Tag: Stalin

  • Rumänien und der Bürgerkrieg in Griechenland (1946-1949)

    Rumänien und der Bürgerkrieg in Griechenland (1946-1949)

    Am 5. Mai 1944 hatten sich Gro‎ßbritannien und die Sowjetunion geeinigt, da‎ß Rumänien zur sowjetischen und Griechenland zur englischen Interessenssphäre gehören sollte. Durch das Abkommen, das Stalin und Churchill in Moskau Anfang Oktober 1944 schlie‎ßen, werden die normalerweise befreundeten Rumänien und Griechenland Ende des Zweiten Weltkrieges auf entgegengesetzte Seiten geschoben. Rumänien befindet sich in der Einflu‎ßsphäre der Sowjetunion und wird die Sowjetisierung erleben, während Griechenland unter britisch-amerikanischem Einflu‎ß den demokratischen Weg gehen wird. Mit Ausnahme des letzten Viertels des 19. Jh. und der ersten 10 Jahre des 20. Jh. hatten Rumänien und Griechenland bis 1941 gute Beziehungen geführt. Als aber im Herbst 1941 die deutschen Truppen Rumänien in Richtung Balkan transitieren, verurteilt Griechenland die Verletzung des Protokolls der Balkan-Entente von 1934 zwischen Griechenland, Rumänien und Jugoslawien.



    Nach 1945 werden die Beziehungen zwischen Rumänien und Griechenland noch komplizierter. Das unter sowjetische Besatzung befindende Rumänien kann seine normalen Beziehungen mit der Regierung Griechenlands nicht wiederaufnehmen. Einerseits übt die kommunistische Regierung Rumäniens ihren Druck aus; andererseits agieren in Griechenland die lokalen kommunistischen Guerilla-Einheiten, die das Land in den Bürgerkrieg 1946-1949 sto‎ßen. Wie auch die anderen kommunistischen Regierungen der von den Sowjets besetzten Länder schlo‎ßen sich auch die rumänischen Regierenden der Position der Sowjetunion an, die besagte, da‎ß die griechischen Partisanen unterstützt werden müssen. Welche Länder in dieser Hinsicht besonders aktiv waren, sagt uns Apostolos Patelakis, Professor an der Universität in Thessaloniki:



    In der ersten Phase des Bürgerkrieges, zwischen 1946-1947, wurden die griechischen Kommunisten insbesondere von Tito und Stalin unterstützt; allmählich schlo‎ßen sich ihnen auch die Dimitrov-Regierung Bulgariens und die Hodscha-Regierung Albaniens an. Die griechischen Kommunisten wollten Nordgriechenland befreien und ein freies Griechenland schaffen und deshalb forderten sie alle sozialistischen Staaten auf, ihnen zum Erreichen dieses gro‎ßen Ziels zu helfen. August 1947 trafen sich die Vertreter Jugoslawiens, Bulgariens und Albaniens im slowenischen Ferienort Bled und vereinbarten die moralische und materielle Unterstützung für die griechische demokratische Armee. Gleichzeitig forderten sie die Regierungen Rumäniens und Ungarns auf, sich in dieser Richtung intensiver zu engagieren. Bei dem Treffen zur Gründung des Kominforms, 1947 in Polen, diskutierte man auch über den Bürgerkrieg in Griechenland. Dabei kam der Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei, Gheorghe Gheorghiu-Dej, mit dem Vorschlag, da‎ß alle Parteien sich zur Pflicht machen sollen, die Griechische Kommunistische Partei zu unterstützen. Der Vertreter Polens, Wladyslaw Gomulka, schlug seinerseits vor, die griechische Frage sollte zur Standarte aller kommunistischen Parteien und demokratischen Kräfte werden.“



    Die Auseinandersetzungen zwischen Tito und Stalin werden die Hilfeleistungen der sozialistischen Staaten an die griechischen Kommunisten beeinflussen. Das Koordinierungszentrum der Aktivitäten der griechischen Kommunisten wird von Belgrad nach Bukarest verlegt; dort wird eine Botschaft der kommunistischen Regierung von General Markos eröffnet; Lefteris Apostolou wird zum Botschafter ernannt. Es werden auch ein Rundfunksender und eine Nachrichtenagentur gegründet. Dazu Professor Apostolos Patelakis:



    Am 14. Januar 1948 schickt Lefteris Apostolou dem Sekretariat der Kommunistischen Partei Rumäniens einen 30 Seiten langen Bericht, in dem er die Lage in Griechenland und die Ursachen des Bürgerkriegs darstellt; daraufhin fordert er auf diplomatischem Wege Rumänien auf, die erste Freundschaftsbeziehung mit der Übergangsregierung aufzunehmen. Ich zitiere: ‚Ich mu‎ß hinzufügen, da‎ß die Hilfe, die das rumänische Volk bis jetzt geleistet hat, alle Hilfesendungen aus den anderen demokratischen Ländern übersteigt, und das ist eine Tatsache, die weder meine Partei noch das griechische Volk jemals vergessen werden.‘ Selbstverständlich entsprach dies nicht der Wahrheit, denn die grö‎ßte Hilfe hatten die Griechen aus Jugoslawien erhalten, aber das war eine Erklärung, die den Rumänen schmeicheln sollte. Zwischen 1947-1948 hatten die rumänischen Kommunisten Lebensmittel (Konserven, Weizenmehl, Maismehl, Zucker, Reis, Bohnen), Kleidung, Medikamente, Waffen (halbautomatische und automatische Maschinengewehre, Granaten, Sprengstoff), Pferde und Kraftsoff nach Griechenland geschickt. Beginnend mit April 1948, mitten im Bürgerkrieg, kamen Tausende griechische Kinder und Hunderte kranke oder verletzte Partisanen nach Rumänien.“



    Die Vereinbarungen zwischen den Sowjets und den Briten werden auch das Schicksal der griechischen Kommunisten bzw. der antikommunistischen Partisanen in Rumänien entscheiden. Das war ein ganz einfaches Geschäft: Stalin sollte auf die Finanzierung der kommunistischen Guerillas verzichten, und Churchill sollte die antikommunistische Politik des rumänischen Königs und der demokratischen Parteien in Rumänien nicht mehr ermuntern. Apostolos Patelakis:



    Als die politischen Flüchtlinge hierher kamen, fühlten sie sich in Rumänien viel wohler als in anderen Ländern. Zuerst kamen die Kinder, in 1948; 1949 folgten dann die Erwachsenen. Die griechischen Flüchtlinge wurden in 7 Länder geschickt. In manchen Ländern, zum Beispiel in Polen, in der Tschechoslowakei, in Usbekistan, wu‎ßten die Leute so gut wie nichts über die Griechen, die Flüchtlinge fühlten sich vollkommen fremd. In Rumänien gab es bereits griechische Gemeinden, es gab Leute, die zweisprachig aufgewachsen waren, und so konnten sich die Flüchtlinge mit vielen Menschen in Rumänien verständigen, sie fühlten sich Griechenland näher. Manche der 28.000 Kinder, die im Bürgerkrieg evakuiert wurden, kamen in die Deutsche Demokratische Republik. Man kann sich den Schock vorstellen, den die etwas älteren Kinder erlebten; in der Heimat hatten sie in der Schule über Nazideutschland, über die faschistischen Feinde gelernt, und nun befanden sie sich in Deutschland und mu‎ßten ununterbrochen die deutsche Sprache hören. Diejenigen, die nach Rumänien kamen, hatten es leichter, mindestens in der ersten Phase. Der Bürgerkrieg war in Nordgriechenland, einer Gebirgsregion, wo auch viele Aromunen lebten. Unter den Flüchtlingen waren die aromunischen Kinder die ersten Dolmetscher — sie konnten etwas verstehen und sie lernten die rumänische Sprache viel schneller als die anderen.“



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  • Rumänische Kommunisten in der französischen Résistance

    Rumänische Kommunisten in der französischen Résistance

    Die Generation derer, die gegen den Faschismus gekämpft haben, wurde von den Idealen des Sozialismus und Kommunismus geprägt. Manche dieser Ideale wurden von anständigen Menschen vertreten, die von der Rassentheorie entsetzt waren. Die Aggression des Faschismus in Europa war für einige linksorientierte junge Menschen Grund genug, um sich den freiwilligen Kämpfern gegen die Faschisten anzuschlie‎ßen. Laut dem internationalistischen Marxismus-Leninismus stellte der Faschismus die bösartigste Verkörperung des Kapitalismus — den Nationalismus — dar. Die Besetzung Frankreichs war für die rumänischen Kommunisten ein Signal, zu handeln.



    Der bekannte Historiker Vladimir Tismăneanu, Professor an der amerikanischen Maryland-Universität, stammt aus einer marxistischen Familie. Seine beiden Eltern haben im spanischen Bürgerkrieg gekämpft, sein Vater verlor im Kampf einen Arm. Die Schwester seiner Mutter war in der französischen Widerstandsbewegung tätig und wurde mit der höchsten Auszeichnung geehrt. Vladimir Tismăneanu erinnerte sich an die Reise seiner Mutter nach Spanien im Jahr 1936. Sie meldete sich freiwillig bei den Internationalen Brigaden. Damals begann die Geschichte des rumänischen Widerstands gegen den Faschismus im 2. Weltkrieg.



    Über Frankreich machte sich meine Mutter auf den Weg nach Spanien. Es gab eine Politik der Nichteinmischung, die praktisch den direkten Weg zu den Internationalen Brigaden in Spanien sperrte. Der Weg verlief entweder über Italien, so wie mein Vater vorgegangen ist, oder über Frankreich. Meine Mutter war in Frankreich angekommen, der Zentralpunkt war Paris, wo die Französische Kommunistische Partei ihren Sitz hatte. Sie war damals ziemlich naiv und ich muss folgende Geschichte in Erinnerung bringen. Sie kam nach Paris, wo sie einen Monat lang blieb. Sie bekam ein Zimmer und wurde unterwiesen. Der Verantwortliche in Paris war Palmiro Togliatti, der über Spanien und Moskau nach Paris gekommen war. Meine Mutter stieg in den Zug in Richtung Perpignan. Sie war sehr naiv und hatte nichts anderes zu tun, als sich eine Zeitung zu kaufen, um im Zug zu lesen. Und was kauft sie sich? Ihre Deckgeschichte war, dass sie als Studentin der Kunstgeschichte Klöster besichtigen wolle. Und dann kauft sie sich die Zeitung »L’Humanité«. Das war ihr erster gro‎ßer Fehler. Sie fuhr Richtung Spanien, sprach mit ausländischem Akzent und hatte eine »L’Humanité« in der Hand. Im Wagen war nur noch eine weitere Person, die ihr beim Aussteigen sagte: ‚Du fährst bestimmt nach Spanien, zu den Internationalen Brigaden.‘ Sie bestritt das, aber die Person sagte ihr: ‚Mädel, nächstes Mal kauf nicht mehr die »L’Humanité«, die offizielle Zeitung der Französischen Kommunistischen Partei!‘ Er war der kommunistische Abgeordnete der Region.“




    Es war das Problem des Internationalismus, das die meisten Rumänen der Widerstandbewegung dazu gebracht hat, sich der Bewegung anzuschlie‎ßen, meint weiter Vladimir Tismăneanu.



    Man muss an die Definition Stalins für den proletarischen Internationalismus denken. Der Marxismus ist eine internationalistische Doktrin. Der Nationalismus und der Marxismus sind nicht komplementär. Wenn man ein echter Nationalist ist, kann man kein Marxist sein, und wenn man ein Marxist ist, kann man kein Nationalist sein. Die Sachen sind ganz klar. Es gab sicherlich allerlei Allianzen, das ist aber etwas anderes und gerade das müssen wir erklären. Stalin definierte den proletarischen Internationalismus folgenderma‎ßen: Der Prüfstein des proletarischen Internationalismus, der bis zum sowjetisch-chinesischen Konflikt gültig blieb, sei die Einstellung gegenüber der Sowjetunion, so Stalin im Jahr 1927. Jemand, der die Richtigkeit der Linie der bolschewistischen Partei der Sowjetunion in Frage stellte, war nach ihrer Auffassung kein echter Internationalist.“




    Olga Bancic, Cristina Luca, Mihail Florescu, Gheorghe Gaston Marin, Alexandru Jar waren einige der aktivsten Namen des rumänischen kommunistischen Exils in Frankreich. Aber auch andere antifaschistische Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens haben die Demarche unterstützt, so wie der Pilot Traian Vuia. Vladimir Tismăneanu über die Beziehung von Vuia zum französischen Widerstand und zu den rumänischen Kommunisten in Frankreich:



    Ich wei‎ß, dass die Beziehungen Vuias zur Résistance eng waren eng, ich wei‎ß das von meiner Tante, sie haben sich mehrmals getroffen. Eine sehr starke Beziehung gab es zu Elena Văcărescu, sie pflegte diese Beziehung mit Hilfe des Schriftstellers Ilarie Voronca. Auch zur Schauspielerin Elvira Popescu gab es ein enges Verhältnis. Die wichtigen Figuren der rumänischen Intelligenz, die nach Frankreich gingen, waren linksorientiert. Ich erinnere mich an die Ballerina Lisette Codreanu, die Freundin von Brâncuşi. Es gab hier einen Gegensatz: Umso weniger sie im Land linksorientiert waren, desto mehr wurden sie in Paris zu Linken. Alle gehen in Richtung sozialistischer oder kommunistischer Linke. Vuia war, soviel ich wei‎ß, unter keinen Umständen ein Kommunist, aber er hatte Beziehungen zu ihnen, bot ihnen Unterkunft an, er hatte ein Haus, das von der Widerstandbewegung genutzt wurde. Diese Art von Beziehung konnte in Nordfrankreich für gro‎ße Komplikationen sorgen. Als De Gaulle 1946 die Kommunisten aus der Regierung absetzt, auch Thorez war damals Minister, beginnt der Kalte Krieg. 1948-49 werden aus Frankreich massiv rumänische Kommunisten ausgewiesen. Damals kommt zum Beispiel Mihai Şora zurück. Einige von ihnen hatten die französische Staatsbürgerschaft nicht erlangt.“



    Nach dem Sieg gegen den Faschismus atmeten diejenigen, die an einer besseren Welt glaubten, erleichtert auf. Sie hatten den Eindruck, dass der Sozialismus die ganze Menschheit retten werde und dass die Leiden ein Ende haben werden. Doch die Geschichte nahm einen anderen Lauf.



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  • 50 Jahre seit dem Unabhängigkeitskurs der Rumänischen Kommunistischen Partei (PCR)

    50 Jahre seit dem Unabhängigkeitskurs der Rumänischen Kommunistischen Partei (PCR)

    Das Ende des Stalinismus führte nicht automatisch zum Wegfall der sowjetischen Untugenden. Die brutale Intervention gegen die ungarische Revolution von 1956, der Bau der Berliner Mauer 1961, die Kuba-Krise 1962 sowie die Unterdrückung des Prager Frühlings 1968 haben den kommunistischen Satelliten-Staaten der UdSSR eines gezeigt: Die Sowjetunion hatte nicht im Geringsten die Absicht, auf die Position des Anführers und Wegbereiters der weltweiten kommunistischen Bewegung zu verzichten. Vor diesem Hintergrund riskierte Rumänien, den eigenen Weg einzuschlagen.



    Schon die Rumänische Arbeiterpartei (PMR), die später in Rumänische Kommunistische Partei (PCR) umgetauft wurde, unternahm noch während der Amtszeit des ersten kommunistischen Präsidenten, Gheorghe Gheorghiu-Dej, erste Schritte zur Loslösung von der sowjetischen Obrigkeit. Zwischen dem 15. und dem 22. April 1964 erarbeitete die PMR-Vollversammlung die Erklärung über die Einstellung der Rumänischen Arbeiterpartei zu den Angelegenheiten der internationalen Kommunismus- und Arbeiterbewegung“. Mit diesem von der kommunistischen Landesführung in Rumänien verabschiedeten Akt wurde eine Reihe von Grundsätzen angenommen: die Einhaltung nationaler Souveränität und Unabhängigkeit, die Nichteinmischung in interne Angelegenheiten, gegenseitiger Respekt und die Anerkennung der nationalen, historischen Besonderheiten sowie das Recht einer jeden Partei, den eigenen Weg zum Kommunismus zu gehen. Damit wurde eine Neuorientierung der rumänischen Au‎ßenpolitik beschlossen, die von einigen Historikern als unabhängig von der Sowjetunion betrachtet wurde. Infolge der mutigen Resolution wurde der rumänische Präsident Dej als rebellisches Kind Osteuropas“ bezeichnet, ein Titel, den sein Nachfolger, Nicolae Ceauşescu, 1965 übernehmen sollte.



    US-Historiker Larry Watts glaubt, dass die angekündigte unabhängige Orientierung Rumäniens vor 50 Jahren noch früher begonnen hatte, gleich nach dem Tod Stalins.



    Ich bin der Meinung, dass damals nicht der Beginn einer neuen Politik angekündigt, sondern die internationale Gemeinschaft über eine bereits bewährte Politik informiert wurde. Sehr viele Leute im Westen, die an dieser Region interessiert waren, haben sich voll und ganz auf die wirtschaftlichen Aspekte der Erklärung konzentriert. Und es ist bekannt, dass es eben wegen der wirtschaftlichen Aspekte zu einer Reihe von Reibereien gekommen ist, auch innerhalb des Comecon (des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe — RGW), und dies nur wenige Stunden nach dem Tod Stalins. Die Haltung Rumäniens wurde insbesondere ab 1961 mit höchster Aufmerksamkeit verfolgt. Und diese stand auch im Mittelpunkt fast aller Evaluationsberichte der Nachrichtenagenturen, etwa der amerikanischen Agenturen.“




    Larry Watts ist ferner der Auffassung, dass die Sicherheits- und Au‎ßenpolitik die rumänischen Kommunisten beschäftigt hat. Der Historiker zeigt im Interview mit Radio Rumänien auf, welche Abfolge von Ereignissen letztlich zum Versuch führte, die sowjetische Vormundschaft abzuschütteln.



    Ein Ereignis, das gro‎ßen Aufruhr verursachte, war die Erklärung von Ministerpräsident Ion Gheorghe Maurer aus dem Jahr 1964, in der es um die Krisen rund um den Bau der Berliner Mauer 1961 sowie um die Stationierung von Raketen auf Kuba ging. In beiden Fällen hatte Moskau alle nationalen Armeen des Warschauer Paktes in Alarmbereitschaft versetzt. Das geschah ohne Rücksprache mit den Parteiführungen aus den Satelliten-Staaten, mit Ausnahme von Rumänien. Und das war der Auslöser einer Erklärung über eine deutliche und nationale Unabhängigkeitspolitik Rumäniens. Noch gravierender war die Raketenkrise auf Kuba. Bis 1956 und sogar 1962 sa‎ß Rumänien im gleichen Boot wie die anderen Mitglieder des Warschauer Paktes — wobei alle Parteien die Institutionen und die Staatspolitik selbst gestalten wollten. Zum ersten Mal nach dem Tod Stalins war es möglich, all diese Beziehungen neu zu verhandeln. Bis dato war es nur eine Politik der Untergebenheit gewesen, jetzt sollte man näher an eine Gleichstellung rücken. Rumänien wollte, neben der gewonnenen Verantwortung, auch mehr Autorität bekommen.“




    Historiker Larry Wats wei‎ß auch, mit welchen Argumenten Präsident Dej die weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte.



    Die Raketenkrise auf Kuba war eine gro‎ße Offenbarung: Man wurde sich der Tatsache bewusst, dass die Sowjetunion imstande war, einen gro‎ßen Krieg zu verursachen, ja gar einen Atomkrieg, ohne Rücksprache mit ihren Alliierten. Im Jahr 1964 hob Gheorghiu-Dej bei den Gesprächen mit dem chinesischen Premierminister Zhou Enlai genau diese Tatsache hervor: Zum ersten Mal war man sich einig darüber, dass die Sowjets dies ohne jegliche Beratungen tun konnten. Und die Beratungen waren eben die Grundlage des Warschauer Paktes gewesen, der Grundsatz für die Paragraphen, mit denen auch Rumänien sich einverstanden erklärt hatte. Rumänien hatte darauf vertraut, dass der Pakt nicht irgendwie umgangen werden kann. Das Hauptproblem bestand jetzt darin, einen Weg zu finden, um der Sowjetunion die Möglichkeiten eines Atomkriegs einzuschränken. Zweitens hat man sich die Frage gestellt, wie die einseitige sowjetische Vorgehensweise einzuschränken war, ohne Rumänien in einen Krieg zu verwickeln, auch wenn nicht unbedingt in einen Atomkrieg. In einer ersten Stellungnahme nach der Erklärung von 1964 sagte Gheorghiu-Dej Folgendes: Die Antwort des Warschauer Paktes auf jegliche Nuklearbedrohung seitens der NATO und USA sollte nicht die Eskalation der Atombewaffnung, der Spannungen sein, es sollte keine Androhung eines Atomkriegs sein. Man müsse all diese Aktionen einschränken. Die von Rumänien gestellte Grundfrage bezog sich auf die Tatsache, dass der Warschauer Pakt und die NATO dieselben Realitäten teilten. Jegliche einseitige Aktion des einen oder anderen Lagers könnte die Realität aller Beteiligten verändern.“



    Die Politik der Distanzierung von der UdSSR sollte von Dejs Nachfolger, Nicolae Ceauşescu, fortgesetzt werden. Allerdings war Ende der 1970er Jahre allen klar geworden, dass die Befreiung von der Vormundschaft der Sowjetunion unter der Beibehaltung sowjetischer Prinzipien nicht von langer Dauer sein konnte.



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  • Die Sovroms – das Raubgeschäft mit den Kriegsentschädigungen

    Die Sovroms – das Raubgeschäft mit den Kriegsentschädigungen

    Auch wenn 1945 Rumänien den Krieg auf der Seite der Alliierten beendete, wurde es als besiegtes Land angesehen. Bis zum 23. August 1944 hatte das Land auf der Seite Deutschlands gekämpft und danach die Front gewechselt. Das wurde auch im Waffenstillstandsabkommen verankert: Die Regierung und das rumänische Oberkommando räumen die Niederlage im Krieg gegen die Sowjetunion, das Vereinigte Königreich, die USA und die anderen Vereinten Nationen ein und akzeptieren die Bedingungen des Waffenstillstandsabkommens, die von den Regierungen der drei obengenannten alliierten Mächte im Interesse der Vereinten Nationen präsentiert wurden.“



    Rumänien wurde auferlegt, innerhalb von sechs Jahren Kriegsentschädigungen zu zahlen. Die Entschädigungen bezifferten sich auf 300 Millionen US-Dollar bei einem Kurs von 35 Dollar pro Gold-Unze. Als Berechnungsgrundlage wurden die Weltpreise von 1938 benutzt, mit einer Aufstockung von 10-15%. Auf dem Weltmarkt waren aber die Preise um etwa 33% gegenüber 1938 gestiegen. Die 300 Millionen Dollar stellten mehr als 55% des Volkseinkommens Rumäniens dar. Dieses lag 1945 bei 519 Millionen US-Dollar.



    Rumänien hat letzten Endes mehr als das Doppelte der festgelegten Entschädigungen bezahlt. Die rumänische Wirtschaft wurde von der Sowjetunion durch die Gründung der gemeinsamen sowjetisch-rumänischen Unternehmen, der sogenannten Sovroms“ geplündert. Das erste Unternehmen dieser Art war Sovrompetrol“ und wurde am 17.Juli 1945 gegründet. Die Eisenbahnlinien und der Erdöl-Sektor waren im Krieg am meisten beschädigt worden. Die Erdöl-Produktion von 1944 war die am wenigsten ertragreiche während der Kriegsjahre. Sie lag bei 3,52 Millionen Tonnen, 63% des jährlichen Durchschnitts der Periode 1941-1943. Rumänien musste 10,2 Millionen Tonnen Erdöl an die Sowjetunion liefern, um einen Teil seiner Schulden zu zahlen.



    Maxim Berghianu war Chef des künftigen staatlichen Planungs-Ausschusses. 2002 wurde er vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt. Er meinte, der Westen trage auch einen Teil der Schuld für die Plünderung Rumäniens durch die Sowjetunion. Berghianu sagte, viele rumänische Unternehmen mit Fremdkapital wie etwa die Flugzeug-Fabrik IAR seien von Sovroms übernommen worden:



    Als der Westen beschloss, uns in die Arme Russlands zu schieben, haben sie damals profitiert. Diese Unternehmen hatten Fremdkapital, die IAR-Fabrik arbeitete für die Deutschen. Es war die Messerschmitt-Flugzeugfabrik, die anschlie‎ßend Traktoren hergestellt hat. Dann kamen die Sovroms, die chemische Industrie. Es gab SovromTraktor, SovromChim, SovromGaz, SovromPetrol. Die Russen waren an den starken Bereichen interessiert, wo es Rohstoffe und die Perspektive Profit zu machen gab, inklusive Uranium.“



    Sovrompetrol — wie auch die anderen ähnlichen Unternehmen — war eine gro‎ße Last für die Wirtschaft Rumäniens. Diese hatte bis Anfang der 1950er Jahre schwer zu leiden. Das wussten auch die rumänischen kommunistischen Anführer, die beschlossen, Stellung zu nehmen. Das eröffnete Gheorghe Apostol, ein Vertrauter des kommunistischen Anführers Gheorghe-Gheorghiu Dej, in einem Interview von 1994.



    Die rumänische Wirtschaft wurde von der Sowjetunion durch diese Sovroms geleitet. Wir investierten in die Industrie, in die Landwirtschaft, in alle Bereiche der Wirtschaft, sie hatten aber zu gewinnen. Am 7. November 1952, auf einem Empfang bei der sowjetischen Botschaft, bevor wir zu Stalin gingen, wurden wir zu Dej nach Hause gerufen. Es gab einen Vorschlag der sowjetischen Regierung, auch das Erdgas zum Gegenstand einer Sovrom zu machen. Und Dej sagte: ‚Das reicht! Wir müssen nicht mehr nachgeben! Für das Problem der Sovroms muss man eine gemeinsame Lösung finden, wir müssen uns aber für ihre Auflösung stark machen. Wir gehen zur sowjetischen Botschaft gehen. Ich werde so tun, als ob ich etwas angetrunken bin, und werde denen mal unverblümt etwas über die Sovroms sagen.‘“



    Es ist ein offenes Geheimnis, dass die wichtigsten Entscheidungen im informellen Rahmen getroffen werden. Die rumänischen Kommunisten versuchten davon zu profitieren. Gheorghe Apostol erzählt weiter:



    Nachdem ein Empfang zu Ende ging, luden uns der Botschafter und seine Mitarbeiter gewöhnlich in einen benachbarten Saal ein. Da gab es auch Essen und Getränke und es wurden interne Probleme und internationale Angelegenheiten diskutiert. Dej sa‎ß neben dem sowjetischen Botschafter und neben diesem war der Vertreter der sowjetischen Regierung für die Sovroms. Und dann fragte Dej plötzlich den Vertreter der sowjetischen Regierung: ‚Genosse, könntest du mir sagen, was Kapitalexport bedeutet?‘ Und der antwortete: ‚Welchen Sinn macht aber diese Frage?‘ Worauf Dej: ‚Es macht schon Sinn, denn du bist Wirtschaftler und nicht irgendeiner, sondern einer der wichtigsten Wirtschaftler der Sowjetunion und du musst die Antwort kennen.‘ ‚Tja, Kapitalexport unternehmen nur die Imperialisten in den Kolonien‘, antwortete der Russe. Worauf Dej erneut: ‚Macht ihr dann nicht dasselbe in Rumänien?‘ Der Botschafter und der Vertreter der sowjetischen Regierung wurden darauf still. ‚Ich wei‎ß, Du wirst Genosse Stalin informieren‘, setzte Dej fort, ‚und ich bitte dich sogar, es zu tun, denn dieses Problem muss gelöst werden. Wir können diese enorme Last nicht mehr tragen. Wir investieren und Sie kassieren den Profit.‘ Und das Gespräch ging damit zu Ende.“



    Die Sovroms wurden erst nach dem Tod Stalins 1953 aufgelöst. 1956 wurden die ersten aufgelöst, darunter auch Sovrompetrol. Dieses Unternehmen existierte 11 Jahre lang, nicht nur die geplanten 6. Die letzten Sovroms verschwanden 1959, nach 14 Jahren der Raubwirtschaft zugunsten der Sowjetunion.



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  • Hörerpostsendung 6.10.2013

    Hörerpostsendung 6.10.2013

    Heute möchten wir mit einem Hinweis für DXer beginnen. Unser Hörer Bernd Seiser (aus Ottenau, Baden-Württemberg) bat uns, folgende Veranstaltung bekannt zu geben:



    Im Zeitraum vom 3. bis 19. Oktober veranstaltet der RTI-Hörerklub Ottenau seinen nächsten Contest. Zu hören sind die Kurzwellenprogramme von Radio Österreich International und Radio Taiwan International.



    Besonders empfohlen wird ein Empfangsbericht von einer RTI-Direktsendung aus Taiwan um 1700 UTC auf 9955 KHz an den Tagen 3., 4., 5., 10., 11.,12., 18. und 19. Oktober. Dies wird vermutlich die letzte Gelegenheit sein, eine deutschsprachige Sendung direkt aus Taiwan hören zu können und bestätigt zu bekommen, weil die RTI-Sendungen sonst ja über Relaystationen in Gro‎ßbritannien und Frankreich ausgestrahlt werden.



    Besonderer Höhepunkt ist die Livesendung am 11. Oktober, die allerdings nicht wie die anderen RTI-Direktsendungen an diesen Tagen um 1900 UTC auf 6185 KHz und um 2100 UTC auf 3965 KHz wiederholt wird, sondern eine Exklusiv-Sendung ist.



    Das von Ehrenmitglied und Hörerklubsekretär Christoph Preutenborbeck erstellte Diplom ist bei ihm direkt erhältlich, kostenlos per email unter der Adresse preuti@aol.com oder als ausgedrucktes Diplom auf dem Postweg für 2,58 Euro Deutschland oder 4,45 Euro International unter der Postadresse: OM Christoph Preutenborbeck, Stra‎ßerhof 20 in D-51519 Odenthal, Deutschland.



    An dieser Stelle möchte ich gerne auch Christoph Preutenborbeck freundlich grü‎ßen und mich für seine Unterstützung unseres Hörerklubs Ottenau freundlich bedanken.



    Vielen Dank für alle Unterstützung und Hinweise, herzliche Grü‎ße,



    Bernd Seiser



    Auch wir in der Redaktion schlie‎ßen uns den Grü‎ßen an unseren Stammhörer Christoph Preutenborbeck gerne an.




    Im Sommer sind wir in dieser Sendung auf kulinarische Besonderheiten aus Rumänien eingegangen. So stellten wir im Funkbriefasten vom 28. Juli die rumänischen Grillwürstchen namens mici“ vor und in der Sendung vom 4. August brachten wir das Rezept der rumänischen Auberginen-Pastete. Die Küchentipps fanden gro‎ßen Widerhall bei unseren Hörern, sodass wir uns entschlossen haben, hin und wieder weitere Rezepte der rumänischen Küche vorzustellen. Heute ist es wieder so weit. Irina Adamescu stellt Ihnen eine leichte appetitanregende Vorspeise vor und auch diesmal spielen die Auberginen eine wichtige Rolle. Doch hören wir Irina Adamescu:








    Herbstzeit ist Zeit für Eingemachtes. Darum gebe ich Ihnen heute das Rezept eines sehr schmackhaften Appetizers, der in Rumänien zu dieser Zeit in vielen Küchen zubereitet und im Winter gerne mit Brot gegessen wird weiter. Zacuscă — ein Wort slawischen Ursprungs, das soviel wie leichte Vorspeise bedeutet — ist ein Gemüsegericht, von dem es verscheidne Abarten gibt, je nach der Hauptzutat. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Foto: www.gustos.ro (zum Vergrö‎ßern anklicken)




    In meiner Familie wird, seit dem ich mich zurückerinnern kann, Auberginen-Zacuscă zubereitet. Dafür benötigen Sie je 3 Kilo Auberginen und Tomatenpaprika, ca 1 Kilo Zwiebeln, 1-2 mittlere Gläser Tomatenpüree, 1 Knoblauchknolle, Öl und selbstverständlich Salz.



    Die Zubereitung ist nicht kompliziert, aber zeitaufwändig! Zur Vorbereitung müssen Sie die Auberginen backen und schälen. Falls Sie nicht wissen wie, lesen Sie hier das Rezept für Auberginenpüree. Ich empfehle Ihnen, die Auberginen einen Tag vorher zu backen und in den Kühlschrank zu stellen oder, noch besser, diese im Sommer bei einem Grill zuzubereiten und für spätere Verwendung in die Kühltruhe zu legen. Zur Vorbereitung werden auch die Zwiebeln geschält und geviertelt, die Tomantenpaprika gewaschen und in gro‎ße Stücke geschnitten und der Knoblauch geschält.



    Für die Zubereitung wird anschlie‎ßend nicht zu wenig Öl in einen gro‎ßen weiten Topf mit möglichst dickem Boden (damit das Gericht nicht anbrennt) gegossen. Wenn das Öl hei‎ß ist, werden zu erst die Zwiebeln (bei mittlerer Hitze) weich gedünstet, anschlie‎ßend der Knoblauch und die Rosenpaprikastücke hinzuegegeben und so lange gekocht, bis möglichst viel des Gemüsesafts verdampft ist. Während dieser Zeit unbedingt umrühren, damit nichts anbrennt! Anschlie‎ßend nehmen Sie das Ganze vom Herd, rühren das Auberginenfleisch ein und geben es kurz durch den Gemüseschneider. Das nicht sehr stark pürierte Gemüse wird erneut im Topf erhitzt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, Tomatenmark und Salz hinzuzufügen. Von beiden geben sie je nach Geschmack mehr oder weniger — also abschmecken! Das Ganze muss den Gehalt einer Paste haben, wenn es noch zu flüssig ist, kochen Sie es noch eine Weile weiter. Danach füllen sie die Masse in Einmachgläser ab und sterilisieren Sie diese auf dem Herd oder im Backofen.



    Im Übrigen ist Zacuscă in Rumänien in Lebesmittelgeschäften das ganze Jahr über als Salat oder in Gläser abgefüllt erhältlich, doch schmeckt keines dieser Produkte wie das Handgemachte!




    Das war Irina Adamescu mit der leichten Kost namens zacuscă — vielen Dank dafür.



    Und jetzt zu weiterer Post. Johann Ruff (aus Mühlheim, Hessen) meldete sich in einem schon länger eingetroffenen Brief mit einer Anregung für unsere Geschichte-Rubrik:



    Bei ARTE gab es einen Film über Winston Churchill, der 1943 bei der Konferenz in Teheran von Stalin Griechenland gegen Rumänien getauscht haben soll. Wäre das nicht einmal ein Thema für PRO MEMORIA?



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Ruff. So wird es tatsächlich von Historikern berichtet, dabei berufen sie sich auf Schilderungen der Protagonisten und weiterer Augenzeugen. Erhalten soll auch der ominöse Zettel sein, auf dem Churchill und Stalin in Prozentzahlen um das Schicksal ganzer Völker schacherten. Allerdings trafen sich die beiden ein weiteres Mal im Oktober 1944, als Churchill nach Moskau fuhr. Roosevelt fehlte bei diesem Gipfel, er wurde von seinem Botschafter in der Sowjetunion vertreten. Im Online-Archiv der Zeitschrift Spiegel“ sind zwei interessante Artikel zum Thema nachzulesen (hier und hier). In einem der beiden Artikel, der 1982 erschienen ist und im Archiv leider ohne Autor steht, sind folgende relevante Zeilen zu lesen:



    Nach Kolonialherrenart verständigte sich Churchill mit Stalin damals schon über weite Teile des Sowjet-Glacis, Polen ausgenommen. Auf einem Zettel überreichte er ihm seinen Vorschlag, wie die beiderseitigen Interessen in Südosteuropa abgegrenzt werden könnten — in Rumänien sollten die Russen, in Griechenland die Briten zu jeweils 90 Prozent das Übergewicht haben, in Jugoslawien beide halbe/halbe machen, in Bulgarien die Relation 75 zu 25 für Moskau lauten.



    So ein Verfahren gefiel Stalin. Churchill berichtete darüber: “Eine kleine Pause trat ein. Dann ergriff er seinen Blaustift, machte einen gro‎ßen Haken und schob uns das Blatt wieder zu. Die ganze Sache beanspruchte nicht mehr Zeit, als sie zu schildern.”



    Plötzlich kamen dem Briten Skrupel: “Könnte man es nicht für ziemlich frivol halten, wenn wir diese Fragen, die das Schicksal von Millionen Menschen berühren, in so nebensächlicher Form behandeln? Wir sollten den Zettel verbrennen.” – “Nein, behalten Sie ihn”, sagte Stalin.



    Am nächsten Tag schickte er Molotow zu Churchill, um nachzubessern: Bulgarien 90 zu 10 und nun noch Ungarn — 75 zu 25, immer für die Sowjetunion. Churchill war einverstanden. Roosevelt behauptete später, Churchills Bericht über diese Teilung Osteuropas nicht durchgelesen zu haben.



    Soweit der Auszug aus einem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 1982 zum Thema Aufteilung der Einflusssphären unter den Siegermächten nach dem Zweiten Weltkrieg. Vielen Dank nochmals, lieber Herr Ruff, für Ihre Anregung, die wir Steliu Lambru, dem Redakteur unserer Geschichte-Rubrik, weiterleiten.




    Bevor es zur Posteingangsliste geht, noch ein wichtiger Hinweis. Unser Kollege Mihai Stoicescu, der sich um die Zustellung der QSL-Karten und Hörerquizpreise kümmert, war in den vergangenen Woche krank, so dass es zu Verzögerungen in der Hörerbetreuung gekommen ist. Die Preise für den Hörerquiz zum 85. Jubiläum des Rumänischen Rundfunks sind daher leider noch nicht zugeschickt worden. Nächste Woche kommt Mihai wieder in die Redaktion und schnürt die Pakete mit dem 1. und 2. Preis zusammen. Sie werden dann voraussichtlich Ende nächster Woche oder Anfang übernächster Woche von unserem Postboten zur Post gebracht. Wir bitten um Verständnis. Ferner sind auch die Gewinner des 3. Preises gebeten, sich ebenfalls zu gedulden, denn der dritte Preis ist von unseren Sponsoren noch gar nicht erst zur Verfügung gestellt worden — auch das dürfte sich aber in den kommeden Wochen erledigen.




    Und nun zur Posteingangsliste. Die Postbriefe, die unsere Sortierungsstelle am Freitag herausgab, heben wir uns für kommenden Sonntag auf. E-Mails gingen bis Freitagmittag von folgenden Hörern ein: Dmitrij Kutusow (Russland), Paul Gager (Österreich), Klaus Karusseit (Schweden) und Heiko Mandel, Bernd Seiser, Herbert Jörger, Yigal Benger, Hendrik Leuker (alle aus Deutschland).



    Unser Internetformular nutzte Claudio Alfredo Martijena (Argentinien), Paul Gager (Österreich), Horst Cersovsky und Hans-Joachim Pellin (beide aus Deutschland).



    Audiodatei (mit Alex Grigorescu) hören:



  • Kommunismus gegen Kommunismus: Spannungen zwischen Rumänien und Jugoslawien (1950)

    Kommunismus gegen Kommunismus: Spannungen zwischen Rumänien und Jugoslawien (1950)

    Im März 1948 verurteilte eine Resolution des Kominforms Jugoslawien und Tito als Verräter des Kommunismus und Agenten des kapitalistischen Regimes. Infolge des Konflikts zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien musste der ganze kommunistische Block die Einstellung Titos als kapitalistisch beurteilen und verurteilen. Rumänien musste in diesem Konflikt auch eine Rolle spielen und die Grenze zwischen Rumänien und Jugoslawien wurde zur einer wahren Maginot-Linie, mit Befestigungen und Provokationen.



    In Wirklichkeit war dieser Konflikt kein authentischer. Die beiden Parteien und Regime und die beiden kommunistischen Anführer waren nicht wesentlich unterschiedlich: Beide Seiten verfolgten die dogmatische Ideologie und waren dem repressiven System treu.



    1998 hat das Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks Ion Şuta, den Chef der Einsatz-Abteilung der rumänischen Armee interviewt. Er war zusammen mit anderen für den Bau des Befestigungs-Systems auf der rumänisch-jugoslawischen Grenze zuständig:



    In Moskau wurde über die militärischen Probleme mit Jugoslawien bestimmt, es drohte Krieg mit diesem Land. Weil Rumänien eine gemeinsame Grenze mit Jugoslawien hatte, übernahm es die wichtigste Rolle, war in der ersten Reihe. Ich habe zugleich verstanden, dass es um Verteidigung ging, man wollte nicht in die offensive gegen Tito gehen. Man hat damals nicht in Erwägung gezogen, dass die rumänische Armee allein oder zusammen mit sowjetischen Kräften oder aus anderen Ländern Tito beseitigt. Ich musste Verteidigungspläne für die westliche Grenze mit Tito-Jugoslawien erstellen.“




    Die erhöhte Spannung in der Region alarmierte beide Seiten. Der 2. Weltkrieg war vor Kurzem zu Ende gegangen und viele glaubten, dass der Krieg die einfachste Lösung für Auseinandersetzungen darstellte. Die Verteidigung der Grenze war der erste Schritt. Ion Şuta:



    Mit General Vasiliu und einer Gruppe von Offizieren aus meiner Einsatz-Sektion von den Führungsstäben der Militär-Region und vom Armeekorps 38 in Timișoara haben wir Erkundungen auf der Grenze durchgeführt, um den Verteidigungsplan des Landes zu erstellen. An diesen Erkundungen nahm auch der sowjetische Militärberater General Sakarenko teil. Manchmal kamen auch andere sowjetische Offiziere, ich kann mich aber nicht mehr erinnern, welche Funktionen sie hatten. Beim regionalen Führungsstab hatten wir einen anderen Berater, einen General Prochow, bei der 3. Militär-Region Cluj. Bei diesen Erkundungen konnte ich die sehr strengen Überwachungsma‎ßnahmen feststellen, die 1950 an der Grenze zu Jugoslawien eingeführt wurden. Auf der Grenze wurde weitgehend Stacheldraht montiert, um illegale Grenzüberschreitungen zu verhindern. Die strenge Grenzüberwachung wurde von einem strengen Sicherheits-Regime vervollständigt. Es wurden Sicherheitseinheiten und berittene Polizei-Einheiten gegründet. Zusammen patroullierten diese in der ganzen Gegend, auf einem 30-40 Km breiten Streifen entlang der Grenze.“



    Entlang einer Demarkationslinie, die einmal eine Formalität darstellte und den Übergang zwischen zwei befreundeten und demokratischen Staaten darstellte, sprach man von Krieg. Nicht nur Rumänien musste seine Grenze mit Jugoslawien befestigen, sondern auch die anderen kommunistischen Staaten, die eine gemeinsame Grenze hatten. Ion Şuta:



    Aufgrund des Verteidigungsplans des Landes auf der westlichen Grenze mit Jugoslawien habe ich nachher den Befestigungsplan erstellt. Dieser Plan schloss mehrere Arten von Befestigungen ein: schwere Befestigungen, leichte Befestigungen und einfache Befestigungen. Das waren einfache betonierte oder nicht betonierte Verteidigungsanlagen. Und es gab Gräben zwischen diesen Verteidigungselementen, die als Kommunikationswege dienten oder die auch im Kampf benutzt wurden. Diese Befestigungen mussten mit automatischen Gewehren, mit Panzerabwehrkanonen und Minenwerfer versehen werden. Es gab auch Positionen der Artillerie, die nicht Teil des Befestigungs-Systems waren, die aber dem eigentlichen Kampf-Apparat angehörten. Die Befestigungen verliefen kontinuierlich von Curtici bis nach Orşova. Sie trafen auf die Befestigungen, die die Bulgaren Richtung Süden bauen musste.“



    Es wurden Kasematten aus Stahlbeton gebaut. Es wurde nachts gearbeitet, damit der potentielle Feind nichts davon mitbekommt. Es gab auch Vorfälle, bei denen die Militärs auf den beiden Donau-Ufern geschossen haben. Aber eine bestimmte rote Linie wurde niemals überschritten. Keiner hatte ein Interesse daran, dass die Lage sich verschärft. Die rumänisch-jugoslawischen Beziehungen haben sich gleich nach dem Tode Stalins 1953 erheblich verbessert. Die Befestigungen wurden nutzlos.

  • Procesul de la Canalul Morţii

    Procesul de la Canalul Morţii


    Canalul navigabil Dunăre-Marea Neagră a fost unul dintre proiectele grandioase la care regimul comunist a ţinut cel mai mult. Deşi menirea sa a fost una economică, ”drumul fără pulbere” sau ”magistrala albastră”, cum a fost supranumit, a reprezentat o construcţie care a însemnat exterminarea prin muncă a deţinuţilor politici în primii ani ai regimului comunist. Trăsătură tipică a stalinismului, faraonicele proiecte economice urmăreau eficienţa într-o foarte mică măsură, principalul scop fiind ele în sine, indiferent de costurile financiare, materiale şi umane.




    Canalul Dunăre-Marea Neagră sau Canalul Morţii a fost deschis în 1949 şi închis treptat între 1952 şi 1955. Există teoria conform căreia Stalin însuşi i-ar fi comandat lui Gheorghe Gheorghiu-Dej, Stalinul României, construirea unui canal la care să folosească mână de lucru manuală. Mobilizarea de resurse umane a fost imensă. În 1952, la Canal lucrau aproximativ 19.000 de deţinuţi politici, 20.000 de muncitori civili şi 18.000 de militari în termen.




    Dar în vara anului 1952, se pare că Stalin însuşi îi cere lui Dej oprirea construcţiei, motivele acelei cereri fiind încă obscure. Cum aceasta nu se putea face fără o motivaţie oficială, propaganda a inventat un proces în care au fost inculpaţi oameni nevinovaţi, în majoritatea lor din conducerea şantierului. Astfel s-a născut procesul Canalului Dunăre Marea-Neagră, proces public care a însemnat de fapt o mascaradă judiciară, cu condamnarea a 25 de oameni. Ei au fost împărţiţi în două loturi. Primul lot a compărut în faţa tribunalului între 31 august şi 2 septembrie, al doilea lot între 4 şi 10 septembrie. În primul lot au fost date cinci condamnări la moarte, trei fiind executate: inginerul Nicolae Vasilescu-Colorado, inginerul Aurel Rozei-Rozemberg şi mecanicul de locomotivă Dumitru Nichita. Ceilalţi au primit muncă silnică pe viaţă. Lotul al doilea a cuprins 15 arestaţi şi toţi au primit pedepse de la 15 ani muncă silnică până la muncă silnică pe viaţă.




    În al doilea lot al condamnaţilor s-a aflat şi inginerul Emilian Hossu care a primit muncă silnică pe viaţă. Fiul său, Valentin Hossu-Longin, autorul al volumului “Canalul Morţii. Martor”, a vrut să afle cum au decurs anchetele care erau, de fapt, suplicii cu nimic mai prejos decât tortura medievală: ”Pe fişele respective erau numele împricinatului şi după aceea era numele anchetatorului şi ancheta se desfăşura între orele 22 şi 7-8 dimineaţa. În 90% din cazuri aceste anchete cumplite se făceau numai noaptea, dovedite de faptul că pe fişele respective apăreau din loc în loc pete de sânge, pete de mâncare şi pauze în redarea dialogurilor. Pe de-o parte, atunci când nu puteau să obţină ceea ce doreau, îi lăsau pe mâna unor zdrahoni care îi umpleau de sânge. Pe de alta, se plictiseau pe la orele 3-4 dimineaţă, şi trebuiau să mănânce. În acelaşi timp, cei anchetaţi erau ţinuţi în poziţii înspăimântătoare. Toate acestea mi-au fost relatate şi de tatăl meu, dar şi de alţi membri ai loturilor de condamnaţi.”




    Marea minciună a propagandei comuniste cu care s-au justificat toate insuccesele economice a fost sabotajul, adică subminarea deliberată a eforturilor celorlalţi pentru îndeplinirea obiectivelor. Acest cuvânt a însemnat frângerea de destine şi găsirea de ţapi ispăşitori. Valentin Hossu-Longin a rămas surprins când, în documentarea pe care a făcut-o pentru volumul său, nu apărea cuvântul sabotaj în declaraţiile celor anchetaţi, ci numai după ce arestaţii cedau torturilor: ”Ceea ce m-a frapat a fost ca anchetele nu duceau la pronunţarea cuvântului sabotaj. Anchetatorii voiau neapărat să obţină din partea celor arestaţi mărturia am sabotat. Condamnaţii, ţinuţi nemâncaţi şi nedormiţi, nu au mai putut rezista şi au mărturisit că sabotaseră. Ce însemna aceasta? O locomotivă, care rula pe şenalul canalului, se mai bloca sau un vagonet se mai rostogolea. Din punct de vedere tehnic, asta era explicabil deoarece utilajele erau de fabricaţie sovietică şi aduse într-o stare maximă de degradare şi proveneau de la Canalul Volga-Don. Tatăl meu, fiind inginer mecanic-şef, răspundea de aceste utilaje şi trebuia să le pună pe picioare. Aceşti acuzaţi făceau parte toţi din conducerea şantierului: inginer-şef, director tehnic, inginer mecanic-şef, inginer electric-.şef, inginer economic-şef. Cine putea sabota o asemenea construcţie? Conducerea, nu un biet săpător. De aceea, conducerea a fost anihilată pentru a se arăta populaţiei în ce a constat sabotajul. Acest proces venea şi ca un avertisment pentru toţi cei care ar fi procedat la fel pe alte şantiere, mai ales că era perioada în care se vorbea foarte multe despre venirea americanilor. Aceasta era a doua marotă a securiştilor, care îi incriminau pe inginerii respectivi că lansează zvonurile că vin americanii, că ascultă Europa liberă şi Vocea Americii. În felul aceasta, ar fi vrut să distrugă marea ofensivă a construcţiei socialismului în România.”




    După trei ani şi jumătate de la moartea lui Stalin, cei condamnaţi au fost eliberaţi, iar Dej a decis ca procesul lor să fie rejudecat. Au fost, tacit, achitaţi şi reprimiţi la serviciu. Dar în locuri de muncă cu condiţii grele, cum ar fi minele de plumb. Nimeni însă nu le-a mai putut repara suferinţele prin care au trecut ei şi familiile lor proscrise.

  • Stalin und der Stalinismus

    Stalin und der Stalinismus


    Am 5. März 1953 starb Josef Wissarionowitsch Stalin, der als einer der blutrünstigsten Führer eines verbrecherischen Regimes in die Geschichte einging. Eine solche Bezeichnung kommt nicht von ungefähr: Der sowjetische Diktator und sein Regime haben Millionen von Menschen, ganze Völker und Volksgruppen auf dem Gewissen. In Pro Memoria sprachen wir mit zwei rumänischen Historikern über Stalin und den Stalinismus.


    Stalinismus ist der Name der totalen Tyrannei. Der Stalinismus war die abscheulichste Regierungsform, in der ein einziger Mann und der von ihm ausgelöste Terror das Sagen hatten. Das Mitläufertum so mancher Bürger hat es erleichtert. Liviu Rotman ist Professor an der Hochschule für Politische und Administrative Studien (SNSPA) in Bukarest. Seiner Meinung nach habe die ideologische Verblendung vieler Menschen und der Personenkult um Stalin die Entstehung und das Überleben des Stalinismus ermöglicht.


    In der Audiodatei erklärt Professor Rotman seine Auffassung, dass der Kommunismus unweigerlich in Terror und Tyrannei münden müsse. Au‎ßerdem erläutert der Historiker Cristian Vasile vom Geschichtsforschungsinstitut Nicolae Iorga“ das politische Gedankengut Stalins und seiner Anhänger sowie dessen historischen Ursprünge.


    Audiobeitrag hören: