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  • Studio: Theaterfestival und internationale Workshops in Târgu Mureş

    Studio: Theaterfestival und internationale Workshops in Târgu Mureş

    Vom 18. bis 25. November 2018 organisierte die Universität der Künste in Târgu Mureş auf den Bühnen der Theater Studio und Studio 2.1 die 4. Auflage des Internationalen Festivals Studio — Treffen der Theaterschulen“. Der Sender Radio Rumänien International war Medienpartner bei dieser Veranstaltung, an der 10 rumänische und ausländische Universitäten teilgenommen haben. Von seiner ersten Auflage hatte sich das Festival vorgenommen, ein Anlass für Freude und ein Treffpunkt der zukünftigen Theaterfachleute zu werden, sagte die Dekanin der Fakultät für Theaterkunst in Rumänischer Sprache von der Universität der Künste in Târgu Mureş, Prof. Dr. Oana Leahu:



    Das Festival war eine Freude für die Organisatoren: Einerseits war es eine Freude für die Lehrkräfte von unserer Universität, den jungen Theaterfachleuten einen Treffpunkt zu bieten, Studenten aus mehreren Universitäten zusammenzubringen und studentische Theaterproduktionen aus rumänischen und ausländischen Universitäten zu sehen. Andererseits war es, glaube ich, auch eine Freude für die Teilnehmer — was könnte für die Theaterstudenten schöner sein, als angehende Schauspieler, Regisseure und Dramatiker aus aller Welt zu treffen und mit ihnen zu diskutieren und zu arbeiten?“




    Bei der diesjährigen Auflage des Festivals Studio — Treffen der Theaterschulen“ präsentierten die Theaterschulen sehr unterschiedliche Produktionen. Prof. Dr. Oana Leahu:



    Jede Theaterproduktion, die ich dieses Jahr beim Festival gesehen habe, hat versucht, mit der Gegenwart Schritt zu halten. In den Universitäten wird kein ‚Konserventheater‘ gemacht. Alle Beteiligten achten auf die jüngsten Entwicklungen der Theaterkunst, und das finde ich extrem wichtig. Die Studenten bemühen sich, sowohl ihre Sprechtechnik und Expressivität als auch ihren Körperausdruck und alle andere Eigenschaften zu entwickeln, um die Qualität ihrer Theaterkunst zu erhöhen. Auch die Wahl der Theaterstücke wird mit jedem Jahr interessanter, vom Figurentheater bis zum Bewegungstheater und Musical — es ist sehr gut, dass sowohl die Studenten als auch die Professoren aufgeschlossen und frisch bleiben.“




    Zusammen mit dem Internationalen Festival Studio — Treffen der Theaterschulen“ organisierte die Universität der Künste in Târgu Mureş zwei weitere Projekte: Transylvania Playwriting Camp“, eine Werkstatt in Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten, und Fabulamundi. Playwriting Europe. Beyond Borders?“, ein europäisches Projekt. Mehr dazu von der Dekanin der Fakultät für Theaterkunst in Rumänischer Sprache von der Universität der Künste in Târgu Mureş, Prof. Dr. Oana Leahu:



    Mit dem Lark Play Development Center in New York arbeiten wir seit 10 Jahren zusammen. »Transylvania Playwriting Camp« findet alle zwei Jahre statt, alle unsere Masteranden im Fachbereich Dramatikschreiben haben die Gelegenheit, daran teilzunehmen. Das europäische Projekt »Fabulamundi« ist eine neuere Partnerschaft, aber ich hoffe auf eine lange und schöne Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern. Dieses Jahr haben wir alle drei Projekte zusammengeschlossen. Und wir haben noch eine Sondersektion dazugenommen, die uns sehr am Herzen liegt — »Focus Regie«. Mit diesem neuen Projekt haben wir vor, Theaterproduktionen von den Regieabteilungen aller Universitäten der Künste in Rumänien in Târgu Mureş zu präsentieren.“




    John Clinton Eisner ist Mitgründer und künstlerischer Leiter des Lark Theaters in New York. Seit 12 Jahren kommt er regelmä‎ßig nach Rumänien und hat in Bukarest und Târgu Mureş gearbeitet. John Clinton Eisner:



    Ich arbeite sehr gern in Târgu Mureş, hier ist das Leben weniger kompliziert, nicht so hektisch wie in Bukarest, und wir können uns darauf konzentrieren, was uns wirklich interessiert. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, es entstehen neue Ideen, man spürt keinen Druck. Und die Leute arbeiten sehr intensiv. Am Anfang, als die Universität dieses Projekt gestartet hatte, waren die Teilnehmer eher Regisseure, die noch nicht so viel Erfahrung mit Play Writing hatten. Sie waren etwas zurückhaltend, es dauerte ein bisschen, bis sie ihre Gedanken und Empfindungen zum Ausdruck brachten, aber mit der Zeit fanden sie ihre Stimme. Jetzt, nach mehreren Jahren, ist das Programm stärker und aktiver geworden, die Masteranden sind darauf vorbereitet, über die heutige Welt, über ihre Gedanken und Empfindungen in Bezug auf die Gegenwart und über ihr Dramatikschreiben zu sprechen. Unser Programm hat ein hohes qualitatives Niveau erreicht, wir haben hier sehr interessante Dramatiker, die genau wissen, was sie auf die Bühne bringen wollen.“

  • „Junges Festival in Hermannstadt“: Internationale Theaterfestspiele für neue Zuschauergenerationen

    „Junges Festival in Hermannstadt“: Internationale Theaterfestspiele für neue Zuschauergenerationen

    Das Junge Festival“, das zum vierten Mal am Hermannstädter Gong-Theater für Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Theaterdirektor Adrian Tibu, organisiert wird, begann am 2. November mit sechs Veranstaltungen. Eines der Events zog besondere Aufmerksamkeit auf sich. Unter dem Titel Ein Sommernachtstraum“ führten Schauspieler des Flute Theatre aus Gro‎ßbritannien ein Stück nach William Shakespeare für Kinder aus dem Autismus-Spektrum auf. Alle Schauspieler setzten sich zusammen mit den Kindern in einen Kreis und führten zusammen mit ihnen verschiedene Bewegungen durch und wiederholten immer wieder Gesten, Laute und Sätze, die die Kinder nachahmten. Besonders beeindruckt waren die Eltern und Gro‎ßeltern der Kinder, die im Publikum sa‎ßen und sich über die rege Interaktion zwischen Kindern und Schauspielern freuten. Zum Schluss hatten die Kinder so viel Vertrauen, dass sie mit geschlossenen Augen dem Laut eines Glöckchens, das ein Schauspieler führte, folgten. Es war eine sehr gelungene und mitrei‎ßende Veranstaltung und die Kinder waren sichtlich glücklich. Über die Aufführungen im Rahmen des Jungen Festivals von Hermannstadt” erfahren Sie mehr vom Theaterdirektor und Festivalleiter Adrian Tibu:



    Auch mit der diesjährigen Auflage versuchen wir, allen Publikumskategorien, mit denen wir bereits arbeiten, etwas anzubieten, aber gleichzeitig wollen wir neues Publikum fürs Theater »Gong« gewinnen, vor allem Jugendliche. Dieses Jahr hatten wir zum ersten Mal in Rumänien die Theatertruppe »Flute« aus Gro‎ßbritannien, die mit einer Theateraufführung für autistische Kinder und ihre Familien sowie mit einem Workshop für Pädagogen aufwartete. Dann präsentierte zum ersten Mal in unserem Theater die Theatertruppe »Mere Phantoms« aus Kanada eine Installation mit Schattentheater. Für die zwei Festival-Wochenenden haben wir uns zwei Sonderthemen ausgesucht. Am ersten Wochenende gab es Aufführungen mit Theatertruppen aus Frankreich und am zweiten Wochenende haben wir zum Abschluss des Festivals am 11. November das Thema Gastronomie ausgesucht — in den Aufführungen ging es darum, was wir heutzutage essen.“




    Eine Aufführung, die ans Herz des Hermannstädter Publikums ging, war Bambi“ vom Bukarester Theater Excelsior, Regie Attila Vizauer, Choreographie Vava Ştefănescu, Managerin des Nationalen Tanzzentrums. Die Musik stammte vom beliebten, leider zu früh verstorbenen Liedermacher und Schauspieler Ioan Gyuri Pascu. Mehr über das Entstehen dieser bezaubernden Theateraufführung vom Regisseur Attila Vizauer:



    Die erste angenehme Überraschung bereitete uns Ema Stere mit ihrer Bühnenbearbeitung nach dem Roman »Bambi« von Felix Salten, der auch die Grundlage für den bekannten Walt-Disney-Zeichentrickfilm war. Die Bühnenbearbeitung von Ema Stere war aber viel dramatischer, nicht so rosarot und leicht wie der Film. Zum Casting waren mehr als 200 junge Schauspieler gekommen, und Ioan Gyuri Pascu probte und sang mit jedem, um die beste Auswahl zu treffen. Die Choreographin Vava Ştefănescu arbeitete auch sehr intensiv mit den jungen Schauspielern, sie studierten jede Bewegung ein. Ich habe gesehen, wie Vava den Kandidaten vorgeschlagen hat, zusammen einen Wald zu bilden. Unter meinen Augen verwandelten sich die Menschen in Bäume — Bäume, die dem Regen und dem Wind standhalten mussten, die ihre Zweige nach der Sonne streckten, Bäume, die die anderen Lebewesen im Wald unter Schutz nahmen… Da wurde mir klar, wie diese Aufführung aussehen sollte, wir brauchten keine Tierkostüme, die Darsteller sollten auf natürliche Weise, durch Körperbewegungen und durch ihre Stimme alles zum Ausdruck bringen.“




    Wenn die Beschäftigung mit dem, was wir essen, wichtiger wird als die Empathie, wenn die Ernährungsberater immer genau wissen was, wieviel, wann und wie wir essen müssen, wenn jede Auswahl, die wir beim Essen treffen, irgendwie falsch ist, was bleibt uns noch auf dem Teller? Diese Fragen stellt sich die Theateraufführung für Kinder über 12 Jahren und Jugendliche Identic natural“ (Naturidentisch“) der Theater-Gesellschaft Art No More aus Rumänien. Die Schriftstellerin und Journalistin Elena Vlădăreanu und der Regisseur Robert Bălan haben den Originaltext verfasst und inszeniert. Robert Bălan:



    Das Thema Essen hat mich lange beschäftigt, und ich wollte eine didaktische Theateraufführung für Gymnasiasten auf die Bühne bringen, um ihnen zu zeigen, was und wie sie essen sollten. Bei der Dokumentation ist mir aber klar geworden, dass man auf diese Fragen zum Thema Essen keine deutliche Antworten geben kann. Man kann nicht einfach sagen: ‚Das ist gut‘ oder ‚Das ist schlecht‘. So ist eine Art Puzzle mit sehr vielen Meinungen entstanden, mit widersprüchlichen Meinungen von Ernährungsexperten. Die berühmten Bio-Lebensmittel sind nicht immer gut für uns, und die berüchtigten ‚naturidentischen‘ Stoffe sind nicht immer schädlich.“




    Die am besten besuchte Veranstaltung des Jungen Festivals von Hermannstadt“ war die Aufführung Bo“ der Theatertruppe Teater Tre aus Schweden, die sich an Babys und Kleinkinder zwischen 6 Monaten und 2 Jahren richtete. Der Theaterdirektor und Festivalleiter Adrian Tibu dazu:



    Es gibt sehr viele junge Mütter, die mit ihren Babys ins Theater kommen wollen, und für uns ist das eine energiegeladene Erfahrung. Es entsteht eine Art Magie, wenn so viele Babys und kleine Kinder im Theatersaal direkten Kontakt mit der Bühne aufnehmen. Das verleiht uns Kraft, neue Projekte ins Leben zu rufen und ein neuartiges Theater für neue Zuschauergenerationen zu schaffen.“

  • Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

    Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

    Ferentari — das ärmste und problematischste Viertel von Bukarest. Bekannt für häusliche Gewalt, Prostitution, Drogenkonsum und -handel, Armut und Analphabetismus. Welche Chancen auf ein normales Leben haben die hier geborenen und aufgewachsenen Kinder? Im Stadtteil Ferentari gibt es mehrere soziale Projekte zur Unterstützung dieser Kinder, aber auch der erwachsenen Roma.



    Ionuţ Oprea ist Schauspieler. Vor sechs Jahren begann er, als Freiwilliger für den Klub für alternative Bildung der NGO Policy Center for Roma and Minorities“ zu arbeiten. Der Klub wurde für Kinder in Risikosituationen, die in den Ghettos wie Ferentari leben, geschaffen. Ionuţ Oprea hat es im Laufe der Zeit geschafft, die kulturellen Unterschiede zu überwinden und näher an diese Kinder heranzukommen. Für diese ist das Theater Therapie geworden.



    Ich kam mit meinen Werten, meinem Wissen und meiner Bildung, und ich kam an einen Ort, an dem meine Werte nicht allzu gültig waren. Hier ist die Welt irgendwie auf den Kopf gestellt. Da, wo ich herkomme, wird Bildung als etwas Gutes angesehen, von dem man so viel wie möglich haben sollte. Hier muss man sowohl die Kinder, mit denen man arbeitet, als auch ihre Eltern davon überzeugen, dass die Bildung ein Weg und eine Lösung sein kann, um aus einer schwierigen Situation herauszukommen. Ich wei‎ß nicht, ob ich sie schon überzeugt habe. Alles, was ich tun kann, ist jeden Tag hierher zu kommen und dieselben Dinge zu sagen. Und darauf bestehen. Niemand garantiert mir den Erfolg, niemand garantiert, dass ich etwas verändert habe.“




    Der Erfolg wird jedoch sichtbar, und man sieht schon, dass die Tätigkeit von Ionuţ Oprea etwas bringt:



    Insbesondere Nicoletas Fall bringt mir Freude. Von Anfang an bemerkte ich in ihr eine Einstellung gegenüber dem Leben, mir selbst, und dem Theater, die mich denken lie‎ß, dass sie eine Anführerin werden könnte. Ich habe gesehen, wie andere mit ihr umgehen, wie sie mit anderen umgeht. Sie gibt mir die grö‎ßte Hoffnung, denn sie hat angefangen, zu schreiben, sich zu informieren, Musik zu komponieren, ein Theaterstück zu schreiben. Und sie ist nur ein Beispiel. Es gibt in der Truppe noch weitere Jugendliche, die jetzt, nach einigen Jahren, anfangen, verschiedene Fähigkeiten zu entdecken und einen Platz in der Gruppe zu finden. Einer spielt den technischen Leiter, ein anderer beschäftigt sich mit dem Poster und dem Bild, einer ist für die Probendisziplin zuständig. Jeder entdeckt seine Rolle in der Gruppe. Und das bringt mich dazu, weiter zu machen.“




    Nicoleta Ghiţă, einer der gro‎ßen Erfolge von Ionut Oprea, ist 18 Jahre alt und hatte Theaterkurse besucht, bevor Ionuţ Oprea nach Ferentari kam. Als Kleinkind fühlte sie schon, dass das Theater ihre Leidenschaft ist, und sie hat bereits gezeigt, wie talentiert sie ist. Sie hat eine harte Kindheit hinter sich und fing an, mit 15 Jahren zu arbeiten.



    Jetzt kann ich sagen, dass ich mich irgendwie erfüllt fühle, weil ich mich sehr weiterentwickelt habe. Von diesem elenden Kind, das niemand mochte und auch selber niemanden mochte, zu einer Person mit Freunden und Bekannten, die überall gut aufgenommen wird. Jetzt mag ich auch Leute! Es ist eine totale Veränderung. Und ich kann sagen, dass, wenn ich sehe, dass Ionuţ stolz auf mich ist, ich mich auch stolz fühle. Nach drei oder vier Monaten hat mich Ionuţ überredet, mit dem Geschichtenerzählen anzufangen. Ich bemerkte, dass ich mich dadurch aussprach, dass ich mich dadurch entspannte. Oft sind es ein paar Geschichten, die ich auf Facebook schreibe und poste. Dann gibt es andere, die ich für mich selbst schreibe, um meine Probleme los zu werden. Au‎ßerdem liebe ich die Musik und ich würde gerne in den Musik- und Theaterbereich gehen.“




    Daniela Vlăsceanu ist 34 Jahre alt und hat drei Kinder. Sie wurde in Ferentari geboren und ist dort aufgewachsen. Seit über acht Jahren hilft sie Menschen in Not. Im Juni 2016 trug sie zur Gründung eines Gemeinschaftszentrums bei. Hier organisiert sie Freizeitaktivitäten für Kinder, hilft ihnen bei den Hausarbeiten, organisiert Feste, sammelt Spenden. Jetzt will sie Geld für ein Ferienlager sammeln, sie arbeitet mit ungefähr 25 Kindern, die meisten von ihnen im Alter von 6 bis 12 Jahren. Sie hat sich vorgenommen, mit ihnen bis zum Ende“ zu gehen, das hei‎ßt, sie möchte sehen, dass die Kinder weiter das Gymnasium und eine Hochschule besuchen.



    Zum Gemeinschaftszentrum kommen auch Erwachsene. Viele haben keine Identitätspapiere, manche haben Kinder, die Drogen nehmen. Das Hauptproblem? Die Armut, natürlich. Daniela Vlăsceanu dazu:



    Wegen der Armut haben sie keine Krankenversicherung, sie können nicht zum Arzt gehen, sie können nicht ins Krankenhaus gehen. Sie haben kein Einkommen. Krank und arm. Ich habe und werde das Ferentari-Viertel nicht ändern können, aber ich denke schon, dass wir alle ein kleines Bisschen tun können. Entweder haben wir jemanden mit den Papieren geholfen, oder es gab Projekte von anderen Organisationen. Jetzt bekommen fünf ältere Menschen einmal in der Woche Essen von einer anderen Organisation. Es ist nicht viel, aber wenn ich wei‎ß, dass jemand einmal in der Woche zu ihnen geht und ihnen zwei Tüten Lebensmittel bringt, ist es besser als nichts. Oder wenn sie keine Papiere haben, und du hilfst ihnen, ein Zertifikat, einen Personalausweis zu bekommen, und sie können dann medizinische Hilfe oder eine Rente bekommen…“




    Ebenfalls von Daniela Vlăsceanu erfuhren wir, dass es im Ferentari-Viertel mehrere NGO gibt, die Drogenkonsumenten helfen und bei der Beschaffung von Papieren helfen. Wie könnte sich die Lage in Ferentari noch mehr ändern?



    Ich wei‎ß nicht einmal, womit ich anfangen soll… Arbeitsplätze, damit sie etwas zum Leben haben. Besser ausgestattete Schulen, wo die Decken nicht mehr einstürzen. Wir haben ein paar Schulen in der Nachbarschaft, aber sie sind auf dem Standard von… Ferentari eben. Kinder kommen zur Schule, aber sie scheinen nicht allzu viel zu lernen. Ich denke, es besteht ein Bedarf an besser ausgebildeten Lehrern. Polikliniken… Von einem Krankenhaus kann nicht die Rede sein, für Ferentari wäre das schon zu viel.“

  • Unconventional music education methods

    Unconventional music education methods

    Unconventional education methods for both children and adults often involve music and movement and are used for passing on knowledge, to foster individual creativity and even in therapy, in some cases. Such methods started gaining popularity in Romania after 1990. At the time, German musician Hannes Heyne introduced his own teaching method in Romania. It was grounded on a basic principle: music is as important as language, since it is an ancient means of communication. Moreover, the way music was taught in the past can today serve as a model to familiarize children with music and sometimes to make adults understand each other, Hannes Heyne believed.



    Hannes Heyne: “The old tribes, they started with sounds, making and finding instruments in nature. So they didn’t make instruments, so they find stones, shells, wood sticks, and tried to communicate with them. And in my experience this possibility that we have as humans is available also now. We don’t have to be busy only with electronic tools. We can also go to nature and make instruments, simple instruments, wood sticks, but also from shells. Everybody has the possibility to make music without skills”.



    This method helps develop communication skills and emotional intelligence, in both children and adults. The latter can thus vent away their frustrations and stress, and sometimes learn how to better communicate with their peers.



    Hannes Heyne: “To listen to each other is very important. So when I can listen to others when they speak, I give value to the other. And this we can learn by music-making as well. So we can listen to how someone is playing but we can also answer something. This is communication basic”.



    Hannes Heyne traveled the world over applying his music education method in many places in Europe, the US, Mexico and Japan. He comes to Romania quite frequently, to organize workshops for children as well as music therapy courses.



    Hannes Heyne: “I was invited by schools, I was invited by institutions. For me, children is not difficult work. And we start with, when children are small, with a story, a fairytale, musical fairytale. Small kids, they want fairytales, and every instrument is personage. When they are bigger they are more asking how it’s made, who made it, what is this, how it’s functioning. The adults, they want to know how I can educate others, what this is making to my health, which affects us doing this. It’s kind of music therapy or not. In Romania, I’m open for co-work, so I was here doing workshops in the Ateliere de Creativitate in the Romanian Peasant Museum and in other cities also. I was in Arad, working in Brasov, working in nearly all Romania.”



    The method used by Hannes Heyne is similar to the so-called active methods for initiating kids into music that were conceived of at the start of the 20th century by composers Émile Jaques-Dalcroze and Carl Orff. In Romania this type of music education also started being used in public schools after it was initially used during courses held by NGOs.



    One of them is MiMaMuzica and the active method they adopted will be next explained by Lucian Nicolae: “Before learning the letters of the alphabet, before learning how to use them in words and then write them, children first need to speak a certain language, to understand a certain language. Children learn to speak their mother tongue before learning to write and read. In music the same principle is valid. First we learn to ‘speak’ the music, that is to practice or to make it, then we decode it and learn what it is at cognitive level, how we read and write a score. I personally feel closer to Carl Orff because his method combines vocal recitation, language, movement, dance, vocal and body expression, namely drama, as well as singing and playing instruments.”



    This active method lies at the core of the courses offered by MiMaMuzica and taught by Lucian Nicolae among others: “The workshops run by MiMaMuzica target children aged between zero and eight years. The teaching staff at MiMaMuzica also worked jointly with primary and secondary schools in Bucharest, as well as with a couple of nursery schools. Yet our collaboration with the schools entails our traveling with all our instruments to those schools. That is why it is more practical to invite the schools over to our premises.”



    Accordingly, that special kind of teaching can be integrated in the public education system, provided certain requirements are met. Lucian Nicolae is back at the microphone: ”I am positive that it can be integrated in the official system. For instance, in France there are movement ability halls that host music and dance classes, motion and even gymnastics classes. In Romania, the school curriculum has been adapted, theoretically, to cater for such needs. Therefore, from the zero to the 4th grade the curriculum includes music and movement classes. Based on an example from France, where many schools have a minimum number of instruments and halls for movement classes, I wholeheartedly recommend this kind of education. The school curriculum is extremely generous and thus provides openness, it has been elaborated by people who are familiar with the active methods. But it takes time to put theory into practice and that depends a lot on the musical experience of the teacher.”

  • Transsylvania Train – der etwas andere Touristenzug

    Transsylvania Train – der etwas andere Touristenzug

    Wir laden Sie heute zu einem Abenteuer auf Rädern ein — und zwar auf 40 Rädern. Ja, Sie haben richtig gehört, 40 Räder, denn unsere Einladung gilt für eine Reise mit einer Touristeneisenbahn, der sogenannten Siebenbürgischen Eisenbahn“ (englisch Transsilvanya Train). Dabei werden Sie in repräsentativen rumänischen Städten übernachten und uralte Dörfer besuchen, in denen begabte Handwerker leben und arbeiten. Cristi Pitulice ist einer der Veranstalter dieser ungewöhnlichen Erfahrung.



    Es ist das erste Gro‎ßprojekt im Hinblick auf die Einführung einer Touristen-Eisenbahn in Rumänien. Wir kamen letztes Jahr auf den Gedanken, so ein Projekt auf die Beine zu bringen und dachten, Züge mit geringer Reisegeschwindigkeit dafür einzusetzen. Diese geringe Reisegeschwindigkeit passt sehr gut zu unseren touristischen Zwecken. Im Laufe von vier Tagen haben unsere Fahrgäste die Gelegenheit, transsilvanische Bräuche und Traditionen kennenzulernen und zu erforschen. Sie haben auch die Gelegenheit, aktiv an verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen: Weinverkostungen, wissenschaftliche Aufführungen über das siebenbürgische Kulturvermögen.“




    Die Siebenbürgische Eisenbahn fährt über eine klar definierte Strecke, die auch in den Jahren 2018 und 2019 beibehalten wird, so Cristi Pitulice:



    Die Reise ist zyklisch. Sie beginnt in Braşov (dt. Kronstadt). Der Zug fährt durch mehrere repräsentative siebenbürgische Städte — Sighişoara (dt. Schä‎ßburg), Mediaş (dt. Mediasch), Alba Iulia (dt. Karlsburg), Sebeş (Mühlbach), Sibiu (Hermannstadt) und Făgăraş (Fogarasch). Und dann fahren wir wieder zurück nach Braşov (dt. Kronstadt). Jeder Tag weist andere Besonderheiten auf. Am zweiten Tag lernen die Fahrgäste siebenbürgische Handwerke kennen — Weberei, Maurerhandwerke, Herstellung von Glas- und Keramikware. Darüber hinaus können sie an Workshops über die Biodiversität Siebenbürgens oder über die architektonischen Schätze in Transsilvanien teilnehmen. In einem ersten Schritt wollten wir die Siebenbürgische Eisenbahn den einheimischen Touristen bekannt machen. Wir wollten den klassischen Tourismus in Rumänien überwinden. Ab 2018 erweitern wir unser Angebot auch im Ausland. Die Höchstkapazität des Zugs ist von 260 Personen. Wir hoffen, alle Tickets im kommenden Jahr auszuverkaufen.“




    Es ist eines der wenigen rumänischen touristischen Projekte, das über eine eigene Internetseite verfügt. Die Touristen können im Internet nachlesen, wohin die Reise führt, sie finden Informationen über die Eisenbahn, das Projekt, das Gesamtkonzept. Au‎ßerdem können sie online Pauschalpakete buchen. Dafür brauchen sie nur die Webseite transilvania-train.com anzuklicken. Die Fahrgäste hätten die Reise mit Begeisterung empfangen, so Cristi Pitulice:



    Wir wussten anfangs nicht genau, was für Touristen zu erwarten sind, wie sich unser Touristenprofil darstellte. Daher gingen wir von einer etwas engeren Profilnische aus. Zu unserer Überraschung und Freude erwiesen sich unsere Erwartungen als falsch. Wir haben Fahrgäste im Alter zwischen 7 und 70 Jahren. Die Siebenbürgische Eisenbahn wurde nicht nach dem Muster des Brno-Express oder der Transsibirischen Eisenbahn konzipiert, bei denen die Fahrgäste die meiste Zeit im Zug verbringen. Für uns ist die Eisenbahn viel mehr ein Transport- und Sozialisierungsmittel. Unterkunft bieten wir nur in Städten an, in 3- und 4-Sterne-Hotels, je nach gebuchtem Pauschalpaket. Die meisten Tätigkeiten finden au‎ßerhalb der Eisenbahn statt — sei es Werkstätte, das Orgelkonzert in Sebeş oder das Konzert am Kleinen Ring in Sibiu.“




    Ein ungewöhnliches Abenteuer in Siebenbürgen, zu dem wir aufrichtig anregen!

  • „Transilvania Train“ – Siebenbürgen per Touristenbahn erkunden

    „Transilvania Train“ – Siebenbürgen per Touristenbahn erkunden

    Traditionen und Erlebnisse nach siebenbürgischer Art, ein flexibles und kundenorientiertes Programm, einmalige Freizeit- und Bildungsaktivitäten, angefangen mit Weinverkostungen oder Mittagessen im Freien, auf dem Lande, bis hin zu vielfältigen Workshops und Live-Vorführungen — das alles steht den Touristen zur Verfügung, wenn sie das Programm Siebenbürgische Eisenbahn“ (engl. Transilvania Train“) buchen. Transilvania Train“ schickt eine Einladung zu einer Reise durch Siebenbürgen hinaus. Ab August dieses Jahres können jeweils 180 Fahrgäste eine Eisenbahn-Tour durch Siebenbürgen genie‎ßen. Cristian Pitulice ist der Impulsgeber des Projektes. Früher war er kein besonderer Fan der Bahnreisen, sagte er:



    Ob Brno-Express oder Transsibirische Eisenbahn, das Konzept faszinierte mich. Bislang gab es so etwas in Rumänien nicht. Es gab vermutlich einige Versuche, einen Touristen-Express einzuführen. Doch war die Bahninfrastruktur in schlechtem Zustand. Weder die Eisenbahnwagen noch die Schienen waren passend für so ein Projekt. Ich fand ein offenes Ohr bei CFR-Călători, die für den Personenverkehr zuständige Abteilung der Rumänischen Bahn. Wir brachten unser Projekt durch und, schau an, ab 2017 fährt die erste Touristen-Eisenbahn in Rumänien.“




    Doch wohin führt die Reise? Und wie ist sie gestaltet? Mehr Einzelheiten dazu erfahren wir vom Urheber des Projektes:



    Der Zug besteht aus fünf Wagen und einer Lokomotive. 200 Plätze stehen den Touristen zur Verfügung. Wir bieten eine 4-tägige Reise durch Siebenbürgen an. Die Reise beginnt in Braşov (dt. Kronstadt). Der Zug fährt durch mehrere repräsentative siebenbürgische Städte — Sighişoara (dt. Schä‎ßburg), Mediaş (dt. Mediasch), Alba Iulia (dt. Karlsburg), Sebeş (Mühlbach), Sibiu (Hermannstadt) und Făgăraş (Fogarasch). Und dann fahren wir wieder zurück nach Braşov (Kronstadt). Im Laufe von vier Tagen haben unsere Fahrgäste die Gelegenheit, transsilvanische Bräuche und Traditionen kennenzulernen und zu erforschen. Siebenbürgen genie‎ßt einen sehr guten Ruf derzeit in Europa. Davon müssen wir profitieren. Wir bieten 15 Workshops an, für die sich die Touristen anmelden können. Zwei davon sind gebührenfrei. Unser Parcours umfasst mehrere Besuche bei evangelischen Kirchen. Da können unsere Gäste auch Kirchenmusik hören. Am letzten Tag organisieren wir ein Mittagessen im Freien, im Schatten der Eisenbahn.“




    Siebenbürgen-sächsische Traditionen sollen dabei in den Vordergrund rücken. Wie auch die siebenbürgischen Kirchenburgen. Dafür planten die Veranstalter verschiedenartige Workshops. Sie legten hohen Wert auf viele Gebiete, angefangen mit Architektur bis hin zur Gastronomie. Sie wollen damit das Beste aus dieser siebenbürgischen Region herausholen:



    Wir haben ein komplexes Programm aufgebaut — gönnen den Touristen kaum Atempausen. Am ersten Tag besuchen wir das sogenannte Haferland — die Region, in der sich die Dörfer Cloaşterf (Klosdorf), Meşendorf (Meschendorf), Viscri (Deutsch-Wei‎ßkirch) und Criţ (Kreuzdorf) befinden. Am zweiten Tag fahren wir weiter nach Mediasch. Wir übernachten in einem Hotel in Sighişoara (dt. Schä‎ßburg). Nach Mediasch fahren wir ebenfalls mit der Bahn. In Mediasch teilen sich die 200 Touristen in 15 Gruppen auf, um an den hier veranstalteten Workshops teilzunehmen. Dann fahren wir weiter nach Alba Iulia (dt. Karlsburg), wo wir die Burg besichtigen. In Alba Iulia werden wir ebenfalls übernachten. Am dritten Tag findet ein gro‎ß angelegter Koch-Workshop statt. Wir werden zusammen herkömmliche sächsische Rezepte probieren, die zwar nicht in Vergessenheit geraten waren, jedoch für eine lange Weile vernachlässigt wurden. Die Teilnehmer werden zusammen verschiedene Speisen zubereiten und sie dann gemeinsam essen. Es bleiben ihnen nicht nur die angenehmen Erinnerungen, sondern auch die Rezepte dürfen sie behalten. Am letzten Tag sind wir dann in Sibiu (dt. Hermannstadt). Am Kleinen Ring (rum. Piaţa Mică) können unsere Fahrgäste einem Konzert beiwohnen. Zu Mittag essen wir in der Fogarascher Burg. Danach fahren wir zurück zum Startpunkt unserer Reise, nämlich nach Braşov (dt. Kronstadt).“




    In der Siebenbürgischen Eisenbahn“ gibt es die Möglichkeit, an Tischen zu sitzen und miteinander zu plaudern. Die Fahrgäste können sich ein Bierchen oder ein Glas Wein gönnen und die Landschaft durchs Fenster bewundern. Der Zug besteht aus fünf Speisewagen:



    Die Eisenbahn ist nicht allein ein Transportmittel. Wir erhoffen uns einen Sozialisierungsraum und würden gerne eine Gemeinschaft rund um unsere »Siebenbürgische Eisenbahn« bilden. Denn letztendlich ist das der Zweck der meisten Touristen-Eisenbahnen weltweit. Denken Sie mal an die Transsibirische Eisenbahn, ein Zug, in dem 150 Fahrgäste passen. Sie kommen aus allen Ecken der Welt. Und im Laufe von 3-4 Tagen entwickelt sich ihre Bekanntschaft zu einer engen Freundschaft. Eben das bezwecken wir auch mit der »Siebenbürgische Eisenbahn«. Wir hoffen, sie entwickelt sich zu einem Unterhaltungsraum, in dem sich verschiedene Leute untereinander kennenlernen und anfreunden. Wir werden uns selbstverständlich während der Fahrt aktiv einbringen. Wir erzählen ihnen über Land und Leute und bieten Kostproben von örtlichen Leckereien. Oder laden sie zu Wein- oder Schnapsverkostungen ein.“




    Das Projekt wurde erst vor kurzem öffentlich gestartet. In den ersten drei Tagen wurden bereits 18 Plätze gebucht. Das deute auf einen Erfolg hin, so die Veranstalter.

  • Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts

    Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts

    Einige Initiativen zur Annäherung der Menschen an die Kultur und an die anderen wurden z.B. von der NGO Home Made Culture“ ins Leben gerufen. Diese fokussierte in den letzten Jahren auf Theaterschauspielen an unkonventionellen Orten wie z.B. in einer Hochhauswohnung. In diesem Herbst wurde die Wohnung durch ein Treppenhaus ersetzt, wo an sieben Abenden sieben Schauspiele inszeniert wurden. Diese wurden gemeinsam mit dem Publikum, den Hochhausbewohnern, ausgewählt. Die Veranstaltung Wir spielen mit offenem Treppenhaus“ war ihrerseits ein Teil eines umfangreicheren Projekts. Dieses trug den Namen Generator“ und nahm sich vor, die Bürger zu fördern, Aktivitäten vorzuschlagen, die ihren alltäglichen Sozialisierungsbedürfnissen entgegen kommen. Nach etlichen Versuchen sto‎ßen die Initiatoren des Vorhabens Wir spielen mit offenem Treppenhaus“ schlie‎ßlich auf Bereitschaft in einem Hochhaus des Bukarester Stadtviertels Crângaşi. Cristina Epure, Mitglied des Verbandes Home Made Culture“, erzählt uns, wie die Menschen ihre Initiative entgegen genommen haben.



    Sie waren von Anfang an sehr offen, was eher selten zu finden ist. Bevor wir dieses Wohnhaus gewählt haben, haben wir einen Aufruf gemacht, wir sind von Tür zu Tür gegangen, zu allen Wohnungen, aber die Menschen zeigten Zurückhaltung. Es handelte sich um etwas Neues. Darüber hinaus hat sich mit der Zeit eine Art Furcht oder Distanz unter den Nachbarn entwickelt. Deshalb wird etwas Neues zuerst als mögliche Gefahr betrachtet. Au‎ßerdem ist das Treppenhaus ein Niemandsland. Keiner beansprucht es, aber wenn jemand dort etwas unternehmen möchte, dann nehmen einige Bewohner das Treppenhaus plötzlich wieder in Anspruch als ihren Raum.“




    Langsam wandelte sich das Treppenhaus in einen Ort um, an dem man für jeden etwas fand. Man hat Schauspiele inszeniert, Opern aufgeführt, Origami-, Mal- und Collage-Werkstätten veranstaltet hat. Es hat alles Mögliche gegeben, alles kostenlos, oder jeder Nachbar hat als Entgelt ein kleines Häppchen mitgebracht. Somit hat man den Gemeinschaftsgeist zusammengeknüpft, und die Menschen haben erfahren, dass sie mit wenig Ressourcen gemeinsam eine schöne Zeit verbringen können. Cristina Epure.



    Jean-Lorin Sterian, der Mensch, der unseren Verband ins Leben gerufen hat, hat eine breite Vision und kennt die rumänische Künstlerszene sehr gut. Er hat Leute vorgeschlagen, die Projekte mit sozialem und erzieherischem Effekt vorlegen. Wir betrachten nicht nur die künstlerische Seite. So war zum Beispiel das erste Stück »Böse Kinder« mit Katia Pascariu. Das ist Bildungs-Theater. Wir wollten eine sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zugängliche Thematik haben. Auch wenn die Zeitspanne kurz war, haben wir gefühlt, dass es eine Wirkung hatte. Ich hoffe, die Menschen werden sich an diese Events erinnern, wenn sie durchs Treppenhaus gehen, und an eine Alternative zum Fernsehen oder zum Computer denken.“




    Nicht nur durch Bildungstheater kann man den Gemeinschaftsgeist stimulieren, sondern auch durch Architektur-Projekte. Genau das tun zwei junge Architekten von StudioBasar“. 2016 haben sie die 2014 angefangene Zusammenarbeit mit der Städtischen Bibliothek Bukarest fortgesetzt. Ihrer Meinung nach stellen die öffentlichen Bibliotheken eine der wenigen Ressourcen dar, die den Gemeinschaftsgeist wieder erwecken können. Der Architekt Alex Axinte von StudioBasar“ dazu:



    Ich glaube, das ist eine Folge der Nachwendezeit, es ist ein Element, das wir verloren haben, und jetzt fragen wir uns, warum das Essen keinen Geschmack mehr hat. Wir wissen nicht, dass dem Essen das Salz fehlt. Wir Architekten von StudioBasar haben uns gedacht, dass das ein Notfall ist. Architekten müssen auch handeln und mit ihren eigenen Mitteln die Überreste des Gemeinschaftsgeistes, da wo es diese noch gibt, identifizieren.“




    In diesem Sommer haben die Architekten von StudioBasar zusammen mit Architektur- und Soziologie-Studenten die Filiale der Städtischen Bibliothek auf einem viel befahrenen Boulevard in Bukarest umgestaltet, um diese sichtbarer zu machen. Sie haben auch dazu beigetragen, eine andere Filiale im Militari-Viertel, einem gro‎ßen Plattenbau-Viertel aus der kommunistischen Zeit, wieder zu eröffnen. Die Bewohner zeigten sich froh darüber, dass die Bibliothek wieder eröffnet wird, auch wenn sie vergessen hatten, dass es sie gegeben hat. Alex Axinte dazu:



    Wir haben mit den Besuchern der Kinder-Bibliothek von nebenan diskutiert und auch mit Bibliothekaren und Bibliothekarinnen. Wir alle waren uns einig, dass die Bibliothek mehr Platz für andere Tätigkeiten braucht, ohne aber die Zahl der Bücher zu reduzieren. Die Geselligkeit im kulturellen Kontext stellt eine riesige Notwendigkeit in einem Viertel mit 300 Tausend Einwohnern dar. Vor dem Projekt haben die Studenten eine Befragung gemacht. Auf die Frage ‚Wo treffen sie Ihre Bekannten?‘ lautete meistens die Antwort ‚im Supermarkt, im Treppenhaus‘. Es gibt ein Problem, wenn die Supermärkte zu sozialen Treffpunkten geworden sind. Die Leute freuen sich, dass eine Bibliothek von 40 Quadratmetern wieder eröffnet wird.“




    Die öffentlichen Bibliotheken können Treibstoff für den Gemeinschaftsgeist sein, wenn sie nicht nur mit Büchern assoziiert werden, meint auch Anca Râpeanu, die Leiterin der Städtischen Bibliothek. In den 33 Filialen in Bukarest werden auch Strickerei-Workshops, IT-Kurse und Fremdsprachen-Kurse kostenlos organisiert. Zudem wurde im letzten Sommer die Initiative Märchen-Karawane“ ins Leben gerufen. Auch an diesem Projekt nahm Alex Axinte teil. Er stellte einen passenden Anhänger zur Verfügung. Wie ein Tag im Leben dieses Projekts ausschaut, sagt uns jetzt Anca Râpeanu:



    Es ist 5.30 — 6 Uhr in der Früh. Aus dem Lagerbereich werden alle Schachteln mit Spielzeug, Stiften, Bällen, Theater-Puppen, Brettspielen geholt. Sie werden dann der Reihe nach in den Anhänger gepackt, um sie dann in den Park zu bringen. Die Karawane setzt sich in Bewegung. Im Park werden alle Schachteln ausgepackt, alles wird in Ordnung gebracht und um 10 Uhr fangen die Workshops an: Basteln, Zeichnen, Spielen im Freien. Um 11 Uhr beginnt das Hüpfen und Spielen. In der Zwischenzeit diskutieren meine Kollegen mit den Eltern und erklären ihnen, was wir mit der Bibliothek und der Karawane vorhaben. Um 7 Uhr abends gibt es Puppen-Theater und dann eine Zumba-Werkstatt. Am Abend müssen meine Kollegen von den kurzen Pausen profitieren, um alles wieder einzupacken, denn ansonsten kann die Karawane nicht mehr nach Hause fahren.“




    Das alles, um zu beweisen, dass die Bibliothek in erster Reihe ein öffentlicher Platz ist und erst nachher ein kultureller Platz. Und die freiwilligen Helfer hoffen, dass dieser in 2017 sichtbarer wird.

  • Storytelling-Festival in Bukarest: Freude am Erzählen für Jung und Alt

    Storytelling-Festival in Bukarest: Freude am Erzählen für Jung und Alt

    In Bukarest fand vor kurzem das erste internationale Storytelling-Festival statt. Sämtliche Workshops und Veranstaltungen verliefen unter dem Motto Wir alle sind Geschichten!“. Erzählkunst-Workshops, Konferenzen zum Thema Kunst, Geschichtenerzählen, Märchenabende gepaart mit weiteren erzählenden Künsten“ — von Musik bis hin zu Poesie — das alles konnten die Teilnehmer am Festival genie‎ßen. Dazu kamen noch die Geschichtenlesungen und Lektüreabende. Es lasen die Erzähler, die auch in Kinderkrankenhäusern freiwillige Arbeit leisten und den dort untergebrachten Kindern Geschichten vorlesen. Adriana Ene ist die Veranstalterin des Festivals. Sie ging von dem Gedanken aus, dass wir alle eine Geschichte verkörpern, die es wert ist, erzählt zu werden. Dazu Adriana Ene:



    Es war eine sehr schöne Geschichte — das erste Erzählkunstfestival in Bukarest. Wir sind Geschichten. Jeder von uns verkörpert eine Geschichte. Eigentlich sind wir ein Buch voller Geschichten. Am ersten Storytelling-Festival beteiligten sich Erzähler aus allen Ecken der Welt. Sie kamen aus Südkorea, Gro‎ßbritannien, Marokko, Georgien, der Türkei und Rumänien. Das Programm war vollgepackt mit Veranstaltungen.“




    Adriana Ene kam auf den Gedanken, ein Festival dieser Art in Bukarest zu organisieren, nachdem sie letztes Jahr am vierten Stotytelling-Festival in Arad teilnahm. Es war eine beeindruckende Erfahrung, die sie mit den Bukarestern teilen wollte:



    Letztes Jahr war ich die einzige Erzählerin aus Rumänien, die sich am Storytelling-Festival in Arad beteiligte. Am Erzählkunstfestival in Arad nahmen unter anderem Erzähler aus Hawaii, Portugal, Dänemark und Thailand teil. Die Stimmung war herrlich, die Begegnung beeindruckend. Ich dachte mir, eine solche Veranstaltung müsse unbedingt auch in Bukarest stattfinden. Ein Jahr später gelang es uns, ein Erzählkunstfestival auch in der rumänischen Hauptstadt zu veranstalten. Es war das erste Mal, allerdings war es ein gro‎ßer Erfolg. Daher werden wir das Erzählkunstfestival auch nächstes Jahr organisieren. Eine vorläufige Liste mit Erzählern für das kommende Jahr steht schon bereit: Wir wollen gerne John Mukeny, aus Kenia, Claude Delsoll aus Frankreich, Eric Wolf aus England einladen. Jeff Meyer ist ein wunderbarer Erzähler, er wird aus Hawaii eintreffen. Auch Alicia Dongjoo Bang aus Südkorea wollen wir wieder einladen. Wie gesagt, die Vorbereitungen für die zweite Ausgabe des Erzählkunstfestivals sind schon in vollem Gange.“




    Die erzählten Geschichten vermitteln immer eine Botschaft. Themen wie Liebe, Armut, Güte, Hoffnung, Glück, Mut, Trauer, Freude wurden von den Erzählern in Geschichtensammlungen zusammengebracht. Die von ihnen gesammelten Geschichten widerspiegeln die Weisheit unserer Vorfahren, so unsere Gesprächspartnerin:



    Wenn wir den Kindern eine Geschichte erzählen, sind wir uns dessen bewusst, dass die Geschichte eine Botschaft in sich birgt — meistens geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse, um mutige Taten oder Vertrauen. Die bei einem Storytelling-Festival erzählten Geschichten sind allerdings verschieden. Sie werden von Menschen erzählt, die aus unterschiedlichen Ecken der Welt kommen, die schwer oder sogar nie erreichbar sind. Es werden also besondere Geschichten erzählt. Die für Kinder erzählten Geschichten setzen immer eine Interaktion voraus. Es werden Lieder aufgespielt, die Kinder werden aufgefordert, mitzusingen. Sie werden aufgefordert, Rätsel zu entschlüsseln, sich zu den Märchenfiguren zu äu‎ßern oder die Handlung fortzusetzen. Die Geschichten verknüpfen oft Elemente der zu übertragenden Botschaft mit Elementen, die durch die Interaktion mi der Hörerschaft entstehen. Selbstverständlich werden manche Geschichten lediglich erzählt, ohne weitere Wechselwirkungen. Dafür muss der Erzähler die Erzählkunst besonders gut beherrschen. Der interkulturelle Austausch ist ebenfalls sehr wichtig. Der Erzähler aus der Türkei war in einer typisch türkischen Volkstracht angezogen. Erst stellte er uns seine Volkstracht vor und nachher erzählte er die Geschichte. Tatiana Montic ist eine Journalistin aus Georgien. Sie teilte mit uns eine schöne journalistische Erfahrung. Es ging um eine Geschichte, die sich zu Weihnachten in Kiew ereignete, als sie dort für eine Reportage recherchierte. Andere Erzähler stellten die Bedeutung der Mutter im Leben eines Kindes zur Diskussion. Oder sie erzählten über Gutmütigkeit und Vergebung und wie wichtig sie für unser Wohlergehen seien. Die Geschichten waren sehr vielfältig, sie vermittelten aber immer eine Botschaft. Die Einführungsformel war immer ‚Es war einmal‘, ungeachtet der Sprache, in der sie erzählt wurden. Wenn eine Geschichte in einer Fremdsprache erzählt wird, so sprechen der Erzähler und der Übersetzer im Vorfeld miteinander, um eventuelle Missverständnisse auszuräumen.“




    Wir wollten von Adriana Ene erfahren, ob sie eine Lieblingsgeschichte hat. Dazu die Veranstalterin des Erzählkunstfestivals:



    Es gibt eine Geschichte, die ich besonders gern mag. Allerdings stammt sie nicht aus Rumänien. Es geht hauptsächlich um Weisheit und Vergebung. Die Geschichte gefiel mir sehr gut, weil sie an die wesentlichen menschlichen Werte erinnert, die im gegenwärtigen Alltagsdurcheinander manchmal in Vergessenheit geraten. Die Geschichte hei‎ßt »Die höchste Weisheit liegt darin, Fehler zu verzeihen«. Es ist eine asiatische Geschichte. Sie stammt aus der Region, in der die Menschen ihre Kamele durch kleine Dörfer bis hin nach Bagdad führen, um Handel zu treiben. Auf dem Weg können Dinge passieren, die einem das Leben komplett auf den Kopf stellen. Es ist eine Geschichte für Erwachsene genauso wie für Kinder. Ich hörte sie vor ein paar Jahren zum ersten Mal, als ich an einem Workshop für Storytelling im Ausland teilnahm. Ich hörte die Geschichte und erzählte sie dann meinerseits weiter. Sie wissen doch, was von Erzählern gesagt wird. Sie kämen zusammen, um Geschichten zu hören, die sie dann weitergeben. Selbstverständlich bereichert jeder Erzähler die Geschichte durch seine eigene Perspektive. Die Geschichte wird dann im eigenen Stil erzählt. Eine Geschichte hört sich niemals zweimal gleich an.“




    Das Storytelling-Festival Wir alle sind Geschichten!“ ist zu Ende gegangen. Es war eine Reise zurück in eine Welt, die vermeintlich nur Kindern gehört. Es war eine fabelhafte Erfahrung, die die Veranstalter im kommenden Jahr wiederholen möchten. Oder wann immer auch Erwachsene die Zeit finden, eine Geschichte zu lesen und Freude daran zu haben.

  • Leseförderung: „Narativ“ – das Lektürefestival für Kinder

    Leseförderung: „Narativ“ – das Lektürefestival für Kinder

    Auf wie viele Arten kann ein Märchen gelesen werden? Das fragten sich diesen Herbst die Mitarbeiter des Vereins Curtea Veche. Um eine Antwort zu liefern, luden sie Kinder, Eltern und Lehrer zu einem Lektürefestival für Kinder ein. Das Lektürefestival hei‎ßt NARATIV und findet heuer zum zweiten Mal statt. Die Teilnehmer hatten freien Zugang zu den 120 Aktivitäten, die innerhalb des Festivals veranstaltet wurden. Sämtliche Workshops im Rahmen des Festivals verfolgten ein einziges Ziel — das Interesse der Kinder für Lektüre anzuspornen und die Eltern zur Lektüre mit dem Kind anzuregen.



    Valentina Roman ist Projektleiterin und Geschäftsführerin des Vereins Curtea Veche. Sie stellte das Projekt Narativ — ein Lektürefestival für Kinder“ auf die Beine. Valentina erzählte uns, wie es dazu kam:



    Der Verein Curtea Veche wurde vor zwei Jahren gegründet. Das hei‎ßt, seit zwei Jahren versuchen wir Kinder zum mehr Lesen zu animieren. Lesen soll Spa‎ß machen, nicht als Pflicht betrachtet werden. Diese Botschaft versuchen wir zu vermitteln. Wir veranstalten verschiedene Aktionen, sowohl in Städten wie auch im ländlichen Raum. Dabei erkannten wir zwei wesentliche Hindernisse, die den Kindern den Zugang zu Lektüre erschweren: Im ländlichen Raum, in den Dörfern, haben die Kinder keinen Zugang zu Büchern. In den Städten dagegen besteht diese Schwierigkeit nicht. In den Städten gibt es Buchhandlungen, die Kinder haben zuhause Bücher, doch sie zeigen kaum ein Interesse am Lesen. Die Eltern machen sich Sorgen, sie wissen nicht, wie sie ihre Kinder für das Lesen begeistern können. So sind wir auf den Gedanken gekommen, ein Lektürefestival zu veranstalten. Im Rahmen des Festivals finden verschiedene interaktive Workshops statt, an denen sich Kinder und Eltern beteiligen. Wir versuchen das Lesen attraktiv zu machen. Wir wollen ihnen zeigen, dass Geschichten und Märchen auch anders gelesen werden können.“




    Workshops wie Die Odyssee — ein Comicheft“, Pinocchio — Märchen mit Musik“, Peter Pan — Schauspielkunst für Leser“ oder Storytelling“ begeisterten die kleinen Teilnehmer und boten ihnen zugleich die Möglichkeit, sich künstlerisch einzubringen: sie zeichneten, komponierten Musik, spielten Theater und dachten sich eigene Geschichten aus. Bekannte Märchen der Weltliteratur wurden neuentdeckt, umgestaltet und überdacht, so Valentina Roman, die Leiterin des Projektes Narativ — ein Lektürefestival für Kinder“:



    Wir sind von mehreren bekannten Märchen ausgegangen und haben die Kinder aufgefordert, ihre Einbildungskraft einzusetzen. Wir regten sie z.B. an, ein Lieblingsbuch mit Musik zu unterlegen oder ein Comicheft nach der Odyssee zu erstellen. Wir bauten ein Schattentheater auf und forderten sie auf, Geschichten zu erfinden. Wir dachten auch an die ganz jungen Teilnehmer, an die Kinder, die noch nicht lesen können. Für sie schrieben wir einige Reimspiele und Rätsel auf. Wir fassten sie zusammen unter dem Titel »Buchstaben für Kerlchen«. Dadurch wollten wir sie mit dem Alphabet vertraut machen.“




    Barna Nemethi ist Regisseur und Fotograf. Er leitete ein Workshop für Kinder innerhalb des Festivals. Wir baten ihn, seine Erfahrung mit uns zu teilen:



    Der von mir geleitete Workshop hie‎ß »Märchen-Journalist«. Wir gingen von den grundsätzlichen Fragen aus, die sich ein Journalist stellt, und versuchten das Geschehen in mehreren Märchen zu ermitteln. Wir wollten den Kindern zeigen, dass ein Buch nicht blo‎ß als Lesestoff fungiert. »Robinson Crusoe« zum Beispiel ist ein Kinderbuch aber zugleich auch ein Studium der Politikwissenschaft. Wir regen die Kinder an, das Gelesene zu hinterfragen.“




    Das Lektürefestival stellt eine gute Gelegenheit dar, Schüler und Kinder und ihr Leseverhalten kennenzulernen, sagte unser Gesprächspartner. Und fügte noch hinzu:



    Beim Workshop, den ich dieses Jahr leitete, thematisierten wir die »Reise zum Mittelpunkt der Erde« von Jules Verne. Es ist ein bedeutender Science-Fiction-Roman, besonders beliebt unter den Konsumenten dieses literarischen Genres. Das Gespräch entwickelte sich in mehrere Richtungen. Die Teilnehmer stellten Fragen wie z.B.: Was steht im Mittelpunkt der Erde, wie können wir das herausfinden, was wusste Jules Verne über den Mittelpunkt der Erde. Es war ein sehr interessanter Meinungsaustausch für alle Teilnehmer.“




    György Gáspár ist ein Fachmann auf dem Gebiet der Familien- und Paartherapie. Er leitete mehrere Workshops beim Lektürefestival:



    Wie auch vergangenes Jahr war auch das diesjährige Lektürefestival eine besondere Erfahrung. Viele Familien wünschen sich, dass ihre Kinder Spa‎ß am Lesen haben. Sie wünschen sich, dass ihre Kinder gerne lesen. Sie wollen eine Freundschaftsbeziehung zwischen ihren Kindern und den Büchern aufbauen. Eltern und Kinder nahmen zusammen an verschiedenen Aktivitäten teil, aus denen die Bedeutung des Lesens hervorging. Die Beziehung zu den Büchern ist meiner Ansicht nach gleichzusetzen mit jeglichen gewöhnlichen Freundschaftsbeziehungen, die wir in unserem Leben pflegen. Wie alle anderen Freundschaftsbeziehungen muss auch die Beziehung zu den Büchern liebevoll gepflegt werden. Die Eltern dürfen die Kinder nicht unter Druck setzen, damit diese mehr lesen. Sie sollten vielmehr das Lesen attraktiv machen, so dass die Kinder Spa‎ß daran haben. Drum sollten die Eltern schon von klein auf ihren Kindern Märchen vorlesen, mit ihnen kommunizieren. Der Akt des Lesens basiert auf die Fähigkeit des Kindes, Worte wahrzunehmen und zusammenhängend zu verstehen. Mehr als 100 Eltern beteiligten sich an meinem Workshop.“




    Letztes Jahr seien 40 kreative Werkstätte im Rahmen des Festivals organisiert worden, dieses Jahr waren es 120. Mehr als 2000 Kinder beteiligten sich daran, so Valentina Roman, Leiterin des Projektes Narativ — eine Lektürefestival für Kinder“ und Geschäftsführerin des Vereins Curtea Veche. Die Arbeit mit Kindern überrasche sie jedes Mal aufs Neue, so Valentina Roman. In diesem Zusammenhang erwähnte sie ein lustiges Geschehnis:



    Die Kinder haben fast immer einen gescheiten Spruch parat. Ich kann Ihnen von einem Mädchen erzählen, das uns sagte, sie lese gerne »Die drei Musketiere«, weil sie eigentlich zu viert seien.“




    Im gleichen Ton kann im Mittelpunkt der Erde eine noch kleinere Erde gefunden werden. Und so weiter. Spiel, Erforschung, Erkenntnis — alles rund ums Lesen!

  • Kreative Kindererziehung: Löcher in den Bauch gefragt – in Kultureinrichtungen

    Kreative Kindererziehung: Löcher in den Bauch gefragt – in Kultureinrichtungen

    Kinder wollen ihre Welt entdecken. Wie ginge das besser wenn nicht durch Fragenstellen? Eltern verzweifeln öfter mal an den ständigen Fragen ihrer Kinder. Doch die Frage nach dem Warum“ ist ein wichtiger Entwicklungsschritt im Leben eines Kindes. Das war auch die Idee, die zur Gründung des Vereins Da’DeCe“ (deutsch: Aber warum“) führte.



    Vor dreieinhalb Jahren wurde in Bukarest ein Verein namens Da’DeCe” (zu deutsch: Aber Warum“, Warum denn“) gegründet. Und… warum? Weil einige Eltern, die gleichzeitig studierte Erzieher, Pädagogen, Kunstgeschichtswissenschaftler, Museumskuratoren und Künstler sind, sich zusammengetan haben, um originelle Programme für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Sie hatten bemerkt, wie die Kunst die Kinder anzieht und dazu anregt, überraschende Assoziationen zu machen, die ihre geistige Entwicklung fördern. Daher wollten sie den Kindern und ihren Eltern das Beste, Schönste, Interessanteste in der rumänischen Kulturlandschaft zeigen. In den letzten drei Jahren führten die Mitglieder des Vereins Da’DeCe“ zahlreiche Gruppen von Kindern und Eltern durch alle Bukarester Museen. Wir fragten die Vereinsgründerin und -leiterin Raluca Bem Neamu, warum die Gründer sich für den Namen den Namen Da’DeCe“ (Aber warum“) entschieden haben:



    »Da’ de ce«– »warum denn« — ist die häufigste Frage, die Kleinkinder stellen. Wer ein Kind hat, kennt die berühmte »Warum-Phase«, die etwa im Alter von zwei Jahren beginnt. Die bis zum Überdruss wiederholte Frage ist ein Instrument, mit dem die kleinen Kinder versuchen, die Welt zu erforschen, und deshalb richten sich unsere Programme an Kinder zwischen 2 und 10 Jahren. Die Programme, die wir vorschlagen, finden in Kultureinrichtungen, insbesondere in Museen statt. Dort haben wir ein Universum entdeckt, das den Kindern sehr gut gefällt, und wenn wir interaktive Programme durchführen, die dem Alter und den Interessen der Kinder entsprechen, machen wir zusammen wunderbare, au‎ßergewöhnliche Erfahrungen. Ein Museum bietet einen enormen Reichtum an Ideen und Spielmöglichkeiten in Interaktion mit Kulturgegenständen.“




    Kinder machen die schönsten, tiefsten Erfahrungen, wenn sie zusammen mit ihren Eltern die Welt entdecken. Der Verein Da’DeCe“ hat an jedem Wochenende einen neuen Programmvorschlag für Kinder, unter der Bedingung, dass sie von ihren Eltern begleitet werden. Die Programme richten sich also an Familien mit Kindern im Alter von 2 bis 10 Jahren. Wie attraktiv sind aber die Museen für Kinder? Wie nehmen die Kinder die Museen wahr? Raluca Bem Neamu antwortet:



    Angefangen haben wir mit dem Museum des rumänischen Bauern in Bukarest, weil seine Ausstellungsweise uns am freundlichsten erschien. Wir besuchten auch das Dorfmuseum, das Nationale Geschichtsmuseum, und auch einige Gedenkhäuser wie zum Beispiel das Museum »George Enescu«, mit dem wir seit drei Jahren konstant zusammenarbeiten. Im Museum »George Enescu« hatten wir Programme mit Musik und Bewegung. Wir waren in vielen Museen, die auch Gruppen mit Kleinkindern empfangen — nicht alle Museen sind auf eine solche Erfahrung vorbereitet. Wenn sie ein Museum betreten, brauchen die Kinder zuerst ein bisschen Anpassungszeit. Die Kinder sind noch sehr klein, und die Museumsräume sind für sie sehr gro‎ß, es ist schon etwas Besonderes. Deshalb beginnen wir unsere Programme immer mit einem Spiel, damit sie sich mit den neuen Räumlichkeiten anfreunden können. Die Eltern sind auch dabei, und das mach die Sache leichter. Dann schlagen wir den Kleinen vor, zu erkunden, was ihnen das Museum anbietet. Sie sind sehr offen für diese Erkundung, Kinder sind von Natur aus neugierig und sie haben keine Vorurteile oder Hemmungen wie die Erwachsenen. Kunst ist für Kinder eine natürliche Sache, je jünger das Kind, desto besser die Kunstakzeptanz.“




    Für diejenigen, die Lust haben, Kunstmuseen oder Kunstgalerien zu besichtigen, haben die Mitglieder des Vereins Da’DeCe“ Programme zur visuellen Erziehung in der Ausstellung Auf den Kopf gestellt“ des französischen Fotografen Philippe Ramette, veranstaltet vom Französischen Institut in der Galerie des Bukarester Zentrums für Visuelle Künste und Multimedia. Es handelt sich um ein Programm zur Entzifferung der Gegenwartskunst im Allgemeinen und speziell zur Erläuterung der Betrachtungsweise Philippe Ramettes. Mehr dazu von Raluca Bem Neamu:



    Die Hauptbotschaft dieses Programms wäre, dass der Künstler die Realität nach Lust und Laune, seinen Wünschen und Ideen entsprechend verwandelt — so helfen wir den Kindern, zu verstehen, was Kunst bedeutet. Kunst ist nicht blo‎ß eine Fotoaufnahme einer Landschaft, sondern eine Darstellung, in der die Idee und die Botschaft des Künstlers offensichtlich werden. Nach mehreren Gesprächen und Spielen, und in Anlehnung an das umgedrehte Universum von Philippe Ramette sollten die Kinder Collagen basteln, in denen die Gesetze der Physik nicht mehr funktionieren und die Normalität umgedreht wird. Die Collagen sollten aber die persönlichen Botschaften ihrer jungen Autoren vermitteln. Wir wünschen uns sehr, dass die Kinder verstehen, was Kunst bedeutet — dabei wollen wir keine Definitionen geben, sondern das Verstehen des Begriffs ermöglichen. Die Tatsache, dass beim Besuchen der Ausstellung die Kinder selbst zu Künstlern werden, hilft ihnen, die Botschaft unseres Programms zu verinnerlichen.“




    Weitere Programme des Vereins Da’DeCe“ sind Philosophie-Workshops für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren — dabei beginnen die kleinen Philosophen mit einer Geschichte und diskutieren anschlie‎ßend über das Leben. Für diejenigen, die sich für Natur und Reisen interessieren, gibt es zwei Workshops über die Pflanzenwelt, einen über Blumen und Kräuter und einen weiteren über die faszinierende Welt der Bäume und Wälder. Mit der Zeit, mit jedem neuen Workshop gewinnt die alte Frage Da’DeCe“ (Aber warum“) an Tiefe und Bedeutung.



    Im Internet finden Sie den Verein Da’DeCe“ unter http://www.asociatiadadece.ro/.

  • Die Wanderakademie Andrei Şerbans

    Die Wanderakademie Andrei Şerbans

    Die Theaterkritikerinnen Monica Andronescu und Cristiana Gavrilă haben den Band Academia Itinerantă Andrei Şerban — Cartea Atelierelor“ (Die Wanderakademie Andrei Şerban — das Buch der Workshops) koordiniert. Der Band wurde von vom Nemira-Verlag herausgegeben. Bei der Buchlancierung sagte die Thetarerkritikerin Monica Andronescu folgendes:



    Ich glaube, dass ein derartiges Buch einzigartig in Rumänien ist. Wir brauchten so ewas, es war notwendig, ein einzigartiges Phänomen, ein besonderes Phänomen wie dieses zu dokumentieren.“




    Die Geschichte dieses Buchs lautet folgenderma‎ßen: Der Regisseur Andrei Şerban hat im Jahre 2007 zusammen mit der Direktorin des Rumänischen Kulturinstitutes in New York, Corina Şuteu, Theaterwerkstätten für Jugendliche unter dem Namen Academia itinerantă“ (Wanderakademie“) organisiert. Andrei Şerban erklärte, daran konnten sich nicht nur Schauspieler, Regisseure, Musiker beteiligen, sondern auch Jugendliche, die andere Berufe hatten. Das Buch rekonstruiert das geheimnisvolle Bild der Akademie von Andrei Şerban aus Fragmenten.




    Bei der Buchlvorstellung versuchte der Regisseur das Magische zu entdecken:



    Was fehlt uns? Was brauchen wir? Derartige Fragen waren die Quelle dieser Workshops. Wir arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, einige im Theater, andere vielleicht in ganz verschiedenen Sparten, jedem fehlt etwas oder er braucht etwas. Gleichzeitig aber finden wir uns alle in dem Wunsch wieder, etwas zu suchen. Die Werkstätten waren für uns alle eine Flucht. Genauso wie die Gestalten aus Shakespeares »Wie es euch gefällt«, die die Stadt verlassen, um in dem Wald zu leben, weil sie den Druck der Gesellschaft nicht mehr aushalten konnten.“




    Die bis jetzt organisierten Werkstätten fanden in Plopi, Horezu, Ipoteşti und Mogoşoaia statt. Die Werkstatt in Plopi hatte als Ausgangspunkt das Buch Spovedanie la Tanacu“ (Die Beichte von Tanacu“) von Tatiana Niculescu-Bran und hatte als Ergebnis eine Aufführung auf der Bühne des bekannten Theaters La MaMa“ in New York. Andrei Şerban dazu:



    Die erste Werkstatt im Apuseni-Gebirge war ein Versuch, zueinander zu finden. Menschen, die sich vorher nicht kannten, Schauspieler, Musiker, Maler und Schriftsteller sollten 10 Tage lang zusammen wohnen, um zu sehen, ob sie etwas Gemeinsames entdecken können. In diesem Fall haben wir versucht, das Buch von Tatiana Niculescu-Bran zu erleben. Die zweite Werkstatt in Horezu fu‎ßte auf Brîncuşis Werk. Die Schauspieler, die sich bis dahin untereinander nicht kannten, wurden zu einer Familie. Wir trafen uns ganz früh am Morgen, um zu proben. Am Mittag a‎ßen wir gemeinsam. Anstatt dass wir kleine Gruppen bildeten, mussten wir alle ganz aufmerksam sein. Wir mussten aufpassen, wenn jemand Brot oder Salat verlangte, wenn jemand kein Wasser hatte. Die Idee war, nicht nur für mich allein und schnell zu essen, so wie ich es gewöhnlich tue, sondern es mit viel Aufmerksamkeit, Ruhe und Respekt gegenüber den anderen zu tun.“




    Im Mittelpunkt der Werkstatt von Ipoteşti, dem Geburtsort, des rumänischen Nationaldichters, stand natürlich Eminescu mit seinen Gedichten und seinem Leben. In Mogoşoaia waren es Caragiale und Shakespeare. Es ist sehr kompliziert, die Essenz dieser Treffen in einem Buch zusammenzufassen. Monica Andronescu erläutert, wie das Buch Academia Itinerantă Andrei Şerban — Cartea Atelierelor“ strukturiert ist:



    Das Buch enthält Erinnerungen, Erzählungen, Gespräche und Essays. Nachdem man dieses Buch liest, bleibt man mit dem Eindruck, dass es dort eine Schule gibt, in der dir beigebracht wird, wie du leben sollst, wie du im Theater leben und Theater spielen sollst. Und das ist sehr bedeutend. Es folgt der Text von Corina Şuteu. Danach brachte ich die erste Wanderakademie in den Vordergrund, die ein andes Schicksal hatte, und zwar diejenige, die als Ausgangspunkt das Buch ‚Spovedanie la Tanacu‘ (‚Die Beichte von Tanacu‘) von Tatiana Niculescu-Bran hatte. Dann folgen die Erinnerungen der Workshop-Teilnehmer, die in Horezu, Mogoşoaia und Ipoteşti waren. Das Buch endet mit einem anderen Text von Andrei Şerban.“




    Unter den Erinnerungen zählen auch jene des Schauspielers Marius Manole, der bei der Buchlancierung folgendes erzählt hat:



    Ich kam mit Andrei Şerban in Horezu zusammen. Es war ein Workshop, den ich persönlich nie vergessen werde. Es war einer der schönsten Momente, die ich im rumänischen Theater verbracht habe. Es scheinen gro‎ße Worte zu sein, doch der Workshop in Horezu war für mich eine Offenbarung. Ich hatte mein Vertauen in das Theater verloren, ich glaubte, es geschieht nichts mehr so, wie ich mir es gewünscht hatte. Hierher kamen zahlreiche begabte Schauspieler aus dem ganzen Land. Man hat uns bewiesen, dass ein Schauspieler eine riesige Arbeitskraft hat. Er kann früh aufstehen und bis spät in die Nacht arbeiten. Man kann eine Aufführung in 5-6 Tagen auf die Beine stellen. Unsere Phantasie ist unbegrenzt, nur muss sie jemand zum Aufblühen bringen. Ich werde nie mehr glauben, dass eine schlechte Aufführung die Schuld des Schauspielers ist.“




    Zum Schluss ein Statement von Andrei Şerban über den Kern seiner Wanderakademie:



    Diese Werkstätten können für die Jugendlichen eine neue Etappe, eine offene Tür zu einer neuen Bildung sein, die keiner von uns hatte. Die Workshops funktionieren wie ein Wecker. Matisse sagte über die Kunst, sie sei ein bequemer Sessel. Anders gesagt ist sie wie eine Droge. Man hat alle Chancen, dabei einzuschlafen oder passiv zu werden. Das Theater ist heutzutage leider ein Beruhigungsmittel, das dich zum Einschlafen bringt. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Dieser Schläfrigkeit müssen wir uns entziehen!“



    Audiobeitrag hören: