Tag: Siebenbürgen

  • Colibiţa – das Meer in den Bergen

    Colibiţa – das Meer in den Bergen

    Unsere heutige Tour geht in den Norden des Landes, nämlich in den Landkreis Bistriţa-Năsăud, ins Land der Legenden und der wunderschönen Naturlandschaften. In dieser Region sind viele schöne Ecken zu entdecken. Ein von den Touristen bevorzugtes Reiseziel in diesem Landesteil ist das sogenannte Meer in den Bergen“. Denn so pflegen die Ortsbewohner den hiesigen See, Colibiţa, zu nennen. Colibiţa ist ein ruhiges Dorf, das am Ufer eines sehr gro‎ßen Stausees liegt. Die Dorfbewohner leben zurückgezogen, in aller Ruhe. Die Ortschaft liegt am Fu‎ße des Călimani-Gebirges, etwa 40 Km von Bistriţa entfernt und rund 17 km vom Tihuţa-Pass, bekannt unter anderem wegen der Legende von Dracula.



    Ion-Costin Corboianu arbeitet als Reiseveranstalter. Er stellte uns einige Vorteile der Region vor:



    Colibiţa ist in künstlich angelegter Stausee. Er wurde 1991 eingeweiht. Der See liegt am Fu‎ße der Călimani-Gebirge, in einer Höhe von 1850 m. Fachleute meinen, in Colibiţa sei die reinste Luft landesweit zu finden. Freizeitmöglichkeiten gibt es reichlich vor Ort: Man kann mit den Tretboot, dem Ruderboot oder mit dem Schnellboot auf dem See fahren oder aber Wanderungen unternehmen.“




    Die Touristen haben die Möglichkeit, in den zahlreichen Pensionen vor Ort zu übernachten. Die Pension Fisherman Resort verfügt zum Beispiel über ein geräumiges Restaurant, einen Weinkeller, ein kleines SPA-Zentrum zur Erholung und einen kleinen Fitness-Raum. Drau‎ßen gibt es mehrere Sportplätze für die aktiven Touristen sowie mehrere Wasserfahrzeuge für Entertainment auf dem See. Es besteht die Möglichkeit zum Fischen. Abenteuerlustige können Offroad-Fahrten versuchen. Auch Wanderungen, wie etwa bis zur Călimani-Spitze, können angetreten werden. Der Wanderweg ist etwa 18 km lang. Die Bergspitze liegt in 2.000 m Höhe.



    Eine weitere Attraktion in der Region ist der Tihuţa-Pass. Der Tihuţa-Pass ist ein Gebirgspass in den Ostkarpaten, im Bârgău-Gebirge. Er befindet sich in 1200 m Höhe. Die Passstra‎ße verbindet die siebenbürgische Stadt Bistriţa/Bistritz im Westen mit dem Kur- und Wintersportort Vatra Dornei/Dorna Watra im Osten.



    In der Region befindet sich auch der mit Steinplatten bepflasterte Römerweg, der mittlerweile einigerma‎ßen konsolidiert wurde. Er wurde auch umbenannt und hei‎ßt nun Maria-Theresia-Weg. Alljährlich wird hier eine Sportveranstaltung organisiert. Die Teilnehmer müssen die Strecke laufend zurücklegen.



    Das Kloster Piatra Fântânele im Tihuţa-Pass ist ebenfalls einen Besuch wert. Das Kloster wurde an dem Ort gebaut, wo einst die älteste orthodoxe Kirche im Nordwesten Siebenbürgens stand. Ebenfalls hier kann ein eisernes 31 m hohes Kreuz bewundert werden, das 2010 errichtet wurde. Das LED-bestückte Kreuz ist auch bei Nacht sichtbar.



    Darüber hinaus werden auf der Schipiste in Tihuţa Schiwettbewerbe organisiert — sowohl Ski Alpin wie auch Langlauf. Es werden auch Trainingslager veranstaltet.

  • Bau der ersten Nord-Süd-Autobahnstrecke in Aussicht gestellt

    Bau der ersten Nord-Süd-Autobahnstrecke in Aussicht gestellt

    Der Bau der Autobahn Ploieşti – Braşov, die die Mittleren Karpaten in Süd-Nord-Richtung durchqueren soll, wird am Montag ausgeschrieben. Das kündigte jetzt die Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă an. Sie stellte zudem die Vereinbarung einer öffentlich-privaten Partnerschaft für das Bauvorhaben bis zum Jahresende in Aussicht.



    Ein lang ersehntes Projekt, für das die Regierung in den letzten Monaten Anstrengungen unternommen hat. Innerhalb von 30 Tagen können rumänische und ausländische Investoren ihre Angebote abgeben, die Ausschreibung erfolgt nach dem kompetitiven Auswahlverfahren. Nach der Vergabe wird es Verhandlungen mit den ausgewählten Unternehmen geben, so dass wir davon ausgehen können, dass im Dezember die Unterzeichnung des öffentlich-privaten Partnerschaftsabkommens für den Bau dieser Autobahn stattfinden kann.



    Bislang wurde noch kein Kostenvoranschlag für den Bau der Autobahn Ploieşti-Braşov vorgelegt. Die beiden Städte sind derzeit durch eine sog. Europastraße miteinander verbunden, die durch die beliebtesten Skiorte der rumänischen Karpaten führt. Der Höllenverkehr vor allem an Wochenenden und in der Urlaubszeit beförderte die Strecke an die Spitze der Rangliste der meistbefahrenen Bundesstraßen Europas.



    Die in diesem Fall gewählte Finanzierung, bzw. die öffentlich-rechtliche Partnerschaft, löste Verwunderung aus. Auch im Falle der Moldau-Autobahn, die die Landesmitte mit dem Nordosten verbinden soll, schlagen die Behörden ein solches System vor, das von der Opposition kritisiert wird. Im Einklang mit der EU-Kommissarin für Regionalentwicklung, der Rumänin Corina Creţu, forderte der Chef der Liberalen, Ludovic Orban, dass die Exekutive das Bauvorhaben aus den nicht rückzahlbaren Fördermitteln der EU für die Moldau-Autobahn finanziert.



    Mit seiner Entscheidung, die Moldau-Autobahn durch eine öffentlich-private Partnerschaft zu finanzieren, hat die PSD-Regierung eigentlich eine Botschaft nach außen vermittelt: Der Bau dieser Teilstrecke stellt keine Priorität dar und es gehört auch nicht zu den Vorhaben der Regierung, diese lebenswichtige Autobahnstrecke zu bauen. Die europäische Kommissarin Corina Creţu hat es ganz deutlich erklärt, diese Autobahn-Teilstrecke kann aus nicht rückzahlbaren EU-Fördermitteln finanziert werden, dem Operationellen Programm Infrastruktur Umwelt.



    Corina Creţu hatte zuvor die Regierung in Bukarest wegen der fehlenden Infrastrukturprojekte scharf kritisiert. Diese Projekte seien zuschussfähig für europäische Fördermittel, hieß es. Die Kommissarin sagte außerdem, dass Rumänien im Transportbereich bereits die Chance auf zwei Milliarden Euro verpasst hätte. Derzeit sei man darum bemüht, die Aufhebung weiterer Mittelbindungen für den Zeitraum 2014-2020 zu vermeiden.



    Derweil haben die Behörden angekündigt, bis Ende des Jahres 100 neue Autobahn-Kilometer freizugeben, im Nordwesten und Westen des Landes. Rumäniens Autobahn-Netz ist derzeit weniger als 750 Kilometer lang, davon stammen 100 Autobahn-Kilometer aus der Zeit vor der Wende. Die Presse präsentiert eine bittere Statistik der Wahlversprechen der Transportminister der letzten fünf Jahre. Wären diese eingehalten worden, hätte das Land über circa 8000 Autobahn-Kilometer verfügt.

  • Kirchenburg in Klosdorf: Wie aus einer anderen Zeit

    Kirchenburg in Klosdorf: Wie aus einer anderen Zeit

    Unsere heutige Reise geht nach Siebenbürgen. Diesmal halten wir im Landkreis Mureş an, genauer in der Gemeinde Saschiz (dt.Keisd). Wir wollen nämlich die Kirchenburg im Dorf Cloaşterf (dt. Klosdorf) besichtigen. In Klosdorf wähnt man sich wie in einer anderen Zeit. Es ist der ideale Ort zum Entspannen. In Klosdorf gibt es die Möglichkeit, sowohl in modernen Gasthöfen zu übernachten, wie auch in alten Bauernhäusern, wo alles noch wie vor Zeiten aussieht. Alte Möbelstücke, von der Hand gemalte Wände begeistern hier die Gäste. Weder Fernseher noch weitere moderne Annehmlichkeiten gibt es in diesen Unterkünften. Die bedeutendste Attraktion im Dorf ist die alte Kirchenburg. Sie wurde nach dem Vorbild der Kirchenburg in der Gemeinde Keisd errichtet. Im Inneren der Kirche können noch alte Möbel in barocken Formen aus dem 17.–18. Jahrhundert bewundert werden.



    Aurel Cherecheş ist der Verwalter und Kurator der Kirchenburg. Er bot uns einige Informationen dazu:



    Die immer häufigeren Überfälle der Türken im Zeitraum 1462–1482 bewegten die Ortsansässigen dazu, ihre Dörfer und Kirchen immer stärker zu befestigen. Die meisten siebenbürgischen Siedlungen bauen Festungsanlagen zu der Zeit, um sich besser verteidigen zu können. Hierfür werden gro‎ße Bemühungen unternommen. Das Jahr 1493 ist bekannt für die massiven Einfälle der Türken. In diesem Jahr werden die meisten Kirchen befestigt, praktisch zu Kirchenburgen umgebaut. Es werden Verteidigungstürme und zusätzliche Schutzanlagen errichtet. Klosdorf liegt 2 Km von der Hauptstra‎ße entfernt, die Kronstadt mit Schä‎ßburg verbindet. Klosdorf hing im Mittelalter administrativ vom Kloster Kerz (rum. Cârța) ab. Es war Eigentum des Klosters.“




    Die Kirchenburg liegt direkt an der Hauptstra‎ße, so Aurel Cherecheș:



    Die evangelische Kirche und die Festungsanlage bilden ein homogenes Ganzes. Die vier Verteidigungstürme an den vier Ecken wurden im Zeitraum von 1521 bis 1524 errichtet. Die Kirche wurde befestigt, um Gewehrschüsse abwehren zu können. Die erste namentliche Erwähnung von Klosdorf stammt aus dem Jahr 1267 und nimmt Bezug auf den Schutzpatronen des Dorfs, St. Nikolaus. Die Urschrift beschreibt die Siedlung als sächsische Burg zur Verteidigung gegen die Einfälle der Tataren. Andere Dokumente wiederum meinen, das Dorf sei zum ersten Mal in einer Auflistung der Grundstücke der Abtei Kerz im Jahr 1322 erwähnt worden. Die alte Kirche, die noch vor der heutigen Konstruktion stand, wurde 1353 erbaut. Darüber wei‎ß man allerdings gar nichts. Um 1500 war Klosdorf als kokettes Dorf mit flei‎ßigen Menschen bekannt. Nach der Errichtung der Kirchenburg im Jahr 1521 wurde die Ausbildung aller Sachsen als Pflicht vorgesehen. Die Dorfbewohner begannen demnach zu lesen und zu schreiben, was zum Aufblühen des Dorfs beitrug.“




    Die Kirchenburg wurde von der Organisation Mihai Eminescu Trust restauriert. Neben dem im 19. Jahrhundert gebauten Glockenturm wurde ein Gästezimmer eingerichtet. Es wurde mit traditionellen siebenbürgisch-sächsischen Möbeln ausgestattet. Klosdorf ist ein Reiseziel, dass jederzeit relativ einfach erreichbar ist. Denn in nicht allzu gro‎ßer Entfernung vom Ort liegen zwei Flughäfen: Neumarkt (rum. Târgu Mureş) und Hermannstadt (rum. Sibiu).

  • Auf der Suche nach den waschechten Rumänen

    Auf der Suche nach den waschechten Rumänen

    Biologie, Anthropologie und Medizin stellten sich in den Dienst dieses grandiosen Projekts und entwickelten Antworten, über die wir heute nur staunend den Kopf schütteln.



    Der rumänische Geschichtsforscher Marius Turda doziert in Gro‎ßbritannien an der Oxford Brooks University zum Thema Rassen und Völker und hat auch interessante Bücher zu diesem Thema veröffentlichte — er kennt den Hintergrund, vor dem die Rassen- und Völkerwissenschaft in Rumänien erscheint.



    Stichwort hier ist Gro‎ßrumänien — ein Staat, umgeben von Ländern, die territoriale Ansprüche an ihn erheben. Es waren schwierige Zeiten, überall ging es darum, etwas zu unternehmen, damit das Land irgendwie zusammenhält. Gro‎ßrumänien war entstanden, jetzt musste es mit Rumänen bevölkert werden. Es gab Gebiete und Städte, wo Rumänen in der Minderheit waren“, sagt Marius Turda und fügt hinzu, dass der damalige Zeitgeist nach einer Stärkung des rumänischen Elements verlangte. Rumänen sollten ermutigt werden, viele gesunde Kinder zu kriegen. Aber es ging eben auch darum, zu identifizieren, was eigentlich das Rumänische ausmacht — vor allem dort, wo es sprachlich und kulturell nicht eindeutig war, dass die Menschen Rumänen waren, so Turda.



    Die Wissenschaft entwickelte schnell Blut und Rassenmerkmale — und Ärzte, Biologen und Anthropologen brachten sich enthusiastisch ein. Die Anthropologie in ihrem Selbstverständnis der 1920er Jahre konnte aufgrund der Blutgruppe oder der körperlichen Rassenmerkmale Menschen unterschiedlichen erkennbaren Gruppen zuordnen“, erläutert der Historiker. Eine Sprache ist leicht zu lernen, die Leute konnten sich als Ungarn oder Rumänen ausgeben, wenn sie die Sprache beherrschten. An der Rasse war nichts mehr zu ändern. Besonders in den 1930er Jahren wurden Rassenmerkmale verstärkt eingesetzt, um nach dem Wesen des Rumänen zu suchen, meint Marius Turda. Wir hatten ihn sprachlich, kulturell oder religiös definiert, aber etwas gehörte einfach dazu — wie sah er eigentlich aus, dieser Rumäne? Was unterschied ihn vom Deutschen oder Griechen?“ Dann wurde es kompliziert, so der Forscher: denn Deutsche und Rumänen zu unterscheiden, war noch relativ leicht, aber bei Griechen und Bulgaren und Rumänen waren die Gemeinsamkeiten eben zu gro‎ß, die Unterschiede minimal.



    Aber auch die Forscher setzten sich Grenzen, wei‎ß Marius Turda: Sehr wenige von ihnen gingen so weit, unterschiedliche rumänische Rassengebiete innerhalb Gro‎ßrumäniens zu zeichnen. Allerdings wollten sie zeigen, dass es eine dakisch-römische und dann eine rumänische Kontinuität in Siebenbürgen gegeben hat, um die ungarischen Theorien zu widerlegen“, sagt der Geschichtsforscher Marius Turda. Demnach gehörten die Rumänen in Siebenbürgen zu dem überwiegenden Rassentypus in Mittel- und Westeuropa, während die Rumänen in der östlichen Moldau und in der südlichen Walachei eher den Balkanrassen zuzuordnen waren, die stark von den asiatischen Invasionen, aber auch vom griechischen Element geprägt waren. Siebenbürgen galt im damaligen Zeitgeist als reinstes rumänisches Gebiet — die dortigen Rumänen lebten hoch oben im Gebirge und waren ethnisch weniger vermischt.



    Es wurde viel zu den Motzen geforscht, nicht nur weil Avram Iancu, ein Symbol des Aufstands gegen die ungarische Ausbeutung, zu ihnen gehörte. Die Motzen hatten in relativer Isolation gelebt und es war möglich, nach der anthropologischen Theorie Gruppen zu erkennen, die lange Zeit getrennt gelebt hatten — der idealtypische Rumäne war also der aus dem Apuseni-Gebirge“, so der Geschichtswissenschaftler. Es gab dort auch eine sprachliche Einheit, nur die Religion war anders, weil viele Siebenbürger griechisch-katholisch oder reformiert waren. Trotzdem, meint der Historiker Marius Turda, wurde nie behauptet, dass Siebenbürger als Rasse den Moldauern oder den Munteniern überlegen waren. Der einzige Anthropologe, der diese These zu etablieren versuchte, scheiterte kläglich.

  • Großrumänien: Frankreich unterstützte Anschluss Siebenbürgens und des Banats an Altreich

    Großrumänien: Frankreich unterstützte Anschluss Siebenbürgens und des Banats an Altreich

    Laut Studien für Geschichte und Völkerrecht sei Mittel- und Osteuropa nach dem Jahr 1918 eine Schöpfung Frankreichs. Die Staaten, die nach dem ersten Weltkrieg gegründet wurden, verdanken gewisserma‎ßen Frankreich ihre Existenz. Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei und Jugoslawien sind die Staaten, die nach 1918 eine neue Form annahmen, nachdem die siegreiche Entente die Friedensbedingungen des 4-jährigen Krieges festlegte.



    Am Ende des Jahres 1918 herrschte europaweit eine düstere Stimmung, die von Rumänen und anderen Ethnien besiedelten Territorien unter der Habsburgermonarchie waren umstritten und die Kontrolle über die jeweiligen Territorien hing mit der Fähigkeit der politischen Akteure zusammen, bei den Friedensverhandlungen eine starke Position einzunehmen. Im westlichen Teil des heutigen Rumäniens spielte Frankreich eine wichtige Rolle bei der Friedenserhaltung und eine entscheidende Rolle bei der Grenzziehung des Königreichs Rumäniens. Der französische General Henri Mathias Berthelot war der stärkste Befürworter der rumänischen Causa. Der Historiker Aurel Ardelean von der Universität Vasile Goldiș“ in Arad beschreibt die komplizierte Situation der Zeit:



    Am Ende des Jahres 1918 und Anfang des Jahres 1919 war die Situation im Westen Gro‎ßrumäniens nicht gerade ideal. Rumänien zog in den Krieg gegen das Versprechen, dass nach Kriegsende das westliche Territorium befreit wird, insbesondere das Banat, das de facto unter serbischer Militärbesetzung stand. Der rumänische Premier und Au‎ßenminister Ion C. Brătianu richtete am 22. Dezember ein Telegramm an den französischen Botschafter Saint Aulaire, in dem er dem Botschafter mitteilte, dass die serbische Armee in Banat hunderte Rumänen in Belgrad hinter Gitter brachte. Im westrumänischen Arad gab es zahlreiche Menschen, die vor dem Terror der serbischen Armee im Banat flüchteten. Die serbische Armee im westrumänischen Timișoara hatte den Rumänischen Nationalrat des Kreises Timiș und alle rumänischen Nationalgarden aufgelöst.“




    Der General Berthelot traf in Rumänien im Oktober 1916 an der Spitze seiner Mission ein, die im März 1918 abgebrochen werden musste, als Rumänien nach seiner Niederlage einen Waffenstillstand mit den Mittelmächten vereinbarte. Berthelot kehrte im Oktober 1918 an der Spitze einer neuen französischen Mission nach Rumänien zurück. Aurel Ardelean kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Die Amtseinführung der rumänischen Verwaltung in Siebenbürgen und im Banat erfolgte nicht reibungslos. »Das Martyrium der Rumänen in Siebenbürgen ist mir völlig bekannt. Ich empfinde eine besondere Liebe gegenüber Ihrem Volk und ich versichere Ihnen meine volle Unterstützung und mein starkes Engagement für die territoriale Integrität Gro‎ßrumäniens« — das waren die Worte des französischen Generals, Stabchefs der Donau-Armee und Leiters der französischen Mission in Rumänien an die vom Politiker Vasile Goldiş geleitete Delegation, die in Bukarest dem König Ferdinand I. die Urkunden der Gro‎ßen Vereinigung aushändigen sollte. Die damaligen Zeitungen im westrumänischen Arad, insbesondere die Publikation »Românul«, berichteten wie folgt über den Besuch des französischen Generals im Westen des Landes in den Jahren 1918-1919, in einer Zeit, in der Arad, Siebenbürgen und das Banat mit Schwierigkeiten und Zwischenfällen unter rumänische Verwaltung kamen: »Der Besuch des französischen Stabchefs sollte über eine vom Krieg erschütterte Region, in der noch starke Spannungen herrschten, wieder Frieden bringen.« Ungarische Provokateure haben die Rumänen beschossen, die den französischen General in Arad empfangen wollten, traten ihre Flaggen mit den Fü‎ßen, es gab zahlreiche Opfer. »Die Ungarn müssen sich dessen bewusst werden, dass nicht die Demonstrationen dieser verrückten Menschen die politische Situation der Rumänen und der Ungarn entscheiden werden, sondern der Friedenskongress. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem dieser zusammenkommt, müssen sowohl die Rumänen als auch die Ungaren ruhig Blut bewahren, das internationale Gericht wird Gerechtigkeit widerfahren lassen« — das war die offizielle und pazifistische Stellungnahme der Rumänen, die in der Zeitung »Românul« erschien. Der französische General selber hatte allerdings eine praktische Lösung gefunden, die den interethnischen Konflikten ein Ende setzen sollte: die Besetzung der ganzen Region durch französische Truppen.“




    Die Rolle der französischen Truppen war, die Gemüter zu beruhigen, und der General Berthelot habe seine Aufgabe erfüllt, glaubt Aurel Ardelean:



    Wie die Presse damals berichtete, überzeugte der General Berthelot nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten. In der Zeitung »Kirche und Schule« vom 23. Dezember 1918 stand: »Französische Truppen im Banat. Als Folge der blutigen Auseinandersetzungen wurden vorige Nacht auf Befehl des Generals Berthelot französische Truppen eingesetzt, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen und die Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren.« Laut einer anderen Nachricht »wird die rumänische Armee Oradea (Gro‎ßwardain), Arad und Sighetul Marmaţiei im Norden des Landes besetzen. Ein französischer General hat die ungarische Regierung benachrichtigt, dass die rumänische Armee das Recht hat, die Trennlinie zu überschreiten und die folgenden Städte zu besetzen: Cluj, Dej, Satu Mare, Oradea, Radna, Arad, Marghita und Sighetul Marmației.«“




    Die militärische Operation hat bis zur Ankunft der französischen Truppen gedauert. Die westliche Grenze des heutigen Rumänien wurde mit der Unterstützung seines gro‎ßen Verbündeten Frankreich erreicht.

  • Litovoi: Neuentdecktes Paläo-Säugetier ist 68 Mio. Jahre alt

    Litovoi: Neuentdecktes Paläo-Säugetier ist 68 Mio. Jahre alt

    Der UNESCO-Dinosaurier-Geopark im Hatzeger Land bestätigte wieder seinen guten Ruf und seine paläontologische Bedeutung auf internationaler Ebene. Ein internationales Forscher-Team, geleitet von Prof. Dr. Zoltán Csiki-Sava, Professor an der Universität für Geologie und Geophysik in Bukarest, entdeckte eine neue Art eines prähistorischen Säugetiers, das vermutlich zu Zeiten der Zwergdinosaurier in Siebenbürgen gelebt hat. Das neu entdeckte Fossil erhielt den Namen Litovoi, benannt nach einem Herrscher im 13. Jh. in einem der ersten rumänischen Staatengebilde südlich der Karpaten. Wir unterhielten uns mit dem Paläontologen Zoltán Csiki-Sava über die jüngste Entdeckung im Hatzeger Dinosaurier-Geopark:



    Litovoi ist ein Fossil, ein prähistorisches Säugetier, das sich vor sehr vielen Jahren auf diesen Gebieten tummelte. Skelett-Überreste dieses prähistorischen Säugetiers wurden bei Hatzeg, genauer im Hatzeger Becken, vor 4 Jahren ausgegraben. Während der letzten Jahre haben wir diese Skelett-Überreste untersucht und sind zum Schluss gekommen, es handle sich um eine neue Art eines prähistorischen Säugetiers. Wir haben das neuentdeckte Fossil nach einem berühmten rumänischen Fürsten getauft, um seine Erinnerung zu ehren.“




    Die neu entdeckte Art füllt eine Lücke im Fossilbericht der frühen Verwandten der Säugetiere, die auf der ehemaligen Hatzeg-Insel vor rund 70 Millionen Jahren lebten. Professor Zoltán Csiki-Sava lieferte mehr Einzelheiten dazu:



    Die im Hatzeger Becken neuentdeckte Art ist ein Säugetier, also einer unserer frühen Verwandten. Sie gehört allerdings zu einer Gruppe von Säugetieren, die ausgestorben sind. Im Mesozoikum war die Gattung der Multituberculata auf jeden Fall stark verbreitet und auf allen Kontinenten, in Nordamerika wie in Asien, zu finden. Litovoi gehörte zur genannten vorherrschenden Gattung — es waren Säugetiere, die ein ähnliches leben wie die heutigen Nagetiere führten und diesen auch ähnlich aussahen. Wir haben also ein Art Eichhörnchen oder Maus entdeckt, nur etwas grö‎ßer, die im Mesozoikum gelebt hat.“




    Verwandte des prähistorischen Säugetiers Litovoi seien nirgendwo anders in Europa zu finden, so der Experte Zoltán Csiki-Sava. Er fügte noch Folgendes hinzu:



    Die Gattung der Multituberculata — eine Säugetierart — war im Mesozoikum stark im nördlichen Erdteil verbreitet. Deshalb überrascht die Tatsache, dass gegen Ende des Mesozoikums, als in der Umgebung von Hatzeg die Zwergdinosaurier lebten, diese Art von Säugetieren vermutlich auch nur auf diesem Gebiet bei Hatzeg und im Nachbarland, im heutigen Siebenbürgen, zu finden waren. Sie sind unbekannt in Ungarn, Frankreich oder Spanien. Die Säugetiere dieser Art, die in Nordamerika oder Asien lebten, sind ebenfalls nur weite Verwandte des Litovoi. Das bedeutet, der Litovoi war ein Säugetier, das nur in der Region des heutigen Siebenbürgens lebte. Spektakulärer ist allerdings, dass wir es geschafft haben, seinen Schädel vollständig zu rekonstruieren.“




    Infolge ihrer Entdeckung kamen die Forscher zum Schluss, dass der Hirn des Litovoi kleiner war als vermutet, vor allem in Anbetracht seiner Dimensionen. Das regte eine neue Untersuchung an:



    Der Litovoi weist viele Ähnlichkeiten mit Säugetieren auf, wie zum Beispiel das Nilpferd oder Wildziegen oder sogar fossile Menschen. Diese lebten ebenfalls auf Inseln, allerding vor viel weniger Jahren — etwa vor 5-10 Millionen Jahren. Der Litovoi hat hingegen vor 68 Millionen Jahren gelebt. Die Säugetiere, die auf der Insel lebten, mussten sich an die hiesigen Bedingungen anpassen. Demnach waren sie gezwungen, ihren Energieverbrauch neu zu verteilen, mit anderen Worten richteten sie ihre Ressourcen viel mehr in Richtung der Fortpflanzung, denn dieser Lebensbereich war wichtiger für sie, um das Fortleben der Tierart auf der Insel sicherzustellen. Daher wurde die Entwicklung des Hirns vernachlässigt. Der Litovoi hat sich angepasst und sich ähnlich wie diese grö‎ßeren Säugetiere entwickelt. Dennoch stellten wir einige Besonderheiten in seinem Fall fest. Obwohl sein Hirn unterentwickelt war, waren die Hirnzentren, die das Gehör, den Geruch, die Augenbewegung steuerten, sehr gut entwickelt. Dieses Tier hatte sehr scharfe Sinne, die er zum Überleben benötigte.“




    Der Rekonstruktion zufolge kamen die Forscher zum Schluss, dass sie es mit einer völlig neuen Entwicklungsrichtung zu tun haben, die die Ähnlichkeiten zum späteren Nilpferd oder anderen gegenwärtigen Säugetieren erklären. Weitere Mitglieder der Forschergruppe waren weltberühmte Paläontologen wie z.B. Mátyás Vremir von der Gesellschaft des Siebenbürgischen Museums in Klausenburg, Stephen Brusatte von der Universität in Edinburgh, Meng Jin und Mark Norell vom Naturwissenschaftlichen Museum in New York.

  • Schäßburg: mittelalterliches Flair jeden Sommer

    Schäßburg: mittelalterliches Flair jeden Sommer

    Schä‎ßburg ist eine bedeutende Stadt im Kreis Mureş in Siebenbürgen, Rumänien. Sie liegt an der Gro‎ßen Kokel (rum. Târnava Mare). Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Schä‎ßburg ist eine der wenigen bewohnten Burgstädten in Europa und demnach eine Attraktion für ausländische Touristen.



    Ende des Monats Juli zog die Stadt Schä‎ßburg ihr festliches Gewand an. Seit 25 Jahren wird in der siebenbürgischen Kleinstadt ein mittelalterliches Fest veranstaltet. Dadurch wird die mittelalterliche Burg innerhalb der Stadt, die 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, gefördert. Das Thema des diesjährigen Festes lautete Mittelalterliche Legenden“. Wie jedes Jahr sollte das Leben, so wie es im Mittelalter gelebt wurde, ins Rampenlicht kommen. Junge Damen und tapfere Ritter, Handwerker und Markthändler bevölkerten für einige Tage die Stadt. Mittelalterliche Musik und Theaterstücke ergänzten das zum Leben erweckte historische Bild.



    Mihai Serghei Toader ist einer der Mitbegründer des mittelalterlichen Festivals in Sighişoara. Gleichzeitig ist er der künstlerische Leiter des diesjährigen Festes. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zur heurigen Veranstaltung:



    Wir bauen das Fest auf verschiedenen Tätigkeiten und Aufführungen auf, die uns an das Mittelalter erinnern — mittelalterliche Musik und Theater, mittelalterliche Poesie, Handhabung mittelalterlicher Waffen, Ritterturniere und vieles mehr. Die Zuschauer können sich an den meisten Aktivitäten aktiv beteiligen. Wir bieten auch Werkstätte an, die den Teilnehmern den Zugang zum Mittelalter durch Kunst erleichtern.“




    Viele Aufführungen finden am Hauptplatz in der Kleinstadt Sighişoara (dt. Schä‎ßburg) statt. In unmittelbarer Nähe befindet sich das historische Rathausgebäude sowie der Stundturm, der das Geschichtsmuseum der Stadt beherbergt. Der Uhrmechanismus stammt aus dem Jahr 1906. Er wurde in der Schweiz hergestellt und zeigt immer noch die Zeit auf die Sekunde genau an. Der gleiche Mechanismus betätigt auch die Uhrfigurinen. Diese sind einmalig in Rumänien. Ein Teil dieser Figurinen stellen die Wochentage dar, andere wiederum verkörpern verschiedene Göttinnen: die Justiz, die Gerechtigkeit, den Frieden.



