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  • Nachrichten 09.08.2014

    Nachrichten 09.08.2014

    Die Verurteilung des rumänischen Unternehmers und Gründers der Konservativen Partei, Dan Voiculescu, zu 10 Jahren Haft wegen Geldwäsche und Unterschlagung ist diese Tage auch Thema der internationalen Presse. Unter dem Titel “Rumänischer Berlusconi” zu 10 Jahren Haft verurteilt berichtete die Austria Presse Agentur APA am Freitag wie folgt:


    Der einflussreiche rumänische Politiker, Medienmogul und Unternehmer Dan Voiculescu ist am Freitag am Ende eines sechsjährigen Korruptionsverfahrens rechtskräftig zu 10 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. In erster Instanz war er wegen Geldwäsche und Unterschlagung zu fünf Jahren verurteilt worden. Mehrere seiner insgesamt 12 Mitangeklagten erhielten ebenfalls mehrjährige Haftstrafen. Voiculescu und seine Komplizen stehen seit 2008 wegen der illegalen Privatisierung des Bukarester Instituts für Lebensmittelforschung (ICA) vor Gericht. Beim Ankauf waren die Immobilien des Instituts durch die Komplizenschaft mehrerer Beamter und Politiker um 7,7 Millionen Euro zugunsten Voiculescus unterevaluiert worden. Der verursachte Schaden beträgt insgesamt mehr als 60 Millionen Euro. Voiculescu hatte beständig seine Unschuld beteuert und behauptet, dass es sich bei der Anklage um “Fälschungen, keine Beweise” handle. Er wirft dem bürgerlichen Staatschef Traian Basescu vor, ihn zur Zielscheibe seiner politischen Rache gemacht zu haben. Immer wieder hatten seine Anwälte versucht, den Prozess zu verzögern, beziehungsweise die Anklagepunkte abzuändern, um von einer Verjährung der Straftaten profitieren zu können. Die entsprechenden Anträge wurden vom Berufungsgerichtshof abgewiesen. Der fast 68-jährige Voiculescu gehört zu den umstrittensten Persönlichkeiten Rumäniens. Sein vor der Wende 1989 erworbenes Vermögen bleibt geheimnisumwoben – als ehemaliger Securitate-Spitzel hatte er unter dem Decknamen “Felix” unter anderem österreichische Unternehmen im kommunistischen Rumänien bespitzelt und war in Wirtschaftsspionageaktivitäten verwickelt. Nach der Wende gründete er unter anderem eine Partei, die Holding “Grivco” und das “Antena”-Medienimperium, das mit seinem Erpressungsjournalismus wiederholt ins Visier der Medien und der Justiz gelangt war. (APA, 8.8.2014)


    Die Nachrichtenagenturen France Presse, Global Post (USA) und Xinhua (China) berichteten auch über diesen brisanten Fall.



    Das Bukarester Aussenministerium hat beschlossen, wegen der gravierenden Unsicherheit in Libyen die Aktivität der Botschaft Rumäniens in Tripolis einzustellen und das diplomatische Personal auf unbestimmte Zeit nach Tunis umziehen zu lassen. Am Freitag wurden 25 rumänische Staatsangehörige auf eigenen Wunsch aus Libyen evakuiert; insgesamt wurden bis jetzt 72 Rumänen aus Libyen repatriiert.



    Nach Liberia hat auch Nigeria wegen der Ebola-Epidemie den Notstand ausgerufen. Präsident Goodluck Jonathan gab zudem umgerechnet 8,7 Millionen Euro zur Bekämpfung der Seuche frei. Damit sollten unter anderem zusätzliche Isolierstationen, Personal und die Überwachung an den Grenzen finanziert werden, erklärte ein Sprecher. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Ebola-Epidemie in Westafrika zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Die Epidemie lasse sich nur mit Hilfe einer weltweiten Mobilisierung bekämpfen, warnte WHO-Chefin Margaret Chan nach einer zweitägigen Krisensitzung von Experten. Es ist erst das dritte Mal, dass die WHO einen derartigen Notfall ausruft. Nach Sierra Leone und Liberia rief auch Nigeria den nationalen Notstand aus. Chan sprach vom “grö‎ßten, ernsthaftesten und komplexesten” Ebola-Ausbruch seit der Entdeckung des Virus vor fast 40 Jahren. Eine koordinierte internationale Antwort sei nötig, um eine weitere Ausbreitung zu stoppen. Die betroffenen Länder seien dazu allein nicht in der Lage. Die EU-Kommission kündigte die Freigabe von zusätzlichen acht Millionen Euro für die Bekämpfung der Epidemie an. Damit summieren sich die EU-Hilfen im Kampf gegen Ebola auf fast zwölf Millionen Euro. Der WHO-Vertreter in Bukarest, Victor Olsavsky, sagte, die Wahrscheinlichkeit von Ebola-Infektionen in Rumänien sei sehr gering.



    Die USA haben Russland davor gewarnt, in die Ukraine einzumarschieren. Humanitäre Hilfen für den Osten der Ukraine dabei als Vorwand zu nutzen, wäre “vollkommen inakzeptabel.” Das erklärte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, am Freitag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. “Jede weitere einseitige Intervention Russlands auf ukrainischem Territorium, darunter eine unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe wäre (…) zutiefst alarmierend”, sagte Power. Zuvor hatte die russische Regierung die Einrichtung humanitärer Korridore im Osten der Ukraine vorgeschlagen, damit Zivilisten vor den Kämpfen fliehen könnten. Zudem könne das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) Hilfskonvois organisieren. Power erklärte, internationale Hilfsorganisationen seien bereits vor Ort und würden den Zivilisten helfen, die in die Schusslinie zwischen ukrainischen Truppen und prorussischen Separatisten geraten sind. “Dringende humanitäre Hilfe sollte von internationalen Organisationen gestellt werden, die die Expertise, Erfahrung und Unabhängigkeit dafür mitbringen. Sie sollte nicht von Russland gegeben werden”, fügte die Diplomatin hinzu.

  • Hilfe für Alkoholsüchtige in Rumänien

    Hilfe für Alkoholsüchtige in Rumänien

    Rumänien belegt einen der ersten Plätze in Europa beim Alkoholkonsum. Es gibt kein exaktes Profil des Alkohol-Verbrauchers, Fachleuten zufolge spiele aber der genetische Faktor eine wichtige Rolle. Personen mit engen Verwandten, die ein Alkohol-Problem haben, sind dem Risiko ausgesetzt, selbst eine Alkohol-Abhängigkeit zu entwickeln. Laut der Allianz für die Bekämpfung des Alkoholismus und der Drogensüchte (ALIAT) liegt in Rumänien der Alkohol-Konsum bei 9 Litern purer Alkohol pro Kopf im Jahr. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht darauf aufmerksam, dass der Alkoholkonsum bei Jugendlichen weltweit steigt.



    Trotz dessen gebe es in Rumänien kein solides Programm zur Konsum-Vorbeugung und für die Heilung der Alkohol-Abhängigen, meint Dan Prelipceanu, Psychiater und Ehrenvorsitzender der Allianz für Bekämpfung des Alkoholismus und der Drogensüchte (ALIAT):



    Das ist ein in Rumänien, aber auch in Europa gro‎ßes ungelöstes Problem. Man erkennt seit langer Zeit enormes Desinteresse, sogar eine Gleichgültigkeit der Gesellschaft und der Behörden gegenüber diesem Alkohol-Problem. Die aufgetretenen Sozialkosten stellen in diesem Zusammenhang ein wichtiges Problem dar. Es werden Dutzende Milliarden Euro für die Bekämpfung der Folgen des Alkoholmissbrauchs ausgegeben. Dazu zählen die direkten Kosten für Folgeschäden, aber auch die indirekten Kosten für frühzeitige Todesfälle, Pensionierungen, verlorene Jahre und Traumen der Minderjährigen, die aus Alkoholiker-Familien stammen, häusliche Gewalt.“



    Der gemä‎ßigte Konsum von Wein — ein Glas täglich — habe laut Spezialisten nur bei Nichtrauchern positive Folgen. Die Statistiken zeigen, dass in Rumänien etwa 2 Millionen Menschen exzessiv Alkohol trinken. 70% der Fälle häuslicher Gewalt und knapp 50% der Mordfälle sind auf den Alkohol-Konsum zurückzuführen. Für jeden Alkoholiker haben weitere sieben Personen zu leiden. Die Daten der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass der Alkohol mehrere Menschen tötet als AIDS und Tuberkulose zusammen. Dan Prelipceanu:



    Das findet man in allen Ländern. Bei uns aber viel mehr. Der Alkohol ist eine legale Droge und eine gute Gelegenheit, riesige Geschäfte zu entwickeln. Das ist die Kultur, in der wir leben.“



    Um denen, die Probleme mit dem Alhokol-Konsum haben, entgegen zu kommen, hat die Allianz für Bekämpfung des Alkoholismus und der Drogensüchte (ALIAT), die 1993 von Fachleuten gegründet wurde, vor 3 Jahren zwei Behandlungs-Zentren in Bukarest und Târgovişte eröffnet. Das ist das erste kostenlose Projekt für die Behandlung der Alkohol-Abhängigkeit, das in Rumänien mit Hilfe europäischer Fonds entwickelt wurde. In den drei Jahren seit der Eröffnung wurden mehr als 1.200 Patienten von den ALIAT-Fachleuten behandelt. Die meisten gehörten der Altersgruppe 25-54 Jahre an.



    66% der Behandelten hatten einen Abitur-Abschluss oder waren Akademiker. 42% hatten einen Arbeitsplatz, als sie die kostenlose Behandlung anfingen. Die Spezialisten von ALIAT haben in den letzten 20 Jahren versucht, den Alkohol-und Drogenabhängigen zu helfen. Gabriela Bondoc, ärztlicher Direktor von ALIAT:



    In den mehr als 20 Jahren seit der Gründung hat ALIAT ihre Dienstleistungen für die Behandlung unterschiedlicher Substanzen-Erkrankungen (Alkohol und Drogen) 18.300 Personen angeboten. Wir haben alle möglichen Eingriffsbreiche in puncto Alkohol-Konsum angesprochen, weil wir die grö‎ßte Organisation sind, die sich mit der Alkohol-Problematik beschäftigt. Wir haben primäre Präventions-Tätigkeiten in den Schulen abgewickelt, haben unter Jugendlichen die Folgen des Alkohol-Konsums bekannt gemacht. Weiter haben wir sekundäre und tertiäre Präventions-Tätigkeiten durchgeführt. Zudem hat ALIAT die wichtigste Fachliteratur, die sich mit Alhokol-Problemen beschäftigt, nach Rumänien gebracht. Wir haben auch über 800 Spezialisten in diesem Bereich ausgebildet.“



    Adrian Mihai ist 40 Jahre alt und wurde bei ALIAT behandelt. Obwohl er in einem Supermarkt arbeitet und die Alkoholflaschen in die Regale stellt, hat er seit acht Monaten keinen Alkohol mehr getrunken. Während seines Militärdienstes begann er zu trinken. Zunächst war es ein Vergnügen. Danach kam die Gewohnheit. Weil er manchmal tagelang nicht nach Hause kam, versuchte seine Frau, ihn zu überzeugen, medizinische Hilfe zu suchen. Dass er ein Gesundheitsproblem hat, verstand er, als er begann, 7 Liter Bier am Tag zu trinken.



    Ich versäumte Tage und Nächte mit dem Trinken. Die Arbeitskapazität reduzierte sich. Es gab Auseinandersetzungen mit der Familie. Ich verprasste mein ganzes Geld. Die Familie hat mich dazu gebracht, zu versuchen, auf den Alkohol-Konsum zu verzichten. Jahrelang habe ich es für 2-3 Monate versucht. Ich habe auch private Zentren besucht, da wurde für meine Behandlung Geld ausgegeben, aber ohne Ergebnis. Mein Glück war, dieses ALIAT-Team zu treffen, es hat mir die Augen geöffnet. Ich kann sagen, ich fühle mich wie neugeboren!“



    Adrian Mihai ist einer der 1.200 Patienten der ALIAT-Zentren, die kostenlos behandelt wurden. Seit Dezember 2013 wird jedoch die Organisation nicht mehr mit Hilfe europäischer Fonds finanziert. Das bedeutet, die Patienten werden die Kosten für ihre Behandlung selbst tragen müssen. Das sind umgerechnet knapp 1.500 Euro für drei Monate.



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  • Medikamentenverbrauch: Rumänen nehmen zu viel Anitbiotika ein

    Medikamentenverbrauch: Rumänen nehmen zu viel Anitbiotika ein

    Der exzessive Konsum von Antibiotika erhöht die Resistenz bestimmter Bakterien. Die Rumänen verbrauchen mehr Antibiotika und sind weniger informierter als andere Europäer. Auf die Frage, ob sie in den letzten 12 Monaten Antibiotika eingenommen haben, haben 47% der befragten Rumänen mit Ja geantwortet. Auf die gleiche Frage antworteten nur 35% der Europäer mit Ja. Wie kaufen die Rumänen Antibiotika und wer verschreibt sie, lautete eine nächste Frage. 75% der Rumänen sagten, sie hatten dafür ein Arztrezept. 5% gaben an, dass ihnen der Arzt das Medikament persönlich überreichte, und 18% haben Antibiotika einfach in der Apotheke gekauft.



