Tag: Geschichte

  • Die Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus

    Die Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus

    Trotz seiner Brutalität wollte das kommunistische Regime menschlich, kreativ und pazifistisch erscheinen. Die Gewalt, mit der es die Macht übernahm, musste gerechtfertigt und begründet werden. Der Gesellschaft musste erklärt werden, warum sie sich opfern musste, um den Sozialismus einzuführen. So wurde der wissenschaftliche Sozialismus geboren. Dieser sprach von der Unumgänglichkeit des Sozialismus. Alle Gesellschaften hätten diesen früher oder später eingeführt. Cristina Petrescu, Universitätsprofessorin an der Fakultät für Politik- und Verwaltungs-Wissenschaften der Bukarester Universität hat an der Buchreihe Enzyklopädie des kommunistischen Regimes“ mitgearbeitet. Sie weist den wissenschaftlichen Sozialismus als akademische Disziplin dem Willen der kommunistischen Partei zu.



    Die Entfaltung dieses Fachs in Rumänien hat einerseits die Emanzipations-Politik der rumänischen Arbeiterpartei und anschlie‎ßend Kommunistischen Partei Rumäniens gegenüber der Sowjetunion beginnend mit dem Ende der 1950er Jahre widerspiegelt. Andererseits hat es zur Umschreibung der Parteigeschichte durch die Neubewertung der sogenannten lokalen Traditionen der Arbeiterbewegung geführt. Zugleich hat der Bereich im Laufe dieser Jahrzehnte an Professionalismus verloren. Es war eine Mischung von Geschichten, Soziologie und Volkswirtschaft und die Kommunistische Partei hielt es unter Kontrolle. Die Partei kontrollierte alle Bereiche, insbesondere die humanistischen sowie die Sozialwissenschaften. Der wissenschaftliche Sozialismus wurde aber von der Partei entwickelt, das ist der Unterschied.“



    Die Laufbahn des wissenschaftlichen Sozialismus war aber viel älter. Beginnend mit Engels, wurde er zum Markenzeichen des Marxismus. Cristina Petrescu:



    Die Herkunft dieses Begriffs ist in den Schriften von Prodhon zu finden. Er hat als erster dieses Konzept in seinem Buch »Was ist Eigentum?« formuliert. Es ist ein Konzept, das Marx in seinem Werk nicht benutzt hat. Wegen Friedrich Engels und seines Werks »Anti-Dühring« wurde es aber sehr populär. Das erste und das dritte Kapitel wurden auf Französisch mit dem Untertitel »Socialisme utopique et socialisme scientifique« veröffentlicht. Danach erschien die deutsche Variante, mit einem geänderten Titel — Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Der Titel wurde am Ende des 19. Jahrhunderts ins Rumänische übersetzt. Die rumänische Übersetzung erscheint vor der englischen Übersetzung.“



    Die zwei Erfindungen des wissenschaftlichen Sozialismus waren die zwei Arten von Gesetzen. Die Gesetze der Entwicklung der Menschheit waren die des historischen Materialismus. Die Gesetze der kapitalistischen Widersprüche wurden vom Mehrwertgesetz veranschaulicht. Lenin führte alles weiter und gründete den Marxismus-Leninismus, in dem der wissenschaftliche Sozialismus eine Wissenschaft über die Menschheit war, deren Wahrheit nur die Partei besa‎ß. Der wissenschaftliche Sozialismus sollte der Gesellschaft zeigen, was sie zu tun hat. Cristina Petrescu meint, der wissenschaftliche Sozialismus wurde gegen Ende des Regimes von Gheorghe Gheorghiu-Dej, der zwischen 1947 und 1965 das Land führte, in Rumänien spürbar.



    Während des Regimes von Gheorghe Gheorghiu-Dej erscheint der Begriff wissenschaftlicher Sozialismus nicht in den offiziellen Dokumenten. Der Ursprung dieser Wissenschaft liegt aber in dieser Periode. Beim 3. Kongress der Arbeiterpartei von 1960 beschlie‎ßt man, die eigenen Schulbücher für Sozialwissenschaften zu veröffentlichen. Diese müssen die Ideen des Marxismus-Leninismus mit der spezifischen Erfahrung unseres Volkes verflechten. Die Erklärung vom April 1964 vermittelt die bekannten Ideen Chruschtschows betreffend die Freiheit jeder Partei, den eigenen Weg im Kommunismus zu gehen. Der wissenschaftliche Sozialismus besitzt allgemein gültige Gesetze, andererseits gibt es in jedem Land konkrete historische Bedingungen, die studiert werden müssen.“



    Anfang der 1970er Jahre gab es schon den wissenschaftlichen Sozialismus und der neue Entwicklungsweg der rumänischen Gesellschaft war klar. Ziel war der Kommunismus. Cristina Petrescu erläutert:



    Im »Kleinen Philosophie-Wörterbuch« von 1973 sehen wir schon eine Definition des wissenschaftlichen Sozialismus, die die leninistische Idee der drei grundlegenden Teilen des Marxismus-Leninismus übernimmt. Es gibt eine allgemein gültige Wahrheit und allgemein gültige Gesetze und es gibt weiter landesspezifische Bedingungen, die studiert werden müssen. Die Anleitungen des Ceaușescu-Regimes führen zur Entwicklung dieser Wissenschaft. Ceaușescu unterstützt die Veröffentlichung eigener Bücher im Bereich des wissenschaftlichen Sozialismus und führt auch die Benutzung der lokalen Traditionen ein.“



    Der wissenschaftliche Sozialismus wurde zum offiziellen Dogma. Der hat alle Bereiche der Bildung, nicht nur die humanistischen, beeinflusst. Bei Weitem war er der meistgehasste Kurs an den Universitäten, obwohl er dem Menschen die Wahrheit über die Welt, in der Vision der marxistischen Neurose, darstellen wollte.



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  • Legitimierungsstrategien des Ceauşescu-Regimes

    Legitimierungsstrategien des Ceauşescu-Regimes

    Nicolae Ceauşescu kam 1965, nach dem berühmten 9. Kongress, an die Spitze der Rumänischen Kommunistischen Partei. Er wurde als junger Wolf“ empfunden, der bereit war, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und einen Wandel einzuleiten. Alte Partei-Aktivisten haben ihn folglich unterstützt.



    Ceauşescu wurde als Erneurer empfunden. Er hatte einen riesigen Erfolg dank seiner Einstellung während des Prager Frühlings. Ceauşescu setzte seinen persönlichen Führungsstil durch und versuchte in seinen Entscheidungen transparent zu sein. Er schien gegenüber den Beschweden und den Meinungen der Bürger offen zu sein. Ceauşescu wollte sich von seinem Vorgänger, Gheorghe Gheorghiu Dej, dem Stalin Rumäniens, unterscheiden. Obwohl er am Anfang authentisch zu handeln schien, stellte sich heraus, dass dies nur eine Legitimierungs-Strategie seines eigenen Despotismus war. Durch diesen Vorwand schaffte er es, viele Leute für sich zu gewinnen. Die Historikerin Mioara Anton vom Bukarester Geschichtsinstitut Nicolae Iorga“ glaubt, die Strategie Ceauşescus am Anfang seiner Regierungszeit sei eine Identitätsbildung gewesen. Mittels dieser wollte man mit einer dunklen Vergangenheit brechen. Mioara Anton hat die Beziehung des Ceauşescu-Regimes zu den Bürgern aufgrund der Gesuche und Anträge der Bürger analysiert. Dabei gibt es drei Kategorien von Dokumenten: die Einladungs-Briefe, die Rehabilitations-Anträge und die Anträge zum Parteibetritt:



    Die erste Kategorie war eine direkte Folge der Einführung des Dekrets für die Regelung des Schwangerschaftsabbruchs im Oktober 1966. Ein weiterer Dekret folgte im Januar 1967 und führte einen Zuschuss von 1000 Lei monatlich für die Mütter von drei Kindern ein. Die Summe wurde auch für weitere geborene Kinder erteilt und wurde oftmals im Falle gro‎ßer Familien ergänzt. Der Plan, der vier Kinder pro Familie vorsah, aber insbesondere der versprochene Zuschuss führte zu einer beeindruckender Zahl von Briefen. Die Geburtenpolitik wurde novelliert und die Abtreibungen verboten. Die Einladungs-Briefe zeigen die enorme Freude über die Geburt eines weiteren Kindes, aber auch die schwere Wirtschaflage der meisten Absender. Diese Dokumente zeugen von Tragödien der Familien in Rumänien. Die in den Medien inszenierte Fürsorge des Anführers erzeugt Solidarität und zeichnet ein neues Bild des Generalsekretärs: Bruder, liebevoller und beschützender Vater. Nicolae Ceauşescu wird zu wichtigen Ereignissen im Leben der Bürger — zu Hochzeiten und Taufen — eingeladen. Manche wollten ihn sensibilieren und gaben den Kinder den Namen Nicolae oder organisieren Tauf-Partys um den 26. Januar, Ceauşescus Geburtstag.“



    Die Rehabilitierung der Menschen, die unter dem Dej-Regime zu leiden hatten, war ein anderer starker Punkt der neuen Legitimierungspolitik Ceauşescus. Mioara Anton dazu:



    Die Plenarversammlung vom April 1968 führte zu einer Welle von Anträgen für die Wiedergutmachung von Missbräuchen, denen ehemalige Partei-Mitglieder, einfache Bürger oder ehemalige Mitarbeiter der Sicherheitspolizei oder der Armee zum Opfer gefallen waren. Die meisten Anträge betreffen Missbräuche der Sicherheitspolizei in den Jahren 1958-1959. Eine andere Generation von Aktivisten und Parteimitgliedern fingieren sich im Kontext der Plenarversammlung vom April saubere Biographien. Die Parteigeschichte wird neu geschrieben. Die Grenzen des Rehabilitierungs-Prozesses erreicht der griechisch-katholische Bischof Alexandru Todea. In einem Brief an Ceauşescu vom 27. April 1968 kommt er traurig und empört zur Schlussfolgerung, dass der Rehabilitatierungs-Prozess die Einstellung der Behörden gegenüber seinem Fall nicht geändert hat. AlexandruTodea wusste nicht, dass die Plenarversammlung sich nicht vorgenommen hatte, die lange Reihe der politischen Prozesse nach 1947 zu überprüfen.“



    Die antirussische Einstellung der Rumänen wurde beginnend mit 1968 von Ceauşescu stark gefördert. Das war ein Grundstein seiner politischen Handlungen bis zu seinem Fall 1989. Mioara Anton:



    Die Emotion vom August 1968 führte zu einer starken antisowjetischen Reaktion in den Reihen der einfachen Menschen. Diese haben den Einmarsch in die Tschechoslowakei als einen potentiellen Angriff auf Rumänien interpretiert. Mihai Rusu, technischer Prüfer, schlug eine öffentliche Subskription für den Kauf von Flugzeugen und Panzern für eine bessere Verteidigung des Landes vor. Ein Anonymer war von der Invasion der Tschecoslowakei erstaunt und versicherte dem Generalsekretär, dass alle Arbeiter der Sozialistischen Republik Rumänien um die Partei zusammen halten und eine Granit-Mauer gegen jedwelchen Feind der Souveranität unseres Vaterlandes bauen werden. Die meisten Briefe der normalen Bürger aus unterschiedlichen Sozialschichten sehen Ceauşescu als Helden der Nation.“



    Das persönliche Regime von Ceauşescu wandelte sich nach 1974. Ceauşescu wurde immer despotischer und sein Regime ähnelte immer mehr dem stalinistischen Regime.



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  • Hörerpostsendung 23.3.2014

    Hörerpostsendung 23.3.2014

    Wie vergangenen Sonntag und auch vor zwei Wochen angekündigt, gibt es heute im Funkbriefkasten ein spezielles Quiz nur für die Hörer unserer deutschsprachigen Programme. Zu gewinnen gibt es dabei 10 Exemplare eines deutschsprachigen Abrisses der rumänischen Geschichte. Das Buch hei‎ßt Die Rumänen und Rumänien“ und wurde vom Historiker Ioan Aurel Pop verfasst, der zugleich Rektor der Klausenburger Universität ist.









    Um in den Besitz eines Exemplars zu gelangen, müssen Sie ein paar Fragen zur Geschichte der Rumänen richtig beantworten, sozusagen als Beweis dafür, dass Sie sich für diesen Wissensbereich interessieren. Keine Bange, die Fragen sind nicht schwer, die Antworten können mehreren Quellen entnommen werden: Unsere Homepage, Online-Enzyklopädien wie Wikipedia aber auch gedruckte Nachschlagewerke sind in diesem Sinne aufschlussreich. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Buch von Prof. Ioan-Aurel Pop: “Die Rumänen und Rumänien”





    Doch bevor es zu den Fragen geht, möchten wir Ihnen als Vorgeschmack den Autor des Buchs vorstellen. Unsere Chefredakteurin Irina Adamescu hat unlängst ein telefonisches Gespräch mit Professor Ioan Aurel Pop geführt, in dem er aus seinem akademischen Werdegang und aus seiner Erfahrung als Wissenschaftler und Pädagoge berichtet. Das Interview mit deutschem Voiceover dauert knapp 13 Minuten, gleich danach kommen die Quizfragen. Hören wir nun das Gespräch mit Professor Ioan Aurel Pop:






    Sie können das Interview auch als Textdatei herunterladen.