    Von hier aus kann auch die Bergkirche leicht erreicht werden. Der Weg dahin führt über eine Holzgalerie — die sogenannte abgedeckte Treppe. Im obersten Stockwerk ist der Turm nämlich von einer offenen Holzgalerie umgeben, die auch zur Brandwache und als Ausguck auf das Umfeld der Stadt diente. An Fest- und Feiertagen lassen sich hier die Stadtmusikanten hören. Der ursprünglich als Torturm der Stadtbefestigungen konzipierte Turm verbindet die Unter- und Oberstadt miteinander. Mihai Serghei Toader erzählte uns, inwiefern das Fest zur Entwicklung des Tourismus in Sighişoara beitrug:



    Schä‎ßburg war ursprünglich nicht mehr als eine interessante Kleinstadt, die von wenigen Touristen besucht wurde. Es war eine verlassene Stadt. Ich kann mich noch an die erste Aufführung erinnern, die wir in Schä‎ßburg hatten. Ganz wenige Leute. Es gab nur ein einziges Hotel, vermutlich auch noch eine Pension. Ein Festival zieht Menschen an, also sind Unterkunftsplätze notwendig. Schritt für Schritt wurden alte Gebäude saniert, es wurde in die Entwicklung der Stadtinfrastruktur investiert und das Stadtbild änderte sich radikal. Die Stadt hat sich stark entwickelt. Der Tourismus ebenfalls.“




    Die mittelalterliche Burg Schä‎ßburg stammt aus dem 13. Jahrhundert, aus dem Jahr 1280, um genau zu sein. Schä‎ßburg war ein bedeutendes Handwerkszentrum — 19 Zünfte übten hier ihre Tätigkeiten aus. Sie waren auch für die Instandhaltung der Verteidigungstürme verantwortlich. Neun Türme können heute noch gesehen werden.

  • Kulturkonsum-Barometer: Rumänen kennen eigene Geschichte erstaunlich schlecht

    Kulturkonsum-Barometer: Rumänen kennen eigene Geschichte erstaunlich schlecht

    Das sogenannte Kulturkonsumbarometer konzentriert sich dshalb auf die Wahrnehmung der Rumänen hinsichtlich der Identität und der Wertsteigerung des eigenen Kulturerbes sowie auf die aktuellen kulturellen Praktiken. Wie in den vergangenen Jahren wurde das Kulturkonsumbarometer vom Landesinstitut für Forschung und Kulturbildung durchgeführt (INCFC). Diese Umfrage bietet möglicherweise Überraschungen für diejenigen, die von einem besseren Kenntnisstand zum hundertjährigen Jubiläum der Vereinigung und dessen Bedeutung ausgegangen waren, so Carmen Croitoru, Leiterin des INCFC.



    Die Zahlen, die sich auf die Wahrnehmung der Bevölkerung über die beiden Ereignisse beziehen, entsprechen nicht den Erwartungen. Die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Rumänen die Hundertjahr-Feier nicht einordnen konnte, ist nicht überraschend, sondern sie zeigt das Ausma‎ß eines nicht gebildeten Erwartungshorizonts. Es ist für uns offensichtlich, dass die Statistiken eine Konsequenz sind, also werden wir niemals mit dem Finger auf die Rumänen zeigen, die nicht lesen, die ihre Feiertage nicht kennen, und diejenigen, die keine Orientierung haben. Uns ist klar, dass ein Mangel an konzeptioneller und strategischer Ausrichtung nicht zu positiven Trends führen kann.“




    Bei der Umfrage für das Kulturkonsum-Barometer haben die Forscher etwa die Frage gestellt: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn sie den Ausdruck »Hundertjahrfeier der Gro‎ßen Vereinigung« hören?“ 47% der Befragten haben darauf mit Ich wei‎ß nicht“ geantwortet, 8% haben überhaupt keine Angabe gemacht und 45% haben unterschiedliche Standpunkte zum Ausdruck gebracht, die meisten davon auf den Zeitpunkt der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien am 1. Dezember 1918 bezogen. Demzufolge gebe es kein klar definiertes Bild im öffentlichen Bewusstsein über die Bedeutung dieses Jubiläums“ — lautete die Schlussfolgerung der Autoren der Studie. Unter diesen Voraussetzungen wollten wir herausfinden, welche Rolle die Hundertjahrfeier spielt, bezogen auf die Art und Weise, in der die Menschen diese lokale oder nationale Identität aufbauen. Auf die Frage versucht Anda Becuţ Marinescu zu antworten, sie ist Leiterin der Forschungsabteilung beim INCFC.



    In diesem Zusammenhang ist die Hundertjahrfeier insofern relevant, als das Jubiläum sich auf Ereignisse bezieht, die für die eine oder andere Gemeinschaft von Bedeutung sind. Zum Beispiel die Denkmäler der im Krieg gefallenen Helden in verschiedenen Ortschaften. Es ist eine Art Denkmal, das im Kulturerbe landesweit recht verbreitet ist. Entsprechend dem Ausma‎ß, in dem anlässlich des 100. Jahrestages Veranstaltungen mit Bezug zu dieser Art von Denkmal stattfinden, kann das bei der lokalen Gemeinschaft mehr Anklang finden. Es kann ein Festakt sein, da diese Ereignisse in einigen Fällen an erster Stelle der Vorlieben der Menschen stehen. Es können au‎ßerdem auch Gedenkveranstaltungen sein.“




    Übrigens ist das Thema Verwertung der lokalen Gemeinschaften eine der weiteren Überraschungen des letzten Kulturkonsum-Barometers: 65% der Rumänen identifizieren sich durch die Zugehörigkeit zur Gemeinde oder Stadt, in der sie leben. Die Erwähnung des Heimatlandes — im Sinne eines Bezugspunktes für die eigene Identität — kommt erst an dritter Stelle. Und das sei eben eine angenehme Überraschung, findet der Anthropologe Vintilă Mihăilescu.



    Interessant in diesem Fall war das Selbstverständnis. Die Frage, was sind Sie denn als allererstes: Rumäne, Oltenier oder Bewohner der Gemeinde XY? Die meisten Antworten lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ich bin Bürger meines Heimatortes. Auch die europäische Identität kommt jetzt vor – 6% oder 7% berufen sich darauf — und das war in älteren Studien nicht der Fall. Allerdings scheint mir diese Wiedergeburt des Lokalen eine sehr wichtige Entwicklung zu sein. Es geht um eine Neubewertung des Lokalen oder der lokalen Begebenheiten. Es ist erfreulich.“




    Unter diesen Voraussetzungen habe man davon ausgehen können, dass das lokale Erbe für die Rumänen eine Priorität darstellt. Und so ist es auch, wie die Umfrage gezeigt hat: 82% der Befragten gaben an, dass das Kulturerbe für sie persönlich wichtig ist, und 78% waren der Meinung, dass das Kulturerbe eine Bedeutung für die lokale Gemeinschaft hat. Dennoch gaben nur 31% der Befragten landesweit an, mindestens einmal im Jahr ein Kulturerbe-Denkmal besucht zu haben. Auf die Frage nach dem Profil des typischen Besuchers von Kulturerbe-Gütern gibt das Kulturkonsum-Barometer eine schematische Antwort: Der typische Besucher ist weiblich, zwischen 50 und 64 Jahre alt, mit durchschnittlicher Schulausbildung und einem überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen.




    Die grö‎ßten Widersprüche sind aber bei den Wahrnehmungen vom immateriellen Kulturerbe festzustellen, also bei den Traditionen und Bräuchen des Volkes. 90% aller Rumänen glauben, dass diese einen hohen Stellenwert in der rumänischen Gesellschaft haben, 82% meinen, dass die Einhaltung der Traditionen zu deren Entwicklung beiträgt, doch 50% gaben gleichzeitig an, dass sie auch ein Hindernis für die Entwicklung der Gesellschaft darstellen. Es handele sich hier um das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu, zwischen dem Bedarf an Konservierung und dem Bedarf an Modernisierung, glaubt Anda Becuţ-Marinescu, während Vintilă Mihăilescu hinzufügt:



    Das ist eigentlich die Realität — wir pflegen einen wohlverdienten Traditionskult, aber eigentlich bezwingt der Kult der Modernisierung den der Traditionen. Und das ist absolut normal. Sie sollten nicht davon ausgehen, dass, wenn sie eine Gemeinde aufsuchen und dort die Lokaltradition wieder aufblühen sehen wollen, sie auf allgemeine Begeisterung treffen werden. Die Menschen werden eventuell höflich sein, aber sie werden hinter vorgehaltener Hand fluchen und nichts in diese Richtung unternehmen. Der Kult der Modernisierung und der der Traditionen sind irgendwie entgegengesetzt. Mit der Zeit könnten sie in Zukunft irgendwann konvergieren. Aber wir müssen uns der Voraussetzung bewusst sein, die auch von den Daten dieses Barometers gestützt wird.“




    Fazit: Hundert Jahre nach der Gro‎ßen Vereinigung müssen sowohl die Kulturpolitik als auch die strategische Öffentlichkeitsarbeit diese widersprüchliche Selbstwahrnehmung der Rumänen berücksichtigen.

  • Nachrichten 12.05.2018

    Nachrichten 12.05.2018

    Tausende Rumänen sind am Samstag abend in der Hauptstadt Bukarest und in mehreren rumänischen Gro‎ßstädten auf die Stra‎ße gegangen, um an der gro‎ßangelegten Demonstration mit dem Motto Ja zu Europa, Nein zur Diktatur“ teilzunehmen. Die Demonstranten protestieren gegen die Regierungskoalition der Sozialdemokratischen Partei und der Allianz der Liberalen und Demokraten (PSD-ALDE). Die Regierungskoalition habe seine Wahlversprechen nicht eingehalten, habe Rumänien der europäischen und demokratischen Standards ferngehalten und würde das Land in Richtung eines politischen Regimes führen, in dem nur das Interesse der politischen Machthaber regiert, klagen die protestierenden Bürger. Zu den antidemokratischen Aktionen der Regierungskoalition gehören die Änderung des Strafgesetzbuches und der Strafproze‎ßordnung, die willkürlichen Geldstrafen, die von der Gendarmerie verhängt werden und die Änderung der Gesetze ohne öffentlichen Besprechungen, so die Organisatoren der Protestdemonstration. Die im Ausland lebenden rumänischen Bürger erklärten sich solidarisch mit den in der Heimat lebenden Rumänen, die auf der Stra‎ße protestieren.



    Rumäniens Premierministerin, Viorica Dăncilă, setzt ihren Vatikan-Besuch fort. Am Samstag ist Viorica Dăncilă mit rumänischen Studenten, die an den päpstlichen Universitäten studieren, zusammengekommen. Bei dem Treffen sagte die Premierministerin, die Bukarester Exekutive werde das päpstliche Kollegium “Pio Romeno” bei der Ausstattung unterstützen. Am Freitag wurde Viorica Dăncilă vom Papst Franziskus empfangen. Laut einer Mitteilung der Bukarester Regierung habe sich die rumänische Premierministerin bei seiner Heiligkeit für die besondere Aufmerksamkeit bedankt, die Papst Franziskus ständig den Beziehungen zu Rumänien geschenkt hat. Im Anschlu‎ß drückte die rumänische Premierministerin ihre Hoffnung aus, dass der Papst einen Rumänien-Besuch unternehmen wird. Ferner hob Viorica Dăncilă die Bedeutung der Beziehungen zwischen Rumänien und Vatikan hervor, einschlie‎ßlich im dem Kontext der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2019. Der Vatikan-Besuch der rumänischen Premierministerin findet vor dem Hintergrund der sehr guten bilateralen Beziehungen, im Jubiläumsjahr der Gro‎ßen Vereinigung Rumäniens statt. Zu diesem Anla‎ß werden am Heiligen Stuhl mehrere kulturelle und akademische Veranstaltungen organisiert.



    Rumäniens Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat sich am Samstag in der Stadt Blaj (in der Mitte des Landes) an den Veranstaltungen anlä‎ßlich der Feierklichkeiten zum 170-Jahre-Juübiläum der Nationalversammlung während der Revolution von 1848 beteiligt. Zu diesem Anla‎ß sagte Präsident Iohannis, Rumänien müsse seinen europäischen Weg fortsetzen, stark sein und in den europäischen Werten verankert bleiben. Präsident Iohannis hat am Denkmal Gloria“ auf der Freiheitsebene einen Blumenkranz niedergelegt und an der Debatte mit dem Titel Blaj 1848-2018: Nationales Bewusstsein und europäische Bestimmung“ teilgenommen. Im Rahmen der vom Nationalkolleg Inochentie Micu Klein“ organisierten Debatte haben Vertreter der Kommunalverwaltung, Geschäftsleute, Sportler, Kulturpersönlichkeiten, Lehrer und Schüler Gespräche geführt. Im letzten Teil seines Besuches beteiligte sich der rumänische Staatschef an der Wiedereröffnung des Kulturpalastes in Blaj. Der 1936 zum erstenmal eröffnete Kulturpalast in Blaj, eine der wichtigsten Kultureinrichtungen in Siebenbürgen, wurde 1995 bei einem Brand zerstört. Durch eine Initiative der Kommunalverwaltung wurde der Kulturpalast restauriert und erhielt den Gro‎ßen Preis der Europäischen Union für Denkmalschutz.



    In der Ortschaft Cincu (in der Mitte Rumäniens) findet diese Tage die multinationale militärische Übung Resolute Castle 2018 statt. An dieser sechsmonatigen militärischen Übung beteiligen sich Soldaten von den rumänischen Bodentruppen und von der Nationalgarde des US-Staates South Carolina. Bis September werden rumänische und US-amerikanische Soldaten Infrastrukturprojekte durchführen und die Training-Einrichtungen auf dem Schie‎ß- und Übungsplatz Cincu modernisieren. Die Übung Resolute Castle 2018 konzentriert sich auf die Verstärkung der militärischen Ausbildungs- und Trainingszentren in Polen und Rumänien. Dadurch werden die US-Militäreinheiten ihre Kräfte schneller mobilisieren, turnusmä‎ßige Übungen mit den Alliierten und multinationalen Partnern durchführen und ihre Fähigkeiten in einem Sicherheitsumfeld beweisen.



    Kunstwerke in Wert von etwa 10 Millionen Euro, die aus wichtigen Privatsammlungen, aus dem Centre Pompidou in Paris und aus der Sammlung des ehemaligen kommunistischen Diktators Nicolae Ceausescu abstammen, können bis zum 20. Mai auf der Bukarester Ausstellung Art Safari” besichtigt werden. Das wertvollste Ausstellungsstück ist ein Werk von Constantin Brancusi, mit einem 7-stelligen Wert, das von einer Privatsammlung ausgeliehen wurde, erklärte die Direktorin der Ausstellung Art Safari Bukarest”, Ioana Ciocan. Die Ausstellung Art Safari”, die auf dem Platz George Enescu, vor dem Bukarester Athäneum, eingerichtet wurde, hat dieses Jahr ihre 5. Auflage erreicht.



    In der Stadt Suceava (im Norden Rumäniens) findet bis zum 20. Mai das Theaterfestival Matei Vişniec“ statt. An dem Festival, das mehr als 60 Theateraufführungen für alle Publikumsschichten und alle Altersgruppen bietet, beteiligen sich mehr als 300 Gäste — Schauspieler, Regisseure, Theaterkritiker — aus allen historischen Regionen Rumäniens, aus der Republik Moldau und aus Frankreich. Ehrengast des Theaterfestivals ist, wie jedes Jahr, der in der Ortschaft Rădăuți, in der Nähe von Suceava, geborene Schriftsteller und Dramatiker Matei Vişniec, der in Frankreich lebt. Seine Theaterstücke wurden in vielen Ländern aufgeführt, von Japan bis in die USA, von Brasilien bis in die Türkei. Bis zum Fall des Kommunismus in Dezember 1989 waren die Stücke von Matei Vişniec in Rumänien verboten.

  • Alba Iulia: Veranstaltungen zur Jahrhundertfeier

    Alba Iulia: Veranstaltungen zur Jahrhundertfeier

    Alba Iulia (dt. Karlsburg oder Wei‎ßenburg) ist die einzige Stadt in Rumänien und eine der wenigen in Europa, die mehr als 70% des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen abdeckt. Im Rahmen des Projektes Smart City 2018 setzt Alba Iulia intelligente Lösungen innerhalb der Stadt um. Darüber hinaus startete die Stadtverwaltung vor kurzem einen offiziellen Blog für virtuelle Stadtbesucher. Au‎ßerdem jähren sich heuer am 1. Dezember 100 Jahre seit der Vereinigung aller drei mehrheitlich rumänisch bewohnten Provinzen — durch den Willen der am Hauptplatz vor der mittelalterlichen Burg versammelten Mehrheit entstand der rumänische Staat. Dazu Mihai Coşer, der Sprecher der Stadt Alba Iulia:



    Wir erwarten einen touristischen Höhepunkt dieses Jahr. Sowohl die Hoteleigentümer wie auch die Touristen, die nach Alba Iulia reisen, werden davon profitieren. Wir feiern 100 Jahre seit der Vereinigung Rumäniens und es werden zahlreiche Veranstaltungen organisiert, zusätzlich zu den schon bewährten. Vermutlich wird die UNITER-Gala (also die Gala des Theatervereins in Rumänien) in Alba Iulia stattfinden. Es ist eine markante Veranstaltung. Die Crème de la Crème der Theaterwelt wird folglich nach Alba Iulia kommen. Au‎ßerdem wollen wir die mittelalterliche Burg in ein mobiles Kino verwandeln. Wir planen 3D-Projektionen auf allen Mauern der Burg. Das setzt automatisch eine neue touristische Route von etwa 3 km voraus. Sobald es dunkel wird, können die Touristen die bedeutendsten Momente in der Entwicklung des rumänischen Volkes sehen. Selbstverständlich bleiben auch die Wachablösung und das zusammenhängende Ritual im Programm. Die Touristen lieben es, den Wachwechsel mitzuerleben.“




    Alba Iulia will dieses Jahr eine Aussage zur Hundertjahrfeier machen. Dazu Mihai Coşer:



    Die Kundgebung soll unsere Gefühle 100 Jahre nach der Vereinigung der rumänischen Provinzen zum Ausdruck bringen. Unsere Aussage bringt die junge Generation in den Vordergrund. König Michael war davon überzeugt, dass wir das Land von den jungen Leuten ausgeliehen haben. Es müsse gut bewahrt und zum richtigen Zeitpunkt zurückgegeben werden. Und ich möchte Ihnen ein weiteres Geheimnis enthüllen. Wir werden auch eine feierliche Allee anlässlich der Hundertjahrfeier einrichten. 100 Kinder werden 100 Bäume an beiden Seiten der Gasse anpflanzen. Die teilnehmenden Kinder werden per Preisausschreiben ausgewählt.“




    Die Bäume werden nach den Kindern, die sie angepflanzt haben, getauft. Es wird auch ein Bereich zum Fotografieren eingerichtet. Das Kind wird zusammen mit dem nach ihm getauften Baum im Laufe der Zeit fotografiert, um ihre Entwicklung zu veranschaulichen, so Mihai Coser, Sprecher der Stadtverwaltung Aba Iulia:



    Dieses Jahr wollen wir die Kinder in den Mittelpunkt stellen. Wir veranstalten verschiedene Workshops für Kinder in der Zitadelle Alba Carolina (Karlsburg). Au‎ßerdem, werden wir ein gro‎ßes Kinderfestival organisieren, eine Art »Untold« für Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus wollen wir ein Museum der Wissenschaft in Alba Iulia eröffnen. Das zeigt einen Wechsel unserer Einstellung gegenüber der jungen Generation. Das Museum setzt eine gro‎ße Investition voraus und wird vermutlich in Laufe von zwei bis drei Jahren entstehen. Alba Iulia umfasst die 2000-jährige Geschichte unseres Landes, setzt allerdings auch europäische Bezugspunkte. Hier befindet sich auch das Prinzenpalais, das ab dieses Jahr mit europäischen Mitteln saniert werden soll. Das Prinzenpalais ist ein Ort, an dem wichtige Entscheidungen für die Entwicklung Europas getroffen wurden. Wir versuchen uns weiter zu entwickeln, mit der Technologie Schritt zu halten. Den Touristen steht ab dieses Jahr eine digitale Infrastruktur zur Verfügung, die sie nach Belieben verwenden können.“




    Planen Sie also Ihre Reise nach Alba Iulia, nach Siebenbürgen, im Jahr 2018, denn es ist der richtige Zeitpunkt. Sie werden nicht nur eine Stadt entdecken, sondern eine geschichtsträchtige Region, die viele Legenden zu erzählen hat.

  • Alba Iulia – die Stadt der Großen Vereinigung

    Alba Iulia – die Stadt der Großen Vereinigung

    Am 1. Dezember 1918 tagte in der siebenbürgischen Stadt Alba Iulia (dt. Karlsburg od. Wei‎ßenburg) im Zentrum des heutigen Rumäniens die Gro‎ße Nationalversammlung, die die Vereinigung der Provinzen Siebenbürgen, Banat, Kreischgebiet (rum. Crişana), Marmarosch (rum. Maramureş) und Sathmar (rum. Sătmar, heute Satu Mare) mit dem Königreich Rumänien ausrief. Der 1. Dezember ist seit 1990 der Nationalfeiertag Rumäniens.




    Die Fragen sind gar nicht kompliziert:




    Was wird am 1. Dezember gefeiert und welche Bedeutung hat dieser Festtag?



    Wo fand die Gro‎ße Nationalversammlung vom 1. Dezember 1918 statt?



    In welchem Teil Rumäniens liegt Alba Iulia?




    Unter den Teilnehmern, die die richtigen Antworten einsenden, losen wir zwei Gro‎ße Preise aus: je eine Reise, für eine Person, vom 10. zum 18. September 2018, getragen vom Hotel Transilvania in Alba Iulia bzw. der Herberge Casa Moţului“ in Arieşeni, Landkreis Alba. Die Anreise müssen die Gewinner allerdings selbst bezahlen. Zu gewinnen gibt es natürlich auch andere kleinere Preise, vor allem Kulturprodukte. Das Quiz veranstalten wir zusammen mit dem Landkreisrat Alba, der Stadtverwaltung Alba Iulia, der Filiale Alba Iulia des Verbands Bildender Künstler, dem Orthodoxen Erzbistum Alba Iulia und der Porzellanfabrik Apulum in Alba Iulia.



    Unsere Koordinaten bleiben unverändert:



    Radio România Internaţional,


    General-Berthelot-Str. Nr. 60-64, Sektor 1, Bukarest, PO Box 111, PLZ 010171.


    Fax: 00.40.21.319.05.62


    E-Mail: germ[at]rri.ro.



    Der Wettbewerb läuft bis zum 30. Juni 2018, es gilt das Datum des Poststempels. Die letzten Antworten über die Online-Kanäle sollten um 24.00 Uhr rumänischer Zeit am 30. Juni 2018 abgegeben sein.



    Schreiben Sie uns bitte auch, was Sie zur Teilnahme veranlasst hat.



    Viel Erfolg!




    
    Allgemeine Teilnahmbedingungen für das Gewinnspiel
    
    Alba Iulia -- die Stadt der Gro‎ßen Vereinigung



    1. Der Veranstalter



    Die Rumänische Rundfunkgesellschaft (Societatea Română de Radiodifuziune), mit Sitz in Bukarest, General-Berthelot-Stra‎ße Nr. 60-64, Steuernummer RO8296093, organisiert über Radio Rumänien International (RRI) ein Gewinnspiel unter den Stichworten Alba Iulia die Stadt der Gro‎ßen Vereinigung“.



    Der Veranstalter behält sein Recht vor, Konzept und Format des Gewinnspiels jederzeit bei Bedarf zu ändern oder das Gewinnspiel jederzeit während der Durchführung einzustellen. Die Veränderungen werden dem Publikum vor Inkrafttreten durch Ansagen im Sender RRI und im Internet unter www.rri.ro mitgeteilt.




    2. Dauer der Durchführung



    Das Gewinnspiel findet statt im Zeitraum 1. April — 30. Juni 2018. Es gilt das Datum des Poststempels (bzw. 30. Juni 2018, 24.00 Uhr, rumänische Ortszeit). Das Gewinnspiel findet in allen Sendesprachen von RRI statt.




    3. Teilnahmeberechtigung und Teilnahmebedingungen



    Teilnehmen am Gewinnspiel dürfen sämtliche natürliche Personen, die das Alter von 18 Jahren bis zum 1. April 2018 erreicht haben. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Beschäftigte und vertragliche Mitarbeiter der Partner sowie Beschäftigte und vertragliche Mitarbeiter der Rumänischen Rundfunkgesellschaft und deren Verwandte bis zum zweiten Grad.




    4. Konzept



    a) Das Gewinnspiel findet im Zeitraum 1. April — 30. Juni 2018 in allen Sendesprachen von RRI statt.



    b) Ein Hörer oder Nutzer kann jeweils einen einzigen Preis gewinnen, der aus Produkten zur kulturellen und touristischen Förderung des rumänischen Landkreises Maramureş besteht.



    c) Die Quizfragen werden regelmä‎ßig in den Sendungen von RRI ausgestrahlt bzw. im Internet unter www.rri.ro sowie im Rahmen der Social-Media-Auftritte von RRI (Facebook, Google+, LinkedIn) veröffentlicht.



    d) Die Teilnehmer müssen schriftlich auf alle Quizfragen antworten. Zu schicken sind die Antworten per Post an Radio România Internaţional, Str. G-ral Berthelot Nr. 60-64, sector 1, Bucureşti, PO Box 111, Cod 010171; per Fax an 00.40.21.319.05.62; per E-Mail an die Adressen der jeweiligen Sprachdienste. Sie können auch im Facebook-, Google+- oder LinkedIn-Profil des jeweiligen Sprachdienstes veröffentlicht werden. Wir ermutigen die Teilnehmer, uns auch mitzuteilen, warum sie am Gewinnspiel teilnehmen und vor allem warum sie die Sendungen von RRI einschalten oder die Berichterstattung von RRI online verfolgen.



    e) Schreibt ein Hörer oder Nutzer mehrere Sprachdienste an, zählen nur die Antworten an den ersten angeschriebenen Dienst.



    f) Der jeweilige Preis wird ausschlie‎ßlich als Gegenstand zur Kulturförderung vergeben (z.B. CDs, Alben, Broschüren, DVDs); der Geldwert des Preises kann nicht beantragt oder ausgezahlt werden.




    5. Bestätigung der Gewinner und Empfang der Gewinnpreise



    a) Der teilnehmende Hörer oder Nutzer wird gebeten, die vollständigen Identifikationsdaten und die Anschrift (sowie die Wohnortadresse, falls unterschiedich) per Post oder E-Mail an RRI mitzuteilen, um in Besitz eines eventuellen Preises kommen zu können.



    b) Für die Vergabe der Preise zählen nur richtige, vollständige und fristgemä‎ß abgeschickte Antworten.



    c) Die Preise werden auf Kosten von RRI, in den Grenzen staatlicher Zuwendungen, schnellstmöglichst per Post verschickt.



    d) Erhaltene Preise können nur aus sachlichen, schriftlich vorgetragenen Gründen abgelehnt oder zurückgeschickt werden, um Zusatzkosten für RRI zu vermeiden. Sollte ein Preis ohne klare, von RRI schriflich akzeptierte Begründung abgelehnt oder zurückgeschickt werden, führt dies zum Auschluss der Person von dem nächsten Gewinnspiel, das die Rumänische Rundfunkgesellschaft über RRI veranstaltet. Das Gleiche trifft zu, wenn aus Verschuldung der Teilnehmer die Wohnanschrift falsch mitgeteilt wird.



    e) Gewinner werden gebeten, RRI den Erhalt des Pakets und dessen Inhalt auf jedem Weg schriftlich mitzuteilen, um die die Vollständigkeit der Postsendung überprüfen zu können.




    6. Verantwortung



    Durch die Einschickung der Quizantworten erklären sich alle Teilnehmer mit den Anforderungen und Bedingungen vorliegender Teilnahmeordnung einverstanden und verpflichten sich zu deren Einhaltung.




    7. Datenschutzbestimmungen



    Gemä‎ß der geltenden Gesetzgebung ist der Veranstalter verpflichtet, die Namen der Gewinner dieses Preisausschreibens und die verliehenen Preise zu veröffentlichen. Der Veranstalter verpflichtet sich desgleichen, die Verordnung (EU) 2016/679 (Datenschutzgrundverordnung DSGVO“) zum Schutz natürlicher Personen bei der Bearbeitung personenbezogener Daten zum freien Datenverkehr der während des Preisausschreibens gespeicherten Daten zu respektieren. Der Veranstalter verpflichtet sich somit, die Vertraulichkeit der personenbezogenen Daten der Teilnehmer am Preisausschreiben zu gewährleisten. Mit der Teilnahme am Preisausschreiben und der Weitergabe der personenbezogenen Daten erteilen die Teilnehmer ihre Zustimmung für die Erfassung dieser in einer Datenbank des Veranstalters. Auf ausdrückliches schriftliches Ersuchen der Teilnehmer wird der Veranstalter die personenbezogenen Daten nach Ablauf des Preisausschreibens löschen.





    8. Höhere Gewalt



    Im Sinne dieser Teilnahmebedingungen gilt als höhere Gewalt jedes Ereignis, das vom Veranstalter nicht kontrolliert, beseitigt oder vorhergesehen werden kann und dessen Eintreten es ihm unmöglich macht, seine durch diese Teilnahmebedingungen angenommenen Verpflichtungen einzuhalten; dazu gehören nicht ausschlie‎ßlich Kriege, Brände, Überschwemmungen, Streiks und Blockaden, Erdbeben, andere Katastrophen jeder Art. Verhindert eine Situation der höheren Gewalt teilweise oder vollständig die Abwicklung des Gewinnspiels nach den Bedingungen in vorliegender Ausführung, ist der Veranstalter von seiner Verantwortung für die von der Situation der höheren Gewalt betroffenen Zeitdauer befreit.




    9. Rechtsstreitigkeiten



    Eventuelle Streitigkeiten zwischen dem Veranstalter und den Teilnehmern des Wettbewerbs werden einvernehmlich gelöst. Ist eine gütliche Einigung nicht möglich, wird die Streitigkeit zur Beilegung an die in Bukarest zuständigen rumänischen Gerichte verwiesen.




    10. Veröffentlichung der Teilnahmebedingungen



    Die Teilnahmebedingungen werden im Internet unter www.rri.ro sowie innerhalb der Social-Media-Auftritte von RRI (Facebook, Google+, LinkedIn) veröffentlicht. Als Grundlage dient die englische Sprachfassung.

  • Schäßburg – die Stadt mit dem mittelalterlichen Flair

    Schäßburg – die Stadt mit dem mittelalterlichen Flair

    Sighişoara (dt. Schä‎ßburg) liegt an der Gro‎ßen Kokel (rum. Târnava Mare). Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Schä‎ßburg — die Perle Siebenbürgens“ — wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, den Siebenbürger Sachsen, gegründet. Erstmals wurde die Stadt im Jahr 1280 urkundlich erwähnt, doch es gibt Beweise, die davon zeugen, dass das Gebiet auch vor 4.000 Jahren besiedelt war. Das historische Zentrum wurde glücklicherweise vor der industriellen Begeisterung für Plattenbauten während des Kommunismus geschont. Die meisten Wohnblöcke wurden demnach am Fu‎ße der Burg gebaut. Wie gesagt, die Altstadt von Schä‎ßburg wurde vor knapp 19 Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Seit 731 Jahren, also seit ihrer Gründung, ist die Burg bewohnt.



    Schä‎ßburg ist die einzige bewohnte mittelalterliche Burg in Südosteuropa, so Dorin Stanciu, der Trommler der Festung, der täglich die zahlreichen Besucher empfängt. Dorin erzählte uns hauptsächlich über die Veranstaltungen, die hier stattfinden:



    Schä‎ßburg wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. In der Burg werden zahlreiche Veranstaltungen im Laufe des ganzen Jahres organisiert. Hier finden einige Festivals statt, die internationale Anerkennung genie‎ßen. Das alljährlich stattfindende Mittelalter-Musikfestival ist das allerwichtigste. Wir sind allerdings stolz, auch das interkulturelle Festival ProEtnica zu veranstalten, an dem alle ethnischen Gemeinschaften Rumäniens — also etwa 20 — teilnehmen. Sie führen ihre Volkstrachten vor und singen in den jeweiligen Sprachen. Kulturtourismus ist ebenfalls gut vertreten in Schä‎ßburg. Erwähnenswert ist auch der Weihnachtsmarkt oder die Festtage der Stadt Schä‎ßburg. Seit knapp einem Jahr fährt durch die Burg auch eine kleine mittelalterliche Eisenbahn, die die Stimmung stark animiert. Ab dieses Jahr werden wir den Touristen auch Hörgeräte mit Kopfhörer verteilen, damit sie mehr über die Geschichte des Ortes erfahren. Die Eisenbahnfahrt ermöglicht einen Blick auf die Stadt, auf die sächsischen Häuser. Mit Hilfe des Audioguide-Systems werden den Touristen Informationen über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen vermittelt.“




    Das Josef-Haltrich-Lyzeum, ein Gymnasium der deutschen Minderheit, liegt auf dem Schulberg unterhalb der Bergkirche. Ein hölzerner überdachter Treppenaufgang (die sogenannte Schülertreppe) mit über hundert Stufen führt von den Altstadtgassen hinauf. Als sie ursprünglich errichtet wurde, hatte die Treppe 300 Stufen. 1849 wurde sie allerdings renoviert, demnach blieben nur noch 175 übrig. Die Treppen sind ziemlich steil, weshalb der Aufstieg mit Mühe erfolgt. Doch die Aussicht von oben ist wunderschön und jede Anstrengung wert.



    Statistiken zufolge wird Schä‎ßburg mehrheitlich von ausländischen Touristen aus Westeuropa, Israel und Nordamerika besucht. Sie lieben die mittelalterliche Stimmung innerhalb der Burg und wissen den freundlichen Empfang zu schätzen, so Dorin Stanciu, der Trommler der mittelalterlichen Burg:



    Die Besucher werden in 60 verschiedenen Sprachen durch die Vertreter der Stadt Schä‎ßburg empfangen — das ist einmalig in Rumänien. Ich übe seit 15 Jahren diesen Beruf aus und habe dabei gelernt, dass die Touristen es besonders mögen, wenn man sich bei ihnen bedankt. Schä‎ßburg ist eine schöne Stadt, sie hat ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt. Wir bemühen uns, die Infrastruktur zu verbessern. Au‎ßerdem haben wir einen Antrag an das Kulturministerium gestellt, um Mittel für die Renovierung eines Teils der Burg zu bekommen. Wir wollen nämlich die zwei Verteidigungstürme und die 160 Häuser, die nach dem gro‎ßen Brand im April 1676 wieder gebaut wurden, sanieren.“




    Eine aktualisierte Liste der Kulturveranstaltungen, die in Schä‎ßburg organisiert werden, ist auf der Webseite der Stadt zu finden. Allerdings muss gesagt werden, dass die Unterkunftsplätze in der Nähe wichtiger Veranstaltungen schnell ausgebucht sind. Es wäre also empfehlenswert, Ihren Aufenthalt frühzeitig zu planen.

  • Târgu Mureş – die multikulturelle Stadt

    Târgu Mureş – die multikulturelle Stadt

    Târgu Mureş ist die Hauptstadt des Kreises Mureş und liegt am gleichnamigen Fluss. Târgu Mureş ist eine Stadt mit reicher Geschichte. Im Mittelalter war sie ein aufblühendes Kultur- und Handelszentrum.



    Die Gebäude in der Stadt sind nicht besonders alt — die Stadt wurde nämlich im Laufe der Zeit von mehreren Bränden heimgesucht. Dennoch bewahrte sie den mittelalterlichen Charakter, zumindest im Norden der Innenstadt. Hier befindet sich auch ein bedeutender Bezugspunkt innerhalb der Stadt — die mittelalterliche Burg — die wichtigste Sehenswürdigkeit vor Ort. Die Burg wurde Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet. Die starken Mauern und Basteien blieben bis heute noch gut erhalten und erinnern an die damalige Wirtschaftskraft der siebenbürgischen Stadt. Fünf von den insgesamt sieben Basteien wurden von örtlichen Zünften gebaut. Derzeit werden hier kulturelle Tätigkeiten durchgeführt. Ebenfalls in der Burg werden auch verschiedene Kulturveranstaltungen ausgetragen. Die Burg beherbergt gelegentlich auch Gemälde- und Fotoausstellungen.



    Lidia Fabian arbeitet beim Kreisrat Mureş. Sie erzählte uns mehr zu den Sehenswürdigkeiten vor Ort:



    Das Rathaus, der Kulturpalast wurden im Jugendstil erbaut. Einen Besuch wert ist auch die erste öffentliche Bibliothek in Rumänien. Sie wurde von Graf Teleki gestiftet. Auch die Museen sind sehr interessant — der Kulturpalast beherbergt ein Geschichts- und ein Kunstmuseum. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz. Das touristische Angebot ist sehr vielfältig. Es kann jeden Geschmack zufrieden stellen.“




    Der zentrale Platz in der Stadt ist der Rosenplatz (rum. Piaţa Trandafirilor). Der Name ist auf die zahlreichen Rosen, die den Platz verschönern, zurückzuführen. Ebenfalls hier fand früher der sogenannte Markt am Mieresch“ statt. Von hier begann auch die Entwicklung der Stadt. Der Rosenmarkt vereinigt die wichtigsten Architektursymbole der Stadt. Diese lassen auf die einstige mittelalterliche Marktstadt schlie‎ßen. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich der Apollo-Palast und das Nationaltheater. Sie sind lebender Beweis für die Entwicklung der Stadt vom Marktstädtchen zum Kulturzentrum.



    Die Vertreterin der Kreisrates, Lidia Fabian, vermittelte uns darüber hinaus einen Einblick in die verlockende Küche der Region:



    Wie Sie bereits schon wissen, ist unser Landkreis ein multikulturelles Zentrum. Wir vereinen hier rumänische, ungarische und sächsische kulinarische Traditionen. Demnach laden wir Sie auf eine Portion Krautrouladen ein, oder auf einen Vargabeles (einer ungarischen Nudelspezialität mit Käse — Anm. d. Red.). Käsekuchen gehört selbstverständlich auch dazu!“




    In unmittelbarer Nähe zum Landkreis Mureş — und mit Sicherheit einen Besuch wert — befindet sich die Stadt der Geigen, Reghin, sowie der Kurort Sovata. Und auch die mittelalterliche Stadt Schä‎ßburg — so unsere Gesprächspartnerin.

  • Britische Schriftstellerin Arabella McIntyre-Brown: „Hier habe ich mein Ithaka gefunden“

    Britische Schriftstellerin Arabella McIntyre-Brown: „Hier habe ich mein Ithaka gefunden“

    Arabella McIntyre-Brown ist eine britische Schriftstellerin und Journalistin. Nachdem sie 11 Jahre in London und weitere 20 Jahre in Liverpool gelebt hatte, traf Arabella McIntyre-Brown eine wichtige Entscheidung: Sie beschlo‎ß, nach Rumänien umzuziehen und sich hier niederzulassen. Seit sieben Jahren lebt Arabella McIntyre-Brown in dem malerischen Gebirgsdorf Măgura in der Nähe von Braşov/Kronstadt. Was hat sie dazu bewogen, diesen radikalen Schritt zu machen, und warum hat sie sich gerade für Rumänien entschieden? Arabella McIntyre-Brown antwortet:



    Um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht für Rumänien entschieden, sondern für einen kleinen siebenbürgischen Gebirgsdorf. Und Siebenbürgen liegt nunmal in Rumänien. Ich bin also vor sieben Jahren hierher gekommen, ich habe Rumänien entdeckt und bin mit Haus und Hof hierher umgezogen. Jetzt bin ich stolz, von diesem Land adoptiert worden zu sein. 2004 kaufte ich ein Haus in diesem Dorf. Anfangs dachte ich, es als Ferienhaus im Sommer zu benutzen, aber im selben Jahr starben meine Schwester und meine Mutter. Kurz darauf gab es noch weitere Sterbefälle in meiner Familie, es war eine besonders schwere Zeit für mich. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, konnte nicht mehr denken, ich konnte nicht einmal meine Rechnungen bezahlen. Das konnte nicht so weiter gehen, ich musste etwas dagegen tun und ich traf eine wichtige Entscheidung. Da ich ein Haus in Siebenbürgen hatte, schien es mir nur natürlich, dorthin zu ziehen. Nachdem ich 50 Jahre lang in Gro‎ßbritannien gelebt hatte, verlie‎ß ich eines Tages Liverpool, um in Rumänien zu leben. Der Anfang war schwer, aber ich war so glückllich, aus der Stadt geflüchtet zu sein — ich war nicht mehr gezwungen, einen monatlichen Lohn zu verdienen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Das Leben auf dem Dorf war viel einfacher. Ich hatte auch das Glück, besonders freundliche, hilfsbereite Nachbarn zu haben. Und ich fand auch sehr viele Freunde. Darüber hinaus ist das kleine Gebirgsdorf in Siebenbürgen meinem Heimatdorf in Gro‎ßbritannien, wo ich geboren und aufgewachsen bin, sehr ähnlich. Irgendwie bin ich nach Hause zurückgekehrt.“




    Arabella McIntyre-Brown hat in Rumänien die ersehnte Ruhe und die Inspiration für ihre neuen Bücher gefunden. Das Buch Din Liverpool în Carpaţi“ (Von Liverpool in die Karpaten“) von Arabella McIntyre-Brown war ein Bestseller der Verlagshauses ALL und ein Publikumserfolg bei der Buchmesse Gaudeamus 2016. Die Geschichte der britischen Schriftstellerin, die im Herzen Siebenbürgens glücklich lebt, liest sich wie ein Fremdenführer auf einer Reise ins Ich — wenn man den Mut hat, eine solche Reise anzutreten“, schreibt der Forscher und Weltreisende Sir Ranulph Fiennes über das Buch seiner Schwägerin. Arabella McIntyre-Brown begann ein offenherziges, kurzweiliges, humorvolles Buch über das Abenteuer des Umziehens aus einer britischen Gro‎ßstadt in ein kleines Dorf in den Karpaten zu schreiben; letzten Endes wurde daraus ein Liebesbrief an Rumänien. Am Anfang ihres Rumänien-Abenteuers gab es aber auch gewisse Schwierigkeiten. Arabella McIntyre-Brown dazu:



    Selbstverständlich hatte ich Schwierigkeiten mit der Sprachbarriere und mit der Kommunikation. In der Schule hatte ich Latein gelernt, Rumänisch ist eine lateinische Sprache, und das hat mir viel geholfen. Immer wenn ich auf ein unbekanntes Wort sto‎ße, versuche ich es auf Lateinisch auszusprechen, und manchmal funktioniert es! Ich kenne sehr viele Bezeichnungen von Vögeln, Blumen und auch Wörter vom alltäglichen Leben auf dem Dorf, aber wenn ich in die Stadt gehe, bin ich verloren. Gott sei dank, dass die Rumänen so gut Englisch sprechen! Die Kommunkiation war also ein erstes Problem. Dann kam das Haus. Es war noch nicht fertig, als ich es kaufte, und ich musste ziemlich viel Geld und Arbeit darin investieren. Letzten Endes ist es sehr schön geworden, einfach wunderbar. Die grö‎ßte Herausforderung in Rumänien ist aber der Winter. Das Brennholz ist ziemlich teuer, und darüber hinaus ist der Winter im Gebirge sehr lang. Es ist kalt, es schneit viel, die Wege sind verschneit und ich mu‎ß alles mit dem Auto bergauf fahren… So viele Monate in schwarz-wei‎ß-grau… auch wenn hier die Sonne mehr scheint, als in Gro‎ßbritannien… Aber das ist eben der Preis, den man für ein Leben im Paradies bezahlen muss.“




    Die harten Winter im Gebirge konnten aber Arabella McIntyre-Brown nicht erschrecken — sie ist in Măgura geblieben. Hier genie‎ßt sie die malerische Landschaft und die Geschenke der Natur — und ist dankbar dafür:



    Jeden Tag bin ich für mein Leben in Rumänien dankbar. Ich schaue aus dem Fenster und sehe das Gebirgsmassiv Piatra Craiului/Königsstein. Auf der anderer Seite des Hauses sehe ich das Bucegi-Gebirge, und überall um das Haus herum sind Wiesen mit bunten Blumen, die Wiesen, die auch Prinz Charles so sehr liebt. Es ist ein Wunder, ich habe eine rundherum schöne Aussicht. Ich habe Freunde, die ihr Leben lang in Braşov lebten, aber noch nie in Măgura waren. Meine Gäste aus Gro‎ßbritannien und den Vereinigten Staaten sind von der Schönheit dieses Ortes verblüfft. Es ist ein magischer Ort, die Leute, die hierher kommen, um mich zu besuchen, vergessen in ein paar Tagen, dass es noch ein Leben in der Stadt gibt, sie vergessen die Sorgen und Probleme des Alltags, sie finden ihren inneren Frieden. Deshalb bin ich für mein Leben hier so dankbar. Und die Schönheit der Natur… von einer Stunde zur anderen ändert sich etwas, das Licht, die Wolken, das Gras. Und die Leute, die hier leben, meine Nachbarn, sind so freundlich, so nett, so gastfreundlich, wie eine Familie. Die Menschen in dieser rumänischen Gegend vermitteln ein positives Gefühl, im starken Kontrast mit den negativen Gefühlen, die man oft im Ausland verspürt.“




    Es ist nicht leicht, im mittleren Alter ein neues Leben in einem fremden Land anzufangen. Und doch gibt es immer gute Gründe, sich einer so gro‎ßen Herausforderung zu stellen. Was ist der grö‎ßte Gewinn für Arabella McIntyre-Brown nach sieben Jahren in Rumänien?



    Mein seelisches Wohlbefinden. Als ich hierher kam, war ich depressiv, und ohne Ärzte oder Medikamente wurde ich wieder seelisch gesund. Die Berge in Măgura haben mich geheilt. Jetzt schreibe ich wieder, in einem einzigen Jahr habe ich drei Bücher geschrieben. Hier habe ich die beste Medizin für die Seele gefunden, hier lebe ich erfüllt und glücklich. Selbstverständlich habe ich Familie und Freunde in Gro‎ßbritannien, dort ist auch mein Zuhause, mein erstes, mein gro‎ßes Zuhause. Aber hier, in Rumänien, fühle ich mich auch zuhause, hier ist mein kleines Zuhause. Hier will ich bleiben, bis ich die Augen für immer schlie‎ße, weil ich diesen Ort liebe, weil ich hier alles habe, um glücklich zu sein. Der griechische Dichter Cavafy schrieb ein Gedicht mit dem Titel »Ithaka«. Darin spricht der Dichter über die Reise, die jeder von uns unternimmt, um nach Hause, nach Ithaka zu kommen. Hier habe ich mein Ithaka gefunden.“

  • Rumänien in den Kriegsjahren 1916–1918

    Rumänien in den Kriegsjahren 1916–1918

    Unter Besatzung der Armeen der Mittelmächte und mit einem schlechten Image in den Augen seiner Alliierten wegen des separat abgeschlossenen Friedens versuchte Rumänien im Herbst 1918 eine verzweifelte Lage zu überwinden. Die Änderung der Machtverhältnisse zwischen den Mittelmächten und der Entente im Herbst 1918 brachte Rumänien ins Siegerlager. Dieser Zustand machte dem alten Königreich Rumänien möglich, sich mit Bessarabien, der Bukowina und Siebenbürgen zu vereinigen. Das war aber keine leichte Unternehmung. Bis 1920 musste die politische Elite und die ganze Gesellschaft die Hürden der internationalen Anerkennung des neuen Staates überwinden. Der Historiker Ioan Scurtu erläutert die Entwicklungen in Rumänien während der Kriegsjahre 1916-1918:



    Theoretisch hätte Rumänien vorbereitet sein müssen, weil es 1916 in den Krieg eingetreten war, also 2 Jahre nach dem Beginn des Weltkriegs. Das war eine Zeitspanne, die normalerweise für die Aufrüstung und die Vorbereitung der Armee und der Reservisten genutzt werden musste. Leider war das nicht der Fall. Nach dem Enthusiasmus des Kriegseintrittes, als die Soldaten mit Gesang und Blumen in den Krieg einzogen und von der Menge applaudiert wurden, als ob sie zu einer Party gehen würden, kam nach etwa 10 Tagen das Desaster von Turtucaia. Die rumänische Regierung wurde dadurch wachgerüttelt. Im November folgte der Rückzug aus Siebenbürgen und Anfang Dezember die Besetzung der Hauptstadt Bukarest. Es folgte der Rückzug nach Iaşi. Hier gab es schon Probleme wegen der Überbelastung, hinzu kam die Cholera, die Tausende Menschen tötete. Als ob das nicht ausreichte, führte ein Bahnunfall zum Tod von über 1000 Menschen, als ein Zug in der Nähe von Iaşi entgleiste.“




    1917 folgten jedoch die glorreichen Momente. Die rumänische Armee stoppte in Mărăşeşti, Mărăşti und Oituz den Vormarsch der deutschen und österreich-ungarischen Truppen. Die russische Revolution führte aber zur Kapitulation Rumäniens und dessen Besatzung durch den Feind. Obwohl der Goldschatz Rumäniens in Russland verloren ging, ein separater Frieden mit den Gegnern abgeschlossen wurde und das Land mit den Folgen der bolschewistischen Revolutionen in Russland und Ungarn konfrontiert wurde, war Rumänien im Stande, alle Hürden zu überwinden. Alles sei einer visionären politischen Elite zu verdanken, glaubt der Historiker Ioan Scurtu.



    Alle diese Hürden wurden überwunden, weil Rumänien eine wertvolle politische Klasse hatte. Ich meine vor allem Ion I. C. Brătianu, den Vorsitzenden der Nationalliberalen Partei, der in die Ereignisse verwickelt war und eine wichtige Rolle bei der gro‎ßen Vereinigung spielte. Sowohl Bassarabier als auch Bukowiner und Siebenbürger schickten vor der Vereinigungserklärung Gesandte nach Iaşi. Sie diskutierten mit König Ferdinand und Ion I.C. Brătianu und anderen Politikern über die Bedingungen der Vereinigung. Ion I.C. Brătianu hat die rumänische Delegation auf der Friedenskonferenz in Paris geleitet. Hier sa‎ß er gro‎ßen Politikern seiner Zeit gegenüber, etwa dem amerikanischen Präsidenten Wilson und dem britischen Premier. Das war letzten Endes ein Sieg, denn durch die Friedensverträge von 1919-1920 wurden die Vereinigungsakten von Kischinew, Czernowitz und Alba Iulia ratifiziert.“




    Aber auch das königliche Paar Ferdinand und Maria hat aber die Energie der Nation mobilisiert. Ioan Scurtu:



    König Ferdinand war ein Deutscher, er war früher Offizier in der deutschen Armee gewesen. Als der Kronrat die Meinung für den Kriegseintritt Rumäniens gegen sein Land und seine Familie vertrat, hat er sich persönlich geopfert. Das war für Rumänien sehr wichtig. Gleich nach dem Kronrat gab es zwischen ihm und Petre P. Carp ein Wortgefecht. Carp warf ihm vor, er habe vergessen, dass er ein Deutscher sei. Der König antwortete, er wüsste sehr wohl, dass er ein Deutscher sei. ‚Wären die Interessen meines Landes im Einklang mit den Interessen Rumäniens gestanden, hätte ich gerne anders gehandelt‘, sagte der König. Er war aber König der Rumänen und handelte im Interesse des Landes, das er regierte.“




    Das Opfer des Volkes war somit auch das Opfer des königlichen Paares. Starken Persönlichkeiten würden ihre Charakterstärke in schweren Momenten unter Beweis stellen, meint der Historiker Ioan Scurtu:



    Königin Maria war von Anfang an eine Anhängerin des Kriegseintrittes Rumäniens auf der Seite der Entente. Sie war Engländerin und spielte eine gro‎ße Rolle, als es darum ging, König Ferdinand zu überzeugen, dieses persönliche Opfer im Interesse des rumänischen Volkes zu bringen. Der König und die Königin standen ständig an der Seite der Rumänen, der Armee, der wichtigsten politischen Anführer. Als die Frage des Rückzugs von Iaşi nach Odessa, auf russisches Territorium, gestellt wurde, sagte König Ferdinand, er werde dieses Land nicht verlassen. Es gab die Gefahr der Besetzung der ganzen Moldau durch die deutschen Truppen. Genauso ging auch Ion I.C. Brătianu vor. Es war eine Geste, die das öffentliche Bewusstsein mobilisiert hat, auch einige Politiker die es eilig hatten in der Ukraine, in Städten fern von der Front Unterkunft zu bekommen.“




    Das als Gro‎ßrumänien“ bezeichnete Ziel der Generation Anfang des 20. Jahrhunderts war, alle mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebiete in einem Staat zu vereinigen. Ein Ziel, das von allen, die daran geglaubt haben, erreicht wurde. Möglich wurde dies durch die Befolgung einiger Vorbilder und Prinzipien, durch die Überwindung der Emotionen und des Zögerns und durch einen starken Willen.