Tag: Arbeitsmarkt

  • Migranten und Flüchtlinge in Rumänien: Integrationskapazitäten im mittleren Bereich

    Migranten und Flüchtlinge in Rumänien: Integrationskapazitäten im mittleren Bereich

    Gleichheit auf dem Papier“ — so lautet das Fazit eines Berichts zur Integrationspolitik von Migranten in Rumänien für das Jahr 2019. Der sogenannte MIPEX-Report wurde von der Migration Policy Group, einer Brüsseler Denkfabrik, erstellt und erforscht die Umsetzung sozialer und wirtschaftlicher Integrationsma‎ßnahmen in 52 Ländern. In den letzten 15 Jahren ist diese Studie zu einem der wichtigsten Instrumente für die international vergleichende Analyse im Bereich der Migration geworden. Es wird auch von der Europäischen Kommission als wichtigem Geber genutzt. Rumänien nimmt seit 2009 an der MIPEX-Studie teil. Im diesjährigen Bericht, der Daten aus dem Jahr 2019 berücksichtigt, erreichte Rumänien insgesamt 49 von 100 möglichen Punkten.



    Wie sich Rumänien im Laufe der Jahre entwickelt hat, wei‎ß der Soziologe Ovidiu Voicu, Vertreter des Zentrums für öffentliche Innovation, das als Verein Partner der Migration Policy Group ist.



    Es ist sehr interessant, zu sehen, dass es in der Tat keine signifikante Veränderung zwischen den Noten gibt, die Rumänien im Laufe der Zeit erhalten hat. Wir haben keine Fortschritte gemacht oder, wenn man es optimistisch sehen will, auch keine Rückschritte. Ich denke jedoch, wir sollten eher pessimistisch sein und zu dem Schluss kommen, dass es im Bereich der Integration von Migranten noch viel Raum für Verbesserungen gibt.“




    Rumänien hat einen gesetzlichen Rahmen, der die Rechte von Einwanderern und insbesondere von Personen, die internationalen Schutz genie‎ßen, regelt, aber es fehlt eine kohärente Politik, um diese Rechte umzusetzen. Deshalb erhielt das Land zwar 76 von 100 Punkten für den Rechtsrahmen, aber nur 31 Punkte für die tatsächlichen Chancen für Migranten, erklärt Ovidiu Voicu:



    Wir haben zwei Arten von Problemen — zum einen das, was wir »Sekundärstandards« nennen, also die Anwendungsvorschriften. Zum anderen die konkrete Umsetzung der Primär- und Sekundärstandards. Ein gutes Beispiel dafür ist das Programm zur Integration von Personen, die internationalen Schutz genie‎ßen, d.h. international anerkannte Flüchtlinge oder Asylsuchende aus Konfliktgebieten. Sobald sie in Rumänien aufgenommen sind, sollten sie bei ihrer Integration unterstützt werden, und zwar für einen Zeitraum von einem oder zwei Jahren durch ein Programm, das es ihnen ermöglicht, die Sprache und die örtlichen Gepflogenheiten zu erlernen sowie Arbeit und Unterkunft zu finden. In Rumänien liegt jedoch sowohl der Schutz der Grenzen vor illegaler Einwanderung als auch die Integration legaler Migranten in der Verantwortung der Polizeibehörden, speziell der Generalinspektion für Einwanderung. Doch hier liegt der Schwerpunkt auf dem Kampf gegen illegale Einwanderung. Die Generalinspektion für Einwanderung ist nicht sehr erfolgreich bei der Umsetzung des Einwanderungsprogramms, wenn es um Personen mit dem Recht auf legalen Aufenthalt in Rumänien geht.“




    Laut Experten stimmen sich die einzelnen Stellen für die Anpassung der Zuwanderer an die rumänische Gesellschaft und Wirtschaft untereinander schlecht ab. Das liest auch an den Punktzahlen im Bericht ab. So gab es beispielsweise 41 von 100 Punkten zu Bildungsfragen — die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund ist also nur halbherzig. Darüber hinaus haben Asylbewerber und Personen, die internationalen Schutz genie‎ßen, Zugang zum Gesundheitssystem, aber fehlende Unterlagen können in der Praxis zu Problemen führen. Aus diesem Grund schneidet Rumänien mit 46/100 auch hier relativ schlecht ab. Die niedrigste Punktzahl bekam die politische Partizipation — nur 5 von 100. Dies beweist, dass es gro‎ße Hindernisse für die Integration von Zuwanderern in Bezug auf die Teilnahme am politischen Leben gibt. Die beste Punktzahl wurde für die Familienzusammenführung erreicht, 67/100, da die Gesetzgebung sehr klar ist. Flüchtlinge und Asylbewerber, die ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Rumänien erlangt haben, haben das Recht auf Familienzusammenführung — und das wird auch konsequent angewendet.



    In Sachen Arbeitsmarkt sieht es völlig anders aus, bemängelt der Experte Ovidiu Voicu:



    Wenn wir über den Zugang zum Arbeitsmarkt sprechen, liegt die Punktzahl bei 46 von 100 und es gibt zwei Kategorien zu berücksichtigen. Personen mit internationalem Schutzstatus, haben theoretisch die gleichen Rechte wie rumänische Staatsbürger. Das Problem ist, dass nicht alle von ihnen Papiere haben und wir noch keinen Rahmen für die Anerkennung der Fähigkeiten der Arbeitskräfte haben, der es uns erlauben würde, das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen. Da sie ohne Diplom oder Ausbildungsnachweis ankommen, können sie nur als ungelernte Arbeiter eingestellt werden.“




    Die zweite Kategorie ist die der Gastarbeiter — in ihrem Fall ist zwar rechtlich gesehen alles in Ordnung, aber es gibt keine staatliche Stelle, die die Einhaltung ihrer Rechte durch die Arbeitgeber überwacht. Dadurch besteht manchmal die Gefahr, dass sie ausgenutzt werden. Die Presse hat die Situation einiger vietnamesischer Arbeiter enthüllt, die unter sehr schlechten Bedingungen lebten, oder einiger anderer ausländischer Arbeiter, die zu Beginn der Pandemie praktisch im Stich gelassen wurden. Die Arbeitsministerin musste sich persönlich einschalten, um eine Lösung für sie zu finden, erläutert Ovidiu Voicu.



    Rumänien müsste also die Sekundärgesetzgebung verbessern — aber auch die Mentalität in Bezug auf die Zusammenarbeit der Behörden sollte sich ändern.

  • Europäische Darlehen für den Arbeitsmarkt

    Europäische Darlehen für den Arbeitsmarkt

    Die Europäische Kommission hat sich mobilisiert, um den Arbeitsmarkt zu unterstützen, da er vor Herausforderungen steht, die ihn stark geprägt haben. Da die Coronavirus-Pandemie gro‎ße wirtschaftliche Störungen verursacht hat, hat die Exekutive der Gemeinschaft eine Reihe von Ma‎ßnahmen ausgearbeitet, um die negativen Auswirkungen der Krise auf den Lebensstandard der Bevölkerung abzuschwächen. Zu diesem Zweck hat die Europäische Union ein befristetes Unterstützungsinstrument zum Schutz von Arbeitnehmern und Arbeitsplätzen eingerichtet.



    Das SURE-Programm bietet allen Mitgliedsstaaten finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro. Diese Hilfe in Form von zinsgünstigen Darlehen wird es diesen Mitgliedstaaten ermöglichen, den starken Anstieg der öffentlichen Ausgaben für Arbeitsplätze zu bewältigen. Die finanzielle Unterstützung wird dazu beitragen, die Kosten zu decken, die direkt mit der Finanzierung nationaler technischer Arbeitslosenprogramme und anderer ähnlicher Ma‎ßnahmen verbunden sind, die als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie eingerichtet wurden und die Selbständigen einschlie‎ßen.



    Die Gemeinschaftsexekutive hat die dritte Tranche von 8,5 Milliarden Euro des SURE-Darlehens an fünf Mitgliedstaaten ausgezahlt. Rumänien und Portugal erhielten jeweils drei Milliarden Euro, Belgien – zwei Milliarden, Ungarn – 200 Millionen und die Slowakei – 300 Millionen Euro. Das Darlehen wird für 15 Jahre gewährt, zu den gleichen finanziellen Bedingungen wie die Kommission, die ihrerseits Kredite am Markt aufnahm. 16 Mitgliedstaaten erhielten Mittel aus diesem Instrument. Künftige Tranchen der Unterstützung werden in den kommenden Monaten gewährt, sobald diese Anleiheemissionen abgeschlossen sind. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erklärte, dass Rumänien insgesamt vier Milliarden Euro in zwei Tranchen erhalten wird. Das Geld ist mit negativen Zinsen versehen, was bedeutet, dass Bukarest weniger zurückgeben wird, als es genommen hat.



    Ursula von der Leyen erklärte, dass dieses Geld gesunde rumänische Unternehmen ermutigt, ihre Mitarbeiter nicht zu entlassen, sondern sie im Unternehmen zu halten, auch wenn es nicht genug Arbeit gibt. Sie erklärte, dass durch SURE die Gehälter subventioniert werden, und am Ende der Krise, wenn sich der Markt erholt und es bereits qualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen gibt, dann kann das Unternehmen Aufträge annehmen. Die Europäische Kommission arbeitet an Alternativen, damit die Mitgliedstaaten Zugang zu den Geldern aus dem Konjunkturpaket haben, sagte die Präsidentin der Gemeinschaftsexekutive, Ursula von der Leyen.



    Das Paket wird nun von Ungarn und Polen blockiert, die die rechtsstaatliche Konditionalität der Gelder nicht akzeptieren. Auf der anderen Seite sind Anleihen, die im Rahmen des SURE-Programms ausgegeben werden, “Anleihen mit sozialer Wirkung”. Dieser Rahmen gibt den Anlegern dieser Anleihen die Gewissheit, dass die mobilisierten Mittel einem wirklich sozialen Zweck dienen.


  • Arbeitsmarkt in der Pandemie: 19% der Arbeitnehmer haben Job verloren

    Arbeitsmarkt in der Pandemie: 19% der Arbeitnehmer haben Job verloren

    Die meisten Rumänen, die während der Coronavirus-Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind zwischen 45 und 54 Jahre alt, kommen aus ländlichen Gebieten oder Kleinstädten und haben eine prekäre Ausbildung. Dies sind die Ergebnisse einer IPSOS-Studie, die zwischen dem 11. und 17. Mai 2020 in Rumänien durchgeführt wurde. Der Studie zufolge haben 19% der Befragten ihren Arbeitsplatz verloren, 16% wurden in die konjunkturelle Arbeitslosigkeit geschickt, 14% haben vor der Pandemie nicht gearbeitet und arbeiten auch jetzt nicht und 27% von ihnen gaben an, dass sich am Arbeitsplatz durch die Coronavirus-Pandemie nichts geändert habe.



    Viele Menschen arbeiten jetzt von zu Hause aus. Die meisten stammen aus Bukarest und haben eine höhere Ausbildung. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Frauen, junge Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, Menschen mit höherer Bildung. 22% der in der Studie befragten Personen arbeiten weiterhin am alten Arbeitsplatz. Die stabilsten Bereiche sind IT, Human Resources, Marketing.



    Angestellte in den Bereichen Buchhaltung, Finanzen, Transport, Tourismus, Call Center suchen aktiv nach neuen Jobs, auch au‎ßerhalb ihrer Ausbildungsbereiche. Dragoş Gheban, geschäftsführender Manager der Rekrutierungsplattform hipo.ro, fasst zusammen, wie der Arbeitsmarkt in Rumänien heute aussieht:



    Nach einer Analyse auf dem Karriereportal hipo.ro stellte sich heraus, dass die Bereiche mit den meisten Arbeitsplätzen derzeit folgende sind: an erster Stelle IT-Software und IT-Hardware, an zweiter Stelle der Finanzbereich, zu dem auch Arbeitsplätze im Banken- und Versicherungswesen gehören, an dritter Stelle Kundenbeziehungen, und hierunter haben wir die Supportleistungen, gefolgt von den Bereichen Vertrieb, der in letzter Zeit zugenommen hat, Engineering, Produktion, Beschaffung, Logistik und Personalwesen. Unsere Prognose für den nächsten Zeitraum ist, dass die Wiedereröffnung von Restaurants und Hotels, allgemein als HoReCa-Branche bekannt, die Möglichkeiten erhöhen wird. Auch im Verkaufsbereich wird der Umsatz wieder steigen und durch die Steigerung der Produktion werden sich die Unternehmen erholen.“




    Die Plattform hipo.ro hat auch eine virtuelle Jobmesse für Nachwuchskandidaten eingeführt; mehr dazu von Dragoş Gheban:



    Für Junioren gibt es gute Nachrichten. Wir haben eine virtuelle Messe gestartet, mit der wir versucht haben, viele Arbeitsmarktgelegenheiten für Junioren zu zentralisieren, und es ist uns gelungen, im Moment einige hundert Gelegenheiten anzubieten. Ich würde aber den Nachwuchskandidaten vorschlagen, mehr Zeit in den Rekrutierungsprozess zu investieren. Wir empfehlen den Junioren, sich für mehrere Programme zu bewerben, um sicher zu stellen, dass sie diesen Sommer nicht verschwenden und Zeit für ihre Karriere gewinnen.“




    Die IPSOS-Studie enthält auch Informationen über die emotionalen Reaktionen der Befragten. Nach der anfänglichen Panik entstand Besorgnis, vor allem bei den Frauen. 40% der Befragten waren optimistisch, und 38% standen unter Spannung und Stress. Männer sind gegenüber diesem emotionalen Stress widerstandsfähiger, besser informiert und pragmatischer. Frauen sind besorgter und zurückhaltender gegenüber einem Anpassungsplan. Menschen, die in der Produktion arbeiten, sind auch pragmatischer und optimistischer. Die im Dienstleistungsbereich arbeitenden Menschen sind besorgt und angespannt, aber sie fühlen sich im Vergleich zu Beschäftigten in anderen Bereichen in einer privilegierten Position.



    48% der Befragten, die von zu Hause aus gearbeitet haben, geben an, dass sie gern oder sogar sehr gern an ihren Arbeitsplatz zurückkehren möchten. 18% sagen, dass sie weniger dazu neigen, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Diejenigen, die am wenigsten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wollen, sind junge Menschen zwischen 25 und 45 Jahren, Personen mit Hochschulausbildung und Angestellte aus der Hauptstadt Bukarest. Und es gibt einen weiteren äu‎ßerst wichtigen Aspekt — das Lohnniveau auf dem Arbeitsmarkt. Für 39% der Befragten ist das Lohnniveau extrem wichtig. Für 38% der Befragten sind die Ausbildungs- und Weiterbildungskurse für berufliche Fähigkeiten besonders wichtig.



    Die rumänische Regierung hat durch das Arbeitsministerium konkrete Ma‎ßnahmen ergriffen, um den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Die Arbeitsministerin Violeta Alexandru hat angekündigt, dass die Unterstützungsma‎ßnahmen für die am stärksten von der Krise betroffenen Berufskategorien beibehalten werden. Es handelt sich vor allem um Arbeitnehmer im Bereich HoReCa, im Tourismus oder im künstlerischen Bereich. Ministerin Violeta Alexandru:



    Die Regierung hat auf Initiative des Ministeriums für Arbeit und Sozialschutz vereinbart, dass die Unterstützungsma‎ßnahmen für die Beschäftigten von Unternehmen, deren Tätigkeit noch eingeschränkt ist, verlängert werden. Das gilt für Restaurants und Cafés, künstlerische Aktivitäten mit einem Publikum von über 500 Zuschauern, nämlich Aufführungen in Theatern und Kinos und andere Aktivitäten in Innenräumen. Beibehalten werden auch die Leistungen für Personen, die sich im Erziehungsurlaub befinden, sowie für Personen, die kurz vor der Beendigung der Erziehungszeit und kurz vor der Rückkehr an den Arbeitsplatz stehen. Während der Zeit der restriktiven Ma‎ßnahmen infolge der Coronavirus-Pandemie werden wir weiterhin finanzielle Leistungen gewähren, nämlich Erziehungsgeld, Unterstützung für soziale Eingliederung und Unterstützung für Adoptionsurlaub.“

  • Unterstützung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

    Unterstützung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

    Das Kabinett von Ludovic Orban hat eine Notverordnung verabschiedet, die neue Ma‎ßnahmen zur Unterstützung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern vorsieht. Die wichtigste davon ist, dass der Staat den Firmen unter die Arme greift, die ihren Betrieb allmählich wieder aufnehmen. Bei Beschäftigten, die ab dem 1. Juni wieder arbeiten gehen, nachdem sie bisher in Kurzarbeit waren, zahlt die Regierung in den nächsten drei Monaten 45% des Bruttogrundgehalts — allerdings nicht mehr als 45% des Bruttodurchschnittslohns. Daran geknüpft ist die Verpflichtung des Arbeitgebers, die betreffenden Jobs mindestens weitere 6 Monate zu erhalten. Unberührt davon wird Kurzarbeitergeld in den Branchen weitergezahlt, die von den verbleibenden Beschränkungen betroffen sind. Arbeitsministerin Violeta Alexandru betonte, dass alle Einrichtungen, die aufgrund behördlicher Vorschriften nicht arbeiten können, unterstützt werden. Es habe zwar bisher vereinzelt Probleme gegeben, insgesamt habe man die Anträge auf Kurzarbeit und die dazugehörigen Überweisungen gut in Griff bekommen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern, zu deren Lage ich mich informiert habe, stelle ich fest, dass wir in Rumänien diesen Prozess der Anträge und Zahlungen effizient gestemmt haben. Vereinzelt ist es zu Problemen gekommen, aber wir haben uns relativ gut organisiert und das hat man an den effektiv gezahlten Unterstützungen festgestellt. Wir sind jetzt dabei, die Vorgänge für Mai zu bearbeiten und Anfang Juni können die Anträge für Mai gestellt werden, so dass alle dann für die Überweisungen vorbereitet sind“, sagte die Ministerin.



    Rund 430.000 Arbeitsverträge sind seit Ausrufung des Notstands am 16. März aufgekündigt worden, die meisten davon in der verarbeitenden Industrie, dem Einzelhandel und dem Baugewerbe. Weitere fast 600 Tausend Verträge wurden vorläufig suspendiert. Damit ist die Arbeitslosigkeit in Rumänien von 3,9% im Februar auf 4,6% im März gestiegen. Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass sie sich in diesem verdoppeln werde — sie könnte durch den pandemiebedingten Stellenverlust von einem historischen Minimum von unter 4% auf 8% steigen – es wäre, so Fitch, der stärkste Anstieg in einem einzigen Jahr.

  • Arbeitsmarkt in Pandemie-Zeiten: Wird Heimarbeit zum dauerhaften Phänomen?

    Arbeitsmarkt in Pandemie-Zeiten: Wird Heimarbeit zum dauerhaften Phänomen?

    Anfang April startete die Europäische Kommission eine neue befristete Initiative zum Schutz von Arbeitsplätzen und Arbeitnehmern, die von der Coronavirus-Pandemie betroffen sind. Die Kommission hat ein neues Instrument für befristete Unterstützung zur Minderung des Arbeitslosigkeitsrisikos in Notfällen (SURE) vorgeschlagen. Es wird eine finanzielle Unterstützung von bis zu 100 Milliarden Euro in Form von Darlehen der EU an betroffene Mitgliedstaaten ermöglichen.



    In Rumänien war es während der Pandemie weit verbreitet, von zu Hause aus zu arbeiten, und die Arbeitnehmer konnten auf diese Weise ihren Arbeitsplatz behalten. Oana Constantinescu, Expertin für Humanressourcen, spricht über die Vorteile der Heimarbeit:



    Die Arbeit von zu Hause aus wird zumindest einige unserer Aktivitäten ersetzen können. Ich denke, die Pandemie hat bewiesen, was viele Experten nicht konnten, nämlich viele Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass die Arbeit von zu Hause aus mindestens genauso produktiv sein kann wie die Arbeit am Arbeitsplatz. Natürlich kann es keine dauerhafte Vereinbarung sein, die Situation, in der wir uns befinden, ist eine besondere. Einige von uns haben Kinder zu Hause, und es ist viel schwieriger, sich zu organisieren. Aber wenn es die Tätigkeit erlaubt, denke ich, dass wir mindestens zwei oder drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten können, wobei die Leute genauso effizient sind.“




    In Zukunft könnte die Digitalisierung ein weiteres Mittel zur Vermeidung von menschlichen Kontakten bei gesundheitlichen Notfällen werden. Dies könnte zu einem umfassenden Umdenken in der Organisation von Unternehmen und Institutionen führen. Hier noch einmal Oana Constantinescu:



    Wenn wir an öffentliche Institutionen denken, besteht die Lösung vielleicht darin, die Beziehungen zur Öffentlichkeit zu digitalisieren und die Abläufe zu rationalisieren. Das kann bedeuten, dass durch die Automatisierung einige Positionen überflüssig werden, aber das muss nicht bedeuten, dass man Leute loswird, sondern dass man sie für andere Rollen in der Organisation ausbildet. Das bedeutet berufliche Umschulung und Veränderung der Kompetenzen, wovon wir schon jetzt ausgehen sollten. Vielleicht wird die Pandemie dafür sorgen, dass dies öfter geschieht.“




    Wenn man effizient von zu Hause aus arbeitet, basieren berufliche Beziehungen vollständig auf Vertrauen. Oana Constantinescu glaubt, dass die Erfüllung dieser Bedingung die Arbeit von zu Hause aus sehr effektiv machen kann:



    Was mich betrifft, so hat die Heimarbeit zwei Seiten. Erstens das Vertrauen, das der Arbeitgeber in die Mitarbeiter hat, und zweitens die Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung, damit die Tätigkeiten mindestens so gut ausgeführt werden können wie am Arbeitsplatz. Für die Mitarbeiter bedeutet dies eine sehr gute Organisation und Kommunikation mit dem Team, Planung und Computerkenntnisse. Es stimmt zwar, dass die Arbeit von zu Hause aus im Moment anstrengender ist, aber ich glaube, dass es bei guter Vorbereitung und der Entwicklung latenter Fähigkeiten klappen wird.“




    Marius Ciucă ist einer der Gründer der Plattform Job in Sibiu“, die Arbeitslosen im siebenbürgischen Hermannstadt hilft, Arbeit zu finden. In einem Webinar, das von der Young Initiative Association organisiert wurde, erklärte er, wie wichtig es ist, den richtigen Job zu finden:



    Wir haben ein paar Instrumente, mit denen wir erkennen können, wer wir sind, und dann können wir einen Job suchen. Wir haben den Holland-Test, der die Persönlichkeit der Kandidaten offenbart und aufzeigt, welche Bereiche gut zu ihnen passen, sowie eine SWOT-Analyse, die ihre Stärken, ihre Schwachpunkte, die Chancen, die sie ergreifen können, und die Gefahren aufzeigt. Darüber hinaus führen wir einen Test der Wahrnehmungen durch. Er zeigt, wie andere um uns herum uns wahrnehmen. Das ist nicht sehr wichtig, aber es liefert einige Hinweise darauf, was für uns geeignet sein könnte. Wir machen eine Liste von 10 Bekannten aus verschiedenen Umfeldern und stellen ihnen zwei Fragen, die sie sofort und ohne nachzudenken beantworten sollen. Welcher Beruf passt Ihrer Meinung nach am besten zu mir? Was ist meine beste Qualität?“




    Wir fragten Oana Constantinescu, wie Arbeitssuchende vorgehen sollten und was die richtige Einstellung ist:



    Menschen, die eine Arbeit suchen, sollten dies mit grö‎ßter Ernsthaftigkeit und Belastbarkeit angehen. Dinge geschehen niemals über Nacht. Die Suche nach einem Arbeitsplatz ist ein ganzes Projekt für sich. Es gibt Ablehnungen und Frustrationen darüber, keine Arbeit zu finden. Aber es müssen auch Kompromisse eingegangen werden, und ich denke, es ist wichtig, dass jeder seine Vorteile kennt und sie bei der Arbeitssuche hervorhebt. Ablehnungen haben viel mit der Tatsache zu tun, dass eine bestimmte Person für die Stelle ungeeignet sein kann. Die meisten Personalvermittler schauen darauf, wie gut ein Kandidat für den Arbeitsplatz geeignet ist, und junge Leute sollten sich informieren, sich mit Geduld bewaffnen und realistische Erwartungen haben.“




    Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik erreichte die Arbeitslosenquote in Rumänien im März 4,6% und lag damit deutlich über dem Vormonat. Derzeit sind die meisten neuen Arbeitsplätze in den Bereichen Vertrieb, Bauwesen, Call-Center, IT und Logistik verfügbar. Diese Bereiche können über 9.000 Arbeitsplätze bieten, die Kandidaten im ganzen Land zur Verfügung stehen.

  • Das Europäisches Parlament fordert kontinentale Unterstützung

    Das Europäisches Parlament fordert kontinentale Unterstützung

    Im fast leeren Plenarsaal, weil die meisten Abgeordneten von zu Hause online abstimmten, verabschiedete das Europäische Parlament am Donnerstag eine Reihe von Sofortma‎ßnahmen, um die Auswirkungen der durch die COVID-19-Pandemie verursachten Krise abzuschwächen. Die Investitionsinitiative, als Reaktion auf den Sars-CoV-2-Virus, ermöglicht die Mobilisierung von EU-Mitteln in Höhe von 37 Milliarden Euro zur Unterstützung der am stärksten gefährdeten Gesundheitssysteme, kleiner und mittlerer Unternehmen, des Arbeitsmarktes und des Wirtschaftssektors. Die Abgeordneten einigten sich auch darauf, die Verwendung des EU-Solidaritätsfonds auszuweiten, der zur Unterstützung bei Naturkatastrophen und für gesundheitliche Notfälle eingesetzt wird. Dies ermöglicht den Mitgliedstaaten, in diesem Jahr zusätzlich auf 800 Millionen Euro zurückzugreifen. Das Parlament stimmte auch für die vorübergehende Aussetzung der europäischen Vorschriften für Stundenslots auf Flughäfen, um dem von der Krise stark betroffenen Luftverkehr unter die Arme zu greifen. Laut den Vorschriften hätten Unternehmen vor Ort Flüge auch ohne Passagiere durchführen müssen, um ihre Zeitfenster zu behalten.



    Im Plenarsaal anwesend waren lediglich der Vorsitzende des Parlaments, David Sassoli, und 32 Abgeordnete, die alle mehr Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten forderten. Sie riefen die Länder auf, zusammenzuarbeiten und die Binnengrenzen offenzuhalten, um die Lieferung von medizinischen Geräten und Gütern zu ermöglichen. Sassoli bekräftigte, dass das Europäische Parlament trotz der Pandemie nicht aufhören werde zu arbeiten. Nur so können wir den Menschen, unseren Gemeinden und dem medizinischen Personal, die in unseren Krankenhäusern in Europa Opfer bringen, helfen“, betonte er. Die Vorsitzende der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, wies ihrerseits darauf hin, dass der freie Verkehr von Waren und Dienstleistungen der einzige Weg sei, die bedürftigen Regionen zu versorgen. Sie plädierte für eine gemeinsame Aktion und für die Erhaltung des Binnenmarktes.



    Gleichfalls am Donnerstag haben sich die Staats- und Regierungschefs der G20 auf einer dringlichen Videokonferenz verpflichtet, in einer koordinierten Reaktion auf die Covid-19-Pandemie, mehr als 5 Milliarden US-Dollar in die Weltwirtschaft zu pumpen. Sie kündigten auch an, die Produktionskapazitäten zu erhöhen, um die wachsende Nachfrage nach medizinischen Geräten zu befriedigen. Sie verpflichteten sich den grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr aufrechtzuerhalten, mögliche Störungen zu beheben, die die globalen Lieferketten betreffen, und den internationalen Handel zu erleichtern. Den Ländern der G20 haben sich auch stark vom Sars-CoV-2-Virus betroffenen Ländern wie Spanien, Jordanien, Singapur und die Schweiz angeschlossen, sowie Vertreter internationaler Organisationen, wie die Vereinten Nationen, die Weltbank, die Weltgesundheitsorganisation und die Welthandelsorganisation.

  • Frauen auf dem Arbeitsmarkt: Gender Pay Gap auch in Rumänien ausgeprägt

    Frauen auf dem Arbeitsmarkt: Gender Pay Gap auch in Rumänien ausgeprägt

    Im Jahr 2017 betrug das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in der EU 16% zugunsten von letzteren, und die Renten für Männer waren um 37% höher als bei Frauen. Diese Daten zeigen, dass sich die EU-Bürgerinnen in einer wirtschaftlich schwachen Position befinden. Diese Situation hat sich in den fast 25 Jahren, seit die UNO 1995 in Peking die Aktionsplattform zur Beseitigung aller Formen der Diskriminierung von Frauen verabschiedet hat, nicht verbessert, so Jakub Caisl, Statistiker am Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) mit Sitz in Vilnius:



    Es gibt viele langfristige Herausforderungen, die leider aktuell bleiben. So gibt es beispielsweise die wirtschaftlichen Herausforderungen für Frauen: das Beschäftigungsniveau unter den Frauen, die Aufteilung der unbezahlten Arbeit oder der unbezahlten Arbeit im Haushalt. Das bedeutet, dass es weniger Frauen auf dem Arbeitsmarkt gibt und dass sie im privaten oder familiären Bereich die meisten unbezahlten Tätigkeiten ausüben. Letzteres ist ein Problem, das seit langem besteht.“




    Die unbezahlten Tätigkeiten“ der Frauen sind diejenigen, die ihnen traditionell seit Jahrhunderten zugeteilt werden: die Verantwortung für den Haushalt und für die Familie. Natürlich stellt sich niemand die Frage nach einer Vergütung dieser Arbeit, sondern nach einer gerechten Aufteilung der Haushaltsaufgaben mit dem Lebenspartner, damit die Belastung nicht einseitig ist. Darüber hinaus spiegelt sich dieses Ungleichgewicht in der Aufteilung der Haushaltspflichten deutlich in den Statistiken über den EU-Arbeitsmarkt wider. Jakub Caisl vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen:



    Derzeit haben wir in der EU noch immer rund 7,7 Mio. Frauen, die aufgrund häuslicher Verantwortlichkeiten nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sind, und wir haben immer noch 9 Mio. Frauen, die wegen der erwähnten Verantwortlichkeiten Teilzeit arbeiten. Im Vergleich dazu gibt es nur 500.000 Männer in der gleichen Situation. Der Unterschied ist deutlich und führt zu einem Beschäftigungsunterschied, der dem Lohnunterschied ähnlich ist. Der Unterschied in der Beschäftigung beträgt zur Zeit 11,5 Prozentpunkte zugunsten der Männer. Was die Fortschritte betrifft, so können wir sagen, dass es einige Fortschritte in dem Sinne gegeben hat: Die Beschäftigungsquote von Frauen und Männern ist infolge der Erholung nach der Wirtschaftskrise gestiegen. Aber die bereits erwähnten Geschlechterunterschiede sind geblieben.“




    Laut der jüngsten soziologischen Studie, die vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) Anfang Oktober veröffentlicht wurde — dem Gender Equality Index –, erhielt das Arbeitsumfeld in der EU durchschnittlich 72 Punkte. Nach den Berechnungen dieser Forschung bedeutet dies, dass von 100 möglichen Punkten im Bereich gleicher Zugang zum Arbeitsmarkt und gleiche Arbeitsbedingungen 72 Punkte erreicht wurde. In Rumänien liegt der Wert für das Arbeitsfeld bei fast 68 Punkten und damit unter dem EU-Durchschnitt. Konkret: Die Beschäftigungsquote liegt bei 61% bei Frauen und bei 79% bei Männern. Gleichzeitig weist Rumänien aber auch das geringste geschlechtsspezifische Lohngefälle von 3% zugunsten der Männer auf.



