Category: Blickpunkt Kultur

  • Theater während der Pandemie: Online-Veranstaltungen und Aufführungen im Freien

    Theater während der Pandemie: Online-Veranstaltungen und Aufführungen im Freien

    Es ist wichtig, Unterstützung in der Kultur zu finden, besonders weil die Künstler sich mobilisiert und geeignete Formen entdeckt haben, um ihrem Publikum nah zu bleiben. Vor allem freie Theater, aber auch Staatstheater haben den Mut gehabt, auf neue Lösungen zurückzugreifen. Online-Kommunikationsformen, Online-Shows, Theater-Film-Performances, die ursprünglich auf die Bühne zugeschnitten waren, sind bei Ausbruch der Krise online gegangen“, sagt die Theaterkritikerin Oana Cristea Grigorescu.



    Die rumänische Theaterlandschaft bot im Jahr 2020 eine Bestätigung dieser Aussage. Wenn wir uns dem klassischen chronologischen Kriterium zuwenden, ist der erste Punkt das Internationale Theaterfestival in Sibiu (Hermannstadt) — kurz FITS 2020 #online. Die 27. Festspiele waren das erste gro‎ße Festival der darstellenden Künste in Mittel- und Osteuropa, das ausschlie‎ßlich online stattfand, und zwar vom 12. bis 21. Juni 2020. Unter dem Logo Die Kraft, zu glauben“ empfing die Ausgabe Zuschauer aus aller Ecken der Welt in einer virtuellen Umgebung. Über 14.400 Minuten Theater, Tanz, Musik, Zirkus, Konferenzen, Debatten, Lesevorführungen und Kindershows wurden während der 10 Tage des Festivals kostenlos auf der offiziellen Website www.sibfest.ro, auf der Facebook-Seite und dem YouTube-Kanal übertragen. Der Schauspieler und Festivalintendant Constantin Chiriac betonte, wie bei jeder Pressekonferenz, die dem Festival in Hermannstadt vorausgeht, die Bemühungen des Teams, die Professionalität und Wirksamkeit, die es unter Beweis gestellt hat, indem es sich in nur zwei Wochen von der klassischen Variante auf die Online-Variante umstellte.



    Am 23. Dezember startete zudem das Nationaltheater Radu Stanca“ in Sibiu das Abo-Programm, das ab 2021 Online-Produktionen möglich macht. 30 Aufführungen — davon 22 Premieren, aufgezeichnet in HD-Ton- und Bildqualität, sind in diesem Jahr auf www.scena-digitala.ro zu sehen.



    Im Sommer 2020 fand auch das Theaterprojekt Cultura’n Șură“ (Kultur in der Scheune“) statt, das den Dorfbewohnern das Theater näherbringt. Es ist eine Investition in die Zukunft des Dorfes“, sagt das Team, acht Jahre nachdem das Abenteuer begann. Dem Regisseur Victor Olăhuț, der Schauspielerin Florentina Năstase und dem Dramatiker Flavius Lucăcel gelang es, auch andere Enthusiasten zu gewinnen. So schlossen sich dem Projekt zahlreiche Schauspieler, bildende Künstler und Partner an, die die finanzielle Unterstützung sichern. Wie das Projekt 2020 verlaufen ist, erklärt der Initiator Victor Olăhuț:



    Wir mussten eine feste Anzahl von Plätzen haben und sicherstellen, dass der notwendige Abstand eingehalten wird. Wir konnten also nicht das ganze Dorf ins Theater einladen, wenn das möglich gewesen wäre, wäre das Erlebnis genauso gro‎ßartig wie in den Vorjahren gewesen. Wir genossen die Begegnung mit dem Publikum und das Publikum genoss das Qualitätstheater. Was die Bedingungen angeht, unter denen kulturelle Veranstaltungen im Jahr 2020 organisiert wurden, sind wir sehr zufrieden. Von März bis Mai konnten wir [aufgrund des Lockdowns] nichts machen, aber als wir anfingen, lief alles auf Hochtouren. Wir haben auch eine Premiere verzeichnet: Wir haben einen Film mit einer multiethnischen Gruppe von Kindern aus der Gemeinde Someș-Odorhei (Kreis Sălaj) gedreht. Die Kinder haben zwei Monate lang an Schauspielworkshops teilgenommen, sie sind wunderbar, und der Titel des Films ist sehr aussagekräftig: »Pandelia«. Parallel dazu haben wir es geschafft, die Show »Experiment« in 12 Dörfer zu bringen. Mit fast 100 Aufführungen in ländlichen Gebieten ist es klar, dass die Menschen schätzen, was wir tun. Sonst hätten wir wahrscheinlich aufgegeben.“




    In der zweiten Hälfte des letzten Jahres wurden zwei weitere Theaterveranstaltungen organisiert. Die seit dem Frühjahr wegen der Pandemie verschobene UNITER-Gala fand in Craiova unter freiem Himmel im Sommertheater im Nicolae Romanescu“-Park statt. Das andere gro‎ße Ereignis war das Nationale Theaterfestival in Bukarest, das nun in seiner 30. Ausgabe zum ersten Mal online stattfand. Auf diese gro‎ßen Theaterereignisse des Jahres 2020 werden wir bald in einer Ausgabe der Rubrik Kulturchronik“ zurückkommen.

  • Kinojahr 2020: Filmbranche angeschlagen, neue Filme dennoch erfolgreich

    Kinojahr 2020: Filmbranche angeschlagen, neue Filme dennoch erfolgreich

    In einem Jahr, in dem die Filmindustrie sehr stark von der Pandemie betroffen war, feierte das rumänische Kino einen neuen Erfolg. Colectiv“ von Alexander Nanau, Acasă, My Home“ von Radu Ciorniciuc, Tipografic Majuscul“ des Regisseurs Radu Jude haben im vergangenen Jahr den rumänischen Dokumentarfilm in die Aufmerksamkeit internationaler Filmfestivals gebracht. Die Dokumentation Colectiv“ von Alexander Nanau, die von der Europäischen Filmakademie als bester Dokumentarfilm preisgekrönt wurde, ist auch Rumäniens Vorschlag für die Oscar-Nominierung in der Sektion Bester internationaler Spielfilm 2021“. Es ist das erste Mal, dass Rumäniens Vorschlag im Rennen um die Preise der Amerikanischen Filmakademie eine Dokumentarfilm ist.



    Der Film von Alexander Nanau feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig und war der erste rumänische Dokumentarfilm, der bei dem renommierten italienischen Festival ausgewählt wurde. Colectiv“ war auch in der offiziellen Auswahl des Sundance Filmfestivals 2020. Darin beobachtet der Regisseur, wie Investigativreporter in Bukarest die Folgen des Brandes im Nachtclub Colectiv untersuchen, bei dem 65 Menschen ihr Leben verloren haben. Hintergrund war die verbreitete Korruption im Gesundheitssystem. Die Zeitschrift Rolling Stone“ hat die Dokumentation unter der Regie von Alexander Nanau zum besten Dokumentarfilm des Jahres 2020 gekürt.



    Die jungen Filmemacher Andrei Tarara und Alina Manolache standen ebenfalls im vergangenen Jahr mit ihren jüngsten Produktionen im Rampenlicht. Kinder, die am Strand verloren gehen“ (2020) wurde erstmals auf dem Filmfestival Astra in Sibiu (Hermannstadt) präsentiert und im Programm des renommierten Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Amsterdam ausgewählt. Das Spielfilmdebüt der Regisseurin Alina Manolache zeichnet ein Porträt der Generation der 30-Jährigen, die unmittelbar nach der Revolution geboren wurde. Der Dokumentarfilm von Andrei Tarara Wir gegen uns“ wurde in der Wettbewerbssektion Between the Seas“ des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Jihlava in Tschechien zum ersten Mal gezeigt.



    Ein weiterer sehenswerter Dokumentarfilm, der aber ein zu kurzes Leben in den Kinos hatte, ist Profu’“ von Alex Brendea. Der Film gewann den Preis für den besten Dokumentarfilm in Mittel- und Osteuropa in der Sektion Between the Seas“ des Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Jihlava 2019 und den Preis für den besten Film beim Filmfestival Astra 2019.



    Wir können diese Retrospektive nicht abschlie‎ßen, ohne die Dokumentarfilme zu erwähnen, die auf dem Filmfestival Astra im mittelrumänischen Sibiu (Hermannstadt) ausgezeichnet wurden. Der Preis für den besten Film in der Sektion Wettbewerb ging an die schwedische Produktion aus dem Jahr 2019 Josefin & Florin“. In der gleichen Kategorie ging der Sonderpreis an die österreichische Produktion aus dem Jahr 2020 Bitte warten“ (in der Regie von Pavel Cuzuioc). Der Preis für die beste Regie ging an Adrian Pîrvu und Helena Maksyom für den Streifen Alles wird nicht gut sein“, eine rumänisch-ukrainische Koproduktion aus dem Jahr 2020, und Andrei Dăscălescu gewann den Preis des Publikums für den Film Vater unser“.

  • Schauspieler Conrad Mericoffer auf mehreren Festivals ausgezeichnet

    Schauspieler Conrad Mericoffer auf mehreren Festivals ausgezeichnet

    In Gijón erhielt der Schauspieler den Preis für den besten Darsteller in der offiziellen Sektion Retueyos. Als bester Darsteller wurde Conrad Mericoffer auch in Turin preisgekrönt. Das Filmdebüt des Regisseurs Eugen Jebeleanu, Câmp de Maci“ / Mohnfeld“, hat seine Premiere beim 24. Filmfestival in Tallinn gefeiert. Der Film erzählt einen Tag im Leben von Cristi (Conrad Mericoffer), einem jungen Gendarmen aus Bukarest. Während eines kurzen Besuchs von Hadi (Radouan Leflahi), dem Mann, mit dem er eine Fernbeziehung führt, nehmen Cristi und seine Kollegen an einem Einsatz in einem Kino im Zentrum teil, wo eine Reihe von Demonstranten die Vorführung eines LGBTQ-Films sabotieren. Wir haben mit dem Schauspieler Conrad Mericoffer über seine jüngsten Auszeichnungen und die Herausforderung gesprochen, die ihm der Film Mohnfeld“ brachte, seine erste Hauptrolle in einem Spielfilm.



    Auf der einen Seite ist es ermutigend, solche Auszeichnungen zu bekommen, auf der anderen Seite denkt man, dass die Leute, die einem in Zukunft Rollen anbieten werden, hohe Erwartungen haben. Und ich muss zugeben, dass ich in dieser Hinsicht ein bisschen Angst habe, ich habe Angst, zu hohe Erwartungen zu wecken, ich hoffe, wir enttäuschen das rumänische Publikum nicht, ich habe den Film zum ersten Mal bei den Tallinn Black Nights Filmfestspielen gesehen und ich kann sagen, dass er mir gefallen hat, und ich bin ein anspruchsvoller Zuschauer, vielleicht der anspruchsvollste. Der Film ist von einer realen Begebenheit inspiriert und diese Realität hat sich mehr als einmal manifestiert, das erste Mal passierte es vor drei Jahren, im Museum des rumänischen Bauern, als ein Film mit LGBTQ-Thematik gezeigt wurde. Kann sein, dass es auch bei der Vorführung dieses Films in Bukarest wieder zu Störungen vorkommt. Ich bin auf Einladung des Regisseurs Eugen Jebeleanu in einer ziemlich dunklen Phase meiner Existenz in dieses Projekt eingestiegen. Ich wollte die Schauspielerei aufgeben und mich Sachen zuwenden, die nichts mit dem künstlerischen Bereich zu tun haben, diese Rolle kam also wie ein Rettungsanker. Ich muss zugeben, dass ich sehr ängstlich war, weil ich nicht wusste, ob ich dem Druck einer Hauptrolle, vor allem in einem Spielfilm, gewachsen bin. Aber ich hatte das Glück, mit einem wunderbaren Team zu arbeiten, angeführt von der Filmproduzentin Velvet Moraru, die nicht nur mit den Schauspielern, sondern mit allen Leuten am Set sehr nett umging. Ich habe etwa vier Monate vor Beginn des Films viel geprobt, und das hat mir geholfen, beim Drehen viel entspannter zu sein. Und bei der Rollendokumentation hat mir ein Gendarm sehr geholfen, ein au‎ßergewöhnlicher Mann, der zu den Proben kam und uns viel über seinen Job erzählte.“




    Für das Bild der Produktion Mohnfeld“ ist Marius Panduru verantwortlich, für den Schnitt — Cătălin Cristuţiu, für den Ton — Alex Dragomir und für das Szenenbild und die Kostüme — Velica Panduru. Mohnfeld“ wird von Motion Picture Management und Cutare Film, mit der Unterstützung des Nationalen Filmzentrums produziert. Das Projekt wird von der Europäischen Union durch das Programm Creative Europe — Media 2017 kofinanziert und wurde im Programm Connecting Cottbus — Work in Progress 2019 ausgewählt. Conrad Mericoffer hat als Theaterdarsteller mit Regisseuren wie Radu Afrim, Andrei Şerban, Erwin Şimşensohn und Catinca Drăgănescu zusammengearbeitet. Die erste Zusammenarbeit mit Eugen Jebeleanu fand 2012 statt, für die Aufführungen Kleine Fiktionen aus Rumänien“ und Dontcrybaby“. Zusätzlich zu seiner schauspielerischen Erfahrung führte Conrad Mericoffer bei drei Kurzfilmen Regie: Casting Call“ (2014), Eine fast wahre Geschichte“ (2015) und Wenn es schneit“ (2017).

  • Das Getränk der Götter: die Geschichte des Kaffeemeisters Gheorghe Florescu

    Das Getränk der Götter: die Geschichte des Kaffeemeisters Gheorghe Florescu

    Tee wärmt das Herz, Kaffee wärmt die Seele“ — der Spruch passt auch zu Gheorghe Florescu, der sich als Cafegiul Florescu“, also Kaffeemeister Florescu, vorstellt. In dessen Laden am Rosetti-Platz, einem Wahrzeichen der Bukarester Belle Époque, herrschen ein bezaubernder Kaffeegeruch und stets gute Laune. Den Beruf erlernte Gheorghe Florescu von einem armenischen Kaffeehändler; viele Armenier seien nach dem Völkermord im Osmanischen Reich als Kaffeehändler in etliche Länder Europas geflohen, darunter auch nach Rumänien, erzählt er.



    Unsere Tradition geht auf das Jahr 1530 zurück, auf die Geschichte des Armeniers Avedis Carabelian, der in Damaskus, Syrien, lebte und in einem Dorf am Fu‎ße des Berges Ararat geboren wurde. Er war der erste Kaffeehändler, der einen Laden für das einfache Volk eröffnete. An der Macht war damals Suleiman der Prächtige, der vom Schwarzen Eunuchen Mahmud Bey erfuhr, dass Carabelaian den besten Kaffee verkauft. So wurde er zum offiziellen Kaffeelieferanten des osmanischen Herrschers. Deswegen berufen wir uns auf die armenische Tradition aus dem Jahr 1530. Mein Meister hie‎ß auch Avedis Carabelaian, er wurde im selben Dorf am Fu‎ße des Ararat-Berges geboren. Der letzte osmanische Sultan besorgte sich seinen Kaffee vom Onkel meines Meisters. Nach dem Völkermord gegen das armenische Volk blieben aus der 22-köpfigen Carabelaian-Familie allein zwei Menschen am Leben — mein Meister und sein Vater. Seine Mutter, seine Verlobte und andere Familienmitglieder wurden alle getötet. Die Überlebenden aus der Carabelaian-Familie sind 1915 nach Rumänien geflohen und haben den ersten Kaffeeladen in einem alten Viertel Bukarests eröffnet, dann folgten weitere zwei, in der Crețulescu-Passage und an der Siegesstra‎ße.“



    Gheorghe Florescu war im Laden der Carabelians Lehrling; später, im Jahr 1971, übernahm er das Geschäft. Am 1. März 2021 feiert er 50 Jahre als Kaffeemeister. Er erinnert sich, dass er schon mit 8 Jahren in den Kaffeeläden der Armenier und Juden in Bukarest zu arbeiten begann. Dafür kriegte er nur wenig Geld — und Kaffee. Sein Vater war politischer Gefangener, die Mutter musste alleine 4 Kinder gro‎ßziehen. Ob Arabica oder Robusta, heute verbirgt sich hinter Kaffee kein Geheimnis mehr für ihn, und er erzählt ganz stolz, dass in seinen Bukarester Läden die besten 20 von den Spitzenkaffeesorten der Welt zu finden sind.



    In der ganzen Welt trinkt man 5 Milliarden Kaffeetassen am Tag, zumindest war das so vor der Pandemie. Von einhundert Kilo Kaffee, das weltweit produziert wird, sind 70% Arabica und 30% Robusta. Arabica ist ein edler, ausgewählter Kaffee, wie ich ihn zu nennen mag: Gottes Kaffee. Arabica ist nicht zu stark, nicht zu mild, hat sein eigenes Aroma. Wegen der globalen Erwärmung wird jetzt ausgewählter Kaffee immer höher angebaut. In Kenia zum Beispiel, in der Nähe des Victoria-Wasserfalls, und in Jamaika sowie auf der Südatlantikinsel St. Helena wird hochwertiger Kaffee angebaut. Nur 10% von der Arabica-Sorte werden als hochwertig vermarktet und nur 2% davon kann man wirklich als ausgewählten Spitzenkaffee bezeichnen.“



    Geysha Esmeralda Panama, St. Helena, Hawai Kona Extra, Kopi Luak, eine Sorte, die ursprünglich aus halb verdauten Kaffeebohnen in Exkrementen von in freier Wildbahn lebenden Fleckenmusangs hergestellt wurde, diese sind laut Gheorghe Florescu die besten Kaffeesorten der Welt. Wie soll aber der beste Kaffee zubereitet werden? Gheorghe Florescu erzählt, wie er seinen Kaffee mag:



    Erstens soll der Kaffee von bester Qualität sein. Dann koche ich meinen Kaffee immer im Ibrik, dem Kaffeekessel aus Kupfer, und auf kleiner Flamme, mittlere Röstung. Auf zweiter Stelle nach dem im Ibrik gekochten Kaffee steht, meiner Meinung nach, der Espresso, was den Geschmack und das Aroma angeht. Aber Vorsicht, der Kaffee, den man im Ibrik kocht, muss wirklich gut sein, denn im Ibrik entfaltet er seinen vollen Geschmack. Ich liebe Arabica, den Kaffee Gottes, den Robusta nenne ich den Kaffee des Teufels. Robusta ist wild, hat kein Aroma und riecht nach Sumpf.“



    In einem YouTube-Film, unter der Suchanfrage Cafea la ibric zu finden, erklärt der Kaffeemeister, wie man den besten Ibrik-Kaffee kocht. In den Küchen aller Schlösser im Tal der Loire gebe es nur Kupfergefä‎ße, die bestens dafür geeignet seien, um Kaffee gleichförmig zu kochen, erläutert er. Wenn die Robusta-Kaffeesorten nach Nüssen, Vanille, Kakao oder Whisky schmecken, sei das meistens darauf zurückzuführen, dass die gro‎ßen Kaffeehersteller der Welt auf Chemie zurückgreifen, um dem Kaffee verschiedene Geschmacksnoten zu verleihen, sagt Florescu.



    2018 hat er seine Ehefrau verloren. Nach 54 Jahren Ehe hat der Kaffeemeister in Gedenken an seine Lebensgefährtin ihr eine Kaffeesorte gewidmet:



    Ich wollte meiner Frau seit langem eine besondere Kaffeesorte widmen; nach ihrem Tod habe ich zusammen mit meiner älteren Tochter für sie eine Marke eintragen lassen, die den Namen »Lucky Mommy« trägt. Was ich mir mit diesem Kaffee wünsche, ist, dass er direkt in die Seele der Damen geht, die älter als 60 Jahre sind — er soll der Gesundheit überhaupt nicht schaden, sondern einfach nur für ihre gute Laune sorgen.“



    Neuerdings möchte der Kaffeemeister eine Melange aus zwei oder drei organischen Kaffeesorten herstellen, die er zu einem günstigen Preis verkaufen will, den sich jeder leisten kann.



    Audiobeitrag hören:



  • „Berliner“: rumänischer Spielfilm in Moskau preisgekrönt

    „Berliner“: rumänischer Spielfilm in Moskau preisgekrönt

    Der Spielfilm Berliner“ des Regisseurs Marian Crişan hat auf dem 42. Internationalen Filmfestival in Moskau den Preis Keen Eye“ erhalten. Berliner“ ist der vierte Spielfilm des Regisseurs Marian Crişan nach Morgen“, Rocker“ und Horizont“. Die Produktion erzählt die Geschichte eines Politikers namens Mocanu, der inmitten des Wahlkampfs für einen Sitz im Europaparlament wegen einer Unwetterwarnung aus der Kleinstadt Salonta nicht mehr ausreisen kann und dort bei einem Einheimischen, Traktorfahrer von Beruf, übernachtet. Der Regisseur Marian Crişan konnte unter den aktuellen Umständen an der Gala in Moskau nicht teilnehmen. Der Filmemacher sagte über die Auszeichnung:



    Das Festival sollte im Monat April stattfinden. Mit der Vorführung in Moskau feierte der Streifen seine internationale Premiere, wir wollten natürlich dabei sein, aber wir haben uns trotzdem entschieden, nicht nach Moskau zu reisen. Wir haben stattdessen an einer Online-Pressekonferenz teilgenommen, wobei die Kommunikation schwierig verlief, es gab einen Dolmetscher und einen Moderator, es wäre viel besser auf einer normalen Pressekonferenz gewesen, aber zum Glück hatte ich die Darsteller Ion Sapdaru und Ovidiu Crişan dabei, denn Ion Sapdaru spricht flie‎ßend Russisch, weil er in Moskau studiert hat.“




    Der Film basiert auf dem Roman Ich bin ein Berliner“ von Gabriel Andronache. Am Anfang ging es um eine Adaption, sagt der Regisseur, dann hätten sich der Romanautor und der Regisseur anders entschieden:



    Nach Gesprächen mit dem Autor Gabriel Andronache haben wir beschlossen, eine Geschichte zu schreiben, die sich nur teilweise aus dem Roman inspiriert. Der Roman handelt auch von einem Wahlkampf in einer Kleinstadt Rumäniens und das fand ich sehr interessant, wie ein Wahlkampf in einer Kleinstadt oder auf dem Dorf, also in einem Ort stattfindet, für die Politiker gewöhnlich kaum Interesse aufbringen. Das war der Ausgangspunkt des Drehbuchs, selbst wenn der Roman hauptsächlich von einem anderen Thema handelt. Wir haben uns vorgestellt, dass die Kleinstadt im Film meine Heimatstadt Salonta ist, dort haben wir auch den Film »Morgen« gedreht, über diesen Ort schreibe ich sehr einfach, weil er mich inspiriert. Aus dem Dialog ergibt sich eine Sprach- und eine Situationskomik, denn dazu führt das Treffen zwischen zwei Figuren, die aus zwei verschiedenen Welten stammen: Zum einen gibt es den Politiker, der aus der nordostrumänischen Region Moldau stammt und ins Europäische Parlament gewählt werden möchte, zum anderen einen Traktorfahrer aus einer kleinen Stadt in Siebenbürgen. »Berliner« handelt auch von Rumäniens Kleinstädten, besser gesagt von den einfachen Bürgern mit einfachen Leben, die jedes vierte oder fünfte Jahr zu den Urnen gerufen, im Wahlkampf manipuliert und dann vergessen werden.“



    Im Film sind die Darsteller Ion Sapdaru, Ovidiu Crişan, Maria Junghietu, Sorin Cociş, Ion Ruşcuţ, George Dometi, Petre Ghimbaşan, Eugen Ţugulea und Ioana Chiţu zu sehen.

  • 30. Nationales Theaterfestival findet online statt

    30. Nationales Theaterfestival findet online statt

    Das 30. Nationale Theaterfestival kann online auf der Webseite fnt.ro verfolgt werden. Mit der diesjährigen Ausgabe versuchen die Organisatoren, einen Dialog zwischen der Ästhetik der Schöpfer von gestern und der aktuellen künstlerischen Suche zu schaffen. Die Festspiele haben am Sonntag, den 22. November begonnen und gehen am 29. November 2020 zu Ende. Das Festival beruht dieses Jahr auf zwei Säulen: FNT 30 und FNT Anders. 30 ist eine runde, harmonische Zahl. 30 Jahre ist für viele das Alter der Reife. Wären die Zeiten anders gewesen…“, sagt, mit einem leichten Lächeln im Gesicht, Maria Zărnescu, eine der Organisatoren. Die Professorin und Direktorin der Abteilung für Theaterstudien bei der Bukarester Theater- und Filmfakultät sagt, online zu gehen, war dieses Jahr die einzige Möglichkeit für die Organisatoren der traditionsreichen Festspiele:



    Es war eine lange Zeit, in der wir uns an das, was wir uns für dieses Festival erhofft hatten, anpassen mussten. Dieses Jahr feiern wir das 30. Jubiläum. Ich dachte, diese Jubiläumsausgabe würde Ende Oktober oder November auf der Bühne stattfinden. Sollte Bukarest diesen Herbst sonnig oder verschneit sein, spielte das keine Rolle, denn wir wären zusammen ins Theater gegangen. Dann kam die Idee eines gemischten Festivals, aber das scheiterte auch. Die Neuanpassungen kamen eine nach der anderen, sehr schnell. Wir haben das Programm in drei Etappen gegliedert; es handelt sich natürlich um virtuelle Bühnen. Eine davon ist die Online-Bühne, die Aufführungen können auf der Website fnt. ro verfolgt werden und alles ist kostenlos. Eine andere Bühne ist die des rumänischen Fernsehens TVR 3. Die Aufführungen werden auch bei Radio Rumänien, einem anderen traditionellen Partner des Festivals, live übertragen. Die Festspiele sind in verschiedene Sektionen gegliedert: Eine davon wird den bahnbrechenden Aufführungen der letzten 30 Jahre gewidmet.“




    Es gibt insgesamt neun Sektionen, die das Publikum bis zum 29. November entdecken kann. Maria Zărnescu kommt erneut zu Wort mit Eizelheiten:



    Jede Aufführung kann 48 Stunden online angesehen werden. Die Plattform ist natürlich voll, weil wir die 30 Jahre seit Beginn des Festivals wieder aufleben lassen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die Sektion »Die Kunst des gro‎ßen Darstellers« erwähnen. Sie konzentriert sich auf Schauspieler, die dem rumänischen Publikum gut bekannt sind.“

  • Filmfestival „Animest“ fand online statt

    Filmfestival „Animest“ fand online statt

    Auf der Streaming-Plattform des Festivals zeigte Animest, ein traditionsreiches Festival, das dieses Jahr zum 15. Mal stattfand, 55 Produktionen, darunter Oskar-Filme, Streifen, die weltweit einen gro‎ßen Erfolg feierten, sowie Meisterkurse bekannter Regisseure von Animationsfilmen. Die Organisatoren widmeten das 15. Festival Animest, das am 15. November zu Ende ging, dem 100. Jubiläum des ersten rumänischen Animationsfilms. Koorganisatorin der Festspiele Ligia Soare kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Im April 1920 wurde in Bukarest der erste Animationsfilm vorgeführt. Leider ist der Streifen im Archiv nicht mehr zu finden, was wir noch finden konnten, sind einige Zeichnungen, die wir aus diesem Anlass neuinterpretiert haben. Diese Bilder helfen uns zu verstehen, zusammen mit den Geschichten des Autors und den Eindrücken zeitgenössischer Filmemacher, wie der Streifen vom Publikum aufgenommen wurde, der dem Anfang der rumänischen Animation gleichkommt. Selbst wenn wir angesichts der Corona-Pandemie dieses Jahr online gehen mussten, war dieser Film für unser Punlikum zugänglich, und dieser Teil der Festspiele steht den Bukarestern auch beim Kultur-Hotspot Rezidența BRD Scena 9 in Form einer Ausstellung bereit. Dieses Event sollte unter jeden Umständen gefeiert werden, denn es handelt sich um 100 Jahre rumänischer Animation. Die Ausstellung kann bis zum 22. November, das hei‎ßt länger als die Dauer des Festivals, besichtigt werden. Die Besucher müssen sich vorher online anmelden, damit die geltenden Corona-Regeln strikt eingehalten werden können.“




    Die Jubiläumsfeier fing mit einer Diskussion an, an der die Filmkritikerin Dana Duma, Autorin des Bandes 100 Jahre rumänischer Animation“, und der Filmemacher Radu Igazsag, Regisseur der Dokumentation Eine kurze Geschichte“, teilnahmen. Über andere Höhepunkte der Festspiele sagte unsere Gesprächspartnerin Ligia Soare:



    Animest 15 hatte eine vielfältige Agenda, einige Events haben wir den niederländischen Animationsfilmen gewidmet, weil die Niederlande voriges Jahr 100 Jahre Animation feierten. Aus diesem Anllass haben wir mit Hilfe der niederländischen Botschaft in Bukarest unserem Publikum einen Überblick auf die besten niederländischen Animationsfilme angeboten. Es handelt sich um 5 Abschnitte mit Kurzfilmen und einen Langfilm, ferner hatten zwei unserer Gäste und gleichzeitig Jurymitglieder auch ein Online-Treffen mit dem rumänischen Publikum. Auf dem Programm standen weitere Gespräche, die sich an ein breites Publikum richteten, so zum Beispiel das Treffen mit einer Vertreterin der Kunstakademie »Bezalel« in Israel, Tal Kantor. Die Bezalel-Akademie wurde 1906 gegründet, Tal Kantor hat bei unserem Festival über die Geschichte und die Projekte der Akademie gesprochen, die als eine der grö‎ßten Kunstschulen weltweit gilt. Die Akademie bildet unter anderen in den Studiengängen bildende Kunst, Fotografie, Industrie- und Schmuckdesign, Architektur, Keramik und Glas, Animation und Film aus.“




    Sondergast der Festspiele Animest 2020 war das österreische Festival Tricky Women“, das sich dem internationalen Animationsfilmschaffen von Frauen widmet. Auf dem Programm standen unter dem Titel Tricky Realities“ sieben neue Kurzfilme und eine Debatte mit österreichischen Animationsfilm-Regisseurinnen, die in Rumänien durch Live-Steaming exklusiv übertragen wurden.

  • Cannes-Filme in Drive-in-Kinos und online in Bukarest gezeigt

    Cannes-Filme in Drive-in-Kinos und online in Bukarest gezeigt

    Das 11. Filmfestival Les Films de Cannes à Bucarest“ hat dieses Jahr zwischen dem 23. Oktober und dem 1. November stattgefunden. Zehn Tage lang gab es im Freien Projektionen der neuesten Vorführungen von Cannes sowie anderen Outdoor-Festspielen der Welt. Der Eintritt sowie der Online-Zugang zu den gezeigten Filmen war frei. Der PR-Zuständige des Filmfestivals, Dan Lupu, sagte über die Herausforderung, die die Organisatoren in diesem Jahr in Kauf nehmen mussten:



    »Les Films de Cannes à Bucarest« begeistert jedes Jahr das zahlreiche Publikum, das die neuesten Titel von Cannes und anderen Filmfestspielen der Welt erwartet. Als wir dieses Jahr schon in den Startlöchern standen, wurden die Kinos [aufgrund der Pandemie] erneut geschlossen, also mussten wir das Ganze sehr schnell umorganisieren. Wir sahen uns gezwungen, diesen Kompromiss einzugehen, auch wenn wir die Zuschauer natürlich im Kino empfangen wollten, das bleibt der ideale Raum für eine Filmvorführung. Aber das sind nun mal die Zeiten, die wir gerade erleben, und wir versuchen, die Zuschauer nicht zu enttäuschen. Die Drive-in-Vorführungen gibt es schon seit einiger Zeit in Rumänien. In den USA sind Drive-in-Kinos höchst beliebt, dort gibt es sie bekanntlich seit den Sechzigern. In Rumänien gibt es das Drive-in-Kino erst seit einigen Jahren, und ich glaube, dass jeder Filmbegeisterte diese Erfahrung zumindest einmal machen soll. Beim Drive-in in Snagov, in der Nähe des gleichnamigen Sees, werden die Filme auf einem hochqualitativen Bildschirm von 120 Quadratmetern gezeigt.“




    Neben den Produktionen, die bei Cannes und anderen Festivals gezeigt werden, stehen jeden Herbst bei den Festspielen, die 2010 vom Regisseur Cristian Mungiu ins Leben gerufen wurden, auch rumänische Produktionen in der Sondersektion Die Herbst-Voraufführungen“ auf dem Programm. Dan Lupu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Dieses Jahr hat das Filmfestival in Cannes nicht stattgefunden, es gab nur eine Auswahl von Produktionen, die diese Marke getragen hat, und wir präsentieren unsererseits Produktionen aus dieser Auswahl. Auf dem Programm standen aber auch Filme von anderen wichtigen Festivals, ein Beispiel wäre die Produktion von Cristi Puiu, »Malmkrog«, die den Preis für die beste Regie auf der Berlinale in der Sektion »Encounters« erhielt. Wir hatten etwas für jeden Geschmack, von Autorenfilmen bis zu Komödien. Wenn man Komödie sagt, denkt man meistens an einen kommerziellen Film, aber das stimmt überhaupt nicht. Bei »Filmes des Cannes à Bucarest« gab es auch zwei Streifen, die den Beweis liefern, dass man auch bei einem Kunstfilm lachen kann. Ein gutes Beispiel wäre »Mandibules« (»Die Unterkiefer«) des Regisseurs Quentin Dupieux, eine Komödie mit zwei Männern, die eine riesengro‎ße Fliege im Kofferraum ihres Autos finden und versuchen, eine Möglichkeit zu finden, um Geld daraus zu machen. Eine andere Komödie, die ich empfehle, ist »Le Discours« (»Die Rede«), des Regisseurs Laurent Tirard. Es handelt sich um einen 35-jährigen Mann, der gegen seinen Willen an einem Familien-Abendessen teilnehmen muss und auch in die Situation gelangt, eine Rede bei der Hochzeit seiner Schwester zu halten. Die Situationskomik und die Sprachkomik sind natürlich sehr reizvoll. Neben Komödien gab es auch die neueste Produktion von Naomi Kawase, unser Sondergast dieses Jahr.“




    Mia îşi ratează răzbunarea“ (Mia scheitert bei ihrer Rache“) von Bogdan Theodor Olteanu, Tatăl nostru“ (Vaterunser“), die neueste Dokumentation von Andrei Dăscălescu, Simple Women“ (Einfache Frauen“) von Chiara Malta, Otto Barbarul“ (Otto der Barbar“) der Regisseurin Ruxandra Ghiţescu, Noi împotriva noastră“ (Wir gegen uns“) des Regisseurs Andrei Tarara, Copii pierduţi pe plajă“ (Kinder, die am Strand verloren wurden“) der Filmemacherin Alina Manolache sind die rumänischen Produktionen, die beim Filmfestival Les Films de Cannes à Bucarest“ gezeigt wurden.

  • Dokumentarfilm über Vaterschaft gewinnt Preispublikum beim Festival in Hermannstadt

    Dokumentarfilm über Vaterschaft gewinnt Preispublikum beim Festival in Hermannstadt

    des Publikums auf dem Filmfestival Astra erhalten, das zwischen dem 4. und dem 13. September stattfand. Andrei Dăscălescu gab sein Debüt als Dokumentarfilmregisseur im Jahr 2008 mit der Produktion Constantin und Elena“, einem Film, der seine Gro‎ßeltern als Protagonisten hat und auf dem Internationalen Filmfestival IDFA in Amsterdam mit dem Preis First Appearance Award“ ausgezeichnet wurde. Beim Internationalen Filmfestival TIFF in Cluj (Klausenburg) erhielt die Produktion den Preis für die beste rumänische Dokumentation. Sein zweiter Dokumentarfilm, Der Planet Petrila“, erhielt den Gopo-Preis für die beste Dokumentation 2018. Der im Jahr 2016 produzierte Dokumentarfilm durchleuchtet die letzten Tage des Bergwerks Petrila im Schiltal, das endgültig geschlossen wurde.



    Seine jüngste Dokumentation Vater Unser“ wurde ebenfalls international preisgekrönt. Der Regisseur bezeichnet den Dokumentarfilm, der in Sarajevo den Preis des Publikums erhielt, als den persönlichsten. Die Dreharbeiten begannen, als er und seine Freundin Paula erfahren haben, dass sie Eltern werden. In den Mittelpunkt setzt der Regisseur nicht nur seinen eigenen Übergang zur Vaterschaft, sondern auch die eigene Beziehung zu seinem Vater, der Mönch wurde und in ein Kloster auf dem Berg Athos in Griechenland eintrat. Andrei Dăscălescu:



    Meinen Vater zu suchen und ihm Fragen zu stellen, war sehr schwer für mich. Die Kamera war wie ein Schild zwischen mir und meinem Vater, bei unseren Diskussionen habe ich hinter der Kamera ausgeglichen, mutig und vielleicht auch intelligenter gewirkt. Zudem glaube ich, dass die acht Monate, in denen ich mich selbst vorbereitete, Vater zu werden, leichter vergangen sind, weil ich für den Film die entsprechenden Schritte dokumentiert habe. Das Thema als die Suche nach dem eigenen Vater zu sehen, ist irgendwie in einem romantischen Licht betrachtet. Wir sind in Verbindung geblieben, wir haben miteinander telefoniert, aber der Film gab mir zum ersten Mal die Möglichkeit, ihn zu sehen, nachdem er die Entscheidung getroffen hat, dort als Mönch zu leben. Beide Besuche bei ihm sind im Film zu sehen, so wie es in der Wirklichkeit war. Beim zweiten Besuch war er offener, wir haben besser kommuniziert, wir haben zusammen einen Ausflug gemacht, die Sachen haben sich also in die gute Richtung entwickelt, was für den Film ganz gut war, ansonsten konnte die Figur des Vaters als die negative Figur wahrgenommen werden. So ist er aber eine Gestalt, die man langsam versteht.“




    Der Preis des Publikums trage für den Filmemacher eine gro‎ße Bedeutung, sagt Andrei Dăscălescu:



    Als ich das erklärte, dachte ich an andere Regisseure meiner Generation, die sagen, dass sie Filme für sich selbst und nicht für das Publikum machen. Ich stelle mir immer das Publikum vor und ich versuche mir jedes Mal vorzustellen, wie er das wahrnimmt, was mein Film zum Ausdruck bringt.“




    Wir haben den Regisseur zum Schluss gefragt, wie er die Erfahrung dieser Dokumentation zusammenfassen würde:



    Wenn ich den Film mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, so wäre es Hinnahme. Diese Entscheidung, meinen Vater wieder zu finden, ging eigentlich von dieser Absicht aus, ihm zahlreiche Fragen zu stellen, ihm sogar die schlechten Entscheidungen in seinem Leben vorzuwerfen. Im Laufe der Dreharbeiten konnte ich jedoch einsehen, dass er schlimmere Entscheidungen hätte treffen können und dass jeder Mensch das Recht auf seine eigenen Entscheidungen hat. Es ist eigentlich nicht so schlimm, wie ich all diese Jahre bis dahin dachte. Also, mit einem einzigen Wort wäre die Erfahrung dieses Dokumentarfilms die Akzeptanz.“

  • Astra Film Festival Open Air

    Astra Film Festival Open Air

    Die Veranstalter des Dokumentarfilmfestivals Astra haben dieses Jahr im Kontext der Coronavirus-Pandemie das Programm umorganisiert. Vom 4. bis 13. September fand der erste Teil des 27. Filmfestivals im Freien, unter Einhaltung der geltenden Gesundheitsschutzvorschriften statt. Für seinen zweiten Teil geht das Festival online, zwischen dem 16. und dem 25. Oktober. In einer Zeit der Unsicherheit ist eines sicher geblieben: das Astra-Filmfestival. Unsere Festspiele werden dieses Jahr das Treffen mit ihrem treuen Publikum auf gar keinem Fall verpassen. Ich lade Sie herzlich ein, an diesem Herbstanfang zusammen mit uns die Dokumentarfilme zu feiern und eine einzigartige Erfahrung zu erleben“ — so lautet die Einladung des Regisseurs und Intendanten des Festivals Dumitru Budrala für die Filmliebhaber. Adina Marin ist seit den ersten Ausgaben Mitglied des Festivalteams, sie kommt zu Wort mit Einzelheiten über die diesjährige Ausgabe:



    Für unser Filmfestival hat eine neue Epoche begonnen, auch andere Veranstaltungen sollten sich, meiner Ansicht nach, im aktuellen Kontext wiedererfinden. Wie haben dieses Abenteuer angefangen, Astra Film Open Air, ohne zu wissen, wie es sein wird, wir surfen auf den Wellen der Unsicherheit. Und weil ich gerade das Wort ‚Wellen‘ nutzte, möchte ich erwähnen, dass unsere Zuschauer sich die Produktionen, die das Festival eröffneten, in Booten sitzend anschauten. Die erste Sektion des Festivals trug die Überschrift »Mit dem Boot durch Windmühlen«, die Vorführungen organisierten wir beim Freilichtmuseum Astra in Sibiu (Hermannstadt), das den perfekten Hintergrund für jedes Event bietet. Das Wetter war auch an unserer Seite, die Stimmung war wunderbar und so ist aus einer Unsicherheit etwas Unvergessliches geworden. Andere Vorführungen fanden in der Altstadt von Sibiu statt und sie haben auch ein gro‎ßes Publikum angezogen. Das Ergebnis ist eine Mischung aus unserem Wunsch, in der Aufmerksamkeit des Publikums auch während dieser Gesundheitskrise zu bleiben, und dem Hunger des Publikums nach hochqualitativen Dokumentarfilmen. Diese Sonderausgabe hat ein breites Publikum angezogen und viele Freiwillige haben dafür gesorgt, dass die Corona-Regelungen eingehalten werden.“




    Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an Josefin & Florin“, eine schwedische Produktion aus dem Jahr 2019 von Ellen Fiske und Joanna Karlberg. Den Sonderpreis der Jury erhielt die österreichische Produktion Așteptați răspunsul operatorului“/Bitte warten“, eine Dokumentation des Regisseurs Pavel Cuzuioc, die in Rumänien, Bulgarien und der Republik Moldau spielt. Der Preis für die beste Regie ging an die rumänisch-ukrainische Koproduktion von Adrian Pîrvu und Helena Maksyom Totul nu va fi bine“/Alles wird nicht gut sein“ und der Filmemacher Andrei Dăscălescu erhielt für seine Dokumentation Tatăl nostru“/Vaterunser“ den Preis des Publikums.



    Die Gala fand auf der spektakulären Seebühne auf dem Gelände des Astra-Museums statt. Mitglieder der Jury waren Oana Giurgiu, Ştefan Dobroiu und Steve Rickinson. 400 Gesundheitsmitarbeiter haben sich nach der Gala an einer Sondervorführung des Films Transalpina, Drumul Regilor“/Transalpina, die Königsstra‎ße“ von Dumitru Budrala beteiligt. Die Organisatoren haben ihnen diese Veranstaltung als Zeichen der Anerkennung und der Dankbarkeit gegenüber den Pflege- und Rettungskräften in Corona-Zeiten gewidmet.

  • Festival bringt Schöpfungen von Künstlerinnen in den Vordergrund

    Festival bringt Schöpfungen von Künstlerinnen in den Vordergrund

    Diese Ausgabe erfüllt unseren Wunsch, den Schritt hin zu einem interdisziplinären Mikrofestival zu machen, in dessen Mittelpunkt die Schöpfung von Frauen steht, sei es im Film, in der Literatur oder in der bildenden Kunst“, sagt Elena Vlădăreanu, die Initiatorin der Veranstaltung.



    Die Produktionen Eintrittskarte zur Verzeihung“ von Alina Șerban, Kaimos“ von Sarra Tsorakidis, Forevers“ von Raya al Souliman, Ana kommt zurück“ von Ruxandra Ghiţescu und Eine Nacht in Tokoriki“ von Roxana Stroe haben das Festival eröffnet. Wir haben eine Auswahl fiktionaler Filme zusammengestellt, die vor allem die Vielfalt des von Frauen in Rumänien gemachten Kinos widerspiegelt. Eine Vielfalt, die sowohl in den Themen dieser Filme als auch in den Darstellungen weiblicher Charaktere zu finden ist, eine Vielfalt der Herkunft dieser Regisseurinnen, sowie eine Vielfalt der von diesen Regisseurinnen verwendeten Ausdrucksmittel“, sagt Flavia Dima, die Kuratorin des Programms.



    Die Kurzfilme von Roxana Stroe wurden bei zahlreichen internationalen Festivals preisgekrönt. Ihr Kurzfilm Eine Nacht in Tokoriki“ hatte 2016 seine Premiere auf der Berlinale gefeiert und erhielt in Berlin den gro‎ßen Preis Generation 14+“. Der Streifen von Roxana Stroe wurde für mehr als 100 Festivals ausgewählt und erhielt 25 internationale Preise. Die Regisseurin sagte über den Film, den sie während ihres Masterstudiums an der Film- und Theaterhochschule in Bukarest drehte:



    Ich glaube, es gibt bestimmte Geschichten, die zu dieser Kurzgeschichte passen, und die Geschichte von »Eine Nacht in Tokoriki« schien mir, dass sie in einem Kurzfilm erzählt werden konnte. So stellte ich mir den Film von Anfang an vor und ich sah ihn weder länger noch kürzer als das Endergebnis. Die Idee zu diesem Film kam mir, als ich gerade meinen Magisterabschluss machte, und ich war irgendwie nostalgisch, ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Während dieser Zeit hörte ich mir immer wieder die Filmmusik an, Songs, mit denen ich aufgewachsen bin. Dann wurde mir klar, dass die Handlung sich in einem Nachtclub abspielen sollte. Die Disco im Film gibt es nicht, ich habe in Bukarest in einem verlassenen Raum gefilmt, den ich mit dem Filmteam in der Woche vor Beginn der Dreharbeiten eingerichtet hatte, und wir versuchten tatsächlich, dort die Atmosphäre der 1990er Jahre wieder aufleben zu lassen. So entstand die Idee für den Film, ausgehend von der Musik.“




    Die syrisch-rumänische Filmregisseurin Raya Al Souliman lebt und arbeitet in Bukarest. Sie ist Autorin mehrerer Kurzfilme, die auf internationalen Filmfestivals ausgewählt wurden. Ihre Produktionen bewegen sich an der Grenze zwischen Realität und Fiktion. Ihr Kurzfilm Forevers“ , produziert im Jahr 2017, wurde ebenfalls am ersten Abend der Veranstaltung gezeigt. Raya Al Souliman:



    Die Chance eines Kurzfilms besteht darin, so viele Festivals wie möglich zu erreichen und damit von so vielen Menschen wie möglich gesehen zu werden. »Forevers« war mein erster Film nach Studienabschluss, und die Schauspielerinnen im Film, Sarra Tsorakidis und Ana Savin, waren meine Kolleginnen an der Film- und Theaterhochschule, also ist das Drehbuch von der Realität inspiriert. Am Anfang hatte ich ein anderes Drehbuch geschrieben, aber als ich mit den Proben für den Film begann, wurde mir klar, dass es wichtig ist, dass die Geschichte gemeinsam geschrieben wird, dass sie ein gemeinsamer kreativer Prozess ist, weil der Film auch unsere gemeinsame Geschichte als ehemalige Kolleginnen und Freundinnen widerspiegelt. Und es war wie eine Art Therapie, in meinem eigenen Film und zusammen mit meinen Freundinnen zu spielen.“




    Das Kunstfestival Sofia Nădejde“ ist ein Projekt der Kulturstiftung Art no more“, das mit der finanziellen Unterstützung der A.F.C.N. (Verwaltung des Nationalen Kulturfonds) organisiert wird. Sofia Nădeje (1856–1946) war die erste Frau in Rumänien, die in einem Gymnasium für Jungen das Abitur ablegen durfte, die erste Frau, die eine Literaturzeitschrift leitete, und Autorin des ersten feministischen Romans in der Geschichte der rumänischen Literatur.

  • „Less is More“: kreativer Workshop für Pre-Writing

    „Less is More“: kreativer Workshop für Pre-Writing

    Der Kulturverband Control N startet zusammen mit der französischen Kulturorganisation Le Groupe Ouest“ das Projekt LIM — Less is More“, ein Workshop für kreatives Pre-Writing, der ausschlie‎ßlich jungen Filmemachern, Schriftstellern, Journalisten und Künstlern in Rumänien gewidmet ist. Die Veranstaltung findet zwischen dem 18. und 23. Oktober statt. Der Workshop wird von der Drehbuchberaterin Nolwenn Guiziou aus Frankreich und der rumänischen Drehbuchautorin Ana Agopian gehalten. Warum ist es wichtig, jetzt vielleicht sogar mehr als sonst, ein solches Programm zu organisieren und zu fördern? Nach Ansicht von Ana Agopian wäre das erste Argument die positive Erfahrung aus anderen Ländern. Diese Art von Workshops wurde von Groupe Ouest in Frankreich, Polen, Litauen, Norwegen und Belgien durchgeführt. Die Ergebnisse waren, wie es scheint, spannend. Was kreatives Pre-Writing ist und woraus es genau besteht, erklärt Ana Agopian:






    Oftmals arbeitet man jahrelang an einem Spielfilm. Von dem Moment an, in dem man die ersten Worte zu Papier bringt, bis die Dreharbeiten beginnen, können Jahre vergehen. Deshalb ist es extrem wichtig, dass man, wenn man sagt ‚Das ist mein Projekt und ich will damit arbeiten‘, sicher sein kann, dass dies der Fall ist. Was macht das Projekt »Less is More« aus? Wir denken uns Methoden aus, mit denen die Drehbuchautoren möglichst viele Ideen finden können, und dann testen wir sie mehrmals und sehen gemeinsam, welche eigentlich die beste Option ist. Am Ende des Workshops gehen die Teilnehmer mit einem Spielfilmprojekt nach Hause, an dem sie dann jahrelang arbeiten können.”










    Der Kulturveraband Control N wurde 2009 von Oana Răsuceanu (Drehbuchautorin), Ana Agopian (Drehbuchautorin) und Iulia Rugină (Filmregisseurin) gegründet, genau mit der Idee, den Zugang zur Filmausbildung in Rumänien zu erleichtern, Brücken zwischen lokalen und internationalen Künstlern zu schaffen und das künstlerische Debüt und die Kreativität in den darstellenden Künsten zu unterstützen. Jetzt, nach mehr als 10 Jahren Tätigkeit, hat der Verband eine Visitenkarte, die sich zeigen lässt: kulturelle Veranstaltungen in den Bereichen Kino, Theater, Tanz, Fotografie und Workshops für kreatives Schreiben. Dazu kommen internationale Projekte mit Partnern aus Italien, Frankreich, Belgien und Polen.






    Ana Agopian erzählte, dass sie auch emotional an diesem neuen Projekt beteiligt war, weil sie anderen kreativen Menschen helfen möchte, die Fehler, die sie gemacht hat, zu vermeiden. Das hängt mit der Phase der Themenwahl zusammen, die auf den ersten Blick sehr einfach erscheint. Auch die Methode, die umgesetzt wird: Man wählt das Thema aus, schreibt den Entwurf (der etwa 120 Seiten umfasst), man überprüft das Thema, schreibt einen weiteren Entwurf — das nimmt viel Zeit in Anspruch. Durch diesen Workshop — fügt sie hinzu — geben wir den Drehbuchautoren einige Zeit zum Nachdenken über die Jahre ihres zukünftigen Arbeitslebens“. Angesichts des internationalen Kontexts, der für Künstler nicht gerade ermutigend ist, sagte unsere Gesprächspartnerin:






    In der Tat ist es für Künstler im Allgemeinen, aber auch für Filmemacher, eine sehr komplizierte Zeit. Obwohl die Dreharbeiten wieder aufgenommen wurden, passiert meiner Meinung nach viel weniger als im September 2019, sagen wir mal so. Und es sieht so aus, als käme eine Menge auf uns zu, eine ebenso komplizierte Zeit. Die Drehbuchautoren haben jedoch Glück: Sie haben Zeit, um ihre Projekte zu entwickeln, sie sind nicht von einem ganzen Filmteam abhängig. Und ja, die Isolation bestimmt oft das Leben eines Drehbuchautors. Es ist wichtig für die Drehbuchautoren, weiter zu machen, und ich glaube, dass ihnen unsere kreative Residenz zu Hilfe kommt. Ob sie nun online oder offline sein wird, wir wissen mit Sicherheit, dass sie stattfinden wird. Ich glaube, es ist wichtig, dass es zu diesem Zeitpunkt für alle Künstler weitergeht.“

  • Filmfestival in Pandemie-Zeiten: TIFF findet im Freien statt

    Filmfestival in Pandemie-Zeiten: TIFF findet im Freien statt

    Am Freitag, dem 31. Juli, hat die französische Komödie La Belle Époque“ das 19. Internationale Filmfestival Transilvania (TIFF) eröffnet. Der Film mit Daniel Auteuil, Guillaume Canet und Fanny Ardant war schon am ersten Tag ausverkauft. Auf dem Programm der Festspiele, die dieses Jahr 10 Tage lang im Freien stattfinden, stehen 130 rumänische und ausländische Produktionen. Das Festival bringt auch dieses Jahr rumänische Regisseure, Darsteller und Produzenten zusammen und lädt das Publikum zu einer Rekordzahl von 40 einheimischen Produktionen ein. Die Festspiele werden in 10 Orten in der siebenbürgischen Stadt Cluj (Klausenburg) und Umgebung unter besonderen COVID-Ma‎ßnahmen ausgetragen, sagt der Intendant Mihai Chirilov:



    Wir haben uns der Aufgabe gestellt, das Festival dieses Jahr unter schwierigen Umständen zu organisieren. Ich beziehe mich nicht nur auf die besonderen Verordnungen, die wir einhalten müssen, sondern auch auf den gekürzten Haushalt, den wir dieses Jahr zur Verfügung haben. Viele Sponsoren sahen sich dieses Jahr gezwungen, ihre Unterstützung zurückzuziehen, und das hatte natürlich negative Folgen für das Festival. Wir haben aber alles Mögliche getan, damit das Festival auch dieses Jahr stattfindet. Wir haben schon uns lange vorher dafür vorbereitet, seit vorigem Jahr, und natürlich wollten wir unserem treuen Publikum die jüngsten Produktionen der letzten Zeit näher bringen. Wir wollten uns mit der Idee nicht abfinden, ausschlie‎ßlich online gehen zu müssen, denn ohne unser Publikum ist es einfach nicht dasselbe; deswegen haben wir lieber darauf gewartet, dass eine solche Veranstaltung möglich ist. Natürlich handelt es sich um eine Sonderauflage mit wenigeren Produktionen und mit weniger Publikum. Dieses Jahr zeigen wir um 25% weniger Produktionen als in den vorherigen Jahren, und das aus guten technischen Gründen. Wir haben versucht, mehrere Orte im Freien zu finden, die für Filmvorführungen geeignet sind. Das Festival fand bisher bekanntlich im Juni statt, einem Monat, in dem das Wetter sehr launisch ist; im August ist es hingegen sehr hei‎ß, und deswegen können wir Vorführungen bis spät in die Nacht veranstalten.“




    Im Wettbewerb für die TIFF-Trophäe stehen dieses Jahr 12 Produktionen, 8 davon sind Debütfilme. Bis 9. August werden sie bei TIFF zum ersten Mal in Rumänien gezeigt. Mihai Chirilov kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Auf dem Programm stehen dieses Jahr die traditionellen Sektionen des Festivals: der Wettbewerb für Regisseure, die ihr Debüt geben, die Sektion »Super Nova«, die wir den besten Produktionen des Vorjahres widmen. Wir machen auch mit den sogenannten Vollmond-Vorführungen weiter, einer Sektion der Horrorfilme. Die Sektion »No Limit« durfte natürlich nicht fehlen, sie beinhaltet auch dieses Jahr ausgezeichnete Dokumentationen bekannter Regisseure. Auf dem Programm steht dieses Jahr auch eine dem gro‎ßen italienischen Filmemacher Federico Fellini gewidmete Sektion. Der Rückblick auf die Produktionen Fellinis widmen wir dem 100. Jahrestag seiner Geburt. Auf der gro‎ßen Leinwand am Vereinigungsplatz wird also dieses Jahr »La dolce vita« gezeigt, in gewisser Weise als Kontrapunkt zu der Situation, mit der wir uns dieses Jahr konfrontierten.“




    Auf dem 19. Internationalen Festival TIFF wird auch die Darstellerin Maria Ploae gefeiert. Am 8. August soll sie während der Abschlussgala den Exzellenzpreis des Festivals erhalten.

  • Telcu-Plattform: Sommerschule für Bildung im ländlichen Milieu findet eingeschränkt statt

    Telcu-Plattform: Sommerschule für Bildung im ländlichen Milieu findet eingeschränkt statt

    Beim Zentrum für das Studium der Modernität und des Dorfumfelds gibt es kein Sommerloch. Unter den Stichworten Telciu 2020. Plattform für Bildung und Kultur“ setzt das Zentrum die künstlerischen und bildenden Programme für Kinder und Teenager im Zeitraum Ende Juli — Ende August in der siebenbürgischen Gemeinde Telciu im Landkreis Bistriţa-Năsăud fort. Die Gemeinde besteht aus vier Dörfern und einer Gesamtzahl von 6.200 Einwohnern. 2020 passt sich die Plattform mit einem neuen Format an die aktuellen Umstände an. Einzelheiten bekommen wir von der PR-Beauftragten Raluca Ţurcanașu:



    Leider sahen wir uns gezwungen, auf die Sommerschule zu verzichten, das war ein breit angelegtes Projekt von uns, bei dem jedes Jahr viele Gäste sowohl aus Rumänien als auch aus dem Ausland zusammenkamen. Angesichts der Coronavirus-Pandemie haben wir darauf verzichtet, denn das war weder für unsere Gäste noch für die Gemeinde gut. Wir machen jedoch mit unseren Tagungen weiter, die Zahl der Workshops mussten wir jedoch auf vier reduzieren. Bei jedem Workshop dürfen wir nur zehn Teilnehmer zusammenbringen, denen wir natürlich den nötigen Mund- und Nasenschutz sowie Handschuhe anbieten. Alle Workshops finden im Freien statt. Die Events in Telciu finden mit der strengen Beachtung aller Sicherheitsma‎ßnahmen statt. Die Tagungen werden auch live auf Facebook und YouTube übertragen. Somit können unsere Gäste und Freunde des Zentrums Telciu mit einer klaren und spontanen Kommunikation rechnen. In den vorigen Jahren haben sie sich voller Enthusiasmus daran beteiligt und ihre Erfahrung mit uns geteilt. Unsere Gäste kamen aus allen Ecken Europas und aus Nordamerika.“




    Das Programm beginnt mit einem Theater-Workshop, Ende August halten die Organisatoren auch einen Anti-Bullying-Workshop und bis Ende Juli einen Workshop für kreatives Schreiben bereit. Wer sein Trickrepertoire ausbauen möchte, sollte zwischen dem 27. und dem 31. Juli am Jonglier-Workshop teilnehmen. Jonglage erfreut sich weltweit einer gro‎ßen Beliebtheit und Telciu bildet auch keine Ausnahme. 2019 hat der Workshop einen gro‎ßen Erfolg gefeiert und zahlreiche Gäste zusammengebracht. Ein Workshop für narrative Collage erwartet dieses Jahr seine Gäste zwischen dem 8. und dem 16. August.



    Im Jahr 2020 setzen die Organisatoren den Akzent auf Bullying. Laut dem UN-Kinderhilfswerk und dem UN-Sonderbeauftragten für Gewalt gegen Kinder gibt etwa jeder dritte Jugendliche in 30 Ländern an, online schikaniert worden zu sein, während jeder fünfte berichtet, dass er deshalb die Schule geschwänzt hat. Die Organisatoren bieten Workshops für Kinder und Teenager zwischen 7 und 16 Jahren an, wo sie lernen, wie man Einschüchterung und Belästigung erkennt und wie man sich dagegen wehren kann. Weil dieses Jahr die Events unter Sonderbedingungen stattfinden, spricht unsere Gesprächspartnerin in den folgenden Minuten über die Erwartungen der Organisatoren:



    Bislang haben sich fast 10 Kinder und Teenager für jeden Workshop angemeldet. Der Jonglier-Workshop und der Workshop für narrative Collage finden online statt. Wir hätten nie geglaubt, dass es möglich ist. Online können wir jeden dieser zwei Workshops, die so ein starkes Interesse wecken, zweimal anbieten. Die Teilnehmer, Lehrer, Kinder und Teenager in unserer Gemeinde, können es kaum erwarten.“




    Sich für seine Gemeinde einzusetzen und der Wunsch, mehr Chancengleichheit zu bieten, bilden die Grundlage der Plattform Telciu. Das kleine, aber enthusiastische Team von Telciu wei‎ß bescheid, dass solche Initiativen vor Ort wie ein Privileg angesehen werden. Während in Universitätszentren und Gro‎ßstädten solche Projekte als banal gelten, tragen sie im rumänischen Dorfumfeld eine gro‎ße Bedeutung. Das ist hauptsächlich auf die wirtschaftliche Migration zurückzuführen, die sich auf die Struktur der kleinen Gemeinden negativ auswirkt. 2020 sind zudem Unsicherheit und Angst vor der Zukunft stärker als je zuvor spüren.

  • Kunstwettbewerb „Ionel Perlea“: Preistragende Plastik soll in New York ausgestellt werden

    Kunstwettbewerb „Ionel Perlea“: Preistragende Plastik soll in New York ausgestellt werden

    Der Wettbewerb für bildende Kunst, der den Namen des gro‎ßen Musikers Ionel Perlea trägt, hat seit 2020 einen neuen Partner. Es handelt sich um das Exzellenzzentrum der Nationalen Musikhochschule Bukarest. Der Wettbewerb wird von der Stiftung Pro Valores in Partnerschaft mit dem UNESCO-Kulturzentrum Ionel Perlea“ organisiert. Der Wettbewerb findet online, zwischen dem 29. Juli und dem 1. August 2020 statt. Der Präsident der Stiftung Pro Valores, Sebastian Crăciun, sagt, die Idee sei am Anfang nicht ohne einen gewissen Skeptizismus aufgenommen worden:



    Ich wurde eingeladen, mich dem 29. nationalen Wettbewerb und Festival »Ionel Perlea« anzuschlie‎ßen. Der Präsident der Jury in der Kategorie Musik ist der Komponist und Professor Sabin Păuţa. Ich habe meinen Kollegen vorgeschlagen, den Wettbewerb um eine neue Kategorie, jene der bildenden Kunst zu erweitern. Die Idee wirkte bei manchen Kollegen als komisch, aber sie entdeckten, dass es ein Bild auf Leinwand des verstorbenen Musikers Ionel Perlea gibt, gemalt von einer Legende der rumänischen Kunst, dem Maler Corneliu Baba. Ich muss sagen, dass ich darüber hinaus positiv überrascht war, dass es eine finanzielle Unterstützung für diesen Wettbewerb gibt. Es ist erfreulich, festzustellen, dass Kulturprojekte in diesen schwierigen Zeiten noch finanziert werden.“




    Präsident der Jury für bildende Kunst ist der Künstler, Professor und Vorsitzender des Verbands für Bildende Künstler Petru Lucaci. Die diesjährige Auflage des Wettbewerbs und Festivals Ionel Perlea“ findet im Freien statt. Unser Gesprächspartner Sebastian Crăciun kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Die Werke der bildenden Kunst, die bei unserem Wettbewerb ausgezeichnet werden, sollen nach dem Wettbewerb dem UNESCO-Kulturzentrum »Ionel Perlea« gespendet werden. Eine ständige Ausstellung soll zudem im Haus des Komponisten und Dirigenten eröffnet werden. Der Musikwissenschaftler Mihai Cosma wird am Ende des Jahres eine Konferenz in New York halten und dort möchte er auch das Werk vorstellen, das die Trophäe »Ionel Perlea« gewinnt.“




    Die Sichtbarkeit des Festivals ist auch der neuen Partnerschaft mit dem Exzellenzzentrum der Nationalen Musikhochschule Bukarest zu verdanken. Das Zentrum bietet einen begehrten Preis: das beste Kunstwerk im Wettbewerb, das die Trophäe Ionel Perlea“ erhält, soll Teil einer internationalen, prestigevollen Ausstellung in New York sein. In der US-Metropole ist der gro‎ße Dirigent am 29. August 1970 gestorben. Dieses Jahr jährt sich der Todestag des berühmten Musikers zum 120. Mal.



    Ionel Perlea stand am Dirigentenpult der Oper in Rom und des Teatro alla Scala in Mailand, was seinen endgültigen Durchbruch im internationalen Musikgeschäft bedeutete. 1949 gab er sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York mit der Oper Tristan und Isolde“ von Richard Wagner. Auf Empfehlung von Arturo Toscanini, der ihn als seinen Nachfolger benannte, indem er ihm seinen eigenen Dirigentenstock vererbte, unterschrieb Perlea einen Vertrag mit dem Connecticut Symphony Orchestra in New York für die Jahre 1952 bis 1959. Ebenfalls von Toscanini erbte er auch die Dirigentenprofessur an der Manhattan School of Music in New York, wo er mit Unterbrechungen zwischen 1952 und 1970 wirkte. 1969 gab Ionel Perlea seine letzten Konzerte im Palast-Saal und am Rumänischen Athenäum in Bukarest. Er erlitt einen Schlaganfall, als dessen Folge er die rechte Hand nicht mehr bewegen konnte. Es gelang ihm, mit der linken Hand dirigieren zu lernen. So gelang ihm noch eine Glanzleistung mit der Aufführung der Tosca“ von Giacomo Puccini. Während seiner Laufbahn dirigierte er zahlreiche Opernaufführungen, etwa in Wien, Paris, Buenos Aires, Florenz, Chicago, und stand am Pult berühmter Orchester vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch bei den Bamberger Symphonikern. Zu seinen eigenen Werken zählen ein Klavierkonzert, Kammermusikstücke und sinfonische Stücke.