Tag: Rumänien

  • Handelsdefizit nimmt rasant zu

    Handelsdefizit nimmt rasant zu

    Im vergangenen Jahr exportierte Rumänien Waren im Wert von 92,6 Milliarden Euro und importierte Waren im Wert von 133,4 Milliarden Euro. Der Kabinettschef des INS-Präsidenten, Vladimir Alexandrescu, erklärte, dass Rumänien zwei wichtige Handelspartner habe, Deutschland und Italien, die zusammen fast ein Drittel am gesamten Handel des Landes halten.
    Bei den Importen ist China das Land, mit dem Rumänien das größte Handelsdefizit von allen Ländern hat, nämlich 5,4 % des Gesamtvolumens. Alexandrescu betonte, dass der Handel mit Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen ein anfälliger Sektor bleibe, in dem Rumänien hauptsächlich Rohstoffe exportiere und Fertigprodukte importiere:

    “2024 hatten wir Ausfuhren von 6,5 Milliarden Euro gegenüber Einfuhren von 11,4 Milliarden Euro, also ein Minus von etwa 5 Milliarden Euro, in einem Bereich, in dem Rumänien aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten einen Überschuss haben könnte, vorausgesetzt, dass sich die Handelsbeziehungen strukturell verändern. Das heißt, wir müssen den Moment überwinden, in dem wir unverarbeitete landwirtschaftliche Erzeugnisse exportieren und verarbeitete Lebenmittel importieren, denn Rumänien hat hier historisch traditiert sehr, sehr große Möglichkeiten.”

    Alexandrescu sagte weiter, dass Rumänien im Verhältnis zu einigen Ländern durchaus auch einen Handelsüberschuss verzeichne und dass Großbritannien mit 1,6 % des Gesamtvolumens überraschenderweise an erster Stelle dieser Rangliste stehe, gefolgt von der Republik Moldau und den USA.

    Die von der Statistikbehörde in Bukarest vorgelegten Daten bestätigen die wachsende Abhängigkeit der nationalen Wirtschaft, insbesondere von ergänzenden Importen wie Rohstoffen oder anderes Material, so der geschäftsführende Vorsitzende des Nationalen Verbands der Exporteure und Importeure Rumäniens, Mihai Ionescu. Er wies darauf hin, dass ein weiteres Problem in den unzureichenden Mitteln bestehe, die die Exekutive für die Finanzierung der Teilnahme rumänischer Unternehmen an internationalen Messen und Ausstellungen bereitstellt.

    “Für dieses Jahr haben wir bereits alle Mittel für die Finanzierung der Teilnahme von Unternehmen an internationalen Messen und Ausstellungen aufgebraucht. Das heißt, für die Zeit nach dem Juni haben wir kein Geld mehr, und wir hatten fast 100 internationale Teilnahmen vorbereitet, darunter die Weltausstellung in Osaka. Kein Unternehmen wird mehr  dorthin reisen. Wenn dieses Programm nicht dringend freigegeben wird, werden wir einen noch drastischeren Anstieg des Handelsbilanzdefizits erleben.”

    Ionescu betonte, dass es für die Regierenden unerlässlich sei, die Notwendigkeit zu erkennen, staatliche Beihilfen oder europäische Mittel für diejenigen Bereiche bereitzustellen, die den Prozess der Verringerung des Handelsbilanzdefizits unterstützen können.

  • Sicherheitsszenarien der NATO: Kommt es zu einer eigenständigen Europa-Säule?

    Sicherheitsszenarien der NATO: Kommt es zu einer eigenständigen Europa-Säule?

     

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    Einem berühmten Bonmot zufolge wurde die NATO einige Jahre nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus gegründet, um die Deutschen niederzuhalten, die Sowjets aus (West-)Europa herauszuhalten und die Amerikaner hereinzulassen. Ein Dreivierteljahrhundert später ist dieses geflügelte Wort nicht mehr gültig. Deutschland ist ein demokratischer Staat, das postsowjetische Russland ist zu seiner aggressiven Expansionspolitik zurückgekehrt und die USA scheinen unter der neuen republikanischen Regierung von Präsident Donald Trump immer weniger daran interessiert zu sein, die Sicherheit Europas zu garantieren. Trump wirft den Europäern zudem vor, nicht genug in ihre eigene Verteidigung zu investieren.

    Diese Entwicklungen sorgen vor allem an der Ostflanke des Nordatlantischen Bündnisses für Unruhe, nämlich in den osteuropäischen Ländern, die entweder direkt an Russland oder an die von Moskaus Truppen angegriffene Ukraine grenzen. Dies ist der Fall in Rumänien, das eine fast 650 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine teilt. In einer bewusst beruhigenden Botschaft an seine Landsleute wies Rumäniens interimistischer Staatschef Ilie Bolojan darauf hin, dass die NATO militärische Szenarien für jede Sicherheitssituation bereithält, die die Mitgliedsländer betreffen könnte, einschließlich der Länder an der Ostflanke. „Es gibt, sagen wir mal, diese strategischen Pläne, die von der NATO ausgearbeitet wurden, aber auch von den rumänischen Streitkräften“, sagte Bolojan wörtlich. Er erinnerte daran, dass Frankreich die designierte Rahmennation für die Verteidigung Rumäniens ist und hier Truppen unterhält. „Das Problem, das sich stellt, ist entweder eine Erhöhung des Beitrags der europäischen Länder mit dem derzeitigen Sicherheitsarrangement, was bedeuten würde, dass sich nicht viel ändert, oder, in einer zweiten Hypothese, die Übernahme zusätzlicher Verantwortung durch die europäischen Länder insgesamt, nicht nur durch die der Europäischen Union“ – so der Interimspräsident weiter. Er räumte jedoch ein, dass zur Gewährleistung seiner Sicherheit Europa ohne die USA nicht auskommen würde.

    Die Äußerungen von Präsident Ilie Bolojan kommen, nachdem NATO-Quellen verlautbarten, dass die Vereinigten Staaten einen Teil ihrer in Europa stationierten Truppen bereits in diesem Jahr abziehen könnten. Den gleichen Quellen zufolge würde dieser Schritt nicht darauf abzielen, das Bündnis selbst in Frage zu stellen, sondern die Europäer zu drängen, einen größeren Teil der Abschreckungs- und Verteidigungsbemühungen zu übernehmen. Washington hat derzeit etwa 160 000 Soldaten außerhalb der USA stationiert, die meisten von ihnen, etwa 35 000, auf deutschem Boden. Medienberichten zufolge bereiten große Fraktionen im Europäischen Parlament – auch wegen der von der Trump-Administration geschaffenen Unsicherheiten – ein Dokument vor, in dem sie die Schaffung eines europäischen Pfeilers innerhalb der NATO fordern, der im Bedarfsfall eigenständig handeln würde. Ein solches Unterfangen könnte auch Großbritannien, die Türkei, Norwegen und Island einschließen, also Länder, die zwar nicht in der EU, aber NATO-Mitglieder sind.

  • Arieșeni – Wo Natur, Tradition und Gastfreundschaft verschmelzen

    Arieșeni – Wo Natur, Tradition und Gastfreundschaft verschmelzen

    Genau dieses Zusammenspiel macht den Ort zu einer echten Empfehlung für Reisende. In diesem Jahr hat Arieșeni einen besonderen Erfolg erzielt: Platz sieben in der Rangliste der zehn besten Reiseziele Rumäniens, gewählt von den Mitgliedern der Rumänien-Filiale des internationalen Tourismusjournalistenverbands FIJET. Ein Beweis ist das für das große Potenzial für Tourismus und nachhaltige Entwicklung der Region.

    Wer nach Arieșeni kommt, findet auf nur 40 Kilometern ein beeindruckendes Angebot. Wasserfälle, Höhlen, hohe Berggipfel, historische Klöster, Museen und traditionelle Handwerksbetriebe, die das kulturelle Erbe der Apuseni-Berge bewahren. Eine der Hauptattraktionen ist die Scărișoara-Höhle, Heimat des größten unterirdischen Gletschers Rumäniens. Der Zugang erfolgt durch einen imposanten, 60 Meter breiten Schacht mitten im Wald. Eine in den Fels gehauene Treppe und steile Metallleitern führen hinab in eine Welt aus ewigem Eis. Auch an den heißesten Tagen bleibt hier eine dicke Schneeschicht erhalten – und das seit über 4.000 Jahren. Besonders faszinierend: Ein natürlicher Eissteilhang führt zur sogenannten Kirche – ein Abschnitt, wo riesige Eisstalagmiten im Licht fast magisch schimmern. Doch nicht die gesamte Höhle ist für Besucher zugänglich, ein Großteil steht bereits seit 1938 unter Naturschutz.

    Aber die Region hat noch mehr zu bieten. Zum Beispiel den „Schneckenhügel“ – eine paläontologische Fundstätte, in der unzählige versteinerte Schneckenhäuser aus grauem Fels ragen. Manche winzig klein, andere fast handtellergroß – und alle zwischen 65 und 70 Millionen Jahre alt.

    Bei der Gala des FIJET Rumänien, die im Rahmen der Tourismusmesse in Bukarest stattfand, zeigte sich der stellvertretende Präfekt des Kreises Alba, Sandu Heler, stolz über die Platzierung von Arieșeni und lud herzlich ein, die Region selbst zu entdecken. Er erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr die Gemeinde Rimetea den ersten Platz belegt hatte. Und auch dieses Dorf ist ein wahres Juwel. Bereits 1259 urkundlich erwähnt, gilt Rimetea als erstes mittelalterliches Eisenverarbeitungszentrum Siebenbürgens. Hier stehen nicht nur die älteste noch funktionierende Wassermühle der Apuseni aus dem Jahr 1752, sondern auch das älteste präzise datierte Wohnhaus des Karpatenraums aus dem Jahr 1668.

    Und dann gibt es dort noch ein ganz besonderes Naturschauspiel – den doppelten Sonnenaufgang. In den Sommermonaten steigt die Sonne zuerst hinter einer Schlucht des Piatra-Secuiului-Massivs auf, verschwindet dann kurz und taucht wenig später erneut über dem Bergrücken auf. Für seine außergewöhnliche Schönheit und sein kulturelles Erbe wurde Rimetea sogar auf europäischer Ebene ausgezeichnet. 1999 erhielt es als einzige rumänische Ortschaft den Europa-Nostra-Preis der Europäischen Kommission für die Erhaltung historischer Architektur.

    Arieșeni und Rimetea – zwei Schätze in den Westkarpaten, die Natur, Geschichte und Traditionen vereinen. Wer unberührte Landschaften, kulturelle Entdeckungen und echte Gastfreundschaft sucht, ist hier genau richtig.

  • „Reflector“: Mutige TV-Sendung nahm es mit kommunistischen Bonzen und Korruption auf

    „Reflector“: Mutige TV-Sendung nahm es mit kommunistischen Bonzen und Korruption auf

     

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    Es ist eine Binsenwahrheit: In totalitären Gesellschaften ist die Presse gleichgeschaltet, und jeder weiß, dass er in staatlichen Medienprodukten mit Lügen konfrontiert wird und meistens nur Propaganda schlucken muss. So auch im kommunistischen Rumänien geschehen.

     

    Doch die Geschichte der Presse während der kommunistischen Jahre in Rumänien wies auch – für kurze Zeit – ein einigermaßen ehrenwertes Kapitel auf, in dem die Journalisten versuchten, ihre Berufsethik anzuwenden und die Stimme der Gesellschaft zu sein. Die Zeit zwischen 1966 und 1971 war die beste für die Presse unter dem kommunistischen Regime in Rumänien, und einige Medien-Produktionen waren beim Publikum besonders erfolgreich. So z.B. die Sendung „Reflector“ (zu deutsch in etwa: „Im Scheinwerferlicht“), die im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darin wurden institutionelle Missstände und Missbräuche durch Politiker oder Leiter staatlicher Behörden vor Augen geführt.

     

    Die Sendung „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“) war ein Versuch, verantwortungsvollen Journalismus zu betreiben – allerdings setzte das kommunistische Regime dabei klare Grenzen. Die offizielle Ideologie der rumänischen kommunistischen Partei durfte nicht in Frage gestellt werden, ebenso wenig wie das Wesen der Staatsmacht und der sozialen und politischen Ordnung. Ein Tabu waren auch die Person des Führers Nicolae Ceaușescu, seine Familie und die Verwandten, die führenden Aktivisten der Partei, die Armee, der Repressionsapparat, bestehend aus der Miliz und der Securitate, sowie Mitarbeiter der Justiz und des staatlichen Finanz- und Bankensektors. Daher befasste sich die Sendung „Reflector“ meistens mit Missständen und Fehlleistungen in der sozialistischen Konsumwirtschaft.

     

    Die Sendung wurde beginnend mir 1967 ausgestrahlt und orientierte sich an ähnlichen Sendungen in der westlichen Presse. Die Öffnung des rumänischen Fernsehens gegenüber dem Westen ist den Journalisten Silviu Brucan und Tudor Vornicu zu verdanken. Der zu erst Genannte war damals Intendant des Senders und zuvor Botschafter des sozialistischen Rumänien in den USA und bei der UNO gewesen und war von den amerikanischen Medien besonders angetan. Ironie des Schicksals – oder rumänische Paradoxie – der Mann war in den 1950er Jahren einer der schlimmsten Hetzer in der kommunistischen Presse gewesen – und in den 1990ern wieder als Talkshow-Gast gefragt. Tudor Vornicu hingegen, Chefradakteur der Sendung „Reflector“, hatte als Korrespondent des Rumänischen Rundfunks in Frankreich Karriere gemacht und war wiederum mit den französischen Medien vertraut. Aus diesem fragwürdigen Mix sollte ein halbwegs gutes Medienprodukt entstehen. Und darüber weiß der Journalist Ion Bucheru zu berichten, damals Vizeintendant des rumänischen Fernsehens und Koordinator des Teams, das die Sendung machen durfte. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks von 1997 erinnerte sich Bucheru, was den Erfolg der Sendung ausmachte.

     

    Ich war damals verantwortlich für die Sendung, die inzwischen zweimal wöchentlich ausgestrahlt wurde und 20 bis 25 Minuten dauerte. Die Sendung wurde bald zu einer sozialen Instanz. Die fünf Hauptakteure, die routinemäßig in der Sendung auftraten, führten sich wie Staatsanwälte auf und glaubten, einen sozialen Auftrag zu haben und ausüben zu müssen. Sie hatten einen direkten Draht zu den Menschen, sie wurden einfach von Bürgern angerufen, die keine andere Hoffnung mehr im Kampf mit der Bürokratie oder mit staatlichen Institutionen hatten.“

     

    Es war einfach ein schlechtes Omen, im Fernsehen vorgeführt zu werden, vor allem wenn es um skandalöse Fälle von Missbrauch, Inkompetenz oder Gleichgültigkeit in Umgang mit öffentlichen Geldern ging. Deshalb war selbst in den kleinsten Läden oder an Marktständen Panik angesagt, wenn das Kamera-Team von „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“)“ urplötzlich auftauchte. Ion Bucheru, der Chefredakteur von damals, erinnert sich weiter:

     

    Wir schlugen damals ziemlich über die Stränge: Wir beendeten die Sendung immer mit einem Standbild und einem Text. Das Bild zeigte ein schwarzes Auto, das in einer Abgas- oder Staubwolke davon düste, und der sarkastische Text lautete: »In diesem Auto verlässt Genosse Minister Soundso das Ministerium, wahrscheinlich in Eile, um an irgendeiner Sitzung teilzunehmen. Und er hatte es so eilig, davonzukommen, dass er nicht einmal die Zeit hatte, mit dem Reporter der Sendung zu sprechen.« Sie können sich vorstellen, was es für einen Wirbel veursachte, wenn ein Redakteur der Sendung den Leiter eines staatlichen Unternehmens oder einen stellvertretenden Minister anrief, um ihm nur mitzuteilen, dass das Journalisten-Team von »Reflector« bald vorbeikäme oder schon auf dem Gelände angekommen sei.“

     

    Doch dann kam der Moment Juli 1971, als der Diktator Nicolae Ceaușescu seine ominösen Thesen verkündete, mit denen eine 180-Grad-Wende eingeleitet wurde: vom relativ liberalen Kommunismus zum National-Kommunismus, in dem jede Kritik am System nicht mehr willkommen war. Es war im Grunde eine Rückkehr zur stalinistischen Epoche der 1950er Jahre, was eine große Bestürzung in den Ländern der freien Welt auslöste, die bis dahin die angebliche Distanzierung des rumänischen Führers von der Sowjetunion geschätzt und unterstützt hatten. Diese Rückentwicklung beeinflusste auch die Sendung „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“), die nach und nach an Schärfe verlor und uninteressant wurde, wie sich der damalige Chefredakteur Ion Bucheru erinnerte:

     

    Die sogenannten Juli-Thesen entsprangen Ceaușescus Geist, Kopf und Feder im Zuge eines Fernsehskandals. Es war der Moment, als Ceaușescu nach 1968 den Höhepunkt seiner Popularität und seines nationalen und internationalen Ansehens erreicht hatte. Es war eine Zeit, in der Rumänien international als ein kleines Weltwunder in dieser Ecke Europas galt. Es war eine Zeit, in der die Staatsoberhäupter Rumänien ihre Türen öffneten, selbst die konservativsten, selbst diejenigen, die es bis dahin abgelehnt hatten, Ceaușescu zu empfangen oder ihm die Ehre eines Staatsoberhauptes zu erweisen. Wenn man damals als rumänischer Journalist im Ausland unterwegs war – und ich habe das selbst erlebt –, wurde man nicht nur mit Sympathie, sondern mit einer Art von Brüderlichkeit betrachtet. Wir waren oft schlecht ausgestattet, ohne logistische Möglichkeiten unterwegs, und waren obendrein auch sehr schlecht bezahlt. Aber es gab eine solche Welle der Sympathie um uns herum, dass uns die ausländischen Kollegen beisprangen und uns vieles zur Verfügung stellten.“

     

    Mitte der 1980er Jahre, als das Fernsehprogramm nur noch zwei Stunden am Tag umfasste, wurde die Sendung „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“) eingestellt. Nach der Wende von 1989 gab es den Versuch, sie wiederzubeleben, doch sie konnte nie wieder an ihren vorherigen Erfolg anbinden.

  • Rumänische Athleten holen zwei Medaillen in Apeldoorn

    Rumänische Athleten holen zwei Medaillen in Apeldoorn

    Das rumänische Team holte zwei Medaillen: Gold im Kugelstoßen der Männer durch Andrei Rareș Toader und Silber im Dreisprung der Frauen durch Diana Ion. Es war die beste Medaillenbilanz Rumäniens bei einer Hallen-EM in den letzten Jahren. Nach acht Jahren ohne Medaillen – seit der Ausgabe 2015 – hatte Rumänien erst 2023 in Istanbul wieder Podiumsplätze erreicht, als Claudia Bobocea Silber über 1500 Meter gewann und Gabriel Bitan im Weitsprung Bronze holte. Allerdings hatte das Land seit 20 Jahren keinen Hallen-Europameistertitel mehr errungen – zuletzt durch Elena Buhăianu, die 2005 in Madrid über 1500 Meter siegte.

    Vor der Meisterschaft waren die Erwartungen der rumänischen Trainer zurückhaltend. Das Ziel des rumänischen Leichtathletikverbandes war eine Platzierung zwischen Rang 4 und 6 sowie zwei Finalteilnahmen. In einem Interview mit der Agentur Agerpres hob Nationaltrainerin Oana Pantelimon jedoch die Chancen von Andrei Rareș Toader hervor, der stark in die Saison gestartet war. Am Sonntag bestätigte er die Erwartungen: Er zog als Vierter mit 20,59 m ins Kugelstoß-Finale ein, steigerte sich dort aber auf 21,27 m und übertraf damit den Zweitplatzierten, den Schweden Wictor Petersson, um 23 Zentimeter. Zudem stellte er damit einen neuen rumänischen Landesrekord auf.

    Die erste rumänische Medaille in Apeldoorn sicherte sich jedoch bereits am Freitag Diana Ana Maria Ion mit Silber im Dreisprung. Mit 14,31 m erreichte sie den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Gold ging an die Spanierin Ana Peleteiro-Compaoré, die sechs Zentimeter weiter sprang, während die Finnin Senni Salminen mit 13,99 m Bronze holte. Diana Ion war dabei als Siebte der Qualifikation ins Finale eingezogen.

    Nun stehen die Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing (China) an, die vom 21. bis 23. März stattfinden. Ursprünglich für 2020 geplant, wurde das Event aufgrund der Pandemie dreimal verschoben und nun neu angesetzt.

  • Kacper Tomkowiak aus Polen: „In Bukarest habe ich ein wirklich schönes Leben“

    Kacper Tomkowiak aus Polen: „In Bukarest habe ich ein wirklich schönes Leben“

     

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    Zunächst erzählt Kacper Tomkowiak, wie seine rumänische Geschichte begann.

     

    Das ist eine längere Geschichte. Nach dem Uni-Abschluss hatte ich vorerst keinen langfristigen Job. Doch weil ich noch genug Geld hatte, bin ich viel gereist und oft nach Rumänien gekommen. Als ich das erste Mal hierher kam, verstand ich nichts. Rumänien war und ist immer noch sehr anders. Ich dachte, es sei wie in Polen, aber es ist ganz anders. Und ich bin immer wieder nach Rumänien zurückgekommen, um zu verstehen, was hier anders ist. Denn die Architektur in Bukarest und anderen Städten ist ähnlich wie in Polen, und auch die Menschen sind ähnlich, aber dennoch ist etwas anders hier. Ich war mir nicht sicher, wo der Unterschied liegt, und ich war sehr fasziniert.

    Als ich in Cluj (Klausenburg) war, lernte ich eine Polin namens Olga kennen, der ich erzählte, dass ich Rumänien liebe. Und Olga fragte mich: »Wenn du Rumänien so sehr liebst, warum kommst du dann nicht hierher, um zu arbeiten?« Denn in Bukarest gebe es viele Arbeitsplätze für Polen und die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt sei riesig. Ich solle einfach herkommen, und sie würde mir helfen. Und das habe ich dann getan – und jetzt bin ich hier. In Rumänien ist es ganz normal, dass man jemanden kennenlernt und dass sich dadurch dein Leben verändert. Und auch für mich ist es wie selbstverständlich, irgendwo hinzuziehen, weil ich jemanden kennengelernt habe oder weil mir die Person geholfen hat. Nach Rumänien komme ich immer wieder zurück, weil das Leben hier wie ein Abenteuer ist. Und so begann mein rumänischer Traum, denn hier in Bukarest habe ich wirklich ein schönes Leben.“

     

    Mit Hilfe von Freunden schickte Kacper einen Lebenslauf an einen Arbeitgeber in Rumänien, der polnischsprachige Mitarbeiter suchte, und so bekam er den gewünschten Langzeitjob. 2019 begann sein rumänisches Abenteuer, wie er es nennt. Als nächstes haben wir ihn gefragt, wie er das Leben in Rumänien findet und was er hier mag.

     

    Die Natur ist anders, sie ist viel interessanter, ich habe hier besondere Vögel gesehen. Das Leben hier ist eine Herausforderung, ich fand zum Beispiel interessant, dass es in der Bukowina eine polnische Minderheit gibt. Ich bin Pole, aber was ist der Unterschied zwischen uns und was bedeutet es, Pole zu sein? Der kulturelle Code ist sehr interessant, und ich habe mich gefragt, warum es hier anders ist und wo der Unterschied liegt, warum die Menschen auf der Straße in Bukarest glücklicher sind als die Menschen in Polen.

    Mir gefällt auch, dass es viele Kaffeesorten gibt, denn in Polen ist die Auswahl nicht so groß. Dasselbe kann ich vom Wein sagen, mir schmecken alle rumänischen Weine.

    Mit den Rumänen spreche ich oft über Lebenserfahrungen. Rumänien ist im Vergleich zu Polen sehr exotisch. Als ich nach Rumänien zog, verstanden die Leute in Polen nicht, warum ich mich gerade für Rumänien entschieden hatte. Und als ich sagte, dass ich dort arbeiten würde, waren sie verwundert, denn Polen gehen zum Arbeiten in der Regel nach Deutschland, Großbritannien oder Frankreich. Warum gerade Rumänien? Und ich sagte: Weil Rumänien sehr interessant und dynamisch ist, es gibt jetzt günstige Gelegenheiten für Geschäfte und für das tägliche Leben. Das Land ist sehr freundlich, ich hatte nie Probleme hier in Rumänien. Die Menschen sind sehr offen und gastfreundlich. Immer, wenn ich in Not war, haben mir die Leute geholfen, und ich denke, dass ich jetzt dran bin, Rumänien zu helfen und anderen Leuten zu sagen: Kommt her, hier ist es sehr interessant und sehr schön.

     

    Zum Schluss fragten wir Kacper Tomkowiak, was ihm in seiner Wahlheimat weniger gefällt, was ihm aus Polen fehlt und – umgekehrt – was er aus Rumänien nach Polen zum Verschenken mitnimmt.

     

    Ich habe oft darüber nachgedacht, und ich bin mir nicht sicher, ob sich hier etwas ändern sollte, denn wenn sich etwas änderte, wäre es nicht mehr das Land, in das ich mich verliebt habe. Aus Polen fehlt mir der Tee, denn hier ist er nicht so beliebt und wird nicht so oft wie in Polen getrunken. Und wenn ich in Polen bin, kaufe ich immer Tee und komme damit hierher. Manchmal habe ich ein Problem mit den Warteschlangen in Rumänien, sie sind sehr unorganisiert. Aber ich glaube, das ist auch der Grund, warum Rumänien so interessant und schön ist. Es ist schön, weil es anders ist.

    Nach Polen nehme ich immer Wein aus Rumänien mit, denn hier ist der Wein besonders lecker, und ich denke, es wäre sehr gut, mehr nach Polen zu exportieren. Und ich denke, es wäre gut, wenn die Polen wie die Rumänen mehr lächeln würden und es mehr Freude auf den Straßen gäbe.“

  • Nach 17 Jahren EU-Mitgliedschaft: Vorteile sind eindeutig

    Nach 17 Jahren EU-Mitgliedschaft: Vorteile sind eindeutig

    Angesichts der anhaltenden Kritik an den europäischen Institutionen betonte der rumänische Minister für Investitionen und europäische Projekte, Marcel Boloș, in einem Facebook-Post die Bedeutung der EU-Mitgliedschaft:
    „In einer Zeit, in der extremistische Stimmen versuchen, die Vorteile unserer EU-Mitgliedschaft kleinzureden, dürfen wir nicht vergessen: Entwicklung ist keine Frage naiver Stolzgefühle, sondern von Pragmatismus. Rumänien hat sich nicht aus dem Nichts entwickelt, es hat sich nicht über Nacht verwandelt und erst recht nicht durch das Ablehnen von Chancen.“ 
    Boloș hob hervor, dass Rumänien seit dem EU-Beitritt über 100 Milliarden Euro an EU-Mitteln erhalten habe – eine Summe, die die wirtschaftliche Struktur des Landes grundlegend verändert habe. Laut dem Minister sei Rumänien keine wirtschaftliche Peripherie mehr, sondern hole rasant auf und habe beim BIP pro Kopf bereits Länder wie Polen, Ungarn, Kroatien und Griechenland überholt.
    „Diese Zahl spricht für sich: Der Wert der Investitionen entspricht nahezu dem gesamten BIP Rumäniens zum Zeitpunkt des EU-Beitritts. Wer die EU kritisiert, vergisst, dass wir uns in der besten Entwicklungsphase unserer Geschichte befinden – dank der EU und der NATO.“
    EU-Finanzierung als Wachstumsmotor
    Laut Boloș lassen sich die EU-Fördermittel in zahlreichen Bereichen sichtbar nachvollziehen: So wurden 900 km Autobahnen und Schnellstraßen  in den letzten zwei Jahrzehnten gebaut und über zwei Millionen Rumänen  ans Abwassernetz angeschlossen. Tausende Schulen und Krankenhäuser wurden saniert, ausgestattet oder erweitert. Mehr als 100.000 Unternehmen erhielten Fördergelder für ihre Entwicklung und neue Arbeitsplätze und Investitionen trieben die Wirtschaft an.
    Boloș unterstrich, dass sich die privaten Investitionen in Rumänien 2024 im Vergleich zum Beitrittsjahr verdreifacht haben – von rund 100 Milliarden Lei (20 Milliarden Euro) auf über 350 Milliarden Lei (70 Milliarden Euro). Ohne die EU-Mittel wäre das Land in einem Kreislauf der Unterentwicklung gefangen geblieben und hätte sich ausschließlich auf den nationalen Haushalt stützen müssen – ein Budget, das für strategische Investitionen unzureichend wäre.
    Sein Fazit: „Die Realität ist eindeutig: Die EU war und bleibt unser Partner in der Entwicklung. Mit dem Beitritt zur EU hat Rumänien den Fortschritt gewählt.“
  • Rumänien reagiert auf Vorwürfe des russischen Geheimdienstes

    Rumänien reagiert auf Vorwürfe des russischen Geheimdienstes

    Die rumänischen Behörden haben Behauptungen des russischen Auslandsgeheimdienstes entschieden zurückgewiesen, wonach die EU Druck auf Rumänien ausgeübt habe, um die Kandidatur des unabhängigen Călin Georgescu bei den Präsidentschaftswahlen im Mai zu verhindern. Laut dem russischen Dienst soll EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die rumänische Regierung aufgefordert haben, Georgescu von der Wahl auszuschließen – andernfalls drohe eine Einschränkung des Zugangs zu EU-Finanzmitteln. Belege für diese Anschuldigungen legte der Geheimdienst jedoch nicht vor.

    Eine ähnliche Darstellung hatte auch Georgescu selbst kürzlich in einem Interview mit Journalist James Freeman geäußert. Dabei forderte er die Abhaltung eines Referendums über einen möglichen Austritt Rumäniens aus der EU und der NATO. Die rumänischen Behörden betonen, dass es keinerlei Hinweise auf eine solche Einflussnahme gebe und werten die russischen Vorwürfe als haltlose Propaganda.

    Das rumänische Außenministerium bezeichnete die Vorwürfe als „lächerlich und völlig unbegründet“ und erklärte, sie seien Teil einer hybriden Kampagne zur Destabilisierung der Demokratie. „Die Gesamtheit dieser Aktivitäten, die öffentliche Botschaften, Beeinflussungskampagnen und Einmischung in demokratische Prozesse umfassen, zielt darauf ab, das Vertrauen in die Behörden zu untergraben und Rumäniens Mitgliedschaft in der EU und der NATO zu kritisieren“, hieß es in einer Stellungnahme.

    Premierminister Marcel Ciolacu verurteilte die russischen Kommentare scharf und bezeichnete sie als untragbar. „Russland kann den rumänischen Behörden nicht vorschreiben, gegen wen sie zu ermitteln haben und gegen wen nicht. Russland kann den Rumänen nicht vorschreiben, wen sie zu wählen haben, und kann kein Vorbild für eine gute demokratische Praxis sein“, schrieb er in einem sozialen Netzwerk.

    Die Präsidentin der Mitte-Rechts-Partei USR, Elena Lasconi, sieht in den jüngsten Äußerungen Moskaus eine offene und offizielle Unterstützung für Călin Georgescu. Georgescu, der bei den rumänischen Wahlen überraschend den ersten Platz belegte, sollte im Dezember in der Stichwahl gegen Lasconi antreten. Inzwischen wurde er jedoch für 60 Tage unter richterliche Kontrolle gestellt. Ihm ist es untersagt, das Land ohne Genehmigung der Justizbehörden zu verlassen sowie legionistische, faschistische, antisemitische, rassistische oder fremdenfeindliche Inhalte in sozialen Medien zu verbreiten.

    Die Staatsanwaltschaft wirft Călin Georgescu vor, gemeinsam mit Söldnern eines zuvor unbekannten Horațiu Potra einen Plan zur Destabilisierung Rumäniens entwickelt zu haben. Hintergrund ist die Entscheidung des Verfassungsgerichts, die Ergebnisse der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen für ungültig zu erklären. Die Richter begründeten dies mit einer mutmaßlichen ausländischen Einflussnahme. Die Wahlen sollen im Mai wiederholt werden. Georgescu ist in zwei Fällen ins Visier der Justiz geraten: In einem Verfahren wurde er bereits wegen Handlungen gegen die verfassungsmäßige Ordnung angeklagt. Im zweiten Fall befinden sich Potra und seine Söldner in Untersuchungshaft.

  • Präsident Bolojan bezeichnet NATO als zentralen Sicherheitsgaranten

    Präsident Bolojan bezeichnet NATO als zentralen Sicherheitsgaranten

    Artikel 5, der einen Angriff auf ein NATO-Mitglied als Angriff auf alle betrachtet, stelle die wirksamste Abschreckung gegen Bedrohungen dar, sagte Bolojan. Er hob zudem die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen und der amerikanischen Präsenz in Europa hervor, die seiner Ansicht nach für die Sicherheit des Kontinents unverzichtbar sind.

    Rumänien bleibt ein verlässlicher Partner an der Ostflanke der NATO und engagiert sich aktiv für Stabilität und Sicherheit in der Schwarzmeerregion, unterstrich Präsident Ilie Bolojan. Er erinnerte daran, dass Bukarest 2,5 % seines BIP für Verteidigung aufwendet, und bekräftigte die Bereitschaft, diese Investitionen weiter zu erhöhen. Mit Blick auf die Lage in der Ukraine hob Bolojan die Notwendigkeit eines gerechten und dauerhaften Friedens sowie die fortgesetzte Unterstützung für das Land hervor.

    NATO-Generalsekretär Mark Rutte dankte Rumänien für seinen verantwortungsvollen Beitrag als Mitgliedstaat und seine Rolle als stabilisierender Faktor an der Ostflanke sowie in der Schwarzmeerregion. Er betonte, dass diese Anstrengungen im aktuellen Sicherheitskontext von besonderer Bedeutung seien, und bekräftigte die Unterstützung der NATO für eine verstärkte alliierte Präsenz in der Region. Zudem unterstrich er das Bekenntnis der NATO und der USA zur kollektiven Verteidigung sowie zu Artikel 5 und verwies auf die Bemühungen Washingtons um einen dauerhaften Frieden in der Ukraine. Abschließend begrüßte Rutte die Erhöhung des rumänischen Verteidigungshaushalts und rief andere europäische Verbündete dazu auf, diesem Beispiel zu folgen. Beide Seiten vereinbarten, den Dialog über diese Themen fortzusetzen.

    Am Sonntag hatten Bolojan und Rutte in London an einem informellen Gipfeltreffen zu europäischen Sicherheitsfragen teilgenommen, das vom britischen Premierminister Kier Starmer einberufen wurde. Die Verbündeten der Ukraine sagten dabei Präsident Wolodimir Selenskyj weitere Finanz- und Militärhilfen zu. Nach dem Treffen erklärte Bolojan, dass die Sicherheitsgarantien für die Ukraine die gesamte Ostflanke von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer umfassen würden. Er betonte jedoch, dass diese ohne die Unterstützung der Vereinigten Staaten nicht sichergestellt werden könnten.

    Das Gipfeltreffen in London diente der Abstimmung europäischer Staaten vor dem Europäischen Rat am 6. März. Am folgenden Tag sind zudem Gespräche mit Staats- und Regierungschefs von Nicht-EU-Ländern geplant, die nach einer Lösung für den Ukraine-Krieg suchen.

  • Präsidententreffen in Chișinău: Rumänien und Republik Moldau unterstützen weiterhin Ukraine

    Präsidententreffen in Chișinău: Rumänien und Republik Moldau unterstützen weiterhin Ukraine

     

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    „Rumänien und die Republik Moldau sind sich einig, dass keine Entscheidung über den Frieden in der Ukraine und die Zukunft des ukrainischen Volkes ohne die Ukraine und ohne angemessene Sicherheitsgarantien getroffen werden kann.“ Dies sagte der rumänische Interimspräsident Ilie Bolojan am Samstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seiner moldauischen Amtskollegin Maia Sandu. Zum Abschluss des Treffens in Chișinău wies er darauf hin, dass „die Art und Weise, wie der Frieden in der Ukraine erreicht wird, einen entscheidenden Einfluss“ auf die gemeinsame Sicherheit der Nachbarländer Rumänien und Moldau haben wird. Bolojan ist der Ansicht, dass ein konsequenter Dialog zwischen Europa und den USA „eine sehr gute Voraussetzung“ ist, um einen Konsens über den Krieg in der Ukraine zu erreichen.

     

    Im Zusammenhang mit dem diplomatischen Eklat zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem US-amerikanischen Staatschef Donald Trump erklärte Bolojan, er sei ein „gemäßigter Optimist“ hinsichtlich eines Friedensabkommens zwischen Russland und der Ukraine, hoffe aber, dass die Weisheit siegen werde. Die benachbarte Ukraine brauche einen dauerhaften Frieden, so Bolojan, der zugleich vor der Gefahr warnte, die von Russlands Aggressivität ausgehe.

     

    Wenn Russlands Expansionsgedanke in den kommenden Jahren eine Konstante bleibt, ist mit dem Ausbruch eines neuen Konflikts zu rechnen, und dann dürfte die Ukraine nur das erste Opfer gewesen sein.“

     

    Zum anderen versicherte Bolojan, dass Rumänien auf europäischer Ebene um mehr finanzielle Unterstützung, Fachwissen und Projekte für die Republik Moldau werben werde. Die rumänische Regierung werde weiterhin auch den Preis für den Strom deckeln, den die Republik Moldau von rumänischen Erzeugern bezieht. Bolojan zufolge arbeiten die rumänischen Behörden „weiterhin an der Stärkung des Stromverbunds mit der Republik Moldau“.

     

    Präsidentin Maia Sandu erklärte ihrerseits, Rumänien sei „der beste Freund“ und „der wichtigste Partner“ der Republik Moldau, auf den sich Chișinău unter allen Umständen verlassen habe. Im Laufe der Jahre habe Bukarest dem Nachbarland „mit konkreter Unterstützung, mit Projekten, die das Leben der Menschen verbesserten, und mit einer klaren und festen Stimme für unseren europäischen Weg“ zur Seite gestanden, fügte Maia Sandu hinzu. „Rumänien ist ein verlässlicher Partner in unserem Bestreben, ein moderner europäischer Staat zu werden. Über unsere gemeinsamen Projekte hinaus verbindet uns eine Vision für die Zukunft sowie der Wunsch, in Frieden, Freiheit und Demokratie zu leben“, so Maia Sandu weiter. Die Menschen in der Republik Moldau würden die Zeiten nicht vergessen, als Moskau versuchte, ihre Identität auszulöschen und ihre Sprache und Kultur zu vernichten.

     

    Wir werden weiterhin freie Wahlen unterstützen, die Korruption bei Wahlen in jeder Form bekämpfen und das Recht unserer Bürger verteidigen, selbst zu entscheiden, wie sie leben wollen – ohne die Einmischung Moskaus.“

     

    Was den Krieg in unmittelbarer Nähe betreffe, so unterstütze Chișinău Kiew in seinen Bemühungen um einen dauerhaften und gerechten Frieden, sagte noch die moldauische Präsidentin Maia Sandu.

  • Nachrichten 01.03.2025

    Nachrichten 01.03.2025

    Rumänien bleibt der wichtigste Partner der Republik Moldau. Das betonte Präsidentin Maia Sandu bei einem Treffen mit dem rumänischen Interimspräsidenten Ilie Bolojan in Chișinău. In Zeiten großer Herausforderungen sei diese Unterstützung besonders bedeutend. „Über gemeinsame Projekte hinaus verbindet uns eine Vision für die Zukunft – der Wunsch, in Frieden, Freiheit und Demokratie zu leben“, erklärte Sandu. Bolojan sicherte der Republik Moldau weitere Unterstützung zu. „Rumänien steht an Ihrer Seite. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern werden wir die Hilfe auf allen Ebenen – finanziell, fachlich und projektbezogen – verstärken“, sagte er. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine stelle Moldau weiterhin vor große Herausforderungen, doch das Land stehe nicht allein. Neben Rumänien unterstützen auch zahlreiche internationale Partner die Republik Moldau bei der Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit und Sicherheit. Am Sonntag wird Ilie Bolojan in London erwartet. Dort findet auf Einladung des britischen Premierministers Keir Starmer ein Gipfeltreffen zur Ukraine statt, an dem zahlreiche europäische Staats- und Regierungschefs teilnehmen.

    Nach dem Treffen zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump im Oval Office hat Rumäniens amtierender Präsident eine Nachricht auf X veröffentlicht. Darin betonte er, dass „die Sicherheit der Ukraine für die Sicherheit Europas entscheidend ist“ und dass „wir vereint für unsere Werte, Freiheit und Frieden kämpfen müssen“. Das Gespräch, an dem auch US-Vizepräsident J.D. Vance teilnahm, eskalierte in einen Streit. Selenskyj erinnerte daran, dass es seit dem ersten Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2014 zahlreiche Versuche zur Beilegung des Konflikts gegeben habe, die jedoch immer wieder an Moskaus Vertragsbrüchen gescheitert seien. Daher forderte er Trump auf, keine Kompromisse mit Wladimir Putin einzugehen. Trump und Vance reagierten scharf und warfen Selenskyj Undankbarkeit gegenüber den USA vor. Zudem warnten sie vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs. Aufgrund der angespannten Situation wurde das von Trump geforderte Abkommen über die gemeinsame Ausbeutung ukrainischer Bodenschätze nicht unterzeichnet. Auch die geplante gemeinsame Pressekonferenz wurde kurzfristig abgesagt.

    Mehrere internationale Spitzenpolitiker haben sich zum Konflikt zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump geäußert. Sie riefen zur Besonnenheit auf und bekräftigten die Unterstützung für die Ukraine. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte Selenskyj auf, stark und mutig zu bleiben. „Er ist nicht allein“, zitierte Reuters ihre Worte. Auch aus anderen europäischen und internationalen Hauptstädten kamen Ermutigungen für die Ukraine. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erinnerte daran, dass Russland der Aggressor in diesem Konflikt sei, während die Ukrainer für ihre Unabhängigkeit und die Sicherheit Europas kämpften. Eine ähnliche Botschaft vermittelte die moldauische Präsidentin Maia Sandu. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni betonte die Notwendigkeit von Einigkeit in diesen Zeiten und schlug vor, einen US-EU-Gipfel zu organisieren, um die transatlantische Zusammenarbeit zu stärken.

    Am 1. März feiern die Rumänen den Märzchentag, einen alten Brauch mit tiefen Wurzeln in der Region. Ethnologen dokumentierten ihn bereits im frühen 20. Jahrhundert bei Rumänen, Bulgaren und Albanern. In ländlichen Gebieten Rumäniens galt das Mărțișor als Schutzsymbol gegen Krankheit und Unglück. Kinder banden sich eine Silbermünze mit einem rot-weißen Zwirnsfaden ans Handgelenk, um sich vor Krankheiten zu schützen. Nach zwölf Tagen wurde das Band an einen Baum gehängt, um eine gute Ernte zu sichern, oder an das Vieh gebunden, um dessen Gesundheit zu bewahren. In der modernen, städtischen Welt entwickelte sich das Märzchen zu einem dekorativen Schmuckstück. Es kann aus Silber oder Gold bestehen und als Brosche oder Anhänger getragen werden. 2017 wurde das Märzchen von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Die Anerkennung erfolgte nach einem multinationalen Antrag von Rumänien, der Republik Moldau, Bulgarien und Nordmazedonien.

    In Rumänien bleibt das Wetter überwiegend trüb. Regen fällt vor allem im Westen und Nordwesten sowie gebietsweise in der Mitte, im Süden und Osten. In den Gebirgsregionen, insbesondere in den Westkarpaten, den westlichen Südkarpaten und nördlich der Ostkarpaten, gibt es gemischte Niederschläge. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 4 und 12 Grad. In Bukarest trübes Wetter mit leichten Schauern und maximal 5 Grad.

  • Casa Radio legt Nina Cassian erneut auf

    Casa Radio legt Nina Cassian erneut auf

    Nina Cassian war nicht nur Lyrikerin, sondern auch Essayistin, Übersetzerin, Komponistin und bildende Künstlerin. Sie entstammte einer jüdischen Familie und bewegte sich bereits als Jugendliche in linken intellektuellen Kreisen. Mit 16 Jahren trat sie der damals verbotenen Kommunistischen Jugendorganisation bei, angetrieben von der Idee, die Welt von fundamentalen Gegensätzen zwischen Geschlechtern, Rassen, Völkern und Klassen zu befreien.

    Ihr literarisches Debüt gab sie 1947 mit dem surrealistischen Lyrikband La scara 1/1  (deutsch: Größenordnung 1/1). Nach einem ideologischen Angriff in der Parteizeitung Scânteia begann sie vorübergehend, sich dem sozialistischen Realismus zuzuwenden, kehrte aber „nach einer Umweg von etwa acht Jahren“, wie sie selbst sagte, zur authentischen Poesie zurück. Zudem schrieb sie Kinderliteratur und übersetzte Werke von Shakespeare, Bertolt Brecht, Christian Morgenstern, Iannis Ritsos und Paul Celan. Ein Kinderbuch über zwei Tigerjunge (Originaltitel: Povestea a doi pui de tigru numiţi Ninigra şi Aligru) brachte ihr 1969 den Preis des Rumänischen Schriftstellerverbands ein.

    1985, während eines Aufenthalts als Gastprofessorin an der New York University, erfuhr Cassian von der Verhaftung und Ermordung ihres Freundes Gheorghe Ursu, in dessen von der Securitate sichergestellten Tagebuch auch ihre eigenen regimekritischen Äußerungen vermerkt waren. Sie entschied sich, in den USA zu bleiben. In Rumänien wurden ihre Bücher verboten und ihre Wohnung enteignet. In den USA veröffentlichte sie Übersetzungen ihrer rumänischen Gedichte (Life Sentence) sowie Werke auf Englisch (Take My Word for It!, Blue Apple und Lady of Miracles), für die sie 1994 den Golden Lion Award der New York Library erhielt. Die letzten 30 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in New York, wo sie ihre Memoiren schrieb – ein dreibändiges Werk, das zwischen 2003 und 2005 in Rumänien erschien.

    Die Neuauflage des Hörbuchs “Dans” – auf Deutsch Tanz – wurde von Cosmin Ciotloș betreut und bei einer Veranstaltung des Verlags Casa Radio präsentiert. Zu den Gästen gehörten der Regisseur Alexandru Solomon und der Schriftsteller Călin-Andrei Mihăilescu. Ciotloș betonte die stilistische Relevanz von Cassians Werk: „Mich interessiert, wie viel von Nina Cassian in der heutigen rumänischen Poesie noch lebendig ist. Viele Sprachspiele in den Gedichten von Florin Iaru lassen sich auf sie zurückführen. Auch manche von Mircea Cărtărescus Gedichte, die  eigentlich auf Ion Barbu abstellen, tragen ihr stilistisches Erbe. Junge Dichter von heute, darunter Ioan Coroamă, Florentin Popa und Mihnea Bâlici, stehen ihrer Poesie näher, als man denkt. Cassians Werk ist mehr als ein nostalgisches Erinnerungsstück – es bleibt eine lebendige, produktive poetische Form.“

    Călin-Andrei Mihăilescu, seit den späten 1980er Jahren in Kanada ansässig, kannte Cassian noch aus den Sommern im Schwarzmeerdorf 2 Mai und später aus ihrer Zeit in New York. Er beschrieb sie als außergewöhnliche Persönlichkeit: „In diesem Hörbuch kann man Nina Cassians Stimme vernehmen, aufgenommen zwischen den 1950er- und den frühen 2000er-Jahren. Ihre Stimme gehörte zu den großen rumänischen Stimmen: gebildet, klug, raffiniert und zugleich erotisch. Ich habe sie in ihren letzten 20 Jahren in New York näher kennengelernt. Wir veranstalteten Creative-Writing-Workshops – mal auf Rumänisch, mal auf Englisch. Nina hatte dabei immer eine Flasche Whisky, oft von minderer Qualität, aber stets als Literflasche, und sie konnte jeden unter den Tisch trinken. Sie rauchte mehr als ich – und glauben Sie mir, ich rauche wirklich viel. Sie war eine Diva. Eine Diva, die in einer recht schäbigen Hochhauswohnung auf der Roosevelt Island lebte, aber ihre Wohnung war voller Zeitschriften, darunter Gazeta Literară und România Literară, und sogar ein Paris Match aus dem Jahr 1968 mit einem Bericht über Charles de Gaulles Besuch in Bukarest.“

    Ein besonders bewegender Moment der Veranstaltung war die Vorführung eines Kurzfilms von Alexandru Solomon. Die Aufnahmen, die er als Jugendlicher in Vama Veche gemacht hatte, zeigten Nina Cassian gemeinsam mit seiner Mutter, der Malerin und Kunsthistorikerin Yvonne Hasan, und weiteren Künstlerfreunden.

  • Globalisierung bringt neue Käferarten nach Rumänien

    Globalisierung bringt neue Käferarten nach Rumänien

    Die Studie zur Katalogisierung der Käferarten (Coleoptera) in Rumänien wurde von Andreea Cătălina Drăghici verfasst – sie ist als Museografin am Grigore-Antipa-Nationalmuseum für Naturgeschichte tätig. Zunächst beleuchten wir die Hintergründe der Entdeckung.

    Käfer (Coleoptera) spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem und sind für die Natur von besonderer Bedeutung. Doch im Zeitalter des Anthropozäns, geprägt von rasantem Artenrückgang, sind globale Veränderungen, Urbanisierung und die zunehmende Vernetzung durch internationalen Handel entscheidende Faktoren. Unsere Studie zeigt, dass fünf Käferarten auf diesem Weg nach Rumänien gelangt sind. Diese nicht einheimischen, opportunistischen Arten siedeln sich bevorzugt in der Nähe menschlicher Aktivitäten an. Besonders urbane Gebiete, Häfen und Zollstationen gelten als Hotspots für die Einschleppung neuer Spezies. 

    Drei der fünf entdeckten Käferarten wurden in der Dobrudscha nachgewiesen, erklärt Andreea Cătălina Drăghici und unterstreicht die Bedeutung einer genauen Erfassung neuer Coleopterenarten.

    Die Dobrudscha ist ein trockenes Steppengebiet und bietet ideale Bedingungen für diese nicht einheimischen Käferarten, die höhere Temperaturen bevorzugen. Daher spielt das Hafengebiet eine zentrale Rolle als Einfallstor nach Rumänien.

    Die Erforschung dieser Arten ist essenziell – nicht nur für die wissenschaftliche Gemeinschaft, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt. Vereinzelt wurden solche Käfer bereits in Küchenmehl nachgewiesen. Neben diesen wirtschaftlichen Schäden,  durch Lebensmittelverderb, bergen sie auch ökologische Risiken. Sie können die Artenvielfalt lokaler Ökosysteme stören, was sich oft nur durch aufwendige Studien belegen lässt.

    Ein weiteres potenzielles Problem ist die genetische Auswirkung: Durch Hybridisierung mit einheimischen Arten könnte es zu Konkurrenz oder gar zur Verdrängung lokaler Populationen kommen. Ein direkter Beweis dafür steht noch aus, doch langfristig besteht die Gefahr, dass einige heimische Arten dadurch aussterben.

     Ein internationales Forschungsteam führte die Untersuchung der Käferarten im Rahmen einer europäischen Verordnung zur Prävention und Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten durch.

     „Erst 2022 wurde eine nationale Liste erstellt, die 52 nicht heimische oder gebietsfremde Käferarten umfasst. Dabei zeigte sich das Potenzial, weitere Arten nachzuweisen – ein Prozess, der bereits zur Entdeckung von fünf neuen Spezies geführt hat. Ein umfassendes nationales Monitoring ist jedoch schwierig umzusetzen, da es erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen erfordert. Die jüngsten Entdeckungen basieren auf zufälligen Funden, die derzeit eine zentrale Rolle spielen. Bis ausgefeiltere Überwachungsmechanismen etabliert sind, bleibt diese Methode entscheidend für die Erfassung neuer Arten.

    Zu den fünf neu entdeckten Arten zählt Cis chinensis, die in Bukarest identifiziert wurde – ein Beweis dafür, dass sich neue Spezies nicht nur in abgelegenen Gebieten verstecken, sondern auch in städtischer Umgebung vorkommen. Diese Käferart wurde in Pilzen gefunden, die auf einem Amerikanischen Ahorn gediehen – einer kleinen Baumart, die ursprünglich aus China stammt.

    Neben den fünf neuen Käferarten für die rumänische Fauna haben wir 19 weitere Coleoptera-Arten dokumentiert, für die bisher nur unzureichende Verbreitungsdaten vorlagen. Zwar war ihre Präsenz in Rumänien bekannt, doch genaue Informationen über ihre Ausbreitung fehlten. Unsere Studie hat diese Daten aktualisiert, ein wichtiger Schritt für das Verständnis der heimischen Biodiversität.

     Dank seines abwechslungsreichen Klimas und seiner vielfältigen Ökosysteme beherbergt Rumänien eine beeindruckende Insektenvielfalt. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch vermehrt Arten eingeschleppt, die wirtschaftliche, ökologische und landwirtschaftliche Schäden verursachen – meist unbeabsichtigt durch den internationalen Handel mit Pflanzen, Obst oder Holz.

    Um ihre negativen Auswirkungen zu begrenzen, sind Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen unerlässlich. Die jüngst entdeckten Käferarten stellen jedoch keinen Grund zur Sorge dar, betont Andreea Cătălina Drăghici, Museografin am Grigore-Antipa-Nationalmuseum für Naturgeschichte.

    Nicht jede neue oder nicht-einheimische Art wird zwangsläufig invasiv. Damit sich eine Art massiv ausbreitet und in großer Zahl auftritt, müssen mehrere komplexe Faktoren zusammenkommen. Tatsächlich wird nur ein kleiner Teil der eingeschleppten Arten invasiv, da sie spezifische klimatische Bedingungen und ausreichende Nahrungsquellen benötigen.

    Ein wichtiger Ansatz zur Überwachung ist Citizen Science – eine Plattform, die Forschern wertvolle Unterstützung bietet, insbesondere in einem Land wie Rumänien, wo es in diesem Fachbereich nur wenige Experten gibt. Besonders wenig Aufmerksamkeit erhalten Schaben, da sie schwer zu identifizieren sind: Sie sind sehr klein und weisen ähnliche Merkmale auf. Umso wichtiger ist es, wissenschaftliche Informationen über invasive Arten in einem leicht zugänglichen Format bereitzustellen und das öffentliche Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen. Denn derzeit ist das Thema in Rumänien noch wenig präsent.

    „Citizen Science“ bezeichnet die Beteiligung von Bürgern an wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Dies kann von der reinen Informationsvermittlung über wissenschaftliche Erkenntnisse und deren gesellschaftliche Auswirkungen bis hin zur aktiven Mitarbeit im Forschungsprozess reichen. Freiwillige können Daten sammeln, analysieren oder sogar Forschungsprojekte finanziell unterstützen.

  • Jahresbericht der Antikorruptionsbehörde 2024: Vermögensabschöpfung im Vordergrund

    Jahresbericht der Antikorruptionsbehörde 2024: Vermögensabschöpfung im Vordergrund

     

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    Laut dem Bericht der Nationalen Antikorruptionsbehörde (DNA) wurden im vergangenen Jahr in Rumänien insgesamt 5 400 Ermittlungsfälle aufgeklärt und fast 260 Personen in führenden Positionen vor Gericht gestellt. Es war eines der besten Jahre der DNA, so der leitende Staatsanwalt der Institution, Marius Voineag. Die zahlreichen Erfolge und der allgemein positive Trend seien durch die Entwicklung der statistischen, quantitativen und qualitativen Indikatoren und insbesondere durch die Zunahme der Vielfalt der Beweise und den deutlichen Rückgang der Zahl der Freisprüche bestätigt worden. Der Chefankläger der DNA erklärte, dass die von ihm geleitete Institution über technische Kapazitäten verfüge, die denen westlicher Institutionen in nichts nachstünden, und dass man auch weiterhin Fällen Priorität einräumen wolle, bei denen es um viel Geld gehe, denn schließlich sei es die gesamte Gesellschaft, die den Schaden davontrage. „Ihr werdet mit dem Geld nicht davonkommen“, war die deutliche Botschaft Voineags an Korruptionsanfällige:

     

    „Ende letzten Jahres belief sich der Saldo der effektiv beschlagnahmten Vermögenswerte auf mehr als 280 Millionen Lei (ca. 56 Millionen Euro), von denen 236 Millionen Lei (ca. 47 Millionen Euro) im Laufe des Jahres abgeschöpft wurden. Dies widerspiegelt unser ständiges Bemühen um die Wiedererlangung von illegalen Erträgen aus Korruption oder ähnlichen Straftaten. Die Intensivierung unserer Arbeit zur Abschöpfung von Erträgen aus Straftaten soll all jenen, die versucht sind, Korruptionsdelikte oder ähnliche Straftaten zu begehen, die Botschaft vermitteln, dass niemand mit illegalem Geld davonkommt.“

     

    Bei der Vorstellung des Jahresberichts der DNA war auch Innenminister Cătălin Predoiu zugegen – er sprach über das globale Phänomen der Korruption, das trotz der Bemühungen, es einzudämmen, sowohl in Rumänien als auch weltweit an Umfang zugenommen habe. In Bezug auf die Abschöpfung von Vermögenswerten, die aus Straftaten stammen, ist der Innenminister der Ansicht, dass Rumänien weit vom Idealzustand entfernt ist. Eine bessere institutionelle und internationale Zusammenarbeit sowie eine Anpassung der Taktiken und eine Spezialisierung der Polizei und der Staatsanwälte seien hierfür dingend erforderlich, sagte der Minister.

     

    Seit Jahren wird über die Einziehung von Erträgen aus Straftaten gesprochen. In letzter Zeit wurde in dieser Richtung sehr viel getan. Es wurden Fortschritte erzielt, es gibt zuständige Institutionen, wir haben eine andere Kultur eingeführt, und das alles ist sehr richtig, aber ich denke, wir sind noch weit von dem Ideal entfernt, es ist also noch viel Luft nach oben. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob wir auch die Rechtsinstrumente verbessern müssen, ob es eine Frage der Taktik oder der Mittel ist. Auf jeden Fall wissen wir alle, dass es sehr schwierig ist, die gesamten Erträge aus Straftaten einzuziehen. Ich halte es für fast unmöglich, und ich glaube nicht, dass es irgendeinem Land in der Welt gelingt, diesen Idealzustand zu erreichen.“

     

    Innenminister Predoiu betonte noch, dass die Korruptionsbekämpfung eine Priorität der Politik bleiben müsse und dass die Behörden, die Korruption bekämpfen, ständig Leistung erbringen sollten.

  • Wahl-Skandal: Ex-Kandidat Georgescu unter Anklage

    Wahl-Skandal: Ex-Kandidat Georgescu unter Anklage

    Der frühere rechtsextreme rumänische Präsidentschaftskandidat Călin Georgescu steht für 60 Tage unter richterlicher Aufsicht. Zuvor hatten ihn Staatsanwälte am Mittwoch mehrere Stunden in der Generalstaatsanwaltschaft vernommen, wohin er per Haftbefehl gebracht worden war. Ihm werden sechs Straftaten zur Last gelegt, darunter auch fortgesetzte Delikte. Eine der Anklagen ist ein Novum in Rumänien: Anstiftung zu Handlungen gegen die verfassungsmäßige Ordnung – ein Tatbestand, für den bislang noch niemand belangt wurde.

    Die weiteren Anklagepunkte gegen Călin Georgescu umfassen die Verbreitung falscher Informationen, falsche Angaben in Vermögenserklärungen und zur Herkunft von Wahlkampfmitteln sowie die Gründung oder Unterstützung faschistischer, rassistischer, fremdenfeindlicher oder antisemitischer Organisationen. Zudem wird ihm die öffentliche Verherrlichung von Personen vorgeworfen, die wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen verurteilt wurden. Georgescu weist alle Vorwürfe zurück und wirft den Behörden Methoden vor, die an Rumäniens kommunistische Vergangenheit erinnerten.

    Im Dezember vergangenen Jahres annullierte das Verfassungsgericht die Präsidentschaftswahlen mit der Begründung einer ausländischen Einflussnahme. Der Wahlprozess sollte daraufhin vollständig neu gestartet werden. In der zweiten Runde hätte Călin Georgescu, der überraschend die meisten Stimmen erhalten hatte, gegen die Vorsitzende der Mitte-Rechts-Partei USR, Elena Lasconi, antreten sollen. Nach Bekanntwerden der Anklage gegen Georgescu betonten rumänische Politiker ihr Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz.

    Premierminister Marcel Ciolacu (von der mitregierenden PSD) betonte, dass die Justiz angesichts der angespannten Wahlsituation eine Pflicht habe: Sie müsse der Öffentlichkeit stichhaltige Beweise in dieser Untersuchung vorlegen. George Simion, Vorsitzender der populistischen AUR, erklärte hingegen, dass er weiterhin hinter der Präsidentschaftskandidatur von Călin Georgescu stehe. Er forderte zugleich unumstößliche Beweise von der Staatsanwaltschaft, die gegen Georgescu ermittelt. USR-Chefin Elena Lasconi bekräftigte ihr Vertrauen in die Justiz und zeigte sich überzeugt, dass die Staatsanwälte ihre Arbeit korrekt ausführen.

    Ana Maria Gavrilă, Vorsitzende der populistischen Partei der jungen Bürger, die neu im Parlament vertreten ist, warf den Behörden hingegen vor, Anhänger von Călin Georgescu zu terrorisieren. Die Präsidentschaftswahlen in Rumänien sind für den 4. und 18. Mai angesetzt. Nach seiner Anhörung bei der Staatsanwaltschaft erklärte Georgescu, dass er bei der Wahl im Frühjahr auf jeden Fall erneut für das höchste Amt im Staat kandidieren werde.