Tag: Jassy

  • Iasi

    Iasi


    La ville de Iaşi recèle à la fois des trésors dhistoire et dart, mais elle est également synonyme dinnovation. Que lon mentionne les pages de lhistoire écrite par les grandes familles des boyards moldaves ou du moment historique de la montée sur le trône de Moldova dAlexandru Ioan Cuza, celui qui, en étant élu à la fois par le divan, soit le parlement de Iasi, puis par celui de Bucarest, allait réaliser ce que les historiens ont par la suite appelé la petite Union, cest à Iasi que lon trouve les origines de la Roumanie moderne. Ville chargée dhistoire, Iasi propose au touriste daujourdhui des tours inédits ou encore les classiques tours guidés, où la parole du narrateur fait ressusciter les personnages et la vie dantan.


    Le dernier tour en date, très à propos dans cette année du Centenaire, nous emmène dans un endroit particulier non seulement pour la ville de Iasi, mais pour tous les Roumains dhier et daujourdhui. Il faut savoir quau mois de novembre 1916, les armées ennemies avaient traversé le Danube par le sud et quelles sapprochaient de la capitale, Bucarest. Acculé, le gouvernement déménagea en catastrophe à Iasi, situé dans le nord de la Moldavie. Cest à Iasi que se réfugièrent aussi le roi Ferdinand Ier et la famille royale, le parlement ainsi que les autres administrations de la Roumanie encore libre. Cest toujours à Iasi que fut transporté en première instance le trésor de la Banque nationale, transféré par la suite à Moscou, et dont on perd la trace lors de la révolution bolchévique.


    Sorina Dănăilă, initiatrice de ce tour et narratrice à ses heures, raconte : TRACK


    « A lheure du Centenaire de la Grande Union, il a été décidé de marquer la période du refuge à Iasi, celle de 1916 à 1918. Notre agence a conçu ce tour pour mieux mettre en exergue le rôle essentiel joué par notre ville pendant ces deux années de refuge, alors que Bucarest était occupée par les Allemands. La ville de Iasi est devenue la capitale de facto de cette Roumanie meurtrie par la guerre, et dont le territoire sest rétréci comme une peau de chagrin. Iasi fut aussi le creuset qui vit éclore le sursaut de la fierté nationale retrouvée et qui permit la genèse de la Grande Roumanie, la réunion de tous les locuteurs de langue roumaine sous la bannière dun même Etat. Le souvenir de ces années de refuge demeure ignoré autant par les contemporains qui, en 1918, se pressèrent pour rejoindre Bucarest, que par bon nombre dhistoriens. Cest pour rendre justice à cette page méconnue de lhistoire de notre ville que lon propose cela ».


    La narration est disponible dans les principales langues étrangères. Sorina Dănăilă : TRACK


    « Les touristes étrangers sont émerveillés par cette ville quils perçoivent comme située à la frontière est de lUE. Ils y sont intrigués, et de cette curiosité avec laquelle ils arrivent naissent des interactions étonnantes. Quoi quil en soit, nous, nous sommes ravis de leur faire découvrir cette ville qui, au demeurant, est une merveille ».


    Et si vous arrivez à Iasi, ne ratez surtout pas le Zoo de la ville. Fondé en 1856 sur sa propriété par le médecin et naturaliste Anastasie Fătu, et dont il porte le nom, le jardin zoologique de Iasi demeure une référence dans le paysage de la ville. Aussi, parcourir à pied les ruelles romantiques, bordées de tilleuls et dhôtels de maître des anciens boyards, demeure un plaisir quil ne faudrait surtout pas refréner. Enfin, la traditionnelle hospitalité moldave et la richesse culinaire de la région se donnent la main dans les jardins des restaurants de cette ville à maints égards encore patriarcale.


    Voilà, linvitation a été lancée. Jusquà la prochaine fois, profitez bien du beau temps et de vos vacances !


    Trad. Ionut




  • Jassyer Tram: Mehr als nur Straßenbahn

    Jassyer Tram: Mehr als nur Straßenbahn

    Iaşi ist eine geschichtsträchtige Kulturstadt. Kultur ist hier derma‎ßen wichtig, dass sogar der Stra‎ßenbahnverkehr der Stadt mehrmals zum Angel- und Drehpunkt verschiedener Kulturveranstaltungen wurde. Vor einiger Zeit fielen die Stra‎ßenbahnwagen auf, die Künstler schön bemalt hatten. Eine Weile fuhren sie so durch die Stadt. Danach folgte das Projekt Die Stra‎ßenbahnbibliothek“. Und nun findet eine Jubiläumsausstellung statt, veranstaltet vom Stra‎ßenbahnverein Tram Club Iaşi in Zusammenarbeit mit der Stadt Iaşi. 120 Jahre elektrifizierter Stadtverkehr — das steht im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Die Ausstellung präsentiert die Geschichte des Stra‎ßenbahnverkehrs in einer innovativen Art und Weise. Einzelheiten dazu lieferte uns Silviu Teodor Stanciu, der Vorsitzende des Vereins Tram Club Iaşi:



    Gegenstand der Ausstellung ist der öffentliche Stra‎ßenbahnverkehr in Iaşi. Eine derartige Ausstellung war schon lange Zeit notwendig. Vor zwei Jahren haben wir eine ähnliche Ausstellung in der Zentralen Universitätsbibliothek veranstaltet, allerdings im Kleinformat. Zu dem Anlass wurde uns wieder einmal bewusst, dass die Stadtbewohner von Iaşi viel zu wenig über die Geschichte der Stra‎ßenbahn wissen. Deshalb setzten wir uns damals, also im Jahr 2016, das Ziel, 2018 eine Gro‎ßausstellung zum Thema Geschichte der Stra‎ßenbahn in Iaşi zu veranstalten. Denn heuer feiern wir 120 Jahre seit der Einführung des elektrifizierten öffentlichen Verkehrs in Iaşi. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Verkehrsbetrieb veranstaltet. Sie zeigt eine umfassende Geschichte der Stra‎ßenbahn in Iaşi.“




    Austragungsort der Ausstellung ist diesmal das Museum der Stadt Iaşi, das gro‎ßzügige Ausstellungsräume bietet:



    Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Hauptgalerien und eine Au‎ßengalerie. Letztere zeigt auseinandergebaute Teile von alten Stra‎ßenbahnen, gro‎ße Teile, wie z.B. einen Radsatz, einen Hemmschuh, einen Stromabnehmer, ein Anschlusssystem sowie ein in der ehemaligen Sowjetunion hergestelltes Bahnfahrzeug mit Hebebühne. Im Erdgeschoss des Museums wurden zwei Räume der Ausstellung gewidmet. Im ersten Raum sind sehr alte Teile ausgestellt, die von den ersten Stra‎ßenbahnen, die durch Iaşi gefahren sind, stammen. Das waren die deutschen Stra‎ßenbahnen vom Typ AEG. Au‎ßerdem kann hier noch eine Kontrollvorrichtung und ein Ketten-Bremssystem gesehen werden. Das Kettenbremssystem sieht wie ein Schiffsrad aus. Ein derartiges System kann im Museum betrachtet werden. Auch ein Drehgestellwagen mit Kompressor wird hier gezeigt. Im zweiten Raum können mehrere Stra‎ßenbahnmodelle im Kleinformat bewundert werden. Es sind Nachstellungen von Stra‎ßenbahnen, die früher durch Iaşi gefahren sind. Darüber hinaus können mehrere Prototyp-Modelle gesehen werden, die, wenn sie umgesetzt worden wären, das Gesicht des öffentlichen Stra‎ßenbahnverkehrs hätten ändern können. Es können auch mehrere Projekte gesichtet werden, Architekturpläne für die Konstruktion eines Museums des öffentlichen Verkehrs, das künftig in Iaşi eventuell gebaut werden sollte.“




    Danach werden wir eingeladen, in das erste Stockwerk zu steigen. Das Treppenhaus umfasst auch verschiedene Exponate, Kuriositäten aus der Geschichte der Stra‎ßenbahn. Die Reise in die Vergangenheit geht im ersten Stockwerk weiter. Mit Einzelheiten dazu Silviu Teodor Stanciu:



    Die Galerie umfasst 10 Stra‎ßenbahnsitze. Dieser Teil der Ausstellung ist interaktiv, die Besucher können sich auf die Stühle setzen, um sich einen Eindruck über die Art und Weise zu machen, in der man vor 80 Jahren mit der Stra‎ßenbahn fuhr. Und wie sich alles bis heute geändert hat. In diesem Raum kann die allmähliche Entwicklung des Innenraums einer Stra‎ßenbahn verfolgt werden — das ist höchst interessant. In diesem Saal haben wir au‎ßerdem vier mechanische Entwertungsgeräte ausgestellt, die im Zeitraum 1978–1996 in Stra‎ßenbahnen eingesetzt waren.“




    Die Besucher haben die Möglichkeit, Fahrkarten zu entwerten. Somit wird die einstige Stimmung wieder ins Leben gerufen. Und das ist nicht alles. Dazu Silviu Teodor Stanciu, der Vorsitzende des Tram Clubs Iaşi:



    Nachdem die Besucher die Fahrkarte entwertet haben, werden sie eingeladen, in die Mansarde des Museums zu steigen. Dort befindet sich das Herzstück der Ausstellung — eine Fotogalerie, bestehend aus 25 2,5 m gro‎ßen Plakaten. Diese bilden die gesamte Geschichte der Stra‎ßenbahn in Iaşi ab. Es werden alle Stra‎ßenbahnen dargestellt, die seit 1900 bis heute jemals in Betrieb waren. Au‎ßerdem wird anhand einer Karte die Entwicklung der Stra‎ßenbahninfrastruktur präsentiert. Dazu gibt es noch Stra‎ßenbahnschilder, eine Fahrkarten-Sammlung, die Fahrkarten aus der kommunistischen Zeit bis heute zusammenbringt, kleinere oder grö‎ßere Teile, die von verschiedenen alten Fahrzeugen stammen, Anschlusselemente, Bordgeräte, ein Stra‎ßenbahn-Bord, unterschiedliche Uhren und Anzeiger.“




    Die Ausstellung hat sich bislang als gro‎ßer Erfolg erwiesen. Die Veranstalter denken aus diesem Grund, eine ständige Ausstellung in einem derzeit noch geplanten Museum des Öffentlichen Stadtverkehrs in Iaşi zu eröffnen.

  • Klub der Mondbeobachter: Populärwissenschaftliche Projekte in der Kulturstadt Jassy

    Klub der Mondbeobachter: Populärwissenschaftliche Projekte in der Kulturstadt Jassy

    Die moldauische Universitätsstadt Iaşi (dt. Jassy) ist bekannt als Stadt der gro‎ßen Ideen, als der Ort, wo die erste Vereinigung zustande kam und die erste Theateraufführung in rumänischer Sprache stattfand. Iaşi ist die Stadt, in der das erste Literaturmuseum zum Andenken an einen Schriftsteller gegründet wurde (die Hütte Bojdeuca“ in Ţicău, das Haus des Schriftstellers Ion Creangă), die Stadt, in der das erste rumänische naturwissenschaftliche Museums eröffnet wurde. Und eben diese Stadt startete letztes Jahr eine neue kulturelle Initiative. Ab dem Herbst letzten Jahres bereiteten das Athenäum in Iaşi und die Technische Universität Gheorghe Asachi“ (UTI) ein neues Projekt vor: den Klub der Mondbeobachter (rum. Clubul Lunaticilor). Das Personal des Athenäums lädt seine Gäste auf die Dachterrasse ein, um von dort Mond und Sterne mit Hilfe einer von der Technischen Universität bereit gestellten Technologie zu beobachten.



    Die Technische Universität Gheorghe Asachi“ in Iaşi ist die Nachfolgeschule der ersten Hochschule für Ingenieurswesen in Rumänien. Sie beherbergt eine Bibliothek, die vor drei Jahren als eine der zehn schönsten Bibliotheken weltweit erwähnt wurde. Weitere Kandidaten bei der Auswahl waren renommierte Bibliotheken wie die Bibliothek des Trinity College Dublin, die Königliche Bibliothek in Rio de Janeiro, die Admonter Stiftsbibliothek, errichtet im Stil des Spätbarocks, die Nationalbibliothek in Prag, die Nationalbibliothek Frankreichs sowie die Bibliothek des Kongresses der USA in Washington.



    Die Bibliothek ist allerdings nicht der einzige besondere Raum im Universitätspalast. Beeindruckend ist auch der Saal der verlorenen Schritte, in dem die in den 1970er Jahren von Sabin Bălaşa gemalten Fresken bewundert werden können. Auch der Festsaal der technischen Universität beeindruckt durch seine besondere Architektur.



    Das Projekt Der Klub der Mondbeobachter“ wurde letztes Jahr am 5. Oktober gestartet. Zu dem Zeitpunkt wurde es unter dem Namen Über Nichts und andere Kleinigkeiten“ gefördert. Die Absicht der Veranstalter war, Klubtreffen einmal im Monat, bei Vollmond, zu organisieren. Demnach erfuhren die Teilnehmer in November, wie eine Welt entsteht. Es fand eine Aussprache über Erfindungsgabe und Phantasie statt, bei der es um die Zutatenauswahl sowie die Festlegung des geeigneten Rezeptes zur Erschaffung des Universums ging. Am 3. Dezember 2017 fand eine Aussprache zum Thema Gro‎ße Geschichte des Universums und unser Platzes innerhalb der Welt“ statt. Es war eine faszinierende Reise, die mit dem Urknall anfing und bis in die Gegenwart führte.



    Ioana Nechifor, die Leiterin der Abteilung für Kulturprogramme und Vertreterin der Gastgeber, lieferte uns einige Einzelheiten zum Klub der Mondbeobachter:



    Es ist ein Klub mit naturwissenschaftlichem Profil, dessen Mitglieder an Vollmondabenden auf der Dachterrasse des Athenäums in Iaşi zusammen kommen. Im Rahmen informeller Aussprachen sollen dabei unterschiedliche wissenschaftliche Bereiche in den Vordergrund gebracht werden. Wir hoffen damit, eine positive Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Werten sowie gegenüber den Errungenschaften der zeitgenössischen Wissenschaft und Technik zu erwecken.“




    Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs waren die Veranstalter mit der Vorbereitung des Treffens am 1. Februar beschäftigt. Das ausgewählte Debatte-Thema war Das Abenteuer der Bücher“. Mit Einzelheiten dazu Ioana Nechifor:



    Das Treffen findet im Ausstellungssaal des Athenäums in Iaşi statt. Diesmal soll eine Aussprache zum Thema »Abenteuer der Bücher« stattfinden. Es ist eine Debatte über Bücher, über den Weg, den die Bücher zurücklegen, bis sie die Leser erreichen. Unser Gast ist Eugen Benea, bekannt als der Mann, der die Stadt Iaşi mit Büchern versorgt. Zu diesem Anlass wird er über die Projekte »Das Buch auf der Bank«, »Die Stra‎ßenbahnbibliothek« und »Buchspenden für die Stra‎ßenbahnbibliothek« sprechen.“




    Über die Stra‎ßenbahnbibliothek dürfen Sie schon im Bild sein, da wir dieses Thema in einem früheren Beitrag bei RRI bereits behandelten. Das Projekt der Stra‎ßenbahnbibliothek startete am 4. Dezember 2015. Zwei getrennte Projekte wurden mit Hilfe des öffentlichen Verkehrsbetriebs in Iaşi auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Auf der einen Seite gab es die Literaturstra‎ßenbahn“ — eine Stra‎ßenbahn, auf der Porträts renommierter literarischer Persönlichkeiten in Iaşi auf Initiative des Vereins Tramclub gemalt wurden; andererseits, wurde das Projekt Das Buch auf der Bank“ umgesetzt, im Rahmen dessen eine kleine Bibliothek in der Literaturstra‎ßenbahn eingerichtet wurde. Das Projekt setzt sich zum Ziel, das Lesen und den Bücheraustausch mittels der mobilen Bibliothek zu fördern. Die Idee wurde mit Enthusiasmus von den Stadtbewohnern entgegengenommen. Es darf nicht vergessen werden, dass Iaşi letzten Endes eine Studentenstadt ist.



    Was das Projekt Buchspenden für die Stra‎ßenbahnbibliothek“ anbelangt, erfuhren wir, dass es schon zwei Jahre her sind, seitdem es gestartet wurde. Ziel des Projektes war, so viele Bücher zu sammeln wie die Länge eines Stra‎ßenbahnwagens, nämlich 18 Meter. Diese sollten an Schulen in ländlichen Regionen gespendet werden. Ioana Nechifor, die Leiterin der Abteilung für Kulturprogramme beim Athenäum in Iaşi, erzählte uns, wie die Zusammenarbeit mit der technischen Universität lief:



    Sie brachten ein Teleskop auf die Dachterrasse des Athenäums. Auf diese Weise zogen sie viele Kinder an. Denn durch das Teleskop können sie die Sterne, den Mond, den Himmel aus gro‎ßer Nähe beobachten. Das macht ihnen Spa‎ß.“




    Die Teilnahme an den Veranstaltungen des Klubs der Mondbeobachter ist frei. Dennoch ist eine vorherige Reservierung notwendig, denn die Plätze sind begrenzt.

  • Italienische Rumänistik-Studentin auf den Spuren der rumänischen Klassiker

    Italienische Rumänistik-Studentin auf den Spuren der rumänischen Klassiker

    Sharon Scabin ist Erasmus-Stipendiatin an der Alexandru-Ioan-Cuza-Universität in Iaşi/Jassy (im Nordosten Rumäniens). Als sie an der Universität in Padua studierte, beschloss Sharon, nach Rumänien zu kommen, um in Iaşi einen Sommerkurs für Romanistik-Studenten, die ihre Rumänisch-Kenntnisse vertiefen wollten, zu besuchen. Die charmante Kulturstadt in der Moldau ist ihr schnell ans Herz gewachsen, und Sharon nutzte jede Gelegenheit, um immer wieder nach Iaşi zurückzukehren. Sharon Scabin:



    An der Universität in Padua studierte ich zuerst Russisch. Als mir aber klar wurde, dass die russische Sprache nicht gerade meinen Wünschen entsprach, suchte ich mir etwas Anderes. Und so geschah es, dass einige meiner Freunde, Italiener, die in Rumänien lebten und arbeiteten, mir vorschlugen, Rumänisch zu studieren. Sehr schnell wurde mir klar, dass die rumänische Sprache und Literatur mir naheliegen und dass ich Lust hatte, meine Kenntnisse in diesem Bereich zu vertiefen. Mit der Zeit erfuhr ich auch mehr über das Bildungssystem in Rumänien, das den Studenten mehr Erfahrungen bietet als das Bildungssystem in Italien. Es gibt viele Unterschiede zwischen den zwei Systemen. In Rumänien verbringt man weniger Zeit an der Uni, im Vorlesungssaal, aber die Studenten sind wirklich sehr gut vorbereitet, besser als in Italien. In Italien wird eine strikte Anwesenheit im Vorlesungssaal verlangt. Die Bibliographie, die ich in Rumänien zum Studium brauche, ist viel reicher als das, was man in Italien lesen muss. Als ich zum ersten Mal sah, was ich alles lesen sollte, war ich verblüfft. Dann wurde mir aber klar, dass im rumänischen System die Lektüre besonders wichtig ist. Bei den Seminaren an der Universität Iaşi wird aufgrund der gelesenen Werke diskutiert, es werden wichtige Elemente hervorgehoben und geklärt. So wird der Student ein wichtiger Teil des Uni-Lebens.“



    Nach und nach hat Sharon die rumänische Sprache und die rumänische Literatur kennen und lieben gelernt. Sie hat die Werke der wichtigsten rumänischen Autoren gelesen:



    Mircea Eliade war für mich Liebe auf den ersten Blick. Bei einer Konferenz in Italien hörte ich eine wunderbare Professorin, die einen Vortrag über Mircea Eliade und die Kulturdiplomatie hielt. Der Vortrag hat mir enorm gefallen, und ich wollte mehr über Mircea Eliade erfahren. So begann ich, seine Werke zu lesen, und sie gefielen mir so gut, dass ich beschloss, meine Diplomarbeit über Mircea Eliade zu schreiben. Meine Diplomarbeit trägt den Titel »Kosmogonie in Mircea Eliades Werken«. Ich las sehr viele rumänische Autoren und jetzt kann ich sagen, dass ich die rumänische Literatur mit jedem Tag mehr liebe. Nun habe ich die Möglichkeit, jeden Tag in Iaşi spazieren zu gehen, in dieser wunderschönen Stadt, in der Mihai Eminescu, Ion Creangă, Ion Luca Caragiale auch spazieren gegangen sind. Es ist für mich ein besonderes Gefühl, auf denselben Stra‎ßen, auf den Spuren dieser gro‎ßen Schriftsteller zu gehen.“




    Sharon sagte uns, dass sie angefangen hat, Rumänien zu lieben, weil die Rumänen, die sie hier kennenlernte, besonders freundlich waren. Die Stadt Iaşi ist für sie eine zweite Heimat geworden, und Sharon würde gerne für immer hier bleiben.

