Tag: Jassy

  • Italienischer Medizinstudent in Jassy: „Rumänien bot mir die Chance, meinen Traum zu verwirklichen“

    Italienischer Medizinstudent in Jassy: „Rumänien bot mir die Chance, meinen Traum zu verwirklichen“






    Vor seiner Studienaufnahme in Rumänien hat Tiberio Claudio Sapone zwei Semester Biotechnologie an der Universität in Perugia studiert. Doch dann überlegte er es sich anders und entschied sich für ein Medizinstudium in der rumänischen Uni-Stadt Jassy. Warum gerade in Rumänien?



    Ich bin nach Rumänien gekommen, um Medizin auf englisch zu studieren, denn das Land bot mir die Chance, meinen Traum zu verwirklichen, nachdem es mir in Italien verwehrt geblieben war, ein Medizinstudium aufzunehmen. Und so kam ich 2017 nach Rumänien, jetzt bin ich schon im 9. Semester Student der Medizinfakultät in Jassy. Mein Bruder studiert ebenfalls Medizin, allerdings in Italien, an der Universität in Messina, und er hat einen Freund, der Rechtsanwalt ist und mit Hilfe seiner rumänischen Ehefrau italienischen Studenten mit Rat und Tat zur Seite steht, die in Rumänien studieren möchten. Auf seinen Ratschlag hin habe ich mich für Rumänien entschieden.“




    In den nunmehr vier Jahren, seitdem Tiberio Sapone in Rumänien lebt, hatte er auch Zeit und Gelegenheit, das Land zu bereisen. Am meisten hat ihm Brașov (Kronstadt) gefallen — die Berglandschaft und die Wintersportmöglichkeiten dort haben es ihm angetan.



    Als ich in Rumänien ankam, war ich schon vom ersten Tag an zuversichtlich, denn von Anfang an habe ich Leute kennengelernt, rumänische oder andere ausländische Studenten, die mir sehr geholfen haben, mich einzuleben. Auch unsere Hochschullehrer geben sich viel Mühe, den ausländischen Studenten den Einstieg ins hiesige Uni-Leben zu erleichtern — sie erläutern uns den Aufbau des Studiengangs und vieles mehr. Am Anfang war es sicherlich nicht sehr leicht, weil ich die Sprache nicht beherrschte; jetzt ist es leichter geworden, denn mit Hilfe der Sprachkurse und dank meiner Kommilitonen ist mein Rumänisch jetzt passabel. Heute kann ich sagen, dass ich mich fast wie zu Hause fühle.“




    Seit fast zwei Jahren ist der junge Italiener auch Mitglied des Europäischen Verbands der Medizinstudenten — European Medical Student’s Association (EMSA), der 1990 in Brüssel gegründet wurde, Filialen in 30 Ländern hat und über 50.000 Mitglieder zählt. Tiberio Sapone leitet die Abteilung für soziale Events der Jassyer Filiale von EMSA, die zahlreiche Konferenzen und Workshops mit internationaler Beteiligung, aber auch Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert. Zum Schluss haben wir Tiberio Sapone über seine beruflichen Zukunftspläne befragt:



    Während meiner Studienjahre in Rumänien habe ich herausgefunden, dass ich sehr daran interessiert bin, zu verstehen, wie der menschliche Verstand funktioniert und warum manche Menschen psychische Störungen entwickeln. Anders gesagt — ich möchte Psychiater werden. Ich glaube nicht, dass ich in Rumänien bleiben werde, ich werde aber auch nicht nach Italien zurückkehren. In all diesen Jahren in Rumänien habe ich viel gelernt, und auch meine Englischkenntnisse sind empfindlich besser geworden, so dass ich überlege, nach Irland zu übersiedeln. Dort würde ich gerne Psychiatrie praktizieren. Nicht allein wegen der Sprache, sondern auch weil mir ein Kommilitone, der zur Hälfte irischer Abstammung ist, erzählt hat, wie das Leben eines niedergelassenen Arztes in Irland ist. Was er mir sagte, klang vielversprechend, also hat er mich überzeugt, es künftig in Irland zu versuchen.“

  • Agronomiestudent aus Jordanien: „Rumänien hat viele schöne Orte“

    Agronomiestudent aus Jordanien: „Rumänien hat viele schöne Orte“

    Abed Saloum, der 2016 seinen Abschluss in Agrarwissenschaften an der Mutah-Universität in Jordanien machte, hat sich entschieden, sein Studium im Ausland fortzusetzen. Warum er sich für Rumänien entschieden hat, erläutert unser Gesprächspartner:



    Ich habe mich um mehrere Stipendien beworben, unter anderem in der Türkei, Japan und Rumänien. Ich habe schlie‎ßlich ein Stipendium für Rumänien bekommen. Dann habe ich Jordanien in Richtung Rumänien verlassen und bin am 24. September 2020 in Rumänien angekommen. Ich fühle mich wohl hier, das ist ein schönes Land, ich mag es sehr. Rumänien hat viele schöne Orte, es gibt viele öffentliche Parks, Museen, den Kulturpalast in Iaşi. Einige kann ich leider wegen der Covid-Pandemie nicht besuchen. In Rumänien zu studieren, ist schön, aber es gibt einige Schwierigkeiten wegen der Sprache, die ich noch nicht sehr gut kann. Es ist ziemlich schwierig, Rumänisch zu lernen, aber ich mag die Sprache.“




    Neben Rumänisch, das er noch lernt, spricht Abed Saloum auch Englisch und Deutsch. Über sein Heimatland sagt er:



    Jordanien ist ein Land im Nahen Osten, in der Nähe von Israel. Es ist ein kleines, schönes Land, es hat viele schöne Orte, Petra, Akaba, Amman, mit dem römischen Amphitheater. In meinem Heimatland gibt es gute, tolle, au‎ßergewöhnliche Menschen. Und in Rumänien sind die Menschen genauso.“




    Zu Hause in Jordanien arbeitet Abed Saloum seit fast zwei Jahren als Agronom im privaten Bereich. Er ist auch Mitglied in einem Verband der Landwirtschaftsingenieure in Jordanien. Wie er sich seine berufliche Zukunft vorstellt, erklärt unser Gesprächspartner:



    Das hängt von meinem akademischen und beruflichen Werdegang ab, d.h., bevor ich meinen Masterabschluss mache, werde ich mich noch einmal um ein Stipendium in Rumänien bewerben. Nach der Promotion werde ich meine Forschung fortsetzen, egal wo, überall, wo es eine Möglichkeit für mich gibt.“




    Abed Saloum wird also noch eine Weile in Iaşi bleiben, um sich auf eine künftige Karriere als Universitätsprofessor und Forscher im Bereich der Agronomie vorzubereiten, was er für unerlässlich hält. Zum Schluss unseres Gesprächs sagte Abed Saloum:



    Ich vermisse mein Land, ich vermisse meine Freunde und meine Familie. Ich möchte ihnen sagen, dass ich alle liebe und ich möchte allen meinen rumänischen Freunden für ihre Hilfe danken.“

  • Dokumentarfilm „Timebox“ für Gopo-Preise nominiert

    Dokumentarfilm „Timebox“ für Gopo-Preise nominiert

    Nora Agapis Dokumentarfilm Timebox“ hat die Trophäe für den besten Dokumentarfilm aus Mittel- und Osteuropa in der Sektion Zwischen den Meeren“ auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival im tschechischen Jihlava gewonnen. Bei ihrer Auswahl war die Jury von der Tiefe, mit der die Regisseurin die Bedeutung der Erinnerung erforscht hat, sowie von der künstlerischen Vision und der erzählerischen Kraft des Films berührt. Trotz eines sehr persönlichen Erzählflusses wirft der Film Fragen auf, die über die Geschichte selbst hinausgehen. Timebox“ ist eine von fünf Nominierungen für die 14. Ausgabe der Gopo-Preise für den besten Dokumentarfilm.



    Der Film erzählt die Geschichte von Ioan Matei Agapi, einem charismatischen 80-jährigen Dokumentarfilmer. Er lebt in Iaşi (Jassy) und besitzt eine Sammlung von 16-mm-Filmen, die fast ein halbes Jahrhundert rumänischer Geschichte abdeckt. Ursprünglich wollte Nora Agapi einen Film über die reichen Archive ihres Vaters drehen. Aber sie änderte ihr Vorhaben und ihren Blickwinkel, als die örtlichen Behörden ihren Vater aufforderten, umzuziehen, da er sonst evakuiert werden würde. Regisseurin Nora Agapi über ihren Film Timebox“:



    Von Anfang an möchte ich klarstellen, dass es in diesem Film um meinen Vater geht. Er ist derjenige, der mich mein ganzes Leben lang beeinflusst hat. Er ist ein sehr starker Charakter, wie alle jungen Leute, die er auf seine Weise in die Geheimnisse der Fotografie und des Films einweihte, bestätigen. Warum sage ich auf seine Art und Weise? Weil mein Vater versuchte, über die Fotografie hinaus zu sehen und sich mit Philosophie und den lustigen Aspekten des Lebens zu beschäftigen — er hat nämlich viel Humor. Und er ist auch ein sehr mutiger Mensch, für den das Leben eine Art Spektakel war. Die ursprüngliche Idee war also, einen Film über meinen Vater zu machen. Aber es war nicht leicht. Ich stand dem Thema sehr nahe. Also habe ich mich auf den Raum konzentriert, in dem ich aufgewachsen bin, und darauf, wie mein Vater damit umging. In dem Film ist mein Vater sowohl Pädagoge als auch Regisseur. Er kann das Wort Filmemacher nicht ausstehen, also bin ich da auch misstrauisch. Mein Vater ist nach wie vor ein ausgezeichneter Dokumentarfilmer, der die Kompositions- und Aufnahmetechniken beherrscht, ohne sich für einen Künstler zu halten. Zuerst wollte ich in meinem Film nicht auftreten, weil der Film nicht von mir handeln sollte. Nur dass man, wenn man seinen Vater ansieht, unweigerlich auch über sich selbst spricht.“




    Nora begann ihr Projekt 2011, aber bald darauf, im Jahr 2012, erkannte sie, dass sie ihren Ansatz ändern musste, damit ihr Film nicht nur die Geschichte des Vaters, sondern auch die des Elternhauses erzählt. Dieser Raum, der alle Archive beherbergte und aus dem Ioan Matei Agapi unter dem Druck der Behörden ausziehen musste.




    Die Geschichte ist ziemlich komplex, aber um eine lange Geschichte kurz zu machen, kann ich Ihnen sagen, dass mein Vater zunächst einen Raum in einem gro‎ßen Gebäude mietete, um seine Archive aufzubewahren und seine pädagogischen Aktivitäten durchführen zu können. Schlie‎ßlich machte er diesen Raum zu seinem Zuhause. Aber nach 1990 durfte er es nicht mehr besitzen, weil der Ort, der als Schloss Braunstein bekannt war, ein denkmalgeschütztes Gebäude war. Infolgedessen zahlte er weiterhin Mietgebühren. Nur dass die Stadtverwaltung 2012 ohne Vorankündigung einen Brief an meinen Vater schickte, in dem sie ihn aufforderte, umzuziehen. Er reichte eine Beschwerde ein und erlitt vier Jahre lang die psychologische Folter des Kampfes gegen ein stumpfsinniges System, das einem 80-jährigen Senioren, der auf seine Weise zur Geschichte der Stadt beigetragen hatte, völlig gleichgültig gegenüberstand. Mein Film ist um diesen Kampf herum aufgebaut, ohne dass er die Form einer Sozialdokumentation annimmt. Dennoch denke ich, dass mein Vater durch seine Reise zum Symbol eines Kampfes wird, den viele von uns gegen all die Dinge führen müssen, die wir missbilligen, gegen die oft engstirnige Einstellung der Menschen um uns herum. Mein Traum war es, gerade all diese Werke meines Vaters ans Licht zu bringen, indem ich seine Filme, die er wie Kostbarkeiten aufbewahrte, aus ihren Kisten herausholte.“




    Neben der Trophäe des Festivals von Jihlava wurde Timebox“ auf mehreren internationalen Filmfestivals gewürdigt, darunter auf dem Internationalen Filmfestival Transilvania TIFF 2019, sowie mit dem Preis für den besten Dokumentarfilm in der Sektion Balkan Dox“ des Dokufest IDFF-Festivals im Kosovo ausgezeichnet.

  • Umweltschützer in Jassy starten Petition für Rettung des Bârnova-Waldes

    Umweltschützer in Jassy starten Petition für Rettung des Bârnova-Waldes

    Rettet die jahrhundertealten Bäume in Iaşi!“ — so lautet die von den Umweltschützern im Kreis Iaşi eingereichte Petition zur Rettung des Bârnova-Waldes, der allmählich kahlgeschlagen wird. Der Wald wird durch das Nationale Forstamt Romsilva verwaltet. Romsilva bewirtschaftet den Wald und sollte das in nachhaltiger Weise tun. Allerdings warnen die Umweltfreunde vor den Gefahren der Abholzung jahrhundertealter Bäume. Die Artenvielfalt sei dadurch beeinträchtigt. Das Gebiet steht unter Naturschutz, es ist Teil eines Natura-2000-Schutzgebietes — und hat demnach eine hohe wissenschaftliche und landschaftliche Bedeutung. Mehr als 116 seltene Vogelarten leben hier — der Steinadler, der Pommernadler, der Habicht, die Eule, der Specht, der Wanderfalke und der Zwergfalke. Auch die Pflanzenwelt ist besonders vielfältig. Mihai Diac, der Autor der Petition, meinte Folgendes dazu:



    Es ist ein sehr alter Wald. Der Wald in der Umgebung von Iaşi erstreckte sich einst auf einer riesengro‎ßen Fläche zwischen den Städten Roman, Vaslui und Iaşi. Übrig geblieben sind leider nur noch zwei grö‎ßere Wälder: der Wald Bârnova-Repedea und der Wald Frumuşica. Das Schutzgebiet erstreckt sich auf 12.000 Hektar, der Wald ist allerdings ein bisschen grö‎ßer. Der Wald liegt den Bewohnern der Stadt Iaşi am Herzen. Es ist ein sehr alter Wald, mit Bäumen, die 100–300 Jahre alt sind. Hier leben viele Tiere und Vögel, die unter Schutz stehen. Die Pflanzenwelt ist ebenfalls vielfältig. Es gibt hier Orchideen oder den Gelben Frauenschuh, der unter Naturschutz steht. Wir haben es also mit einem Wald zu tun, der durch eine gro‎ße Artenvielfalt charakterisiert wird. Der Wald liegt in der Umgebung einer Stadt mit 400.000 Einwohnern. Die Entwicklung von Freizeitalternativen ist also entsprechend gro‎ß. Die Einwohner der Stadt nutzen am Wochenende die örtlichen Möglichkeiten. Radfahrer, Jogger, Wanderer — alle wissen den Wald zu schätzen. Vor etwa 6–7 Jahren begann jedoch der Holzeinschlag. Zu Beginn wurde Holz nur in weiter gelegenen, entfernten Teilen des Waldes eingeschlagen. Doch die Arbeiten nahmen mit der Zeit zu. Letztes Jahr stellten wir fest, dass sogar sehr alte Bäume abgeholzt werden. An einem Baum konnten 250 Ringe beobachtet werden — das hei‎ßt, es war ein über 250 Jahre alter Baum. Ich musste etwas tun, ich begriff, der Holzeinschlag würde nicht aufhören. Für dieses Jahr ist noch mehr Holzeinschlag geplant. Das war ein Alarmsignal für mich. Letztes Jahr entwickelte ich eine Online-Gemeinschaft. Zusammen wollen wir Ma‎ßnahmen gegen die Abholzung jahrhundertealter Bäume starten.“




    Die Petition zur Rettung des Bârnova-Waldes — einer grünen Schranke, die eine besonders umweltverschmutzte Stadt Rumäniens schützt — sammelte bis jetzt 8000 Unterschriften.

  • Nacht der Ideen: Kulturinstitutionen und Umweltschützer tauschen sich aus

    Nacht der Ideen: Kulturinstitutionen und Umweltschützer tauschen sich aus

    Das französische Institut in Paris organisiert alljährlich eine Nacht der Ideen“, um die Ausdrucksfreiheit und den freien Gedankenaustausch zu fördern. Rumänien trat der Veranstaltung bei und organisierte aus diesem Anlass durch das örtliche Französische Institut Debatten, Ausstellungen und Workshops in mehreren Städten landesweit (in Bukarest, Klausenburg, Jassy und Temeswar). Die französische Allianz in Ploieşti beteiligte sich auch an einer Reihe von Aussprachen und Workshops. Die Veranstaltung brachte dieses Jahr das Konzept être vivant“ in den Vordergrund. Bei diesen Stichworten haben wir es mit einem Wortspiel mit doppelter Bedeutung zu tun — denn être vivant“ bedeutet gleichzeitig lebendig sein“ aber auch Lebewesen“. Absichtliche Mehrdeutigkeit, denn die Diskussionen über die Nacht der Ideen sind in erster Linie eine Einladung zum Nachdenken und kein gewöhnliches Treffen mit Experten, die die Wahrheit in der Hand halten und sie anderen präsentieren. Was bedeutet am Leben sein“? Welcher ist unser Platz in der Lebenswelt? Und inwiefern zwingt uns das lebendig sein“ zum Handeln? Wie kann der kreative Akt die Umwelt retten? Hierzu gibt es unterschiedliche Antworten von den Teilnehmern an der Nacht der Ideen.



    Cristian Neagoe, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit bei Greenpeace Rumänien, teilte mit:



    Natur und Kultur arbeiten sehr gut zusammen. Ohne Natur würde es am Ende keine Kultur geben, und sicherlich wird es keine Natur geben, wenn wir nicht so viel Kultur wie möglich haben. Ich denke, die Art und Weise, wie wir uns über die Dinge aufklären, die gerade geschehen, ist entscheidend für das, was als nächstes passieren wird.“




    Suzana Dan, Managerin des Kultur-Hubs BRD Scena9 Residence, ist der Ansicht, jedermann müsste als Künstler auf der Welt wirken:



    Derzeit müssen wir damit rechnen, dass alle Menschen eine aktive Rolle in der Gesellschaft spielen sollten. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass jeder von uns — egal ob wir Künstler oder Schauspieler sind oder in einem anderen Bereich arbeiten — den Mut aufbringt, auf die Wirklichkeit, auf die Geschehnisse in unserem Umfeld zu reagieren. Das ist eine Form von Aktivismus, die in unserer Gesellschaft viel mehr gelebt werden muss. Denn die Probleme, mit denen wir konfrontiert werden, sind nicht einzeln zu betrachten. Sie betreffen uns alle. Diesbezüglich sind die Künstler in der Tat bevorzugt, denn sie sind sichtbarer, sie drücken sich durch ihre Werke, durch Bilder, durch ihre Performance aus. Bilder kommunizieren ohnehin am besten, sie vermitteln Botschaften in unmittelbarer Weise. Ich wünsche mir, die Menschen würden immer reagieren, auf alles Mögliche und in jeder auch nur denkbaren Art und Weise.“




    Mihai Stoica, Geschäftsführer des Vereins 2Celsius, betrachtet den Aktivismus im erweiterten Sinne. Seiner Ansicht nach seien nicht nur die Künstler Aktivisten, sondern auch die Schauspieler:



    Neben den Künstlern, die durch ihre Kunst direkt mit uns kommunizieren, gibt es auch noch diejenigen Menschen, die keine Künstler sind. Ich habe einen Freund, er ist Fotograf und gleichzeitig Biologiedoktorand an der Uni Hamburg. Er erforscht die Art und Weise, in der verschiedene Erreger auf die Menschen übertragen werden. Er erzählte mir, dass der Klimawandel das Verbreitungsgebiet der Viren immer mehr beeinflusst. Das wissen wir eh alle, wir haben es im Alltag mit Viren zu tun. Und er dokumentiert seine Forschungsarbeit, indem er Fotos ausstellt. Nun, ist er Wissenschaftler oder Fotograf? Ist er verantwortlich für die Kommunikation? Seine Fotografien sind eher poetisch ausgerichtet, haben nichts mit seinem Status als Forscher zu tun. Dennoch hat er sich vorgenommen, uns gleichzeitig auch etwas über die von ihn untersuchten Viren zu vermitteln. Und zwar in einer Art und Weise, in der er uns zum Nachdenken über den Klimawandel und seine Folgen anregt.“




    Cristian Neagoe, PR-Beauftragter bei Greenpeace Rumänien, ergänzte:



    Ein gro‎ßes Problem der Menschen ist, sie haben im Laufe der Zeit die Natur als etwas Äu‎ßerliches betrachtet, nicht als ein Ganzes, dem sie angehören. Unsere Vorfahren wollten die Natur schon immer bezwingen, erobern, ausbeuten. Sämtliche Religionen belehren uns, die Natur sei uns geschenkt worden, um von ihr Gebrauch zu machen, um uns fortzupflanzen und weiterzuentwickeln. Für Platon und Aristoteles war die Natur unveränderlich, unmöglich zu zerstören. Sie betrachteten die Natur als etwas stets Wiederkehrendes. Sie erkannten ihre Regenerationskraft und dachten, sie würde nie zu Ende gehen, egal wie viel wir ihr wegnehmen würden. Und jetzt haben wir den Punkt erreicht, wo wir zugeben müssen, dass die Natur eigentlich ganz zerbrechlich ist und dass wir uns vermutlich mehr als erträglich vermehrt haben. Darüber hinaus haben wir uns zu einer Gesellschaft des übermä‎ßigen Verbrauchs entwickelt. Für Greenpeace sind die Natur und der Frieden die zwei Hauptprobleme, mit denen die heutige Gesellschaft konfrontiert wird. Wir versuchen, sie zu beschützen und auch andere an unserem Unternehmen zu beteiligen.“




    Die in 55 Ländern weltweit vertretene Organisation Greenpeace kämpft in Rumänien für den Schutz der Wälder. Rumänien gilt als grüne Lunge Europas. Hierzulande befinden sich zwei Drittel der uralten Wälder Europas. Doch sie werden im schwindelerregenden Tempo abgeholzt. Das erklärte uns Cristian Neagoe, der noch Folgendes hinzufügte:



    Die Kunst bringt Dinge näher, die uns sehr weit entfernt erscheinen. Sie macht sie zugänglich für uns. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Kunst vom Aktivismus. Denn der Aktivismus ist eher bitter, wobei die Kunst einem unter die Haut geht. Deshalb könnten Kunst und Aktivismus zusammen Wunder in Bezug auf den Umweltschutz vollbringen.“




    Die Nacht der Ideen setzt nicht nur Diskussionen und Debatten voraus. Die Gedanken können in unterschiedlichster Weise Ausdruck finden, wie z.B. in Form von Tanz, Fotografie, Comics, Malereien, Karikaturen, Kunstinstallationen. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung war die Verantwortung für die Umwelt — also Comics als Umweltschutz-Manifest, innovative Projekte im Umweltschutzbereich, bürgerliches Engagement in einer Zeit, in der der Klimanotstand ausgerufen wurde.

  • Berlinale 2020: Rumänisches Kino zeigt erneut starke Präsenz

    Berlinale 2020: Rumänisches Kino zeigt erneut starke Präsenz

    Auf dem Programm der 70. Berlinale stehen drei neue Produktionen des rumänischen Filmemachers Radu Jude: Tipografic majuscul“ (Uppercase Print“ / Druckbuchstaben“) und Ieşirea trenurilor din gară“ (The Exit of the Trains“ / Die Ausfahrt der Züge aus dem Bahnhof“) feiern ihre Premiere in der Sektion Forum des Festivals, während der Spielfilm Somnambulii“ (Sleepwalkers“/Die Schlafwandler“) auf dem Koproduktionsmarkt der Berlinale zu sehen ist. Gro‎ßbuchstaben“ erzählt die wahre Geschichte des Teenagers Mugur Călinescu, der unter dem Ceauşescu-Regime mit Graffiti gegen das Regime protestierte und dafür von der Geheimpolizei verfolgt wurde. Der Regisseur sagt über seine Präsenz auf den internationalen Festspielen:



    »Druckbuchstaben« und »Die Ausfahrt der Züge aus dem Bahnhof« sind in die engere Auswahl der Sektion »Forum« gekommen. »Gro‎ßbuchstaben« ist eine freie Adaption eines Theaterstücks von Gianina Cărbunariu, ein Stück, das auf der Securitate-Akte des Teenagers Mugur Călinescu basiert. »Die Ausfahrt der Züge aus dem Bahnhof« wurde gemeinsam mit dem Historiker Adrian Cioflâncă gedreht. Die Idee verdanke ich der jahrzehntelangen Arbeit des Historikers, der die Archive durchsuchte, um Material über den Pogrom im ostrumänischen Iaşi im Jahr 1941 zu finden. Er schlug vor, dass wir beide den Film machen sollten, und ich sagte zu.“




    Die beiden Filme von Radu Jude, die in der Sektion Forum“ gezeigt werden, befassen sich mit heiklen Themen der modernen Geschichte Rumäniens aus einer frischen und originellen Perspektive. Radu Jude:



    Die Sektion »Forum« hat im Laufe der Jahre auch radikale, eher abseitige Produktionen in die engere Auswahl angenommen. Beide Filme unterscheiden sich von den üblichen, konventionellen narrativen Filmmustern. Nicht, dass wir mit diesem Muster ein Problem hätten. Meine Filme schlagen eine andere Art und Weise vor, die Realität mit Hilfe eines Films zu erforschen.“




    Obwohl der Filmemacher die Nominierungen und Auszeichnungen nicht als wesentlich für seine Karriere betrachtet, räumt er ihre Bedeutung ein. Radu Jude:



    Zum gesunden Filmemachen gehören mehrere Dinge, unter anderem die Präsenz auf Festivals. Natürlich werde ich manchmal gefragt, warum diese Filme überhaupt gemacht werden, wenn das Publikum dafür nicht zahlreich genug ist. Ich wei‎ß nicht, ob ich darauf eine klare Antwort habe, aber was ich wei‎ß, ist, dass der Intendant des New Yorker Filmfestivals, der auch an einer Filmschule in den USA lehrte, vor einigen Jahren einige Filme des gro‎ßen iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami für seine Studenten vorführen lie‎ß. Plötzlich, als damals Gerüchte über einen möglichen Krieg gegen den Iran aufkamen, fragte einer der Studenten, ob die Menschen in Kiarostamis Film das Risiko eingingen, erschossen zu werden. Sehen Sie, auch das Kino will den Gesellschaften ein gewisses Gesicht geben. Deshalb sind solche Filme wichtig! Und je besser sie die Realität erfassen und widerspiegeln können, desto grö‎ßer ist ihre Bedeutung. Auszeichnungen und Nominierungen spielen ihre Rolle in der Karriere eines Filmemachers, sie sind für mich aber nicht wesentlich.“




    Laut der Web-Plattform Cineuropa seien im Zeitraum 2007–2017 in den EU-Ländern mehr als 18.000 Filme produziert worden. Das rumänische Kino findet seinen Platz in dieser Rangliste, allerdings eher am Ende. Radu Jude erläutert:



    Im Vergleich zum Kino anderer Länder, wie Frankreich oder Polen, ist das rumänische Kino weniger entwickelt und dennoch fast ausverkauft. Man denke nur an die Filme, die in den Kinos der gro‎ßen Einkaufszentren gezeigt werden, die den Zuschauern anständige Bedingungen bieten. Aber das sind Orte, an denen kommerzielle Gründe an erster Stelle stehen, was ganz natürlich ist, und in diesem Fall erreichen bestimmte Ausdrucksformen ihr Publikum nicht mehr. Ein weiteres gro‎ßes Problem ist in diesem Sinne die Bildung. Ich spreche von der Bildung im weiteren Sinne, die immer noch unterfinanziert ist, aber ich denke auch an die Bildung im engeren Sinne, an die schulische Filmerziehung, die es in den rumänischen Schulen nicht gibt. Deshalb stehen wir am unteren Ende der Rangliste.“




    Druckbuchstaben“, eine Adaption des gleichnamigen Dokumentarstücks in der Regie von Gianina Cărbunariu, kommt am 21. Februar 2020 in die rumänischen Kinos. Die Besetzung des siebten Spielfilms von Radu Jude besteht aus den Schauspielern Şerban Lazarovici, Bogdan Zamfir, Ioana Iacob, Şerban Pavlu, Robert Arsenie, Bogdan Romedea, Alexandru Bîscoveanu und Alexandru Potocean. Die Premiere von Die Ausfahrt der Züge aus dem Bahnhof“ findet im Herbst 2020 statt. Produzenten sind Ada Solomon, Carla Fotea und Radu Jude, zusammen mit dem Historiker Adrian Cioflâncă. Die Dreharbeiten für Schlafwandler“, Radu Judes jüngstes Spielfilmprojekt, werden im Sommer 2020 beginnen. Die 70. Ausgabe der Berliner Filmfestspiele findet zwischen dem 20. Februar und dem 1. März statt.

  • Hörerpostsendung 26.1.2020

    Hörerpostsendung 26.1.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Obwohl die Kurzwelle immer wieder totgesagt wird und der Kreis der Hörer von internationalen Sendern recht überschaubar geworden ist, kommt es immer wieder vor, dass sich neue Hörer bei uns melden oder solche, die sich nach vielen Jahren des Schweigens oder Aufgebens des Hobbys Rundfunkfernempfang überraschend wieder für das alte Steckenpferd interessieren. So erhielten wir einen Postbrief, der noch im Dezember abgeschickt wurde, mich aber erst jetzt erreichte, von einer Dame mit belgisch-flämischem Namen aus Kiel. Hier ein paar Auszüge aus den Zeilen von Evelien van Ryckeghem:



    Durch Zufall bin ich am Abend auf Ihr hörenswertes Programm in deutscher Sprache gesto‎ßen am heutigen Donnerstag, den 12. Dezember 2019, auf der Kurzwellenfrequenz 6040 kHz. Bisher war ich davon ausgegangen, dass das Programm aus Rumänien auf der Kurzwelle eingestellt worden ist. Wie ich heute erfreulicherweise feststellen konnte, ist das nicht der Fall, und die deutsche Sendung erfreut sich weiterhin gro‎ßer Beliebtheit. So möchte ich Ihnen im Folgenden gern meine Hörereindrücke vom Empfang schildern, welcher an einem Sangean-Weltempfänger nur mit Teleskopstab hier in Deutschland gut und sauber zu hören war. Das Signal war klar und stark verständlich. […]



    Die Sendeinhalte kommentierte unsere Hörerin folgenderma‎ßen:



    Rumänien kauft weitere Kampfflugzeuge, man fragt sich: Wozu in Friedenszeiten? Gibt es nicht so viel Wichtigeres zu tun in jedem Staat der EU anstatt Waffenkäufe? Erstaunlich finde ich die hohen Anschaffungskosten für die aus meiner Sicht völlig überflüssigen Rüstungsinvestitionen. Das Geld sollte lieber in die Infrastruktur der Länder flie‎ßen, wo es dringend benötigt wird. Welchem normalen Bürger ist durch den Kauf solcher Tötungsmaschinen in Millionenhöhe in Friedenszeiten geholfen? Wenn die EU-Mitgliedsstaaten den Brüsseler Bürokraten nur eine Sache zu verdanken haben, dann ist es doch der jahrzehntelange Frieden! Durch Aufrüstung und unnötige Panikmache vor den Russen durch das Öl-ins-Feuer-Gie‎ßen der Nato wird der Frieden und die Stabilität in Europa nur gefährdet. Das ist alle sandere als sinnvoll aus Sicht des gesunden Menschenverstands Rüstungs- und Waffenkäufe sollten für einen EU-Mitgliedstaat in Friedenszeiten verboten sein. […]



    Zum Ende der Sendung waren sowohl Popmusik als auch ein längeres klassisches Stück zu hören. Wünschen würde ich mir mehr tanzbare Titel wie von Play & Win, Dan Bălan, Akcent, Alexandra Stan oder der faszinierenden Persönlichkeit Inna, die mit ihrem Temperament und ihrem starken feministischen Selbstbewusstsein ein Vorbild für viele westeuropäische Frauen ist, auch dank ihrer grandiosen Stimme und des Rhythmusgefühls. Sie schenkte uns so viele wunderbare tanzbare Hits!



    Ich freue mich auf ein baldiges Wiederhören und werde sicher gern wieder öfter einschalten.



    …schrieb uns Evelien van Ryckeghem aus Kiel in Deutschland und bat uns auch um eine QSL-Karte und einen Sendeplan.



    Vielen Dank für Ihr ausführliches Feedback, liebe Frau Van Ryckeghem, und herzlich willkommen im Kreise der Hörer von RRI! Ich kann mich nicht genau erinnern, ob sie uns auch früher mal geschrieben haben, in der Postbearbeitungsstelle hat man mir mitgeteilt, dass die QSL-Karte für Dezember bereits an Sie abgeschickt wurde, und ich werde unserer Mitarbeiterin sagen, dass Sie auch einen Sendeplan wünschen — hoffentlich haben wir noch einige vorrätig. Am schnellsten finden Sie uns allerdings im Internet, die Frequenzen und Sendezeiten sämtlicher Sprachdienste sind dort leicht zu erfahren.



    Zu Ihren Anmerkungen: Ich sehe den einen oder anderen Ankauf von teuren Waffen auch kritisch, zumal in Rumänien in den letzten Jahren kaum gewichtige Investitionen in die Infrastruktur getätigt wurden, obwohl es das Land bitter nötig hätte. Allerdings müssen Sie auch die geopolitische Lage in Mittelost- und Südosteuropa berücksichtigen. Es mag sein, dass die EU bzw. die Nato und Russland wieder der verhängnisvollen Logik des Kalten Kriegs und der Abschreckungsstrategie verfallen sind, doch sollte man die Angst der Osteuropäer vor Russland auch verstehen. Russland hat in den letzten Jahren bewiesen, dass es jederzeit sogenannte Hybridkriege anzetteln und ganze Regionen destabilisieren kann. Von unnötiger Panikmache oder Kriegstreiberei der Nato würde ich daher nicht sprechen, denn wenn tatsächlich etwas passieren würde, erfährt man‘s in Westeuropa bequem im Sessel vor dem Fernseher, betroffen sind aber andere. Und die EU hat den Frieden vor 1989 nur solange garantiert, wie die beiden ideologischen und militärischen Blöcke sich in einem gewissen Gleichgewicht gegenüberstanden, für Kompromisse bereit waren und gegenseitige Rüstungskontrollen erlaubten.



    Man kann es auch aus der anderen Richtung betrachten. Aus osteuropäischer Sicht ist beispielsweise die Politik Deutschlands, am Projekt der Northstream-Pipeline im Alleingang und gegen die Bedenken Polens, der Ukraine und der baltischen Staaten festzuhalten, auch kritisierbar. Schlie‎ßlich führt das zu Nachteilen auch für kleinere Staaten in Südosteuropa — wie Rumänien und Bulgarien –, denn das Projekt Southstream ist dadurch praktisch aufs Eis gelegt worden. Generell findet man in Osteuropa die ambivalente Au‎ßenpolitik Deutschlands im Rahmen der Nato und im Verhältnis zu Russland etwas problematisch.



    Wie auch immer, diese Sendung und generell unsere Programme sind nicht dazu da, um zu streiten, sondern um sich die unterschiedlichen Meinungen und Standpunkte anzuhören.



    Was unsere Musikprogramme anbelangt, bestimmt sie unsere Musikredaktion, ich werde aber Ihren Wunsch nach etwas tanzbarer Musik weiterleiten. Ich befürchte aber, dass wir aufgrund von Urheberrechten nicht sehr viele neuere Hits senden können, denn unser Sender ist recht knapp bei Kasse. Vielen Dank nochmals für Ihre Zeilen, liebe Frau Van Ryckeghem, und herzliche Grü‎ße nach Kiel!



    In der letzten Dezemberwoche schickte auch Frank Bresonik (aus Gladbeck) seinen letzten Brief vor dem Jahreswechsel, aus dem ich ebenfalls ein paar Auszüge verlese:



    Kurz vor dem Jahreswechsel schicke ich Ihnen auf diesem Wege noch einmal einen Brief, obwohl dieser sicherlich erst im Januar 2020 bei Ihnen eintreffen wird. Die kleine Reise durch Ihr heutiges Nachmittagsprogramm hat mir wieder einmal sehr gefallen und gutgetan. Die Empfangsqualität auf der Kurzwellenfrequenz 7330 kHz war auch gut, und so machte ich es mir am 4. Advent so richtig gemütlich vor meinem Empfänger.



    Im Rahmen der Senderubrik Radiotour“ stellten Sie die Kreis- und Rosenstadt Târgu Mureş vor. Die diesbezüglichen Informationen fand sich sehr hörenswert. Gibt es irgendwie die Möglichkeit, noch mehr deutschsprachige Hinweise über diesen Ort zu erfahren? Eventuell, denke ich mir mal, durch einen Prospekt? Bitte klären Sie mich darüber auf, ich freue mich über Ihre Antwort.



    Vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Bresonik. Nun, wir haben in der Radiotour“, aber auch in der Rubrik Reiseland Rumänien“ und gelegentlich auch in anderen Sendereihen mehrmals über den Landeskreis Mureş und über die Kreishauptstadt Târgu Mureş (auf deutsch: Neumarkt am Mieresch) berichtet, eine einfache Eingabe über die Suchfunktion auf unserer Homepage in Deutsch würde gleich mehrere Ergebnisse liefern. Da ich aber vermute, dass Sie keinen Internetzugang haben, werde ich bei nächster Gelegenheit ein paar Artikel ausdrucken und unsere Mitarbeiterin in der Postbearbeitungsstelle bitten, sie Ihnen mit der nächsten QSL-Sendung zuzuschicken. Herzliche Grü‎ße ins Ruhrgebiet!




    Einen weiteren Postbrief erhielten wir von Manfred Schida aus Wien, einem Stammhörer unserer Programme, der sich immer wieder freut, dass wir auf Kurzwelle senden. Hier ein paar Auszüge:



    Liebe Freunde,



    ich möchte mich recht herzlich für die wunderschöne QSL-Karte mit dem Bauernschmuck bedanken.



    Und ganz besonders für die gro‎ße Karte von dem Kulturpalast im moldauischen Jassy. Der Palast ist einfach wundervoll, die Karte gefällt mir sehr. […]



    Es ist schön, dass es Sie gibt. Ich hoffe, dass Sie noch lange senden können. Am besten kann ich die Frühsendung von 7–7.30 Uhr auf 7345 kHz hören und auch die englische Frühsendung eine halbe Stunde vorher.



    Herr Schida legte auch eine farbenfrohe Weihnachtsgru‎ßkarte bei sowie ein Foto von ihm anlässlich seines Geburtstags am 9. November. Vielen herzlichen Dank, lieber Herr Schida, es freut uns, dass Ihnen unsere Programme gefallen, und nachträglich alles Gute zum Geburtstag!



    Weitere Postsendungen vom Dezember, die kurz vor Jahresende bei uns noch eintrafen, erhielten wir von Thomas Krüger, Hans-Peter Themann, Joachim Verhees, Uwe Spangenberg, Johann Ruff, Matthias Martin, Hermann und Renate Heyne-Pietschmann, Klaus Huber, Michael Lindner, Peter Möller, Frieder Ecke und Christoph Paustian (alle aus Deutschland) sowie von Wolfgang Waldl und Paul Gager (beide aus Wien, Österreich). Vielen Dank für diese zweite geballte Ladung an Gru‎ßkarten zu Weihnachten und Neujahr!



    Zeit noch für eine kurzes Feedback per E-Mail. Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) findet Gefallen an unserer relativ neuen Gastronomie-Rubrik:




    Die Sendereihe Empfehlungen aus der rumänischen Küche“ ist ein tolles Programm. Auf Ihrer Internetseite ist so schon ein recht umfangreiches Kochbuch der rumänischen Küche entstanden, welches sich dadurch auszeichnet, dass die Rezepte so einfach wie möglich gehalten sind und doch der rumänische Stil erhalten bleibt. Ich hoffe, diese Rubrik bleibt uns noch lange erhalten, sowohl im Programm als auch auf Ihrer Internetseite, denn wenn diese verschwindet, wäre es wirklich ein Verlust.



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Urbanczyk. Aus dem Programm werden die Tipps aus der rumänischen Küche so lange nicht verschwinden, wie Irina Adamescu Lust hat, diese zu gestalten. Und auf der Webseite werden sie auch erhalten, so lange unsere etwas eigenbrötlerischen IT-Leute nicht wieder etwas verschlimmbessern. Ich bin im Prinzip gegen das sogenannte Depublizieren, aber manchmal müssen eben alte Rubriken durch neue ersetzt werden, denn eine Webseite kann nicht unbegrenzt gro‎ß sein. Und wir archivieren auch alte Beiträge, sollte also etwas mit der Webseite geschehen, dürften zumindest die Sendemanuskripte noch vorhanden sein.



    Zeit für die Postliste. Die Briefpost habe ich schon erwähnt, E-Mails und Feedback in unserem Online-Formular erhielten wir bis einschlie‎ßlich Samstagnachmittag von Jörg-Clemens Hoffmann, Willi Seiser, Marco Hommel, Dieter Feltes, Herbert Jörger, Gerd Brüschke, Stefan Druschke, Helmut Matt und Alex Choroba (D), Harald Süss und Josef Robl (A) sowie von Siddhartha Battacharjee (IND).



    Audiobeitrag hören:



  • Bepflanzungskampagne: Jassy erhält weitere 100 Linden

    Bepflanzungskampagne: Jassy erhält weitere 100 Linden

    Die Linden sind ein historischer Anhaltspunkt in der Stadt Iaşi (Jassy). Im Copou-Park, dem ältesten Park in der Stadt, wächst ein Lindenbaum, der zum historischen Denkmal erklärt wurde. Es handelt sich um den sogenannten Lindenbaum von Eminescu“, eine 540 Jahre alte Linde. Der Lindenbaum wird zweifellos mit dem Nationaldichter Rumäniens, Mihai Eminescu, in Verbindung gebracht. Der Dichter und Journalist soll während seines Lebensabschnittes in Jassy oft und gerne auf einer Bank unter dem imposanten Baum verweilt haben. Die Linde ist einer der wichtigsten Denkmalbäume in Rumänien und ein Wahrzeichen der Stadt Iaşi.



    Trotz der zahlreichen Behandlungen, denen der von Krankheiten befallene und von extremen Witterungsverhältnissen heimgesuchte Baum im Copou-Park ausgesetzt wurde, überlebte die Linde dank eines seltenen biologischen Vorgangs. Demnach wuchsen zusätzliche Wurzeln im Inneren des verfaulten Baumstamms und drangen in die Erde. So konnte die Linde weiter bestehen. Au‎ßer der Linde von Eminescu gibt es im Copou-Park sowie in der Stadt allgemein weitere Hunderte Lindenbäume. Die meisten stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Daher ist es nicht erstaunlich, dass die Linde zum Symbol der Stadt wurde.



    Kaum verwunderlich ist auch, dass in der Stadt mehrere zivilgesellschaftliche Initiativen zur Pflanzung mehrerer Lindenbäume ergriffen wurden. Denn die Stadt sollte den Stadteinwohnern zurückgegeben werden, hei‎ßt es. Eine derartige Initiative förderte das Athenäum in Iaşi. Die Institution startete zusammen mit der gemeinnützigen Organisation Mihai Eminescu“ in Wien die Kampagne Adoptier eine Linde!“. Mehr Einzelheiten zum Projekt erzählte uns Andrei Apreotesei, der Leiter des Athenäums in Iaşi:



    Unserem Vorhaben stehen mehrere Ursachen zu Grunde. Die Verschmutzung ist eine selbstverständliche Folge in einer sich stark entwickelnden Stadt. Doch ebenso selbstverständlich sollte auch die Bekämpfung der Umweltverschmutzung sein. Eine Ma‎ßnahme, die wir uns überlegten, war die Anpflanzung von 100 Linden. Wieso Linden? Die Stadt Iaşi wird fast immer im Zusammenhang mit den hiesigen Lindenbäumen erwähnt. Die Linde ist eines der wichtigsten Stadtsymbole. Wieso gerade 100 Linden? Dieses Jahr feiert das Athenäum in Iaşi 100 Jahre seit seiner Gründung. Wir wollten unser Jubiläum auch durch diese Kampagne feiern. Es ist ein Projekt, das wir zusammen mit dem Wiener Verein »Mihai Eminescu« entwickeln, eine wundervolle Initiative für die Stadt.“




    Wir unterhielten uns zum Thema auch mit Laura Hant, der Vorsitzenden des Wiener Vereins Mihai Eminescu“.



    Wir dachten, wir können zusammen etwas für die Stadt tun. Und so sind wir auf den Gedanken gekommen, 100 Linden zu pflanzen. Selbstverständlich ist es kein Zufall, dass wir gerade 100 Linden in der Stadt Iaşi pflanzen. Denn Iaşi ist die Stadt der Linden. Und heuer werden 100 Jahre seit der Gründung des Athenäums in Iaşi gefeiert. Wir dachten auch, es wäre schön, auch die Ortsgemeinschaft mitwirken zu lassen. Daher starteten wir im nächsten Schritt eine Spendenaktion. Unser Verein trägt die volle Verantwortung für die Fundraising-Kampagne. Wir waren erstaunt, festzustellen, dass die Stadteinwohner gerne mitmachten. Sie brachten sich stark ein. Wir brachten einen schönen Betrag zusammen. Das Geld reicht für einen Teil der Linden, die angepflanzt werden sollen. Für den Rest trägt die Stadt Iaşi Sorge.“




    Iaşi ist eine stark umweltverschmutzte Stadt. Die Innenstadt ist sehr voll, die Luft ist schmutzig, belastet von Staub und Abgasen. Eine erwachsene Linde kann in einem Jahr 28–67 Kilo Kohlendioxid aufnehmen und 20–50 Kilo Sauerstoff erzeugen. Au‎ßerdem sind die Bäume wichtige Staubhindernisse. Sie halten den Staub auf, der dann von den Niederschlägen gewaschen wird und letztendlich in die Erde gelangt. Darüber hinaus erzeugen die Linden phytonzide Stoffe, also komplexe organische Stoffe, die den Tuberkulosebazillus vernichten und sich heilend auf verschiedene Lungenkrankheiten auswirken.



    Der Leiter des Athenäums in Iaşi, Andrei Apreotesei, erzählte uns mit gro‎ßer Begeisterung über das vielseitige Vorhaben:



    Die Initiative zur Adoption eines Lindenbaums bezieht sich nicht allein auf die Bepflanzung. Es geht vielmehr um die Pflege dieser gro‎ßartigen Bäume, bis sie gro‎ß gewachsen sind. Danach ändert sich die Rolle — sie beginnen für uns zu sorgen. Aus diesem Grund wollten wir auch die Stadteinwohner, die Zivilgesellschaft unbedingt am Projekt beteiligen. Wir wollten von ihnen wissen, wo sie es für angebracht halten, die Bäume anzupflanzen, und befragten sie diesbezüglich. Wir gingen zu den zuständigen Behörden und holten uns alle notwendigen Genehmigungen. Am Projekt beteiligten sich mehrere Kulturinstitutionen. Wir wünschen uns alle, die Stadt schöner zu gestalten.“




    Die Stadt Iaşi will eine Stadt der Menschen sein, und nicht eine Stadt, in der die Betonbauten vorherrschen. Aus diesem Grund richtete Laura Hant, die Vorsitzende des Wiener Vereins Mihai Eminescu“, einen Appell an uns alle:



    Egal wo wir leben, ob im In- oder Ausland, sollten wir Menschen unser Land lieben. Dafür sollten wir uns alle aktiv einbringen, denn jeder einzelne von uns kann die gewünschte Änderung anregen!“




    Die angepflanzten Linden werden den Wert der historischen Gebäude in der Umgebung vermehren. Au‎ßerdem könnte die Aktion als Beispiel von guten Praktiken betrachtet und folglich auf das ganze Land erweitert werden.

  • Maria José Lopez Barahona aus Chile: „Rumänien ist ein magisches Kapitel meines Lebens“

    Maria José Lopez Barahona aus Chile: „Rumänien ist ein magisches Kapitel meines Lebens“

    Von 1999 bis 2003 studierte Maria José Lopez Barahona bildende Kunst in Chile an der Universidad de las Artes, Ciencias y Comunicaciones (UNIACC). Im Jahr 2014 kam sie nach Rumänien, mit einem Stipendium, das der rumänische Staat über das Au‎ßenministerium den ausländischen Studenten anbietet. Warum hat sie sich für Rumänien entschieden ? Maria José Lopez Barahona antwortet:



    Als ich an der Universität der Künste in Chile im 3. Studienjahr war, hatte ich eine Art Depression, in dem Sinne, dass ich malte und mich fragte: Für wen? Für die Reichen, denn leider ist die Kunst in Chile ein wenig elitär. Und ich fand mich überhaupt nicht damit zurecht, ich hatte mir mein Leben nicht so vorgestellt. Ein Freund, der sich damals darauf vorbereitete, katholischer Priester zu werden, schätzte die byzantinischen Ikonen und ermunterte mich, Ikonographie zu studieren. Er gab mir die Adresse der Orthodoxen Kirche in Santiago de Chile, ich ging dorthin, und nach etwa zwei Jahren sagte mir jemand von der Kirche, dass, wenn ich noch nicht verheiratet bin und keine Kinder habe, ich etwas Aufregenderes mit meinem Leben anfangen könnte. Da hatte ich die Idee, mich um ein Stipendium zu bewerben. Eines Abends sa‎ß ich mit einer Landkarte in der Hand und suchte ein exotisches Land, ein Land von dem ich absolut nichts wusste. Rumänien schien sehr attraktiv, ich wählte Rumänien und auf einmal gingen für mich alle Türen auf.“




    Maria José Lopez Barahona besuchte den einjährigen Vorbereitungskurs Rumänisch für Ausländer“ in Iaşi und 2015 begann sie ein Studium mit Master-Abschluss im Bereich Kulturerbe ebenfalls in Iaşi, an der Fakultät für Orthodoxe Theologie:



    Ich hatte die gro‎ße Gelegenheit, bei dem Kunstmaler Grigore Popescu zu studieren, einem gro‎ßen Meister der Freskentechnik. Wir lernten uns in Iaşi kennen, als er Fresken in der Metropolitankirche malte. Während der Zusammenarbeit mit ihm wurde mir klar, was es bedeutet, organisiert und methodisch zu arbeiten, und auch bei allem, was man tut, gottesfürchtig und respektvoll zu sein. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich die Gelegenheit hatte, bei Grigore Popescu zu studieren.“




    Während ihres vierjährigen Aufenthalts in Rumänien besuchte Maria José Lopez Barahona viele Städte unseres Landes. Wo hat sie sich am wohlsten gefühlt?



    Am wohlsten fühlte ich mich im Kloster Putna, dort lebt mein Beichtvater. Ich habe nicht selbst beschlossen, dass dies mein Traumort ist, es hat sich so ergeben. Jedes Mal, wenn ich dort war, fühlte ich, dass ich nichts anderes brauchte, ich war vollkommen glücklich.“




    Mehrere Vorfahren der Familie von Maria José Lopez Barahona waren katholische Mönche. Die junge Frau ist vor fast 10 Jahren in Chile zur Orthodoxie übergetreten. Zwischen 2017 und 2018 besuchte sie auch den Malerei-Workshop Panselinos in Iaşi.



    Es war der erste Workshop über Ikonographie, der vom Metropoliten Daniel, dem jetzigen Patriarchen von Rumänien, gegründet wurde. Zum Workshop kam ich nach einem Gespräch mit meinem Beichtvater in Putna, der mir davon erzählt hatte. Ich verbrachte ein wunderbares Jahr in diesem Workshop und erlernte dort die Kunst der Ikonenmalerei.“




    Im Oktober 2018 ist Maria José Lopez Barahona nach Chile zurückgekehrt. Welche Erinnerungen und Eindrücke hat sie von Rumänien?



    Rumänien ist ein Land, das seine Traditionen pflegt, es hat wunderschöne Landschaften, vor allem in der Moldau, in der Bukowina. In Putna sind die Menschen sehr freundlich und fromm. Es ist nicht alles perfekt in Rumänien, die Rumänen sind wie alle Leute, mit Mängeln und mit Tugenden, aber ich habe viel Gutes und Schönes in Rumänien erlebt. Jetzt, da ich nach Chile zurückgekehrt bin, ist es manchmal schwierig, das hei‎ßt, ich war froh, nach Hause zurückgekehrt zu sein und meine Familie wiedergesehen zu haben, aber ansonsten habe ich nichts vermisst… Jetzt aber wurde ich sehnsüchtig… Ich wei‎ß jetzt, was Sehnsucht bedeutet, ich empfinde Sehnsucht nach Rumänien, ich liebe dieses Land und möchte nach Rumänien zurückkehren.“




    Zurzeit möchte Maria José Lopez Barahona einen Kurs über Ikonographie und über alles, was sie in Rumänien gelernt hat, in der Orthodoxen Kirche Santa Maria in Santiago de Chile halten. Sie würde jederzeit nach Rumänien zurückkehren, um weiterhin Ikonen zu malen und den Kindern die Kunst der Ikonographie beizubringen. Die vier Jahre in Rumänien haben Maria José Lopez Barahona verändert:



    Wenn ich auf die Zeit in Rumänien zurückblicke, fühle ich mich wie eine Figur, die zu einem gewissen Zeitpunkt ein riesiges Buch namens Rumänien geöffnet hat, und in ein fantastisches Abenteuer eingestiegen ist. Es war eine wunderbare, eine magische Geschichte, die ich mit meinem Herzen und mit meiner ganzen Seele erlebt habe.“

  • Iaşi: Kultur, gute Küche und köstliche Weine

    Iaşi: Kultur, gute Küche und köstliche Weine

    Ein Rundgang durch die Stadt Iaşi muss unbedingt am Vereinigungsplatz (rum. Piaţa Unirii) beginnen. Denn dort befinden sich zahlreiche touristische Sehenswürdigkeiten, unter anderem die Statue von Alexandru Ioan Cuza, der Braunstein-Palast, die Cuza-Vodă-Stra‎ße, das Nationaltheater, die Metropoliten-Kirche, das Roznovanu-Palais sowie die Katholische Kirche. Die Fu‎ßgängerzone erstreckt sich vom Nationaltheater bis hin zum Kulturpalast. Im Kulturpalast sind vier Museen untergebracht: das Kunstmuseum, das Geschichtsmuseum der Moldau, das Museum der Wissenschaft und Technik Ştefan Procopiu“ und das Ethnografie-Museum der Moldau. Darüber hinaus befindet sich hier auch das grö‎ßte Restaurations- und Konservierungszentrum des moldauischen Kulturvermögens. Das Museum organisiert regelmä‎ßig temporäre Ausstellungen sowie weitere Konzerte und Aktivitäten.



    Naturliebhaber können au‎ßerdem einen Spaziergang durch den Botanischen Garten genie‎ßen. Der Botanische Garten liegt in der Nähe des Parks Copou, wo sich der berühmte Lindenbaum befindet, auf den der rumänische Nationaldichter Mihai Eminescu in seinen Versen beständig hinweist. Der Lindenbaum ist etwa 540 Jahre alt und ist ein Symbol der Stadt.



    Über die kulturellen Attraktionen hinweg bietet die moldauische Küche köstliche Speisen. Die moldauischen sauren Suppen (rum. borş moldovenesc), der moldauische Eintopf oder die leckeren Teigwaren dürfen bei einem Aufenthalt in Iaşi nicht verpasst werden.



    Leckere Speisen schmecken am besten in Begleitung eines guten Weins. Daher wäre es schade, zumal Sie schon in der Region sind, einen Weinkeller nicht zu besuchen. In der Umgebung gibt es nämlich 2000 Jahre alte Weingüter. Mihaela Turturică ist Önologin. Sie erzählte uns mehr über den hier hergestellten Wein:



    Wir befinden uns 12 m unter der Erde. Die Temperatur liegt hier bei 10–12 Grad das ganze Jahr über. Wir verfügen über 15 derartiger Räume. Die Legende besagt, an dieser Stelle seien früher die Weinkeller von Stefan dem Gro‎ßen gewesen. Der Wein kann von hier zwei verschiedene Wege nehmen: Entweder wird er zur Abfüllanlage geschickt oder die Weine, die als besonders hochwertig bewertet werden, werden in Flaschen abgefüllt und in die Vinothek gelagert. Die Vinothek ist eine Bibliothek für Weine. Es hei‎ßt, eine ausgetrunkene Weinflasche umfasse die in drei Büchern enthaltene Philosophie. Daher lade ich Sie zum Lesen ein.“




    Die Weinverkostung ist eine gute Gelegenheit, verschiedene aromatische Weine unterschiedlichen Alters zu probieren. Mit Mehr Einzelheiten dazu Mihaela Turturică:



    Die Vinothek, die Sie hier sehen, enthält etwa 1 Million Weinflaschen. Der älteste Wein stammt aus der Ernte von 1956. Die Flaschen sind waagerecht gelagert, damit der Wein ständig in Kontakt mit dem Korken steht. So entsteht das berühmte Bouquet des Weins. Zwar sprechen wir bei jüngeren Weinen über Geschmack, doch geht es bei alten Weinen ums Bouquet. Sie werden bei der Verkostung den Unterschied herausschmecken.“

  • Student aus Turkmenistan: „Hier habe ich warmherzige Menschen kennengelernt“

    Student aus Turkmenistan: „Hier habe ich warmherzige Menschen kennengelernt“

    Im Herbst 2014 hat Serdar Meredalijew das Vorbereitungsjahr an der Universität Alexandru Ioan Cuza“ im nordostrumänischen Iaşi als Stipendiat eines vom rumänischen Staat gestarteten Programms für ausländische Studenten begonnen. Wie er sich für Rumänien entschied, erläutert Serdar Meredalijew in den folgenden Minuten:



    Das war mein Traum, ein Kollege hatte ein ähnliches Stipendium an der Universität in Ploieşti erhalten, und so kam ich auch auf die Idee. Rumänien ist ein europäisches Land, mein Vater war in den Neunzigern da, er war Mathematik- und Physiklehrer und Schuldirektor. Er reiste viel mit den Schülern und erzählte mir, wie schön Rumänien ist. Ich hatte also einen guten Eindruck über dieses Land, schon bevor ich es zum ersten Mal gesehen hatte, also warum nicht hier studieren, hab’ ich mir damals gesagt.“




    Serdar Meredalijew ist der jüngste unter den vier Söhnen in seiner Familie und der einzige, der im Ausland studiert. Einer der Gründe, warum er ein Hochschulstudium in Rumänien abschlie‎ßen wollte, sei auch die Qualität der rumänischen Universitäten, sagt unser Gesprächspartner:



    Das rumänische Bildungssystem ist meiner Ansicht nach hochqualitativ. In meinem ersten Studienjahr wurde ich sehr gut von meinen Kollegen und den Professoren vom Lehrstuhl Auslandsbeziehungen aufgenommen. Von den rumänischen Lehrern kann man zudem viel lernen, und das ist auch meine Aufgabe, zu lernen und gute Noten zu kriegen, denn die Noten sind das Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Professoren.“




    Serdar Meredalijew kommt aus einem turkmenischen Dorf in der Provinz Mary, in der Nähe von Afghanistan. Die ostrumänische Stadt Iaşi sei für ihn ein zweites Zuhause, sagt unser Gesprächspartner:



    Hier habe ich warmherzige Menschen kennengelernt, ich mag die rumänische Gesellschaft und die Denkweise der Rumänen. Von meinen rumänischen Kollegen habe ich viel zu lernen, sie sind warm, gesellig und nett. Überall in Rumänien bin ich gut aufgenommen worden. Ich habe viele Orte besucht, 2016 war ich in Gura Humorului, in Suceava, habe Cluj (Klausenburg) und Bukarest besucht.“




    Serdar studiert jetzt im letzten Jahr an der Universität für Agrarwirtschaft und Tiermedizin, er hat aber auch einen Teilzeitjob. Wie er seine Freizeit verbringt, erzählt er im Folgenden:



    Ich höre gerne Musik, besonders orientalische Musik, aber auch klassische Musik, ich höre gerne Beethoven und Mozart und lese auch gerne. Jetzt lese ich auf Rumänisch »Liebesgeschichte. Olivers Geschichte« von Erich Segal. Ich bin auch von Gedichten begeistert, ich mag vor allem russische Dichter, als Gymnasialschüler habe ich mich an einem der russischen Sprache und Literatur gewidmeten Wettbewerb beteiligt und den dritten Preis erhalten. In meiner Freizeit versuche ich, eine neue Fremdsprache zu lernen. Jetzt spreche ich Rumänisch, Russisch, Türkisch und Englisch, ich möchte aber auch Griechisch lernen. Ich bin ein Autodidakt, ich lerne mithilfe von Büchern und des Internets.“




    2019 wird Serdar Meredalijew die Fakultät für Agrarwirtschaft in Iaşi absolvieren. Was er sich als nächstes vornimmt?



    Ich möchte ein Masterstudium an der Universität in Iaşi anfangen und im Anschluss möchte ich auch den Doktortitel im Bereich Agrarwirtschaft erhalten. Ich möchte in Iaşi bleiben und hier arbeiten, erst danach in meine Heimat zurückkehren. Ich habe immer davon geträumt, Lehrer zu werden, egal in welchem Bereich, ich wei‎ß nicht, was die Zukunft bringt, aber meinen Lebenstraum möchte ich mir natürlich erfüllen.“

  • Medizinstudent aus Sri Lanka: „Rumänien unterstützt ausländische Studenten“

    Medizinstudent aus Sri Lanka: „Rumänien unterstützt ausländische Studenten“

    Mein Name ist Prasanna Randula Higgoda. Auf Singalesisch bedeutet ‚Prasanna‘ ‚Schönheit‘ und ‚Randula‘ bedeutet ‚Sonnenschein‘. Ich bin Student im 4. Jahr an der Universität für Medizin und Pharmazie in Iaşi, im Nordosten Rumäniens.“




    2013 machte Prasanna Randula Higgoda sein Abitur in Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka, und erhielt ein Stipendium für ausländische Studenten vom rumänischen Au‎ßenministerium. Ein Jahr lang lernte der junge Mann die rumänische Sprache an der Fakultät für Philologie der Universität Alexandru Ioan Cuza“ in Iaşi (Jassy), und seit 2014 ist er Student an der Universität für Medizin und Pharmazie Grigore T. Popa“, ebenfalls in Iaşi. Prasanna Randula Higgoda wollte schon immer Arzt werden:



    Seit meiner Kindheit träumte ich davon, Medizin zu studieren. Ich möchte den Menschen helfen, ich möchte etwas Gutes für sie tun, sie glücklich machen, und daher habe ich mich entschlossen, Arzt zu werden. Ich werde mein Medizinstudium in Rumänien zu Ende führen, und nach dem Abschluss möchte ich auch einige Jahre lang hier arbeiten. Dann sehen wir weiter. Die Rumänen sind sehr offen und freundlich, ich fühle mich sehr wohl in Rumänien. Ich habe viele Freunde an der Uni, sie sind immer hilfsbereit.“




    Prasanna Randula Higgoda ist auch ein begeisterter Bergsteiger. Au‎ßerdem treibt er Sport und hört gerne Musik:


    Ich gehe oft auf Wanderungen ins Gebirge, ich war im Ciucaş-Gebirge, in der Nähe von Braşov (Kronstadt), auf dem Berg Ceahlău in der Moldau, ich besuchte die moldauischen Städte Vaslui und Botoşani und machte auch einen Ausflug auf der Transfogarascher Hochstra‎ße, im Făgăraş-Gebirge. Ich liebe die Berge, es ist eine Herausforderung, auf die Bergspitze zu steigen, meine physische und psychische Kraft auf die Probe zu stellen — hin und wieder brauche ich einen Adrenalinsto‎ß. Wenn ich Zeit habe, treibe ich auch Sport: Schwimmen, Tischtennis und Karate. Zum Entspannen höre ich moderne Musik, von den rumänischen Bands gefällt mir Carla’s Dreams sehr gut, zum Beispiel die Stücke »Aripile« (»Flügel«) und »Sub pielea mea« (»Unter meiner Haut«).“




    In seine Heimat Sri Lanka fliegt Prasanna Randula Higgoda relativ selten. Er vermisst seine Familie, die spezifischen Landesgerichte, das Wetter in Sri Lanka, seine Kindheitsfreunde. Aber seine rumänische Freundin steht ihm immer zur Seite:



    Auch wenn ich nicht oft nach Hause fliegen kann, telefoniere ich täglich mit meiner Familie. Ich vermisse meine Eltern und meine zwei älteren Brüder. Einer meiner Brüder ist Chemiker, mein Vater ist Geschäftsmann im Textilienbereich und meine Mutter führt eine Schule für behinderte Kinder. Meine Freundin Raluca Paula Dima lernte ich letztes Jahr auf einem Ausflug im Ciucaş-Gebirge kennen. Sie ist auch eine begeisterte Bergsteigerin, wir gehen sehr oft zelten, im Gebirge fühlen wir uns am wohlsten. Raluca hat irgendwie Macht über mich, sie kümmert sich um mich, hilft mir mit der rumänischen Sprache, wenn ich etwas nicht verstehe oder wenn ich die rumänischen Wörter nicht richtig ausspreche. Sie unterstützt mich auch beim Studium, sie ist einfach gro‎ßartig.“




    Prasanna Randula Higgoda beteiligt sich an studentischen Aktivitäten der Universität in Iaşi, und genie‎ßt sein Leben in Rumänien:



    Ich koordiniere die Internationale Abteilung der Gesellschaft der Medizinstudenten in Iaşi, ich veranstalte Workshops und Konferenzen für rumänische Studenten und für englisch- und französischsprachige Studenten. Rumänien ist ein tolles Land, das die ausländischen Studenten unterstützt, und dafür bin ich sehr dankbar.“

  • Theaterfestival für junges Publikum in Jassy: Unkonventionelles für Jung und Junggebliebene

    Theaterfestival für junges Publikum in Jassy: Unkonventionelles für Jung und Junggebliebene

    Ziel des Festivals ist, den Appetit der Kinder und Jugendlichen für die Theaterkunst anzuregen und die im Herzen junggebliebenen Theaterliebhaber mit besonderen Aufführungen zu verwöhnen. Mehr dazu von der Festivaldirektorin und künstlerischen Leiterin des Theaters, Oltiţa Cîntec:



    Unser Theaterfestival ist einmalig in Rumänien und in der Region: Wir richten uns an das junge Publikum und damit meinen wir nicht das biologische Alter, sondern das kulturelle Alter, nämlich die Theaterliebhaber, die im Herzen junggeblieben sind und sich für ausgefallene kulturelle Erfahrungen interessieren. Unser ‚junges‘ Publikum besteht aus Theaterinteressierten, die die jugendhafte Dimension ihrer Persönlichkeit ein Leben lang pflegen und entwickeln, egal wie alt sie sind.“




    Ein junges oder junggebliebenes Publikum braucht immer neue Herausforderungen. Dieses Jahr lief das Theaterfestival in Iaşi unter dem Motto Anderssein“. Oltiţa Cîntec dazu:



    Bei jeder Auflage unseres Festivals überlegen wir uns ein anderes Motto, etwas Neues, ein Programm mit originellen, ganz verschiedenen Veranstaltungen in allen Richtungen der Bühnenkunst. Das Programm beginnt um 9 oder 10 Uhr morgens und endet am späten Abend. Jeden Vormittag bieten wir Theater für Kinder, am Mittag und Nachmittag haben wir Events für Theaterfachleute und am Abend laufen Aufführungen für Zuschauer ab 14 Jahren. Das kulturelle Alter unseres Publikums ist aber schwer zu definieren, wir haben Zuschauer im hohen Alter, die ihren offenen, jungen Geist bewahrt haben. Wir bieten ein reiches, abwechslungsreiches Programm mit ungewöhnlichen Aufführungen — Partizipationstheater, dokumentarisches Theater, Leseaufführungen, Stra‎ßentheater und vieles mehr.“




    Die Performancekunst ist auch ein wichtiger Programmpunkt beim Internationalen Festival für das junge Publikum in Iaşi. Dieses Jahr lief die Performance NOK! NOK!“, eine freie Bühnenadaption des Buches Das Jahr des magischen Denkens“ von Joan Didion. Das Projekt ist Teil des Performance-Programms vom Nationalen Museum für Gegenwartskunst in Bukarest. Dramaturgin und Regisseurin ist die Schauspielerin Nicoleta Lefter:



    Zusammen mit der Schauspielerin Flavia Giurgiu, der Videokünstlerin Ioana Bodale und dem Tonkünstler Alexandru Raptiş haben wir eine Performance über die Angst vor der Einsamkeit auf die Bühne gebracht. Wir wollten zeigen, wie tief ängstigend Einsamkeit unter die Haut eines Menschen gehen kann, so dass er schlie‎ßlich keine Reaktionen mehr hat. Begonnen haben wir mit der Situation in dem autobiographischen Buch der amerikanischen Schriftstellerin Joan Didion. Didion beschreibt den plötzlichen Tod ihres Mannes John Dunne und die lebensbedrohliche Krankheit ihrer Tochter Quintana sowie ihre Trauer, ihre Gedanken und Empfindungen in der Folgezeit. Schicht für Schicht wird die Angst vor der Einsamkeit enthüllt — durch Reaktionen, Gesten bis zum Herzklopfen.“




    Laut der Festivaldirektorin Oltiţa Cîntec seien die Zeiten des kontemplativen Theaters, als das Publikum im Saal sitzen blieb und die Darstellung auf der Bühne verfolgte, längst vorbei. Daher werden beim Internationalen Theaterfestival für das junge Publikum in Iaşi immer mehr interaktive Aufführungen angeboten. Es sind originelle Projekte, bei denen die Theateraufführungen mit der unmittelbaren Beteiligung des Publikums entstehen. Ein Beispiel dafür ist Der Autor“ von Tim Crouch, Regie Bobi Pricop, eine Produktion des Nationaltheaters Marin Sorescu“ aus Craiova. Nach der Produktion Eine Eiche“ beim Theater in Piatra Neamţ ist dies die zweite Regiearbeit des jungen rumänischen Regisseurs nach einem Text des britischen Dramatikers. Tim Crouch revolutioniert die Beziehung des Publikums zum Theater, die Schauspieler und die Theaterbesucher werden gemeinsam zu Theaterschaffenden“, meint Bobi Pricop. Was hat ihn dazu bewegt, eine derart couragierte Aufführung vors Publikum zu bringen? Bobi Pricop antwortet:



    Ich bin ein Kontrollfreak, das muss ich zugeben. Dieses neuartige Theaterprojekt, die Begegnung mit Tim Crouch finde ich fabelhaft. Das ist ein gro‎ßes Risiko, ein Projekt mit sehr vielen Unbekannten, es ist eine exzellente Übung, um zu verstehen, wie wir funktionieren, wie wir mit Risiken umgehen. Bei der Aufführung »Der Autor« haben wir keine Bühnenbilder, keinen szenischen Raum. Es gibt blo‎ß einige gegeneinander gesetzten Stufensitze für das Publikum, ohne Raum dazwischen. Am Anfang der Aufführung geschieht gar nichts — 10 Minuten lang herrscht vollkommene Stille. Nach und nach werden die Zuschauer unruhig, sie fragen einander, was wohl passiert, warum nichts passiert. Und mit der Zeit erkennen sie die Schauspieler, die auch im Publikum sitzen.“




    Das Internationale Theaterfestival für das junge Publikum hat sich dieses Jahr um 18 Räumlichkeiten erweitert. Es sind konventionelle und unkonventionelle Räume, in Theatersälen und im Freien. Dazu die Festivaldirektorin Oltiţa Cîntec:



    Das Zentrum unseres Festivals ist das Nationaltheater in Iaşi, mit seinen zwei Sälen, aber wir haben mit unseren verschiedenen Theaterevents die ganze Stadt sozusagen ‚erobert‘. Mit unseren Aufführungen wollten wir so vielen Menschen wie möglich Freude bringen, zum Beispiel den Patienten, die im Krankenhaus liegen. Unser Festival sollte ein Fest und eine Freude für alle sein. Es wurde überall in der Stadt Theater gespielt — auf der Stra‎ße, in den Fu‎ßgängerzonen, in den Kaufhäusern. Wir sind an unkonventionellen Orten auf der Suche nach unserem Publikum gegangen, nach Menschen, die in der Regel nicht ins Theater gehen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Leute, die bis jetzt das Theater wie einen steifen Kragen betrachteten, an diesen unkonventionellen Orten offene, lebendige Aufführungen miterlebten, die emotionale Brücken zu den Zuschauern geschlagen haben. Und das ist schon sehr viel.“

  • FILIT 2018: Literatur- und Übersetzungsfestival in Jassy mit Prominenz

    FILIT 2018: Literatur- und Übersetzungsfestival in Jassy mit Prominenz

    Mit dabei beim FILIT in Iaşi sind diesmal keine geringeren als Jonathan Franzen (USA), Jón Kalman Stefánsson (Island), Kamila Shamsie (Gro‎ßbritannien), Sylvie Germain (Frankreich), Jurij Andruchowytsch (Ukraine), Eduardo Caballero (Spanien), Evald Flisar Lorenzo Silva (Spanien), Yannick Haenel (Frankreich), Tomas Zmeskal (Tschechien), Lluis-Anton Baulenas (Spanien), Goce Smilevski (Mazedonien), Roland Orcsik (Ungarn), Sveta Dorosheva (Ukraine/Israel), Carl Frode Tiller (Norwegen), Catherine Gucher (Frankreich).



    Der Autor und Drehbuchautor Florin Lăzărescu, einer der Gründer und Organisatoren des wichtigsten rumänischen Literaturfestivals, ist ziemlich stolz auf die zahlreichen Veranstaltungen und die prominenten Gäste:



    FILIT ist so gro‎ßartig, im Grunde ist es eine Synthese aus mehreren Projekten, und jedes dieser Projekte ist so komplex, dass es als eigenständiges Festival betrachtet werden könnte. Von den FILIT-Abenden im Nationaltheater bis hin zu Veranstaltungen im Zentralzelt, wo es innerhalb von fünf Tagen 40 Veranstaltungen gibt. Um nur ein paar Events in Erinnerung zu rufen, erwähne ich jene im Haus der Kindheit, im Fantasy-Haus, über das so beliebte Projekt der Schriftsteller in Gymnasien. Aber wie gesagt, es gibt völlig unterschiedliche Ereignisse, jedes mit seiner eigenen Struktur. Wir sprechen von 130 Veranstaltungen in fünf Tagen. FILIT ist also letztlich eine Literaturshow. Um nur auf den Abend der Poesie zu verweisen, veranstalten wir diesmal einen Marathon mit 50 Dichtern, die Creme der zeitgenössischen Poesie. Ihre Namen sind nicht so klangvoll wie die zu den FILIT-Abenden eingeladenen Gäste, Jonathan Franzen aus den USA, Sylvie Germain aus Frankreich oder Éric Vuillard, der Goncourt-Preisträger. Aber diese Dichter ziehen auch ein sehr zahlreiches Publikum an. Und ich denke, das ist einer der Erfolge des FILIT, dass es ein sehr gro‎ßes Publikum anzieht. Zum Beispiel hatten wir einen Gast, der uns erzählte, dass er von dem bekannten russischen Schriftsteller Jewgeni Wodolaskin herausgefunden hat, was FILIT bedeutet, der hatte das Festival als au‎ßergewöhnlich beschrieben.“




    FILIT bringt neben Autoren auch Hunderte von Kulturschaffenden zusammen: Übersetzer, Verleger, Festivalorganisatoren, Literaturkritiker, Bibliothekare, Buchhändler, Manager und Journalisten. Florica Ciodaru-Courriol hat aus dem Rumänischen ins Französische übersetzt und mehrere Bände veröffentlicht, darunter von Hortensia Papadat-Bengescu, Rodica Draghincescu, Marta Petreu, Iulian Ciocan, Ioan Popa, Cătălin Pavel, Horia Ursu — bei Verlagen wie Jacqueline Chambon, Non Lieu, LÂge dHomme, Autre Temps, Autrement, Didier Jeunesse. Wir haben sie eingeladen, uns zu erzählen, an welchen Veranstaltungen sie bei der aktuellen Ausgabe des Festivals in Iaşi teilnehmen will.



    Ich bin beim FILIT dabei, um eine Schriftstellerin aus dem französischsprachigen Raum zu präsentieren, Catherine Lovey, deren Werk bei einem gro‎ßen Verlag in Frankreich veröffentlicht wurde und die ich aus dem Französischen ins Rumänische übersetzt habe. Beim FILIT bin ich zuständig für mehrere Übersetzungsworkshops, darunter ein Workshop mit dem Titel ArsTraducendi — eine Werkstatt für Schüler in den letzten Jahrgängen am Nationalen Kolleg in Iaşi. Soweit ich verstanden habe, werden die besten Schüler der besten Gymnasien in Iaşi dabei sein. Einige von ihnen traf ich letztes Jahr beim FILIT, als ich eine sehr interessante Werkstatt leitete, gemeinsam mit meinem Mann, dem Übersetzer Jean-Louis Courriol. Mit ihm gemeinsam werde ich eine Konferenz am Französisch-Lehrstuhl der Universität Alexandru Ioan Cuza besuchen, moderiert von der Übersetzerin und Professorin Simona Modreanu. Für dieses Treffen habe ich einen kurzen Auszug aus dem Roman »Die Festung« gewählt, geschrieben von Tudor Ganea, einem vielversprechenden jungen Schriftsteller, also werden wir ausgehend von diesem Buch arbeiten. Eine weitere Veranstaltung, an der ich teilnehme, ist ein Treffen mit französischen und rumänischen Verlegern mit dem Titel »Wen interessiert die rumänische Literatur?« Ich bin mir sicher, ich werde da sein, weil mir die rumänische Literatur sehr wichtig ist.“




    Ein Novum der Edition wird die Veröffentlichung der Buchreihe Geschichtenerzähler“ sein, die rumänische Autoren wie Ion Creangă, Mihai Eminescu oder Mihail Sadoveanu in den Fokus rückt. Die Schriftstellerin und Journalistin Adela Greceanu nahm die Herausforderung an, zusammen mit weiteren zehn zeitgenössischen rumänischen Schriftstellern an dem Projekt Geschichtenerzähler“ teilzunehmen und schrieb Die Geschichte von Vasile Alecsandri.“



    Die Geschichte von Vasile Alecsandri kann nicht aus dem Kontext seiner Generation gerissen werden, die Generation von 1848, die extrem wichtig für unsere moderne Geschichte war, die eigentlich mit dieser Generation beginnt. Mit ihnen beginnt alles — und mit ihren Eltern, jenen aufgeklärten Gro‎ßgrundbesitzern der Moldau und Walachei. Obwohl sie nach wie vor orientalische Kleider tragen, wie in den Gemälden jener Zeit zu sehen ist, schicken sie ihre Kinder vor allem nach Paris zum Studieren, aber auch in andere wichtige europäische Hauptstädte. Und diese Kinder, die in Paris studieren — darunter auch Vasile Alecsandri –, lernen dort, was Fortschritt ist, Modernität, wie eine Revolution beginnt. Sie kehren also in die rumänischen Fürstentümer zurück und versuchen, das anzuwenden, was sie von den französischen Revolutionären gelernt haben. Und ebenfalls dort erfahren sie mehr über die Idee des Nationalstaates, die sie in die rumänischen Fürstentümer bringen wollen. Letzten Endes gelingt es ihnen sogar, diesen Traum zu erfüllen. Das sind die wundervollen Zeiten eines Neuanfangs.“




    Das Internationale Festival für Literatur und Übersetzung Iaşi — FILIT — ist ein Projekt, das vom Kreisrat Iaşi durch das Nationale Museum für rumänische Literatur in Iaşi finanziert wird. Die diesjährige Auflage findet unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission statt.

  • Abraham Goldfaden begründete das Jiddisch-Theater

    Abraham Goldfaden begründete das Jiddisch-Theater

    Er wurde 1840 in der heutigen Ukraine als Sohn eines jüdischen Uhrmachers geboren und kam als Literat und Dramaturg im Alter von 26 Jahren in Iaşi an: Abraham Goldfaden. Wenige wissen, dass er eigentlich die Grundlagen des Jiddisch-Theaters baute. Konservativ-jüdisch erzogen, Autor von Theaterstücken, Gedichten und Rezensionen in der Presse des russischen Reiches und der Donaumonarchie, war Goldfaden fanatischer Verfechter der Bildung als wichtiges Mittel zur Haskala — der jüdischen Aufklärung –, ein Modernisierer durch und durch, sagt Camelia Crăciun, die an der Universität Bukarest jiddische Kultur unterrichtet und das jüdische Staatstheater in Bukarest literarisch berät: In Iaşi fand er in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts optimale Voraussetzungen für die Gründung des ersten Theaters mit einer professionellen Truppe, die in jiddischer Sprache auftrat“, meint die Forscherin.



    Aus Iaşi strahlte das Phänomen international aus, bis es schlie‎ßlich in den USA zur maximalen Popularität fand. Leicht war es nicht, erklärt Camelia Crăciun: Bis zum Holocaust gab es in der jüdischen Kultur nämlich ein Spannungsverhältnis zwischen dem Jiddischen und dem Hebräischen. Das Jiddische wurde verdrängt, das Hebräische war die kultivierte Sprache der Eliten, die in der Justiz und der Verwaltung und der Religion und vor allem von Männern eingesetzt wurde. Jiddisch war so verpönt, dass die ersten Autoren unter Pseudonym schrieben, um ihre Familie nicht zu kompromittieren, sagt Camelia Crăciun, die das konkrete Projekt Goldfadens erläutert:



    Das ist so eine offene Frage: Wie kommt man denn überhaupt darauf, ein Theater und eine professionelle Truppe zu gründen? Drei Akteure beanspruchen den Einfall. Die Frau eines gewissen Itzok Librescu aus Iaşi sagt, sie habe Goldfaden bei einem Gespräch über ein Zeitschriftprojekt gesagt, doch besser ein Theater zu gründen, wie es die Rumänen haben. Über 40% der damaligen Stadtbevölkerung aus Iaşi sprach Jiddisch, ging aber in rumänische Theaterhäuser, die damals schon Tradition hatten. Goldfaden selbst erzählt, dass er bemerkte, wie viele Stra‎ßenmusikanten seine eigenen Jiddisch-Gedichte musikalisch verarbeiteten. Diese Musikanten zogen durch die Kneipen und führten kleine Stücke auf, um die Gäste zu amüsieren. Goldfaden überlegte sich also, daraus ein breiteres Programm zu machen. Einer dieser damals beliebten Musikanten, Israel Grodner, beansprucht die Idee für sich: Er habe Goldfaden eingeladen, ein grö‎ßeres Projekt zu beginnen, das ist also der dritte mögliche Protagonist“, zählt die Kulturforscherin Camelia Crăciun auf.



    Wie auch immer: unter Goldfaden und seinen Leuten fand in Iaşi die erste Aufführung eines jiddischen Stückes statt und die Bahn für den Erfolg war frei: Die erste Aufführung hat ihren Platz in der Literaturgeschichte dank Mihai Eminescu — er gilt sozusagen als Standesbeamter, der die Geburt dieses Theaters registrierte. In der Zeitung »Curierul de Iaşi« schrieb er am 20. August 1876 eine Rezension. Eminescu sprach Deutsch und lebte in einem Gebiet mit vielen Jiddisch sprechenden Menschen, also waren diese Stücke für ihn erschlie‎ßbar. Die Rezension fiel positiv aus, nur am Text selbst fand er etwas auszusetzen. Er schien eher positiv beeindruckt zu sein von der Show, aber besonders von der Reaktion des Publikums“, sagt die Theaterfrau Camelia Crăciun.



    Abraham Goldfadens Theater reiste anschlie‎ßend durch ganz Ost- und Mitteleuropa. Er war der Meinung, dass Theater auf Jiddisch zu einem Kulturgut aller Juden werden muss. Goldfaden verlie‎ß Rumänien 1896 und zog nach New York, wo er eine lebendige jüdische Theaterszene begründete und bis zu seinem Tod im Jahr 1908 die jüdische Kultur mitprägte.