dieses Projekt von Kollegen in Wien, genauer gesagt im Museum für angewandte Kunst in Wien, auf die Beine gestellt wurde. Sie schlugen der Kuratorin Sabine Fellner vor, eine Ausstellung zu diesem höchst aktuellen Thema, der Klimakrise, zu organisieren. Aus Diskussionen, die das Museum für Angewandte Kunst in Wien mit Sabine Fellner geführt hat, ist ein kuratorisches Konzept entstanden, das dann durch Europa und die USA gereist ist.

    Aber ich möchte betonen, dass es sich nicht um ein Projekt, eine Ausstellung oder ein Konzept handelt, das einfach importiert wird, ohne dass es an den jeweiligen Raum angepasst wird. Ich denke, der Einsatz, das wichtigste Element dieses Projekts ist, dass die Künstler aus verschiedenen Räumen in einen – natürlich künstlerischen – Dialog mit ihren Kollegen treten. Und es ist auch kein Zufall, dass nur einige der österreichischen KünstlerInnen sich dafür entschieden, in Bukarest oder in anderen Städten präsent zu sein. Eine gewisse Verbindung muss es zwischen ihren Werken und denen der lokalen Künstler geben, die Alex Radu, einem der besten und aktivsten Kulturakteure im unabhängigen zeitgenössischen Kunstraum, ausgewählt hat.”

    Andrei Popov erwähnte im Anchluß auch einige der Künstler, die an dem Projekt “Touch Nature” teilnehmen: “Es handelt sich um rumänische Spitzenkünstler. Ich nenne nur einige Namen: Matei Bejenaru, Floriama Candea, Codruța Cernea, Ciprian Ciuclea, Larisa Crunțeanu, Aurora Kiraly. Also große Namen der rumänischen Kunst, aber ebenso wichtig sind die ausländischen Künstler, die an dem Projekt beteiligt sind, wie Oliver Ressler oder Elisabeth von Samsonow. Sie werden Mitte Mai in Bukarest sein, wo wir einige Diskussionen zwischen österreichischen und rumänischen Künstlern organisieren werden. Das allgemeine Thema der Diskussion ist wie die Kunst zum Nachdenken über unseren individuellen und kollektiven Einfluss auf die Umwelt anregen kann.”

    “Die Werke der österreichischen und rumänischen KünstlerInnen treten in einen Dialog miteinander, setzen sich kritisch mit dem tiefgreifenden Wandel der Natur auseinander und hinterfragen die ökologische Krise, die sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur, Video und Installation sind die Medien und künstlerischen Mittel, mit denen sie ihren Widerstand gegen die globale Ausbeutung von Mensch und Natur formulieren”, sagt die Kuratorin Sabine Fellner.

  • Thomas Kloiber: „Rumänien und Österreich befinden sich im ständigen kulturellen Dialog“

    Thomas Kloiber: „Rumänien und Österreich befinden sich im ständigen kulturellen Dialog“

    Der 26. Oktober gilt in Österreich seit 1965 als Nationalfeiertag. Es ist jener Tag, an dem 1955 der Nationalrat die immerwährende Neutralität Österreichs durch ein Verfassungsgesetz beschlossen hat. In Rumänien feiern die Österreichische Botschaft und das Österreichische Kulturforum Bukarest den Nationalfeiertag der Republik Österreich und das 25. Jubiläum der Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union durch ein Online-Programm von originellen Veranstaltungen.



    Über Einzelheiten des Programms, kulturelle Brücken zwischen Österreich und Rumänien, Österreich als dynamisches und innovatives Kreativzentrum Europas sowie über anstehende Projekte des Österreichischen Kulturforums Bukarest unterhielt sich Cristina Stoica mit Thomas Kloiber, dem Direktor des Österreichischen Kulturforums Bukarest.



    Interview hören:




  • „Unter den Wörtern“: Paul Celan zum 100. Jahrestag mit Ausstellung geehrt

    „Unter den Wörtern“: Paul Celan zum 100. Jahrestag mit Ausstellung geehrt

    Anlässlich des 100. Geburtstags von Paul Celan organisierte das Bukarester Rathaus durch das Nationale Museum für rumänische Literatur (MNLR) in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten durch das Österreichische Kulturforum Bukarest und die Germanistikabteilung der Fakultät für Fremdsprachen und Literaturen der Universität Bukarest die Ausstellung CELAN 100 — Unter den Wörtern“. Das Projekt CELAN 100 — Unter den Wörtern wurde auf den Facebook-Seiten des Nationalmuseums für rumänische Literatur und des Österreichischen Kulturforums Bukarest offiziell gestartet.



    Paul Celan (Pseudonym von Paul Peisah Antschel, geboren am 23. November 1920 in Czernowitz, gestorben am 20. April 1970 in Paris) war ein deutschsprachiger Dichter, Übersetzer und Essayist jüdischer Abstammung aus Rumänien. Das Pseudonym Celan stammt aus dem Anagramm seines Familiennamens Antschel (rumänisiert: Ancel). Celans Leben hatte einen gewundenen Verlauf: Geboren in Czernowitz (Nordbukowina) in einer Familie deutschsprachiger Juden zu der Zeit, als diese Region zu Rumänien gehörte, lebte er in Österreich, Rumänien und dann in Frankreich. Er schrieb auf Deutsch und er war auch ein äu‎ßerst aktiver Übersetzer. Er übersetzte rumänische, portugiesische, russische, englische und französische Literatur ins Deutsche. Er übersetzte Franz Kafkas Erzählungen aus dem Deutschen ins Rumänische und arbeitete mit der renommierten Literaturzeitschrift Secolul 20“ (Das 20. Jahrhundert“) zusammen. Er gilt als einer der gro‎ßen modernen Dichter der Welt.



    Celan 100 — Unter den Wörtern“, die Ausstellung im Österreichischen Kulturforum Bukarest, ist eine Hommage an den 100. Jahrestag seit der Geburt des Dichters Paul Celan im November 1920. Die Ausstellung versammelt Dokumente, die die kurze Existenz des gro‎ßen Nachkriegsdichters und Übersetzers festhalten, und lässt die wichtigsten Momente im historischen Kontext Revue passieren. Andrei Popov, stellvertretender Leiter des Österreichischen Kulturforums Bukarest, erinnert für Radio Rumänien International an die Wiener Zeit von Paul Celan:



    Auch wenn Paul Celans Aufenthalt in Wien weder lang noch allzu angenehm war, was den Kontext und die sozialen Beziehungen der Nachkriegszeit betrifft, bleiben die sieben Monate, die er zwischen 1947 und 1948 in der österreichischen Hauptstadt verbrachte, für das spätere Schaffen des Dichters von wesentlicher Bedeutung. Hier trifft er auf eine weitere prominente Persönlichkeit der österreichischen und europäischen Literatur, die Dichterin Ingeborg Bachmann, mit der er eine Liebesgeschichte erlebt und dann eine Attraktion-Absto‎ßung, die berühmt blieb. Ihr Briefwechsel wird einen sehr starken Einfluss auf die Gedichte haben, die Celan ab dieser Wiener Zeit schreiben wird. Die Korrespondenz zwischen den beiden ist in der Tat das Thema eines ausgezeichneten Films »Die Geträumten« der bekannten Dokumentarfilmregisseurin Ruth Beckermann, den das Österreichische Kulturforum während der Coronavirus-Pandemie exklusiv und kostenlos auf seiner Webseite ausgestrahlt hat.“




    Die Hundertjahrfeier von Paul Celan umfasst eine ganze Reihe von Gedenkveranstaltungen. Darunter erwähnen wir die Vorführung des Spielfilms Im Süden meiner Seele“, der von Frieder Schuller zwischen 1986–1988 gedreht wurde. Der Film erzählt von den Jahren, die Paul Celan in Bukarest verbrachte, und soll sein berühmtestes Gedicht Todesfuge“ zum Leben erwecken.



    Ein Gedichtwettbewerb für Jugendliche ist eine weitere Veranstaltung im Rahmen der Hundertjahrfeier von Paul Celan. Das rumänische Kulturinstitut in Stockholm und das Goethe-Institut in Schweden haben im März einen Lyrikwettbewerb für junge schwedische Gymnasiasten ausgeschrieben, um die Originalität und Komplexität des Werks des Dichters hervorzuheben.



    Je suis la poésie“ ist ein digitales Projekt, das in Brüssel stattfindet, ein Projekt, das zehn Künstler, neun rumänische Dichter und einen bildenden Künstler zusammenbringt. Die Einladung zur Teilnahme, auch zur anonymen Teilnahme, richtet sich an alle, die sich an einem kulturellen Dialog, der als Ausgangspunkt Paul Celan und seine Poesie hat, beteiligen wollen.



    Zu den europäischen Städten, die den 100. Geburtstag von Paul Celan durch Versionen der Ausstellung Celan 100 — Unter den Wörtern“ in den jeweiligen Sprachen feiern, gehören dank des Netzwerks österreichischer Kulturforen auch Budapest, Istanbul, Kiew, Paris, Rom und Warschau. Weitere Informationen erhalten wir von Andrei Popov:



    Am Österreichischen Kulturforum bereiten wir uns seit langem auf die Hundertjahrfeier von Paul Celan vor. Wir wollten, dass die Veranstaltung, die wir der rumänischen Öffentlichkeit vorschlagen wollten, in gewisser Weise über die Grenzen des Landes hinausgeht, was ohnehin geschehen ist. Gemeinsam mit dem Nationalmuseum für rumänische Literatur in Bukarest und der Abteilung für Germanistik der Fakultät für Fremdsprachen und Literatur der Universität Bukarest, unter der Schirmherrschaft des österreichischen Ministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten, haben wir die Ausstellung »Celan 100 — Unter den Wörtern« geschaffen. Die Ausstellung hält kurz an allen wichtigen Stationen von Paul Celans Leben und Werk an und analysiert nicht nur seine Reise, sondern auch die verschiedenen historischen Kontexte. Die Ausstellung ist zur Zeit im Nationalen Literaturmuseum in Bukarest zu sehen, und sobald es die Bedingungen erlauben, werden wir sie auch in anderen gro‎ßen Städten Rumäniens zeigen. Darüber hinaus wird sie in andere Sprachen übersetzt und dank des Netzwerks der österreichischen Kulturforen in mehreren europäischen Hauptstädten und Städten wie Budapest, Istanbul, Kiew, Paris, Rom oder Warschau präsentiert. Bis die Ausstellung den Besuchern so nahe wie möglich kommt, steht ein virtueller Rundgang in sieben Sprachen auf einer vom österreichischen Ministerium für europäische und internationale Angelegenheiten eigens dafür konzipierten Plattform zur Verfügung.”




    Die Veranstalter bieten dem Publikum die Möglichkeit, die Ausstellung Celan 100 — Unter den Wörtern“ in einer Online-Vorschau in zwei Varianten zu besuchen — in Form einer Videoausstellung (Projekt des Nationalmuseums für rumänische Literatur MNLR in den zweisprachigen Versionen Rumänisch-Deutsch und Rumänisch-Französisch und dank des österreichischen Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten in der Online-Grafikversion auf Rumänisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Türkisch und Arabisch.

  • #newTogether: Österreichisches Kulturforum lädt Künstler zu virtuellem Gedankenaustausch ein

    #newTogether: Österreichisches Kulturforum lädt Künstler zu virtuellem Gedankenaustausch ein

    Das Österreichische Kulturforum in Bukarest hat neulich ein Projekt gestartet, das rumänische und österreichische Künstlerinnen und Künstler zum Nachdenken einlädt, wie die Kunst unsere Gemeinschaft und unser Leben in Zeiten der Pandemie beeinflussen kann. Der stellvertretende Intendant des Österreichischen Kulturforums in Bukarest, Andrei Popov, erläutert:



    Dieses Projekt war in diesen Zeiten mehr als notwendig, weil wir heute mehr als je zuvor gegenwartsorientiert sind, jetzt denken wir mehr als je zuvor daran, wie wir überleben werden. Unter diesen Umständen betrachte ich so eine Diskussion, wie wir uns selber während dieser Krise sehen, als notwendig. Wenn wir die Zeit zu Hause jetzt nicht sinnvoll nutzen, um auch darüber nachzudenken, wie die Pandemie uns und die Gesellschaft verändert, dann wann? Ja, es ist sehr wichtig, dass wir jetzt lernen, zusammenzuhalten, denn jetzt sind wir alle verzweifelt. Ich wei‎ß nicht, was genau gemeinsam bedeutet, aber die Künstler können das sehr gut durch ihre Kunst in Perspektive setzen. Viele Persönlichkeiten der rumänischen und österreichischen Kunstszene haben auf unseren Vorschlag positiv reagiert: Darsteller, Regisseure, Schriftsteller, Dichter, bildende Künstler, Musiker.“




    Was genau das Projekt #newTogether bedeutet: vor allem online-Diskussionen und die Möglichkeit, darüber zu sprechen, wie wir uns fühlen, mit einer Situation wie der gegenwärtigen von heute auf morgen konfrontiert zu werden. Eine Art Literaturkreis mit Teilnehmern, die wir kennen, aber ohne einen eigentlichen Treffpunkt. Und das nicht, um über die traurigen Zahlen oder den verzweifelten Kampf der Ärzte für das Leben ihrer Patienten zu reden, auch nicht für psychologische Beratung, sondern um zusammen Lösungen für morgen zu finden.



    Am 8. Januar 2020 hatten das Goethe-Institut, das Österreichische Kulturforum und die Nationale Musikhochschule in Bukarest eine Herausforderung für junge Musiker und Liebhaber der Musik von Beethoven gestartet: das Projekt Quoting Beethoven“ lud sie ein, im Jahr des Beethoven-Jubiläums die Musik des absoluten Stars der klassischen Musik neu zu interpretieren und zu aktualisieren. Weil die Musik wie Balsam auf die Wunde ist, haben wir Andrei Popov gefragt, wie das Projekt unter aktuellen Umständen läuft:



    Der Wettbewerb geht weiter. Bis 15. Juni warten wir auf die Werke junger Musiker und der Liebhaber klassischer Musik im Allgemeinen, egal ob Komponisten oder Interpreten aller Musikgenres. Zum Glück handelte es sich sowieso um einen Online-Wettbewerb. Was danach kommt, kann man jetzt nicht sagen, wir hoffen, dass wir den Erwartungen der Teilnehmer nach Ende der Krise nachkommen können. Im Mai werden wir genau wissen, ob wir dieses Projekt umdenken müssen.“




    Der Mensch ist ein Schilfrohr, das schwächste in der Natur, aber ein denkendes Schilfrohr, sagte der französische Mathematiker und Religionsphilosoph Blaise Pascal. Umdenken ist der gemeinsame Nenner, den diese Projekte haben. Vielleicht nicht die schlimmste Art und Weise, die Zeit zu Hause zu nutzen.

  • Dezember 1989: Als Rumänien wieder zu sich fand

    Dezember 1989: Als Rumänien wieder zu sich fand

    Der bereits in den anderen Ländern des ehemaligen Osblocks einsetzende Niedergang des Kommunismus hatte einen hohen Preis in Rumänien — tausende von Opfern, die meisten davon junge Menschen, die mit ihrem Blut vor 30 Jahren Geschichte geschrieben haben. Eine derartige Revolution verändert die Selbstauffassung der gesamten Gesellschaft in Bezug auf ihren eigenen Werdegang.



    Das Gedächtnis hat jedoch subjektive Züge, und jeder Rumäne erinnert sich anders an die Zeit vor Dezember 1989. Im Suţu-Palast in Bukarest fand ein Treffen statt, das sich mit dem Einfluss der persönlichen Archive auf das Image der Osteuropäer im Zusammenhang mit den Veränderungen von 1989, aber auch mit dem alltäglichen Leben dieser Zeit befasste. Raluca Alexandrescu, Universitätsdozentin an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Bukarest, spricht über das subjektive Erinnerungsvermögen:



    Es war kalt in den Wohnungen, die Leute standen für alles Mögliche Schlange in den Läden… Wenn ich Leute treffe, die mir erzählen, dass es ihnen während des Ceauşescu-Regimes gut ging, bin ich immer wieder erstaunt, obwohl es viele Arten gibt, sein Leben zu führen. Andererseits ist es aber auch verständlich, dass die Erfahrungen der Einzelnen vor 1989 unterschiedlich sind und miteinander konfrontiert werden müssen. Aus diesem Grund denke ich, dass die heutige Blockade in der Wahrnehmung mit diesem anhaltenden Konflikt zwischen den unterschiedlichen Erlebnissen der Einzelnen zu erklären ist. Einige sind nostalgisch, andere haben für die Zeit vor Dezember 1989 sogar eine Art Kult entwickelt und wiederum ist es für andere Menschen unvorstellbar, dem Kommunismus und dem Ceauşescu-Regime mit Nostalgie zu begegnen.“




    In der rumänischen Gesellschaft war die weit verbreitete Angst vielleicht das prägendste Gefühl während des Ceauşescu-Regimes. Der von der Securitate betriebene Unterdrückungsapparat war zu einem unsichtbaren, jedoch allgegenwärtigen Feind geworden, und der Mut, öffentlich über die eigenen politischen Überzeugungen zu sprechen, wurde von den meisten Menschen als riskantes Wagnis angesehen. Raluca Alexandrescu bringt weitere Einzelheiten:



    In diesem schizoiden Umfeld, in dem viele von uns aufgewachsen sind, wusste jeder sehr genau, dass es überhaupt nicht ratsam war, das zu Hause in der Familie Besprochene weiterzuerzählen. Dies ist für meine Generation, für die etwas jüngere und insbesondere für die etwas ältere Generation immer noch ein Problem. Wir leben, wir bilden uns und agieren in der Gesellschaft, vielleicht ohne es zu merken, in einem Zustand der Binarität uns selbst gegenüber, aber auch im Verhältnis zur Öffentlichkeit. Unser Bezug zur Öffentlichkeit und zur Stellungnahme und Involvierung im öffentlichen Leben ist ebenfalls davon geprägt, ohne dass wir es merken würden.“




    Der Moment der Revolution änderte das Bewusstsein und bestimmte das Leben der Überlebenden. Der Weg zur Demokratie wurde mit der Überwindung der Angst eröffnet. Die rumänischen Bürger gewannen eines der wichtigsten Grundrechte: die Rede- und Meinungsfreiheit. Raluca Alexandrescu dazu:



    Die Erfahrung von 1989 war bis zu einem gewissen Punkt sogar eine unvermittelte. Ich erinnere mich, dass ich am 21. Dezember 1989 mit meinen Brüdern in die Stadt ging, um etwas für Weihnachten zu kaufen. Wer sich noch daran erinnert, dass es damals kaum noch etwas zu kaufen gab, versteht, dass es nur ein Vorwand war, ein wenig aus dem Haus zu gehen. Mein Bruder, meine Schwester und ich gingen zum Universitätsplatz, wo die Menschen bereits zu protestieren begonnen hatten. Ich erinnere mich, dass ich mit 14 Jahren versuchte, ‚Nieder mit dem Kommunismus!‘ und ‚Nieder mit Ceauşescu!‘ zu skandieren. Doch damals und dort, beim Hotel Intercontinental, kam der Ton aus meinen Stimmbändern, aus meiner Kehle nicht raus. Ich war wie versteinert. Es waren etliche Minuten, in denen meine Stimmbänder auf die Befehle des Gehirns nicht mehr reagierten. Ich schrie aber innerlich, und das ist der Moment, an den ich mich als meine kleine innere Revolution erinnere.“




    Anlass des Treffens zur Erinnerung an die Revolution und ihre Auswirkungen auf die gegenwärtige rumänische Gesellschaft war die Ausstellung des amerikanischen Fotografen Edward Serotta. In jenen Dezembertagen 1989 dokumentierte er — der Securitate zum Trotz — die Ereignisse auf der Stra‎ße. Ähnlich war er noch in Bulgarien, Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen und der DDR vorgegangen, wei‎ß Adrian Cioflâncă, Direktor des Zentrums für die Geschichte der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien und Mitglied der Behörde für die Aufarbeitung des Securitate-Archivs (CNSAS):



    Edward Serotta hatte mehr Bewegungsfreiheit als zum Beispiel Anne Applebaum, die 1989 zusammen mit einem BBC-Journalisten nach Rumänien kam und am Flughafen von Securitate-Beamten mit riesigen Walkie-Talkies begrü‎ßt wurde, wie in einem albernen Agenten-Film. Die Securitate wollte die beiden Journalisten einschüchtern, sie daran hindern, sich mit einigen Dissidenten zu treffen und einige wichtige Orte aufzusuchen, die mit der antikommunistischen Dissidenz zu tun hatten. Praktisch konnten die beiden ausländischen Journalisten nicht viel erreichen, überall, wohin sie gingen, waren ihnen Securitate-Leute auf den Fersen. Im Fall von Edward Serotta tappte die Securitate in eine Falle. Serotta hat sie hereingelegt, er hat vorgetäuscht, eher an den jüdischen Gemeinden in Rumänien interessiert zu sein. Er kannte allerdings verschiedene Memoiren über Rumänien in der Zwischenkriegszeit.“




    1989 — das Jahr, in dem Europa zu sich selbst wiederfindet“, eine Ausstellung im Museum für die Geschichte der Stadt Bukarest, die in Partnerschaft mit dem Österreichischen Kulturforum organisiert wurde, setzt sich nicht so sehr mit dem Fall des Kommunismus auseinander, sondern dokumentiert vielmehr die Wiederverankerung der Freiheitsidee im kollektiven Denken. Die rumänische Gesellschaft befindet sich immer noch in einem Wandel der Wahrnehmungen, Mentalitäten und der Erinnerungsfähigkeit.

  • Doku-Filmfestival „One World Romania“ zeigt Ruth-Beckermann-Retrospektive

    Doku-Filmfestival „One World Romania“ zeigt Ruth-Beckermann-Retrospektive

    Ausgewählt wurden diesmal Filme, die sich mit Totalitarismus, Postkommunismus und Übergang zur Demokratie befassen. Der gro‎ßen österreichischen Dokumentarfilm-Regisseurin Ruth Beckermann, deren Filme sich mit der Zeit des Nationalsozialismus bzw. der verdrängten Erinnerung an diese auseinandersetzen, widmete die diesjährige Ausgabe des Festivals eine Retrospektive.



    Mit Unterstützung des österreichischen Kulturforums nahm die Regisseurin vom 16. bis zum 19. März an dem diesjährigen Internationalen Dokumentarfilmfestival One World Romania“ in Bukarest teil. Im Rahmen der Retrospektive wurden ihre Filme Waldheims Walzer“ (2018), Jenseits des Krieges“ (1996), Homemad(e)“ (2001) und Die Papierene Brücke“ (1987) vorgeführt.



    Irina Adamescu sprach mit Ruth Beckermann über ihre Filme, ihre persönlichen Erfahrungen und über Antisemitismus.




    Audiobeitrag hören:



  • Klimt-Info-Ausstellung im Bukarester Suţu-Palais eröffnet

    Klimt-Info-Ausstellung im Bukarester Suţu-Palais eröffnet

    Die Ausstellung Gustav Klimt: Vorläufer der Moderne“ besteht aus 15 Panels mit Bildunterschriften in Rumänisch und zahlreichen Reproduktionen von Ölgemälden und Dokumentarfotografien.



    Der Direktor des Österreichischen Kulturforums, Thomas Kloiber erläuterte, wie die Ausstellung im Suţu-Palais zustande kam: Das österreichische Au‎ßenministerium hat anlässlich des 100. Todesjahres von Gustav Klimt eine Vorlage erstellt, also eine Ausstellung kuratiert und an die österreichischen Kulturforen weltweit geschickt, mit dem Hinweis, man könnte dies jeweils national veröffentlichen. Wir haben das so gemacht, dass wir die Ausstellung zuerst ins Rumänische übersetzt haben, damit wir einem breiten Publikum die Inhalte zukommen lassen können.“



    Der Maler Gustav Klimt (1862–1918) symbolisiert mit seinen Werken eine Ära, die bis heute weltweit fasziniert: die Neuzeit. Neben Paris, München und London war Wien, als Hauptstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie, in dieser Übergangszeit vom 19. ins 20. Jahrhundert ein urbanes, politisches und künstlerisches Zentrum Europas. Gustav Klimt hat gemeinsam mit seinen Kameraden, darunter vor allem Josef Hoffmann, Otto Wagner, Joseph Maria Olbrich, Richard Gerstl, Egon Schiele und Oskar Kokoschka, die Wiener Moderne entscheidend geprägt. Künstlerisch spiegelt das Werk von Gustav Klimt den Weg von der Ringstra‎ßenzeit“ des Historismus bis in die Anfänge der Abstraktion auf einzigartige Weise wider. Seine bedeutendsten Meilensteine auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk“ werden in der Informationsausstellung näher beleuchtet.



    Bilder von Gustav Klimt hängen in Rumänien im Schloss Peleş, der Sommerresidenz des rumänischen Königs Karl I. in den Karpaten. Thomas Kloiber wei‎ß mehr darüber: Gustav Klimt war öfters in Rumänien. In seinen frühen Jahren, als er noch als Kunsthandwerker bekannt war und mit seinem Bruder und Franz Matsch gemeinsam diese Werkstätte leitete, hat er auf Schloss Peleş Auftragsarbeiten ausgeführt und kam hier nach Rumänien. Auch vor seinem Tod ist er angeblich hier gewesen.“



    An der Eröffnung der Ausstellung haben ca. 350 Menschen, hauptsächlich Jugendliche, teilgenommen. Das Interesse war gro‎ß, viele sagten, sie würden gerne auch Originalbilder des Wiener Jugendstilmeisters in Bukarest sehen wollen. Thomas Kloiber schlie‎ßt es nicht aus: Ich freue mich wahnsinnig über den tollen Besuch, über das gro‎ße Interesse. Es zeigt, dass Klimt tatsächlich der Pionier der Moderne war und so jung ist wie je und je und so aktuell ist wie je und je. Eine Ausstellung mit Originalen zu organisieren, ist natürlich eine ganz andere Herausforderung. Es wäre schön, wenn das gelingen könnte! Lassen sie uns hoffen, dass wir die richtigen Schienen legen können!“



    Die Informations-Ausstellung über Klimts Schaffen ist vom 15. Januar bis zum 28. Februar im Palais Suţu (auch als Museum für die Geschichte der Stadt Bukarest bekannt) am Universitätsplatz in Bukarest zu sehen.