  • Iaşi/Jassy – die Kulturmetropole der Moldau

    Iaşi/Jassy – die Kulturmetropole der Moldau

    Iaşi ist eine schöne Stadt, bewohnt von gastfreundlichen, netten Menschen, die sie zu allen Sehenswürdigkeiten vor Ort willkommen hei‎ßen. Einen Besuch wert sind der Botanische Garten, das Universitätsmuseum, das Einheitsmuseum (rum. Muzeul Unirii), das Kloster Drei Hierarchen (rum. Mănăstirea Trei Ierarhi), die Metropoliten-Kirche, das Kloster Golia und der Hauptplatz im Zentrum der Stadt (rum. Piaţa Unirii). Die Touristen können in den Turm des Klosters Golia steigen. Von dort eröffnet sich ihnen eine wunderschöne Aussicht über die Stadt sowie über das ehemalige jüdische Viertel hinaus. In den mittleren Stockwerken des Turms können spannende Ausstellungen besichtigt werden.



    Ein von der Stadt Iaşi umgesetztes Projekt zur Sanierung der Althäuser veranlasste die Neueröffnung des Museums der Stadt Iaşi. In der Zwischenkriegszeit gab es in der Stadt ein ähnliches Museum. Das Stadtmuseum wurde im Gebäude Burchi-Zmeu untergebracht, welches zu diesem Zweck gründlich saniert wurde.



    Bei einem Aufenthalt in Iaşi sollten die Touristen auf keinen Fall einen Besuch im Kulturpalast verpassen. Der Kulturpalast beherbergt relevante ständige sowie temporäre Ausstellungen. Au‎ßerdem werden hier spannende interaktive Aktivitäten für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Mehr Einzelheiten dazu bringt Coralia Costaş, Leiterin der Marketing-Abteilung:



    Der Kulturpalast in Iaşi ist ein Symbol der Stadt, sollte also unbedingt besichtigt werden. Letztes Jahr wurden die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Im April 2016 wurde er demnach neueröffnet. Seit daher beherbergt er spannende Ausstellungen. Im Kulturpalast sind 4 Museen untergebracht: das Kunstmuseum, das Geschichtsmuseum der Moldau, das Museum der Wissenschaft und Technik »Ştefan Procopiu« und das Ethnografiemuseum der Moldau. Darüber hinaus verfügen wir über das grö‎ßte Restaurations- und Konservierungszentrum des moldauischen Kulturvermögens. Wir hei‎ßen das Publikum zu unseren temporären Ausstellungen sowie zu weiteren Konzerten und Aktivitäten, die wir hier organisieren, herzlichst willkommen.“




    Die temporären Ausstellungen seien sehr interessant, so Coralia Costaş, die uns folgende Ausstellungen empfiehl:



    Der Kulturpalast beherbergt eine temporäre Ausstellung zur Cucuteni-Kultur — eine Reise zurück in die Welt einer bedeutenden prähistorischen Zivilisation. Wir bieten zwei weitere spannende temporäre Ausstellungen aus Polen an — »Leonardos Maschinen« und »Mittelalterliche Folterwerkzeuge«. Die zwei Ausstellungen können bis Januar 2018 im Kulturpalast in Iaşi besichtigt werden.“




    Über die kulturellen Attraktionen hinweg, bietet die moldauische Küche köstliche Speisen an. Die moldauischen sauren Suppen (rum. borş moldovenesc), der moldauische Eintopf oder die leckeren Teigware dürfen bei einem Aufenthalt in Iaşi nicht verpasst werden.

  • Iaşi/Jassy: Kultur, Geschichte, köstliche Küche

    Iaşi/Jassy: Kultur, Geschichte, köstliche Küche

    Unsere heutige Reise geht in die Moldau, und zwar in eine Stadt, die Geschichte, Kultur und gute Laune atmet. Die Universitätsstadt Iaşi (dt. Jassy) liegt im Nordosten Rumäniens, in der Region Moldau. Historisch betrachtet war sie die wichtigste Stadt des Fürstentums Moldau. Die Stadt beherbergt zahlreiche Kathedralen und beeindruckende historische Denkmäler. Das Kulturangebot ist reichhaltig — vielfältige Konzerte und Ausstellungen machen einen Besuch der Stadt umso spannender. Anca Zota arbeitet beim Auskunftsbüro der Stadt Iaşi. Sie lieferte uns einige Einzelheiten zu den Sehenswürdigkeiten vor Ort:



    Die Stadt ist sehr schön. Die Einwohner sind besonders nett und gastfreundlich — die moldauische Gastfreundlichkeit ist nicht blo‎ß ein Gerücht. In der Stadt können vielfältige Sehenswürdigkeiten besichtigt werden. Auch zahlreiche temporäre Ausstellungen stehen im Angebot. Nicht verpasst werden darf der neogotische Kulturpalast. Er beherbergt vier Museen und mehrere interessante temporäre Ausstellungen wie z.B. eine Ausstellung, die mittelalterliche Folterwerkzeuge präsentiert oder eine andere, die die Maschinen von Leonardo da Vinci vorstellt. Einen Besuch wert sind auch der Botanische Garten oder das Universitätsmuseum. Letzteres betrifft nicht nur die Universität in Iaşi, die übrigens die erste Universität landesweit war, sondern auch die Cucuteni-Kultur, die zu den südosteuropäischen Nachfolgekulturen der Linienbandkeramischen Kultur gehört. Auch das Unirii-Museum (Museum der Vereinigung der Fürstentümer) ist sehr schön. Es wurde vor nicht allzu langer Zeit eröffnet. Interessant ist auch das im Untergeschoss der Metropoliten-Kathedrale eröffnete Museum, das religiöse Gegenstände wie Ikonen, Gewänder und andere alte Gegenstände zeigt.“




    Individuell angepasste Stadtführungen seien ideal, so unsere Gesprächspartnerin. Familien mit Kindern würde sie folgendes Tagesprogramm vorschlagen:



    Familien mit Kindern sollten unbedingt den Botanischen Garten besuchen. In der Nähe liegt auch das bescheidene Haus des Schriftstellers Ion Creangă, das er ‚bojdeucă‘ (Hütte) zu nennen pflegte, in dem er ein bäuerliches Leben wie zu Zeiten seiner Kindheit in Humuleşti führte. Das Hologramm von Ion Creangă empfängt die Besucher direkt am Eingang. Das Museum für Chemie ist auch interessant. Im Museum »Petru Poni« gibt es oft interaktive Ausstellungen. Auch der Kulturpalast ist einen Besuch wert. Da können Sie in den Uhrturm steigen und den einmaligen Uhrmechanismus sehen. Das Kloster Golia ist auch ein interessanter Anhaltspunkt. Hier können sie ebenfalls in den Turm hochsteigen. Er bietet eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt und insbesondere auf das ehemalige jüdische Stadtviertel. Im Turm des Klosters Golia gibt es oft interessante Ausstellungen zu sehen.“




    Senioren sind ebenfalls willkommen in der Stadt. Dazu Anca Zota vom städtischen Auskunftsbüro:



    Den Senioren empfehlen wir einen entspannten Spaziergang durch die Innenstadt. Traditionelle Museen wie z.B. das Haus Pogor — der Begegnungsort der Schriftstellervereinigung »Junimea« im 19. Jh. — oder die Universitätsbibliothek können für sie interessant sein. Das Kloster Trei Ierarhi (dt. Die Heiligen drei Hierarchen) darf auch nicht verpasst werden. Und ein Theaterbesuch ist ebenfalls unumgänglich.“




    Die moldauische Gastronomie genie‎ßt landesweit einen besonderen Ruf. Daher wollten wir von Anca Zota erfahren, was die Restaurants in Iaşi anzubieten hätten:



    Traditionelle Speisen stehen hoch im Menü: Die moldauischen sauren Suppen sind in allen Speisekarten zu finden. Desgleichen die Krautrouladen (rum. sarmale moldovenești). Auch die typisch moldauischen Nachspeisen sind köstlich — Quark-Donuts (rum. papanași) und viele andere Leckereien erwarten Sie in den örtlichen Restaurants.“

  • Rumänen feierten 158 Jahre seit der Vereinigung der Moldau und der Walachei

    Rumänen feierten 158 Jahre seit der Vereinigung der Moldau und der Walachei

    Am Dienstag, dem 24. Januar, feierten die Rumänen im In- und Ausland den 158. Jahrestag der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer Moldau und der Walachei. Am 24. Januar 1859 war der bereits zum Fürsten der Moldau gewählte Alexandru Ioan Cuza von der Bukarester Wahlversammlung einstimmig auch zum Herrscher über die Walachei gewählt worden. So wurde Cuza zum Fürsten der vereinten Rumänischen Fürstentümer ausgerufen. Drei Jahre später, am 24. Januar 1862, wurde die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer auch international anerkannt und der somit entstandene Staat bekam den Namen Rumänien. 59 Jahre später, im Jahr 1918 wurde der moderne Staat Rumänien durch die Vereinigung des Rumänischen Königreichs mit Bessarabien (Basarabia), der Bukowina (Bucovina) und Siebenbürgen (Transilvania) gegründet. Die Herrscherzeit Cuzas (1859-1866) gilt aufgrund der eingeleiteten radikalen Reformen als Beginn der Moderne in Rumänien. 1918 endete der Gründungsprozess des Nationalstaates mit der Vereinigung der historischen Fürstentümer mit dem Rumänischen Königreich. Die historischen Provinzen waren unter der Herrschaft der multinationalen Reichen.




    Die bedeutendsten Feierlichkeiten fanden wie immer in Jassy statt, der alten Hauptstadt der Moldau. Ein Volksmusikkonzert und ein Te Deum eröffneten die Feierlichkeiten. Danach hielten die Vertreter der Behörden vor Tausenden Personen ihre Reden. Im Namen der Regierung sprach der sozialdemokratische Kulturminister Ionuţ Vulpescu, der erklärte, die Vereinigng der rumänischen Fürstentümer sei ein Beispiel für Solidariät und Konsensus, das von den heutigen Politikern gefolgt werden sollte:




    Wir haben die Wahl. Entweder setzten wir die Rede der Zwiespalt und der tödlichen Ungebildetheit fort oder führen eine radikale Veränderung durch in der Art und Weise, in der wir uns alle zu unserer Zukunft, unseren Beziehungen, der Notwendigkeit der Solidarität und des Projekts schauen.




    Die Opposition wurde von der Vizevorsitzenderin des rumänischen Senats, der Liberalin Iuliana Scântei, vertreten:




    Die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer am 24. Januar 1859 war die mutigste Tat des modernen rumänischen Staates und der politischen Elite in der Moldau und der Walachei. Der Mut und die Zukunftsaussicht einiger Personen ist auch heute noch, nach 160 Jahren erstaunlich und kräftig.




    Im westrumänischen Arad feierten hunderte Personen die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer. Ihre Gedanken waren an Bessarabien gerichtet, der historischen rumänischen Provinz, die im Sommer 1940 an die Sowjeten abgetreten wurde. Auf ihrem Territorium wurde die heutige Moldaurepublik gegründet:




    Wenn diejenigen, die uns nicht lieben, drohend in Richtung Moldau blicken, dann müssen wir diesem Ereignis seinen wahren Wert geben., erklärte ein Anwesender .




    Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich auch Bessarabien mit Rumänien vereinigt. Wir haben genug gewartet. Wir sollen uns freuen, dass Gott uns ein Land, ein Volk, eine Sprache geschenkt hat. Gott segne Rumänien., meinte eine Dame, die an den Feierlichkeiten präsent war.




    Die moldauische Kulturministerin Monica Babuc hat im Namen der prowestlichen Regierung der Moldaurepublik eine Botschaft mitgeteilt, in der gesagt wir, dass die gemeinsame Sprache, die Tradition und die nationale Kultur zur Erfüllung unserer Träume beitragen werden.

  • Rumänische Großstädte: unbefriedigende Luftqualität, veraltete Messstationen

    Rumänische Großstädte: unbefriedigende Luftqualität, veraltete Messstationen

    Eines der Umweltprobleme in Rumänien ist die minderwertige Luftqualität in den Städten. Die Hauptprobleme sind das hohe Verkehrsaufkommen und die Baustellen, welche die Luft durch gesundheitsgefährdende Feinstaubpartikel verschmutzen. Auf einer Fläche von nur 220 Quadratkilometern fahren durch die rumänische Hauptstadt Bukarest täglich mehr als 1,5 Millionen Autos. Die starke Luftverschmutzung in den drei rumänischen Metropolen Bukarest, Iaşi (Jassy) und Braşov (Kronstadt) sowie das Fehlen eines konkreten Plans mit nachhaltigen Ma‎ßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität haben dazu geführt, dass die Europäische Kommission Rumänien ein Ultimatum stellte.



    Die Umweltschutzorganisationen fordern die Behörden auf, die Messstationen zur Monitorisierung der Luftqualität in Betrieb zu setzen, den Verkehr zu reduzieren und die Einhaltung der Umweltschutznormen auf den Baustellen zu kontrollieren. Die rumänische Umweltministerin Cristiana Paşca Palmer hat zugegeben, dass Bukarest unter starker Luftverschmutzung leidet, und dass die Luftmessstationen veraltet sind:



    In Bukarest funktionieren die Luftmessstationen in den letzten Jahren nicht gerade, wie wir uns wünschen, und das aus verschiedenen Gründen. Für eine korrekte Monitorisierung der Luftqualität sollte eine solche Messstation mindestens drei Feinstaubtypen messen, nicht nur PM 10 und PM 2,5. Von insgesamt acht Messstationen monitorisieren in Bukarest in Wirklichkeit nur zwei Stationen drei Typen von Feinstaub; die anderen Messstationen sind nur teilweise funktionsfähig. Dieses Jahr haben wir im Haushalt der Umweltverwaltung eine Finanzierungsma‎ßnahme zum Modernisieren des nationalen Netzes für die Monitorisierung der Luftqualität. Es handelt sich um etwa 35 Millionen Lei (umgerechnet fast 7.800.000 Euro); davon bekommt Bukarest 3 Millionen Lei (umgerechnet fast 670.000 Euro). Wir erwarten, dass bis Jahresende das Monitorisierungsnetz voll funktionsfähig wird und dass die Ergebnisse sich auch sehen lassen, nämlich dass wir mindestens eine bessere Monitorisierung von drei Feinstaubtypen durchführen. In Braşov ist die Situation etwas besser — infolge der bereits durchgeführten Monitorisierungen haben wir festgestellt, dass wir uns jetzt unter der von der Europäischen Kommission aufgestellten Grenze von 35 Tagen im Jahr befinden. Diese Ergebnisse haben wir der Europäischen Kommission mitgeteilt und wir hoffen auf eine positive Antwort — nämlich dass Braşov kein Verfahren wegen Versto‎ß gegen die Umweltnormen mehr droht. In Iaşi und in Bukarest geht alles leider etwas langsamer voran, denn jede Kommunalverwaltung muss eine Wirkungsstudie erarbeiten und anschlie‎ßend eine Reihe von Ma‎ßnahmen zur Verbesserung oder Beibehaltung der Luftqualität bestimmen. In Bukarest ist besagte Wirkungsstudie bereits fertig und man hat die dazugehörenden Ma‎ßnahmen in einen Aktionsplan zusammengestellt. In Iaşi arbeitet man noch an der Wirkungsstudie.“




    Laut einer Meinungsumfrage des Europäischen Statistikinstituts über die Luftqualität in den europäischen Hauptstädten, die diesen Sommer veröffentlicht wurde, waren im Jahr 2015 die Bukarester am unzufriedensten. Nur 22% der befragten Bukarester erklärten sich zufrieden mit der Qualität der Luft, die sie atmen. An den ersten Stellen in puncto Luftqualität in den europäischen Hauptstädten stehen Wien, Helsinki und Dublin. 88% der Bewohner erklärten sich zufrieden mit der Luftqualität in diesen drei europäischen Hauptstädten.

  • Die Bibliothek in der Straßenbahn

    Die Bibliothek in der Straßenbahn

    Iaşi — die Stadt der berühmten Denker und Schriftsteller, der ersten gro‎ßen Vereinigung, die Stadt, in der zum ersten Mal ein Theaterstück in rumänischer Sprache aufgeführt wurde, in der das erste Literaturmuseum zur Erinnerung an einen rumänischen Schriftsteller (das Gedenkhaus Ion Creangă, die Hütte in Ţicău) sowie das erste naturgeschichtliche Museum eröffnet wurde. Die Stadt Iaşi lädt seit Anfang des Jahres zu einem neuen Kulturereignis ein. Leidenschaftliche Leser finden seit Jahresende eine Bibliothek in einer Stra‎ßenbahn. Es ist eine mobile Bibliothek, die von einer Volontären-Gruppe in einem öffentlichen Verkehrsmittel eingerichtet wurde. Adrian Mihai ist der Sprecher der Öffentlichen Verkehrsmittel in Iaşi. Er erzählt uns die Geschichte dieser Initiative:



    Zwei getrennte Projekte sind mit Hilfe des Öffentlichen Personennahverkehrs in Iaşi zu einem gemeinsamen Nenner gebracht worden — die mit den Figuren unterschiedlicher literarischer Persönlichkeiten in Iaşi auf Initiative des örtlichen Verbandes Tramclub bemalte Literaturstra‎ßenbahn beherbergt derzeit auch eine kleine Bibliothek. Das Projekt ist Teil eines umfangreicheren Vorhabens, »Das Buch auf der Bank!«, gestartet von Eugen Benea. Den Lesern wird folgende Botschaft vermittelt: Lest! Verschenkt! Lasst das Buch auf der Bank! Das Projekt fördert das Lesen und den Austausch von Büchern mittels der Wanderbibliothek. Iaşi war auch in der Vergangenheit und ist immer noch eine Kulturstadt. Sie hat immer dafür gesorgt, dass die richtigen Voraussetzungen zum kreativen Schaffen bestehen. Das Schicksal berühmter Schriftsteller kam zu irgendeinem Zeitpunkt im Laufe ihres Lebens in Verbindung mit der Stadt Iaşi. Daher unser Einladung an die Einwohner der Stadt, sich entsprechend zu verhalten und den Spa‎ß am Lesen wieder zu entdecken.“




    Wie entwickelte sich das Projekt der Stra‎ßenbahnbibliothek? Dazu Adrian Mihai, Sprecher des Öffentlichen Personennahverkehrs in Iaşi:



    Herr Eugen Benea, der Urheber des Projektes, hat ursprünglich mehrere Bücher gespendet. Überraschenderweise gab es viele Einwohner der Stadt, denen das Vorhaben zusprach und die ihrerseits Bücher spendeten. Die Bibliothek wächst demnach mit der Zeit. Hoffentlich wird sich das Vorhaben auch weiterhin positiv entwickeln. Die Stra‎ßenbahnen fahren quer durch die Stadt Iaşi, sie haben keinen vorgegebenen Fahrplan. Um ihnen zu begegnen, wäre es ratsam, unsere Fahrdienststelle anzurufen. Unsere Mitarbeiter sagen Ihnen dann Bescheid, wo sich die zwei Wagen, die eine kleine Bibliothek beherbergen, aufhalten.“




    Wir wollten von Adrian Mihai erfahren, wie die Bewohner der Stadt Iaşi die Idee fanden und ob sie beabsichtigen, das Projekt auszuweiten:



    Die Idee wurde von den meisten Bewohnern gut entgegengenommen. Iaşi ist eine Studentenstadt und die Studenten fahren viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Viele Fahrgäste blättern gerne in ein Buch während der Fahrt. Sie haben nun die Gelegenheit dazu. Wir würden uns freuen, das Projekt auszuweiten, damit es seinen Zweck erfüllt. Wir wollen zusammen mit den Kollegen von Tramclub auch andere interessante Projekte umsetzen.“




    Die älteste Universität in Rumänien befindet sich in Iaşi, auf dem sogenannten Dealul Copoului (Copou-Hügel). Sie trägt derzeit den Namen Alexandru Ioan Cuza. Die Universität wurde 1860 errichtet, im Auftrag des Fürsten Alexandru Ioan Cuza. Das Hauptgebäude — ein architektonisches Denkmal — wurde 1896 erbaut. Ebenfalls in Iaşi gibt es auch die Nachfolgeschule der ersten Hochschule für Ingenieure in Rumänien, die Technische Universität Gheorghe Asachi“. Die Bibliothek der Technischen Universität in Iaşi wurde letztes Jahr unter den 10 schönsten Bibliotheken der Welt erwähnt. Mitbewerber waren renommierte Bibliotheken wie z.B. die Bibliothek vom Trinity-College in Dublin, die Königliche Portugiesische Bibliothek in Rio de Janeiro, die im späten Barockstil erbaute Bibliothek im Kloster Admont, die Nationalbibliothek in Prag, die französische Nationalbibliothek oder die Bibliothek des US-Kongresses in Washington.



    Allerdings ist die Bibliothek nicht der einzige besondere Raum im Palast der Technischen Universität. Im gleichen Gebäude befindet sich auch der Saal der verlorenen Schritte, an dessen Wänden die Fresken von Sabin Bălaşa aus den 1970er Jahren bewundert werden können, und der Festsaal, eine besondere Aula, gebaut, wie übrigens auch das ganze Schloss, im eklektizistischen Stil. In Iaşi wurde auch die erste Musikhochschule eröffnet, die Kunstuniversität George Enescu“, sowie die Universität für Medizin und Pharmazie Grigore T. Popa“, die Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin Ion Ionescu de la Brad“ und die Universität Petre Andrei“. Am Eminescu-Platz wurde in der Zwischenkriegszeit das Gebäude der Königlichen Kulturstiftung errichtet. Zurzeit beherbergt es die älteste Universitätsbibliothek landesweit — die Universitätsbibliothek Mihai Eminescu“, mit fast 3 Millionen Büchern, darunter manche sehr seltene Exemplare.



    Und weil die Stadt Iaşi Geschichte ein- und ausatmet, hat die zuständige Behörde der Öffentlichen Verkehrsmittel auch eine alte Stra‎ßenbahn in Betrieb gesetzt. Dazu Adrian Mihai:



    Wir haben einen alten Stra‎ßenbahnwagen restauriert. Viele leidenschaftliche Stra‎ßenbahnfahrer, die die Stadt besuchen, wollen ihn für eine Fahrt auf den Copou-Boulevard mieten. Sicherlich sind auch andere Strecken gefragt, etwa in Gegenden, die an die ehemalige Stadt Iaşi und an ihre berühmten Einwohner erinnern. Damit meine ich unter anderem den Poeten Mihai Eminescu oder den Schriftsteller Ion Creangă.“




    Die Stra‎ßenbahnfahrt ist so angenehm, dass die Fahrgäste nur widerwillig aussteigen. Und dennoch warten an allen Ecken in Iaşi interessante Attraktionen.

  • Rumänien feierte 157. Jahrestag der Vereinigung Moldaus mit der Walachei

    Rumänien feierte 157. Jahrestag der Vereinigung Moldaus mit der Walachei

    Alexandru Ioan Cuza wurde am 5. Januar 1859 zum Fürsten von Moldau gewählt. Wenige Tage später am 24. Januar wurde er auch zum Fürsten der Walachei gewählt. Damit fand die Vereinigung der zwei rumänischen Fürstentümer statt. Drei Jahre später und zwar am 24. Januar 1862 wurde die Vereinigung international anerkannt. Der neugebildete Staat erhielt den Namen Rumänien. 59 Jahre später also 1918 vereinigte sich Rumänien mit Bessarabien, der Bukowina und Siebenbürgen. Diese Gebiete hatten eine mehrheitlich rumänischstämmige Bevölkerung. Rumänien verlor nach dem Zweiten Weltkrieg Bessarabien und die Bukowina. Die Vereinigung der Rumänischen Fürstentümer am 24. Januar 1859 wird als der erste bedeutende Schritt der Gründung des nationalen einheitlichen rumänischen Staates betrachtet.




    Die Rumänen von überall haben in diesem Jahr den 157 Jahrestag der sogenannten kleinen Vereinigung gefeiert. Im ganzen Land wurden militärische Paraden und Konzerte organisiert. Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis war bei den Feierlichkeiten in Jassy präsent. Dabei richtete Iohannis eine Botschaft an die politische Klasse, den Erwartungen der rumänischen Bürger nachzukommen, ihr Vertrauen in Politiker wiederherzustellen und Verantwortungen zu übernehmen:




    Der Wunsch der Rumänen auf dem linken und rechten Ufer des Milcovs zusammen zu sein, wurde von der Elite der damaligen Zeit gut verstanden. Sie hat dieses Bedürfniss der Bewohner der zwei Staaten durch eine besondere politische Fähigkeit und Solidarität umgesetzt. Es gibt praktisch keine Persönlichkeit, die dieses Projekt nicht unterstützt hat. Die damalige Politik charakterisierte sich ebenfalls durch Skandale, Divergenzen und Krisen. Die Vereinigung der Moldau mit der Walachei musste sowohl die alten ‘Krankheiten der damaligen Politik als auch die Interessen außerhalb der Staatsgrenzen überwinden. Die damalige Elite hat diese Hindernisse mit Reife und Takt überschritten und schaffte, einen neuen Staat zu gründen.




    Der Bürgermeister der moldawischen Hauptstadt Chişinău Dorin Chirtoacă, war Ehrengast der Feierlichkeiten in Jassy. Der rumänische Ministerpräsident Dacian Cioloş hat eine Parallele zwischen dem damaligen Landesprojekt und dem heutigen gemacht und hob hervor, die von ihm geleitete Regierung nehme sich vor, die Idee der Einigung auf allgemeine Prinzipien und gemeinsame Ziele zu verwerten. Senatsvorsitzender Călin Popescu Tăriceanu erklärte in seiner Rede, der 24. Januar 1859 stelle den Grundstein des modernen Staates Rumänien dar. Die Vereinigung der Rumänischen Fürstentürmer bedeutete politische Intelligenz und Patriotismus, ein Moment in dem die Elite und die Bevölkerung gemeinsame Ziele hatten, so der Chef der Sozial-Demokraten Liviu Dragnea. Die Co-Vorsitzende der Nationalliberalen Partei Alina Gorghiu erklärte, die heutigen Rumänen sollen das vor 157 Jahren gestartete Landesprojekt verbessern.

  • Norman Manea zu Gast bei FILIT in Jassy

    Norman Manea zu Gast bei FILIT in Jassy

    Der rumänische Schriftsteller Norman Manea war 2014 einer der Gäste der Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestspiele FILIT in Iaşi. Der Schriftsteller, der seit 1986 in den USA lebt, löste im Laufe der Zeit heftige Polemiken im Kulturleben Rumäniens aus. Oftmals hat sich Manea mit der Rolle der Intellektuellen und dem ideologischen Engagement der Schriftsteller beschäftigt.



    Einer der berühmten Gäste des Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestivals (FILIT), das im Oktober im nordostrumänischen Iaşi stattfand, war der Schriftsteller Norman Manea. Der rumänische Schriftsteller jüdischer Herkunft, der seit 1986 in den USA lebt, ist Autor der Bücher Der schwarze Briefumschlag“, Über Clowns“, Die Rückkehr des Hooligans“, Oktober. Acht Uhr“, Training fürs Paradies“, Die schwarze Milch“. Norman Manea erlebte früh sowohl die Deportation als auch das Exil. 1941 wurde er mit seiner Familie in ein Konzentrationslager in der Ukraine deportiert. Er überlebte die Gefangenschaft. Ich hatte einen komplizierten Lebensweg. Mein erstes Exil erlebte ich mit 5 Jahren. 1945 sah ich mich selbst als ein 9-jähriger alter Mann an“, sagte Norman Manea, den eine enge Freundschaft mit dem berühmten Schriftsteller Philip Roth und mit dem amerikanischen Dichter Edward Hirsch verbindet.



    Der letztere war Maneas Gast beim FILIT-Abend in Iaşi. Moderatorin des Abends war die Chefredakteurin der Kulturzeitschrift Observator cultural“, Carmen Muşat. Die Moderatorin der Gespräche erinnerte an eine Erklärung von Edward Kanterian mit dem Norman Manea einen Dialog führte, der sich über 11 Jahre erstreckt. Das Gespräch wurde in der Autorenserie veröffentlicht, die der Verlag Polirom dem rumänischen Schriftsteller widmet. Edward Kanterian sagte, dass Norman Manea der rumänische Schriftsteller sei, der drei wesentliche Polemiken in der rumänischen Kultur auslöste. Carmen Muşat erläutert:




    1982 löste Norman Manea in einem Interview mit der Zeitschrift »Familia« sowohl bei den damaligen Behörden als auch in seiner Branche eine heftige Polemik aus, weil er es wagte, über Nationalismus zu sprechen und auch das Thema anzugehen, wie gehorsame Schriftsteller der damaligen Zeit sich damit auseinandersetzten. 1992 wurde ein Essay von Norman Manea in der Zeitschrift »22« veröffentlicht, die damals von der Schriftstellerin Gabriela Adameşteanu geleitet war. In seiner Schrift beschäftigte sich Manea mit dem Engagement Mircea Eliades in der nationalistisch-faschistischen Legionären Bewegung in Rumänien und brach somit ein Tabu der rumänischen Kultur. Anschlie‎ßend prangerte er die Intellektuellen an, die sich ideologisch engagierten. 1997, nachdem das Tagebuch von Mihail Sebastian erschienen war, ging Norman Manea das Thema Unvereinbarkeit an. Manea zitierte den Schriftsteller, der mit der Veröffentlichung seiner Tagebücher internationale Beachtung erfuhr, und laut dem es in der rumänischen Kultur keine Unvereinbarkeiten gibt. Norman Manea war stets von Nuancen fasziniert, er wagte es dennoch auch, Themen messerscharf zu analysieren, die wir meistens verschweigen.“




    Nach den Bemerkungen von Norman Manea fragte Carmen Muşat: Warum verkrampft unser Gedächtnis, wenn es vor dem Spiegel der Wahrheit steht? Norman Manea dazu:



    Ich sehe mich selbst nicht als Polemiker oder Anstifter an. Ich habe meine persönliche Meinung über eine Perspektive geäu‎ßert, aus der man die Literatur in der Geschichte eines Landes sehen kann. Ich habe mich zudem zu den schwierigsten Zeiten der Geschichte Rumäniens geäu‎ßert, aber generell lehne ich es ab, die Rumänen oder die Juden mit kollektiven Merkmalen zu beschreiben. Ich beschäftige mich vielmehr mit dem Einzelnen, ich beschäftige mich damit, was jeder Einzelne tun kann und muss, mit den wesentlichen Unterschieden zwischen den Persönlichkeiten unserer Gleichgesinnten. Was das Gedächtnis angeht, kommen nur selten die Selbstanalyse und die kritische Analyse der eigenen Fehler vor. Ich könnte sogar behaupten, dass dieses Merkmal von einem gewissen Hedonismus stammt. Das rumänische Volk, dem ich auch angehörte, selbst wenn einige davon nicht begeistert sind, ist meiner Meinung nach ein hedonistisches Volk. Man sagt, dass die Rumänen keine Heiligen, sondern Dichter der Welt geben und das bekräftigt meine Erklärung. Hedonismus hei‎ßt, den Alltag und die Freude des Lebens zu genie‎ßen, er bedeutet zugleich, ein grö‎ßeres Interesse Kunst gegenüber anstatt Frömmigkeit zu zeigen. Das benötigt eine gewisse Anpassung. Die Anpassung ans Unmittelbare. Dies könnte zur Missachtung der Vergangenheit führen.“




    Anschlie‎ßend fragte Carmen Muşat den Schriftteller auf der Bühne der Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestspiele: Welche ist die Rolle des Intellektuellen in der zeitgenössischen totalitären Normalität, in einer Welt, die stets von Krisen bedroht wird? Norman Manea dazu:



    Ich will niemandem eine Rolle vorschlagen oder ihn in dieselbe hineinzwingen. Es gibt Intellektuelle, die eingesperrt in ihrer Existenz als Denker leben, es gibt hingegen auch Intellektuelle, die sich unters Volk mischen und für ein Ideal kämpfen. Meiner Ansicht nach geht es alleine um eine persönliche Entscheidung. Ich möchte glauben, dass der heutige Intellektuelle eine positive Rolle in der Öffentlichkeit spielt. Seine Rolle, seine Mission, seine Stellungnahme ist aber zu schwach in der modernen, pragmatischen, merkantilen Gesellschaft. Die wahren Intellektuellen, die die Rolle von Pädagogen in der Gesellschaft gespielt haben, bleiben im Schatten und werden meiner Ansicht nach nie in den Vordergrund treten.“




    Das Internationale Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT fand unter der Schirmherrschaft der rumänischen EU-Kommissionsvertretung statt und brachte mehr als 300 Schriftsteller, Literaturübersetzer, Verleger, Literaturkritiker, Kulturmanager und –Journalisten nach Iaşi.

  • FILIT: Schriftsteller Mircea Cărtărescu war Ehrengast des renommierten Festivals

    FILIT: Schriftsteller Mircea Cărtărescu war Ehrengast des renommierten Festivals

    Literatur gleicht der Lanze des Achilles, die das Übel zufügte und heilte“, sagte Mircea Cărtărescu in seinem Dialog mit dem Schriftsteller und Journalisten Cezar-Paul Bădescu im Rahmen des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT in Iaşi. Die Literatur hilft einem, sich selbst zu begegnen, und eine Begegnung mit sich selbst ist das Unheimlichste, was einem passieren kann.“ Am Anfang des Treffens auf der Bühne des Nationaltheaters in Iaşi forderte Cezar-Paul Bădescu den Autor der Bände Nostalgia“, Levante”, und der Trilogie Orbitor“ (Blendwerk“) mit den Bänden Die Wissenden“, Der Körper“ und Die Flügel“ auf, über die Zeit zu sprechen, als er den Literaturzirkel der Bukarester Universität leitete und zusammen mit seinen Studenten mehrere kollektive Prosa- und Gedichtbände veröffentlichte, darunter Familienbild“. Warum hat er es getan? Mircea Cărtărescu antwortet:



    Dafür hat es zwei Gründe gegeben. Der erste und einfachste Grund war, dass meine Generation etwas geschenkt bekommen hat, und wenn man etwas geschenkt bekommt, sollte man auch etwas weiterschenken. Die Geschenke erhielten wir von den Literaturkritikern Nicolae Manolescu, Ovid Crohmălniceanu, Eugen Simion, Mircea Martin, Ion Pop, und von unzähligen anderen wunderbaren Menschen, die unsere Existenz geprägt haben. Ohne diese Menschen wären wir nicht das geworden, was wir heute sind. Deshalb scheint es mir vollkommen natürlich, dass wir die Erkenntnisse, die theoretischen und moralischen Geschenke, die wir von ihnen bekommen haben, weiterschenken sollten. Und der zweite Grund, warum ich im Literaturzirkel der Bukarester Uni mitgemacht habe, war, dass ich mich als einer von euch fühlte. Ich fühlte, ich gehöre zu euch, und die sechs, sieben Jahre, als ich diesen Literaturzirkel leitete, waren die schönsten Jahre meines Lebens. Es war mir eine Freude und ein gro‎ßes Vergnügen, dass ihr mich in eurem Literaturzirkel aufgenommen habt. Ihr habt mich als einen von euch akzeptiert, auch wenn ich 15 Jahre älter war. Ich habe es genossen, an unseren Büchern mitzumachen. Ich bezeichne sie als ‚unsere Bücher‘, weil es sich um Anthologien handelte, für die ich manchmal die Einleitung schrieb.“




    Literatur war für mich einfach alles, aber ich kann nicht sagen, dass ich ausschlie‎ßlich aus Literatur gemacht bin“, antwortete Mircea Cartarescu auf die Frage, was Literatur für ihn bedeute. Und er fügte noch hinzu:



    Es wäre als ob man mich fragen würde, was für mich die Luft bedeutet, die mich am Leben hält. In einem Brief schrieb Franz Kafka an seine ewige Verlobte Felice Bauer, er sei nichts Anderes als Literatur. Sehr oft dachte ich, was das bedeuten könnte. Was soll es bedeuten, wenn ein Mensch komplett in Literatur übergeht, wenn er sich in Literatur verwandelt. Was für physische oder chemische Prozesse wären notwendig, damit ein menschlicher Körper, ein menschliches Gehirn zu Literatur wird. Das geschah mit Kafka gegen Ende seines Lebens. Kurz vor seinem Tod war Kafka nicht mehr ein Mensch unter seinen Mitmenschen, sondern eine Figur in seinen Büchern. Er war Literatur geworden. Sicher, die meisten von uns kommen nicht so weit. Um so weit zu kommen, bedeutet, kolossale Opfer zu bringen, es bedeutet, das eigene Leben zu zerstören, um es auf eine ganz andere Weise wieder zu gewinnen. Einmal sagte der Dichter Nichita Stănescu: ‚Wir möchten alle wie Eminescu schreiben, aber wer möchte schon sein Leben führen?‘ Das ist eine sehr gute Frage — wer möchte schon das Leben derer führen, die nichts Anderes als Literatur sind? Wenn man sich entscheidet, Literatur zu werden, wird man irgendwie zum Märtyrer.“




    Über das Internationale Festival für Literatur und literarische Übersetzung FILIT in Iaşi sagte Mircea Cărtărescu: Das ist ein Festival von höchstem Niveau. Das Festival FILIT ist nicht nur für das rumänische Kulturleben relevant, es ist auch eines der grö‎ßten, wenn nicht das grö‎ßte Literaturfestival in Osteuropa, und es ist in der Tat ein gro‎ßer Erfolg.“

  • Das Internationale Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT in Jassy

    Das Internationale Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT in Jassy

    Das zweite Internationale Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT lockt auch dieses Jahr ein zahlreiches Publikum mit einem reichen Programm an. Vom 1. bis 5. Oktober kommen berühmte Namen der zeitgenössischen Literatur, Literaturübersetzer, Buchverleger, Literaturkritiker im ostrumänischen Iaşi zusammen.



    Nach dem ersten Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT im ostrumänischen Iaşi wurde die Veranstaltung von der spanischen Tageszeitung El Pais“ als das wichtigste Literaturfestival Osteuropas“ bezeichnet. Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung” habe es eine Veranstaltung dieses europäischen Ausma‎ßes nie zuvor in Rumänien gegeben“. Das zweite Internationale Literatur-und Übersetzungsfestival FILIT bringt zwischen dem 1. und dem 5. Oktober über 300 berühmte Namen der zeitgenössischen Literatur, rumänische und ausländische Literaturübersetzer, Buchverleger, Literaturkritiker, Veranstalter ähnlicher Events, Kulturjournalisten in Iaşi zusammen.



    Die Nobelpreisträgerin Herta Müller, David Lodge, einer der renommiertesten und beliebtesten Prosaschriftsteller der Welt, der als ein Klassiker der britischen Literatur angesehen wird, die rumänischen Schriftsteller Norman Manea und Mircea Cărtărescu, die jedes Jahr weltweit in den Medien als mögliche Nobelpreisgewinner erwähnt werden, kommen in der ersten Oktoberwoche in Iaşi mit dem rumänischen Publikum ins Gespräch. Herta Müller wurde 2009 mit dem Literaturnobelpreis für die Ehrlichkeit, die in ihrer Prosa das Universum der entwurzelten Menschen beschreibt“ geehrt und gilt somit als die zwölfte Schriftstellerin, die mit dem begehrten Preis ausgezeichnet wurde.



    Der britische Schriftsteller David Lodge ist einer der internationalen Autoren, die sich beim rumänischen Publikum einer besonderen Popularität erfreuen. Seine Teilnahme am Internationalen Literaturfestival im ostrumänischen Iaşi ist umso wichtiger, dass seine öffentlichen Auftritte in der letzten Zeit sehr selten waren. Lodge ist jetzt beim ersten Besuch in Rumänien. Der renommierte Romanautor, Dramatiker und Drehbuchautor zählt zu den zeitgenössischen Klassikern der britischen und internationalen Literatur.



    Festivalmanager Dan Lungu spricht in den folgenden Minuten über die Herausforderungen der diesjährigen Auflage:



    Unsere grö‎ßte Herausforderung war, im Festival etwas Neues zu bringen. Daher haben wir dieses Jahr neue Veranstaltungen im Rahmen der Festspiele geplant und renommierte Gäste eingeladen. Dem berühmten Drehbuchautor und Schriftsteller Guillermo Arriaga widmen wir einen Festivalabend und er stellt eine neue Art von Gästen bei unserem Festival dar, da es voriges Jahr, bei den ersten Festspielen, keinen Drehbuchautor unter den Gästen gab. Es ist meiner Ansicht nach sehr wichtig, dass unsere Festspiele auch für andere Richtungen der Literatur offen stehen. Wir haben zudem versucht, das Festival au‎ßer der fünf Tage zu erweitern. Dieses Jahr stehen zum ersten Mal ausschlie‎ßlich den Literaturübersetzern gewidmete Projekte auf dem Programm. Die Literaturübersetzer sind selbstverständlich auch während der fünf Festivaltage dabei. Das stellt eine gute Gelegenheit für sie dar, Autoren kennenzulernen, berufliche Gespräche zu führen und nicht zuletzt neue Möglichkeiten zu finden, um Übersetzungsprojekte zu finanzieren und zu Ende zu führen. Sechs derartige den Literaturübersetzern gewidmete Veranstaltungen stehen dieses Jahr auf dem Programm der Literaturfestspiele.“




    Dieses Jahr findet das Festival unter der Schirmherrschaft der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien statt. Die Organisatoren locken Literaturbegeisterte auch mit Leseabenden, Treffen zwischen Schriftstellern und dem jungen Publikum (Gymnasialschülern und Studenten) an. Zudem laden die Veranstalter Literaturbegeisterte aller Alterskategorien zu den bereits bekannten FILIT-Abenden beim Nationaltheater, Rundtischgesprächen und Fachkonferenzen ein. Die Buchmesse Bookfest, die im Rahmen des Festivals stattfindet, stellt dem rumänischen Publikum das aktuelle Buchangebot der wichtigsten Verlage Rumäniens vor. Unser Gesprächspartner Dan Lungu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Eine andere Neuheit ist, dass wir dieses Jahr mit der Unterstützung des Schriftstellerverbandes und des Rumänischen Kulturinstituts zehn rumänische Literaturübersetzer nach Iaşi bringen. Wir möchten in Iaşi während der fünf Festivaltage das komplexe Mikrouniversum der Literaturwelt wiederherstellen. Deshalb haben wir nicht nur Schriftsteller, sondern auch Journalisten, Literaturübersetzer, Kulturmanager und Verleger zu Gast. Selbstverständlich darf unser treues Publikum nicht fehlen. Voriges Jahr hatten wir mehr als 30.000 Festivalbesucher.“




    Das Internationale Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT in Iaşi hat dieses Jahr eine neue Sektion: Casa Poeziei“, zu deutsch Das Haus der Gedichte“. Die Koordinatorin der Veranstaltungen Das Haus der Gedichte“ und Die lange Nacht der Gedichte“, Corina Bernic, bringt Einzelheiten:



    Wir freuen uns, dass die Festspiele immer mehr rumänisches Publikum anziehen. Voriges Jahr haben wir ein Pilotprojekt organisiert, es war eine Art Test, damit es uns klar wird, ob das Publikum in Iaşi einer langen Veranstaltung, einem wahren Marathon der Gedichte gewachsen ist. Rund 30 Dichter aus Rumänien und dem Ausland haben sich an der langen Nacht der Gedichte beteiligt. Voriges Jahr habe ich die Veranstaltung zusammen mit Claudiu Komartin moderiert und wir waren beide überrascht, ein Publikum von mehr als 500 Gästen zu haben. Deshalb haben wir uns entschieden, auch dieses Jahr die Veranstaltung fortzusetzen. In Iaşi gibt es zahlreiche Lyrik-Begeisterte. Dieses Jahr werde ich ‚Die lange Nacht der Gedichte‘ zusammen mit Silviu Dancu moderieren und zum ersten Mal gibt es auf dem Programm eine ganze Lesungsreihe rumänischer Dichter.“




    Zwanzig der wichtigsten rumänischen Dichter kommen jeden Tag mit dem Publikum im Dosoftei-Haus ins Gespräch, wo im 17. Jahrhundert die erste Druckerei des Fürstentums Moldau funktioniert hat. Es handelt sich um einige der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik, von Autoren, die ihr Debüt in den Sechzigern hatten und später die rumänische Literatur prägten, bis zu jungen Schriftstellern, die in den letzten Jahren bekannt wurden.




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  • Hörerpostsendung 22.12.2013

    Hörerpostsendung 22.12.2013

    Wie vergangenen Sonntag angekündigt, gibt es heute den zweiten Teil des historischen Überblicks über die Herstellung von Radiogeräten in Rumänien. Das Thema regte unser Hörer Wolfgang Waldl aus Wien an. Zunächst aber eine kurze Zusammenfassung des 1. Teils: […]



    Heute soll es um die Zeitspanne 1960-1990 gehen — und einige Jahre darüber hinaus.










    ELECTRONICA-WERKE IN BUKAREST (1960 – 1980)



    Das Jahr 1960 brachte einen wichtigen Einschnitt in die Herstellung von Radiogeräten in Rumänien. Die Fabrik Radio Popular“ änderte ihren Namen zu Electronica“, neue Produktionslinien für Transistoren, Halbleiterdioden, elektrolytische und Kunststoff-Folienkondensatoren wurden eingerichtet. In diesem Jahr kam auch der erste rumänische Radioempfänger auf den Markt, der vollständig mit Transistoren ausgerüstet war — der S 595 T Solistor. Die elektronischen Bauteile waren noch aus Frankreich importiert, doch im selben Jahr wurde auch das erste Modell hergestellt, dessen Bauteile zu 96% aus der heimischen Produktion stammten: S 594 T Litoral. Weitere Modelle tragbarer Transistorenempfänger kamen in den 1960er Jahren hinzu, parallel wurde auch die Herstellung von Röhrenradios sowie von Musikschränken und Plattenspielerradios bis ca. 1976 fortgeführt. Eines der letzten Modelle von Musiktruhen mit Röhren war z.B. die 1969 hergestellte Traviata 3.



    In den 1970er Jahren nahm man die Produktion von Stereoempfängern mit externen Boxen auf, ein Meilenstein, auf dem Sammler schwören, dass er heute noch funktionieren würde, ist z.B. der S 702 TS Maestro mit 2 x 6W-Boxen. Erwähnenswert für den UKW-Stereo-Empfang ist aus jener Zeit auch der ab 1974 hergestellte S 749 TS Bucur in unterschiedlichen Ausfertigungen, darunter auch mit Stilmöbel nachempfundenem teuerem Holzgehäuse (Bucur 2). Ebenfalls in den 1970er Jahren wurden weitere tragbare Batterienempfänger hergestellt, die auch als Autoradios angeschlossen werden konnten, beispielsweise das Modell S 720 T Gloria, oder ausschlie‎ßlich Autoradios der Handelsmarken Sinaia (Lang- und Mittelwelle) und Predeal (Lang-, Mittel- und Kurzwelle).



    Ende der 1970er Jahre begannen die Electronica-Werke Radios mit Accessoires herzustellen. Renner waren die Modelle Cronos (mit elektronischer Uhr und Wecker), Expres, Interson, Superson (mit eingebauter Lichtorgel) und Ultrason (mit 5 Wellenlängen, darunter 3 Kurzwellenmeterbände). Insgesamt stellte Electronica“ von 1960 bis 1980 ca. 75 Modelle in über 200 Varianten her, in Stückzahlen waren das mehr als 6,7 Mio. Geräte.




    Grafik zur Herstellung von Radiogeräten bei Electronica“ Bukarest (1960-1979):







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    Quelle: http://www.enciclopediaromaniei.ro/wiki/Radioreceptoare_româneşti




    Zu den in den 1980er bis frühen 1990er Jahren hergestellten Geräten von Electronica zählten Modelle wie die Taschenradios Ric und MiniRic, das Tischradio im Retro-Gehäuse Nostalgic (1989), sowie tragbare Kassettenradios wie RCS (1984-1986), Total (1993-94) und Thomas (1994-98), wobei die letzten Modelle auch integrierte Schaltkreise hatten.




    TEHNOTON IN JASSY (1974 – 1990)



    1972 bis 1974 wurde eine neue Fabrik für die Herstellung von Radioempfängern im nordostrumänischen Iași (Jassy) errichtet. Tehnoton“ nannten sich die neuen Werke und waren am Anfang nur ein Ableger der Bukarester Fabrik Electronica“, die ihre Dokumentation, technische Ausrüstung und das Wergzeug den Kollegen in Jassy zur Verfügung stellte. Die Produktion wurde 1974 aufgenommen, hergestellt wurden Transistorenradios unter Eigenmarken wie Alfa, Apollo,Brahms, Cosmos, Gamma, Gloria 3, Inter, Madrigal 1 und Madrigal 2, Mangalia 2, Milcov, Mondial, Neptun, Pacific 4 oder Predeal 2.




    Produktions- und Exportgrafik 1974 – 1979 bei TEHNOTON Jassy:







    src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Quelle: http://www.enciclopediaromaniei.ro/wiki/Radioreceptoare_româneşti




    Nach 1980 stellte Tehnoton weitere Modelle her: Alfa 2 und Alfa 3 (1981), Solo 100, Solo 300, Solo 500 (alle 1981-83), Gamma (1978-1984), Gloria 3 (1984), Song (1985), Gloria 4 (1987-1990), Gloria 5 (1991), Iris (1980-1992), die letzten Modelle hatten bereits integrierte Schaltkreise. Als Kuriosität sei noch das Modell Junior 234 aus den 1980er Jahren erwähnt, mit dem Kunststoffgehäuse in Form eines Fu‎ßballs.




    ELECTROMUREŞ



    Auch die bereits 1949 gegründete Fabrik für elektrotechnische Teile und Haushaltsgeräte ElectroMureş“ in der siebenbürgischen Stadt Târgu Mureş (dt. Neumarkt am Mieresch, ung. Marasvásárhely) brachte einige Modelle auf den sozialistischen Markt, darunter die Kassettenradios für das Auto Corina (1984) und Stela (1988).




    EXPORTSCHLAGER (1967 – 1990)



    Während es in Rumänien lange Zeit nur Empfansgeräte aus der heimischen Produktion zu kaufen gab, wurden Radioapparate made in Romania“ ab den Spätsechzigern auch exportiert; 1967 gingen 6100 Radios ins Ausland, 1973 waren es schon knapp 226.000 Stück. Die am meisten exportierten Modelle waren: Carmen, Goldstar, Cora, Overseas, Neptun, Milcov, Alfa, Select, Gloria, Royal und Junior. Die Geräte mussten dabei stets den technischen Anforderungen der Kunden im Ausland entsprechen. Exportiert wurde vor der Wende nach Ägypten, Albanien, Chile, in die ČSSR, die DDR, nach Frankreich, Gro‎ßbritannien, Jugoslawien, Sudan, Ungarn und in die USA.



    Alles in allem lie‎ßen sich die Produkte der rumänischen Elektrotechnik, darunter Radioempfänger und Haushaltsgeräte, durchaus zeigen, nicht nur im sozialistischen Lager. Leider kam es ab Ende der 1970er Jahre zur Versorgungskrise und zu von oben angeordneten Sparma‎ßnahmen. Dies hatte auch in der Herstellung von Radioapparaten Folgen. Zwar waren die elektronischen Teile nach wie vor von guter Qualität, zumindest für Standards des Ostblocks, doch wurde bei der Anfertigung immer mehr schlechtes Material eingesetzt, so dass die Erzeugnisse letzten Endes mangelhaft in der Verarbeitung waren. Das hie‎ß z.B. billiges Gehäuse, wackelnde Knöpfe und Schalter, schlechte Farbe in der Beschriftung. Aus diesen Jahren stammt wohl auch der Ausdruck beim Export abgelehnt“. Landeten solche Geräte dann im heimischen Handel, waren sie sehr begehrt, denn sie waren immer noch besser als die herkömmlichen.




    WENDE VON 1989 UND EINSTELLUNG DER PRODUKTION VON RADIOGERÄTEN (1990-1998)



    Die Wende von 1989 brachte den Sturz des kommunistischen Regimes und die viel ersehnte Freiheit und Demokratisierung des Landes, aber auch den Zusammenbruch der sozialistischen Planwirtschaft. Mit den wettbewerbsfähigeren Produkten aus entwickelten Industriestaaten konnten es heimische Erzeugnisse nicht aufnehmen, die Einstellung des Handels unter den ehemals sozialistischen Ländern im Rahmen des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, auch COMECON genannt) hatte weitere negative Folgen in der heimischen Wirtschaft. Sicherlich haben aber auch dubiose Privatisierungsgeschichten mit korrupten Politikern und Managern auch dazu beigetragen, dass viele staatliche Betriebe einfach verscherbelt wurden. Die Produktion von heimischen Radioempfängern wurde bis Mitte oder spätestens Ende der 1990er Jahre nach und nach eingestellt. Die Electronica-Werke in Bukarest und das Unternehmen Tehnoton in Jassy gibt es unter diesem Namen zwar noch, ihr Tätigkeitsbereich hat sich aber zum Teil geändert.



    Electronica wurde im Februar 2004 privatisiert und stellt heute nur noch Fernsehgeräte her. Verlie‎ßen im Jahr 1989 die Electronica-Werke etwa 434.000 Schwarz-Wei‎ß-Geräte und 75.000 Farbfernseher, so waren es im Jahr 2003 nur noch 137 Stück. Eine erneuter Anstieg der Produktion erfolgte im Jahr 2005, als etwa 27.000 Fernseher hergestellt wurden. Ab 2006 befasste sich Electronica mit der Montage von Farbfernsehern und DVD-Playern fremder Marken wie Hyundai, Toshiba und Vortex. 2006 wurden etwa 40.000 Farbfernseher und 20.000 DVD-Player auf den Markt gebracht. Arbeiteten im Jahr 1989 etwas mehr als 5.500 Menschen bei Electronica, so hatte das Unternehmen im Jahr 2006 nur noch 60 Arbeitnehmer.



    Tehnoton wurde im Jahr 2000 privatisiert und befasst sich seitdem mit der Verarbeitung von Metall und Kunststoff, aber auch mit der Herstellung von Haushaltsgeräten wie Gasherde und Waschmaschinen.



    QUELLEN:



    – Rumänische Online-Enzyklopädie: http://enciclopediaromaniei.ro/


    – Webseite der rumänischen Radiogeräte-Sammler: www.proradioantic.ro


    – Webseite des Sammlers Francisc Visky aus Rumänien: www.retroradio.ro


    – Webseite des Rumänischen Rundfunks: www.srr.ro


    – Webseite von Radio Rumänien International: www.rri.ro


    – Internationaler Radiokatalog für antike Radios: www.radiomuseum.org


    – Wikipedia





    Zeit für die Posteingangsliste. Postbriefe erhielten wir von Günter Traunfellner (A), Sandro Blatter (CH), Claes Englund (SE) sowie von Wilfried Hoberg, Michael Willruth, Heinrich Eusterbrock, Michael Brawanski, Hans-Peter Themann, Jörg-Clemens Hoffmann, Lutz Winkler, Klaus Huber, Horst Kuhn, Rolf Hacke, Heiner Finkhaus, Christoph Paustian (alle aus Deutschland).



    Faxe erhielte wir von Günter Spiegelberg und Stefan Druschke (beide aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Josef Robl (A), Hans Verner Lollike (DK) sowie von Andreas Fessler, Günter Jacob, Hendrik Leuker, Dietmar Wolf, Herbert Jörger, Siegbert Gerhard, Hans-Werner Simmet, Helmut Matt, Thomas Drescher, Bernd Seiser, Heinrich Eusterbrock, Andreas Pawelczyk und Dieter Feltes (alle aus Deutschland).



    Unsere Poststelle bleibt vom 24. Dezember bis einschlie‎ßlich in der zweiten Januar-Woche geschlossen, daher gibt es den nächsten Funkbriefkasten erst am 19. Januar 2014 wieder. Ihre E-Mails werden aber auch in der Zwischenzeit gelesen und gegebenenfalls beantwortet.







    Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich für die vielen Grü‎ße zu Weihnachten und Neujahr bedanken und im Voraus auch für die Wünsche, die bestimmt noch eintreffen werden. Einen originellen Gru‎ß sandte uns Dietmar Wolf aus Hammelburg in Bayern. Er schickte uns eine Audio-Datei, die er mit folgenden Worten beschrieb: src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Gru‎ßkarte von Dietmar Wolf

    (zum Vergrö‎ßern anklicken)



    Das ganze Jahr ist immer so hektisch und der Stress beherrscht das Leben, Arbeit , Termine etc. und nun an Weihnachten soll dann alles auf einmal besinnlich sein? Nun, ich habe da schon Probleme, den Schalter“ einfach so umzulegen! Habe deshalb das besinnliche Lied stille Nacht“ in meiner Version neu aufgenommen und es schrille Nacht“ genannt.



    Nun, ganz so schrill ist die Session nicht geworden, finde ich — Herr Wolf bediente dabei Keyboards und Synthesizer, ein befreundeter Musikerkollege steuerte die Gitarre und die Bläser bei.



    Bevor Sie sich selbst ein Urteil über die Bearbeitung der Stillen Nacht“ machen können, wünsche ich Ihnen vom ganzen Herzen frohe Weinachten, schöne Feiertage mit Ihren Lieben und einen guten Rutsch ins Jahr 2014.






    src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg



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  • Die rumänische Revolution von 1989 in Jassy

    Die rumänische Revolution von 1989 in Jassy

    Timişoara / Temeswar ist die Symbolstadt der rumänischen Revolution vom Dezember 1989. Am 16. Dezember haben die Bürger der Banater Hauptstadt entschieden, dass Rumänien sich wandeln muss. Ceauşescus Rumänien, eigentlich ihr Land und das Land ihrer Kinder, konnte nicht dasselbe bleiben, während in der ganzen kommunistischen Welt der Wandel nicht mehr gestoppt werden konnte. Heldenhaft und sehr entschieden gingen die Temeswarer auf die Stra‎ße, um ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihr Recht auf ein besseres Leben zum Ausdruck zu bringen.



    In einer anderen Ecke des Landes bereitete sich die Hauptstadt der Moldauregion Iaşi vor, sich der kommunistischen Tyrannei Ceauşescus zu widersetzen. In den 1980er Jahren bildete sich hier eine Protestbewegung um die Schriftsteller Dan Petrescu, Tereza Petrescu, Luca Piţu und Alexandru Călinescu. Am 12. Dezember 1989 hat der Wirtschaftler Ştefan Prutianu zusammen mit ein paar weiteren Intellektuellen der Organisation Rumänische Volksfront“ in der ganzen Stadt Manifeste verbreitet, die die Bevölkerung aufforderten, am 14. Dezember um 16 Uhr an einer Kundgebung auf dem Vereinigungsplatz teilzunehmen.



    Die kommunistische Sicherheitspolizei Securitate hatte aber die Untergrundorganisation seit langem im Visier. Zehn Stunden vor Beginn der Kundgebung wurden Organisatoren des geplanten Protests verhaftet. Als erster wurde Ştefan Prutianu selbst verhaftet. Er hatte am 10. Dezember das Manifest geschrieben. Prutianu, Wirtschaftsprofessor an der Universität Alexandru Ioan Cuza“ in Iaşi, erzählte später, er habe damals gedacht, das sei die logische Folge seiner Taten.



    Gemischte Trupps der Miliz, Sicherheitspolizei und der patriotischen Garden haben den Vereinigungsplatz besetzt und Dutzende Menschen verhaftet, die zu diesem Platz eilten. Die Revolution in Iaşi wurde folglich vor ihrem Beginn gestoppt. Adrian Cioroianu, Dekan der Bukarester Fakultät für Geschichte, glaubt, man habe einigerma‎ßen erwartet, dass die antikommunistische Revolution in einer gro‎ßen Provinzstadt startet und nicht in der Hauptstadt. Diese Stadt musste eine Grenzstadt sein, in der die Geschehnisse bei den Nachbarn einen starken Impuls zum Wandel darstellten. Solwohl Iaşi als auch Timişoara — zwei der gro‎ßen Industriezentren Rumäniens — erfüllten dieses Kriterium.



    Ich würde auf folgendes Detail aufmerksam machen: Die Bewegungen gegen Nicolae Ceauşescu starteten in exzentrischen Städten, in Städten, die nahe an unseren Nachbarn liegen. Russland war damals die ehemalige Sowjetunion. Iaşi lag geographisch nahe der Ostgrenze. In der ehemaligen Sowjetischen Moldaurepublik war die Lage aus der Perspektive der Perestroika viel fortgeschrittener als in Bukarest. Dann Temeswar, die Stadt lag an der Westgrenze des Landes. Meiner Meinung nach können wir nicht behaupten, eine echte Revolution hätte nicht in Iaşi ausbrechen können. Schlie‎ßlich war Iaşi auch die Stadt einer offensichtlichen Widerstandsbewegung, zumindest auf geistiger Ebene gab es hier einige Mutige, die ihre Standpunkte öffentlich bekannt machten und von denen wir erst nach 1990 erfahren haben. Möglicherweise ist die notwendige kritische Masse für die Entstehung eines Schneeball-Effekts nicht zustande gekommen, wie es in Temeswar der Fall war. Temeswar war vor dem Hintergrund seiner konfessionellen und ethnischen Vielfalt auch der entsprechende Ort, um eine Widerstandsbewegung ins Leben zu rufen, an der sich Bürger beteiligen, die etlichen Glaubensrichtungen, Ethnien, einschlie‎ßlich Rumänen, beteiligen. Wenn in Temeswar die Rumänen nicht mitgewirkt hätten, dann, glauben wir, hätte Ceauşescu alle Gründe gehabt, zu behaupten, es handele sich um eine Einmischung unserer Nachbarn, was er allerdings auch gesagt hat. Durch die Beteiligung der Rumänen in Temeswar hat man diesem Protest einen nationalen und globalen Charakter verliehen. Man muss auch das, was in Iaşi passiert ist, in Betracht ziehen und untersuchen, aber infolge einer tiefgründigen Bewertung kommt man zum Schluss, dass die revolutionsreifste Stadt eine an der Westgrenze hätte sein müssen, wie es bei Temeswar auch der Fall war.“



    Temeswar ist der Ort, an dem die Revolution ausbrach und der der ganzen Welt über die Hoffnungen der Rumänen bezeugte. Adrian Cioroianu hat nachgewiesen, welche Vorteile Temeswar gehabt hat. Wir haben unseren Gesprächspartner gefragt, was in Iaşi gefehlt hat, um dort das Revolutionssignal Rumäniens zu geben.



    Es hat an einem Samen der Unzufriedenheit gefehlt, wie ihn Tőkés in Temeswar verkörpert hat. Wir müssen uns eingestehen, dass Revolutionen meistens nicht von Intellektuellen ausbrechen. Natürlich bereiten die Intellektuellen diese vor, doch wenn es keine massive Unterstützung gebe, würden die Intellektuellen selber keine gro‎ße Macht haben. Das Element Tőkés hat dem Aufstand in Temeswar einen mehrkonfessionellen rumänisch-ungarischen Charakter verliehen, dem sich natürlich auch die Deutschen und Serben aus der Gegend anschlossen. Deshalb stellte man eine gro‎ße Bereitschaft der Menschen fest. Wenn ich ‚Menschen‘ sage, dann beziehe ich mich auch auf die Reaktion des damaligen Westens Europas. Das hat dem Ceauşescu-Regime ein Ende gesetzt, denn diesem warf man bereits seit einem Jahrzehnt vor, eine Politik gegen die Minderheiten der Ungarn und der Deutschen durch die Gleichschaltung regionaler Unterschiede im Land durchzusetzen. Aus diesem Gesichtspunkt hatte Temeswar einen Vorteil, den Iaşi oder andere Städte des Landes nicht hatten.“



    Die rumänische Revolution in Iaşi war das Ergebnis eines Vorsto‎ßes derer, die ihren Alltag nicht mehr aushielten, ein Vorgang, der die stillschweigende Unterstützung der ganzen rumänischen Gesellschaft hatte. Temeswar und Bukarest sind die Städte, in denen die Rumänen ihre Freiheit wiedererlangten. Dennoch kann man auch Iaşi nicht die Rolle abstreiten, das Anfangssignal des grö‎ßten Augenblickes in der Neugeschichte Rumäniens gewesen zu sein.



    Audiobeitrag hören: