Tag: Ausstellung

  • Digitale Archäologie im Stadtmuseum Bukarest

    Digitale Archäologie im Stadtmuseum Bukarest

    Die Ausstellung nimmt Besucher mit auf eine faszinierende virtuelle Reise in die Vergangenheit der Hauptstadt – von der Stadt Bukarest im 15. bis zum 19. Jahrhundert. Sie bietet neue Einblicke in das tägliche Leben und die Entwicklung Bukarests.

    Kuratorin Alina Streinu sprach mit uns über die Ausstellung und das dahinterstehende Projekt.

    Die Ausstellung wurde im Rahmen eines von der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds kofinanzierten Projekts organisiert, das die mittelalterliche Geschichte Bukarests aus keramischer Perspektive beleuchtet. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Kollegen des Nationalen Instituts für Kulturerbe und hatte das Ziel, Keramikfunde aus archäologischen Kontexten symbolträchtiger Gebiete Bukarests sichtbar zu machen. Dafür wählten wir aus dem Erbe des Stadtmuseums jene Gefäße aus, die wir als besonders repräsentativ erachten – sie stammen aus diesen historischen Stadtgebieten und erzählen noch heute vom häuslichen Leben der Bukarester im 17., 18. und 19. Jahrhundert.

    Welche Gefäßarten wurden bei den archäologischen Ausgrabungen entdeckt, die die Grundlage der Ausstellung bilden? Woher stammen sie, und welche Erkenntnisse liefern sie?

    Im Laufe des Projekts stellten wir fest, dass die meisten gefundenen Keramikobjekte vor allem Küchen-, Koch- und Serviergefäße sind. Während die Küchenkeramik eine bemerkenswerte Einheitlichkeit aufweist und sich in vielerlei Hinsicht ähnelt, zeigen sich bei der Servierkeramik einige interessante Unterschiede. So fanden wir beispielsweise Krüge, die jenen aus dem Osmanischen Reich stark ähneln, sowie Bierkrüge mit deutlichen Parallelen zu germanischen Vorbildern. Zudem entdeckten wir Mineralwasserkrüge und andere kleine Artefakte, die als Importgüter nach Bukarest gelangten – ein Zeugnis der Handelsbeziehungen zwischen der Walachei und den großen Handelsmächten jener Zeit.

    Alina Streinu berichtet uns auch über die digitale Komponente der Ausstellung im Suțu-Palast – die Website mmb.cimec.ro. Sie dient als digitaler Katalog der archäologischen Forschungen zu den in der Hauptstadt entdeckten Keramiken.

    Die archäologischen Untersuchungen des Stadtmuseums Bukarest begannen in den 1950er Jahren und werden bis heute fortgesetzt, um Funde ans Licht zu bringen, die das schriftliche Geschichtsbild Bukarests ergänzen, erklärt Streinu.

     Das Projekt und die Ausstellung gehen auch mit dem Start der Website mmb.cimec.ro einher, auf der die Ergebnisse dieser Forschungen präsentiert werden. Dort sind Bilder von 300 Keramikobjekten aus dem Bestand des Bukarester Stadtmuseums zu sehen, von denen 150 von Kollegen des Nationalen Instituts für Kulturerbe in 3D gescannt wurden. Zudem wurden auf der Website Archivaufnahmen des Stadtmuseums aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren veröffentlicht, die archäologische Forschungen an historischen Stätten in Bukarest dokumentieren.

    Kuratorin Alina Streinu erläutert weiter die Intention hinter der Ausstellung „Digitale Archäologie“ im Stadtmuseum.

    Eine der treibenden Ideen hinter diesem Projekt und der Ausstellung war es, ein neues Publikum anzusprechen. Deshalb haben wir auch neue Techniken wie die 3D-Technologie eingesetzt, um das kulturelle Erbe aufzuwerten und zu fördern. Durch den Einsatz dieser innovativen Methoden, die wir für die präzise und kohärente Dokumentation von Kulturgütern für absolut relevant halten, konnten wir auch ein jüngeres Publikum erreichen. Am Ende des Projekts organisierten wir sogar einen Workshop an der Fakultät für Geschichte, bei dem wir alle Materialien des Projekts vorstellten. Besonders die Studenten, die jüngeren Kollegen, zeigten großes Interesse an der 3D-Technologie – insbesondere daran, wie die 3D-Modelle erstellt wurden und der gesamte Bearbeitungsprozess dahinter aussieht. Es besteht also echtes Interesse von jungen Fachleuten, mit denen wir hoffen, in Zukunft zusammenzuarbeiten, um diese neuen Techniken weiterzuentwickeln und das kulturelle Erbe noch wirkungsvoller zu dokumentieren und zu fördern.

    Zum Abschluss unserer Diskussion gab Alina Streinu einen Überblick über die archäologischen Stätten in der Hauptstadt, aus denen die Ausstellungsstücke im Bukarester Stadtmuseum stammen.

    Die meisten der digitalisierten Gefäße, die sowohl online als auch in der Ausstellung im Suțu-Palast zu sehen sind, stammen aus Forschungen, die im Umkreis der Straßen der heutigen Altstadt von Bukarest durchgeführt wurden. Diese Forschungen wurden hauptsächlich von Archäologen des Bukarester Museums koordiniert, aber es gab auch Ausgrabungen in anderen Bereichen, wie dem Cotroceni-Palast, dem Radu-Vodă-Hügel und der St.-Nikolaus-Udricani-Kirche. Die jüngsten Ausgrabungen gehören zu den neuesten Entdeckungen.

  • Aus dem Archiv: Stadtmuseum präsentiert Ausstellung zur Cantacuzino-Familie

    Aus dem Archiv: Stadtmuseum präsentiert Ausstellung zur Cantacuzino-Familie

    Unter dem Titel „Die ersten Angehörigen der Cantacuzino-Familie im Bestand des Stadtmuseums Bukarest“ widmet sich die Ausstellung den Anfängen dieser bedeutenden Adelsfamilie. Mihaela Rafailă, Kuratorin und Expertin der Abteilung für moderne und zeitgenössische Geschichte des Bukarester Stadtmuseums, erläutert die Absicht hinter dem Projekt.

     „Mit der temporären Ausstellung zur Cantacuzino-Familie möchte ich der Öffentlichkeit bedeutende historische Schriftstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert vorstellen. Diese Dokumente, verfasst auf Papier oder Pergament in kirchenslawischer und rumänischer Sprache mit kyrillischen Buchstaben, erwähnen Mitglieder der Cantacuzino-Familie in unterschiedlichen Kontexten. Sie erscheinen sowohl als Zeugen im Fürstlichen Rat, durch die Ämter, die sie dort innehatten, als auch als Unterzeichner von Kaufverträgen oder als Aussteller von Urkunden und Orden. Besonders hervorzuheben sind dabei  Șerban und Ștefan Cantacuzino.

    Der Kammerherr Constantin Cantacuzino, eine zentrale Figur der Ausstellung des Bukarester Stadtmuseums, war der erste bedeutende Vertreter dieser adligen Familie aus der Walachei. Geboren 1598 und ermordet 1663, war er nicht nur ein großer Herrscher und Kulturschaffender, sondern auch ein Woiwode. Mihaela Rafailă erzählt uns mehr über seine außergewöhnliche Persönlichkeit und seinen Einfluss.

    Nach seiner Heirat mit Fräulein Elina, der jüngsten Tochter des Woiwoden Radu Șerban – zu Hause liebevoll Ilinca genannt – begann Constantin Cantacuzino seinen Aufstieg an den walachischen Höfen. Sein persönlicher Reichtum, den er geerbt und vermehrt hatte, wurde durch die Mitgift seiner Frau weiter gesteigert. Dadurch war es ihm möglich, seine elf Kinder – sechs Söhne und fünf Töchter – in die einflussreichsten Familien der wohlhabenden Bojaren aus der Walachei und Moldawien einzuheiraten. Als Kammerherr genoss Constantin Cantacuzino hohes Ansehen. Seine umfassende Bildung und seine Leidenschaft für Bücher zeichneten ihn ebenso aus wie seine wirtschaftlichen und diplomatischen Verbindungen. Besonders bei den Türken war er angesehen, was ihn zu einem engen Vertrauten des Woiwoden Matei Basarab machte. Im 17. Jahrhundert prägte Cantacuzino als eine der dominierenden Persönlichkeiten die rumänische Politik nachhaltig.

    Die Kuratorin Mihaela Rafailă stellt auch Elina Cantacuzino (1611–1687), die Ehefrau des großen Adligen Constantin Cantacuzino, in kurzen Zügen vor.

     Elina Cantacuzino bewies außergewöhnliche Stärke und Charakter. Sie zeigte Vergebung gegenüber den Mördern ihres Mannes, große Entschlossenheit bei der Rettung des Hauses nach dem Verlust der familiären Stütze und Umsicht bei der gerechten Aufteilung des Vermögens unter ihren Kindern. Ihre Liebe zu ihren Söhnen zeigte sich in den sanften, aber eindringlichen Ratschlägen, stets wie Brüder zusammenzuhalten. Darüber hinaus beeindruckte sie durch ihren Mut, indem sie selbst die weite und beschwerliche Reise zu den Heiligen Stätten unternahm.

    Welche Dokumente, die für die Geschichte dieser berühmten rumänischen Familie von Bedeutung sind, zeigt die Ausstellung den Besuchern?

    In der Ausstellung wird Constantin Cantacuzino, der Begründer der Cantacuzino-Familie in der Walachei, erstmals in einer Urkunde vom 8. Juni 1626 erwähnt. Dort erscheint er als Zeuge des Fürstlichen Rates und bekleidete das Amt des Oberkammerherrn.

    Die Ausstellung „Die ersten Angehörigen der Cantacuzino-Familie“ präsentiert der Öffentlichkeit drei bedeutende Werke, die für die rumänische Kulturgeschichte von herausragender Bedeutung sind. Im Mittelpunkt steht die „Bukarester Bibel“, auch bekannt als „Șerban Cantacuzinos Bibel“. Dieses Werk markiert die erste vollständige Übersetzung der Bibel ins Rumänische und wurde im Jahr 1688 veröffentlicht. Mihaela Rafailă ergänzt weitere Details zu dieser außergewöhnlichen Veröffentlichung und ihrer kulturellen Bedeutung.

     „In der Ausstellung sind auch drei Bücher zu sehen. Das erste ist „Das heilige und göttliche Evangelium, verfasst nach der griechischen Tradition der Evangelien“. Dieses wurde  im Auftrag und auf Kosten von Herrn Serban Cantacuzino im Jahr 1682 gedruckt.

    Zudem wird die Bibel, auch als „Bukarester Bibel“ bekannt, in der Ausstellung präsentiert. Auch die politische und geografische Geschichte der Walachei wird in der Ausstellung behandelt. Der Autor dieses Werks wurde von dem großen Historiker Nicolae Iorga als der erste Hofbeamte Olteniens, Mihai Cantacuzino, identifiziert. 

    Doch zurück zur Bibel, sie gilt als die erste vollständige Übersetzung der Heiligen Schrift ins Rumänische und wurde im Auftrag „unseres gütigen christlichen und erleuchteten Herrn Ioan Șerban Cantacuzino Voievod“ angefertigt. Die Bibel, die auf Papier mit Wasserzeichen gedruckt wurde, ist von besonderer Bedeutung. Ihre Einbände bestehen aus mit Leder umwickelten Holztafeln, deren Verzierung im Heißpressverfahren hergestellt wurde.

    Die Veröffentlichung der Bukarester Bibel war ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur Etablierung der Landessprache als liturgische Sprache und gleichzeitig ein Meilenstein der typografischen Kunst in der Walachei. Sie legte die Grundlagen für die Schriftsprache der Kirche und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die religiöse und kulturelle Entwicklung der Region.

    Die Bibel fand weite Verbreitung in den rumänischen Ländern – in der Walachei, Moldawien und Siebenbürgen – und gelangte sogar bis nach Polen, als ein Exemplar dem ehemaligen Metropoliten Dosoftei, der im Exil lebte, übergeben wurde. Ein weiteres Exemplar befand sich im Besitz von Papst Benedikt XIV. und wird heute in der Bibliothek der Universität von Bologna aufbewahrt. Zudem zirkulierte die Bibel in Siebenbürgen, in den Landkreisen Alba und Hunedoara.

  • Das Buch als Kunstobjekt: Die Austellung “Book.art.est”

    Das Buch als Kunstobjekt: Die Austellung “Book.art.est”

    Im Interview mit unserem Redakteur Ion Puican sprach Andreea Petrov  als Sprecherin des Veranstalters Art Cell über die Details der Ausstellung.

    Die Ausstellung Book.art.est ist ein internationales Projekt, das das Kunstbuch in den Mittelpunkt stellt – nicht nur als Träger von Texten, sondern als eigenständiges, von experimenteller Kunst inspiriertes Kunstobjekt. Dieses besondere Medium verbindet visuelle Ästhetik mit konzeptionellem Denken und lädt den Betrachter ein, eine Erfahrung jenseits des klassischen Lesens zu erleben. Die Ausstellung in Bukarest präsentiert ein breites Spektrum an Interpretationen des Buches als Kunstobjekt und lädt das Publikum ein, das Buch in seiner Rolle als vielschichtiges künstlerisches Medium neu zu entdecken.

    Andreea Petrov erklärte uns, wie wir das Buch als Kunstobjekt in der Vision von „Book.art.est“ betrachten können.

     Ein Buch ist weit mehr als ein Medium zur Übermittlung von Informationen – es ist ein Kunstwerk in sich. Seine Form ist ein integraler Bestandteil seines Konzepts und vereint eine Vielfalt von Elementen: Worte, Bilder, Struktur, Druckverfahren, Einband und Materialien wie Textilien, Papier oder Marmor. Sogar das Verschlusssystem eines Buches trägt zur Gesamtaussage bei. Als interaktives, tragbares und leicht weiterzugebendes Objekt macht das Buch Kunst zugänglich – auch außerhalb formaler Galerie- oder Museumskontexte. Diese Art von visuellem Artefakt hat sich über die Zeit hinweg weiterentwickelt und wurde stark von Avantgarde-Bewegungen wie dem Dadaismus, Konstruktivismus und Futurismus beeinflusst. 

    Andreea Petrov erzählte uns auch, welche Künstler an der Ausstellung teilnehmen und welche Bücher sie als Ausstellungsstück vorschlagen.

     Eine Vielzahl von Künstlern – darunter Maler, Bildhauer, Collagekünstler, Illustratoren, Typografen, Schriftsteller und Dichter – beteiligt sich an „Book.art.est“. Das Projekt verfolgt das Ziel, neue Generationen von Künstlern zu fördern und aufstrebenden Talenten die Möglichkeit zu geben, neben etablierten Künstlern auszustellen. Die Teilnehmer kommen nicht nur aus Rumänien, sondern auch aus Polen, darunter Studenten der Kunstakademie in Wrocław. Gezeigt werden Installationen, Illustrationen, Skizzenbücher, Fotoalben, Collagen, experimentelle Bücher mit farblichen oder materiellen Interventionen und vieles mehr. Kuratiert wird die Ausstellung von Evghenia Gritsku und Daniel Loagăr, die zugleich auch selbst ausstellen.

    Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler erfolgte im Rahmen eines offenen Aufrufs. Andreea Petrov von der Art Cell liefert dazu weitere Details.

     Die offene Ausschreibung zielte darauf ab, Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Fachrichtungen für die Teilnahme zu gewinnen. Die Auswahl stellte eine Herausforderung dar, da der Begriff des Buchobjekts sehr weit gefasst ist. Dennoch zeichnen sich die Werke der ausgewählten Künstler durch eine beeindruckende Vielfalt und Tiefe aus, die die zahlreichen Facetten dieses Konzepts widerspiegeln, während sie gleichzeitig eine klare Verbindung zum zentralen Thema bewahren.

    Unsere Frage zum Abschluss – Welche weiteren Events hat „Book.art.est” geplant? – beantwortet Andreea Petrov.

     „Im Rahmen von „Book.art.est“ sind insgesamt neun Begleitveranstaltungen geplant, die am 15. Januar mit einem Gedichtvortrag von Dar-avere starten. Zu den Highlights zählen eine Konferenz zum Thema Urheberrecht in der Kunst, ein dadaistischer Poesie-Workshop, ein Collage-Workshop, eine Performance sowie zwei Meisterklassen zu öffentlichem Lesen und öffentlichem Diskurs. Ergänzt wird das Programm durch Gemeinschaftsspaziergänge mit Hörbüchern und eine Präsentation von Objektbüchern aus redaktioneller Perspektive. Wir laden Sie herzlich ein, gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern an diesen vielseitigen Aktivitäten teilzunehmen und die Veranstaltung in vollen Zügen zu genießen.

    Das Projekt „Book.art.est“ markiert den Auftakt einer Initiative zur Förderung des Lesens auf unkonventionelle Weise. Ins Leben gerufen wurde diese von der Gesellschaft für intermittierendes Lesen „Macondo“. Mehr über die Gesellschaft erfahren wir von deren Sprecher Mircea Laslo.

    Die intermittierende Lesegesellschaft „Macondo“ entstand aus dem Wunsch, einen anderen Ansatz für einen Buchklub zu schaffen – einen, der ohne feste Leselisten, strikte Fristen und den Druck auskommt, öffentlich Meinungen über gelesene Bücher kritisch zu äußern. All das sind Elemente, die in Buchklubs oft geschätzt werden, aber für viele von uns einschüchternd wirken können. Lesen wird häufig mit Aktivitäten assoziiert, die uns Angst machen, und genau hier wollten wir einen anderen Rahmen schaffen: einen, in dem Lesen mit alltäglichen Dingen verbunden wird – entspannt, ohne Planung und ohne die Ernsthaftigkeit, die dem Lesen oft zugeschrieben wird. Stattdessen soll es eine natürliche und unbeschwerte Tätigkeit sein, so wie viele andere Dinge, die wir täglich tun.

