Tag: Siebenbürgen

  • Corviner Burg in Eisenmarkt: Touristenmagnet zieht jährlich hunderttausende Besucher an

    Corviner Burg in Eisenmarkt: Touristenmagnet zieht jährlich hunderttausende Besucher an

     

     

    Die Corviner Burg ist das am besten erhaltene Denkmal der gotischen zivilen und militärischen Architektur in Mittel- und Südosteuropa. Das imposante Schloss liegt im Westen Rumäniens und ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Region. Im Laufe der Jahre ist die Burg in viele Hitlisten auf der ganzen Welt eingegangen: Sie gilt als eine der schönsten Burgen der Welt, aber auch als ein Furcht einflößendes Schloss. Das Baudenkmal in Hunedoara hat also verschiedene Facetten, die darauf warten, von den Besuchern entdeckt zu werden, sagt Sorin Tincu, Direktor des Museums Corviner Burg.

    Die Geschichte des Schlosses beginnt im 14. Jahrhundert und steht in engem Zusammenhang mit der Eisenmetallurgie, einem Metall, das die Existenz dieses Ortes im Laufe seiner Geschichte bestimmt hat. Der deutsche Name von Hunedoara ist nämlich Eisenmarkt. Im 14. Jahrhundert befand sich an der Stelle des heutigen Schlosses eine kleine Festung mit einem einzigen Wehrturm in Dreiecksform, eine Festung, die in direktem Zusammenhang mit dem Eisenabbau in der Gegend von Hunedoara stand, aber auch mit der Existenz eines Adligen, dem die Domäne schließlich gehörte. Diese Festung wurde 1409 vom ungarischen König Sigismund von Luxemburg einem rumänischen Adligen namens Voicu geschenkt – als Dank für seine Verdienste im Dienste des ungarischen Monarchen.“

     

    Zurzeit gibt es keine Informationen oder archäologische Funde, die eine Bauphase des heutigen Schlosses belegen würden, die man dem Adligen Voicu zuschreiben könnte. Überliefert ist nur, dass sein Sohn Ioan de Hunedoara (auch als János oder Johann Hunyadi bekannt) mit dem Bau der heutigen Corviner Burg Corvin begonnen hat, fährt Museumsleiter Sorin Tincu fort.

    Die Bauarbeiten wurden in zwei Phasen durchgeführt. In einer ersten Bauphase ließ Johann Hunyadi die Festung um sieben neue Verteidigungstürme erweitern. Die runden Türme sind für die siebenbürgische Militärarchitektur eher ungewöhnlich. Diese Türme, die im Europa des 15. Jahrhunderts üblich waren, scheinen erst mit dem Bau der Corviner Burg und der Zeit, in der Johann Hunyadi lebte, nach Siebenbürgen gekommen zu sein. Später wurde der Bau von seinem jüngsten Sohn, Matthias Corvinus, fortgesetzt, der damit eine der frühesten Erscheinungsformen der siebenbürgischen Renaissance einläutete. Es handelt sich um die Bogenhalle Loggia Mattia. Der dritte und letzte große Bauherr des Schlosses war im 17. Jahrhundert der Fürst von Siebenbürgen, Gabriel Bethlen, der eine Reihe von militärischen und zivilen Gebäuden errichten ließ.“

     

    Die Besichtigungsroute, so Sorin Tincu, Direktor des Museums der Corviner Burg, führt den Besucher zunächst zum Husarenhof. Um dorthin zu gelangen, muss man den Bach Zlaști überqueren.

    Der Bach wird auf einer Brücke überquert, die in der Vergangenheit einen beweglichen Abschnitt hatte. Bei Gefahr wurde sie angehoben. Der Weg führt weiter zum neuen Tor-Turm. Hier befindet sich der unheimliche Abschnitt der Burg mit dem Gefängnis und der Folterbastei, die links und rechts der Burg liegen. Historische Informationen erwähnen auch die Existenz eines Prangers in diesem Bereich. Von hier aus gelangt der Besucher in das Erdgeschoss der Loggia Mattia, wo er eine allgemeine Beschreibung der Burg erhält, dann in die Küche der Garnison und von hier aus auf eine Terrasse, die der Verteidigung der Brücke diente. Von hier aus eröffnet sich ein großartiger Ausblick auf den Husarenhof und die Umgebung der Burg.“

     

    Von der Terrasse geht es die Treppe hinunter in den Innenhof der Burg, von wo aus man in den Rittersaal gelangt, der vielleicht einer der repräsentativsten Räume der Corviner Burg ist und erst kürzlich restauriert wurde. Hier erzählen die Museumsführer i.d.R. eine Sage, die mit der Errichtung der Burg zusammenhängt.

    Nach dem Rittersaal kommt der Besucher des Schlosses zum Burgbrunnen, um den sich eine bekannte Legende rankt. Sie erzählt die Geschichte vom Bau dieses Brunnens durch drei türkische Gefangene, die 15 Jahre lang in den dolomitischen Kalkstein gegraben haben, um den Grundwasserspiegel zu erreichen. Nach Beendigung der Arbeit wurde sie jedoch nicht freigelassen, wie ihnen versprochen worden war, sondern sie wurden hingerichtet. Wie die Legende besagt, soll einer von ihnen vor der Hinrichtung folgende Worte auf den Burgmauern gekritzelt haben: ‚Wasser habt ihr nun, ein Herz jedoch nicht.‘ Vom Brunnen aus kann der Besucher das gotische Lapidarium besichtigen, in dem eine Reihe von Bauteilen aus der Zeit der Gotik zu sehen sind. Sie wurden im Zuge von Restaurierungen im 19. und 20. Jahrhundert aus den Burgmauern entfernt und sind nun ausgestellt. Danach geht es weiter zur so genannten Artillerieterrasse oder Munitionsbastei, die in der letzten Bauphase im 17. Jahrhundert entstanden ist. Zum Schluss gelangt man zur Bärengrube, einem kleinem Burghof, in dem der blutigen Legende nach Bären gehalten wurden, denen man Gefangene zum Fraß vorwarf.“

     

    Das ganze Jahr über, vor allem aber in der warmen Jahreszeit, werden Besuche auf der Corviner Burg durch farbenprächtige und klangvolle Veranstaltungen belebt. Im Jahr 2024 ist der Veranstaltungskalender vollgepackt, wie wir zum Schluss vom Museumsleiter Sorin Tincu erfahren.

    Ich werde die kleineren Veranstaltungen, die monatlichen Vernissagen oder die Eröffnungen von Wanderausstellungen, die ebenfalls sehr häufig stattfinden, außer Acht lassen und mich auf die Großveranstaltungen konzentrieren, die im Mai, Juni und August stattfinden. Dazu gehört die Europäische Messe der Schlösser und Burgen, auf die wir uns bereits vorbereiten. Dann ist die lange Nacht der Museen wichtig, eine Veranstaltung, die mehr als 15 000, manchmal sogar mehr als 20 000 Besucher in den Husarenhof bringt. Ein ebenso wichtiges Ereignis ist das Ende August stattfindende Mittelalterliche Fest, bei dem an die Persönlichkeit von Johann Hunyadi erinnert wird. Darüber hinaus gibt es eine Reihe kleinerer Veranstaltungen, wie z.B. den trendigen Medieval Robotics Day, bei dem sich roboterbegeisterte und geschichtsinteressierte Schüler in der Corviner Burg zu einem echten mittelalterlich-modernen Wettbewerb treffen. Und das Jahresende wird schließlich mit einem Weihnachtskonzert in der Schlosskapelle begrüßt.“

     

    In den letzten Jahren wurden mehr als 20 Räume der Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt) im Rahmen eines europäischen Projekts in Wert von rund 5 Mio. Euro renoviert. Im vergangenen Jahr wurde das Schloss von rund 400 000 Menschen besichtigt.

  • Eisenbahnromantik: Mit der Schmalspurbahn durch das Harbachtal

    Eisenbahnromantik: Mit der Schmalspurbahn durch das Harbachtal

     

     

    Seit einigen Jahren hat ein Verein von Volontären eine Schmalspurbahn-Strecke wieder in Betrieb gesetzt, die Hermannstadt mit den Ortschaften im Harbachtal verbindet. Das Harbachtal (rum.: Valea Hârtibaciului) rührt als Bezeichnung vom gleichnamigen Fluss her und wird auf deutsch auch Haferland benannt. Das Netz der örtlichen Schmalspurbahn wurde beginnend mit Ende des 19. Jh., damals noch zu Zeiten der K.u.k-Monarchie, ausgebaut, und in den letzten Jahrzehnten bis zur Stilllegung des Regelverkehrs 1965 bzw. teilweise noch bis 2001 von der staatlichen Eisenbahn CFR betrieben. Die komplette Strecke mit einer Länge von 64 km führte von Hermannstadt über Agnita (Agnetheln) bis nach Sighișoara (Schäßburg) durch ein Naturreservat mit einer wunderbaren Landschaft entlang der majestätischen, schneebedeckten Südkarpaten.

     

    Seit 2015 wurde eine 7 km lange Strecke von einem privaten Förderverein namens „Prietenii Mocăniței“ („Freunde der Schmalspurbahn) wiederbelebt. Sie führt von der Ortschaft Cornățel (dt. Harbachsdorf) bis Hosman (dt. Holzmengen). Von den deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen wurde die Schmalspurbahn allerdings nicht Harbachtalbahn genannt, sondern umgangssprachlich und liebevoll als Wusch bezeichnet – vermutlich ein lautmalerisches Dialekt-Wort.

     

    Mihai Blotor, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Schmalspurbahn“, erzählt im Folgenden über die heute betriebene Strecke, auf der regelmäßig Dieselloks und gelegentlich auch Dampfloks fahren:

    Fahrkarten können Sie auf der Webseite sibiuagnitarailway.com kaufen. Dort machen Sie auch Ihre Reservierung, denn, um die Eisenbahnromantik noch zu steigern, erhalten Sie Ihre Fahrkarte beim Einsteigen in den Zug, da es sich wie früher um ein Pappticket handelt, das nicht elektronisch verschickt werden kann. Fahrkarten kann man auch direkt am Bahnhof in Harbachsforf kaufen. Vom Bahnhof aus geht es ab ins Harbachtal. Auf dem ersten Teil der Strecke fahren wir parallel zur Straße. Die Fahrgäste werden oft von Autofahren gegrüßt, manche hupen sogar. Dann geht es bergauf und wir fahren mitten durch das Tal, durch Hügel voller Eichenwälder, an Sennereien vorbei, die Karpaten immer zu unserer Rechten.“

     

    Das Harbachtal ist eines der landschaftlich schönsten und touristisch am wenigsten erschlossenen Gebiete des Kreises Sibiu (Hermannstadt). Nachdem man zwei Brücken überquert hat, erreicht man ein wirklich wildes Gebiet, erzählt Mihai Blotor weiter:

    Wir sehen dort normalerweise Rehe und Wildschweine in freier Wildbahn. Ich habe gehört, dass es dort auch Bären gibt, aber ich habe sie vom Zug aus noch nicht gesehen. Wir fahren durch ein Naturschutzgebiet für Vögel, das zweitgrößte in Rumänien nach dem Donaudelta, ein Natura-2000-Gebiet. Normalerweise sehen wir Störche, Reiher, Graumeisen, Schreiadler und viele andere kleine Vögel. In den Waggons der Schmalspurbahn hängen Informationsplakate. Dann erreichen wir den Bahnhof von Hosman (Holzmengen). Der Bahnhof selbst liegt etwa einen Kilometer außerhalb des Dorfes, bietet aber auf der rechten Seite einen sehr schönen Blick auf das Dorf. Wir können die befestigte Kirche sehen, die auf einem Hügel in der Mitte des Dorfes erbaut wurde, und die normalerweise schneebedeckten Făgăraș (Fogarasch)-Berge im Hintergrund. Es ist ein Anblick, mit dem Reiseanbieter auf internationalen Plakaten für Siebenbürgen und generell für Rumänien werben. So werden Sie das Dorf Hosman erkennen. Die Kirche können Sie mit fachkundigen Führern besichtigen. Auch die Kinder werden sich nicht langweilen. Für sie wird eine Schatzsuche organisiert. Im Dorf gibt es auch eine alte Mühle, die noch mit einem Ölmotor betrieben wird, wie es um 1900 üblich war. Im Harbachtal gibt es viele Kirchenburgen, auch Wehrkirchen genannt. Hier lebten einst viele Sachsen, und jede Gemeinde hatte ihre eigene Kirche, die sich von anderen unterschied, doch alle waren von einer Mauer umgeben. Von der Endstation der Bahn in Hosman aus wären noch die Kirchenburgen in Alțâna (dt. Alzen), Nocrich (dt. Leschkirch) in der Nähe und dadurch leicht zu erreichen.“

     

    Die größte und bekannteste Veranstaltung im Harbachtal findet direkt in Hosman (Holzmengen) statt, an der Endstation der Schmalspurbahn. Es handelt sich um ein Musikfestival, das in Anlehnung an Woodstock und dem deutschen Namen der Ortschaft „Holzstock“ genannt wird und in der Regel jedes Jahr im Juli oder August stattfindet. In dieser Zeit gibt es Sonderfahrten der Schmalspurbahn für die Besucher des Festivals. Aber das sei nicht die einzige Veranstaltung, die einen Besuch der Region lohnenswert macht, sagt Mihai Blotor, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Schmalspurbahn“:

    Weitere sehenswerte Veranstaltungen sind die jeweiligen Dorftage. Jedes Dorf organisiert dann einen Volksumzug. Darüber hinaus gibt es einige Veranstaltungen, die von uns Einheimischen übersehen werden, die aber vor allem bei ausländischen Touristen sehr beliebt zu sein scheinen: Viehmärkte, die jeden Monat in einem anderen Dorf im Tal stattfinden. Die Ausländer sind sehr froh, all die Tiere, die landwirtschaftlichen Geräte und das Geschirr für Pferde und Kutschen zu sehen, die im Westen meistens nur noch in Museen aufbewahrt werden. Hier bei uns haben Touristen die Möglichkeit, sie in echt zu sehen.“

     

    Zum Schluss empfiehlt unser heutiger Reiseführer, eine Fahrt mit der Harbachtalbahn rechtzeitig zu buchen. Gerade während der „Tage der Schmalspurbahn“, die jährlich im September stattfinden, sei besonders viel los:

    Es ist unsere wichtigste Veranstaltung, die 2015 ins Leben gerufen wurde. Das war auch der Grund, eine Dampflok zu besorgen, da wir normalerweise mit Diesel fahren. Da wir jetzt auch zu anderen Zeiten des Jahres mit Dampf fahren, haben wir sie beibehalten. Die Tage der Schmalspurbahn sind nach wie vor unsere meistgebuchte Veranstaltung, denn neben der Zugfahrt bieten wir alle möglichen anderen Aktivitäten an, auch für Kinder. Sie finden jedes Jahr im September statt, am letzten Wochenende der Schulferien. Dieses Jahr werden wir mit der Dampflok und fünf Waggons fahren. Etwa fünfmal am Tag finden Rundfahrten durch die herrliche frühherbstliche Natur des Harbachtals statt, wenn sich die Farben verändern, und ich finde, das ist die schönste Zeit des Jahres. Bei den letztjährigen Tagen der Schmalspurbahn hatten wir sogar Touristen aus Südafrika, die nichts von der Veranstaltung wussten, aber durch die Gegend radelten. Sie sahen einen Zug am Bahnhof stehen und stiegen einfach ein. Danach sagten sie, es sei das bisher beste Abenteuer ihrer gesamten Reise mit dem Fahrrad kreuz und quer durch Rumänien gewesen, weil es auch so unerwartet war. Wir machen nicht viel Werbung für uns, wir sind eine Art Geheimtipp in Siebenbürgen. Viele Leute erfahren zufällig von uns, und das macht die Erfahrung noch angenehmer.“

     

    Von Mihai Blotor erfuhren wir noch, dass der Verein „Freunde der Schmalspurbahn“ plant, die Strecke zu verlängern, damit die Touristen so viele Gemeinden wie möglich erreichen können und so deren nachhaltige Entwicklung gefördert wird. Darüber hinaus wurden und werden die Gemeinden in die Gestaltung eines umfassenden Tourismusangebots einbezogen. Letztes Jahr waren eine geführte Besichtigung des Dorfes Hosman (Holzmengen) und seiner Sehenswürdigkeiten sowie Besuche bei örtlichen Käseherstellern im Eintrittspreis enthalten. In diesem Jahr ist ein integriertes Paket mit der sogenannten Bauernhofschule in Cornățel (Harbachsdorf) geplant, wo Kinder viel über die Tiere auf dem Hof eines Dorfes lernen oder auf einem Pony reiten können.

    Die Harbachtalbahn (auch als „Wusch“ bekannt) ist die einzige funktionierende Schmalspurbahn in Rumänien, die ausschließlich von Freiwilligen betrieben wird. Im Harbachtal beginnt die Touristen-Saison 2024 in der ersten Aprilhälfte.

  • Marc Schroeder: „Überlebende schilderten rührende Momente“

    Marc Schroeder: „Überlebende schilderten rührende Momente“

    Marc Schroeders Zeitzeugenporträts, entstanden in Rumänien während mehrerer Reisen zwischen 2012 und 2015, dokumentieren Erinnerungen und Gespräche mit Menschen, die Opfer der Deportationen wurden. Sie erzählen von ihrem persönlichen Umgang mit erlittenen Traumata und den bedrückenden Aspekten kollektiver Schuld“.





  • Geopark Hatzeger Land mit Preis für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet

    Geopark Hatzeger Land mit Preis für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet

    Auf der von der rumänischen Regierung organisierten Gala für nachhaltige Entwicklung ging in diesem Jahr die Auszeichnung in der Kategorie Eigenkapital an den UNESCO-Geopark Țara Hațegului (dt. Hatzeger Land, auch Wallenthal genannt). Es ist ein von der Universität Bukarest konzipiertes und durchgeführtes Projekt. Die Motivation für die Vergabe der Auszeichnung lautet: Der Begriff der Gerechtigkeit leitet sich aus der Idee ab, dass Gerechtigkeit die erste Tugend der Gesellschaft ist und sich in einer Vielzahl von Konzepten niederschlägt, die auf einem moralischen Grundprinzip beruhen, nämlich der Achtung der Rechte aller. Wir sprechen über eine Reihe von Werten, darunter Gleichheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Ehre, gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen und Chancen und vor allem ehrliche Zusammenarbeit. Ein Vorbild für das weitläufige Feld der Gerechtigkeit ist das Projekt des Dinosaurier-Geoparks Hatzeger Land“, so die Regierungsvertreter.



    Der Preis wird an Alexandru Andrășanu, Professor an der Fakultät für Geologie und Geophysik, verliehen. Das Konzept des Geoparks geht von der Idee einer nachhaltigen Entwicklung auf der Grundlage von Gerechtigkeit aus, so Professor Andrășanu, der auch der Leiter des Geoparks ist:



    Ein Geo Park nimmt die Elemente eines Gebietes — Elemente mit geologischem, kulturellem, organischem Wert — auf und in Partnerschaft mit den örtlichen Gemeinden wird eine Strategie für den Erhalt, die Entwicklung, Tourismusförderung und Markenbildung eines Reiseziels, eines Gebiets für nachhaltige Entwicklung vorgeschlagen. Die lokale Identität, die Arbeitsweise des Teams, die Initiativen und vor allem die Kreativität verleihen einem Geopark seine Einzigartigkeit, obwohl alle nach dem demselben Prinzip entstanden sind. Im Hatzeger Land sind wir von der Forschung der Zwergdinosaurier ausgegangenen, die das Gebiet international bekannt machten. Dann stellten wir fest, dass das Hatzeger Land neben den Dinosauriern viel mehr zu bieten hat. Es hat vor allem eine Tradition von mindestens zweitausend Jahren und stark individualisierte lokale Gemeinschaften mit ausgeprägter Identität.“



    Ein Gebiet, das den Status eines UNESCO-Geoparks erhält, kann sich wirtschaftlich nur im Einklang mit der Umwelt und unter Bereitstellung fairer Lebensbedingungen für alle seine Einwohner entwickeln. Alle Ziele der rumänischen Strategie für nachhaltige Entwicklung — Agenda 2030 genannt — darunter auch das der Gerechtigkeit, wurden vom im Südwesten Siebenbürgens gelegen Hatzeger Land übernommen. Der Geopark ist Teil des internationalen UNESCO-Programms für Geowissenschaften und Geoparks, das 161 Gebiete in 44 Ländern umfasst. Es ist ein Gebiet mit natürlichen und kulturellen Werten und einem Programm für nachhaltige Entwicklung, das eine Zeitreise in die Geschichte der 4,6 Milliarden Jahre der Erde vorschlägt. Es enthält Elemente von besonderem geologischem Interesse sowie solche von ökologischem, archäologischem, historischem und kulturellem Interesse. Dies können Gesteinsarten, Mineralien, Fossilien, geologische Erscheinungsformen, wilde Flora und Fauna, historische oder kulturelle Stätten, Höhlen und traditionelle Bauten sein. Sie alle haben eine Geschichte zu erzählen und es lohnt sich, diese zu besuchen, zu entdecken und zu schätzen. Zwergdinosaurier aus dem Hatzeger Land zum Beispiel sind weltweit einzigartig. Ihre wissenschaftliche Bedeutung und Attraktivität stieg durch die Entdeckung von Nestern mit Dinosaurier-Eiern und Küken, Säugetieren die zur gleichen Zeit mit dem Dinosaurier lebten, und riesigen fliegenden Reptilien. Der Geopark ist ein Ort für Entdeckungen, für Tourismus, aber auch für Bildung, sowohl für die Einheimischen als auch für die Besucher. Das ultimative Ziel ist es, den einzigartigen natürlichen Reichtum der Region für zukünftige Generationen zu bewahren. Alexandru Andrășanu, erklärt wie er dieses Vorhaben umsetzt:



    Zunächst durch Bildungsprogramme zur Erhaltung und Förderung lokaler Werte. Letztes Jahr haben wir begonnen, ein neues Konzept zu entwickeln, mittels dessen wir Touristen und Einheimische einladen, die Werte der Region zu entdecken, sie zu schätzen und zu respektieren. Es ist das Konzept »Entdecken — Schätzen — Respektieren«, es ist ein Geschenk an die Touristen, aber auch ein Geschenk an die Menschen hier, das sie an die Besucher dieser Gegend weitergeben können. Der Geopark überschneidet sich mit einem Naturpark, der seine eigenen Schutzregeln hat. Wir arbeiten mit dem Nationalpark Retezat und dem Naturpark Grădiștea Muncelului-Cioclovina zusammen, die öko touristische Reiseziele sind. Es gibt also einen festgelegten Rahmen für den Erhalt, die Sensibilisierung und Förderung des Respekts vor der Natur.“

  • Hörerpostsendung 13.12.2020

    Hörerpostsendung 13.12.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Zu Beginn muss ich etwas richtigstellen. Letzten Sonntag habe ich auf die Webseite www.rumaenienadventskalender.de verwiesen. Dabei hatte ich als Urheber das Ehepaar“ Gudrun und Hans-Ulrich Schwerendt erwähnt, wobei ich einem Missverständnis aufgesessen bin, denn es handelt sich um befreundete Menschen, die privat mit dem jeweils eigenen Partner zusammen sind. Folgenden Nachtrag erhielten wir von Hans-Ulrich Schwerendt:



    Frau Gudrun Pauksch und ich führen eigentlich nur für drei Monate eine Kalenderbeziehung“. Dann muss Thomas, der Ehemann von Frau Pauksch, seine Ehefrau virtuell mit mir teilen. Ebenso muss meine Freundin Ulrike in dieser Zeit sehr zurückstecken und ebenso teilen. Von Januar bis September verbinden Frau Pauksch und mich eine tiefe Freundschaft und die gemeinsame Liebe für Land und Menschen in Rumänien.



    Und vergessen darf man nicht die vielen tollen Schreiber, ohne die es den Kalender nicht geben würde und er auch nicht so schön strahlen würde in der Adventszeit.



    Mit herzlichen Grü‎ßen


    Gudrun Pauksch und Hans-Ulrich Schwerendt




    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und verzeihen Sie bitte das Missverständnis — aus Ihrer ersten E-Mail war Ihr Beziehungsstatus nicht klar ersichtlich. Herzliche Grü‎ße an Sie beide und bleiben Sie gesund!




    Weiter geht es mit den Zeilen von Siegbert Gerhard (aus Frankfurt am Main):



    Liebe Freunde von Radio Rumänien International, lieber Sorin Georgescu,



    der Empfang der RRI-Kurzwelle ist auf allen analogen Frequenzen signalstark und in bester Audioqualität möglich.



    Vielen herzlichen Dank für die prima Kurzwellen-Programme. Danke für die Radiotour mit Tipps und Berichten zum Öko-Tourismus in Rumänien, im Besonderen dem Auerochsenland und Transsilvanien. Hörgenuss ist für mich stets die Jazzmusik. Die Sonntagsstra‎ße bietet beste Gelegenheit, versäumte Programmhöhepunkte der Woche auf elegante Art und Weise nachzuholen.



    Herzliche Glückwünsche zum Nationalfeiertag!


    Ich wünsche Ihnen Gesundheit und einen besinnlichen Advent.



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    Siegbert Gerhard




    Vielen herzlichen Dank, lieber Herr Gerhard, auch Ihnen viel Gesundheit und einen besinnlichen Advent!




