Jassyer Tram: Mehr als nur Straßenbahn

Iaşi ist eine geschichtsträchtige Kulturstadt. Kultur ist hier derma‎ßen wichtig, dass sogar der Stra‎ßenbahnverkehr der Stadt mehrmals zum Angel- und Drehpunkt verschiedener Kulturveranstaltungen wurde. Vor einiger Zeit fielen die Stra‎ßenbahnwagen auf, die Künstler schön bemalt hatten. Eine Weile fuhren sie so durch die Stadt. Danach folgte das Projekt Die Stra‎ßenbahnbibliothek“. Und nun findet eine Jubiläumsausstellung statt, veranstaltet vom Stra‎ßenbahnverein Tram Club Iaşi in Zusammenarbeit mit der Stadt Iaşi. 120 Jahre elektrifizierter Stadtverkehr — das steht im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Die Ausstellung präsentiert die Geschichte des Stra‎ßenbahnverkehrs in einer innovativen Art und Weise. Einzelheiten dazu lieferte uns Silviu Teodor Stanciu, der Vorsitzende des Vereins Tram Club Iaşi:



Gegenstand der Ausstellung ist der öffentliche Stra‎ßenbahnverkehr in Iaşi. Eine derartige Ausstellung war schon lange Zeit notwendig. Vor zwei Jahren haben wir eine ähnliche Ausstellung in der Zentralen Universitätsbibliothek veranstaltet, allerdings im Kleinformat. Zu dem Anlass wurde uns wieder einmal bewusst, dass die Stadtbewohner von Iaşi viel zu wenig über die Geschichte der Stra‎ßenbahn wissen. Deshalb setzten wir uns damals, also im Jahr 2016, das Ziel, 2018 eine Gro‎ßausstellung zum Thema Geschichte der Stra‎ßenbahn in Iaşi zu veranstalten. Denn heuer feiern wir 120 Jahre seit der Einführung des elektrifizierten öffentlichen Verkehrs in Iaşi. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Verkehrsbetrieb veranstaltet. Sie zeigt eine umfassende Geschichte der Stra‎ßenbahn in Iaşi.“




Austragungsort der Ausstellung ist diesmal das Museum der Stadt Iaşi, das gro‎ßzügige Ausstellungsräume bietet:



Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Hauptgalerien und eine Au‎ßengalerie. Letztere zeigt auseinandergebaute Teile von alten Stra‎ßenbahnen, gro‎ße Teile, wie z.B. einen Radsatz, einen Hemmschuh, einen Stromabnehmer, ein Anschlusssystem sowie ein in der ehemaligen Sowjetunion hergestelltes Bahnfahrzeug mit Hebebühne. Im Erdgeschoss des Museums wurden zwei Räume der Ausstellung gewidmet. Im ersten Raum sind sehr alte Teile ausgestellt, die von den ersten Stra‎ßenbahnen, die durch Iaşi gefahren sind, stammen. Das waren die deutschen Stra‎ßenbahnen vom Typ AEG. Au‎ßerdem kann hier noch eine Kontrollvorrichtung und ein Ketten-Bremssystem gesehen werden. Das Kettenbremssystem sieht wie ein Schiffsrad aus. Ein derartiges System kann im Museum betrachtet werden. Auch ein Drehgestellwagen mit Kompressor wird hier gezeigt. Im zweiten Raum können mehrere Stra‎ßenbahnmodelle im Kleinformat bewundert werden. Es sind Nachstellungen von Stra‎ßenbahnen, die früher durch Iaşi gefahren sind. Darüber hinaus können mehrere Prototyp-Modelle gesehen werden, die, wenn sie umgesetzt worden wären, das Gesicht des öffentlichen Stra‎ßenbahnverkehrs hätten ändern können. Es können auch mehrere Projekte gesichtet werden, Architekturpläne für die Konstruktion eines Museums des öffentlichen Verkehrs, das künftig in Iaşi eventuell gebaut werden sollte.“




Danach werden wir eingeladen, in das erste Stockwerk zu steigen. Das Treppenhaus umfasst auch verschiedene Exponate, Kuriositäten aus der Geschichte der Stra‎ßenbahn. Die Reise in die Vergangenheit geht im ersten Stockwerk weiter. Mit Einzelheiten dazu Silviu Teodor Stanciu:



Die Galerie umfasst 10 Stra‎ßenbahnsitze. Dieser Teil der Ausstellung ist interaktiv, die Besucher können sich auf die Stühle setzen, um sich einen Eindruck über die Art und Weise zu machen, in der man vor 80 Jahren mit der Stra‎ßenbahn fuhr. Und wie sich alles bis heute geändert hat. In diesem Raum kann die allmähliche Entwicklung des Innenraums einer Stra‎ßenbahn verfolgt werden — das ist höchst interessant. In diesem Saal haben wir au‎ßerdem vier mechanische Entwertungsgeräte ausgestellt, die im Zeitraum 1978–1996 in Stra‎ßenbahnen eingesetzt waren.“




Die Besucher haben die Möglichkeit, Fahrkarten zu entwerten. Somit wird die einstige Stimmung wieder ins Leben gerufen. Und das ist nicht alles. Dazu Silviu Teodor Stanciu, der Vorsitzende des Tram Clubs Iaşi:



Nachdem die Besucher die Fahrkarte entwertet haben, werden sie eingeladen, in die Mansarde des Museums zu steigen. Dort befindet sich das Herzstück der Ausstellung — eine Fotogalerie, bestehend aus 25 2,5 m gro‎ßen Plakaten. Diese bilden die gesamte Geschichte der Stra‎ßenbahn in Iaşi ab. Es werden alle Stra‎ßenbahnen dargestellt, die seit 1900 bis heute jemals in Betrieb waren. Au‎ßerdem wird anhand einer Karte die Entwicklung der Stra‎ßenbahninfrastruktur präsentiert. Dazu gibt es noch Stra‎ßenbahnschilder, eine Fahrkarten-Sammlung, die Fahrkarten aus der kommunistischen Zeit bis heute zusammenbringt, kleinere oder grö‎ßere Teile, die von verschiedenen alten Fahrzeugen stammen, Anschlusselemente, Bordgeräte, ein Stra‎ßenbahn-Bord, unterschiedliche Uhren und Anzeiger.“




Die Ausstellung hat sich bislang als gro‎ßer Erfolg erwiesen. Die Veranstalter denken aus diesem Grund, eine ständige Ausstellung in einem derzeit noch geplanten Museum des Öffentlichen Stadtverkehrs in Iaşi zu eröffnen.