    Sie hörten ein Interview mit Professor Ioan Aurel Pop, Historiker und Rektor der Universität der westrumänischen Stadt Cluj/Klausenburg. Ich fand sein Plädoyer für ein offenes, geistiges und multikulturelles Europa bemerkenswert, umso mehr wir heute in einer Welt des wiederaufkeimenden Nationalismus, der engstirnigen Eigenbrötler und der schwelenden bis brutalen Konflikte leben.



    Und nun aufgepasst. Je ein Exemplar des Buchs Die Rumänen und Rumänien“ von Professor Pop können Sie gewinnen, wenn sie mindestens vier der fünf folgenden Quiz-Fragen richtig beantworten:



    1. In welchem Jahrhundert wurden die ersten rumänischen Staatengebilde, die Fürstentümer Moldau und Walachei gegründet? (Es geht also nicht um das genaue Jahr, sondern nur um das Jahrhundert.)



    2. Wie hie‎ß der erste König des modernen Rumäniens (19. Jh.) und welchem europäischen Adelsgeschlecht entstammte er? (Kleiner Tipp, damit Sie nicht allzu weit weg suchen: Der erste rumänische Monarch war ein Deutscher.)



    3. Der 1. Dezember ist Nationalfeiertag in Rumänien. Was bedeutet der 1. Dezember 1918 in der Geschichte der Rumänen? (Auch hier helfe ich Ihnen ein bisschen: An diesem historischen Tag spielte die siebenbürgische Stadt Alba Iulia eine wichtige Rolle.)



    4. Wann und wo begann die antikommunistische Revolution in Rumänien, die zum Sturz des Ceauşescu-Regimes und zur Wiedereinführung einer parlamentarischen Demokratie führte? (Diese Frage dürfte hinsichtlich des Wann“ auch nicht schwer sein; beim Wo“ sind Sie gut beraten, eine Stadt in Westrumänien zu suchen.)



    5. In welchem Verlag erschien der Abriss Romanians and Romania — a brief history“, die englischsprachige Fassung des Buchs von Prof. Ioan Aurel Pop? (Die Antwort zu dieser Frage ist dem Interview zu entnehmen, es handelt sich um den Presse-Verlag einer amerikanischen Universität, an der Prof. Pop Visiting Professor war.)




    Und nun zum Procedere bei der Auswahl der Preisgewinner. Von den 10 Exemplaren des Buchs möchte ich im Prinzip die Hälfte 5 Hörern schenken, die die richtigen Antworten per Briefpost zuschicken, weil sie keinen Internet-Zugang und/oder keine E-Mail-Adresse haben. Das halte ich auch für angemessen, denn sie sind im Grunde etwas benachteiligt, weil sie das Interview und die Fragen auf unserer Webseite nicht nachlesen oder nachhören können. Daher die Bitte an die Hörer, die Internet und E-Mail nutzen, uns die Auflösung nicht per Post zu schicken, denn täten sie das, sei es aus Nostalgie für die alte Schneckenpost, sei es aus anderen Gründen, würde ein unfairer Wettbewerb mit den Hörern ohne Internetzugang entstehen. Sollten wir weniger als fünf richtige Auflösungen per Post erhalten, werden die übrigen Bücher natürlich auf die E-Mail-Schreiber verteilt. Einsendeschluss ist der 30. April. Die Gewinner werden Mitte Mai bekannt gegeben, also im Funkbriefkasten am 11. oder 18. Mai 2014. Viel Spa‎ß bei der Recherche!




    Damit habe ich für heute nur noch die Aufgabe, die Posteingangsliste zu verlesen. Postbriefe lasse ich mir erst nächste Woche wieder zukommen. Die elektronische Post brachte diese Woche Zuschriften aus mehreren Ländern und Kontinenten. E-Mails erhielten wir also bis einschlie‎ßlich Freitagnachmittag von folgenden Hörern: Dimitrij Kutusow und Wladislaw Lewschanow (beide in Russland zuhause, wobei der zuletzt genannte Hörer unser Programm in Neuseeland empfing), Antonio-Ángel Morilla (Barcelona, Spanien), Gérard Koopal (Niederlande), Josef Robl und Gerald Kallinger (aus Österreich) sowie Bernd und Willi Seiser, Udo Scherbaum, Hans Kaas, Heinrich Eusterbrock, Carlo Markulis, Michael Hellwig, Herbert Jörger und Ralf Urbanczyk (alle aus Deutschland).



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  • Die Griechen in Rumänien

    Die Griechen in Rumänien

    Die Griechen sind das älteste Volk, das im rumänischen Raum ansässig wurde. Schon in der Antike haben die Griechen am Schwarzen Meer die Kolonien Histria, Tomis und Callatis gegründet. In der Dobrudscha, der Region zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer, wurden in der Geschichte viele griechische Gemeinden gegründet. Einige Namensortschaften deuten auf diese hin. So gibt es im Norden der Dobrudscha die Ortschaft Greci, zu deutsch Griechen. Der höchste Berg der Dobrudscha Gebirge ist 467 Meter hoch und hei‎ßt ebenfalls Greci. Unweit der Dobrudscha Gebirge liegt die Burg Enisala. Diese gehörte byzantinischen Griechen und Genuesen am Ende des 13. Jahrhunderts an.



    In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nachdem Konstantinopel 1453 von den Osmanen unter der Führung von Mehmet III. erobert wurde, beginnen die Griechen an den rumänischen Fürstentümern nördlich der Donau noch mehr interessiert zu sein. Die Historikerin Georgeta Penelea-Filiti dazu:



    Als das byzantinische Reich fiel, betrachteten die Griechen die Donaufürstentümer als mögliche Zufluchtsstätten. Kurz danach geschieht etwas: die erste urkundliche Erwähnung Bukarests. Vielleicht war das ein glücklicher Zufall: 1453 fällt das byzantinische Reich, 1459 wird dieses Städtchen erwähnt, das 200 Jahre später Hauptstadt werden sollte und heute eine der Metropolen Europas ist. Was ist 1453 geschehen? Eine Welt, gekennzeichnet durch eine unglaubliche Lebhaftigkeit, eine unglaubliche städtebauliche, politische, juristische und institutionelle Entwicklung, die den Griechen charakteristisch war, stürzt ein. Als sie von den Türken erobert wurden, hatten viele Griechen keine andere Wahl, als Byzanz zu verlassen. Die Türken kamen aus einer anderen Welt und gehörten einer anderen Kultur an und der Zusammensto‎ß war unvermeidlich. Die repräsentativste byzantinische Familie, die es in die Donaufürstentümer zog, war vielleicht die Cantacuzino-Familie. Sie waren sehr reiche und flei‎ßige Leute und zogen langsam-langsam aus Bulgarien in den rumänischen Raum. Diese Cantacuzino-Familie, die in der Geschichte Rumäniens eine sehr aktive Rolle gespielt hat, wird im 17. Jahrhundert, als das Land unter politischen Kämpfen zu leiden hatte, zu einem Befürworter des nationalen Geistes. Es kam zu einer Rumänisierung der Griechen.“



    Nach 1453 beginnt eine andere Geschichte der Griechen, ein Teil dieser wickelt sich im Norden der Donau ab. Die Niederlassung der Griechen in der Walachei, in Bukarest, muss als ein laufender, nichtlinearer Prozess betrachtet werden. Dieser verfolgte wirtschaftliche, politische und persönliche Gründe. Georgeta Penela-Filiti erläutert:



    Die Griechen kommen nach Bukarest nicht nur als Fürsten. Man bezeichnete sogar einen von ihnen als Fürsten-Fabrikant“, weil er sich alle seine Mitbewerber zum Thron der Walachei untergeordnet hatte. Diejenigen, die in die Walachei kommen, sind an den vielen Opportunitäten, insbesondere Profit-Opportunitäten, am Handel, am sü‎ßen Leben interessiert. Es kommen Leute aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Ohne eine Statistik erstellt zu haben, würde ich aufgrund der erforschten Dokumente sagen, dass die Griechen im Handel, im Finanzbereich und im Kulturbereich tätig waren. Hier stö‎ßt man auf ein Element, das die Geschichte Rumäniens in den nachfolgenden Jahrhunderten, nach 1453 charakterisieren wird. Die Rumänen waren freundlich, tolerant, aber passiv. Deshalb war ein dynamisches, aktives Element, das etwas zu Ende bringt, willkommen. Die Griechen wurden sowohl positiv, als auch negativ empfunden. Es kommen sowohl Finanzleute, Steuereinzieher, diese sind keine angenehme Personen. Aber es kommen auch Lehrer, Ärzte, Juristen. Diese tragen zur Entstehung unserer städtischen Gesellschaft bei, sie dynamisieren diese und bereichern ihre Kultur.“



    Der Höhepunkt der griechischen Anwesenheit in Bukarest ist das 18.Jahrhundert, die sogenannte Phanarioten-Periode. Griechische Fürsten besteigen den Thron. Manche dieser Familien haben das Kultur-Niveau der Provinz angehoben und wurden dann assimiliert. Georgeta Penelea-Filiti hat die Details.



    Wir dürfen die vielen Griechen, die hierher kommen, die reich werden, nicht vergessen. Sie hatten auch eine Ehe-Strategie. Aus Integrations-Gründen mussten sie Rumäninnen heiraten. Es gibt viele Griechen, die hier bleiben, so dass 1719 einer sagt: ‚Konstantinopel? Das ist eine Stadt, die mich nicht interessiert. Hier finde ich alles, was ich brauche‘. Ein anderer enthusiastischer Grieche erklärte im 18. Jahrhundert: ‚Wenn es ein Paradies gibt, dann muss es der Walachei ähnlich sein‘.“



    Zu den Persönlichkeiten mit griechischen Wurzeln zählen die Schriftsteller Ion Luca Caragiale und Panait Istrati, die Künstler Hariclea Darclée und Jean Moscopol, der Politiker I.G Duca, der Unternehmer Nicolae Malaxa und der Bankier Zanni Chrissoveloni. Das sind nur einige der griechischen Persönlichkeiten, die die Geschichte Bukarests geprägt haben.



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  • Hörerpostsendung 16.3.2014

    Hörerpostsendung 16.3.2014

    Heute möchte ich zu Beginn erneut ein Quiz speziell für die Hörer unserer deutschsprachigen Programme vorankündigen, bei dem es 10 Bücher zu gewinnen gibt. Besonders interessant dürfte der Preis für Hörer sein, die sich für Geschichte interessieren und unsere Rubrik Pro Memoria“ immer einschalten oder auf unserer Webseite nachlesen. Das Buch beinhaltet einen deutschsprachigen Abriss der rumänischen Geschichte, es hat den Titel Die Rumänen und Rumänien“ und wurde vom Historiker Ioan Aurel Pop verfasst, der zugleich Rektor der Klausenburger Universität ist. Unsere Chefredakteurin Irina Adamescu hat unlängst ein telefonisches Gespräch mit ihm geführt. Im Funkbriefkasten am nächsten Sonntag, den 23.3.2014, senden wir das Interview mit deutschem Voiceover.








    Dann hei‎ßt es aufgepasst“, denn gleich nach dem Interview mit Professor Ioan Aurel Pop kommen auch die Fragen des Quiz. Sie werden ebenfalls mit der Geschichte der Rumänen und Rumäniens zusammenhängen, möglichweise wird eine Frage auf eine Information Bezug nehmen, die im Interview verraten wird. Die Quiz-Fragen werden nicht schwer sein, die Antworten sind auf jeden Fall unserer Homepage (insbesondere der Rubrik Pro Memoria“), aber auch anderen Webseiten, Online-Enzyklopädien und herkömmlichen gedruckten Nachschlagewerken zu entnehmen. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Buch von Prof. Ioan-Aurel Pop




    Da aufgrund unseres komplizierten Postsortierungssystems Hörer ohne Internetzugang möglicherweise durch die langwierigen Bearbeitungsvorgänge benachteiligt werden könnten, möchte ich durch eine zusätzliche Vorgehensweise Chancengleichheit unter den möglichen Teilnehmern walten lassen. Von allen richtigen Antworten, die wir erhalten, sollen 5 Absender von herkömmlichen Briefen und 5 Absender von elektronischen Botschaften jeweils ein Buch erhalten. Sollten sich weniger als 5 Quiz-Teilnehmer per Post melden, gehen die entsprechenden Bücher an Hörer, die uns die richtigen Antworten per E-Mail zugeschickt haben. Damit Sie auch genug Zeit zum Recherchieren haben, ist der Sendeeinschluss auch gro‎ßzügig gefasst. Sie haben Zeit, uns die Antworten bis Ende April zuzuschicken, bei Postbriefen gilt das Datum des Poststempels, wir berücksichtigen also auch Briefe, die Ende April verschickt wurden, aber Anfang Mai bei uns eintreffen. Die Gewinner geben wir Mitte Mai bekannt, also in der Hörerpostsendung am 11. oder 18. Mai 2014.




    Und nun eine weitere Ansage. In zwei Wochen stellt Rumänien auf Sommerzeit um und wechselt damit auch die Frequenzen der Auslandsprogramme seines Öffentlich-Rechtlichen Rundfunksenders. Da nächsten Sonntag aufgrund des Interviews mit Prof. Pop und des Hörerquiz vermutlich keine Zeit für die Durchsage der neuen Frequenzen übrig bleibt, möchte ich das jetzt schon tun. Zunächst aber eine paar Takte Musik, damit unsere Hörer ohne Internetzugang sich schnell ein Blatt Papier und Schreibzeug holen können. Wer eine Internetverbindung hat, braucht nicht mitzuschreiben, die Sommerfrequenzen sind schon auf unserer Webseite nachzulesen.



    In der Zeit vom 30.03.2013 bis einschlie‎ßlich 25.10.2014 können Sie die deutschsprachigen Programme von RRI auf folgenden Wellenlängen über analoge Kurzwelle und via DRM empfangen:










    Uhrzeit (UTC)

    Frequenz (kHz)

    Meterband

    Zielgebiet

    06.00 – 06.30

    7.435 DRM

    9.700

    41

    31

    Mittel- und Westeuropa

    12.00 – 13.00

    9.675

    11.875

    31

    25

    Mittel- und Westeuropa

    18.00 – 19.00

    7.300 DRM

    9.540

    41

    31

    Mittel- und Westeuropa





    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Ich habe einen Stapel Briefe von unserer Poststelle erhalten, von denen die meisten Anfang oder Mitte Februar abgeschickt wurden, aber Sie wissen schon, dass die Mühlen unserer Sortierstelle langsam mahlen. Aus diesem Grund erreichten uns die Zeilen von Georg Schafheitle (aus Singen am Hohentwiel, Baden-Württemberg), die höchstwahrscheinlich für den Weltradiotag vom 14. Februar gedacht waren, nicht rechtzeitig. Herr Schafheitle hört uns seit über 40 Jahren und teilte uns seine Gedanken über die Rolle und Zukunft der Auslandssender mit. Er schrieb:



    Zu den besonderen Aufgabenstellungen eines internationalen Senders gehört auch die Vermittlung von Informationen. Nur so kann die eigene Art der Nachrichten- und Kulturvermittlung, das Heimatland in all seinen Aspekten den anderen Kulturen vorgestellt werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Kurzwelle bis heute konkurrenzlos und das Internet bestenfalls eine Ergänzung dazu, jedoch kein Ersatz.



    So gesehen interessiert mich vor allem auch die typische Volkskunst in der Musik, z.B. Klassik und Folklore, während ich auf die Popart liebend gerne verzichten kann. Mit diesen Dudelklängen wird man auch hierzulande bis zum Überdruss überhäuft.



    Die Kurzwelle überquert die weitesten Meere und die höchsten Berge und sie durchdrang auch die undurchlässigsten Grenzen, z.B. auch bei uns in der NS-Zeit. Wenn ich z.B. in den mediterranen Gefilden weilte, war es immer schön, über Kurzwelle auch die deutschen Nachrichten (z.B. DW/BR) aus der Heimat zu erhalten. Es gibt zudem auch Gebiete und Regionen, die auf Grund ihrer Ausdehnung oder Topographie oder aus anderen Gründen nur die Kommunikation via Radio möglich machen.



    Bei der Kurzwelle handelt es sich um ein Medium, welches das Radio immer wieder faszinierend macht und eine Nähe entstehen lässt zwischen Sender und der Hörerschaft in Europa.“




    Vielen Dank für Ihre Gedanken, lieber Herr Schafheitle, die gewiss die Zustimmung der meisten Kurzwellenfreunde finden.




    Einen weiteren Brief verdanken wir dem ADDX-Kurier und Herrn Hendrik Leuker, der Redakteur des genannten Fachmagazins ist. In der März-Ausgabe interviewte er mich für die Rubrik Radioköpfe“, in welcher Redakteure verschiedener Sender mit Angaben zum beruflichen Werdegang und den persönlichen Interessen vorgestellt werden. Darin erwähnte ich auch unsere Nostalgieecke, daraufhin meldete sich das ADDX-Mitglied Klaus Hüsgen (aus Essen) mit einigen Souvenirs und folgenden Zeilen:



    Sehr geehrter Herr Georgescu,



    mit Interesse habe ich in der Zeitschrift ADDX-Radio-Kurier“ das Interview von Hendrik Leuker mit Ihnen gelesen. Sie erwähnten in Ihren Aussagen unter anderem, dass Sie für Ihre Homepage auf der Suche nach alten QSL-Karten und Stationswimpeln sind.



    Ich habe einmal in meinen abgespeicherten Unterlagen gesucht und drei Sachen gefunden, die Sie vielleicht interessieren könnten. Wie Sie erkennen, stammt die QSL-Karte aus dem Jahre 1975, als Ihre Station noch Radio Bukarest hie‎ß. Das Original dieser Karte existiert leider nicht mehr.


    Der Ausdruck des Stationswimpels von Radio Bukarest ist etwas kleiner als das Original, das auch nicht mehr existiert.



    Die Briefmarke stammt auch etwa aus der Mitte der 1970er Jahre. Die Abbildung ist etwa doppelt so gro‎ß wie das Original. Welche Sendeanlage darauf abgebildet ist, kann ich nicht sagen.



    Kurz etwas zu meiner Person: Jahrgang 1941, seit 1996 genie‎ße ich meinen Ruhestand. Kurzwellenhörer war ich von Januar 1975 bis Juni 2012. Wobei ich mehr ein Stationsjäger als Programmhörer war. Auch wenn meine Empfänger nun mehr oder weniger schweigen, so bin ich aber immer noch der ADDX und dem Thema Rundfunkfernempfang weiterhin verbunden.



    Vielleicht können Sie mit den beigefügten Sachen etwas anfangen. Wenn nicht, war es ein Versuch, Ihnen zu helfen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude bei Ihrer Arbeit und sende Ihnen herzliche Grü‎ße aus Essen.



    Vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Hüsgen, und schade, dass Sie das Hobby an den Haken gehängt haben. Die QSL-Karte und der Wimpel sind bereits in unserer Nostalgieecke abgebildet und das Motiv auf der QSL wurde schon beginnend mit 1973 zugeschickt — trotzdem vielen Dank für die Mühe, in Ihren Unterlagen zu suchen. Bei der Briefmarke ist mir auch schleierhaft, ob überhaupt ein Sender abgebildet ist, denn im Hintergrund scheinen Schlote von Hochöfen oder einem Wärmekraftwerk dargestellt zu sein. Mal sehen, ob ich die Abbildung im Abschnitt Diverse Andenken“ unterbringen kann.




    Zeit für die Posteingangsliste. Postbriefe erhielten wir von Sandro Blatter (CH), Klaus Hüsgen, Jürgen Krüger, Christoph Paustian, Georg Schafheitle, Stefan Druschke, Hendrik Leuker (mit gleich zwei Empfangsberichten und schönen Ansichtskarten aus seiner Heimatstadt Bamberg), Hans Gosdschan, Peter Thränert, Michael Völlger, Reiner Peuthert (ebenfalls mit mehreren Empfangsberichten) und Detlef Jurk (alle aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis vergangenen Freitagabend von Christian Mayer und Niki Brandstetter (beide aus A), Peter Vaegler, Bernd Seiser (beide auch mit einem Gru‎ß zum Internationalen Frauentag), Hendrik Leuker, Anna Seiser, Fritz Andorf, Werner Simmet, Andreas Pawelczyk, Jörg Hoffmann, Volker Willschrey, Herbert Jörger, Ralf Urbanczyk, Klaus Pfahl, Lutz Winkler, Beate Batz, Wolfgang Büschel, Gerhard Brüning (alle aus Deutschland).



    Ein Fax erhielten wir von Günter Spiegelberg aus Deutschland.



    Audiobeitrag hören:



  • Hörerpostsendung 9.3.2014

    Hörerpostsendung 9.3.2014

    Zu Beginn soll heute wieder ein rumänisches Kochrezept in dieser Sendung vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um ein Gericht, das in unterschiedlichen Varianten und unter ähnlichen Bezeichnungen in allen Balkanländern bekannt ist und durch die Griechen auch in Deutschland Verbreitung fand: das Auflaufgericht Moussakas. Im Rumänischen wurde das Wort phonetisch und orthographisch eingebürgert, das Wort musaca ist weiblich und soll laut Wörterbüchern aus dem Türkischen (musakka) entlehnt worden sein. Seinen Ursprung hat das Gericht im arabischen Raum, musaqqaʿa soll dort kalt serviert“ bedeuten. In Rumänien hingegen wird das Gericht meistens warm serviert, gleich zwei Varianten hat heute Irina Adamescu für Sie parat:



    Musaca



    Das ursprünglich arabische Moussaka-Gericht ist von den Küchen aller Balkanländer mit offenen Armen übernommen worden. In Deutschland ist hauptsächlich das griechische Moussakas bekannt, das aus Schichten angebratener Auberginenscheiben und Hackfleisch besteht. Die rumänische Küche hat eine Vielzahl von Abarten dieses Gerichtes entwickelt — es gibt Kartoffel-, Kohl-, Pasta- und sogar Palatschinken-Musaca (rumänische Schreibweise).



    Allen rumänischen Moussakas gehen folgende Schritte für die Zubereitung der Fleischfüllung voraus:







    Zuerst werden 2-3 Zwiebeln klein gehackt und in Öl glasig-gelb angeschwitzt. Anschlie‎ßend wird das Hackfleisch hinzugefügt (es kann Rind-, Schweine- oder Geflügelfleisch sein). Das Fleisch wird auf kleinem Feuer, unter gelegentlichem Umrühren und der Zugabe von etwas Suppe, so lange gebraten, bis die gesamte Flüssigkeit verdampft ist. Der abgekühlten Fleischfüllung zuletzt ein geschlagenes Ei, Salz und Pfeffer nach Geschmack hinzufügen. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Foto: www.phonecto.com





    Mit dem auf diese Weise zubereitetem Hackfleisch können sie sich nun an die Musaca machen.



    Für eine Kartoffel-Musaca benötigen Sie 1 Kg festkochende Kartoffeln, etwas Öl, 1 Kg Rinderhackfleisch, etwas Rindsuppe, Tomatenpüree, ein Ei, etwas Mehl, saure Sahne, Salz und Pfeffer.








    src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg Die Kartoffeln werden in Scheiben geschnitten, in Öl angebraten und mit Salz und Pfeffer bestreut. Anschlie‎ßend wird mit den Kartoffeln ein vorher eingeölter Topf ausgelegt. Darauf kommt die erste Schicht Hackfleisch und es wird so fortgefahren, bis alle Zutaten verbraucht sind. Die letzte Schicht sollten Kartoffeln bilden.
    Foto: e-bucataria.ro



    Zum Schluss wird die Musaca mit einer Sauce aus Tomatenpüree, etwas Rindsuppe (es kann auch Wasser sein) und etwas Öl bedeckt. Das Gericht wird nun in den Ofen geschoben und so lange bei mittlerer Hitze gebacken, bis die Flüssigkeit verdampft ist.



    Gegen Ende der Backzeit, verquirlen sie ein Ei mit einem Esslöffel Mehl und etwas saurer Sahne. Übergie‎ßen Sie die fertige Musaca mit dieser Sauce und lassen Sie die Musaca bei starker Hitze so lange im Ofen, bis das Ei stockt.



    Im Winter esse ich gerne Kohl-Musaca. Dafür wird ein Kohlkopf gekocht, abgekühlt, kleingeschnitten und in Öl gedünstet. Sobald das Kraut weich ist, wird Tomatenpüree hinzugefügt und so lange weiter gedünstet, bis die Flüssigkeit verdampft ist. In einen vorher eingeölten Topf (Sie können auch Schmalz hierfür nehmen) werden anschlie‎ßend Kohl und Hackfleisch (bei dieser Musaca empfiehlt sich vom Schwein) geschichtet. Den Abschluss bildet eine Kohlschicht.







    Bevor die Kohlmusaca in den Ofen kommt, wird noch eine Sauce aus Tomatenpüree, das mit etwas Brühe verdünnt und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt wurde, darüber gegossen. Das Gericht wird bei mittlerer Hitze im Backofen gebacken bis die obere Krautschicht knusprig-braun wird und warm, mit saurer Sahne serviert. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Foto: reteteonline.eu





    Das war Irina Adamescu mit den Rezepten für Kartoffel- bzw. Kohl-Musaca nach rumänischer Art — vielen Dank dafür.




    Und jetzt habe ich eine Ankündigung, bei der besonders jene Hörer die Ohren spitzen sollten, die sich für Geschichte interessieren. Wir haben 10 deutschsprachige Exemplare eines Buchs zu verschenken, das ein Abriss der Geschichte der Rumänen beinhaltet. Es hei‎ßt Die Rumänen und Rumänien“ und wurde vom rumänischen Historiker Ioan Aurel Pop verfasst, der zugleich Rektor der Klausenburger Universität ist. Unsere Chefredakteurin Irina Adamescu hat unlängst ein telefonisches Gespräch mit ihm geführt. Im übernächsten Funkbriefkasten am 23. März senden wir das Interview mit deutschem Voiceover.







    src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg Die 10 Exemplare möchten wir wie gesagt unseren Hörern schenken, die sich besonders für Geschichte interessieren. Da wir aber unter den möglichen Interessenten eine Auswahl treffen müssen, gibt es dazu gleich ein kleines Preisausschreiben, das nur für die Hörer der deutschsprachigen Programme gilt. Übernächsten Sonntag hei‎ßt es also aufgepasst“, denn gleich nach dem Interview mit Professor Ioan Aurel Pop kommen auch die Fragen des Quiz. Sie werden ebenfalls mit der Geschichte der Rumänen und Rumäniens zusammenhängen, möglichweise wird eine Frage auf eine Information Bezug nehmen, die im Interview verraten wird. Die Quiz-Fragen werden nicht schwer sein, die Antworten sind auf jeden Fall unserer Homepage (insbesondere der Rubrik Pro Memoria“), aber auch anderen Webseiten, Online-Enzyklopädien und herkömmlichen gedruckten Nachschlagewerken zu entnehmen.
    Buch von Prof. Ioan Aurel Pop






    Und jetzt zu Hörerzuschriften mit Meinungen zu unseren Programmen. Da schon die Rede von unserer Geschichte-Rubrik Pro Memoria“ war — unser Stammhörer Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) findet die angesprochenen Themen immer wieder interessant. Er schrieb unlängst:



    Im heutigen Programm fand ich den Bericht über die Forschungsarbeit zu rumänischen Kriegsgefangenen in sowjetischen Lagern besonders interessant. Ich kann mir schon denken, dass Russland nur sehr zögerlich bereit ist, dazu Auskünfte zu geben, weil die Gefangenen in den Lagern entgegen den völkerrechtlichen Bestimmungen illegal in Rüstungsbetrieben beschäftigt wurden und überdies viele umgekommen sind, was auch an den genannten Zahlen der Rückkehrer deutlich wurde.“



    Und in einem älteren E-Mail-Bericht bekundete Herr Andorf das Interesse für ethnische Minderheiten in Rumänien:



    Interessant waren die Ausführungen im Funkbriefkasten (vom 19.01.2014) zu den früheren deutschen Bewohnern des Banater Berglandes, von denen sicher nur noch eine geringe Zahl übrig geblieben ist. Aber immerhin gibt es für sie ja noch einmal wöchentlich eine deutsche Sendung von Radio Reschitz. Vielen Dank für die genannten Web-Adressen, die ich bestimmt bei nächster Gelegenheit besuchen werde. Mal sehen, ob ich als gebürtiger Schlesier (mit Muttersprache Schlesisch) einige schlesische Worte im Dialekt der Banater Berglanddeutschen wiedererkenne.“




    Das Thema Minderheiten interessiert auch Klaus Nindel aus Dresden. Vergangenen Sonntag hatte ich im Funkbriefkasten (2.3.2014) die Situation der rumänischen Volksgruppe im Nachbarland Ukraine dargestellt. Herr Nindel hinterlie‎ß folgenden Kommentar auf unserer Homepage:



    Interessante Details über die rumänischsprachige Volksgruppe in der Ukraine. Sicher wird die ukrainische Volkgruppe, falls es diese als ethnisch einheitliche Gruppe gibt, wesentlich grö‎ßere Probleme mit der im Osten lebenden und sich als Russen fühlenden Bevölkerung haben, die ja die Westukrainer als “Eurofaschisten” verunglimpfen.“




    Andreas Pawelczyk (aus Mannheim) besucht immer wieder unsere Webseite und findet so manchen Beitrag lesenswert:



    Mit gro‎ßem Interesse habe ich Ihren gelungenen Internetauftritt (Webseite) zum Thema Tourismus gelesen. Dass Ungarn und Bulgarien beliebter als Urlaubsland sind, kann man leider nicht ändern. Trotzdem kamen doch noch letztes Jahr 230.000 Touristen aus Deutschland, knapp über 180.000 aus Italien und ca. 120.000 Touristen aus Frankreich.



    Befremdend klingt dann in diesem Bericht, dass die Mehrheit der ausländischen Touristen nicht an Tourismus interessiert ist, sondern zu Geschäftszwecken nach Rumänien einreist.



    Ganz schwarz muss man aber für Rumänien als Urlaubsland nicht sehen, denn immerhin gibt es ja Ihre Sendungen unter anderem in Deutsch, so dass Ihr Land auch übers Radio bekannt gemacht werden kann und ich meine doch mit Erfolg.




    Und auch unsere Nostalgieecke sorgt hin und wieder immer noch für Kommentare. Martin Brosche (aus Schwäbisch-Gmünd) beklagt die Folgen der Globalisierung in der Herstellung von Radio- und Fernsehgeräten:



    Unlängst kam auch eine Sendung über rumänische Radiogeräte. Da wird wohl gar nichts mehr in Ihrem Lande produziert? Alles ging nach Japan, aber bei Sony soll es auch sehr schlecht laufen. Jetzt sind Taiwan und Südkorea noch billiger geworden. In Deutschland werden praktisch auch keine TV-Geräte mehr gebaut. Auch LOEWE hatte Insolvenz, konnte aber noch gerettet werden. Überall das globale Desaster. Fazit: Hauptsache billige Arbeitskräfte und gute Gewinne.“




    Zeit für die Posteingangsliste. Herkömmliche Briefe trafen ein von Christoph Paustian (danke auch für die beigelegten Zeitungsausschnitte), Reiner Peuthert, Josef Kastner, Oskar Schmitt (ein dickes Dankeschön für die kleinen Geschenke — Sondermünze, Briefmarken und Taschenplaner), Joachim Verhees, Hans-Peter Themann, Heiner Finkhaus, Hans Josef Pütz, Erhard Lauber, Michael Brawanski und Torsten Gogolin (alle aus Deutschland).



    Der zuletzt genannte Hörer fragt in seinem Brief, ob es die Möglichkeit gibt, bereits vergriffene QSL-Karten nachzuordern. Lieber Herr Gogolin, diese Möglichkeit gibt es leider nicht, vergriffen hei‎ßt eben vergriffen, Neudrucke von älteren QSL-Serien können wir uns bei den Sparma‎ßnahmen nicht leisten. Es gibt aber aus den Jahren 2000 bis 2011 Restbestände aus verschiedenen Monaten und die Serien 2012 und 2013 haben wir vorerst noch komplett auf Lager. Wenn Ihnen also bestimmte Karten aus früheren Jahrgängen fehlen, werfen Sie einen Blick in unser Online-QSL-Archiv, um zu sehen, ob die gewünschte Karte noch vorhanden ist. Sämtliche QSL-Serien 1999-2012 gibt es in elektronischem Format ebendort auch zum Herunterladen. Auf Anfrage schicke ich Interessenten die elektronischen Bilder auch per E-Mail zu, sofern verfügbar auch in hoher Auflösung, damit können Sie u.U. selbst einen Druck bei einem sogen. Kopiershop veranlassen.



    Faxe erhielten wir von Günter Spiegelberg und Heinz-Günter Hessenbruch (beide aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Andreas Pawelczyk, Bernd Seiser, Herbert Jörger, Peter Puffe (alle aus Deutschland).



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  • Wahlfach „Geschichte des Kommunismus“ in rumänischen Schulen

    Wahlfach „Geschichte des Kommunismus“ in rumänischen Schulen

    Seit 2008 wurde in den Gymnasien ein Wahlfach für Geschichte des Kommunismus eingeführt. Der Endbericht des Präsidialausschusses für die Analyse der Kommunistischen Diktatur in Rumänien umfasste eine solche Empfehlung. Kurz nachdem der Lehrplan erarbeitet wurde, hat man auch die Schulbücher für die 11. und 12. Klasse veröffentlicht. Die Schulbücher kamen unter der Federführung des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des kommunistischen Regimes (IICCMER) heraus. Was die Schulbücher behandeln, erfahren wir vom ehemaligen Vorsitzenden des Instituts, Andrei Muraru:



    Wir versuchen für die Periode 1947-1989 die Innereien dieses Regimes zu erforschen: das Alltagsleben, die Wirtschaft, das Kulturleben, die Minderheiten, das politische Regime, die Unterdrückung. Natürlich waren die Bemühungen, alle diese Themen zusammen zu bringen, nicht einfach. Aber wir haben auf kurze Autorentexte und viele historische Quellen fokussiert: Archiv-Dokumente und Materialien mündlich überlieferter Geschichte. Das Schulbuch kommt zusammen mit einer DVD mit Videoaufnahmen aus dem Archiv des nationalen Fernsehsenders TVR aus dem Jahr 1988. Aus unserer Sicht ist es ein sehr gut erstelltes Instrument, das dem Schüler die Möglichkeit gibt, selbst zu forschen. Wir wollten kein Propaganda machen, keine Vision betreffend die Geschichte des Kommunismus in Rumänien aufzwingen. Deshalb lautet der Titel des Schulbuchs »Eine Geschichte des Kommunismus«, weil je nachdem, wer erforscht, kann es mehrere Geschichten des Kommunismus geben.“



    Zurzeit ist dieses Wahlfach in 146 Schulen belegbar. Seit seiner Einführung wählen es etwa 3000 Schüler jährlich. Zudem organisiert IICCMER Seminare mit den Geschichte-Lehrern, weil das Unterrichten dieses Faches spezifische Kenntnisse und Methoden voraussetzt.



    Der Informationsbedarf ist gro‎ß. Das beweisen auch die Umfragen betreffend die kommunistische Periode. Einer Umfrage von 2010 zufolge, die vom IICCMER in Auftrag gegeben wurde, hätten die Rumänen eine zwiespältige Einstellung gegenüber der kommunistischen Epoche in Rumänien. 47% der Befragten erklärten, der Kommunismus sei eine gute Idee, wäre jedoch falsch umgesetzt worden. Knapp 30% waren der Meinung, die Idee des Kommunismus sei falsch. Im Dezember 2013 zeigte eine weitere Umfrage, dass 47,5% der Rumänen den kommunistischen Anführer Nicolae Ceauşescu als einen Politiker mit einer positiven Rolle in der Geschichte Rumäniens empfinden. 46,9% empfanden ihn als eine negative Persönlichkeit.



    Auch der Vorgänger Ceauşescus, Gheorghe Gheorghiu-Dej, wird von 42,3% der Rumänen als positiv empfunden. 39,1% der Befragten erklärten, er habe eine negative Rolle gespielt. Unter diesen Voraussetzungen sind die Meinungen der Schüler vor Beginn dieses Kurses nicht überraschend. Mihai Stamatescu, Geschichte-Lehrer in Orşova und einer der Autoren des Schulbuchs dazu:



    Im Allgemeinen haben die Kinder die Informationen von der Familie, von den Nachbarn und der breiteren Gemeinde bekommen. Aus den Medien bekommen sie weniger Informationen. Die angeeigneten Informationen entsprechen meistens denen aus der Öffentlichkeit, beispielsweise: ‚Ja, früher war es besser, weil wir Arbeitsplätze hatten‘, ‚Ja, es war gut, weil wir Wohnungen erhielten‘, ‚Ja, es war gut, weil wir Gasflaschen [fürs Herd] bekamen‘. Die Kinder kommen mit diesen Informationen und auch mit anderen in die Schule und erfahren plötzlich, dass sie irgendetwas nicht zusammenpasst. Die Erklärungen, die der Kurs anbietet, und die Zeitgeschichte, die in der Schule unterrichtet wird, zeigen eine andere Realität. Die Schüler erkennen, dass die Nostalgien der Eltern sich nicht unbedingt auf das kommunistische Regime beziehen, sondern auf ihre Jugend. Wenn du Argumente hast, wenn du Beweise zeigst, wenn du sie aufforderst, historische Quellen nachzuschlagen, wenn du ihnen erklärst, was Manipulation, Propaganda bedeutet, werden sie mit Sicherheit verstehen, was ihren Eltern widerfahren ist. Sie sind bereit, logisch und kritisch zu urteilen über alles, was geschehen ist.“




    Nach dem Besuch dieses Kurses beginnen die Schüler einen Teil der alltäglichen Realitäten besser zu verstehen. Sie zeigen immer mehr Interesse für dieses Fach. Durch eine Annäherung an aktuelle Themen versucht man die Geschichte des Kommunismus auch in jüngere Klassen zu unterrichten. Mihai Stamatescu:



    Wir haben ein Dokument mit dem Titel »Menschenrechte in der neuesten Geschichte Rumäniens« erstellt. Wir haben festgestellt, dass wir in Kontakt mit dem kommunistischen Regime vor dem Erreichen der Volljährigkeit treten können. Wir haben ein Dokument erstellt, dass auch von Gymnasiums-Schüler und Grundschulkinder benutzt werden kann. Solange die Kinder das Fach »Gesellschaftliches Engagement« studieren, haben wir uns gedacht, dass die beste Perspektive, Informationen über das kommunistische Regime zu bringen, die der Menschenrechte ist. Es gibt genügend Gymnasial-Lehrer, die dieses Dokument benutzen.“




    Natürlich kann ein einziger Kurs die Wahrnehmung einer ganzen Gesellschaft nicht radikal ändern. Au‎ßer Schulunterricht müsste es auch andere unterschiedliche Initiativen geben, um das breite Publikum über den Kommunismus zu informieren. Andrei Muraru, ehemaliger Vorsitzender des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des Kommunistischen Regimes (IICCMER) über die Auswirkungen dieses Kurses:



    Es hängt auch von dem ab, was wir als Gesellschaft dafür tun. Das polnische Pendant unserer Institution, das Institut für Nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej, IPN), hat über 2000 Angestellte, wir haben nur 36. Sie haben ein Budget von 60 Millionen Euro, wir haben ein Budget von 1 Million Euro. Sie fingen 1999 an, als sie gegründet wurden, und die Ergebnisse beginnen jetzt, nachdem 10-15 Jahre lang massiv in die Bildung investiert wurde, sichtbar zu werden. Die Investitionen beschränkten sich nicht auf Kurse, sondern umfassten auch Spiele für Kinder, Jugendliche, Schulprogramme, Filme, Konferenzen und Bücher. Je weniger wir investieren, desto mehr werden die Umfragen nostalgische Botschaften über die kommunistische Periode vermitteln. Diese Nostalgie vermischt sich mit der Empörung gegenüber der aktuellen Regierung. Alles hängt von den Ressourcen ab, die die Gesellschaft in diesen Bereich investiert.“




    Das Wahlfach Geschichte des Kommunismus“ wird nur in Gymnasien mit geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt im Unterricht angeboten, nicht aber in Berufsschulen oder Schulen mit künstlerischem Profil. Es ist nur eines der Wahlfächer, die rumänische Schüler belegen dürfen.



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  • Aus der Geschichte der Feuerbestattung in Rumänien

    Aus der Geschichte der Feuerbestattung in Rumänien

    Unsere heutige Geschichtsrubrik bringt uns in das 19. Jahrhundert zurück, genauer gesagt in das letzte Viertel dieses Jahrhunderts, als die rumänische Gesellschaft streng konservativ war. Und die zu diesem Zeitpunkt zählte die Feuerbestattung der Toten zu den avantgardistischsten Ideen — üblich war damals die traditionelle Erdbestattung.



    Wie jede neue Idee, wurde auch die Einäscherung der Toten zunächst vor allem von Intellektuellen gefördert — der Durchschnittsbürger, aber auch die traditionalistischen Eliten konnten damit nichts anfangen. Mit der Zeit aber, mit der grö‎ßeren Bekanntheit und weil sie mit Blick auf die öffentliche Hygiene unterstützt wurde, begann die Feuerbestattung als praktischere Variante des Begräbnisses angesehen zu werden.



    Mit der Einführung des Einäscherungskonzeptes, wird die rumänische Sprache um neue Wörter wie cremaţiune (Kremation) und sogar cremaţionist bereichert. Nichifor Crainic, einer der Gegner der Kremation während der Zwischenkriegszeit, bringt das abwertende Wort cenuşar (umg. Äscherer) in Umlauf.



    Der Historiker Marius Rotar, Vorsitzender der Rumänischen Krematoriumsgesellschaft, begleitete uns auf dem Ausflug in die Geschichte der Kremation in Rumänien. Ihn fragten wir, wann die Idee überhaupt zum ersten Mal auf rumänischem Boden auftrat.



    Wir sprechen hier von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sicherlich handelte es sich dabei um ein westliches Konzept, das auch in Rumänien übernommen wurde. Diejenigen, die sich dafür stark gemacht haben, waren Angehörige einer Elite. Es waren vor allem Ärzte, die aus utilitaristischen Erwägungen die Idee der Kremation unterstützt haben. Es gibt auch einige berühmte Figuren darunter, der bekannteste von ihnen war Constantin I. Istrati. In seiner Doktorarbeit von 1876, mit dem Titel »Entsorgung der Leichen«, wird er zum offenen Befürworter der Einäscherung. Istrati sollte dann mehrmals zum Minister ernannt werden, er war auch Bürgermeister von Bukarest und Vorsitzender der Rumänischen Akademiegesellschaft. Als Krönung seiner Überzeugung von der Kremation wird er nach seinem Tod 1918 im Krematorium des Père-Lachaise-Friedhofs in Paris eingeäschert. Weitere bekannte Vertreter der Kremationsbewegung waren der Direktor des Nationaltheaters in Iaşi, Mihail Codreanu, sowie der ebenfalls aus Iaşi stammende Universitätsprofessor Constantin Tiron. Zwischen der Entwicklung in Siebenbürgen und der im damaligen Altreich Rumänien gibt es eine Reihe von Unterschieden. Im siebenbürgischen Raum wird auf solche Ideen reagiert und es gibt eine eher kritische Haltung zum Kremationskonzept. Interessanterweise war die Reaktion der Rumänisch-Orthodoxen Kirche vor dem Ersten Weltkrieg nicht allzu heftig. Erst 1900 werden im Theologischen Magazin und in der Zeitschrift der Rumänisch-Orthodoxen Kirche einige Artikel zur Einäscherung veröffentlicht. Bis 1914 hatte sich die Idee von der Kremation noch nicht in Rumänien eingebürgert, im Land selbst gab es noch kein Krematorium.“




    Der Bau des Bukarester Krematoriums Cenuşa (Asche) 1928 entsprach einer vermehrten Anzahl der Anhänger dieser Praxis. Allerdings waren sie nicht unbedingt Atheisten oder Gegner des Christentums, wie Marius Rotar erläutert:



    Es ist interessant, weil die Anhänger der Kremation in Rumänien sich nicht als Gegner des Christentums oder Atheisten oder Freidenkende ausgegeben haben, mit Ausnahme von Constantin Tiron in Iași. Nein, sie waren nur Idealisten und konnten sich nicht vorstellen, dass die Rumänisch-Orthodoxe Kirche so vehement reagieren wird. In der Zwischenkriegszeit blieb das Profil des Kremationsanhängers relativ konstant, zu den Angehörigen der Elite gesellten sich auch einige Menschen der niedrigeren sozialen Schichten.“




    Mit welchen Schwierigkeiten waren die rumänischen Kremationsanhänger konfrontiert, fragten wir Marius Rotar von der Rumänischen Kremationsgesellschaft.



    Finanzielle Schwierigkeiten vor allem. Der Bau des Cenușa-Krematoriums wäre ohne die direkte Unterstützung des Bürgermeisteramtes nie zustande gekommen. Es waren mindestens fünf Bürgermeister, die die Idee unterstützt haben, der bekannteste von ihnen war Ion Costinescu, der spätere Gesundheitsminister. Er war der Vorsitzende der Cenuşa-Gesellschaft. Das Interesse dahinter war utilitaristischer Natur: Man wollte die sogenannten unbeanspruchten Leichen verbrennen, insbesondere die von Landstreichern und Ausgegrenzten. In manchen Fällen wurden auch Kinder eingeäschert, wie dem Magazin »Flacăra Sacră« (Heilige Flamme) und dem Register des Cenuşa-Krematoriums zu entnehmen ist.“




    Marius Rotar kennt auch die Geschichte der Kremation nach dem Zweiten Weltkrieg:



    Die rumänische Kremationsbewegung trifft es nach 1945 hart, weil ihre Zeitschrift »Die Heilige Flamme« nicht mehr veröffentlicht wird. Der Beliebtheitsgrad der Einäscherung nimmt nicht allzu sehr zu, die Zahlen steigen langsam von 248 Einäscherungen im Jahr 1928 auf 552 im Jahr 1947. Es ist doch ein geringer Prozentsatz, sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa unter 1% aller Toten werden eingeäschert. Die Machtübernahme durch die Kommunisten hat die Anzahl die Kremationen nicht in die Höhe getrieben, sondern im Gegenteil. Im Jahr 1953 wurden 260 Fälle registriert. Das Konzept vom Neuen Menschen und die ganze Geschichte rund um die Kremation, die von den Kommunisten direkt unterstützt worden wäre, können kaum durch die Statistik bestätigt werden. Erst 1970 beginnt die Anzahl der Einäscherungen langsam zu steigen — in den 1980er Jahren wird ein Höhepunkt erreicht. Aber das lässt sich auch durch das Bevölkerungswachstum im damaligen Bukarest erklären.“




    Auf der Liste der Rumänen, die nach dem Tod der Einäscherung vor der Erdbestattung den Vorzug gaben, stehen berühmte Namen: der Religionshistoriker Mircea Eliade und sein Schüler Ioan Petru Culianu, der Literaturkritiker Matei Călinescu, der Journalist Felix Aderca, der Historiker Adolf Armbruster, die Sängerin Doina Badea, die Schauspielerin Clody Bertola, der Politologe Silviu Brucan, der Sprachwissenschaftler Theodor Capidan und der Regisseur Sergiu Nicolaescu. Die Kremation ist in Rumänien nach wie vor umstritten, und ihr Anteil an der Gesamtheit der Bestattungen ist gering — alles hängt von den Vorstellungen eines jeden Individuums ab.



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  • Die Bleitafeln von Câmpina: Eine „patriotische Fälschung“

    Die Bleitafeln von Câmpina: Eine „patriotische Fälschung“

    Die Existenz von 60 Bleitafeln mit einer Länge von 15 cm und einer Breite von 10 cm im Untergeschoss des Archäologie-Instituts Vasile Pârvan“ in Bukarest hat eine wahre Hysterie in den Reihen der Archäologie-und Geheimnis-Liebhaber verursacht. Auf den Bleitafeln sind Buchstaben, Symbole und Bilder zu sehen. Manche glauben, diese stammen von den Dakern, die in der Antike einen Teil des heutigen rumänischen Staates bewohnt haben. Um diese Tafeln entstanden phantasmagorische Geschichten. Spezialisten erklärten mehrmals, die Tafeln seien Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, jedoch ohne Erfolg. Das Publikum war eher gegenüber den Phantasien offen. Manche erklärten, auf den Tafeln, die in Câmpina, etwa 100 Km nördlich von Bukarest, gefunden wurden, sei eine dakische Schrift zu lesen.




    Radu Băjenaru ist Archäologe beim Archäologie-Institut Vasile Pârvan“ in Bukarest. Er stellt uns die Argumente der Spezialisten vor.



    Es gibt zwei Meinungen betreffend diese Tafeln. Die erste ist die Meinung der Archäologie-Spezialisten, der Fachleute. Diese bestreiten ihre Authentizität und die These, dass diese vor 2000 Jahren zu Daker-Zeiten entstanden sind. Die zweite Meinung gehört den Enthusiasten, den Liebhabern von Alter Geschichte. Diese betrachten die Tafeln als authentisch und versuchen anhand dieser die dakische Gesellschaft vor 2000 Jahren nachzubilden. Es gibt natürlich Argumente und Gegenargumente auf beiden Seiten. Meiner Meinung nach sind die Argumente, dass diese im 19. Jahrhundert geschaffen wurden, viel stärker. Die Metall-Analysen, die nicht vor langem durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass sie aus einem Blei hergestellt wurden, das typisch für die Druckereien des 19. Jahrhunderts war. Zweitens stellen alle Inschriften und die ganze Ikonographie auf diesen Tafeln Sachen vor, die im 19. Jahrhundert bekannt waren. Wir erfahren nichts Neues über die Geschichte der Daker. Das alles war schon vor 150 Jahren bekannt. Wir erfahren nichts über das, was nachher entdeckt wurde. Drittens waren diese Tafeln den wichtigen rumänischen Historikern der Antike bekannt. Auch Pârvan, dessen wissenschaftliche Kompetenz niemand bestreiten kann. Pârvan hat diese in seinem Werk keine Bedeutung geschenkt, weil er deren Geschichte kannte.“




    Welche waren aber die kulturellen Umstände unter denen die Tafeln entstanden? Radu Băjenaru:



    Diejenigen, die Echtheit bestreiten, nennen sie inkorrekt Fälschungen. Eine Fälschung stellt aber eine Kopie von etwas Authentischem dar. Diese Tafeln sind aber reine Schöpfungen des 19. Jahrhunderts und stammen sehr wahrscheinlich von Bogdan Petriceicu Haşdeu. Dieser war ein Enzyklopädist und ein gro‎ßer Gelehrter. Er hatte die finanzielle und intellektuelle Möglichkeit, so etwas zu schaffen. Mir scheint es offensichtlich, dass diese seine Vision über die Geschichte der Daker darstellen. Deswegen kann man diese Tafeln nicht berücksichtigen, wenn wir über Geschichte reden. Auch wenn wir diese berücksichtigen würden, hätten wir nichts Zusätzliches zu lernen, sie helfen uns nicht. Das einzige, was uns helfen könnte, ist diese sogenannte dakische Schrift, ein Gemisch von griechischen, kyrillischen, lateinischen und orientalischen Buchstaben. Für einen Sprachwissenschaftler wie Haşdeu war es einfach, diese zu mischen. Man hat versucht, diese zu entziffern. Wie ich verstanden habe, hat man das auch geschafft. Das finde ich absurd. Diese Buchstaben können keine eigentliche Sprache bilden. Das wäre die einzige Neuigkeit betreffend die Tafeln: die Information zu entziffern. Würden wir — unter Anführungszeichen — diese Schrift entziffern, auch wenn wir verstehen würden, was Haşdeu übermitteln wollte, würde uns das nicht allzu viel weiter helfen, wenn wir den Stand der Kenntnisse Mitte des 19. Jahrhunderts in Betracht ziehen.“




    Warum aber hat Haşdeu diese Tafeln geschaffen und wie sollten wir diese heute betrachten? Radu Băjenaru:



    Haşdeu wollte keineswegs in die Irre führen. Er war ein Mensch seiner Zeit, er wollte nichts fälschen, nichts Böses tun, wahrscheinlich hatte er gute Absichten. Man muss ihn als einen aufgeklärten, allwissenden Geist betrachten, der so viel wie möglich lernen wollte und so viel wie möglich verbreiten wollte. Es war eine seiner Ausdrucksweisen. Es war die Mode seiner Zeit, so etwas zu tun. Ich sehe nichts Böses darin. Schlecht ist es, wenn wir versuchen, diese Schöpfungen 2000 Jahre früher zu datieren. Würden wir diese Tafeln als Schöpfung eines Gelehrten betrachten, würde es wunderbar sein. Gravierend wird es, wenn einige Menschen versuchen, anhand dieser einer Geschichte zu begründen, die wir gar nicht kennen. Die von den Tafeln erzählte Geschichte entspricht sowieso der Geschichte der antiken Quellen, weil die Tafeln auf antike Quellen beruhen. Da gibt es keine Unstimmigkeiten. Ich verstehe nicht, warum man auf die Authentizität dieser Tafeln beharrt. In der ganzen Antike gab es keine solchen Inschriften. Ich verstehe nicht warum gerade wir in Rumänien diese haben müssten.“




    Mitte des 19. Jahrhunderts, während der Periode der nationalen Fälschungen“ herrschte der Geist der Romantik. Haşdeu gilt au‎ßerdem auch als Schöpfer“ zweier anderer Dokumente dieser Art. Er soll das sogenannte Diplom von Bârlad von 1134“ und die Urkunde von Jurij Korjatowitsch von 1347“ fingiert haben. Heute wird Geschichte anders als vor 150 Jahren geschrieben.



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  • Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Die etwa 70 km nordwestlich von Bukarest gelegene Gemeinde Târgşorul Vechi scheint auf den ersten Blick eine Ortschaft wie viele andere im Landkreis Prahova. Historiker sind jedoch der Meinung, Târgşorul Vechi sei ganz besonders, weil die heutige Gemeinde vor 600 Jahren das Zentrum bedeutender Wirtschaftstätigkeiten bildete. Den Beweis dafür liefern die Ruinen, die zu dem heutigen Grabungsschutzgebiet gehören. Hier suchen lokale Experten gemeinsam mit den Angestellten des Bukarester Institutes für Archäologie Vasile Pârvan“ nach Artefakten, die mehr Auskunft über die Vergangenheit geben könnten. Das Grabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi ist umso wichtiger, da Kinder aus den Schulen der Region hierher kommen, um Seite an Seite mit den Experten zu arbeiten.



    Târgşorul Vechi wurde zu Zeiten des Fürsten Mircea der Alte (1386-1418) zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er gilt als Gründer der Siedlung und wichtigster Name für die Geschichte der Gegend. Bogdan Ciupercă ist der Leiter der Ausgrabungsstätte Târgşorul Vechi, er führt uns als nächstes in die Anfänge der ersten hier lebenden Kulturen und Zivilisationen ein:



    Vor 600 Jahren wird in einer Urkunde der Kanzlei des Wojwoden Mircea der Alte, einem Handelsabkommen zwischen der Walachei und Kronstadt, der Ort Târgşor in seiner alt(kirchen)slawischen Bezeichnung zum ersten Mal erwähnt. Der lateinische Name lautete Novum Forum. Die beiden Namen der Ortschaft sind sehr bedeutend. Einerseits haben wir das altslawische Târgşor, in etwa ‚Marktfleck‘, zu vergleichen mit der Landeshauptstadt Târgoviştea, der gro‎ßen Marktgemeinde. Der lateinische Name zeigt, dass es eine neue Marktgemeinde war, wahrscheinlich während der Herrscherzeit Mircea des Alten gegründet. Der Name dieses gro‎ßen Wojwoden, der so viel für die Walachei getan hat, steht in enger Verbindung mit der Entstehung und Entwicklung von Târgşor.“



    Der Bestand des Grabungsschutzgebietes in Târgşorul Vechi ist nicht sehr reichhaltig, allerdings enthält er genügend Material, um leidenschaftliche Geschichtsfans anzuziehen. Die ältesten Siedlungsspuren sind die Silex-Werkzeuge aus der Altsteinzeit. Die Überlappung der Kulturen in Criș, Boian und Gumelnița, mit ihrer dekorierten Keramik, belegt die Jungsteinzeit. Den Kulturen Glina, Monteoru und Tei aus der Bronzezeit folgen Hallstatt und La Tène aus der Eisenzeit.



    Die ersten Ruinen, die die Existenz einer gro‎ßen Zivilisation belegen, sind das römische Castrum und die Thermen, also die im 2. Jahrhundert nach Christus gebauten Badehäuser. Das Castrum war Bestandteil einer Befestigungslinie, die sich über den Norden erstreckte, etwa in der Nähe der walachischen Ausläufer der Karpaten. Dieses Militärllager wurde während der römisch-dakischen Kriege in den Jahren 101-102 und 105-106 n. Chr. mit dem Ziel gebaut, die Zugangswege aus und in den Karpatenbogen zu kontrollieren. Aus den folgenden Jahrhunderten stammen Grabstätten, in denen Keramikgegenstände, Kleidungsstücke, Schmuck und Waffen gefunden wurden. Die Waffen wurden den sarmatischen Stämmen zugeordnet, den iranischen Reitervölkern, die die Walachei passiert haben.



    Bogdan Ciupercă verweist auf die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung von Târgşorul Vechi um die Herrscherzeit Mircea des Alten.



    Târgşorul war ein fürstlicher Markt, auf fürstlichen Ländereien gebaut, und genoss deshalb bedeutende Handelsprivilegien. Es war auch eine Zollgemeinde, 1413 wurden hier Steuern auf die Fischmengen erhoben, die mit dem Wagen von den Teichen um Brăila nach Siebenbürgen geliefert wurden. Târgşorul hat eine wirtschaftshistorische Bedeutung: Es war eine der ersten drei Marktgemeinden oder –städten der Walachei und der wichtigste Handelspartner von Kronstadt in der Walachei. Man kann sagen, dass Târgşor die Stadt von Mircea dem Alten ist, weil er als erster diese wichtige Stadt erwähnt. Man könnte ein Zitat des Historikers Nicolae Iorga umformulieren und sagen, dass Târgşor das Ploiești vor der Existenz von Ploiești ist. Es hat Târgşor bereits vor der Gründung der heutigen Stadt Ploiești gegeben und vielleicht hat Ploiești seine spätere Entwicklung auch diesem Marktflecken am Fu‎ße der Karpaten zu verdanken. Es gibt au‎ßerdem eine Verbindung zwischen Târgşor und einem anderen berühmt-berüchtigten Wojwoden: Vlad Ţepeş (der Pfähler), Mirceas Enkel, dessen Herrscherzeit hier 1456 beginnt, nach dem Sieg über das Heer von Vlad II. und der Proklamation zum Fürsten der Walachei.“



    Experten glauben, Târgşorul Vechi sei eine der Sekundärresidenzen der ersten walachischen Fürsten gewesen. Hier baute Vlad Țepeș (auch bekannt unter seinem Beinamen Dracul) im Jahr 1461 die Fürstenkirche Sf. Nicolae (Sankt Nikolaus). Heute erhalten sind noch das alte Fundament und die Stifterinschrift. Fürst Antonie-Vodă baute 1667 an dieser Stelle eine neue Kirche — und drum herum das Kloster Turnu. Um das Jahr 1700 wurde dieses Kloster von einem weiteren Fürsten, Constantin Brâncoveanu, restauriert und bemalt. Heute können noch ein Gro‎ßteil der Mauern und ein Teil der damaligen Malereien bewundert werden. Hier wurde es au‎ßerdem ab dem 16. Jahrhundert farbenfroh: 1570 entstand zunächst die Wei‎ße Kirche, und dann, Ende des 16. Jahrhunderts während der Herrscherzeit von Mihnea Turcitul, die Rote Kirche.



    Repräsentativ für die zivile Architektur ist die Residenz der Moruzi-Familie im Nordwesten des Grabungsschutzgebietes. Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im neorumänischen Stil errichtet. Die Erben der Moruzi-Familie haben Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Anwesen eine Pflanzen- und Tierfarm nach westlichen Standards gebaut.



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  • Rumänien und die Entkolonialisierung Afrikas

    Rumänien und die Entkolonialisierung Afrikas

    Nach 1945 spielte die Entkolonialisierungsbewegung eine wichtige Rolle in den internationalen Beziehungen, denn die Domination der Kolonialimperien wurde stark angefochten. Die Entkolonialisierung bedeutete aber auch den Beginn einer Zeit voller Gewalt und Bürgerkriegen zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen, denen alternative Entwicklungsmodelle der neuen Staaten vorschwebten, sich aber als dialogunfähig erwiesen hatten. In wenigen Staaten hat man die Lage ohne Gewalt gelöst, wie es in Indien der Fall war.



    Die Entkolonisierung Afrikas wurde stark von der Sowjetunion und China befürwortet, kommunistische Länder, die auf der Suche nach Einflussbereichen gegen den Kapitalismus waren. In der Mehrheit der afrikanischen Kolonien wurden die Auseinandersetzungen durch Kriege geschlichtet, denn die kommunistischen Guerillas, die vom kommunistischen Staatenblock unterstützt wurden, haben Verhandlungen mit den anderen politischen Gruppierungen abgelehnt. Ähnlich anderer Staaten im Ostblock setzte sich auch Rumänien für die Entkolonisierung Afrikas ein und versuchte, eine unabhängige Lösung zu wählen und auf die Bewegung der blockfreien Staaten zu setzen, denen es aber nicht angehörte. Mircea Nicolaescu war Botschafter in einigen afrikanischen und südamerikanischen Ländern und Mitglied der rumänischen UNO-Delegation im Entkolonisierungsrat. In einem Interview von 1996 mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks nahm er Bezug auf die Grundsätze Rumäniens für die Entkolonisierung Afrikas.



    Die Beziehungen Rumäniens zu den ehemaligen Kolonialbereichen waren vor und auch nach dem Zweiten Weltkrieg sehr intensiv. Diese intensivierten sich nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders vor dem Hintergrund des Versuchs Rumäniens, sich in der Welt als unabhängiges Land mit einer eigenen Politik durchzusetzen, auf der Suche nach Verbündeten mit gemeinsamen Interessen. Ein Punkt in den Abkommen mit diesen Kolonien und dann afrikanischen Ländern war der Verweis auf die Freiheit der einzelnen Staaten, deren Recht, den eigenen, als passend erachteten Entwicklungsweg zu wählen. Die Frage des internen Systems, dessen Einhaltung wurde immer in unseren Au‎ßenpolitikurkunden angegeben.“



    Im Falle der zivilen Konflike wählte die rumänische Diplomatie die Unparteilichkeit, sich nicht offen für die eine oder die andere Gruppierung einzusetzen. Mircea Nicolaescu:



    In Kairo gab es sehr wenige Botschaften, zu denen Vertreter aller Befreiungsbewegungen Afrikas kamen. Alle afrikanischen Befreiungsbewegungen hatten, unabhängig von ihrer politischen Orientierung, ihren Sitz in Kairo in den Jahren 1961-64. Aber nur zur Botschaft Rumäniens und anderer 2-3 Länder kamen sowohl die rechts- als auch die linksorientierten Befreiungsbewegungen. Die Sowjets hatten ihre eigene Kundengruppe, die voll und ganz das sozialistische, direkt sowjetische Regime unterstützte. Die Chinesen hatten auch ihre Kunden, um nicht über die Amerikaner zu sprechen. Weniger die Franzosen und die Engländer, die kompromittiert waren. Rumänien war in den Ländern, wo die ideologischen Grundsätze die Befreiungsbewegung nicht zerstückelt hatten, wie z.B. Kongo, Angola, Mosambik, Kenia, Simbabwe usw., das einzige Land, das die Beziehung zu beiden Seiten gepflegt hat. Unser Dialogkanal war immer offen, aber wir haben ihnen gesagt, es sei deren Sache, sich untereinander zu verständigen.“



    Der Weg einer unabhängigen afrikanischen Politik, den Rumänien gewählt hatte, bereitete den Sowjets keine Freude. Aber die von Rumänien vorgeschlagene Unparteilichkeit war nicht realistisch. Beweis dafür steht ihre unbedeutende Wirkung. Das ergibt sich auch aus dem, was Mircea Nicolaescu aus jener Zeit berichtet.



    Bei der Unabhängigkeitserklärung Angolas hatten die Sowjets ein Treffen aller Botschafter der sozialistischen Länder organisiert, um gemeinsam dem gewählten Präsidenten die Ehre zu erweisen. Der Vertreter Rumäniens, Botschafter Gheorghe Stoian, lehnte es ab, gemeinsam mit den anderen zu gehen und ging als erster alleine und sendete den Gru‎ß und die Unterstützung für die Unabhängigkeit Angolas aus. Während der Unruhen dort haben wir, solange wir angesprochen wurden, die Verbindung zu allen Bewegungen gehalten und diesen empfohlen, sich untereinander zu verständigen. Die Sowjets haben auf eine der Bewegungen gesetzt, die Amerikaner auf eine andere. Die Chinesen standen an der Seite der Amerikaner und das war auch der Grund für einen Krieg. In Tansania hingegen, wo die internen Kräfte reif genug waren, sich von beiden parteiergreifenden Staaten gleich zu distanzieren, war das nicht der Fall.“



    Mircea Nicolaescu bezog sich auf die Merkmale Afrikas, deren Missachtung zu Misserfolgen geführt haben, wie etwa in Algerien:



    Was die Vision über den Entkolonisierungsprozess anbelangt, trennt man oft künstlich die Entwicklung des sogenannten Arabischen Afrikas von der des sogenannten Schwarzen Afrikas. Über Afrika kann man nicht behaupten, es sei ausschlie‎ßlich Schwarz oder Arabisch, in keinen seiner Gegenden. Was den Bereich Sahara anbelangt, dort gibt es eine Wechselwirkung. Es ist schwierig auch aus historischer Sicht, eine solche Trennung durchzuführen. Einer der letzten afrikanischen Staaten, die ihre Unabhängigkeit erklärt haben, war Algerien. Es gab wenige Kolonialbereiche auf der Welt, die sich mit dem nationalen Territorium des Metropolenlandes überlappt haben, so wie Algerien, das in in drei französische Departements geteilt wurde. Ein Beispiel für gro‎ße Misserfolge der kommunistischen Bewegung war Algerien, denn hier hat man nicht verstanden, dass es sich um die nationale Unabhängigkeit eines Volkes handelt und nicht um die Unabhängigkeit dreier französischer Departements.“



    Die Einbringung Rumäniens in die Entkolonisierung Afrikas hat aber auch die Wahl einer perspektivlosen Richtung in der Diplomatie bedeutet. In den 1980ern hat die Diplomatie des Ceauşescu-Regimes, das von der westlichen Poltik isoliert war und von den sozialistischen Ländern distanziert betrachtet wurde, stark auf die afrikanische Karte gesetzt.



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  • November 1989: Der 14. Kongress der Kommunistischen Partei Rumäniens

    November 1989: Der 14. Kongress der Kommunistischen Partei Rumäniens

    Noch nie war ein Kongress der einzigen Partei des Landes mit derartig gemischten Gefühlen erwartet worden: mit Interesse und Angst. In der Regel begegnete der Durchschnittsbürger den Kongressen und Konferenzen der Partei mit Ignoranz. Man nahm sie nur deswegen wahr, weil man von dem repressiven Parteiapparat dazu gezwungen wurde. Aber dieser Kongress stand unter dem Zeichen einer Beunruhigung, die Bevölkerung selbst hatte mitbekommen, wie die kommunistischen Regime in den Nachbarländern eines nach dem anderen gefallen waren. Weil das Regime von Ceauşescu aber auf immer und ewig verwurzelt schien, hegten die meisten Rumänen keine Hoffnungen auf einen friedlichen Umbruch. Die Pessimisten erhofften sich überhaupt keinen Umbruch.



    Die rumänische Gesellschaft war damals ein Gefangener der eigenen Frustration, der eigenen Unfähigkeit, der fehlenden Visionen und Aktionen der politischen Klasse, der es nicht gelang, einen Nachfolger für den seit 1965 herrschenden Diktator zu finden. Ab 1974 war der Personenkult in der Politik des Regimes extrem gepflegt worden, in den 1980er Jahren fand er seinen Höhepunkt. Diese Jahre waren auch die unerträglichsten im Kommunismus. Vor dem Hintergrund der tiefen Systemkrise machte sich auch Ceauşescus irrationaler Ehrgeiz bemerkbar. Der Diktator träumte davon, dass Rumänien seine Auslandsschulden voll und ganz begleicht. Und das führte zu übertriebenen Sparma‎ßnahmen, die sogar die minimalen Mittel zur Subsistenz gefährdeten: die Nahrungsmittel und die Heizung im Winter.



    Der Ingenieur Pamfil Iliescu arbeitete damals auf einer der grö‎ßten Industrieplattformen des Landes in den Schweridustriewerken 23. August“. Iliescu war auch Gewerkschaftsführer und deshalb ständig im Kontakt mit den Arbeitern und ihren Bedürfnissen. Die Stimmung hatte sich im beschleunigten Tempo verschlechtert, am schlimmsten waren die Auswirkungen auf die Psyche der Belegschaft. Das Zentrum für Mündliche Geschichte des Rundfunks hat den Ingenieur 2002 interviewt.



    In den letzten 5-6-7 Jahren war die sinnlose Arbeit, die wir verrichteten, immer deutlicher zu spüren. Worauf stütze ich meine Aussage? Vor allem im Werk ‚23 August‘ war die Entwicklung verstärkt wahrzunehmen. Die Menschen arbeiteten, keine Frage. Die Probleme begannen aber mit den Jahren der massiven Investitionen. Man hat ja gesehen, vor allem in den letzten fünf Jahren, also Mitte der 1980er Jahre, dass alle Investitionen eigentlich vergeudetes Geld darstellten. Und ich kann Ihnen bestätigen, dass in unsere Abteilung massiv investiert wurde, insgesamt eine halbe Milliarde Lei. Das war sehr viel Geld damals. Es wären heute Millionen von Euro, wenn nicht mehr. Und von diesen Anlagen, die mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet hatten, kamen wir nicht einmal dazu, eine zu verwenden. Ich übertreibe hier nicht, gar nichts davon wurde benutzt!“



    Die rumänische Industrie, in die sehr viel Geld investiert worden war, das meiste davon geliehen, sollte den Wohlstand der Gesellschaft sichern. Aber am Ende sollte sie sich als Mühlstein um den Hals der Wirtschaft des Landes erweisen. Die Ursache jener erheblichen Funktionsstörungen war die überbürokratische Logik des kommunistischen Regimes, wie Pamfil Iliescu bezeugt:



    Ein absoluter Fehler, der generell verbreitet war, trat deswegen ein: Man gab dir eine Anlage und sagte dir: ‚Hier hast du das Ding! Das musst du in deinen Bestand aufnehmen. ‘ Und dann hast du die Anlage bekommen, sie konnte aber nicht in den Produktionsfluss aufgenommen werden. Man brauchte hier einen Anschluss, dort eine Änderung, drüben eine Anpassung. Und für diese Sachen fehlte eben immer das Geld! Das hei‎ßt, es war immer nur Geld da für den Aufbau, für die Entwicklung einer Anlage, so wie sie auf Ausstellungen zu sehen sind. Aber damit die Anlage auch in einen Produktionsfluss integriert werden konnte, dafür gab es keine Mittel mehr. Und dann ist jede dieser Anlagen, es waren viele und teuere Anlagen, geliefert und abgestellt worden. Aber die Anlage ist nie in Betrieb genommen worden, weil meine Vorgaben nie geändert worden waren.“



    Die Handelsbeziehungen zu den anderen sozialistischen Ländern waren immer schwieriger geworden. Rumänien drohte zu einem geschlossenen Wirtschaftssystem zu werden. Es war eine Lagerfertigung und viele Unternehmensleitungen waren verpflichtet, Rohstoffe und Anlagen anzunehmen, die überhaupt nichts mit ihrem Tätigkeitsfeld zu tun hatten. Das Fass lief im Dezember 1989 auch deswegen über, weil der stumpfsinnige Nicolae Ceauşescu sich beim 14. Kongress nicht bereit zeigte, seine Machtstellung aufzugeben. Die ersten, die damals auf die Stra‎ße gingen, waren eben die Arbeiter von den gro‎ßen Industrieplattformen, sagt Pamfil Iliescu:



    Es wurde bereits viel gemunkelt. Das hei‎ßt, das bewährte System war folgendes: Ich sage etwas während der Sitzung und etwas anderes, wenn ich den Saal verlassen habe. Was besprochen wurde, war eines, was getan wurde, etwas völlig anderes. Die Leute waren langsam verdrossen, auch weil der Samstag, der Sonntag als normale Arbeitstage galten, es gab keine freien Tage mehr. Und dabei konnte man sonntags produktiver arbeiten als unter der Woche, weil dir niemand mehr dazwischenredete! Viele Probleme wurden sonntags gelöst. Es gab sehr viele davon. Da waren einige Arbeiter, die sehr aktiv in der Partei waren. Allen voran die Fabriksmeister. Wenn man in die Abteilung ging und die Leute entspannten sich gerade, wurde sogar Kritik gegen das System geübt. Naja, es war nicht gerade die offenste Diskussion, aber es gab einen Riesenuterschied zwischen den Diskussionen während der Sitzungen und den Kollegengesprächen. Ohne zu übertreiben, viele haben von dem Kongress erwartet, dass er die Änderung bringt. Die Enttäuschung war gro‎ß, als man sah, dass alles beim Alten geblieben war. Denn inzwischen gab es Vorbilder in den Nachbarländern. Was den Gemütszustand anbelangt, die Stimmung war brisant… also es lag praktisch in der Luft. Ich glaube nicht, dass es viele gewundert hat, was danach geschehen ist.“



    Einen Monat nach dem 14. Kongress der Kommunistischen Partei Rumäniens erkämpften sich die Rumänen ihre Freiheit und mussten dafür mit ihrem Blut bezahlen. November, der letzte Ball“ hei‎ßt der Film des Regisseurs Dan Piţa, hierzulande ein Synonym für die letzte Party vor einer Katastrophe. Eine Party, die jedes despotische Regime gibt, bevor es auf der Müllhalde der Geschichte landet.



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  • Radio România wird 85

    Radio România wird 85

    Radio România, einer der ältesten Rundfunksender in Europa, feiert am 1. November 85 Jahre seit seiner ersten Ausstrahlung, und, wie der Slogan unseres Senders besagt, es ist uns ernst“. Das bedeutet, da‎ß im Laufe der Jahre Radio România ein nationaler, öffentlich-rechtlicher, ausgewogener Sender geblieben ist. Der Rundfunk war schon immer und bleibt weiterhin ein glaubwürdiger Zeuge entscheidender Momente in der Geschichte unseres Landes, meint der Generalintendant von Radio România, Ovidiu Miculescu:



    “Radio România hat immer für Gleichgewicht und Stabilität gesorgt, und war ein wichtiger Teil der Geschichte Rumäniens während dieser 85 Jahre. Die Urkunde zur Gründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wurde vom König Ferdinand unterzeichnet — unser Sender entstand also zurzeit der Monarchie. Es war ein guter Anfang – dann gab es auch schwere Zeiten, den Krieg, den Kommunismus… Radio România hatte es nicht immer leicht, aber unser Sender ist ständig aktiv geblieben, und das ist ein Grundsatz unserer Rundfunkanstalt — wir haben unsere Vertikalität, unsere Ernsthaftigkeit, unser Engagement für die Öffentlichkeit aufrechterhalten, wir bleiben glaubwürdig und solide in der Medienlandschaft.“



    Heute hat der Rumänische Rundfunk drei öffentlich-rechtliche Zentralsender (Radio România Actualităţi, Radio România Cultural und Antena Satelor) und neun Regionalsender. Ferner gibt es einen Sender für klassische Musik (Radio România Muzical) sowie Kinder- und Jugendsendungen im Internet (Radio 3net). Ergänzt wird das Angebot von Radio România mit der eigenen Nachrichtenagentur RADOR, der Buchmesse Gaudeamus und den Rundfunkorchestern und Chören — das sind das Nationale Rundfunkorchester, der Chor und der Kinderchor des Rumänischen Rundfunks, die Jazz Big Band, das Volksmusikorchester und das Quartett Voces“. Zum öffentlich-rechtlichen Sender Radio România gehört auch der Auslandssender Radio România International. Ovidiu Miculescu dazu:



    “Radio România International ist eine äu‎ßerst wichtige Verbindungsbrücke zwischen Rumänen in der ganzen Welt. Neben unseren Auslandsprogrammen auf Rumänisch senden wir in weiteren 10 Sprachen. Radio România International ist ein Botschafter, der Informationen über Rumänien ausstrahlt, mit allem, was dazu gehört, sei es Gutes oder Schlechtes. Die Wirklichkeit präsentieren wir wie sie ist, ohne Verschönerung, aber gleichzeitig fördern wir unsere Werte, wir stellen uns dem Ausland vor, und das ist einer der wichtigsten Elemente des Journalismus.“



    Im Laufe seiner jahrzehntelangen Geschichte hat Radio România entscheidende Momente erlebt, Zeiten der Wirtschaftskrise überstanden, hat sich immer wieder mit neuen Technologien ausgestattet und der Entwicklung der gegenwartigen Gesellschaft angepasst. Mit seinen 85 Jahren bleibt Radio România ein junger Nationalsender, der mit Optimismuns einer schönen Zukunft entgegensieht.

  • Die Cucuteni-Tripolia-Kultur

    Die Cucuteni-Tripolia-Kultur

    Der Name stammt vom Dorf Cucuteni, wo 1884 die ersten archäologischen Funde dieser Kultur erschienen. Typisch für diese ist die schön bemalte Keramik, die aus den Jahren 4800-4600 v. Chr. stammt. Die Menschen, die diese Kultur entwickelt haben, waren sesshaft. Sie beschäftigten sich mit der Jagd, der Landwirtschaft, der Fischerei und der Salz-Förderung und dem Salz-Handel.



    Eine der wichtigsten Ortschaften in Rumänien, die der Cucuteni-Kultur angehört ist das Dorf Poduri im Landkreis Bacau, im Osten Rumäniens. Hier wurde 1979 eine reiche archäologische Stätte gefunden. Diese schlieest Wohnungen, Werkzeuge, Lebensmittel-Lager, bemalte Keramik, Statuen und sogar eine Mühle ein. Auf dem Ghindaru-Hügel ist die Cucuteni-Geschichte begraben. Heute werden wir versuchen, mit Hilfe des Zentrums für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks, das die Stätte in Poduri dokumentiert hat, ihnen diese Geschichte zu erzählen.



    Der Archäologe Dan Monah leitete die Ausgrabungen hier. Die ersten Siedler liessen sich etwa 4800 v. Chr. in Poduri nieder. Sie haben das erste Dorf, das nachher im einem Brand zerstört wurde gebaut. Das Dorf wurde wieder aufgebaut. Das geschah mindestens 15 Mal. Die Fläche, die wir in den knapp 30 Jahren erforschen konnten, ist leider klein.



    Wir nähern uns einer erforschten Fläche von 1000 Quadratmetern, die Fläche des Tells ist 12 Tausend Quadratmeter gross und die Fläche der ganzen Ortschaft zwischen 60-80.000 Quadratmeter gross. In den Ortschaften in Poduri lebten sesshafte Landwirte. Natürlich beschäftigten sich diese auch mit der Jadg, der Fischerei, dem Pflücken. Eine bevorzugte Lage boten die salzigen Quellen in der Nähe an. Aus diesen gewannen sie Salz und handelten dieses Salz mit der Bevölkerung, die in Regionen, wo sich kein Salz befand, wohnte.“



    Dan Monah sprach auch über die wichtigsten Objekte und Gebäude, die in Poduri gefunden wurden: Es wurden gro‎ße Getreide-Lager gefunden. In einer Wohnung wurden nicht weniger als 16 Getreide-Lager entdeckt. Es wurden Lehm-Bauten gefunden mit einer Kapazität von etwa einem halben Kubikmeter. Diese haben eine Fläche von einem Quadratmeter und waren 45 Zentimeter hoch. Die spektakulärste Entdeckung in dieser Region ist die sogenannte Mühle. Es handelt sich dabei um einen Bau, in dem sich 4 kegelförmigen Silos befanden. Diese waren etwa 1 Meter und 10 Zentimeter hoch, hatten einen Deckel und eine Lüftung. Als sie entdeckt wurden, waren sie etwa ein Drittel voll mit verkohltem Getreide.



    Interessant ist es, dass die Silos aufgeteilt waren, zwei beinhalteten Gerste, die anderen zwei Weizen. In der Nähe der beiden Silos befindet sich ein quadratförmiger Bau, in dem 5 Mahler, 3 grössere und 3 kleinere gefunden wurden. Sie waren auf weissgestrichene Lehm-Sockel fixiert. Auf der Ecke gab es eine Rinne, auf der das gemahlene Getreide rutschte. Es ist eine der ältesten Mühlen in Südost-Europa.“



    Die Menschen damals arbeiteten, sie beteten aber auch. Dan Monah und sein Team haben viele Kultobjekte in der archäologischen Stätte von Poduri gefunden: Es wurde eine Konstruktion mit zwei Backsteinen entdeckt. Nebem dem ersten Backstein waren sieben weibliche Statuen, ein Thron aus gebrantem Ton und ein kleiner Keramik-Behälter. Wir haben dieses Ensemble die heilige Familie genannt. Es handelt sich um eine Hausmutter und weitere sechs weibliche Gestalten, die angesichts der Grösse und der Züge, jünger scheinen als die Hausmutter.



    Die interessanteste Entdecklung erfolgte in derselben Konstruktion. Neben dem zweiten Backstein wurde ein Behälter mit 21 weiblichen Statuen, 13 Thronen und 2 nicht identifizierten prehistorischen Objekten gefunden. Der Behälter in dem sich die heiligen Objekte befanden, wurden von einem anderen Behälter der auf dem Kopf stand, geschützt. Alle waren aber wegen des Einbruchs der Wände des Baus und der Ablagerungen gebrochen.



    Wir nannten diesen Komplex die Synode der Göttinnen, es ist eine Darstellung des Pantheons der Einwohner, die vor der Cucuteni-Kultue gelebt haben. Nach 28 Jahren wurde im Dorf Isaia im Landkreis Iasi, in einer vor-Cucuteni Ortschaft ein Behälter mit 21 Statuen, 13 Thronen, 42 gelochte Kugeln- also Mehrfaches von 21- 21 Kegel, 21 nicht komplett gelochte Kugeln. Da gibt es eine Beziehung zwischen den beiden Kultstätten, die uns die religiöse Einheit der vor-Cucuteni Stämme zeigt.“



    Der Arzt Romeo Dumitrescu, der Cucuteni-Keramik-Sammler ist und die Ausgrabungen finanziert hat, bestätigt die Aussagen des Archäologen Dan Monah.



    Die schönsten Fundstücke sind wahrscheinlich die des Schatzes von Bohotin. Dieser beinhaltet 21 Gottheiten, 13 davon sitzen auf Ton-Stühlen. Weiter gibt es ein besonderes Stück, seht selten für die Periode. Es ist Teil eines Schatzes von 21 Ton-Figuren, auf dem ein Paar schön abgebildet ist. Alle sind schön, alle sind merkwürdig, das ist aber eine Darstellung, die in anderen Kulturen nicht zu finden ist. Sie hängt am Herz und wird sogar eine Obsession.“



    Die Cucuteni-Kultur zeigt, dass der neolitische Mensch, wie auch der heutige, kreativ war. Die Wunder, die die Archäologie ans Licht bringt, sorgen für Entzücken und Kontemplation.



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  • Die Rolle der sowjetischen Berater zu Beginn des kommunistischen Regimes in Rumänien (1949-1958)

    Die Rolle der sowjetischen Berater zu Beginn des kommunistischen Regimes in Rumänien (1949-1958)

    Die sowjetischen Berater haben nach Einführung des Komunismus in Mittel- und Osteuropa dafür gesorgt, dass das sowjetische Vorbild umgesetzt und die ideologische Anbindung an die Sowjetunion gewährleistet wird. Über den Einsatz der sowjetischen Berater im kommunistischen Rumänien erfahren Sie in der heutigen Geschichtsrubrik Pro Memoria.



    Die politische Entwicklung der sowjetischen Gesellschaft beruht auf der sowjetischen Armee, der Kommunistischen Partei, dem Repressionsapparat und den sowjetischen Beratern. Die letzteren haben in allen Ländern Mittel- und Osteuropas die sowjetische Denkweise und das kommunistische Muster konkret umgesetzt. Sie haben eine ideologische Anbindung an die kommunistische Partei der Sowjetunion verfolgt.



    In Rumänien waren die sowjetischen Berater ebenfalls auf jeder Ebene der staatlichen Institutionen zu finden, um die komplette Umwandlung der rumänischen bishin kapitalistischen Gesellschaft in eine sozialistische zu überwachen. Auf offizieller Ebene wurde damals beteuert, dass die rumänische Regierung die Überwachung selbst beantragt hätte, in Wirklichkeit wurde aber die Entsendung der sowjetischen Berater nach Bukarest von Moskau entschieden.



    Im Herbst 1949 teilte der rumänische Parteiführer Gheorghe Gheorghiu-Dej dem stellvertretenden sowjetischen Au‎ßenminister A.A. Gromyko in einem Brief mit, dass die rumänischen Behörden die Entsendung einiger Experten von Moskau nach Bukarest beantragen, die der Führung der Rumänischen Arbeiterpartei (PMR) bei der Auswertung der Situation einiger Parteimiglieder mithelfen sollten. Die besagten Parteimiglieder hätten eine undeutliche und verdächtige Tätigkeit ausgeübt“, hie‎ß es.



    Am 9. November 1949 wurde der Antrag von Gheorge Gheorghiu-Dej in einer Sitzung des Politbüros der Kommunistischen Partei der Sowjetunion genehmigt. Die Berater A.M. Sacharowski und W.S. Patrikeew wurden infolgedessen vom Sowjetischen Ministerium für Staatssicherheit nach Rumänien entsandt. Doch das war nur der Anfang. Das am 5. Februar 1950 zwischen Rumänien und der Sowjetunion über den Einsatz sowjetischer Berater in rumänischen Institutionen unterzeichnete Abkommen bekräftigte die Unterordnung Rumäniens gegenüber der Sowjetunion. Die sowjetischen Berater wurden zuerst in die Armee und in den Geheimdienst Securitate eingegliedert. Ihr Einsatz dauerte drei Jahre und für ihre Unterkunft und Verpflegung samt ihrer Familien kamen die rumänischen Behörden auf. Sie erhielten zwei Gehälter, eines in der rumänischen Währung Leu und einen zweiten in Rubel, der von der Sowjetunion bezahlt wurde. Zudem war ihr Zugang zu Devisenshops gesichert und ihr Transport wurde auch von den rumänischen Behörden unentgeltlich zur Verfügung gestellt.



    Nicht nur die Armee und der Sicherheitsdienst Securitate stellten strategische Punkte für den Einsatz sowjetischer Berater dar, sondern auch der rumänische Wirtschaftsbereich. Nicolae Magherescu war Kabinettschef während der kurzen Minister-Amtszeit des Liberalen Mihail Romniceanu in der von Kommunisten dominierten Regierung von Petru Groza. 1996 erzählte er für das Zentrum für Geschichtsforschung des rumänischen Rundfunks über die Existenz eines sowjetischen Beraters in der Nationalbank Rumäniens:



    Ich wurde zur Bankvertrertung im südrumänischen Ploiești entsandt. Dort bin ich aber nur zwei Jahre geblieben, nachher kam ich zur Bukarester Zentrale zurück. Dies passierte in den Jahren 1949-1950. Dort gab es einen sowjetischer Berater namens Romaschow — an den Namen erinnere ich mich ganz genau. Er hatte ein ungepflegtes Aussehen und trug stets ungebügelte Hosen, soweit ich mich erinnere. Er hat das Muster der Moskauer Gost Bank in der rumänischen Nationalbank umgesetzt. Zum Glück war der demalige Bankleiter Aurel Vîjoli, der eine langjährige Karriere als Bankbeamter hinter sich hatte, ein gut vorbereiteter Bankenfachmann, der insbesondere die Tradition der rumänischen Nationalbank schätzte. Er konnte sich gegen die Anbindung an das sowjetische System nicht wehren, aber er hatte es geschafft, die Mentalität des Bankbeamten zu bewahren.“



    Nicolae Magherescu erläutert demnächst, wie sich die Wirtschaftspolitik der Nationalbank Rumäniens durch die von den Sowjets aufoktroyierten Ma‎ßnahmen änderte:



    Es wurde uns angeordnet, ein neues System einzusetzen. Der gesamte Bargeldbestand auf dem rumänischen Markt musste auf den Konten der Nationalbank bleiben. Kein Unternehmen durfte Geld über einer erlaubten Grenze auf dem eigenen Konto haben. Der Kreditierungsplan wurde in direktem Verhältnis zu dem Bargeldbestand der Nationalbank festgelegt. Die Zentralbank finanzierte alle rumänischen Unternehmen, nachdem das Finanzministerium sie mit eigenen Umlaufsmitteln ausstattete. Was über den Bedarf von Umlaufsmitteln lag, musste durch Kredite abgedeckt werden. Mit der Nationalbank und mit den damaligen Banken hat also das zentralistische System des kommunistischen Staates angefangen.“



    Die Sowjetisierungspolitik wurde folglich zunächst im Repressionsapparat und in den Wirtschaftsbereichen konkret umgesetzt. Nicht weniger wichtig für die neuen Machthaber war die kulturelle Politik. Der Maler und Hochschulprofessor Ion Sălişteanu (1929-2011) erinnerte sich im Jahr 2000 an den Einsatz des Beraters Kowalenko im rumänischen Kulturbereich:



    Er führte keinen Dialog mit den Studenten und jedes Mal wurde ihm eine Eskorte zur Verfügung gestellt. Er fühlte sich tatsächlich zum Befehlen und Angsteinjagen berufen, es machte ihm sogar Spa‎ß. Die Professoren fühlten sich verängstigt, sie redeten untereinander nur noch im Flüsterton in der Uni. Später wurde er für seine qualitativ unbefriedigende Bühnenbildner-Arbeit wohl bestraft. Er ist irgendwo in Sibirien gestorben und es gilt heute als wahrscheinlich, dass jemand aus dem Parteiapparat mit seiner Leistung nicht zufrieden war. Er wurde immer von einer blonden und dickleibigen Dame, einer Dolmetscherin mit russischem Akzent, begleitet. Er legte jedes Mal eine Art Unverschämtheit an den Tag, indem er positive und negative Beispiele anführte, als ob er ein Urteil verkünden würde. Durch diese Zeit wurde ich ständig von einem Gefühl der Atemnot begleitet.“



    Am 14. Januar 1957 stellte Kommunistische Partei der Sowjetunion fest, dass Rumänien genügend Experten habe, um auf dem Weg zum Kommunismus allein weiterzugehen. Auch wenn im Jahr 1958 die meisten Berater nach Moskau zurückgerufen wurden, blieben jedoch die sowjetischen Militärberater in Bukarest bis 1960 eine konstante Präsenz.



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