Tag: Gesundheitswesen

  • Das rumänische Gesundheitswesen im Wandel

    Wenige Bereiche haben nach der Wende von 1989 mehrere Reformen durchgemacht und mehr Unzufriedenheit verursacht als das Gesundheitswesen. Patienten, Ärzte, Verwaltungspersonal und politische Entscheidungsträger beklagen sich über die mangelnde Qualität der medizinischen Dienstleistungen, über skandalöse Behandlungsfehler, schwache Ausstattung mit Geräten und Medikamenten, Korruption und Unfähigkeit und die dramatische Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Alle diese Angelegenheiten haben eine doppelte Migration gen Westen verursacht. Einerseits die Patienten, die die Kosten einer Operation und einer Behandlung decken können und andererseits das medizinische Personal, das im Westen nach besser bezahlten Jobs sucht. Das führt zu einem Mangel an Personal im rumänischen Gesundheitswesen.




    Wie auch seine Vorgänger hat auch der jetzige Gesundheitsminister Eugen Nicolaescu eine Reihe von Reformen eingeleitet. Man wartet jetzt auf deren Folgen. Ab dem 1. Februar 2014 soll zudem ein neues Basispaket von medizinischen Dienstleistungen in Kraft treten. Die Unterschiede zwischen versicherten und nicht versicherten Personen sind in diesem Zusammenhang erheblich. Eugen Nicolăescu:




    Für Nichtversicherte gibt es drei wichtige Komponenten: die Prävention, die Notmedizin und die nationalen Gesundheits-Programme. Für Versicherte haben wir gemeinschaftliche Assistenz, Hausärzte, Ambulatorium-Behandlungen. Alle drei Komponenten können auch Präventions-Dienstleistungen und gewöhnliche medizinische Dienstleistungen sichern.”




    Der Minister sagte auch, keine Konsultation der chronisch Kranken werde von diesen bezahlt. Das Gesundheitsministerium werde versuchen die sogenannten Permanenz-Zentren in den ruralen Gebieten und den Kleinstädten wieder zu aktivieren. Die Ärzte die in diesen Zentren arbeiten werden, sollen auch besser verdienen, so der Minister.




    Am Anfang hatte der Minister versprochen, dass alle Rumänen, abgesehen vom Versicherungsstand, das ganze Basis-Paket medizinischer Dienstleistungen nutzniessen werden. Das fehlende Geld hat aber die Grosszügigkeit der Regierung eingedämpft. Minister Nicolăescu ist Wirtschaftler und erklärte die Geldverschwendung im System sei auch daran Schuld. Im letzten Jahr wäre im 40 % der 4,4 Millionen angebotenen medizinischen Dienstleistungen die Einlieferung ins Krankenhaus nicht nötig gewesen. Diese Diensleistungen würden 18 Mal so viel, wie eine ambulatorische Behandlung kosten.




    Sollte das neue Basis-Paket am 1. Februar nicht in Kraft treten, so hätte der Minister nichts mehr an der Leitung des Ministeriums zu suchen, so der Minister selbst.

  • Proteste der Gewerkschaften in Bukarest

    Proteste der Gewerkschaften in Bukarest

    Die Angestellten des rumänischen Gesundheitssystems, sowie die Gewerkschaften im Transportwesen und öffentlichen Diensten haben am Mittwoch in Bukarest gegen die kleinen Gehälter protestiert. Das Gesundheitswesen ist seit Jahren ein Opfer der chronischen Unterfinanzierung und ist trotz den Reformen, die ihn modernisieren und effizienter machen sollten, in einer dauerhaften Krise. Das Ergebnis war das Schlie‎ßen einiger Krankenhäuser, der Exodus der Ärzte und der Krankenschwester, die von den höheren Löhnen im Ausland herangelockt wurden. Die Ärzte meinen, die Behörden finden Geldressaurcen nur für die Erhöhung der Löhne der Bürgermeister. Die Assistenzärzte sollten aber weiterhin mit 800 Lei (circa 180 Euro) bezahlt werden. Die Ärzte, die von so viel Armut und Mangel satt sind, gingen auf die Stra‎ße, um gegen den Mangel an Lösungen zu protestieren. Sie verlangen die Zuteilung von wenigstens 6% des BIPs, ein Gesetz, das die berufliche Unabhängigkeit derjenigen, die im öffentlichen und privaten System arbeiten, garantieren soll, sowie ein Sodergesetz für das Gesundheitswesen in dem das Projekt hinsichtlich der Leistung in einem Kapitel geregelt werden soll.



    Die Angestellten des Gesundheitssystems wollen eine reelle Beratung mit der Koalition der Fachleute aus dem Gesundheitswesen. Das Geld aber bleibt die Hauptforderung, sagt Florin Chirculescu, einer der Gewerkschaftsleitern: Sie müssen das notwendige Geld zuteilen. Das bedeutet wenigstens 6% des BIP”.



    Der rumänische Gesundheitsminister, Eugen Nicolăescu, scheint aber keine Lösung zu haben: Wenn ich über 6% des BIP verfügen würde, könnte ich der glücklichste Minister in diesem Land sein.”


    Nicolăescu rief die Demonstranten zum Dialog auf. Diese aber gaben bekannt, sie werden täglich bis zum 27. September protestieren.



    Die Gewerkschaften aus Bereichen wie Transport und öffentliche Dienste haben ebenfalls Protestaktionen organisiert. Sie sind unzufrieden, weil ihre Löhne seit 2008 nicht mehr erhöht wurden. Hunderte Demonstranten verlangten, dass das Gesetz verändert werden soll. Die kollektiven Arbeitsverträge sollen vehandelt werden können. Wenn ihre Forderungen nicht gelöst werden, soll ab dem 30. September gestreikt werden. Gewerkschaftler im öffentlichen Verkehrsbetrieb RATB haben bereits angekündigt, sie werden sich ebenfalls der Protestaktion anschlie‎ßen. Bukarest soll lahmgelegt werden.

  • Die Woche 17.-21.06.2013 im Überblick

    Die Woche 17.-21.06.2013 im Überblick

    Rumänisches Unternehmen übernimmt Mehrheitspaket an der staatlichen Güterbahn



    Die rumänische Regierung kann jetzt aufatmen: Ein interessierter und offenbar finanzstarker Investor soll das Mehrheitspaket an CFR Marfă übernehmen. Die Privatisierung der Gütersparte der Rumänischen Bahngesellschaft stand diese Woche in den meisten Schlagzeilen. Die Ausschreibung wurde von dem einzigen Unternehmen gewonnen, das im Rennen geblieben war. Die rumänische Firma verpflichtete sich, 200 Millionen Euro für 51% der Anteile auf das Staatskonto zu überweisen und weitere 200 Millionen in die Gütertransportgesellschaft zu investieren.



    Die Privatisierung der CFR Marfă bedeutet für die Exekutive nicht nur das Loswerden eines maroden Staatsbetriebs. Experten sind der Ansicht, dass der IWF die Ma‎ßnahme gefordert hatte. Für die circa 10.000 Angestellten der Eisenbahngesellschaft ist die Privatisierung ein Grund zur Sorge, auch wenn Ministerpräsident Victor Ponta von einem Erfolg spricht. Die Geschichte der Privatisierungsverfahren im postkommunistischen Rumänien zeigt, dass die neuen Besitzer unter der makellosen Vorwand der Effizientisierung meistens Stellen gestrichen haben.




    Angestellte im Gesundheitswesen drohen mit Streik



    Die Angestellten im rumänischen Gesundheitswesen drohen mit Protestaktionen, Streiks und Kündigungen ab Juli. Das gab der Vorsitzende der Ärztekammer, Vasile Astărăstoae, bekannt. Die Ärzte klagen vor allem über die niedrigen Gehälter, die schweren Arbeitsbedingungen, aber auch über die Art, in der sie von den Behörden und von manchen Patienten behandelt werden. Gesundheitsminister Eugen Nicolăescu appellierte an die Ärzte, den Patienten als Priorität zu betrachten. In diesem Jahr seien keine Mittel für eine Erhöhung der Gehälter vorhanden, allerdings zähle die Regierung das Problem zu ihren Schwerpunkten für das kommende Jahr, so der Minister.




    Sekräter des Sicherheitsrates Russlands und CIA-Chef in Bukarest



    Rumäniens Staatschef Traian Băsescu hat am Montag in Bukarest den Sekräter des Sicherheitsrates Russlands, General Nikolaj Platonowitsch Patruschew, empfangen. Nach dem Treffen gab Präsident Băsescu bekannt, dass beide Staaten ein Memorandum unterzeichnet haben, das die enge Kooperation in Sicherheitsfragen regelt.



    Staatschef Traian Băsescu dazu: “Dieses Memorandum wird gewiss den Weg für eine wirksame Kooperation zwischen den Sicherheits- und Polizeistrukturen Rumäniens und Russlands öffnen. Wir haben uns bereits über eine langfristige Zusammenarbeit in mehreren Bereichen geeinigt. Es handelt sich erstens um die Terrorismusbekämpfung; daran haben beide Staaten Interesse, insbesondere weil sich die ISAF-Mission in Afghanistan ihrem Ende nähert. Im Zuge einer engen Zusammenarbeit mit Russland in Sicherheitsfragen können wir gemeinsam gegen jeden Terroranschlag mit Herkunft Afghanistan oder Pakistan vorgehen. Ein weiteres Ziel dieses Memorandums ist der Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität, Menschen- und Drogenhandel.”



    Präsident Traian Băsescu bat zudem den russischen Sekräter des Sicherheitsrates, dem Präsidenten Wladimir Putin eine Botschaft zu überbringen: Solange sich zwei Staaten auf eine enge Zusammenarbeit im Kamf gegen gemeinsame Risiken einigen können, sei es ebenfalls nicht augeschlossen, dass sie zudem unterschiedliche Standpunkte, die sie in Bezug auf weitere Themen vertreten, diskutieren.



    CIA-Direktor John O. Brennan hat am Dienstag ebenfalls einen Bukarestbesuch unternommen. Er ist mit den Direktoren der rumänischen Nachrichtendienste, dem Premierminister Victor Ponta sowie mit dem Staatschef Traian Băsescu zusammengekommen. Der rumänische Staatspräsident erklärte, Rumänien habe als politisches Hauptziel die Konsolidierung der Beziehungen zu den USA. Traian Băsescu dazu: “Die Verstärkung der Beziehungen zu den USA ist unser politisches Hauptziel, auch wenn manchmal unsere Meinungen nicht übereinstimmen. Als Beispiel würde ich Kosovo nennen. Das stellt aber unsere Absicht nicht in Frage, die Beziehung zu den USA zu entwickeln. Ich würde hier die strategische Partnerschaft für das 21. Jh. erwähnen, die zu einem Anstieg der amerikanischen Investitionen in Rumänien geführt hat.”




    Erneut Spannungen zwischen Moldaurepublik und der abtrünnigen Provinz Transnistrien



    Das Parlament in Chişinău hat am Donnerstag nach langen Debatten hinter geschlossenen Türen keine Lösung zur transnistrischen Lage gefunden. In letzter Zeit hat sich die Situation in Transnistrien immer mehr verschlechtert, besonders nach dem 10. Juni, als der Präsident der abtrünnigen Provinz, Jewgeni Schewtschuk, das neue Grenzgesetz unterzeichnet hat. Das Gesetz schreibt Transnistrien auch das Dorf Warniza, auf dem rechten Dnjesterufer, zu, das unter der Gebietsherrschaft der Republik Moldau steht. 80% der Dorfbewohner sind rumänischstämmige Moldauer. Chişinău hat diesen Beschluss kritisiert, während die Experten warnten, dass die jungsten Aktionen zu einem neuen bewaffneten Konflikt führen könnten.



    Das rumänische Au‎ßenministerium verlautbarte, die Billigung des sogenannten Grenzgesetzes in Transnistrien sei eine provozierende Handlung, die von der internationalen Gemeinschaft kritisert werden müsse.



    Der Name Transnistrien steht für die sogenannte Moldawische Dnjesterrepublik, eine separatistische Region, die legal zur Republik Moldau gehört. Auf internationaler Ebene wird sie als autonome Region betrachtet, die 1990 einseitig ihre Unabhängigkeit erklärt hat, indem sie sich auf die Gefahr der Vereinigung der Moldaurepublik mit Rumänien berief. Das führte 1992 zu einer bewaffneten Auseinandersetzung Krieg, in dem auch die dort stationierte russische Armee involviert wurde.

  • Umstrittene Gesundheitsreform: Ressortminister Nicolăescu stellt Maßnahmen vor


    Gesundheitsminister Eugen Nicolăescu strebt eine erneute Umstrukturierung seines Ressorts an. Die von ihm vorangetriebene Reform des Gesundheitswesens ist aber nicht unumstritten — die umzusetzenden Ma‎ßnahmen würden zwar Einsparungen von mehreren Zehn Millionen Euro, aber auch Entlassungen mit sich bringen.


    Die Gesundheit ist das kostbarste Gut, das man haben kann, man wird sich deren Bedeutung aber oft erst dann bewusst, wenn man sie nicht mehr hat. In Rumänien sind die Reformen, denen dieser Bereich durch jede Regierung seit 20 Jahren unterzogen wurde, ständig gescheitert. Neulich hat der liberale Ressortminister Eugen Nicolăescu ein Umstrukturierungsverfahren des Gesundheitswesens eingeleitet. Dieses soll, seinen Aussagen zufolge, Einsparungen von 50 Millionen Euro bewirken. Der Entwurf wurde Ende der vergangenen Woche zur öffentlichen Debatte vorgestellt. Endfrist für die Einreichung der Änderungsvorschläge ist der 25. März.


    Die neue Reform werde die Bürokratie zum Vorteil des Bürgers reduzieren, so Eugen Nicolăescu. Er erläuterte, dass die heutigen Landkreisanstalten für Öffentliche Gesundheit in acht Regionalbehörden mit 34 Landkreisämtern für Öffentliche Gesundheit umorganisiert werden sollen. Man habe sich au‎ßerdem vorgenommen, die Landkreisnotdienste in acht Regionaldienste mit 33 Regionalstationen umzustrukturieren. Der Reformplan würde somit der geplanten verwaltungsterritoriellen Neuorganisierung Rumäniens entsprechen. Die Verwaltungsreform war von der regierenden Sozialliberalen Union (USL) vorgeschlagen, die somit den Gemeinden Verwaltungsautonomie und konkrete Enwicklungsmöglichkeiten im Rahmen der 8 entstehenden Regionen zu bieten versucht. Dabei betrifft die neue Gesundheitsreform auch die Umorganisierung der Landkreiskrankenkassen.


    Im Laufe dieses Jahres könnte auch das Nationale Zentrum für Gesundheitsprogramme und die Landesagentur für Beschaffung und Investitionen im Gesundheitswesen gegründet werden. Gleichzeitig sollen das Nationale Institut für Öffentliche Gesundheit und das Institut für Gerichtsmedizin neuorganisiert werden. Von Änderungen — einschlie‎ßlich Personalabbaus — bleibt auch das Gesundheitsministerium nicht verschont.


    Minister Eugen Nicolăescu: Für das Gesundheitsministerium besteht der Vorschlag, das Eigenpersonal des zentralen öffentlichen Apparats von 290 Stellen auf 250, also um ungefähr 14% zu reduzieren. Aber bei dieser Gelegenheit werden wir auch eine Reihe von Tätigkeiten und eine gewisse Pesonalanzahl auf dem Ministerium unterstellte Institutionen übertragen.“


    Die Umstrukturierung wird allgemein einen Abbau von 4.000 Stellen verursachen, einer internen Bewertung zufolge sollen aber die Bediensteten, die diese Stellen zur Zeit belegen, auf andere Ämter im Gesundheitssystem verteilt werden. Gesundheitsminister Nicolăescu versicherte noch, dass die Entlassenen Abfindungsgehälter erhalten werden:


    Das womöglich schwächer qualifizierte Personal soll entlassen werden können. Das besagte Personal möchten wir so gut wie möglich durch Rechtsregelungen schützen. In dieser Hinsicht führen wir Diskussionen mit dem Arbeitsministerium, um alle Rechtsvoraussetzungen zu schaffen, damit diese Menschen so wenig wie möglich zu Schaden kommen.“


    Eine im Schritttempo justierte Reform“ sei einer neuen Gesetzgebung vorzuziehen, denn letztere könnte jahrelange Verzögerungen verursachen, meint der Ressortminister. Die Gesundheitsreform könne nicht mehr verschoben werden. 2013 werde das Jahr der tiefgründigen Änderungen im rumänischen Gesundheitswesen sein, schlussfolgerte Eugen Nicolăescu.

  • Wenn das Gesundheitssystem versagt: Das Zytostatika-Netzwerk

    Wenn das Gesundheitssystem versagt: Das Zytostatika-Netzwerk


    Das rumänische Gesundheitsministerium musste — nachdem es von mehreren Patienten-Verbänden darauf aufmerksam gemacht wurde — zugeben, dass es Lieferungsengpässe bei mehr als 20 Zytostatika gibt. Am meisten betroffen sind die Leukämie-Kranken und die Patienten, die an Hodgkin-Lymphom leiden. Wie kam es dazu? Das haben wir Vlad Mixich gefragt. Er ist Journalist beim Nachrichtenportal Hotnews.ro und schreibt oft über das rumänische Gesundheitswesen.


    Das rumänische Gesetz sieht die kostenlose Behandlung von Krebskranken vor und zwar ungeachtet dessen, ob sie zur Krankenkasse beitragen oder nicht. Wir befinden uns in dieser Situation, weil der rumänische Staat nicht im Stande ist, die Dienstleistungen zu finanzieren, die er anzubieten versprochen hat. Ferner ist der Staat unfähig, ein organisatorisches Problem zu verwalten. Ein Gro‎ßteil dieser Medikamente ist ziemlich kostengünstig. Die Politik des rumänischen Staates ist es, den kleinsten Preis in der EU für die eingekauften Medikamente durchzusetzten. Es ist ein den Produzenten aufgezwungener Preis. Bei diesem Mindestpreis sind die Vertriebsfirmen nicht daran interessiert, diese Zytostatika nach Rumänien zu bringen, weil sie keinen Profit machen.“


    Au‎ßer den privaten Vertriebsfirmen gibt es auch ein Staatsunternehmen, UNIFARM, das für den Einkauf und den Vertrieb von Medikamenten zuständig ist. UNIFARM ist ein unterfinanziertes Unternehmen und ist auch von der Bürokratie betroffen. Überraschenderweise hat man am Anfang des Jahres erfahren, UNIFARM einen Teil der fehlenden Zytostatika auf Lager hatte. Wieso die Medikamente den Patienten trotzdem verwehrt blieben, erklärt Vlad Mixich:


    Die bürokratische Hölle machte sich auch hier spürbar. Von UNIFARM hie‎ß es, das Unternehmen habe die Krankenhaus-Manager über die Existenz dieser Medikamente informiert. Ihrerseits erklärten die Manager, sie hätten vom Ministerium diese Zytostatika beantragt und hätten den Mangel periodisch bekannt gemacht. Sicher ist, dass die Krankenhaus-Manager die Medikamente von UNIFARM nicht kaufen konnten, weil die nationale Krankenkasse den Krankenhäusern das Geld erst nach 200 Tagen zurückerstattet. UNIFARM wollte das Geld hingegen sofort bekommen. Das ist der Grund, warum die Patienten die Medikamente nicht bekommen konnten, obwohl sie bei UNIFARM zu finden waren.“


    Während Krankenhäuser, Krankenkassen und UNIFARM sich gegenseitig die Schuld zuschoben, waren die Patienten auf sich selbst gestellt. Krebskranke haben angefangen, selbst nach Lösungen zu suchen. Eine dieser Lösungen ist das sogenannte Zytostatika-Netzwerk“. Vlad Mixich war der erste Journalist, der darüber berichtet hat:


    Das Netzwerk funktioniert sehr einfach. Es gibt eine Webseite www.medicamente-lipsa.ro (zu deutsch in etwa: mangelnde Medikamente) zu der jeder, der ein Medikament braucht, Zugang hat. Dort kann man eine periodisch aktualisierte Liste finden. Wenn das gewünschte Medikament auf der Liste erscheint, füllt man ein Formblatt aus und schickt es dem Verwalter der Webseite. Das Medikament wird dann durch das Freiwilligen-Netz beantragt, es gibt ein paar Hundert Volontäre in allen EU-Staaten. Diese suchen dann in den Apotheken der europäischen Stadt, in der sie wohnen, nach den jeweiligen Medikamenten. Wenn sie das gesuchte Medikament finden, informieren sie den Verwalter der Internetseite, der seinerseits den Patienten informiert. Wenn der Patient sein Einverständnis ausdrückt, schickt er das nötige Rezept und der Freiwillige kauft das entsprechende Medikament aus seinem eigenen Geld. Das Medikament wird dann mit dem Flugzeug, per Post oder mit dem Bus nach Rumänien geschickt. Das Medikament wird anschlie‎ßend vom Patienten bezahlt und der freiwillige Helfer bekommt sein Geld zurück.“


    Das Netzwerk hat ein paar Hundert Volontäre. Diese wohnen zum Gro‎ßteil in der EU. Das Gesetz erlaubt es, mit einem Rezept aus einem EU-Land Medikamente in einem anderen EU-Land zu kaufen.


    In der Audiodatei kommt auch ein Patient zu Wort, der gleichzeitig Mitglied des Zytostatika-Netzwerks ist.


    Audiobeitrag hören: