Tag: Theaterfestival

  • Nachrichten 09.06.2017

    Nachrichten 09.06.2017

    Präsident Klaus Iohannis ist am Freitag in Washington mit seinem Amtskollegen Donald Trump zu Gesprächen zusammengekommen. Das Treffen werde sowohl bei der Öffentlichkeit in Rumänien als auch bei der rumänischen Gemeinschaft in den USA einen positiven Anklang finden, sagte der Staatschef. Laut einer Mitteilung des Präsidialamtes in Bukarest ging es dabei vor allem um die Erweiterung der bilateralen Strategischen Partnerschaft, die vor genau 20 Jahren abgeschlossen worden war. Ferner bekräftigte Iohannis das Engagement Bukarests, als berechenbarer, stabiler und vertrauenswürdiger Partner der USA aufzutreten. Ebenfalls am Freitag hatte der rumänische Präsident eine Unterredung mit dem US-Staatssekretär Rex Tillerson. Auf seiner Agenda standen au‎ßerdem Gesprächsrunden mit dem Interimsvorsitzenden des Senats, Orrin Hatch, sowie ein Dialog mit den Vertretern der rumänischen Gemeinde in den USA.



    Die beste rumänische Tennisspielerin Simona Halep steht am Samstag im Finale des Turniers von Roland Garros gegen die Lettin Jelena Ostapenko. Halep hatte am Donnerstagabend die Weltrangdritte Karolina Pliskova aus Tschechien besiegt. Es ist für Halep das zweite Finale von Roland Garros, nachdem sie 2014 gegen die Russin Maria Scharapowa unterlag. Siegt Halep, steigt sie zur weltweiten Nummer Eins auf.



    Rumänien hat im ersten Quartal 2017 den grö‎ßten Wirtschaftsaufschwung der 28 EU-Mitgliedsstaaten erzielt. Das BIP stieg um 5,6% gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Die höchsten Wachstumsraten im Zeitraum Januar — März 2017 gab es in Rumänien, Slowenien, Litauen, Estland, Lettland, Polen, Ungarn und Bulgarien. In der EU wurde in den ersten drei Monaten des Jahres kein Rückgang des BIP gemessen.



    In der Stadt Sibiu in der Mitte Rumänies hat am Freitag die 24. Auflage des internationalen Theaterfestivals begonnen. Es ist das wichtigste dieser Art im Land und einer der wichtigsten Theatertermine weltweit. In diesem Jahr dauern die Festspiele 10 Tage, an denen 3.300 Schauspieler aus 72 Ländern über 500 Stücke zeigen. Details dazu haben wir nach den Meldungen.

  • Hermannstadt beherbergt Internationales Theaterfestival

    Hermannstadt beherbergt Internationales Theaterfestival

    Sibiu ist ab Freitag die größte Bühne für internationale Aufführungen. Während den 10 Tagen des Theaterfestivals werden rund 70 Tausend Zuschauer aus In- und Ausland erwartet. Es werden mehr als 500 Aufführungen und andere kulturelle Events organisiert. Hermannstadt und ein Teil des Landkreises Sibiu werden im Zeitraum 9. – 18. Juni rund 3.300 Künstler und Gäste aus mehr als 70 Ländern beherbergen. Das Thema des 24. Theaterfestivals in Sibiu ist die Liebe, so der Direktor des Internationalen Theaterfestivals in Hermannstadt, Constantin Chiriac:




    Wir wollen dem schönsten, dem kräftigsten Gefühl auf Erden, der Liebe, ein Geschenk geben. Das Internationale Theaterfestival ist eine Krafteinheit und eine Formel, die Liebe zu beweisen, die wir in wenigen Gemeinschaften finden können. Ich glaube nicht, dass in vielen Gemeinden, alle Kräfte der Gemeinschaft sich die Hand geben, so dass das Schöne siegen kann.




    Die Organisatoren haben beschlossen, dass das Theaterfestival in Sibiu mit vollem Schwung starten soll: 35 Events wurden für den ersten Tag vorbereitet. Es geht um Ausstellungen, Theaterwerkstätte, die Aufführung des Thetaerstückes Die kahle Sängerin des bekannten französisch-rumänischen Dramatikers Eugen Ionesco, das von einer französischen Theatergesellschaft gespielt wurde, um eine Vorlesung des amerikanischen Regisseurs Robert Wilson über das Nichts, sowie um eine Tangoaufführung. Hinzu kamen eine Parade der Gestalten aus der Wasserwelt, die von einer Gesellschaft aus Frankreich gebracht wurden, Seiltanz bei einer Höhe von 40 Metern, der von einer deutschen Gruppe ausgeübt wurde, ein Fadokonzert und Feuerwerke. Die Karten für rund 80 Aufführungen sind schon ausverkauft worden. Andererseits müssen wir daran erinnern, dass 60% der Veranstaltungen vom Publikum gratis gesehen werden können. Außer den indoor Events spielen die Straßen-Veranstaltungen, die eine wunderbare Emotion hervorrufen, eine wichtige Rolle.




    Unter den Neuigkeiten des diesjährigen Festivals zählen Orgelkonzerte in den sächsischen Festungen und ein Sonderprogramm von fünf Theateraufführungen in englischer Sprache, die auf der Bühne der Akademie der Bodentruppen für die rumänischen und ausländischen Militärs, die an einer NATO-Übung in Rumänien teilnehmen, gespielt werden. Ab Freitag findet im Rahmen des Theaterfestivals eine viertägige Buchmesse ‘Sibiu Book Festival – Die Bücherstraße’ statt.

  • Hermannstädter Theaterfestspiele FITS: „Love is in the Air“

    Hermannstädter Theaterfestspiele FITS: „Love is in the Air“

    Das 24. Internationale Theaterfestival FITS steht vor der Tür. Zwischen dem 9. und dem 18. Juni kommen über 3.000 Künstler aus allen Ecken der Welt in der siebenbürgischen Stadt Sibiu (Hermannstadt) zusammen. Auch dieses Jahr locken die Organisatoren mit gro‎ßen Namen der internationalen Theaterkunst und 503 Veranstaltungen, die in 71 konventionellen und unkonventionellen Räumen stattfinden. Zu den renommierten Gästen der Festspiele in Sibiu zählen Mikhail Baryshnikov, Robert Wilson, Pippo Delbono, Silviu Purcărete, Andrei Şerban, Marcel Iureş sowie die Theaterensembles Vakhtangov State Academic Theatre of Russia, Beijing People’s Art Theatre, Yamamoto Noh Theater und Vertigo Dance Company. Das traditionsreiche Festival stellt seine 24. Ausgabe unter das Motto: Liebe“. Wir haben den Festivalintendanten Constantin Chiriac um Einzelheiten über das Event gebeten:



    Unser Festival war immer in voller Übereinstimmung mit dem Leben und mit allem, was unser Leben bedeutet. Wir wollten nie feierliche Veranstaltungen organisieren. Nicht einmal vor 10 Jahren, als Sibiu zur europäischen gekürt ernannt wurde, selbst wenn das Festival einen deutlichen Beitrag dazu geleistet hatte, dass Sibiu den Titel erhält. Damals stellten wir die Festspiele unter das Motto: »Next« — was wir morgen machen können. In den trüben Zeiten von heute, in denen die Einheit Europas gefährdet ist, die Kriege so viele Regionen verwüsten, in denen es Wahlen gibt, die alles auf den Kopf stellen und Mauern gebaut werden, in Zeiten, in denen die Welt im Zeichen des Hasses steht, wollen wir Menschen im Zeichen der Liebe zusammenbringen, um die Liebe zu feiern und den anderen zu zeigen, dass die Liebe noch die Schöpfungskraft der Welt ist.“




    Auf dem Programm der Festspiele, die die Darstellungskunst in vollen Zügen feiern, stehen dieses Jahr neben Theater- auch Tanz- und Zirkusaufführungen, Ausstellungen und Filmvorführungen. Konzerte, Buchvorstellungen, Publikumsgespräche ergänzen das Programm neben den langjährigen Projekten Die Ruhmesmeile“ und Das Festival der Theateruniversitäten“. Dazu gebe es aber auch neue Projekte, sagt Constantin Chiriac:



    Zum ersten Mal haben die Festspiele eine neue Sektion: Aufführungen, die wir für NATO-Soldaten auf die Bühne bringen. Auf dem rumänischen Staatsgebiet gibt es NATO-Soldaten, die zu 80% aus den USA kommen, um unseren Frieden zu sichern. Somit verwandeln wir den Festsaal der Akademie der Bodentruppen in einen Theatersaal. Wir bringen einige Aufführungen in englischer Sprache auf die Bühne und werden alles Mögliche tun, damit diese Aufführungen auch die anderen Theaterliebhaber anlocken. Zusammen mit der Stiftung »Michael Schmidt« werden wir au‎ßerdem eine weitere neue Sektion in Gang setzen, es handelt sich um eine den Orgelkonzerten gewidmete Sektion. Die Idee ist entstanden, nachdem einige alte Kirchen mit Orgeln in mehreren Gemeinden im Kreis Sibiu (Hermannstadt) — Slimnic (Stolzenburg), Cisnădie (Heltau), Cisnădioara (Michelsberg) — saniert wurden. Aus Anlass des Treffens der Siebenbürger Sachsen, das dieses Jahr im August stattfindet, haben wir uns zudem zum Ziel gesetzt, das Projekt zu erweitern, und hoffen, dass sich alle siebenbürgische Kirchen anschlie‎ßen.“




    Dem Internationalen Theaterfestival in Sibiu ist es vor allem zu verdanken, dass es einen Raum für Dialog schafft. Im Zeichen des Dialogs wird das Festival dieses Jahr die Online-Kampagne Sei Teil der Geschichte“ ins Leben rufen. Wer das Theater liebt, aber trotzdem in diesem Bereich nicht berufstätig ist, hat somit die Möglichkeit, auf der Bühne der diesjährigen Festspiele in der Aufführung Happy Holidays“ in der Regie von Cristian Juncu nach einem Text von Neil LaBute aufzutreten.



    Die Tickets können online bestellt werden, die Zahlung kann in jeder Währung erfolgen. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Radio Rumänien ist, wie jedes Jahr, Koproduzent der Veranstaltung.

  • Theaterfestival in Temeswar wartet mit unkonventionellen Aufführungen auf

    Theaterfestival in Temeswar wartet mit unkonventionellen Aufführungen auf

    Das TESZT-Festival ist ein Vorzeigeprojekt des ungarischen Staatstheaters Gergely Csiky“ in Timişoara/Temeswar, einer multikulturellen Stadt par excellence. Ziel von TESZT ist, dem Publikum vor allem die neusten Produktionen und Aufführungen in der sogenannten Euregio DKMT zu zeigen. Hinter diesem seltsamen Akronym verbirgt sich im EU-Jargon ein Gebiet, das von den vier wichtigen Flüssen im Drei-Länder-Eck Rumänien-Serbien-Ungarn gebildet wird: Donau, Kreisch, Marosch, Thei‎ß. Aber TESZT ist längst viel internationaler geworden — auch Theaterkünstler aus Italien, Belgien, Portugal, Bulgarien, Mazedonien oder Kroatien kommen.



    In diesem Jahr war das Repertoire von Stücken mit sozialer Thematik geprägt. Attila Balázs, Intendant beim Ungarischen Staatstheater Timişoara, war zusammen mit Projektmanager Zoltán Gálovits zuständig für die Auswahl der Stücke.



    Wir haben uns viele Aufführungen angesehen. Nach eine ersten Auswahl knüpften wir uns die Details vor und suchten nach einem roten Themenfaden in den meisten von ihnen. Es ging in der letzten Saison sehr viel um Persönlichkeit, um das Verhältnis des Menschen zur Gesellschaft, zu sich selbst, zu seinem Umfeld. Es sind mehrfache Ausdrucksweisen möglich: One-Man-Shows, Dokumentationen, klassische Texte, musik- oder poesielastige Stücke“, erklärt Attila Balázs.




    Die Theaterkritikerin Daniela Şilindean unterstützte das Festival von der literarischen Seite:



    Das TESZT-Festival hat sich in diesem Jahr auf extrem starke Themen konzentriert, die dem Zuschauer entweder den eigenen Spiegel oder den Spiegel der Gesellschaft vorgehalten haben — es ging jedes Mal um Menschlichkeit oder das Fehlen ebendieser, aber auf jeden Fall zeichneten die Stücke ein relativ wahrheitsgetreues Bild der Gesellschaft. Einige Stücke haben mich durch den radikalen Ansatz überrascht. Es waren Aufführungen, die den Zuschauer für ihre Sache sehr begeistern. Bei TESZT 2016 war auch etwas anderes wichtig: Zuschauer durften nicht mehr passiv zusehen. Sie sa‎ßen nicht mehr in bequemen Sesseln. Der Zuschauer wird zum aktiven Bestandteil, und gleich mehrere Stücke haben die Rolle des Schauspielers an den Zuschauer delegiert, den Saal zur Bühne gemacht, so dass die Zuschauer eine eigene Show aufziehen konnte.“




    Eine der militantesten Produktionen war Dogville“, eine Adaption des gleichnamigen Films von Lars von Trier. Die Koproduktion zweier Ensembles aus Belgrad und Novi Sad in der Regie von Kokan Mladenović erzählt die Geschichte von Grace, die vor Gangstern Zuflucht in der auf einen ersten Blick idyllischen Gemeinde Dogville sucht. Doch diese Stadt ist geprägt von Frustrierungen, Geiz und Aggressivität und Grace wird schnell zum Opfer der Menschen, denen sie vertraut hat, so Regisseur Kokan Mladenović:



    Wir wollten ein Stück machen über das Land, in dem wir leben. Aber so etwas kann heute an keinem Theater in Belgrad aufgeführt werden. Deshalb haben wir mit zwei Freunden eine Probe organisiert und zwei junge Darstellerinnen gefunden. An diesem Stück über Serbien haben wir in fast guerillaartigen Zuständen gearbeitet — Belgrad ist heute Dogville geworden. Wir thematisieren die Stellung der Kultur in der Gesellschaft, den Umgang mit Minderheiten — auch sexuellen Minderheiten –, die Gewalt gegen Frauen. All das gehört zu Serbien und wir gehen davon aus, dass es auch in ein Stück gehört. Der Erfolg, den wir damit in Kroatien, Bosnien, Slowenien oder Mazedonien hatten, zeigt, dass diese Themen nicht nur für das heutige Serbien spezifisch sind. Nicht nur Serbien, sondern ganz Europa ist zu einem Dogville geworden“, sagt Kokan Mladenović, dessen Produktionen in fast allen Festivals in Mittelosteuropa ausgezeichnet wurden.



    TESZT endete mit der Performance des europaweit geschätzten bulgarischen Tanzkünstlers Ivo Dimchev — I Cure“ ist eine Koproduktion mit Impulstanz aus Wien. Heilen ist eine bewusste Entscheidung und wir treffen sie in einem Theater — warum nicht?“, fragt Ivo Dimchev als Argument für eine interaktive Performance zum Thema Heilen:



    Die Show ist über die Heilung, aber das muss man nicht unbedingt buchstäblich auslegen. Es ist eher eine Therapierung unserer begrenzten Denkweise über das Positive und Gesunde. Wenn wir wieder genesen oder versuchen, positiv zu denken, haben wir plötzlich sehr viele Feinde. Gesund und positiv zu sein ist gewisserma‎ßen gefährlich. Und um dieser Gefahr zu entgehen, müssen wir das Negative als gegnerische Perspektive zu uns lassen. All diese Tabus sind Teil der Performance, ich versuche, die Menschen an dieser Misere teilhaben zu lassen — an Sexualität, Gewalt und Tod. Sie sind Teil des Lebens. Etwas nicht Negatives, sondern sehr Natürliches. Noch können wir das Schöne darin entdecken und müssen keine Werturteile abgeben. So gesehen ist die Performance eine Art Therapie. Man kann zwar Dinge nicht in einer Stunde verändern, aber die Menschen können zumindest Licht am Ende des Tunnels erblicken. Doch vor dem Licht befindet sich eine schwere Tür. Es braucht viel Praxis, Energie, Geduld und Liebe, um diese Tür aufzusto‎ßen und die Freiheit zu erlangen, Dinge nicht als Gut oder Böse, Gesund oder Ungesund zu beurteilen“, so der bulgarische Performance-Künstler.

  • Theaterfestival FITS 2016 in Hermannstadt: Ort der Begegnungen

    Theaterfestival FITS 2016 in Hermannstadt: Ort der Begegnungen

    Die diesjährigen internationalen Theaterfestspiele in Sibiu (Hermannstadt) waren auch dieses Jahr für zahlreiche Theaterschaffende ein wichtiger Treffpunkt und Raum zum Ideenaustausch. Das Festival brachte renommierte Darsteller und Regisseure aus allen Ecken der Welt in die siebenbürgische Stadt. Vertrauen aufbauen“ — unter diesem Motto fanden die 23. Internationalen Theaterfestspiele im mittelrumänischen Sibiu statt. Das traditionsreiche Festival begeisterte auch dieses Jahr das Publikum mit 472 Veranstaltungen und gro‎ßen Namen der rumänischen und internationalen Theaterszene. Aufgetreten sind die Künstler sowohl auf traditionelle Theaterbühnen als auch in unkonventionellen Räumen. Zahlreiche Aufführungen fanden auf der Stra‎ße statt. Auch bei Konzerten, Filmvorführungen, Buchpräsentationen und den zahlreichen Konferenzen, die die Theateraufführungen begleiteten, genoss das Hermannstädter Publikum die Anwesenheit berühmter Theatermacher, die aus allen Ecken der Welt nach Hermannstadt gereist sind. Viele Gäste haben auch dieses Jahr dabei die Gelegenheit genutzt, künstlerische Partnerschaften abzuschlie‎ßen.



    Organisator und Gastgeber war auch dieses Jahr das Nationaltheater Radu Stanca“. Das Ensemble des Hermannstädter Theaters trat auf die Bühne mit drei Aufführungen des Regisseurs Silviu Purcărete auf: Faust“, Lulu“ und Metamorphosen“. Einen besonderen Raum widmeten die Organisatoren den Erstaufführungen der Sommerspielzeit. Eine davon ist der zweite Teil der Trilogie Wie weit sind wir von den Höhlen, die wir hinter uns gelassen haben?“, eine Koproduktion des Nationalen Theaters Sibiu und der Universität Lucian Blaga“. Die Aufführung #minor“, von Bogdan Georgescu geht, genau wie der erste Teil der Trilogie, Antisocial“(Unsozial“), erziehungsbezogene Themen an. Der Regisseur Bogdan Georgescu kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Es ist durchaus wichtig, dass diese Aufführungen zu Gesprächen einladen, Fragen darüber aufwerfen, was die Erziehung eigentlich bedeutet, wo endet etwas und wo beginnt etwas anderes… Im Theaterstück »Antisocial« (»Unsozial«), geben wir Diskussionen zwischen Eltern, Lehrern und Schülern wieder, in diesem Stück nimmt die Diskussion eher persönliche Merkmale ein, sie stellt das Kind und einen Elternteil gegeneinander. Die ganze Diskussion dreht sich um die tief verwurzelte rumänische Mentalität, laut der Kinder zu schlagen zur Erziehung gehört. Im Jahr 2016 ist die Gewalt an Kindern in Rumänien nicht nur geduldet, sondern gilt eher als Erziehungsmethode. Das ist empörend.“




    2013 kam im Rahmen der Internationalen Theaterfestspiele in Sibiu ein neues Projekt zustande: der Boulevard der Stars. Nach dem Vorbild des Walk of Fame in Hollywood werden dort mit einem Stern Persönlichkeiten geehrt, die Herausragendes zur Entwicklung der siebenbürgischen Stadt geleistet haben. Klaus Maria Brandauer, Neil LaBute, Tim Robbins — dem dieses Jahr ein Stern gewidmet wurde — zählen zu den Freunden des Festivals und der Stadt Sibiu. Nach dem Theaterkritiker George Banu und den Regisseuren Silviu Purcărete und Gigi Căciuleanu erhielt dieses Jahr auch der Darsteller Victor Rebengiuc einen Stern auf dem Hermannstädter Boulevard der Stars. Victor Rebengiuc erntete bei der Veranstaltung viel Applaus. Der Darsteller sagte dazu:



    Ich bin kein Star, ich würde mich selber eher als Darsteller bezeichnen, der dank seiner langjährigen Arbeit bekannt wurde. Ich bin zu dieser Schlussfolgerung gekommen, als ich merkte, wie mich hier in Hermannstadt die Passanten auf der Stra‎ße respektvoll grü‎ßten. Das ist, was mich bewegt. Ich bin sehr zufrieden, dass meine Arbeit nicht unbemerkt bleibt. Die anderen Rumänen, deren Namen auf dem Boulevard der Stars zu finden sind, Silviu Purcărete, George Banu und Gigi Căciuleanu, kenne ich persönlich. Die anderen sind weltweit berühmte Persönlichkeiten des Theaters. Ich schätze ihre Arbeit. Ich bin besonders mit den Aufführungen der Regisseure Christoph Marthaler und Thomas Ostermeier vertraut. Der russische Regisseur Jewgeni Mironow sagte, er sei glücklich, die Chance genossen zu haben, mit gro‎ßen Theatermachern der Welt zusammengearbeitet zu haben. Diese Chance habe ich noch nicht gehabt, ich hatte dennoch das Glück, mit gro‎ßen rumänischen Regisseuren zusammenzuarbeiten: Liviu Ciulei, Lucian Pintilie, Radu Penciulescu, Silviu Purcărete, Yuri Kordonsky, Andrei Şerban, den auch Tim Robbins erwähnte.“




    Der Theaterkritiker George Banu ist ein langjähriger und treuer Freund der internationalen Theater-Festspiele in Sibiu. Der dreifache Gewinner des Preises für das beste Theaterbuch in Frankreich ist Professor an der berühmten Pariser Universität Sorbonne Nouvelle-Paris. Ihm ist die Präsenz renommierter Theatermacher der Welt am Festival in der siebenbürgischen Stadt zu verdanken. Das im Verlag Nemira erschienene Buch, das der Theaterkritiker im Rahmen der Festspiele präsentierte, Convorbiri teatrale. Festivalul Internaţional de Teatru de la Sibiu“ (Theatergespräche. Das Internationale Theaterfestival in Hermannstadt“), verschafft einen Einblick in die internationalen Theaterfestspiele als Treffpunkt und Raum zum Ideenaustausch über die Schöpfung berühmter Theaterleute wie Peter Stein, Wajdi Mouawad, Silviu Purcărete und Dragoş Buhagiar. Einzelheiten haben wir vom Autor bekommen:



    Dieses Buch schrieb ich nach einer Diskussion mit dem Regisseur Constantin Chiriac, der sagte, dass es in Sibiu ein wertvolles Kapital der Theatertreffen gibt. Dann habe ich gesagt, es wäre interessant, zu wissen, was berühmte Theaterleute wie Peter Stein und Krystian Lupa hier in Sibiu, und nicht im Allgemeinen gesagt haben. Ich habe mit Theaterschaffenden gesprochen, deren Werk als ausschlaggebend für die europäische Theaterszene gilt. Ich kannte sie bereits, und das war wichtig, denn es gab bereits ein gegenseitiges Vertrauen. Ich zeige immer ein gro‎ßes Interesse gegenüber den Ideen anderer Menschen und anderen Menschen muss ich meinerseits das Interesse für meine Ideen verdanken. Deswegen glaube ich, dass diese Theatertreffen in Sibiu uns alle geistlich bereichert haben. Nicht zuletzt entstand das Buch dank der Idee, dass Theaterschaffende besser reden als sie schreiben.“




    Am Ende der Veranstaltung teilte der Theaterkritiker seine Eindrücke über die diesjährigen Festspiele. George Banu:



    Ich möchte die Initiative der Veranstalter begrü‎ßen, diese einzigartigen Aufführungen zu organisieren, die am Hermannstädter Gro‎ßen Ring stattfanden. Solche Aufführungen kommen nicht oft vor, einige habe ich in Westeuropa gesehen. Das ist auch der tiefgreifenden Theaterstrategie von Constantin Chiriac zu verdanken. Der Regisseur Eugenio Barba sagte über Chriac, er bringe das qualitativ hochwertige Animationstheater und die reinen und perfekten Formen des japanischen Noh-Theaters zusammen. Diese sich gegenseitig widersprechenden Merkmale seines Theaters stellen das Einzigartige dar, das ihm erlaubt, vor dem Hermannstädter Publikum aufzutreten.“

  • Nachrichten 13.06.2016

    Nachrichten 13.06.2016

    Bukarest: Italiens Staatschef Sergio Mattarella unternimmt ab Montag auf Einladung des rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis einen zweitägigen offiziellen Besuch in Rumänien. Themenschwerpunkte dürften bei den für Dienstang geplanten Gesprächen den Aufbau bilateraler Beziehungen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich sowie die Migration und die verstärkte Kontrolle an den Außengrenzen der EU bilden. Sergio Mattarella wird am Dienstag in Bukarest am dem Wirtschaftsforum Italienische Investitionen in Rumänien- ein europäischer Weg zur globalen Wirtschaft teilnehmen. Mit Handelsbeziehungen im Wert von 13 Milliarden Euro zwischen den beiden Ländern gilt Italien als der zweitgrößte Wirtschaftspartner Rumäniens. Laut dem italienischen Botschafter in Bukarest Diego Brasioli sei Italien eines der EU Länder, die den Beitritt Rumäniens zum Schengenraum befürworte. In Italien leben über 1.200.000 Rumänen.



    Bukarest: Der Hohe Kasssationshof hat am Montag den Beschluss der Generalstaatsanwaltschaft bestätigt, laut dem die Akten des blutigen Aufstands gegen das Regime von Ceauşescu eröffnet werden. April 2016 gab der Interims-Generalstaatsanwalt Bogdan Licu bekannt, dass die Militärakte der Revolution eröffnet wird, nachdem sie 2015 von der Militär-Staatsanwaltschaft geschlossen wurde. Die Schließung der Akte sei laut Licu unbegründet und gesetzwidrig und beruhe auf unvollständigen Untersuchungen sowie auf dem Übersehen wichtiger Informationen und Dokumente. Der Europäische Gerichtshof hatte Rumänien zur Zahlung von Entschädigungen an Angehörige der Revolutionsopfer von 1989 verurteilt, da Bukarest die Drahtzieher auch 26 Jahre nach den blutigen Ereignissen während der Revolte gegen das kommunistische Regime nicht identifiziert und vor Gericht gestellt habe.



    Wien: Der rumänische Außenminister Lazăr Comănescu hat am Montag in Wien erklärt, dass der Schengen-Beitritt Rumäniens zur Verstärkung der grenzkontrollfreien Zone beitragen würde. Bei Gesprächen mit seinem österreichischen Gegenüber Sebastian Kurz wurden unter anderen die bilateralen Beziehungen, die Lage der rumänischen Gemeinschaft in Österreich, sowie europäische Themen wie die jüngste Entwicklung der östlichen Partnerschaft der EU und die Flüchtlingskrise angesprochen. Die Gespräche fanden aus Anlass des Ministertreffens zum 20. Jahrestag der Annahme des Kernwaffenteststopps-Vertrags statt. Der Kernwaffenteststopp-Vertrag ist ein noch nicht in Kraft getretener internationaler Vertrag, der alle Kernwaffentests verbieten soll. Der Kernwaffenteststopp-Vertrag wurde von der UN-Abrüstungskonferenz ausgearbeitet und am 10. September 1996 mit 158 von 173 Stimmen von der UN-Generalversammlung angenommen. Seitdem liegt er der internationalen Staatengemeinschaft zur Unterzeichnung und Ratifizierung vor. Der Kernwaffenteststop-Vertrag verbietet die Durchführung jeder Art von Kernwaffenexplosion, ob für zivile oder für militärische Zwecke. Auch die Beihilfe dazu ist verboten. Bisher haben 183 Staaten den Vertrag unterschrieben und 164 ratifiziert. Rumänien hat den Vertrag 1996 unterschrieben und 1999 ratifiziert.



    Bukarest: Die direkten ausländischen Investitionen sind im April um 112 Millionen Eruro gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres gestiegen und bezifferten sich im ersten Jahresquartal auf 887 Millionen Euro, kündigt die Rumänische Nationalbank an. Die direkten ausländischen Investionen lagen im vergangenen Jahr bei 3 Milliarden Euro und somit um 25% höher als 2014, fügte die Nationalbank hinzu.



    Bukarest: Soldaten von der rumänischen und der US-amerikanischen Marine beteiligen sich ab Montag an Militärübungen im Schwarzen Meer. Sie üben Standardprozeduren zur Entwicklung der Interoperabilität der Seekräfte der beiden Länder. Die rumänische militärische Marine beteiligt sich an besagten Übungen mit der Fregatte Regina Maria, mit einer Korvette, zwei Baggerschiffen, zwei Raketenträger, einem Hubschrauber Puma Naval und einem militärischen Team von der Abteilung Taucher für Sondereinsatz. An den Kampfübungen gegen Luftangriffe beteiligen sich auch drei Jagdflugzeuge vom Typ MiG 21 Lancer der rumänischen Luftwaffe. Die USA beteiligen sich an den Übungen mit dem Zerstörer USS Porter; dabei werden im Schwarzmeerhafen Constanţa die Standard-Kommunikationsprozeduren mit der rumänischen Marine trainiert.



    Bukarest: Das 23. Internationale Theaterfestival Sibiu/Hermannstadt (FITS), das am Freitag begonnen hat, läuft auf vollen Touren. Mehr als 2.500 Darsteller aus 70 Ländern, 450 Theateraufführungen und andere Kulturveranstaltungen locken auch dieses Jahr Theaterbegeisterte aus ganzem Europa nach Sibiu. Das Thema des diesjährigen Festivals lautet: Building Trust (Vertrauen aufbauen). Die Organisatoren widmen dem 400. Todestag von William Shakespeare ein spezielles Programm.



  • Nachrichten 10.06.2016

    Nachrichten 10.06.2016

    Frankreich hat im Eröffnungsspiel der EM in Paris auf dem Stade de France vor mehr als 75000 Zuschauer Rumänien 2-1 besiegt. Die Franzosen schoss Olivier Giroud in der 57. Minute mit einem Kopfballtor in Führung; Bogdan Stancu gelang der Ausgleich durch einen Elfmeter in der 65. Minute; Dimitri Payet schaffte in der 89. Minute per Fernschuss das Siegestor. Das Spiel schauten sich auch der französische Staatspräsident, Francois Hollande und der rumänische Premierminister, Dacian Ciolos gemeinsam an. Am zweiten Tag seines Besuches in Paris hatte Ciolos am Freitag Gespräche mit Präsident Hollande geführt. Zuvor hatte er mit seinem französischen Gegenüber, Manuel Valls den aktualisierten Fahrplan der strategischen Partnerschaft zwischen Frankreich und Rumänien unterschrieben. Darin vereinbaren die beiden Länder eine engere Zusammenarbeit in Wirtschaft, Bildung und Kultur, jedoch auch in der Migrationspolitik und Terrorismusbekämpfung.



    Top-Thema bei der EM ist – au‎ßer dem Fu‎ßball selbst – die Sicherheit. Die Polizei setzt deshalb allein in Paris 13.000 Sicherheitskräfte ein. In ganz Frankreich sollen rund 90.000 Sicherheitskräfte für die EM mobilisiert werden. Gesichert werden im Gro‎ßraum der Hauptstadt nicht nur die beiden Spielstätten in Paris und Saint-Denis sowie zwei Fan-Zonen in den beiden Städten, sondern auch öffentliches Leben, Transport, Tourismus und Geschäfte. An Stadien und Fan-Zonen werden zudem private Sicherheitsdienste eingesetzt. Zuschauer und Fans müssen wegen der doppelten Sicherheitskontrollen dabei mit einem enormen Zeitaufwand rechnen. Nach dem Scheitern von Verhandlungen mit Pilotengewerkschaften steht die französische Fluggesellschaft Air France vor einem Streik zum Auftakt der Fu‎ßball-Europameisterschaft. Air France erwartet, dass an diesem Samstag 20 bis 30 Prozent der Flüge ausfallen. Die Piloten wehren sich gegen Sparma‎ßnahmen, der Konflikt schwelt schon länger. Die Gewerkschaften hatten vergangene Woche Pilotenstreiks vom 11. bis 14. Juni angekündigt, falls das Management nicht einlenkt. EM-Gastgeber Frankreich war in den vergangenen Wochen bereits von Streiks unter anderem bei der Bahn und andauernden Protesten gegen die Arbeitsmarktreform der Regierung betroffen.



    Die Chefstaatsanwältin der rumänischen Antikorruptionsbehörde DNA, Laura Codruta Kövesi macht sich Sorgen darüber, dass der Amtsmissbrauch, gemeinsamer Nenner in vielen Strafverfahren, künftig nicht mehr als Straftat bewertet werden könnte. Laut Kövesi tritt dieser Vorwurf in über 40% der Ermittlungen auf – in 3.100 von insgesamt 7.200 Verfahren der Behörde. Darüber hinaus würde die Entkriminalisierung des Amtsmissbrauches die Rückgewinnung der infolge dieser Straftaten entstandenen Schäden unmöglich machen — ein Gesamtwert von über 600 Millionen Euro allein letztes Jahr. Dieses Geld steht dem rumänischen Staat zu. Mehr zu diesem Thema nach den Nachrichten.



    Der Geschäftsführer des Onkologischen Instituts Bukarest, Dan Nicolae Straja, ist in der Nacht zum Freitag unter Verdacht auf Bestechlichkeit in Beschaffunsgverfahren von den Antikorruptionsstaatsanwälten festgenommen worden. In demselben Verfahren wurde auch der Geschäftsführer eines Bukarester Notkrankenhauses, Bogdan Păltineanu, festgenommen. Am Donnerstag wurden in vier Bukarester Krankenhäusern Hausdurchsuchungen durchgeführt. Der Schaden für den rumänischen Staat wird vorläufig auf 2,6 Millionen Euro eingeschätzt.



    Am Freitag abend hat die 23. Auflage des Internationalen Theaterfestivals Sibiu/Hermannstadt (FITS) begonnen. 10 Tage lang werden mehr als 2.800 Darsteller aus 70 Ländern in 450 Theateraufführungen und anderen Kulturveranstaltungen das Publikum in ihren Bann ziehen. Das Festival eröffnete mit einem grandiosen Stra‎ßentheaterevent am Gro‎ßen Ring in der Hermannstädter Stadtmitte; die Aufführung Zbor peste timp“ Flug über die Zeit“ präsentierte die Theatertruppe Kitonb aus Italien.


  • Premieren beim Internationalen Theaterfestival FITS 2016 in Hermannstadt

    Premieren beim Internationalen Theaterfestival FITS 2016 in Hermannstadt

    Das Internationale Theaterfestival in Sibiu (FITS) bringt jedes Jahr unzählige Künstler und Theatergruppen aus 70 Ländern der Welt zusammen. Vom 10. bis zum 19. Juni 2016 findet das Festival nun zum 23. Mal statt. Das Nationaltheater Radu Stanca“ in Sibiu/Hermannstadt präsentiert dabei drei Premieren.



    Das Stück Oameni obişnuiţi“ (Gewöhnliche Menschen“), Regie Gianina Cărbunariu, ist eine Aufführung im Rahmen des Projekts Be SpectACTive!“, das vom EU-Programm Kreatives Europa mitfinanziert wird. Von 2014 bis 2018 beteiligt sich auch das Hermannstädter Nationaltheater an diesem Programm. Das Projekt präsentiert acht Whistleblower-Fälle aus Italien, Gro‎ßbritannien und Rumänien — das sind Länder mit unterschiedlichen Kontexten und Gesetzen in Bezug auf Skandalaufdecker. Sechs Schauspieler bringen die acht Whistleblower-Geschichten auf die Bühne — sowohl das Publikum als auch die Darsteller erleben dabei eine besondere Theatererfahrung. Die Schauspielerin Ofelia Popii dazu:



    Es ist ein besonderes Erlebnis — von der Vorbereitungsarbeit bis zu dem Moment, wenn man die Rolle auf der Bühne verkörpert, verdoppelt sich die Verantwortung des Darstellers. Ich bin sowieso eine verantwortungsbewusste Schauspielerin, ich verantworte mich vor der Theaterfigur, vor mir selbst, vor meinem Beruf und vor dem Publikum. Die Tatsache aber, dass es einen Menschen aus Fleisch und Blut gibt, der all das auf eigener Haut erlebt hat und weiterhin dieses Drama erlebt, macht mich viel stärker — ich fühle, dass ich seine Geschichte erzählen muss. Gleichzeitig aber fühle ich mich verantwortlich dafür, ich spüre den Druck der Verantwortung.“



    Oameni obişnuiţi“ / Gewöhnliche Menschen“ — eine Aufführung, die nachdenklich stimmt. Wenn das Stück zu Ende ist, kann man nicht einfach unberührt nach Hause gehen. Ofelia Popii:



    Von dieser Aufführung versteht jeder, was er will, was er kann. Für mich geht es darum, den eigenen Instinkten, dem eigenen Gerechtigkeitssinn zu vertrauen. Und, vielleicht, weniger erwachsen zu sein, auch wenn das etwas komisch klingt. Als ich begann, erwachsen zu werden, als mir klar wurde, dass die Welt, in der wir leben, keine ideale Welt ist, bin ich gegen diese Denkart gesto‎ßen. Warum sollte ich mir vorstellen, es gäbe Gerechtigkeit auf diese Welt? Ich sollte lieber versuchen, zu überleben, unter Menschen zu leben, die nicht unbedingt ehrlich sind. Und das tue ich, mehr oder weniger. Während der Arbeit für diese Aufführung ist mir aber klar geworden, dass meine frühere, so zu sagen ‚noch nicht erwachsene‘ Art, zu denken und zu leben, eigentlich die richtige war. Es wurde mir klar, wie man mit der Zeit den Mut verliert, wie man Argumente findet, falsch zu handeln. Oder wie man nicht mehr darauf besteht, dass die anderen korrekt handeln. Das ist aber nicht in Ordnung. Darum geht es in dieser Aufführung. Wofür sollten wir uns entscheiden? Sollten wir den Kopf in den Sand stecken, sollten wir weggucken, sollten wir uns selbst vormachen, das wir ehrliche Menschen sind?“



    Für die Rolle Mephisto in der Faust-Aufführung des Regisseurs Silviu Purcărete wurde Ofelia Popii beim Internationalen Theaterfestival in Edinburgh 2010 mit dem Preis Harold Angel“ ausgezeichnet.




    Eine weitere Premiere des Nationaltheaters Sibiu, die beim Internationalen Theaterfestival FITS 2016 aufgeführt wird, ist Der 20. November“ nach Lars Noren, eine Inszenierung des Regisseurs Eugen Jebeleanu mit dem jungen Schauspieler Ali Deac in der Hauptrolle. Der Text bezieht sich auf den Amoklauf von Emsdetten am 20. November 2006. Der 18-jährige Sebastian Bosse betrat gegen 9:25 Uhr das Gelände seiner ehemaligen Schule maskiert, schoss auf Menschen und zündete Rohr-, Rauch- und Brandbomben. Anschlie‎ßend beging er Suizid. Mindestens sechs Personen wurden durch Geschosse, eine Person durch den Wurf einer Rauchgranate verletzt, weitere 30 mussten wegen eines Schocks oder einer Rauchgasvergiftung behandelt werden. Der Autor nimmt den echten Amoklauf als Grundlage und konstruiert eine dokumentierte Fiktion über das zerstörte Leben eines misshandelten Jungen. Der Schauspieler Ali Deac arbeitete zusammen mit dem Regisseur Eugen Jebeleanu auch an der Übersetzung des Textes ins Rumänische. Ali Deac:



    Als ich den Text zum ersten Mal las, empfand ich ihn als sehr hart, sehr radikal. Der Text war extrem hart, man brauchte fast nicht mehr zu spielen. Dann versuchte ich, diesen Jungen zu verstehen, ich wollte das Ganze auch von seinem Standpunkt aus sehen. Nach einer solchen Geschichte sagen alle, er sei verrückt gewesen. Die wenigsten wissen aber, dass nur zwei Jahre vorher Sebastian ein Musterschüler war. Es ist hochinteressant, dass nur einige Monate vor seinem Amoklauf, im August, er auf mehreren Online-Psychologie- und Psychiatrieforen geschrieben hatte, um Hilfe zu bekommen. Damals hatten sich die anderen über ihn lustig gemacht. Mit dieser Aufführung versuchten wir, Eugen Jebeleanu und ich, Sebastian den Zuschauern näher zu bringen, er sollte nicht abscheulich wirken. Nach der Aufführung sollten die Zuschauer nicht mit demselben Eindruck nach Hause gehen wie nach einer Nachrichtensendung. Es war mir wichtig, dies zu erreichen, und es wurde mir noch wichtiger, weil man einsehen sollte, wohin Missbrauch und Misshandlung von Kindern führen können. Manchmal kann ein Wort härter als eine Ohrfeige sein, es kann tiefe Schäden verursachen.“




    Die Geschichte von Sebastian Bosse, wie sie in der Aufführung Der 20. November“ erzählt wird, sollte dem Publikum als Startpunkt zum Nachdenken dienen, meint Ali Deac:



    Ich möchte, dass der Zuschauer über Sebastian Bosse nachdenkt und sich fragt: ‚Was könnte ich tun? Ich kann das System nicht ändern, aber ich könnte schon mit kleineren Dingen anfangen, zum Beispiel mit der Art, wie ich meine Kinder erziehe. Ich sollte meinen Kindern zeigen, dass sie andere falsch behandeln.‘ Auch wenn die Zuschauer Sebastian ablehnen, sollten sie doch daran denken, dass der Amoklauf tatsächlich stattgefunden hat. Sie sollten daran denken, was sie tun können, damit unsere Welt einigerma‎ßen besser wird. Sie sollten einfach mit kleinen Schritten anfangen.“




    In der Aufführung Moroi“ (Wiedergänger“) inszenierte der Regisseur Alexandru Dabija Texte von Cătălin Ştefănescu und Ada Milea, die sich von der rumänischen Folklore inspirieren lie‎ßen. In dem Stück geht es um die geheimen Pfade zwischen dem Diesseits“ und dem Jenseits“. Viel zu schnell vergessen wir unsere Toten, und es ist nicht richtig, sie aus unserem Leben zu beseitigen. Das Jenseits macht uns Angst, weil wir es nicht kontrollieren können“, sagte der Regisseur Alexandru Dabija in einem Interview. Auch wenn der Tod immer präsent ist, wird bei der Aufführung mit dem Stück Wiedergänger“ viel gelacht. Dazu der Schauspieler Adrian Matioc vom Nationaltheater Sibiu:



    In dieser Aufführung spiele ich mit Begeisterung, und das Publikum empfängt alles mit Begeisterung! Diese Aufführung ist voller Überraschungen, die Spannung lässt nie nach, jede Minute bringt etwas Neues! Es ist ein wilder Reigen voller Geschichten, Mythologie, Speisen und Küchengerüchen, voller Menschen! Es geht um Menschen, es geht um uns, es geht um die Menschen, die uns gro‎ßgezogen haben. Es geht um gottesfürchtige Menschen, die aber auch an übernatürliche Wesen glaubten, welche auf ihre Gärten aufpassten und ihnen manchmal den Getreideboden mit Mais füllten… Es geht um die Geschichten, die uns die Gro‎ßeltern erzählten, und darum, wie wir uns fürchteten, wenn das Kerzenlicht unheimliche Schatten an die Wände warf… Darum geht es in unserer Aufführung.“

  • Theaterfestival in Piatra Neamţ: Im Zeichen der Jugend, aber generationsübergreifend

    Theaterfestival in Piatra Neamţ: Im Zeichen der Jugend, aber generationsübergreifend

    Nach einer 4 Jahre langen Pause setzte das Jugendtheater in der nordmoldauischen Stadt Piatra Neamţ mit dem Festival Ich plädiere für die Jugend“ im Oktober 2015 die schöne Tradition der Förderung junger Theaterleute fort. Die Wiederaufnahme des ältesten Theaterfestivals in Rumänien (die erste Auflage war im Jahr 1969) bedeutete auch die Wiederkehr des Theaterensembles in seinem alten Zuhause, dem denkmalgeschützten Gebäude, das in den letzten Jahren saniert wurde. Das sei ein Zeichen der Normalität, meint der Theaterintendant und Schauspieler Liviu Timuş. Das Theater der Jugend, das dieses Jahr die 27. Auflage des Theaterfestivals in Piatra Neamţ veranstaltet, hat im Laufe der Jahre viele der besten rumänischen Schauspieler und Regisseure hervorgebracht.



    Mit den Aufführungen, die dieses Jahr nach Piatra Neamţ eingeladen wurden, versuchte man, ein Röntgenbild des rumänischen Theaters der Gegenwart zu machen. Ferner wollten die Veranstalter die Trends präsentieren, die von jungen rumänischen Theaterleuten initiiert wurden. In den letzten Jahren war das unabhängige Theater in Rumänien besonders aktiv, und daher waren dieses Jahr in Piatra Neamţ mehrere unabhängige Theaterproduktionen zu sehen. Das Stück Fă tu primul pas!“ (Mach du den ersten Schritt!“) von Jean-Claude Carrière, in der Regie von Andrei Munteanu, ist eine Produktion des 2010 gegründeten unabhängigen Kunsttheaters Bukarest. Hauptdarstellerin ist Raluca Aprodu, eine Schauspielerin, die sowohl in unabhängigen Theatern als auch in Staatstheatern spielt und durch ihre Filmrollen sehr bekannt wurde. Wie wählt man einen Text für eine Theateraufführung und wie entsteht eine Aufführung in einem unabhängigen Raum? Raluca Aprodu:



    Man sollte sich von nichts und niemandem beeinflussen lassen. Wichtig sind nur der Wunsch des Schauspielers, eine gewisse Theaterfigur kennenzulernen, und der Wunsch des Regisseurs, einen gewissen Theatertext zu interpretieren. Das wär’s. Leider müssen wir uns dem Ort anpassen, wo wir spielen werden. Manchmal ist es sehr wichtig, dass viele Leute ins Theater kommen. Da beginnen wir, Kompromisse zu machen. Es ist zum Beispiel wichtig, dass auf dem Plakat das Wort ‚Komödie‘ steht. Nach einem stressigen Arbeitstag will niemand eine schwierige, ernste Aufführung sehen. Wenn schon, dann geht man ins Staatstheater. Um das Publikum anzulocken, muss man deshalb ein bisschen gerissen sein. Wir haben eine Produktion im Godot-Theater, die ‚Happy End‘ hei‎ßt. Der Originaltitel war ‚Lieselotte im Mai‘, er klang nicht besonders attraktiv, und wir haben ihn geändert. Der Name war schon wichtig — obwohl es sich um dasselbe Stück handelte, kamen mehr Leute ins Theater, und wir konnten ihnen genau das zeigen, was wir beabsichtigt hatten. Inzwischen gibt es sehr viele unabhängige Theaterproduktionen, das Publikum hat Mut gefasst und kommt zu uns. Besonders wichtig ist, dass auch bekannte Schauspieler neulich in unabhängigen Produktionen spielen, sie wirken wie ein Publikumsmagnet.“




    Um junge Theaterregisseure, Bühnenbildner und Schauspieler zu fördern hat das Theaterfestival Piatra Neamţ auch eine Wettbewerbsabteilung; 16 der 80 eingeladenen Theateraufführungen beteiligten sich an dem Wettbewerb. Zu den Preisträgern gehört auch die junge Schauspielerin Nicoleta Lefter, die mit dem Preis für die beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Sie spielte die Rolle Nadia in dem Stück Viză de clown“ (Aliens with Extraordinary Skills“) von Saviana Stănescu, einer Aufführung des Bukarester Theaters Odeon in der Regie von Alexandru Mihail. 2008 wurde das Stück Aliens with Extraordinary Skills“ im Julia Miles Theatre in New York aufgeführt und erhielt enthusiastische Kritiken in The New York Times und anderen amerikanischen Publikationen. Die Geschichte wurde von einer echten Begebenheit inspiriert: Ein Rumäne und ein Ukrainer brachten mehr als 800 Immigranten in die USA, und zwar mit falschen Visa für Zirkusdarsteller. Die 33jährige Nicoleta Lefter ist eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation und beteiligt sich an zahlreichen Theaterfestivals. Man braucht viele solcher Festivals, vor allem für junge Theaterleute, meint Nicoleta Lefter:



    Der wichtigste Schritt wäre meiner Ansicht nach, dass wir versuchen, junge Leute davon zu überzeugen, vom Computer und Fernseher abzulassen. Sie sollten mal ins Theater kommen, lebendige Menschen auf der Bühne sehen, Gefühle empfinden, die vor dem Bildschirm nicht möglich sind. Im Theater hat man Erlebnisse, die einen ändern und zum Sozialisieren bringen können. Ich habe festgestellt, dass wir immer mehr zu Einsamkeit und Isolierung neigen. Die Leute sozialisieren nicht mehr, sie öffnen sich nicht mehr, sie haben keinen Spa‎ß mehr am Zusammentreffen, am Diskutieren, sie interessieren sich nicht mehr, wie es den anderen geht… Das wäre am Wichtigsten, glaube ich. Und wenn die Aufführungen auch eine Erziehungskomponente hätten, etwas, das die Einbildungskraft der jungen Menschen stimulieren kann, wäre es wunderbar.“




    Einer der jungen Regisseure, die zum Theaterfestival Ich plädiere für die Jugend“ in Piatra Neamţ eingeladen wurden, ist Vlad Cristache. Er inszenierte das Stück The History Boys“ von Alan Bennett im Bukarester Theater Excelsior. Die Produktion wurde in den Kategorien Beste Aufführung“ und Beste Regie“ nominiert. Vlad Cristache plädiert für mehr Festivals für junge Theaterleute:



    Einerseits ist es schon eine tolle Sache, dass so etwas passiert, weil man zwei oder mehrere Generationen von Theaterleuten zusammenbringt, Leute, die in den letzten zehn Jahren debütiert haben. Man sieht ihre Aufführungen und so gewinnt man einen Eindruck darüber, wie sie die Entwicklung des Theaters verstehen. Andererseits glaube ich nicht so sehr an diese Aufteilung in ‚junge‘ und ‚alte‘ Theaterleute — ich glaube, dass sehr viele Theaterleute, die schon ein gewisses Alter erreicht und eine gro‎ße Erfahrung gesammelt haben, bei ihren Entscheidungen und Aufführungsideen viel frischer, viel jünger sein können als die sog. ‚jungen Theatermacher‘. Jugend liegt nicht im biologischen Alter, sie hängt von der Persönlichkeit ab.“

  • Theaterfestival Eurothalia in Temeswar: Klassiker und neue Trends trafen zusammen

    Theaterfestival Eurothalia in Temeswar: Klassiker und neue Trends trafen zusammen

    Beim diesjährigen Eurothalia-Festival wurden in Temeswar Inszenierungen wichtiger europäischer Regisseure wie Oskaras Koršunovas, Silviu Purcărete, Jan Lauwers oder Wim Vandekeybus präsentiert. Ferner konnte das Publikum Aufführungen sehen, die eine neue Theaterästhetik verwenden wie die vom Theater Anton Pann“ aus Râmnicu Vâlcea, Teatru-Spălătorie aus Chişinău oder vom Ungarischen Staatstheater Csiky Gergely“ aus Temeswar. Die Theaterwissenschaftlerin Andreea Andrei hat die Festivalstücke 2015 ausgesucht:



    Im Laufe der Jahre hat sich unser Festival stark verändert. In den vorigen Jahren hatten wir vorwiegend rumänische Aufführungen; bei dieser Auflage versuchten wir aber, mehrere Aufführungen wichtiger europäischer Regisseure nach Temeswar zu bringen. Sowohl bei den anderen Auflagen als auch dieses Jahr boten wir dem Publikum sehr unterschiedliche Veranstaltungen mit einer breitgefächerten Thematik in verschiedenen Genres — Theater, Gegenwartstanz, Tanztheater und auch Aufführungen, die zu keinem üblichen Genre passen. Eurothalia ist das einzige Festival in Temeswar, das sich ausschlie‎ßlich auf europäisches Theater konzentriert. Wir versuchen, eine Plattform für die aktuellen Trends des europäischen Theaters zu schaffen.“




    Das Europäische Theaterfestival Eurothalia“ wurde dieses Jahr mit einer Produktion des Deutschen Staatstheaters Temeswar eröffnet: Elektra“ nach Euripides und Aischylos, in der Regie von László Bocsárdi. Die Inszenierung behält den Stil des Originaltextes in einer gegenwärtigen Interpretation, mit einer zierlichen Elektra, die unter ihrer angeblichen Zerbrechlichkeit von der enormen Kraft der Rache getrieben wird. Die Darstellerin Isa Berger:



    Elektra ist keine leichte Rolle. Vor der Aufführung brauche ich viel Ruhe, um zu mir selbst und zu den Fragen und Problemen Elektras zu finden. Ich versuche, diese Fragen und Probleme in meiner eigenen Seele aufzuwühlen und dem Publikum diese unruhige Seele zu zeigen. Die Seele eines Menschen ist gewaltig, wie der Regisseur László Bocsárdi sagte. Und wir versuchen, unsere Seele vor dem Publikum zu entblö‎ßen. Sollte ich Elektra in der Gegenwart erleben, so könnte ich ihre Rachesucht und ihre Besessenheit, ihre Mutter zu töten, nicht verstehen. Aber ich verstehe sehr wohl die gro‎ße Liebe zu ihrem Vater, weil auch ich eine Tochter bin, die ihren Vater sehr liebt, und ich glaube, ich würde für meinen Vater alles tun. Da kann ich mich irgendwie mit Elektra identifizieren.“




    Nach Elektra“ folgten zwei Aufführungen mit dem Stück Die Möwe“ von Anton Pawlowitsch Tschechow, eine Inszenierung von Oskaras Koršunovas vom OKT / Vilnius City Theatre, Litauen. Gleich in den ersten Minuten wurde das Publikum von der Natürlichkeit der Darsteller verzaubert. Der Schauspieler kann sich nicht hinter der Figur verstecken. Die Zuschauer müssen Schritt für Schritt alles sehen; der Schauspieler beginnt, das Leben der Figur selbst zu erleben.“ Wir zitierten soeben den Regisseur Oskaras Koršunovas. Mehr zu dieser Aufführung erfahren Sie von Nele Savicenko, die die Rolle der Arkadina spielt:



    Der Text von Tschechow ist 100 Jahre alt, das ist in der Tat ein altes Stück. Was ist davon aber auch in der Gegenwart lebendig geblieben? Die Beziehungen zwischen den Menschen, die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die Beziehungen in unserem Beruf… In diesem Stück geht es um Theater — die Figuren beteiligen sich an einer Aufführung, die ihre Existenz von Grund aus verändert. Nach Kostjas Aufführung ist keiner wirklich glücklich… Also die Beziehungen zwischen Mutter und Sohn, zwischen Kostja und seinem künstlerischen Schaffen, die Ideen über den Künstler, über das menschliche Wesen — das alles bedeutet sehr viel in unserem heutigen Leben. Die Möwe? Die Möwe ist das Unerreichbare, der Traum, den man nie verwirklicht…“

  • Internationales Theaterfestival in Klausenburg angelaufen

    Internationales Theaterfestival in Klausenburg angelaufen

    Das fünfte Festival Internationale Theatertreffen“ im mittelrumänischen Klausenburg wird vom Klausenburger Staatstheater organisiert. Wie jedes Jahr setzen sich die Veranstalter auch 2015 für die Förderung des Dialogs durch Theater ein. Der Intendant des Klausenburger Staatstheaters, Mihai Măniuţiu, kommt zu Wort mit Einzelheiten über die diesjährigen Festspiele:



    Das Festival ist von der ersten bis zur aktuellen Auflage zweifellos gewachsen. Zuerst habe ich mich dafür eingesetzt, das Klausenburger Staatstheater anderen Theaterintendanten und Regisseuren bekanntzumachen, denn nur so konnten wir mit Theaterleuten überall in Europa und der Welt in Verbindung kommen. Derzeit versuchen wir ein wenn möglich stabiles Netzwerk zu entwickeln, das in den kommenden Jahren einen Austausch und Koproduktionen zwischen rumänischen und ausländischen Theater erleichtern soll. Wir hoffen, dass sich dadurch ausländische Regisseure unseren Projekten anschlie‎ßen werden und dass wir uns an internationalen Theaterfestspielen beteiligen können. Es handelt sich hauptsächlich um die Aufführungen des Klausenburger Staatstheaters und einige Gastspiele anderer Theater im Land, die wir auch im Ausland präsentieren möchten.“




    Das diesjährige Festival geht am 11. Oktober zu Ende und bringt Gäste aus Italien, Portugal, Spanien, Israel, Deutschland und aus der Türkei nach Klausenburg zusammen. Den Aufführungen und Rundtischgesprächen, die dieses Jahr auf dem Programm der Veranstaltung stehen, wohnen zahlreiche internationale Gäste und rumänische Kulturleute bei. Die diesjährigen Aufführungen stehen unter dem Zeichen der kulturellen Vielfalt. Präsentiert werden experimentale Aufführungen wie Emigranţii“ (Die Auswanderer“) und În trafic” (Im Stau“), in der Regie von Tudor Lucanu sowie Ultima noapte de dragoste, întâia noapte de război” (Letzte Liebesnacht, erste Kriegsnacht“) der Regisseurin Ada Lupu nach dem gleichnamigen Romanklassiker aus der Zwischenkriegszeit von Camil Petrescu. Diese Inszenierung hat allerdings die Internationalen Theatertreffen eröffnet.



    Das fünfte Festival im mittelrumänischen Klausenburg schlägt zudem das Thema Europa Noastră“ (Unser Europa“) vor und lädt somit zu Debatten zum Thema Gemeinsames kulturelles Erbe Europas, Identität und Multikulturalität“ ein. Eines der Rundtischgespräche, Theaterfestivals im aktuellen internationalen Kontext“, wird vom italienischen Theaterregisseur Roberto Bacci moderiert, künstlerischer Leiter von 15 internationalen Theaterfestivals.



    Wir haben den Theaterintendanten Mihai Măniuţiu gefragt, in welche Richtung seiner Ansicht nach das Klausenburger Staatstheater in den kommenden Jahren gehen wird:



    Im gro‎ßen Saal des Theaters wollen wir Aufführungen auf die Bühne bringen, die zwischen Tradition und Innovation pendeln. Der Saal zählt rund 1.000 Sitze und sie müssen von Zuschauern besetzt werden, die tatsächlich Spa‎ß an den Aufführungen haben und die das Verhältnis zwischen Tradition und Innovation gut verstehen.“




    Die diesjährigen Theatertreffen laden die Zuschauer dazu ein, die Vielfalt des Theaters unter dem Zeichen unseres gemeinsamen Europas zu entdecken. Wie sieht der Regisseur Mihai Măniuţiu Europa des Jahres 2015? Dazu unser Gesprächspartner:



    Derzeit beschäftigt mich, wie jeden Europäer, die Flüchtlingskrise und ich hoffe, dass die politischen Entscheidungsträger europaweit die besten Lösungen dafür finden, damit wir die europäischen Werte beachten und gleichzeitig unsere Identität bewahren. Ich möchte von Europa mit meinem Herzen, und nicht aus politischer Sicht sprechen… Ich liebe Griechenland, Sardinien, Korsika — diese Orte liegen mir so nah am Herzen, dazu gehört selbstverständlich auch Paris. Ich fühle mich eigentlich sehr wohl, wie zu Hause überall in Europa.“




    Jedes Jahr verleiht das Klausenburger Staatstheater beim internationalen Festival mehrere Preise: den Preis Mona Marian für junge Theaterleute, den Preis Aureliu Manea für den besten Regisseur, zudem werden die beste Aufführung, die beste Darstellerin in einer Hauptrolle bzw. in einer Nebenrolle, der beste Tontechniker ausgezeichnet. Nicht zuletzt wird dabei auch der Preis des Publikums verliehen.

  • Hermannstädter Theaterfestival 2015 – eine Bilanz

    Hermannstädter Theaterfestival 2015 – eine Bilanz

    Beim 22. Internationalen Theaterfestival im mittelrumänischen Sibiu (Hermannstadt) hat dessen Intendant, der Schauspieler Constantin Chiriac, sein Versprechen auch dieses Jahr gehalten, das anerkannte Niveau der Festspiele hinsichtlich der Zahl der Veranstaltungen, der beteiligten Künstler und vor allem der Qualität der Aufführungen aufrecht zu erhalten. Zehn Tage lang wurde das mittelrumänische Hermannstadt zu einer Riesenbühne, die 2673 Künstler und Gäste aus 70 Ländern zusammenbrachte. Das Fazit der internationalen Festspiele kann mit einer weiteren Angabe ergänzt werden: 65.000 Zuschauer am Tag.



    Eine der Veranstaltungen, die die Festspiele stark prägten, war die Uraufführung Nathan der Weise“, eine Koproduktion des Nationaltheaters Radu Stanca“ Hermannstadt und des Theaters Schauspiel Stuttgart, unter der Regie von Armin Petras. Es handele sich um keine einfache Inszenierung des Textes von Lessing, wie die Schauspielerin Ofelia Popii sagte:



    Die Aufführung spricht aktuelle Themen an. Es hat mich auch überrascht, wie der Regisseur den Text gelesen hat, ohne ihn zu manipulieren oder irgendwie zu ändern. Er brachte Ideen in den Fokus, die uns heutzutage beschäftigen, Ideen in Bezug auf Religion, Politik und Alltagsleben: Was es bedeutet, Eltern zu sein, was die Beziehungen zwischen Menschen bedeuten. Es wäre mir ein Vergnügen, diese Aufführung als Zuschauerin zu sehen, weil sie viele Fragen aufwirft und einem die ganze Stimmung ändert.“




    Zur Besetzung gehören rumänische und deutsche Schauspieler, die das Stück auf Deutsch, Rumänisch und Englisch aufführen. Die Aufführung soll anschlie‎ßend auch in Stuttgart und Oslo präsentiert werden.



    Die Aufführung Mein Kampf“ von George Tabori hat das Publikum drei Stunden lang, bis Mitternacht, in Atem gehalten. Die Aufführung wurde von Alexandru Dabija vom Nationalen Staatstheater Cluj (Klausenburg) inszeniert. Mein Kampf“ ist eine anti-nazistische Farce, ein Freiheitsruf des Autors, der selber ein Opfer des Naziterrors war. Ionuţ Caras spielt die Rolle des Schlomo Herzl, eines alten Juden, der bei ihm im Altersheim einen jungen Mann Namens Hitler empfängt, der in Wien die Kunsthochschule besuchen wollte:



    Der Text spielt eine besondere Rolle, weil er sehr gut ist. Es handelt sich um eine schwarze Komödie, eine tragisch-komische Farce. Ein Gro‎ßteil der Familie Taboris ist in Konzentrationslagern ums Leben gekommen. Er sagte, der Humor sei die einzige Möglichkeit, das zu vergelten. Seinen Text inszenierte Alexandru Dabija, bekanntlich kein steifer, sondern ein offener Regisseur mit einer jungen und spielerischen Denkweise. Wir, das Theaterensemble von Cluj (Klausenburg) befinden uns gerade in einer guten Zeit, in der wir viel an Erfahrung mit Komödien gewonnen haben. Ich selber hatte also nicht so viel zu tun. Als ich zum ersten Mal den Text las, war ich total überrascht. Ich wusste nichts über Tabori und der Text weckte bei mir starke Gefühle: Ich wollte lachen, dann war ich mir hingegen nicht mehr sicher, ob das überhaupt zum Lachen sei, dann musste ich wieder lachen und es mir gleich verkneifen — und schon fing wieder alles von vorne an. Das war wie ein Achterbahn-Gefühl. Diese Aufführung löst sowohl beim Darsteller, als auch beim Zuschauer komplexe Gefühle aus. Es war mir ein gro‎ßes Vergnügen, Teil der Aufführung zu sein. Diese Rolle habe ich sehr lieb gewonnen und versuche irgendwie weiter auf diesem feinen Faden zwischen Komödie und Drama in der Luft zu schweben.“




    Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebensstile: Gro‎ßmutter, Mutter und Tochter. Was bedeutete es, vor 50 Jahren ein Jude im kommunistischen Deutschland zu sein, und was bedeutet es, einer im heutigen Deutschland zu sein? Die Aufführung Mameloschn — limba în care să ne înţelegem cu toţii“ / Mother tongue Mameloschn“ / Muttermale Fenster blau“ wirft Fragen zur Identität, Zugehörigkeit und Heimat auf. Die Aufführung wurde am ersten Tag der Festspiele vom Deutschen Theater Berlin auf die Bühne gebracht. Der Dramaturg Ulrich Beck vom Deutschen Theater Berlin erläutert:



    Wir waren sehr glücklich, diesen Text zu haben, denn er ist sehr wichtig für Berlin und für die Geschichte der Menschen, die hier leben. Das ist nicht alleine auf den jüdischen Hintergrund zurückzuführen. Ich glaube, dass sowohl das rumänische als auch das Berliner Publikum die Witze, die Beziehungen zwischen Mutter, Tochter und Gro‎ßmutter sehr genossen haben. Wir haben immer das Gefühl, dass die Probleme zwischen ihnen, genau wie die Zuneigung und die Kommunikation dem Publikum sehr nah am Herzen liegt. Die sozialen und politischen Verbindungen zwischen Menschen und dem politischen System stellen meiner Meinung nach ein äu‎ßerst wichtiges Thema für das zeitgenössische Theater dar. Die politische Situation steht im engen Zusammenhang mit den Menschen, mit der Art und Weise, in der sie ihr Leben prägen.“




    Die Tanzaufführungen sind schon lange eine Attraktion für das Publikum der Internationalen Theaterfestspiele in Hermannstadt. Die Performance Derwisch“ von Ziya Azazi lässt sich bei den diesjährigen Festspielen als besonders gelungen bezeichnen. Der Choreograph Ziya Azazi hat sich zum zeitgenössischen Tänzer ausbilden lassen, mit drei‎ßig Jahren kehrte er zurück zu seinen Wurzeln. Selbst wenn Derwisch — der Tanz des Mönchs“ auf den ersten Blick traditionell scheint, handelt es sich eher um eine universelle Aufführung. Wenn er tanzt, legt Ziya einen besonderen Wert auf seine Modalität, die innere und die äu‎ßere Welt miteinander zu verbinden:



    Wenn man den Kanal zwischen den beiden Welten öffnet, gelangen alle Informationen aus der inneren Welt in die äu‎ßere und umgekehrt. Wem das gelingt, der erreicht im wahrsten Sinne des Wortes die Bewegungsfreiheit. Dank dieser Theorie versuche ich stets während meiner Performance, diesen Geisteszustand zu erreichen. Ich versuche, einen klaren Kopf zu kriegen, meinen Körper zu reinigen und mich für das Publikum vorzubereiten. Wenn ich auf der Bühne auftrete, stelle ich mir dieses Ziel in Aussicht. Selbstverständlich spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, meinen eigenen choreographischen Blickwinkel zum Ausdruck zu bringen, meine Fähigkeiten für den Tanz zu zeigen. Das Wichtigste für mich ist, auf der Bühne real zu wirken, diese zwei Welten miteinander zu verbinden. Ich glaube, dass das in dieser Performance dank der Trance, der mystischen Elemente, der Wiederholung und der allmählichen Variationen der Bewegungen gut funktioniert hat. Das alles hilft mir dabei, real und transzendental zu werden. Von daher spielt es keine Rolle, wo ich meine Aufführung auf die Bühne bringe, das Publikum versteht mich sowieso. Wie es auch hier in Rumänien der Fall war, ist der Effekt immer positiv.“

  • Nachrichten 20.06.2016

    Nachrichten 20.06.2016

    Bukarest: Rumänien trifft zusammen mit den NATO-Staaten alle Ma‎ßnahmen für die Verstärkung der Ostgrenze der Nordatlantischen Allianz und der Europäischen Union. Mircea Duşa, rumänischer Verteidigungsminister, hat erklärt, die Zahl der gemeinsamen militärischen Übungen in Rumänien sei gestiegen. Duşa erklärte, Bukarest wolle 12 Kampfflugzeuge F 16 kaufen. Über 1.000 Soldaten aus 25 NATO Staaten beteiligen sich diese Tage im Kreis Brasov an der militärischen Übung, der Verteidigungsoperation, TRIDENT JOUST 15. Im Südosten Rumäniens findet bis zum 26. Juni eine multinationale Übung der Kräfte für Sonderoperationen ROUSOFEX 15 statt. Daran nehmen Soldaten aus Rumänien, Bulgarien, Georgien, Griechenland, der Rep. Moldau, Polen, den USA und der Türkei teil.




    Bukarest: Rumänien ist vollberechtigtes Mitglied der Europäischen Organisation für Nuklaerforschung (CERN) geworden. Laut einer Mitteilung des Bildungs- und Forschungsministeriums in Bukarest habe der Rat der besagten Organisation diese Woche in Genf die Beitrittsresolution gebilligt. Die Europäische Organisation für Nuklaerforschung wurde 1954 gegründet und ist das grö‎ßte Forschungszentrum der Elmentarteilchen. Alle Programme betreffen Themen, die für die Weltwissenschaft prioritär sind. Die Beziehung Rumänien – CERN datiert seit 1991 als das erste Abkommen zur Teilnahme der rumänischen Forschung und Industrie an den Programmen der Organisation unterzeichnet wurde.




    Baku: Der rumänische Turner Marius Berbecar hat am Samstag in Baku bei den Europaspielen die Bronzemedaille am Barren gewonnen. Andreea Iridon hat ebenfalls am Samstag zwei Medaillen erhalten: Silber im Schwebebalkenfinale und Bronze am Stufenbarren. Die Damen im Zweier-Kajak Roxana Borha und Elena Meroniac belegten den Silber-Rang. Die rumänische Delegation hat bis jetzt in Baku vier Medaillen gewonnen.




    Bukarest: Der rumänische Staatschef Klaus Iohannis ist am Freitag Abend an dem Internationalen Theaterfestival in Hermannstadt präsent gewesen. Er meinte, Rumänien habe sich auf europäischer Ebene zu einem kulturellen Meilenstein entwickelt. Sibiu bringt diese Tage Menschen aus dem ganzen Land und Europa zusammen, schrieb der rumänische Staatschef, ehemeliger Bürgermeister der Stadt Sibiu, per Facebook. Das 22. Internationale Theaterfestival in Hermannstadt nimmt am Sonntag Ende. Über 400 Veranstaltungen sowie circa 2.500 Künstler und Gäste aus 70 Ländern haben die Stadt in einer riesigen Bühne geändert.

  • Das Theaterfestival „Toma Caragiu“ in Ploieşti 2015

    Das Theaterfestival „Toma Caragiu“ in Ploieşti 2015

    Toma Caragiu, geboren am 21. August 1925 in Hrupisti, Griechenland, als Sohn einer aromunischen Familie, gestorben am 4. März 1977 in Bukarest, war ein bekannter rumänischer Schauspieler. Caragiu war auf der Leinwand, auf der Bühne und auf dem Bildschirm gleichermaßen präsent. Er trat vornehmlich in Komödien auf, spielte jedoch auch in Dramen; eine seiner besten Rollen hatte er im Film Actorul și sălbaticii“ (Der Schauspieler und die Bestien“) von 1975. Caragiu starb 1977 auf dem Höhepunkt seiner Karriere während eines verheerenden Erdbebens.



    Mitte Mai 2015 fand in Ploieşti die 5. Auflage des Theaterfestivals Toma Caragiu“ statt. Im Anschluss zum 2014 gestarteten Programm Noul val – chip de regizor“ (Die neue Welle – das Gesicht des Regisseurs“) führte das Theater Toma Caragiu“ die Treffen mit Theaterregisseuren fort. Zu den Festivalgästen zählten junge Regisseure wie Sânziana Stoican, Mariana Cămărăşan, Andreea und Andrei Grosu, Horia Suru, Dragoş Alexandru Muşoiu und bekannte Namen wie Victor Ioan Frunză, Cristi Juncu und Răzvan Mazilu. Seit 2014 wählt die Theaterwissenschaftlerin Andreea Dumitru die Aufführungen für das Theaterfestival Toma Caragiu“ in Ploieşti aus:



    Ich wollte die Wette gewinnen, die ich schon bei der ersten Auflage des Festivals eingegangen war, nämlich dass dieses Theaterfestival eine eigene Identität bekommen kann, die ihm unter den vielen anderen Theaterfestivals in Rumänien ein klares Profil verleihen wird. Wir haben die Reihe der Treffen mit Regisseuren fortgesetzt, und es ist uns gelungen, sehr viele junge Regisseure dabei zu haben – genau das, was wir uns voriges Jahr vorgenommen hatten. Von den neun Regisseuren, die dieses Jahr mit ihren Inszenierungen in Ploieşti anwesend waren, sind sechs besonders jung. Dragoş Muşoiu beteiligt sich sogar mit seiner Debütregie, einer Aufführung vom Nationaltheater Craiova. Es ist hochinteressant zu beobachten, wie die jungen Regisseure auf ganz verschiedenen Weisen mit dem Text, mit dem Raum, mit den Schauspielern arbeiten.“




    Das Publikum in Ploieşti hat die Aufführungen sehr gut empfangen, meint die Theaterwissenschaftlerin und Auswahl-Verantwortliche Andreea Dumitru:



    Das sind vielleicht nicht die experimentellsten oder die gewagtesten Inszenierungen. Es handelt sich eher um Aufführungen, die beim breiten Publikum Erfolg haben sollten, und das finde ich in Ordnung. Wir hatten nicht sehr viele Aufführungen, und wenn man höchstens zwei Theaterstücke pro Abend präsentiert, ist es doch besser, ein volles Haus zu haben. Das sind wertvolle Aufführungen, mit soliden Strukturen, mit sehr guten Schauspielern – und das Publikum hat es jeden Abend geschätzt. Wir wollen aber unser Publikum auch bilden, es auf ästhetisch gewagtere, anspruchsvollere Inszenierungen vorbereiten. Deshalb hatten wir im Rahmen des diesjährigen Festivals auch Treffen mit unseren zukünftigen Zuschauern, Gymnasiasten und Studenten aus Ploieşti. An der Universität oder in der Kreisbibliothek hatten die jungen Leute die Gelegenheit, mit dem Regisseur Răzvan Mazilu, mit dem Schauspieler Claudiu Bleonţ und mit anderen Theaterpersönlichkeiten zu diskutieren.“




    Ein solches Treffen wurde zum Gedenken des großen Schauspielers Toma Caragiu veranstaltet, dessen Geburtstag sich zum 90. Mal jährt. Toma Caragiu verbrachte seine Kindheit in Ploieşti und Jahre später war er Direktor des Staatstheaters Ploieşti. Der Regisseur Mihai Lungeanu von der Hörspielredaktion des Rumänischen Rundfunks war der Gastgeber des Treffens in der Kreisbibliothek:



    Unsere Kollegin Magda Duţu hat im Laufe der Jahre zwei CDs mit Archivaufnahmen mit Toma Caragiu herausgegeben; daher hatten wir die Idee, eine öffentliche Hörung dieser CDs zu veranstalten, bei der die Hörfunkliebhaber und die Theaterliebhaber im allgemeinen mehr über Toma Caragiu erfahren. Ferner haben wir einen Wettbewerb für die jüngere Generation organisiert, eine Generation, die Toma Caragiu nicht kennt – der Preis bestand aus den zwei CDs. Das war eine Erfolgsaktion, sowohl für das Theater als auch für uns, als Hörfunkredaktion. Wir wollen bei den jungen Leuten das Interesse für Hörfunk erwecken und aufrechterhalten.“




    In der rumänischen Theaterlandschaft, die sehr reich an Festivals ist, scheint das Theaterfestival Toma Caragiu“ in Ploieşti seinen Platz und seine Rolle gefunden zu haben. Die Theaterwissenschaftlerin und Auswahl-Beauftragte Andreea Dumitru:



    Die Bewohner der Stadt Ploieşti haben das Privileg, ein Theaterfestival zu erleben, das einige der besten Aufführungen jeder Spielzeit zu ihnen bringt. Für die rumänische Theaterlandschaft ist ein solches Festival, das sich auf Regie und Regisseure konzentriert, eine willkommene Sache. Viele Theaterleute der jüngeren Generation, sagten uns ‚Gut, dass ihr daran gedacht habt!‘. Die Schauspieler haben öfter die Gelegenheit, über ihr Metier öffentlich zu sprechen, während die Regisseure eher im Hintergrund bleiben. Schließlich sind es aber die Regisseure, die das Theater in die eine oder die andere Richtung führen, sie sind es, die die internationale Theaterbewegung in Gang setzen. Ausländische Theaterfachleute kommen nach Rumänien auf der Suche nach neuen Regisseuren und dann entdecken sie auch unsere Schauspieler. Deshalb wünsche ich mir, dass beim Theaterfestival »Toma Caragiu« in Ploieşti die besten jungen Regisseure ihre Karriere beginnen und die wertvollsten Inszenierungen von bereits bekannten Regisseuren aufgeführt werden.“

  • Hermannstädter Theaterfestival (FITS 2015) am Start

    Hermannstädter Theaterfestival (FITS 2015) am Start

    Der Präsident des Internationalen Theaterfestivals in Hermannstadt, Constantin Chririac, sagte, das Theaterfestival hatte einen wesentlichen Beitrag zur Ernennung der Stadt zur Europäischen Kulturhauptstadt 2007. Constantin Chririac dazu:



    Das diesjährige Festival ist außerordentlich. Nachdem Sibiu zur Kulturhauptstadt ernannt wurde, haben wir immer versucht, dass das Internationale Theaterfestival an Wert gewinnt. Es war ein Vorschlag im Projekt »Europäische Kulturhauptstadt als Mentalität und Entwicklungsmethode einer Gemeinschaft durch Kultur«. Das Thema des diesjährigen Festivals lautet »Growing smart, smart growing«. Es ist nicht einfach, eine genaue Übersetzung ins Rumänische zu finden. Es ist die Möglichkeit, uns schön und gesund auf natürlicher Art zu entwickeln. Gleichzeitig aber ist es eine Möglichkeit, dieses Wachstum theoretisch zu propagieren.“




    Das Festival findet im Zeitraum 12. – 21. Juni statt und wird vom Nationaltheater Radu Stanca“, der Stadtverwaltung und vom Hermannstädter Lokalrat organisiert. Rund 65.000 Zuschauer werden täglich erwartet.



    Am Festival beteiligen sich 2.500 Schauspieler aus 70 Ländern. Die Gäste können an 427 Aufführungen teilnehmen, die in 67 Sälen organisiert werden. Davon sind 2 Säle in diesem Jahr erbaut worden. Theaterliebhaber aus der ganzen Welt können Eintrittskarten online kaufen. Constantin Chiriac dazu:



    Wir haben in diesem Jahr mit dem Verkauf der Karten früher begonnen, so dass die Hälfte der Vorstellungen schon ausverkauft ist. Es ist das erste Mal, dass so was geschieht. Bis das Festival beginnt, werden bestimmt alle Karten ausverkauft sein. Die Preise für die Indoor-Veranstaltungen sind sehr klein, so dass sich jeder das leisten kann. Die Karten sind nicht teurer als 40 Lei, umgerechnet 9 Euro. Die meisten kosten 20 Lei. Es gibt wunderbare Aufführungen, für die man nur 5 Euro zahlen muss.“




    Constantin Chiriac kommt nun mit Einzelheiten über die Teilnehmer:



    Am ersten Tag des Theaterfestivals gibt es Aufführungen des Deutschen Theater, des bedeutendsten Theaterensemble Berlins, des Nationaltheaters aus Brüssel mit Joel Pommerat, des Théâtre de la Ville aus Paris, das zum ersten Mal nach Rumänien kommt. Es bringt Pirandellos »Sechs Personen suchen einen Autor« in der Regie von Emmanuel Demarcy-Mota auf die Bühne. Ferner treten Tokyo Metropolitan, Cirque du Soleil, Les 7 doigts de la main, Plasticiens Volants u.a. auf. Sehr wenige Festivals schaffen es, all diese namhaften Theaterensembles zusammenzubringen.“




    Das Internationale Theaterfestival in Sibiu bedeutet in gleichem Maße Indoor- und Outdoor-Aufführungen, aber auch einen Walk of Fame“, eine Börse der Aufführungen, ein Treffen der Theaterschulen, Werkstätten, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Buchvorstellungen usw. Das Programm beginnt täglich um 10 Uhr und endet spät in der Nacht im Klub des Festivals, wo zahlreiche Partnerschaften unterzeichnet werden. Der Rumänische Rundfunk ist Koproduzent der Veranstaltung.