Tag: Rumänien

  • Dokumentarfilm wirft gnadenloses Licht auf desolate Wohnzustände

    Dokumentarfilm wirft gnadenloses Licht auf desolate Wohnzustände

    Der Tod des Iosif Zagor (Orginaltitel: Moartea lui Iosif Zagor), das Dokumentarfilmdebüt von Adi Dohotaru ist eine der bewegendsten rumänischen Produktionen von 2024. Beim Astra Film Festival von Sibiu wurde er lobend erwähnt, das One World Romania Festival zeigte ihn als Auftaktevent. Dohotaru erzählt die Geschichte des Videografen Iosif Zagor, der seine letzten vier Lebensjahre dokumentiert – geprägt von Einsamkeit, Krankheit und der Angst vor Zwangsräumungen aus drei verschiedenen Unterkünften, in denen er unter prekären Bedingungen seinen Lebensabend verbrachte.

    Mit seiner alten Kamera hält Iosif Zagor das eigene Leben und das anderer Menschen in Sozialwohnungen fest. Das zentrale Thema des Dokumentarfilms – das Wohnen – wird aus der Perspektive der Verwundbarkeit betrachtet und zeigt, wie es für immer mehr Menschen zunehmend schwierig wird, an Wohnraum zu kommen. Der Film beleuchtet auch die oft missbräuchlichen Zwangsräumungsverfahren und ihre Auswirkungen auf Betroffene.  Die Dokumentation gibt Iosif Zagor eine Stimme und schafft einen Rahmen der Selbstdarstellung, in dem verwundbare Menschen ihre Geschichten selbst erzählen und sichtbar werden können.

    Regisseur Adi Dohotaru erinnert sich:
    2017 machten mich Freunde aus der Zivilgesellschaft auf die Lage von Menschen aufmerksam, die von Zwangsräumung bedroht waren – etwa 50 Personen. So lernte ich Iosif Zagor und seine Nachbarn kennen. Iosif hatte eine alte, staubige Kassettenkamera, die er lange nicht benutzt hatte. Ich bat ihn, seine eigene Situation und die seiner Nachbarn zu filmen, um die Behörden und die Öffentlichkeit auf ihr Problem aufmerksam zu machen. Zwar konnten wir die Räumung damals nicht verhindern, aber zumindest hinauszögern – sodass die Betroffenen nicht mitten im Winter obdachlos wurden. Ich blieb mit Iosif und einigen seiner Nachbarn in Kontakt und durch die Arbeit wurden wir mit der Zeit echte Freunde. So entstand die Idee, einen Film zu drehen, der vulnerablen Menschen eine Stimme gibt.

    Adi Dohotaru arbeitet mit der Methode der sogenannten Partizipativen Aktion und nutzt in seinen Projekten die Technik der performativen Anthropologie, um seine Mitwirkenden in den Mittelpunkt zu stellen. Er schreibt Gesetze und Gedichte, betreibt zivilgesellschaftliche und umweltbezogene Forschung.
    „Ich habe den Tod des Iosif Zagor gedreht, weil ich gescheitert bin. Als Aktivist, Forscher und Politiker habe ich – gemeinsam mit anderen Experten, Aktivisten und vulnerablen Menschen – politische Maßnahmen vorgeschlagen, damit der Staat in sozialen Wohnungsbau investiert. Die EU-Durchschnittsquote für soziale und bezahlbare Wohnungen liegt knapp unter 10 %, in Rumänien ist sie mit 1 % jedoch weitaus niedriger“, zeigt Dohotaru auf das Problem.

    „Tatsächlich ist die Situation in Rumänien deutlich schlechter als im europäischen Durchschnitt. Ein großes Problem ist, dass nach 1989 der Bestand an öffentlichen Wohnungen privatisiert wurde. Eine alternative Politik hätte mehr Sozialwohnungen  erhalten können. So hätten wir Problemgruppen eine Chance gegeben. Doch es kam anders. Während im Westen weiterhin Sozialwohnungen gebaut wurden, geschah dies in Rumänien nicht. Seit Jahrzehnten geht  auch in Westeuropa der öffentliche Wohnungsbestand tendenziell zur Neige. Warum hat sich der Staat aus dieser Aufgabe zurückgezogen? Weil wir einen neoliberalen Staat haben, der soziale und umweltpolitische Maßnahmen kaum mehr unterstützt. Dennoch bleibt das Wohnen ein Bereich, der staatlich reguliert werden sollte. Ob und wie sich dies ändern lässt, ist eine lange Diskussion. Der Film zeigt, was mit den Betroffenen geschieht, wenn der Staat entweder fehlt oder nur minimal präsent ist. Und dieses Problem ist global zu beobachten. Wir leben in einer individualistischen Ellenbogen-Gesellschaft, in der jeder mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist und kaum Zeit hat, sich für die Sorgen anderer zu sensibilisieren. Deshalb müssen wir nicht nur individuell, sondern auch als Gesellschaft daran arbeiten, Dinge zu verändern. Dafür braucht es soziale und politische Bewegungen, die solche Themen auf die Agenda setzen. Doch derzeit engagieren sich im politischen Mainstreaam nur wenige  für soziale Fragen wie Wohnen oder Lebensqualität.“

    Den Dokumentarfilm von Adi Dohotaru produzierte Monica Lăzurean-Gorgan durch Filmways in Mitarbeit mit dem Verein SOS – Nachhaltige Gesellschaft. Koproduzenten sind Adi Dohotaru und Radu Gaciu, der Schnitt stammt von Alexandru Popescu. Unterstützt wurde der Film vom Masterprogramm für Dokumentarfilm der Theater- und Filmfakultät der Babeș-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca.

  • Rumäniens BIP pro Kopf steigt – ein nachhaltiger Aufschwung?

    Rumäniens BIP pro Kopf steigt – ein nachhaltiger Aufschwung?

    Nach Angaben von Ionuț Dumitru, Professor an der Akademie für Wirtschaftsstudien in Bukarest, hat Rumänien Polen beim kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf überholt. Auf einer Konferenz des Arbeitgeberverbands Concordia erklärte er, dass Rumänien mit dieser Wirtschaftsleistung nicht nur Polen, das größte Land der Region, sondern auch Ungarn, Bulgarien, die Slowakei, Kroatien und Griechenland hinter sich gelassen habe.

    Das schnelle Wachstum der rumänischen Wirtschaft wurde durch mehrere Faktoren begünstigt: einen starken Zustrom ausländischer Investitionen, eine günstige Steuerpolitik, die dynamische Entwicklung strategischer Sektoren und einen erheblichen Lohnanstieg in den letzten Jahren. Die hohe Inflation infolge steigender Kosten nach der Pandemie ließ das nominale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf rasant steigen – im Schnitt um 11% pro Jahr in den letzten fünf Jahren. Jüngste Daten zeigen, dass dieser Indikator inzwischen über 80 % des EU-Durchschnitts erreicht hat. Damit hat Rumänien seinen Rückstand auf Westeuropa schnell verringert und nähert sich weiter dem EU-Durchschnitt an.

    Eine von Concordia in Auftrag gegebene Studie, durchgeführt von Experten der Akademie für Wirtschaftsstudien, kommt zu dem Schluss, dass der einheitliche Lohnsteuersatz das BIP-Wachstum positiv beeinflusst hat. Die Experten argumentieren, dass ein progressives Steuersystem die Staatseinnahmen nicht wesentlich steigern würde. Ionuț Dumitru betont sogar, dass die Einkommenssteuer einer der wenigen Wettbewerbsvorteile sei, die Rumänien in der Region noch habe.

    „Die Steuerreform ist in erster Linie eine politische Entscheidung. Die Debatte darüber ist oft ideologisch geprägt und stützt sich weniger auf Zahlen und fundierte Analysen“, so Dumitru. Seiner Ansicht nach könnte Rumänien zu einer progressiven Besteuerung übergehen, wenn es wirtschaftlich wirklich zu den wohlhabenden Ländern zählt, da es derzeit noch einen Rückstand auf westliche Standards aufholt.

    Der Exekutivdirektor von Concordia, Radu Burnete, betonte, dass die Wirtschaft kein Ende des Einheitsteuersatzes wünsche. Auch Concordia-Präsident Dan Șucu unterstrich die Notwendigkeit eines stabilen und langfristig tragfähigen Steuersystems, das den Wohlstand der gesamten Gesellschaft sichert.

    „Bei einer Steuerlast von über 40% auf Arbeit in Rumänien hätte jede Erhöhung negative Folgen für das Einkommen der Bürger, den Konsum und letztlich das BIP“, erklärte Șucu. Das Haushaltsdefizit lasse sich nicht durch höhere Steuern – und schon gar nicht durch eine progressive Besteuerung – lösen, sondern nur durch umfassende Reformen zur Effizienzsteigerung der Verwaltung und Steuererhebung, so der Concordia-Präsident weiter

    Ein Vergleich mit Polen ist zudem nicht ganz einfach. Während Rumänien in der KKP-Statistik aufholt, verfügt Polen über eine wesentlich größere und breiter diversifizierte Wirtschaft. Rumäniens Wachstum basiert hingegen stark auf einzelnen Sektoren. Daher bleibt die entscheidende Frage, wie nachhaltig dieser Aufschwung tatsächlich ist.

  • Französische Regierungseinrichtung bestätigt Manipulation bei den rumänischen Präsidentschaftswahlen

    Französische Regierungseinrichtung bestätigt Manipulation bei den rumänischen Präsidentschaftswahlen

    Die Manipulation von Informationen in sozialen Netzwerken, die in der ersten Runde der rumänischen Präsidentschaftswahlen eingesetzt wurde, könnte sich in jedem anderen Land wiederholen – warnt ein Bericht von VIGINUM, einer französischen Regierungseinrichtung, berichten Radio Rumänien Korrespondenten in Paris. Die Untersuchung des Dienstes, der für den Schutz vor ausländischer digitaler Einmischung zuständig ist, deutet auf die Existenz hochentwickelter Manöver hin, die den reibungslosen Ablauf der rumänischen Wahlen hätten stören können. Diese bestanden angeblich darin, Tausende Konten zu mobilisieren, um die Häufigkeit von Schlüsselwörtern, die mit dem unabhängigen Kandidaten Călin Georgescu in Verbindung gebracht werden, künstlich zu erhöhen. Georgescu wird  von seinen politischen Gegnern beschuldigt, Verbindungen oder zumindest Affinitäten zu Russland zu haben.

     

     

    Der Empfehlungsalgorithmus des chinesischen Netzwerks TikTok sei so manipuliert worden, dass die Beiträge in den Newsfeeds der Nutzerinnen und Nutzer erschienen, was zu einem kometenhaften Anstieg der Popularität Gerogescus in nur zwei Wochen führte.  Mehr als 100 politisch neutrale TikTok-Influencer und mehr als acht Millionen aktive Abonnenten wurden angeblich rekrutiert, um an einer Kampagne teilzunehmen, die das Profil des nationalistischen Kandidaten schärfen sollte, ohne es zu merken. Der Bericht fügt hinzu, dass sich die beobachteten Phänomene nicht auf TikTok beschränken, andere Vorgehensweisen seien auf den Plattformen der Meta-Gruppe – Facebook und Instagram – festgestellt worden. Nach Georgien und dem benachbarten Moldawien sei Rumänien das dritte europäische Land, das von groß angelegten Manipulationen des Wahlprozesses Ende 2024 betroffen war – sagt VIGINUM und stellt fest, dass zum jetzigen Zeitpunkt der Drahtzieher hinter der Pro-Georgescu-Kampagne unbekannt bleibt.

     

     

    Auch in Bukarest gibt es noch zahlreiche Unbekannte. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen, die am 24. November 2024 stattfand, wurde zunächst vom Verfassungsgericht für gültig erklärt. Später berief sich dasselbe Gericht auf der Grundlage von Dokumenten, die der Oberste Landesverteidigungsrat (CSAT) vorgelegt hatte, auf die Einmischung eines sogenannten staatlichen Akteurs und beschloss, das gesamte Wahlverfahren zu annullieren. In der Stichwahl, die für den 8. Dezember angesetzt war, sollten Călin Georgescu und die Vorsitzende der USR (in der Opposition), die pro-europäische Elena Lasconi, antreten. Zehntausende Rumänen hatten bereits in der Diaspora gewählt, wo die Wahllokale für den entscheidenden Wahlgang am 6. Dezember eröffnet wurden, bevor das Verfassungsgericht beschloss, die Wahlen zu annullieren. Nach Ansicht der Venedig-Kommission sollte eine solche Entscheidung jedoch nicht allein auf Verschlusssachen beruhen, die nicht die notwendige Transparenz gewährleisten, sondern die Verstöße und Beweise sollten genau benannt werden. Als unabhängige Verfassungsrechtsexperten argumentieren die Mitglieder der Kommission auch, dass der Nachweis von Rechtsverstößen durch Online- und Social-Media-Kampagnen besonders schwierig ist.

     

  • EU-Kommissionsvize Mînzatu: Zu wenige Innovationsträger nehmen an EU-Programmen teil

    EU-Kommissionsvize Mînzatu: Zu wenige Innovationsträger nehmen an EU-Programmen teil

    Die Politikerin, die sich schon im Jahr 2000 als damals 20-jährige den heute regierenden Sozialdemokraten anschloss, war zuvor Abgeordnete in Bukarest, Europaabgeordnete und kurzzeitig Ministerin für EU-Fonds. In der neuen Europäischen Kommission ist sie Vizepräsidentin und verantwortlich für das Ressort „Menschen, Kompetenzen und Ausbildung“. In dieser Funktion, so erklärte sie, verwalte sie rund 20 % des mehrjährigen EU-Haushalts.

    Bei ihrem Treffen am Dienstag in Bukarest mit Noch-PräsidentKlaus Iohannis sprach sie über die Rolle der Bildung bei der Bekämpfung von Desinformation und Manipulation sowie über die Stärkung der demokratischen Resilienz in europäischen Gesellschaften. Laut einer Mitteilung der Präsidialverwaltung betonte Iohannis, dass Bereiche wie Künstliche Intelligenz, Sicherheit und Verteidigung eine starke soziale Komponente hätten und ihr Erfolg von der Ausbildung und dem Verständnis in der Gesellschaft abhänge.

    Mit Premierminister Marcel Ciolacu und den Ministern für Arbeit, EU-Fonds und Bildung diskutierte Mînzatu über die sogenannte „Kompass“-Initiative – das ist ein Plan der EU zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Europas. „Ohne gut ausgebildete Fachkräfte und angemessene Arbeitsbedingungen gibt es keine Wettbewerbsfähigkeit“, erklärte sie. Ziel sei es, künftige Politiken und Finanzierungen an diesem Kompass auszurichten – mit Prioritäten wie neue Technologien, Innovation, erleichterter Zugang zu Finanzierung, Abbau bürokratischer Hürden und bessere Abstimmung unter den Mitgliedstaaten. „Doch all das funktioniert nur, wenn wir motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte haben“, betonte Mînzatu.

    Im Februar wird die EU-Kommission den sogenannten „Clean Industrial Deal“ vorstellen – einen Plan für die saubere Industrialisierung Europas, den Mînzatu als pragmatisch beschreibt. Er enthalte gezielte Maßnahmen in strategisch wichtigen Sektoren zur Sicherung der wirtschaftlichen Autonomie, sagte sie. Auch die Automobilindustrie wird berücksichtigt, ein für Rumänien besonders relevanter Bereich, der Europas globale Führungsrolle gestärkt hat und 13 Millionen Arbeitsplätze in der EU sichert.

    In einem Exklusivinterview mit Radio Rumänien bedauerte Mînzatu, dass bislang zu wenige rumänische Forschungseinrichtungen und Innovationsträger von EU-Programmen profitieren. „Ich habe allen Kollegen gesagt, dass wir offen für eine noch engere Zusammenarbeit sind, damit die Menschen die Auswirkungen dieser Finanzierungen noch stärker spüren“, schlussfolgerte die Vizepräsidentin der Kommission.

  • Parlament befasst sich mit Haushaltsgesetz

    Parlament befasst sich mit Haushaltsgesetz

    Finanzminister Tánczos Barna erklärte, dass es sich um einen maßvollen und ausgewogenen Haushalt handle, der auf einer vorsichtigen Prognose beruhe und mit einem Rekordbudget von 150 Milliarden Lei (rund 30 Milliarden Euro) einen Schwerpunkt auf Investitionen lege. Gleichzeitig versicherte der Minister, dass ausreichend Mittel für Gehälter, Renten und Sozialhilfen vorhanden seien – jedoch nur auf dem Niveau von 2024. Denn bereits Anfang Januar hatte die Regierung per Verordnung jegliche Gehaltserhöhungen oder Anpassungen für viele Staatsbedienstete eingefroren, und auch die Renten wurden nicht mehr an die Inflationsrate angepasst.

    Zudem wurde eine Neuaufstellung der Zentralbehörden und staatlichen Unternehmen angekündigt, mit dem Ziel, die Ausgaben zu senken und gleichzeitig qualitativ hochwertige Dienstleistungen anzubieten. Es sei essenziell, das Haushaltsgleichgewicht in den nächsten sieben Jahren aufrechtzuerhalten, um das Defizit schrittweise auf 3 % zu senken und die strukturellen Schwächen der nationalen Wirtschaft zu beheben, so Tánczos Barna weiter.

    Zusätzliche Mittel fließen in den Verkehrssektor, um laufende Infrastrukturprojekte fortzusetzen, sowie in die Bereiche Energie, Arbeit, Bildung, Gesundheit und EU-Mittel. Für das Verteidigungsministerium werden 2,5 % des BIP zur Modernisierung der militärischen Ausrüstung bereitgestellt. Auch die Budgets der Nachrichtendienste steigen in diesem Jahr, mit der größten Erhöhung beim Geheimdienst für besondere Telekommunikationsaufgaben, um die IT-Infrastruktur zu modernisieren und die Präsidentschafts- sowie Teilkommunalwahlen vorzubereiten.

    Weniger Geld erhalten hingegen das Parlament, die Präsidialverwaltung sowie die Ministerien für Landwirtschaft, Entwicklung und Kultur.

    Hinsichtlich der Staatsverschuldung erklärte Finanzminister Tánczos Barna, dass diese zwar rückläufig sei, die Auswirkungen früherer Kredite jedoch noch lange bei den Zinsausgaben spürbar bleiben würden. Seiner Meinung nach sollte Rumänien mehr produzieren und sich weniger verschulden.

    Vor diesem Hintergrund – einerseits der Proteste wichtiger gesellschaftlicher Gruppen gegen die Einkommensdeckelung und andererseits der strikten Forderung der Europäischen Kommission nach Defizitreduzierung – wurde der Haushaltsentwurf für 2025 nun ins Parlament eingebracht. Er soll in dieser Woche, gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode, im Eilverfahren debattiert werden. Die Beratungen und die Abstimmung dürften jedoch reibungslos verlaufen, da sich die Abgeordneten der Regierungskoalition, die ohnehin über die Mehrheit verfügen, geschlossen hinter den Entwurf stellen.

  • Unterwegs im Fogarascher Land

    Unterwegs im Fogarascher Land

    Die erste Station unserer virtuellen Reise ist das Dorf Mândra. Hier können wir einen besonderen Ort besuchen, das Museum für Leinwand und Geschichten.

    „Sie erfahren dort die Geschichte dieses Dorfes, die Geschichte der Auswanderung hiesiger Einwohner in die USA in der Zwischenkriegszeit und wie diese Menschen zurückgekehrt sind und mit dem dort verdienten Geld Häuser gebaut haben. Wenn Sie Handwerker kennenlernen möchten, würde ich Sorin Petrișor im Dorf Ucea anregen. Er ist ein großartiger Verfechter alter Bräuche. Sein Haus ist ein lebendiges Museum, in dem tatsächlich vieles passiert, was einst in den Häusern rumänischer Bauern stattfand, vom Weben bis zum Brotbacken. Er hat auch eine lokale Gastronomieeinrichtung registriert, wo Sie nach Voranmeldung auch eine traditionelle Mahlzeit genießen können. Sie können Ihre Reise dann nach Avrig fortsetzen, wo in der Bibliothek wöchentlich ein echter traditioneller Spinnradabend organisiert wird. Nichts davon ist inszeniert. Die Frauen dieser Gemeinde treffen sich hier zur Handarbeit und erzählen Geschichten. Es gibt keine speziell vorbereiteten Lieder, wie wir es aus Museen gewohnt sind. Die Dinge sind sehr natürlich, und es ist sehr schön, dass die Frauen ihre traditionellen Trachten aus den Truhen geholt haben und in traditioneller Kleidung erscheinen. In Avrig können Sie auch Adrian David kennenlernen, einen Hersteller von traditionellem Bauernschuhwerk. Ein junger Mann von unter 30 Jahren, der sich in dieses Handwerk verliebt hat und auch ein Zimmer in seinem Haus in ein Museum verwandelte. Er unterrichtet die traditionellen Methoden für Kinder, die auf die Handwerkerschule in dieser Gemeinde gehen.“

    Das Făgăraș-Land repräsentiert nur einen Teil eines viel größeren Gebiets rund um die Făgăraș-Berge. Und diese ganze Region ist so interessant, dass sie jährlich mit einem Festival gefeiert wird. Das Făgăraș Fest ist ein Festival der Berge und der Menschen im Făgăraș-Gebirge, sagt Victoria Donos.

    „Das Festival wurde fünf Ausgaben lang immer in einer jeweils anderen Gemeinde im Bergland hier organisiert, von Norden bis Süden der Făgăraș-Berge. Dieses Jahr möchten wir in einer Gemeinde haltmachen, in der das Festival idealerweise dauerhaft gastieren soll, weil wir glauben, dass dieses Festival einen noch größeren Einfluss auf das Leben der Menschen haben, einen wirtschaftlichen Einfluss ausüben und gleichzeitig zu einer Tradition für einen Ort im Făgărașer Bergland oder in einer anderen Gemeinde in der Umgebung werden kann. Wir veranstalten einen Wettbewerb, zu dem 35 Gemeinden auch aus dem Umkreis eingeladen wurden. Diese Woche werden wir alle eingereichten Projekte der Gemeinden bewerten, da es sich um einen Projektwettbewerb handelt. In der ersten Phase werden wir drei Gemeinden auswählen, die wir besuchen werden, weil es sehr wichtig ist, den Ort zu sehen, den sie vorgeschlagen haben, die Offenheit der Gemeinde zu bewerten, welche touristischen Ziele es dort gibt und wie die Menschen dort in die Organisation dieses Festivals einbezogen werden können.“

    An den letzten beiden Ausgaben nahmen auch ausländische Touristen teil, die vor allem den Reichtum an Erfahrungen schätzten, die dieses Festival bietet: Naturerlebnisse, aber auch kulturelle Erfahrungen.

    „Sie waren überrascht, wie viele geführte Touren es gibt. Zum Beispiel hatten wir geführte Touren über Vögel, Insekten, Fledermäuse, den Wald und wilde Tiere. Zusammen mit der Bergwacht sind wir auf einigen Pfaden im Wald gwandert und haben einige besondere Orte entdeckt. Dann haben einige das Camping ausprobiert, das Zelten, das wir letztes Jahr in der Nähe des Festivals angeboten haben. Andere haben in den Gästehäusern der Region übernachtet oder sind sogar weit über das Festivalgelände hinausgereist. Die Unterkünfte waren in einem Umkreis von 50 km ausgebucht. Ich kann mich gut erinnern, mit wie viel Überraschung und Freude sie über die Gästehäuser sprachen, die den authentischen Geist des Ortes bewahrten. Zum Beispiel sprachen sie sehr schön über die Häuser in Porumbacu, über das sehr gut zubereitete Frühstück, über die Gegenstände, die sie dort fanden, und über die Menschen, die Gastgeber. Die Kontakte mit den Gastgebern sind sehr wichtig.“

    Ein weiteres Projekt der Conservation Carpathia Foundation ist die Erstellung von Touristenpaketen, die verschiedene Erlebnisse im Făgăraș-Land und allgemein in der Umgebung der Făgăraș-Berge umfassen, wie wir von PR-Chefin Victoria Donos erfahren haben.

    „Da ist zum Beispiel Viorica Olivotto aus dem Dorf Ușoara, die traditionelle Blusen näht und eine echte Seele von Mensch ist. Es ist sehr gut, dass mehr Menschen sie kennenlernen. Es ist schön, an den Workshops teilzunehmen, die sie für Touristen organisieren kann, und warum sollte der Tourist nicht etwas hinterlassen, damit Frau Olivotto ihr Handwerk fortsetzen und unterstützt werden kann. Dann gibt es in der Ortschaft Lisa einige Walkmühlen, die ebenfalls als UNESCO-Schatz gelten, wo eine Familie eine Tradition von mehreren hundert Jahren fortsetzt. Ich finde es gut, dass Touristen von ihnen erfahren und sie in ihre Besuche in Rumänien mit berücksichtigen.“

    Zusammenfassend bleibt das Făgăraș-Land ein märchenhaftes Reiseziel, wo authentische Traditionen und spektakuläre Landschaften harmonisch miteinander verwoben sind. Es ist der perfekte Ort für diejenigen, die die Ruhe der Natur und den Charme des ländlichen Lebens suchen.

  • Life for Falcons: Projekt zum Schutz der Donaufalken vor Stromschlag

    Life for Falcons: Projekt zum Schutz der Donaufalken vor Stromschlag

     

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    Ciprian Fântână ist Naturschutzmanager bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft und Koordinator der rumänischen Aktivitäten für das internationale Projekt „LIFE for Falcons“, das in Bulgarien und Rumänien läuft. Zunächst erörtert er, wie das Projekt in Rumänien begann.

    Das Projekt ist 2021 angelaufen. Es wird bis 2026 laufen und hat zum Ziel, die Population des Donaufalken in Südrumänien und Bulgarien zu erhalten. Der Donaufalke ist eine gefährdete Falkenart, die typisch für Steppengebiete ist und in Rumänien in zwei verschiedenen Populationen vorkommt. Es gibt die pontische Population in der Dobrudscha und die pannonische Population in der westlichen Tiefebene, eine Fortsetzung der ungarischen Population. Die pontische Population, mit der wir arbeiten, ist Teil einer Population, die auch in Südmoldawien und der Ukraine verbreitet ist und sich bis in den Süden Russlands erstreckt. In Rumänien haben die beiden Populationen eine unterschiedliche Dynamik. Der pannonischen Population im Westen des Landes scheint es gut zu gehen, weil sie von mehreren Schutzprogrammen profitiert hat, während die pontische Population einen ganz anderen Trend aufweist. Sie ist im Rückgang begriffen. In der pontischen Population gibt es nur noch sieben bis neun Falkenpaare, und deshalb berücksichtigen wir in diesem Projekt nur die pontische Population, also jene im Schwarzmeerraum.“

     

    Vor der Abwicklung des Projekts wurde eine Studie durchgeführt, deren Ergebnisse für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von wesentlicher Bedeutung sind. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung wirksamer Schutzmaßnahmen zur Minimierung der Risiken für die gefährdete und auf der Roten Liste stehende Population des Donaufalken – sowohl in Rumänien als auch in Bulgarien. Laut Ciprian Fântână ist das zentrale Dobrudscha-Gebiet die Region, in der die meisten Raubvögel durch Stromschlag sterben. Daher hilft die Rumänische Ornithologische Gesellschaft gerade hier, die Stromleitungen zu isolieren.

    Die Studie erstreckte sich auf die bekannten Gebiete der pontischen Population der Donaufalken, d. h. in einem Umkreis von 10 Kilometern um das Nest untersuchten wir jede Stromleitung auf die Gefahr von Stromschlägen. Dazu haben wir rund 3 700 Masten analysiert und untersucht, welche Arten in welcher Zahl durch Stromschlag getötet werden. Es waren mehrere tausend Vögel. Bei etwa 13 Prozent der untersuchten Masten gab es mindestens ein Stromschlagopfer. Auf der Grundlage dieser Untersuchung haben wir kritische Bereiche erfasst, in denen wir mit Schutzmaßnahmen eingreifen müssen, um gefährliche Masten zu isolieren. Zur Isolierung werden im Bereich der Isolatoren Gummimanschetten angebracht, die das Risiko eines Stromschlags erheblich verringern. Wir haben die kritischen Bereiche identifiziert und konnten dann in Zusammenarbeit mit dem Stromversorgungsunternehmen die Arbeiten durchführen. Wir haben die gefährlichen Masten identifiziert, die isolierenden Ummantelungen gekauft, und dann hat der Strombetreiber (Rețele Electrice România) mit eigenen Mitteln zur Installation dieser Ummantelungen an den Isolatoren der Masten beigetragen. In diesem Jahr werden wir damit beginnen, die Auswirkungen dieser Maßnahmen auszuwerten. Wir glauben, dass sie das Risiko von Stromschlägen deutlich verringern werden, aber das muss erst noch mit Daten belegt werden. Wir sind zuversichtlich, denn diese Technik hat ihre Wirksamkeit bereits in vielen Naturschutzprojekten bewiesen.“

     

    Insgesamt waren 30 Fachleute, aufgeteilt in 10 Teams, mit ebenso vielen Spezialmaschinen vor Ort, um die Arbeiten in der Höhe auszuführen. Anschließend wurden auch andere Aktivitäten durchgeführt, sagt Ciprian Fântână, Naturschutzmanager bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft und Koordinator der rumänischen Aktivitäten für das internationale Projekt „LIFE for Falcons“.

    Für die Donaufalken wurden 60 künstliche Nester eingerichtet. Einige werden videoüberwacht, um das Risiko des Verschwindens von Küken zu minimieren. Diese Falken sind besonders wichtig für die Falknerei. Manchmal gibt es Fälle, vor allem in Bulgarien, aber auch in der Ukraine, in denen die Küken für diese Aktivitäten aus dem Nest genommen werden. Um diese Populationen im Südosten Rumäniens zu schützen, haben wir Überwachungskameras installiert, um das Geschehen rund um das Nest zu beobachten.“

     

    Das Projekt „Life for Falcons“ wird durch das Programm LIFE von der Europäischen Union mitfinanziert.

  • Republik Moldau: Rumänische EU-Abgeordnete wollen Vorfinanzierung erhöhen

    Republik Moldau: Rumänische EU-Abgeordnete wollen Vorfinanzierung erhöhen

    Westliche Analysten und politische Entscheidungsträger sind sich einig: Nach dem Einmarsch russischer Truppen ist die Republik Moldau das verwundbarste Nachbarland der Ukraine. Doch Präsidentin Maia Sandu und die von Dorin Recean geführte Regierung halten das Land über Wasser und treiben unbeirrt die europäische Integration voran – ein Ziel, das nach einem Referendum im vergangenen Jahr in die Verfassung aufgenommen wurde.

    Gleichzeitig ist die Republik Moldau Ziel eines von Moskau gesteuerten hybriden Krieges, der mit intensiver Propaganda versucht, das Land politisch zu destabilisieren. Zudem hat Moldau – wenn auch nur vorübergehend – zahlreiche ukrainische Flüchtlinge aufgenommen und muss für deren Lebensbedingungen sorgen. Ohne die entschlossene Unterstützung Rumäniens und des Westens hätte das Land die vergangenen drei Jahre kaum überstanden.

    Vor diesem Hintergrund haben die Fachausschüsse des Europäischen Parlaments am Donnerstag den Legislativbericht des rumänischen Abgeordneten Siegfried Mureșan (EVP) angenommen. Der Bericht betrifft die sogenannte Wachstumsfazilität für die Republik Moldau im Umfang von fast 2 Milliarden Euro. Darin wird gefordert, die Vorfinanzierung von den ursprünglich von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen 7% auf 20% des Gesamtbetrags zu erhöhen.

    Laut Mureșan ist es entscheidend, dass diese Mittel die Republik Moldau schnell erreichen, um Straßen, Krankenhäuser und Brücken zu finanzieren sowie die öffentliche Verwaltung zu modernisieren. Diese Maßnahmen würden den Lebensstandard erhöhen, die europäische Integration beschleunigen und dem Land helfen, die Wirtschafts- und Energiekrise zu bewältigen – eine Krise, die durch die erneute Erpressung mit Gaslieferungen seitens der Russischen Föderation verschärft wurde.

    „Die Europäische Union kann nur sicher und stabil sein, wenn auch Moldau sicher, stabil und energieunabhängig ist. Deshalb ist es unser Ziel – das Ziel der Europäischen Union –, der Republik Moldau zu helfen, sich zu modernisieren, wirtschaftlich zu entwickeln und von der Energieabhängigkeit Russlands zu lösen“, fügte der rumänische Abgeordnete hinzu.

    „Von den insgesamt 1,92 Milliarden Euro sind 420 Millionen Euro als Zuschüsse für die Republik Moldau vorgesehen, während die restlichen 1,5 Milliarden Euro als durch die Europäische Union garantierte Darlehen bereitgestellt werden“ – das erklärte Dan Barna, USR-Europaabgeordneter (Opposition in Bukarest) und Berichterstatter der RENEW-Fraktion für dieses Dossier.

    Die Abstimmung im Europäischen Parlament ebnet den Weg für das sogenannte Trilogverfahren zwischen Kommission, Rat und Parlament, in dem die endgültige Fassung der Rechtsvorschriften zur Unterstützung Chișinăus festgelegt wird. Die Verhandlungen sollen im Februar beginnen, die abschließende Abstimmung im EU-Parlament könnte im März erfolgen.

  • Haushaltsplan für 2025:  an allen Ecken und Enden gespart

    Haushaltsplan für 2025: an allen Ecken und Enden gespart

     

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    In einem komplizierten wirtschaftlichen Kontext, in dem die öffentliche Verschuldung 54 % des BIP überschritten hat und das Haushaltsdefizit sich der 9-Prozent-Marke nähert, ist die Aufstellung des rumänischen Staatshaushalts für 2025 keine leichte Aufgabe. Zumal zwei der wichtigsten internationalen Finanzagenturen das Rating des Landes von stabil auf negativ herabgestuft haben. Der Haushaltsentwurf, der von einem Defizit von höchstens 7 % des BIP ausgeht, soll bis Ende dieser Woche von der Regierung gebilligt und anschließend dem Parlament zur Debatte und Verabschiedung vorgelegt werden.

    Dem Gesetzentwurf zufolge muss der Staat zunächst seine eigenen Ausgaben kürzen. Der Haushalt der Präsidialverwaltung soll um 10 Prozent gekürzt werden, die Ausgaben des Senats um fünf Prozent und jene der Abgeordnetenkammer um neun Prozent. Die Anpassung der Renten an die Preisentwicklung und die Inflation wird noch geprüft, denn nach Angaben des Finanzministeriums werde sie in diesem Jahr nicht möglich sein. Der zuständige Minister Barna Tánczos versicherte, dass der Haushaltsentwurf für 2025, den er als sparsam bezeichnete, dennoch das nötige Geld für die Zahlung von Gehältern und Renten sowie für die Entwicklung der Gemeinden bereitstelle. „Im Haushalt ist ausreichend Geld für den landesweiten Ausbau von Autobahnen vorgesehen. Wir haben auch Ausgaben geplant, um die ländliche Infrastruktur zu entwickeln. Für die Gehälter im Bildungswesen, im Innenministerium und in allen anderen Ressorts ist hinreichend vorgesorgt, um sie auf dem Niveau von 2024 zu halten. Wir haben die Finanzierung für alle Renten gesichert (…), sie werden 2025 auf der Höhe von November und Dezember 2024 ausgezahlt, und zwar Monat für Monat“, betonte der Finanzminister.

    Tánczos sagte ferner, dass der Haushalt des Verteidigungsministeriums höher sein wird als im Jahr 2024 und dass die Haushalte anderer Ressorts wie Umwelt, Gesundheit, Bildung und Verkehr ebenfalls steigen werden. Der Staat müsse jedoch insgesamt schlanker werden, so dass in allen Institutionen die Personalkosten zumeist um 5 % gesenkt werden. Ausgenommen sind das Bildungswesen, das Innenministerium und die Finanzierung der Krankenhäuser.

    Was die Verschuldung Rumäniens betrifft, so sagte der Minister, dass weiterhin eine Kreditaufnahme notwendig sei, um die Finanzierung des Defizits sicherzustellen. „Rumänien hat im letzten Jahr viele Kredite aufgenommen, wird in diesem Jahr weniger Kredite aufnehmen und im nächsten Jahr noch weniger. Wir haben einen Zeitplan, um die Verschuldung über sieben Jahre hinweg Jahr für Jahr zu reduzieren“, so Tánczos.

    Glücklicherweise ging die Verschlechterung der Kreditwürdigkeit des Landes nicht mit einer Herabstufung aus der für Investoren empfohlenen Kategorie einher, was die Kreditkosten für Rumänien erhöht hätte. Analysten zufolge bleiben Investoren und Rating-Agenturen angesichts der politischen Instabilität und der Verzögerungen bei den Strukturreformen allerdings eher skeptisch.

  • Wiederholung der Präsidentschaftswahlen auf Mai angesetzt

    Wiederholung der Präsidentschaftswahlen auf Mai angesetzt

     

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    Die seltsame Geschichte der rumänischen Präsidentschaftswahlen dürfte bekannt sein: Obwohl ursprünglich auf den 24. November und den 8. Dezember 2024 angesetzt, hat das rumänische Verfassungsgericht am 6. Dezember den ersten Wahlgang unter Berufung auf die Einmischung eines ausländischen staatlichen Akteurs für ungültig erklärt. In der Folge entschied die höchste Instanz in Rumänien, dass der Wahlprozess in seiner Gesamtheit wieder aufgenommen werden soll. Weniger als ein halbes Jahr nach dieser Entscheidung werden die Wähler also erneut zu den Urnen gerufen. Die Wahl für das höchste Amt im Staat soll am 4. Mai stattfinden, gefolgt – falls erforderlich – von einer Stichwahl am 18. Mai.

    Am gestrigen Dienstag hat die Regierungskoalition der Sozialdemokraten (PSD), Liberalen (PNL) und des Ungarnverbands (UDMR) den Beschluss zur Festlegung des ersten Wahlgangs am 4. Mai gefasst. Nach Angaben von Mihai Constantin, dem Sprecher der Exekutive, beginnt die Wahlperiode am 18. Februar mit der öffentlichen Bekanntgabe des Datums, an dem die Auslosung der fünf Richter des Obersten Gerichtshofs stattfinden wird, die danach dem Zentralen Wahlbüro zugeordnet werden sollen. Die Ernennung der fünf Richter soll bis zum 20. Februar erfolgen, danach muss sich das Zentrale Wahlbüro (BEC) bis spätestens 22. Februar konstituieren. Weitere Details erfahren wir vom Regierungssprecher Mihai Constantin:

    Die Frist für die Einreichung von Kandidaturen beim Zentralen Wahlbüro durch politische Parteien, Wahlbündnisse, Organisationen von Bürgern, die nationalen Minderheiten angehören, sowie unabhängige Kandidaten ist der 15. März 2025, 24.00 Uhr. Der Wahlkampf beginnt 30 Tage vor dem Wahltermin, d.h. am 4. April 2025, und endet am 3. Mai 2025 um 7.00 Uhr. Die Wahlen in Rumänien finden am 4. Mai 2025 statt, sie beginnen um 07:00 Uhr und enden um 21:00 Uhr.“

     
    Der Diaspora stehen 950 Wahllokale zur Verfügung und im Ausland findet die Wahl an drei Tagen statt: An den ersten beiden Tagen, dem 2. und 3. Mai, sind die Wahllokale von 7.00 bis 21.00 Uhr Ortszeit geöffnet. Wenn sich bei Schließung des Wahllokals noch Personen im Wahllokal oder in der Warteschlange befinden, kann das Wahlprogramm bis 23:59 Uhr verlängert werden. Der dritte Tag der Stimmabgabe im Ausland – der 4. Mai – wird jedoch eine Besonderheit aufweisen. Die Stimmabgabe beginnt um 07:00 Uhr Ortszeit und endet um 21:00 Uhr Ortszeit, allerdings unter der Bedingung, dass die Ortszeit 21:00 Uhr im Ausland nicht später als 21:00 Uhr Ortszeit in Rumänien liegt. Diese Entscheidung wurde getroffen, um zu vermeiden, dass eine Zeitlücke für die Beeinflussung der Abstimmung entsteht, wenn diese in Rumänien bereits abgeschlossen ist, jedoch im Ausland aufgrund der Zeitverschiebung noch offen ist.

    Rumänische Wähler im Ausland haben außerdem die Möglichkeit der Briefwahl. Hierfür müssen sie sich im Internet-Portal www.votstrainatate.ro registrieren. Für die Präsidentschaftswahlen im Mai haben die Behörden ferner strengere Vorschriften für den Wahlkampf, insbesondere im Internet, erlassen. Deren Missachtung kann mit einer Geldstrafe von bis zu 50 000 Lei (etwa 10 000 Euro) und bei großen Online-Plattformen mit bis zu 5 % des Umsatzes geahndet werden.

  • Nach Amtsantritt: Außenminister Hurezeanu zu Besuch in Brüssel

    Nach Amtsantritt: Außenminister Hurezeanu zu Besuch in Brüssel

    Die Europäische Union erkennt an, dass Rumänien ein starker und stabiler Staat ist, dessen Prioritäten mit den europäischen übereinstimmen. Das erklärte die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Roxana Mînzatu, die für soziale Rechte, Qualifikationen, Arbeitsplätze und Ausbildung zuständig ist, nach ihrem Treffen mit Außenminister Emil Hurezeanu am Dienstag in Brüssel.

    Die beiden sprachen über die weitere Unterstützung des EU-Erweiterungsprozesses, die Fortführung der Hilfen für die Ukraine und die Republik Moldau sowie die Entwicklung einer strategischen Vision für das Schwarze Meer. Weitere Themen waren die Förderung von Konvergenz- und Kohäsionszielen in den Verhandlungen über den mehrjährigen Finanzrahmen nach 2027 sowie die Stärkung der europäischen Verteidigungsmaßnahmen. Bei der anschließenden Pressekonferenz fasste Mînzatu die Gesprächsthemen zusammen.

    Wir haben erörtert, welche Bedeutung Rumänien für die Stärke Europas hat – nicht nur im Hinblick auf die Sicherheit der Ostflanke und die Energiesicherheit. Es gibt viele Wege, auf denen die Europäische Union erkennen kann, dass ein starkes Rumänien auch sie selbst stärkt. Ein weiteres Thema war die Rolle Rumäniens bei der Unterstützung von Beitrittskandidaten, insbesondere der Republik Moldau und der Ukraine. Dabei ist es entscheidend, wie die Vorbereitung der Kandidatenländer gezielt gefördert werden kann – eine Aufgabe, bei der Rumänien eine Schlüsselrolle spielt. 

    Laut der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission war die Automobilindustrie ein weiteres Thema des Treffens mit dem rumänischen Außenminister – eine Branche, die für Rumänien eine zentrale Rolle spielt. „Ich werde mich dafür einsetzen, die Industrie bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Entwicklung neuer Investitionen in Europa zu unterstützen“, versicherte Roxana Mînzatu. Die beiden Amtsträger sprachen zudem über den bevorstehenden Plan der Europäischen Kommission für eine grüne Industrialisierung. Dabei ging es insbesondere darum, wie Rumänien dazu beitragen und gleichzeitig von den klaren Prioritäten dieses Mechanismus profitieren kann.

    Rumänien habe vor „eine starke und sichtbare Rolle in den umittelbaren Interessen der Europäischen Union zu spielen“, sagte Außenminister Emil Hurezeanu nach dem Treffen. Er fügte hinzu, dass die EU derzeit strategische Konzepte und Programme entwickelt und dass Rumänien in diesem Bereich besondere Interessen verfolgt. Dazu gehören die Schwarzmeerstrategie, die Unterstützung der Republik Moldau sowie die Verhandlungen zum Mehrjahreshaushalt 2028–2034.

    Während seines zweitägigen Aufenthalts in Brüssel nahm Emil Hurezeanu am Rat für Auswärtige Angelegenheiten teil und traf mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte zusammen. Dabei unterstrich der Außenminister erneut Rumäniens entschiedene Unterstützung für die Souveränität, territoriale Integrität und Unabhängigkeit der Ukraine. Er betonte die Notwendigkeit, die umfassende Unterstützung der EU für den Nachbarstaat fortzusetzen, und sprach sich klar für den europäischen Kurs der Ukraine und der Republik Moldau aus.

    Mit dem NATO-Generalsekretär erörterte Hurezeanu die sicherheitspolitischen Entwicklungen an der Ostflanke, insbesondere in der Schwarzmeerregion. Der Fokus lag auf der weiteren Stärkung der alliierten Abschreckungs- und Verteidigungsmaßnahmen. Zudem hob er Rumäniens Beitrag zur euro-atlantischen Sicherheit sowie das starke Engagement der rumänischen Gesellschaft für demokratische Werte hervor.

  • Klausenburg im Winter: Ein Überblick über die Sehenswürdigkeiten

    Klausenburg im Winter: Ein Überblick über die Sehenswürdigkeiten

    Erwähnenswert ist, dass Klausenburg im 18. und 19. Jahrhundert abwechselnd mit Hermannstadt die administrative Hauptstadt des Fürstentums Siebenbürgen war. Außerdem ist Klausenburg ein bedeutendes wirtschaftliches und universitäres Zentrum Rumäniens.

    Unser Reiseleiter heute ist Bogdan Stanciu, ein Einwohner der Stadt, ehemaliger Journalist und Autor zahlreicher Reiseberichte. Von ihm haben wir erfahren, warum Klausenburg auch an kalten Wintertagen attraktiv sein kann.

    In dieser Zeit kann ein Besuch in Klausenburg besonders interessant sein, vor allem was Innenräume betrifft. Ich beziehe mich dabei insbesondere auf Museen, die gerade in dieser Zeit mehrere äußerst interessante Ausstellungen zeigen, von denen einige mit dem Frühling teilweise oder vollständig enden werden. Ich würde mit der Ausstellung „Das Universum von Dalí“ beginnen, die nach ihrer Präsentation in Bukarest nun auch in Klausenburg zu sehen ist. Sie zeigt eine Sammlung von 170 Exponaten des berühmten Künstlers und ist im Hintz-Haus untergebracht.

    Das Hintz-Haus ist ein historisches Gebäude in Klausenburg, in dem über Jahrhunderte eine Apotheke betrieben wurde. Es wurde in den letzten Jahren restauriert, und im Erdgeschoss befindet sich heute ein äußerst interessantes Pharmazie-Museum. Außerdem wurde im vergangenen Jahr in Klausenburg das MINA, das „Museum of Immersive New Art“, eröffnet. Es ist das größte Zentrum für immersive Kunst in Europa, mit einer Fläche von 4.000 Quadratmetern. Diese Erfahrung ist besonders spannend, da man in diesem Raum, sozusagen, in die Werke großer bildender Künstler eintauchen kann.

     Im Nationalmuseum für die Geschichte Siebenbürgens gibt es einige Ausstellungen, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

    Im Nationalmuseum für die Geschichte Siebenbürgens gibt es eine außergewöhnliche Ausstellung mit unschätzbaren Goldschätzen, die aus der Zeit der Invasionen stammen. Die Veranstalter bezeichnen sie als die wertvollste Ausstellung in der Geschichte dieser Institution. Sie umfasst Stücke aus dem Schatz von Șimleul Silvaniei, die aus Museen in Wien und Budapest nach Klausenburg gebracht wurden. Dieser Schatz gehörte einer Elite der Gepiden-Bevölkerung und wurde während der österreichisch-ungarischen Herrschaft über Siebenbürgen entdeckt. Daher befinden sich die Fundstücke heute in den Museen der beiden Hauptstädte, nämlich Wien und Budapest. Temporär wurden sie nun nach Klausenburg gebracht und durch weitere wertvolle Stücke ergänzt, darunter Teile des Schatzes von Pietroasele, bekannt als „Die Henne mit den goldenen Küken“, sowie Goldobjekte aus den Gräbern von Apahida.

    Diese Ausstellung wird das ganze Jahr über geöffnet sein, jedoch werden die Schatzstücke, die aus Budapest nach Klausenburg gebracht wurden, im März die Stadt verlassen, da sie an einem anderen Ort ausgestellt werden. Wer also auch diese Exponate sehen möchte, ist herzlich eingeladen, noch vor März zu kommen, um die gesamte Sammlung zu bewundern.

    Und wenn wir schon beim Nationalmuseum für die Geschichte Siebenbürgens sind, möchte ich darauf hinweisen, dass das Lapidarium – sowohl das mittelalterliche als auch das frühneuzeitliche – im Jahr 2024 eröffnet wurde. Es ist eine Steinsammlung, wie ich sie in Rumänien noch nie gesehen habe, vor allem in Bezug auf die Präsentation. Die Exponate stammen von romanischen, gotischen und RenaissanceDenkmälern aus Siebenbürgen. Ergänzt wird die Sammlung durch eine Reihe barocker Skulpturen. Zum Beispiel wurden mehrere Statuen aus dem Banffy-Palast in Bonțida hierher gebracht.

     Der Banffy-Palast oder das Banffy-Schloss, erbaut Ende des 17. Jahrhunderts und auch als „Versailles Siebenbürgens“ bekannt, befindet sich derzeit in der Restaurierung. Gleichzeitig ist es der Veranstaltungsort des Musikfestivals Electric Castle. Doch zurück zu den kulturellen Räumen von Klausenburg – unser Reiseleiter Bogdan Stanciu hat noch einige Geheimtipps auf Lager.

    Ich möchte diesen Überblick über die temporären Ausstellungen in den Museen mit einem besonderen Ereignis abschließen, das im Ethnographischen Museum Siebenbürgens stattfindet. Den Besuchern wird eine Auswahl von Objekten aus der Sammlung des Ethnographen Téglás István präsentiert, der sich intensiv mit der Erforschung von Hexerei und Zauberei in den Roma-Gemeinschaften Siebenbürgens im 19. Jahrhundert beschäftigte. Er sammelte dabei zahlreiche Gegenstände, denen magische Eigenschaften nachgesagt werden.

    Zudem möchte ich auf zwei kleinere, private Museen hinweisen: das Steampunk-Museum und das Muzeon, das Museum der jüdischen Geschichte in Klausenburg. Auch diese beiden Museen sind auf jeden Fall einen Besuch wert.

    Eines der beeindruckendsten religiösen Gebäude in Rumänien ist die römisch-katholische Michaelskathedrale, die sich im zentralen Platz von Klausenburg befindet. Der Bau der Kathedrale begann im Jahr 1316. Der Glockenturm, der im 19. Jahrhundert errichtet wurde und eine Höhe von 80 Metern erreicht, ist der zweithöchste Turm in Rumänien. Es ist erwähnenswert, dass der Zugang zum Turm für Besucher nur an einigen Tagen im Jahr erlaubt ist. Diese Sehenswürdigkeit sowie viele andere interessante Orte in Klausenburg können besonders während der Fußgängerführungen entdeckt und erkundet werden.

  • Standard & Poor’s: Vertrauen ausländischer Investoren gerät ins Wanken

    Standard & Poor’s: Vertrauen ausländischer Investoren gerät ins Wanken

     

     

    Für Rumänien und seine wirtschaftlichen und finanziellen Aussichten beginnt das Jahr 2025 so, wie das vorangegangene endete: Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Bewertung Rumäniens mit „BBB-“ bestätigt, was sich als „negatives Klima für Investoren“ übersetzen lässt. Ende letzten Jahres hatte auch die Ratingagentur Fitch den Ausblick für die langfristige Kreditwürdigkeit Rumäniens in Fremdwährung auf negativ geändert, zuvor aber das bisherige BBB- beibehalten. Standard & Poor’s signalisiert, dass das fragmentierte und unsichere politische Umfeld die Haushaltskonsolidierung der Regierung wahrscheinlich verzögern wird.

    Die umfangreichen Ausgaben vor den Wahlen haben das Defizit auf fast 8,7 % des BIP ansteigen lassen, so die Experten der Agentur, was weit über ihren Erwartungen liegt und auf die Herausforderungen bei der Kostenkontrolle in einer sich verlangsamenden Wirtschaft hinweist. Die Experten erachten ferner, dass eine lockere Finanzpolitik die Haushaltsdefizite hoch halten wird und dass diese zunehmend durch schuldengenerierende Geldströme finanziert werden, wodurch das Vertrauen ausländischer Investoren erschüttert werden könnte.


    In einer ersten
    Stellungnahme sagte Finanzminister Barna Tánczos, die Änderung des Ausblicks der Ratingagentur von stabil auf negativ zeige die Notwendigkeit von Maßnahmen zum Abbau des Haushaltsdefizits, eines sparsamen Haushalts und eines schlankeren Staates. „Rumänien wird den Investoren immer noch als sicher empfohlen. Die von der Regierung getroffenen Entscheidungen zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und zur Stärkung des Wirtschaftswachstums müssen schnell umgesetzt werden, und zwar in der mit unseren europäischen Partnern bereits vereinbarten Form“, schrieb der Minister auf seiner Facebook-Seite. Er betonte, dass der diesjährige Haushalt, der dem Parlament in Kürze zur Genehmigung vorgelegt wird, diesen sparsamen Ansatz bei der Verwaltung der öffentlichen Gelder untermauert.

    Sollte die wirtschaftliche Entwicklung die Befürchtungen der Rating-Agenturen bestätigen und das stabile Rating langfristig verloren gehen, würde dies die Kreditkosten Rumäniens erhöhen. Analysten zufolge ist die Skepsis der Investoren und Rating-Agenturen aufgrund der politischen Instabilität und der verzögerten Strukturreformen ungebrochen. Allerdings hat die neu gebildete Koalitionsregierung aus PSD, PNL und UDMR Ende letzten Jahres eine Notverordnung verabschiedet, die den Willen zur drastischen Kürzung aller unnötigen Ausgaben zum Ausdruck bringt, um die Defizite zu verringern. Dabei handelt es ich insbesondere um die Bereiche Verwaltung, Zentralregierung und Kommunen.

    Die Exekutive hat auch die Gehälter und Renten eingefroren, mit dem Argument, dass eine Erhöhung den Haushalt in eine gefährliche Abwärtsspirale gebracht hätte. Diese Maßnahmen haben bereits eine Welle der Unzufriedenheit unter einigen Staatsbediensteten ausgelöst, so dass die Regierungskoalition sich auf ernstzunehmende soziale Proteste gefasst machen muss. Hinzu kommt, dass 2025 zwangsläufig ein Wahljahr ist, so wie 2024. Im Mai werden die Bürger Rumäniens einen neuen Präsidenten wählen, nachdem das Verfassungsgericht die Präsidentschaftswahlen im vergangenen Dezember mit der Begründung annulliert hatte, dass das Wahlverfahren fehlerhaft gewesen sei.

  • Aus dem Archiv: Stadtmuseum präsentiert Ausstellung zur Cantacuzino-Familie

    Aus dem Archiv: Stadtmuseum präsentiert Ausstellung zur Cantacuzino-Familie

    Unter dem Titel „Die ersten Angehörigen der Cantacuzino-Familie im Bestand des Stadtmuseums Bukarest“ widmet sich die Ausstellung den Anfängen dieser bedeutenden Adelsfamilie. Mihaela Rafailă, Kuratorin und Expertin der Abteilung für moderne und zeitgenössische Geschichte des Bukarester Stadtmuseums, erläutert die Absicht hinter dem Projekt.

     „Mit der temporären Ausstellung zur Cantacuzino-Familie möchte ich der Öffentlichkeit bedeutende historische Schriftstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert vorstellen. Diese Dokumente, verfasst auf Papier oder Pergament in kirchenslawischer und rumänischer Sprache mit kyrillischen Buchstaben, erwähnen Mitglieder der Cantacuzino-Familie in unterschiedlichen Kontexten. Sie erscheinen sowohl als Zeugen im Fürstlichen Rat, durch die Ämter, die sie dort innehatten, als auch als Unterzeichner von Kaufverträgen oder als Aussteller von Urkunden und Orden. Besonders hervorzuheben sind dabei  Șerban und Ștefan Cantacuzino.

    Der Kammerherr Constantin Cantacuzino, eine zentrale Figur der Ausstellung des Bukarester Stadtmuseums, war der erste bedeutende Vertreter dieser adligen Familie aus der Walachei. Geboren 1598 und ermordet 1663, war er nicht nur ein großer Herrscher und Kulturschaffender, sondern auch ein Woiwode. Mihaela Rafailă erzählt uns mehr über seine außergewöhnliche Persönlichkeit und seinen Einfluss.

    Nach seiner Heirat mit Fräulein Elina, der jüngsten Tochter des Woiwoden Radu Șerban – zu Hause liebevoll Ilinca genannt – begann Constantin Cantacuzino seinen Aufstieg an den walachischen Höfen. Sein persönlicher Reichtum, den er geerbt und vermehrt hatte, wurde durch die Mitgift seiner Frau weiter gesteigert. Dadurch war es ihm möglich, seine elf Kinder – sechs Söhne und fünf Töchter – in die einflussreichsten Familien der wohlhabenden Bojaren aus der Walachei und Moldawien einzuheiraten. Als Kammerherr genoss Constantin Cantacuzino hohes Ansehen. Seine umfassende Bildung und seine Leidenschaft für Bücher zeichneten ihn ebenso aus wie seine wirtschaftlichen und diplomatischen Verbindungen. Besonders bei den Türken war er angesehen, was ihn zu einem engen Vertrauten des Woiwoden Matei Basarab machte. Im 17. Jahrhundert prägte Cantacuzino als eine der dominierenden Persönlichkeiten die rumänische Politik nachhaltig.

    Die Kuratorin Mihaela Rafailă stellt auch Elina Cantacuzino (1611–1687), die Ehefrau des großen Adligen Constantin Cantacuzino, in kurzen Zügen vor.

     Elina Cantacuzino bewies außergewöhnliche Stärke und Charakter. Sie zeigte Vergebung gegenüber den Mördern ihres Mannes, große Entschlossenheit bei der Rettung des Hauses nach dem Verlust der familiären Stütze und Umsicht bei der gerechten Aufteilung des Vermögens unter ihren Kindern. Ihre Liebe zu ihren Söhnen zeigte sich in den sanften, aber eindringlichen Ratschlägen, stets wie Brüder zusammenzuhalten. Darüber hinaus beeindruckte sie durch ihren Mut, indem sie selbst die weite und beschwerliche Reise zu den Heiligen Stätten unternahm.

    Welche Dokumente, die für die Geschichte dieser berühmten rumänischen Familie von Bedeutung sind, zeigt die Ausstellung den Besuchern?

    In der Ausstellung wird Constantin Cantacuzino, der Begründer der Cantacuzino-Familie in der Walachei, erstmals in einer Urkunde vom 8. Juni 1626 erwähnt. Dort erscheint er als Zeuge des Fürstlichen Rates und bekleidete das Amt des Oberkammerherrn.

    Die Ausstellung „Die ersten Angehörigen der Cantacuzino-Familie“ präsentiert der Öffentlichkeit drei bedeutende Werke, die für die rumänische Kulturgeschichte von herausragender Bedeutung sind. Im Mittelpunkt steht die „Bukarester Bibel“, auch bekannt als „Șerban Cantacuzinos Bibel“. Dieses Werk markiert die erste vollständige Übersetzung der Bibel ins Rumänische und wurde im Jahr 1688 veröffentlicht. Mihaela Rafailă ergänzt weitere Details zu dieser außergewöhnlichen Veröffentlichung und ihrer kulturellen Bedeutung.

     „In der Ausstellung sind auch drei Bücher zu sehen. Das erste ist „Das heilige und göttliche Evangelium, verfasst nach der griechischen Tradition der Evangelien“. Dieses wurde  im Auftrag und auf Kosten von Herrn Serban Cantacuzino im Jahr 1682 gedruckt.

    Zudem wird die Bibel, auch als „Bukarester Bibel“ bekannt, in der Ausstellung präsentiert. Auch die politische und geografische Geschichte der Walachei wird in der Ausstellung behandelt. Der Autor dieses Werks wurde von dem großen Historiker Nicolae Iorga als der erste Hofbeamte Olteniens, Mihai Cantacuzino, identifiziert. 

    Doch zurück zur Bibel, sie gilt als die erste vollständige Übersetzung der Heiligen Schrift ins Rumänische und wurde im Auftrag „unseres gütigen christlichen und erleuchteten Herrn Ioan Șerban Cantacuzino Voievod“ angefertigt. Die Bibel, die auf Papier mit Wasserzeichen gedruckt wurde, ist von besonderer Bedeutung. Ihre Einbände bestehen aus mit Leder umwickelten Holztafeln, deren Verzierung im Heißpressverfahren hergestellt wurde.

    Die Veröffentlichung der Bukarester Bibel war ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur Etablierung der Landessprache als liturgische Sprache und gleichzeitig ein Meilenstein der typografischen Kunst in der Walachei. Sie legte die Grundlagen für die Schriftsprache der Kirche und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die religiöse und kulturelle Entwicklung der Region.

    Die Bibel fand weite Verbreitung in den rumänischen Ländern – in der Walachei, Moldawien und Siebenbürgen – und gelangte sogar bis nach Polen, als ein Exemplar dem ehemaligen Metropoliten Dosoftei, der im Exil lebte, übergeben wurde. Ein weiteres Exemplar befand sich im Besitz von Papst Benedikt XIV. und wird heute in der Bibliothek der Universität von Bologna aufbewahrt. Zudem zirkulierte die Bibel in Siebenbürgen, in den Landkreisen Alba und Hunedoara.

  • Eaint Thazin Phyo aus Myanmar: „Erfahrungen in Rumänien haben mein Leben verändert“

    Eaint Thazin Phyo aus Myanmar: „Erfahrungen in Rumänien haben mein Leben verändert“

     

     

    Eaint Thazin Phyo kommt aus Myanmar. Sie hat einen Master-Abschluss von der Universität Bukarest und arbeitet derzeit im Autovertrieb. In Myanmar hat sie zuvor Betriebswirtschaft studiert und in Bukarest einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung erworben. Da ihr Name für Rumänen nicht so leicht auszusprechen ist, nahm sie auch einen europäischen Namen an: Evelyn. Sie kam im Winter 2021 in Rumänien an und weilte zunächst in Alba Iulia (zu deutsch: Karlsburg oder Weißenburg), wo sie Rumänisch zu lernen begann. Nach einigen Monaten zog sie nach Bukarest, wo sie sich für den erwähnten Masterstudiengang einschrieb. Im Folgenden erzählt sie uns die Geschichte ihrer Ankunft in Bukarest und warum sie sich dafür entschieden hat, aus einem so weit entfernten Teil der Welt hierher zu kommen: 

    Ich bin nach Rumänien gekommen, weil ich ein Stipendium von der rumänischen Regierung erhalten hatte. Im Jahr 2021, gleich nach der Pandemie, bewarb ich mich für verschiedene Stipendienprogramme, und die von der rumänischen Regierung angebotene Möglichkeit entdeckte ich gerade einen Tag vor Ablauf der Frist. Glücklicherweise wurde ich ausgewählt, und ich kann mit Stolz sagen, dass ich die erste Studentin aus Myanmar bin, die ihren Abschluss in Rumänien machte, und ich bin Rumänien unglaublich dankbar für diese Chance. Diese Erfahrung hat mein Leben verändert und ich habe das Gefühl, dass Rumänien meine zweite Heimat geworden ist.“

     

    Weiter haben wir Evelyn gefragt, wie sie Rumänien zu Beginn empfand und ob sie einen Kulturschock erlebt hat.

    Die Lebensweise hier ist sehr interessant und ja, sie ist schon ein bisschen anders als in Myanmar – eigentlich sehr unterschiedlich. Mir gefällt es hier sehr gut. Die Menschen sind freundlich und respektvoll, und das gefällt mir. Am Anfang war es ein bisschen schwierig für mich, weil ich zum ersten Mal in Europa war. Das Wetter ist hier ganz anders, und als ich im Dezember ankam, war es sehr kalt, und in Siebenbürgen war es noch kälter als in Bukarest. Das Wetter und auch das Essen waren also neu für mich. Ich liebe es, hier in Rumänien viel zu reisen, und ich habe schon viele Orte besucht, denn mein Freund ist Rumäne und hat mich bei seinen Reisen oft mitgenommen – in die Berge, in die Dörfer und auch in andere Länder. Besonders in Siebenbürgen und Westrumänien fühle ich mich gut aufgehoben, ich bewundere Städte wie Kronstadt, Hermannstadt, Klausenburg, Großwardein, Temeswar und Karlsburg.“

     

    Evelyns Eltern freuen sich, dass sie ein Stipendium für ein Studium in Europa bekommen hat. Wir haben sie weiter gefragt, was ihre Eltern von ihrem Umzug nach Rumänien halten und ob sie seit ihrer Ankunft wieder zu Hause war.

    Ja, ich bin letztes Jahr nach Hause gereist und habe drei Monate mit meiner Familie verbracht, und jetzt führen wir fast jeden Tag Videotelefonate. Manchmal vermisse ich sie. Sie freuen sich sehr für mich, denn ich bin die Jüngste in der Familie, und es ist das erste Mal, dass ich mein Zuhause verlasse. Ich bin auf die Uni gegangen und habe jetzt einen Job – das macht sie glücklich. Ich würde sie gerne hierher holen, aber es ist sehr schwierig für sie, weil es weit, weit weg ist – 14 bis 15 Flugstunden entfernt –, und ich glaube nicht, dass sie sich das zumuten.“

     

    Zum Schluss fragten wir Eaint Thazin Phyo alias Evelyn noch, ob sie in Rumänien dauerhaft bleiben will, ob sie hier etwas ändern würde, was sie aus ihrer alten Heimat Myanmar vermisst und was sie aus Rumänien zum Verschenken mitnimmt, wenn sie ihre Familie besucht. 

    Ich habe zwar eine Aufenthaltserlaubnis, aber sie ist befristet. Doch in Zukunft möchte ich schon hier bleiben. Ehrlich gesagt, ich kann mir keine Veränderung vorstellen, denn das Land und Bukarest sind perfekt, so wie sie sind. Als ich mich für das Stipendium bewarb, hatte ich mich für die Universität Bukarest entschieden, weil ich Bukarest mag, denn es ist die Hauptstadt und hier gibt es viele Veranstaltungen, Festivals und aktive Menschen. Außerdem gibt es auch Landsleute aus Myanmar hier, so dass ich mich in keiner Weise einsam fühle. Natürlich gibt es ein paar Kleinigkeiten, die man hier ändern könnte – die Hausverwaltung in den Plattenbausiedlungen könnte nach meiner Auffassung ein bisschen besser sein.

    Aus Myanmar vermisse ich in erster Linie das Essen. Es gibt zwar chinesische Läden hier, wo man asiatische Lebensmittel und Produkte findet, doch sind sie nicht ganz wie bei uns. Als ich in Myanmar war, habe ich Lebensmittel von dort hierher gebracht. Und Tee. Aus Rumänien würde ich vielleicht Schokolade mitnehmen, denn hier schmeckt sie besonders gut. In Myanmar gibt es zwar auch Schokolade, doch ist sie nicht so süß und auch die Qualität nicht so hochwertig wie hier. Und hier gibt es auch sehr viele unterschiedliche Sorten. Und Weine, rumänische Weine nehme ich noch als Geschenk mit.“