    Das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Renten war 2017 jedoch viel grö‎ßer: Im Durchschnitt waren die Renten für Männer um 63% höher als die Renten der Frauen zwischen 65 und 79 Jahren. Darüber hinaus war die materielle Situation älterer Menschen beider Geschlechter Gegenstand statistischer Diagramme, die im Rahmen des Projekts Social Monitor“ von der Friedrich-Ebert-Stiftung auf der Grundlage der von Eurostat bereitgestellten Daten erstellt wurden. Victoria Stoiciu, Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien, mit Details:



    Die Eurostat-Zahlen zeigen, dass in Rumänien im Jahr 2018 36,7% der älteren Menschen über 65 Jahre von Armut bedroht waren. Die Frauen waren im Jahr 2018 in Rumänien am stärksten von Armut betroffen. 43% der rumänischen Frauen sind in dieser Situation, im Gegensatz zu 19% der rumänischen Männer. Wir beziehen uns nur auf ältere Menschen. Dieser Prozentsatz (36,7) zeigt die höchste Armutsquote seit 2009 für diese Altersgruppe auf. Die Grafiken zeigen, dass die Armut bei älteren Menschen seit 2009 bis 2014 abnahm, dann begann die Armut wieder zu steigen, und 2018 hatte sie bereits das Niveau von 2009, als Rumänien sich in der Wirtschaftskrise befand, übertroffen. Das ist ein beunruhigendes Phänomen. Es wird viel darüber gesprochen, dass einerseits die Renten erhöht wurden, andererseits dass die Erhöhung der Renten nicht willkommen sei, weil sie nicht finanziell unterstützt getragen könne. Die Statistiken zeigen aber, dass all die Rentenerhöhungen mit den Bedürfnissen der älteren Menschen nicht Schritt halten können und dass die Armut in den Reihen der älteren Bürger zunimmt.“




    Welche Erklärungen gibt es für die prekäre Situation der älteren Menschen in Rumänien? Die Ursachen unterscheiden sich nicht wesentlich von den in der gesamten EU vorkommenden, so Victoria Stoiciu, Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien:



    Die prekäre Situation der älteren Menschen in Rumänien wird durch die Geschlechterunterschiede auf dem rumänischen Arbeitsmarkt erklärt. Diese wiederum sind das Ergebnis struktureller Benachteiligungen von Frauen in Rumänien. Nach Erreichen des Rentenalters spiegeln sich diese Benachteiligungen in dem Einkommen der Frauen wider. Was sind diese strukturellen Nachteile? Erstens wird der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt eingeschränkt. Systematisch ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen geringer als bei Männern. Dies ist auch auf traditionalistische Mentalitäten zurückzuführen, die sagen, dass die Frau zu Hause bleiben und sich nur um den Haushalt kümmern sollte. Aber wenn und wann sie erwerbstätig sind, arbeiten Frauen — in Jahren berechnet — weniger. Und nicht zuletzt sind die Löhne, die Frauen in Rumänien erhalten, immer noch konstant niedriger als die der Männer. Dies führt natürlich zu einem Niveauunterschied zwischen Männer- und Frauenrenten, da die Renten nach der Höhe der Beiträge berechnet werden. Das verursacht auch eine verminderte Sparfähigkeit, die negative Wirkungen hat, da viele ältere Menschen auch auf die Einsparungen während der Arbeitsjahre angewiesen sind. Diese Faktoren sind kumulativ, und die systematische Diskriminierung von Frauen in der rumänischen Wirtschaft zeigt sich am besten, wenn die Frauen das Rentenalter erreichen.“

  • Rumänien steht vor einer Krise der Arbeitskräfte

    Rumänien steht vor einer Krise der Arbeitskräfte

    Auch wenn die Zahlen nicht immer konsistent sind, enden alle demografischen Studien des letzten Jahrzehnts mit der gleichen Schlussfolgerung: Die Bevölkerung Rumäniens schrumpft und altert. Das besagt auch die jüngste Studie, die von Concordia Employers Confederation in Auftrag gegeben wurde; die Ergebnisse wurden am Dienstag veröffentlicht. Wenn der demografische Rückgang und die Entwicklung der Migration in Rumänien im selben Rhythmus weitergehen, wird die Bevölkerung Rumäniens im Jahr 2030 auf 18 Millionen Menschen zurückgehen, prognostiziert die besagte Studie. Ferner würde im Jahr 2060 die Abhängigkeitsrate des staatlichen Rentensystems (d. h. das prozentuale Verhältnis zwischen der Anzahl der Rentner und der Anzahl der Arbeitstätigen) fast 100% erreichen.



    Unter dem Titel Quantitative und qualitative Arbeitsmarktanalyse in Rumänien schätzt die Studie, dass die Zahl der Erwerbstätigen von 8,4 Millionen im Jahr 2016 auf 7,3 Millionen im Jahr 2030 zurückgehen wird. Die Autoren sagen auch, dass die geografische Polarisierung in Bezug auf das Arbeitsplatzangebot stärker wird und die wirtschaftlich dynamischsten Regionen, nämlich Bukarest und der Landkreis Ilfov, sowie der Westen und der Nordwesten des Landes den größten Arbeitskräftemangel aufweisen werden. Auf nationaler Ebene wird der Arbeitskräftemangel in diesem Jahr bereits auf rund 300.000 Menschen geschätzt; im Jahr 2023 könnte der Arbeitskräftemangel eine halbe Million überschreiten. Die Autoren der Studie identifizierten signifikante Bevölkerungsgruppen – etwa 2 Millionen Menschen -, die weder auf dem Arbeitsmarkt noch im Bildungs- und Ausbildungssystem einbezogen sind.



    So entsteht ein ungenutztes menschliches Potential, ein Phänomen, das eine eingehende Analyse erfordert, um die Ursachen dieser Situation zu verstehen und anschließend Maßnahmen zu skizzieren, die zur Eingliederung der Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt führen werden, sagten die Autoren der Studie. Sie schlagen auch mögliche Lösungen für die Bewältigung der Arbeitskrise vor, darunter die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Bildung und Arbeitsmarkt, die Modernisierung der beruflichen und technischen Bildung oder die Umsetzung einer Strategie und eines Aktionsplans, um den demografischen Rückgang zu stoppen.



    Die Kommentatoren sind eher skeptisch, dass sich die Trends kurz- und mittelfristig umkehren könnten. Der demographische Niedergang begann praktisch vor drei Jahrzehnten, unmittelbar nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur, als Abtreibungen wieder legal wurden. Und die Migration, die insbesondere nach der Aufnahme Rumäniens in die Europäische Union im Jahr 2007 beschleunigt wurde, wird weiterhin zunehmen, solange der lokale Arbeitsmarkt nichts Interessantes anbietet.



    Bogdan Hossu, der Vorsitzende der Gewerkschaft Cartel Alfa, einer der wichtigsten Gewerkschaften in Rumänien, erklärte, Rumänien befinde sich mit 20% leider an der Spitze der EU-Staaten, deren Beschäftigten unterhalb der Armutsgrenze leben.

  • Arbeitsmarkt auf ausländische Gastarbeiter und rumänische Rückkehrer angewiesen

    Arbeitsmarkt auf ausländische Gastarbeiter und rumänische Rückkehrer angewiesen

    Während auf dem rumänischen Arbeitsmarkt die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer steigt, versucht das rumänische Arbeitsministerium, rumänische Arbeitskräfte, die in anderen Ländern der Europäischen Union tätig sind, zurückzugewinnen, um der Arbeitsmarktkrise entgegenzuwirken. Die von der Generalinspektion für Einwanderung in Bukarest vorgelegten Daten zeigen, dass sich Ende letzten Jahres über 120.000 ausländische Staatsbürger in Rumänien aufhielten, und mehr als die Hälfte von ihnen stammte aus Nicht-EU-Ländern. Und da die Schätzungen zeigen, dass immer noch ausländische Arbeitskräfte benötigt werden, hat die Regierung in diesem Jahr eine Quote von 20.000 neu aufgenommenen Arbeitskräften auf dem rumänischen Arbeitsmarkt genehmigt. Die Sprecherin des Generalinspektorats für Immigration, Ermina Mihai, erklärt :



    Beim Treffen dieser Entscheidung hat das Generalinspektorat für Immigration mehrere Aspekte berücksichtigt: Das wirtschaftliche Entwicklungspotential Rumäniens, die Notwendigkeit der Bereitstellung von Arbeitskräften in einigen Tätigkeitsbereichen oder Berufen, die nicht von rumänischen Arbeitnehmern abgedeckt werden können, und die Vorbeugung der Schwarzarbeit. Die Einwanderungspolizei hat im vergangenen Jahr mehr als 7.000 Handelsunternehmen kontrolliert und 470 ausländische Bürger entdeckt, die ohne legale Dokumente arbeiteten.“




    Während auf dem rumänischen Arbeitsmarkt die Zahl der hauptsächlich vietnamesischen Arbeitskräfte steigt, versucht das rumänische Arbeitsministerium rumänische Arbeitnehmer, die in anderen Ländern der Europäischen Union tätig sind, zurückzugewinnen, um der von der Auswanderung der Rumänen verursachten Arbeitsmarktkrise entgegenzuwirken. Die Ministerin für die Auslands-Rumänen, Natalia Intotero, wei‎ß dazu mehr:



    Infolge der Angaben aus den Ländern, wo rumänische Staatsbürger leben und arbeiten, wurde im Jahr 2017 durch einen Regierungsbeschluss die Strategie für die Auslands-Rumänen angenommen. Die Zahl der rumänischen Bürger, die im Ausland leben, wird auf etwa 10 Millionen eingeschätzt. Etwa 4 Millionen der im Ausland lebenden Rumänen gehören den historischen ethnischen Gemeinschaften an; der Unterschied macht die Diaspora aus. Wir wissen, dass die grö‎ßte rumänische Gemeinde sich in Italien befindet — mehr als 1,2 Millionen angemeldete rumänische Bürger. In Spanien leben laut offiziellen Angaben etwa 1 Million Rumänen. Sehr viel gewachsen ist auch die Zahl der Rumänen, die in Gro‎ßbritannien leben — über 410.000 angemeldete rumänische Bürger, fast so viele wie in Frankreich. Auch in Deutschland, Österreich, und in den skandinavischen Ländern haben wir beträchtliche rumänische Gemeinschaften.“




    Warum gehen die Rumänen ins Ausland? Hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen. Professor Daniel David von der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg):



    Natürlich verlassen die Menschen ein Land, in diesem Fall Rumänien, in der Hoffnung, ein besseres Leben zu führen. Was bedeutet aber ein besseres Leben? Viele Menschen leben in Rumänien an der Armutsgrenze, sie sind verzweifelt und hoffen, im Westen ein normales Leben führen zu können. Es gibt aber auch Bürger, die auf ein relatives Wohlbefinden in Rumänien verzichten, weil sie mehr wollen; sie erhoffen sich ein höheres Ma‎ß an Lebensqualität, sie wollen höhere Lebensstandards. Viele junge Rumänen studieren im Ausland und bleiben dann in den Ländern, in denen sie studiert haben. Natürlich sind die Ursachen unterschiedlich und vielfältig. Und abhängig von den Ursachen können wir darüber nachdenken, was wir in den Bereichen Sozialpolitik und Arbeitspolitik tun können oder worauf wir hoffen können. Wenn die Menschen ihre Heimat aus Verzweiflung verlassen haben, oder auf der Suche nach einem mindestens anständigen Lebensniveau ins Ausland gegangen sind, so könnten sie durch eine kluge Arbeits- und Sozialpolitik überzeugt werden, zurückzukehren. Wenn aber die Rumänen auf einen relativen Wohlstand verzichtet haben, um im Ausland ein noch besseres Leben zu führen, oder wenn sie im Ausland studieren, würden viele von ihnen niemals nach Rumänien zurückkehren.“




    Über die Grundbedürfnisse hinaus wollen die Rumänen sich bei den Behörden Gehör verschaffen, respektiert werden und qualitativ hochwertige Dienstleistungen bekommen. Die Ministerin für die Auslands-Rumänen, Natalia Intotero:



    Wir können nicht sagen, dass in den letzten Jahren in Rumänien nichts unternommen wurde. Natürlich hat man etwas unternommen in dieser Hinsicht; man versucht, alle rumänische Bürger zu unterstützen, sowohl in Rumänien, um diesen Exodus zu stoppen, und auch, um die Rückkehr der im Ausland lebenden Rumänen durch verschiedene Projekte und Programme zu fördern. Es gibt auch Rumänen — eine genaue Zahl haben wir nicht –, die derzeit beschlie‎ßen, für ein paar Monate, für einen gewissen Zeitraum, als Saisonarbeiter oder auf längere Zeit im Ausland zu arbeiten. Aber wir haben auch Bürger, die nach 10 oder sogar 14 Jahren nach Rumänien zurückgekehrt sind. Es gibt auch viele Rumänen, die nicht in die Heimat zurückkehren würden, aber bereit sind, mit ihren im Ausland gewonnenen Kenntnissen und ihrer Erfahrung zur Entwicklung Rumäniens beizutragen, und das ist sehr erfreulich.“

  • Digitalisierung 4.0: Welche Berufe verschwinden?

    Digitalisierung 4.0: Welche Berufe verschwinden?

    Junge Untersuchungen zeigen, dass rund die Hälfte der heutigen Berufe in den kommenden Jahrzehnten verschwinden wird. Die Entwicklung der Technologie und Einführung von Robotern werden die menschliche Arbeitskraft ersetzen. Der Arbeitsmarkt wird sich im ständigen Wandel befinden und die Menschen werden sich laufend anpassen müssen. Die künftigen Angestellten werden ein Online-Profil haben, sie werden mehr verbunden sein, mobiler und agiler, meint die NGO INACO — Initiative für Wettbewerbsfähigkeit“ im Leitfaden der Zukunftsberufe, der in diesem Herbst veröffentlicht wurde. Die Untersuchung basiert auf die neuesten Ergebnisse der Studien über die Wirtschaft der Zukunft und erläutert die aktuellen Richtungen in der Technologie und die Voraussagen über die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der Gesellschaft von morgen. Andreea Paul ist die Koordinatorin und Leiterin der NGO INACO:



    Alle Kinder, die heute die Schule beginnen, werden in ihrem Erwachsenenalter einen komplett unterschiedlichen Arbeitsmarkt, verglichen mit dem heutigen, haben. Zwei Drittel der Arbeitsplätze von heute werden sich verwandeln. Es ist auch selbstverständlich, dass es so sein wird, denn es wurden neue Technologie eingeführt, die Bereiche vollkommen neustarten, von der Landwirtschaft bis zum Handel, von Industrieproduktion bis Medizin. Bekannte Berufe wie der eines Fahrers könnten bald verschwinden. Die Handarbeit wird durch kreative Arbeit ersetzt. Es ist sogar ein sehr guter Slogan entstanden, den wir für die Berufe von morgen passend finden: »Intelligentes Arbeiten, ohne gro‎ßen Aufwand«. Denn alles, was körperlichen Aufwand, Wiederholung, Risiko am Arbeitsplatz voraussetzt, wird automatisiert, robotisiert, was unseren Alltag einfacher macht.“




    Die Urheber des Leitfadens der Zukunftsberufe“ meinen, dass das rumänische Bildungssystem die Jugendlichen nicht ausreichend informiert und sie nicht auf die Berufe der Gesellschaft von morgen vorbereitet. Gerade deshalb hat die Expertengemeinschaft, Mitglieder und Partner von INACO, dem Bürgermeisteramt des 3. Bukarester Bezirks ein komplexes Projekt vorgeschlagen, das 13 Bukarester Gymnasien an die Realitäten des Arbeitsmarktes von morgen anschlie‎ßen soll. Der Leitfaden der Zukunftsberufe wird als Grundlage für interaktive, kreative Werkstäten und für Ereignisse non-formeller Ausbildung dienen, die von den Experten von INACO koordiniert werden sollen. Diese sollen die schulische Beteiligung und die Berufsauswahl der Schüler dieser Gymnasien fördern. Andreea Paul:



    Wir haben uns vorgenommen, dieses Jahr mit 1000 Jugendlichen, mit Eltern und Lehrern direkt in Kontakt zu treten, um ihnen zu zeigen, welche die Berufe der Zukunft sein werden, welche Berufe sich in der Umwandlungsphase befinden oder sogar verschwinden und welche neuen Berufe entstehen, welche die von den Arbeitgebern gesuchten Kompetenzen und Fähigkeiten sein werden und besonders wie man diese erlangen könnte. Diese sind die Schlüsselfragen, die die Expertengemeinschaft von INACO einfach und deutlich, sodass es für alle verständlich ist, in einer Vorstellung des »Leitfadens der Zukunftsberufe«, die auf unserer Webseite www.inaco.ro online verfügbar ist, beantworten möchte. Der Zugriff auf diesen Leitfaden ist frei und die Interessenten sind eingeladen, jedes Bild anzuklicken, denn hinter jedem einzelnen Bild befinden sich kurze Erklärungsvideos. Diese zeigen, dass alles, worüber wir sprechen, bereits in einer Ecke der Welt umgesetzt wird, die viel fortgeschrittener ist als unser Land und die durch diese technologischen Tendenzen die ganze Weltwirtschaft beeinflusst. Diese müssen wir beachten. Wir sprechen über die digitale Revolution 4.0. Ob wir über die Einführung von Robotern, über 3D-Drucken, über Blockchain-Systeme, virtuelle Realität, Ressourcen und Verkehr der Zukunft sprechen, all das verpflichtet uns, uns neu zu kalibrieren, unser Bildungssystem neu zu starten und in unsere Fortbildung zu investieren.“




    Die Experten der Organisation INACO haben bereits die ersten Schritte unternommen, damit die Jugendlichen mit den technologischen Tendenzen der Zukunft schritthalten. Sie haben jeweils einen Bildungs-3D-Drucker und 10 Kilo Verbrauchsmaterialien den Schülern der Berufsschule einer Gemeinde im Landkreis Iaşi, aber auch den Schülern des Technologischen Gymnasiums Ioniță G. Andron“ in Negreşti Oaş gespendet. Ovidiu Mihai Hotca, der Leiter dieses Gymnasiums:



    Die Kinder sind sich dieser besonders gro‎ßen Wandlungen, die stattfinden, bereits bewusst. Ein Beispiel der modernen Technik ist dieser 3D-Drucker, den wir erhalten haben. Wir erklären den Schülern, wie weit man mit der Technologie gehen kann. Wir haben gesehen, dass es 3D-Drucker gibt, die sogar Häuser bauen können. Daher zeigen die Kinder hohes Interesse daran. Meiner Meinung nach müsste man, um einen geschlossenen Kreislauf zu haben, solche Technologien auch auf Industrieebene einsetzen.“




    In Zukunft werden Senioren-Betreuer, Fachleute für Weltraumtourismus, Drohnenbediener sowie Roboterüberwacher und -Programmierer sehr gefragt sein. Auch gefragt werden Physiotherapeuten, Bewegungstherapeuten und Facharbeiter für den Bereich unkonventioneller Energien sein, verlautet noch aus der Untersuchung von INACO. Gemä‎ß dieser werden neue Technologien zur Schaffung von Millionen neuen Arbeitsplätzen und vollkommen neuer Wirtschaftsbereiche führen. Andreea Paul:



    Es gibt Berufe, die in naher Zukunft fast sicher verschwinden werden. Es handelt sich um Haustürverkäufer oder Call-Center-Verkäufer. Die Stelle des Bankkreditberaters wird in Zukunft verschwinden, was auf die Automatisierung zu 98% dieses Marktes zurückzuführen ist, Schalter verschwinden, Kassen werden automatisiert, Taxifahrer werden in Zukunft zu 90% durch künstliche Intelligenz ersetzt, behaupten die Forscher von der Oxford University, Fast-Food-Köche werden zu 80% ihren Job verlieren. McDonald’s setzt heute weitgehende Programme zum Roboterisieren der eigenen Küchen um. Arztassistenten, Ernährungsberater, Chirurgen — diese werden nicht oder nur in sehr kleinem Ausma‎ß durch Automatisierung ersetzt werden können.“




    Obwohl es in den rumänischen Schulen keinen Robotik-Unterricht gibt, gehören die rumänischen Gymnasiumschüler, die von der Zukunftstechnologie begeistert sind, zu den besten der Welt bei den Wettbewerben, wo künstliche Intelligenz zum Leben erwacht. So etwa hat das Gymnasiumschülerteam Rumäniens an der Internationalen Robotik-Olympiade in Mexiko die höchsten Preise des Wettbewerbs errungen und belegte am Ende den 1. Platz unter allen Teilnehmerländern.

  • Arbeitsmarkt und Migration: Rumänische Unternehmen importieren vermehrt ausländische Arbeitskraft

    Arbeitsmarkt und Migration: Rumänische Unternehmen importieren vermehrt ausländische Arbeitskraft

    Rumänien belegt den zweiten Platz in der EU unter den Ländern, die Arbeitskräfte von au‎ßerhalb des EU-Raumes importieren. Den ersten Platz nimmt Tschechien ein. Die meisten Ausländer, die in Rumänien 2018 angestellt wurden, kommen aus Vietnam (35%), der Türkei, Nepal, Serbien, Sri Lanka, China und der Moldaurepublik. Der gravierendste Mangel an Arbeitskraft wird in Bereichen wie Gastronomie, Schiffbau, Verkauf von Kleidungsstücken und dem Bausektor registriert. Zahlreiche Rumänen arbeiten seit Jahren in EU-Ländern genau in diesen Bereichen und nicht nur. Die Europaabgeordnete Maria Grapini, selber Geschäftsfrau und Unternehmerin, erklärte, das sei eine Erklärung für den Mangel an Arbeitskraft. Hinzu komme das rumänische Bildungssystem, das nicht genügend Fachkräfte ausbilde:



    Der Mangel an Arbeitskraft kommt auf der Ebene der Arbeiter vor, die keinen Hochschulabschluss brauchen. Leider ist das die Folge der Auflösung der Berufsschulen. In der Zwischenzeit funktioniert der Dualunterricht. Es gibt auch ein Gesetz für die Lehrlinge am Arbeitsplatz. Der Weg ist aber noch lang. Meine Unternehmen sind in der Textilindustrie tätig. In den Berufsschulen gab es vor 30 Jahren Klassen für Weberei und Färberei. Berufe wie Elektriker, Drechsler oder Schwei‎ßer brauchen unbedingt Nachschub.“




    Rumänien importiere besonders unqualifizierte Arbeitskraft, sagen auch Vertreter der Beratungsfirmen. Dana Ionescu, die sich mit Personaleinstellung beschäftigt, meint, der Import von Arbeitskräften sei alles andere als billig. Dana Ionescu, Global-Mobility-Managerin bei ADECCO Rumänien, dazu:



    Es ist gar nicht billiger, ausländische Bürger zu bringen. Es gibt einige Beschränkungen, was die Löhne anbelangt. Ein Ausländer muss den Durchschnittslohn bekommen. Ein Rumäne kann aber auch den Mindestlohn erhalten. Hinzu kommen weitere Kosten wie Übersetzung der Dokumente, notarielle und andere Gebühren usw.“




    Die Zahl der rumänischen Arbeitgeber, die ausländische Arbeitskräfte anstellen, wird immer höher. Mit Einzelheiten kommt Dana Ionescu:



    Im ersten Jahresquartal 2018 wurden 31.464 Arbeitsplätze immer wieder von den Arbeitgebern als frei erklärt. Daher die immer steigende Zahl der Ausländer, die in Rumänien arbeiten. Dieses Kontingent wird durch Regierungserlass am Anfang des Jahres genehmigt. Während des Jahres kann es verändert und auf andere Bereiche ausgeweitet werden.“




    In diesem Jahr stieg das Kontingent um 55% gegenüber dem gleichen Zeitraum 2017. Am Anfang bezifferte sich das Kontingent für 2018 auf 7.000 Arbeiter. Im August aber hat man seine Erhöhung genehmigt. Es geht um eine Rekordzahl. Dana Ionescu dazu:



    Für die ständigen Arbeiter wurde das Kontingent verdoppelt — von 4.000 auf 8.000. Die Zahl der Leiharbeiter stieg um das Vierfache: von 1.200 auf 5.200. Vielleicht muss das Kontingent bis Jahresende noch verdoppelt werden.“




    Abgesehen von einer Anpassung des Ausbildungssystems an den Arbeitsmarkt und der Fortbildung der Lehrlinge am Arbeitsplatz sei es notwendig, die ausgewanderten Rumänen zur Rückkehr in ihre Heimat zu ermutigen, meint die Europaabgeordnete Maria Grapini. Allerdings sei das nicht so leicht, denn viele ausgewanderte Rumänen sehen den rumänischen Arbeitsmarkt als unstabil an:



    Es gibt ein gro‎ßes Misstrauen unter den rumänischen Migranten. Als ich in Spanien war, bin ich mit Vertretern der Rumänen zusammengekommen. Sie vertrauen dem rumänischen System nicht mehr. Sie wünschen sich einen festen Arbeitsplatz. Wer im Ausland arbeitet, will nicht mehr zurück, weil er Angst hat, den Arbeitsplatz immer wieder zu verlieren. Wir brauchen bessere Gesetze, eine bessere öffentliche Politik.“




    Bis dahin bleibe der Import eine vorübergehende Lösung, die meist umgesetzte Ma‎ßnahme. Die Vereinfachung der Gesetze für den Import der ausländischen Arbeitskraft werde ebenfalls anvisiert. Au‎ßerdem sei eine flexible Lohnpolitik notwendig, welche in der Spannbreite vom Mindest- zum Durchschnittslohn eine angemessene Entlohnung der Arbeitnehmer je nach Qualifikation ermöglichen würde. Es bleibe abzuwarten, ob diese Ansätze Anklang beim Gesetzgeber finden, so abschlie‎ßend die Europaabgeordnete Maria Grapini.

  • Wirtschaft: Wie nachhaltig ist das Wachstum?

    Wirtschaft: Wie nachhaltig ist das Wachstum?

    Die meisten Experten relativieren das aktuelle Rekordwachstum der rumänischen Wirtschaft. Die Wachstumsraten würden sich zum einen auf einen starken Konsum stützen, zum anderen sei das Wirtschaftswachstum nicht immer gleichbedeutend mit der Entwicklung. Unlängst sendete auch die Europäische Kommission ein Warnzeichen. Der Haupttreiber des Wachstums war der Konsum der privaten Haushalte, der auf Steuersenkungen und Lohnerhöhungen beruhte. Die öffentlichen Investitionen sind im zweiten Jahr in Folge rückläufig“, hie‎ß es in einer Prognose der Kommission. Darin wird von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Rumänien bis auf 4,5% in diesem Jahr und 4% im folgenden Jahr ausgegangen.



    Die Zahlen erscheinen in den vorläufigen Wirtschaftsprognosen des Gemeinschaftsforums und ähneln den Berechnungen der jüngsten Weltbankanalyse. Dan Suciu, Sprecher der rumänischen Nationalbank, erklärte im Interview mit Radio Rumänien, dass wir bei näherem Hinsehen in der Tat feststellen könnten, dass dieser Anstieg grö‎ßtenteils auf den Konsum zurückzuführen sei:



    Es stimmt schon, wir hatten ein Rekordjahr in der industriellen Produktion, und das ist die gute Nachricht. Aber die Konsumkomponente war in der Tat vorherrschend und führte auch zu dieser Preisentwicklung, zum Beispiel weil die hohe Nachfrage zu Preiserhöhungen führt, das ist ein ökonomisches Gesetz, dem wir niemals entgegenwirken können. Nun, was ich damit sagen will, das ist keine Kritik gegen die Gehaltserhöhungen, es geht nicht darum, es ist eine Feststellung und der Aufruf zu einer Reaktion. Ok, wir haben die Löhne erhöht, da müssen wir sehen, wie wir die Produktivität steigern, um dieses künstliche Wachstum zu verhindern. Schauen wir mal, was wir mit der rumänischen Wirtschaft tun können, um mehr Wachstumsmotoren zu haben. Denn sie hat das Potential zu wachsen, und nicht nur durch Konsum und industrielle Produktion. Auch durch öffentliche Investitionen muss sie wachsen, und durch viele andere Elemente, die dieser Wirtschaft zur Verfügung stehen und nicht ausreichend verwertet werden. Wir haben alles auf einen einzigen Motor oder eineinhalb Motoren gesetzt, das ist nicht ausreichend.“




    Die Tatsache, dass der Haupttreiber des Wirtschaftswachstums der Konsum war, hatte negative Auswirkungen auf das Handelsdefizit, das 2017 um 30% zunahm. Zentralbank-Gouverneur Mugur Isărescu betonte dies bei der Präsentation des jüngsten Inflationsberichts. Er erklärte ferner, dass es jetzt wichtiger sei, den Binnenmarkt zurückzuerobern als den Export zu steigern, und nannte als Beispiel die Agro-Lebensmittelindustrie. Finanzanalyst Aurelian Dochia erläutert:



    Der Konsumbedarf der Rumänen wird offensichtlich in einigen Wirtschaftssektoren nicht befriedigt, wo das Angebot der Nachfrage der Verbraucher nicht entspricht und man nicht zufriedenstellend reagiert hat. Und natürlich ist die Agro-Lebensmittelindustrie das beste Beispiel, weil dort Produktionspotenzial besteht. Ein Beispiel, das vom Gouverneur selbst stammt, war die Obst- und vor allem die Apfelproduktion. Obwohl wir im Land Obstgärten und Produktionskapazitäten haben, landen diese Produkte leider nicht auf den Regalen, hauptsächlich wegen der schlechten Planung und Organisation der Hersteller.“




    Ein weiteres strukturelles Problem, das von Mugur Isărescu hervorgehoben wurde, betrifft die sich häufenden Spannungen und die Defizite des Arbeitsmarktes. Welche sind die Konsequenzen dieser Entwicklung? Finanzexperte Aurelian Dochia versucht zu erklären.



    Auf dem Arbeitsmarkt haben wir in jüngster Zeit eine zunehmend gespannte Situation beobachtet: Da die Nachfrage der Unternehmen sowohl mengenmä‎ßig als auch insbesondere als Struktur nicht mehr erfüllt werden kann, hat das offensichtlich negative Auswirkungen sowohl in Bezug auf die Kosten der Arbeitskraft als auch in der Struktur der Produktion. Weil wir nicht den Anspruch haben können, die Wirtschaft in Sektoren mit hohem Mehrwert zu entwickeln, beispielsweise in bestimmten industriellen Produktionssektoren oder Dienstleistungen, wenn wir nicht über die passenden Arbeitskräfte für diese Sektoren verfügen. Und wenn wir dieses Problem nicht lösen, besteht die Gefahr, zu einer Wirtschaft mit geringem Wert verdammt zu werden. Das würde wiederum für uns alle ein Entwicklungsniveau und ein Pro-Kopf-Einkommen bedeuten, das nicht einmal in die Nähe des EU-Durchschnitts kommt.“




    Rumänien hatte zudem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres eine der höchsten Inflationsraten in Europa, sie war zu dem Zeitpunkt laut Angaben von Notenbankchef Isărescu innerhalb von nur sechs Monaten von 0,9% auf 3,3% gestiegen.

  • Vollzeitbeschäftigung und Arbeitsmarktmobilität: Jugendliche haben es nicht leicht

    Vollzeitbeschäftigung und Arbeitsmarktmobilität: Jugendliche haben es nicht leicht

    Laut einer Studie des Nationalen Statistikinstitutes lebten in der zweiten Jahreshälfte 2016 in Rumänien mehr als 4,8 Millionen junge Leute zw. 15 und 34 Jahren. Die Hälfte dieser jungen Menschen waren zur Zeit der Befragung beschäftigt — in der Fachsprache bedeutet das nicht unbedingt, dass sie einen stabilen Arbeitsplatz hatten, sondern dass sie mindestens eine Stunde pro Woche gearbeitet und dadurch Geld verdient hatten. 74,6% der beschäftigten jungen Rumänen waren vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer; davon arbeiteten etwa 50% im Dienstleistungsbereich, 28% in der Industrie und Bauwesen und 21% in der Landwirtschaft. Die Lage der Landwirtschaftsarbeiter ist in Rumänien nicht gerade rosig, meint der Sprecher des Nationalen Statistikinstituts, Vladimir Alexandrescu:



    In der Landwirtschaft zu arbeiten, bedeutet leider in Rumänien meistens, in einer Subsistenzfarm zu arbeiten. Es gibt selbstverständlich auch moderne Landwirtschaft in Rumänien, aber sie wird immer noch nach Familienstrukturen organisiert. Das bedeutet, dass die Landwirte mit ihrer Produktion vor allem den Konsumbedarf einer kleineren Gruppe, in etwa der Gruppe der Familienangehörigen erfüllen. Statistisch betrachtet gelten diese Leute als Beschäftigte oder Arbeitnehmer. Wenn man aber die Realität genauer betrachtet, bringen diese Beschäftigte der Gesellschaft und der Wirtschaft einen viel kleineren Beitrag als das, was sie in besser entwickelten landwirtschaftlichen Unternehmen wie in Westeuropa oder in den USA hätten leisten können.“




    Gleichzeitig waren laut besagter Studie mehr als 2,3 Millionen junge Rumänen nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Davon waren nur 270.000 arbeitslos, das hei‎ßt, dass sie entweder versuchten, einen Arbeitsplatz zu finden, oder dass sie irgendwann arbeitstätig gewesen waren. Die restlichen jungen Menschen waren noch in der Ausbildung. Abgesehen davon gab es in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 etwa 1 Million junger Rumänen (das sind 19.9% der Befragten und 28% der jungen Rumänen, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatten), die keinen Arbeitsplatz hatten und auch in keiner Bildungsma‎ßnahme eingeschlossen waren. Diese Prozentzahlen schildern eine Tragödie, meint der Vorsitzende des Jugendrates in Rumänien, Mihai Dragoş:



    Wenn junge Leute mehr als 4 Monate komplett inaktiv bleiben, wird das schwere Konsequenzen für ihr ganzes Leben haben. Sie werden ihren Arbeitsplatz häufiger wechseln, sie werden des Öfteren über längere Zeit ohne Arbeit bleiben, sie werden niedrigere Löhne akzeptieren und mehr Schwierigkeiten beim Aufbau einer Karriere haben.“




    In Rumänien konfrontiert man sich oft mit frühem Schulabbruch, und die Hauptursache dafür ist meistens die Armut. Dann gibt es auch viele junge Menschen (53% der Befragten), die einen Gymnasiumsabschluss für ausreichend halten und kein Universitätsstudium anstreben, auch wenn die Hochschulabsolventen höhere Chancen haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Die besten Methoden, in Rumänien einen Arbeitsplatz zu finden, sind einerseits direkten Kontakt mit dem Arbeitgeber aufzunehmen (49,3% der befragten jungen Leute haben eine Bewerbung an ein gewisses Unternehmen geschickt und wurden eingestellt) und andererseits auf Empfehlung von Verwandten, Bekannten und Freunden eingestellt zu werden (28,8% der Befragten haben auf diese Weise ihren Arbeitsplatz bekommen). Es sei naturgemä‎ß zu erwarten, dass man einen Verwandten oder einen Freund für eine Arbeitsstelle empfiehlt, meint Vladimir Alexandrescu, und Mihai Dragoş ergänzt:



    In Bezug auf die Einstellungsmöglichkeiten wäre es interessant, zu sagen, dass 30% der Befragten ihren Arbeitsplatz auf Empfehlung von Verwandten, Bekannten oder Freunden bekommen haben. Dieses System von Beziehungen oder Networking, wie man auf Englisch sagt, ist sehr wichtig. Es ist sehr nützlich, wenn man ein Netz von Bekannten hat, wenn man Fachleute und Arbeitgeber in gewissen Bereichen kennt.“




    Diejenigen, die es geschafft haben und ein Angebot für eine bezahlte Arbeit erhalten, sind meistens nicht bereit, ihren Wohnsitz zu wechseln, um eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu bekommen. Nur 3,8% der beschäftigten Rumänen haben ihren Wohnsitz gewechselt, um einen besser bezahlten Arbeitsplatz zu bekommen, und das waren meistens junge Menschen zwischen 25 und 29 Jahren. Und von den jungen Leuten, die keine Arbeit haben, würden nur 20% in eine andere Ortschaft umziehen, um einen Arbeitsplatz zu bekommen. Vladimir Alexandrescu dazu:



    Der Begriff Mobilität ist unterschiedlich zu verstehen: Wir haben die Mobilität der Arbeitnehmer, die bereits beschäftigt sind, und andererseits haben wir die Mobilität derjenigen, die noch keine Arbeit haben und eine Arbeitsstelle in einer anderen Ortschaft bekommen könnten. Als Kontraargument gibt es aber auch die vielen jungen Rumänen, die ihre Heimat verlassen, um im Ausland zu arbeiten. Für die aktiveren und besser ausgebildeten jungen Rumänen ist es nicht so wichtig, wo sie arbeiten. Wenn es eine interessante Arbeitsstelle gibt, fahren sie einfach hin, auch wenn der Arbeitsplatz Tausend Kilometer von zu Hause entfernt ist.“




    Wie ist dieser Mangel an Mobilität bei jungen Rumänen zu erklären? Mihai Dragoş dazu:



    In Rumänien gibt es eine gewisse Zurückhaltung seitens der jungen Leute, wenn es darum geht, von zu Hause auszuziehen um sich einen Arbeitsplatz in einer anderen Ortschaft zu suchen. Das hängt aber auch von der Wohnpolitik in Rumänien ab. Wie kann der Staat den jungen Menschen helfen, eine günstige Mietwohnung zu finden? Da spielt der Mindestlohn eine wichtige Rolle. Für einen jungen Arbeitnehmer, der einen Mindestlohn von 1.500 Lei (umg. etwa 325 Euro) im Monat bekommt, ist es sehr schwer, in einer Gro‎ßstadt zu überleben, wo nur die Miete 150 bis 200 Euro kostet. Es lohnt sich nicht, umzuziehen, wenn man so wenig verdient.“




    Neue öffentliche Politiken müssen her, mit positiven Auswirkungen auf die Lage der jungen Menschen, meinen die Vertreter der Jugendräte und anderer Jugendorganisationen. Dazu gehören u.a. eine bessere Korrelierung zwischen dem Ausbildungssystem und dem Arbeitsmarkt, verschiedene Mittel zur Anregung der Mobilität und bezahlte Internships in staatlichen und privaten Unternehmen.

  • Nachrichten 27.11.2017

    Nachrichten 27.11.2017

    Der Sonderausschuss im Rumänischen Parlament, der mit Beratungen über die Novellierung der Justizverwaltungsgesetze beauftragt ist, hat am Montag seine Tätigkeit fortgesetzt. Zur Diskussion standen unter anderem der Artikel über die Haftung der Richter und Staatsanwälte. Seit letzter Woche arbeitet der Ausschuss täglich, damit die neuen Gesetzentwürfe noch vor Weihnachten im Plenum verabschiedet werden können. Die Nationalliberale Partei hat angekündigt, gegen die Bildung des Ausschusses vor dem Verfassungsgericht zu klagen. Sie rügt, dass die Mehrheitskoalition sich über das Reformpaket nicht mit der Venedig-Kommission abstimmen wolle.


    Auch am Sonntag haben mehrere zehntausend Bürger in Bukarest und vielen anderen Gro‎ßsstädten Rumäniens gegen die Justizreform und mehrere Steuergesetze protestiert.



    Rumänische Firmen sollten mithilfe von EU-Mitteln und nationalen Fördergeldern in erster Linie rumänische Arbeitnehmer einstellen — das forderte Arbeitsministerin Lia Olguţa Vasilescu. Auf einer Fachtagung in Bukarest sagte sie, dass eine EU-Richtlinie die Arbeitskräfte auf dem EU-Binnenmarkt schütze und Rumänien nicht vorhabe, darauf zu verzichten. Die Ministerin berichtete, dass vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels immer mehr Unternehmen der Regierung beantragen, die Grenzen für ausländische Arbeitnehmer zu öffnen. Sie sei offen für jede Idee, die die vielen rumänischen Gastarbeiter im Ausland zur Rückkehr motivieren könnte.



    China wird über drei Milliarden Dollar für Entwicklungs- und Investitionsprojekte in MOEL bereitstellen. Das sagte Premierminister Li Keqiang in Budapest am Montag auf dem 6. Gipfel der Staats- und Regierungschefs Mittel- und Osteuropas und Chinas in Budapest zu. Auf der Agenda des Gipfels im sogenannten 16+1“-Zusammenarbeitsformat stehen die Wirtschafts-, Finanz- und Handelsbeziehungen zwischen China und 16 mittel- und osteuropäischen Staaten. 2013 war Rumänien Gastgeber des 16+1“-Regierungschefstreffens. Rumänien begründete damals einen neuen Zusammenarbeitsmechanismus im Energiebereich zwischen den Teilnehmerländern.



    Der Oberste Landesverteidigungsrat kommt am Dienstag zusammen. Dies kündigte die Bukarester Präsidialverwaltung an. Das von Staatspräsident Klaus Iohannis geführte Treffen wird mehrere Themen auf der Tagesordnung haben, darunter den Plan für Auslandseinsätze der Streitkräfte und den Umsetzungsstand der Beschlüsse des Warschauer NATO-Gipfels. Au‎ßerdem wird man die Ma‎ßnahmen besprechen, die Rumänien für die Umsetzung der international beschlossenen Sanktionen getroffen hat, so die Mitteilung der Präsidentschaft.




    57% der rumänischen Bürger vertrauen nach wie vor der EU. Das besagt eine Umfrage, deren Ergebnisse am Montag von der Vertretung der EU-Kommission in Bukarest mitgeteilt wurden. Demnach teilen 54% der Rumänen die Auffassung, dass ihre Stimme in der EU gehört wird. Der grö‎ßte Vorteil der Mitgliedschaft sei die Möglichkeit, in einem anderen EU-Land arbeiten zu können. Der grö‎ßte Nachteil sei die niedrigere Kaufkraft. 56% der Befragten gehen davon aus, dass die Union in den nächsten Jahren stärker wird. Zu den wichtigsten Gefahren und Herausforderungen gehören die Bekämpfung des Terrorismus, die Beziehungen zu Russland und die Migrationspolitik. Gute Verhältnisse zwischen den Staaten, die Wahrung der Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaat wurden als grö‎ßte Vorzüge genannt.



    Unter OSZE-Schirmherrschaft hat in Wien am Montag eine neue Verhandlungsrunde zwischen der Republik Moldau und der abtrünnigen Teilrepublik Transnistrien angefangen. Die Verhandlungen verlaufen im so genannten 5 plus 2 Format — neben den Parteien sitzen Repräsentanten der USA, der EU, der Ukraine und Russlands als Vermittler und Beobachter am Tisch. Auf der Tagesordnung stehen der Unterricht in rumänischsprachigen Schulen und die Zulassung der Fahrzeuge in Transnistrien sowie die Wiederherstellung der Telefonverbindungen zwischen der Moldau und dem Gebiet im Osten. Die Moldau hat die Kontrolle über Transnisterin nach einem kurzen Bürgerkrieg in 1992 abgegeben, nachdem Moskau auf der Seite der Separatisten eingegriffen hatte.


  • Studium für alle: in Rumänien eine Utopie

    Studium für alle: in Rumänien eine Utopie

    Die Universitäten boten nur wenige Studienplätze an, die Aufnahmeprüfungen waren sehr schwer und die Konkurrenz sehr gro‎ß. Rumänien hatte folglich Anfang der 1990er Jahren ein Defizit von Universitätsabsolventen. Im Jahr 1992 hatten nur 5,8% der Gesamtbevölkerung einen Hochschulabschluss. 25 Jahre später wurden zahlreiche Fakultäten gegründet. Die staatlichen Universitäten haben die Anzahl der Studienplätze vergrö‎ßert und die Situation hat sich bedeutend verbessert. Die Anzahl der Studenten blieb jedoch verglichen mit den anderen europäischen Staaten klein. Rumänien hat die kleinste Anzahl von Hochschulabsolventen in der EU. Nur 25,6% der rumänischen Bevölkerung im Alter von 30-34 Jahren haben eine Hochschule absolviert. Der europäische Durchschnitt liegt 39,1%. Mihai Dragoş, der Vorsitzende des Jugendrates in Rumänien, erklärte, die Ursachen seien die die materiell prekäre Lage der Bevölkerung und das rumänische Unterrichtssystem.



    Die Wurzel des Problems liegt in den Gymnasium. Nur 48% der Schüler bestehen die Reifeprüfung. Der Schulabbruch ist bis auf 18% gestiegen. Wir sprechen von Schulabbruch, auch wenn es um ein Hochschulstudium geht. Die meisten schlie‎ßen das Studium mit der Abschlussprüfung ab. Rund 35%-40% der Jugendlichen, die ein Hochschulstudium anfangen, absolvieren das Studium nicht. Die Studenten wählen nicht richtig, sie studieren Fächer, die gar nicht zu ihrem Profil passen. Nach einer Zeit bemerken sie, dass sie sich etwas ganz anderes wünschen und besuchen eine andere Hochschule, oder suchen sich verschiedene Jobs, um Geld zu gewinnen. Es gibt auch Studenten, die ihr Studium leider nicht mehr finanzieren können.“




    Es gibt Familien in Rumänien, die sich die Kosten der Bildung nicht leisten können. Einige meinen sogar, es lohne sich nicht, so lange zu studieren, weil das nicht unbedingt den Erfolg im Leben sichert. Die Erhebungen beweisen, dass die meisten Arbeitslosen keine Hochschulabsolventen sind. Victoria Stoiciu von der rumänischen Vertretung der Friedrich Ebert“-Stiftung sagte, für die Uniabsolventen ist es einfacher, einen Arbeitsplatz zu finden:



    Eine Frage, die heute oft vorkommt, ist, ob es sich noch lohnt, eine Uni zu besuchen. Die Investition ist gar nicht klein. Es gibt zahlreiche Jugendliche, die nicht in Universitätsstädten geboren sind oder leben. Bildung bringt auch Kosten mit sich. Bildung bedeutet Geld. Man braucht Geld für die Wohnung, für den Transport, für die Nahrung. So kommen wir zum Verhältnis Kosten-Nutzen Effizienz. Ist es effizient, in meine Bildung vier Jahre lang zu investieren, um ein Diplom zu bekommen, mit dem man einen mittelmä‎ßig bezahlten Job finden kann? Eine andere Variante wäre, nach Italien oder Spanien auf Arbeitssuche zu fahren, wo man einen Mindestlohn von 800-900 Euro im Monat bekommt. Für die meisten Rumänen lautet daher die Antwort Nein, es bringt nicht viel, in Bildung zu investieren.“




    Die Realität widerspricht aber dieser Mentalität, die vom Unterrichtssystem und der Familie korrigiert werden muss, so Mihai Dragoş:




    Den Schülern und den Jugendlichen wird nicht geholfen, die Dynamik der Gesellschaft sehr gut zu verstehen. Die europäischen Statistiken zeigen, dass die Nachfrage für Arbeitsplätze für unqualifizierte Personen auf EU-Ebene abnimmt, während die Nachfrage für Personen mit abgeschlossenem Unistudium steigt. Die Welt bewegt sich in Richtung Automatisierung. Das passiert schon in einigen Fabriken. Bestimmte Berufe werden in kurzer Zeit nicht mehr existieren. Der rumänische Arbeitsmarkt bewegt sich ebenfalls in Richtung Hochschulstudium. Rumänien muss den Tendenzen gewachsen sein. Sonst werden wir die Zeugen einer höheren Arbeitslosenquote, besonders in den Reihen der Jugendlichen, sein. Es ist möglich, dass wir in 20-30 Jahren die Jugendarbeitslosigkeit nicht mehr eindämmen können.“



    .


    Die Friedrich Ebert“-Stiftung in Rumänien forschte nach den Ursachen der niedrigen Anzahl der Hochschulabsolventen in Rumänien durch das Projekt Soziales Amtsblatt und berücksichtigte das Brain drain“-Phänomen. Mit dem obengenannten Phänomen lassen sich aber nicht alle Probleme erklären. In Rumänien werden jährlich nur 10 Abschlussdiplome je 1000 Personen im Alter von 15-64 Jahren gewährt, viel unter dem EU-Durchschnitt, so das Soziale Amtsblatt. Victoria Stoiciu meint, das Studium, die Bildung haben in Rumänien an Wert verloren:




    Die Bildung wird nur aus der Sicht der Effizienz betrachtet und nach der Art und Weise, wie der Arbeitsmarkt darauf reagiert. Es ist nicht total falsch, doch die Universität bedeutet mehr. Die Bildung ist nicht da, nur um Arbeitskraft zu erzeugen. Das ist nicht die einzige Rolle der Bildung. Die Bildung formt Bürger, Menschen mit einem kritischen Denken, sie lehrt uns, uns zu entwickeln. Diese idealistische Dimension der Bildung, der Erziehung wird heute ganz vernachlässigt. Man bevorzugt das Praktische.“




    Die Experten, die das Soziale Amtsblatt koordinieren, empfehlen eine Erhöhung des Haushaltes, das der Bildung zugeteilt wird. In den letzten 10 Jahren wurden dem Unterrichtswesen nur rund 5% des Staatshaushaltes zugewiesen — den geringsten Anteil im europäischen Vergleich.