Tag: Auslandsstudium

  • Französischer Student Julien Rodsphon: „Rumänen sind gastfreundlich und sprachbegabt“

    Französischer Student Julien Rodsphon: „Rumänen sind gastfreundlich und sprachbegabt“

    Dank einer wissenschaftlichen Kooperation zwischen der Universität Paris I Panthéon-Sorbonne und der Universität in Bukarest studiert Julien Rodsphon seit Herbst 2019 Jura am französisch-rumänischen Kolleg für europäische Studien in Bukarest. Vorher hatte er zwei Jahre lang internationale Schiedsgerichtsbarkeit in Schweden, an der Universität Stockholm studiert:



    Das war meine erste Auslandserfahrung und damals fühlte ich mich frei und zum ersten Mal in meinem Leben finanziell selbstständig. Im ersten Studienjahr hatte ich ein Erasmus-Stipendium in Stockholm und dank dieses Stipendiums konnte ich die skandinavischen Staaten besuchen. Man sagt, dass die Schweden kalt sind, das habe ich aber nicht so empfunden. Ich habe das Land bereist und konnte die Menschen näher, jenseits der Klischees kennenlernen.“




    In Rumänien macht Julien Rodsphon auch ein Praktikum im Rechtsbereich an der Bukarester Vertretung eines französischen Unternehmens im Energiesektor. Wir haben unseren Gesprächspartner gefragt, welche seine Eindrücke über Rumänien sind:



    Ich kann nicht sagen, dass ich das Land richtig bereist habe, ich habe Braşov (Kronstadt) und Cluj (Klausenburg) besucht. Rumänien ist gar nicht wie Schweden, was die Architektur und die Natur angeht. Die rumänischen Landschaften finde ich atemberaubend. Ich habe auch den Süden Rumäniens in Richtung Bulgarien besucht, aber am meisten haben mir Braşov und die Umgebungen gefallen. Diesen Teil des Landes habe ich im Herbst besucht, wenn die Farben der Natur wunderschön sind. Die Rumänen sind meiner Meinung nach sehr gastfreundlich und sprachbegabt, mit vielen, die ich getroffen konnte ich mich auf Französisch unterhalten.“




    Die zwei Jahre in Schweden und die Monate, die er in Rumänien lebte, haben Julien deutlich verändert:



    Zum einen bin ich selbstständig geworden. In Paris habe ich bis zum dritten Studienjahr, also bis ins Alter von 20 Jahren, bei den Eltern gewohnt, und das war total anders; jetzt ich habe gelernt, wie man selbstständig leben kann und alleine zurechtzufinden muss. Ich bin froh, dass ich damals finanziell selbstständig geworden bin und dank meiner Arbeit die Möglichkeit hatte, viel zu reisen.“




    Jedes Mal wenn sich die Gelegenheit bietet, entdeckt er neue Orte. Auf seiner Reise-Wunschliste steht unter anderem die Türkei. In seiner Freizeit spielt er gerne Gitarre. Zum Schluss des Gesprächs haben wir Julien Rodsphon gefragt, wie er sich seine berufliche Zukunft vorstellt:



    Ich möchte ein Praktikum eher in einem Anwaltsbüro als in der juristischen Abteilung eines Unternehmens machen und im Anschluss die Rechtsanwaltsprüfung in Frankreich bestehen. Dann möchte ich als Professor arbeiten und die ganze Welt bereisen. Es gibt auch Professoren, die gar nicht reisen und an einer einzigen Universität bleiben. Unsere Professoren am Kolleg für Rechtswissenschaften kommen auch aus Rumänien, aus Frankreich, und ich möchte einen solchen Job haben, der mir erlaubt, viel zu reisen und die Welt zu sehen. Warum ich Professor werden möchte? Weil ich so viele ausgezeichnete Professoren kenne, deren Vorbild ich folgen möchte.“

  • Auslandserfahrene Studentin aus Frankreich: „Bukarester sind herzlich und neugierig“

    Auslandserfahrene Studentin aus Frankreich: „Bukarester sind herzlich und neugierig“

    Sabrina Bouguereau kommt aus Toulouse. Als Absolventin des Internationalen Victor Hugo“-Gymnasiums in Paris, wo sie Englisch und die Geschichte, Geografie und Literatur Gro‎ßbritanniens kennen- und lieben lernte, schrieb sie sich für ein Studium mit doppeltem Diplom an der Universität in Lyon ein und ging für die ersten zwei Jahre nach Gro‎ßbritannien, an die Universität in Essex.



    Als ich von Zuhause wegging, war ich erst 18 Jahre alt. Ich musste mich von Anfang an anpassen, es war nicht mehr so wie bei meinen Eltern zu Hause. Au‎ßerdem wohnte ich auf einem Universitätscampus, mit anderen Studenten zusammen. Ich war in einem Studentenwohnheim untergebracht. Es war ein völlig neuer Lebensstil für mich, der mir sehr half, reifer zu werden. Ich habe viele neue Leute verschiedener Nationalitäten kennengelernt. Einen weiteren Vorteil bildeten die Kurse, die sowohl in Französisch als auch in Englisch abgehalten wurden.“




    Nach einem Master-Abschluss in Rechtswissenschaften an der Universität in Lyon zieht es Sabrina Bouguereau nach Schweden, an die Universität in Stockholm, um ein Jahr lang internationale Schiedsgerichtsbarkeit zu studieren.



    Schweden hat mir sehr gut gefallen. Es stimmt zwar, dass sie dort einen anderen Lebensstil haben, weil die Sonne sehr schnell untergeht. Daran konnte ich mich Anfangs nur schwer gewöhnen. Die Leute sind sehr nett — vielleicht nicht so gesprächig und offen wie in anderen europäischen Ländern, aber ich denke, das hängt von der Kultur eines jeden ab. Das hat mich nicht gestört, ich habe nur diesen kulturellen Unterschied festgestellt. Die Schweden scheinen introvertierter zu sein.“




    Aufgrund einer universitären Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Rumänien trifft Sabrina Bougereau im Herbst 2019 in unser Land ein, um die Kurse der Abteilung für französisch-rumänische Europastudien der Jura-Fakultät in Bukarest zu besuchen. Sie erzählte uns von Ihren Reisen vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie:



    Rumänien hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mich hier von Anfang an wohlgefühlt, nämlich als mir klar wurde, dass Bukarest eine sichere Stadt ist, zwar ziemlich laut, aber voller Leben, in der man immer etwas unternehmen kann, das immer in Bewegung ist. Aus dieser Sicht hat es mir sehr gut gefallen. Es ist ganz anders als in Schweden, wenn ich es vergleichen müsste. Ich bin froh, in Bukarest zu leben. Die Leute, mit denen ich auf Englisch sprechen konnte, sind herzlich und sehr neugierig, zu erfahren, warum ich hier bin. Ich kann nur ein paar Wörter auf Rumänisch. Es fällt mir schwer, mich verständlich zu machen, und ich antworte auf Französisch oder Englisch. Es war also nicht sehr leicht, mit denen, die nur Rumänisch sprachen, zu kommunizieren. Ich reiste auch nach Braşov (Kronstadt), Sighişoara (Schä‎ßburg), zum Bâlea-See — und das war’s auch schon. Ich bin in der Gegend um Braşov Ski gefahren und war auch in Bulgarien. Ich bin im Süden Rumäniens rausgefahren, habe also auch einige Städte im Süden gesehen.“




    Mit nur 23 Jahren hat Sabrina Bouguereau einiges gesehen und geleistet. Doch wie sieht sie ihre berufliche Zukunft?



    Ich möchte ein neues Praktikum oder einen neuen Job in Frankreich oder im Ausland finden. Ich würde gerne in einem Unternehmen oder einer Anwaltskanzlei arbeiten, aber nicht unbedingt in ein Privatunternehmen, sondern in einem staatlichen Unternehmen oder einer internationalen Organisation. Ich würde gerne nach Paris, London oder, warum nicht, in ein asiatisches Land reisen. Das sehe ich jetzt so. Ich habe bereits in Gro‎ßbritannien, in Schweden, in Rumänien gelebt, aber ich habe noch nicht au‎ßerhalb Europas gelebt, was für mich wirklich interessant wäre.“




    Bis auf Weiteres setzt Sabrina Bouguereau Ihr Praktikum, das sie während Ihres Aufenthaltes in Bukarest bei der französischen Industrie- und Handelskammer in Rumänien begonnen hatte, in Homeworking in Frankreich fort, denn sie ist in der Zwischenzeit wieder zu Hause.

  • Studentin aus der Moldaurepublik in Temeswar: „Ich liebe diese entzückende Stadt!“

    Studentin aus der Moldaurepublik in Temeswar: „Ich liebe diese entzückende Stadt!“

    Elena Ciumeică wurde im Jahr 1988 in der Republik Moldau geboren. In ihrer Heimatstadt Chişinău hat sie Psychologie, Bildungswissenschaft und Soziologie der Sozialhilfe studiert. Wie sie sich für diese Fakultät entschied, erläutert unsere Gesprächspartnerin:



    Ich mag es, Menschen zu helfen, und ich habe mir immer vorgestellt, Sozialhilfe in meiner Heimat zu fördern.“




    Danach studierte Elena Literatur- und Sprachwissenschaften in Chişinău, mit Schwerpunkt Englisch und Französisch. Eine Zeit hat sie in einem Call Center gearbeitet, wo sie für schwedische Kunden zuständig war. Im Anschluss hat sie ein Masterstudium im Bereich Informatiksysteme abgeschlossen:



    Während ich im Call Center arbeitete, habe ich festgestellt, dass ich meine Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen möchte. Ich mag Kodieren, Codes schreiben, denn das Ganze ist einem Puzzle ähnlich, das man zusammensetzt, um am Ende ein Bild zu kriegen. Dasselbe gilt im Informatikbereich mit dem Zweck, dass der Computer unsere Befehle versteht.“




    Derzeit studiert Elena Ciumeică an der Fakultät für Automatik und Computerwissenschaften der Technischen Universität Timişoara (Temeswar). Ihre Eindrücke über die westrumänische Stadt fasst unsere Gesprächspartnerin zusammen:



    Ich liebe diese kleine und entzückende Stadt, die technische Universität in Temeswar ist zudem eine der besten im Land. Ich wollte das Studentenleben in vollen Zügen erleben, mit allem, was dazu gehört, so zum Beispiel in einem Studentenheim leben, denn als ich in meiner Heimatstadt Chişinău studierte, wohnte ich natürlich zu Hause und fühlte mich deswegen irgendwie wie eine Schülerin.“




    Bevor sie das Stipendium erhielt, hat Elena Ciumeică Rumänien dank ihres Bruders kennengelernt, der an der technischen Universität in Bukarest studierte. Elena hatte ihn vor einigen Jahren besucht. Elena Ciumeică hat wenig Freizeit und erzählt, wie sie sie verbringt:



    Ich mag Lesen, mein Lieblingsautor ist Terry Pratchett, sein Buch »Making Money« hat mir besonders gefallen. Ich mag zudem die Stickarbeit, ich liebe auch Häkeln, in der Republik Moldau habe ich einen Schneiderkurs besucht, meistens häkele ich Spielzeuge, besonders die kleinen Spielzeuge Amigurumi, die ich meinen Kollegen geschenkt habe, und für meine Mutter habe ich ein Halsband gehäkelt.“




    Das Image Rumäniens in der benachbarten Republik Moldau ist jenes eines europäischen Landes am Anfang des Weges, sagt unsere Gesprächspartnerin, die sich wünscht, dass ihr Land vom europäischen Kurs nicht abkommt:



    Europa ist jedoch weit weg von uns. Wenn ich zuhause bin und an Rumänien denke, kommt mir Rumänien als ein anderes Land vor, wenn ich in Rumänien bin, fühle ich mich jedoch zu Hause. Ich habe das Land bereist und ich finde es wunderschön, mit seinen Bergen und seinen Seen, ich liebe den See Bâlea und die Städte Sibiu (Hermannstadt), Braşov (Kronstadt) und Bukarest.“

  • Rumänische Studenten im Ausland: Berufe für die Zukunft sind gefragt

    Rumänische Studenten im Ausland: Berufe für die Zukunft sind gefragt

    Wenn im Jahr 2000 12.500 rumänische Studenten an ausländischen Universitäten studierten, waren es im vergangenen Jahr nach Angaben der UNESCO rund 37.000 junge Menschen aus Rumänien, die im Ausland studierten. Die gefragtesten Universitäten sind jene im Vereinigten Königreich; dort können die Studiengebühren durch staatliche Darlehen gedeckt werden, die nach Abschluss des Studiums und das Finden eines Arbeitsplatzes zurückerstattet werden. Im Vereinigten Königreich studiert fast ein Viertel aller rumänischen Studierenden im Ausland. Gab es 2016 etwa 10.000 rumänische Studenten in Gro‎ßbritannien, so sind es heute etwa 15.000.



    Die nächsten bevorzugten Länder für rumänische Studenten sind Frankreich, Dänemark und die Niederlande, Länder mit wichtigen rumänischen Gemeinschaften und sehr gute und leicht zugängliche Bildungssysteme für junge Rumänen. In den Niederlanden sind die Studiengebühren sehr niedrig, und in Dänemark ist die Hochschulbildung sogar kostenlos. Neben der Unterstützung in puncto Studiengebühren sind die ausländischen Universitäten für junge Menschen aus Rumänien auch dadurch sehr interessant, weil sie über eine breite Palette von Studiengängen verfügen, die sich auf die praktische Seite konzentrieren. Darüber hinaus bieten viele ausländische Universitäten Stipendien und andere Erleichterungen für Studenten. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, als Student ein Praktikum in einem Unternehmen zu machen und dann einen Job in dem besagten Unternehmen zu bekommen. Laut jüngster Studien werden bis 2030 die menschlichen Mitarbeiter in vielen Berufen durch künstliche Intelligenz und Computer ersetzt. Junge Leute wissen darüber Bescheid und sie richten sich an Universitäten, die ihre Studenten auf die Berufe der Zukunft vorbereiten. In diese Richtung orientierte sich auch Robert, der in den Niederlanden Computerwesen studiert :



    Ich habe mich schon immer für Robotik und künstliche Intelligenz interessiert. Es ist etwas Neues, ein Beruf der Zukunft. Ich habe erfahren, dass ich in den Niederlanden so etwas studieren kann, speziell an der Universität Groningen. Es ist eine Forschungsuniversität mit Bildungsprogrammen, die sich auf Innovation und Qualität konzentrieren. Ich habe viele Stunden in Praktika investiert. Ich wei‎ß nicht, ob ich nach dem Studienabschluss nach Rumänien zurückkehren werde.“




    Matei war Gewinner mehrerer Schülerolympiaden am Nationalkolleg für Informatik Tudor Vianu“ in Bukarest und seit 4 Jahren studiert er in Gro‎ßbritannien. Wir fragten Matei, warum er sich für ein Auslandsstudium entschieden hat:



    Der Grund, warum ich mich für ein Auslandsstudium entschied, war, dass ich etwas Neues ausprobieren wollte. Ich wollte sowieso ins Ausland reisen, und ich dachte mir, dass ich mit einem Studium in Gro‎ßbritannien meine zwei grö‎ßten Wünsche erfüllen kann: Reisen und Studieren. Darüber hinaus gibt es in England auch einen Kurs über Kriminalpsychologie, der mich sehr interessiert und in Rumänien nicht angeboten wird. Es gibt auch viele Unterschiede zwischen dem rumänischen und dem britischen Bildungssystem. In Gro‎ßbritannien hat man als Student eine viel grö‎ßere Auswahl an Kursen, und die Beziehung zwischen Professoren und Studenten ist viel entspannter, viel angenehmer… Au‎ßerdem kann ich sagen, dass wir viel weniger Unterrichtsstunden an der Uni haben. Dieses Jahr habe ich 7 Unterrichtsstunden pro Woche, und in der restlichen Zeit studiere ich individuell, was ich gro‎ßartig finde. Hier sind die Menschen sehr aufgeschlossen, ich hatte keine Probleme, Kontakte zu knüpfen. Die einzige Schwierigkeit war, von der Familie weg zu sein, aber das scheint mir ein natürlicher Schritt — jeder muss eines Tages seine Flügel öffnen und von zu Hause weggehen.“




    Wir haben Matei auch gefragt, was er nach Abschluss seines Studiums vorhat. Wird er nach Rumänien zurückkehren?



    Das wei‎ß ich noch nicht, denn die Welt ist gro‎ß. Dies ist das erste fremde Land, in dem ich lebe. Ich bin offen für alle Möglichkeiten, die sich bieten, vielleicht sogar zurück nach Rumänien, vielleicht in andere Länder…. wer wei‎ß? Ich möchte mich nicht durch die Grenzen eines Landes eingeengt fühlen.“




    Die Liga der Rumänischen Studenten im Ausland (LSRS) unterstützt die rumänischen Studenten in der Diaspora, indem sie über Studienmöglichkeiten im Ausland informiert und vor allem die Rückkehr in die Heimat nach dem Studium fördert und erleichtert. Mehr dazu von Robert Stredie, Präsident der Liga der Rumänischen Studenten im Ausland (LSRS):



    Wir machen Lobby bei den Politikern, damit sie Änderungen vornehmen und günstige Gesetze für rumänische Studenten im Ausland schaffen. Zu diesem Zeitpunkt hat die Verfassungskommission des rumänischen Senats ein Gesetz ausgearbeitet, welches die Ma‎ßnahme enthält, für die wir uns eingesetzt haben. Es geht darum, dass die jungen Rumänen, die im Ausland studieren, während der Ferien kostenlos mit dem Zug nach Rumänien reisen können. Zusätzlich zum Lobbying entwerfen wir auch Projekte, um rumänische Studenten aus der ganzen Welt zusammenzubringen. Wir wollen mehr Studenten aus dem Ausland mit der Gemeinschaft in Rumänien verbinden. Wenn die im Ausland Studierenden in Rumänien ankommen, fühlen sie sich von allem, was Rumänien bedeutet, getrennt, als würden sie nicht mehr hierher gehören. So haben wir Projekte wie das »Summer Camp« gestartet, bei dem wir jeden Sommer in verschiedenen Landkreisen Rumäniens versuchen, Studenten aus dem In- und Ausland zusammenzubringen, um Training, Workshops und alle Arten von Aktivitäten zusammen durchzuführen Die besten Resultate der rumänischen Studenten belohnen wir mit Exzellenzpreise bei der »Gala der rumänischen Studenten im Ausland«, die Anfang jedes Jahres stattfindet. Wir organisieren auch Debatten zu Themen, die für Studenten von Interesse sind. Nächstes Jahr werden wir das »Forum der rumänischen Studenten von überall« veranstalten. Auf diesem Forum werden wir über das Bildungsgesetz und andere brisante Themen diskutieren, zum Beispiel das rumänische Hochschulsystem im Bereich Medizin. An der Hochschule für Medizin funktioniert alles sehr gut, es kommen viele junge Leute aus dem Ausland, um in Rumänien Medizin zu studieren. In anderen Bereichen sieht die Lage aber nicht so gut aus, und darüber müssen wir auch diskutieren.“




    Im Sommer 2019 unterzeichneten die Liga der Rumänischen Studenten im Ausland und Romanian Business Leaders im Rahmen des RePatriot-Projekts ein Protokoll über Projekte von gemeinsamem Interesse, um die jungen Rumänen, die im Ausland studieren, mit ihrer Heimat besser zu verbinden. Bis 2020 werden Praktikumsprogramme in rumänischen Unternehmen entwickelt; die Studenten können mit ihren Ideen und Initiativen kommen, um in die Entwicklung Rumäniens zu investieren.

  • José Walter Pereira aus Brasilien: „Rumänien ist meine zweite Heimat“

    José Walter Pereira aus Brasilien: „Rumänien ist meine zweite Heimat“

    Mein Name ist José Walter Pereira de Araújo Júnior, ich komme aus Brasilien, aus dem Bundesstaat Alagoas, mit der Hauptstadt Maceió. Ich wurde in einer kleineren Stadt geboren, Piranhas, die so genannt wird, weil sie in der Nähe des Flusses São Francisco liegt, wo die berühmten Piranha-Fische leben. Nach einigen Jahren zogen wir in die Hauptstadt Maceió.“




    In Brasilien studierte José Walter Pereira Design und Innenarchitektur an der Tiradentes Universität in Aracaju, der Landeshauptstadt von Sergipe, am Atlantischen Ozean. Ein Freund und Kollege seines Vaters arbeitete eine Weile in Rumänien und empfahl dem jungen José Walter Pereira, eine Universität in unserem Land zu besuchen. Der junge Mann beantragte ein Stipendium, das der rumänische Staat über das Au‎ßenministerium für ausländische Staatsbürger anbietet. Seit 2016 lebt er in Bukarest, wo er an der Technischen Universität für Bauwesen im Bereich Städtebau studiert.



    Ich habe immer davon geträumt, in ein anderes Land zu kommen, neue Leute kennenzulernen und im Ausland zu leben. Der Kollege meines Vaters, der hier lebte und arbeitete, sagte mir, dass Rumänien ein sehr geeignetes Land ist, kleiner und ruhiger als Brasilien, und dass man hier gut zurechtkommen kann. Ich fühle mich sehr wohl in Rumänien, ich habe den Eindruck, dass ich hier schon lange lebe, ich fühle mich schon zu Hause. Ich bin schon seit drei Jahren hier, ich verstehe mich gut mit den Leuten, ich spreche bereits Rumänisch und Rumänien ist jetzt mein zweites zu Hause.“




    An der Bukarester Uni studiert José Walter Pereira auf Rumänisch. Anfangs sei es schwierig gewesen, sagte er. Das Studium nimmt viel Zeit in Anspruch, aber José versucht sich auch zu entspannen und er reist sehr gern durchs Land:



    Ja, ich bin durch Rumänien herumgereist, ich war schon in Sinaia, in Braşov, in Constanţa an der Schwarzmeerküste. Ich glaube aber, dass ich die Hauptstadt Bukarest am liebsten habe. In meiner Freizeit spiele ich gerne Computerspiele und gehe in den Parks spazieren. In Bukarest gibt es viele wunderschöne Parks, ich war schon in den Parks Herăstrău, Cişmigiu und Carol.“




    Seit 2016, seit er in Rumänien lebt, ist es José Walter Pereira noch nicht gelungen, nach Brasilien zu reisen, um seine Familie zu besuchen, die er sehr vermisst:



    Ich vermisse meine Familie, meine Eltern und meine jüngere Schwester, die in Brasilien Jura studiert. Also ja, ich vermisse sie alle sehr, aber ich habe das Gefühl, dass Rumänien im Vergleich zu Brasilien etwas weiterentwickelt ist, und vor allem ist es ein sicheres Land. In Brasilien ist es etwas komplizierter mit der Sicherheit, dort muss man etwas immer aufpassen. Hier kann ich etwas friedlicher leben.“




    Ab 2018 kam auch die brasilianische Freundin von José Walter Pereira nach Rumänien. Sie hei‎ßt Bárbara Caren und studiert Marketing an der Universität Dimitrie Cantemir“ in Bukarest.



    Wir haben uns in Brasilien kennengelernt, während des Studiums. Ich kam als erster mit einem Stipendium hierher, und jetzt hatte Barbara auch die Gelegenheit, nach Rumänien zu kommen, und sie blieb hier bei mir. Ich schätze Barbara sehr, ich liebe alles an ihr, vor allem ist sie eine sehr gute Freundin, sie ist die ganze Zeit bei mir, sie unterstützt mich sehr bei allem, was ich hier in Bukarest tue, sie ist immer gut gelaunt, voller Leben, und sie hat ein sehr schönes Lächeln.“




    José Walter Pereira und seine Freundin Bárbara Caren haben vor, in Rumänien zu bleiben:



    Ja, ich habe bereits einen klaren Plan für die Zukunft. Ich werde mein Studium im Bereich Bauwesen fortsetzen, ich denke daran, hier einen Magister-Abschluss zu machen, und wenn ich neue Berufschancen bekomme, möchte ich weiterhin in Rumänien bleiben, hier leben und arbeiten. Das scheint eine sehr gute Perspektive zu sein. Im Bereich Bauwesen bin ich für alle Möglichkeiten offen, aber vor allem gefällt mir das Design. Wenn ich an einem Projekt arbeite, habe ich viel Geduld und kalkuliere alles sehr genau.“

  • Architektur-Studentin aus Brasilien: „Rumänien ist ein sicheres Land“

    Architektur-Studentin aus Brasilien: „Rumänien ist ein sicheres Land“

    Hallo, ich hei‎ße Nayara Suila Santiago Sacramento, ich bin Brasilianerin und komme aus der Stadt Salvador da Bahia. Zurzeit lerne ich die rumänische Sprache an der Technischen Universität für Bauingenieurwesen in Bukarest. Ab nächsten Jahr werde ich an der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest studieren. Nayara Suila ist ein alter brasilianischer Eingeborenen-Name, der ‚sensible Frau, gut für die Seele, wie man sie wünscht‘ bedeutet. Santiago, der Nachname meiner Mutter, ist spanischer Herkunft, und Sacramento ist der Familienname meines Vaters. Seine Familie stammt von den afrikanischen Sklaven, die von portugiesischen Kolonisten nach Brasilien gebracht wurden.“




    Bis 2018 studierte Nayara Suila Santiago Sacramento Architektur und Stadtplanung in Brasilien an der Universidade Federal da Bahia. Während einer postgradualen Spezialisierung erfuhr sie von einer Kollegin, wie es möglich sei, in Rumänien durch das Stipendiensystem zu studieren, das der rumänische Staat ausländischen Staatsbürgern zu Verfügung stellt.



    In meiner Kindheit, als ich spielte, stellte ich mir immer vor, ich wäre Architektin. Ich zeichnete sehr viel. Ich liebe es, den Raum zu strukturieren, zu organisieren. Durch eine optimale Raumverteilung kann man viele Probleme lösen, damit sich die Menschen wohl fühlen. Ich mag die Art, wie ein Architekt bei der Gestaltung eines Gebäudes das Licht und den Wind einbeziehen muss.“




    Rumänien ist das erste fremde Land, das Nayara kennengelernt hat. Wie findet sie Rumänien?



    Sicherheit ist das Erste, was mir hier aufgefallen ist, Rumänien ist ein sicheres Land. Für mich ist das besonders wichtig, denn in Brasilien, in fast jeder kleinen oder gro‎ßen Stadt, fühlt man sich wegen der Gewalt nicht sicher. Brasilien ist ein sehr schönes Land, aber dort gibt es viel Gewalt. In Rumänien ist das nicht der Fall. Au‎ßerdem sind die Leute hier sehr höflich zueinander, ich bemerke kleine Gesten, die den Unterschied ausmachen, zum Beispiel, wie jemand die Tür öffnet, um einen anderen hereinzulassen. Gleichzeitig gibt es Unterschiede zu Brasilien. Wir Brasilianer sind offener für alles Neue. Ein Beispiel: Wenn wir einfach Schlange stehen oder auf den Zug warten, kommen wir sofort ins Gespräch und aus dieser einfachen Unterhaltung kann sich eine langjährige Freundschaft entwickeln.“




    In ihrer Freizeit hört Nayara Suila Santiago Sacramento gerne Musik, geht mit Freunden in die Stadt oder liest Bücher:



    Ich liebe die Musik, für mich ist das eine Möglichkeit, meine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Die Musiktexte haben mir geholfen, Englisch zu lernen, und sie helfen mir auch, Rumänisch zu lernen. Ich höre rumänische Sänger und Musikgruppen wie Ioana Ignat, Andra, Carla‘s Dreams — ganz besonders mag ich ein Lied, »Forever«, es ist sehr romantisch. Ich lese gern brasilianische Schriftsteller, zum Beispiel Machado de Assis, einen romantischen Autor. Er hat »Senhora« geschrieben, ein Buch über eine Frau, die unabhängig wird. Ich habe immer die Unabhängigkeit bei einer Frau bewundert.“




    Im Sommer 2019 wird Nayara höchstwahrscheinlich nach Brasilien fliegen, um ihre Familie zu besuchen. Sie vermisst ihre Familie, aber gleichzeitig genie‎ßt sie jede neue Erfahrung in Rumänien:



    Ich möchte reisen und im Ausland arbeiten. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Mit jedem Tag fühle ich mich immer stärker. Ich lebe sehr intensiv und fühle, wie ich mich von Tag zu Tag entwickle. Meine Familie vermisse ich sehr. Meine Mutter ist Psychologin und mein Vater arbeitet auf dem Gebiet der technischen Chemie. Ich habe zwei Schwestern, eine ist neun Jahre älter als ich, und die andere ist ein Jahr jünger. Meine ältere Schwester ist Geographielehrerin, und meine jüngere Schwester ist Chemieingenieurin. Und ich vermisse auch meinen Hund, einen Labrador namens Sol (»Sonne« auf Portugiesisch). Ich schaue mir immer wieder Fotos und Videos mit meinem Hund an. Ich vermisse sie alle.“




    Im Jahr 2022 sollte Nayara Suila Santiago Sacramento ihr Magisterstudium im Bereich Architektur an der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest abschlie‎ßen. Wie sehen ihre Zukunftspläne aus?



    Ich möchte arbeiten, finanziell unabhängig sein, und dies kann entweder hier in Rumänien oder in Brasilien geschehen. Wir erleben ziemlich schwierige Zeiten, in Brasilien ist es nicht einfach, im Architekturbereich zu arbeiten, umso mehr, dass es in unserer Familie keine Architekten gibt. Ich würde sehr gern in dem Bereich arbeiten, wofür ich mich vorbereitet habe. In meiner Heimat Brasilien habe ich bereits ein wenig in diesem Bereich gearbeitet, ich habe Praktika absolviert, aber ich würde auch gerne hier in Rumänien als Architektin in einem Unternehmen arbeiten, es wäre schon interessant. Oder ich könnte auch Lehrerin werden, weil ich gerne unterrichte, ich mag alles, was mit Pädagogik und Unterricht zusammenhängt.“

  • Journalismus-Studentin aus Kasachstan:„Ich möchte so viele Länder wie möglich entdecken“

    Journalismus-Studentin aus Kasachstan:„Ich möchte so viele Länder wie möglich entdecken“

    2016 nahm Weronika Bojarowa ein Journalismus-Studium in ihrer Heimat an der Staatsuniversität in Karaganda auf. Seit Herbst 2018 studiert sie ein Semester lang im Rahmen eines Hochschulkooperationsabkommens an der Fakultät für Publizistik und digitale Medien im Rahmen der Hochschule für Politik-, Verwaltungs- und Kommunikationswissenschaften der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg). Weronika Bojarowa hat in Kasachstan einen Sprachkurs für Rumänisch besucht:



    Im ersten Studienjahr sah ich an der Uni in Karaganda eine Anzeige mit einem kostenlosen Rumänischkurs, der von einem Muttersprachler angeboten wurde. Da ich nie über Rumänien gelesen oder gehört hatte, ging ich mit einer Freundin zu diesem Kurs, der von Professor Nicolae Stanciu gehalten wurde. So habe ich angefangen, Rumänisch zu lernen, und dann wollte ich auch Rumänien besuchen. Ich habe immer davon geträumt, im Ausland zu studieren, ich wollte auf Englisch studieren und hier kann ich beides kombinieren: Ich studiere in Englisch in Cluj und lebe in Rumänien, wo ich mich direkt auf Rumänisch verständigen kann.“




    Weronika Bojarowa hielt sich mehrere Wochen in Bukarest auf, wo sie einen vom Rumänischen Kulturinstitut organisierten rumänischen Sprachkurs besuchte:



    Bukarest ist wunderschön, es ist so abwechslungsreich, es ist eine Mischung aus vielen Kulturen. Die vielen Graffitti an den Gebäuden mag ich aber nicht. Mir gefällt die Altstadt von Bukarest, und ich besuchte auch den Palast Mogoşoaia. Ich habe vor, auch das Parlamentsgebäude und das Museum Cotroceni zu besuchen.“




    Weronika Bojarowa liebt Reisen. Anfang Februar war sie einige Tage in Bulgarien. Sie erzählte uns auch, welche Orte in Rumänien ihr am meisten gefallen haben:



    Ich glaube, ich bin in den letzten vier Monaten mehr gereist als jeder andere rumänische Student. In dieser Zeit habe ich insgesamt zehn Städte besucht. Ich blieb einen Monat lang in Bukarest, dann war ich auch in Constanţa, Alba Iulia, Arad, Timişoara, Sibiu, Braşov, Bistriţa, Turda. Jeden Monat bin ich in den Zug eingestiegen und auf Reisen gegangen; ich kann schon sagen, dass ich die Züge in Rumänien sehr gut kenne. Cluj ist eine wunderschöne Stadt, aber touristisch betrachtet ziehe ich die Städte Braşov, Sibiu und Alba Iulia vor. Ich war überrascht, dass es in Alba Iulia so wenige Touristen gab, es ist eine kleine Stadt, aber die römischen Ruinen sind beeindruckend.“




    Weronika Bojarowa erzählte über ihre Erfahrungen während des Studiums in Cluj (Klausenburg):



    Ich habe mehr Selbstvertrauen, es ist mir klar geworden, dass mein Englisch gar nicht so schlecht ist. Am Anfang dachte ich, dass ich nicht so gut Englisch spreche wie die Europäer. In Cluj habe ich junge Leute aus der ganzen Welt getroffen, aus Korea, aus den Niederlanden, aus Frankreich, aus der Türkei. Ich habe so viele Ideen mit ihnen ausgetauscht, und das hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich bin durch das ganze Land gereist, entweder allein oder mit einer Freundin. Es gibt Menschen, die Angst davor haben, einen neuen Ort zu entdecken, und wenn ich von nun an Stereotype über Rumänien höre, werde ich den Leuten meine klare Meinung darüber sagen. Als ich mich für Rumänien entschied, haben einige meiner Verwandten mir gesagt, Rumänien sei ein armes Land, wo es nichts zu sehen und zu erleben gebe. Aber sie haben sich geirrt, Rumänien ist ein wunderschönes Land.“




    Ende Februar wird Weronika Bojarowa nach Kasachstan zurückkehren. Die junge Frau wird ihr Journalistikstudium an der Karaganda State University im Jahr 2020 beenden. Was wünscht sie sich für die Zukunft?



    Vielleicht werde ich mich für einen Master-Abschluss im Ausland melden — ich denke, es hilft einem sehr, Bildungssysteme aus verschiedenen Ländern zu vergleichen und zu kombinieren. Au‎ßerdem entdecke ich gerne die Lebensgeschichten der Menschen — der politische Journalismus liegt mir nicht besonders. Ich wäre gerne Pressekorrespondentin oder Reporterin in verschiedenen Ländern. Ich würde eventuell ein Land wählen, in dem Englisch gesprochen wird, irgendwo in Europa, oder vielleicht in den Vereinigten Staaten, Kanada oder Australien. Ich wei‎ß es noch nicht… Ich könnte mich jetzt in ein Land verlieben und dann in eineigen Monaten für ein anderes Land schwärmen. Ich möchte aber so viele Länder wie möglich entdecken.“

  • Musikstudentin aus Albanien: „Dieses Land hat mich immer fasziniert“

    Musikstudentin aus Albanien: „Dieses Land hat mich immer fasziniert“

    In ihrem Heimatland Albanien hat Keisa Loci rund 16 Jahre klassische Musik studiert. Seit 2015 studiert sie mit einem Stipendium des Au‎ßenministeriums in Rumänien. Ein Jahr lang hat sie Rumänisch an der Fakultät für Sprachwissenschaft und Literatur gelernt. Unsere Gesprächspartnerin hat sich schon als Kind in die klassische Musik verliebt.



    Mein Vater spielt Gitarre und er hat mir die Liebe zur Musik nähergebracht. Mit 7 Jahren haben mich meine Eltern an einer Musikschule eingeschrieben. Für meinen Vater war die Musik immer ein Hobby, er arbeitet an der US-Botschaft in Tirana. Meine Mutter hat nicht gearbeitet, sie war immer mit uns zu Hause und das war sehr wichtig für uns, denn sie hat uns sehr viel über das Leben beigebracht. Meine 16-jährige Schwester studiert Violine und wir beide sind so begeistert, eine Mutter zu haben, die auch unsere Freundin ist.“




    Keisa Loci hat mütterlicherseits rumänische Wurzeln:



    Es ist eine faszinierende Geschichte. Die Gro‎ßmutter meiner Mutter wurde in Rumänien geboren, sie gehörte eigentlich der aromunischen Minderheit an, sie hie‎ß Ioana und hat einen Albaner geheiratet. Meine Mutter hat nie ihre Gro‎ßmutter kennengelernt, aber ihre Geschichte war sehr bekannt in unserer Familie. Eine Cousine studiert Medizin im ostrumänischen Galaţi und sie hat mir erzählt, wie wohl sie sich in Rumänien fühlt; so habe ich mich auch für ein Studium in Ihrem Land entschieden. Ich hatte sowieso viel über Rumänien gehört, über seine Geschichte, seine reiche Kultur, Musik und seine warmherzigen Menschen. Dieses Land hat mich immer fasziniert. Ich mag die Menschen hier, einige wirken beim ersten Treffen ein wenig zurückhaltend, aber das ist in jedem Land so und es kommt darauf an, wen man trifft. Ich fühle mich sehr wohl in der rumänischen Gesellschaft.“




    Keisa Loci investiert viel Zeit in ihr Studium, sie hat zudem auch einen Teilzeitjob und deswegen sehr wenig Zeit, das Land besser kennenzulernen. Sie möchte aber Braşov, Timişoara und Sinaia besuchen. In ihrer Freizeit trifft sie gerne ihre Freunde, sie mag zudem lesen, ihr Lieblingsbuch ist Harry Potter“ von J. K. Rowling. Eine ihrer Leidenschaften ist das Studium der Fremdsprachen, sie spricht neben Rumänisch auch Italienisch und Englisch und bewundert die reiche rumänische Kultur:



    Caragiale, Eminescu und Enescu, natürlich, das musikalische Genie, der gro‎ße Komponist. Für uns junge Musiker von heute ist es wichtig, über Enescu und seine Technik zu lernen. Es ist schwer, seine Stücke zu spielen. Ich habe die »Toccata« von Enescu am Klavier gespielt, das Stück ist so schön und enthält Elemente, die der traditionellen albanischen Musik sehr ähnlich sind. Ich habe die »Toccata« von Enescu im ersten Studienjahr gespielt.“




    Keisa Loci ist Studentin im dritten Jahr an der Nationalen Musikhochschule und im Anschluss möchte sie auch ein Masterstudium in diesem Bereich absolvieren:



    Ich möchte mich weiter in diesem Bereich ausbilden, Pianistin werden und weltweit auf der Bühne auftreten, viel lernen und viele Kulturen kennenlernen. Ich möchte auch in den USA auftreten, weil das jemandem, der Musik studiert, viele Türe öffnet. In den USA kann man als Musiker ein echter Superstar werden. Das ist auch meine Idee vom amerikanischen Traum.“

  • Sarre Hanna aus Israel: „Oradea ist perfekt fürs Studium“

    Sarre Hanna aus Israel: „Oradea ist perfekt fürs Studium“

    Die Jurafakultät der traditionsreichen Universität Oradea (dt. Gro‎ßwardein) im Westen Rumäniens wurde im Jahr 1780 gegründet, sie gilt somit als die älteste Jurafakultät in diesem Teil Europas. Derzeit ist die Universität Oradea in 15 Fakultäten gegliedert und bietet ihren Studenten ein vielfältiges und umfangreiches Studienangebot. Die Universität bietet zudem an fast 352 Partnerhochschulen aus 39 Ländern die Möglichkeit eines Auslandsstudiums. Aber auch ausländische Studenten studieren an der Universität im westrumänischen Oradea. Einer von ihnen ist Sarre Hanna aus Nazareth, Israel. Vor Studiumbeginn lernt Sarre Hanna die rumänische Sprache:



    Ich bin nach Rumänien gezogen, um die rumänische Sprache zu lernen, und ab Herbst werde ich Maschinenbauingenieur studieren. Als ich in Israel war, habe ich mich viel über Rumänien und Oradea informiert und herausgefunden, dass dieses Land und besonders Oradea einen perfekten Raum fürs Studium anbietet. Das Land ist schön, die Menschen sind warmherzig, das Essen schmeckt mir auch und hier fühle ich mich sicher. Was die rumänische Küche angeht, liebe ich natürlich Sarmale (Krautwickel mit Hackfleisch und Reis). Die rumänische Sprache ist leicht und ich habe sie sehr schnell gelernt. Meine Schwester lebt auch hier, sie fühlt sich auch sehr wohl in Rumänien. Ich freue mich, dass ich mich für ein Studium in diesem Land so schnell, ohne lange zu überlegen, entschlossen habe.“




    Die Unterstützung der Freunde und der Familie habe eine wichtige Rolle für seine Entscheidung gespielt, sagt Sarre Hanna:



    Meine Familie hat mich dabei unterstützt. Zuerst habe ich mich über Euer Land informiert, dann habe ich das Land besucht und bin mir jetzt sicher, dass ich eine gute Entscheidung getroffen habe. 2014 habe ich zum ersten Mal Rumänien besucht, nicht nur Bukarest, sondern auch Braşov, Oradea, Cluj und Sibiu.“




    Was die Unterschiede zwischen dem rumänischen und dem israelischen Bildungssystem angeht, glaubt unser Gesprächspartner, dass diese sehr ähnlich sind:



    Beide Systeme garantieren eine qualitativ hochwertige Bildung, mit dem Unterschied, dass Israel viel teurer ist. Die rumänischen Professoren sind sehr hilfsbereit, genau wie meine Kollegen. Das Studienangebot in Rumänien finde ich sehr gut, zudem habe ich hier viele Freundschaften geknüpft und somit habe ich auch die Sprache besser gelernt. Meine Kollegen sind auch besonders nett, wir haben viel Spa‎ß zusammen, wir bereisen die Gegend, wir gehen zusammen in die Stadt. Ich habe zudem auch Privatunterricht für die rumänische Sprache genommen. Ich habe mich der Unterstützung meiner rumänischen Kollegen und Professoren erfreut und jetzt zeige ich mich selber hilfsbereit meinen ausländischen Kollegen gegenüber.“



    Den Gymnasium-Absolventenn in seinem Land rät Sarre Hanna, Rumänien für ein Hochschulstudium einzukalkulieren:



    Man wei‎ß nie, wie es ist, wenn man’s nicht probiert. Ihr solltet es versuchen und ihr werdet es nicht bereuen. Nach Studiumabschluss werde ich hier oder in einem anderen europäischen Land bleiben, ich erwäge alle Möglichkeiten und bin offen für alles, was auf mich zukommt.“

  • Israelischer Medizinstudent: „In Rumänien ausgebildete Ärzte haben einen guten Ruf“

    Israelischer Medizinstudent: „In Rumänien ausgebildete Ärzte haben einen guten Ruf“

    Die Universität in Oradea (dt. Gro‎ßwardein) wurde im Jahre 1991 gegründet und befindet sich im Zentrum der Stadt, in einem wunderschönen Gebäude. Hier studieren sowohl Studenten aus Rumänien als auch Studenten aus dem Ausland. Mazen Bayadsi kommt aus Israel und studiert Medizin in der englischsprachigen Abteilung. Der Viertsemester erzählt, wie er sich für Rumänien entschieden hat:



    Ich habe Rumänien gewählt, weil ich mir eine neue Erfahrung als internationaler Student in diesem Land wünsche. Ich will die Ärzte aus meinem Land, die hier studiert haben und gute Fachleute sind, kennenlernen. Ein Mitglied meiner Familie hat ebenfalls in Oradea studiert. Er hat mit empfohlen, in Rumänien weiter zu studieren. Das israelische Unterrichtssystem gleicht dem rumänischen. Nur die Unterrichtssprache ist eine andere.“




    Die erste nationale Medizin- und Pharmaziehochschule in Rumänien wurde vor einem Jahrhundert gegründet. Die Tradition des Medizinunterrichts wurde erfolgreich in unterschiedlichen rumänischen Universitätszentren fortgesetzt. Oradea zählt unter den Städten mit den meisten ausländischen Studenten. Vielleicht werden sie auch von der mittelalterlichen Burg herangelockt. Mazen Bayadsi dazu:



    Oradea ist eine ruhige Stadt. Sie ist wunderschön, hat viele Parks und touristische Sehenswürdigkeiten. Ich habe auch andere Städte besucht wie Cluj (Klausenburg), Sibiu (Hermannstadt), Timişoara (Temeswar), Sighişoara (Schä‎ßburg). Alle haben mir gefallen, aber am meisten gefiel mir Sighişoara, weil sie in einer Gebirgsregion liegt. Die engen Gassen haben mich sehr beeindruckt.“




    Obwohl Mazen Bayadsi in English studiert, spricht er auch Rumänisch. Wie hat er Rumänisch gelernt?



    Ich habe mit einer Kollegin studiert. Es ist sehr schwer, nur aus Büchern zu lernen. Ich habe auch mit den Leuten in der Stadt geübt. Fremdsprachen zu lernen, ist mein Hobby. Rumänisch ist eine ganz schöne Sprache. Die Rumänen sind gastfreundlich. Wenn man um Hilfe bittet, dann bekommt man sie. Ich habe Freunde unter den Kollegen. Über die Speisen kenne ich fast nichts. Ich habe bis jetzt keine traditionellen Speisen gegessen, aber ich möchte die mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter probieren.“




    Über seine Zukunftspläne sagte uns unser Gesprächspartner folgendes:




    Ich will meine Zeit als Assistenzarzt hier verbringen und werde danach darüber nachdenken, was ich weiter tun werde. Ich fühle mich in Rumänien wie zu Hause. Die Stimmung ist ganz gut, es gefällt mir sehr. Als ich kam, sprach ich überhaupt kein Rumänisch. Das war mein einziges Problem. Aber jetzt ist alles gelöst. Ich will mich bei der Leitung der Fakultät bedanken, weil sie uns sehr viel unterstützt. Gleichzeitig bedanke ich mich bei RRI für das Gespräch.“




    Mazen Bayadsi fährt zweimal im Jahr, in den Winter- und Sommerferien, nach Israel, wo er seine Familie und die alten Freunde wiedersieht.

  • Sportstudentin aus Mazedonien: „Rumänische Erfahrung hat mein Leben grundlegend verändert“

    Sportstudentin aus Mazedonien: „Rumänische Erfahrung hat mein Leben grundlegend verändert“

    Die Mazedonierin Evgenija Tapovska hat sich aus zwei Gründen für ein Studium in Rumänien entschieden: erstens weil die Ausbildung in einem EU-Land viele Türen öffnet. Zweitens: das hohe Niveau der Ausbildung, die die Bukarester Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften anbietet, wo Evgenija Studentin im dritten Jahr ist. Das Interview führten wir telefonisch, denn die leidenschaftliche Sportlerin befand sich auf einen erholsamen Skiurlaub im rumänischen Parâng-Gebirge:



    Seit vorigem Jahr gibt es auf unserem Schulplan auch Ski, so habe ich diesen Sport entdeckt und es hat mir besonders gefallen, deshalb habe ich dieses Jahr die Erfahrung wiederholen wollen. Zudem verpasse ich keine Möglichkeit, die wunderbare Landschaft der rumänischen Berge zu bewundern. Ich möchte üben, meine Sportfähigkeiten zur Perfektion bringen und gleichzeitig mit meinen Kollegen Spa‎ß haben. Ein Aufenthalt in einem wunderschönen Skigebiet bietet den perfekten Rahmen dafür.“




    Evgenija hat sich ganz schnell am Studienort integriert. Die Professoren und Kollegen standen ihr vom ersten Tag zur Seite, erinnert sich die Mazedonierin:



    Als ich mich entschied, im Ausland zu studieren, war ich auf der Suche nach einer reichen Erfahrung. Ich war immer eine leidenschaftliche Sportlerin, und die Erfahrung, die ich hier in Rumänien an der Uni gesammelt habe, ist zugleich erfreulich und hilfreich für die Zukunft. Vor Studienbeginn habe ich ein Jahr lang Rumänisch gelernt, aber die Sprache war sehr schwer für mich am Anfang, ich war verzweifelt und wollte sogar das Studium abbrechen. Ich habe es mir aber anders überlegt und mein Studium zu Ende gebracht, selbst wenn dieser Weg nicht der einfachste war. Ohne die Unterstützung meiner Kollegen und Professoren hätte ich es höchstwahrscheinlich nicht geschafft. Rumänien ist für mich zweifelsohne eine wunderbare Erfahrung.“




    Eine Erfahrung, die ihr Leben grundlegend verändert habe, sagt die junge Mazedonierin. Folglich ist es keine Überraschung, dass sie ihr Studium in Rumänien fortsetzen möchte:



    Ich möchte im Anschluss ein Masterstudium in Rumänien abschlie‎ßen, ebenfalls an der Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften. Ich hoffe, dass ich nach dem Masterabschluss auch den Doktortitel hier in Rumänien bekomme, denn ich bin sehr begeistert von meiner Erfahrung hier. Ich musste viele Hindernisse aus dem Weg räumen, aber meine Erfahrung kann ich zweifellos als schön bezeichnen. Ich musste am Anfang alleine zurechtkommen, dann habe ich Freundschaften geknüpft und vertieft — und das hat mein Leben verändert.“

  • Journalismus-Student Atakan Erdoğan: „Als Journalist ist man niemals absolut frei“

    Journalismus-Student Atakan Erdoğan: „Als Journalist ist man niemals absolut frei“

    Atakan Erdoğan studiert Journalismus im zweiten Jahr an der Universität Anadolu in der Türkei. Er erhielt ein Erasmus-Stipendium und beschloss, ein Semester lang an der Fakultät für Journalismus und Kommunikationswissenschaften der Bukarester Universität zu studieren. Was wusste er über Rumänien, bevor er nach Bukarest kam?



    Selbstverständlich kannte ich die rumänischen Hochleistungssportler Gheorghe Hagi und Simona Halep. Gleichzeitig zirkulierten aber in der Türkei auch gewisse Stereotypen über Rumänien, zum Beispiel, dass Rumänien voller »Zigeuner« wäre, was selbstverständlich nicht stimmte. Nachdem ich in Bukarest angekommen war, ist mir klar geworden, dass die gewöhnlichen Gerüchte nicht wahr waren.“




    Atakan Erdoğan sagte uns, warum er sich für Journalismus entschieden hat:



    Ich habe mich schon immer für Journalismus interessiert, ich bin ein guter Beobachter. Meine Kusine ist auch Journalistin, sie arbeitet bei einer Zeitung in Istanbul und ist in der ganzen Welt unterwegs. Das hat mich auch ermuntert, Journalismus zu studieren.“




    Atakan Erdoğan kommentiert auch zum Thema Ausdrucksfreiheit in den Medien:



    Ich glaube nicht, dass es totale Ausdruckfreiheit gibt. Wir können eher über verschiedene Stufen der Ausdrucksfreiheit sprechen. Heutzutage ist es sehr schwer, als Journalist das Gleichgewicht zu behalten. In diesem Beruf befindet man sich entweder auf der einen oder auf der anderen Seite — es ist sehr schwer, fast unmöglich, vollkommen frei und unparteiisch zu sein. Bei gewissen Themen hat man vielleicht mehr Ausdrucksfreiheit, aber wenn es um politische Fragen geht, ist man als Journalist niemals absolut frei.“




    Atakan Erdoğan erwähnte auch sein Lieblingsbuch:



    Es ist ein Buch über Mustafa Kemal Atatürk, über sein Leben und über die Revolution, die er in der Türkei gestartet und geführt hat. Kemal Atatürk war der Gründer der türkischen Republik. Das Buch trägt den Titel »Nutuk« und beschreibt die Ideen Atatürks über die moderne Türkei und über die Bemühungen zur Modernisierung unseres Landes.“




    Wie verbringt Atakan Erdoğan seine Freizeit?



    Ich spiele Tennis und selbstverständlich gehe ich gerne auf Reisen. Ich war schon in Bulgarien, in Ungarn und in Italien. Am meisten hat mir Rom, die ewige Stadt, gefallen. Rom ist eine wunderbare Stadt — überalll wo man hingeht, ist die über 2000 Jahre lange Geschichte der Stadt präsent.“



    Bevor er sein Journalismus-Studium in der Türkei zu Ende führt, beabsichtigt Atakan Erdoğan, mithilfe des Erasmus-Programms auch in Belgien und in den Niederlanden zu studieren:



    In der Schule studierte ich auch Grafik-Design, ich kenne mich gut mit Photoshop aus. Zukünftig würde ich gern Journalismus und graphisches Design kombinieren, Internetseiten oder Online-Zeitungen gestalten. Ich würde aber nicht in der Türkei bleiben, sondern eher irgndwo in Europa arbeiten.“




    Atakan Erdoğan fühlt sich wohl in Rumänien, und würde gern wieder hierher kommen:



    Ich war viel unterwegs in Rumänien — in Constanţa, Braşov, Sibiu, Sighişoara — und es hat mir überall sehr gut gefallen. Bukarest ist ein bisschen autoritär, offiziell — vielleicht, weil es die Hauptstadt ist. Die anderen Städte, die ich besuchte, waren sehr liebenswert, einfach wundervoll.“




    Atakan Erdoğan war angenehm überrascht, in der Bukarester Stadtmitte, vor dem Odeon-Theater, die Büste von Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei, zu entdecken:



    Es war wirklich eine angeneheme Überraschung, diese Büste hat mich zutiefst beeindruckt. Mustafa Kemal Atatürk haben wir zu verdanken, dass wir heute eine Republik sind. Er hat viele Reformen eingeführt, zum Beispiel die Säkularisierung und Bildung für die ganze Bevölkerung. Das Osmanische Reich war kein demokratisches Regime. Atatürk hat die Türkei in Richtung Westen geführt, die Bildung unterstützt. Ohne Kemal Atatürk hätten wir in der Türkei nicht so viel erreicht.“




    Die Rumänen sind den Türken sehr ähnlich, meint Atakan Erdoğan, Erasmus-Student an der Fakultät für Journalismus der Bukarester Universität zwischen September 2017 und Januar 2018:



    Mir ist aufgefallen, dass die Rumänen nicht besonders glücklicklich sind — wenn man sie in der U-Bahn oder im Bus betrachtet, sehen sie immer traurig und unglücklich aus. In der Türkei ist es genauso. Vielleicht sind die Leute traurig, weil sie zu viel arbeiten, um ihr Leben zu bestreiten, und sie haben deswegen viel Stress. Sie haben keine Zeit mehr, das Leben zu genie‎ßen.“

  • Französische Geographie-Studentin Estelle Calladine: „Reisen erweitert den Kulturhorizont“

    Französische Geographie-Studentin Estelle Calladine: „Reisen erweitert den Kulturhorizont“

    Zwei Jahre lang studierte Estelle Calladine Kommunikation an der EPH — École de communication, événementiel et tourisme in Paris, dann ging sie an die Paul-Valery-Universität in Montpellier, um dort Geographie und Raumordnung zu studieren. In ihrem dritten Studienjahr erhielt sie ein Erasmus-Stipendium und im Herbst 2017 kam sie nach Bukarest. Estelle Calladine:



    Erstens fühle ich mich sehr wohl in den osteuropäischen Ländern, ich war schon in Prag und in Budapest. Mir gefallen die Architektur und die Atmosphäre in Osteuropa. Zweitens wollte ich gewisse Vorurteile abbauen — in Frankreich wei‎ß man nicht allzu viel über Rumänien, eigentlich hört man dort nur Schlechtes über Rumänien. Ich wollte mit meinen eigenen Augen sehen, wie man in Rumänien, in Bukarest lebt, und ich kann sagen, dass ich angenehm überrascht wurde. Wenn ich wieder nach Frankreich zurückkehre, werde ich eine Art Botschafterin Bukarests, ich werde meinen Freunden und Bekannten erzählen, wie wohl ich mich hier fühlte.“




    Estelle Calladine, die zurzeit an der Bukarester Universität Geographie studiert, teilte uns einige Eindrücke aus Rumänien mit:



    Sobald ich in Rumänien angekommen war, bemerkte ich, das die Rumänen den Franzosen sehr ähnlich sind, auch die rumänische Sprache ist der französischen Sprache ähnlich. Wenn ich einen Text auf Rumänisch lese, verstehe ich fast alles. Ich studierte auch Latein, und deshalb fällt es mir leicht, Rumänisch zu lesen. Mit dem Hörverstehen und dem Sprechen ist es ein bisschen schwieriger, aber ich habe schon angefangen, Rumänisch an der Bukarester Uni zu studieren, und ich hoffe, dass in einem Jahr mein Rumänisch besser wird. In Bukarest ist mir die Stadtarchitektur aufgefallen, sie unterscheidet sich von den westlichen Städten. Ihr habt sehr viele Hochhäuser, sog. Wohnblocks oder Plattenbauten in Bukarest. Bei uns in Frankreich sind die Wohnblocks meistens für soziale Fälle bestimmt und viele werden abgerissen. In Bukarest wohnen aber die meisten Leute in Plattenbauten, das sind normale Wohnungen. Die rumänische Hauptstadt ist voller Wohnblocks, und das gefällt mir. Mit den Betonbauten hat Bukarest eine eigene Persönlichkeit, die Stadt präsentiert sich ganz offen, so wie sie ist. Die Rumänen sind gastfreundlich, ich habe mehrere rumänische Freunde, die mir das weniger touristische Bukarest gezeigt haben. Ich wunderte mich auch darüber, dass hier die meisten Geschäfte, Läden, Restaurants fast rund um die Uhr offen bleiben. In Bukarest kann man jederzeit essen gehen, Tag und Nacht; in Frankreich ist das nicht der Fall, nach 15 Uhr ist es mit dem Mittagsessen vorbei. Hier fühlt man sich so frei, Bukarest ist so lebendig, so gro‎ß, und man hat keinen Stress.“




    Estelle Calladine war auf mehreren Reisen in Rumänien, sie hat schon Timişoara (Temeswar), Braşov (Kronstadt), Râşnov (Rosenau) und Sinaia besucht — wenn man viel auf Reisen geht, erweitert man seinen Kulturhorizont. Demnächst möchte sie Budapest, Sofia und Istanbul besuchen. Estelle interessiert sich sehr für Architektur und Urbanismus; in Zukunft möchte sie eine Magisterarbeit im Fach Raumordnung an der Universität in Montreal, Kanada, schreiben. Estelle Calladine:



    Momentan würde ich nicht unbedingt in Frankreich leben, ich möchte etwas länger in Bukarest bleiben; dann wollen wir mal sehen, wie das Studium in Kanada wird, ob es mir dort gefällt. Ich war schon in den Vereinigten Staaten, in New York, und es hat mir gut gefallen, aber ich möchte nicht unbedingt in New York leben — es war doch zu hektisch. In Kanada pflegt man einen entspannten Lebensstil, und ich habe auch Freunde, die in Quebec Raumordnung studieren. Nach meinem Studienabschluss würde ich gerne in Kanada im Bereich Raumordnung arbeiten. Mich würde aber auch interessieren, in einem Entwicklungsland zu arbeiten, in einem osteuropäischen Land oder auch in Rumänien. In Rumänien gibt es so viel zu tun, es gibt so viele erdbebengeschädigte Gebäude, die konsolidiert und restauriert werden müssen. Ich finde es interessanter, in einem Entwicklungsland zu arbeiten als in Frankreich. In einem Entwicklungsland hat man eine Menge Arbeit — in Frankreich ist alles bereits urbanisiert, man kann nur noch hier und da etwas reparieren. Im Bereich Raumordnung hat Bukarest mehr Potenzial.“

  • Ştefania Chen aus China: Rumänische Sprache erweitert mein Horizont

    Ştefania Chen aus China: Rumänische Sprache erweitert mein Horizont

    Die konventionelle Geschichte der Beziehungen zwischen Rumänien und China beginnt Ende des 17. Jahrhunderts durch die Schriften des Hohen Hofbeamten Nicolae Milescu, der sich im Dienste Russlands befand. Allerdings beginnen die direkten Beziehungen Ende des 19. Jahrhunderts und werden im Laufe des 20. Jahrhunderts konsolidiert. Seitdem lernen rumänische Studenten Chinesisch und chinesische Studenten Rumänisch — das bringt zwei Länder näher zusammen, die Tausende von Kilometern auseinander liegen. Unser heutiger Gast in der Rubrik Neue Heimat, neues Leben“ ist der lebende Beweis dafür.



    Chen Shu I studiert seit 2014 Rumänisch an der Universität für Fremdsprachen in Peking. Die in Guangdong geborene Frau wusste schon immer, dass sie für ein Jahr in Rumänien studieren will, deshalb nahm sie auch den rumänischen Vornamen Ştefania“ an. 2015 machte sie ihren Traum wahr und begann einen einjährigen Studienaufenthalt an der Universität Bukarest. Wir fragten Ştefania Chen, was die rumänische Sprache für sie bedeutet und woher ihre Leidenschaft für die Sprache stammt.



    Für mich ist die rumänische Sprache ein wertvolles Instrument, durch das ich die rumänische und die europäische Kultur kennenlerne. Schon als Kind interessierte ich mich für die europäische Zivilisation, dank der vielen Märchen, die mir mein Gro‎ßvater erzählte. Er war Geschichtslehrer. Ich hatte mir bereits viele Kenntnisse über Europa angeeignet und auf dem Gymnasium habe ich dann herausgefunden, dass nicht nur die französische und italienische Kultur interessant sind, sondern auch die Kulturen der südosteuropäischen Länder, allen voran die rumänische Kultur mit ihrer romanischen Sprache und einer engen und guten Beziehung zu meinem Land, der Volksrepublik China. Allmählich habe ich Rumänien immer besser verstanden und die rumänische Sprache zu einem meiner beruflichen Ziele gemacht. Jetzt studiere ich die rumänische Sprache in Ihrem schönen Land.“




    Mit der Leidenschaft für eine Fremdsprache geht fast unumgänglich auch die Leidenschaft für das Land und dessen Bewohner einher. Deshalb lieferte Ştefania Chen eine logische Antwort auf die Frage, ob ihr den Rumänien gefalle.



    Ja, mir gefällt es sehr in Rumänien. Als ich hier ankam, war der Herbst gekommen; mir wurde gesagt, dass die Luft frisch und der Himmel immer blau seien. Die Bäume wechseln ihre Farbe und alles schien mir wie in einem schönen Gemälde. Als der Winter einkehrte, sah ich zum ersten Mal Schnee — ich stamme aus dem Süden Chinas, wo es überhaupt nicht schneit. Die Menschen hier sind sehr freundlich, sie helfen mir immer, wenn ich mich auf Rumänisch nicht gut verständigen kann. Vor allem meine Professoren hier an der Universität in Bukarest unterstützen mich sehr. Jetzt bin ich schon seit sechs Monaten in Rumänien, ich vermisse mein Zuhause, aber es tut mir auch leid, dass ich am Ende des Semesters dieses schöne Land verlassen werde.“




    Was sind die Karrierepläne der Ştefania Chen? — wollten wir zum Schluss wissen.



    Ich kann Übersetzerin oder Beamtin werden. Sollte mir die Möglichkeit geboten werden, würde ich gerne an der Festigung der Beziehungen zwischen Rumänen und China arbeiten. Auch wenn Rumänien sehr weit weg von China ist, sind die Beziehungen fortgeschritten. Wir haben hier eine Chance und wir müssen die Beziehung zu Rumänien konsolidieren, nicht nur auf diplomatischer und wirtschaftlicher Ebene, sondern auch im kulturellen Bereich. Ich studiere die rumänische Sprache und Zivilisation und wäre jetzt froh, mich irgendwann den bilateralen Beziehungen zwischen Rumänien und China widmen zu können. Ich möchte später einen Masterstudiengang zur europäischen Zivilisation und Kultur in den USA besuchen, wenn mir die Chance geboten wird. Die USA haben eine sehr offene Kultur und dort könnte ich meinen Horizont erweitern.“




    Ştefania Chen beginnt also ihre Lebenserfahrung mit der rumänischen Sprache. Sie hat diese Sprache als persönliche Ausdrucksform gewählt und ist laut eigener Aussage bislang glücklich mit ihrer Entscheidung.




    Deutsch von Alex Sterescu

  • Medizinstudentin aus Malaysia: Auslandsstudium bewirkt Wandel der Denkweise

    Medizinstudentin aus Malaysia: Auslandsstudium bewirkt Wandel der Denkweise

    Anisha Kumari kommt aus der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Die junge Frau, deren Name in ihrer Muttersprache so viel bedeutet wie hoffnungsvolle Prinzessin“ will OP-Ärztin werden und studiert seit 2011 Medizin an der Carol-Davila-Universität in Bukarest. Ihre Entscheidung für Rumänien kam nicht von ungefähr, erzählt sie:



    Meine ältere Schwester wollte ihrerzeit in Europa studieren und Rumänien war das einzige Land, wo sie sich das Studium leisten konnte. Dazu kommt, dass der Mann der malaysischen Botschafterin in Bukarest mit meinem Vater befreundet war. Er hat meiner Schwester Rumänien empfohlen und ihr hat das Land auch echt gefallen. Ich hätte eigentlich in Russland studieren müssen, aber dann hat mir meine Schwester erzählt, wie gut es hier ist, und mein Vater sagte, es wäre schön, am gleichen Ort zu studieren wie meine Schwester. Übrigens hat auch mein Bruder in Rumänien studiert — aber in Ploieşti. Vor zwei Jahren hat er dort ein Studium der Ingenieurswissenschaften im Erdöl- und Erdgasbereich abgeschlossen. Meine Schwester wird bald mit dem Medizinstudium fertig, ich habe noch acht Semester vor mir. Meine kleinere Schwester wird ebenfalls in Bukarest studieren. Also eine Familie mit drei Ärzten und einem Ingenieur — und alle haben in Rumänien studiert.“




    Das Studium war eine völlig neue Erfahrung für die junge Frau aus Kuala Lumpur:



    Ich wusste ehrlich gesagt nichts über Rumänien. Nur, dass Dracula von hier stammt. Als ich meinen Freunden über mein Studium erzählte, fragten alle, wo denn Rumänien liegen würde. Ich sagte ihnen, dass es irgendwo in der Nähe der Türkei sei, und dann konnten sie das irgendwie nachvollziehen. Sie wunderten sich nur, warum ich so weit weg will. Meine Schwester hatte mir nur erzählt, dass es ein schönes Land sei, wo es kälter und weniger modern als in Asien ist. Das ist mir dann auch tatsächlich hier aufgefallen. Zuhause haben wir nur zwei Jahreszeiten, Regen und Trockenheit. Alles ist grün, die Bäume sehen immer gleich aus. Und wir haben auch andere Blumen, Hibiskus und Orchideen blühen überall. Rumänien hat aber Winter, wo alles wei‎ß ist. Und Herbst, wo alles vergilbt. Im Frühling grünt dann wieder alles, der Sommer ist farbenprächtig. Dieses Wechselspiel der Farben gefällt mir sehr.“




    Doch nicht nur optisch gibt es viele Unterschiede. Für die junge Malaysierin bedeutet die Studienzeit hier auch eine Auseinandersetzung mit anderen Denkweisen.



    Eine solche Erfahrung verändert dich als Mensch. Als ich bei meinen Eltern wohnte, hatte ich keine Ahnung, was es bedeutet, wirklich unabhängig zu sein. Hier habe ich dieses Gefühl; meine Mutter ist nicht da, um zu kochen. Ich musste das selbst erledigen. Als ich zurück in Malaysia war, sah ich die Dinge aus einer unterschiedlichen Perspektive. Die Denkweisen in Asien und Europa sind sehr unterschiedlich. In Asien ist man nicht so veränderungswillig wie in Europa, wo die Menschen ermutigt werden, sich zu verändern — das hat mir sehr gefallen. Das ist eine Herausforderung. So wird man reifer. Jeder Mensch müsste das tun. In Asien hängt vieles von der Familie ab. Ich komme aus einer sehr weltoffenen Familie. Aber auch die Gesellschaft ist sehr wichtig, es gibt Regeln, an die man sich halten muss. Als Individuum wird man von der Gesellschaft stark beeinflusst. Hier musste ich feststellen, dass die Meinung der anderen nicht so wichtig ist, der Druck der Gesellschaft ist nicht ganz so stark. Hier hängt vieles von dir selbst ab. Diese Denkweise habe ich auch nach Asien mitgebracht und viele in meinem Umkreis haben festgestellt, dass ich mich positiv verändert habe. Eine Studienerfahrung im Ausland bewirkt so einen Wandel der Denkweise — und es lohnt sich.“



    Deutsch von Alex Gröblacher