Tag: Jugendliche

  • The Youth Project: Internet-Plattform hilft Jugendlichen mit emotionalen Problemen

    The Youth Project: Internet-Plattform hilft Jugendlichen mit emotionalen Problemen

    Leben. Liebe. Phantasie. Zeit. Orientierung. Verantwortung gegenüber der Jugend“ — so lautet eine Spendenkampagne, gefördert durch das Programm YOU. You are a voice“ (Du kannst deine Stimme laut werden lassen“) ist eine Internet-Plattform, die den Jugendlichen im Alter bis zu 18 Jahren entgegenkommt. Sie umfasst Artikel über die emotionale Gesundheit der Jugendlichen, über die Schule in der Welt sowie über das Selbstvertrauen. Die Plattform will die Jugendlichen unterstützen, ihnen in schwierigen Lebensphasen beistehen, indem sie ihnen versichert, dass sie wichtige Mitglieder der Gemeinschaft sind. Sie will sie ermuntern in einer Zeit, in der die soziale Distanzierung eine immer wichtigere Rolle spielt und die Jugendlichen sich immer einsamer fühlen. Mehr Einzelheiten zum Projekt lieferte uns Florentina Baloş, Networking-Leiterin und Projektinitiatorin:



    Das Projekt richtet sich an die Teenager in Rumänien. Im Mittelpunkt steht die Depression bei Jugendlichen, ein Problem, das nur wenig thematisiert wird. Au‎ßerdem wird gro‎ßer Wert auf die Berufsberatung gelegt. Wir haben eine Hotline zur Verfügung gestellt, die es bisher nicht gab. Sie ist seit September offen. Unser Team bring leidenschaftliche Profis zusammen — Psychologen, die den Jugendlichen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Künstler und Unternehmer sind auch unserer Mannschaft beigetreten. Sie veranstalten Workshops zu Themen wie Management der Emotionen, Zeit-Management und bieten Berufsberatung an. Die Priorisierung der Aufgaben ist sehr wichtig während der Schulzeit — die Jugendlichen sollten das lernen.“




    Wir fragten unsere Gesprächspartnerin, was die Jugendlichen am nötigsten hätten, was diese am meisten vermissen würden. Was hätten die Call-Center-Mitarbeiter diesbezüglich beobachtet. Was sie am dringendsten vermissten, sei die Sozialisierung — hie‎ß es. Deshalb seien so viele Jugendliche offen für jedwede Kommunikation, sei sie auch telefonisch oder online. Florentina Baloş sagte uns, wie das Projekt ablaufen soll:



    Wir arbeiten mit Profis zusammen. Bis Ende November wollen wir einen Plan aufstellen. Dann soll alles auf den Punkt gebracht sein. Derzeit fokussieren wir uns auf Ma‎ßnahmen zur Bekämpfung der Depression. Etwa 1200 Jugendliche meldeten sich schon beim Call Center oder schrieben uns über WhatsApp an. Sie wurden im Nachhinein von unseren Mitarbeitern kontaktiert und hatten die Möglichkeit, über ihre Probleme zu sprechen.“




    Florentina Baloş zählte die Schwierigkeiten auf, mit denen die Jugendlichen konfrontiert werden, die die Hotline in Anspruch nehmen:



    Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb der Familie, Alkoholmissbrauch — entweder sie selbst trinken übermä‎ßig oder ihre Eltern tun es –, Drogenkonsum, Bullying. All das führt zu Schwermütigkeit. Sie werden oft stigmatisiert. Beim ersten Blick mögen die Auswirkungen vermutlich unsichtbar bleiben, doch in Wirklichkeit sind sie erschütternd. Manche Jugendliche wissen einfach nicht mehr, wohin, sie fühlen sich verloren. Manche erzählen Lebensgeschichten, die sich unglaublich anhören.“




    Wer die Webseite der Plattform anklickt, wird aufgefordert, 2 Euro für die Zukunft zu spenden. Die Spenden der Nutzer helfen, das Call Center in Betrieb zu halten. Au‎ßerdem können hier spannende Geschichten gelesen werden. Den Jugendlichen wird das Selbstvertrauen gestärkt, sie lernen, sich mit anderen nicht mehr zu vergleichen und sich nicht mehr minderwertig zu fühlen. Es wird ihnen geholfen, ihren Weg zu finden. Die Webseite erzählt ganz vielfältige Geschichten, die einem das Gefühl der Einsamkeit vertreiben. Man versteht, dass es auch andere Jugendliche gibt, die in der gleichen Situation sind. Florentina Baloş ermunterte uns, die Webseite zu besuchen.



    Sie können sowohl die Webseite you.com.ro als auch die Facebook-Seite You.TheYouthProject besuchen. Beim Anklicken der Webseite oder der Facebook-Seite öffnet sich automatisch auch ein WhatsApp-Fenster. Die Jugendlichen können sich über diesen Weg direkt an uns wenden. Und, wie gesagt, es besteht auch eine Hotline, die sie anrufen können. Die Mitarbeiter im Call Center arbeiten nicht rund um die Uhr, wir streben das jedoch für die Zukunft an. Derzeit ist das Call Center von 10 bis 18 Uhr offen, samstags von 9.30 bis 15.00 Uhr.“




    Ebenfalls auf der genannten Webseite können die Besucher Informationen über Schulen in der ganzen Welt sowie über Kriterien für ein Auslandsstudium erfahren. Florentina Baloş ermuntert die Jugendlichen, die Plattform zu besuchen und ein offenes Ohr und Herz für diese Art von Kommunikation zu haben. Denn es lohnt sich!

  • EducaTIFF: Filmkunst-Bildungsprogramm bei 12. Auflage

    EducaTIFF: Filmkunst-Bildungsprogramm bei 12. Auflage

    Das Programm wurde 2009 mit dem Wunsch gestartet, das Interesse eines jungen und sehr jungen Publikums für die Filmkunst zu wecken. In den 12 Jahren seiner Tätigkeit hat EducaTIFF mehr als 120 Filme für ein junges Publikum, 3000 Teilnehmer pro Jahr, 50 Workshops und Aktivitäten rund um die Filmkunst und 50 involvierte Lehrzentren hervorgebracht.



    Dieses Jahr fand EducaTIFF während des Internationalen Filmfestivals Transilvania (TIFF) statt und wurde von Raluca Bugnar koordiniert, die zum dritten Mal die Filme des Programms auswählte, Filme, die Debatten auslösten und Kindern und Jugendlichen aktuelle Themen näher bringen konnten. Raluca Bugnar berichtete uns über die Auswahl, die sie für die aktuelle Ausgabe getroffen hat:



    Meiner Meinung nach war es eine gute Wahl, nicht nur, weil ich keine idyllischen Filme auswähle, sondern auch, weil es nicht mehr viele davon gibt. Denn in der Welt, in der wir leben, spiegeln auch Kinderfilme eine ganze Reihe von Realitätsstücken, Problemen oder Konflikten wider, so dass wir von einer perfekten oder idyllischen Welt sehr weit entfernt sind. Im Allgemeinen produzieren wir nur sehr wenige Kinderfilme, weil Kosten zu tragen sind und es bei Kinder- und Jugendfilmen schwieriger ist, einen Gewinn zu erzielen. In diesem Jahr habe ich zum Beispiel 40 Filme gesehen, von denen ich 7 ausgewählt habe. Drei waren für Teenager, für die Altersgruppe 14+, drei für jüngere Kinder und einer lag irgendwo in der Mitte, weil er über den Übergang von der Kindheit zur Adoleszenz spricht, und so stellten wir sie auch vor. Wir haben uns sehr gefreut, jederzeit Erwachsene bei uns zu haben. In der Regel waren es die Lehrerinnen und Lehrer, die die Schülerinnen und Schüler begleiteten. In diesem Jahr haben viele Eltern oder Gro‎ßeltern die Kinder mit ins Kino genommen, so dass auch viele Erwachsene bei den Vorführungen dabei waren. Ich bin sehr froh zu sehen, dass auch Erwachsene sich in die auf der Leinwand dargestellten Geschichten einfühlen und erkennen, wie wichtig es ist, ein Werkzeug wie den Film zu haben, um einen Dialog über sensiblere Themen beginnen zu können. Sonst würde man sein Kind vielleicht nicht fragen, ob es in der Schule schikaniert wird, oder, im Gegenteil, ob es selbst ein Aggressor ist. Aber nachdem Sie mit Ihrem Kind einen Film gesehen haben, der sich ebenfalls mit dieser Art von Aspekten befasst, können Sie sich in irgendeiner Weise mit den Figuren in Verbindung setzen und einen Dialog darüber beginnen.“




    Wir baten Raluca Bugnar, die die Filme aus dem EducaTIFF-Programm ausgewählt hat, uns einige Empfehlungen zu geben, zumal einige dieser Filme auch auf der Plattform TIFF Unlimited zu sehen sind:



    Wir hoffen, einige dieser Filme, auch aus den Vorjahren, auch auf TIFF Unlimited zu bringen. Wir erledigen den Papierkram, um die Rechte für das Online-Streaming zu erhalten. Was die diesjährige Auswahl betrifft, so begannen wir mit einem britischen Film, der nach Bollywood schmeckt, weil eine der Figuren indischen Ursprungs ist. Es hei‎ßt »Vom Löwen gefressen« (Regie: Jason Wingard) und handelt von zwei Brüdern, die einander überhaupt nicht ähnlich aussehen. Es ist ein Film, der Ihnen hilft, auch die unangenehmsten Dinge über Ihre Familie zu akzeptieren, zu akzeptieren, dass wir nicht gleich sind, auch wenn wir zur selben Familie gehören, und so ist es nun einmal. »Diva von Finnland« (Regie: Maria Veijalainen) war der zweite Film, der Jugendlichen empfohlen wurde, ein Film über die Bedeutung der sozialen Medien, der von der Handlung her der Fernsehsendung »Rumänien hat Talent« ähnelt. Kurz gesagt, die Figuren im Film wollen sich für den Titel »Diva von Finnland« bewerben und sie brauchen Abstimmungen auf Youtube, ein Thema, mit dem wir sehr oft konfrontiert werden. Wir haben auch »The Club of Ugly Children« (Regie: Jonathan Elbers) gezeigt, einen niederländischen Film, der mir sehr gut gefallen hat und mein Lieblingsfilm in der diesjährigen Auswahl ist. Es ist eine Science-Fiction-Dystopie, ein Actionfilm, der Kindern erklärt, was ein totalitäres System bedeutet und warum es gut wäre, eine Gesellschaft aufzubauen, in der es keinen Totalitarismus gibt, und warum eine Demokratie vorzuziehen ist, so unvollkommen sie auch sein mag. Wir hatten auch den kanadischen Film »Jeune Juliette« (Regie: Anne Emond), von dem ich sagte, dass die Hauptfigur sich auf halbem Weg zwischen Kindheit und Jugend befindet, wobei Juliette in dieser Zeit eine ganze Reihe von Situationen durchläuft. Wir zeigten auch »Il viaggio fantastico di Marona« (Regie: Anca Damian), begleitet von dem Kurzfilm »Opinci« (in Zusammenarbeit zwischen Studioset, FrameBreed und FatFox Animation). Es war der Tag des rumänischen Kinos, wir hatten die jüngsten Zuschauer zu Gast, und wir sprachen über Verantwortung und Abenteuer.“

  • New Drama: Jugendliche schreiben Theaterstücke

    New Drama: Jugendliche schreiben Theaterstücke

    Der Dramaturgie-Wettbewerb New Drama“ fand dieses Jahr zum 6. Mal statt. Das vom Bukarester Excelsior-Theater veranstaltete Preisausschreiben richtet sich an Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Die Jugendlichen werden aufgefordert, ein Theaterstück in einem Akt zu schreiben und es an das Theater zu verschicken, zusammen mit einem Begründungsschreiben. Die am Preisausschreiben teilnehmenden Texte sollen, wie jedes Jahr, von einer professionellen Jury bewertet werden. Nach der Auswahl schaffen es 6 Theaterstücke in die Schluss-Auswahlrunde des Projekts. Der Text, der zum Gewinner erklärt wird, soll später in einer Aufführung umgesetzt werden. Das Theaterstück soll in der kommenden Saison aufgeführt werden. Au‎ßerdem wird es in das Repertoire des Excelsior-Theaters aufgenommen.



    Wie es zur Veranstaltung des Preisausschreibens kam, erzählte uns Elena Patap, Literatursekretärin beim Excelsior-Theater und Leiterin des Projekts New Drama“:



    Excelsior ist das einzige Theater in Bukarest — und sogar landesweit –, das sich an ein spezielles Publikum richtet, die Jugendlichen. Aus diesem Grund versuchten wir, Theaterstücke für Jugendliche aufzuführen und Projekte zu entwickeln, die auf sie abzielten. Wir veranstalten jedes Jahr dieses Dramaturgie-Preisausschreiben und auch ein Theaterfestival für Jugendliche — TEENFEst. Au‎ßerdem haben wir auch ein Theaterlabor für Teenager, das wir »Relief« tauften.“




    Die am Preisausschreiben teilnehmenden Texte werden von einer Jury beurteilt. Die Autoren der 6 Theaterstücke, die es in die Schlussauswahl schaffen, bekommen danach die Möglichkeit, sich an einem Workshop für szenisches Schreiben zu beteiligen. Beim Workshop werden die Texte diskutiert und bearbeitet. Nach dem Workshop wird der gro‎ße Gewinner ausgewählt.



    Das Preisausschreiben New Drama“ ist sehr beliebt unter den Jugendlichen. Beim ersten Preisausschreiben vor 6 Jahren beteiligten sich zum Beispiel 99 Theaterstücke. Sie wurden von jungen Leuten aus 45 verschiedenen rumänischen Ortschaften verschickt. Die Teilnahme ist unterschiedlich von Jahr zu Jahr. Die meisten Finalisten setzen allerdings ihr Studium an einer Theateruniversität fort. Das sagte uns Elena Patap, die Projektleiterin:



    Die Jugendlichen, die sich am Preisausschreiben beteiligten, und insbesondere diejenigen, die es in die Schlussrunde schafften, sind junge Menschen, die in den Theatertruppen ihrer Schulen mitmachen. Sie schreiben Theaterstücke und sind schon als Schauspieler aktiv, sie führen die Leitung von verschiedenen Aufführungen. Wir waren überrascht, festzustellen, dass die meisten Finalisten eine Karriere in der Theaterwelt entwickelten. Nehmen wir Bogdan Capşa als Beispiel. Er war der Gewinner der zweiten Ausgabe unseres Preisausschreibens und studiert derzeit Schauspielerei in Neumarkt (rum. Târgu Mureş). Oder Victor Morozov — er studiert Drehbuchschreiben an einer renommierten Universität in Frankreich, in Grenoble. Alexandru Gorghe gewann den Wettbewerb 2018. Derzeit studiert er Regie an der Theateruniversität in Klausenburg (rum. Cluj) und erhielt auch ein Stipendium in London. Letztes Jahr gewann Carmen Thea Drăgoreanu mit dem Schauspiel »Die Theorie über die Erde als Scheibe«. Das Theaterstück wurde noch nicht inszeniert, es soll erst gegen Ende der Saison inszeniert werden, so ist der Plan. Das preisgekrönte Theaterstück von 2018, »Der junge mit rosa Socken« von Alexandru Gorghe, kann allerdings schon auf der Bühne des Excelsior-Theaters gesehen werden. Als Alexandru das Theaterstück schrieb, war er nur ein Teenager aus Botoşani und jetzt studiert er Regie in London.“




    Thea Drăgoreanu, die Autorin des Schauspiels Die Theorie über die Erde als Scheibe“ ist derzeit 18 Jahre alt. Sie ist in der 12. Klasse und erzählte uns, wie sie vom Preisausschreiben erfuhr:



    Meine Rumänischlehrerin erzählte mit über den Wettbewerb. Ich hatte mich letztes Jahr an einem Preisausschreiben für Kurzprosatexte beteiligt und fand es eine gute Idee, mein Glück dieses Jahr in Dramaturgie zu versuchen. Ich versuche, durch mein Schreiben auf die Bedürfnisse der Menschen zu reagieren. So kam ich auf die Idee zu meinem Schauspiel. Ich wollte dieses Mal ein Theaterstück für Kinder und Eltern schreiben.“




    Die junge Autorin erzählte uns, worum es in ihrem Theaterstück geht:



    Eine Gruppe von befreundeten Kindern verbringen ihre Ferien am Meer. Durch einen Zufall gelangen sie auf ein Schiffswrack. Dort erleben sie zahlreiche Abenteuer. Und manche von ihnen sehen sogar ein, dass sie das Verhalten ihrer Eltern ihnen gegenüber vermutlich gelegentlich missverstanden haben.“




    Die junge Dame genoss es sehr, mit Theatermenschen zusammenzuarbeiten, von ihnen zu lernen. Mehr dazu von Thea Drăgoreanu:



    Es war eine gro‎ßartige Erfahrung für mich. Es war mir eine Ehre, mit dem Theaterautor Ştefan Peca zusammenzuarbeiten. Er war sehr hilfreich. Es war sehr schön, andere Jugendliche, so wie ich, die ähnliche Träume haben, zu treffen. Wir haben unsere Texte gegenseitig gelesen, sie gemeinschaftlich verbessert und uns gegenseitig beraten. Es ist wie ein wahrgewordener Traum. Ich bin in der 12. Klasse, also kann ich nicht allzu oft an den Inszenierungsarbeiten mitmachen. Ich werde mich aber bemühen, mich so oft wie möglich zu beteiligen. Ich möchte Filmregisseurin werden.“




    Elena Patap, Literatursekretärin beim Excelsior-Theater und Leiterin des Projekts New Drama“, schickte eine Einladung hinaus, in der Hoffnung, die Jugendlichen werden die diesjährige Herausforderung genauso gerne wie in den Vorjahren annehmen:



    Ich lade alle Jugendlichen, die gerne ins Theater gehen, ein, sich an die Arbeit zu machen und ein Theaterstück zu schreiben. Es ist unwichtig, ob sie zum ersten Mal schreiben oder schon Erfahrung haben. Hauptsache, sie lassen ihrer Phantasie freien Lauf und haben Spa‎ß am Unternehmen. Wir freuen uns schon auf die Ergebnisse dieser Phantasieübung!“




    Und wir — die Zuschauer — erwarten mit hohem Interesse, dass die besten Schauspiele inszeniert werden.

  • Telcu-Plattform: Sommerschule für Bildung im ländlichen Milieu findet eingeschränkt statt

    Telcu-Plattform: Sommerschule für Bildung im ländlichen Milieu findet eingeschränkt statt

    Beim Zentrum für das Studium der Modernität und des Dorfumfelds gibt es kein Sommerloch. Unter den Stichworten Telciu 2020. Plattform für Bildung und Kultur“ setzt das Zentrum die künstlerischen und bildenden Programme für Kinder und Teenager im Zeitraum Ende Juli — Ende August in der siebenbürgischen Gemeinde Telciu im Landkreis Bistriţa-Năsăud fort. Die Gemeinde besteht aus vier Dörfern und einer Gesamtzahl von 6.200 Einwohnern. 2020 passt sich die Plattform mit einem neuen Format an die aktuellen Umstände an. Einzelheiten bekommen wir von der PR-Beauftragten Raluca Ţurcanașu:



    Leider sahen wir uns gezwungen, auf die Sommerschule zu verzichten, das war ein breit angelegtes Projekt von uns, bei dem jedes Jahr viele Gäste sowohl aus Rumänien als auch aus dem Ausland zusammenkamen. Angesichts der Coronavirus-Pandemie haben wir darauf verzichtet, denn das war weder für unsere Gäste noch für die Gemeinde gut. Wir machen jedoch mit unseren Tagungen weiter, die Zahl der Workshops mussten wir jedoch auf vier reduzieren. Bei jedem Workshop dürfen wir nur zehn Teilnehmer zusammenbringen, denen wir natürlich den nötigen Mund- und Nasenschutz sowie Handschuhe anbieten. Alle Workshops finden im Freien statt. Die Events in Telciu finden mit der strengen Beachtung aller Sicherheitsma‎ßnahmen statt. Die Tagungen werden auch live auf Facebook und YouTube übertragen. Somit können unsere Gäste und Freunde des Zentrums Telciu mit einer klaren und spontanen Kommunikation rechnen. In den vorigen Jahren haben sie sich voller Enthusiasmus daran beteiligt und ihre Erfahrung mit uns geteilt. Unsere Gäste kamen aus allen Ecken Europas und aus Nordamerika.“




    Das Programm beginnt mit einem Theater-Workshop, Ende August halten die Organisatoren auch einen Anti-Bullying-Workshop und bis Ende Juli einen Workshop für kreatives Schreiben bereit. Wer sein Trickrepertoire ausbauen möchte, sollte zwischen dem 27. und dem 31. Juli am Jonglier-Workshop teilnehmen. Jonglage erfreut sich weltweit einer gro‎ßen Beliebtheit und Telciu bildet auch keine Ausnahme. 2019 hat der Workshop einen gro‎ßen Erfolg gefeiert und zahlreiche Gäste zusammengebracht. Ein Workshop für narrative Collage erwartet dieses Jahr seine Gäste zwischen dem 8. und dem 16. August.



    Im Jahr 2020 setzen die Organisatoren den Akzent auf Bullying. Laut dem UN-Kinderhilfswerk und dem UN-Sonderbeauftragten für Gewalt gegen Kinder gibt etwa jeder dritte Jugendliche in 30 Ländern an, online schikaniert worden zu sein, während jeder fünfte berichtet, dass er deshalb die Schule geschwänzt hat. Die Organisatoren bieten Workshops für Kinder und Teenager zwischen 7 und 16 Jahren an, wo sie lernen, wie man Einschüchterung und Belästigung erkennt und wie man sich dagegen wehren kann. Weil dieses Jahr die Events unter Sonderbedingungen stattfinden, spricht unsere Gesprächspartnerin in den folgenden Minuten über die Erwartungen der Organisatoren:



    Bislang haben sich fast 10 Kinder und Teenager für jeden Workshop angemeldet. Der Jonglier-Workshop und der Workshop für narrative Collage finden online statt. Wir hätten nie geglaubt, dass es möglich ist. Online können wir jeden dieser zwei Workshops, die so ein starkes Interesse wecken, zweimal anbieten. Die Teilnehmer, Lehrer, Kinder und Teenager in unserer Gemeinde, können es kaum erwarten.“




    Sich für seine Gemeinde einzusetzen und der Wunsch, mehr Chancengleichheit zu bieten, bilden die Grundlage der Plattform Telciu. Das kleine, aber enthusiastische Team von Telciu wei‎ß bescheid, dass solche Initiativen vor Ort wie ein Privileg angesehen werden. Während in Universitätszentren und Gro‎ßstädten solche Projekte als banal gelten, tragen sie im rumänischen Dorfumfeld eine gro‎ße Bedeutung. Das ist hauptsächlich auf die wirtschaftliche Migration zurückzuführen, die sich auf die Struktur der kleinen Gemeinden negativ auswirkt. 2020 sind zudem Unsicherheit und Angst vor der Zukunft stärker als je zuvor spüren.

  • Europäisches Solidaritätskorps fördert ziviles Engagement der Jugendlichen

    Europäisches Solidaritätskorps fördert ziviles Engagement der Jugendlichen

    Zwischen dem 1. Februar 2019 und dem 31. Januar 2020 führte die NGO Junge Initiative“ ein Programm mit dem Titel Vereint stehen wir für europäische Werte“ durch. Finanziert durch das Europäische Solidaritätskorps, zielte das Projekt darauf ab, kritisches Denken bei jungen Menschen aus benachteiligten Umgebungen in der Region Bukarest – Ilfov zu entwickeln und sie durch nichtformale Lernkontexte in die Lage zu versetzen, sich aktiver am Leben der Gesellschaft zu beteiligen. Eliza Vaş, Vizepräsidentin der NGO Junge Initiative“ erzählte uns mehr über das oben erwähnte Projekt, das von jungen Menschen für junge Menschen erarbeitet wurde:



    Dies ist das erste Projekt dieser Art, das von den Freiwilligen der NGO »Junge Initiative« durchgeführt wird, das wir mit den Mitteln, die wir über das Europäische Solidaritätskorps erhalten haben, realisiert haben. Unser Ziel war es, kritisches Denken bei jungen Menschen aus der Region Bukarest-Ilfov zu entwickeln und ihnen zu helfen, sich stärker in der Gesellschaft zu engagieren. Wir wandten uns vor allem an junge Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren, an Gymnasiasten, Studenten oder an diejenigen, die sich für nicht-formale Bildungskontexte interessieren. Mehr als 250 junge Menschen haben sich über ein Jahr lang am Projekt beteiligt; sie nahmen an 15 Veranstaltungen teil, wie z.B. an interaktiven Workshops, Debatten oder Entscheidungssimulationen auf der Ebene der europäischen Gremien. Wir hatten sogar ein Brettspiel zur Einbeziehung der Gemeinschaft, das wir »United« nannten.“




    Alle Teilnehmer des Projekts Vereint stehen wir für europäische Werte“ wurden zusammengebracht und in jedem Moment ihrer Aktivität von Mitgliedern der NGO Junge Initiative“ betreut. Trotz des Workshop-Charakters wurden die Auswirkungen ihrer Aktionen am Ende bewertet, und jeder Teilnehmer konnte verstehen, wie wichtig es für den Einzelnen ist, sich auf Gemeindeebene zu engagieren. Eliza Vaş dazu:



    Meine Rolle während des Projekts bestand darin, ein Coach zu sein, was bedeutet, dass ich auf die eine oder andere Weise das Team der Freiwilligen trainierte. Ich half ihnen, die Aktivitäten, die Teil des Projekts sind, zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Um eine Veranschaulichung aus dem Fu‎ßball zu verwenden: Ich war wie ein Haupttrainer, der neben dem Spielfeld steht und zuschaut, wie die Spieler die zuvor besprochene Strategie in die Praxis umsetzen. Dann haben wir in der Umkleidekabine darüber gesprochen, was gut ist und ob es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Die Idee ist, dass die nicht-formale Bildung sehr viel Wert auf die Reflexion im Lernprozess legt. Die beteiligten Personen werden sich des Wissens, das sie erhalten, und der Fähigkeiten, die sie entwickeln, bewusster. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie sich der Wirkung bewusst werden, die sie durch ihre Tätigkeit erzeugt haben.“




    Das Projekt Vereint stehen wir für europäische Werte“ konzentriert sich in erster Linie auf die Solidarität und den allgemeinen Überblick über die jungen Rumänen als europäische Bürger. Die grö‎ßte Anzahl von Debatten und Workshops wurde rund um die Werte der europäischen Gemeinschaft veranstaltet. Elena Şelaru von der Abteilung Internationale Beziehungen der Vereinigung Junge Initiative“ über die in den Workshops vermittelten Inhalte:



    Praktisch haben wir als Organisationsteam verschiedene Workshops und Debatten zu Themen von europäischem Interesse vorbereitet, um einen Rahmen zu schaffen, in dem wir über unsere Rechte als europäische Bürger, europäische Werte und die Möglichkeiten der europäischen Mobilität sprechen können. Meine Beteiligung an diesem Projekt bestand in der Durchführung eines Workshops über Kreislaufwirtschaft und Klimawandel für Neuntklässler der Technischen Energiefachschule in Bukarest. Ich war an einem simulierten Entscheidungsfindungsprozess wie dem im Europäischen Parlament beteiligt, bei dem ich als Moderatorin fungierte. Ich wollte sicherstellen, dass meine Teilnahme interaktiv war und dass alle Teilnehmer ihre Ideen in einer sicheren Umgebung zum Ausdruck bringen konnten.“




    Für die jungen Menschen in der rumänischen Gesellschaft ist es sehr wichtig, dass sie in ihren Interessengebieten Initiative zeigen. Jede Idee oder kleine Aktion kann gro‎ße Projekte oder Aktivitäten hervorbringen, die darauf abzielen, das Leben der Gemeinschaft, zu der sie gehören, zu verbessern. Deshalb fördert das Team der NGO Junge Initiative“ solche Initiativen, da sie selbst Menschen mit Initiativen sind. Dabei seien selbstständiges Denken und Engagement besonders wichtig, sagt Elena Şelaru:



    Ich glaube, wenn man Initiative hat, bedeutet das, dass man selbst denken kann und vielleicht einige Probleme oder Situationen lösen kann, von denen andere Leute meinen, dass sie nicht angegangen werden müssen. Ich glaube, in unserer Zeit haben viele Menschen Initiativen und engagieren sich in der örtlichen Gemeinschaft. Und es ist dieses Engagement, das den Mehrwert schafft, das den Unterschied macht. Und ich denke hier an meine Kollegen von der »Jungen Initiative«, da viele Projekte aus ihren Initiativen heraus entstanden sind.“




    Für Elena Şelaru hatte die Arbeitserfahrung mit dem Projekt Vereint stehen wir für europäische Werte“ nicht nur auf beruflicher Ebene eine besondere Wirkung. Was haben die jungen Menschen, die sich an solchen Aktivitäten beteiligen, tatsächlich davon? Sie stärken ihr Selbstbewusstsein, sagt Elena Selaru, die selbst zum Team der Betreuer gehörte:



    Nachdem die Mittel bewilligt worden waren, hatte ich eine kurze Schulungszeit, bereitete die nächsten Aktivitäten vor und begann dann mit deren Umsetzung. Die Beteiligung an diesem Projekt war für mich eine persönliche Leistung, da ich eine Reihe von Fähigkeiten im Prozess der Durchführung verschiedener Aktivitäten erlangte und ich lernte, wie es ist, langfristig Verantwortung zu übernehmen.“




    Das Solidaritätsteam von Vereint stehen wir für europäische Werte“ bestand aus acht Personen (Elena Şelaru, Andrei Dobrea, Cristina Cautiş, Maria Balea, Simona Baciu, Andreea Boieriu, Dragoş Dănilă, Marius Ghiţă), sechs Freiwilligen (Ana Maria Andronache, Maria Baciu, Irina Dobreanu, Vlăduţ Ene, Claudiu Brotea) und einer erfahrenen Ausbilderin in europäischen Projekten, Eliza Vaş.

  • Polnische Choreographin Adrianna Michalska arbeitet gern in Rumänien

    Polnische Choreographin Adrianna Michalska arbeitet gern in Rumänien

    Adrianna Michalska ist Choreographin und Tänzerin. Die aus Polen, aus der Stadt Poznań stammende Künstlerin studierte Kulturgeschichte und Choreographie an der University of Surrey Guildford in Gro‎ßbritannien, wo sie auch mehrere Preise für Kreativität erhielt. Sie verfügt über eine reiche Erfahrung im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und hatte auch verschiedene ehrenamtliche Aktivitäten in der ganzen Welt. Adrianna Michalska ist seit 8 Jahren auf Reisen — sie lebte, studierte und arbeitete in den Vereinigten Staaten, Gro‎ßbritannien, Österreich, Indien, Ghana, Thailand und Singapur. Nach Rumänien kam sie anlässlich eines europäischen Freiwilligenprogramms für Kulturprojekte, das von der Organisation Curve of Culture unterstützt wurde. Wie die rumänische Erfahrung für Adrianna Michalska begann, erfahren Sie in den folgenden Minuten:



    Eigentlich ist dies meine zweite Reise nach Rumänien. Im März 2018 habe ich ein Projekt entwickelt; damals blieb ich sechs Monate lang in Rumänien. Dann beschloss ich, im Jahr 2019 für ein zweimonatiges Freiwilligenprogramm zurückzukehren. Das Projekt ist Teil des Europäischen Freiwilligenprogramms, das zur Europäischen Solidaritätsgruppe gehört. Die Entscheidung, nach Rumänien zu kommen, traf ich ziemlich schnell, denn ich wollte meine Erfahrungen als Tänzerin und Choreographin und all das Wissen, das ich durch Studien und Auslandsreisen erworben habe, mit Jugendlichen teilen, die normalerweise keinen Zugang zu solchen Aktivitäten haben. Als ich also sah, wie das Projekt in ländlichen Gebieten Rumäniens, in der Gemeinde Izvoarele, Landkreis Prahova lief, war ich sehr neugierig und gespannt, wie ich persönlich dazu beitragen konnte. Ich hatte alle möglichen Bilder darüber im Kopf, wie ein Dorf in Rumänien aussehen könnte, ich beschloss, hierher zu kommen und begann sofort, mit Jugendlichen zu arbeiten. Ich bin froh, diese Arbeit jetzt aus einer zeitlichen Perspektive betrachten zu können. Nach einem Jahr bin ich wieder hierher gekommen, denn ich erhielt eine wunderbare Reaktion von den Jugendlichen: Sie rannten auf mich zu, manche hatten sogar Freudentränen in den Augen, sie waren einfach glücklich, dass jemand zu ihnen zurückgekehrt ist und wieder tanzen will. Der Hauptzweck des Projekts ist es, Kulturevents in der Gemeinde Izvoarele, Kreis Prahova, zu veranstalten, mit Freiwilligen, die die Möglichkeit haben, ihre eigenen Erfahrungen und Ideen zu bringen. Die Organisation bietet ihnen Unterstützung dabei. Letztes Jahr, als ich nach Izvoarele kam, war ich die erste Person, die mit Tanz und Bewegung vertraut war. Bis dahin hatten die Jugendlichen Kunst, Musik, Theater, aber keinen Tanz gemacht, und meine Koordinatoren haben mir sehr geholfen, Räume und Möglichkeiten zu finden, um meine Vorstellung vom zeitgenössischen Tanz in Praxis umzusetzen.“




    Einige Monate lang führte Adrianna Michalska ein interessantes Leben zwischen dem Dorf- und dem Stadtleben. Sie unterrichtete Jugendliche aus Izvoarele im zeitgenössischen Tanz, aber sie ging auch nach Bukarest, wo sie an mehreren Wochenenden an Contact Improvisation und Capoeira-Sessions teilnahm. Wir fragten sie, wie sie jetzt, nach dieser Erfahrung, das Landleben in Rumänien einschätzt:



    Ein Teil meiner Erwartungen — die mit der traditionellen Lebensweise, dem Einsatz von Pferden zum Heufahren oder mit dem Pflügen des Ackers zusammenhängen — haben sich bestätigt. Ich hatte wunderbare Erfahrungen, ich gehe sehr gern auf Wanderungen, und das Dorf lag in der Nähe der Berge. Jedes Mal, wenn ich ins Kulturhaus ging, sah ich die Hirten mit ihren Schafen, Rindern, Pferdewagen, die Bauern, die Obst und Gemüse verkauften. Ich lebte in einem traditionellen Haus, wo ich Feuer machen musste, um Wasser zu kochen oder die Räume zu erwärmen. Eine solche Erfahrung habe ich auch erwartet, wenn man der Natur näher ist und von der Zivilisation und der Lebensweise in der Stadt entfernt lebt. Und doch war ich sehr überrascht, Jugendliche im Alter von 12–13 Jahren und manchmal sogar jüngere Kinder im Alter von 7–8 Jahren zu treffen, die sehr gutes Englisch sprachen. Ich habe nämlich auch ein wenig Englisch in der Schule unterrichtet, und diese Kinder und Jugendlichen hatten einen unglaublichen britischen Akzent. Es hat mich wirklich überrascht, einen so hohen Grad an Englischkenntnissen auf einem Dorf in Rumänien zu entdecken, der höher war als in einer polnischen Stadt. Der Verein »Curve of Culture« hat viel zu dieser Erfahrung beigetragen, denn er hat viele Freiwillige aus der ganzen Welt mitgebracht, so dass junge Menschen in einer anderen Umgebung aufwachsen, andere Standpunkte haben als die älteren Generationen, und es war sehr interessant, dies zu erleben. Darüber hinaus hatten einige der Lehrer in der Schule eine sehr traditionelle Art, sich jedem Lebensbereich zu nähern, und die jungen Leute waren damit unzufrieden, sie rebellierten dagegen. Wir haben auch Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit gesehen, für unsere Bemühungen, den Jugendlichen und ihren Eltern die englische Sprache beizubringen. Wir wurden sehr freundlich empfangen, die Menschen in ländlichen Gebieten sind sehr gastfreundlich und neugierig, sie unterhielten sich sehr gern mit mir, auch wenn ich nicht immer verstanden habe, was sie sagten. Ich wurde oft gefragt: Gefällt es dir in Rumänien? Bleibst du länger bei uns?“




    Adrianna Michalska hat nicht viele Orte in Rumänien besucht, aber sie hat das Leben in einem rumänischen Dorf tiefer kennengelernt und sie hatte enge Verbindungen zu den Ortsbewohnern. Auch in Bukarest, einer Stadt, die sie als faszinierend empfand, hat sie Freundschaften geschlossen, wenn auch nicht von Anfang an. Es hat eine Weile gedauert, bis Adriana Bukarest richtig entdeckt hat. Wird sie nach Rumänien zurückkehren?



    Einer der Gründe, warum ich zurückgekommen bin, ist, weil ich meinen Aufenthalt in Rumänien wirklich genossen habe, ich erlebte eine Art Balance zwischen dem Dorf Izvoarele und Bukarest. Während der Woche war ich auf dem Dorf und an den Wochenenden fuhr ich nach Bukarest, um zusammen mit anderen Tänzern Contact Improvisation, Capoeira und andere Tänze zu unterrichten. Die Arbeit in Rumänien machte mir viel Freude, also werde ich definitiv zurückkommen.“

  • Klimaschutz in Rumänien: Umweltbewusstsein nimmt zu

    Klimaschutz in Rumänien: Umweltbewusstsein nimmt zu

    Vom 20. bis 27. September organisierten mehrere Umweltorganisationen Proteste und Aktionen, um die Verantwortlichen auf den Grad der Verschmutzung und ihre schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit aufmerksam zu machen. Weitere ähnliche Ereignisse haben im vergangenen Jahr in Rumänien stattgefunden, zunächst in Bukarest. Mădălina Scarlat ist einer ihrer Initiatoren.



    Nach Bukarest haben wir uns in anderen Städten versammelt, um zu protestieren, und gemeinsam haben wir das Programm für diese Woche der Proteste entworfen. Es ist eine besondere Woche, in der der UN-Klimagipfel in New York stattfand. Vertreter der Bewegung »Fridays for Future« waren anwesend, um die Regierungen der Länder der Welt davon zu überzeugen, den Zustand der Klimakatastrophe, in dem wir uns befinden, zu erkennen und die notwendigen Ma‎ßnahmen zur Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels zu ergreifen.“




    Die Woche begann am 20. September mit einem Protestmarsch, an dem rund 1.000 junge Menschen im Alter von 16–17 Jahren vor der Nationalbibliothek in Bukarest teilnahmen. Weitere Aktivitäten folgten in mehr als 75 Schulen, die an der Protestbewegung teilnahmen. Die Aktivitäten sind nicht umfangreich, aber sie tragen dazu bei, junge Menschen zu informieren und zu mobilisieren, um die globale Erwärmung zu verlangsamen und die Verschmutzung zu reduzieren. Diese Aktivitäten basieren auf der Idee, dass jeder einzelne Beitrag zählt, wenn es andere ähnlichen Beiträge ergänzt. Umweltaktivistin Mădălina Scarlat:



    Jeder Mensch kann mit einer Kleinigkeit dazu beitragen, die, wenn sie dem Gesamtbild hinzugefügt wird, einen wesentlichen Unterschied machen kann. Wenn wir den Einsatz von Kunststoff einschränken, wenn wir unsere kleine Flasche für unsere Wasserversorgung haben, wenn wir das Obst und Gemüse, das wir noch in Plastiktüten kaufen, in mehrfach verwendbaren Stofftaschen hineintun, können all diese angesammelten Einzelma‎ßnahmen eine wichtige Wirkung haben und auch das Bewusstsein anderer Menschen wecken.“




    Laut einer aktuellen Umfrage über die Wahrnehmung des Klimawandels und der globalen Erwärmung durch die Rumänen haben jedoch nur 6% der Rumänen von den Aktionen gehört, die von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg und der Bewegung Fridays for Future“ initiiert wurden, während zwei Drittel der Befragten von Earth Hour gehört haben und 36% teilgenommen haben. 73% der Befragten haben noch nichts vom Pariser Klima-Abkommen gehört, aber die Studie zeigt, dass die Rumänen sehr besorgt über Umweltfragen sind. 96% der Umfrageteilnehmer haben von der globalen Erwärmung gehört und 86% glauben, dass es sich um ein sehr ernstes Problem handelt.



    Diese Ergebnisse sind ermutigend, insbesondere im Vergleich zu den Daten einer anderen Umfrage aus dem Jahr 2009. Damals war der Klimawandel nur für 16% der Rumänen ein Problem. Derzeit glauben mehr als 25% der Befragten, dass der Klimawandel nach der Armut das zweite gro‎ße Problem der Menschheit ist. Was wären die Ursachen für diesen Einstellungswandel? Hier ist die Antwort des Soziologen Dan Jurcan.



    Die Medienberichterstattung über dieses Thema hat endlich Wirkung gezeigt. Es reicht nicht aus, wenn Politiker über das Pariser Abkommen sprechen. Die meteorologischen Phänomene — die auch in Rumänien aufgetreten sind — sind überzeugender. In diesem Jahr hatten wir zwei Mini-Tornados im Süden des Landes, ein ähnliches Phänomen ereignete sich letztes Jahr in Timişoara, im Südwesten des Landes. Es ist klar, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf kleine Gemeinschaften, gefolgt von der Medienberichterstattung, zu kognitiven und verhaltensbedingten Veränderungen führen.“




    Laut derselben Studie sto‎ßen Begrünungs- oder selektive Abfallsortierungskampagnen bei den Menschen auf weniger Interesse (75%) als Aufforstungskampagnen (86%). Allerdings nehmen mehr Menschen an Umweltschutzkampagnen teil (38%) als an Aufforstungskampagnen (33%). Deshalb müssen wir zwischen Absicht und Beteiligung unterscheiden, aber auch zwischen dem, was die Menschen wollen und dem, was die Behörden erreichen, sagt der Soziologe Dan Jurcan.



    Wenn die Bevölkerung eine starke ökologische Kultur hätte, wäre das Verhalten anders. Unsere Studie zeigt zum Beispiel, dass die Menschen gerne sagen, dass sie Abfälle selektiv sortieren, während dies in der Praxis nicht der Fall ist. Und es ist nicht die Schuld der Menschen, weil ihre guten Absichten existieren. Meistens liegt diese Tätigkeit in den Händen der Behörden und Unternehmen, die an der Abfallsammlung beteiligt sind. Es gibt auch Erfolgsgeschichten, einige Kommunen haben den Menschen Beutel in verschiedenen Farben zur Verfügung gestellt, um Hausmüll von Plastikabfällen oder recycelbaren Materialien wie Papier und Glas zu trennen. Und die Menschen haben sich daran gehalten, was bedeutet, dass sie auf der Absichtsebene bereit sind, ökologisches Verhalten anzunehmen. Das ist das Ergebnis unserer Studie. Die Behörden müssen die richtigen Bedingungen schaffen.“




    Obwohl diese Studie viele Elemente enthält, die den ursprünglichen Optimismus mildern dürften, können wir uns über eines freuen: Umweltfragen stehen auf der öffentlichen Agenda Rumäniens. Der Soziologe Dan Jurcan dazu:




    Wenn das Thema als wichtig für die Gesellschaft wahrgenommen wird, ist es normal, dass die Reaktionen in gleichem Ma‎ße positiv sind. Es ist jedoch sehr wichtig, dass dieses Thema bereits in das Bewusstsein der Öffentlichkeit eingedrungen ist und dass darüber gesprochen wird. Der Klimawandel ist kein Thema mehr, das in den Kabinetten der Politiker und von einigen Wissenschaftlern gefördert wird, die versuchen, es auf die öffentliche Agenda zu setzen. Der Klimawandel ist schon da.“

  • Sportevents: Kajak-Kanu-WM für Jugendliche, Tennis, Fußball

    Sportevents: Kajak-Kanu-WM für Jugendliche, Tennis, Fußball

    In Bascov, 120 Kilometer nordwestlich von Bukarest, haben die Kajak/Kanu-Weltmeisterschaften für Junioren und Jugendliche stattgefunden. Dabei haben Rumäniens Sportler insgesamt drei Medaillen erobern können, allesamt aus Silber in der Kategorie U23. Das Duo Leonid Carp und Stefan Strat landete zweimal auf Platz zwei, einmal auf der 1000-Meter-Distanz und das zweite Mal auf 500 Metern. Die dritte Silbermedaille für Rumänien ging an Constantin Dîba im Einer-Kanadier auf der 1000-Meter-Strecke.



    Rumäniens Tennisprofi Patricia Ţig hat ihre Leistung vom Turnier in Bukarest, wo sie das Finale erreicht hatte, noch einmal steigern können. Sie gewann am Wochenende das WTA-Turnier in Karlsruhe, das mit einem Preisgeld von insgesamt 125.000 US-Dollar dotiert war. Im Endspiel bezwang Ţig die Belgierin Alison van Uytvanck mit 3:6, 6:1 und 6:2. Nach diesem Erfolg kletterte die Rumänin um 83 Ränge nach oben in der Weltrangliste, bzw. von Platz 223 auf Platz 140.


    Und noch eine Meldung vom Tennis: Horia Tecău und der Niederländer Jean-Julien Rojer haben beim ATP-Turnier in Washington den Turniersieg im Doppel knapp verpasst. Im Endspiel des mit fast 2 Millionen Dollar Preisgeld dotierten Wettbewerbs unterlagen sie dem Südafrikaner Raven Klaasen und dem Neuseeländer Michael Venus mit 6 :3, 3 :6 und 2 :10.



    Und schließlich Fußball und der vierte Spieltag der 1. Rumänischen Liga : Im Freitagsspiel siegte Dinamo Bukarest über den Aufsteiger Academica Clinceni mit 4 :2. Am Samstag : FC Botoşani gegen Gaz Metan Mediasch 1:1 und in Ploieşti gewann der Meister CFR Klausenburg gegen den zweiten Aufsteiger Chindia Târgovişte mit 4 :1. Am Sonntag : FC Hermannstadt gegen Universitatea Craiova 2 :1 und in Sfântu Gheorghe trennten sich der Gastgeber Sepsi und der FC Viitorul Constanţa 2 :2 unentsschieden. Die letzten beiden Partien des vierten Spieltags werden am Montag ausgetragen : der FC Voluntari empfängt dabei die Politehnica aus Iaşi und Astra Giurgiu bekommt es mit dem FCSB Bukarest zu tun. In der Tabelle führen Viitorul Constanţa und der CFR Klausenburg mit jeweils 10 Punkten.

  • „Hommage an die kleinen, anonymen Helden“: Regisseur Mavrodineanu über seinen Dokumentarfilm „Caisă“

    „Hommage an die kleinen, anonymen Helden“: Regisseur Mavrodineanu über seinen Dokumentarfilm „Caisă“

    Der Film wurde zum ersten Mal beim Transilvania International Film Festival 2018 gezeigt und gewann den Preis für den besten rumänischen Film beim Astra Film Festival in Sibiu (Hermannstadt). Der Film eröffnet eine beunruhigende Perspektive auf die rumänische Gesellschaft und stellt einen Menschen im Mittelpunkt, der die allgemeine zynische Haltung ablehnt und jungen Menschen Zuflucht und eine Chance bietet“, so die Motivation der Jury beim Astra Film Festival. Die Produktion ist auch bei der Gopo-Filmgala, auf der rumänische Filmpreise verliehen werden, als beste Dokumentation von 2018 ausgezeichnet worden.



    Der Dokumentarfilm zeigt auf spannende Weise die unberechenbare Beziehungen zwischen dem Boxtrainer Dumitru Dobre und seinem besten Schüler, dem 13-jähigen Cristian Palcuie alias Aprikose. Dobre, am Ende seiner Karriere, trainiert in einer Sporthalle am Stadtrand von Bukarest Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnisse und will ihnen zur Juniormeisterschaft helfen. Er ist schwer enttäuscht, aber hartnäckig und investiert seine Hoffnung in den talentierten jungen Boxkämpfer. Der Regisseur Alexandru Mavrodineanu erzählt bei RRI, wie es zu dieser emotionalen Geschichte kam und was es bedeutet, einen Dokumentarfilm von Null auf zu drehen — ohne Filmcrew und ohne Finanzierung. Mavrodineanu sagt, dass der Film unterschiedlich rezipiert wurde.



    Die Dokumentation wurde vielfältig ausgelegt — einige Zuschauer sahen in erster Linie das soziale Drama, aber ich freue mich, dass das Publikum grö‎ßtenteils den Film als menschliche Story aufgenommen hat, was auch meine Absicht war. Als Hommage an die kleinen, anonymen Helden, die um uns herum jeden Tag ihre Arbeit erledigen. Sie sind für mich eine Quelle der Inspiration und jedes Mal, wenn ich an einen Film denke, gehe ich in diese Richtung. Ein solcher Held ist für mich Trainer Dobre, die Hauptfigur.“




    Filmemacher Alexandru Mavrodineanu hat mit den Dreharbeiten schon 2013 begonnen, gleich nach dem er einen Film über einen Segelflugzeugpiloten fertig hatte. Er plante kein neues Projekts, aber das Leben spielt eben so: Der Regisseur traf Dobre und seinen Schüler und wollte ursprünglich eine Story zur Überwindung der eigenen Umstände aus der Sicht des jungen Boxers drehen. Aber nachdem er schon 350 Stunden Filmmaterial hatte, erkannte Mavrodineanu, dass die zentrale Figur der Trainer ist, der sich jedes Mal emotional einbringt und riskiert, seinen gesamten Einsatz zu verlieren. Der junge Caisă wäre nicht der erste gewesen, der eines Tages das Handtuch wirft und die Boxhandschuhe an den Nagel hängt.



    Ich habe Dobre und Caisă am ersten Tag kennengelernt, als ich meine Fitnesshalle wechselte. Sie haben mich bezaubert und ausgetrickst und ich habe mich Hals über Kopf in dieses Abenteuer gestürzt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich zu einer Finanzierung komme, zu einer Crew. Aber diese schöne Beziehung zwischen den beiden hat mich so beeindruckt, dass ich zur Kamera griff und einfach losdrehte.“




    Nach nur wenigen Tagen erkannte er, dass die Protagonisten sich sehr gut vor der Kamera machen, was für einen Dokumentarfilm ausschlaggebend ist. Denn die Story kann noch so gut sein, wenn die Figuren keine Gefühle vermitteln, erreicht man das Publikum nicht. Mavrodineanu drehte wie besessen, die Geschichte lie‎ß ihn einfach nicht mehr los, obwohl er immer wieder auch das Gefühl hatte, Unnötiges zu drehen. Der Film hat eine Dramaturgie wie bei einem Fiction-Spielfilm und das — findet der Filmemacher — war ein weiterer Grund dafür, dass er so gut beim Publikum ankam. Auch bei einem Dokumentar reicht es nicht aus, Figuren und die Story so einfach zu zeigen — man braucht eine Handlung, um die Zuschauer zu halten. Mavrodineanu gelang das diesmal so gut, dass es ein Riesenhit wurde.



    Bei keinem anderen Film kamen solche Reaktionen. Und alles war von unterschiedlichen Aspekten bestimmt — ich habe begriffen, dass dieser Dokumentarfilm so ist, dass er die Emotionen im Zuschauer anspricht und das Schönste an die Oberfläche bringt. Und das erfüllt mich am meisten. Als Filmemacher freut dich eine günstige Rezension, weil sich das auch in der Branche herumspricht und wir die Chance bekommen, auch mal einen neuen Film zu machen. Aber der wahre Grund, Filme zu machen, ist, das Publikum anzusprechen. Wir wollen eine Wirkung sehen.“

  • Jugendliche in Rumänien: armutsgefährdet und politisch unterrepräsentiert

    Jugendliche in Rumänien: armutsgefährdet und politisch unterrepräsentiert

    Die 2018 durchgeführte Umfrage zeigt die Einstellung, Perspektive und das Selbstbild der Rumänen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren zu Themen wie Familie, Bildung, Lebensstil, Religion und Demokratie. Sie wurden mit jungen Menschen aus anderen europäischen Ländern, EU- und Nicht-EU-Mitgliedern, verglichen.



    Alle wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren, die sich auf junge Menschen in Rumänien beziehen, sehen sehr schlecht aus, sagt Gabriel Bădescu, einer der Autoren der Umfrage, die zusammen mit Daniel Sandu, Daniela Angi und Carmen Greab erstellt wurde. Einige dieser Indikatoren müssen jedoch in einem breiteren europäischen Kontext angewendet werden. So stimmen beispielsweise mehr als die Hälfte der rumänischen Befragten zu, dass Demokratie eine gute Regierungsform ist, aber 23% glauben immerhin, dass Diktatur unter bestimmten Umständen eine bessere Regierungsform als Demokratie sein könnte. Im Vergleich zu den anderen neun in die Erhebung einbezogenen Ländern Südosteuropas genie‎ßt die Demokratie in Rumänien die geringste Unterstützung, ungeachtet der in allen europäischen Ländern sichtbaren autoritären Tendenzen.



    Bemerkenswert ist, dass der Generationswechsel allein schon bessere, demokratieliebendere Bürger mit sich bringt, sagt Gabriel Bădescu:



    Dieser Rückgang der Bindung der Menschen an die Demokratie ist nicht gleichmä‎ßig über alle Altersgruppen verteilt. Tatsächlich hängt es sehr stark vom Alter des Befragten ab. Wenn wir von der Qualität der Demokratie sprechen, sollten wir wissen, dass junge Menschen eine gefährdete und problematische Kategorie sind. Problematisch, denn Studien zufolge ist es äu‎ßerst schwierig, bestimmte Einstellungen, sobald sie in jungen Jahren geprägt sind, später zu ändern; sie bleiben verwurzelt und verselbstständigen sich.“




    Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung untersuchte neben den Mentalitäten auch das Ausma‎ß der Unterstützung von Minderheiten in Rumänien und den anderen neun Ländern. Gabriel Bădescu erzählt uns, was die Ergebnisse sind:



    Die Unterstützung für Minderheitenrechte ist bei jungen Menschen gering. Rumänien hat bei mehreren Kategorien von Minderheiten aus allen zehn Ländern die niedrigste Unterstützung. Sie hat auch die zweitniedrigste Unterstützung für die ethnischen Minderheiten und die drittniedrigste, wenn es um die Rechte der Armen geht.“




    Die Studie hat auch ein Gefälle zwischen den Regionen Rumäniens sowie zwischen den ländlichen und städtischen Gebieten festgestellt. Das Gefälle zwischen jungen Menschen in den städtischen Gebieten und denen in den ländlichen Gebieten widerspiegelt eine Benachteiligung der letzteren. Nach anderen Umfragen lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2017 im ländlichen Raum bei 37,3% und damit sechsmal höher als in städtischen Gebieten. Die 2018 durchgeführte Umfrage unter Jugendlichen zeigt, dass 23% der Jugendlichen in ländlichen Regionen unter der Kategorie NEET fallen, die für Not in Education, Employment or Training“ (dt. nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung“) steht, was bedeutet, dass sie keine formale Ausbildung absolvieren und auch nicht beschäftigt sind. Diese Zahl ist in den ländlichen Gebieten doppelt so hoch wie in den städtischen Gebieten, ein Unterschied, der in anderen EU-Ländern nicht zu finden ist.



    Die wirtschaftliche Situation wird von den Autoren der Umfrage zum Anlass genommen, um den relativ hohen Anteil junger Menschen zu erklären, die auswandern wollen. Im Gegensatz zu 2014, als eine ähnliche Umfrage durchgeführt wurde und 60% der 14- bis 29-Jährigen emigrieren wollten, sank diese Zahl 2018 auf fast 30%. Der Soziologe Daniel Sandu weist darauf hin, dass diese Zahl den Wünschen und nicht unbedingt konkreten Plänen entspricht, das Land zu verlassen:



    Es ist nicht entscheidend, wie intensiv dieser Wunsch ist, um festzustellen, ob sie das Land tatsächlich verlassen werden. Der Wunsch, zu gehen, kann vielmehr als Antwort auf die Frage interpretiert werden: Wie beurteilen Sie Ihre Chancen auf Selbstentfaltung in Ihrem eigenen Land? Wenn die wirtschaftliche Situation in Ihrem eigenen Land schwierig ist, wie im Jahr 2014, und wenn es weniger Möglichkeiten gibt, dann besteht die Tendenz, Ihre Abreise zu planen oder das Land verlassen zu wollen.“




    Zur Frage, wer das Land am stärksten verlassen will, zeigt die Umfrage einige überraschende Antworten, sagt der Soziologe Daniel Sandu:



    Wenn wir genauer hinsehen, bemerken wir eine bimodale Verteilung der Migrationsabsichten. Es gibt zwei sehr unterschiedliche Gruppen, an den gegenüberliegenden Enden. Eine Gruppe besteht aus jungen Menschen aus begünstigten Familien, die ein Auslandsstudium planen. Die Gruppe besteht aus jungen Menschen aus Familien, die Zugang zu materiellen Gütern haben, aber nicht aufgrund des Wohlstands ihrer Familien, sondern weil verschiedene Familienmitglieder bereits im Ausland sind. Sie schicken Geld zurück ins Land und geben diesen jungen Menschen Zugang zu Gütern, aber sie geben ihnen keine Stabilität und keine wirklichen Zukunftsaussichten in diesem Land.“




    Die Wahrnehmung der Zukunft basiert in der Tat darauf, wie die Gegenwart wahrgenommen wird. In diesem Zusammenhang bestätigt die Umfrage andere Statistiken. Die Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien, Victoria Stoiciu, erklärt:



    Wie aus unserer Umfrage und anderen Studien hervorgeht, sind junge Menschen eindeutig eine unterprivilegierte Kategorie, in erster Linie wirtschaftlich. Wenn wir uns die Armutsquote unter jungen Menschen ansehen, und da meine ich die Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren, werden wir sehen, dass sie sehr hoch ist, höher als in anderen Altersgruppen. Wir beziehen uns in der Regel auf ältere Menschen oder Rentner, wenn wir solche Vergleiche anstellen. Das bedeutet nicht, dass ältere Menschen keine Probleme haben, sondern dass die wirtschaftliche Situation junger Menschen viel schlechter ist. Au‎ßerdem sind junge Menschen politisch unterrepräsentiert.“

  • Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Ungesunde, zucker- und fettreiche Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität führen zu unkontrollierter Gewichtszunahme. Nur noch wenige Kinder spielen auf der Stra‎ße oder treiben Basketball, Fu‎ßball, Tennis oder andere altersgerechte Sportarten. Im Jahr 2017 meldete ein Kinderkrankenhaus in Iaşi 1743 Kinder, bei denen neben anderen Krankheiten auch Fettleibigkeit diagnostiziert wurde, von denen bei 392 diese als primäre Krankheit diagnostiziert wurde.



    Ärzte warnen davor, dass sich das Auftreten von Fettleibigkeit im Kindesalter in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat, und dafür tragen in den meisten Fällen die Eltern die Schuld, die dem Appetit ihrer Kinder nachgeben und ihnen sü‎ße Leckereien anbieten. Darüber hinaus wird Fastfood heute in vielen Familien als Belohnung oder Genuss für Kinder angesehen. Studien der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass bis 2030 90% der Weltbevölkerung übergewichtig sein werden. Fachleute empfehlen, dass die Ernährungserziehung zu Hause beginnen und in der Schule fortgesetzt werden sollte. Rucsandra Topoloiu, Programmkoordinatorin beim Verband ABC-ul nutriţiei“ (Das Abc der Ernährung“), bietet uns weitere Einzelheiten:



    Im Jahr 2017 zeigten Studien, dass 12,4% der Bevölkerung des Landes von Diabetes betroffen waren, bei Kindern liegt der Prozentsatz sogar bei 13,3% von 100 Tausend Probanden. Diese Zahlen wurden vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit veröffentlicht. Die Hauptursachen sind der Mangel an Ernährungserziehung und körperlicher Bewegung, und die mit Diabetes verbundenen Komplikationen können sehr schwerwiegend sein. Wenn wir von Fettleibigkeit im Kindesalter sprechen, sind die Zahlen beunruhigend. Statistiken zeigen, dass Rumänien bei der Fettleibigkeit bei Kindern auf EU-Ebene an zweiter Stelle steht, nämlich 1 von 4 Kindern im Alter von 8 Jahren ist übergewichtig, während 1 von 10 Kindern fettleibig ist. Sowohl Übergewicht als auch Fettleibigkeit sind wichtige Faktoren im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, und eine hochwertige Ernährung ist der Schlüssel zur Verringerung von Kinderkrankheiten und zur Vorbeugung chronischer Krankheiten im Erwachsenenalter. Die Hauptverantwortlichen für die Essgewohnheiten der Kinder sind leider die Eltern. Sowohl Eltern als auch Kinder haben keine ausgewogene Ernährung, verzehren verarbeitete Lebensmittel, zuckerreiche Erfrischungsgetränke, wenig Obst und Gemüse. All dies führt zu einer ganzen Reihe von Problemen und Krankheiten.“




    Viele Schulen in Rumänien führen bereits Erziehungsprogramme und Kurse für einen gesunden Lebensstil durch. Seit 2004 wird für die Klassen 1 bis 12 als Wahlfach Gesundheitserziehung angeboten. Der Verband Das Ernährungs-Abc“ startete auch das Programm Die Ernährungsstunde“, das den Kindern gesunde Ernährungsgewohnheiten und die Bedeutung von Freiluftsport vermittelt. Rucsandra Topoloiu:



    Im Herbst 2016 haben wir das Programm an einigen Schulen in Bukarest gestartet und dann auf 2200 Schulkinder in Bukarest und Constanţa erweitert, darunter an 11 Grundschulen und zwei Gymnasien. Wir haben Module entwickelt, um Kindern Konzepte für einen gesunden Lebensstil in jungen Jahren beizubringen. Unser Trainerteam besteht aus Ernährungsexperten, Ärzten, Pharmazeuten oder Medizinstudenten, die sich unserer Aktion angeschlossen haben. Freiwillig halten sie sieben Wochen hintereinander in Klassenforen Vorträge über gesunde Ernährung in Schulen. Wir konzentrieren uns auf die Ernährungspyramide, die Arten von Lebensmitteln, die die Grundlage unserer Ernährung bilden sollten, was wir am meisten essen müssen und was wir am wenigsten essen sollten, die Risiken, zu viel Zucker oder verarbeitete Lebensmittel zu essen. Wir sprechen auch über die Bedeutung von Wasser und Flüssigkeitszufuhr, die Rolle des Wassers, die Prinzipien eines gesunden Lebensstils, über Sport und Lebensmittelverschwendung.“




    Das von dem Verband Ernährungs-Abc“ geförderte Erziehungsmodell wurde gemeinsam mit Ärzten, Ernährungsexperten, Psychologen und Bildungsexperten entwickelt. Der Unterricht ist interaktiv und informell, soll verschiedene Arten des Lernens abdecken, und die Kinder haben gut auf diese Art von Informationen reagiert, sagt Rucsandra Topoloiu:



    Das Projekt richtet sich an Grundschulen und Gymnasien, und wir haben auch mit sehr kleinen Kindern gearbeitet, je nach Schule und Verfügbarkeit unserer Trainer. Jedes Mal verbessern wir und passen unsere Informationen an, um praktische Ratschläge, interaktive Informationen, Spiele und Empfehlungen anzubieten, damit Kinder sie in die Praxis umsetzen können. Wir bringen ihnen bei, welche Arten von Nahrungsmitteln zusammenpassen, und versuchen sie zu überzeugen, Chips und Sü‎ßigkeiten aufzugeben, die sie in der Schulkantine kaufen, und stattdessen das Lunchpaket von zu Hause zu essen. Während unseres Programms arbeiten wir sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen, einschlie‎ßlich des Lehrpersonals, da wir der Meinung sind, dass sie als Vorbilder für die Kinder dienen. Darüber hinaus organisieren wir Elternsitzungen, bei denen wir mit den Eltern über gesunde Essgewohnheiten sprechen.“




    Das Bildungsministerium kündigte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium die Einführung eines neuen Unterrichtsthemas in allen rumänischen Schulen ab 2020 an, nämlich des Wahlfaches Gesundheits- und Ernährungserziehung“. Die Bestimmung ist Teil einer Reihe von Änderungen des Bildungsgesetzes, obwohl die Einzelheiten des neuen Themas noch nicht veröffentlicht wurden.

  • Hörerpostsendung 28.4.2019

    Hörerpostsendung 28.4.2019

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wir schreiben heute den Ostersonntag in der orthodoxen Kirche und passend zum Thema hinterlie‎ß uns Paul Gager, einer unserer Stammhörer aus Österreich, eine Frage im Internetformular:



    Werte Redaktion!



    Im englischsprachigen Programm von Radio Slowakei International erzählte die Moderatorin aus Rumänien über einen Ostermontagsbrauch, wo Frauen in Rumänien an der Grenze zu Ungarn mit Parfum bespritzt werden. In der Slowakei eher mit Wasser. Gibt es diesen ungewöhnlichen Brauch noch immer? Und was steckt dahinter? Werden nur unverheiratete Frauen bespritzt? Oder jede? Der rumänischen Moderatorin von RRI hat das früher überhaupt nicht gefallen.



    Mit grübelnden Grü‎ßen


    Paul Gager



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Gager. Ich war meinerseits verwundert, zu erfahren, dass bei RSI jemand aus Rumänien arbeitet. Ich habe dann die Webseite der englischen Redaktion von RSI besucht, und in der Tat: Unter den Mitarbeitern befindet sich tatsächlich eine Dame mit rumänischem Namen. Nun aber zu Ihrer Frage. Den Brauch zu Ostermontag gibt es tatsächlich noch, und zwar nicht allein an der Grenze zu Ungarn, sondern in ganz Siebenbürgen und darüber hinaus auch in den benachbarten Landesteilen Bukowina und Marmarosch. Der Brauch stammt von den Siebenbürger Ungarn, wurde aber auch von der rumänischen Mehrheit übernommen und wird wie gesagt auch au‎ßerhalb von Siebenbürgen praktiziert. Allerdings wurden Mädchen und unverheiratete junge Frauen ursprünglich mit Quellwasser oder frischem Brunnenwasser bespritzt, erst später wurde das Wasser durch Kölnischwasser oder Parfum ersetzt. Damit sollten junge Frauen das ganze Jahr über schön bleiben, und dem Brauch liegt eine Legende zu Grunde. Es hei‎ßt, ein christliches Mädchen soll einmal mit einem Eierkorb durch den Wald gegangen sein. Dabei soll ihr ein heidnisches Mädchen über den Weg gelaufen sein. Das Christenmädel versucht die Altersgenossin zu bekehren und erzählt ihr von Jesus, Gottesfurcht und Nächstenliebe. Das heidnische Mädchen erwidert, sie würde sich nur dann bekehren lassen, wenn Gott ein Wunder geschehen und die Eier im Korb rot werden lasse. Und so kam es auch — die Eier färbten sich auf einmal rot, und vor lauter Aufregung und Ehrfurcht fielen die beiden Mädchen in Ohnmacht. Vorbeiziehende entdecken die beiden Mädchen und bespritzen sie mit Wasser, damit sie wieder zu sich kommen, und so sei dieser Brauch zu Ostermontag entstanden, wobei das Wasser später durch Parfum ersetzt wurde. Heute wird meistens auch ein kleiner Spruch dazu gesagt. Burschenscharen ziehen von Haus zu Haus, um die unverheirateten jungen Frauen ausfindig zu machen. Dabei sagen sie ein kleines Gedicht auf, das sinngemä‎ß so klingt: Ich bin der Gärtner und hab ein Fläschchen in meiner Tasche. Wo ist das schöne Röslein hier, das benetzt sein will?“ Der Brauch wird natürlich in unterschiedlichen Varianten praktiziert, in manchen Dörfern werden auch verheiratete Frauen bespritzt, manchmal artet es in einer regelrechten Spritzorgie aus — das ist wohl, was der Kollegin von RSI nicht gefallen hat. Meistens endet das Ganze mit einem Festgelage in einem grö‎ßeren Bauernhof. Und mancherorts dürfen die jungen Frauen am nächsten Tag Revanche nehmen, am Dienstag nach Ostern bespritzen sie dann die Burschen im Dorf.



    Von Wien geht es weiter nach Grafing bei München, von wo sich unser Hörer Werner Schubert meldete:



    Hallo Sorin, hallo liebe Redaktion,



    es wird mal Zeit, dass sich ein ehemals flei‎ßiger Hörer und Schreiber wieder meldet, die Ostertage haben auch mir mal wieder etwas Gelegenheit zu einem Besuch auf den kurzen Wellen gegeben.



    Der Empfangsbericht vom heutigen Tage stammt aus dem Inntal mit meiner dortigen guten Ausrüstung, aber auch in meiner ungünstigen Grafinger Wohnlage ist RRI wieder wie gewohnt in guter Qualität zu hören. Schön, dass man das Geld für die Kurzwelle noch hat, wenn es auch am Versandmaterial für die Hörer zunehmend fehlt. Aber das ist nicht nur bei RRI so. Besorgniserregend ist z.B. die Situation bei der Stimme der Türkei“, wo der deutschen Redaktion im Rahmen einer Umgestaltung“ einfach der Zugang zur eigenen Homepage genommen wurde.



    Im Mai ist ja Europawahl, normalerweise melde ich mich immer freiwillig als Wahlhelfer, aber an diesem Tag habe ich einen anderen Termin. Den würde ich nur streichen, wenn mich die Stadtverwaltung anschreibt, weil es zu wenig Helfer gibt. Die meisten Wahlhelfer kommen aus dem öffentlichen Dienst, weil es für den Sonntag einen anderen Tag frei gibt. Für mich als Angestellten in einer Firma gilt das nicht, ich bekomme zwischen 30 und 50 Euro für so einen Sonntag. Wer gut verdient, ist natürlich nicht scharf darauf, dafür einen ganzen Tag zu opfern, deswegen gibt es gelegentlich einen Mangel an Freiwilligen, auch wenn es Getränke und Wurstsemmeln dazu gibt.



    Das bringt mich zu einer Frage: Wer stellt sich in Rumänien als Wahlhelfer zur Verfügung? Setzt man auf Freiwillige oder werden Beamte verpflichtet, zu erscheinen, und gibt es eine Aufwandsentschädigung? Danke schon mal für die Antwort!



    Das mal eben von mir, ich melde mich bald mal wieder. Lieber Sorin, ich hoffe Ihr Rücken ist auch wieder ganz in Ordnung.



    Herzliche Grü‎ße aus dem frühlingshaft warmen Grafing von


    Werner Schubert




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Schubert, und danke auch für die Frage nach meinem Gesundheitszustand. Nun, dem Rücken geht’s besser, allerdings habe ich in letzter Zeit Schmerzen im Schultern- und Nackenbereich. Das kommt vom vielen Sitzen vor dem Rechner, und ich habe meine Gymnastik-Übungen in letzter Zeit auch etwas vernachlässigt. Ärzte sagen, nach einer Verletzung der Wirbelsäule verbleibt eine lebenslange Empfindlichkeit. Auf jeden Fall hat mir der kleine Unfall vor Augen gebracht, wie zerbrechlich ein Menschenleben ist — man kann von einem Augenblick auf den anderen im Rollstuhl landen, ich hatte auf jeden Fall Glück, mir keine schlimmere Verletzung zugezogen zu haben.



    Nun zu Ihrer Frage, zu deren Beantwortung mir unser ehemaliger Mitarbeiter Mihai Stoicescu geholfen hat, der selber öfter als Wahlhelfer im Einsatz war. In Rumänien ist die Zusammensetzung der Wahlausschüsse für Wahllokale durch ein kompliziertes Gesetz von 2015 geregelt. Demnach müssen der Präsident und der Vizepräsident Juristen sein — im Gesetz steht sogar Richter“. Da dies aber in der Praxis oft nur schwer umzusetzen ist, werden in der Regel Beamte aus der Lokalverwaltung damit beauftragt. Die übrigen Kommissionsmitglieder sind Vertreter aller kandidierenden Parteien und Wahlbündnisse, zudem Beobachter im Auftrag zivilgesellschaftlicher Vereine oder NGOs. Weil vor allem kleinere Parteien nicht immer über ausreichend Personal verfügen, greift man oft auf Volontäre zurück, die sich rechtzeitig anmelden und selbstverständlich unbescholtene Bürger sein müssen. Oft sind es Schullehrer, denn die meisten Wahllokale werden in Schulen organisiert. Allesamt unterzeichnen eine eigenverantwortliche Erklärung, dass sie somit einen staatlichen Auftrag erhalten und ihn nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen müssen. Die Aufwandsentschädigung ist — trotz auch hierzulande üblicher Verpflegung mit belegten Brötchen und Getränken — auch in Rumänien eher bescheiden: umgerechnet 25 Euro pro Wahlhelfer. Allein der Präsident und der Vizepräsident beziehen höhere Zulagen, die bis zu 100 Euro reichen können, weil sie als Berufsbeamte in der entsprechenden Funktion auch eine grö‎ßere Verantwortung haben. Der Einsatz ist allerdings nicht auf den Wahltag beschränkt. Am Freitag vor den Wahlen werden die Wahlhelfer zunächst eingewiesen; am Samstag nimmt man die Wahlzettel entgegen und versiegelt die Wahlurnen. Nach abgeschlossener Wahl am Sonntag kann sich das ganze Drumherum mit Auszählung der Stimmen, Protokollierung usw. bis Montagabend hinziehen, es ist also kein Spa‎ßjob. In der Regel werden daher drei Tagessätze als Entschädigung bezahlt. In der Schule im Kiez, wo ich wählen gehe, habe ich unter den Wahlhelfern einen Nachbarn aus meinem Hochhaus und eine Verkäuferin aus einem Laden im Viertel erblickt. Alles in allem ist es also ähnlich wie in Deutschland, und ich hoffe somit, Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Schubert. Herzliche Grü‎ße nach Bayern!



    Unser Hörer Carsten Fenske (der normalerweise in Greifswald zu Hause ist) meldete sich von einem neuen, malerischen Standort per E-Mail:



    Liebe Radiomacher von Radio Rumänien INTERNATIONAL, Deutscher Dienst,



    nach einer kleinen Pause melde ich mich nun, von einem neuen Empfangsort, bei Ihnen zurück.



    Das Winterquartier als Camper habe ich aufgegeben und stehe nun bis Ende Oktober auf einem Campingplatz im Fischerdörfchen Freest. Direkt vor mir in ca. 300 m Entfernung verläuft die Küste, auf die ich einen ungehinderten Blick habe. So kann ich aus- und einlaufende Schiffe sehen und abends auch hören. Ein sehr stimmungsvolles Bild, was nie langweilig wird.



    Nun aber zu Ihren Sendungen. Die Umstellung auf die Sommerfrequenzen macht sich bei mir deutlich bemerkbar. Der Empfang ist (bisher) schlechter, aber ausreichend. Ich höre Sie auf der Frequenz 9570 kHz, stets 18:00 Uhr UTC. Zur Verbesserung des Signals habe ich mir eine 6 m lange, stationäre Antenne gebaut. Zur Veranschaulichung hänge ich mal ein kleines Video an diese Mail. Damit erreiche ich eine Verstärkung von ca. 30% und somit ist wieder alles, wie es sein soll.



    Zu Ihren Sendungen kann ich nur sagen: Daumen hoch und bitte den Programmaufbau so lassen. Durch die kurzen Beiträge, Nachrichten und Musikstücke ist immer etwas für mich und sicher auch die anderen Hörer dabei. Didaktisch gut gemacht ist auch die stets zum Beginn moderierte Sendungsübersicht. Man wei‎ß also, was kommt. Da kann ich mich nur Ihrem deutschen Hörer Helmut Matt aus Herbolzheim anschlie‎ßen, den Sie am 21.04. zitierten.



    Aufschlussreich war auch Ihre Programmrückschau vom gleichen Tage, in welcher Sie von einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung berichteten. Wenn junge Menschen von 14 bis 23 Jahren eine Diktatur besser finden als eine parlamentarische Demokratie, lässt das aufhorchen. Es zeigt aber auch ein gro‎ßes Ma‎ß an Naivität und früher war alles besser“… Ich für meinen Teil möchte nicht wieder in einer Diktatur leben. Auf Kommunismus habe ich auch nach drei‎ßig Jahren noch keine neue Lust.



    Damit möchte ich meine Zeilen auch schon fast beenden, nicht ohne noch ein herzliches Danke zu sagen für den ersten Preis beim Radioquiz. Ich verbleibe bis zum nächsten Mal mit freundlichen Grü‎ßen



    Ihr Hörer


    Carsten Fenske



    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Fenske, und herzliche Grü‎ße an die Ostsee!



    Zeit für die Postliste. Einen Postbrief erhielten wir von Frank Bresonik aus Gladbeck, der uns u.a. vom Tod seines Vaters unterrichtete. Unser herzliches Beileid, lieber Herr Bresonik, möge er in Frieden ruhen! E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Heinrich Eusterbrock, Volker Willschrey, Jörg-Clemens Hoffmann, Reinhold Meyer, Andreas Mücklich, Werner Schubert, Carsten Fenske und Michael Willruth (D) sowie von Sutomo Huang (Indonesien), Reinhard Schumann (SE) und Paul Gager (A).




    Audiobeitrag hören:




  • Rumänien fördert Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention

    Rumänien fördert Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention

    Sehr oft sind Kinder und Jugendliche nicht in der Lage, ihrer Stimme in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen und ihre Meinung zu äu‎ßern. Einige von ihnen überwinden jedoch ihre Ängste und werden zu Vertretern einer Generation. Dies ist der Fall von Rareş Voicu, einem 16-jährigen Jugendlichen des Nicolae-Iorga-Gymnasiums in Brăila, der seine Kollegen vertritt und Junior-Botschafter Rumäniens bei der EU ist:



    Im Laufe der Jahre, hatte ich sowohl innerhalb als auch au‎ßerhalb der Schule das Gefühl, dass meine Stimme nicht gehört wurde, als ich versuchte, meine Meinung zu äu‎ßern. Ich muss zugeben, dass ich meistens nichts getan habe, um das zu ändern, und ich hatte mich entschieden, nicht zu reagieren. Die Dinge änderten sich vor zwei Jahren, als ich für den Schüler-Rat kandidierte, dessen Motto »Sei die Stimme deiner Kollegen« war. Zuerst war ich verängstigt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Probleme gehabt, meiner eigenen Stimme Gehör zu verschaffen, und ich wusste nicht, wie ich plötzlich die Stimme von Zehntausenden von Schülern vertreten sollte. Nach und nach verschwanden meine Ängste und ich lernte, mehr zu sprechen, meine Meinungen laut auszusprechen und entschlossener zu sein, wenn es darum ging, sie zu äu‎ßern. Zu meiner gro‎ßen Überraschung begann man mir zuzuhören. Ich konnte nicht verstehen, was passiert war und warum plötzlich meine Meinung wichtig wurde. Und dann wurde mir klar, dass das daran lag, dass ich Teil des Schüler-Rates war. Ich hatte eine ganze Plattform, die mich unterstützte, so dass ich im Namen meiner Kollegen mit einer gewissen Garantie sprechen konnte, dass ich auch ernst genommen würde.“




    Für Rareş Voicu ist es von wesentlicher Bedeutung, dass Europa die Meinungen seiner jüngsten Bürger berücksichtigt. Rareş ist der Ansicht, dass das Recht auf Beratung in allen EU-Mitgliedstaaten verteidigt und gefördert werden muss:



    Ich selbst hatte diese Chance, aber es gibt Millionen von Kindern, die vor dem gleichen Problem stehen, obwohl unser Recht auf Konsultation und Beteiligung zu unseren Grundrechten gehört, wie es in der Konvention über die Rechte des Kindes festgelegt ist. Wir sind hier, um im Namen der rumänischen und europäischen Kinder zu sprechen. Wir werden als Juniorbotschafter die Bukarester Kindererklärung ausarbeiten, die eine Aufforderung an alle europäischen Staats- und Regierungschefs ist, und nicht nur. Angesichts des derzeitigen sozialen Hintergrunds ist es unsere Pflicht, als Bürger, die sich in der Entwicklung befinden, Stellung zu beziehen und für unsere Rechte, die Rechte der Kinder, zu kämpfen. Wir wollen, dass alle Kinder in der EU von den Werkzeugen profitieren, die ihren Stimmen Gehör verschaffen. Liebe Kinder, wenn ihr diese Botschaft hört, kämpft für eure Rechte! Sprich lauter, sag, was du denkst, aber sei gleichzeitig fair und ehrlich! Beobachtet unsere Gesellschaft kritisch, denn nur so können wir Europa verbessern und es besser und kohärenter machen.”




    Pieter Bult, der UNICEF-Vertreter in Rumänien, steht in Kontakt mit rumänischen Kindern und glaubt, dass eine der wichtigsten Aufgaben der Europäischen Gemeinschaft darin besteht, sicherzustellen, dass ihre Erwartungen als Erwachsene nicht verletzt werden:



    Stell dir vor, was passieren wird, wenn diese Probleme nicht gelöst werden, die Kinder erwachsen werden und von dem, was passiert, enttäuscht sind. Stellen Sie sich vor, was mit der Zukunft Europas geschehen wird, wenn das eintritt. Jeder vierte Mensch in Europa ist ein Kind. Sie sind nicht wirklich in die Entscheidungsprozesse der Europäischen Union eingebunden. Dennoch haben sie ein Recht auf Teilnahme. Bereits vor 30 Jahren haben wir die Konvention über die Rechte des Kindes ratifiziert. Jeder Mitgliedstaat der EU hat das Übereinkommen ratifiziert. In Artikel 12 geht es um die Teilnahme. Dennoch haben wir sehr wenig getan, um dieses Recht tatsächlich zu verwirklichen. Es geht nicht nur um das Recht des Kindes auf Teilnahme, sondern um viel mehr. Wenn Kinder teilnehmen, werfen sie Probleme auf, sie kommen mit Lösungen, und ja, sie mögen ein wenig unkonventionell sein, aber man könnte an sie denken und sie könnten tatsächlich Dinge finden, die weniger voreingenommen sind, weniger im Sinne von Stereotypen, die weniger von vorgefassten Ideen geprägt sind. Ihre Ideen sind eigentlich sehr relevant. Es ist also in Wirklichkeit in unserem Interesse, dass die Kinder an unseren Entscheidungsprozessen teilnehmen.“




    Gabriela Coman ist Vorsitzende der Nationalen Kinderschutzbehörde. Sie engagiert sich auch in nationalen Programmen zur Beratung und Beteiligung von Kindern. Gabriela Coman hat ein solches Vorhaben auch in Brüssel unterstützt:



    Endlich sprechen wir über ein Grundrecht der Kinder, nämlich das Recht, ihre Meinung zu äu‎ßern, eine Meinung, die die Erwachsenen in die Lage versetzen müssen, sich an einer Entscheidung zu beteiligen. Ich habe zusammen mit den Kindern und Pieter Bult an der Sitzung in Brüssel teilgenommen, bei der wir alle die Stellungnahme der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments zur Initiative Rumäniens gehört haben, im Rahmen seiner Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union ein solches Vorhaben zu starten. Ein starkes Europa ist ohne Berücksichtigung des Zusammenhalts nicht vorstellbar, und wir können nicht ohne die Einbeziehung aller Bürger über den Zusammenhalt sprechen. Wir sind mit unserer Leistung zufrieden. Wir beabsichtigen, in unserer Eigenschaft als Kinderschutzbehörde und als Ministerium alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Umwandlung der Erklärung der Rechte des Kindes in einen Mechanismus zu unterstützen, mit dem sie wirklich teilnehmen und sich am Entscheidungsprozess auf europäischer Ebene beteiligen können.“




    Eine zusammenhaltende Europäische Union braucht die Beteiligung junger Menschen am Prozess der wichtigen Entscheidungen, die für unseren Kontinent getroffen werden. Ihre Ideen können der Motor für die Stabilität der Gesellschaft der Zukunft sein. Ebenso können Jugendliche dazu beitragen, die europäischen Werte in der ganzen Welt zu fördern.

  • Präventionsprogramme gegen Drogenkonsum bei Jugendlichen

    Präventionsprogramme gegen Drogenkonsum bei Jugendlichen

    Das Alter, in dem Kinder beginnen, Drogen zu konsumieren ist auf 10–11 Jahre gesunken, warnen die Spezialisten der Landesagentur für Drogenbekämpfung (ANA) in Bukarest, die im Januar auf Landesebene eine Reihe von Präventionsprojekten im schulischen und vorschulischen Umfeld neu aufgelegt hat. Laut Statistik liegt Rumänien bei den meisten Drogen unter dem europäischen Durchschnitt, doch steigt der Konsum in allen Altersgruppen. Die Zahlen der Agentur verdeutlichen, dass am häufigsten Drogen konsumiert werden, die inhaliert werden — Cannabis und solche mit psychoaktiven Wirkungen. Bei Jugendlichen, die Drogen konsumieren, wird nicht nur die Entwicklung des zentralen Nervensystems in Mitleidenschaft gezogen, sondern der ganze Körper, erklärt der Arzt Bogdan Gheorghe:



    In Folge eines lang anhaltenden Konsums sieht die betreffende Person wie ein Zombie aus. Die Folgen gehen über diesen Zustand der, sagen wir mal, Schläfrigkeit hinaus, es kommen unkontrollierte Bewegungen hinzu. Es sind chemische Substanzen, die im Labor hergestellt werden und weil viel kontrolliert wird, ändern die Dealer deren chemische Struktur, so dass eine neue Substanz entsteht, mit ähnlichen Wirkungen wie die herkömmlichen Drogen.“




    In Bezug auf die Auswirkungen von Cannabis wies der Arzt Bogdan Gheorghe darauf hin, dass auch diese Droge die Gesundheit der Verbraucher beeinflussen kann, insbesondere aber die psychische und soziale Anpassungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Drogen werden eingeteilt in Drogen, die das zentrale Nervensystem hemmen — dazu gehört Heroin, die das zentrale Nervensystem stimulieren — so etwa Kokain, und Drogen die zu Störungen im zentralen Nervensystem führen — wie Cannabis, erklärte der Arzt. Cannabis kann Herz-, Atemwegsstörungen und nicht zuletzt Störungen des Nervensystems hervorrufen. Der Cannabiskonsum beeinflusst auch das Autofahren, indem er die psychomotorischen Koordinationsreflexe reduziert.



    Um einem frühen Drogenkonsum vorzubeugen, führt die Nationale Anti-Drogen-Agentur Informationskampagnen in Kindergärten und Schulen durch, und zwar in einer Sprache, die für Kinder und Jugendliche zugänglich ist. Meine Anti-Drogen-Botschaft“ — für Grundschüler und Gymnasiasten, Das ABC der Emotionen“ — für Schüler der ersten und zweiten Klasse oder das Projekt How to Grow Healthy“ für Vorschulkinder und Schüler der ersten Klasse sind nur einige der von der Agentur initiierten Projekte.



    Der Teenager erhält Informationen, die Rolle des Präventionsexperten, des Lehrers, ist, ihm die richtigen Informationen zu übermitteln, darüber zu informieren, welche die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen sind. Der Jugendliche erhält auf diese Weise die Möglichkeit, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Wir können die richtigen Informationen liefern, gekoppelt an Programme, die darauf abzielen, gesunde Lebenskompetenzen aufzubauen und mit potenziellen Krisensituationen umzugehen, die aus dem Drogenkonsum entstehen können. Genau dies ist die Aufgabe der Projekte, die wir fördern — Schutzmechanismen für alle Altersgruppen zu entwickeln, sagt Diana Şerban, Psychologin bei der Landesagentur für Drogenbekämpfung. Diana Şerban erklärt uns, welche die am stärksten gefährdete Altersgruppe ist.



    Aus der Bevölkerungsstudie für die Altersgruppe 15–64 Jahre geht hervor, dass die am stärksten exponierte Altersgruppe 15–24 Jahre ist, also praktisch Teenager und Jugendliche. Wir haben auch die Ergebnisse einer Studie, die in EU- sowie Nicht-EU-Mitgliedstaaten durchgeführt wurde, auf 16-jährige Schüler bezogen, die auf eine Zunahme der Verbreitung des Drogenkonsums im Laufe des Lebens hinweist, was bedeutet, das in diesem Alter hauptsächlich experimentell konsumiert wird. Durch die Projekte, die wir bereits umsetzen, wollen wir unter anderem vermeiden, dass aus experimentellem Konsum regulärer Drogenkonsum, Missbrauch und Sucht entstehen.“




    In diesem Jahr wird die Landesagentur für Drogenbekämpfung auf nationaler Ebene das Projekt Ich und mein Kind“ zur Drogenprävention für Familien entwickeln, wodurch die affektiven Bindungen zwischen Familienmitgliedern sowie zwischen diesen und der Schule gestärkt werden sollen. Womit kann die Familie das Kind vor Drogenkonsum schützen? Laut der Psychologin Diana Şerban ist in erster Linie eine gute Kommunikation zwischen Eltern, Gro‎ßeltern und Kindern wichtig, eine sichere Bindung an das Kind sollte im Alter von 0–3 Jahren entstanden sein, sowie ein vernünftiges Selbstbild.



    Wenn Eltern offen sind und Drogenkonsum nicht als ein Tabu betrachten, als etwas, über das nicht diskutiert werden darf, so wie es oft auch beim Thema Sexualität vorkommt, wenn also diese Kommunikation offen ist und das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt erkennen lässt, dass es einen schlechten Freundeskreis hat, dann kann die Familie eingreifen und helfen. Din Familie kann es in ein Programm einschreiben oder mit dem Kind Psychologen besuchen bzw. sich an einen Sozialarbeiter wenden. Man braucht eine offene Diskussion in der Familie, um aus einer schwierigen Situation herauszufinden.“




    Denn wenn die Eltern ihre Kinder als missraten abstempeln, haben wir es mit einem Risikofaktor zu tun, der die Kommunikation und weitere wichtige Faktoren beeinträchtigt, merkt die Psychologin Diana Şerban noch an.

  • Umfrage zur Migration: Jugendliche sind Euro-Pendler

    Umfrage zur Migration: Jugendliche sind Euro-Pendler

    Eine weitere Untersuchung bestätigt, was auf informeller Ebene in privaten Diskussionen seit Langem diskutiert wird: Junge Menschen beabsichtigen ebenfalls auszuwandern. Die internationale Studie zur Jugendmobilität verarbeitete Daten aus einer Umfrage unter 30.000 jungen Menschen in neun EU-Ländern: Deutschland, Schweden, Gro‎ßbritannien, Irland, der Slowakei, Lettland, Italien, Spanien und Rumänien. Ende 2015 und Anfang 2016 haben 2000 Menschen in Rumänien an dieser Umfrage teilgenommen. Die Schlussfolgerung ist jedoch noch heute gültig: Fast die Hälfte der rumänischen Jugendlichen zwischen 16 und 35 Jahren würde auswandern. Professor Dumitru Sandu von der Fakultät für Soziologie der Universität Bukarest trug zur Forschung bei und zog die Schlüsse.



    Sie wollen nicht einfach das Weite suchen, sie haben geordnete Pläne, zu gehen. Zu sagen, dass man weg gehen möchte ist eines — denn Wünsche sind unterschiedlich in der Intensität und im Grad der Gestaltung der Zukunft –, aber wir arbeiten niemals nur mit Fragen, was die Menschen wollen. Wir gehen ins Detail. 47% ist also der Anteil der rumänischen Jugendlichen im Alter von 16 bis 35 Jahren, die zum Zeitpunkt der Umfrage sehr gut strukturierte Absichten, sogar Pläne haben, das Land in den nächsten fünf Jahren zu verlassen.“




    Für die rumänische Öffentlichkeit ist das soweit keine Überraschung. Beim Vergleich zwischen den Ländern treten jedoch Überraschungen auf. In Bezug auf die Gründe für die Auswanderung sind die Rumänen beispielsweise den Italienern sehr ähnlich. Professor Dumitru Sandu:



    Die Liste der Gründe ist lang. Es fängt fast immer mit Löhnen, Jobs und Wohlstand an. Aber nicht nur das sind die Gründe. Und zwischen Rumänien und Italien ist der gemeinsame Punkt: Korruption und die schlechte Verwaltung. Da sich die Situationen und die Motivationen im Moment unterscheiden, ist es angemessen, von dem auszugehen, was wir kennen: die Situation der Ärzte. Da die Hauptgründe für die Auswanderung wirtschaftliche Gründe sind, würde man erwarten, dass Gehaltserhöhungen ein wichtiger erster Schritt sind, um die Auswanderung zu stoppen. Das ist aber nicht der Hauptgrund. Seitdem sich die Situation verbessert hat — nämlich seit der Anhebung der Gehälter –, ist sicherlich nicht viel vergangen, aber aus den vorläufigen Daten ergibt sich auch etwas anderes: Die Kluft zwischen dem Privatsektor und dem öffentlichen Bereich hat zugenommen, und die Ärzte in der privaten Krankenpflege wollen so hohe Gehälter wie jene, die im staatlichen Gesundheitswesen arbeiten. Finden sie diese in Rumänien nicht? Dann ist das Ausland nahe. In diese Gleichung muss unverzüglich der Stabilisierungsfaktor eingeführt werden, die Stabilisierung junger qualifizierter Leute. Darüber hinaus müssen Faktoren wie die Qualität des Arbeitsumfelds und des Berufslebens eingeführt werden. Dies gilt auch für andere Tätigkeitsbereiche, nicht nur für die Medizin. Junge Menschen wünschen sich nicht nur gute Arbeitsbedingungen, sondern auch entsprechend ihrer Leistung beruflich gefördert zu werden, wie in anderen Teilen Europas.“




    In den Diskussionen von Professor Dumitru Sandu mit den 2000 jungen rumänischen Teilnehmern an der Studie zur Jugendmobilität wurde die Frage der Rückkehr in das Land angegangen.



    Wenn wir das Thema des Exodus der jungen Menschen nur anhand von wirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilen, werden wir es niemals lösen. In der vorhin erwähnten Umfrage fragte ich die 2000 jungen Leute — einige von Ihnen waren bereits ausgereist und kehrten zurück –, warum sie ausgereist sind, als sie das erste Mal ausreisten, und wie oft sie das getan haben. Beim Vergleich zwischen den neun Ländern hinsichtlich der Lebenserfahrungen, die zur Migration führen, stellt man fest, dass es im Falle Rumäniens wichtig ist, dass man sich bereits im Ausland aufgehalten hat. Der typische, junge oder weniger junge Rumäne wird bei seinen Migrationsabsichten stark davon beeinflusst, ob er das schon mal getan hat oder nicht. Migration ist ein Kreislauf.“




    Die Kreislaufmigration wurde bereits in den Fachstudien als Euro-Pendeln“ definiert und umfasst das Austreten aus dem Arbeitsleben, die Rückkehr in die Heimat für einen bestimmten Zeitraum und die Rückkehr zu den Arbeitsplätzen im Ausland. Dieses Pendeln ist jedoch nur auf der Grundlage sehr fester Arbeitsverträge möglich. Ein Vergleich mit anderen Ländern kann auch andere Aspekte der Arbeitsmigration klären: die Möglichkeit und die Bedingungen für eine Rückkehr in die Heimat. Professor Dumitru Sandu schlussfolgert:



    Wie aus anderen Studien hervorgeht, besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem durchschnittlichen rumänischen und beispielsweise dem polnischen Migranten darin, dass der letztere aufgrund von vertraglichen oder institutionellen Grundlagen migriert, die wesentlich günstiger für die Kreislaufmigration sind. Die Rumänen hingegen verlassen sich eher auf Familienbeziehungen. Wenn wir einen durchschnittlichen rumänischen Migranten mit dem schwedischen oder deutschen vergleichen, kehren die Nordeuropäer nach Hause zurück, weil sie ihren Plan erfüllt haben, den sie vor der Abreise aufgestellt haben. Der in die Heimat zurückkehrende Rumäne kommt aus Zwang oder Verpflichtung zurück: Zwang im Falle einer eigenen Erkrankung und Verpflichtung gegenüber den Angehörigen, etwa bei einer Scheidung oder dadurch, dass er die zu Hause zurückgelassenen Kinder besucht. Es ist eine erzwungene Rückkehr, die daher seltener stattfindet.“




    Die Institutionalisierung der Kreislaufmigration wäre eine Lösung für die Rückkehr der jungen Menschen, die jedoch mit dem Wunsch ausreisen, einmal zurückzukehren, um nicht vollständig zu entwurzeln. Die geht auch aus der Studie von Professor Dumitru Sandu hervor.



    Sie reisen jedoch mit dem Gedanken aus, unter bestimmten Umständen zurückzukehren. Die Entscheidung, zurückzukommen, hängt von einer Art permanenten Vergleichs ab — sie behalten ihr Heimatland im Auge und vergleichen die Geschehnisse im Westen mit jenen in der Heimat. Darüber hinaus leiten einfache Menschen ihr Verhalten nicht nur anhand objektiver Indikatoren ab, sondern auch anhand subjektiver Faktoren wie das Vertrauen. Ich spreche von Vertrauen in das Parlament, die Regierung und andere öffentliche oder private Institutionen. Ein weiterer Aspekt dabei ist, dass junge Menschen sowohl im Inland als auch im Ausland ein starkes Misstrauen gegenüber den öffentlichen Einrichtungen haben, insbesondere gegenüber der öffentlichen Verwaltung in Rumänien.“




    Folglich sei die Hauptvoraussetzung für die Rückkehr der Euro-Pendler die der Änderung der Umstände in der Heimat, so dass erneut Vertrauen gegenüber den öffentlichen Institutionen entsteht, sagt Professor Dumitru Sandu.