    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) hörte in letzter Zeit unsere digitalen Ausstrahlungen und gab uns Feedback dazu:



    Die DRM-Frequenz im 41-Meterband für die Abendsendung scheint für dunkelsten Wochen des Jahres, welche wir zurzeit haben, ein wenig zu hoch zu liegen. Bei mir ist das Signal zu Beginn der Sendung immer richtig stark und kann unterbrechungsfrei empfangen werden, wird dann aber zunehmend schlechter. Als Ergebnis kommt es dann immer wieder zu kurzzeitigen Unterbrechungen des Empfangs. In ein paar Wochen wird es bestimmt wieder besser werden.



    Von der Bărăgan-Steppe, die im Mittelpunkt des aktuellen Programms Radiotour“ stand, hatte ich bisher nur im Rahmen von Berichten über die Deportationen der frühen 1950er Jahre der deutschen und serbischen Minderheit aus dem Banat gehört. Ich konnte sie in Rumänien bisher nicht einmal geografisch verorten. Nun habe mir nach der Sendung die angesagte Internetseite vom Projekt Explorator în Bărăgan“ angeschaut und habe jetzt einen kleinen Eindruck von dieser Region. Das sieht auf jeden Fall besser aus, als ich mir den Bărăgan nach den vielen Geschichten über die erwähnten Deportationen vorgestellt hatte: Es gibt keine trockene Steppe, sondern gemütliche Dörfer und grüne Felder, Wiesen, Obstgärten und kleine Flüsse, Holzkirchen, Herrenhäuser und kulturgeschichtliche Zeugnisse aus archäologischen Ausgrabungen.



    Mit freundlichen Grü‎ßen


    Ihr Hörer Ralf Urbanczyk




    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Urbanczyk. Der Bărăgan ist tatsächlich nicht zu vergleichen mit den Steppen in Südrussland oder Zentralasien. Im Vergleich zu den anderen Landesteilen Rumäniens ist aber die Dobrudscha — mit Ausnahme des Donaudeltas — eine eher karge Landschaft, daher die Bezeichnung. Das Wort Bărăgan“ selbst ist unbekannten Ursprungs, laut einer Theorie würde es aus der Sprache der Petschenegen stammen, eines nomadischen Turkvolkes, das im 10. Jh. im südrussischen Steppengebiet ansässig wurde, bevor es vermutlich von anderen Völkerschaften verdrängt oder assimiliert wurde. Herzliche Grü‎ße nach Eisleben, lieber Herr Urbanczyk!




    Weiter geht es mit den Zeilen von Helmut Matt (aus Herbolzheim im Breisgau):



    Liebe Freunde von Radio Rumänien International,


    lieber Sorin,



    das Jahr geht schon bald wieder zu Ende.



    Heute ist der zweite Adventssonntag und Weihnachten steht vor der Tür. Leider ist noch immer keine Normalität eingekehrt in diesem Land und dem Rest der Welt. Nein, ich werde mich zu dem Thema nicht mehr äu‎ßern, weil ich zum einen keine Lust habe, meine Gedanken zerpflücken zu lassen, und zum anderen, weil es sinnlos ist, Menschen mit betoniertem Weltbild mit abweichenden Meinungen zu konfrontieren. Dies ist auch der Grund, weshalb ich mich in diesem Jahr nicht am Hörertag beteiligt habe.



    Zur Persönlichkeit des Jahres: Ich entscheide mich für Prof. Dr. John Ioannidis. Er ist Professor für Medizin und Professor für Epidemiologie und Bevölkerungsgesundheit an der Stanford University School of Medicine sowie Professor by Courtesy für biomedizinische Datenwissenschaft an der Stanford University School of Medicine, Professor by Courtesy für Statistik an der Stanford University School of Humanities and Sciences und Kodirektor des Innovationszentrum für Meta-Forschung in Stanford, ebenfalls Stanford University School of Medicine. Mutig und mit beeindruckend sachlich-wissenschaftlichen Methoden hat er in seinen gro‎ßangelegten Studien nachgewiesen, dass die derzeitige weltweite, durch die WHO gelenkte Politik rund um das Virus SARS-COV2, ebenso unverhältnismä‎ßig wie wissenschaftlich unhaltbar ist. Leider verhallen all seine Arbeiten und Erkenntnisse ungehört und leider wird er von Politikern und Medien bewusst geschnitten und ignoriert — und so bin ich mir im Klaren, dass Prof. Dr. Ioannidis es auch bei Radio Rumänien International nicht zur Persönlichkeit des Jahres schaffen wird — was mich nicht davon abhält, für ihn zu optieren.



    Nun, ich will, so kurz vor Weihnachten, nicht nur über solche traurigen Dinge schreiben. Es gibt auch Erfreuliches zu berichten. Ich hatte Ihnen ja geschrieben, dass ich am 3. Februar von meinem Katerchen Samsi Abschied nehmen musste. Nun, hier bei Familie Matt geht es seit vier Wochen wieder ziemlich lebhaft zu. Wir haben nämlich ein neues Familienmitglied bekommen. Findi hei‎ßt der kleine Kerl. Sein offizieller Name ist Findus vom Badenweiler Schloss“, aber wir finden, Findi passt besser zu dem Buben. Der ebenso sü‎ße und verschmuste wie lebhafte Abessinierkater ist knapp 5 Monate alt, geboren am US-amerikanischen Nationalfeiertag, dem 4. Juli. Sicher können Sie sich vorstellen, wie der Findi uns in Bewegung hält. Ich sende Ihnen heute mal ein Foto.



    Für heute verbleibe ich mit den besten Grü‎ßen


    Ihr Breisgauer Hörerfreund


    Helmut Matt




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Matt. Zu Professor John Ioannidis möchte ich nichts sagen, ich bin ja selber kein Fachmann in dem Bereich und kann seine Position zur Pandemie daher nicht beurteilen. In wissenschaftlichen Fragen sollte sich jeder je nach Urteilsvermögen seine eigene Meinung bilden. Zur Persönlichkeit des Jahres möchte ich allerdings sagen, damit keine Missverständnisse entstehen, dass sie von den Hörern sämtlicher Sprachdienste gekürt wird. Es ist einfach ein Mehrheitsvotum, dessen Ergebnis nicht unbedingt mit den Präferenzen beispielsweise der deutschsprachigen Hörer übereinstimmen muss. Danke auch für das Foto von Findi — ich finde ihn sehr liebenswert. Auch einige unserer Redaktionsmitglieder haben Katzen zu Hause, nächsten Sonntag berichte ich darüber und werde auch Fotos von den Vierbeinern zur Verfügung stellen, um eine Anregung von Bernd Seiser wahrzunehmen, die er uns bereits im September hatte zukommen lassen. Herzliche Grü‎ße nach Herbolzheim, lieber Herr Matt!




    Vergangene Woche hatte ich über die Engpässe in der Versorgung mit Warmwasser und Heizung im Bukarester Fernwärmesystem berichtet und dabei erwähnt, dass ich bei mir zu Hause das Einmontieren von Durchlauferhitzern in Erwägung ziehe. Dieter Langguth meldete sich darauf mit einigen technischen Ratschlägen:



    Lieber Sorin,



    schade, dass Sie Warmwasserversorgung in Ihrer Wohnung nicht in den Griff bekommen.



    Ich möchte Ihnen mit einigen Tipps gerne eine kleine Hilfsstellung geben. Die Installation von elektrischen Durchlauferhitzern kann sich schnell als erneutes und unbedachtes Problem darstellen.



    Wegen der hohen Leistung, ab 18 kW aufwärts, benötigen diese Geräte Drehstrom und Leitungsquerschnitte von 4–6 mm Kupfer und eine Absicherung von 25 bis 32 Ampere.



    Somit würde ich vor der Installation eines Durchlauferhitzers zunächst prüfen, ob das Hausnetz diese Belastung hergibt. Hier in Deutschland müssen derartige Geräte wegen der hohen Leistung vom Netzbetreiber zunächst genehmigt werden. Oft müssen Durchlauferhitzer auch mit weiteren Durchlauferhitzern gegenseitig verriegelt werden.



    Eine Alternative zum Durchlauferhitzer wäre z.B. ein Speicher. Diese Geräte haben eine Leistung von 2 bis 3 kW und lassen sich somit mit normalen Haushaltsstrom betreiben. Abhängig von der gespeicherten Wassertemperatur und dem Volumen des Speichers lassen sich dann bis zu 2 Badewannen nacheinander füllen. Die Speicher arbeiten nach dem Prinzip, dass von unten kaltes Wasser nachflie‎ßt, sobald der Warmwasserhahn aufgedreht wird. Oben im Speicher wird dann das warme Wasser für das Bad abgeleitet. Nachteilig ist, dass in der Aufheizungsphase, bedingt durch die Ausdehnung des Wassers, aus der Warmwasserleitung Wasser tröpfelt. Die Abstrahlungswärme des Speichers heizt aber auch das Badezimmer auf, was vielleicht im Winter angenehm und im Sommer nicht so schön ist. Man kann aber den Speicher einige Stunden vor der Nutzung erst einschalten, dann spart man Strom und er strahlt im Sommer keine Wärme ab.



    Auch bei uns ist es nicht immer möglich, das Wasser abzustellen. Wenn man irgendwie Zugang zur Wasserleitung in der Wohnung hat, benutzt man zum Absperren des Leitungswassers sogenannte Einfriergeräte. Ein tragbarer Kühlkompressor erzeugt die notwendige Kälte. In den Kühlschellen, die um das Wasserrohr gelegt werden, wird das Kühlmittel verdampft und erzeugt die Kälte, die erforderlich ist, um die Flüssigkeit im Rohr gefrieren zu lassen. Wenn sich dann in Wasserrohr ein Eiszapfen gebildet hat, kann man an den Einrichtungen hinter dieser Einfrierstelle gut arbeiten.



    Aus Sicherheitsgründen sollte man aber möglichst schnell an der Trennstelle ein Absperrventil einbauen, denn man wei‎ß ja nicht, ob vielleicht der Strom für den Kühlkompressor ausfällt.



    Soviel für heute.



    Ich wünsche Ihnen, Ihrer Familie und der deutschen Redaktion ein ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest. Bleiben Sie bitte gesund!



    Viele Grü‎ße


    Dieter Langguth




    Vielen Dank für Ihre aufschlussreichen Zeilen, lieber Herr Langguth. Ich bin mit Technik alles andere als vertraut, befürchte aber auch, dass ein Durchlauferhitzer nicht unbedingt die beste Lösung in meiner Wohnung wäre. Mein Hochhaus wurde 1981 errichtet, also ist die gesamte Elektrik im Haus für damalige Verhältnisse angelegt worden, als die Menschen nicht so viele Geräte wie heute im Haushalt hatten. Dementsprechend müsste ich sowohl einen Klempner als auch einen Elektriker zu mir bestellen, damit die beiden zusammen beurteilen, ob das Hausnetz tatsächlich die Belastung aushält. Ein Speicher kommt in meinem kleinen Bad vermutlich auch nicht in Frage, es gibt einfach keinen Platz dafür. Ich werde mich in diesem Winter also mit dem lauwarmen Wasser zufrieden geben müssen und ebenso in Kauf nehmen müssen, dass sich die Stromrechnung durch die Nutzung eines zusätzlichen elektrischen Heizkörpers verdoppeln oder verdreifachen wird. Hierzulande gibt es ein geflügeltes Wort, das besagt: Wir leben in Rumänien und das frisst unsere gesamte Zeit auf.“ Kommt Zeit, kommt Rat — vielen Dank nochmals für die technischen Ratschläge und herzliche Grü‎ße, lieber Herr Langguth!




    Zeit noch für eine kurze Rückmeldung, die wir von Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Bayern) erhielten:



    Sehr geehrte Damen und Herren!



    Wieder geht so langsam ein Jahr zu Ende. Leider hat sich vieles zum Negativen verändert. Corona hat sich nicht nur bei uns ausgewirkt, sondern in der ganzen Welt. Leider hat es auch Rumänien erwischt.



    Ihre Sendungen des abgelaufenen Jahres waren eine willkommene Ergänzung zu meinem Wissen über Ihr Land. Wie ich im Fernsehen verfolgen konnte, kommt der Samen für unsere Weihnachtsbäume, die hier angepflanzt werden, aus Ihrem Land. Es wurde auch gezeigt, wie die Männer auf die Bäume hinaufsteigen, um den Samen zu ernten. Eine mühselige Arbeit.



    Ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht Ihnen


    Ihr Hörer


    Dieter Feltes




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Feltes, bleiben Sie gesund und herzliche Grü‎ße!



    Ich bin vergangene Woche immer noch nicht dazu gekommen, die eingetroffenen Postbriefe zu lesen, tue es aber bestimmt bis nächsten Sonntag. Auf elektronischem Wege erreichten uns bis Samstag Nachrichten von folgenden Hörern: Bruno Simmert, Heinz Günter Hessenbruch, Helmut Matt, Michael Lindner, Hans-Ulrich Schwerendt, Wolfgang Maschke, Frieder Ecke, Bernd Seiser, Fritz Andorf, Dieter Langguth, Ivo Sesnic, Michael Willruth, Dieter Feltes, Alexandru Bușneag, Jürgen Zenker, Simon Heinrich, Peter Vaegler, Hans Kaas, Rainer Laure, Jörg-Clemens Hoffmann und Hansjörg Biener (D) sowie von Paul Gager und Josef Robl (A), Adervall Lima Gómez (BR) und Siddhartha Bhattacharjee (IND).



    Ihnen allen herzlichen Dank, bleiben Sie gesund und bis nächsten Sonntag!



    Audiobeitrag hören:



  • Rumänien und die Pariser Friedenskonferenz 1919: schwierige Verhandlungen

    Rumänien und die Pariser Friedenskonferenz 1919: schwierige Verhandlungen

    Am Ende des Ersten Weltkriegs befand sich Rumänien im Siegerlager. Ende des Jahres 1918 waren die von Rumänen bewohnten Gebiete aus dem russischen und österreichisch-ungarischen Reich mit dem Königreich Rumänien vereinigt worden, und die Friedensverträge sollten die neuen Grenzen bestätigen. Doch die internationale Bestätigung des neuen rumänischen Staates verlief nicht so einfach, die Divergenzen und die Bestrebungen zur Harmonisierung verschiedener Interessen erschwerten den Friedensschluss.



    Rumänien musste sich dem Widerstand seiner Verbündeten stellen, die dem Land Vorwürfe machten; gleichzeitig antwortete Rumänien seinerseits den Verbündeten mit Rechtfertigungen und anderen Vorwürfen. So erreichte die Spannung den Punkt, an dem der liberale Premierminister Ion I. C. Brătianu, der den Eintritt Rumäniens in den Krieg angebahnt hatte, die Friedensverhandlungen verlie‎ß. Brătianu war darüber irritiert, dass die Bestimmungen des Übereinkommens von 1916, welches die Grundlage für den Kriegseintritt Rumäniens gewesen war, nicht vollständig erfüllt wurden.



    Der Historiker Ioan Scurtu fasst die Geschichte der Streitigkeiten zwischen Rumänien und seinen Verbündeten Frankreich, Gro‎ßbritannien, Italien und den USA im Jahr 1919 zusammen und hebt die Vorwürfe hervor, die von der Entente an Rumänien herangetragen wurden.



    Rumänien musste einen separaten Frieden mit den Mittelmächten abschlie‎ßen, da Russland aus dem Krieg ausgetreten war und Rumänien an der Ostfront allein gelassen wurde. Den Frieden schloss Rumänien, wie zumindest die Dokumente zeigen, mit Zustimmung der Triple Entente. Das Übereinkommen von 1916 enthielt wichtige Vorteile für Rumänien, Ion I. C. Brătianu hatte sehr gut verhandelt. Es war die Zeit, als Frankreich an der Westfront in gro‎ßen Schwierigkeiten steckte und die russische Armee den Sieg in Galizien nicht erzielen konnte. Und dann wurde erwogen, dass Rumänien eingreifen müsse, um so viele deutsche und österreichisch-ungarische Soldaten wie möglich auf sich heranzuziehen und so die beiden Fronten zu räumen. Unter diesen Bedingungen wurden gewisse Zugeständnisse gemacht, die aber vor allem Frankreich am Ende des Krieges zu bedauern begann.“




    Angesichts der schwierigen Situation in Frankreich 1916 wurde offensichtlich, dass Rumänien in den Krieg eintreten sollte. Der Historiker Ioan Scurtu glaubt, dass Rumänien zu jener Zeit wusste, wie es seine Karten spielen sollte, um wichtige Vorteile zu erlangen. Um welche Vorteile handelte es sich? Ioan Scurtu mit Details:



    Zunächst einmal ging es um die Frage der Nord- und Westgrenzen Rumäniens, eine Frage, die Premierminister Brătianu mit au‎ßerordentlicher Akribie angegangen war. Er legte die Grenzlinie ganz genau fest, er markierte einen bestimmten Hügel, einen bestimmten Fluss, ein bestimmtes Dorf usw., so dass die Grenzlinie bereits beschlossen war, als die Friedenskonferenz darüber beraten sollte. Die von Brătianu bestimmte Grenze Rumäniens verlief de facto der Thei‎ß entlang bis zur Donau. Serbien war aber damit unzufrieden, und behauptete, dass die rumänische Grenze zu nahe an Belgrad sei, kaum einen Kanonenschlag entfernt, und forderte einen Sicherheitsraum, obwohl Rumänien sich verpflichtet hatte, die Grenze nicht zu militarisieren.“




    Im Januar 1919 begann die Friedenskonferenz in Paris, und die Vertreter Rumäniens bestanden darauf, das Versprochene zu bekommen. Aber es gab andere Interessen, und diese mussten durch Kompromisse befriedigt werden. Ioan Scurtu dazu:



    Es war ein Konzeptunterschied zwischen den Vertretern der vier Gro‎ßmächten einerseits (das waren der Präsident der Vereinigten Staaten, der Premierminister des Vereinigten Königreichs, der Premierminister Frankreichs, und der Premierminister Italiens) und dem Premierminister Rumäniens, Ion I. C. Brătianu, andererseits. Ausgehend von den Bestimmungen des Übereinkommens vom 4. August 1916 war Brătianu der Ansicht, dass die Unterzeichnerstaaten auf der Friedenskonferenz in Paris 1919 gleichberechtigt behandelt werden sollten. Auf der Friedenskonferenz wurde jedoch ein Oberster Rat eingesetzt, der beschloss, dass die Entente-Staaten den Status von Staaten mit unbegrenzten Interessen haben sollten, während die anderen Staaten, darunter Rumänien, unter den Staaten mit begrenzten Interessen eingetragen werden müssen. Ausgehend von der Tatsache, dass der US-Präsident Wilson sich für Gleichheit zwischen Staaten, für Demokratie und für die demokratische Beilegung von Streitigkeiten einsetzte, bestand Brătianu darauf, dass Rumänien den anderen Staaten gleichgestellt wird. Doch die Antwort kam von Wilson selbst: Vor der Pariser Konferenz sagte US-Präsident Wilson dem rumänischen Premierminister Brătianu, dass jeder Staat so viel wie seine militärische Macht bedeute.“




    Der anfangs unnachgiebige Brătianu musste schlie‎ßlich aufgeben und verlie‎ß die Friedensverhandlungen. Sein Nachfolger, Alexandru Vaida-Voevod, unterzeichnete die Verträge, die den neuen Staat Gro‎ßrumänien anerkannten. Ioan Scurtu:



    Es war nicht möglich, dass ein kleines Land mit Gebietsansprüchen, ein Land, das die Gro‎ße Vereinigung durch Vertragsbestätigung erreichen musste, den Anspruch erhob, den USA, Frankreich, Gro‎ßbritannien und Italien gleichgestellt zu werden. Brătianu selbst hatte es erkannt und überlie‎ß Alexandru Vaida-Voevod die Leitung der rumänischen Delegation, nachdem er ihm geraten hatte, sich der Freimaurerei anzuschlie‎ßen. Brătianu hatte erfahren, dass viele Entscheidungen nachts getroffen wurden, als sich die Freimaurer trafen. Brătianu nahm daran nicht teil, da er keiner Freimaurereloge angehörte. Dem neuen Premierminister Alexandru Vaida-Voevod wurde klar, dass er einen Kompromiss eingehen musste. Alexandru Vaida-Voevod erklärte im Parlament, er sei sich der Tatsache bewusst, dass er in eine Grube geworfen worden sei und dass er auch Rumänien mit sich gezogen habe, aber er hätte das Gefühl, dass sich in dieser Grube auch die Delegationen der Vereinigten Staaten, Gro‎ßbritanniens, Frankreichs und Italiens befänden.“




    Rumänien erhielt schlie‎ßlich durch die Verträge mit Österreich und Ungarn die Anerkennung der Vereinigung der Bukowina, Siebenbürgens und zwei Dritteln des Banats mit Rumänien. Somit ging der Wunsch nach der Gründung Gro‎ßrumäniens in Erfüllung.

  • Märchenland im Herzen Transsilvaniens: das Siebenbürgische Hochland

    Märchenland im Herzen Transsilvaniens: das Siebenbürgische Hochland

    Es war einmal ein Märchenland. So könnte unsere Geschichte von heute beginnen. Eine Geschichte, die uns ein Gebiet in Siebenbürgen entdecken lässt — genauer gesagt, das Siebenbürgische Hügelland. Und es war auch noch ein leidenschaftlicher Fotograf und mehrere Touristen, die nach Siebenbürgen reisten, um die Schönheit dieses Landes zu entdecken und sie fotografisch zu verewigen.



    Wir befinden uns also in der Mitte des Landes in einem Dreieck, gebildet von den Ortschaften Sibiu (Hermannstadt), Făgăraş (Fogarasch) und Sighişoara (Schä‎ßburg). Hier befindet sich das Harbachtal (rum. Valea Hârtibaciului), eine Region, die unter anderem auch als Siebenbürgisches Hügelland (Colinele Transilvaniei) bekannt ist. Das siebenbürgische Hügelland ist das zweitgrö‎ßte Schutzgebiet in Rumänien. Hier kann man als Reisender ankommen und niemals wieder das Gebiet verlassen wollen“ — so lautet das Motto eines Dokumentarfilms über genau diese Region. Ein Ort, ein Fotograf und viele Besucher — mehr war nicht notwendig, um den Dokumentarfilm anzuregen. Manche Touristen kamen so oft hierher, dass sie schlie‎ßlich beschlossen, sich hier ein Leben aufzubauen.



    Mehr über den besagten Film erfahren wir vom seinem Autor, Mihai Moiceanu, der gleichzeitig auch Fotograf und Videokünstler ist:



    Mein Film erzählt die Abenteuer einer Familie aus Deutschland, die vor 15 Jahren zum ersten Mal Rumänien besuchte. Das deutsche Paar hatte bis dahin in einem multinationalen Unternehmen gearbeitet. Sie waren leidenschaftliche Fotografen, also begleitete ich sie auf mehrere Fototouren in Rumänien. Das Siebenbürgische Hügelland gefiel ihnen sehr, also beschlossen sie, hier ein Grundstück zu erwerben. Es war ein verkommenes Grundstück, doch sie wussten, es umzugestalten. Sie lie‎ßen eine schöne Pension errichten und zogen nach Rumänien. Und sie leben immer noch in Siebenbürgen.“




    Der Dokumentarfilm war das Ergebnis einer Kampagne zur Förderung des Tourismus in Siebenbürgen. Die Umweltorganisation Asociaţia de Ecoturism România“ und die Partnerstiftung des Vereins leisteten ihren Beitrag dazu — das erzählte uns Mihai Moceanu. Er sagte uns auch, wieso er das Siebenbürgische Hügelland als Filmthema wählte:



    Das Dorfleben hat eine jahrhundertelange Tradition in Siebenbürgen. Das ist ein gro‎ßer Vorteil. Es gibt hier spannende Denkmäler, viele davon nur wenig bekannt. Allerdings sind es wertvolle Sehenswürdigkeiten. Ihre Architektur ist spektakulär. Auch die örtlichen ländlichen Gemeinschaften sind interessant zu beobachten. Hier werden immer noch alte Bräuche und Sitten bewahrt. Die Touristen können hier einen aktiven Urlaub am Bauernhof buchen. Sie können beobachten, wie das Leben auf dem Land gelebt wird, sie können den Puls des hiesigen Lebens fühlen. Die Touristen lernen die Beschäftigungen der Landwirte kennen, sie bekommen Einsicht in den bäuerlichen Haushalt. Darüber hinaus können sie viele traditionelle Gerichte essen. Sie sind besonders lecker, es sind Bio-Speisen.“




    Die Region ist bekannt für die Dauerwiesen und –weiden, die Laubwälder sowie die hohe Artenvielfalt. Traditionelle landwirtschaftliche Praktiken, herkömmliche Handwerke — das alles kann im Siebenbürgischen Hügelland beobachtet werden. Im Frühjahr, wenn die Natur zum Leben erwacht, ist alles noch schöner.



    Au‎ßer den beeindruckenden evangelischen Kirchenburgen können hier auch mehrere Steinkirchen besichtigt werden. Diese wurden Anfang des 19. Jahrhundert erbaut. Bemalt wurden sie von der Malerfamilie Grecu. Familie Grecu war berühmt in der Region für die persönliche, moralisierende künstlerische Auslegung der Bibel und der gesellschaftlichen Ethik. Mihai Moceanu lieferte uns mehr Einzelheiten über die Helden in seinem Dokumentarfilm:



    Ich veranstalte und leite seit vielen Jahren Fototouren in Rumänien an. An den Fototouren beteiligen sich sowohl Hobbyfotografen wie auch Profis. Wir entdecken zusammen verschiedene schöne Orte in Rumänien. Dabei schenken wir gro‎ße Aufmerksamkeit sowohl der Landschaft als auch den Tradition und den Menschen. Land und Leute sind wichtig bei einem solchen Unternehmen. Die Figuren in meinem Film sind Amateurfotografen, die sich vor vielen Jahren an einer von mir angeleiteten Fototour beteiligten. Sie kamen dann öfters und wir freundeten uns an. Der Film wurde allerdings durch den Ökoverein Rumäniens angereizt. Die Umweltschutzorganisation wollte die ökotouristischen Regionen Rumäniens fördern. Das Siebenbürgische Hügelland ist ein ökotouristisches Reiseziel, also schlug ich vor, einen Dokumentarfilm zu machen, in dem die Geschichte dieser Familie erzählt wird. Eine spannende Geschichte, die gut beim Publikum ankam.“




    Der Film Das Siebenbürgische Hügelland, das Herz Siebenbürgens“ von Mihai Moceanu erntete Erfolg. Der Film begleitet uns durch eine Region, in der nicht das Gro‎ßartige vorherrscht und beeindruckt, sondern viel mehr die Einfachheit. Das zumindest meinte unser Gesprächspartner:



    Die Touristen, die Rumänien besuchen, kommen in der Regel nicht für die spektakuläre Landschaft, sie suchen nicht die Natur, wie sie in den Alpen zu sehen ist. Die Touristen wollen die Verbindung zwischen Mensch und Natur erleben. Denn die Natur lässt sich hier sehr gut mit den herkömmlichen Traditionen, mit der hiesigen Lebensweise verflechten. Und das zieht hauptsächlich die ausländischen Touristen an. Sie können hier uralte Traditionen sowie eine sehr einfache Lebensweise finden. Sie finden eine Zivilisation wieder, die im Westen vor etwa 50–70 Jahren verschwunden ist.“




    Ein sehenswerter Film, den wir Ihnen nur empfehlen können.



    Aus dem Rumänischen von Adina Olaru

  • Naturpark Westgebirge: Wanderwege und natürliche Sehenswürdigkeiten

    Naturpark Westgebirge: Wanderwege und natürliche Sehenswürdigkeiten

    Der Naturpark Apuseni (rum. Parcul Natural Apuseni) ist ein Naturschutzgebiet im Apuseni-Gebirge, im Westen Rumäniens. Der Naturpark erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 75.000 Hektar in den Kreisen Bihor, Alba und Cluj. Er ist der drittgrö‎ßte Naturpark Rumäniens. Der Naturpark wurde im Jahr 2000 gegründet, obwohl der Wissenschaftler und Forscher Emil Racoviţă schon 1928 einen Vorschlag zur Gründung des Naturparks unterbreitet hatte. 2009 erhielt der Naturpark von der Europäischen Kommission den Preis European Destination of Excellence“ (EDEN) für Tourismus und geschützte Areale. Das EDEN-Projekt zielt darauf ab, weniger traditionelle Reiseziele zu fördern.



    Darüber hinaus will das Vorhaben auf die Vielfalt und Qualität des europäischen Tourismusangebots aufmerksam machen. Die EU will damit die Saisonalität des Tourismus reduzieren, den nachhaltigen Fremdenverkehr fördern und die touristischen Reiseziele besser untereinander verbinden. Alin Moş ist der Verwaltungsleiter im Naturpark Apuseni. Er betonte die Einmaligkeit der im Westen Rumäniens liegenden Region:



    Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über drei Kreise, nämlich Bihor, Cluj und Alba. Es umfasst das bedeutendste Karstgebiet im Apuseni-Gebirge. Der Naturpark Apuseni zeichnet sich weltweit durch die au‎ßergewöhnliche Karstlandschaft aus. Diese hat ihn zum international anerkannten Reiseziel gemacht. Die Gletscherhöhle Scărişoara ist weltweit berühmt. In der Höhle befindet sich nämlich der grö‎ßte unterirdische fossile Eisblock in der Welt.“




    Die Verwaltung des Naturparks Apuseni feierte am 24. Mai den Europäischen Tag der Parks. Zu diesem Anlass aktivierte sie eine interaktive Karte. Mehr Details dazu lieferte der Verwaltungsleiter Alin Moş:



    Neben den bekannten touristischen Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten — die internationale Anerkennung genie‎ßen — gibt es im Park auch viele Orte und Stellen entlang der Touristen-Routen, die weniger bekannt sind. Aus diesem Grund dachten wir uns dieses Programm zur Stärkung der Verbindung mit der Natur aus. Denn die Wald-Ranger, das Verwaltungspersonal kennen all diese Orte. Es passiert manchmal, dass die Parkbesucher durch ein Gebiet wandern, ohne zu wissen, dass es eine Natursehenswürdigkeit war. Denn sie wissen nicht, wo sich diese wunderschönen Orte befinden. Wir haben bis jetzt 39 solcher Stellen identifiziert und sie entsprechend markiert. An jeder solchen Stelle haben wir eine kleine Holzbank angebracht, damit sich die Leute setzen und die Natur in aller Ruhe bewundern können. Die Bänke wurden in der Regel aus Holzstämmen gebaut, die wir vor Ort fanden. Au‎ßerdem haben wir Infotafeln montiert. Diese umfassen Informationen und Hinweise, die wir ab Mitte April und bis zum Europäischen Tag der Parks über unsere online Kommunikationskanäle veröffentlicht hatten.“




    Die Parkverwaltung will mehr als 100 solcher Rastplätze inmitten der Natur einrichten. Neben den Hinweisen werden die Touristen auch emotionsgeladene, motivierende Botschaften auf den Schildern lesen können. Neben einem Bach werden sie zum Beispiel folgende Aufforderungen lesen: Lass deine Gedanken im Bachwasser herabflie‎ßen und finde zurück zu dir selbst und zur Natur!“ An einem anderen Ort, zwischen den Wurzeln einer alten Buche, steht folgende Botschaft: Setz dich in die Arme des alten Baums und lass dir die Geschichte des Waldes erzählen!“

  • Lipizzaner-Zucht in Rumänien: zwei Gestüte mit Tradition

    Lipizzaner-Zucht in Rumänien: zwei Gestüte mit Tradition

    Ende März reichten die Kulturministerien in Österreich, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Italien, Rumänien, der Slowakei und Ungarn bei der UNESCO eine Akte über die Zuchttradition der Lipizzaner“ ein. Der eingereichte Antrag soll im Rahmen der 16. Versammlung des Zwischenstaatlichen Ausschusses für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes untersucht werden. Die nächste Generalversammlung ist für Dezember 2021 geplant.



    Was Rumänien betrifft, startete der Landesausschuss für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes — das zuständige wissenschaftliche Gremium, das unter der Obhut des Kulturministerium steht — die notwendigen Verfahren, um sämtliches Wissen sowie alle Praktiken und Fähigkeiten über die Zucht und Pflege der Lipizzaner in Erfahrung zu bringen. Denn das Know-how wurde im Laufe der Zeit vorwiegend mündlich und durch unmittelbare Erfahrung von einer Züchtergeneration auf die andere übertragen. Darüber hinaus müssen sämtliche kulturelle Traditionen und gesellschaftliche Praktiken untersucht werden, die sich innerhalb der Gemeinden im Laufe der Zeit als Teil von Ritualen, traditionellen Handwerken und Pferdesportveranstaltungen entwickelten und die Lipizzaner Pferderasse fördern. In Rumänien gibt es zwei gro‎ße Gestüte, wo Lipizzaner gezüchtet werden — eines befindet sich in der Ortschaft Sâmbăta de Jos, im Kreis Braşov, und das zweite in Beclean, im Kreis Bistriţa-Năsăud. Das Besondere am Gestüt in Bistriţa-Năsăud ist, dass es das einzige Gestüt weltweit ist, wo schwarze Lipizzaner gezüchtet werden. Barna Bojthe ist Tierarzt in Beclean. Er erzählte uns Folgendes über die Zucht der Lipizzaner:



    Der Lipizzaner ist die älteste Kulturrasse Europas und reicht bis ins Jahr 1580 zurück, als sie von Pferden spanischer Herkunft entstand. Am 19. Mai 1580 erlie‎ß Karl II. eine königliche Verfügung, durch die er die Zucht von Pferden für den Bedarf der Armee in der heutigen slowenischen Ortschaft Lipica verlangte. Daher auch die Bezeichnung der Pferderasse — Lipizzaner — von der Ortschaft Lipica im heutigen Slowenien. Am Anfang galt es, lediglich die Bedürfnisse der Armee zu decken. Farbe und Herkunft zählten nicht. Erst ab 1865 werden die Pferde systematisch nach Herkunftslinie gezüchtet.“




    Demnach wurden acht klassische Hengstlinien geschaffen. Diese genie‎ßen internationale Anerkennung. Zwei dieser Hengstlinien stammen aus Rumänien. Mehr Informationen dazu lieferte uns der Tierarzt Barna Bojthe:



    Am 14. Mai 1810 kam der Hengst Incitato zur Welt. Die Geburt ereignete sich im Gestüt des Grafen Bethlen, dem damaligen Gouverneur Siebenbürgens. Mit 3 Jahren wurde er vom Gestüt Mezőhegyes in Ungarn gekauft. Aus Rumänien stammen die Hengstlinien Incitato 9 und 11. Eine weitere klassische Hengstlinie, die ebenfalls aus Siebenbürgen stammte, war Tulipan. Der Hengst wurde vom österreichischen kaiserlichen Gestüt nach dem Aufstand von 1848 gekauft. Leider wurde uns die Hengstlinie Favori nicht zuerkannt. Das sind sehr seltene, schwarze Pferde. Und es gibt weitere 22 weltweit anerkannte Hengstfamilien. Davon stammen zwei — nämlich Teodorovska und Spadilla — aus der Bukowina!“




    Wegen der Kriege oder aus unterschiedlichen strategischen Gründen musste das Gestüt in Lipica mehrmals von einer europäischen Ortschaft in die andere übersiedeln. 1874 wurde das Gestüt in Sâmbăta de Sus mit Lipizzaner-Hengsten aus der Aufzucht in Mezőhegyes gegründet. Das Gestüt in Beclean ist stolz darauf, einen wertvollen Hengst der Linie Neapolitano 31 zu besitzen. 2019 wurde er Weltmeister im Wagenrennen.

  • The Dracula Investigation: Geschichte interaktiv erlebt

    The Dracula Investigation: Geschichte interaktiv erlebt

    Acht rumänisch-niederländische Geschwister, Liebhaber der Geschichte Rumäniens, aufgewachsen in Sighişoara (dt. Schä‎ßburg), einer berühmten mittelalterlichen Kleinstadt im zentralgelegenen Kreis Mureş, starteten ein Projekt zur Bereicherung des touristischen Kulturangebots. Schä‎ßburg war ohnehin ein Hauptreiseziel für den Fremdenverkehr in unserem Land. Doch es schadet nicht, das Touristenangebot zu vervielfältigen. Demnach öffneten sie eine interaktive Ausstellung, die den mittelalterlichen Fürsten Vlad Ţepeş (dt. Vlad der Pfähler) in den Vordergrund bringt.



    Vlad Ţepeş wurde 1431 in Schä‎ßburg geboren, als Sohn von Vlad Dracul. Er übernahm von seinem Vater auch den Beinamen Drăculea oder Dracula. Dieser Name wurde ihm von den Ausländern zugeteilt. Berühmt wurde er aber erst durch die Veröffentlichung des Romans von Bram Stoker, der seinen Namen trägt. Vlad Ţepeş herrschte in der Walachei während der Jahre 1448, 1456–1462 und 1476. Die Ausstellung trägt den Namen The Dracula Investigation“ (dt. Ermittlungen über Dracula). Sie stellt die das Leben und den Werdegang des Fürsten vor und geht über die Grenzen der Legenden hinweg. Sie erzählt über einen Menschen mit Gefühlen, ein traumatisiertes Kind — Vlad Dracula — der Sohn, der Bruder, der Krieger.



    Einer der acht Geschwister, Timon, ist 26 Jahre alt. Er erzählte für Radio Rumänien, was sie dazu brachte, dieses Projekt zu starten:



    Viele junge Menschen verlassen unsere Stadt, Schä‎ßburg, weil sie wenig anzubieten hat. Nur wenige Leute bemühen sich, neue Projekte zu starten, neue Aktivitäten für Touristen zu entwickeln. Die Touristen, die die Stadt besuchen, meinen, dass hier nichts zu tun sei, au‎ßer einem Spaziergang von 2–3 Stunden durch die Burg, also durch die Altstadt. Wir meinten, dass könne so nicht weiter gehen. Wir überlegten lange, was zu tun sei, es gab viele Meinungsverschiedenheiten, nicht einmal jetzt sind wir uns in allen Hinsichten einig. Doch bis zum Schluss hatten wir Erfolg. Wir denken, neue Projekte zu entwickeln. Wir versuchen, Leute zu finden, die mit uns zusammenarbeiten möchten. Ursprünglich wollten wir uns selber um das Design der Ausstellung kümmern. Doch danach verstanden wir, dass wir Spezialisten heranziehen müssen. So lernten wir Silvia kennenlernen. Sie kennt sich gut in ihren Fachbereich aus.“




    Sillia Ioana Horobeanu ist Szenograph. Sie erzählte uns darüber, wie sie dem Projekt beitrat:



    Timor setzte sich mit mir in Verbindung. Er erzählte mir, was sie vorhatten. Ich fand es spannend, dass sie unsere Geschichte in innovativer Weise vorstellen wollten. Ich schlug ihnen eine moderne, eher minimalistische Version vor. Ich bin nämlich der Meinung, Einfachheit ist der beste Weg, etwas derartig Wichtiges vorzustellen. Ursprünglich dachte ich an einige Projektionen, ich stellte mit mehre Animationen in den verschiedenen Räumen vor. Ich dachte an ein Schattenspiel… und so kamen wir auf den Gedanken, mit dem Konzept der Transparenz zu arbeiten.“




    Und so entstand die Ausstellung in ihrer derzeitigen Form — mit Projektionen, Schattentheater, Moulagen. Die Gäste werden eingeladen, die fünf Räume zu betreten, in denen Vlad selbst seine Lebensgeschichte erzählt. Die Besucher der Ausstellung können hier Animationen betrachten, Skulpturen bewundern und Licht- und Schattenspiele erleben. Eine überraschende Ausstellung, die Technologie und Geschichte ineinander flie‎ßen lässt.



    Die Projektbegründer sind sehr jung und nehmen gerne Herausforderungen an. Lemre, der jüngere Bruder von Timon, erklärte und Folgendes:



    Ich liebe das Mittelalter, die Geschichte allgemein. Wir wussten, dass wir es mit einem nicht ausgeschöpften Potenzial zu tun hatten, wussten aber nicht, was wir damit anfangen sollen. Schä‎ßburg ist unsere Heimatstadt. Sie liegt in Siebenbürgen und wurde schon länger zum UNESCO-Kulturerbe erklärt. Das erste, woran die Menschen denken, wenn sie von Siebenbürgen hören, ist Dracula, also Vlad Ţepeş. Allerdings denken die Leute vielmehr an einen Vampir als an die Person des walachischen Herrschers. Wir wollten blo‎ße Fakten darstellen, allerdings in einer spannenden, interaktiven Form.“




    Das Design der Ausstellung ist total neuartig. Silvia Ioana Horobeanu erzählte uns, wie sie auf den Gedanken des Setups kam:



    Ich wollte einen gewissen Eindruck erwecken. Die erzählte Handlung spielt sich drau‎ßen ab. Deshalb dachte ich, dass wir den Saal so einrichten müssen, dass der Eindruck von Au‎ßenwelt erweckt wird. Doch wir waren in einem Innenraum und alle Wände waren wei‎ß bemalt. Deshalb brachten wir ein Element von drau‎ßen und nutzten die Töne, die es von sich gab. Die Klänge über Lautsprecher ertönen zu lassen, schien uns ungeeignet, daher legten wir Kieselsteine auf den Boden. Somit konnten die Gäste etwas fühlen, wenn sie den Raum betraten. Die Jungs fanden meine Idee schrecklich, denn sie mussten ganz viele Kieselsteineimer heranschleppen. Das Endergebnis lie‎ß sie jedoch erleichtert aufatmen — es war genau das Richtige für unser Projekt!“




    Die acht Geschwister arbeiteten nicht nur mit der Szenographin Silvia zusammen, sondern auch mit mehreren jungen rumänischen Künstlern, seien es Erzähler oder Schnitzer. Zusammen schafften sie eine 20 minütige Ausstellungsroute. Die Veranstalter nehmen Kritik mit Offenheit entgegen. Deshalb stellten sie zwei Bewertungskästchen am Ausgang hin. Die Gäste werden angeregt, ihre Meinung auf einen Zettel zu schreiben und in die entsprechende Schachtel einzuwerfen. Au‎ßerdem kann auf einem ausgehängten Schild folgende Botschaft gelesen werden: Unzufriedene Gäste erhalten ihr Geld zurück!“



    Die Ausstellung ist eine willkommene Ergänzung zu den bereits vorhandenen Orten, die Auskunft über Vlad Ţepeş geben, wie der Alte Hof (Curtea Veche) in Bukarest oder Curtea Domnească (der Fürstenhof) in Târgovişte.

  • Iuliu Hossu: Kirchenmann und Verfechter der Demokratie

    Iuliu Hossu: Kirchenmann und Verfechter der Demokratie

    Am 1. Dezember 1918 fand die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien statt; damit wurde der Grundstein für Gro‎ßrumänien gelegt. In der Nationalversammlung in Alba Iulia stimmten Tausende Rumänen der Vereinigung mit dem Königreich Rumänien zu, eine Vereinigung, die die gemeinsamen Bestrebungen der Eliten und der unteren Schichten in Wirklichkeit umsetzte. Einer der Vertreter dieser Eliten war der griechisch-katholische Bischof Iuliu Hossu, ein Märtyrer für den Glauben.



    Iuliu Hossu wurde am 30. Januar 1885 in Milaşul Mare, damals Österreich-Ungarn, heute Kreis Cluj (Klausenburg), Rumänien, als Sohn eines griechisch-katholischen Priesters geboren. Er studierte Theologie am römisch-katholischen Gymnasium in Târgu Mureş (Neumarkt), heute in Zentralrumänien, und in Blaj (Blasendorf), im Westen des Landes. Im Jahr 1904 begann er sein theologisches Universitätsstudium am Pontificio Collegio Urbano de Propaganda Fide in Rom. 1906 wurde Iuliu Hossu Doktor der Philosophie und 1910 Doktor der Theologie. Im selben Jahr, 1910, wurde er zum Priester geweiht. Zwischen 1910 und 1918, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, arbeitete Iuliu Hossu im Bistum Lugoj als Archivar, Bibliothekar, Vikar und Sekretär seines Onkels, Bischof Vasile Hossu. Iuliu Hossu meldete sich freiwillig als Militärpriester für den geistlichen Beistand im Rang eines Leutnants der österreichisch-ungarischen Armee. Im Jahr 1918 wurde er nach dem Tod seines Onkels zum griechisch-katholischen Bischof von Gherla ernannt.



    Das Jahr 1918 war für die Siebenbürger Rumänen ein besonderes Jahr. Am Ende des Krieges beschlossen die Rumänen aus Siebenbürgen, sich mit Rumänien zu vereinigen, und Iuliu Hossu war derjenige, der am 1. Dezember 1918 vom Gro‎ßen Rumänischen Nationalrat den Auftrag bekam, an die in Alba Iulia versammelten Massen die Erklärung der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien zu verlesen. Der griechisch-katholische Bischof Iuliu Hossu, der orthodoxe Bischof Miron Cristea und die siebenbürgischen Politiker Alexandru Vaida-Voevod und Vasile Goldiş brachten die Vereinigungserklärung von Alba Iulia nach Bukarest, um sie König Ferdinand I. von Rumänien zu übergeben. Im Archiv des Zentrums für mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks befindet sich ein Audiodokument von gro‎ßem Wert, das von dem Enthusiasmus des Neubeginns nach dem gro‎ßen Krieg von 1914–1918 bezeugt. Es ist die Stimme des griechisch-katholischen Bischofs Iuliu Hossu. Die Aufnahme ist äu‎ßerst wichtig, erstens weil sie die Stimme von Iuliu Hossu bewahrt; zweitens fasst das Audiodokument die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und bürgerlichen Bestrebungen der Rumänen jener Zeit zusammen. Die Aufnahme entstand heimlich im Jahr 1969, ein Jahr vor dem Tod Iuliu Hossus, des gro‎ßen Mannes der rumänischen Nation und der griechisch-katholischen Kirche. Die religiöse Dimension war für Bischof Iuliu Hossu der wichtigste Beitrag zur Gro‎ßen Vereinigung von 1918. Aber Iuliu Hossus Worte hatten auch eine realistische Dimension, in Bezug auf die Wünsche all jener, die an die Schaffung Gro‎ßrumäniens glaubten. Iuliu Hossu:



    Brüder! Dies ist die Stunde der Fülle der Zeit. Die Stunde, wenn der allmächtige Gott durch Sein treues Volk Seine Gerechtigkeit spricht, nach der uns seit Jahrhunderten dürstet. Durch unseren Willen wird heute das einheitliche, nicht getrennte Gro‎ßrumänien geschaffen, und alle Rumänen in diesem Land sprechen glücklich diese Worte aus: Wir sind für immer mit dem Vaterland Rumänien vereint! Die Nationalversammlung aller Rumänen aus Siebenbürgen, dem Banat und dem ungarischen Land, die am 1. Dezember 1918 durch ihre bevollmächtigten Vertretern in Alba Iulia zusammengekommen ist, beschlie‎ßt die Vereinigung all dieser Rumänen und aller von ihnen bewohnten Gebiete mit Rumänien. Insbesondere verkündet die Nationalversammlung das unveräu‎ßerliche Recht der rumänischen Nation auf das gesamte Banat zwischen den Flüssen Mureş (Marosch), Thei‎ß und Donau. Die Nationalversammlung verleiht den obengenannten Territorien zeitweilige Autonomie, bis zum Einberufen der Verfassunggebenden Versammlung durch Allgemeinwahl. Diesbezüglich verkündet die Nationalversammlung folgende Grundsätze für die Zusammensetzung des neuen rumänischen Staates: Volle nationale Freiheit für alle zusammenlebenden Völker; jedes Volk bekommt Unterricht, Verwaltung und Rechtsprechung in seiner eigenen Sprache, durch seine eigenen Vertreter. Jedes Volk erhält das Recht auf Vertretung in den gesetzgebenden Körperschaften und in der Regierung des Landes im Verhältnis zur Anzahl der Personen, aus denen es sich zusammensetzt. Gleiche Rechtfertigung und volle autonome Freiheit für alle Konfessionen. Die perfekte Umsetzung eines sauberen demokratischen Regimes auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, die freie Wahl, direkt, gleich, geheim, auf Gemeinden, verhältnismä‎ßig für beide Geschlechter im Alter von mindestens 21 Jahren, für die Vertretung in Gemeinden, Kreisen oder im Parlament. Die vollständige Presse-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit, die freie Propagierung aller menschlichen Gedanken. Die radikale Agrarreform wird mit der Eintragung aller Güter, insbesondere der gro‎ßen Güter durchgeführt. Es wird den Bauern möglich sein, ein Eigentum zu schaffen, das mindestens so gro‎ß ist, wie der Bauer und seine Familie arbeiten können. Das Leitprinzip dieser Agrarpolitik wird einerseits durch den sozialen Ausgleich und andererseits durch die Produktionssteigerung entstehen. Den Industriearbeitern werden die gleichen Rechte und Leistungen gewährt, die in den fortschrittlichsten Industriestaaten des Westens geregelt sind.“




    Als Senator in Gro‎ßrumänien sprach sich Bischof Iuliu Hossu oft gegen den Revisionismus. Als Ungarn im August 1940 Nord-Siebenbürgen annektierte, blieb der Bischof Iuliu Hossu in Cluj (Klausenburg), einer Stadt unter ungarischer Kontrolle, um bei seinen Gläubigen zu sein. Mit der Installierung des kommunistischen Regimes am 6. März 1945 begann die Zerstörung der rumänischen Demokratie. Da Iuliu Hossu sich entschieden gegen Pläne der rumänischen Regierung wehrte, die auf die Auflösung der Griechisch-Katholischen Kirche in Rumänien abzielten, wurde er am 28. Oktober 1948 verhaftet und in der Ortschaft Dragoslavele eingesperrt. Nach der Auflösung der Griechisch-Katholischen Kirche blieb Iuliu Hossu unter Hausarrest im orthodoxen Kloster Căldăruşani im Nordosten von Bukarest.



    Nachdem er sich geweigert hatte, zur Orthodoxie überzutreten, wurde Iuliu Hossu 1950 nach Sighet gebracht. Vom 25. Mai 1950 bis zum 4. Januar 1955 war er im berüchtigten Gefängnis Sighet inhaftiert. Danach hatte er wieder Hausarrest im Kloster Căldăruşani, wo er 1970 starb. 1969, ein Jahr vor seinem Tod, ernannte ihn Papst Paul VI. im Konsistorium vom 28. April 1969 in pectore zum Kardinal. Die Verkündigung fand drei Jahre nach Iuliu Hossus Tod im Konsistorium vom 5. März 1973 statt. 2019 wurde Iuliu Hossu zusammen mit sechs anderen griechisch-katholischen Priestern von Papst Franziskus selig gesprochen.

  • Rumänien gedenkt der Opfer des Holocausts

    Rumänien gedenkt der Opfer des Holocausts

    Vor einem dreiviertel Jahrhundert, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wurden die letzten Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau in besetzten Südpolen befreit. Dieses Lager, das als die finsterste Fabrik des Todes gilt, war 1940 speziell dafür konzipiert worden, reale oder imaginäre Feinde der Nazis auszuschalten. Es war zum Aushängeschild der sogenannten Endlösung“ geworden, mit der Hitlers Regime die Juden Europas zu vernichten suchte. Laut Statistik wurden in weniger als fünf Jahren in Auschwitz-Birkenau mehr als eine Million Menschen, meist Juden, getötet. Sechs Millionen Juden kamen im Zweiten Weltkrieg um, als Opfer Deutschlands und seiner Satelliten-Staaten. Mehrere Hunderttausend stammten aus Rumänien. Einige wurden vom deutschlandfreundlichen Regime des Marschalls Ion Antonescu nach Transnistrien deportiert. Andere wurden von ungarischen Faschisten, die einen Teil Siebenbürgens besetzten, direkt in die nationalsozialistischen Vernichtungslager geschickt. Religiöse und säkulare Zeremonien, Symposien, Filmvorführungen und Ausstellungen ehrten in diesem Jahr die Opfer des rumänischen Holocaust in Bukarest und in anderen Städten des Landes.



    Der rumänische Ministerpräsident Ludovic Orban betonte am Montag bei der Teilnahme an den Auschwitz-Zeremonien, die unter der Schirmherrschaft des polnischen Präsidenten Andrzej Duda stattfanden, dass diese Zeremonien eine notwendige Übung des Gedenkens, des Mitgefühls und zur Aufrechterhaltung eines lebendigen Gewissens“ seien. Der rumänische Regierungschef ist der Ansicht, dass heute, 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, die Welt im Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz vereint sein kann“. Er fügte hinzu, dass Rumänien allein, aber auch als Mitglied der Europäischen Union eine Politik der Toleranz, der Nichtdiskriminierung und des Friedens verfolgt und sich weiterhin aktiv für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust einsetzt“. Aus aller Welt angereist, schlossen sich mehr als 200 Holocaust-Überlebende den politischen Vertretern vor Ort an.



    Letzte Woche nahm der rumänische Präsident Klaus Iohannis, als einer von mehr als 50 Staats- und Regierungschefs, an dem internationalen Forum in Israel teil, das dem Gedenken an die Opfer des Holocaust gewidmet war. Präsident Iohannis hatte auch ein bilaterales Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin, den er versicherte, dass Rumänien sich weiterhin für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust, den Kampf gegen Antisemitismus, die Bekämpfung der Diskriminierung und alle Formen von Gewalt einsetzen werde. Die Teilnahme des Präsidenten an dieser Veranstaltung ist Teil einer Reihe von Schritten, die der rumänische Staat unternommen hat, um europäische Werte, Toleranz und die Achtung der Grundrechte und -freiheiten zu fördern, sagte die Präsidialverwaltung in Bukarest.


  • Waschmaschinen von anno dazumal: der Waschmörser mit Triebrad

    Waschmaschinen von anno dazumal: der Waschmörser mit Triebrad

    Sie kennen wohl die Tage, an denen wir kaum Zeit haben zum Ein- und Ausatmen. Wir laufen hin und her, um möglichst viele Angelegenheiten im Haushalt zu erledigen. An solchen Tagen wissen wir die moderne Technologie am besten hochzuschätzen. Wir hei‎ßen die voll automatisierten, leistungsfähigen Waschmaschinen hoch willkommen. Doch wie kamen die Menschen in der Vergangenheit, vor etwa 100 Jahren, zurecht, als es keine automatischen Waschmaschinen gab?



    Die Antwort auf diese Frage ist meistens in Museen zu finden. Im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ können zum Beispiel ein hölzerner Waschmörser und das dazugehörige Triebrad gesehen werden, die früher zum Kleiderwaschen verwendet wurden. Die Haushaltgegenstände stammen aus dem Dorf Borlova im Kreis Caraş-Severin (im Südwesten des Landes). Die Waschmörser und Triebräder waren gänzlich aus Holz hergestellt und wurden durch Wasserkraft angetrieben. Derartige Waschmörser wurden meistens in den Regionen eingesetzt, wo die Menge Wasser ausreichte, um das Rad konstant anzutreiben. Wünschenswert war auch, dass das Wasser im Winter nicht erfror. Daher die unerlässliche Bedingung der ausreichenden Wassermenge. Die Waschmörser wurden meistens aus Buchen-, Eichen- oder Erlenholz gefertigt. Das im Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ ausgestellte Exponat wurde Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt.



    Vielleicht hört sich das unwahrscheinlich an, doch im Kreis Alba, in Westen des Landes, gibt es immer noch eine solche funktionierende Waschanlage. Sie befindet sich im Besitztum der Familie Avram, im Dorf Dobra de Jos. Die hölzerne Waschanlage ist 101 Jahre alt und immer noch betriebsfähig. Ioana Avram erzählte uns, wie die Waschmaschine läuft — allerdings ohne Waschmittel und ohne Strom:



    Die Kleider werden da hineingelegt und gedreht. Wir lassen sie dort drinnen und das Wasser schlägt zwei Tage lang darauf ein. Mit dieser alten Waschanlage waschen wir Bettdecken, Teppiche — eigentlich alles Mögliche! Das Gebirgswasser ist das bessere Wasser. Meine Schwiegermutter pflegte zu sagen, dass das Schneewasser die Wäsche am besten reinigt. Im Frühjahr kam immer das wei‎ße Wasser, das Ergebnis des geschmolzenen Schnees. Dieses Wasser reinigt die Wäsche am besten!“




    Der Waschmörser ist eine für die Subkarpaten typische Waschanlage. Sie besteht aus folgenden Teilen: ein Holzrad mit mehreren Schaufeln, eine waagerechte Spindel (die Welle) und zwei oder mehrere Hämmer (Stampfer). Die Konstruktion stützt sich auf mehrere Holzbalken. Das Dach wurde aus Schindeln gebaut. Das Triebrad ist Bestandteil der Anlage und hat die Form eines stumpfen Kegels, wobei die kleinere Seite im Boden eingebaut ist. Das Triebrad umfasst mehrere Bretter, die innerhalb des kegelförmigen Trogs eingebaut sind. Das Wasser flie‎ßt mit hoher Geschwindigkeit in die Gosse hinein und treibt das Triebrad an, so dass es sich zu drehen beginnt. Somit wird eine Schleuderbewegung in Gang gesetzt, ähnlich wie bei den modernen Waschmaschinen.



    Mircea Avram erbte die Anlage von seiner Familie. Er kennt ihren Mechanismus in- und auswendig. Er erzählte uns mehr über den Waschmörser:



    Wichtig sind die zwei gro‎ßen Hämmer. Die werden erstmals hoch gehoben und dann hinunter gelassen. Danach wird die Wäsche in die Anlage hinein gesteckt. Wir legen Holz unter den Kessel, um Feuer zu machen und das Wasser zu erhitzen. Das Wasser erreicht eine Temperatur von 37–40 Grad Celsius. Danach lassen wir das Rad frei laufen. Die Hämmer sind so gebaut, dass sie zwei–drei Tage in Bewegung bleiben.“




    Mircea Avram wei‎ß ganz genau, wie hoch die Investition in eine solche Waschanlage vor 100 Jahren war. Denn er besitzt noch die Originalurkunden.



    Das sind die Ausgaben meines Vaters. Er nahm sogar ein Darlehen von der Bank, um den Waschmörser zu bauen. In den Unterlagen kann gelesen werden, wie viel Zinsen er für ein halbes Jahr zahlte. Es werden alle Zahlungen aufgezählt, die er tätigen musste, wie viel er an wen zahlte und für welche Dienstleistung. Und dafür zahlte er auch Gebühren an den Staat. Alles ist dokumentiert.“




    Insgesamt zahlte Mircea Avrams Vater damals 19.608 Lei für die Herstellung des Waschmörsers. Die Waschanlage ist Teil des Kulturvermögens im Kreis Alba — das muss noch dazu gesagt werden. Mircea Avram wei‎ß ganz genau, wie ein solches Wunderwerk instandgehalten wird:



    Am schwierigsten ist, das Triebrad instand zu halten. Die Randelemente, die sie zum Drehen antreiben, müssen öfter ausgetauscht werden. 1994 ersetzten wir die Spindel, das Hauptrad, das einen Durchmesser von 130 cm hat. Den Bottich, in dem die Wäsche gesteckt wird, ersetzten wir erst 2006 mit einem Kessel aus Eichenholz, den wir aus der Umgebung von Mediasch holten.“




    Nach dieser Reise in die Geschichte des Wäschewaschens wissen wir mit Sicherheit die modernen Waschmaschinen entsprechend zu schätzen. Denn die Arbeit im Haushalt ist heutzutage viel einfacher als früher. Und das ist eine gro‎ße Erleichterung.

  • Kachelöfen als Kunstwerk: die Terracotta-Fabrik in Mediasch

    Kachelöfen als Kunstwerk: die Terracotta-Fabrik in Mediasch

    Vor gut 100 Jahren — genauer: im Jahr 1906 — wurde die Terrakotta-Fabrik in Mediasch vom Siebenbürger Sachsen Julius Gräf gegründet. Während nahezu 80 Jahren (1938–2015) war die Kachelfabrik im Besitz verschiedener Personen. Einschlie‎ßlich der rumänische Staat wurde irgendwann zum Eigentümer der Fabrik in Mediasch. Nach 111 Jahren und zahlreichen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Änderungen stellt die Fabrik Teracota“ in Mediasch immer noch die gleichen alten Kacheln her, wie früher. Die Fabrik verwendet immer noch die alten Öfen und das Originalrezept für die Lehmmischung. Sie beschäftigt die gleiche Anzahl von Mitarbeitern und setzt die gleiche Verglasungstechnik ein. Auch die Malerei wird weiterhin von der Hand getätigt. Seit 2015 ist die Fabrik wieder Eigentum eines siebenbürgisch-sächsischen Unternehmers namens Uwe Draser.



    Die Ofenkacheln sind Keramiksteine, die für den Bau von Kachelöfen bzw. für den äu‎ßeren Teil der Öfen verwendet werden. Der äu‎ßere Teil eines Kachelofens besteht aus fünf Hauptelementen: Tafeln, Ecken, Sockeln, Leisten und Schornsteinen. Au‎ßerdem können auch Dekorativelemente gefertigt werden. Diese waren typisch für die Öfen in den Wohnungen des Adels. Wir erfahren die Geschichte dieses Handwerks von gestern und von heute von Radu George Stelian, dem Werksleiter in Mediasch:



    Wir versuchen, die Tradition fortzusetzen. Wir vermischen derzeit die Erde nach dem alten Rezept, das auch 1906 verwendet wurde. Darüber hinaus verwenden wir für die Verbrennung der Kacheln die gleichen Öfen wie zur Zeit der Gründung des Werks. Und wir versuchen, unseren Kunden zu erklären, worin der Unterschied besteht zwischen den von uns gefertigten Kacheln und der Serienproduktion. Unsere Kacheln werden von der Hand gepresst. Die Qualität ist unterschiedlich von der der mechanisch gepressten Kacheln. Es war eine verrückte Wette! Denn es ist schwierig, dem Wettbewerb unter diesen Umständen standzuhalten. Damit Sie sich ein Bild von den Unterschieden machen können: Ein Mitarbeiter von uns, der Kacheln von der Hand eindrückt, fertigt etwa 800 Kacheln im Monat. Hätten wir es mit einem automatisierten Werk zu tun, so würden rund 7–8 Tausend Stück durch mechanisches Pressen am Tag gefertigt. Ein enormer Unterschied!“




    Das Handwerk der manuellen Kachelfertigung geriet fast in Vergessenheit Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Kachelöfen — mit dem Erscheinen moderner Heizungssysteme — als obsolete Heizungsalternative betrachtet werden. Dennoch können die modernen Heizkörper die Schönheit und den Charme der Kachelöfen und –kamine kaum erreichen. Der Kachelofen sei ein repräsentatives Artefakt der rumänischen Zivilisation — so zumindest wird darüber erzählt. Er sagt etwas aus über die nationalen Entwicklungen sowie über die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen und Ereignisse in der rumänischen Gesellschaft. Radu George Stelian erzählt uns, worin die Stärke der Kachelöfen auf dem Markt bestehe:



    Wir versuchten, etwas Anderes, Neues anzubieten. Manche Kunden wollten sich bei der Fertigung eines Ofens einbringen, sie wollten konkret mitmachen. Wir boten ihnen die Möglichkeit, die Kacheln selbst einzudrücken und zu bemalen. Wenn eine Familie zu uns kommt und gerne am Ofen mitbauen will, dann erledigen wir das Eindrücken der Kacheln und die Verglasung und überlassen ihnen den kreativen Teil — das Bemalen. Dann legen wir die Teile zusammen und jeder erkennt seinen Beitrag wieder. Viele unserer Kunden wünschen sich so etwas. Au‎ßerdem restaurieren wir auch alte Öfen. Falls jemand ein altes Haus gekauft hat und drinnen war ein alter Ofen, den er gerne restaurieren möchte, so können wir ihn restaurieren. Dann gibt es noch die Leute, die mit einer Skizze auf Papier kommen. Wir verwenden Gipsvorlagen und übertragen ihre Skizze in Gips. Somit fertigen wir ein Unikat an, einen Ofen wie kein anderer. Die Kunden können die Gipsvorlagen mit nach Hause nehmen. So gehen sie sicher, dass niemand mehr so einen Ofen hat. Wir haben diese Nische gefunden und wir nutzen sie aus, um wettbewerbsfähig auf dem Markt zu bleiben. Es ist nicht einfach, doch wir hatten gute Partner, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Au‎ßerdem veranstalteten wir Ausstellungen in Bukarest, aber auch in Viscri (Wei‎ßkirch) oder im Kunstmuseum in Hermannstadt sowie im Museum der Stadt Mediasch. Derzeit haben wir eine Ausstellung in Viscri, in der dortigen Kirchenburg. Wir wollen zeigen, Kacheln sind nicht nur Bausteine eines Ofens. Sie können auch Kunst darstellen.“




    Im Werkarchiv ist eine Sammlung von siebenbürgischen Kacheln und Kachelvorlagen gelagert. Dort können sogar Reproduktionen von seltenen Kachelöfen gesehen werden. Sie stammen aus dem Astra-Museum in Hermannstadt. Mehr Informationen dazu lieferte uns Radu George Stelian:



    In unserem Archiv sind mehr als 300 Vorlagen neue Kacheln. Iulia Costescu ist Masterstudentin. Sie studiert Malerei und arbeitet hier, in unserem Werk. Wir haben also unsere Kacheln und fertigen auch noch Repliken von alten Kacheln nach. Die Vorlagen haben wir vom Astra-Museum in Hermannstadt oder von verschiedenen anderen Museen im Land. Unser Sortiment ist also sehr vielfältig. Die Kunden können sich die gewünschten Modelle aussuchen, je nachdem, in welcher Region sie leben. Falls die Kunden aus der Bukowina kommen, können wir ihnen alte, herkömmliche Kacheln aus der Bukowina empfehlen. Wenn sie sich etwas aus Siebenbürgen wünschen — auch das haben wir im Angebot. Falls sie sich im Gegenzug neue, moderne Kacheln wünschen, können wir ihnen auch ein modernes Design anbieten. Derzeit gelten Kachelöfen nicht mehr als klassische Öfen. Wir liefern Öfen, an denen 10–15 Heizkörper angeschlossen werden können. Es fungiert als Heizsystem im Kleinformat. Vor allem in Siebenbürgen empfehlen wir wei‎ße Kacheln mit blau gemaltem Muster. In der Bukowina ist es üblich, die Kacheln mit etwas komplexeren Mustern zu bemalen. Bevorzugte Farben sind Grün, Rot, sogar Gelb.“




    Das Werk verkauft monatlich etwa 30 grö‎ßere und 100 vormontierte Öfen. Es beschäftigt 30 Mitarbeiter. Die Tore sind immer offen für Besucher. Die Gäste können bei der Fertigung der Kacheln mitmachen. Sie können Kacheln im Kleinformat eindrücken, die sie auch nach Hause mitnehmen. Denn das Handwerk soll weiter übertragen werden, an jeden, der sich dafür interessiert.

  • 1. Dezember 1918: Wie der Nationalrat die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien beschloss

    1. Dezember 1918: Wie der Nationalrat die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien beschloss

    Der Gro‎ße Rumänische Nationalrat, ein Vertretungsorgan mit Legislativbefugnissen, berief die Versammlung der 1228 Delegierten in der Stadt Alba Iulia (dt. Karlsburg oder Wei‎ßenburg) ein, die zu einem Symbol für die Ausarbeitung der Resolution zur Vereinigung mit dem Königreich Rumänien wurde. Im Gro‎ßen Nationalrat sa‎ßen 8 Bischöfe und 200 Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten. Zusammen mit dem Rumänischen Nationalrat, der eine exekutive Funktion übernahm und sich aus 6 Mitgliedern der Rumänischen Nationalpartei und 6 Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei zusammensetzte, beschloss der Gro‎ße Nationalrat, dass ein Neuanfang nur auf der Grundlage der allgemeinen Abstimmung erfolgen könne, für die sich die rumänischen Parteien und die nationalen Organisationen aus Siebenbürgen seit 1881 eingesetzt hatten.



    1907 hatten in Österreich-Ungarn die ersten allgemeinen Wahlen stattgefunden, allerdings nur im österreichischen Teil des Reiches. Ein Jahr zuvor, 1906, war in Österreich ein neues Wahlgesetz verabschiedet worden, laut dem alle Männer über 24 Jahre, unabhängig von Reichtum und sozialer Herkunft, wahlberechtigt waren. Da Siebenbürgen und Banat im ungarischen Teil des Reiches lagen, konnten die Rumänen von der Reform des allgemeinen Wahlrechts nicht profitieren. Lediglich die Rumänen in der Bukowina, die zu Österreich gehörte, hatten das Wahlrecht erhalten. 1907 und 1911 wurden jeweils fünf rumänische Abgeordnete aus der Bukowina ins Wiener Parlament entsandt. 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, beschloss der Rumänische Nationalrat, dass die Zukunft der Rumänen aus Österreich-Ungarn mit dem Staat Rumänien zusammenhängen sollte. In Alba Iulia wurden 1228 Abgeordnete gewählt, und diese verabschiedeten eine Resolution über die Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien. Die Schwierigkeiten, eine solche Wahl zu organisieren, waren überwältigend.



    Diesen Höhepunkt nationaler Begeisterung beschreibt der Historiker und Politikwissenschaftler Daniel Barbu wie folgt, er ist Professor an der Fakultät für Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Bukarest:



    Was ist damals passiert? Es gab eine frontale und dramatische Kollision zwischen zwei Formen der Souveränität. Das frühe römische Recht hatte zwei Auffassungen, die nicht als widersprüchlich, sondern als komplementär empfunden wurden. Man sah das Ganze als ständige Auseinandersetzung mit Argumenten und Gegenargumenten. Und zwar die »maiestas« des Volkes, d.h. die Souveränität des Volkes und das »imperium«, d.h. die Souveränität der Beamten, des Staates, des Senats, der Konsuln, Zensoren und so weiter. Was geschah 1918 zu Beginn des Winters in Siebenbürgen, und ich stelle hiermit die Verbindung mit dieser römischen Terminologie her? Siebenbürgen war eine Provinz ohne Staat, die ungarische Krone löste sich gerade auf, sie befand sich in einer Art Schockstarre, konnte also nicht reagieren. Wenn ich »Krone« sage, beziehe ich mich auf ihre Magistraten, d.h. Präfekten, Gendarmerie-Kommandanten und alle, die die öffentliche Ordnung und Souveränität der gro‎ß-ungarischen Nation gewährleisteten, die unter der Form eines »Imperiums« vom Parlament, dem König und den Regierungsdelegierten in Regionen und Grafschaften ausgeübt wurden. Diese Autorität existierte nicht mehr.“




    Vor dem Hintergrund der entstandenen Verwirrung hätten die Rumänen auf das Ziel der Selbstbestimmung hingearbeitet. Professor Daniel Barbu:



    Und doch haben wir in diesem Zusammenhang einen Ausbruch, eine Explosion der Majestät, die Souveränität des Volkes. Vor allem die Volksgruppe der Rumänen, insbesondere diejenigen, die durch zwei relativ gleichrangige Parteien im Parlament in Budapest vertreten waren und etwa den gleichen Einfluss hatten: die Rumänische Nationalpartei einerseits und der rumänische Ableger der Sozialdemokratischen Partei Ungarns zum anderen organisierten einen Wahlprozess. Soweit ich wei‎ß, war dies der einzige Wahlprozess der Neuzeit, der nicht von einer Regierung oder einer öffentlichen Behörde, sondern, wie wir seit 40 Jahren sagen würden, der Zivilgesellschaft organisiert wurde. Ich meine damit allerdings nicht, dass es ein sehr demokratischer Prozess war. Die mikrogeschichtlichen Daten, die wir über die Wahl der Delegierten in jedem der Orte haben, zeigen, dass ein Verfahren aus der römischen Zeit zur Anwendung kam, nämlich die Akklamation. In der Regel waren es zwei, drei oder vier Persönlichkeiten aus dem jeweiligen Dorf, d.h. der Priester, der Grundbesitzer, falls er Rumäne war, der Notar, der Lehrer oder ein reicherer Bauer usw., die durch Beifall, durch einen Konsens also, die Autorität zur Vertretung der gesamten Gemeinschaft erhielten. Es war ein mühseliger Prozess, der fast einen Monat gedauert hat und der jene Besonderheit der Geschichte ausmacht, die die Gründung einer extrem starken politischen Bildsprache mit tiefgreifenden demokratischen Konnotationen hätte darstellen können. Wo sonst oder wann sonst hat sich eine relativ gro‎ße Gruppe von Menschen, ohne Präfekten, Gendarmen und Polizisten, ohne jegliche Unterstützung, Ermutigung oder Finanzierung durch eine Behörde in einem Wahlprozess organisiert, der zu einer verfassungsgebenden Versammlung führte, der von Alba Iulia?“




    Die Abstimmung, für die die 1228 Delegierten nach Alba Iulia entsandt wurden, um die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien zu beschlie‎ßen, wäre nach heutigem Stand ein weniger demokratisches Verfahren. Aber es waren trübe Zeiten, das Ende des Ersten Weltkrieges hatte die in den Jahren zuvor unterdrückten Erwartungen und Reaktionen hochgespült. Professor Daniel Barbu sagt, die Demokratie hätte auf neue Grundlagen gelegt werden können, aber es sollte nicht so kommen:



    Zweifelsohne hat die konstituierende Versammlung von Alba Iulia in ihrer, ebenfalls durch Zuruf, einstimmig angenommenen Resolution nicht die Abstimmungsmethode angewandt. Darin ging es um die Einheit und die bedingte Vereinigung mit dem Königreich Rumänien. Es ging auch um die Gründung eines rein demokratischen Regimes, das hei‎ßt eines authentischen Regimes. Hier stellt sich eine Frage: Waren die Teilnehmer der Versammlung von Alba Iulia, oder zumindest diejenigen, die die Resolution formuliert und sie für den Zuruf der Bevölkerung vorgelegt haben, selbst Demokraten? Es waren eindeutig rumänische Patrioten. Es waren Leute, die lange Zeit parlamentarische Erfahrungen gesammelt hatten, sie hatten das Wissen und die Praxis der Politik auf ihrer Seite. Ich vermute aber, dass sie keine Demokraten waren und das sollte sich in den Monaten darauf zeigen. Was passierte zum Beispiel am 6. Dezember? Am 6. Dezember besetzte die rumänische Armee Siebenbürgen. Das hat wesentlich dazu beigetragen, die Grenzen festzulegen und vor allem den Frieden im Land wiederherzustellen. Wir haben sehr deutliche Zeitzeugnisse. Ion Lapedatu spricht in seinen Memoiren, auf den Tagebuchseiten, die genau in jenen Tagen geschrieben wurden, davon, dass ‚die Dörfer sich bewegen‘. Wenn wir über die Räterepublik nach sowjetischem Vorbild sprechen, denken wir nur an Budapest und Ungarn jenseits der Thei‎ß, aber ganz Europa, einschlie‎ßlich England, war von einem revolutionären Schaudern erfasst. Städte wie Turin, München, Berlin wurden viele Monate unter der roten Flagge von Soldaten und Arbeiterverbänden geführt. Ähnliche Dinge hatten in Siebenbürgen begonnen. ‚Die Dörfer bewegen sich‘, klagte also Lapedatu. Was bedeutete dies? Die Bauern teilten das Land unter sich auf und nicht immer bedeutete das, dass der Gutsbesitzer ungarisch war, die Bauern gingen zum Notar und verbrannten die Archive, in denen ihre Schulden verbucht waren. Es gibt eine ganze ländliche Bewegung, die die Revolution nachahmt.“




    Die Abstimmung über die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien war ein mühsames Unternehmen, an dessen Ende der Wille der Rumänen zu einem Neuanfang deutlich wurde. Am 1. Dezember war Alba Iulia das Zentrum des Rumänentums in Siebenbürgen. Das Ende jenes Jahres war ein ruhmvolles Ende, und auch der Beginn einer neuen Ära, in der die Rumänen hofften, ihre Erwartungen zu erfüllen.