    Zum Vergleich die europäischen Durchschnittswerte: 87% haben Antibiotika anhand eines Arztrezeptes gekauft, 8% direkt vom Arzt und nur 3% von der Apotheke. Vlad Mixich, Journalist, erklärt, warum es notwendig ist, vom Arzt untersucht zu werden:



    Die Rumänen zählen zu den Europäern, die Antibiotika ohne eine Verschreibung kaufen, und sind am ignorantesten, was ihr Gebrauch betrifft. Vielleicht wäre es kein gro‎ßes Problem, wenn man wüsste, wozu man sie braucht und wofür diese gut sind. Wir wissen es aber nicht und das ist ein wesentliches Problem. Heutztage ist das kein individuelles Problem mehr, sondern eines der Gemeinschaft. Eine der Prioritäten der Weltgesundheitsorganisation ist die hohe Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika.“


    In der kalten Jahreszeit bei bedeutenden Temperaturschwankungen erkälten sich die Menschen leichter. Grippe und Schnupfen machen sich breit. 55% der Rumänen im Vergleich zu 41% der Europäer meinen, dass die Antibiotika für die Bekämpfung der Grippe und des Schnupfens effizient seien und nehmen sie oft ein, ohne vom Arzt untersucht worden zu sein. Sie wissen einfach nicht, dass Antibiotika gegen Viren nicht helfen. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Deshalb ist ein Besuch beim Arzt, der die Infektionsart bestimmen muss, notwendig. Sandra Alexiu vom Verband der Hausärzte gab uns Einzelheiten:



    Jede Infektion sollte dokumentiert werden. Der Pazient sollte gut untersucht werden. Man muss die Infektionsart bestimmen. Es gibt Infektionen, die schon bei einer ersten Untersuchung behandelt werden können. In den meisten Fällen sind weitere Untersuchungen notwendig. Wenn es um eine Virusinfektion geht, braucht man keine Antibiotika.“



    Obwohl der Verkauf von Medikamenten per Gesetz streng geregelt ist, können Pazienten Antibiotika einfach aus den Apotheken kaufen, ohne ein Arztrezept zu haben. Wie das möglich ist, sagte uns Sandra Alexiu:



    Es gibt eine Liste mit verschiedenen Medikamenten, die eine bestimmte Kennzahl für die Verschreibung haben. Man sollte diese Kennzahl jeweils überprüfen. Leider ist es nicht immer so. Die Eltern zum Beispiel gehen direkt zur Apotheke, um für das kranke Kind Arzneimittel zu kaufen. Sie gehen nicht zum Arzt, weil sie zu viel warten müssen oder vielleicht weil es Wochenende ist. Der Apotheker kann im Falle einer Infektion eine bestimmte Behandlung verschreiben. Am Wochenende können sie Antibiotika für einen Tag oder zwei Tage ohne Arztrezept verkaufen.“



    Gibt es auch Fälle, in denen einige Ärzte nach der Untersuchung Antibiotika verschreiben, auch wenn es nicht notwendig wäre? Sandra Alexiu antwortet:



    Ja, manchmal verschreiben die Ärzte Antibiotika auch dann, wenn es nicht angebracht wäre. Und das ist nicht nur ein rumänisches, sondern ein weltweites Problem. Noch schlimmer ist die Selbstbehandlung. Der Arzt muss den Kranken unbedingt untersuchen. Vielleicht ist seine Behandlung nicht die beste, doch es geht um eine Verantwortung. Die Selbstbehandlung stellt ein hohes Risiko dar. Die Pazienten, die keine Medizinkenntnisse besitzen, müssen keine Antibiotika einnehmen, bis sie nicht von einem Arzt untersucht werden.“



    Vlad Mixich meint, wenn man keine klare und objektive Daten habe, könne man nicht behaupten, dass die rumänischen Ärzte zu viel Antibiotika verschreiben. Die Verantwortung ist individuell und hängt von der Erziehung, der Bildung der Person ab. Vlad Mixich dazu:



    Ich bin der Meinung, dass eine Informationskampagne notwendig ist, die vom Gesundheitsministerium unterstützt und finanziert wird. Das besagte Ministerium beschäftigt sich mit der Erziehung und der Vorbeugung. Denkbar wäre die Vorbeugung der Verbreitung von Infektionen, die resistent gegen Antibiotika sind.“



    Eine der Mikroben, die schon resistent bei klassischer Behandlung ist, ist der Tuberkulose-Bazillus. Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits gewarnt, dass in mehreren Gegenden der Welt eine neue Form der Infektion, die mit den bisher üblichen Medikamenten nicht behandelt werden kann, Opfer macht.



    Audiobeitrag hören: