Tag: Temeswar

  • Zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert: Temeswar, 2023 europäische Kulturhauptstadt

    Zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert: Temeswar, 2023 europäische Kulturhauptstadt

    Wir erkunden die Stadt zusammen mit dem Reiseführer Simion Giurcă, der den Besuchern der westrumänischen Stadt zuerst ihre reiche Kulturszene empfiehlt: „Neben zahlreichen Festivals, empfehle ich natürlich die Aufführungen der Temeswarer Philharmonie, der Oper und der drei Theater. Temeswar hat drei staatliche Theater, die in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache spielen. Was die Museeun angeht, empfehle ich Ihnen das Museum der Revolution von 1989, das nach den Forschungen über die rumänische Revolution um verschiedene Aspekte erweitert wurde, und wir laden sicherlich alle, die die Freiheit genießen, die Rumänien heute bietet, ein, ein wenig von dem zu sehen, was im Dezember 1989 in Timisoara geschah.

    Was ich besonders erwähnen möchte: wir werden einen Weihnachtsmarkt haben. Unser Weihnachtsmarkt beginnt früh und endet spät, denn abgesehen von unserem Weihnachtsfest und dem der deutschen Minderheit feiern wir auch das serbische Weihnachtsfest, das im Januar stattfindet.“ Die Stadt beeindruckt durch ihre vielfältige Architektur im Wiener Barock, Neo-Byzantinischen Stil und Jugendstil. Simion Giurcă kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten „Wir haben die größte Fußgängerzone Rumäniens, wo es viele Terrassen, Restaurants, Bars, Clubs gibt, wo man sich wie in einem Urlaubsort fühlen kann. Darüber hinaus ist Timisoara auf seine eigene Art und Weise eine Show, mit Museen, Ausstellungen, Veranstaltungen, die direkt auf der Straße stattfinden, längeren oder kürzeren gastronomischen Festivals, denn Timisoara hat sich vorgenommen, sich immer stärker als gastronomisches Ziel zu fördern und zu entwickeln.

    Diesbezüglich müssen wir natürlich auch Kochproben anbieten. Wir haben eine Fusionsküche dadurch, dass hier Rumänen, Deutsche, Deutsche, Serben, Ungarn, Juden und andere Nationalitäten zusammenleben, heute leben 21 Nationalitäten in Timișoara, und wir haben eine Küche, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, sich angepasst hat, von einem Stil zum anderen übergegangen ist, unsere Küche hat natürlich aus dieser Sicht eine Menge zu bieten. Ich empfehle unseren Gästen, wenn sie nach Temeswar kommen, nach den Pfannkuchen Ana Lugojana zu fragen, diese flambierten Pfannkuchen, aber auch andere Spezialitäten. Wir sind stolz auf die Temeswarer Wurstwaren und andere Spezialitäten.

    Und zu guter Letzt empfehle ich allen Rumänen, die durch Timișoara fahren, besonders wenn sie Kinder haben, das Vaporetto zu nehmen, unser öffentliches Verkehrsmittel auf dem Bega-Kanal. Über eine Strecke von einigen Kilometern können sie für einen minimalen Preis von etwa 2 Lei (ca. 40 Eurocent) eine Fahrt mit dem Vaporetto machen, um Timișoara von den Wellen des Bega-Kanals aus zu bewundern.“

  • Landkreis Temesch: vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot

    Landkreis Temesch: vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot

    Der Kreis Temesch ist ein multikultureller Landkreis und beispielhaft für das friedliche Zusammenleben und Miteinander der verschiedenen Volksgruppen. Ihre Präsenz zeigt sich in der Architektur der Gebäude, in der Vielfalt der Veranstaltungen und im Handwerk. Unsere heutige Reise führt uns von Temeswar, der Kreishauptstadt und Kulturhauptstadt Europas 2023, zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten des Region.

    Iosif Nicoară ist der Geschäftsführer des Vereins zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș, der auf dem Tourismusmarkt mit dem englischsprachigen Slogan „Visit Timiș wirbt. In Timișoara gibt es mehr als 900 Gründe, einen Spaziergang zur Erkundung der Stadt zu machen, sagt unser heutiger Reiseführer. Diese Zahl steht für die denkmalgeschützten Gebäude der Stadt, denn Temeswar verfügt über den größten Bestand an historischen Gebäuden in Rumänien. Jedes mit seiner eigenen Geschichte, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden:

    Ich würde mit einer Besichtigung der orthodoxen Metropolitankathedrale beginnen, die das zweitgrößte Gebäude dieser Art im Land ist und einen besonderen Bezug zur Spiritualität und Geschichte der Stadt hat. Die Kathedrale ist in einem unverwechselbaren architektonischen Stil gebaut und bietet von ihren Stufen aus einen Blick auf das Stadtzentrum. Darüber hinaus ist dieser Ort auch geschichtsträchtig. Hier spielte sich eine wichtige Episode der antikommunistischen Revolution von 1989 ab. Auf den Stufen der Kathedrale forderten Demonstranten mit Kerzen in den Händen Freiheit und das Ende der Ceaușescu-Diktatur im Dezember 1989. Anschließend empfehle ich einen Spaziergang über den Siegesplatz, den Freiheitsplatz und den Platz der Vereinigung, ebenfalls geschichtsträchtige Orte der Stadt. Am Vereinigungsplatz befindet sich das Nationale Kunstmuseum, in dem im vergangenen Jahr die Brâncuși-Ausstellung stattfand. Sie war ein durchschlagender Erfolg, der bis in die Vereinigten Staaten reichte. Selbst aus Übersee kamen Besucher, um die Brâncuși-Ausstellung zu besichtigen. Fünfzig Jahre nach dem Tod des weltbekannten Bildhauers hat die Ausstellung den größten Teil der Skulpturen von Constantin Brâncuși an einen Ort ins Land zurückgebracht. Sehenswert ist auch die Festung der Stadt Temeswar, auch bekannt als Maria-Theresia-Bastei. Heute ist dort das Nationale Museum des Banats untergebracht. Auch das Museum des Banater Dorfes ist einen Besuch wert. Dies wären die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara.“

     

    Das historische Stadtzentrum von Temeswar ist einzigartig in Rumänien und besteht aus drei städtischen Plätzen, die jeweils einen anderen Baustil repräsentieren. Der vorherrschende architektonische Stil ist der Wiener Barock, aber auch der neobyzantinische Stil und der Jugendstil haben an vielen Gebäuden ihre Spuren hinterlassen. Temeswar hat auch die vielfältigste ethnische und konfessionelle Struktur Rumäniens. 21 Volksgruppen und 18 religiöse Konfessionen leben hier in Harmonie und Toleranz miteinander, sagt Iosif Nicoară, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș.

    Ich habe vor kurzem darüber nachgedacht, welches das beste Wort wäre, um all das auf den Punkt gebracht zu beschreiben, was Temeswar und der Kreis Temesch als Ganzes bedeuten, denn der Kreis Timiș hat viel zu bieten. Es gibt viele ethnische Minderheiten, darunter Deutsche, Ungarn und Serben. Und wenn es etwas gibt, das den Kreis Temesch auszeichnet, dann ist es das gute Zusammenleben dieser Gemeinschaften. Das Miteinander der Volksgruppen hat sich harmonisch entwickelt, und dieses Zusammenwachsen hat dafür gesorgt, dass sich diese Stadt und dieser Landkreis sehr schön entwickelt haben, dass Temeswar eine Touristenattraktion für jeden ist, der nach Rumänien kommt. Nicht von ungefähr wird Temeswar auch als Klein-Wien bezeichnet.“

     

    Weiter geht es in unserer Reise nach Buziaș (Bad Busiasch) – der Kurort ist vor allem für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt, wobei natürliche Heilfaktoren eingesetzt werden. In erster Linie wird das kohlensäurehaltige Mineralwasser für die äußere Behandlung in Form von beheizten Mineralwasserbädern und für die innere Behandlung an den Trinkbrunnen des Parks verwendet. Sehr beliebt sind auch die sogenannten Mofetten, Kohlendioxidausströmungen, die sich positiv auf den peripheren Kreislauf auswirken. Und nicht zuletzt die Kur mit stark ionisierter Luft. In diesem Fall handelt es sich um eine Ionenkonzentration in der Luft, die mit jener in einer Höhe von 1000 m vergleichbar ist, obwohl sich der Kurort auf einer Höhe von nur 128 m befindet. Das hier herrschende Mikroklima ist besonders gesundheitsförderlich, sagt weiter Iosif Nicoară vom Verein „Visit Timiș“.

    Wenn man als Tourist nur zwei oder drei Tage zur Verfügung hat, würde ich nach einem Rundgang durch Temeswar auf jeden Fall Buziaș empfehlen, denn der Kurort liegt ganz in der Nähe. Außerdem gibt es direkt neben Buziaș einen Hügel namens Dealul Silagiului (dt. Silascher Hügel), auf dem sich sechs Weinkeller befinden. Nur wenige Menschen wissen, dass es dort diese Weinkeller gibt, die sich harmonisch entwickelt haben. Dort gibt es lokale Winzer, die einen großartigen Wein herstellen. In diesem Jahr wollen wir am 2. Juni einen sogenannten Herzmarathon veranstalten. Es wird Läufe über 600 m für Kinder geben, denn sie sind die Zielgruppe, um sich an der frischen Luft zu bewegen und zu sehen, wie schön die Gegend ist. Mit dem Auto ist man in 30 Minuten von Temeswar nach Busiasch unterwegs, und neben dem äußerst großzügigen Gesundheitsangebot der Stadt bietet der Silascher Hügel auch eine wunderschöne Natur. Ich habe die sechs Weinkeller erwähnt, aber es gibt auch lokale Lebensmittelhersteller, die alle Arten von Naturprodukten in der Gegend anbieten – Honig, sehr guten Käse, Fleisch und andere authentische lokale Erzeugnisse.“

     

    Das Fatscheter Land (rum. Țara Făgetului) rund um die gleichnamige Kleinstadt, auch als Bukowina des Banats bekannt, erstreckt sich im östlichen Teil des Kreises Temesch. Es ist eine malerische Gegend mit vielen Möglichkeiten für Erholung und Entspannung, wie wir weiter von Iosif Nicoară, dem Geschäftsführer des Verbands für die Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș, erfahren:

    Ich bin selbst in einem hügeligen Gebiet in der Nähe der Berge geboren und aufgewachsen, daher wäre das zweite Ziel, zu dem ich sie führen würde, das Făget-Land. Es ist eine außergewöhnlich schöne Gegend, in der es auch die älteste urkundlich attestierte Kirche der Region gibt. Hier kann man zum Șopot-Wasserfall wandern oder die Quelle des Bega-Flusses sehen – die Gegend ist leicht mit dem Auto oder dem Motorrad erreichbar. Wer eine Radtour machen möchte, kann eine sehr schöne Strecke namens Transluncani wählen. Auf dieser Strecke kann man auf die andere Seite wechseln, in den Landkreis Caraș-Severin. In der Gegend gibt es den Cornet-Wasserfall, die Jdioara-Festung, den Surduc-See, auf dem Sie mit dem Katamaran unseres Vereins eine Fahrt buchen können. Diese Gegend ist also auch außerordentlich schön. Es ist eine hügelige und bergige Region, in der man sich entspannen und eine schöne Zeit verbringen kann.“

     

    Im Kreis Temesch sind auch viele Handwerker anzutreffen. Anders als in anderen Teilen Rumäniens fasziniert hier der Reichtum der Traditionen aufgrund des multiethnischen Charakters der Region. Das Umland von Temeswar wartet also darauf, ohne Eile entdeckt zu werden, denn es lohnt sich. Und wenn Sie die Handwerker in ihren Werkstätten bei sich zu Hause besuchen möchten, können Sie sich an den Verein zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș wenden. Der Verein organisiert nämlich Reisen zu den Handwerkern im ganzen Landkreis.

  • Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

    Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

     

     

    Die Geschichte der Menschheit und die Entwicklung von Gemeinschaften und Individuen können auch durch die Tiere erforscht werden, die sie in unterschiedlichen Zeiten als Nutz- oder Haustiere begleitet haben. Archäologen, die für uns heute die erstaunlichsten Objekte aus dem Boden graben, bringen auch die Überreste von Haustieren ans Tageslicht. Die Archäozoologie ist die Disziplin, die sich mit den Beziehungen zwischen dem historischen Menschen und der Tierwelt befasst, d. h. mit der Domestizierung, der Ernährung des Menschen, der Tierhaltung, den Bestattungsriten usw. Die Archäozoologie unterscheidet sich von der Paläontologie, die sich mit der Entwicklung von Tieren und Menschen befasst, ohne sich um ihre möglichen Beziehungen zu kümmern, und von der Paläozoologie, die ausgestorbene Tiere erforscht. Dank der Archäozoologie erfahren wir, dass das Kamel, ein typisches Säugetier der tropischen und Wüstenregionen Afrikas, Asiens und Australiens, einen Platz auch in der rumänischen Geschichte hat.

    Das Kamel ist ein großes, wiederkäuendes, pflanzenfressendes Säugetier, das auch in Rumänien in drei Varianten vorkommt: das Dromedar oder einhöckrige Kamel, das Trampeltier oder zweihöckrige Kamel und Hybriden der beiden, die einen großen und einen kleinen Höcker haben. Das Kamel, das auch als „Wüstenschiff“ bezeichnet wird, wurde als Transporttier eingesetzt, da es mit nur wenigen Wasser- und Nahrungsvorräten weite Strecken zurücklegen kann. Das Kamel, das vor etwa 5 000 Jahren domestiziert wurde, liefert Fleisch, Milch und Wolle und kann bei Nahrungsmangel auch verzehrt werden.

    Adrian Bălășescu hat in Biologie und Geschichte promoviert und ist Archäozoologe am „Vasile Pârvan“-Institut für Archäologie der Rumänischen Akademie. Er erforscht Kamelreste, die an archäologischen Stätten in Rumänien gefunden wurden, und hat eine Chronologie der Funde vorgelegt. Das älteste Kamel in Rumänien stammt aus dem 2. bis 4. Jahrhundert und wurde in der Dobrudscha, nahe der Festung Ibida im Landkreis Tulcea entdeckt.

    Vor 60 Jahren wurden die ersten Kamelreste ausgegraben, die in Dinogetia bei Garvăn im Kreis Tulcea entdeckt wurden. Damals gab es dort eine systematische archäologische Erforschung der byzantinischen Epoche aus dem 9. bis 12. Jahrhundert. Es wurde ein Zehenglied der Art camelus bactrianus entdeckt, also ein Kamel mit zwei Höckern. Mehr als 40 Jahre später, im Jahr 2007, wurden weitere Überreste in Noviodunum, dem heutigen Isaccea, ebenfalls im Kreis Tulcea, am Donauufer entdeckt. Diese Überreste stammen aus dem 11. Jahrhundert.“

     

    2007 wurden auch in Agighiol, ebenfalls in der Dobrudscha, weitere wichtige Funde gemacht. Es handelt sich um sechs erwachsene Kamele, die anhand ihrer Kiefer identifiziert werden konnten, deren Knochen keine Anzeichen menschlicher Eingriffe und keine Spuren von Raubtierzähnen aufweisen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie schnell begraben wurden, wie der Forscher Adrian Bălășescu erläutert.

    Wir haben uns gefragt, wie die Knochen dieser Tiere in den Boden gekommen sind? Wir haben nicht viele Informationen vom Ausgrabungsort, und daher ist diese Frage schwer zu beantworten. Ich habe die Theorie, dass das Fehlen von Schnitt- und Zerlegungsspuren darauf hindeuten könnte, dass diese Tiere innerhalb kurzer Zeit an einer Krankheit starben und schnell begraben wurden, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Jüngste paläogenetische und mikrobiologische Studien belegen, dass Kamele als Überträger der Pest in Frage kommen. Die großen Epidemien kamen aus Asien, und neben Mäusen und Ratten als Träger des Pesterregers scheinen auch Kamele eine sehr wichtige Rolle gespielt zu haben. Dieses Bakterium, das die Pest verursacht, wurde sogar bei den von mir untersuchten Überresten im Zahnstein gefunden.“

     

    Weitere Kamelspuren wurden in der westrumänischen Stadt Timișoara (Temeswar) gefunden. Die Temeswarer Festung wurde 1552 von den Türken erobert und bis 1716 von ihnen beherrscht. Hier handelt es sich um zwei Unterkiefer, die bei Ausgrabungen im Stadtzentrum gefunden wurden. Doch Kamele gab es in Mittel- und Osteuropa schon lange vor der Ankunft der Osmanen, sagt weiter Adrian Bălășescu.

    In Mittel- und Südosteuropa sind Kamele seit der Römerzeit bekannt. Ihr Vorkommen dürfte vor allem auf die Ausdehnung des Römischen Reiches und die Verlegung von Militäreinheiten aus den Provinzen des Nahen Ostens oder Afrikas zurückzuführen sein, wo diese Tierart häufig anzutreffen war. So wurden osteologische Beweise in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Ungarn, Serbien und Bulgarien gefunden. Für das frühe Mittelalter sind die Funde in Dinogetia und Noviodunum (9.-12. Jahrhundert) belegt, wo diese Tiere aufgrund des römisch-byzantinischen Einflusses in der Region vorkommen.“

     

    Die Anwesenheit der Osmanen in Mitteleuropa beginnend mit der zweiten Hälfte des 16. Jh. und insbesondere ab dem 17. Jh. hat auch eine Wiederbelebung des Kamelhandels bewirkt, führt zum Schluss unseres Geschichtsmagazins der Archäologe Adrian Bălășescu aus.

    Mit dem Vordringen der Türken nach Europa kehrte auch diese Tierart zurück. Das ist insbesondere in Ungarn für die Zeit vom 15. bis zum 17. Jh. relativ gut dokumentiert. Die Anwesenheit dieser Tiere auf rumänischem Gebiet ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie als Transporttiere für militärische und zivile Zwecke verwendet wurden. Wahrscheinlich wurden sie in Zeiten des Nahrungsmangels auch verzehrt. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in der türkisch besetzten Region Banat Gasthäuser, in denen Kamelfleisch serviert wurde. Die Anwesenheit dieser Tiere in Rumänien ist bis ins 20. Jahrhundert bezeugt. Es gibt ein Fotoarchiv eines Artillerieregiments aus der Zeit des Ersten Weltkriegs in der Dobrudscha, wo zu sehen ist, dass die Kanonen mit Kamelen befördert wurden.“

  • Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: offizieller Veranstaltungskalender zu Ende

    Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: offizieller Veranstaltungskalender zu Ende





    Die Gala wurde im Kulturpalast der Stadt in Anwesenheit von hochrangigen Lokalpolitikern, Kulturschaffenden und Gästen aus dem In- und Ausland gefeiert. Im Laufe des Wochenendes wurden zum Abschluss mehr als 100 Kultur-Veranstaltungen ausgetragen. Dazu gehörten Konzerte auf dem Vereinigungsplatz und dem Opernplatz, wobei die mit Spannung erwartete Luftakrobatik-Show am Freitagabend die meiste Aufmerksamkeit erhielt.



    Im Laufe des zu Ende gehenden Jahres 2023 haben mehr als 2 000 Veranstaltungen stattgefunden, die der europäischen Kulturhauptstadt Temeswar gewidmet waren und zahlreiche Künstler und Besucher anzogen. Au‎ßerdem wurden fünf neue Kulturräume in Kinos, Kunstgalerien und Mehrzweckhallen eröffnet. Laut Dominic Fritz, dem Bürgermeister von Temeswar, haben der Titel europäische Kulturhauptstadt“ und die dazugehörenden Veranstaltungen die volle Aufmerksamkeit auf die westrumänische Metropole gelenkt, so dass man das Programm symbolisch unter den Schlagworten Forever Temeswar“ fortsetzen wolle:



    Für uns als Stadt geht es darum, diesen Titel in einen langfristigen strategischen Vorteil zu verwandeln, einerseits durch die Art und Weise, wie wir uns auf Kultur beziehen und das Engagement der Stadt einbringen, andererseits auch, um unsere europäische Bestimmung zu betonen, denn Europa braucht die Geschichte Temeswars und all die positiven Beispiele, mit denen unsere Stadt vorangehen kann.“



    Rumänien braucht Phantasie, und Europa braucht Phantasie“, sagte noch Dominic Fritz. Er wies darauf hin, dass Temeswar im Jahr 2023 gezeigt habe, dass es möglich sei, sich eine kreative, wohlhabende und solidarische Zukunft vorzustellen, und zwar nicht nur für diese Stadt, sondern für ganz Europa: Eine Zukunft Europas, in der unsere Einheit auf Vielfalt und nicht auf Eintönigkeit beruhe, so der Bürgermeister von Temeswar.



    Ada Hausvater, Intendantin des Nationaltheaters von Temeswar, sagte ihrerseits, dass in diesem Jahr viele brillante Aufführungen in ihrem Hause stattgefunden haben; zudem habe die ehrwürdige Kulturinstitution einen neuen Aufführungsraum erhalten, der den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt. Das zugereiste Publikum aus verschiedenen Regionen des Landes habe au‎ßerdem gezeigt, dass es ein unvermindertes Interesse an Kultur gebe, so die Intendantin Ada Hausvater. Der Generaldirektor der Rumänischen Nationaloper in Temeswar, Cristian Rudic, merkte seinerseits an, dass die Stadt nach diesem Jahr eine Menge Adrenalin angesammelt habe und dass der Nachahmungseifer spürbar sei.



    Tatsächlich werden einige Veranstaltungen fortgeführt. Obwohl das Veranstaltungsjahr Temeswar — Kulturhauptstadt Europas“ offiziell beendet ist, kann die dem gro‎ßen rumänischen Bildhauer Constantin Brâncuși gewidmete Ausstellung noch bis zum 28. Januar 2024 im Nationalen Kunstmuseum der Stadt besucht werden. In der Ausstellung sind berühmte Werke wie Die schlafende Muse“ und Fräulein Pogany“ zu sehen, die vorübergehend als Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris, dem Tate Museum in London und der Guggenheim-Stiftung nach Temeswar gebracht wurden. Aufgrund des Publikumsandrangs hat der Vorsitzende des Kreisrates Temesch, Alin Nica, angekündigt, dass die Brâncuși-Ausstellung am 20. Dezember rund um die Uhr geöffnet sein wird.

  • Nachrichten 22.07.2023

    Nachrichten 22.07.2023

    Bukarest: Im Süden und Südosten Rumäniens haben die Meteorologen fürs Wochenende eine Warnung der Stufe Gelb für extreme Hitze ausgegeben. Die Höchsttemperaturen können 38-39 Grad Celsius erreichen. Für die westliche Hälfte des Landes warnt der Wetterdienst vor Stürmen und Hagel. Die Wassermengen können vereinzelt 30-40 Liter pro Quadratmeter und in einigen Landesteilen mehr als 50 Liter pro Quadratmeter betragen.



    Bukarest: Das Au‎ßenministerium in Bukarest informiert rumänische Staatsbürger, die nach Portugal reisen oder reisen wollen, dass die örtlichen Behörden ab heute und bis zum 7. August, während der Aktivitäten zum Weltjugendtag, wieder stichprobenartige Grenzkontrollen einführen werden. Die Ma‎ßnahme betrifft die Kontrollpunkte an der Landgrenze zu Spanien sowie die Kontrollpunkte am Flughafen. Für Lissabon und das Stadtgebiet haben die portugiesischen Behörden für die Dauer der Veranstaltung ein Ma‎ßnahmenpaket geschnürt, das unter anderem Verkehrsbeschränkungen vorsieht. Zudem werden die öffentlichen Verkehrsmittel in Lissabon zwischen dem 1. und 6. August nach einem geänderten Strecken- und Fahrplan verkehren.



    Kiew: Die Sprecherin der Verteidigungskräfte der Südukraine, Natalia Humeniuk, hat erklärt, dass die russische Invasionsarmee höchstwahrscheinlich eine Pause bei der Bombardierung ukrainischen Territoriums eingelegt hat. Sie betonte jedoch, dass Moskau seine Aufklärungsoperationen intensiviert habe. Die verstärkte Präsenz russischer Aufklärungsdrohnen deute darauf hin, dass Russland versuche, Informationen insbesondere über die Hafeninfrastruktur der Ukraine zu sammeln, so Humeniuk.



    Madrid: 35 Millionen Spanier werden am Sonntag an den Urnen zu den Parlamentswahlen erwartet. Der Korrespondent von Radio Romania in Madrid stellt fest, dass der Regierungschef und Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Pedro Sanchez, auf das Wohl der Spanier während seiner Amtszeit setzt. Der Vorsitzende der Volkspartei (rechts, in der Opposition), Alberto Feijóo, verspricht Wiedergutmachung für die Dinge, die Sanchez falsch gemacht hat. Yolanda Díaz, die Gründerin der linksextremen Plattform Sumar, kündigt die Machtübernahme des Volkes und Santiago Abascal, der Vorsitzende der rechtsextremen Partei VOX, verspricht fast dasselbe, nur mit der Nuance, dass die Leute, die an die Macht kommen, ausschlie‎ßlich Spanier sein müssen.



    Temeswar: Hollywood-Star John Malkovich hat am Freitagabend die letzte der beiden Vorstellungen der Show “Die infernale Komödie” in Temeswar, Kulturhauptstadt Europas gespielt. Die Aufführungen waren ausverkauft. Der Darsteller spielt in “Die infernale Komödie” die Rolle eines Serienmörders in einem originellen Regiekonzept, das auf einem speziell für John Malkovich geschriebenen Drehbuch basiert.

  • Chaostheorie und Kunst: Das Projekt “Uncanny Order”

    Chaostheorie und Kunst: Das Projekt “Uncanny Order”

    Der Verein Qolony“ – die Kolonie für Kunst und Wissenschaft – ist eine kulturelle Vereinigung, die als Aggregator einer gemischten Gemeinschaft von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen fungiert, von zeitgenössischen Künstlern, wissenschaftlichen Forschern und Spezialisten für verschiedene Technologien, die durch eine Leidenschaft für interdisziplinäre Praktiken und die daraus entstehende Kreativität vereint sind. Die Projekte der Vereinigung befassen sich mit der Bedeutung kollaborativer Praktiken, sowohl für die Förderung von Kreativität und persönlicher Entwicklung als auch für das gegenwärtige und zukünftige Wohlergehen der Gesellschaft. Wir sprachen mit Kultur-PR Anca Spiridon über das Projekt:



    Unsere Initiative geht von der Chaostheorie aus, die oft als zufällig beschrieben wird, aber strengen, aus Gleichungen abgeleiteten mathematischen Regeln gehorcht. Und die Synchronizität ist genau die organische Tendenz der Natur, sich selbst zu organisieren, sich selbst zu ordnen, trotz des scheinbaren Chaos, das wir wahrnehmen. Und wenn wir von dieser Synchronizität in der Natur sprechen, können wir an die Herzzellen in unseren Herzen denken, an Vogelschwärme, die synchron in eine nur ihnen bekannte Richtung fliegen, oder an das Verhalten sozialer Gruppen. Das Ziel von Uncanny Order ist es, eine Reihe von interaktiven Installationen zu schaffen, die diese Datensätze in Verbindung mit den mathematischen Modellen der Chaostheorie nutzen, um Situationen der Synchronizität zu schaffen. Das Innere der Materie, die Bildung von Wolken und Wellen, aber auch sichtbare Darstellungen wie Computergrafiken, generative Bilder oder generative Klänge… Die Installation wird vom 16. bis 30. Juni in der Galerie <MV Sci-Art Center> in Timisoara zu sehen sein, und im Juli wird sie in der Galerie in Bukarest zu sehen sein.



    Wer ist an diesem Projekt beteiligt? Wer sind die Künstler und Forscher, die an der Entstehung von Uncanny Order beteiligt sind? – lauteten die Fragen an Kulturmanagerin Anca Spiridon:



    Die drei Künstler, die an teilnehmen, sind Floriama Cândea, Claudia Chiriță und Cătălin Crețu. Floriama Cândea ist eine Künstlerin, die die Verwendung und die Möglichkeiten des Experimentierens mit neuen Arten von Medien, wie z. B. lebenden biologischen Geweben und Kulturen, als künstlerisches Medium sowie alternative fotografische Techniken untersucht. Ihre Konzepte und Arbeitsprozesse nutzen wissenschaftliche Bildästhetik, modifizierte Makrofotografien, visuelle Klassifizierungsschemata und natürlich auch wissenschaftliche Forschungsinstrumente, die in künstlerische Praktiken, chemische Prozesse, biokompatible Materialien usw. umgewandelt werden können. Claudia Chiriță ist Dozentin und Forscherin für mathematische Logik und künstliche Intelligenz an der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Bukarest, arbeitet aber seit fünfzehn Jahren auch als Illustratorin und Grafikdesignerin. Die Themen, die sie gerne diskutiert, sind Sicherheit und Privatsphäre, digitale Überwachung und Ad-hoc-Zusammenarbeit, für die Untersuchung der Beziehung zum sozialistischen Erbe oder die Neuerzählung des alltäglichen Lebens der Antike.


    Cătălin Crețu hat eine doppelte Ausbildung, er ist Ingenieur für Elektromechanik, aber auch Musiker, mit einem reichhaltigen Schaffen, das Werke unterschiedlichster Genres umfasst, von Kammermusik, Chorälen, symphonischen Werken bis hin zu elektronischer Musik, Installationen, interaktiven Multimedia-Arbeiten, und er ist auch wissenschaftlicher Forscher am Zentrum für elektroakustische Musik und Multimedia. Er ist Professor an der Nationalen Universität für Musik in Bukarest und nicht zuletzt Geschäftsführer des Festivals für neue Künste <InnerSound>. Das Projekt umfasst auch Forschung und Programmierung, und ein Teil davon sind, neben den bereits erwähnten Künstlern, der Programmierer Cristian Balaș und die Forscher Marian Zamfirescu und Ionuț Andrei Relu. Sie sind bei uns, weil die Chaostheorie viele Anwendungen hat, mit denen die breite Öffentlichkeit weniger vertraut ist. Aber diese Anwendungen liegen den Technologien zugrunde, mit denen wir täglich interagieren, den Schnittstellen zwischen Menschen und Computern oder der digitalen Umwelt, und so ist es für uns viel einfacher, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie Synchronizität mit Hilfe von Technologie ausgedrückt werden kann.



    Wie ist das Projekt entstanden? Was wollen Sie mit diesen interaktiven Installationen erforschen? Kultur-PR Anca Spiridon antwortet:



    Die Initiative geht von der Chaostheorie aus. Diese Wissenschaft nichtlinearer dynamischer Systeme wird von uns Menschen meist als eine deterministische Theorie verstanden, deren Logik auf Paradoxie und Rekursion beruht. Wie ich eingangs sagte, beschreibt das Chaos komplexe Strukturen und Prinzipien in der natürlichen Welt, und obwohl es oft als zufällig beschrieben wird, hat das Chaos außerordentlich strenge mathematische Regeln und gehorcht diesen. Wir interpretieren Chaos also als etwas sehr Geordnetes, sehr Organisiertes, und durch die Installationen, die wir im Rahmen des Projekts gemacht haben, wollen wir der Öffentlichkeit nicht nur diese Struktur zeigen, sondern auch zeigen, dass sie mit dieser Struktur interagieren kann. Die Kunstinstallationen sind interaktiv und basieren auf diesen Modellen. Sie führen das Publikum durch eine Reihe von Interaktionen mit Objekten, die Situationen der Synchronizität nachbilden. Ob es um Musik und ihre Entstehung geht, um Herzschläge oder um generative Bilder, das Publikum kann mit den Installationen in der Ausstellung interagieren und die Strukturen beeinflussen, die das Chaos ordnen, die Ordnung, die es strukturiert.



    Am Ende unserer Diskussion wollte Anca Spiridon noch etwas klarstellen:



    Im Zusammenhang mit den jüngsten und sehr polarisierenden Diskussionen über Mensch und Maschine denke ich, dass wir eine bestimmte Erfahrung des Publikums von UncannyOrder erreichen wollen – dass es nach dem Besuch dieser Ausstellung, dieser interaktiven Installationen die Schlussfolgerung mitnimmt, dass wir mehr über den Menschen neben der künstlichen Intelligenz und der Maschine sprechen und diese nicht im Gegensatz zueinander stehen.

  • Doku zum multikulturellen Temeswar in Juli erwartet

    Doku zum multikulturellen Temeswar in Juli erwartet

    Eines dieser Projekte, das sich mit den Menschen, der Geschichte und der Multikulturalität des Ortes befasst, ist der Dokumentarfilm Timișoara – Europäische Hauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens“.


    Der Dokumentarfilm wurde von Florin Iepan aus Timisoara gedreht, einem Regisseur, der bereits über 40 Dokumentarfilme und Fernsehproduktionen gedreht hat. Der Film zeigt Timisoara mit den Augen des Norwegers Christo Balthazar, Enkel des Journalisten und Schriftstellers Jahn Otto Johansen. Sein Großvater war Autor des Buches Rumänien: Eine Sammlung von Artikeln“, ein Journalist, der vom rumänischen Präsidenten für seinen Beitrag zum Image unseres Landes in Norwegen ausgezeichnet wurde.


    Wir sprachen mit Kultur-PR Anca Spiridon über das Projekt, den Kontext und das Konzept:


    Für den Kulturverein Metropolis ist dies nicht die erste Initiative zur Förderung der Multikulturalität durch Kunst, denn seit 2011 unterstützt und organisiert er kulturelle und künstlerische Veranstaltungen wie das Internationale Filmfestival für junges Publikum, das <BalKaniK Arts & Culture Festival>, das erste Musik- und Kulturfestival des Balkans in Rumänien, … und 2015 in Timișoara selbst ein Filmfestival für Minderheiten, das <Nomad International Film Festival>. Es ist also nicht verwunderlich, dass in diesem für Temeswar außerordentlich wichtigen Jahr auch der Dokumentarfilm <Timisoara – Europäische Hauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens> uraufgeführt wird, der einen neuen Ansatz zur Förderung der Multikulturalität durch Kunst und Traditionen darstellt.


    Der Film basiert auf der Geschichte von Christo, dem Enkel des berühmten norwegischen Journalisten, der 2014 vom rumänischen Präsidenten ausgezeichnet wurde, Jahn Otto Johansen, Autor des Buches >. Er wurde, wie gesagt, für die Verdienste um das Image Rumäniens in Norwegen ausgezeichnet, und Christo wird in diesem Dokumentarfilm die Reise seines Großvaters nachzeichnen, wobei der Film die neuen Realitäten durch seine Augen, aber auch durch die Augen des Temeswarer Dokumentarfilmregisseurs Florin Iepan darstellen wird. <Timișoara, Kulturhauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens> zielt darauf ab, im Rahmen der Wahl Timișoaras zur Kulturhauptstadt den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen in Europa, aber auch in Rumänien und in Timișoara hervorzuheben, die gemeinsamen kulturellen Merkmale der Europäer herauszustellen, den Bürgern ihre Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Kulturraum bewusst zu machen und durch die Kultur die Entwicklung der Städte zu fördern.


    Der Regisseur hat sich vorgenommen, die Interaktion und den Beitrag der wichtigsten ethnischen Gruppen Timișoaras zum sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu dokumentieren. Auf diese Weise soll der Film die multikulturelle Tradition Timișoaras bekräftigen und sein Image als funktionierendes multiethnisches und multireligiöses Zentrum stärken. Der Film wird von Traditionen und Bräuchen erzählen, aber auch von den neuen lokalen Unternehmen, die sich in den letzten 20-30 Jahren in Timișoara niedergelassen haben. Er wird die serbische Gastronomie, das Kunsthandwerk und die Musik der Roma, die ungarische Literatur und das Theater sowie die neuen Unternehmen der italienischen und türkischen Gemeinschaften vorstellen. Durch die Förderung des Multikulturalismus, sowohl in der Kunst als auch in den Traditionen, durch die Erleichterung dieses interkulturellen Dialogs, den wir zwischen den wichtigsten Volksgruppen in Timișoara, aber auch mit dem allgemeinen Publikum vorschlagen, zielt der Dokumentarfilm darauf ab, das Verständnis und die Akzeptanz der Vielfalt zu erhöhen und die Aufnahme dieser kulturellen Vielfalt in einer umfassenden Ausübung der Empathie, wie wir gerne sagen, zu entwickeln.



    Wie weit ist das Projekt gediehen? Und wann kann die Öffentlichkeit den Dokumentarfilm auf dem großen oder kleinen Bildschirm sehen? – die abschließenden Fragen an die Kulturmanagerin Anca Spiridon.



    Im März wird die Produktionsphase des Films in vollem Umfang beginnen. Nach der Dokumentation vor Ort werden die Dreharbeiten beginnen, danach geht es in die Postproduktionsphase. Die Premiere des Films in Rumänien ist für den 28. bis 30. Juli geplant, natürlich in Timișoara, und der größere Rahmen, in dem diese Premiere stattfinden wird, ist ein dreitägiges Festival unter freiem Himmel, das Filmvorführungen, gefolgt von Fragen und Antworten, Debatten über Minderheiten und kulturellen Austausch, einschließlich Migration und Einwanderung, sowie eine Messe für traditionelle Produkte umfassen wird. Wir möchten, dass der Dokumentarfilm sowohl in den regulären rumänischen Filmverleih kommt als auch auf Festivals und besonderen Veranstaltungen gezeigt wird. Wir möchten wirklich, dass ein breiteres Publikum die Doku <Timișoara – Europäische Hauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens> in diesem Jahr sehen kann, und nach dem Kinostart wird der Film auf Online-Plattformen in Rumänien und Norwegen verfügbar sein.

  • Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: Brauner und Brâncuși-Ausstellungen

    Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: Brauner und Brâncuși-Ausstellungen

    Victor Brauner war ein Maler, Bildhauer und Dichter des Surrealismus, einer der führenden Vertreter der Bewegung, ein jüdischer Künstler, der ursprünglich aus Rumänien stammte. Constantin Brâncuși gilt weltweit als der Vater der modernen Bildhauerei und der zeitgenössischen Kunstsprache.


    Victor Brauner: Erfindungen und Magie“ ist vom 17. Februar bis 28. Mai in der Kulturhauptstadt Temeswar geöffnet. Constantin Brâncuși: Rumänische Quellen und universelle Perspektiven“ lädt die Besucher zwischen dem 30. September 2023 bis zum 28. Januar 2024 in den Westen Rumäniens ein. Wir sprachen mit Ovidiu Șandor, dem Präsidenten der Stiftung Art Encounters, die die Veranstaltungen mitorganisiert, über die beiden außergewöhnlichen Ausstellungen und die Art Encounters Biennale in Temeswar (19. Mai – 16. Juli 2023).



    Natürlich haben wir heute Abend hier den Beitrag der Stiftung Art Encounters in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Kunstmuseum und dem Französischen Institut zum Kulturhauptstadtprogramm vorgestellt. Das gesamte Programm ist sehr ehrgeizig, mit herausragenden Veranstaltungen in allen Bereichen. Was die Beteiligung unserer Stiftung anbelangt, so handelt es sich zunächst um eine Victor-Brauner-Ausstellung, eine erste wirkliche Retrospektive von Victor Brauner in seinem Heimatland, einem Künstler, der in diesem Land leider viel zu wenig bekannt ist, und wir hoffen, dass wir dazu beitragen können, diese Situation zu ändern, mit zahlreichen Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris und mit Werken aus verschiedenen Museen des Landes.


    Eine Ausstellung, von der ich glaube, dass sie dem Publikum die Möglichkeit geben wird, diesen international bedeutenden surrealistischen Künstler zu entdecken oder wiederzuentdecken. Ein jüdischer Künstler, der in Rumänien geboren wurde und dessen Leben meiner Meinung nach eine wichtige Geschichte im Zusammenhang mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs darstellt, die leider auch heute noch wichtig ist, wenn man bedenkt, was um uns herum geschieht. Als nächstes steht die Biennale Art Encounters auf dem Programm, die bereits zum fünften Mal stattfindet, und zwar in diesem besonderen Jahr 2023, eine Veranstaltung, die sich unter der Leitung des Schweizer Kurators Adrian Notz mit der Beziehung zwischen Kunst und Technologie befassen wird. Während die beiden anderen Ausstellungen Persönlichkeiten des kulturellen Erbes vorstellen, ist die Biennale eine Veranstaltung, die den Beitrag der jungen Generation aus Rumänien und Osteuropa, aber auch bedeutender internationaler Künstler zeigt, um darzustellen, was heute in der Welt geschieht, wie wir mit Kunst, Technologie und allem um uns herum umgehen.


    Am 30. September ist die Eröffnung der Brâncuși-Ausstellung geplant, der ersten Brâncuși-Retrospektive der letzten 50 Jahre in Rumänien und Mittel- und Osteuropa. In gewisser Weise bringen wir symbolisch Brâncușis reife Werke aus Museen wie dem Centre Pompidou, der Tate Modern London und der Guggenheim Foundation Venedig nach Hause, zusammen mit Werken, vor allem aus seiner Jugend, die sich in Museen des Landes, dem Nationalen Kunstmuseum Bukarest und dem Nationalen Kunstmuseum Craiova befinden. Diese Ausstellung wird erneut gemeinsam mit dem Nationalen Kunstmuseum Timisoara und dem Institut Français organisiert.



    Was wird die Ausstellung Victor Brauner: Erfindungen und Magie“ dem Publikum bringen? – fragten wir Ovidiu Șandor.



    Im Fall von Brauner wird es viele Werke geben, viele Gemälde, die vielleicht seine bekannteste Kunstform darstellen, zusammen mit wichtigen Zeichnungen aus seinem Werk. Wir sprechen hier über Werke, die sowohl Brauners Beitrag oder Arbeit während der Zeit umfassen, als er in Rumänien lebte und arbeitete, insbesondere in Bukarest, in den 20er und 30er Jahren, als er eine der Säulen der Avantgarde in Bukarest war, als auch Werke aus der Zeit, als er in Frankreich lebte, den 40er Jahren bis zu seinem Tod in den 60er Jahren. Es wird also eine Ausstellung sein, die seine gesamte Karriere umfasst. Auch einige seiner Skulpturen werden zu sehen sein. Es wird ein gefilmtes Interview mit Victor Brauner zu sehen sein. Es werden einige seiner berühmten Werke zu sehen sein, darunter das Bild, auf dem er sich selbst mit einem verletzten Auge malt, was einige Jahre später tatsächlich passiert, als ihm ein Freund bei einer Kneipenschlägerei das Auge aussticht. Diese Form der Vorahnung entspricht also ganz dem surrealistischen Denken, das davon ausgeht, dass es eine irgendwie verborgene Beziehung zwischen der Realität und dem Unwirklichen, zwischen Leben und Traum, zwischen bestimmten Dingen und Magie usw. gibt.



    Ovidiu Șandor enthüllte auch die Überraschungen der großen Retrospektive Constantin Brâncuși – Rumänische Quellen und universelle Perspektiven“:



    Im Fall von Brâncuși handelt es sich um eine bedeutende Anzahl von Skulpturen, sowohl aus seiner frühen als auch aus seiner reifen Schaffensperiode. Die von Doina Lemny kuratierte Brâncuși-Ausstellung versucht, diesen Wandel von Brâncuși aufzuzeigen, der darin besteht, dass der junge Künstler Rumänien verlässt, wo er in Tradition und Kultur verwurzelt ist, und in Paris ein beeindruckendes internationales kulturelles Universum entdeckt. Und die Ausstellung zeigt die Verwandlung, die Brâncușis Werke durchlaufen, bis sie diese raffinierten Formen von universeller Bedeutung erreichen. Neben den Skulpturen werden wir eine wichtige Reihe von Fotografien von Brâncuși zeigen, ein Teil seines Werks, der in Rumänien vielleicht zu wenig bekannt ist und geschätzt wird. Tatsächlich entdeckt Brâncuși irgendwann die Kamera und verbringt viel Zeit damit, seine Werke im Atelier sorgfältig aufzustellen, auf das richtige Licht zu warten, sie in verschiedenen Positionen, in verschiedenen Kombinationen von Sockeln und Werken zu fotografieren, und wenn man so will, ist es eine Art Lektion, in der Brâncuși uns lehrt, wie man seine Skulptur betrachtet. Natürlich werden daneben auch Zeichnungen von Brâncuși zu sehen sein, die Korrespondenz von Brâncuși mit bestimmten Freunden im Land sowie Filme, die sowohl von Brâncuși als auch von anderen wichtigen Künstlern der Zeit gedreht wurden und Brâncuși bei der Arbeit zeigen.

  • Timișoara – Kulturhauptstadt Europas 2023

    Timișoara – Kulturhauptstadt Europas 2023

    130 Veranstaltungen an drei Tagen zur offiziellen Eröffnung der Saison “Timişoara – Kulturhauptstadt Europas 2023”! Die malerische Stadt im Westen Rumäniens ist ab Freitag für ein Jahr die zweite im Land – nach Sibiu (Zentrum) im Jahr 2007 – die diesen begehrten Status innehat. Damit wollen die Einwohner von Temeswar zeigen, dass die Stadt, in der sie leben, traditionell multikulturell, offen, mutig und innovativ ist.



    Während der dreitägigen kulturellen Feierlichkeiten werden rund 16.000 Menschen in Timișoara erwartet, darunter 100 hochrangige Vertreter aus dem In- und Ausland, darunter Dutzende von Botschaftern, Premierminister Nicolae Ciucă und EU-Kommissarin Adina Vălean. Hunderte von rumänischen und internationalen Künstlern bieten in der ganzen Stadt, auch in den Stadtvierteln, Konzerte, Ausstellungen, Stra‎ßenaufführungen, Theater, Film und Workshops an, alles unter dem Motto “Erleuchte die Stadt durch dich!”.



    Bürgermeister Dominic Fritz forderte seine Mitbürger auf, an diesem Fest teilzunehmen: “Es ist unsere Chance, alles zu zeigen, was wir über das Erbe Timisoaras wissen, aber auch über die Energie, die wir heute haben und den Durst, den wir für die Zukunft haben. Wir sind stolz auf unsere Stadt und ich bin mir absolut sicher, dass wir in einem Jahr in einer neuen, besseren und engagierteren Gemeinschaft aufwachen werden, in der jeder von uns einen Platz hat. Lassen Sie uns also dieses Jahr zum Jahr von Timisoara machen”.



    Zu den Attraktionen des Saisondebüts “Timişoara – Europäische Kulturhauptstadt 2023” gehört die Retrospektive von Victor Brauner im Kunstmuseum, die erste in Rumänien und eine der wichtigsten in Europa, die dieser emblematischen Figur der rumänischen und europäischen Avantgarde- und Surrealismuskultur gewidmet ist. Es folgen Konzerte mit dem rumänischen Komponisten und Pianisten Andrei Irimia, der Banatul Philharmonie, DJ Bully, dem schwedisch-britischen Sänger und Komponisten Jay-Jay Johanson oder dem niederländischen Komponisten und Pianisten Joep Beving.



    Nach mehr als 30 Jahren Tournee durch die ganze Welt kehrten die Gründungsmitglieder von “Taraf de Haidouks” in ihre Heimat zurück und starteten unter der Leitung von Şaraimanic ein neues Projekt – “Taraf de Caliu”, das auch in Timișoara vertreten ist. Taraf de Caliu” ist eine der bekanntesten Zigeunerbands der Welt, die die traditionelle Musik aus dem Süden Rumäniens weiterführt.



    Die Organisatoren versprachen au‎ßerdem, dass man sich die von den Spaniern von Muaré Experience mit Hilfe von Kränen inszenierte Flugshow nicht entgehen lassen sollte. Eine fünfstöckige Gärtnerei mit über 1.300 Pflanzen wird ein Anschauungs- und Bildungsraum für die biologische Vielfalt sein, während die Polytechnische Universität ein echtes Festival der digitalen Kultur veranstaltet. Aber mehr Details über das Veranstaltungsprogramm am Ende dieser Woche finden Sie auf der Website opening.timisoara2023.eu.

  • „Phoenix: Har/Jar“ – fesselnde Doku über legendäre rumänische Rockband

    „Phoenix: Har/Jar“ – fesselnde Doku über legendäre rumänische Rockband





    Der Film Phoenix: Har/Jar“ (zu deutsch in etwa: Phoenix: Gabe und Glut“) kam am 20. Januar in die Kinos. Die Doku von Cornel Mihalache, ein Projekt, das 2022 vom rumänischen Fernsehen TVR über den hauseigenen Verlag produziert wurde, bringt bewegende Bekenntnisse von Zeitzeugen über die Mitglieder der 1962 in der westrumänischen multiethnischen und kosmopolitischen Stadt Timișoara (Temeswar) gegründeten Band zusammen. Die erfolgreichsten Alben von Phoenix wurden in den Jahren 1971 bis 1977 von Nicu Covaci, Mircea Baniciu, Josef (alias Ioji/Józsi) Kappl, Costin Petrescu und Valeriu Sepi komponiert: Cei ce ne ne-au dat nume“ (Die uns den Namen gaben) (1972), Meșterul Manole“ (Meister Manole“) (1973), Mugur de fluier“ (Flötenknospe“) (1974) und Cantafabule“ (Singfabeln“) (1975).



    Viele der auf diesen Alben enthaltenen Songs basieren auf Texten, die von zwei begnadeten Künstlern, dem Dichter Șerban Foarță und dem späteren Filmregisseur Andrei Ujică, geschrieben wurden. Die Doku Phoenix. Har/Jar“ bringt Mitglieder der Band aus der Zeit vor ihrer Ausreise aus dem kommunistischen Rumänien im Jahr 1977 zusammen und beleuchtet wichtige Momente in der turbulenten Chronologie der Band, von ihren ersten Auftritten 1962 unter dem Namen Sfinții“ (Die Heiligen“) bis zum heutigen Tag in einer veränderten Besetzung. Der Dokumentarfilm rekonstruiert Ereignisse, die sich während der Erfolgsgeschichte der Band zugetragen haben, erzählt, wie die Musiker ins Visier der Geheimpolizei Securitate gerieten, beleuchtet die Momente ihrer Abreise aus Rumänien und berichtet über die Aktivitäten der Band vor und nach der Revolution von 1989. Claudia Nedelcu Duca, Produzentin und Co-Autorin des Drehbuchs zum Dokumentarfilm Phoenix. Har/Jar“, gibt einige Details zur Entstehung des Films preis:



    Es ist eine Geschichte, die all die Legenden durchleuchtet, die die Band seit 60 Jahren begleiten, ein Film, in dem alle Bandmitglieder anwesend sind. Cornel Mihalache und ich haben uns mit Hilfe des TVR-Verlagshauses daran gemacht, diese sehr spannende Geschichte zu erzählen. Der Klatsch und die Missverständnisse, die die Seiten der Boulevardpresse füllten, sind zweitrangig und schmälern nicht im Geringsten den enormen Beitrag, den diese Menschen zur Entwicklung der Rockmusik in Rumänien geleistet haben. Wir haben im Film sowohl die Zeit vor 1977 eingefangen, als die Bandmitglieder beschlossen, Rumänien zu verlassen, als auch alle nachfolgenden Versuche, sich wieder zusammenzufinden, Versuche, die immer noch ein interessiertes Publikum zu den Konzerten locken, ein treues Publikum, das die Phoenix-Songs in- und auswendig kennt und immer mitsingt. Der Film zielt lediglich darauf ab, Menschen hervorzuheben, die sowohl Opfer als auch Helden dieser Zeit gewesen sind. Wir hatten uns vorgenommen, eine Geschichte zusammenzutragen, die von allen Bandmitgliedern erzählt wird, und wir haben es geschafft, jedem eine Stimme zu geben, der noch unter uns weilt und in der einen oder der anderen Weise in Phoenix mitgewirkt hat. Wie ich schon sagte, haben wir versucht, nichts auszulassen, um einzufangen, was mit der Band auch nach den 1990ern passiert ist. Für mich ist der Film sehr emotional, er ist wie ein Puzzle, das wir zusammen mit Roxana Elekes, die für den Schnitt zeichnet, aus den Perspektiven der Künstler erstellt haben, die man in der Dokumentation sieht. Im Grunde haben wir eine Geschichte, die die Mitglieder von Phoenix selbst erschaffen, eine emotionale Geschichte, die dramaturgisch sehr gut artikuliert ist. Meiner Meinung nach ist das ein Film, den man nicht verpassen sollte.“




    Mircea Baniciu, ehemaliger Leadsänger von Phoenix und Gründungsmitglied der späteren Folk-Band Pasărea Colibri“, wurde 1971 in Phoenix aufgenommen, als er noch Erstsemester an der Fakultät für Architektur war. Das war der Moment, in dem sich sein Leben dramatisch veränderte. Wir sprachen mit Mircea Baniciu über die Blütezeit der Band, 1971–1977.



    Ich möchte erwähnen, dass wir die guten Momente, die besten Momente in unserer Karriere auch anderen Künstlern und Freunden verdanken, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Ich möchte nicht, dass es so aussieht, als ginge es bei Phoenix nur um uns, die Bandmitglieder, wir hatten ja ein ganzes Team hinter uns. Ich möchte vor allem diese gro‎ßen Lyriker erwähnen: Șerban Foarță, Andrei Ujică, Victor Cârcu, Victor Șuvăgău. Wir hatten auch andere Künstler um uns herum und wir haben immer mit all diesen Freunden zusammengearbeitet, sie haben uns sehr geholfen, sie standen uns sehr nahe. Phoenix war eine Art eingeschworene Gemeinschaft, wir sahen uns sehr oft und verbrachten viel Zeit miteinander, das waren Dinge, die uns einst verbanden. Ich spreche nicht nur von unseren wichtigen Auftritten, sondern auch von unseren Urlauben, die wir gemeinsam verbrachten, und ich denke, sehr wichtig war, dass wir in Timișoara lebten, einer kosmopolitischen Stadt sogar während des Kommunismus. Und die Atmosphäre dort hat uns einander näher gebracht. Au‎ßerdem ist bekannt, dass es in der kommunistischen Zeit nicht viele Freiheiten gab. Schon bei unseren ersten Auftritten verspürten wir eine gro‎ße Freude. Es gab Momente der Ekstase auf der Bühne, und diese Energie erreichte das Publikum, das uns dafür liebte und schätzte.“



    Zeitgleich mit der Premiere des Films Phoenix. Har/Jar“ wurde ein gleichnamiges Buch herausgebracht. Es enthält Interviews aus den Jahren 1962–1989 und grafische Einlagen aus den Akten der Securitate über die Band, die aus dem Bestand der Behörde für die Aufarbeitung des Securitate-Archivs stammen. Die im Buch zusammengetragenen Texte enthalten vollständige Transkripte von Interviews, die in den TVR-Studios und an anderen Orten im In- und Ausland geführt wurden.

  • Europäische Kulturhauptstadt 2023: Temeswar fiebert kulturreichem Jahr entgegen

    Europäische Kulturhauptstadt 2023: Temeswar fiebert kulturreichem Jahr entgegen



    Temeswar wird 2023 Kulturhauptstadt Europas sein. Diesen Ehrentitel verleiht das Stra‎ßburger Parlament seit 1985 jedes Jahr an eine oder mehrere Städte, um den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen auf dem alten Kontinent hervorzuheben. Im Jahr 2007, als Rumänien der Europäischen Union beitrat, teilten sich diesen Titel Sibiu (Hermannstadt) und Luxemburg. Hermannstadt war die erste Stadt Rumäniens, die zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde, und sie konnte von der damaligen Publicity reichlich profitieren, denn seitdem hat sie sich zu einem immer attraktiveren Touristenziel entwickelt.



    In der vergangenen Woche wurde das Veranstaltungsprogramm für 2023 vorgestellt, das ein lebendiges und vielfältiges Kulturleben verspricht. Der Kalender sieht das ganze Jahr über durchschnittlich 30 Kulturveranstaltungen pro Woche vor. Das nächste Jahr ist eine historische Chance für die Stadt, aber auch für ganz Rumänien. Es ist die Chance, uns als Stadt, als Gemeinschaft und als Land zu verändern. Und ich wünsche, dass wir in ein paar Jahren auf das Jahr 2023 werden zurückblicken und sagen können, dass dieser Titel nicht nur das kulturelle Leben, sondern die ganze Stadt verändert hat“, sagte in diesem Zusammenhang der Bürgermeister Dominic Fritz.



    Mehr als 2.500 Künstler werden im nächsten Jahr am Kulturprogramm teilnehmen, darunter mehrere hundert internationale Künstler, die auf den Bühnen und in den Ausstellungshallen der Stadt an der Bega auftreten werden. Literaturnobelpreisträger wie Orhan Pamuk und Olga Tokarczuk werden anwesend sein, und Peter Sloterdijk, der vielleicht bekannteste und meistdiskutierte deutsche Philosoph der Gegenwart, wird ebenfalls in einen Dialog mit dem in Deutschland lebenden rumänischen Filmregisseur Andrei Ujică treten. Auftreten werden der Kinderchor Singing Molenbeek“ aus Brüssel, die Tanzgruppe Chameleon Company“ aus Manchester, die Berliner Theatergruppe Rimini Protokoll sowie die Symphonieorchester aus Gera und Köln.



    Die Atmosphäre beleben werden au‎ßerdem das Belfast Ensemble und der holländische Pianist und Komponist Joep Beving. Auch rumänische Künstler, die in der ganzen Welt bekannt sind, werden mit Darbietungen aufwarten oder in Ausstellungen präsent sein. Zu den Events gehören Konzerte unter der Leitung von Cristian Măcelaru, dem Chefdirigenten des WDR-Sinfonieorchesters, und Gabriel Bebeșelea, dem jungen Chefdirigenten der Bukarester George-Enescu-Philharmoniker. Theaterinszenierungen unter der Regie von Andrei Șerban und eine Installation der Regisseurin und Videokünstlerin Adina Pintilie, die Rumänien auf der Biennale für zeitgenössische Kunst in Venedig vertrat, werden den Veranstaltungskalender ergänzen.



    In Temeswar werden indessen die Veranstaltungen zum 33. Jahrestag der antikommunistischen Revolution vom Dezember 1989 fortgesetzt. Dazu gehören Aufführungen, Kurzfilmvorführungen in Schulen, Konzerte, Gottesdienste und Kranzniederlegungen. Der Funken der Revolution gegen das kommunistische Regime in Rumänien entsprang am 16. Dezember 1989 just in Timisoara, von wo aus der Aufstand auf die Hauptstadt und andere Städte übergriff. Am Dienstag, dem 20. Dezember, wird der Tag des Sieges gefeiert — am selben Tag 1989 wurde Temeswar zur ersten vom Kommunismus befreiten Stadt des Landes erklärt.

  • 32 Jahre nach antikommunistischer Revolution: Ereignisse von Dezember 1989 nicht restlos geklärt

    32 Jahre nach antikommunistischer Revolution: Ereignisse von Dezember 1989 nicht restlos geklärt






    Die ersten Proteste begannen am 16. Dezember 1989 in der westrumänischen Stadt Timișoara (Temeswar), der Revolutionsfunke sprang in den darauffolgenden Tagen auf die meisten Gro‎ßstädte des Landes über. Die Ereignisse fanden ihren Höhepunkt am 22. Dezember in Bukarest. Tausende Menschen waren auf die Stra‎ße gegangen, den protestierenden schlossen sich auch die Arbeiter der gro‎ßen Industriewerke an. Der Diktator Nicolae Ceaușescu und seine Ehefrau Elena flohen mit dem Helikopter vom Dach des Zentralkomitees. Nach wenigen Tagen wurden sie gefasst und am ersten Weihnachtstag nach einem kurzen und umstrittenen Prozess standrechtlich hingerichtet.



    Im Dezember 1989 sind während der Unruhen mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen und mindestens 3000 wurden verwundet. Somit war Rumänien das einzige Land unter den Ostblock-Staaten, in dem der Regimewechsel einen Blutzoll forderte. 32 Jahre später sind die Ermittlungen der Staatsanwälte immer noch nicht abgeschlossen und die Verantwortlichen für die Schie‎ßbefehle nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Ungeklärt ist auch, warum nach der Flucht des Diktatoren-Ehepaars die Repression gegen die Demonstranten weiterging; im Grunde genommen wurde auf die Zivilbevölkerung weitergeschossen, dabei kamen mehr Menschen ums Leben als bis zum 22. Dezember 1989. Wer genau geschossen hat und mit welcher Munition, ist auch nicht geklärt.



    Der rumänische Nachrichtendienst SRI hat zwar einen detaillierten Bericht über die Ereignisse vom Dezember 1989 erarbeitet, doch im Zivilverfahren für die Aufklärung der Vorgänge wurde er nicht berücksichtigt, ebenso wenig wie geheime Dokumente aus dem Archiv des Verteidigungsministeriums in die Gerichtsverhandlung flossen.



    Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Rumänien mehrfach wegen Verzögerung der Aufklärung verurteilt. Die ersten Gerichtsentscheidungen waren in Rumänien erst im Jahr 2000 getroffen worden, als die Armeegenerale Mihai Chițac und Victor Stănculescu als Schlüsselfiguren der Repression zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt wurden. Die Verurteilten gingen jedoch in Revision und wurden wieder auf freien Fu‎ß gesetzt. Beide führten ihr Leben unbehelligt weiter, Chițac starb 2010 bei sich zu Hause, Stănculescu 2016 în einem Luxus-Seniorenheim.



    Vergangenen Monat hat der Oberste Gerichts- und Kassationshof Rumäniens die Militärstaatsanwaltschaft angewiesen, die Akte Revolution von 1989“ wiederaufzurollen. Im wiederaufzunehmenden Prozess sind u.a. der ehemalige Staatspräsident Ion Iliescu, der ehemalige Vize-Premierminister Gelu Voican-Voiculescu und der Reservegeneral Iosif Rus, ehemaliger Chef der rumänischen Luftwaffe, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.



    Der Fall hat somit auch politische Brisanz. In der Anklageschrift ist zu lesen, nach der Verschlechterung des Verhältnisses zwischen der Sozialistischen Republik Rumänien und der Sowjetunion sei eine dissidente Gruppierung um Ion Iliescu entstanden, deren Ziel die Beseitigung des Diktators Ceaușescu gewesen sei, aber keineswegs der Sturz des Kommunismus oder ein Ausbruch aus der Einflusssphäre des mächtigen Nachbars im Osten. Die Militärstaatsanwälte sagen, die Gruppierung habe gut durchdachte und effiziente Schritte unternommen, um im Dezember 1989 die politische und militärische Macht an sich zu rei‎ßen. So habe sich das Militär der provisorischen Front der Nationalen Rettung (FSN) eiligst untergeordnet und somit die Machtübernahme erleichtert.



    Die Front lie‎ß sich bald darauf als politische Partei registrieren, an deren Spitze setzte sich Ion Iliescu als markantes Mitglied der ehemaligen kommunistischen Nomenklatura. Bei den ersten freien, aber von vielen Unregelmä‎ßigkeiten und Einschüchterung der politischen Gegner begleiteten Wahlen im Mai 1990 gewann die FSN die Wahlen mit 85% haushoch, und Iliescu wurde der erste postkommunistische Staatspräsident Rumäniens. Dieses erste Mandat galt in der Auffassung seiner Anhänger und mächtigen Unterstützer im Staatsapparat nur als provisorisch, in der Folge bekleidete er von 1992–1996 und von 2000–2004 noch zweimal das höchste Amt im Staat. Die Front spaltete sich in mehrere Flügel auf, der harte Kern jedoch benannte sich im Laufe der Jahre mehrmals um, zunächst in Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens (PDSR), um schlie‎ßlich unter dem Namen Sozialdemokratische Partei (PSD) das Land im Alleingang oder in Koalition mit anderen Parteien mehrfach zu regieren.

  • Revolution von 1989: mutmaßliche Urheber der Schießbefehle immer noch nicht zur Rechenschaft gezogen

    Revolution von 1989: mutmaßliche Urheber der Schießbefehle immer noch nicht zur Rechenschaft gezogen

    Seit der antikommunistischen Revolution vom Dezember 1989 sind 32 Jahre verstrichen. Viele damals aufgekommene Hoffnungen haben sich zerschlagen und die Ereignisse sind immer noch nicht restlos geklärt — insbesondere auf die Frage, wer für die Toten unter den Demonstranten schuldig ist, hat die rumänische Justiz keine zufriedenstellende Antwort gefunden.



    In Temeswar finden in diesen Tagen Gedenkveranstaltungen statt. Der US-amerikanische Botschafter Adrian Zuckerman war am Donnerstag zugegen und drückte seine Dankbarkeit für die Aufopferung der Helden aus, die im Dienste der Freiheit und Demokratie ihr Leben lie‎ßen. Am 16. Dezember waren Demonstranten durch die Innenstadt gezogen und hatten in Sprechchören gegen das Regime skandiert. Freiheit“ und Nieder mit Ceaușescu“ war damals zu hören — es war ein Ausdruck der Verzweiflung der Menschen in einem kommunistischen Polizeistaat. Doch das Regime gab sich nicht sofort geschlagen und lie‎ß auf die Demonstranten schlie‎ßen.



    Der Funke sprang am 21. Dezember auf Bukarest über, tausende Menschen gingen auf die Stra‎ße. Die Ereignisse kulminierten am 22. Dezember 1989 mit der Flucht des Diktatoren-Ehepaars Ceaușescu — mit dem Helikopter vom Dach des Zentralkomitees in Bukarest. Nicolae und Elena Ceaușescu wurden nach wenigen Tagen gefasst und am ersten Weihnachtstag nach einem kurzen und umstrittenen Prozess standrechtlich hingerichtet.



    Im Dezember 1989 sind während der Unruhen mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen und mindestens 3000 wurden verwundet. Somit war Rumänien das einzige Land unter den Ostblock-Staaten, in dem der Regimewechsel einen Blutzoll forderte. 32 Jahre später sind die Ermittlungen der Staatsanwälte immer noch nicht abgeschlossen und die Verantwortlichen für die Schie‎ßbefehle nicht zur Rechenschaft gezogen worden.



    Vergangenen Monat hat der Oberste Gerichtshof die Militärstaatsanwaltschaft angewiesen, die Akte Revolution von 1989“ wiederaufzurollen. Im wiederaufzunehmenden Prozess werden u.a. der ehemalige Staatspräsident Ion Iliescu, der ehemalige Vize-Premierminister Gelu Voican-Voiculescu und der Reservegeneral Iosif Rus, ehemaliger Chef der rumänischen Luftwaffe, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt.



    Der Fall auch politische Brisanz. In der Anklageschrift ist zu lesen, nach der Verschlechterung des Verhältnisses zwischen dem sozialistischen Rumänien und der Sowjetunion sei eine dissidente Gruppierung um Ion Iliescu entstanden, dessen Ziel die Beseitigung des Diktators Ceaușescu gewesen sei, aber keineswegs ein Ausbruch aus der Einflusssphäre des mächtigen Nachbars im Osten. Die Militärstaatsanwälte sagen, die Gruppierung habe gut durchdachte und effiziente Schritte unternommen, um im Dezember 1989 die politische und militärische Macht an sich zu rei‎ßen. So habe sich das Militär der provisorischen Front der Nationalen Rettung (FSN) eiligst untergeordnet und somit die Machtübernahme erleichtert.



    Die Front lie‎ß sich bald darauf als politische Partei registrieren, an deren Spitze setzte sich Ion Iliescu als markantes Mitglied der ehemaligen kommunistischen Nomenklatura. Bei den ersten freien, aber von vielen Unregelmä‎ßigkeiten und Einschüchterung der politischen Gegner begleiteten Wahlen im Mai 1990 gewann die FSN die Wahlen haushoch und Iliescu wurde der erste postkommunistische Staatspräsident Rumäniens. Dieses erste Mandat galt in der Auffassung seiner Anhänger nur als provisorisch, in der Folge bekleidete er von 1992–1996 und von 2000–2004 noch zweimal das höchste Amt im Staat. Die Front spaltete sich in mehrere Flügel auf, der harte Kern jedoch benannte sich im Laufe der Jahre mehrmals um, zunächst in Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens (PDSR), um schlie‎ßlich unter dem Namen Sozialdemokratische Partei (PSD) das Land im Alleingang oder in Koalition mit anderen Parteien mehrfach zu regieren.

  • Nachrichten 15.12.2021

    Nachrichten 15.12.2021

    In Rumänien wurden in den letzten 24 Stunden 829 Neufälle von COVID-19 registriert – teilte die Strategische Kommunikationsgruppe am Mittwoch mit. Im gleichen Zeitraum wurden 88 Todesfälle gemeldet, davon 17 in Vorperioden. Das Interesse an Impfungen ist nach wie vor gering. Rund 7,6 Millionen Rumänen sind vollständig geimpft worden. Seit Ausbruch der Pandemie wurden in Rumänien 1,8 Millionen Fälle von COVID-19 registriert. Fast 58.000 Menschen, bei denen das neue Coronavirus diagnostiziert wurde, sind gestorben. Vor dem Hintergrund der Anti-Impfstoff-Psychose, die von einem Teil der Medien, einigen Politikern und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens behauptet wird, hat das Land die zweitniedrigste Impfrate unter den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ebenfalls am Mittwoch gab Gesundheitsminister Alexandru Rafila bekannt, dass die Regierung eine Notverordnung über eine digitale Aussteigekarte für Reisende verabschieden hat. Personen, die nach Rumänien einreisen, müssen ab dem 20. Dezember ein digitales Formular ausfüllen. Ähnliche Dokumente gelten bereits in 18 anderen EU-Mitgliedstaaten.



    Die neue Omikron-Variante des Coronavirus verbreitet sich weltweit in einem beispiellosen Tempo, warnt die Weltgesundheitsorganisation. Fälle der Variante wurden in etwa 80 Ländern bestätigt – darunter über 10 in Rumänien. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, dass viele weitere Länder die Variante wahrscheinlich noch nicht entdeckt haben. Inzwischen ergreift Europa neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Omicron. Italien führt zunehmend eine Testpflicht auch für geimpfte Bürger ein, für Polizei- und Militärangehörige soll eine Immunisierungspflicht gelten. Frankreich meldete am Dienstag mehr als 63.000 neue Fälle von Coronavirus-Infektionen, die zweithöchste tägliche Zahl von Erkrankungen in diesem Jahr seit April. Die Regierung in Paris hat angekündigt, dass sie die Gesundheitsvorschriften vor den Feiertagen nicht lockern wird. Die Niederlande haben ihrerseits eine Verlängerung der Gesundheitsbeschränkungen bis Mitte Januar angekündigt. In den USA ist die Zahl der Menschen, die an den Folgen des Coronavirus gestorben sind, mit über 800 000 die höchste der Welt. Die USA erleben eine neue Welle der Pandemie, wobei die Omikron-Variante vorherrscht. Mehr als 60 % der Amerikaner sind geimpft worden.



    Rumäniens Präsident Klaus Iohannis nimmt am sechsten Gipfel der Östlichen Partnerschaft in Brüssel teil. Anwesend sind die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer sowie die Staats- und Regierungschefs der fünf ex-sowjetischen Partnerstaaten – der Republik Moldau, der Ukraine, Georgiens, Armeniens und Aserbaidschans. Iohannis sagte, er werde die Europäische Union auffordern, sich intensiver und häufiger an der Lösung von Partnerkonflikten zu beteiligen und denjenigen, die mehr tun wollen, eine Chance zu geben, und nannte als Beispiel die Republik Moldau. Die Entwicklung nachhaltiger und integrierter Volkswirtschaften, die digitale Transformation oder die Schaffung gerechter Gesellschaften sind einige der langfristigen Ziele der Politik der Östlichen Partnerschaft und werden von einem ehrgeizigen regionalen Investitionsplan in Höhe von 2,3 Milliarden Euro begleitet. Andererseits hat die Europäische Union heute angekündigt, der Moldaurepublik 60 Millionen Euro Hilfe zur Überwindung der Energiekrise anzubieten. Die Hilfe ist nicht rückzahlbar und wird Chisinau Ende dieses Jahres erreichen. Am Donnerstag findet in Brüssel eine Tagung des Europäischen Rates statt, bei der die COVID-19-Pandemie auf der Tagesordnung steht, Energiepreise, Sicherheit und Verteidigung der Europäischen Union, externe Migrationsfragen und die Lage an den Grenzen des EU-Forums zur Ukraine und Weißrussland.



    32 Jahre sind seit den ersten Momenten der rumänischen Revolution von 1989 vergangen. Dann fanden in Timişoara (Westen) die ersten Schritte der Revolution statt, die zum Untergang des Kommunismus in Rumänien führte. Am 15. Dezember 1989 versammelten sich Dutzende von Menschen auf einem Platz in der Innenstadt, um den reformierten Pastor László Tőkés zu verteidigen, der von der Securitate mit Evakuierung bedroht war. Am 16. Dezember brachen Proteste aus. Zum Gedenken an diejenigen, die sich für die Freiheit geopfert haben, gibt es zahlreiche Veranstaltungen, Gottesdienste, Shows und Konzerte.



    Die Regierung in Bukarest berät heute in einer neuen Sitzung über soziale Maßnahmen zugunsten von Kindern, Rentnern und Behinderten. Darunter ist eine Notverordnung zur Erhöhung des Kindergeldes ab dem 1. Januar. So beträgt der Zuschuss für Kinder zwischen 2 und 18 Jahren künftig rund 50 Euro und für Kinder bis zu 2 Jahren etwa 110 Euro. Behinderte Kinder bis zum Alter von 18 Jahren erhalten ebenfalls den höheren Betrag Die Regierung will außerdem den Rentenpunkt auf umgerechnet etwa 320 Euro und die Mindestrente auf rund 200 Euro anheben. Diese Verordnungen werden für die Aufstellung des Haushaltsplans 2022 benötigt. Der Entwurf des Staatshaushalts für das kommende Jahr soll am Freitag zur öffentlichen Diskussion freigegeben und am Montag von der Exekutive gebilligt werden, damit er bis zum 23. Dezember dem Parlament zur Debatte und Verabschiedung vorgelegt werden kann.

  • Hörerpostsendung 7.3.2021

    Hörerpostsendung 7.3.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wie es scheint, treiben wir alle in Europa auf eine dritte Welle der Pandemie zu. Auch in Rumänien treten inzwischen Erkrankungen mit der britischen und der südafrikanischen Mutante des Virus gehäuft auf. Es zeichnet sich ab, dass die westrumänische Stadt Temeswar und einige weitere Vororte sehr bald wieder in Quarantäne versetzt werden. Dominic Fritz, der deutschstämmige Bürgermeister der Stadt, sagte, er werde schweren Herzens für einen Lockdown im Stadtrat stimmen. Und auch in Bukarest soll noch am heutigen Sonntag über eine erneute Verschärfung der Ma‎ßnahmen entschieden werden, weil die Inzidenzrate wieder in die Höhe schnelle. Zu erwarten ist, dass im sogenannten roten Szenario Kinos, Theater, Konzertsäle, Restaurants, Fitness-Studios und Frisiersalons, die unter strengen Vorlagen zu maximal 30% ihrer Kapazität seit vergangenem Sommer öffnen durften, wieder schlie‎ßen müssen. Möglicherweise wird auch die Ausgangssperre von aktuell 23 Uhr wieder auf 21 Uhr zurückgeschraubt. Die Inzidenzrate wird hier mit der Durchschnittszahl der Neuinfektionen pro 1000 Einwohner berechnet. Liegt sie unter 3, gilt gelbe Gefahrenlage, die mit einem Lockdown light“ bekämpft wird. Liegt sie über 3, gilt das sogenannte rote Szenario, in dem man härtere Einschränkungen verhängt. In Temeswar und im gesamten Landkreis Temesch lag der R-Wert schon seit mehreren Tagen bei über 5, in der Stadt selbst sogar über 7, gefolgt von dem Bukarest umgebenden Landkreis Ilfov mit 3,63, dem Landkreis Cluj (Klausenburg) mit 3,52 und dem Landkreis Brașov (Kronstadt) mit 3,20 Neuinfektionen je 1000 Einwohner. Die Hauptstadt Bukarest erwies am Samstag einen R-Wert von 3,12.



    Man kann sich selbstverständlich darüber streiten, welche Ma‎ßnahmen ab welchen Infektionswerten sinnvoll sind. Und das ist auch in Rumänien der Fall, so gab es in Temeswar einen verbalen Schlagabtausch zwischen dem Bürgermeister und dem Präfekten, also dem Regierungsvertreter vor Ort. Der Hintergrund ist allerdings auch politisch, die beiden gehören unterschiedlichen Parteien an, die zwar gemeinsam die Regierungskoalition aufstellen, doch in der Koalition brodelt es seit einiger Zeit. Sicher ist, dass es viele Menschen und Wirtschaftsakteure schwerer trifft als andere. Für Leute, die hingegen einen sicheren Job haben, bequem von zu Hause aus arbeiten dürfen und infrastrukturell gut versorgt sind, ist das weniger dramatisch. Für mich persönlich muss ich einräumen, dass ich mich nicht beklagen darf. Trotz all der Probleme, die Bukarest aufgrund inkompetenter oder korrupter Kommunalpolitiker hat, ist es gut auszuhalten. Die Internet-Geschwindigkeit ist spitze, in meiner Gegend finden sich Supermärkte zuhauf, einen Park zum Sich-die-Beine-Austreten habe ich auch in unmittelbarer Nähe — so schlimm ist das also nicht. Es bleibt also nur zu hoffen, dass die Impfungen besser als bisher über die Bühne laufen, damit wir in absehbarer Zeit wieder ein normales Leben führen können.



    Apropos Impfung — ich bekomme heute Abend um 18 Uhr Ortszeit die erste Dosis der Vakzine von Astra Zeneca verabreicht, und das Impfzentrum befindet sich in Gehweite von meiner Wohnung. Wenn Sie also gerade die Nachmittagssendung hören, bin ich wohl dabei, zu duschen und mich auf die Socken zu machen; wenn Sie die Wiederholung des Funkbriefkastens in der Abendsendung hören, habe ich alles schon hinter mir. Die Zweitimpfung kommt 8 Wochen später, also am 2. Mai. Natürlich habe ich schon mitbekommen, dass es wegen möglicher Nebenwirkungen Bedenken gegen diesen Impfstoff gibt und dass er in Deutschland momentan noch ein Ladenhüter ist. Ich bin da aber rational und sage: Wenn man sich den Impfstoff nicht selber gezielt aussuchen kann, ist jede Impfung besser als keine Impfung, wenn sie zumindest einen schweren Krankheitsverlauf im Fall einer Infektion verhindern kann. Da nehme lieber ich einige mögliche Unannehmlichkeiten in Kauf, als auf der Intensivstation zu landen. Ich finde ohnehin, der Impfstoff hat einen schlechteren Ruf, als er ihn verdient hat. Natürlich gab es Kommunikationspannen seitens der Regierenden und am Anfang gab es nicht genug Studien, die die Wirksamkeit ausreichend attestieren. Aber Wissenschaft ist ja auch nicht allmächtig, sondern ein sich ständig entwickelnder Prozess, der mit neuen verfügbaren Daten zu neuen Erkenntnissen kommt. Meine Einlassungen sollten allerdings nicht missverstanden werden: Ich empfehle niemandem den einen oder den anderen Impfstoff, und wer sich gar nicht impfen lassen will, soll selbstverständlich dieses Recht haben. Auf jeden Fall hoffe ich, dass bei mir alles reibungslos verläuft, drücken Sie mir die Daumen, und ich erzähle Ihnen nächsten Sonntag, wie’s gelaufen ist.



    Und nun zu Hörerzuschriften:



    Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) meldete sich E-Mail:



    Liebes RRI-Team,



    ganz herzlich bedanke ich mich für die QSL für meinen Bericht vom 6.12.2020 mit der Abbildung der 5000-Lei-Banknote von 1931, die ja sehr geschichtsträchtig ausgefallen ist, denn auf ihr sieht man den rumänischen König sowie eine Szene der damaligen Hofhaltung. Danke auch für die liebevolle Frankatur des Umschlags, darunter Marken mit leuchtenden Blüten. Schöne Grü‎ße an die flei‎ßige Postbearbeiterin!



    Auch in diesem Jahr ist offensichtlich die Ausgabe einer neuen QSL-Serie geplant, wie aus den Bemerkungen im Funkbriefkasten zu entnehmen war. Vielleicht geht es ja einmal etwas schneller.



    Beim heutigen Programm war ein Wunder der Technik zu beobachten, denn gegen 19.30 Uhr UTC verbesserte sich der Empfang schlagartig. Vielleicht wurde ein neuer Sender verwendet oder ein weiterer zugeschaltet.



    Die Radiotour war wie immer interessant, und man träumt angesichts der Corona-Pandemie, endlich wieder unbeschränkt reisen zu können. Aber ich fürchte, bei vielen, auch bei mir, wird es wohl in diesem Jahr bei einer Reise innerhalb Deutschlands bleiben. Übrigens wurde bei den Sehenswürdigkeiten im Kreis Sathmar mehrfach darauf hingewiesen, dass EU-Mittel für die Renovierung geflossen sind. Das freut mich, denn damit sind die EU-Gelder sinnvoll angelegt und sie flie‎ßen nicht in dunkle Kanäle.



    Die Stücke mit dem Akkordeonisten in der Jazzsendung waren ja geradezu rasend schnell.



    Dass auch Rumänien noch mehr für die Integration der Migranten tun muss (wie übrigens auch Deutschland), wurde im Ausschnitt aus dem Sozialreport deutlich, auch wenn Ihr Land sicher zahlenmä‎ßig weniger zu betreuen hat als Deutschland. Dafür muss sich Rumänien um die vielen Roma des Landes kümmern.



    Die Lebenserwartung steigt weiter. Dabei dürfte sie doch in Rumänien schon besonders hoch sein wegen des Verzehrs von Knoblauch. Leben deshalb in Rumänien nicht ohnehin die ältesten Menschen Europas?




    Herzliche Grü‎ße und beste Gesundheit


    von Ihrem Fritz Andorf




    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Andorf. Ich wei‎ß nicht, ob man einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Knoblauch und der Lebenserwartung herstellen kann — ich kenne auch keine genauen oder ernstzunehmenden Statistiken über den Konsum von Knoblauch nach Ländern — und die gibt es vermutlich auch nicht. Zwar gibt es Hinweise oder vielmehr Anhaltspunkte, dass der regelmä‎ßige Verzehr von Knoblauch sich positiv auf das Gefä‎ß- und Blutkreislaufsystem auswirken könnte. In Ländern Südeuropas und des Mittelmeerraums z.B., wo gefühlt mehr Knoblauch gegessen wird, erkranken statistisch gesehen auch weniger Menschen an Magen- und Darmkrebs als etwa in Nordeuropa. Doch das kann mit einer Fülle von anderen Faktoren und Lebensgewohnheiten in Korrelation gesehen werden, und ist wissenschaftlich nicht als kausaler Zusammengang zu betrachten. Auch wurden Experimente mit Probanden gemacht, in der Zeit, als man die Knoblauch-Kapseln als Wundermittel zu vermarkten versuchte. In der Gruppe der Menschen, die über einen bestimmten Zeitraum regelmä‎ßig Knoblauch-Pillen schluckten, erkrankten zwar weniger an einer Erkältung, aber auf die Dauer der einmal ausgebrochenen Erkrankung hatte das keinen Einfluss.



    Was die Lebenserwartung in Rumänien angeht, so haben Sie schlicht eine falsche Information gelesen. Auf dem Online-Portal Statista habe ich eine Statistik von 2018 über die Lebenserwartung bei der Geburt in den Mitgliedsstaaten der EU gefunden. Dabei belegt Rumänien mit durchschnittlich 75,3 Jahren den drittletzten Platz EU-weit, gefolgt von Lettland und Bulgarien mit ähnlichen Werten. Auffällig bei den letztplatzierten Ländern ist der sogenannte Life Expectancy Gender Gap, also das Gefälle in der Lebenserwartung zwischen Frauen und Männern. Den Unterschied gibt es in allen Ländern, rein statistisch leben Frauen im Schnitt etwas länger als Männer. In manchen Ländern ist er aber auffälliger, in Litauen, dem als viertletzten platzierten Land, beträgt er knapp 10 Jahre. Deutschland belegt mit 81 Jahren eine Mittelposition in dieser Rangliste und entspricht damit auch dem durchschnittlichen EU-Wert. Erinnern Sie sich an die höchstwahrscheinlich erfundene Werbefigur Ilja Rogoff, die einst für die gleichnamigen Knoblauchdragees Reklame machte? Es wurde behauptet, er sei in bulgarischer Bauer gewesen, der 130 Jahre alt geworden sei, weil er regelmä‎ßig Knoblauch gegessen habe. Ironischerweise belegte Bulgarien in dieser Statistik den letzten Platz in der EU, mit einer Lebenserwartung von 75 Jahren. Fazit: Knoblauch kann unter Umständen gesundheitsförderlich wirken, ein längeres Leben verspricht der Verzehr der lieben Knolle aber nicht.



    Herzliche Grü‎ße nach NRW und bleiben Sie gesund, lieber Herr Andorf — mit oder ohne Knoblauch!




    Aus Wien in Österreich meldete sich Friedrich Albert mit folgenden Zeilen per E-Mail:



    Sehr geehrte Damen und Herren!



    Schon viele Jahre verfolge ich Ihre Sendungen auf Kurzwelle. Schon als Jugendlicher habe ich mit einem Kofferradio, das ein Kurzwellenband hatte, in der Nacht versucht, möglichst viele Sender zu spezifizieren. Später habe ich mir einen Grundig Satellit 3400 gekauft. Das ist viele Jahre her, und nun versuche ich noch immer, in den Äther mit einem Weltempfänger hineinzuhören. Da ich nicht immer Zeit habe, die Kurzwelle abzuhören, kann ich Sangean ATS 909x Radios über die REMOTE-Buchse eines von der gleichen Firma stammenden Voice Recorders ein- und ausschalten. So kann ich Ihre Sendungen nachhören. Besonders Politik aktuell und auch von früheren Zeiten interessieren mich. Auch die Berichte über das Leben in Ihrem Land höre ich gerne. Damit Sie einen Eindruck haben, wie es bei einem Ihrer Hörer aussieht, füge ich ein Foto bei.



    Ich bin hier in einem dicht verbauten Gebiet und habe deshalb sehr viele Störungen, durch Elektronik in den umliegenden Wohnungen. Trotzdem ist die Sendung hörbar. Von meinen Radios hat der XHDATA den besten Empfang. Falls Sie wieder QSL-Karten versenden, bedanke ich mich recht herzlich dafür.



    Schöne Grü‎ße aus Wien und vor allem Gesundheit wünscht


    Friedrich Albrecht




    Vielen Dank für Ihr Feedback, lieber Herr Albrecht, herzliche Grü‎ße aus Bukarest und auch Ihnen viel Gesundheit!




    Zeit noch für die Zeilen von Ralf Urbanczyk, der sich aus der Lutherstadt Eisleben meldete:



    Fesselnd fand ich den Beitrag über die Geschichte der Pferderennbahn Băneasa und des Jockeyclubs Bukarest im heutigen Programm. Mir fiel die gro‎ße Lücke zwischen den Jahren 1945 und 1989 auf. Da war es im sozialistischen Rumänien um den Pferderennsport also noch schlimmer bestellt als bei uns in der DDR. Ich hätte eher das Gegenteil vermutet. Schlie‎ßlich hat Rumänien auf eine lange Pferdezuchttradition und einige bekannte Gestüte im Land zurückblicken können, wie die Lipizzaner Zucht in Sâmbăta de Jos und in Beclean. Auch in der rumänischen Gesellschaft spielte das Pferd, wenn auch als Arbeitspferd, noch viel länger eine wichtige Rolle als in Deutschland, selbst wenn man die Romantik der umherziehenden Pferdewagen au‎ßen vor lässt. Wenn ich das im Programm richtig verstanden habe, scheint das historische Hippodrom Băneasa zudem für immer verloren. Schade drum, denn die Architektur der historischen Anlage in Băneasa war sicher ein wertvoller Zeitzeuge der Vergangenheit.




    Vielen Dank für die Rückmeldung, lieber Herr Urbanczyk. Es stimmt: Das kommunistische Regime sah Pferderennen als ein Zeitvertreib des verhassten Bürgertums und Pferde in der Landwirtschaft als Ausdruck der Rückständigkeit. Da hatte eine Pferderennbahn im neuen sozialistischen Leben nichts mehr zu suchen. Schlimmer noch: Im Zuge der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft Ende der 1950er Jahre wurden die meisten Gestüte geschlossen und schätzungsweise rund 800.000 Pferde getötet. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis Rumänien seine Gestüte wieder aufbauen konnte. Herzliche Grü‎ße, lieber Herr Urbanczyk!



    So, damit ist die elektronische Post vom Februar abgearbeitet, zum Schluss noch die Postliste. Unsere Postbearbeiterin hat mir am Freitag mitgeteilt, dass einige Postbriefe eingetroffen seien — ich hole sie mir nächste Woche. Sonst war diese Woche eher wenig in der Mailbox zu finden, die politischen Geschehnisse im Zusammenhang mit der Pandemie lassen wohl wenig Zeit zum Schreiben. Auf elektronischem Weg, also über E-Mail und die Online-Formulare, erhielten wir bis einschlie‎ßlich Samstag Nachrichten von Michael Willruth, Dieter Sommer und Dennis Reger (D) sowie von Paul Gager und Josef Robl (A).



    Audiobeitrag hören: