Tag: Zivilgesellschaft

  • Junge Wählerschaft in Rumänien: 23 % anfällig für Extremismus

    Junge Wählerschaft in Rumänien: 23 % anfällig für Extremismus

     

     

    Die Umfrage, die vom 9. bis 14. März bei einer Stichprobe von 800 Befragten durchgeführt wurde, liefert keine ermutigenden Ergebnisse: Die überwiegende Mehrheit der jungen Menschen ist der Meinung, dass sich das Land in die falsche Richtung entwickelt, und hat kein Vertrauen in die Demokratie in Rumänien, während 23 % eine extremistische Partei wählen würden. Răzvan Petri, Koordinator der zivilgesellschaftlichen Gruppe „Junge Wähler“, kommentiert im folgenden die Ergebnisse der Umfrage unter seinen Generationskommilitonen.

    Das Wichtigste ist, sich vor Augen zu halten, dass die jungen Menschen hierzulande glauben, dass Rumänien sich in eine falsche Richtung bewegt. Eine überwältigende Mehrheit, 68 % der Befragten, ist dieser Meinung. Mehr noch: 79 % glauben, dass die demokratische Gesellschaftsordnung in unserem Land nicht vertrauenswürdig sei. Es gibt also ein sehr großes Problem, wenn es um das Vertrauen in die demokratischen Grundlagen in Rumänien geht, und das heißt, dass politische Institutionen wie Parteien, Parlament und Regierung nur ein geringes Vertrauen genießen. Es mangelt an Vertrauen in grundsätzliche Instrumente, mit denen man normalerweise arbeitet, um gute Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Und das ist sehr gefährlich, denn die Tendenz ist, sich in Ermangelung eines Vertrauens in demokratische Institutionen anderen Instrumenten zuzuwenden, die außerhalb des demokratischen Spielraums liegen.“

     

    Die Neigung zu Rhetorik und politischen Handlungen außerhalb des demokratischen Rahmens lässt sich jedoch durch die Enttäuschung darüber erklären, wie die demokratischen Institutionen in Rumänien eher schlecht denn recht funktionieren. Mit anderen Worten: Wenn die demokratische Praxis mangelhaft ist, verleitet das junge Leute zum Glauben, dass die Demokratie an sich schlecht sei. Erstaunlicherweise genießt jedoch die Europäische Union bei den Jugendlichen in Rumänien mehr Vertrauen als die heimischen Institutionen, selbst wenn die komplexe Funktionsweise der EU nicht hinreichend bekannt ist. Es sei alles eine Frage der politischen Bildung, sagt weiter Răzvan Petri.

    Junge Menschen wissen leider nicht wirklich, wie die Institutionen funktionieren, und das trägt erheblich zu ihrer Verwirrung darüber bei, wie die politischen Mechanismen in Rumänien funktionieren. Staatsbürgerliche Bildung wird leider nur in der Grundschule vermittelt, und das führt dazu, dass junge Menschen, die sich dem wahlberechtigten Alter nähern, orientierungslos sind. Auch auf europäischer Ebene ist die Lage noch verworrener, denn die Europäische Union ist sehr komplex und kompliziert. Selbst unter unseren Politikern gibt es nicht wenige, die es manchmal vorziehen, die Verwirrung über die Funktionsweise der Europäischen Union aufrechtzuerhalten, damit sie Brüssel die Schuld geben können, wenn etwas schief läuft oder wenn sie ihre Versprechen nicht einhalten können.“

     

    Die Enttäuschung oder gar Verzweiflung über das schlechte Funktionieren der rumänischen Institutionen, das zu tiefgreifenden sozialökonomischen Problemen führt, erkläre auch die Vorliebe vieler jungen Menschen für ein autoritäres Regime, erläutert Răzvan Petri weiter.

    Sie lehnen die politischen Parteien und insgesamt das existierende System in Rumänien ab, und deshalb sehen wir diese Sehnsucht nach einer starken Hand, die alle Probleme lösen würde, denn junge Menschen sind auch ungeduldig. Sie wollen Veränderungen viel schneller als ältere und erfahrene Leute sehen, die verstehen, dass normale Entwicklungen Zeit brauchen. So erklärt sich auch der jugendliche Zuspruch für radikale Parolen von Populisten, die etwa sagen: ‚Das war’s, das reicht jetzt! Jetzt kommen wir ins Spiel und wir werden nicht zulassen, dass dieses ganze politische Gezänk noch mehr von unserer Zeit in Anspruch nimmt.‘ Und dann kommen die systemfeindlichen Parteien ins Spiel, die sagen, dass sie, wenn sie einmal an die Macht kämen, alle Probleme Rumäniens lösen würden. Viele junge Menschen, die rechtsextreme Parteien wählen, sind nicht unbedingt von extremistischen oder systemsprengenden Botschaften angetan. Aber sie wählen diese Parteien, weil sie ihnen Veränderungen versprechen. Sie versprechen ihnen, dass sie es den Politikern da oben zeigen werden, die es versäumt haben, den jungen Menschen einen Weg zu weisen.“

     

    Dieses Scheitern der demokratischen Institutionen wird implizit auch von jungen Menschen besonders akut wahrgenommen. Die vielen sozialökonomischen Probleme, die eine unfähige Politik seit vielen Jahren nicht zu lösen vermochte, lässt viele Jugendliche Rumäniens bereits planen, das Land zu verlassen, sagt zum Schluss unseres Features Răzvan Petri vom Bürgerverein „Junge Wähler“.

    Auf den ersten vier Plätzen der Problemliste finden sich zwei, die mit der wirtschaftlichen Situation der Jugendlichen zu tun haben: mangelnde Wahlmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und die schlechte Qualität der Bildung und Ausbildung. Die jungen Menschen in Rumänien gehören zu den ärmsten in Europa, wie aus den Statistiken von Eurostat hervorgeht. Diese Statistiken zeigen, dass Rumänien die höchste Zahl junger Menschen hat, die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. 30 % der jungen Menschen in Rumänien sind davon betroffen. Die Jugendlichen nehmen das sehr früh wahr. Sie sehen, dass es Probleme gibt, die nicht rechtzeitig gelöst wurden und sich sogar verschlimmert haben. Viele denken daran, vorübergehend oder dauerhaft auszuwandern. Dieser Trend hält schon seit langem an, denn Rumänien wird immer noch nicht als ein Land mit Zukunftschancen angesehen. Selbst wenn es sie gäbe, haben sie noch nicht das Niveau erreicht, bei dem wir sagen könnten, dass junge Menschen hierzulande einen ähnlichen Lebensstandard wie im Westen erreichen könnten.“

  • Das Veronica-Krankenhaus: Wenn der Staat versagt, springt die Zivilgesellschaft ein

    Das Veronica-Krankenhaus: Wenn der Staat versagt, springt die Zivilgesellschaft ein

     

     

    Am 26. Februar 2021 starb eine der vielen alleinerziehenden Mütter Rumäniens, die ihren Alltag finanziell unterbemittelt bestreiten müssen. Bei Veronica Popa wurde Krebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, aber sie hatte weder Ausweispapiere noch eine Krankenversicherung, so dass sie keine Behandlung erhalten konnte. Bis sie ihre Papiere in Ordnung bringen konnte, war Veronica bereits gestorben. Sie hinterließ fünf Kinder – und war Namensgeberin eines nach ihrem Tod entstandenen Fürsorgeprojekts, das seinesgleichen sucht.

    Die Geschichte von Veronica beeindruckte Pfarrer Dan Damaschin, Seelsorger in der Entbindungs- und Gynäkologie-Klinik „Cuza Vodă“ in Iași (Jassy), der vor dem Tod der Frau sein Bestes tat, um ihr zu helfen. Er will nun möglichst vielen Menschen helfen, die ärztliche Hilfe brauchen:

    Ich habe eigentlich eine medizinische Berufsausbildung gemacht und habe dann als Krankenpfleger gearbeitet, während ich gleichzeitig Theologie studierte. Dann habe ich in ländlichen Gemeinden, wo es keine medizinische Mindestversorgung gab, parallel als Pfleger gearbeitet und auch als Apotheker ausgeholfen, denn die Leute kamen ins Pfarrhaus, wo ich sogar eine Apotheke eingerichtet hatte. In Iași konnte ich in der Entbindungsklinik diese sozialmedizinische Erfahrung voll nutzen. Ich wollte, dass alle Mütter und ihre Kinder, die unter Armut und Schmerzen leiden, nicht nur zu essen bekommen und ein Dach über dem Kopf haben, sondern auch in der Lage sind, sich um ihre Krankheiten zu kümmern, denn von ihrem Wohlergehen hängt das Wohlergehen ihrer Kinder und – durch sie – der ganzen Gemeinschaft ab.

    Obwohl wir alle Krankenhäuser, Privatkliniken und medizinische Untersuchungseinrichtungen regelrecht angebettelt haben, mussten wir im Laufe der Jahre leider auch viele Niederlagen einstecken. Mütter mussten sterben, weil wir nicht genug Mittel hatten, weil wir nicht genug Zeit hatten, weil wir zu spät gekommen waren oder weil wir keine Leute hatten, die uns und den Müttern hätte helfen können, die Herausforderungen gemeinsam zu stemmen.“

     

    Pfarrer Dan Damaschin kam auf die Idee, einen Ort zu schaffen, an dem Mütter in Not nicht nur medizinisch betreut und unterstützt, sondern auch würdevoll behandelt werden. Nur ein kleiner Schritt war es dann von der Umwidmung eines verlassenen Hotels zur ersten sozialen Klinik in Rumänien, die ausschließlich für arme Menschen bestimmt ist.

    Veronica steht als Symbol für alle Mütter. Sie hat uns sozusagen aufgetragen, von der Idee zum Handeln überzugehen und auch den Standort zu bestimmen, an dem wir das Krankenhaus einrichten können. Und, ja, Ressourcen zu finden, um das Projekt durchstarten zu lassen. Wir überlegten uns, wie das Projekt heißen sollte, denn man will ja, dass der Name haften bleibt und eine Menge Energie bündelt.

    Sehr gute Freunde haben mir viele Namen aus dem Umfeld der klassischen Sprachen der Antike und auch aus dem englischen Sprachraum vorgeschlagen, die bei jungen Leuten sehr beliebt sind. Aber ich musste an Veronicas Kinder denken und daran, was sie für die Familie, für die Gemeinde, für die Kirche getan hat und schließlich dämmerte es mir: Auf keinen Fall geht ein anderer Name, Veronica muss in unserer Erinnerung bleiben, wir müssen uns von ihrem Namen inspirieren lassen. Und dann haben wir an Veronicas Namen festgehalten – ich betone erneut: Der Name steht als Symbol für jede Mutter, die für ihre Kinder ihre Karriere aufgibt, ihr Privatleben sehr oft hintanstellt und Entbehrungen in Kauf nimmt, um die Kinder glücklich zu machen und sie so aufzuziehen, dass sie großartige Menschen werden.“

     

    Die Arbeiten am Veronica-Krankenhaus – so Pater Damaschin weiter – begannen im Jahr 2021:

    Während der Pandemie sind mehrere Krankenhäuser regelrecht abgebrannt und die Menschen, die mit einer Lungenentzündung eingeliefert wurden, starben an Verbrennungen. Dies führte zu einer Änderung zahlreicher Vorschriften im Bereich der Brandschutz- und Katastrophenschutzgenehmigung, und wir sahen uns mit einem Projekt konfrontiert, das von Grund auf nach den neuen Gesetzen genehmigt werden musste, während unter uns gesagt in Bukarest von 20 Krankenhäusern nur eines über eine Genehmigung vom Katastrophenschutz verfügt.

    Wir mussten den Etat für dieses Projekt verdreifachen, so dass das Klinikgebäude ein Gebäude mit den höchsten Sicherheitsstandards ist, in dem wir alles Nötige eingebaut haben – angefangen am Dach, an der Isolierung, an den Fenstern – überall haben wir Brandsensoren und alle Arten von Hydranten im Wert von vielen, vielen Hunderttausend Euro eingebaut. Und wir haben eine Außentreppe, einen Aufzug und hocheffiziente Anlagen. Ob es sich gelohnt hat oder nicht, weiß nur Gott, aber wir wollten eben das Beste für unsere Mütter und haben es getan.“

     

    Die Veronica-Klinik wurde am 8. März dieses Jahres eröffnet und verfügt über fünf Stockwerke mit jeweils 250 m² Fläche. Im Erdgeschoss befindet sich eine Apotheke, in der arme Patienten kostenlos Medikamente erhalten, sowie die Abteilung für bildgebende Verfahren mit der bestmöglichen Ausstattung für Magnetresonanz und Computertomographie. Im ersten Stock befinden sich die Stationen für Kardiologie und Gynäkologie, die ebenfalls mit Hochleistungsgeräten ausgestattet sind, und im zweiten Stock die Abteilung für Familienmedizin und Spezialgebiete wie Innere Medizin, Diabetologie, Lungenheilkunde und Nierenbehandlung, führt Pfarrer Damaschin weiter aus.

    Im dritten Stock ist der Bereich der chirurgischen Spezialitäten und wir sind froh, dass wir auch eine zahnärztliche Abteilung haben, leider nur mit zwei Stühlen, aber mit einem zahnärztlichen Röntgenkabinett. Wir haben auch eine mikrochirurgische, eine HNO- und eine augenärztliche Abteilung. Und im vierten Stock haben wir die pädiatrische Station eingerichtet, wo wir auch Sprechzimmer für Neuropsychiatrie haben sowie die Kapelle Hl. Veronica, in der die Patienten geistlichen Beistand finden werden. Nicht zuletzt bekommen alle unsere Patienten eine warme Mahlzeit, denn die meisten dieser Menschen kommen zur Klinik, haben aber nicht einmal Geld für ein Brötchen; und so wollen wir ihren Aufenthalt nicht nur angenehm gestalten, sondern ihnen auch zeigen, dass sie ihr Vertrauen, ihre Gesundheit und ihre Würde zurückgewinnen können, wenn sie getröstet, verpflegt und behandelt werden.“

     

    Die künftigen festangestellten Mitarbeiter im Veronica-Krankenhaus werden von Spendengeldern bezahlt. Doch medizinische Fachkräfte sind bereit, ihr Fachwissen und ihre Erfahrung den Armen ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen. Das Geld für den Umbau des verlassenen Hotels in ein Krankenhaus und dessen Ausstattung stammt ausschließlich aus Spenden und Patenschaften aus Iași, aus ganz Rumänien und aus dem Ausland. Von den auf 4,5 Millionen Euro geschätzten Gesamtkosten wurden bereits mehr als 3 Millionen Euro ausgegeben.

  • Messe für Bürgerinitiativen: „Wem gehört Bukarest?“

    Messe für Bürgerinitiativen: „Wem gehört Bukarest?“





    In Bukarest haben sich kürzlich neun eingetragene Vereine und Bürgerinitiativen auf einer Messe getroffen, die vom Zentrum für Bürgerbeteiligung (CERE) organisiert worden war. Die Zusammenkunft der Bürgervereine fand unter den Stichworten Wem gehörst Du, Bukarest?“ statt und war bereits die dritte Veranstaltung dieser Art, die den Dialog zwischen den lokalen Behörden und den Bürgern fördern und den zivilgesellschaftlichen Akteuren zeigen soll, wie sie ihre Anliegen besser vorbringen können.



    Von Silvia Boeriu, der Beauftragten für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Zentrums für Bürgerbeteiligung, erfahren wir, was für Vereine und Bürgerinitiativen an der Messe teilnahmen.



    Es handelt sich meistens um informelle Gruppen von Menschen, die sich Sorgen machen über Themen wie die Umweltverschmutzung in der Stadt, das Verschwinden von Grünflächen und die Tatsache, dass es in vielen Vierteln keine Spielplätze für Kinder gibt. Zwei wichtige Themen, die auf der Messe zur Sprache kamen, betreffen gro‎ße Parkanlagen in Bukarest, wie den IOR-Park und den Grozăvești-Park. Teile dieser Grünflächen sind derzeit aufgrund von Grundstück-Rückerstattungen und einer juristisch unklaren Situation praktisch brachliegend, für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich und zudem nicht geschützt. Wir haben auch Initiativen, die darauf abzielen, solche Bürgervereine zusammenzubringen. Auf der Messe haben wir das Online-Portal bucuresticivic.ro vorgestellt, eine Karte, die zu vielen Initiativen in Bukarest verlinkt und Details über die Gruppen und ihre Aktivitäten gibt. Jeder, der eine solche Bürgerinitiative unterstützen möchte oder sich um die Lösung eines Problems in seinem Stadtteil oder Bezirk kümmert, kann mit den betreffenden Vereinen in Kontakt treten.“




    Ein gutes Beispiel für eine informelle Gruppe, die sich für die Belange einer Gemeinschaft einsetzt, ist der im Bukarester Randbezirk 16. Februar“ agierende Bürgerverein. Die Probleme im Kiez seien vielfältig und gravierend, sagt Adriana Pascu vom Verein, doch habe man nach mehreren Jahren aktiven Einbringens leider nicht viel erreicht.



    Wir haben unseren Verein im Jahr 2019 gegründet. Wir haben versucht, uns bei den Behörden Gehör zu verschaffen, die uns seit mehr als 30 Jahren ignoriert haben. Unser Ziel ist es, für unsere Rechte einzustehen und einen besseren Lebensstandard in unserem Stadtteil zu erreichen. Obwohl wir Steuerzahler im 1. Bukarester Stadtbezirk sind und dadurch recht kräftig zur Kasse gebeten werden, erhalten wir im Gegenzug rein gar nichts. Die Infrastruktur ist völlig unzureichend, wir haben immer noch ungepflasterte Stra‎ßen. Versorgungseinrichtungen, Infrastruktur, Kinderspielplätze, öffentliche Verkehrsmittel und vieles mehr fehlen seit über 50 Jahren. Niemand hat sich um Fortschritt gekümmert, wir wurden einfach uns selbst überlassen. Mehr noch, unser Viertel ist zu einer Müllhalde für Abfälle aller Art geworden. Die örtlichen Behörden und die bürgernahe Polizei tun absolut nichts für die Einwohner. All unsere Ansätze, alle Bittschriften und Anträge, selbst die Teilnahme unserer Vereinsmitglieder an Ratssitzungen, sind ins Leere gelaufen. Die Behörden behandeln uns Bürger mit Desinteresse.“




    Während die Einwohner des Bezirks 16. Februar“ immer noch gegen die Gleichgültigkeit der Behörden ankämpfen müssen, hatte die sogenannte Initiative Favorit“ im Stadtteil Drumul Taberei einen beispiellosen Erfolg. Benannt nach einem alten, dem Verfall preisgegebenen Kino, gelang es der Bürgerinitiative, die Behörden davon zu überzeugen, den baufälligen Gebäudekomplex zu sanieren und in ein Kulturzentrum samt Kino umzuwandeln. Den Erfolg verdankt die Initiative einer 13-jährigen Beharrlichkeit, erzählt Tudor Chira, Mitglied der Initiative Favorit“:



    Ich denke, unsere Initiative hat es dank der Verbundenheit mit den Menschen in unserem Stadtteil geschafft. Wir sind eine generationsübergreifende Gruppe, mit jungen und alten Menschen. Die Tatsache, dass wir alle dort leben und jeden Tag durch die Gegend ziehen, hat bei uns allen die Vorstellung hervorgerufen, wie schön es wäre, unser altes Kino wieder zu haben — dazu noch ein Kultur- und Gemeinschaftszentrum. Im Laufe der Zeit haben wir es geschafft, die Menschen im Viertel einzubeziehen, die Behörden zu motivieren, mit dem zivilgesellschaftlichen Netzwerk in ganz Bukarest zusammenzuarbeiten. Und das gab uns die Kraft, weiterzumachen. Die einfache Tatsache, dass sich auch andere Menschen für unser Projekt interessierten, dass wir von Kollegen oder Freunden aus anderen Vierteln besucht wurden, die sich nach dem Stand des Projekts erkundigten, hat die Motivation in der Gruppe gestärkt. In unserem Bürgerverein gibt es einige ganz besondere Menschen, die einfach nie aufgeben.“




    Ziel der Messe für zivilgesellschaftliche Vereine und Bürgerinitiativen war es ausdrücklich, die Vernetzung zu fördern. In dem Sinne waren auch Vertreter der Stadt und der einzelnen Bezirksleitungen Bukarests eingeladen. Unter ihnen sogar der Präfekt von Bukarest höchstpersönlich. In dieser Funktion vertritt Rareș Hopincă die Regierung in der Stadtverwaltung. Er räumt Missstände im Verhältnis der Kommunalpolitik zu den Bürgern ein, glaubt aber, dass Zusammenhalt und Verantwortungsbewusstsein erst aufgebaut werden müssen:



    In der Vergangenheit haben wir uns in dem Glauben geirrt, dass der öffentliche Raum niemandem gehört. Deshalb haben wir gro‎ße Probleme mit der Vermüllung, deshalb ist die Umweltverschmutzung so allgegenwärtig, deshalb sind zum Beispiel alle Seen in Rumänien mit KunststoffAbfälle verschmutzt, weil die Menschen sehr falsch denken, dass der öffentliche Raum niemandem gehört. Das ist völlig falsch. Der öffentliche Raum gehört uns allen, und das müssen wir ganz klar verstehen. Wir, die Behörden und die Zivilgesellschaft, müssen einen Mentalitätswandel herbeiführen und alle Menschen davon überzeugen, dass wir einen gro‎ßen Schritt nach vorn machen, wenn jeder Einzelne sich um diesen einen Quadratmeter im öffentlichen Raum neben dem Wohnblock, neben dem eigenen Haus oder an der Stra‎ße nebenan kümmern.“




    Das Zentrum für Bürgerbeteiligung (CERE), das die Messe organisiert hat, fördert seit 10 Jahren das zivilgesellschaftliche Engagement in Rumänien. In dieser Zeit, haben die Menschen gelernt, sich zu mobilisieren und durchzuhalten, wie Silvia Boeriu, die Kommunikationsbeauftragte der Plattform, feststellt:



    Bukarest verfügt jetzt über eine Menge Ressourcen. Die Bürgervereine sind besser vernetzt, sie wissen, wie sie die Instrumente der Bürgerbeteiligung effektiver einsetzen können, und sie erreichen die Behörden schneller. Wichtig ist jetzt, dass die Behörden auf ihre Stimmen hören. Die Behörden scheinen nun offener zu sein, in dem Sinne, dass sie sich wahrscheinlich daran gewöhnt haben, dass die Menschen hartnäckig sind und ihr Recht auf ein Leben in einer Stadt einfordern, in der wir gerne leben möchten. Die Kommunalpolitiker sind offener, sie sind etwas aufmerksamer geworden, besonders jetzt, wo der Wahlkampf naht. Doch im Allgemeinen ist es eher so, dass Anliegen, die von Bürgern initiiert werden, immer noch äu‎ßerst schwer Gehör bei den Behörden finden, vor allem solche, die Haushaltszuwendungen erfordern oder vor Gericht geklärt werden müssen.“




    Obwohl die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung immer noch schwierig ist, haben die Bürger gelernt, nicht aufzugeben, und ihre Beharrlichkeit hat sich offensichtlich gelohnt, zumal auch Vertreter der Behörden an einer Messe für Bürgerinitiativen teilgenommen haben.

  • Meldungen am Abend, 14.03.2022

    Meldungen am Abend, 14.03.2022


    – Am heutigen Montag beginnt der Zensus in Rumänien, der wegen der Coronapandemie um ein Jahr verschoben wurde. In diesem Jahr können die Bürgerinnen und Bürger erstmals, im Laufe von zwei Monaten, selbst ihre Daten online eingeben. Menschen mit eingeschränkten digitalen Fähigkeiten werden in speziell eingerichteten Zentren dafür unterstützt. Der Fragebogen enthält Informationen über die Bezugsperson einer Familie, den ständigen Wohnort, die Mitglieder eines Haushalts und den Zweitwohnsitz. Alle Beschäftigten im öffentlichen und privaten Bereich, die ihre Daten selbst online eingeben, erhalten einen bezahlten freien Arbeitstag. Menschen, die ihre Daten nicht selbst online eingeben, werden von einem Beamten befragt. Das gesamte Verfahren ist digitalisiert. Beim letzten Zensus im Jahr 2011 zählte Rumänien mehr als 20 Millionen Einwohner.




    – Der rumänische Au‎ßenminister Bogdan Aurescu führte am Montag in Bukarest Gespräche mit seinem italienischen Amtskollegen Luigi di Maio. Der Besuch des italienischen Chefdiplomaten findet vor dem Hintergrund des illegalen militärischen Angriffs Russlands gegen die Ukraine und der Bemühungen Italiens statt, die Bewältigung der ukrainischen Flüchtlingskrise zu unterstützen. Bei dem Treffen zwischen Bogdan Aurescu und Luigi Di Maio wurden Frage, wie die vielfältigen Auswirkungen der russischen Invasion bewältigt werden können, um die Bemühungen, den Konflikt zu beenden, um Sanktionen gegen Russland und um die Stärkung der östlichen Flanke der NATO erörtert. Ferner sprachen die beiden Au‎ßenminister über Möglichkeiten zur Entwicklung und Vertiefung der konsolidierten rumänisch-italienischen strategischen Partnerschaft sowie der bilateralen und sektoralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Italien ist derzeit der zweitgrö‎ßte Handelspartner Rumäniens.




    Bukarest – Die Rolle der Zivilgesellschaft in der Flüchtlingskrise sei au‎ßerordentlich wichtig gewesen, sagte der Leiter der Abteilung für Notsituationen, Raed Arafat, am Montag in Bukarest. Ihm zufolge wird die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und den Behörden sowie mit allen, die auf nationaler und internationaler Ebene zusammenarbeiten wollen, fortgesetzt. Dies erklärte Arafat zum Abschluss eines Treffens zwischen Behörden, Vertretern der Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen, die sich mit der Bewältigung des vom russischen Krieg in der Ukraine verursachten Flüchtlingsströme befassen. Die rumänischen Behörden teilten mit, eine interaktive Karte für Flüchtlinge aus der Ukraine erstellt zu haben. Geflüchtete, die von Rumänien aus in andere Staaten ausreisen wollen, können Informationen zu den Transitstrecken auf dem Stra‎ßen- und dem Schienenverkehrsnetz finden. Die App enthält auch Informationen zu Grenzübergängen, internationalen Flughäfen und Verbindungen zu Flughäfen in der Nähe von Grenzübergängen. Die Anwendung ist auf der Website des Verkehrsministeriums unter der Rubrik Karten zu finden und steht auf Rumänisch, Englisch und Ukrainisch zur Verfügung. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sind Hunderttausende Menschen nach Rumänien eingereist, von denen die meisten unser Land bereits verlassen haben.




    – Die am heutigen Montag aufgenommene neue Verhandlungsrunde zwischen der Ukraine und Russland wurde unterbrochen und soll am Dienstag fortgesetzt werden. Dies sagte der ukrainische Unterhändler Mihailo Podoliak gegenüber Reuters. Diese vierte Gesprächsrunde fand online statt, im Gegensatz zu den drei vorangegangenen. Vor den Gesprächen am Montag hatte Kiew erklärt, es werde Moskau erneut einen sofortigen Waffenstillstand und den Abzug der russischen Truppen fordern. Den Krieg in der Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar begonnen. Putin will einen neutralen Status für die Ukraine, ihre Entmilitarisierung, die Anerkennung der russischen Souveränität über die annektierte Krim und das Recht auf Selbstbestimmung für die prorussischen Separatistenprovinzen im Donbass erreichen. Am Montag gaben die ukrainischen Behörden bekannt, dass 160 Fahrzeuge die von russischen Streitkräften und prorussischen Separatisten belagerte Stadt Mariupol über einen humanitären Korridor verlassen konnten. In der vergangenen Woche scheiterten wiederholte Versuche, die Zivilbevölkerung aus der Stadt zu evakuieren. Am heutigen Montag setzte Russland seine Angriffe fort. In der Landeshauptstadt Kiew wurde ein Wohnblock und eine Flugzeugfabrik beschossen. Auch in der abtrünnigen Donbass-Region kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Das UN-Menschenrechtsbüro bestätigte am Montag den Tod von mindestens 636 Zivilisten in der Ukraine in den fast drei Wochen des Krieges, darunter 46 Kinder.



  • Frühgeborenenverband mit ESWA-Preis für zivilgesellschaftliche Solidarität ausgezeichnet

    Frühgeborenenverband mit ESWA-Preis für zivilgesellschaftliche Solidarität ausgezeichnet

    Der Preis für zivilgesellschaftliche Solidarität des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (EWSA) wurde am 15. Februar im Rahmen einer Online-Zeremonie verliehen. Der rumänische Verband der Frühgeborenen war einer der 23 Empfänger des Preises aus der EU und dem Vereinigten Königreich. Die Gewinner wurden für ihren au‎ßergewöhnlichen Beitrag zur Bekämpfung von Covid-19 und dessen katastrophalen Folgen ausgezeichnet. Jeder Gewinner erhielt ein Preisgeld von 10.000 Euro.



    Das vom Verein für Frühgeborene in Rumänien eingereichte Projekt war Teil einer Kategorie, die sich mit der Herstellung und Verteilung von medizinischer Ausrüstung befasste. Dazu gehörten Projekte zur Herstellung und Verteilung von Gesichtsmasken und Hygieneprodukten, die Umwandlung von Gebäuden in Krankenhäuser, der Bau neuer medizinischer Strukturen sowie der Kauf und die Spende von Medikamenten und technischer Ausrüstung. Diana Gămulescu, die Gründerin des Vereins für Frühgeborene, lieferte uns mehrere Einzelheiten:



    Alles begann mit einem Bedürfnis, das angegangen werden musste: Zu Beginn der Pandemie erzählten uns viele Mediziner, dass Frühgeborene aufgrund der Covid-Beschränkungen weniger Zugang zu Krankenhausleistungen hatten und dass die Mittel für Entbindungstationen ausgesetzt oder gekürzt wurden, um Entbindungskliniken in Covid-Unterstützungskrankenhäuser zu verwandeln. Also mobilisierte die Organisation sich selbst und die Gemeinschaft, mit dem Ziel, so vielen Entbindungskliniken wie möglich zu helfen. Wir wussten damals nicht, wie viel wir durch Spenden aufbringen können und ob wir alle Entbindungskliniken erreichen können, die Schutzausrüstung, UV-Lampen und Hygieneprodukte benötigen. Es gab Entbindungskliniken, in denen man nicht einmal Seife finden konnte, aber wir haben einen Schritt nach dem anderen gemacht und bis Ende September haben wir es geschafft, die notwendigen Mittel zu sammeln und Spenden an sechs Entbindungskliniken zu überreichen.“



    Diana Gămulescu erzählte uns mehr über die Arbeit des Vereins für Frühgeborene vor der Pandemie:



    Die Ausstattung von Entbindungskliniken im Allgemeinen ist eine Priorität, denn es gibt 22 solcher Krankenhäuser mit speziellen Neonatologie-Abteilungen und 64 allgemeine Entbindungskliniken im ganzen Land, und jede einzelne von ihnen braucht zu jeder Zeit etwas. Neben dem Sammeln von Geld haben wir auch Projekte durchgeführt, die sich an das medizinische Personal richten, wie z.B. Weiterbildungsma‎ßnahmen. Wir haben Workshops in Krankenhäusern abgehalten und Familien mit Neugeborenen dabei geholfen, sich auf den Moment vorzubereiten, in dem sie ihre Babys mit nach Hause nehmen. Wir haben Webinare und Projekte zur Verhinderung von Frühgeburten durchgeführt und sind im ganzen Land zu weniger privilegierten Gemeinden gereist. Wir bieten auch finanzielle Unterstützung für benachteiligte Familien mit Frühgeborenen, die Langzeitpflege benötigen. Wir haben also eine Menge zu tun!“



    Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss hat seinen Wettbewerb für zivilgesellschaftliche Solidarität im Juli 2020 zum Thema Zivilgesellschaft gegen Covid-19“ als einmalige Veranstaltung ins Leben gerufen. Der Ausschuss ersetzte dadurch die herkömmliche Veranstaltung. Damit sollte die Zivilgesellschaft in Europa gewürdigt werden, die sich bereits in den ersten Tagen der Pandemie aktiv und selbstlos in Solidaritätsprojekten engagierte. Zu den anderen rumänischen Projekten, die für den EWSA-Preis kandidierten, gehört ein soziales Solidaritätsprojekt der Adi Hădean Association“. Hădean, ein Koch, dessen Restaurant wegen der Pandemie geschlossen werden musste, sorgte dafür, dass seine Mitarbeiter zusammen mit Freiwilligen warme Mahlzeiten für Ärzte, anderes medizinisches Personal, Familien in Isolation und ältere Menschen zubereiteten und verteilten. Diana Gămulescu vom Verein der Frühgeborenen in Rumänien erzählte uns, wie ihre Vereinigung beschloss, sich um den Preis für zivilgesellschaftliche Solidarität zu bewerben:



    Als wir von dem Wettbewerb erfuhren, wurde uns klar, dass es für uns eine Lösung wäre, die begonnene Spendensammelaktion fortzusetzen. Wir sahen es als eine Chance in dieser Hinsicht, aber wir haben nicht gedacht, dass wir gewinnen würden. Eines der wichtigsten Dinge, wenn man versucht, Gutes zu tun, ist es, Lösungen zu finden, um die Finanzierung sicherzustellen. Es ist schwierig, Unternehmen zu finden und Menschen zu überzeugen, zu spenden. Für uns war der Wettbewerb einfach eine Chance, unsere Arbeit fortzusetzen.“



    Der gewonnene Preis war eine gro‎ße Überraschung. Diana Gămulescu ist immer noch überwältigt:



    Ich kann immer noch nicht glauben, dass Wunder geschehen und dass es im Februar einen Weihnachtsmann gibt. Ich möchte, dass der Preis dazu beiträgt, das Bewusstsein für Frühgeburten im Allgemeinen zu erhöhen. Ich möchte mich bei unseren Unterstützern, Privatpersonen und Unternehmen, sowie bei meinem Team für ihr Engagement und ihren Einsatz bedanken. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir damit die Wirkung der gemeinnützigen Aktionen landesweit erhöhen könnten.“



    Der Verein für Frühgeborene will auch weiterhin Geld sammeln, um Entbindungskliniken mit der nötigen Ausstattung zu versorgen, in der Hoffnung, so viele Krankenhäuser wie möglich zu erreichen. Darüber hinaus will der Verein Informations- und Unterstützungsprogramme für Eltern durchführen.

  • Wohltätigkeit in der Pandemie: NGO helfen Obdachlosen, chronisch Kranken und Senioren

    Wohltätigkeit in der Pandemie: NGO helfen Obdachlosen, chronisch Kranken und Senioren

    Abgesehen von den unvermeidlichen Gesundheitsproblemen hat die Pandemie 2020 die sozialen Dramen vertieft und manchmal sogar neue geschaffen — vor allem ältere Menschen, Obdachlose und Menschen mit verschiedenen chronischen Erkrankungen sind betroffen. Einigen von ihnen hilft seit 2011 der Verein Carusel, dessen Freiwillige soziale und medizinische Dienste für extrem gefährdete Gruppen anbieten. Der Geschäftsführer von Carusel, Marian Ursan, erzählte uns, wie das Jahr 2020 für den Verein und seine Leistungsempfänger war:



    Es war ein schreckliches Jahr. Die Menschen haben sich mit gro‎ßen materiellen Problemen konfrontiert. Und das schlie‎ßt Menschen ein, die es geschafft hatten, in den Gro‎ßstädten zu überleben, gerade dank der vielen Restaurants und Geschäfte, die geöffnet hatten und wo sie Hilfe bekamen. Aber darüber hinaus fühlten sich die Menschen auch in Stich gelassen. Zum einen, weil Krankenhäuser geschlossen wurden, und viele dieser Menschen leiden an chronischen Krankheiten wie Hepatitis, Tuberkulose, Aids. Weil der Zugang zu Krankenhäusern eingeschränkt war, konnten sie keine Behandlung erhalten. Die Gesundheitsdienste konzentrierten sich auf die Pandemie und alle anderen Aktivitäten wurden zwar nicht ganz aufgegeben, aber in den Hintergrund gedrängt. Wir hingegen setzten unsere Arbeit fort. Schon in den ersten Phasen der Pandemie beschlossen wir alle, dass wir unsere Türen nicht schlie‎ßen dürfen, und wir gingen die ganze Zeit über auf die Stra‎ße. Zusammen mit unseren freiwilligen Helfern boten wir hei‎ße Getränke, Essen, Desinfektionsmittel, Medikamente, Schlafsäcke und Decken an, alles, was uns einfiel, um es diesen Menschen leichter zu machen.“




    Doch einige Projekte des Carusel-Vereins konnten in dieser Zeit nicht weitergeführt werden, darunter die Mobile Dusche und die Nachtunterkunft Odessa“. Die Mobile Dusche, ein Lieferwagen, der in Bukarest herumfuhr, um Obdachlose mit elementaren Hygienediensten zu versorgen, wurde mit der Begründung geschlossen, dass der sich darin bildende Dampf zur Verbreitung des Coronavirus beiträgt. Und das Obdachlosenheim wurde geschlossen, weil der vorgeschriebene Abstand nicht gewährleistet werden konnte. Dennoch half der Verein Carusel den örtlichen Behörden, eine Lösung zu finden, um Obdachlose nachts in gemieteten Räumen unterzubringen.



    Ein weiteres Problem war natürlich die Verbreitung des Virus unter den Leistungsempfängern des Vereins, ein Problem, das Marian Ursan wie folgt beschreibt:



    Aber wer kümmert sich um diese Kategorie von Menschen? Natürlich gibt es Covid-19-Fälle unter ihnen, wir haben unsere Vermutungen, aber ich denke, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Was die Behörden betrifft, wissen Sie, wer sich beispielsweise um Obdachlose erkundigt, nach Personalausweisen fragt, um diesen Leuten Geldstrafen aufzudonnern, falls sie keine haben? Die Polizei. Das ist die einzige öffentliche Behörde, die im Leben dieser Menschen ständig präsent ist.“




    Und doch versuchten im Jahr 2020 viele Nichtregierungsorganisationen, denjenigen, die es brauchten, eine helfende Hand zu reichen. Eine von ihnen ist der Seneca-Verein, der im Rahmen des Projekts Unsere Gro‎ßeltern“, das im März begann, als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, Lebensmittel und andere dingende Einkäufe an ältere Menschen lieferte, die zu Hause isoliert waren. Die Zahl der Empfänger ist mit der Zeit gewachsen, und derzeit decken die Freiwilligen 50 Städte und Dörfer im ganzen Land ab. Allein im Dezember lieferten sie 600 Pakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln aus, wie uns Anastasia Staicu berichtete:



    Wir versuchten zunächst, den älteren Menschen zu helfen, die ihre Häuser nicht verlassen durften. Aber wir fanden viele Menschen, die einfach niemanden in der Nähe haben, und Menschen, die, selbst wenn sie ausgehen dürften, sich die Einkäufe nicht leisten könnten. Also konzentrierten wir uns auf Orte, die schwerer zu erreichen waren, und wir ‚adoptierten‘ diese Gro‎ßeltern ohne Familien. Unsere Freiwilligen helfen ihnen seit März.“




    Aber, wie Anastasia Staicu uns weiter erzählte, ist das, was diese Gro‎ßeltern brauchen, nicht immer etwas Materielles:



    Ihre emotionalen Bedürfnisse sind die gleichen wie unsere. Unsere grö‎ßte Angst ist vielleicht die Angst vor dem Alleinsein, und die Pandemie hat diese Angst weiter vertieft. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der nicht unter dem Mangel an menschlichem Kontakt und Wärme gelitten hat. Im Jahr 2021 werden wir also etwas Neues in das Projekt einbringen. Das Nationale Museum für Zeitgenössische Kunst organisiert unterschiedliche Workshops für Kinder, und einige dieser Kinder haben keine Gro‎ßeltern und würden gerne welche symbolisch adoptieren. Diese älteren Menschen werden also ab dem nächsten Jahr zusätzlich zu den Lebensmitteln und Hygieneartikeln auch Briefe von Kindern in ihren Paketen finden.“




    Sowohl der Verein Carusel als auch das Projekt Unsere Gro‎ßeltern“ werden auch im Jahr 2021 das Leben der Schwächsten unter uns leichter machen.

  • Frauen in Politik und Führungspositionen: Rumänien hinkt nach

    Frauen in Politik und Führungspositionen: Rumänien hinkt nach

    In der Europäischen Union der 27 Mitgliedstaaten gibt es über 6,7 Mio. Personen in Führungspositionen: 4,3 Mio. Männer (63% aller Führungskräfte) und 2,5 Mio. Frauen (37%). Darüber hinaus stellten Frauen im Jahr 2019 etwas mehr als ein Viertel (28%) der Aufsichtsratsmitglieder von in der EU börsennotierten Unternehmen und weniger als ein Fünftel (18%) der Geschäftsführenden. Mit anderen Worten: Obwohl in der EU etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen weiblich ist, sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Diese Informationen wurden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, anlässlich des Internationalen Frauentages 2020 veröffentlicht.



    Die Frauen von heute werden mit Problemen konfrontiert, die die Zivilgesellschaft vielleicht zu wenig kennt. Anfang März, am Internationalen Frauentag, fand in Bukarest die europäische Konferenz Rumänien und Europa für Frauen“ statt, die all jenen gewidmet war, die sich für den Status und die Rolle der Frau im Jahr 2020 interessieren. Ramona Strugariu, EU-Abgeordnete der Allianz USR-PLUS (Renew Europe) und Organisatorin der Veranstaltung, sagte uns:



    Wir sind nicht unbedingt sehr weit mit unserer Strategie in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter und mit der Realität der Gleichstellung in der politischen Repräsentation. Ich meine, nicht so weit, wie wir es gewünscht hätten. Die EU-Kommissarin Věra Jourová sagte, dass Europa heute der beste Ort in der Welt für Frauen und Frauenrechte ist — und das ist wahr. Trotzdem wird in Europa jeden Tag eine von drei Frauen physisch oder psychisch belästigt oder unter Druck gesetzt. Und ebenfalls in Europa werden 55% der Frauen sexuell belästigt.“




    Ramona Strugariu stellte die wirklichen Probleme der Frauen in Rumänien vor und bezog sich auf den rechtlichen Rahmen, in dem Opfer von physischer und psychischer Gewalt in ganz Europa Klage einreichen können. Die EU-Abgeordnete fügte auch hinzu, dass diese Bemühungen auch in Rumänien auf nationaler Ebene fortgesetzt werden sollten. Ramona Strugariu:



    Wir befinden uns in einem Land, in dem 63% der Bevölkerung meinen, dass geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt in der Familie keine wirklichen Probleme sind, dass sie nicht unbedingt existieren und dass sie kein Problem für die Gesellschaft darstellen. Auf der Grundlage dieser Daten und Zahlen sollten wir darüber nachdenken, was zu tun ist. Welche strukturierte, konkrete Ma‎ßnahmen können wir auf europäischer Ebene treffen? Was können wir auf nationaler Ebene tun, nicht nur in der Gesetzgebung, sondern auch bei der praktischen Umsetzung der Ma‎ßnahmen und bei der Einhaltung der Gesetze? Und was können wir auf der Ebene der Mentalität und der Bildung tun?“




    Irina von Wiese, die vor dem Brexit Mitglied des Europäischen Parlaments war, vertritt die Liberal-Demokratische Partei Gro‎ßbritanniens. Als Teilnehmerin an der Konferenz Rumänien und Europa für Frauen“ betonte die britische Politikerin, wie wichtig es ist, Geschlechterstereotypen abzubauen. Irina von Wiese:



    Die nicht ausreichende Gleichstellung der Geschlechter geschieht nicht aus Mangel an Chancen. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass unser Bildungssystem Technologie, Mathematik und Ingenieurwesen seit so vielen Jahren als Bereiche behandelt, die den Männern gewidmet sind. Um die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen, muss eine weitere Generation gebildet werden. Wir müssen die Regeln und Stereotypen der Berufe, denen Frauen folgen sollten, überwinden. Wir sollten unsere Töchter ermutigen und sagen: ‚Ja, das ist ein Beruf für dich.‘ Die Möglichkeiten sind da — für die Frauen von heute gibt es ausgezeichnete Berufschancen.“




    Irina von Wiese begann ihre politische Laufbahn in einer Konjunktur, die sie schnell zur Vertreterin der Gesellschaft in Gro‎ßbritannien werden lie‎ß. Sie sprach auch über die unangenehmen Erfahrungen, die sie machte, nachdem sie eine öffentliche Person geworden war:



    Ich muss schon sagen, wenn man auf so etwas nicht vorbereitet ist, braucht man sehr viel Widerstandskraft. Besonders im Internet. Wie wir alle wissen, benötigen wir als Personen des öffentlichen Lebens eine starke Online-Präsenz, und die Kollegin, die für meine Kommunikation im Internet zuständig ist, hat zahlreiche Meldungen über missbräuchliche Reaktionen gemacht. Das ist nicht nur auf Twitter geschehen, sondern auch in anderen Medien. Die meisten Angriffe waren frauenfeindlich, es gab sexuelle Belästigung und bedrohliche Kommentare. Es gab auch feindliche Kommentare, die sich an mich als Politikerin richteten. Ich musste sehr schnell meine eigene Widerstandskraft aufbauen.“




    Die Angriffe unter der Verhüllung des Identitätsschutzes im Internet können gro‎ße negative Auswirkungen auf die Opfer haben. Obwohl sie sich in wichtigen Positionen befinden, können Frauen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, ein schweres emotionales Trauma erleiden und sich dafür entscheiden, ihre Karriere in der Öffentlichkeit aufzugeben. Dazu sagte Irina von Wiese:



    Das Problem ist nicht nur der Angriff an sich. Das Problem ist die psychologische Auswirkung der Angriffe auf die jungen Frauen in der Politik. Immer wenn ich mit solchen Frauen spreche, sage ich: ‚Natürlich möchte ich, dass mein Engagement eine Rolle spielt, selbstverständlich möchte ich am politischen Leben teilhaben, aber möchte ich wirklich diese Erfahrung machen, diesen ganzen Hass, diese ständige Aggression im heutigen öffentlichen Diskurs erleben? Wie kann ich mit emotionalen Belastungen umgehen?‘“




    Irina von Wiese ist jedoch überzeugt, dass sowohl in Rumänien als auch in den anderen EU-Mitgliedstaaten Online-Angriffe verhindert und ihre Auswirkungen kontrolliert werden können, solange es Unterstützungsgruppen gibt:



    Ich glaube, dass uns der notwendige Rahmen zu Verfügung steht. In vielen Fällen haben wir auch spezifische Programme zur Förderung von Frauen. Aber das reicht nicht aus. Was wir brauchen, um begabte Frauen für das Feld der Politik zu gewinnen, ist ein Netzwerk, ein Sicherheitsnetz für Politikerinnen und für alle Frauen, die im öffentlichen Bereich arbeiten. Wir müssen den Frauen ein Training anbieten, damit sie solchen Angriffen besser standhalten können, eine Backup-Lösung für den Fall, dass etwas schief geht. Wir brauchen ein zugängliches Netzwerk von Mentoren und Unterstützern für diese Frauen. Dieses Netzwerk wird wie ein Katalysator für Frauen funktionieren, so dass sie einen Schritt nach vorne machen und Stellung beziehen können.“




    Die jüngsten Statistiken zeigen, dass über 52% der Bevölkerung Rumäniens Frauen sind. Obwohl der Frauenanteil steigt, ist die Präsenz von Frauen in öffentlichen Positionen doch nach wie vor gering. Derzeit sind nur 5% der Bürgermeister und 20% der gewählten Parlamentarier in Rumänien weiblich. Ähnlich ist die Situation in der Wirtschaft mit etwas mehr als 35% weiblichen Aktionären. Und die Gewalt gegen Frauen sowie die Vorurteile bezüglich der Berufe, die sie ausüben sollten, bestehen in Rumänien weiterhin.

  • Zivilgesellschaft gegen Bullying: Bekämpfung institutionell geregelt

    Zivilgesellschaft gegen Bullying: Bekämpfung institutionell geregelt

    Belästigung oder Aggression unter Kindern — oder Bullying, wie dieser Begriff auch in der rumänischen Sprache alltäglich geworden ist –, ist in den letzten Jahren zu einem in der Öffentlichkeit gut bekannten Thema geworden. Dieses negative Phänomen wurde durch Artikel in der Presse und durch Kampagnen der Zivilgesellschaft dem Publikum präsentiert und es wurde in der Öffentlichkeit diskutiert, wie man Bullying bekämpfen kann. Eine der Kampagnen hei‎ßt Cartoon Network Friendship Club“, sie wird in Zusammenarbeit mit der NGO Kindertelefon“ durchgeführt und hat bereits die fünfte Auflage erreicht. Das Motto, das die Kinder ermutigt, Schikanen zu bekämpfen, lautet: Sei freundlich, nicht böse“. Die Turnerin Cătălina Ponor, mehrfache Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin, ist die Sprecherin dieser Kampagne, die sie für sehr nützlich hält. Cătălina Ponor:



    »Sei freundlich, nicht böse« ist eine schöne Botschaft, voller Freundschaft, die uns lehrt, nicht böse, sondern freundlicher zueinander zu sein, einander zu helfen. Alles basiert auf Freundschaft. Das Kindertelefon des Kindes unterstützt die Bullying-Opfer, und ich hoffe, dass unser Motto auch bei Erwachsenen mehr Freundschaft bringt. Glücklicherweise hatte ich keine persönlichen Bullying-Erfahrungen — die Trainer und die Kollegen waren wie meine Familie. Aber ich sah Bullying-Situationen vor dem Sportsaal, wo ich trainierte, in der Nähe von Schulen oder auf der Stra‎ße, und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Es ist aber nicht in Ordnung, nicht zu wissen, was man in solchen Situationen tun sollte. Es ist viel besser, Mut zu fassen und den anderen zu sagen, was man gesehen hat. Und man muss auch die Person, die belästigt wird, unterstützen und ihr in irgendeiner Weise helfen.“




    Die NGO Kindertelefon” hilft seit vielen Jahren den Kindern, die von anderen Kindern angegriffen und misshandelt werden. Die Bullying-Opfer können die Angriffe unter der Rufnummer 116111 melden. In letzter Zeit hat es immer mehr Anrufe gegeben, es wurden Fälle von Belästigung und Bullying aufgedeckt und somit änderten sich die Statistiken auf beunruhigender Weise. Aber auch wenn die Beschwerden zahlreicher wurden, gehen die Fachleute davon aus, dass die Anrufe nur die Spitze des Eisbergs beim Phänomen Bullying darstellen. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern rufen bei 116111 an und reklamieren Bullying-Situationen im Kindergarten, was einem Anteil von 8,76% entspricht. In den Grundschulen (Klassen 1 bis 4) lag der Prozentsatz der Eltern, die Bullying gegen ihre Kinder reklamierten, bei 40,29%, in der Hauptschule (Klassen 5 bis 8) bei 48% und im Gymnasium (Klasen 9 bis 12) bei 2,95%. Mehr dazu von der Koordinatorin des Kindertelefons, Cătălina Surcel:



    Viele Eltern, die uns in solchen Situationen kontaktiert haben, hatten Kinder in der Grundschule und in der Hauptschule. Was das Geschlecht der Opfer betrifft, so waren die Kinder, deren Eltern das Kindertelefon genutzt haben, zu 70% Jungen in den Altersgruppen 3 bis 6 Jahre bzw. 7 bis 10 Jahre. Warum haben die Eltern mit unserem Verband Kontakt aufgenommen? Vor allem, um nach rechtlichen Lösungen zu suchen. Fast 65% der Anrufer brauchten Rechtshilfe. Da es jedoch keinen entsprechenden Rechtsrahmen für solche Situationen existiert, gab es auch Eltern, die bei uns Rechtsberatung suchten, um dann individuell die notwendigen Schritte zu unternehmen. Dies war in 22,86% der gemeldeten Bullying-Situationen der Fall. 14,85% der Eltern forderten die Intervention der Institutionen, die auf der Grundlage einer internen Regelung der Bildungseinrichtungen befugt sind, in Fällen von Belästigungen und Bullying im schulischen Umfeld zu intervenieren. 55,24% der Eltern hatten sich bereits bei der Schulleitung oder beim Schulinspektorat beschwert, waren aber mit den erhaltenen Antworten unzufrieden. Da es keinen nationalen Rechtsrahmen in diesem Bereich gibt, konnten auch keine Ma‎ßnahmen ergriffen werden, um Bullying-Situationen angemessen zu lösen.“




    Wenn es um Lösungen geht, wollen 44% der Eltern von Kindern, die Opfer von Bullying werden, dass die Schule durch Zwangsma‎ßnahmen gegen das gewalttätige Kind vorgeht, und 27% fordern dessen Ausschluss von der Schule. Ein durch Mobbing oder Bullying ausgelöster Schulwechsel für das Opfer nehmen 29% der Eltern in Betracht. Deshalb ist es dringend notwendig, ein Anti-Bullying-Gesetz zu verabschieden, um nicht mehr chaotisch zu handeln. Der Vorschlag zur Änderung des Bildungsgesetzes durch Ma‎ßnahmen gegen Mobbing und Bullying in der Schule wurde vom Parlament angenommen und soll vom Staatspräsidenten promulgiert werden. Die Empfehlungen des Kindertelefon-Verbandes, die nach Gesprächen mit Eltern und Kindern formuliert wurden, sind in diesem Projekt enthalten, sagt Cătălina Surcel:



    Es ist höchst notwendig, dass die Schulen Verfahren zur Identifizierung von Mobbing und Bullying entwickeln. Ferner sollten in allen Schulen des Landes spezialisierte Schulberater für Mobbing und Bullying tätig sein, die klare Befugnisse für die Lösung solcher Fälle haben. Das Bullying-Thema sollte in den Lehrplan und in die Lehrbücher für Bürgererziehung aufgenommen werden und von den Klassenlehrern in den Erziehungsstunden mit den Kindern diskutiert werden. Die Audio- und Videoüberwachung muss nicht nur in Schulen, sondern auch in Kindergärten verwendet werden. Au‎ßerdem müssen die Lehrer darauf vorbereitet sein, sich dieser Herausforderung in der Schule zu stellen. Die Gesetzesinitiative, die vom Staatspräsidenten promulgiert werden soll, beinhaltet auch diese Empfehlung. Es ist auch notwendig, die Eltern durch eine effektive Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie einzubeziehen.“




    Die Wünsche der Kinder müssen berücksichtigt werden. Die Kinder wollen vor allem gehört und verstanden werden. Sie wollen nicht, dass andere Leute ihre Probleme lösen, ohne sie zu fragen. Cătălina Surcel:



    Was Kinder wirklich nicht wollen, ist, dass die Eltern dem ersten Impuls nachgeben, indem sie zur Schule gehen, um das Problem selbst zu lösen. Die Kinder wollen zusammen mit ihren Eltern entscheiden, was zu tun sei und welche Schritte man unternehmen sollte.“




    Dies sind weitere Gründe dafür, dass die Intervention zur Bekämpfung des Mobbing- und Bullying-Phänomens institutionell geregelt und nicht auf dem Niveau der individuellen Abklärungen belassen wird.

  • Neonatologie in Rumänien: Neugeborenen-Kliniken auf Spenden der Zivilgesellschaft angewiesen

    Neonatologie in Rumänien: Neugeborenen-Kliniken auf Spenden der Zivilgesellschaft angewiesen

    In den armen Landkreisen Rumäniens ist die Sterblichkeitsrate von Neugeborenen doppelt so hoch wie in den Gro‎ßstädten, wo die neonatologischen Kliniken über moderne medizinische Geräte verfügen, so ein Bericht der NGO Salvaţi Copiii“ (dt. Rettet die Kinder“). Gabriela Alexandrescu, Exekutivvorsitzende von Salvaţi Copiii“, erzählt uns mehr darüber:



    Ein nationales Ausrüstungsprogramm wurde in Rumänien seit 2007 nicht mehr umgesetzt. Angesichts der hohen Zahl von Frühgeburten wurden diese Geräte intensiv genutzt. Zudem ist die Anzahl der Betten auf der neonatologischen Intensivstation halb so gro‎ß wie der Bedarf. Infolgedessen erhielten viele Abteilungen mehr Neugeborene, als sie aufnehmen konnten. Der Mangel an Ausrüstung, die lebenswichtige Unterstützung leisten kann, war eine der Ursachen. Eine weitere Ursache ist der Bildungsgrad der Mütter, die Anzahl der Hausarztbesuche und die unzureichende Schwangerschaftsüberwachung. Fast die Hälfte der Schwangerschaften in Rumänien wird nicht von einem Arzt überwacht. Viele Frauen gebären in Entbindungskliniken, die nicht die Ausrüstung, das Fachwissen und auch nicht das Recht haben, Neugeborene mit einem Gewicht von weniger als eineinhalb Kilo zu versorgen.“




    Zu den Ursachen der Kindersterblichkeit in Rumänien sagt Gabriela Alexandrescu, dass sie sozial und kulturell sind, aber auch mit dem Mangel an medizinischen Dienstleistungen in den weniger entwickelten Regionen Rumäniens zusammenhängen.



    Es ist eine Bündelung von Faktoren: Bildung, fehlende Grundversorgung auf Gemeindeebene, vor allem in ländlichen Gemeinden, wo es einen gro‎ßen Mangel an Hausärzten gibt, einen Mangel an Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere, die Unmöglichkeit vieler Frauen, in die Stadt zu reisen, um ihre Schwangerschaftsuntersuchungen machen zu lassen. Dies hat zu einer ziemlich schwierigen Situation für Familien in Rumänien geführt. Die gemeldete Säuglingssterblichkeit hat sich verdoppelt, wir haben auch Unterschiede im ganzen Land, zwischen verschiedenen Landkreisen. Wir haben mehr als 23 Landkreise, in denen die gemeldete Sterblichkeitsrate über der nationalen Rate liegt, wobei die Landkreise Botoşani und Călăraşi leider an der Spitze der Liste stehen. Die Sterblichkeitsraten in diesen Landkreisen sind dreimal höher als in Cluj oder Bukarest.“




    Im Jahr 2017 lag die Säuglingssterblichkeit bei 7,2 pro eintausend Lebendgeburten, wobei die Frühgeburt die Haupttodesursache war. Der Verband Salvaţi Copiii“ hat sich aktiv bemüht, die medizinischen Anstalten mit der erforderlichen Ausrüstung zu versorgen. Gabriela Alexandrescu:



    Wir von dem Verband »Salvaţi Copiii« haben versucht, diese Art von Mangel auszugleichen. In den letzten Jahren seit 2012 haben wir mehr als 515 Geräte an 88 Geburtskliniken für 42.000 Neugeborene gespendet. Wir haben mehr als 4 Millionen Euro investiert, die wir von Unternehmen und Einzelspendern erhalten haben. Alles wurde mit der Unterstützung von Menschen in Rumänien gemacht, weil wir gesehen und verstanden haben, dass es in unserer Macht liegt, unsere Kinder zu retten, anstatt darauf zu warten, dass das Ministerium und die Behörden die erforderlichen Summen bereitstellen. Wenn wir das Recht unserer Kinder auf Leben nicht gewährleisten können, worüber lohnt es sich dann noch, zu reden?“




    In Rumänien gibt es viele Fälle von angeborenen Herzfehlern bei Neugeborenen. Viele Kinder werden mit solchen Problemen geboren, und das einzige Krankenhaus, in dem sie unmittelbar nach ihrer Geburt behandelt werden können, ist das Institut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Transplantation in Târgu Mureş. Das dortige medizinische Personal arbeitet rund um die Uhr, aber diese Anstrengung ist nicht ausreichend. Von den rund 1.000 notwendigen Herzoperationen pro Jahr führt das Krankenhaus in Târgu Mureş nur rund 230 durch. In der Zwischenzeit werden andere Ärzte mit einem Mangel an Ausrüstung konfrontiert. Dazu erläutert uns die Leiterin der Neugeborenen-Klinik des Universitäts-Notfallkrankenhauses in Bukarest, Adriana Dan, mehr Details:



    Neonatologische Krankenhäuser in Rumänien werden nach Kompetenzniveau und Ausstattung bewertet. Es gibt relativ wenige Neugeborenen-Kliniken dritten Grades, die sehr gut ausgestattet sind und über sehr gutes Personal verfügen. In Rumänien gibt es rund zwanzig solcher Einrichtungen. Sie sind in der Lage, die Versorgung bei Frühgeburten mit den grö‎ßten Bedürfnissen zu gewährleisten. Wir arbeiten mit begrenzten, veralteten und überlasteten Geräten. Damit Frühgeborene überleben können, ist es unerlässlich, dass wir Inkubatoren, Beatmungsgeräte, Geräte zur Überwachung der Vitalfunktionen und hochwertige Einweg-Verbrauchsmaterialien haben, um die vielfältigen Komplikationen zu vermeiden, die Säuglinge mit einem schwachen Immunsystem haben können.“




    Wir haben Adriana Dan auch gefragt, was Neonatologen empfinden, wenn sie trotz der Mängel im Gesundheitswesen in ihrem Beruf erfolgreich sind:



    Auf der einen Seite sind wir froh, dass wir einer zarten Seele und einer Familie helfen können, die dieses Kind so sehr begehrt und erwartet hat. Andererseits ist es eine Frage des Berufsstolzes, wenn wir sehen, dass das, was wir tun, von Bedeutung ist. Bei unseren jährlichen Treffen am 17. November, wenn der Welttag der Frühgeborenen verzeichnet wird, kommen wir mit den Kindern zusammen, die wir gerettet haben und die zwei, fünf Jahre alt sind oder sogar das Schulalter erreicht haben. Es ist eine solche Freude, zu wissen, dass ein Teil dessen, was dieses Kind heute ist, dir zu verdanken ist. Es ist etwas Besonderes.“




    Diese Art von Genugtuung wird höchstwahrscheinlich nur von einem Arzt wahrgenommen, der das Leben eines Neugeborenen rettet. Aber für weitere solche Erfolge braucht Rumänien modernste Neugeborenen-Kliniken. Im Jahr 2019 erwirbt der Verband Salvaţi Copiii“ Rumänien Ausrüstung für 49 Entbindungskliniken.

  • Weibliches bürgerliches Engagement: Frauen-Empowerment nimmt zu

    Weibliches bürgerliches Engagement: Frauen-Empowerment nimmt zu

    Das gemeinschaftliche Engagement von Frauen hat in letzter Zeit zugenommen, ebenso wie sich der Unternehmergeist von Frauen entwickelt hat, aber auch ihre Präsenz auf der politischen Bühne. Der Buchmarkt hat diesen Fortschritt bemerkt. In dieser Hinsicht wurde 2011 ein Projekt gestartet. Dabei handelt es sich um drei Bände, koordiniert von der Ökonomin und Politikerin Andreea Paul-Vass und veröffentlicht im Verlag Polirom. In diesen erzählen mehrere Frauen ihre Erfolgsgeschichten in der Politik, Wirtschaft und im Bereich des Bürger-Aktivismus. Der letzte Band mit dem Titel Die bürgerliche Kraft der Frauen“ wurde dieses Jahr veröffentlicht und zeigt, dass Frauen die Mehrheit in den NGO darstellen. Andreea Paul-Vass dazu:



    Im Jahr 2011 erschien »Die Politische Kraft der Frauen«, das über weibliche Akteure aus allen politischen Parteien berichtete. Im Jahr 2106 erschien der zweite Band, »Die wirtschaftliche Kraft der Frauen«, zu dem absolut au‎ßergewöhnliche Unternehmerinnen beitrugen, und im Jahr 2018 war es notwendig, dem bürgerlichen Geist des weiblichen Geschlechts Wert zu verleihen. Jedes Mal, wenn einer der Bände veröffentlicht wurde, war ich in den jeweiligen Bereichen aktiv. Deshalb fand das Projekt sofort Anklang bei mir und ich und hörte den Geschichten der anderen Damen zu, die so wagemutig waren, ihren bürgerlichen Geist zu aktivieren. Wir Frauen haben einen angeborenen Reflex, Dinge neu auszugleichen, die Gesellschaft zu verschönern, Ungerechtigkeiten zu korrigieren. In der Zivilgesellschaft dominieren Frauen. Auf der Karte der sozialen Erneuerer tragen Frauen zu 53% zur Gründung und zur Führung von NGO bei. Im Unternehmertum sind die Dinge nicht so gut, aber auch nicht gerade schlecht. Was die wirtschaftliche Macht der Frauen angeht, ist heute in Rumänien einer von drei Unternehmern weiblich. In der Politik ist die Situation weit entfernt von den wirtschaftlichen und zivilen Bereichen. Als das Buch »Die Politische Kraft der Frauen« erschien, hatten wir etwa 10%–11% Frauen im Parlament. Hier hat sich in weniger als einem Jahrzehnt die Zahl der Frauen im rumänischen Parlament verdoppelt.“




    Die Empathie der Frauen kann eine Erklärung dafür sein, dass sie an vielen Sozialhilfeaktionen, gemeinschaftlichen Hilfsprojekten, medizinischen oder Umweltprojekten beteiligt sind. Aber im Falle Rumäniens gibt es noch eine Erklärung, die jetzt von der Journalistin Daniela Palade Teodorescu, Chefredakteurin der Zeitschrift Cariere“ (dt. Karrieren“), erläutert wird.



    Diese Frauen zeigen praktisch, dass es Bürgerstärke gibt, und es gibt gute Beispiele von Menschen — besonders von Müttern –, die sich nie beschwert haben, dass sie ein krankes Kind haben und der Staat nichts tut, dass sie kranke Eltern oder behinderte Kinder haben. Sie sagten einfach: ‚Ich bin die Veränderung! Es hat keinen Sinn, auf etwas vom System zu erwarten, darauf zu warten, dass die Veränderung von oben kommt. Ich werde für die Rechte meiner Kinder, meiner Eltern oder der Leidenden kämpfen.‘ In der Tat beschäftigt sich dieses Buch mit dem, was ich gerne ‚die Kraft der Verwundbarkeit‘ nenne. Das sind Frauen, die einst am Limit waren, überwältigt wurden und deshalb sagten, sie wollten etwas für andere in derselben Situation tun. Es gibt viele anonyme Helden, Frauen, die in einer unverdienten Anonymität gearbeitet haben und nicht verstehen, warum man über sie spricht. Sie meinen, dass sie tun, was sie tun, weil sie ihre Not überwinden mussten. Aber nachdem sie ins Rampenlicht gerückt sind, hat man sie noch mehr motiviert, sie sahen sich darin bestätigt, dass das, was sie tun, richtig ist, also machen sie weiter und setzen ihre Arbeit fort.“




    Die Geschichten der 100 Frauen, die in dem Buch Die bürgerliche Kraft der Frauen“ veröffentlicht wurden, zeigen ebenfalls weibliche Solidarität. Der Wert einer Frau ergibt sich auch aus der Anzahl anderer Frauen, denen sie hilft, aufzustehen“, sagt eine der Protagonistinnen des Buches. Daniela Palade Teodorescu hat weitere Details:



    Wenn du ein Kind mit Autismus hast und von einer Praxis zur anderen gehst, von einem Krankenhaus zum anderen, wenn dieses Kind nicht korrekt diagnostiziert wird, sagst du dir: ‚Du kannst so nicht weitermachen, du musst etwas für das Kind tun! Irgendwann werde ich verschwinden, aber in welcher Welt wird das Kind leben? Wer wird sich um dieses Wesen kümmern? Wie wird es selbstständig leben?‘ Dank sozialer Netzwerke gelingt es ihnen, Gemeinschaften von Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen aufzubauen, die wiederum sehr viel Kraft haben.“




    Im Allgemeinen ist der nichtstaatliche Sektor in Rumänien gut entwickelt, was nach Ansicht einiger Experten nur die Ineffizienz des Staates in bestimmten Bereichen zeige. Der Staat beteiligt sich nicht allzu sehr in den Bereichen, die für das Interesse der Gesellschaft am wichtigsten sind, und finanziert sie nicht genug, sagt Mihaela Miroiu, Universitätsprofessorin an der Nationalen Schule für politische und administrative Studien:



    Ein anderer Prozess, der in Rumänien stattfindet und in diesem Buch sichtbar wird, betrifft die Tatsache, dass eine Nichtregierungsorganisation mit der Zeit professionell wird. Dies bedeutet, dass Menschen, die dort arbeiten, immer mehr Experten in ihren Tätigkeitsfeldern werden. Während in der Politik Pfuscherei, Schwindel und Dilettantismus exponentiell ansteigen, steigt im unpolitischen oder nichtstaatlichen Sektor das Fachwissen exponentiell. Wir haben ein Gefälle in der Gesellschaft. Die gute Nachricht ist, dass zumindest ein Teil der Gesellschaft gut funktioniert: das bürgerliche Engagement.“




    Im Jahr 2017 zeigte eine von der Stiftung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft durchgeführte Studie zum nichtstaatlichen Sektor in Rumänien, dass von den 88.000 bestehenden NGOs nur 42.000 tatsächlich aktiv waren.

  • Informelle Vernetzung für Bürgerinitiativen: Die Online-Plattform Declic

    Informelle Vernetzung für Bürgerinitiativen: Die Online-Plattform Declic

    Immer mehr Bürger involvieren sich gemeinsam für Themen von öffentlichem lokalen oder nationalen Interesse. Die Menschen gewinnen immer mehr Mut, um ihre Bestreben zu äu‎ßern, um Initiativen zu ergreifen, um mit anderen zusammenzuarbeiten, um so die Aufmerksamkeit der Behörden zu erregen und ihr Leben in der Gemeinschaft zu verbessern.



    Seit drei Jahren werden Bürgerinitiativen von der Gemeinschaft Declic unterstützt. Diese ist auf Sozialnetzwerken und generell im Internet sehr aktiv. Diese NGO sendet elektronische Mitteilungen und macht Menschen für die Unterstützung verschiedener Initiativen mobil, regt die Menschen aber auch an, ihre Rechte einzufordern. Mehr erfahren wir von Tudor Brădăţan, dem Exekutivleiter der Gemeinschaft Declic.



    Die Gemeinschaft Declic ist die grö‎ßte Gemeinschaft von aktiv involvierten Bürgern in Rumänien. Wir haben in den letzten drei Jahren eine Zahl von 370.000 Menschen erreicht, die ständig Informationen und Aktionsaufrufe von uns erhalten. Aktion hei‎ßt die Unterzeichnung einer Online-Petition, die Teilnahme an einer Aktion oder an einem Ereignis, an einer Demo oder an einem Protest, an einem Treffen mit Behördenvertretern. Darüber hinaus haben wir auch eine Methode, Geld zu sammeln, wodurch unsere Mitglieder eingeladen werden, die Ziele, an die sie glauben, finanziell zu unterstützen.“




    Die Idee zur Gründung dieser Plattform kam Tudor Brădăţan einige Jahre früher, als er die Aktion Rettet Roşia Montană begann“. Mit dieser Aktion wollte die intensive Ausbeutung der Goldvorkommen durch den Einsatz von umweltschädlichen Zyaniden in der Ortschaft Roşia Montană in den Westkarpaten verhindern. Damals war der Geist des Zusammenschlusses für einige gemeinsame und lokale Bestreben eher bescheiden, erinnert sich Tudor Brădăţan.



    Oft wurden wir gefragt, warum wir kein Gesuch an die Behörden schreiben, denn sie müssten über die Probleme in Roșia Montană erfahren. Als wir festgestellt haben, welchen Erfolg eine Online-Petition der Bürger hat, wollten wir eine gro‎ße Menschengemeinschaft haben, die sich schnell mobilisieren und informieren kann. Somit konnten Sozialkampagnen zum Erfolg der Bürger werden. Wenn die Behörden etwas unternehmen, was uns nicht passt, ist es gut, dass wir als Bürger eine Plattform haben, wo wir zusammenkommen können. Auf diese Weise können wir Druck auf die Behörden ausüben, damit diese unsere Forderungen beachten.“




    Nicht nur gro‎ße Bestreben von nationalem Interesse erhalten die Unterstützung von Declic, sondern auch strikt lokale Themen. Olga Popescu, Veranstalterin der lokalen Aktionen dieser Online-Gemeinschaft, erläutert:



    Diejenigen, die ihre Petitionen auf der Webseite initiieren und Themen vorschlagen, die wir als relevant betrachten, unterstützen wir sehr stark bei ihrer Kampagne. Wir zeigen ihnen, wie sie die Menschen mobilisieren können, wir zeigen ihnen, wie sie mehr Bürger erreichen können, nicht nur online, sondern auch offline. Insgesamt haben wir bis dato rund 800 Gesuche, die eingereicht wurden. Aber diese Zahl ist schwankend. Einige dieser Leute haben keine Kampagnen für ihre Ideen konzipiert. Andere haben sehr schnell reagiert und bestimmte Kampagnen ins Leben gerufen, damit ihr Problem gelöst wird. Der Anteile sind ungefähr 50%-50%, aber wir sind froh, weil wir auch reale Erfolge erzielt haben.“




    Beispiele für Kampagnen, die von Bürgern initiiert wurden und Erfolg hatten, liefert uns wieder Olga Popescu.



    Den jüngsten Erfolg erzielten wir infolge einer Kampagne wodurch die Bürger die Behörden der Stadt Piatra Neamț eingeschaltet haben, um einen Bären aus dem Zoo der Stadt in ein Reservat in Brașov zu verlegen. Sie haben das geschafft, nachdem sie zwei Jahre lang Druck auf den Bürgermeister ausgeübt haben, denn alles lief sehr langsam. Mit Hartnäckigkeit ist es ihnen gelungen, den Bären, der in einem Käfig unter schlechten Bedingungen lebte, zu verlegen. Mittlerweile befindet er sich in einem Wald in Brașov, wo man sich um die Wildtiere kümmert.“




    Die Aktion, die vielleicht den grö‎ßten Erfolg hatte unter denen, die von der Gemeinschaft Declic initiiert oder unterstützt wurden, war das Mobilmachen für die massiven Proteste, die letztes Jahr in mehreren Gro‎ßstädten des Landes stattgefunden haben. Diese richteten sich gegen Gesetzinitiativen, die die Umorganisierung der Justiz betreffen. Tudor Brădăţan:



    Eine der Kampagnen von Declic, vielleicht die bekannteste, ist #REZIST. Wir haben dieses Symbol ins Leben gerufen und die Mitglieder von Declic aufgefordert, sich ihr Profilfoto auf den Sozialnetzen zu ändern und diesen Slogan hinzuzufügen. Dann haben wir weitergemacht. Nach der Eilverordnung 13 kamen die Justizgesetze. Zu diesem Anlass mobilisierten wir und lie‎ßen gelbe Hände anstelle von Plakaten drucken. Darauf stand: Alle für die Justiz. Diese wurden praktisch aus kleinen Spenden der Mitlieder von Declic finanziert. Ein Problem, das vielen nicht bewusst ist, wird auch von den Behörden nicht gelöst. Das war besonders klar im Fall der Justizgesetze. Der öffentliche Druck brachte die Parlamentarier dazu, einen Schritt zurück zu gehen. Der Weg vom Vorschlag der Regierung im letzten Sommer bis zur Endfassung, die im Parlament verabschiedet wurde, war praktisch ein langer. Viele der sogenannten giftigen Vorschriften schafften es nicht in die Endfassung des Gesetzes.“




    Seit den ersten Kampagnen Rettet Roşia Montană“ ist einige Zeit vergangen. Scheinbar genug, um den bürgerlichen Geist zu stärken, meint Tudor Brădăţan.



    Offensichtlich ist die Tendenz sehr gut, verglichen mit der vor 10 Jahren. Damals sah man keine Stra‎ßenproteste, es gab nicht sehr viele Bürger, die sich den Plänen der politischen Macht widersetzten. Seitdem hat sich eine immer authentischere und mehr engagierte Zivilgesellschaft entwickelt. Grundsätzlich stellt man eine Mentalitätsänderung fest: von dem Bürger, der sich nur um sich selbst kümmerte, bis zum Bürger, der mit anderen zusammenarbeitet, damit es allen gut geht. Als wir Declic ins Leben gerufen haben, hatten wir nicht einmal davon geträumt. Unser erstes Gesuch wurde von 25.000 Menschen unterzeichnet, während der Debatten über die Forstordnung. Jetzt haben wir auch Petitionen mit 150.000 Unterschriften.“




    Das Niveau des bürgerlichen Engagements ist gestiegen. Die Menschen wissen, dass ihre Stimme hörbar wird, wenn mehrere zusammenarbeiten. Petitionen sind der erste Schritt in diese Richtung.

  • Zivilgesellschaft in 2017: Bürgerinitiativen gegen tatenlose oder willkürliche Behörden

    Zivilgesellschaft in 2017: Bürgerinitiativen gegen tatenlose oder willkürliche Behörden

    Konfrontiert mit verschiedenen Alltagsproblemen des Gemeinschaftslebens, sind die Bürger mehrerer Städte und der Bezirke Bukarests in informellen Gruppen zusammengekommen und haben versucht, die öffentlichen Institutionen anzuspornen, um Lösungen zu finden. Einige Bürgerinitiativegruppen haben es in den Randvierteln der Hauptstadt wie Drumul Taberei oder Tei geschafft, die lokalen Bürgermeisterämter zu überzeugen, sich in die Wiederbelebung eines ehemaligen Kulturzentrums zu involvieren bzw. auf die Verstümmelung einer Grünanlage zu verzichten. Weitere NGO oder Privatpersonen sind in verschiedenen Wohltätigkeitsaktionen involviert und ihnen gelingt es, Menschen zu mobilisieren, um für ihre leidenden Mitmenschen Kleidung, Lebensmittel oder Geld zu spenden. Sogar die gro‎ßen Protestkundgebungen gegen die geplante Änderung der Strafgesetzgebung, die den Anfang aber auch das Ende des Jahres 2017 gekennzeichnet haben, können durch diese Wiederbelebung des gemeinschaftlichen Geistes erklärt werden. Die Menschen haben nicht nur erfahren, dass es in ihrer Kraft liegt, etwas zum Guten zu ändern, sondern auch, dass sie einen Dialog mit den Behörden führen können, die manchmal Entscheidungen treffen, ohne sich mit ihnen zu beraten. Ihr Bürgereinsatz wurde logistisch und finanziell auch von CERE, dem Zentrum für öffentliche Beteiligung, gestützt. Um festzustellen, wie sich die öffentliche Beteiligung der Bürger 2017 entwickelt hat und welche Perspektiven für 2018 sichtbar sind, haben wir Oana Preda, Exekutivleiterin von CERE, nach ihrer Meinung gefragt.



    Auch 2017 habe ich eine Zunahme des öffentlichen Interesses für die Einbringung in die öffentliche Entscheidungsfindung und für Aktivismus festgestellt. Es war aber auch ein recht trauriges Jahr aus diesem Gesichtspunkt, aber nicht etwa, weil die Menschen weniger aktiv geworden seien. Vor zwei, drei Jahren hatten wir uns vorgestellt, dass je aktiver, je einbezogener, je stärker, je anspruchsvoller die Menschen sind und sie die Behörden zur Rechenschaft ziehen, desto mehr werden auch die staatlichen Institutionen mit den Bürgern und ihren Organisationen kommunizieren. Leider hat uns 2017 bewiesen, dass es nicht ganz so ist. Im Gegenteil. Wir aus dem Nichtregierungsbereich fühlen uns, als wären wir in die 90er Jahre zurückgekehrt, aus Sicht des Dialogs mit den staatlichen Stellen. Ich spreche über jene Zeit, als weder die Zivilgesellschaft noch die staatlichen Anstalten die Rolle der NGO sehr gut nachvollziehen konnten und es seltsam erschien, dass eine öffentliche Anstalt eine Bürgerberatung veranstaltet. Jahre lang haben wir gekämpft, um Anerkennung zu erlangen, und wir haben es geschafft, den Dialog zwischen dem Nichtregierungsbereich und den öffentlichen Anstalten ein bisschen voranzutreiben. Jetzt scheint dieser Dialog wieder nachzulassen.“




    Die gute Nachricht sei, meint Oana Preda gemeinsam mit anderen Vertretern der Zivilgesellschaft, dass der bürgerliche Geist, einmal erweckt, auch aufrecht erhalten bleibt. Deshalb kündigt sich 2018 als ein Jahr an, in dem die Bürger und der zivilgesellschaftliche Bereich ihre Einsatzweisen analysieren und innovative Methoden finden müssen, um die Behörden zu überzeugen, dass sie nicht alleine regieren dürfen. In diesem Sinne gibt es auch Rechtsnormen, die den Bürgern die Beratung und die Beteiligung an Entscheidungen garantieren. Oana Preda:



    Es gibt einige klare Verpflichtungen, die die öffentlichen Institutionen einhalten müssen. Z.B. die Veranstaltung von öffentlichen Debatten über behördliche Ma‎ßnahmen 30 Tage vor der anschlie‎ßenden Verabschiedung durch die Behörden. Teile dieser Rechtsnormen werden an manchen Orten dieses Landes komplett ignoriert. Au‎ßer der Gesetzgebung sprechen wir auch über bestimmte bewährte Praktiken, die wir im Laufe der Zeit etabliert haben, auch wenn sie nicht im Gesetz enthalten sind. Diese dürfen nicht ignoriert werden.“




    Die Bürgerinitiativegruppen, die von CERE betreut werden, haben in den zwei, drei Jahren ihrer Tätigkeit die notwendige Erfahrung erlangt, um sich in den Entscheidungsfindungsprozess zu involvieren, versichert Oana Preda.



    Sie sind sehr legitim in ihren Bezirken, sie haben einen steigenden Einfluss auf Lokalbehördenebene. Ich beziehe mich insbesondere auf die Initiativegruppe »Lacul Tei«, die es diesen Sommer recht schnell geschafft hat, die Aufstellung einer Statuengruppe auf der Grünfläche in einem Park zu verhindern. Dieser Erfolg ist auch darauf zurückzuführen, dass sie in den letzten Jahren bei ihren Initiativen immer besser geworden sind, sie haben mit den Einwohnern des Quartals kommuniziert und ihr Vertrauen gewonnen, sie sind in der Kommunikation mit dem Bürgermeisteramt des Bezirks immer besser geworden. Deshalb fiel es ihnen diesen Sommer nicht schwer, eine Gro‎ßzahl von Menschen zu mobilisieren, die gemeinsam das Bürgermeisteramt des zweiten Bukarester Bezirks überzeugt haben, die angesprochenen Statuen nicht mehr auf der Grünfläche des Parks, sondern auf einer bereits betonierten Stelle aufzustellen. Weitere Gruppen haben beschlossen, sich in NGO umzuwandeln. Das ist auch ein Beweis der Reife der betreffenden Gruppe, die das informelle Statut überwinden und ein legal gegründeter Verband werden möchte.“




    Folglich warte man berechtigterweise darauf, dass die öffentlichen Behörden eine etwas höhere Dialogbereitschaft den Bürgern gegenüber aufweisen, aber auch die Bürgerinitiativen sind gefragt, sich auch in Gro‎ßvorhaben der öffentlichen Agenda zu involvieren. Oana Preda, Exekutivleiterin von CERE, dem Zentrum für öffentliche Beteiligung:



    Sobald die Regierung ihre Grenzen in verschiedenen Tätigkeitsbereichen zeigt, gibt es Verbände, die selber anpacken und anstelle der Regierung Dinge bewegen. Z.B. bauen sie Krankenhäuser oder ein Haus für die Eltern der krebskranken Kinder, die sie zum Krankenhaus begleiten und irgendwo übernachten müssen. Was werden wir aber in sechs Monaten tun? Werden wir selber Autobahnen bauen, weil es die Behörden nicht tun? Wie weit werden sich die Bürgerorganisationen einbringen müssen, um das zu tun, was der Staat eigentlich tun sollte, aber nicht tut?“

  • Armutsbekämpfung: bescheidene Fortschritte, widersprüchliche Statistiken

    Armutsbekämpfung: bescheidene Fortschritte, widersprüchliche Statistiken

    10 Jahre nach dem EU-Beitritt Rumäniens werden wie am Flie‎ßband Bilanzen gezogen. Laut Statistiken hat Rumänien in Sachen Armutsbekämpfung erhebliche Fortschritte verzeichnet. Lebten 2007 noch 47% der Rumänen unter der Armutsgrenze, so waren 2015 nur noch 37% der Bürger davon betroffen. Die sogenannte AROPE-Kennzahl dient der Berechnung in diesem Fall, in die sowohl die Jahreseinkommen als auch die eigenen Güter flie‎ßen. Doch der Schein trügt teilweise, wie wir von unseren Gesprächspartnern erfahren werden.



    Die verbesserte Armutsstatistik bedeutet, dass sich immer mehr Rumänen in den letzten Jahren elektronische Haushaltsgeräte und Handys leisten konnten sowie alle zwei Tage mindestens ein Fleischgericht essen oder einmal im Jahr in Urlaub fahren. Die Rumänien-Vertretung der Friedrich Ebert“-Stiftung untersuchte im Rahmen eines Projekts die Zahlen seit dem EU-Beitritt des Landes. Dabei sei die Organisation zu eigenen Schlussfolgerungen in Sachen Armut gekommen, erzählt die Programmdirektorin Victoria Stoiciu.



    Es ist offensichtlich, dass heute viel mehr Menschen ein Handy und einen Farbfernseher besitzen als 2007. Einerseits sind derartige Artikel billiger geworden und andererseits werden den Verbrauchern viel einfacher Kredite gewährt. Wenn wir also diese Kennzahl betrachten, kann davon ausgegangen werden, dass die Armut zwischen 2007 und 2015 erheblich gesunken ist und es den Rumänen besser geht.“




    Andererseits lässt sich aus der Erhebung auch eine widersprüchliche Aussage ableiten: Auch wenn sich die Missstände im Allgemeinen verringert haben, ist die Not in bestimmten Fällen grö‎ßer. Wenn nur die Einkommen betrachtet würden, das hei‎ßt ausschlie‎ßlich das Geld, über das die Menschen verfügen, dann würde man überrascht feststellen müssen, dass die Armut weiter zugenommen hat. Genauer gesagt ist die Anzahl der Personen gestiegen, deren Einkommen um 60% weniger als der Landesdurchschnitt betragen. 2015 machte diese Kategorie knapp 25% der Gesamtbevölkerung aus, während ihr Anteil 2007 noch 18% betragen hatte. Victoria Stoiciu von der Friedrich Ebert“-Stiftung ergänzt:



    Die ärmsten 10% der rumänischen Bevölkerung leben nach wie vor in ländlichen Gebieten. Es sind generell Menschen, die eine Subsistenz-Landwirtschaft betreiben. Auf diesem Gebiet ist überhaupt kein Fortschritt verzeichnet worden. 2007 verdienten die ärmsten 10% der Rumänen 556 Euro im Jahr. Und damit sind Einkommen gemeint, keine Gehälter oder Löhne, also Verdienste, die auch aus dem Verkauf kleiner Eigenerzeugnisse erzielt werden können, etwa Eier, Käse usw. 2015 erreichten die Einkommen der Ärmsten 714 Euro im Jahr, also eine unerhebliche Verbesserung. Geschätzte 2 Millionen Rumänen leben von 714 Euro im Jahr.“




    Über die Mängel der auf dem Lande und vor allem über die in Bergregionen lebenden Menschen wollten wir uns mit Iulian Angheluţă unterhalten. Seine Stiftung Free Mioriţa“ hat sich seit Jahren im Rahmen eines Projekts einem ehrgeizigen Ziel verpflichtet: die letzten nicht elektrifizierten Gemeinden Rumäniens mit Strom zu versorgen. Diese Regionen sind noch recht zahlreich, und am härtesten getroffen sind die isolierten Gemeinden und Weiler in den Bergen. Von Iulian Angeluţă wollten wir als erstes wissen, wie der Alltag in den entsprechenden Regionen derzeit aussieht.



    Dort sind einige Waldwege. Es gibt Wasserquellen, es flie‎ßt dort Quellwasser aus den Bergen. Aber Elektrizität gibt es keine. Fast überall im Apuseni-Gebirge in den Westkarpaten, im Hochland um Hunedoara, in der Maramuresch und um Bistritz, dort sieht man kaum Überlandleitungen. Es gibt nur Pläne und sogenannte Machbarkeitsstudien. Darüber hinaus fehlen an vielen Orten die obligatorischen Anhaltspunkte einer zivilisierten Gesellschaft — etwa Schulen oder Krankenhäuser. Die Menschen kommen mit ihrer Subsistenz-Landwirtschaft über die Runden. Ein jeder hat Tiere auf seinem Hof, vor allem Schafe und Kühe. Aus dem Wald in der Nähe wird das Holz für die Heizung besorgt, und dort pflücken die Einwohner unterschiedliche Früchte und Pilze.“




    Der Anschluss an das Stromnetz würde für diese Menschen ein Mindestkomfort bedeuten, aber auch die Möglichkeit, der Isolation zu entkommen. Einige von ihnen haben das elektrische Licht dank der Photovoltaik- oder Solarstromanlagen erblickt. Iulian Angheluţă und seine Kollegen von Free Mioriţa“ haben die notwendigen Spenden dafür gesammelt. Es seien vor allem die Kinder in den isolierten Gemeinschaften, denen sie mit ihrer Aktion helfen wollten.



    Jeder Haushalt braucht Arbeitskräfte. Ob wir es mögen oder nicht, Kinder werden im Haushalt eingesetzt. Sie gehen mit den Schafen auf die Weiden oder sie helfen ihren Eltern bei anderen Aktivitäten. Sie haben ein sehr schweres Leben, die Bildung bleibt im Hintergrund. Deshalb scheint mir die Elektrizität wichtig. Sie ist wichtig für die Kinder beim Erledigen der Hausaufgaben, aber sie ist auch wichtig für den Zugang zu Informationen und die Bildung im Allgemeinen. Man bekommt Zugang zum Radio oder zum Telefon, mit dem man etwa den Notarzt rufen kann.“




    Die Situation der Kinder und Jugendlichen im Verhältnis zu den älteren Personen ist eben einer der Widersprüche der errechneten Armutsreduzierung, berichtet Victoria Stoiciu von der Friedrich Ebert“-Stiftung.



    Während Rumänien bei der Bekämpfung von Armut und der sozialen Ausgrenzung älterer Personen Fortschritte erzielt hat, waren diese Fortschritte bei den Jugendlichen viel bescheidener. Bei den jungen Rumänen im Alter von bis zu 16 Jahren ist die Armut um nur 6% zwischen 2007 und 2015 gesunken. Bei den über 64-Jährigen nahm die Armut um 24% ab. Für das beschleunigte Tempo könnte es auch eine Erklärung geben. 2009 hat die damalige Regierung eine Ma‎ßnahme getroffen, die zur Armutsreduzierung bei den älteren Personen entscheidend beigetragen hat: die Einführung der sozialen Mindestrente. Und dieser Pauschalbetrag liegt derzeit bei etwa 415 Lei, nicht einmal 100 Euro. Seien wir ehrlich! 100 Euro bieten kein anständiges Leben, aber es ist doch eine Verbesserung gegenüber vorigen Jahren.“




    Angesichts fehlender Strategien der für den sozialen Schutz zuständigen Behörden versucht die Zivilgesellschaft Abhilfe zu schaffen. Allein im vergangenen Jahr gelang es Free Mioriţa“ Solarstrom-Anlagen für 78 Haushalte in 15 Landkreisen zu liefern. Damit trug die Stiftung zur Elektrifizierung von vier Schulen und zwei Kirchen bei.

  • Gemeinnütziger Verein veranstaltet Aufforstungskampagne

    Gemeinnütziger Verein veranstaltet Aufforstungskampagne

    Kinder, Jugendliche, Gendarmen, Einwohner mobilisieren sich gegen die Abholzung der Wälder, ein Phänomen, das seit vielen Jahren Rumäniens Natur zerstört. Es geht um die grö‎ßte Aufforstungsaktion in unserem Land. Die Organisatoren haben sich vorgenommen, mehr als eine Million Bäumchen auf die unproduktiven Flächen zu pflanzen. Liana Buzea, die Initiatorin des Projektes Plantăm fapte bune în România“, kommt mit Einzelheiten:



    Am 25. März fand in der Ortschaft Siliştea-Gumeşti im Kreis Teleorman die erste und einzige Aufforstung des Frühjahrs statt. Wir haben den Start gegeben und setzen fort, was wir im vergangenen Jahr begonnen haben. Wir hatten insgesamt 5000 Bäumchen und haben rund 1 Ha bepflanzt. 450 Volontäre haben sich daran beteiligt. Wir wollen durch dieses Projekt an der Aufforstung Rumäniens beitragen. Unsere Aufgabe ist, die Menschen zu sensibilisieren, zu mobilisieren. Wir pflanzen auf schlechtem Ackerland sowie dort, wo es Erdrutsch- und Überschwemmungsrisiko gibt. Danach pflanzen wir auch entlang der Stra‎ßen, wo Windschutzwälder notwendig sind.“




    Eine weitere Aktion wird im Herbst am 18. November stattfinden und wird in 15 Kreisen durchgeführt. Die Stadtverwaltungen und die Lokalräte werden die Flächen identifizieren, die aufgeforstet werden müssen, so dass die Freiwilligen an die Arbeit gehen können. Sie bekommen dafür ein Green Endorsement“-Diplom, das von mehr als 30 berühmten Unternehmen anerkannt wird. Liana Buzea dazu:



    Wir haben im Jahre 2011angefangen. Es war das Internationale Jahr der Wälder und das Europäische Jahr des Volontariats. Deshalb haben wir im ganzen Land eine Aufforstungsinitiative lanciert, die wir später »Plantăm fapte bune in România« nannten. Wir waren in mehr als 21 Landkreisen aktiv und haben 180 Ha aufgeforstet. Mehr als 27 Tausend Freiwillige haben im Frühjahr oder Herbst 600 Tausend Bäumchen gepflanzt. Wir helfen besonders im Sommer, wenn wir Unkraut jäten und mit dem Spaten den Boden um die Bäume lockern.“




    Wer an den Pflanzaktionen teilnehmen will, kann sich auf der Internetseite www.plantamfaptebune.ro einschreiben.

  • Nachrichten 05.07.2016

    Nachrichten 05.07.2016

    BUKAREST: Ministerpräsident Cioloş hat seine Regierung auf vier Posten umgebildet. Die ausgeschiedenen Minister sind Transportminister Dan Costescu, Bildungsminister Adrian Curaj, der beigeordnete Minister für die Rumänen im Ausland, Dan Stoenescu, sowie Kommunikationsminister Marius Bostan. Neuer Transportminister soll der ehemalige Direktor von Renault Rumänien, Sorin Buşe, werden. Der Rektor der Universität Bukarest, Marius Dumitru, würde das Bildungsressort übernehmen, die rumänische Botschafterin in Kanada, Maria Ligor, soll die Stelle des beigeordneten Ministers besetzen und Dragoş Tudorache, der Kanzleichef des Ministerpräsidenten, könnte interimistisch das Amt des Kommunikationsministers leiten. Nach einer Einarbeitungsphase würde die Regierung eine neue Etappe beginnen, in der Ergebnisse geliefert werden müssten, so der Regierungschef. Er habe den Präsidenten Iohannis über die Änderungen in der Exekutive bereits informiert, so Cioloş. Das ist die seit Amtsantritt im November 2015 bedeutendste Regierungsumbildung.



    BUKAREST: Seit Dienstag steht in Rumänien die Strategie über ein tragfähiges Wirtschaftswachstum zur Debatte. Ministerpräsident Dacian Cioloş sagte, die Regierung werde der Zivilgesellschaft, dem akademischen Umfeld und den politischen Parteien die Unterlagen zur Verfügung stellen, die sie bis dato erarbeitet habe. Auf die Startveranstaltung des Projekts soll eine Reihe öffentlicher Beratungsrunden zur Verbesserung der Erstfassung des Dokuments und zur Erfüllung des Ziels eines tragfähigen Wirtschaftswachstums folgen. Anlässlich der Einführung der neuen Regierungsstrategie forderte Präsident Klaus Iohannis von der Regierung, dass die Entwicklungsstrategie sich nicht nur mit der Wirtschaftsdimension befasse sondern auch mit den Prioritäten Rumäniens im aktuellen europäischen Kontext. Der Präsident sagte außerdem, dass Rumänien die Übergangszeit, den EU-Beitrittsprozess und die Wirtschaftskrise erfolgreich überwunden habe.



    ROM: Verteidigungsminister Mihnea Motoc hat sich am Dienstag zu Gesprächen mit seiner italienischen Amtskollegin Roberta Pinotti in Rom getroffen. Die beiden Seiten betonten die Notwendigkeit einer gefestigten Zusammenarbeit der zwei Länder im Verteidigungsbereich. Das soll im Rahmen der sogenannten Konsolidierten Strategischen Partnerschaft zwischen Rumänien und Italien erreicht werden. Ferner sprachen die beiden Minister über die Stärkung der Ostflanke der NATO und die wichtigen Themen auf der Agenda des Gipfels in Warschau am Wochenende. Am Abend zuvor war Rumäniens Verteidigungsminister in Brüssel mit dem General Curtis Scaparrotti, dem Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Europa, zusammengekommen. Bei dem Gespräch ging es um die aktuellen Entwicklungen die regionale und internationale Sicherheit betreffend.



    SPORT: Tennisprofi Simona Halep hat den Einzug ins Halbfinale von Wimbledon verpasst. Die Weltranglistenfünfte unterlag im Viertelfinale der um einen Rang besser platzierten Deutschen Angelique Kerber. Die aktuelle Australian Open-Gewinnerin setzte sich in zwei knappen Sätzen mit 7:5 und 7:6 durch. Halep hatte sich im Achtelfinale noch gegen die US-Amerikanerin Madison Keys durchgesetzt. Für sie bleibt die Halbfinal-Teilnahme von 2014 die beste Leistung in Wimbledon. Halep-Bezwingerin Kerber trifft im Halbfinale auf die 36-jährige Venus Williams.