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  • US-Amerikanerin Mary Claire Estes: Rumänien ist spannend, aber anstrengend

    US-Amerikanerin Mary Claire Estes: Rumänien ist spannend, aber anstrengend

    Mary Claire Estes arbeitete als Grundschullehrerin in den Vereinigten Staaten. Sie unterrichtete Englisch in Florida. Kurz nach ihrem ersten Rumänienbesuch beschloss sie, nach Rumänien zu ziehen. Derzeit unterrichtet sie Englisch und ein paar andere allgemeinbildende Fächer an der International School of Bucharest. Im Laufe der Zeit versuchte sie sich auch als Schriftstellerin. Mary Claire Estes schreibt au‎ßerdem einen Blog. Hier lässt sie gelegentlich ihre Meinungen zum Ausdruck kommen. Ebenfalls auf ihrem Blog können die Fotos gesehen werden, die sie in Rumänien an den Orten schie‎ßt, die sie besucht. Bukarest ist für Mary eine interessante Stadt. Die von ihr vorgestellten Bilder widerspiegeln eine spannende, lebenslustige Metropole:



    Ich bin überwältigt von der Schönheit der Architektur in Bukarest. Die Stadtbewohner sind sehr offen und freundlich. Die Mehrheit spricht hervorragend Englisch. Ich bin nicht unbedingt überrascht davon, aber ich freue mich, das festzustellen. Die Stadt hat eine reiche Kultur und Geschichte, es gibt so Vieles zu sehen! Die Architektur in meiner Heimatstadt Orlando ist viel einfältiger, hat keine so gro‎ße Tradition. Bei uns ist alles weit und breit, die Leute sperren sich in ihren Autos ein und fahren einfach los. Seitdem ich in Bukarest lebe, bin ich viel zu Fu‎ß spazieren gegangen. Ich habe sogar mehrere Kilo abgenommen. Ich fühle mich sehr wohl. Und ich muss noch eins offen gestehen: Ich liebe das hiesige Essen!“




    Mary Estes lernte mittlerweile ein bisschen Rumänisch. Sie kann nun auf Rumänisch grü‎ßen und zählen. Sie mag die rumänische Sprache und auch, wie es sich hier leben lässt. Allerdings vermisst sie manchmal ihre Lieblingsrestaurants in den USA und den amerikanischen Kaffee, der in den Vereinigten Staaten wohl anders schmeckt. Sie mag gerne durch die Bukarester Parks herumstreifen. Doch am meisten gefällt ihr die Altstadt von Bukarest. Da hält sie sich oft auf. Zusammen mit anderen Expats beteiligt sie sich gerne an Karaoke-Abenden. Doch wie jedwede Gro‎ßstadt hat auch Bukarest weniger schöne Seiten. Dazu Mary Estes:



    Ich liebe Tiere und ich war sehr beeindruckt, herrenlose Tiere in den Stra‎ßen zu sehen. Die streunenden Hunde haben es am schwierigsten, es ist sehr traurig zu beobachten, wie sie verzweifelt nach Nahrung suchen. Die Katzen werden von irgendjemand gefüttert, das kann man erkennen. Die Hunde aber nicht. Die Bettler bei der U-Bahn machen mich traurig. Ich würde ihnen das ganze Geld schenken, das ich dabei habe. Das alles ist überwältigend — allerdings im negativen Sinne. Au‎ßerdem orientiere ich mich ziemlich schwer in der Stadt, vor allem bei der U-Bahn. In Orlando, eigentlich in den USA allgemein, fuhr ich nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist also eine zusätzliche Herausforderung für mich. Doch es ist ganz spannend.“



    Mary Estes studierte in den Vereinigten Staaten an der University of South Florida. Da machte sie auch ihr Englischdiplom. Nach dem Universitätsstudium ergänzte sie ihre Ausbildung mit einem Masterjahr an der University of Central Florida. Sie hat eine lange Erfahrung im Unterricht. Die Arbeit an der International School of Bucharest findet sie allerdings anspruchsvoller als erwartet:



    Es ist eine durchaus neue Erfahrung. Obwohl ich seit 12 Jahren unterrichte, habe ich bislang nur in Florida gearbeitet, an Schulen in der gleichen Region. Bislang war mir nicht klar, was für eine begrenzte Perspektive ich über den Unterricht und die Schüler hatte, über die Bildung allgemein. Ich unterrichte hier Schüler, die eine grö‎ßere Erfahrung als ich haben, und das in ihrem Alter. Sie sind viel jünger als ich, doch sie sind viel herumgereist, haben die Welt gesehen. Dazu kommen noch die kulturellen Unterschiede. Ich möchte in meinem Unterricht eine klare Struktur haben, ich bin eine eher organisierte Person. Doch hier unterbrechen die Schüler meinen Unterricht ständig mit Fragen. Sie fordern viel mehr meine Aufmerksamkeit. Sie sind sehr sympathisch, aber anstrengend. Ich fühle mich sehr wohl, doch der Energieaufwand ist viel grö‎ßer hier in Rumänien.“




    Als sie nach Rumänien zog, wusste sie kaum etwas über Rumänien. Sie wusste nicht einmal, wo das Land genau auf der Karte lag — wie sie offen gesteht. Mittlerweile ist es ihr Zuhause. Seit ein paar Jahren ist auch ihre Schwester nach Rumänien gekommen. Sie arbeitet an der US-Botschaft in Bukarest. Mary wünscht sich, mit ihrer Schwester durch Rumänien zu reisen. Die Berge findet sie besonders reizend. Die Gegenwart ist voller Versprechen für Mary. Rumänien ist der Beginn einer Liebesgeschichte. Doch was folgt für Mary?



    Ich möchte noch mindestens 2-3 Jahre hier bleiben. Ich kann derzeit nicht behaupten, dass ich für immer hier leben möchte. Müsste ich Rumänien bald verlassen, so wäre ich mit Sicherheit traurig. Ich habe einem Freund erzählt, ich werde in Oktober Urlaub in den USA machen. Er sagte mir, ich werde bestimmt als eine andere Person wiederkehren. Ich verstand, was er meinte. Nach 5 Monaten in Rumänien bin ich sehr gespannt, meine Familie wiederzusehen. Ich schaue zurück auf mein bisheriges Leben und habe den Eindruck, alles war bis jetzt im Kleinformat. Die Welt ist so gro‎ß, es gibt so viele verschiedene Kulturen. Ich habe jetzt die Möglichkeit, die gro‎ße Welt kennenzulernen.“

  • Irischer Englischlehrer Mike Waters: „Junge Rumänen haben fortschrittliches Denken“

    Irischer Englischlehrer Mike Waters: „Junge Rumänen haben fortschrittliches Denken“

    Vor 14 Jahren kam ein Englischlehrer mit langer Berufserfahrung nach Rumänien. Damals war Mike Waters noch in Saudi-Arabien tätig, aber die Liebe für seine zukünftige Ehefrau brachte ihn nach Bukarest. Er verliebte sich in eine Rumänin, dann lernte er Bukarest und Rumänien kennen und lieben. 2003 kam er zum ersten Mal hierher, und mit der Zeit wurden seine Aufenthalte in Rumänien immer länger. 2011 beschloss er, sich in Rumänien niederzulassen und zusammen mit seiner Ehefrau Englischkurse zu geben und eine Beratungsstelle in englischer Sprache für Unternehmen zu gründen.



    Mike Waters liebt Rumänien sehr; für ihn ist es ein Land mit einer sehr interessanten Geschichte und einer multiethnischen Kultur. Die Naturlandschaften haben ihn verzaubert: In Rumänien gibt es einfach alles, von Bergen, Hügeln, Seen, Wäldern bis zu einer ausgezeichneten Meeresküste, meint Mike Waters. Darüber hinaus wird die traditionelle Kultur sehr gut gepflegt, vor allem in Siebenbürgen. In den vielen Jahren, seitdem er in Rumänien lebt, hat Mike Waters das ganze Land bereist, aber er wird immer wieder von der Schönheit seiner neuen Heimat überrascht:



    Ich entdeckte eine ganze Menge verborgener Schätze, aber am meisten gefällt mir Siebenbürgen, die Gegend um Sibiu/Hermannstadt und Sighişoara/Schä‎ßburg. Ich liebe Siebenbürgen ganz besonders — diese Region hat malerische Naturlandschaften und eine au‎ßergewöhnlich reiche Kultur.“




    Am meisten schätzt Mike Waters die Menschen, seine rumänischen Freunde. Er hatte aber auch andere interessante Erfahrungen in Rumänien:



    Ich entdeckte hier fantastische Weinsorten. Ich bin ein gro‎ßer Weinliebhaber und ich muss sagen, dass mir die rumänischen Weine besonders zusagen. Nun, mal ernst gesprochen: Im Laufe der Jahre beobachtete ich die Fortschritte Rumäniens, und in den letzten Jahren hat sich das Land sehr gut entwickelt. Insbesondere die jungen Leute haben ein fortschrittliches Denken, sie sind für alle Neuheiten, die aus anderen Ländern kommen, sehr offen, und auch bereit, das, was sie im Ausland gelernt haben, in ihrer Heimat in Praxis umzusetzen. In diesem Moment entwickelt sich Rumänien sehr schnell, es gibt hier sehr viele Chancen, aber auch viele Herausforderungen. Es geschieht immer etwas Neues in Rumänien, und das finde ich besonders interessant, sowohl privat als auch beruflich. Manchmal empfinde ich diese Situation auch als eine Herausforderung, aber beim genaueren Betrachten handelt es sich eigentlich um neue Chancen für die Zukunft.“




    Seitdem er in Bukarest lebt, entdeckte Mike Waters immer wieder neue Seiten der rumänischen Hauptstadt, die sich in den letzten Jahren zu einer bunten Weltstadt entwickelt hat. Auch wenn er Bukarest liebt, möchte Mike Waters aber auch einige negative Aspekte hervorheben:



    Mich nerven die Fu‎ßgänger, die über die Stra‎ße gehen, ohne auf Autos zu achten. Nun aber wieder einmal im Ernst: Am schlimmsten finde ich, dass die Rumänen ihr eigenes Land zu hart kritisieren. Ich sagte bereits, dass die Rumänen sehr gern aus den Erfahrungen anderer Länder lernen möchten, aber ihre Bewunderung für die westeuropäischen Länder ist manchmal übertrieben. Sie glauben, dass Westeuropa perfekt ist und Lösungen für die meisten Probleme bietet. Das stimmt aber nicht. Auch in Westeuropa gibt es viele Probleme, wie überall auf der Welt. Leider neigen die Rumänen dazu, die positiven Aspekte in ihrem eigenen Land zu übersehen. Rumänien ist ein wunderbares Land mit einer gut ausgebildeten, emanzipierten jungen Generation, Rumänien hat ein enormes Potential, das noch nicht richtig verwertet wurde. Tourismus zum Beispiel ist ein Bereich, der nicht genug gefördert wird. Man sollte mehr tun, damit mehr ausländische Touristen nach Rumänien kommen.“




    Seit 2003 bis 2011, als er sich in Rumänien niedergelassen hat, war Mike Waters immer wieder in Irland, in Saudi-Arabien und in Rumänien. Was hat er aus Rumänien ins Ausland gebracht, und was würde er mitnehmen, wenn er aus Rumänien in ein anderes Land gehen wurde?



    Meinen Freunden im Ausland schenkte ich meistens rumänische Weine. Und wenn ich einmal weggehen sollte, würde ich vor allem eine ganze Menge wunderbarer Erinnerungen mitnehmen. Und die vielen Kontakte mit gro‎ßartigen Menschen. Ich habe sehr viele Freunde in Rumänien, Leute, die ich beruflich kennenlernte und inzwischen meine guten Freunde wurden. Das ist das Beste, es ist eine Traumerfahrung.“




    Die beste rumänische Erfahrung war also für Mike Waters, neue Menschen kennenzulernen. Wie war aber der schlechteste Moment in Rumänien?



    Es war nicht gerade ein Moment, es war etwas, das mir nach und nach klar wurde, nachdem ich im Jahr 2003 zum ersten Mal hierher kam. Damals empfand ich Rumänien als einen wunderbaren Ort voller neuen Chancen und Möglichkeiten. Es war Sommer, Rumänien war für mich ein sonniger Ort mit tollen Menschen, wo man viel Spa‎ß mit wenig Geld haben konnte. Damals arbeitete ich in Saudi-Arabien und machte einen dreimonatigen Urlaub in Rumänien. Ich glaube, dass ich die Wirklichkeit durch eine rosarote Brille sah. Nach einigen Jahren wurde mir allmählich klar, dass Rumänien gro‎ße Probleme hatte. Am schlimmsten war für mich festzustellen, wie korrupt Rumänien war. Das war meine schlimmste Erfahrung: zu sehen, wie das ganze Land von Korruption sabotiert wurde. Ich glaube aber fest daran, das sich die Lage ändern wird. Ich verfolge die Entwicklung des Landes mit viel Hoffnung für die Zukunft, auch wenn die Korruption so viele Schäden angerichtet hat. Die Tatsache, dass die Rumänen jetzt versuchen, die Korruption zu bekämpfen, empfinde ich als positiv und ermunternd.“

  • Kurt Riemer aus Österreich: „Die Rumänen sollten stolz auf ihr Land sein“

    Kurt Riemer aus Österreich: „Die Rumänen sollten stolz auf ihr Land sein“

    Kurt Riemer ist 2001 nach Rumänien gezogen, um ein Geschäft mit Horeca-Produkten zu verwalten. In Bukarest habe der Wiener gro‎ße Verwandlungen miterlebt:



    Ich war hier Zeuge vieler gro‎ßer Verwandlungen. Es handelt sich um schnelle und ausschlaggebende Änderungen. Dieses Land hat eine überraschende Entwicklung erlebt. Als ob man jetzt im Vergleich zu damals auf einem anderen Planeten leben würde. Und das ist ein Kompliment, das meine Freunde und ich aussprechen möchten, wir alle denken das Gleiche, wenn es um die Entwicklung Rumäniens geht. Viele Stra‎ßen wurden saniert, zuvor war es gefährlich, durch das Land zu reisen, heute ist es gefährlicher, durch Ungarn zu reisen. In Rumänien fühlt man sich in Sicherheit. Ich fühle mich sehr wohl hier.“




    In Rumänien habe er nicht wenige Freundschaften geknüpft, sagt unser Gesprächspartner:



    Hier habe ich Freunde aus Deutschland, England, Italien, Spanien. Wir treffen uns zumeist freitags, nach Feierabend. Wir sind über die Plattform Business to Business“ zueinander in Kontakt getreten und zu unseren Treffen kommen meistens 150-160 Menschen, sowohl Rumänen als auch Ausländer. Die rumänische Küche ist auch nicht schlecht, die Bukarester Restaurants finde ich sehr gut. Die einzige Sache, die ich diesbezüglich für desaströs halte, ist das Fast-Food. Aber das gilt meiner Meinung nach für alle Länder um Österreich herum. Es fällt meistens schwer, zu glauben, dass es auch gute und gesunde Fastfood-Gerichte gibt, aber in Österreich gibt’s sie schon.“




    Der Österreicher findet Rumänien ganz schön, zwei Orte liegen ihm aber besonders nah am Herzen: das Schwarze Meer und die Umgebungen von Braşov (Kronstadt). Besonders schön findet er auch den Nordwesten des Landes, die Region zwischen den Städten Satu Mare (Sathmar) und Baia Mare (Frauendorf). Wie findet er aber die Rumänen? Kurt Riemer:



    Ehrlich gesagt, wunderbar. Ich wei‎ß, dass meine Antwort einigen Klischees widerspricht. Ich werde Ihnen eine wahre Geschichte erzählen: Im Jahr 2006 habe ich als Cross-Marketing-Fachmann eine Präsentation für Ferrari gehalten. Sie wollten ihr Geschäft ausweiten und auch den rumänischen Markt erobern. So habe ich im Ausstellungsraum Romexpo an der ersten Ausgabe der Luxury Show in Rumänien teilgenommen. Dabei wurden zwei Rennwagen ausgestellt und die Party im Anschluss an dieses Ereignis war wirklich toll. Aber zurück zum Thema: Die ersten Menschen, die mich in diesem Geschäft zu betrügen versuchten, waren Österreicher, die ersten, die mir beistanden, waren Rumänen. Seit jenem Zeitpunkt stehe ich den Rumänen sehr nah und wenn ich neu anfangen sollte, würde ich dasselbe tun. Hier habe ich wunderbare Freunde und ich fühle mich sehr wohl.“




    Viele ausländische Geschäftsleute beschweren sich über zu viel Bürokratie in Rumänien. Ob es deswegen schwer ist, ein Geschäft in Rumänien zu verwalten, erläutert Kurt Riemer:



    Bürokratie gibt es überall: in Österreich, in Deutschland, in Gro‎ßbritannien. Hier lieben die Menschen das Leben und deswegen liegt auch der Verbrauch hoch, ich würde sagen, dass der Verbrauch in Rumänien auch im europäischen Vergleich sehr hoch liegt. Das hei‎ßt, dass dieses Land ein Paradies für Geschäftsleute ist. Als Anbieter von guten Produkten und Dienstleistungen kann man in Rumänien viel Erfolg genie‎ßen und sich bei den Rumänen sehr beliebt machen. Die Rumänen genie‎ßen bekanntlich die Qualität. Darüber hinaus liegt der einheitliche Steuersatz in Rumänien bei 16%, in Deutschland und Österreich bei 50%, also es ist leicht verständlich, wieso viele Geschäftsleute Rumänien bevorzugen.“




    Neben den klugen und witzigen Losungen, die er bei Protesten in Rumänien gehört hat, lernte Kurt Riemer auch andere Wörter auf Rumänisch. Was ihm neulich noch einfiel, ist, dass die Rumänen stolz auf ihr Land geworden sind:



    In den letzten Tagen habe ich eine gro‎ße Freude erlebt, als ich merkte, wie stolz die Rumänen auf ihr Land sind. Stolz auf ihre Herkunft sollten allerdings auch die Auslandsrumänen sein, weil ihr Land wunderschön ist. Derzeit ist Rumänien meiner Meinung nach eines der sichersten Länder in Europa. In Deutschland und Österreich bemerkt man derzeit, vor dem Hintergrund einer steigenden terroristischen Bedrohung, die Präsenz schwer bewaffneter Polizisten überall, und sie müssen auch in der Freizeit die Dienstwaffe tragen. Hier fühle ich mich in Sicherheit. Die Rumänen sollten stolz auf ihr Land sein, denn ihr Land ist einfach wunderbar.“

  • Talia Delgado aus Spanien: Rumänen knüpfen schnell Kontakte

    Talia Delgado aus Spanien: Rumänen knüpfen schnell Kontakte

    Zum ersten Mal kam Talia Delgado 1998 nach Rumänien. Fünf Jahre später entschloss sie sich, endgültig umzusiedeln. Als Freelancerin hatte sie eine ausgezeichnete Gelegenheit, bei ihren Recherchen Land und Leute im Detail kennenzulernen. Und als zivilgesellschaftlich engagierte Frau konnte sie hautnah erleben, was gut oder weniger gut oder auch gar nicht in der rumänischen Gesellschaft funktioniert, und auch versuchen, etwas zu bewegen. Das Insiderwissen hilft ihr, Medien aus Spanien, Belgien, Ägypten oder Australien eine tiefere Einsicht in die rumänische Welt zu geben.



    Aus Rumänien wollten sie besonders über den gesellschaftlichen Wandel in der Transformation nach dem Kommunismus erfahren — ich berichtete also über Kinder, alte Menschen, über Auswanderer. Auch über die Situation am rumänischen Arbeitsmarkt nach der Auswanderung so vieler Fachkräfte … Heute erzähle ich über positive Veränderungen. Denn es wurden nicht nur neue Shopping Malls gebaut, die ins Auge stechen. Auch die Mentalität verändert sich. Die Menschen werden sich der Macht bewusst, die der Bürger über die Politik hat. Politiker haben bisher eine (gelinde gesagt) nicht besonders gute Führungsleistung geliefert. Die Bürger haben gelernt, Basta! zu sagen. Am Anfang bemerkte ich sehr viele Missstände und sagte mir, dass es unmöglich ist, dass keiner dagegen protestiert. Seit 2011 ist die Stimme der Stra‎ße stärker geworden, es wird viel mehr demonstriert.




    Nachdem sie zwei Jahre in Suceava im Nordostzipfel Rumäniens als Freiwillige arbeitete, zog Talia Delgado nach Bukarest. Hier gründete sie mit EU-Fördermittel einen Verein, der sich mit Medienarbeit und Multikulturalität auseinandersetzt. Dabei gab sie eine Onlinezeitschrift für junge Leser heraus, die mit drei Preisen gewürdigt wurde — einem europäischen, einem amerikanischen und einem rumänischen. Am meisten habe ich mich über den Preis aus Rumänien gefreut — denn es ist eine au‎ßergewöhnliche Erfahrung, von einem fremden Land für ein Produkt in einer Fremdsprache gelobt zu werden, erinnert sich Talia Delgado.



    Heute arbeitet sie auch als Trainerin für Kommunikation und interkulturelle Ansätze — ihre Kunden sind rumänische Unternehmen, die den spanischen oder südamerikanischen Markt bedienen und die dortigen Hintergründe verstehen wollen. Und für die spanischen Expatriats, die in immer grö‎ßerer Zahl in Rumänien leben und arbeiten wollen, hat Talia Delgado das Internetportal hispatriados.com gegründet.



    Wir geben diesen Menschen in erster Linie den Rat, sich unter Rumänen zu mischen. Expats denken tendenziell, dass es für zwei Jahre hier keinen Sinn macht, sich anzustrengen, und suchen deshalb den Kontakt zu anderen Spanischsprachigen. Aber so können sie ein Land nicht verstehen. Wenn man sich wünscht, dass ein anderes Land wie das eigene ist, dann bleibt man lieber zuhause. Der Charme der Sache ist, mit den Leuten zu reden und etwas zu lernen. In Rumänien ist es ja auch leicht, zu sozialisieren. Die Menschen sind offen gegenüber Fremden — sie sind gerne bereit, zu feiern, Ratschläge zu geben und zu helfen. Ich rate den Expats also, über den äu‎ßeren Schein zu blicken und sich nicht von dem Bild beeinflussen zu lassen, das unsere Medien über Rumänien zeichnen. Sie sollten versuchen, sich unvoreingenommen ein eigenes Bild zu machen. Geht man von negativen Erwartungen aus, hat man in der Regel auch eine negative Erfahrung. Wenn man dann Schritt für Schritt die Menschen kennt, ihre Sprache lernt, versteht man auch ihre Wertvorstellungen, ihre Kultur und ihre Traditionen besser.“




    Und Talia Delgado wei‎ß, wovon sie spricht — denn ihr Rumänisch ist einwandfrei.

  • Laurent Jouault – ein Franzose im Land der Kontraste

    Laurent Jouault – ein Franzose im Land der Kontraste

    Er tauschte eine Traumlandschaft in Frankreich gegen eine ebenso schöne Gegend in Rumänien. Früher wohnte er am Mont Saint Michel (in der Normandie), jetzt lebt er in Moeciu de Sus in den Südkarpaten, zwischen dem Königsstein und dem Bucegi-Gebirge. Laurent Jouault zog vor acht Jahren zu seiner heutigen Frau, einer gebürtigen Rumänin.



    So führt dich das Leben… das Schicksal. Es wollte, dass ich eines Tages meinen Arbeitsplatz in Frankreich aufgab und nach Rumänien zog. Ich war zum ersten Mal 1997 hier. Ich bin anschlie‎ßend regelmä‎ßig hin und her gependelt, um mich schlie‎ßlich endgültig hier nieder zu lassen. In meiner Heimat leitete ich ein Jugendheim. Ich war als Sozial- und Kulturarbeiter mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Ich plante diverse Tätigkeiten, Ausflüge, kurzum: auf sie zugeschnittene Projekte. So kam es auch zu meiner ersten Rumänien-Reise: Es war ein Erfahrungsaustausch zwischen französischen und rumänischen Jugendlichen. Nachdem ich nach Moeciu übergesiedelt war, übte ich dieselbe Tätigkeit wie in Frankreich aus. Dort leitete ich unter anderem einschlie‎ßlich eine Fotowerkstatt, also habe ich genau das weitergemacht, was ich am besten konnte: Ich bin Fotograf.“




    Der Franzose aus Moeciu de Sus hat inmitten der Karpaten-Idylle die ehemalige Schreinerwerkstatt des Gro‎ßvaters seiner Ehefrau umgewandelt. Hier lie‎ß er eine Art Museum oder Galerie einrichten, in der die Geschichte der Fotografie und insbesondere der Filmfotografie entdeckt werden kann. Das Ganze nannte Jouault Die Bilderhütte“. Dafür gibt es einen besonderen Eintrag auf seinem Blog, am 16. Juli 2011: An diesem Tag kamen Freunde und Nachbarn aus Moeciu, der Nachbarstadt Râşnov, aber auch aus der Normandie, um der offiziellen Einweihung der Hütte beizuwohnen. Einen Ausstellungsraum in einem abgelegenen Dorf am Fu‎ße der Karpaten zu eröffnen, mag sich als verrücktes Unterfangen angehört haben, erzählt der Franzose. Und dennoch:



    Es ist ein Raum für das Publikum, es ist eine Ausstellung und ein Museum der alten Fototechnik zugleich. Da ich mit dieser Technik noch arbeite, stelle ich hier meine Arbeiten aus. Zum Glück wohne ich in einem durchaus touristischen Dorf, das hei‎ßt, es kommen regelmä‎ßig Leute an den Wochenenden hierher. Dank der Bilderhütte lerne ich also viele Menschen kennen. Im Dorf selbst ist mein Museum zu einer Art Sehenswürdigkeit geworden, sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Und das war auch meine ursprüngliche Absicht: Ich wollte eine Begegnungsstätte schaffen, ein Ort der Entdeckungen, der Offenheit gegenüber der Au‎ßenwelt, an dem ich hin und wieder Arbeiten anderer Künstler ausstellen oder mich mit ihnen über die alte Fototechnik austauschen kann.“




    Wenn man im Ausland lebt, fühlt man sich irgendwie doch fremd im Adoptionsland, egal wie gut die Integration geklappt hat. Laurent Jouault hat allerdings eine in Moeciu geborene Ehefrau, die ihm die Anpassung leicht gemacht hat.



    Die Einweihung der Bilderhütte hat mir ermöglicht, viele der Dorfbewohner kennenzulernen, so konnte ich viele Freundschaften schlie‎ßen. Au‎ßerdem bin ich nicht der einzige Ausländer in Moeciu, hier leben noch ein Spanier und eine Deutsche, also gibt es schon einige Zugezogene hier. Sicher, es ist schwer, weit weg von der Heimat zu leben. Es gibt Momente, in denen man weg möchte, auch wenn es nur für einen Abend, ein Wochenende oder eine ganze Woche sein sollte. Sonst komme ich sehr gut mit der rumänischen Sprache aus, auch wenn ich Fehler mache, bekomme ich Komplimente von den Besuchern, die so tun, als ob sie überrascht wären, dass ich kein Rumäne bin.“




    Moeciu ist für viele Rumänen der klassische Urlaubsort, in dem man Spa‎ß haben und sich erholen kann. Die Umgebung, die frische, ozonreiche Luft, die spannenden Wanderwege in den umliegenden Bergen, die Reiseziele, aber auch die kleinen Siedlungen an den steilen Hängen machen die Gegend zu einem Stückchen rumänischen Paradies. Hier zu wohnen, ist eine Gelegenheit an sich. Jouault hat sich allerdings nicht auf die Region beschränkt, in der er seit acht Jahren wohnt. Er hat auch andere Regionen in Rumänien besucht — die Maramuresch im Norden, die Bukowina im Nordosten oder das Donaudelta im Südosten. Für ihn sei es eine gute Möglichkeit gewesen, sein Fotomaterial aufzustocken und sich auch ein gedankliches Rumänien-Bild zu schaffen.



    Es ist eines voller Kontraste, das zeichnet Rumänien in meinen Augen am besten aus. Es ist der Kontrast zwischen den Verkehrsteilnehmern in Geländewagen mit Allrandantrieb und denen auf den Pferdewagen… Der Kontrast zwischen den Menschen, die Handys der neuesten Generation haben, und denjenigen, denen es ziemlich schlecht geht… Es herrscht eine Art Dynamik, aber auch eine Ungewissheit über den morgigen Tag.“




    Für Laurent Jouault ist die Fotografie ein Synonym für Begegnung. Ergänzend könnte man sagen, dass es die Begegnung zwischen einem Franzosen und seinem Adoptionsland Rumänien ist. Ein Land, das er nicht mittels der von Medien verbreiteten Klischees, sondern durch die Linse seines Fotoapparates stets neu entdeckt.

  • Der Amerikaner vom Kloster Oaşa

    Der Amerikaner vom Kloster Oaşa

    Seinen weltlichen Namen Stephen hat Pater Sava abgestreift. Er wurde streng katholisch erzogen, doch über die russische Literatur von Lew Tolstoi und Fjodor Dostojewski und über Berichte aus dem Leben von Heiligen und Mystikern fand er zur Orthodoxie.



    In der Highschool war ich Dostojewski-Fanatiker. Ich bin katholisch aufgewachsen, in New Orleans, Louisiana. Dostojewskis Literatur regte mich an, die Unterschiede zwischen Katholizismus und Orthodoxie zu erforschen, weil Dostojewski relativ anti-katholisch eingestellt war. Er bestand darauf, dass die Orthodoxie das wahre Christentum und der Katholizismus eine Art Christentum auf Irrwegen sei.“




    Stephen lie‎ß diese Einstellung keine Ruhe mehr. Als er mit dem Gymnasium fertig war, nahm er insgeheim in einer Zeremonie bei einer Kirche in der Nachbarschaft den orthodoxen Glauben an. Er wollte Violine studieren, wurde aber Buchhalter und arbeitete bei einer der grö‎ßten Banken in den USA. Sein Leben war materiell und persönlich erfüllt. Mit 40, so erzählt Stephen selbst, entschied er sich, gegen den Strom des Materialismus zu schwimmen und sich dem Klosterleben zuzuwenden — zuerst in einem orthodoxen Kloster in der USA.



    Ich habe Bücher über Mönche und Heilige gelesen und wünschte mir ein solches Leben. Mit 40 war es dann soweit. Ich kündigte bei meiner Bank — ein gro‎ßes Bankhaus in North Carolina — und ging in ein griechisches Kloster in Ohio, wo ich ein Jahr und vier Monate blieb. Dort stie‎ß ich auf das Buch eines rumänischen Bischofs, in dem stand, dass die rumänische Kultur und Gesellschaft sich sehr nahe an der orthodoxen Kirche entwickelt haben.




    Der amerikanische Mönch ging dann auf den Berg Athos in Griechenland, wo der rumänische orthodoxe Pfarrer Vasile ihm zufällig über das kleine Kloster Oaşa in den Südkarpaten erzählte. Die meisten Mönche seien jung und zudem Akademiker. Oaşa wurde dann 2004 zum neuen Zuhause für Stephen — oder Pater Sava, wie er heute genannt wird.



    Ich fühle mich sehr gut hier und verstehe mich mit der Gemeinde sehr gut. Ich fühle mich ganz und gar nicht als Fremder. Ich habe öfters den Eindruck, dass das hier eher mein Zuhause ist als die USA. Ich habe bestimmt keine Absicht, das Kloster zu verlassen. Ich hoffe nur, immer näher an Gott zu sein und ein immer besserer Mönch zu werden.“



    Würde er nach Amerika zurückkehren, sagt Pater Sava, käme es ijm dort wie auf einem fremden Planeten vor. Der Amerikaner vom Berg“ hat sich an den Klosteralltag mit sechs-sieben Stunden Gebet gewöhnt. Er arbeitet viel, nimmt sich selbst aber nicht immer ganz ernst. Als Tom Cruise der Klosterwelt sieht er sich, nachdem die Medien immer wieder Interviews und die Menschen Autogramme von ihm wollen. Auch das Kloster ist populär geworden.



    Vor zehn Jahren kamen vielleicht 20-25 Gäste an Weihnachten zu uns ins Kloster, heute sind es immer über 200. Fast alle sind junge Menschen und es überrascht mich, dass viele es vorziehen, in ein Kloster zu kommen, anstatt Weihnachten mit der Familie zu feiern — es ist ja ein Familienfest. Das zeigt etwas, die Leute sehnen sich nach Gott.“




    In den USA sang Stephen Chorstücke von Brahms, Verdi, Beethoven oder Mahler. Pater Sava singt dafür in Oaşa orthodoxe religiöse Musik. Ende Oktober nahm der Mönchschor von Oaşa an einem Wettbewerb für Kirchenmusik im Konzerthaus des rumänischen Rundfunks statt. Es war der einzige Männerchor, ansonsten traten nur Nonnen an. Aber die Mönche wurden begrü‎ßt wie Rockstars — vielleicht auch weil ein Amerikaner mitsang.

  • Der Franzose Frédéric Vigroux: eine Geschichte von Wein, Politik und Film

    Der Franzose Frédéric Vigroux: eine Geschichte von Wein, Politik und Film

    Als er Ende der Nuller Jahre nach Bukarest kam, war Rumänien für den Franzosen kein unbeschriebenes Blatt — er hatte Politikwissenschaften in Lyon studiert und legte dann einen Master in England im Filmbereich nach. Seltsamerweise brachte ihn genau diese Kombination nach Bukarest.



    In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit dem rumänischen Film auseinandergesetzt — genauer gesagt, mit dem Bild der Frau in rumänischen Filmen. Dafür musste ich einen Sommer lang recherchieren. Drei Monate lang war ich in Bukarest im Filmarchiv und schaute mir drei-vier Filme am Tag an… Es war eine lange und komplexe Recherche, es gab wenig Information und ich musste deshalb die Daten eher aus meiner eigenen Sicht auslegen… Dann fand ich hier auch einen Job — und noch einen. Ich blieb dann hier und gründete auch eine Firma…”



    Vor etwa zwei Jahren entschied sich Frédéric Vigroux zu einem plötzlichen Karrierewechsel — besser gesagt zu einem Sprung in ein vollkommen anderes Karriereboot. Die Idee war, aus seiner Leidenschaft ein Geschäft zu machen. Wein ist für den Wahlbukarester aus Frankreich eine Histoire d’amour”.



    Nachdem ich es in mehreren Fächern versucht habe — auch im Bereich der europäischen Förderprojekte — sah ich langsam ein, dass das alles nicht für mich geschaffen ist. Und ich wollte unbedingt, dass ich auch Spa‎ß an meinem Job habe. Nun war es so, dass ich schon drei Jahre auf Sommelier studiert hatte und mich in dieser Welt sehr gut auskannte. Deshalb gründete ich eine Weinimportfirma, die neben dem Wein selbst auch viel Beratung für Restaurants anbietet.”



    Vigroux hätte natürlich überall als Sommelier oder Weinimporteur arbeiten können. Aber er beschloss dennoch, das Geschäft in Rumänien aufzuziehen:



    Nachdem ich mich hier eingelebt hatte, kam ich drauf, dass mir dieses Land eigentlich gefällt. Ich hatte viele neue Freunde und ich fand das Leben einfach super. Dazu kommt natürlich, dass Rumänien selbst ein Weinland ist, das diesbezüglich also eine ausgeprägte Kultur und Tradition hat, wo aber relativ wenige Weinmarken importiert werden. Es gab zwar den Markt für rumänische Marken, aber die gro‎ßen Weine gab es nicht, die habe ich dann importiert.”




    Vigroux ist nicht nur Franzose, sondern kommt aus der Bourgogne, einem der renommiertesten Weingebiete. Bei Wein versteht er also keinen Spa‎ß. Einen Wein, erzählt er, empfiehlt er nicht, weil er einfach gut ist: Er muss genau auf den Geschmack und den Bedarf der Kunden zugeschnitten sein. Um sicher zu gehen, dass er das kann, probiert der Sommelier rund 2000 Weine im Jahr. Bei seinen persönlichen Vorlieben zögert er nicht lange:



    Wenn Sie mich fragen, was für Rotwein und was für Wei‎ßwein ich auf eine verlassene Insel mitnehmen würde – einen deutschen Moselwein und einen Burgunder für Wei‎ßwein und für Rotwein einen Burgunder, einen italienischen Piemont oder einen spanischen Xeres … und Champagner würde ich auch gerne mut dabei haben. Mit den rumänischen Produzenten ist das eher delikater. Nicht alle Hersteller sind richtig gut. Prince Stirbey, Serve, Avincis … das sind die Namen, die mir jetzt partout einfallen und die ich wirklich mag.”



    Frédérics Freunde waren am Anfang eher skeptisch — würde ihm in Bukarest nicht das französische Baguettebrot fehlen? Auf keinen Fall, sagte er ihnen, denn er hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass er das auch hier problemlos und ohne Qualitätskompromisse kaufen kann:



    Überhaupt vermisse ich hier kaum etwas aus Frankreich. Ich will im Gegenteil mehr von Rumänien erleben. Ich war schon öfters in Siebenbürgen, das Meer liegt mir weniger. Ich würde gerne den Norden sehen, die Maramureş . Und was ich natürlich liebend gerne möchte, ist, mich mit rumänischen Weinherstellern auszutauschen.”

  • Maria Claudia Jimeno: bolivianische Seelenärztin seit über 20 Jahren

    Maria Claudia Jimeno: bolivianische Seelenärztin seit über 20 Jahren

    Maria Claudia Jimeno kommt aus Bolivien und seit 1993 lebt sie in Bukarest:



    1993 kam ich nach Bukarest mit einem Studienstipendium im Fach Psychologie. 1997 machte ich meinen Studienabschluss, und dann begann der lange Weg der Perfektionierung im Bereich Relationale Kommunikation, in dem ich heute beruflich tätig bin. Ich beschloss, nicht mehr nach Bolivien zurückzukehren, weil in meinem Heimatland die Studenten während der Studienzeit auch arbeiten müssen, um ihr Lebensunterhalt zu bestreiten. In Rumänien ist das nicht der Fall – deshalb hatte ich mich vorerst aus pragmatischen Gründen für Rumänien entschieden. Abgesehen davon hätte ich in Bolivien ohne Arbeitserfahrung keine Chance gehabt, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Daher beschloss ich, auch meinen Doktor zu machen, um etwas länger in Rumänien zu bleiben, um zu arbeiten, um etwas Erfahrung zu sammeln, in der Perspektive einer Rückkehr in die Heimat. Aber schlie‎ßlich blieb ich hier.“




    Seit zwei Jahren hat Maria Claudia Jimeno neben der bolivianischen auch die rumänische Staatsangehörigkeit. 2001 gründete sie in Bukarest das Zentrum für Persönliche Entwicklung AMANESER, das moderne Techniken für Kommunikation und emotionelle Befreiung verwendet. Mit anderen Worten hilft die Beraterin, Trainerin und Expertin für persönliche Entwicklung Maria Claudia Jimeno ihren Kunden, Heilung für die Seele und den Weg zum Verstehen des Lebens zu finden:



    Ich helfe den Menschen, sich selbst zuzuhören, um zu verstehen, wie sie seelisch gebaut sind, wie es dazu kommt, dass sie wütend werden, dass sie Konflikte mit anderen Menschen haben, wie sie gewisse Situationen überwältigen können, so dass sie mit sich selbst und mit ihren Mitmenschen besser kommunizieren können. Die meisten Leute kommen mit Beziehungsproblemen zu uns — es geht um das Eheleben, um die Kinder, um das Selbstvertrauen – und wir versuchen, ihnen zu helfen, glücklicher zu sein und den Anschluss zu ihrer eigenen Psyche wiederzufinden. Um glücklicher zu werden sollte man vor allem die Art der Kommunikation korrigieren. Normalerweise ist die Kommunikation zwischen den Menschen eine auf DU basierende Kommunikation — wir sagen immer DU musst dies und das tun, warum hast DU dies und das nicht getan, DU nervst mich… Das ist die Basis für eine schlecht funktionierende Kommunikation, die sehr viel Leiden verursacht. Die erste Regel der psychischen Beziehungshygiene, die wir unbedingt benutzen sollten, ist die auf ICH basierende Kommunikation — ICH bin genervt, ICH wünsche mir dies und das, ICH habe Angst, ICH bin einverstanden, ICH kann dies und das nicht ausstehen…“



    Maria Claudia Jimeno setzt auf die Arbeitsmethode Espere des französischen Sozialpsychologen Jacques Salome. Die von ihm vor mehr als 30 Jahren gegründete Methode “ESPERE” (Énergie Specifique Pour une Écologie Relationnelle Essentielle — Spezifische Energie Für eine Essentielle Relationale Ökologie) wird heute von Ausbildern des Instituts ESPERE in Paris gelehrt. Er ist der Lehre von der gewaltfreien Kommunikation verpflichtet und engagiert sich dafür, dass eines Tages Kommunikation als eigenständiges Fach an Regelschulen gelehrt wird. Auf Einladung von Maria Claudia Jimeno ist Jacques Salome mehrmals nach Bukarest gekommen.



    Auch wenn sie seit mehr als 20 Jahren in Bukarest lebt und ein erfülltes professionelles Leben hat, packt manchmal Maria Claudia Jimeno die Sehnsucht nach ihrer Heimat. Sie versucht, mindestens zweimal im Jahr ihre Familie in Bolivien zu besuchen. Die meiste Zeit verbringt sie aber damit, den Rumänen zu helfen, ihr Leben positiv zu betrachten und auf jedes Problem die beste Lösung zu finden. Auf die Frage über das Kommunikationsverhalten der Rumänen antwortete Maria Claudia Jimeno:



    Jedes Land, jedes Volk hat prägende Ereignisse in seiner Geschichte. Es gibt gewisse kulturelle Prägungen, die sich in der Mentalität, im sozialen Verhalten, in den sozialen Beziehungen bemerkbar machen. Die Rumänen haben lange Jahre im Kommunismus gelebt, und das führte dazu, dass die Leute etwas in sich gekehrt sind. Soweit ich wei‎ß, war während des Kommunismus die Angst immer präsent im Leben der Menschen, und die Angst macht jeden verschlossen. Das war aber nicht nur in Rumänien der Fall, das kann in allen Ländern passieren. Die Rumänen sind kommunikativ, sie reden gern miteinander, und genauso gibt es auch eine Übertreibung der negativen Emotionen — die Leute regen sich sehr schnell auf, sie schreien sich an, sie sind nachtragend und neigen dazu, ihren Ärger in sich hineinzufressen. Das sind entgegengesetzte Aspekte, die in Rumänien, wie auch in vielen anderen Ländern, parallel existieren. Der Unterschied liegt im Kontext und in der Stärke der Emotionen. Glücklicherweise lernte ich sehr viele nette Menschen kennen, mit denen ich jetzt gut befreundet bin. Mit diesen Freunden hatte ich viele schöne Erlebnisse, viel mehr als andere Ausländer, die in Rumänien leben. Mein Leben in Rumänien ist bunt gemischt, selbstverständlich nervt mich auch, wenn ich Schlange stehen muss, wenn ich immer wieder zu irgendeinem Schalter muss, um endlich eine Urkunde oder eine Bescheinigung zu bekommen — es liegt am Kontext, an der Landespolitik, an der Bürokratie… Aber unsere Haltung macht die Differenz — wir selbst machen uns das Leben glücklich oder unglücklich!“

  • Rumänien als Abenteur erlebt: der Deutsche Matthias Thesing

    Rumänien als Abenteur erlebt: der Deutsche Matthias Thesing

    Zum ersten Mal kam ich 1986 nach Rumänien, das war anlässlich eines Schachturniers. Später hielt ich den Kontakt zu den Spielern hier. Ein Professor an der Philologie in Iaşi fragte mich dann im Frühling 2008, ob ich nicht interessiert wäre, das Leben an einer rumänischen Uni zu probieren — ich habe zugesagt und unterrichtete Deutsch als Wahlfach an der Agronomie-Fakultät. Zwei Jahre lang habe ich auch an der Philologie unterrichtet — bis 2010 die Gehälter im gesamten öffentlichen Dienst gekürzt und die Stellen für ausländische Gastlektoren plötzlich in Frage gestellt wurden, erinnert sich Matthias Thesing, internationaler Schachmeister.



    Er entschloss sich, nach Bukarest zu ziehen. Seine Freunde scherzten, dass er in die Hauptstadt befördert wurde. Hier arbeitete er zwei Jahre lang an einer privaten deutschen Schule — heute ist Thesing, wie er selbst erzählt, Freiberufler und gibt Deutschunterricht für Organisationen und Privatkunden. Seine Leidenschaft ist aber nach wie vor der Schachsport. In den Wettbewerben tritt er für einen Arbeiterschachklub aus Reschitza im Banater Bergland an. Die Schachlandschaft hat sich — wie vieles in Rumänien — stark verändert, berichtet Thesing:



    Um ganz ehrlich zu sein war ich vor 20 Jahren neidisch. In Rumänien war Schachspielen damals auch ein Beruf, kein reines Hobby. Das ist jetzt anders — auch als internationaler Meister kann man davon nicht leben. Einige sind Trainer geworden und verdienen so noch etwas dazu. Die Löhne hier sind aber generell zu niedrig. Man muss sehen, wie man überlebt — ich bin nicht wie die anderen Ausländer hier, die auch aus ihren Herkunfstländern Geld bekommen und muss mein Geld hier verdienen. Und daraus kann man oft nur die Miete und die Verpflegung bezahlen. Aber es kommt darauf an, was man vom Leben will. Klar, in Deutschland verdient man besser, aber auch das Leben dort ist teurer. Ich mag es auf jeden Fall hier, ich fühle mich der rumänischen Kultur verbunden.“



    Stichwort Kultur — am meisten zieht Matthias Thesing die rumänische Musik an. Er liebt die Beats des Balkanpops, auf denen sich gut tanzen lässt, die Zigeunermusik der Romica Puceanu oder die Volksmusik der Petreuş-Brüder. Aber er betet die Ikone Maria Tănase geradezu an.



    Ich sage immer Maria Tănase war meine erste Liebe in Rumänien. Ich habe Musik studiert, spreche Rumänisch und darf deshalb als Experte über die rumänische Musik referieren — zum Beispiel auf Konferenzen in Wien oder Chişinău, wo ich Vorträge über die Musik der Maria Tănase gehalten habe.“



    Matthias Thesing versteht aber auch viel von der neueren rumänischen Musik etwas: Er kennt die Folksängerin Ada Milea, die moldauischen Rocker Zdob şi Zdub, die Jazzsängerin Teodora Enache, die international berühmte Popstarsängerin Ina und nicht zuletzt die in Rumänien legendäre Rock-Gruppe Phoenix. Der Deutsche will noch lange Zeit in Rumänien bleiben und hier auch seinen Lebensabend verbringen, auch wenn er nicht wie ein Krösus lebt. Aber auch das berufliche Glück scheint sich immerhin wieder zu seinen Gunsten zu wenden.



    Ich stehe in Verhandlungen mit einem Gymnasium aus Timişoara, um dort eine Lehrerstelle anzutreten. Das würde mir mit dem Mietkosten helfen. Mein Traum ist, eine aus Deutschland subventionierte feste Lehrerstelle hier zu bekommen.“

  • Ein spanischer Journalist entdeckt Rumänien

    Ein spanischer Journalist entdeckt Rumänien

    Raúl Sánchez Costa gehört zu den Menschen, die kein — oder vielleicht nur wenig — Sitzfleisch haben. In den letzten 11 Jahren ist er viel unterwegs gewesen, doch insgesamt ist er schon vier Jahre in Rumänien gewesen. Der Südländer hat einen Superjob, er ist Rumänien-Korrespondent der Presseagentur EFE, die Publikationen in Spanien und Lateinamerika bedient. Am Anfang war es für ihn gar nicht so leicht:



    Ich war zum ersten Mal in 2003 für ein Masterstudium in Europapolitik in Iaşi, wo ich 18 Monate blieb. Ich musste unbedingt Rumänisch lernen, also habe ich in den ersten drei Monaten nur das gepaukt. Dann habe ich Gefallen an der Sprache bekommen. Ich habe mich bei Zeitungen in Spanien beworben und eine davon hat mir Gelegenheit gegeben, als Rumänien-Korrespondent in freier Mitarbeit einzusteigen. Langsam, langsam habe ich dann den Beruf eines Journalisten erlernt. Ich habe Rumänien intensiv bereist, weil ich Interviews in Bukarest aufnehmen musste. Au‎ßer Politik war die Zeitung auch an touristischen und kulturellen Themen aus dem ganzen Land interessiert…“




    Raúl Sánchez Costa packte die Reiselust — aber nach Aufenthalten in Tschechien, China oder Frankreich zog es ihn wieder nach Bukarest, wo er seit Anfang 2013 lebt. Wie sieht ein mittlerweile erfahrener Journalist, der auch den rumänischen Premierminister Victor Ponta interviewen durfte, Rumänien?



    Es ist ein sehr interessantes Land, das besonders viele Themen bietet. Spanien ist an Rumänien interessiert, auch weil dort etwa eine Million Rumänen leben. Hier in Rumänien gibt es viele Minderheiten, die Rumänien sehr gut gesellschaftlich integrieren konnte — die Präsidentschaftswahlen sind ja von einem Angehörigen der deutschen Minderheit gewonnen worden. Die Themenfülle und Vielfalt ist enorm, ich finde fast jeden Tag etwas bemerkenswertes, worüber ich berichten kann: Entweder kündigt ein Minister oder eine ganze Partei tritt aus der Koalition aus, so wie zuletzt die Ungarnpartei UDMR. Oder die Korruptionsbekämpfung, an der die Europäische Union sehr interessiert ist. Aber auch Alltagsgeschichten sind interessant — dass zum Beispiel ein Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg neben dem Parlament gefunden wird.“




    Sanchez Costa ist nicht nur Korrespondent für EFE, sondern auch Ansprechpartner für die Medien in Rumänien und betreibt einen Nachrichtendienst im Internet, der sich als Brückenschlag zwischen den beiden Ländern versteht. Zunehmend werden, sagte er, Hintergrundberichte nachgefragt über die Lebensweise in Rumänien und über Reisziele. Denn Rumänien ist ein schönes Land, und zugleich billig und deshalb leicht zu bereisen. Der Journalist findet aber auch die Menschen hier einfach faszinierend:



    Fakt ist — Rumänien ist unglaublich schön, mit atemberaubenden Landschaften. Und dann trifft man auf Menschen, die in anderen Ländern als bitterarm gelten würden. Aber hier scheinen sie nicht ganz so arm zu sein, denn sie sind offenbar glücklich. Und da kommt man leichter auf den Sinn des Lebens…. Deshalb sind auch viele nicht ausgewandert. Und noch etwas — je weniger sie haben, desto gro‎ßzügiger gehen sie damit um. Es ist interessant zu sehen, wie die Menschen hier ihr Leben sehr aufmerksam planen müssen. In Spanien geht es den Kindern gut, wenn es den Eltern gut geht. Hier müssen sich alle anstrengen. Das ist gut, denn dann finden sie überall Anerkennung. Es ist allerdings schade, dass so viele intelligente Menschen ausgewandert sind. Das Land braucht sie. Aber es ist eben auch so, dass einige der Dagebliebenen nicht wirklich etwas ansto‎ßen wollen. Sie wollen nur, dass es ihnen selbst gut geht. Ehrliche Menschen müssen sich aber wirklich ins Zeug legen, um es im Leben zu etwas zu bringen.“




    Raúl Sánchez Costa hat als Journalist sehr viel in Rumänien sehen können. Am meisten hat ihn das Salzbergwerk in Turda fasziniert. In der Nähe von Cluj in Siebenbürgen ist im Bergwerk ein Museum eingerichtet worden, das — so Sanchez Costa — einzigartig ist.



    Dieses Museum ist phantastisch. Es ist so, als ob man eine Welt betritt, die 800 Jahre weiter ist als wir mit unserer. Ich war in diesem Sommer dort für eine Reportage und war baff: Es sieht so aus, als wäre das ein Schiff, auf dem die Menschen unterirdisch wohnen und nicht nach drau‎ßen müssen.“




    Ob es Raúl Sánchez Costa wieder weiter ziehen wird, wei‎ß er noch nicht. Er grübelt nicht viel über die Zukunft nach — sie ist immer offen. Wichtig für ihn ist, dass er hier und jetzt in Rumänien ist und sich hier wohl fühlt.

  • A la Une de la presse roumaine du 13.12.2013

    A la Une de la presse roumaine du 13.12.2013

    Le débat sur les modifications controversées apportées par les élus roumains au Code pénal du pays se poursuit dans la presse roumaine. Les prises de position des leaders politiques sont largement décortiquées, de même que l’activité du candidat au poste de ministre de la Culture. Dans la ligne de mire des journalistes, figurent également un projet gigantesque de tunnel sous le Danube, ainsi qu’un classement des expats de Roumanie, en fonction de leur pays d’origine.