  • Vorkriegszeit und Zwischenkriegszeit: Ausstellung im Stadtmuseum Bukarest

    Vorkriegszeit und Zwischenkriegszeit: Ausstellung im Stadtmuseum Bukarest

    Die Ausstellung im Filipescu-Cesianu-Haus zeigt zum Einen unterschiedliche Fragmente des Alltags. Da wäre zum Beispiel das Essensritual der Bukarester Elite, das im Kontext tiefgreifender kultureller Veränderungen zu sehen ist. Die Ausstellung beleuchtet andererseits den Übergang von der strengen Etikette der Vorkriegszeit zu der entspannteren gesellschaftlichen Haltung in der Zwischenkriegszeit. Andreea Mâniceanu, eine der Kuratorinnen, sprach mit uns über die Etikette der Bukarester Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Etikette und der Lebensstil der Bukarester Elite von mehreren charakteristischen Elementen geprägt, wie zum Beispiel dem westlichen Einfluss, da die meisten Vertreter der Elite im Ausland, insbesondere in Frankreich, studiert hatten. Das führte zu einer Anpassung an die westlichen Sitten und den Lebensstil. Mode, Architektur und gesellschaftliche Bräuche spiegelten diese Einflüsse wider.

    In dieser Zeit begannen die Leute aus den höheren sozialen Schichten sich auch anders zu kleiden, erklärt die Kuratorin Andreea Mâniceanu.

     „Die Bukarester Elite legte auch besonderen Wert auf die Kleidung. Die Herren trugen elegante, modische Anzüge, die von westeuropäischen Trends inspiriert waren, während die Damen hochelegante Kleider trugen, die oft von Modehäusern entworfen wurden. Darüber hinaus waren Bälle und Empfänge wichtige Anlässe, um diese Eleganz zu zeigen.

    Die Ausstellung gewährt dem Publikum auch einen Einblick in das Leben der Bukarester Elite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit einem besonderen Fokus auf Wohnkultur und gesellschaftliches Leben. Die Kuratorin Mâniceanu geht unter anderem auf die Baustile in den verschiedenen Stadtgebieten und Epochen ein.

    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte die Bukarester Elite oft in zentralen Stadtteilen wie der Calea Victoriei oder Cotroceni. Ihre Residenzen weisen einen besonderen Baustil auf, der neoklassizistische Elemente aus verschiedenen Epochen vereinte, wie der Jugendstil oder der neorumänische Stil. Die Elite traf sich regelmäßig bei Bällen, Empfängen und Festessen im Königspalast oder anderen prächtigen Häusern. Beliebte Orte wie das Capșa-Café waren Treffpunkte für Politiker, Künstler und Aristokraten.

    Die Austellung erforscht den Übergang aus der Vorkriegszeit zur Zwischenkriegszeit, sowie die Einflüsse auf die letztere. Der Fokus liegt dabei auf der Dynamik zwischen der Außen- und der Innendekoration.  Vor dem Krieg war der Lebensstil der Aristokraten von Luxus geprägt. Die Häuser waren opulent und raffiniert, sowohl außen als auch innen. Die Gestaltung der Räume orientierte sich an westlichen Trends und dem Barockstil. Außen waren die Häuser auf Prunk und sozialen Status ausgerichtet. Die Innenräume sollten die Gäste beeindrucken. Möbel, Dekorationen und Materialien waren der Ausdruck von Kontinuität zwischen äußerer und innerer Pracht.

    Die Ausstellung zeigt, wie sich Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft auf das Wohnen in der Vorkriegszeit auswirkten. Der Innenraum spiegelte die Außenwelt, die soziale Struktur und Etikette wider. In der Zwischenkriegszeit begannen Veränderungen im Alltag und in den ästhetischen Vorlieben die Wahrnehmung und Gestaltung der Außendekoration zu beeinflussen. Die Dynamik zwischen Innen- und Außengestaltung verdeutlicht, wie sich der Wohnraum im Laufe der Zeit veränderte.

    Die Bukarester Elite widmete sich in dieser Zeit auch kulturellen Phänomenen, weiß die Kuratorin Andreea Mâniceanu.

    Die Elite in Bukarest war auch eng mit der Kulturszene verbunden. Oper, Theater und Kunstausstellungen kamen in den höheren Schichten der Gesellschaft gut an. Darüber hinaus sahen die Vertreter der Elite in der Kunst und Literatur die Möglichkeit, als Mäzen, als Gönner, ihr Prestige zu zeigen.

    Die Ausstellung des Museums der Stadt Bukarest präsentiert also die Dynamik des Wandels in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Kuratorin Mâniceanu erklärt zusammenfassend, was genau sich am Lebensstil nach dem Krieg veränderte.

     Die Ausstellung <Geschmack, Raffinesse und Geselligkeit> zeigt, wie sich die Gesellschaft im Laufe der Zeit veränderte. Vom Fokus auf Status und Spektakel hin zu einer Gesellschaft, in der persönliche Intimität und Komfort wichtiger wurden als Prunk und gesellschaftliche Pracht. Es wird deutlich, wie sich der Lebensstil wandelte, die Zwischenkriegszeit war funktional und auf die private Sphäre ausgerichtet.

  • Für Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt: das künstlerische Projekt „Die Welt kennenlernen“

    Für Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt: das künstlerische Projekt „Die Welt kennenlernen“

    Im Mittelpunkt des künstlerischen Projektes stehen Kreativworkshops, Kunsttherapie, visuelle und psycho-relationale Bildung. Die Fotos des Projekts wurden zwischen Mitte September und Anfang Oktober im Combinatul Fondului Plastic in Bukarest ausgestellt. Wir sprechen mit der Mitbegründerin des Vereins Vanner Collective, Denisa Nicolae, über das Projekt: „Es handelt sich um 12 fotografische Werke, jedes davon spricht über das, was man noch bei jedem von uns verbessern kann. Über nach innen gekehrte Schönheit, über die Kraft der Menschen, einfach zu sein. Wie jedes künstlerische Projekt, das auf Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt abzielt, kann auch unser Projekt, weil es die Schönheit und die Superkräfte von Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellt, Wahrnehmungen und Paradigmen verändern, es kann die Stimmen von Menschen mit Behinderungen und den am Projekt Beteiligten stärken, es kann das Vertrauen in sich selbst und in eine integrativere Gesellschaft erhöhen.

     

     

    Und es kann in jedem von uns ein größeres Einfühlungsvermögen und eine größere Fürsorge für unsere Mitmenschen entwickeln, nicht zuletzt kann es unseren Blick sowohl nach innen als auch nach außen auf die weite Welt und ihre Schönheit richten.“ Was sich die Organisatoren von diesem Projekt erhoffen, erzählt Denisa Nicolae: „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Ausstellung „Die Welt kennenlernen“ nicht ohne Echo bleiben wird und dass sie eine emotionale, staatsbürgerliche oder wie auch immer man es nennen will, Wirkung auf die Besucher und alle, die direkt oder indirekt mit ihr in Berührung kommen, haben wird. Die wesentliche Botschaft, die wir mit dieser Initiative auch vermitteln wollten, ist die der Integration von Menschen mit Behinderungen. Vor allem aber geht es vielleicht darum, Superkräfte zu finden und Schönheit jenseits von Grenzen und Beschränkungen zu zeigen. Ein inklusives und sicheres Umfeld für die Teilnehmer zu garantieren war für uns ein wichtiges Ziel des Projekts. Und ich beziehe mich dabei nicht nur auf die Organisation der Workshops, sondern auf alle Aktivitäten im Rahmen des Projekts.

     

     

    Die Organisation der Aktivitäten selbst war nicht ohne Herausforderungen, und ich denke, die größte Herausforderung bestand darin, zugängliche Räume zu finden, die unsere Aktivitäten unterstützen und beherbergen. Denn wir sprechen von Inklusion, wir sprechen von Entstigmatisierung und der erste Wendepunkt war, diese Räume in Bukarest überhaupt zu finden, Räume die zugänglich sind und eine sichere Umgebung für die Menschen bieten, die wir im Fokus haben, nämlich Menschen mit Behinderungen.“ Die Fotoinstallation im Rahmen des Projekts geht von den Werken von Constantin Brâncuși (1876-1957) aus, dem rumänischen Bildhauer, der einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung von Sprache und Vision in der weltweiten Bildhauerei geleistet hat. Alina Rotaru, die Künstlerin hinter den Bildern und dem Konzept der Fotoinstallation „Die Welt kennenlernen“, spricht über die Inspiration, die Brâncuși in das Projekt eingebracht hat: „Constantin Brâncuși ist ein Bildhauer jenseits seiner Skulpturen, denn er hat uns das Instrument vermacht, um die Rundheit in den Ecken zu sehen.

     

     

    Das ist, als hätte er das Rad erfunden, eine Art Rad, das wir in unserem täglichen Leben zu benutzen lernen. Als ich über sein Leben recherchierte, las ich, was die Leute im Laufe der Jahre über seine Werke geschrieben haben, und seine Werke sah, wurde mir klar, dass ich einer Inspiration begegnete. Im Grunde begann ich, die Welt künstlerisch durch seine Überzeugungen kennenzulernen. „Die Welt kennenlernen“ ist ein Projekt, das vom Universum von Brâncuși inspiriert ist und eine Neudefinition des Konzepts der Perfektion in Bezug auf die Zeit, in der wir leben, vorschlägt. Mit einer fotografischen Installation wollen wir die Schönheit von zehn Menschen einfangen, die einen wertvollen Kern unserer Gesellschaft darstellen. Wenn die Natur in der Lage ist, sich selbst zu heilen, dann versuchen wir mit diesem Projekt, unsere Denkweise zu erneuern“.

     

  • Das Museum der Strohhüte in Harghita

    Das Museum der Strohhüte in Harghita

    In Crișeni, Landkreis Harghita, wurde 2001 auf Initiative von Szőcs Lajos, dessen Familie seit drei Generationen Strohhüte herstellt, ein Museum der Strohhüte eröffnet. Das Museum wurde in einem traditionellen Bauernhaus eingerichtet. Der Sohn des Gründers, Szőcs Lajos junior, der seine Besucher durch das Museum führt, erzählt die Geschichte dieses einzigartigen Museums: “Im Hof des Museums haben wir eine Steinsammlung, die Steine sind natürlich, die Touristen können sehen, wie die Natur aus Steinen verschiedene Formen geschaffen hat, so z.B. wie eine Ente, wie ein Hase, wie Eis, wie ein Laib Brot, wie eine Mütze.
    Im Inneren befindet sich ein altes Bauernhaus, das Haus ist etwa 125 Jahre alt.

    Ein Bauernhaus mit Eingangstür für Katzen, das ist eine Besonderheit in unserer Gegend. Im inneren Raum werden viele Arten von Hüten ausgestellt. Im ersten Raum sehen wir alle Modelle aus unserem Land, und dort erzählen wir den Touristen, dass ein Strohhut den idealen Schutz der Haut vor Sonnenstrahlungen bietet, wir können mit einem Strohhut Obst und Gemüse sammeln, wir können Hühnern Futter geben, aber nicht nur das. Ein traditioneller Strohhut in unserem Land zeigt an, woher jemand kommt. Man kennt den Träger vielleicht nicht, aber wenn ich den Hut eines Mannes sehe, kann man sofort erkennen, woher er kommt: Maramureș, Sălaj, Satu Mare, Vama, Oltenia, Moldawien. Und noch etwas: Wenn man sich ansieht, wie jemand den Hut trägt, auf welcher Seite er oder sie Verzierungen anbringt, kann man gleich erkennen, welcher Nationalität die jeweilige Person ist.”

    Wir lernten auch diese kleinen Geheimnisse, die in Siebenbürgen sehr nützlich sind, um zu wissen, in welcher Sprache man sich begrüßt: Wenn das Ornament auf der linken Seite des Hutes erscheint, bedeutet das, dass der Träger Ungar ist, und wenn das Ornament auf der rechten Seite erscheint, ist der Träger Rumäne. Unser Gesprächspartner kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:

    “Wenn ich sehe, dass die Hutkrempe hinten hochgezogen ist, bedeutet das, dass der Träger noch nicht so alt ist und man kann ihn ruhig dutzen, aber wenn ich sehe, dass die Krempe des Hutes sowohl hinten als auch vorne nach unten gebogen ist, bedeutet das, dass der Träger älter ist. Noch etwas möchte ich sagen: die Zahl der Zopfreihen an einem Hut zeigen an, wie reich der Träger ist, das heißt, wie viel Hektar Land er oder sie hatte. Wir können viele Dinge in einem Hut sehen, und deshalb dachte ich, es wäre schön, diese Tradition zu bewahren, die Symbole zu bewahren, sie weiterzugeben, denn es wäre sehr schade, wenn wir unsere Tradition verloren gehen lassen.”

    Im ersten Raum sind mehr als 50 Hutarten aus 50 geografischen Regionen zu sehen, im mittleren Raum sind verschiedene Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände ausgestellt, und im letzten Raum wird die Technik der Hutherstellung vom Trocknen des Strohs bis zum fertigen Hut gezeigt.

    Im Innenhof des Museums kann man den größten tragbaren Hut des Landes sehen und sogar anprobieren. Der riesige Hut hat einen Durchmesser von zwei Metern und ein Gewicht von 2,65 kg und für dessen Herstellung wurden 12 Tage, 500 Meter Strohgeflecht und über 1,5 km Garn benötigt.

  • Der Alltag von gestern im Mittelpunkt

    Der Alltag von gestern im Mittelpunkt

    Die Ausstellung wird bis September dieses Jahres im Museum zu sehen sein. Sie stellt dem geschichtsinteressierten Publikum eine Reihe neuer Museumsobjekte vor, die in den letzten rund 15 Jahren in den Fundus des Museums aufgenommen worden sind. Der Direktor des Nationalen Kunstmuseums Rumäniens, Ernest Oberländer-Târnoveanu, sagte anlässlich der Eröffnung, dass dieser Fundus inzwischen ganz ansehnlich ist: „Rumänien ist kein Land, das sehr reich an erfassten Objekten ist, und der Fundus ist keinswegs endlos und unerschöpflich. Deshalb ist es die Hauptaufgabe von Museumseinrichtungen, dieses Erbe zu sammeln, zu schützen und zu präsentieren. In der Tat leben Museen durch ihr Erbe, durch ihre Sammlungen und durch die Menschen, die an ihnen arbeiten und sie bewachen, sie erforschen und aufwerten. Museen sind keine toten Orte, sie sind keine Lagerhäuser, sie sind sehr dynamische Institutionen. Und alle Zahlen berichten, wie dynamisch das Nationale Geschichtsmuseum Rumäniens ist. In den 52 Jahren seines Bestehens ist unsere Sammlung von 50.000 Stücken auf über 18 Millionen Stücke angewachsen, davon sind allerdings 16 Millionen Briefmarken. Aber in den letzten zehn Jahren ist die Sammlung um über 100 Tausend Stücke gewachsen. Dabei handelt es sich um Stücke, die manchmal von einer Seltenheit und Schönheit sind, von der wir uns als Fachleute nie hätten vorstellen können, dass wir sie hier ausstellen können. Andere stehen im Zusammenhang mit dem Leben und der Arbeit großer Persönlichkeiten. Unsere Bemühungen zielen jedoch darauf ab, das tägliche Leben der rumänischen Gesellschaft in den letzten 200 Jahren zu veranschaulichen. Denn, wie ich zu sagen pflegte, ist es einfacher, das Alltagsleben in der Jungsteinzeit zu rekonstruieren als das unserer Urgroßeltern, weil die Museen nicht daran gewöhnt sind, Objekte zu sammeln, die mit der mehr oder weniger nahen Gegenwart zu tun haben.“

    Der stellvertretende Direktor des Geschichtsmuseum, Cornel Constantin Ilie, ging bei der Eröffnung der Ausstellung auf das Konzept und die Motivation ein, die dahinter steckt: „Es ist in der Tat eine wichtige Ausstellung, weil sie der Öffentlichkeit ein Erbe vorstellt, das größtenteils nicht ausgestellt wurde, ein Erbe, das von einem Museum stammt und diese Bemühungen hervorhebt, die nicht nur von unserem Museum gemacht werden. Etwas, das über das hinausgeht, was die Öffentlichkeit oder die Allgemeinheit vielleicht über das Museum denkt. Normalerweise verbinden die Menschen die Idee eines Museums mit der Idee einer Ausstellung. Die Dinge sind aber viel komplexer, und diese Ausstellung will genau das zeigen. Sie führt uns ein sehr wertvolles Erbe vor Augen, aber macht uns auch darauf aufmerksam, dass manche Menschen glauben, dass einige Gegenstände, die mit ihrer Familiegeschichte zu tun haben, besser in einem Museum aufgehoben wären. Unsere Spenderliste ist sehr großzügig und dieser Akt des „Schenkens“ sollte in der rumänischen Gesellschaft nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein. In der Geschichte geht es nicht nur um Schlachten, nicht nur um Politiker, nicht nur um große Persönlichkeiten“.

    Was bedeutet denn Geschichte für einen Historiker und Museographen wie Cornel Ilie, und was bedeuten private Spenden im Museumsbereich? 
„Geschichte bezieht sich auch auf das alltägliche Leben, sie bezieht sich auf Kunst, auf Kultur, auf Sport, auf alles. Das ‘Gestern’ ist eigentlich Geschichte. Dieser Tatsache sollten wir bewusst sein. Wir interessieren uns nicht wirklich für das ‘Gestern’. Wir erinnern uns lange Zeit später an das Gestern und stellen fest, dass wir nicht klug genug waren, das Gestern zu dokumentieren. Wir versuchen, das auch zu tun. … Schenkungen sind in erster Linie ein Akt der Großzügigkeit, der als solcher behandelt und als Beispiel genommen werden sollte. … “

    Wie die Ausstellung im MNIR aussieht und welche Art von Objekten sie umfasst, erläutert wiederum Cornel Ilie:„Es ist eine Ausstellung, in der viele wahrscheinlich mit Überraschung Objekte von großem Wert entdecken werden, die geschenkt worden sind. Es gibt eine Menge Dinge, sehr wichtige Erwerbungen. Ich werde nur die jüngste erwähnen – ein Pokal. Ein absolutes Unikat. Es ist der Pokal der deutschen Bergarbeiterzunft im Burzenland und das einzige Objekt, das von ihrer Anwesenheit dort zeugt. Es ist nicht nur ein besonderes Kunstwerk. Dann gibt es noch Objekte, die durch die Bemühungen der rumänischen Behörden zurückgebracht wurden, zu denen auch unsere Kollegen vom Nationalen Historischen Museum Rumäniens beigetragen haben. Und natürlich sind da die vielen archäologischen Entdeckungen, die unsere Kollegen Jahr für Jahr machen.“

  • Rückblick auf die Ereignisse der Woche 20.05.–24.05.2024

    Rückblick auf die Ereignisse der Woche 20.05.–24.05.2024

    Sicherheitsgarantien für Rumänien
    Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis hat am Mittwoch erklärt, dass es keine direkte Bedrohung für das Land gibt, dass aber die Armeeführung auf alle möglichen Situationen vorbereitet ist. „Heute verfügt Rumänien über die wichtigsten Sicherheitsgarantien, die es seit seinem Bestehen je gegeben hat“, sagte der Staatschef und bezog sich dabei auf die Mitgliedschaft des Landes in der Nordatlantischen Allianz. Er sagte auch, dass Rumänien keine Soldaten in die Ukraine entsenden werde und dass die Option der Übergabe eines Flugabwehrsystems an die Ukraine im Obersten Nationalen Verteidigungsrat diskutiert werden werde. Der Generalstabschef des Verteidigungsministeriums, General Gheorghiţă Vlad, erklärte seinerseits, dass Rumänien angesichts der Sicherheitslage in der Region die Ausrüstung der Verteidigungskräfte beschleunigen müsse. Das Verteidigungsministerium prüfe die Hypothese einer möglichen Eskalation der aktuellen militärischen Konflikte, so der General. Er wies auf die Notwendigkeit hin, die Reaktionsfähigkeit der Armee durch neue Ausrüstung und militärisches Gerät zu erhöhen. 
    Ausstellung „Black Sea Defense and Aerospace“ in Bukarest
    Diese Woche fand in Bukarest die regionale Ausstellung für militärische Ausrüstung „Black Sea Defense and Aerospace“ statt. An der Veranstaltung nahmen über 400 weltweit tätige Hersteller von Ausrüstungen und militärischem Gerät aus rund 30 NATO-Mitglieds- oder Partnerstaaten teil. Sie präsentierten Fachleuten aus aller Welt die neueste Generation militärischer Ausrüstung und Waffen, aber auch die Hauptattraktion – das Mehrzweckflugzeug der fünften Generation F-35, das die Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika zum ersten Mal auf einer Ausstellung in Europa präsentierte. Ziel der Ausstellung war es, Möglichkeiten und Lösungen für die Zusammenarbeit sowohl in der Produktion als auch im geschäftlichen Bereich zu finden und so zur Förderung der rumänischen Verteidigungsindustrie auf internationaler Ebene beizutragen.
    Gemeinsame Sitzung der rumänischen und der türkischen Regierung in Ankara
    Die rumänische und die türkische Regierung haben am Dienstag in Ankara ein erstes gemeinsames Treffen abgehalten, bei dem sie die Wiederaufnahme der rumänischen Fleischexporte in die Türkei beschlossen und eine Reihe von Abkommen in Bereichen wie Tourismus und Stadtplanung unterzeichnet haben. Bei dem gemeinsamen Treffen der beiden Regierungen wurde beschlossen, dass die rumänischen Landwirte die Ausfuhr und den Transit von Fleisch in die Türkei wieder aufnehmen sollen. Premierminister Marcel Ciolacu betonte bei dieser Gelegenheit, dass die rumänischen Landwirte wieder Zugang zu einem sehr großen Markt haben werden und neue Wege zu anderen Märkten erschließen können. „Es ist eine große Chance für die rumänischen Erzeuger, Zugang zu einem riesigen Markt zu haben, aber gleichzeitig werden wir in der Lage sein, solide Handelsrouten mit anderen interessanten Gebieten in der Region und im Nahen Osten aufzubauen“, betonte Marcel Ciolacu. Gleichzeitig dankte er dem Regierungschef in Ankara für die Unterzeichnung des Dekrets, das rumänischen Staatsbürgern erlaubt, mit ihrem Personalausweis für maximal 90 Tage in die Türkei zu reisen. Ministerpräsident Ciolacu erinnerte auch daran, dass Rumänien weiterhin für eine gute Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der Europäischen Union sorgen wird. Präsident Recep Tayyip Erdoǧan erklärte seinerseits, dass beide Länder den bilateralen Handel in den kommenden Jahren auf 15 Milliarden Dollar steigern wollen. Er erinnerte daran, dass beide Staaten durch gemeinsame Aktionen, aber auch im Rahmen der NATO dazu beitragen, Sicherheit und Stabilität in der Region zu gewährleisten. Erdoǧan sagte auch, dass die beiden Staaten zusammen mit Bulgarien eine gemeinsame Gruppe gebildet haben, die Minen aus dem Schwarzen Meer entfernen wird.
    Reservegeneräle des Innennachrichtendienstes, von der Antikorruptionsdirektion gegen Kaution unter richterliche Kontrolle gestellt
    Der ehemalige operative Leiter des Innennachrichtendienstes, Florian Coldea, wurde von der DNA gegen Kaution unter richterliche Kontrolle gestellt, wie Justizquellen mitteilten. Die gleiche Maßnahme wurde für den Reservegeneral Dumitru Dumbravă, ehemaliger Leiter der Rechtsabteilung des InnennachrichtendienstesI, und für den Rechtsanwalt Doru Trăilă angeordnet. Die drei werden in einem Fall von Einflussnahme und Geldwäsche angeklagt, nachdem sie von einem Geschäftsmann angezeigt wurden. Die Person gab an, dass sie die Summe von 600.000 Euro verlangt hätten, um ihm zu helfen, eine Bewährungsstrafe in dem Fall zu erhalten, in dem er wegen Betrugs mit europäischen Geldern zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. 
    Gehaltserhöhungen und Gewerkschaftsklagen im Haushaltssektor
    Die Regierung in Bukarest hat eine Dringlichkeitsverordnung erlassen, die Gehaltserhöhungen von 10 % in zwei Raten für mehrere Kategorien von Beschäftigten in Institutionen vorsieht, die der Exekutive, den Ministerien oder der Kontrolle des Parlaments unterstehen.  Die Gewerkschaften in der Verwaltung kritisierten die Verordnung und stellten fest, dass die Regierung eine Gehaltspolitik verfolge, die den tatsächlichen Bedürfnissen der Beschäftigten nicht Rechnung trage. Am Donnerstag protestierten Gewerkschafter mehrerer öffentlicher Einrichtungen und staatlicher Organisationen in Bukarest und beklagten Ungerechtigkeiten und Lohndiskriminierung in ihren Tätigkeitsbereichen. Die angebotene Lohnerhöhung missfällt einigen der Demonstranten, die sie für zu gering halten. Premierminister Marcel Ciolacu entgegnete ihnen, dass für die betreffenden Institutionen Lösungen für flexiblere Personalstrukturen gefunden werden können und dass mit den erzielten Einsparungen die Gehälter derjenigen, die es verdienen, erhöht werden können.
    Craiova ist Gastgeber des Internationalen Shakespeare-Festivals
    Das Internationale Shakespeare-Festival in Craiova (Süd), das am 16. Mai begonnen hat, schließt am Sonntag seine Pforten. Mehr als 300 Theateraufführungen von Weltrang, Konzerte, Paraden, Workshops, Buchvorstellungen, Installationen und VR-Reisen wurden in der ganzen Stadt Craiova und ihrer Umgebung angeboten, in herkömmlichen Räumen, aber auch an den originellsten und unerwartetsten Orten. In den Aufführungssälen und Innenräumen finden Shows, Ausstellungen, Workshops und Buchvorstellungen statt, während die Märkte, Parks und Straßen zu überraschenden Begegnungen mit Shows und Performances, Konzerten und Pop-up-Installationen unter freiem Himmel einladen, an denen sich das Publikum beteiligen kann.  Shakespeare Village – ein britisches Dorf aus dem Jahr 1600, das von Grund auf auf dem Craiova Hippodrom wiederaufgebaut wurde, ist der Schauplatz für Dutzende von Konzerten und Aufführungen. Einige der größten Namen in der Welt des internationalen Theaters und der Performance-Schöpfer sind im Festivalprogramm zu finden, darunter Robert Wilson, Peter Brook, Declan Donnellan, Philip Parr und Christian Friedel.
  • 60. Biennale in Venedig: Rumänien mit thematischer Ausstellung des Malers Șerban Savu vertreten

    60. Biennale in Venedig: Rumänien mit thematischer Ausstellung des Malers Șerban Savu vertreten

     

     

    Die Biennale öffnet am 20. April ihre Pforten, und dadurch wird Venedig für mehr als sieben Monate zur Welthauptstadt der Kunst. In ihrer 60. Ausgabe vereint die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung mehr als 330 Künstler aus der ganzen Weltdieses Jahr vor allem aus Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. 88 nationale Beiträge werden in den historischen Länderpavillons in den Giardini und im Arsenale oder im Zentrum von Venedig ausgestellt.

    Die Biennale wird mit einer zentralen Ausstellung mit dem Titel „Stranieri Ovunque“ („Fremde überall“) eröffnet, die vom Brasilianer Adriano Pedrosa kuratiert wird, der eigens für die Biennale aus Lateinamerika kommt. Ihm zufolge habe der Titel der Ausstellung mehrere Bedeutungen. „Erstens bedeutet er, dass man, wo immer man hingeht und wo immer man ist, immer auf Fremde trifft: Sie sind/wir sind überall. Zweitens: Egal, wo man sich befindet, ist man in der Tiefe seines Inneren immer ein Fremder“, schreibt Adriano Pedrosa über die Ausstellung „Fremde überall“.

    Der rumänische Beitrag trägt den Titel „Was ist Arbeit?“, ist eine Konzeptarbeit des Malers Șerban Savu und wird von Ciprian Mureșan kuratiert. Das Projekt untersucht die Beziehung zwischen Arbeit und Freizeit und wird im Nationalen Pavillon Rumäniens ausgestellt, der 1938 vom Historiker Nicolae Iorga eingeweiht wurde, aber auch im Herzen von Venedig, in der Neuen Galerie des Rumänischen Instituts für Kultur und humanistische Forschung. Im rumänischen Pavillon werden mehr als 40 Gemälde zu sehen sein, die einen Einblick in Savus Schaffen der letzten fünfzehn Jahre ermöglichen. Nach Angaben des Rumänischen Kulturinstituts (ICR) untersucht die Ausstellung die bildliche Darstellung der Arbeitswelten und lässt sich dabei auch vom historischen Realismus und der Propagandakunst der Länder des so genannten „Ostblocks“ inspirieren. Anstatt diese Diskurse direkt in Frage zu stellen oder auseinander zu nehmen, hinterfragt Savu sie und zielt darauf ab, Momente des Innehaltens und der zeitlichen Aussetzung darzustellen, in denen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt, schreibt das ICR.

    Diese Momente der Ungewissheit seien ein Spiegelbild umfassenderer gesellschaftlicher Veränderungen und Krisen, sagt der Maler Șerban Savu selbst. Er interessiere sich für die Welt zwischen den Welten, die Räume zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeit und Freizeit, eine hybride und unbestimmte Welt oder eine Welt, die gerade beginnt, Gestalt anzunehmen“. Es sei die Welt der Peripherien, die alle Möglichkeiten der Zukunft enthält.Viele meiner Figuren“, schreibt der Künstler weiter, „ruhen während der Arbeitszeit und arbeiten in ihrer Freizeit, in einem Zustand der anarchischen Aufhebung und außerhalb des Produktionssystems“.

    Die Figuren von Șerban Savu stehen, wie er selbst sagt, im Gegensatz zur Idee und Darstellung des Arbeiters in der offiziellen Kunst des kommunistischen Regimes, sie sind weder heroisch noch monumental. Gleichzeitig bezeugen sie das Scheitern des kommunistischen sozialpolitischen Projekts und sinnieren vor allem über das heutige Leben, in dem sie ihren Platz und ihren Sinn zu finden versuchen.

  • Ausstellung zum 100. Geburtstag der Dissidentin Monica Lovinescu

    Ausstellung zum 100. Geburtstag der Dissidentin Monica Lovinescu

    Am 19. November jährte sich der Geburtstag von Monica Lovinescu, Journalistin, Essayistin und Literaturkritikerin, zum 100. Mal. Die Tochter des Literaturkritikers E. Lovinescu und der Französischlehrerin Ecaterina Bălăcioiu war ihrerseits eine wichtige Figur der rumänischen kulturellen Moderne der Zwischenkriegszeit, eine wichtige Persönlichkeit der rumänischen Diaspora. Jahrzehntelang hat die Journalistin gemeinsam mit ihrem Ehemann Virgil Ierunca am Mikrofon des Radiosenders Europa Liberă, der in Rumänien heimlich gehört wurde, die Propaganda demontiert und die Wahrheit über die vom Kommunismus geschaffene Gesellschaft und Kultur im Lande gesagt.



    Ihre Stimme wurde unter den Rumänen sehr bekannt, die dank ihrem Einsatz besser verstanden, was um sie herum geschah. Zu Ehren der beiden – Virgil Ierunca starb 2006 und Monica Lovinescu 2008 — hat der Kulturverband La Mița Biciclista in Bukarest Ende November eine Ausstellung eröffnet, die bis Ende des Jahres zu sehen ist. Kurator Edmond Niculușcă erklärt, mit welchen Absichten die Veranstaltung organisiert wurde. “Monica Lovinescu hat im Namen von Millionen von Menschen gesprochen. Und, wie Gabriel Liiceanu sagt, hat sie gesagt, was unser Verstand dachte, aber nicht aussprechen konnte, was der Verstand unserer Eltern dachte, aber nicht aussprechen konnte. Die Ausstellung folgt dem Leben von Monica Lovinescu von 1923 bis 2008, von der Geburt bis zum Tod, und führt den Besucher gleichzeitig durch die gro‎ße Zeit der Geschichte: von der Verabschiedung der Verfassung von 1923, der Machtübernahme durch Kommunisten, der Zeit des Ceaușescu-Regimes, dem Fall des kommunistischen Regimes und dem Beginn der 1990er Jahre. In dieser Ausstellung sind auch zwei bewegende Nachstellungen zu sehen.



    Zum einen das Zimmer der Mutter, wie es Ecaterina Bălăcioiu, die Mutter von Monica Lovinescu, in einem Brief mit einigen Fotos an ihre Tochter in Paris beschreibt. Es handelt sich um das Zimmer, in dem Ecaterina Bălăcioiu nach der Machtübernahme durch das kommunistische Regim in Bukarest lebte und in dem sie im Alter von 71 Jahren verhaftet wurde. Von hier aus begann der au‎ßergewöhnliche Briefwechsel mit Monica in den letzten zehn Jahren des Lebens von Ecaterina Bălăcioiu. Zudem gibt es auch eine kommunistische Küche in Bukarest im November 1989, wo Ceaușescu während des letzten PCR-Kongresses im Fernsehen spricht, als er als Staatschef wiedergewählt wird. Es gibt auch einen Radiosender, in dem eine Sendung vom November 1989 zu hören ist, in der Monica Lovinescu über den Sturz des Kommunismus, den Fall der Berliner Mauer und die Absurdität der Situation in Bukarest spricht. “



    Die Ausstellung mit dem Titel “Monica Lovinescu, die Stimme, die uns gegeben wurde” ist vor allem den Jüngsten gewidmet, die nach 1990 geboren wurden und nicht genau wissen, wer sie war. Sie richtet sich auch an Erwachsene und ältere Menschen, die ihren Beitrag zum Kampf gegen die kommunistische Diktatur vielleicht vergessen haben. Wir haben diese Ausstellung eröffnet, um die Erinnerung an Monica Lovinescu wach zu halten”, schlie‎ßt Edmond Niculușcă. “Nur wenige Menschen wissen noch, wer Monica Lovinescu ist. Die Ausstellung in La Mița Biciclista ist für uns, die wir heute leben, damit wir Monica Lovinescu nicht vergessen, denn Monica Lovinescu zu vergessen, bedeutet, die Werte zu vergessen, für die Monica Lovinescu gekämpft hat, die Werte, für die Monica Lovinescu sogar Opfer eines Attentats wurde, die Werte, für die Monica Lovinescu ihr ganzes Leben gegeben hat”.

  • Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: offizieller Veranstaltungskalender zu Ende

    Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: offizieller Veranstaltungskalender zu Ende





    Die Gala wurde im Kulturpalast der Stadt in Anwesenheit von hochrangigen Lokalpolitikern, Kulturschaffenden und Gästen aus dem In- und Ausland gefeiert. Im Laufe des Wochenendes wurden zum Abschluss mehr als 100 Kultur-Veranstaltungen ausgetragen. Dazu gehörten Konzerte auf dem Vereinigungsplatz und dem Opernplatz, wobei die mit Spannung erwartete Luftakrobatik-Show am Freitagabend die meiste Aufmerksamkeit erhielt.



    Im Laufe des zu Ende gehenden Jahres 2023 haben mehr als 2 000 Veranstaltungen stattgefunden, die der europäischen Kulturhauptstadt Temeswar gewidmet waren und zahlreiche Künstler und Besucher anzogen. Au‎ßerdem wurden fünf neue Kulturräume in Kinos, Kunstgalerien und Mehrzweckhallen eröffnet. Laut Dominic Fritz, dem Bürgermeister von Temeswar, haben der Titel europäische Kulturhauptstadt“ und die dazugehörenden Veranstaltungen die volle Aufmerksamkeit auf die westrumänische Metropole gelenkt, so dass man das Programm symbolisch unter den Schlagworten Forever Temeswar“ fortsetzen wolle:



    Für uns als Stadt geht es darum, diesen Titel in einen langfristigen strategischen Vorteil zu verwandeln, einerseits durch die Art und Weise, wie wir uns auf Kultur beziehen und das Engagement der Stadt einbringen, andererseits auch, um unsere europäische Bestimmung zu betonen, denn Europa braucht die Geschichte Temeswars und all die positiven Beispiele, mit denen unsere Stadt vorangehen kann.“



    Rumänien braucht Phantasie, und Europa braucht Phantasie“, sagte noch Dominic Fritz. Er wies darauf hin, dass Temeswar im Jahr 2023 gezeigt habe, dass es möglich sei, sich eine kreative, wohlhabende und solidarische Zukunft vorzustellen, und zwar nicht nur für diese Stadt, sondern für ganz Europa: Eine Zukunft Europas, in der unsere Einheit auf Vielfalt und nicht auf Eintönigkeit beruhe, so der Bürgermeister von Temeswar.



    Ada Hausvater, Intendantin des Nationaltheaters von Temeswar, sagte ihrerseits, dass in diesem Jahr viele brillante Aufführungen in ihrem Hause stattgefunden haben; zudem habe die ehrwürdige Kulturinstitution einen neuen Aufführungsraum erhalten, der den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt. Das zugereiste Publikum aus verschiedenen Regionen des Landes habe au‎ßerdem gezeigt, dass es ein unvermindertes Interesse an Kultur gebe, so die Intendantin Ada Hausvater. Der Generaldirektor der Rumänischen Nationaloper in Temeswar, Cristian Rudic, merkte seinerseits an, dass die Stadt nach diesem Jahr eine Menge Adrenalin angesammelt habe und dass der Nachahmungseifer spürbar sei.



    Tatsächlich werden einige Veranstaltungen fortgeführt. Obwohl das Veranstaltungsjahr Temeswar — Kulturhauptstadt Europas“ offiziell beendet ist, kann die dem gro‎ßen rumänischen Bildhauer Constantin Brâncuși gewidmete Ausstellung noch bis zum 28. Januar 2024 im Nationalen Kunstmuseum der Stadt besucht werden. In der Ausstellung sind berühmte Werke wie Die schlafende Muse“ und Fräulein Pogany“ zu sehen, die vorübergehend als Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris, dem Tate Museum in London und der Guggenheim-Stiftung nach Temeswar gebracht wurden. Aufgrund des Publikumsandrangs hat der Vorsitzende des Kreisrates Temesch, Alin Nica, angekündigt, dass die Brâncuși-Ausstellung am 20. Dezember rund um die Uhr geöffnet sein wird.

  • Timisoara beherbergt größte Brancusi Ausstellung

    Timisoara beherbergt größte Brancusi Ausstellung

    Mit einem Versicherungswert von einer halben Milliarde Euro, aber mit einem unschätzbaren Gefühlswert, werden fast 100 Werke des bemerkenswerten rumänischen Bildhauers von Weltrang, den man nicht mehr vorstellen muss – Constantin Brâncusi – in der wichtigsten ihm gewidmeten Ausstellung des letzten halben Jahrhunderts in Rumänien zusammengebracht. Skulpturen, Fotografien, Archivdokumente und Filmmaterialien werden unter dem Titel “Brancusi: Rumänische und universelle Quellen” ab Samstag, den 30. September, bis Ende Januar nächsten Jahres im Nationalen Kunstmuseum in Timisoara (West) der Öffentlichkeit präsentiert.



    Die Werke stammen aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Rumänien und im Ausland, aus berühmten Galerien wie dem Centre Pompidou in Paris oder der Tate in London. Zu den Werken, die nach Timisoara gebracht werden, gehören “Măiastra”, “Vogel im Flug”, “Der Kuss”, “Fräulein Pogany”, “Kinderkopf”, “Gebet”, “Meilenstein” oder “Schlafende Muse”. Laut der Kuratorin Doina Lemny vom Centre Pompidou ist die Ausstellung weniger eine Retrospektive von Brâncuşis Schaffen als vielmehr eine Demonstration seiner ständigen Verbundenheit mit seinem Heimatland, auch wenn er die Berühmtheit in Frankreich kennenlernte.



    Der Direktor des Nationalen Kunstmuseums Timisoara, Filip Petcu, erläutert: “Wir können eine sehr raffinierte Auswahl von Constantin Brâncuşis Werken sehen, die von Frau Doina Lemny getroffen wurde. Es ist ein ganz besonderer Kontext, in dem die Werke kommunizieren, ausgehend von dem kuratorischen Konzept, das Brâncuşis Beziehung zu Rumänien, zu Mäzenen, zu Persönlichkeiten aus Rumänien, aber auch aus der Diaspora widerspiegelt, die ihn unterstützt haben und durch die sein Schaffen sowohl im Westen als auch in Rumänien aufgewertet und gefördert wurde.”



    Der Präsident der Stiftung Art Encounters, Ovidiu Şandor, bezeichnet die Ausstellung als Juwel: “Es handelt sich um eine äu‎ßerst dichte Ausstellung, die das Werk von Brâncuşi sehr gut präsentiert, mit bekannten und ikonischen Werken, die aus gro‎ßen Museen in der ganzen Welt stammen, aber auch mit weniger bekannten Werken, von denen wir glauben, dass sie eine angenehme Überraschung für das Publikum sein werden.”



    Der Kurator der Ausstellung, Ovidiu Șandor, erwartet ebenfalls ein gro‎ßes Publikum: “Wir glauben, dass es sich um ein Ausstellungsereignis handelt. Wir hoffen, dass sie als eine Hommage an eine der Säulen der rumänischen Kultur, Brâncusi, gesehen wird. Wir freuen uns über absolut au‎ßergewöhnliche Leihgaben und wir warten darauf, dass jeder in Timișoara diese Ausstellung sowie alle anderen kulturellen Veranstaltungen, die Timișoara in diesem Herbst bietet, entdeckt.”



    Die Ausstellung “Brâncusi: Rumänische und universelle Quellen” bildet den Höhepunkt des Programms “Timişoara – Kulturhauptstadt Europas 2023”.

  • First Kings of Europe: Ausstellung mit rumänischer Beteiligung in Chicago

    First Kings of Europe: Ausstellung mit rumänischer Beteiligung in Chicago

    Dieses beispiellose Kulturprojekt, das vor sechs Jahren von dem amerikanischen Museum initiiert wurde, präsentiert herausragende Stücke aus dem Erbe von 26 Museen in 11 Ländern Südosteuropas, darunter Albanien, Bulgarien, Kroatien, Montenegro, Serbien, Slowenien, Ungarn und Rumänien. Wir sprachen mit der Museografin Corina Borș, die die Ausstellung im Namen Rumäniens über das Nationalmuseum für rumänische Geschichte koordiniert, über das Projekt, seine Entstehung und den Vorschlag für diese umfangreiche Ausstellung.



    Dies ist praktisch die zweite internationale Ausstellung, an der das Nationalmuseum für rumänische Geschichte in den Vereinigten Staaten und Kanada teilnimmt. Die Initiative wurde vom renommierten Field Museum of Natural History in Chicago ins Leben gerufen. Trotz des Titels, der nur dazu dient, die Öffentlichkeit anzusprechen und eine ganz besondere Idee zu markieren, hat die Ausstellung ein prähistorisches archäologisches Thema und beginnt damit, dem Publikum eine über 7.000 Jahre alte Geschichte zu präsentieren. Das Projekt wurde von Vertretern des Field Museum vor mehr als 6 Jahren initiiert, beginnend mit dem Besuch des amerikanischen Archäologen William Parkinson und seines Forschungspartners Attila Gyucha in Bukarest und der anschließenden Realisierung der Ausstellung.


    Das Thema der Ausstellung ist archäologisch und konzentriert sich auf die prähistorische Zeit vom Neolithikum bis zum Ende der zweiten Eisenzeit. Es ist eine Ausstellung, die das Publikum einlädt, den Aufstieg der ersten dynastischen, wie wir sie heute nennen, Könige und Königinnen des alten Europas zu erkunden. Sie lädt dazu ein, zu entdecken, wie egalitäre bäuerliche Gemeinschaften erstmals Konzepte von Macht, sozialer Ungleichheit und Hierarchie entwickelten. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, fast 5.000 Jahre vor Christus, eine Reise, die durch eine ganze Reihe bedeutender prähistorischer Artefakte aus den Sammlungen von 26 Museen in 11 südosteuropäischen Ländern gekennzeichnet ist.


    Diese prähistorischen Artefakte, bestehend aus Werkzeugen, Waffen, Skulpturen, Ornamenten und einer ganzen Reihe anderer Gegenstände aus Keramik, Metall, Knochen oder Stein, laden dazu ein, das Leben in der Vorgeschichte dieser alten Gesellschaften der Balkanregion zu entdecken. Wenn Sie mich fragen, lädt die Ausstellung zu einem Abenteuer entlang einer Reihe von Handelsrouten ein, die die Welt, wie wir sie heute kennen, geprägt haben. Artefakte markieren auch Meilensteine im Zusammenhang mit den Zeremonien jener fernen Zeiten, von der Rekonstruktion eines neolithischen Altars bis zu einer Begräbnisszene. Nicht zuletzt gibt es besonders wertvolle Gegenstände wie Waffen, aber auch Machtsymbole, die aus Kriegern Dynasten machten.



    Die Museografin Corina Borș erläuterte uns den Aufbau der Ausstellung:



    Die Ausstellung ist in vier Hauptthemen gegliedert. Auch sie ist chronologisch geordnet, vom Neolithikum bis zur frühen Eisenzeit. Der erste Abschnitt, der der Jungsteinzeit gewidmet ist, zeigt, wie das Land aussah, in dem sich diese prähistorischen Zivilisationen vor dem Auftreten der ersten Könige entwickelten. Die Kupferzeit oder Jungsteinzeit ist die Zeit, in der die ersten Edelmetallgegenstände, die zu den ältesten der Welt gehören, auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens und Bulgariens gefunden wurden. Der dritte Abschnitt, der der Bronzezeit gewidmet ist, hat als zentrale Idee die Entstehung neuer Wege, wenn man so will, der Macht und, buchstäblich, das Auftauchen der ersten Dynastien, in dem Sinne, dass man von Königtum sprechen könnte. Der letzte Teil der Ausstellung, der der Eisenzeit, also dem ersten Jahrtausend vor Christus, gewidmet ist, zeigt die Entstehung der Idee des Königtums.



    Was ist der Beitrag Rumäniens zu diesem Projekt? – fragten wir Corina Borş:



    In Rumänien nehmen 6 Museen an dieser wichtigen Ausstellung teil, wobei das Nationalmuseum für rumänische Geschichte der Koordinator dieses Ausstellungsprojekts ist. Es arbeitet mit dem Nationalen Museum für Geschichte Siebenbürgens in Klausenburg, dem Nationalen Museumskomplex in Piatra-Neamt, dem Museum der Gumelnita-Zivilisation in Oltenița, dem Oltenia-Museum in Craiova und dem Kreismuseum Buzău zusammen. Eine Auswahl von 90 vor- und frühgeschichtlichen Artefakten aus der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der zweiten Eisenzeit ist Teil der Sammlungen dieser sechs Museen.



    Wie wurde die Ausstellung von der Öffentlichkeit in Übersee aufgenommen? Corina Borș ist sich noch nicht ganz sicher.



    Es ist schwierig, diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt zu beantworten, da wir erst am Anfang der Ausstellung in unserem zweiten Veranstaltungsort stehen. In einer mehr als zweieinhalb Jahre dauernden Ausstellungsreise wurden drei Ziele in Betracht gezogen: New York, Chicago und Gatineau in Kanada. Wir glauben, dass die Ausstellung ein echter Erfolg werden wird, da es sich um ein völlig neues Thema für das amerikanische Publikum handelt. Aber es ist nur fair, auf ihre Reaktionen und Meinungen zu warten.

  • 150. Geburtstag: Ausstellung zu Ehren von Nicolae Iorga in Piatra Neamt

    150. Geburtstag: Ausstellung zu Ehren von Nicolae Iorga in Piatra Neamt

    Historiker, Literaturkritiker, Dokumentarist, Dichter, Enzyklopädist, Memoirenschreiber, Minister, Parlamentarier, Premierminister, Universitätsprofessor und Akademiker – eine lange Liste von Titeln, Berufen und beruflichen Qualitäten, die uns nur einen Teil der bemerkenswerten Persönlichkeit von Nicolae Iorga zeigt. Über Iorga, die Ausstellung und was man darin entdecken kann, sprachen wir mit der wissenschaftlichen Forscherin und Kuratorin der Ausstellung, Cristina Paiușan-Nuică.



    Ich muss sagen, dass sich die Ausstellung auf die Sammlung Iorga-Pippidi stützt. Und ich muss Professor Andrei Pippidi danken, dem Enkel von Nicolae Iorga. Seine Mutter, Frau Liliana Iorga-Pippidi, war die Tochter von Nicolae Iorga, die dem Nationalmuseum für rumänische Geschichte eine absolut wertvolle Sammlung schenkte, ein Akt der Großzügigkeit, der in gewisser Weise die Großzügigkeit des Großvaters und dann die der Mutter von Professor Pippidi fortführt. Stellen Sie sich vor, wir haben die Originalgeburtsurkunde von Nicolae Iorga, wir haben seine Schulzeugnisse, wo wir seine Noten in der Grundschule, dann im Gymnasium, sein Universitätsdiplom, seinen Doktortitel aus Leipzig sehen.



    Wir haben Familienfotos, wir haben Fotos von Nicolae Iorga und seinen 11 Kindern, 4 aus seiner ersten Ehe mit Maria Tasu und 7 aus seiner Ehe mit Catinca Iorga. Wir haben ein schönes Porträt von Catinca Iorga, das von Schweitzer-Cumpăna angefertigt und hier im Museum restauriert wurde. Es wurde zum ersten Mal in der Bukarester Ausstellung gezeigt und befindet sich jetzt im Piatra-Neamt. Wir haben, wie ich es nenne, eine Art Mini-Geschichte Europas aus den Doctor Honoris Causa-Diplomen und Orden erstellt, die Nicolae Iorga im Laufe der Jahre erhalten hat. Denn es gibt nur wenige Länder, zu denen er Beziehungen unterhielt und von denen er keine Anerkennung erhielt. So erhielt er beispielsweise eine korrespondierende Mitgliedschaft in der chilenischen Akademie. Nicolae Iorga reiste auch über den Ozean nach Amerika, und ich denke, dies ist ein sehr interessantes Thema, das weiter erforscht werden sollte.



    Welche anderen wichtigen Objekte sind in der Ausstellung zu sehen? Und was enthält die der Stadt Piatra-Neamt gewidmete Vitrine in der Ausstellung, laut Kuratorin Cristina Paiușan?



    In der Ausstellung in Piatra-Neamt kann man all diese Dinge sehen. Sie können einige der persönlichen Gegenstände von Nicolae Iorga sehen, die dem Nicolae IorgaInstitut für Geschichte geschenkt wurden und die wir in diese Ausstellung aufgenommen haben. Zum Beispiel die Feder, mit der er schrieb, seine Brille, ein Vergrößerungsglas, ein silberner Federkasten, in dem er seine Federhalter aufbewahrte, persönliche Briefe, Briefe, die er von großen Persönlichkeiten erhielt. Darüber hinaus hatte Nicolae Iorga eine gute Beziehung zu Piatra-Neamț, er besuchte die ganze Gegend mehrmals, er besuchte Klöster, er besuchte die Stadt als solche, deswegen haben wir zusammen mit meiner Kollegin Mihaela Verzea, die auch stellvertretende Direktorin des Museums in Piatra-Neamț ist, eine kleine Vitrine über Iorga und Piatra-Neamț erstellt.



    Die Vitrine enthält zwei äußerst wichtige Ausstellungsstücke: zwei Briefe, von denen einer von Elena Cuza im Jahr 1909, ihrem Todesjahr. In ihren letzten Lebensjahren zog sie sich nach Piatra-Neamț zurück, wo sie von dem Arzt Flor gepflegt wurde, der den zweiten Brief schickte, der praktisch den Brief von Elena Cuza begleitet. Elena Cuza dankt Nicolae Iorga im Jahr 1909 für alles, was er für die rumänische Nation getan hat, und dankt ihm auch dafür, dass er die Erinnerung an ihren Mann, den Fürsten Alexandru Ioan Cuza, aufrecht erhalten hat. Es ist ein sehr interessanter Brief. Daneben befindet sich eine Visitenkarte des Pfarrers Constantin Matasă. Er ist derjenige, der die Denkmäler in Neamt geschützt hat, und derjenige, der eine enge Beziehung zu Nicolae Iorga pflegte, der der Präsident der Denkmalschutzkommission war.



    Am Ende des Interviews machte Cristina Paiușan ein letztes herzliches Bekenntnis zur Ausstellung.



    Ich hoffe, dass jeder Besucher etwas Neues über Nicolae Iorga, über den Menschen Nicolae Iorga und seine Beziehung zu seinen Kindern, die er sehr liebte, erfahren wird. Etwas über die Beziehung und die große Liebe, die er für seine Frau empfand. Und einer der schönsten erhaltenen Liebesbriefe gehört zu denen, die Professor Pippidi in den <Briefen an Catinca> veröffentlicht hat, in denen der Mann Iorga, also der verliebte Nicu, an eine eher seriöse junge Dame schreibt, die sich nicht sicher war, ob sie ihr Leben an den damals berühmten Nicolae Iorga binden würde.



    Die Ausstellung war in Bukarest, jetzt ist sie in Piatra Neamt, und wir hoffen, dass wir durch das Land reisen und an jedem Ort etwas über Nicolae Iorga und den Ort erzählen können. Wir hoffen, einen großen Gelehrten und einen großen Mann wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Die rumänische Geschichtsschreibung und all das, was Nicolae Iorga für die rumänische Geschichtsschreibung und das rumänische Volk bedeutet hat, wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, denn Nicolae Iorga gehörte zu den Begründern des vereinten Rumänien, und ich glaube, seine Rolle ist auch heute noch wichtig. Und wenn man ein Thema oder eine Bibliographie recherchiert, setzt man sich mit den Werken Iorgas auseinander und fragt sich: <Mal sehen, was er vor vielen Jahren geschrieben hat> und dann sucht man, was seit Iorga bis heute zu dem Thema geschrieben wurde.