Tag: Kinder

  • Pandemie in Armutsmilieus: Benachteiligte soziale Gruppen haben es besonders schwer

    Pandemie in Armutsmilieus: Benachteiligte soziale Gruppen haben es besonders schwer

    Erwartungsgemä‎ß verschlimmern die Covid-19-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen die Situation bestimmter benachteiligter Gruppen. Eine davon sind die Kinder. UNICEF Rumänien hat in Partnerschaft mit öffentlichen Einrichtungen und NGO die Schwierigkeiten untersucht, die die Jüngsten unter uns und die benachteiligten der Gesellschaft haben. Am schlimmsten betroffen sind Kinder aus sozial schwachen Familien, Kinder aus Roma-Familien, Kinder von Arbeitsmigranten und Kinder mit Behinderungen.



    Die Ma‎ßnahmen, die ergriffen wurden, um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie einzudämmen, können ihre Situation sogar verschlechtern, indem der Zugang zu sozialen und medizinischen Diensten eingeschränkt wird oder das Risiko für häusliche Gewalt und Arbeitslosigkeit steigen. Schulschlie‎ßungen und Fernunterricht stellen zusätzliche Herausforderungen dar, insbesondere in den Gemeinschaften, in denen Kinder öfter die Schule abbrechen. Carmen Lică, Geschäftsführerin des Step-by Step-Zentrums für Bildung und berufliche Entwicklung, bewertet die Auswirkungen der im Bildungsbereich ergriffenen Ma‎ßnahmen:



    Kinder in sozial schwachen Familien sind von den jüngsten Ma‎ßnahmen zur Einführung des Online-Unterrichts am stärksten betroffen, weil sie nur begrenzten Zugang zu IT-Geräten und Internet haben. Die Ungleichheit beim Zugang zum Online-Unterricht vergrö‎ßert die bestehende Schere. Es fehlt an IT-Geräten. Entweder weil die Familien oder Schulen keine haben, oder weil es nicht genug davon gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass es in einigen Gebieten nur einen schlechten oder gar keinen Internet-Anschluss gibt. Auch bei der Nutzung dieser Geräte gibt es Einschränkungen, weil einige Eltern, Kinder oder Lehrkräfte über keine oder nur unzulängliche digitale Kenntnisse verfügen. Roma-Kinder haben zusätzliche Schwierigkeiten, weil viele in Gemeinschaften leben, in denen es weder IT-Geräte noch einen Internetzugang gibt. Dies bedeutet, dass die Schwierigkeiten in diesem Zusammenhang viel komplexer sind.“




    Auch die Sozialhilfe, die normalerweise von der lokalen Verwaltung gewährleistet wird, ist in Mitleidenschaft gezogen. Betreuer können z.B. nicht mehr so oft wie früher in die Gemeinden gehen und verfügen nicht immer über adäquate Schutzbekleidung. Hinzu kommt, dass die Betreuungskräfte nicht immer ausreichend ausgebildet sind, um unter den besonderen Bedingungen der Pandemie und des Ausnahmezustands eingreifen zu können. Besonders schwer haben es Jugendliche in Heimen und Kinderschutzeinrichtungen, sagt Andreeas Novacovici, Vorsitzender des Rates der betreuungsbedürftigen Jugendlichen:



    Die grö‎ßten Schwierigkeiten gehen von der begrenzten Mobilität — die Situation der betreuten Kindern kann nicht mehr überprüft werden — und dem Mangel an Hygieneartikeln — sowohl für betreute Kinder als auch für das Personal in den Heimen — aus. Betreute Jugendliche haben uns erzählt, dass sie in den letzten Wochen noch nicht einmal einkaufen gehen oder ihre Freunde kurz besuchen durften. Die Situation wurde ihnen nicht ausreichend erklärt, sie wurden nicht ausreichend informiert, um zu verstehen, was in dieser Zeit vor sich geht und warum ihnen einige Rechte vorübergehend beschnitten wurden. Der Zugang der betreuten Kinder zu Gesundheitsdiensten wurde auch stark eingeschränkt. Die Beschränkung direkter ärztlicher Besuche in Heimen, die Nutzung von Online- oder Telefonkonsultationen sowie die Schlie‎ßung der Zahnarztpraxen bildeten die grö‎ßten Schwierigkeiten im Gesundheitsbereich. Darüber hinaus war es schwer, Medikamente für chronische oder Autoimmunkrankheiten zu bekommen.“




    Die Kommunikationsprobleme scheinen weit verbreitet zu sein. Nicht nur den betreuten Kindern wurde der Grund der Beschränkungen nicht ausreichend erklärt, sondern auch den Roma-Gemeinschaften. In diesem Fall müssten Roma-NGO vor Ort präsent sein, um einer der am stärksten benachteiligten Gruppe zu helfen, forderte kürzlich eine von der Weltbank in Partnerschaft mit der UNICEF durchgeführte Bewertung. Tatiana Proskuryakova arbeitet für die Weltbank und ist für Rumänien und Ungarn zuständig:



    Zuerst möchte ich sagen, dass die Gemeinschaft der Roma schon vor der Krise benachteiligt war. Wir wissen sehr wohl, dass man dort dicht zusammen wohnt und der Zugang zu einer Grundinfrastruktur beschränkt ist. Ich nenne nur einige Beispiele: 68% der Roma-Haushalte haben keinen Wasseranschluss und 78% haben kein Bad oder eine Toilette im Haus. Es ist klar, dass die erforderlichen Hygienema‎ßnahmen unter diesen Bedingungen schwer einzuhalten sind. Wegen der beengten Wohnverhältnisse können die Distanzierungsregeln nicht eingehalten werden, und wir erwarten, dass die Infektionsrate in der Roma-Gemeinschaft über die der nationalen Rate steigt. Die Gemeinschaft der Roma ist auch in Bezug auf Erziehung und Gesundheitsversorgung benachteiligt. Mit der Verlagerung dieser Dienste in den Online-Bereich wird alles noch komplizierter. Wir wissen, dass die Pandemie auch wirtschaftliche Folgen hat. Viele Menschen werden arbeitslos. Im Falle der Roma ist alles noch komplizierter, denn viele von ihnen haben befristete Verträge oder arbeiten schwarz.“




    Die eingeschränkte Tätigkeit der Hausärzte wirkt sich auch auf die Gesundheit der benachteiligten Gemeinschaften aus. Vor allem Kinder leiden darunter, geht aus der von UNICEF durchgeführten Studie hervor.

  • „Acasă, My Home“: Reporter Radu Ciorniciuc debütiert mit Dokumentarfilm als Regisseur

    „Acasă, My Home“: Reporter Radu Ciorniciuc debütiert mit Dokumentarfilm als Regisseur

    Acasă — Mein Zuhause“ erzählt die Geschichte einer obdachlosen Familie, die etwa zwanzig Jahre lang im Văcăreşti-Delta am Rande der rumänischen Hauptstadt lebte, einem verwilderten Ort, der zu einem Schutzgebiet und dem ersten städtischen Naturpark Rumäniens erklärt wurde. Vier Jahre lang verfolgte der Regisseur Radu Ciorniciuc das gro‎ße Abenteuer“, das die Familie Enache erlebt hat, ihren Weg von einem Leben in perfekter Harmonie mit der Natur zu einem Leben im Gro‎ßstadtdschungel. Der Reporter Radu Ciorniciuc ist einer der Gründer des unabhängigen Journalisten-Portals Casa Jurnalistului“ und Produzent von zahlreichen Reportagen bei The Guardian, Al-Jazeera, Channel 4 News, ZDF. Der Übergang von Reportagen zu Dokumentationen kam irgendwie natürlich, sagt Radu Ciorniciuc:



    Meine Reportagen nähern sich Themen, die alleine mit den Mitteln einer Reportage nicht beleuchtet werden können. Das gilt auch für den Dokumentarfilm »Mein Zuhause«. Ich war auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um diese Geschichte so zu erzählen, wie ich sie erzählen wollte. Diese vier Jahre, in denen ich an der Dokumentation arbeitete, habe ich viel in diesem Bereich gelernt. Ich habe mich an Workshops beteiligt, wo ich so viele Fachleute aus ganz Europa kennenlernte, und von ihnen habe ich sehr viel gelernt. Alles entstand aus dem Wunsch, diese komplexe und rührende Geschichte auf eine ebenso komplexe und rührende Art und Weise zu erzählen.“




    Mein Zuhause“ hat sich eines gro‎ßen Erfolgs beim Sundance Filmfestival 2020 erfreut. Die Dokumentation des rumänischen Regisseurs zeichnet die Porträts der Gebrüder Enache und spricht über die überwältigenden Herausforderungen im Leben dieser Kinder, die einen schweren Übergang von einem Leben ins nächste erleben müssen — dies in einer Zeit, in der die iPads zum allgegenwärtigen Teil des Alltags geworden sind“, schreibt die Publikation SOUNDVENUE. Der Regisseur bezeichnet den Dokumentarfilm als Familiendrama:



    Zwei Jahre lang haben wir das Leben der Familie Enache im Văcăreşti-Delta gefilmt und weitere zwei Jahre lang haben wir ihren Prozess der sozialen Integration verfolgt. Dieser Dokumentarfilm entstand in Zusammenarbeit mit der Drehbuchautorin Lina Vdovîi und mit Mircea Topoleanu. Keiner von uns hatte Filmerfahrung. Dann kam ein Produzent zu uns, der bereits in diesem Bereich gearbeitet hatte. Au‎ßerdem hatten wir als Journalisten Zugang zur Öffentlichkeit, und unser Projekt gewann immer mehr an Sichtbarkeit. Hinzu kam der Versuch, den Kindern und Eltern einen weniger traumatischen Übergang von einem Leben in das nächste zu ermöglichen. Es ist den Menschen zu verdanken, die uns unterstützt haben, dass wir dieses Multimediaprojekt auf die Beine stellen konnten. Unter anderem haben die Kinder in ihrem ersten Übergangsjahr ein Album produziert, in dem sie ihr Leben vom Zeitpunkt, an dem sie das Delta verlie‎ßen, bis zum Ende des ersten Schuljahres dokumentiert haben. Vorher waren sie noch nie in der Schule gewesen.“




    Gleichzeitig startete das Team des Regisseurs ein soziales Projekt, zu dem viele Experten und humanitäre Organisationen beitrugen. Und das aus gutem Grund: die 11 Mitglieder der Familie Enache hatten ein Leben au‎ßerhalb der Gesellschaft geführt, ohne Identitätspapiere, ohne Bildung, ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Mittlerweile sind alle 9 Kinder dieser Familie behördlich registriert, sind in der Schule eingeschrieben und werden regelmä‎ßig von Ärzten besucht. Die Erwachsenen ihrerseits haben feste Arbeitsplätze. Radu Ciorniciuc sagte, was ihn dazu bewegt habe, den Film zu machen, seien widersprüchliche Aspekte:



    Zum einen wusste ich, dass sie aus prekären Verhältnissen stammen, zum anderen war ich sehr beeindruckt vom Zugehörigkeitsgefühl untereinander — diese Menschen sind in der Tat eine Familie, sie sorgen füreinander. Das ist eigentlich der Grund, warum ich diese Geschichte erzählen wollte, weil sie mich als Familie und wie sie miteinander umgingen, trotz der materiellen Schwierigkeiten, total beeindruckt haben. Das war für mich nicht neu, es war aber etwas, was ich vergessen hatte, denn ich bin früh von zu Hause weggegangen und ich hatte beinahe vergessen, wie es ist, deine Brüder und Eltern nah zu haben. Deswegen wollte ich aus dieser facettenreichen Geschichte mehr als eine Reportage machen. Dank dieses Films habe ich weniger Angst vor der Liebe und der damit verbundenen Vulnerabilität.“

  • Dokufilm „EverRestless“: Marathon am Nordpol für wohltätige Zwecke

    Dokufilm „EverRestless“: Marathon am Nordpol für wohltätige Zwecke

    Eine Reise zum Nordpol ist eine der au‎ßergewöhnlichsten Reisen, auf die man sich begeben kann. Das ist jedoch kein Hindernis für den Regisseur Sorin Florea. Der Filmemacher beginnt am 19. Februar zusammen mit dem Fotografen Adi Bulboacă und dem Sound-Designer Tudor Petre eine Expedition zum Nordpol, um einen unabhängigen Film am nördlichsten Punkt der Erde zu drehen.



    EverRestless“ erzählt die Geschichte des Marathonläufers Vlad Crişan Pop, der sich an einem der härtesten Marathons, dem 6633 Arctic Ultra Marathon, beteiligt, um Geld für krebskranke Kinder zu sammeln. So eine Nachricht ist allerdings nicht neu in den rumänischen Medien, der Rumäne Tiberiu Uşeriu, der dreifache Sieger des Yukon Arctic Ultramarathons in Kanada, hat die Ziellinie des Laufes 2020 als Zweiter überschritten. Er und Sieger Fabian Imfeld aus der Schweiz waren die einzigen von über 20 Teilnehmern, die den Nordpol-Marathon beendet haben.



    Was die zwei Geschichten jedoch unterscheidet, ist, dass eine solche Aktion eine Premiere im rumänischen Kino darstellt. Und dass alles mit unabhängigen Finanzmitteln gemacht werden soll. »EverRestless« ist über jeden von uns und wie wir unsere Gedanken kontrollieren, wenn die Wirklichkeit etwas anders zeigt“, sagt der Regisseur Sorin Florea:



    Die Teilnehmer sollen 620 Km innerhalb von neun Tagen laufen, und wir werden alles dokumentieren, beginnend mit den Vorbereitungen und bis sie die Ziellinie erreichen. Die psychische Belastung ist bekanntlich bei solchen Wettrennen — viel wichtiger als die physische. Man muss die extremen Wetterbedingungen überstehen, die Ausrüstung durch die tiefgefrorene Landschaft schleppen, und sehr häufig kommen bei Teilnehmern Halluzinationen vor. Bei den Kontrollpunkten kriegt man nur warmes Wasser zum Trinken. Dieses Jahr beteiligen sich insgesamt nur 7 Menschen, und wer das nicht zum ersten Mal macht, sagt, dass dieser Marathon der schwierigste ist.“




    2019 hat sich Vlad Pop am kurzen Wettrennen beteiligt, 6633 Arctic Ultra, und hat die Ziellinie nach 192 km als Erster überschritten, mit einem 26 Stunden-Vorsprung gegenüber dem zweiten Konkurrenten. Seine Motivation lag darin, dass er in der Stiftung für krebskranke Kinder MagicCamp ein krebskrankes Kind kennengelernt hatte, das sein Bein verloren hatte. Dieses Jahr nahm sich der Marathonläufer vor, Geld für 20 Stipendien für krebskranke Kinder zu sammeln. Warum das Filmteam mitläuft, erläutert der Regisseur Sorin Florea:



    Diese Initiative verdanken wir auch der modernen Technik, heute ist alles einfacher und wir können die Kameras und die ganze Ausrüstung einfacher mitschleppen. Natürlich sind wir nicht die ersten, die eine Dokumentation am Nordpol und in der Arktis drehen, aber unsere Vorgänger sind riesige Medienunternehmen wie die BBC. Wir hoffen, dass der Film Ende des Sommers fertig sein wird, denn wir möchten ihn auf Festivals präsentieren. Astra Film Festival hat bereits sein Interesse gezeigt, dann wird er in die Kinos kommen, aber alles der Reihe nach, zuerst müssen wir am 11. März wohlauf nach Hause zurückkommen.“




    Sorin Florea wünscht sich, dass seine Produktion die Menschen für die Notwendigkeit sensibilisiert, mehr Empathie im Umgang mit den anderen zu zeigen.

  • Kalligraphie: Kinder lernen von Promis die Kunst des Schönschreibens

    Kalligraphie: Kinder lernen von Promis die Kunst des Schönschreibens

    Mit dem Schuljahrbeginn nahm auch das Nationalmuseum Cotroceni eine vor drei Jahren zum ersten Mal gestartete Initiative wieder auf — Der Schönschreibunterricht“. Die Anzahl der teilnehmenden Kinder legte Jahr für Jahr zu. Verschiedene Persönlichkeiten leisten ihren Beitrag zur Sache und unterhalten sich mit den jungen Gästen über die Bedeutung der Schönschreibkunst. Selbstverständlich werden die Teilnehmer auch ersucht, ihre schöne Handschrift beim Abschreiben kurzer Texte auf die Probe zu stellen.



    Neben den Kindern setzten sich auch dieses Jahr prominente Namen in die Schulbänke — unter anderem der Philosoph und Kulturschaffende Mihai Şora, der Handballspieler Cristian Gaţu, ehemaliges Mitglied des rumänischen Handball-Nationalteams, das bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 die Silbermedaille gewann, Octavian Bellu, der Trainer der rumänischen Turn-Nationalmannschaft, die Turnerin Larisa Iordache, olympische Medaillengewinnerin, Welt- und Europameisterin, sowie die Schriftstellerin Ana Barton.



    Der Fokus der diesjährigen Schönschreibstunde“ lag auf Sport. Die Schüler sollten zwar Sport treiben, dürften aber dabei ihre Ausbildung nicht vernachlässigen. Den Schülern wurde die Botschaft vermittelt, dass Sport und Schule Hand in Hand gehen müssen. Der Trainer der rumänischen Turnnationalmannschaft, Octavian Bellu, erklärte, er habe in Deva ein spezielles Ausbildungssystem eingeführt, welches es seinen Sportlerinnen ermöglichte, sowohl Leistungssport zu treiben, als auch dem Unterricht nachzugehen.



    Turnen setzt sehr intensive sportliche Trainings voraus. Auch wird viel Zeit in Trainingscamps verbracht. Ich will nicht unbedingt Beispiele anführen, denke aber spontan an Lavinia Miloşovici. Sie kam mit 6 Jahren — als Schülerin der ersten Klasse — nach Deva und verlie‎ß das Sportzentrum erst mit 20 Jahren. Sport und Schule flossen dort ineinander. Die schulischen Aktivitäten wurden in Deva an den Trainingsbedarf angepasst. Die Mädels trainierten zweimal am Tag, also musste die Schule irgendwie dazwischen passen. Wir haben Studien verschiedener Psychologen untersucht, die besagten, dass die Schüler nicht länger als 30 Minuten am Stück konzentriert bleiben können. Demnach haben wir den Stoff konzentriert. Innerhalb von drei Stunden gingen die Mädchen durch den Stoff von 5 oder 6 Fächern durch. Und das aller Wichtigste: nachdem sie 12 Klassen absolvierten, hatten sie kein Problem die Abschlussprüfung (das Abitur) zu bestehen. Sie waren intellektuell ganz fit und hatten auch au‎ßerordentliche sportliche Ergebnisse errungen. Alle Eltern wünschen sich gescheite, gut ausgebildete Kinder. Doch sie dürfen nicht vergessen, dass die Gesundheit ihrer Kinder durchaus wichtig ist. Kinder müssen gesund und stark sein. Denn das Leben ist ein ständiger Wettbewerb. Ist das Kind körperlich nicht fit genug, wird es nachgeben. Immer häufiger höre ich von Depressionen bei Kindern sprechen.“




    Auch die Turnerin Larisa Iordache ist dergleichen Ansicht:



    Ich beteiligte mich im Laufe der Zeit an vielen Wettbewerben, ich nahm sogar an den Olympischen Spielen teil. Gro‎ße Meister haben immer gewusst, ihre Aufregung auszudrücken und loszulassen. Im Hochleistungssport macht der Kopf den Unterschied, die mentale Stärke.“



    Larisa Iordache erinnerte sich mit Nostalgie auch an den Schönschreibunterricht in der Schule:



    Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich hatte gro‎ße Freude daran, neue Buchstaben zu lernen, Wörter zusammenzubauen und schön von Hand zu schreiben.“




    Der Philosoph und Kulturmensch Mihai Şora wird im November 103 Jahre alt. Er erzählte uns, wie die Sportstunde zu seiner Schulzeit ausgetragen wurde:



    Wir freuten uns auf die Sportstunde, es war eine gute Gelegenheit, uns ein bisschen zu bewegen, nach so vielen Stunden in der Bank. Beim Unterricht in der Klasse waren wir brav und lernten flei‎ßig. In der Sportstunde mussten wir lebhaft und munter sein. Am meisten liebte ich es, zu klettern. Ich war sehr gut beim Klettern, hatte sogar eine eigene Methode entwickelt. Ich duckte mich und sobald der Startschuss fiel, sprang ich hoch und schon hatte ich einen Meter Vorsprung zu meinen Gegnern, die im Stehen losgingen. Demnach war ich oft als erster oben. Vieles hängt von der Strategie ab, es reicht nicht nur, kräftig zu sein, man muss auch mitdenken.“




    Eine schöne Handschrift zeuge vom Respekt gegenüber den Lesern, erklärte Mihai Şora den Kindern:



    Zu meiner Schulzeit schrieben wir noch mit Tusche und Feder. Das Schönschreiben bestand darin, dicke und dünne Linien zu alternieren, je nachdem ob die Feder hinauf oder hinunter auf das Papier glitt. Derzeit wird mit Füllfeder oder Kugelschreiber geschrieben, also ist die Alternanz zwischen dicken und dünnen Linien verloren gegangen. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Schrift von jemand anderem gelesen wird. Den Lesern schulden wir Respekt gegenüber, also eine schöne, leserliche Handschrift.“




    Der Handballspieler Cristian Gaţu erzählte uns, wie er seine Eltern davon überzeugte, ihn zum Sport zu lassen:



    Meine Mutter war gegen den Sport, mein Vater war dafür. Ich habe mit ihnen verhandelt und ihnen gute schulische Leistungen versprochen, wenn sie mich zum Sport lie‎ßen. Schon in der ersten Klasse fing ich mit dem Sport an. Ich wurde immer bestraft, wenn ich eine kleine Note bekam. Doch ich habe mich angestrengt und beides erfolgreich geschafft.“




    Die Veranstaltung Der Schönschreibunterricht“ ist eine Anregung im Hinblick auf das Schreiben von Hand und auf eine gute Ausbildung, vor dem Hintergrund, dass die Schönschreibstunden aus den Lehrplänen entfernt wurden.

  • Onlinemedien: Wie gefährlich ist das Internet für Kinder?

    Onlinemedien: Wie gefährlich ist das Internet für Kinder?

    Laut einer Studie der Stiftung Salvați Copiii“ (Rettet die Kinder“) verbringen über ein Viertel der rumänischen Kinder mehr als sechs Stunden täglich im Internet, doch der Anteil der internetnutzenden Kinder steigt am Wochenende oder in den Ferien. Der Soziologe Ciprian Grădinaru zieht einige Schlussfolgerungen:



    Wenn wir uns die vorherigen Studien anschauen, da diese aktuelle eine Fortsetzung der Studien ist, die von »Salvați Copiii« in den Jahren 2013 und 2015 durchgeführt wurden, stellen wir fest, dass die Online-Zeit zunimmt, während gleichzeitig das Alter sinkt, in dem Kinder anfangen, Zeit im Internet zu verbringen. Eine andere Schlussfolgerung ist, dass Kinder immer mehr soziale Netzwerke nutzen und persönliche Informationen öffentlich machen. Darüber hinaus steigt die Zahl der sozialen Netzwerke, in denen sie aktiv sind. Wenn die meisten Kinder vor ein paar Jahren ein oder zwei soziale Netzwerke nutzten, haben sie heute Konten bei vier oder fünf.“




    Die Studie zeigt, dass 73% der Schüler das Internet in der Schule nutzen, während 32% das Internet während des Unterrichts unauffällig nutzen. Darüber hinaus nehmen auch Fälle von Online-Mobbing zu, mit einem höheren Prozentsatz unter Gymnasiasten. 40% der Kinder geben an, sehr oft ohne klares Ziel im Internet zu surfen, 13% haben weder gegessen noch geschlafen, um surfen zu können, und 24% fühlen sich unruhig und unwohl, wenn sie nicht auf das Internet zugreifen können. Der Studie von Salvați Copiii“ zufolge sind junge Menschen, die viel Zeit online verbringen, mit der Beziehung zu Eltern, Freunden und Lehrern und ihrem Leben im Allgemeinen weniger zufrieden. Tägliche Aktivitäten sind weniger bedeutend und sie sind, was die Zukunft angeht, weniger optimistisch. Hören wir Biophysiker Virgiliu Gheorghe, Doktor in Bioethik, der auf die negativen Auswirkungen auf die emotionale Gesundheit von Kindern hinweist:



    Zunächst erzeugt das Internet Sucht. Es ist ein magischer Spiegel, der die Neugier der Kinder weckt. Die Köpfe der Kinder sind offen für Neues, sie suchen nach herausfordernden Erfahrungen, um ihren Geist zu entwickeln, und der Bildschirm ist anregend, er ist ein Ersatz für die Realität. Er bietet eine intensivere Erfahrung als die Realität selbst. Sie fühlen sich davon angezogen, sie verbringen immer mehr Zeit vor den Bildschirmen und die Sucht entwickelt sich weiter. Sucht ist zunächst eine Abnahme der Motivation, in der realen Welt zu handeln, dann entsteht eine Art Depression bezüglich der realen Erfahrung im Vergleich zur virtuellen Erfahrung, da diese äu‎ßerst aufregend ist. Sobald die Sucht einsetzt, fühlt sich das Kind in der realen Welt nicht mehr wohl, es ist traurig und die Aufmerksamkeitsspanne nimmt ab. Zweitens hat der Bildschirm einige Vorteile in dem Sinne, dass er blitzschnell wechselt, die Frames extrem schnell wechseln, so dass diese Aggression gegen die Sinne Aufmerksamkeit erfordert, die Aufmerksamkeit auf sich zieht, und dies erzeugt eine Art Halbhypnose, die bereits in den 1970er Jahren dokumentiert wurde. Jeder längere Kontakt des Kindes, auch wenn die Botschaft harmlos ist, führt zu einer Sucht, man will mehr und mehr Stimulation, wie eine Droge.“




    Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, dass die Einwirkung von Bildschirmen in der Kindheit der Entwicklung und Funktion des menschlichen Gehirns schadet. Aufmerksamkeit, Motivation, Sensibilität, kreative Vorstellungskraft und die meisten ausführenden Funktionen des Gehirns sind in erheblichem Ma‎ße betroffen. Für eine gesunde Entwicklung empfiehlt der Biophysiker Virgiliu Gheorghe, Bildschirme aus dem Leben des Kindes abzuschaffen und durch Zuneigung, Kommunikation, Sport, Musik, Lesen und Mathematik zu ersetzen:



    Eltern machen sich etwas vor, wenn sie glauben, dass ein Computer die Kompetenzen eines Kindes steigert, im Gegenteil, er verringert sie. Die Leute, die am besten mit Computern arbeiten und gute Programme schreiben, sind Mathematiker, keine Kinder, die schon seit ihrer Kindheit Computer benutzen. Das liegt daran, dass Bildschirme zusätzlich zur Sucht eine Art kortikaler Aktivität beinhalten, die für das menschliche Gehirn unangebracht ist. Dies führt zu Veränderungen im Gehirn. Das Gehirn von Kindern, die mit Computern in der Nähe aufgewachsen sind, unterscheidet sich von dem der Kinder, die früher geboren wurden. Kortikale Atrophie tritt auf, und die Dichte der grauen und wei‎ßen Substanz nimmt im linken Frontallappen ab. Diese Kinder sind gefangen in virtuellen Umgebungen. Es besteht keine Neigung zum Lesen, au‎ßer auf einem Bildschirm. Es gibt zwei Arten von Menschen mit unterschiedlichen Gehirnen, Erwartungen und Verhalten. Wir nehmen das vielleicht nicht wahr, aber Bildung und Eliten haben nichts mit diesen Dingen zu tun. Präsident Obamas Töchter bekamen erst mit 16 Jahren Smartphones, und wir haben bereits Kinder, die sie bekommen, wenn sie erst ein paar Jahre alt sind. Je ärmer ein Land ist und sich in einer Krise befindet, desto grö‎ßer ist der Medienkonsum. Die entwickelten Länder, die die Welt führen, ihre Eliten, wachsen nicht so auf. Diese sind Mittel zur Versklavung des Geistes und zur Gehirnwäsche, Methoden der Gedankenkontrolle.“




    Die NGO Salvați Copiii“ betreibt seit 2008 ein einzigartiges europäisches Programm, Die Internet-Stunde“, das die kreative, nützliche und sichere Nutzung des Internets fördert, so Teodora Stoica, eine Psychologin bei Salvați Copiii“:



    Das Programm besteht aus drei Hauptkomponenten. Grundsätzlich haben wir Informationsaktivitäten für verschiedene Zielgruppen organisiert, sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Eltern, Lehrer und Experten, die mit Kindern arbeiten. Wir haben eine Beratungshotline für Kinder und Jugendliche, bei der sie bei Problemen oder Fragen anrufen können, und wir haben auch eine Hotline für die Meldung illegaler Inhalte. Sobald jemand auf schädliche oder unangemessene Online-Inhalte stö‎ßt, meldet er uns dies, und wir finden einen Weg, um diese aus dem Internet zu entfernen.“




    Im Rahmen des Projekts Internet-Stunde“ beteiligten sich im vergangenen Jahr 49.000 Kinder und 12.000 Eltern und Lehrer an Bildungsaktivitäten, 718 Kindern erhielten Informationen und Beratung, und über 1.100 Beschwerden wurden durch die Meldehotline registriert.

  • „Erzähl mir eine Geschichte“: Comics von Kindern vor dem Kunstmuseum ausgestellt

    „Erzähl mir eine Geschichte“: Comics von Kindern vor dem Kunstmuseum ausgestellt

    Im April und Mai 2019 haben sich Kinder und Teenager im Alter von 9–18 Jahren im Rahmen des Programms Erzähl mir eine Geschichte“ einen Einblick in die Welt der Comics, der bebilderten Geschichten, und der Technik Stop-Motion, bei der die Illusion einer Bewegung erzeugt wird, verschaffen. Im Anschluss haben die Teilnehmer ihre eigenen Comics geschaffen. Jetzt wurden diese vor dem Nationalen Kunstmuseum ausgestellt. Ein Projekt, das der jüngeren Generation nah am Herzen liegt und das den Teenagern von heute die Chance gab, Comics-Zeichner und Autoren zu werden. Die Projektkoordinatorin Judit Balint erzählt, wie das Projekt gelaufen ist:



    Wir haben mit zwei Gruppen von Kindern gearbeitet. Was wir uns zum Ziel genommen hatten, war, etwas mehr als Comics-Workshops zu organisieren. Wir wollten, dass am Ende sie selber zu Comics-Zeichner und Autoren werden, dass wir ihre Comics dem breiten Publikum zeigen können. Das ist auch passiert und jetzt kann man das Ergebnis sehen. Das Projekt haben wir in Partnerschaft mit der Bukarester Schule »Ferdinand I.« organisiert. Zusammen mit den Lehrern haben wir im ersten Schritt die Teilnehmer ausgewählt. Wir haben uns auch der Unterstützung des Kulturverbands »The Social Incubator« erfreut und zusammen mit ihnen haben wir Kinder auch in Heimen gefunden, die sich dem Projekt anschlie‎ßen wollten. Es war unser Ziel von Anfang an, alle Kinder in unser Projekt einzubeziehen und den Heimkindern dabei zu verhelfen, ihre Stimme zu entdecken.“




    Wir sind von Bildern und Geschichten umgeben, wir haben also auch unseren jungen Teilnehmern ihre Lieblingsmittel zur Verfügung gestellt, ihre Geschichten zu erzählen, die Stimmen ihrer eigenen Geschichten zu werden, sagte die Projektkoordinatorin Judit Balint. Das Ergebnis sei überraschend:



    Die Geschichten sind sehr unterschiedlich. Einige sind schwarz-wei‎ß, andere farbig, eine davon wurde auf Englisch geschrieben. Jede davon wird jetzt für das breite Publikum ausgestellt. Einige Geschichten sind lang, andere kurz, wir hatten keine Bedingung, wir wollten die Kinder nur dazu ermutigen, ihren eigenen Stil zu entdecken und zu entwickeln. Das Projekt ging weiter, wir haben auch Workshops bei der Nationalen Universität für Theater und Film organisiert. Wir haben dabei einen Animationsfilm mit der Technik Stop-Motion erzeugt. Es war sehr interessant für die Teilnehmer, das Ergebnis zu sehen, und zwar wie der Comic zum Animationsfilm werden kann. Die Kinder waren sehr begeistert und positiv überrascht vom Ergebnis ihrer Arbeit. Wir haben auch eine Webseite erstellt, sie hei‎ßt spuneopoveste.ro, (erzähleinegeschichte.ro), dort veröffentlichen wir die Comics und die Animationsfilme unserer Teilnehmer.“




    Rache gegen den roten König“ von Mihai T., Robby und die Unaufmerksamkeit“ von Diana R., Das perfekte Team“ und Der Hund“ von Vlad F., Im Leben soll man Risiken eingehen“ von Ioan V., Der Geheimagent 003“ von Maya M. und Der Riese“ von Floriana N. sind nur einige der Geschichten, die bis Ende August ihr Publikum vor dem Nationalen Kunstmuseum erwarten.

  • Städtische Ferienlager für wissbegierige Kinder

    Städtische Ferienlager für wissbegierige Kinder

    Alles begann mit Kurt Vonneguts berühmtem Spruch — Wissenschaft ist Magie, die funktioniert“. Die Idee eines städtischen Ferienlagers, das auf dieser Aussage basiert, erwies sich als sehr attraktiv, so dass die Organisatoren einen speziellen Bereich einrichteten, in dem Kinder experimentieren und mit Begriffen aus Physik, Mathematik, Logik, Ökologie und anderen spielen können. Die Experimente erleichtern das Verständnis abstrakter Begriffe. Das Gebiet ist in acht Teilbereiche gegliedert, die jeweils eigene Experimente in einem bestimmten Bereich umfassen.



    In einer Zeit, in der Kinder immer kreativer denken, Ferien immer länger und der Elternurlaub immer kürzer wird, sind Ferienlager in der Stadt eine interessante Alternative zu anderen Sommeraktivitäten. Wir unterhielten uns mit Ana-Maria Roată-Palade, der Gründerin des Vereins Procunoaştere“, über dieses Konzept:



    Das ist nicht unser erstes Ferienlager. Seit der Gründung des Vereins wollten wir den Kindern die Wissenschaft durch praktische Experimente näher bringen. Manche Eltern wissen nicht, was sie mit ihren Kindern während der Sommerferien anfangen können. Vor allem die, denen die Gro‎ßeltern nicht beistehen. Da dachten wir, es könnte eine gute Idee sein, so ein Ferienlager zu gründen, damit Eltern sich sorglos um ihr Geschäft kümmern und die Kinder diese Experimente ausprobieren können. So sind die städtischen Ferienlager entstanden.“




    Ana-Maria Roată-Palade erzählte uns, dass sich die ersten beiden Ferienlager Ende August 2016 entfalteten. Im nächsten Jahr organisierten sie drei Ferienlager, und im letzten Jahr waren es sogar vier. Denn die Nachfrage stieg von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr haben die Organisatoren fünf einwöchige Stadtferienlager vorbereitet.



    Mit jedem neuen Lager machen die Kinder mehr Experimente. Jedes Ferienlager ist anders als die anderen, in dem Sinne, dass jeder Tag einem anderen Bereich gewidmet ist — an einem Tag werden Physik-Experimente gemacht, an einem anderen Tag geht es um Chemie, Biologie oder Erdkunde. Wir versuchen, Kinder zur Innovation zu ermutigen und alle Arten von Maschinen zu erfinden, die verschiedene Gesetze der Wissenschaft anwenden. An einem Ferienlager nehmen höchstens 20 Kinder teil. In diesem Jahr werden fünf Serien stattfinden. Die Eltern können ihre Kinder per E-Mail oder Telefon anmelden. Wir haben einen Innenhof. Dort tragen wir mehrere Aktivitäten am Vormittag aus. Später, wenn die Wärme unverträglich wird, gehen wir hinein.“




    Der Innenraum umfasst über 80 Spiel-Exponate, die jeweils Experimente an und für sich sind. Die Kinder müssen Bälle und Kugeln bewegen, Gegenstände zusammenstellen, berühren und anordnen, Knöpfe drücken, Windräder in Bewegung setzen und Vieles mehr. Die Experimente sind intuitiv, und es gibt viele Anweisungen darüber, was man tun muss, um das Experiment durchzuführen. Indem man zuschaut, zuhört, riecht und berührt — also über die Sinne –, kann man amüsante Experimente durchführen, aber gleichzeitig auch einen Vorgeschmack für die Wissenschaft bekommen. Der Zweck der Experimente ist, die motorischen Fähigkeiten und das Denkvermögen der Kinder zu entwickeln.



    Wir haben Ana-Maria Roată-Palade gebeten, einen typischen Tag im städtischen Ferienlager zu beschreiben.



    Die Eltern können die Kinder gegen 8 oder 9 Uhr morgens hierher bringen. Dann verbringen wir alle zusammen ein bisschen Zeit, so dass sich die Kinder gegenseitig kennenlernen. Zwischen 9 und 11 Uhr führen wir zwei Serien von Experimenten und Spielen durch. Dann folgt eine Snackpause, gefolgt von einem neuen Experiment. Das Mittagessen ist gegen 12:30 Uhr. Danach folgen noch drei weitere Serien von verschiedenen Experimenten. Wir versuchen, Kunst und Wissenschaft zu verbinden. Deshalb bieten wir Origami-Workshops an. Das sind Aktivitäten, die wir im Laufe der Jahre entwickelt haben. Origami und andere Bastelaktivitäten ermutigen die Kinder, ihre Feinmotorik zu entwickeln, die sie dringend brauchen. Dann, um 14:30 Uhr, haben wir neuerdings einen Workshop für gute Manieren eingeführt. Diesbezüglich arbeiteten wir mit dem Verein »Manierès« zusammen. Derartige Workshops sind im Moment sehr modisch. Bevor sie nach Hause gehen, nehmen sie zwischen 16 und 17 Uhr an Workshops zur persönlichen Entwicklung durch Theater teil. Die Kinder lieben sie. Jedes Jahr sind die Kinder sehr glücklich, wenn die Zeit kommt, mit unseren Freunden von »Carnaval Party« zu spielen. Es ist immer eine fantastische Aktivität für sie.“




    Die Organisatoren richten sich unter anderem nach dem Motto: Wissenschaft löst ein Problem, indem sie zehn weitere schafft“. Daher werden die Kinder ermutigt, einen aktiven Sommer zu verbringen und gleichzeitig den Geschmack für wissenschaftliche Entdeckungen zu entwickeln.

  • Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest

    Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest

    Als wirtschaftlich und sozial in vielen Hinsichten unterprivilegierte ethnische Minderheit können die Roma diese Stellung nur selten überwinden, und eine der Möglichkeiten, dies zu tun, besteht in der Kultur und Bildung. Das ist die Idee der Roma-Kinderbibliothek, ein Projekt, das vor drei Jahren in Zusammenarbeit mit der schwedischen Schriftstellerin Gunilla Lundren, der in Rumänien geborenen schwedischen Buchillustratorin und Verlegerin Arina Stoenescu, Thomas Acton, einem Roma-Studienprofessor aus Gro‎ßbritannien, und einem schwedischen Journalisten von Roma-Herkunft, Fred Taikon, begann.



    Die Bibliothek befindet sich in einem Gebäude, in dem sich auch ein weiteres, umfassenderes soziales und kulturelles Projekt befindet, das Museum für Roma-Kultur. Dieses befindet sich in Giuleşti, einem Stadtteil in der rumänischen Hauptstadt Bukarest, in dem viele Roma leben. Ursprünglich bestand die Bibliothek aus Büchern, Möbeln und Spielzeug, die von verschiedenen Mitwirkenden gespendet wurden.



    Dort, am vernachlässigten Stadtrand von Bukarest, wo der städtische Raum in eine vernachlässigte ländliche Gegend übergeht, trafen wir die Schriftstellerin Gunilla Lundgren. Lundgren, die vor allem als Autorin von Kinderbüchern bekannt ist, gründete einen PEN-Club, einen kreativen Schreibclub für die Roma-Kinder in ihrem Heimatland. Basierend auf den Erfahrungen, Lesungen und Vorträgen im Club schrieb sie drei Bücher und kreierte zusammen mit den Kindern, mit denen sie arbeitet, eine Radio-Serie. Angesichts ihrer Beziehungen zur Roma-Minderheit in Schweden hatte die Schriftstellerin es leicht, sich mit den Roma-Kindern in Osteuropa zu verbinden, trotz der Unterschiede zwischen den beiden Gemeinschaften. Gunilla Lundgren:



    In Schweden gibt es viele verschiedene Gruppen. Wir haben die so genannten schwedischen Roma, die dort viele, viele Jahre gelebt haben, und wir haben jetzt auch Neuankömmlinge. Wir haben Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien, als der Krieg vorbei war, kamen sie dorthin. Wir haben viele andere Gruppen von Roma, wir haben russische Roma und finnische Roma, die unterschiedliche Religionen und Sprachen haben. Wir haben jetzt in Schweden viele Menschen aus Rumänien und Bulgarien, die in Schweden auf den Stra‎ßen betteln, und die schwedischen Roma-Kinder fanden das sehr traurig. Sie sind keine Bettler, die schwedischen Roma-Kinder. Sie leben in Wohnungen und ihre Eltern arbeiten, und sie sind glücklich, sich nicht mit den Menschen identifizieren zu können, die betteln. Und dann haben wir viel darüber gesprochen und gefragt: ‚Was passiert mit den Kindern, deren Mütter auf der Stra‎ße sitzen und betteln?‘ Die schwedischen Roma-Kinder sagten: ‚Wir müssen den Kindern helfen, denn sie sind mit Sicherheit in Rumänien geblieben. Und sie sollten nicht zu Bettlern werden. Wir sollten ihnen Bücher geben.‘ Die Einnahmen aus den Büchern, die wir jetzt im Pen Club schreiben, flie‎ßen also in die Veröffentlichung dieser Bücher, die Arina uns hilft, nach Rumänien zu bringen, um sie den Kindern hier zu geben, weil sie nicht Bettler werden sollten.“




    Pioner Press, der von der Buchillustratorin und Übersetzerin Arina Stoenescu gegründete Verlag, feierte das dreijährige Bestehen der Roma-Kinderbibliothek mit der Veröffentlichung eines zweisprachigen, auf Rumänisch und Romanes herausgebrachten Buches mit dem Titel Frohe Ostern“. Dies ist das dritte zweisprachige Buch, das von diesem Verlag herausgebracht wurde und sich an Roma-Kinder richtet. Seine Autorin, Gunilla Lundgren, erzählte uns von dem Engagement und der Unterstützung für die Roma-Kinderbibliothek:



    Die Bibliothek funktioniert und ich denke, dass es harte Arbeit erfordert. Beide Seiten arbeiten sehr hart. Wir nennen diese Bibliothek »Unsere Freundesbibliothek«. Und Arina kommt hierher, die Kinder von dort schreiben Briefe an unsere Kinder hier und wir schreiben Briefe an die Kinder dort. Also, sie haben wirklich das Gefühl, dass wir Freunde sind, wir schreiben uns gegenseitig. Wir veranstalten Ausstellungen in unserer schwedischen Bibliothek mit den Briefen, die die Kinder hier in Giuleşti schreiben. Au‎ßerdem sind unsere Kinder jetzt hier auf Fotos zu sehen, es gibt Fotos von den schwedischen Roma-Kindern hier in dieser Bibliothek, und das gibt ihnen das Gefühl dieser Freundschaft.“




    Luminiţa Ancuţa vom Museum für Roma-Kultur in Giuleşti, sieht in dieser Bibliothek eine Art Club der Kinder in der Nachbarschaft:



    Diese Initiative war von Vorteil, denn viele der Kinder hier haben Eltern, die es aus verschiedenen Gründen nicht schaffen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ihnen vorzulesen und ihnen zu helfen, diese Art von Fähigkeiten zu entwickeln. Seit der Eröffnung der Roma-Kinderbibliothek haben wir uns besonders auf Leseförderung konzentriert. Wir lesen ihnen einfach Geschichten vor oder lesen zusammen mit ihnen. Das Wichtigste war, dass wir sie hierher gebracht haben, denn in dieser Gegend gibt es keinen Spielplatz oder grö‎ßeren Park. Wir haben nur einen kleinen Park neben einer der beiden Schulen in unserer Nachbarschaft.“




    Das Lesen hilft den Kindern, unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund, sich in mehrfacher Hinsicht zu entwickeln. Es hilft ihnen, sich zu konzentrieren, Fragen zu stellen, Antworten zu geben und zu kommunizieren. Luminiţa Ancuţa:



    Wir haben Erzählungen über die Geschichte des Roma-Volkes gelesen. Als die Bibliothek eröffnet wurde, brachte Gunilla Lundgren auch eines ihrer Bücher mit dem Titel »Sophia« heraus, das die Geschichte eines Überlebenden des Roma-Holocaust erzählt. Das Buch ist eigentlich als zweisprachiger Cartoon in Rumänisch und Romanes konzipiert. Und als wir diese Geschichte mit den Kindern gelesen haben, haben wir festgestellt, dass sie sehr wenig über die Geschichte der Roma wissen. Sie waren sehr bewegt von der Geschichte des kleinen Mädchens, das in einem Konzentrationslager lebte und dramatische Erfahrungen machte. Kinder sind von Natur aus sehr neugierig. Wenn sie die Bücher in den Regalen sehen, nehmen sie sie heraus, durchblättern sie und stellen alle möglichen Fragen. Viele von ihnen haben Probleme beim Lesen und bitten uns, ihnen vorzulesen. Manchmal bringen sie ihre jüngeren Geschwister mit, die, obwohl sie nicht lesen können, unsere Bewegungen und Stellungen beim Lesen nachahmen. Was wir hier tun wollen, ist, ihren Appetit aufs Lesen zu wecken, denn nur durch das Lesen können sie entdecken, wer sie sind.“




    Kinder entdecken sich selbst, aber sie entdecken auch die anderen Kinder im Stadtviertel, denn die Roma-Kinderbibliothek steht auch den Kindern offen, die nicht zu dieser ethnischen Gruppe gehören und in diesem vernachlässigtem Teil von Bukarest leben.

  • Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Ungesunde, zucker- und fettreiche Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität führen zu unkontrollierter Gewichtszunahme. Nur noch wenige Kinder spielen auf der Stra‎ße oder treiben Basketball, Fu‎ßball, Tennis oder andere altersgerechte Sportarten. Im Jahr 2017 meldete ein Kinderkrankenhaus in Iaşi 1743 Kinder, bei denen neben anderen Krankheiten auch Fettleibigkeit diagnostiziert wurde, von denen bei 392 diese als primäre Krankheit diagnostiziert wurde.



    Ärzte warnen davor, dass sich das Auftreten von Fettleibigkeit im Kindesalter in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat, und dafür tragen in den meisten Fällen die Eltern die Schuld, die dem Appetit ihrer Kinder nachgeben und ihnen sü‎ße Leckereien anbieten. Darüber hinaus wird Fastfood heute in vielen Familien als Belohnung oder Genuss für Kinder angesehen. Studien der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass bis 2030 90% der Weltbevölkerung übergewichtig sein werden. Fachleute empfehlen, dass die Ernährungserziehung zu Hause beginnen und in der Schule fortgesetzt werden sollte. Rucsandra Topoloiu, Programmkoordinatorin beim Verband ABC-ul nutriţiei“ (Das Abc der Ernährung“), bietet uns weitere Einzelheiten:



    Im Jahr 2017 zeigten Studien, dass 12,4% der Bevölkerung des Landes von Diabetes betroffen waren, bei Kindern liegt der Prozentsatz sogar bei 13,3% von 100 Tausend Probanden. Diese Zahlen wurden vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit veröffentlicht. Die Hauptursachen sind der Mangel an Ernährungserziehung und körperlicher Bewegung, und die mit Diabetes verbundenen Komplikationen können sehr schwerwiegend sein. Wenn wir von Fettleibigkeit im Kindesalter sprechen, sind die Zahlen beunruhigend. Statistiken zeigen, dass Rumänien bei der Fettleibigkeit bei Kindern auf EU-Ebene an zweiter Stelle steht, nämlich 1 von 4 Kindern im Alter von 8 Jahren ist übergewichtig, während 1 von 10 Kindern fettleibig ist. Sowohl Übergewicht als auch Fettleibigkeit sind wichtige Faktoren im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, und eine hochwertige Ernährung ist der Schlüssel zur Verringerung von Kinderkrankheiten und zur Vorbeugung chronischer Krankheiten im Erwachsenenalter. Die Hauptverantwortlichen für die Essgewohnheiten der Kinder sind leider die Eltern. Sowohl Eltern als auch Kinder haben keine ausgewogene Ernährung, verzehren verarbeitete Lebensmittel, zuckerreiche Erfrischungsgetränke, wenig Obst und Gemüse. All dies führt zu einer ganzen Reihe von Problemen und Krankheiten.“




    Viele Schulen in Rumänien führen bereits Erziehungsprogramme und Kurse für einen gesunden Lebensstil durch. Seit 2004 wird für die Klassen 1 bis 12 als Wahlfach Gesundheitserziehung angeboten. Der Verband Das Ernährungs-Abc“ startete auch das Programm Die Ernährungsstunde“, das den Kindern gesunde Ernährungsgewohnheiten und die Bedeutung von Freiluftsport vermittelt. Rucsandra Topoloiu:



    Im Herbst 2016 haben wir das Programm an einigen Schulen in Bukarest gestartet und dann auf 2200 Schulkinder in Bukarest und Constanţa erweitert, darunter an 11 Grundschulen und zwei Gymnasien. Wir haben Module entwickelt, um Kindern Konzepte für einen gesunden Lebensstil in jungen Jahren beizubringen. Unser Trainerteam besteht aus Ernährungsexperten, Ärzten, Pharmazeuten oder Medizinstudenten, die sich unserer Aktion angeschlossen haben. Freiwillig halten sie sieben Wochen hintereinander in Klassenforen Vorträge über gesunde Ernährung in Schulen. Wir konzentrieren uns auf die Ernährungspyramide, die Arten von Lebensmitteln, die die Grundlage unserer Ernährung bilden sollten, was wir am meisten essen müssen und was wir am wenigsten essen sollten, die Risiken, zu viel Zucker oder verarbeitete Lebensmittel zu essen. Wir sprechen auch über die Bedeutung von Wasser und Flüssigkeitszufuhr, die Rolle des Wassers, die Prinzipien eines gesunden Lebensstils, über Sport und Lebensmittelverschwendung.“




    Das von dem Verband Ernährungs-Abc“ geförderte Erziehungsmodell wurde gemeinsam mit Ärzten, Ernährungsexperten, Psychologen und Bildungsexperten entwickelt. Der Unterricht ist interaktiv und informell, soll verschiedene Arten des Lernens abdecken, und die Kinder haben gut auf diese Art von Informationen reagiert, sagt Rucsandra Topoloiu:



    Das Projekt richtet sich an Grundschulen und Gymnasien, und wir haben auch mit sehr kleinen Kindern gearbeitet, je nach Schule und Verfügbarkeit unserer Trainer. Jedes Mal verbessern wir und passen unsere Informationen an, um praktische Ratschläge, interaktive Informationen, Spiele und Empfehlungen anzubieten, damit Kinder sie in die Praxis umsetzen können. Wir bringen ihnen bei, welche Arten von Nahrungsmitteln zusammenpassen, und versuchen sie zu überzeugen, Chips und Sü‎ßigkeiten aufzugeben, die sie in der Schulkantine kaufen, und stattdessen das Lunchpaket von zu Hause zu essen. Während unseres Programms arbeiten wir sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen, einschlie‎ßlich des Lehrpersonals, da wir der Meinung sind, dass sie als Vorbilder für die Kinder dienen. Darüber hinaus organisieren wir Elternsitzungen, bei denen wir mit den Eltern über gesunde Essgewohnheiten sprechen.“




    Das Bildungsministerium kündigte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium die Einführung eines neuen Unterrichtsthemas in allen rumänischen Schulen ab 2020 an, nämlich des Wahlfaches Gesundheits- und Ernährungserziehung“. Die Bestimmung ist Teil einer Reihe von Änderungen des Bildungsgesetzes, obwohl die Einzelheiten des neuen Themas noch nicht veröffentlicht wurden.

  • Rumänien fördert Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention

    Rumänien fördert Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention

    Sehr oft sind Kinder und Jugendliche nicht in der Lage, ihrer Stimme in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen und ihre Meinung zu äu‎ßern. Einige von ihnen überwinden jedoch ihre Ängste und werden zu Vertretern einer Generation. Dies ist der Fall von Rareş Voicu, einem 16-jährigen Jugendlichen des Nicolae-Iorga-Gymnasiums in Brăila, der seine Kollegen vertritt und Junior-Botschafter Rumäniens bei der EU ist:



    Im Laufe der Jahre, hatte ich sowohl innerhalb als auch au‎ßerhalb der Schule das Gefühl, dass meine Stimme nicht gehört wurde, als ich versuchte, meine Meinung zu äu‎ßern. Ich muss zugeben, dass ich meistens nichts getan habe, um das zu ändern, und ich hatte mich entschieden, nicht zu reagieren. Die Dinge änderten sich vor zwei Jahren, als ich für den Schüler-Rat kandidierte, dessen Motto »Sei die Stimme deiner Kollegen« war. Zuerst war ich verängstigt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Probleme gehabt, meiner eigenen Stimme Gehör zu verschaffen, und ich wusste nicht, wie ich plötzlich die Stimme von Zehntausenden von Schülern vertreten sollte. Nach und nach verschwanden meine Ängste und ich lernte, mehr zu sprechen, meine Meinungen laut auszusprechen und entschlossener zu sein, wenn es darum ging, sie zu äu‎ßern. Zu meiner gro‎ßen Überraschung begann man mir zuzuhören. Ich konnte nicht verstehen, was passiert war und warum plötzlich meine Meinung wichtig wurde. Und dann wurde mir klar, dass das daran lag, dass ich Teil des Schüler-Rates war. Ich hatte eine ganze Plattform, die mich unterstützte, so dass ich im Namen meiner Kollegen mit einer gewissen Garantie sprechen konnte, dass ich auch ernst genommen würde.“




    Für Rareş Voicu ist es von wesentlicher Bedeutung, dass Europa die Meinungen seiner jüngsten Bürger berücksichtigt. Rareş ist der Ansicht, dass das Recht auf Beratung in allen EU-Mitgliedstaaten verteidigt und gefördert werden muss:



    Ich selbst hatte diese Chance, aber es gibt Millionen von Kindern, die vor dem gleichen Problem stehen, obwohl unser Recht auf Konsultation und Beteiligung zu unseren Grundrechten gehört, wie es in der Konvention über die Rechte des Kindes festgelegt ist. Wir sind hier, um im Namen der rumänischen und europäischen Kinder zu sprechen. Wir werden als Juniorbotschafter die Bukarester Kindererklärung ausarbeiten, die eine Aufforderung an alle europäischen Staats- und Regierungschefs ist, und nicht nur. Angesichts des derzeitigen sozialen Hintergrunds ist es unsere Pflicht, als Bürger, die sich in der Entwicklung befinden, Stellung zu beziehen und für unsere Rechte, die Rechte der Kinder, zu kämpfen. Wir wollen, dass alle Kinder in der EU von den Werkzeugen profitieren, die ihren Stimmen Gehör verschaffen. Liebe Kinder, wenn ihr diese Botschaft hört, kämpft für eure Rechte! Sprich lauter, sag, was du denkst, aber sei gleichzeitig fair und ehrlich! Beobachtet unsere Gesellschaft kritisch, denn nur so können wir Europa verbessern und es besser und kohärenter machen.”




    Pieter Bult, der UNICEF-Vertreter in Rumänien, steht in Kontakt mit rumänischen Kindern und glaubt, dass eine der wichtigsten Aufgaben der Europäischen Gemeinschaft darin besteht, sicherzustellen, dass ihre Erwartungen als Erwachsene nicht verletzt werden:



    Stell dir vor, was passieren wird, wenn diese Probleme nicht gelöst werden, die Kinder erwachsen werden und von dem, was passiert, enttäuscht sind. Stellen Sie sich vor, was mit der Zukunft Europas geschehen wird, wenn das eintritt. Jeder vierte Mensch in Europa ist ein Kind. Sie sind nicht wirklich in die Entscheidungsprozesse der Europäischen Union eingebunden. Dennoch haben sie ein Recht auf Teilnahme. Bereits vor 30 Jahren haben wir die Konvention über die Rechte des Kindes ratifiziert. Jeder Mitgliedstaat der EU hat das Übereinkommen ratifiziert. In Artikel 12 geht es um die Teilnahme. Dennoch haben wir sehr wenig getan, um dieses Recht tatsächlich zu verwirklichen. Es geht nicht nur um das Recht des Kindes auf Teilnahme, sondern um viel mehr. Wenn Kinder teilnehmen, werfen sie Probleme auf, sie kommen mit Lösungen, und ja, sie mögen ein wenig unkonventionell sein, aber man könnte an sie denken und sie könnten tatsächlich Dinge finden, die weniger voreingenommen sind, weniger im Sinne von Stereotypen, die weniger von vorgefassten Ideen geprägt sind. Ihre Ideen sind eigentlich sehr relevant. Es ist also in Wirklichkeit in unserem Interesse, dass die Kinder an unseren Entscheidungsprozessen teilnehmen.“




    Gabriela Coman ist Vorsitzende der Nationalen Kinderschutzbehörde. Sie engagiert sich auch in nationalen Programmen zur Beratung und Beteiligung von Kindern. Gabriela Coman hat ein solches Vorhaben auch in Brüssel unterstützt:



    Endlich sprechen wir über ein Grundrecht der Kinder, nämlich das Recht, ihre Meinung zu äu‎ßern, eine Meinung, die die Erwachsenen in die Lage versetzen müssen, sich an einer Entscheidung zu beteiligen. Ich habe zusammen mit den Kindern und Pieter Bult an der Sitzung in Brüssel teilgenommen, bei der wir alle die Stellungnahme der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments zur Initiative Rumäniens gehört haben, im Rahmen seiner Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union ein solches Vorhaben zu starten. Ein starkes Europa ist ohne Berücksichtigung des Zusammenhalts nicht vorstellbar, und wir können nicht ohne die Einbeziehung aller Bürger über den Zusammenhalt sprechen. Wir sind mit unserer Leistung zufrieden. Wir beabsichtigen, in unserer Eigenschaft als Kinderschutzbehörde und als Ministerium alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Umwandlung der Erklärung der Rechte des Kindes in einen Mechanismus zu unterstützen, mit dem sie wirklich teilnehmen und sich am Entscheidungsprozess auf europäischer Ebene beteiligen können.“




    Eine zusammenhaltende Europäische Union braucht die Beteiligung junger Menschen am Prozess der wichtigen Entscheidungen, die für unseren Kontinent getroffen werden. Ihre Ideen können der Motor für die Stabilität der Gesellschaft der Zukunft sein. Ebenso können Jugendliche dazu beitragen, die europäischen Werte in der ganzen Welt zu fördern.

  • Kinder schreiben für Kinder: „Der kleine große Held“

    Kinder schreiben für Kinder: „Der kleine große Held“

    Selbst wenn das 100. Jubiläum der Gro‎ßen Vereinigung vorbei ist, finden auch Anfang 2019 noch einige Kulturprojekte statt, die dem gro‎ßen Event gewidmet sind. Eines davon wurde vor ein paar Jahren von der NGO Povestaşii“/Die Geschichtenerzähler“ gestartet. Über 1300 Schüler aus dem ganzen Land sowie aus den rumänischen Auslandsgemeinden haben in anderthalb Monaten die Geschichte Der kleine gro‎ße Held“ geschrieben. Am Anfang war das Buch nur online zu erhalten, jetzt wurde es mit der Unterstützung des Kulturministeriums veröffentlicht.



    Mit diesem Projekt hat sich der Verband vorgenommen, eine Gestalt zu schaffen, mit denen sich die Kinder identifizieren können. So ist der kleine gro‎ße Held zum Leben gekommen, denn die Gestalt ist aus der Schöpfungskraft der Kinder entstanden. Der kleine gro‎ße Held erlebt die wichtigsten Momente des Ersten Weltkriegs in den Jahren vor der Gro‎ßen Vereinigung, sagt der Journalist Adrian Ursu, der Präsident des Verbands Die Geschichtenerzähler“. Das Projekt sei eigentlich nicht neu, sagt unser Gesprächspartner:



    Es handelt sich eigentlich um eine alte Idee, es ist bereits das dritte von den Kindern geschriebene Buch. Dadurch, dass das Buch im Jahr des 100. Jubiläums geschrieben wurde, wird ihm eine gro‎ße Bedeutung beigemessen. Die Geschichte des kleinen gro‎ßen Helden beginnt im Ersten Weltkrieg und endet, nachdem die Gro‎ße Vereinigung vollzogen wird. In seiner ursprünglichen Form hie‎ß das Buch »Die Wandergeschichte«. Es hat wie ein ambitioniertes Wanderprojekt angefangen, das auf den Geschichten von Kindern von mehreren Schulen basierte. Jedes Kapitel war in einem Briefumschlag zu finden, der Briefumschlag ging von einem Kind zum nächsten und jedes von ihnen schrieb weiter an der Geschichte. Diesmal aber hatten wir nicht genug Zeit, ein Wanderprojekt in die Wege zu leiten und die Geschichte von einer Schule zur nächsten zu bringen. Jeder Teil der Geschichte wurde also zeitgleich von den Schülern von 45 Schulen geschrieben, jeweils eine uas jedem Landkreis Rumäniens, sowie von den Schülern der rumänischen Gemeinschaften aus der Ukraine, der Republik Moldau und aus Serbien. Die Kinder sollten jedes Kapitel mit der Hand schreiben, so dass wir auch eine Papierversion der Geschichte haben.“




    Wer ist aber der kleine gro‎ße Held, wie ist seine Geschichte entstanden und wie hei‎ßt er? Adrian Ursu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Wir haben lange darüber debattiert, ob der kleine gro‎ße Held ein Junge oder ein Mädchen sein sollte. Die Schüler haben darüber abgestimmt, wir wollten keinen Konflikt zwischen Jungen und Mädchen auslösen und entschieden uns deswegen, dass Mihai der Hauptheld sein sollte und dass er eine Freundin hat, die ihn auf dieses Abenteuer begleitet. Dann kamen mehrere Gestalten dazu und die Geschichte ist natürlich gewachsen. Was ich als besonders bemerkenswert betrachte, ist die Tatsache, dass die Kinder den politischen Kontext sehr gut beherrschen, die Daten der gro‎ßen politischen Ereignisse nie verwechselt haben.“




    Selbst wenn am Ende sich alle Kinder an der Geschichte des kleinen gro‎ßen Helden enthusiastisch beteiligten, war es am Anfang überhaupt nicht einfach, einige Schulen, insbesondere diejenigen aus den rumänischen Auslandsgemeinschaften, ins Projekt aufzunehmen, sagte im Anschluss der Journalist Adrian Ursu, der das Projekt betreute:



    In der Ukraine war es leider am schwierigsten. Dort haben wir uns mit einer gro‎ßen Zurückhaltung seitens der Behörden gegenüber Projekten konfrontiert, die die rumänische Sprache und die rumänische Identität fördern, ich kann sogar von einer gewissen Ablehnung sprechen. Bis zuletzt haben wir eine Schule gefunden, deren Leitung sich offen zeigte, jedes Risiko anzunehmen, um sich dem Projekt anzuschlie‎ßen. Solche Menschen sind wunderbar! Wir haben alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen können und jetzt können die Schüler der 45 Schulen, die sich am Projekt beteiligten, ihre Geschichten in den 45 Kapiteln des Buches »Der kleine gro‎ße Held lesen«.“

  • World Vision hilft armutsbetroffenen Kindern auf dem Land

    World Vision hilft armutsbetroffenen Kindern auf dem Land

    In Rumänien gibt es zahlreiche Menschen, die von Armut bedroht sind. Laut den Statistiken eines sozialen Projektes der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien verdienen mehr als 1,5 Millionen Personen weniger als 3 Euro pro Tag. Mit diesen Zahlen ist Rumänien Schlusslicht in der EU in Sachen Sozialschutz. Die Einkommen der 10% der ärmsten Rumänen betragen nur ein Zehntel von dem, was 10% der ärmsten Europäer verdienen. Auf dem Lande gibt es sogar ganze Gemeinschaften, die sich mit zahlreichen Nöten und Unzulänglichkeiten konfrontieren.



    Das fand die Stiftung World Vision Rumänien durch die soziologische Studie Bunăstarea copilului din mediul rural“ (Der Wohlstand des Kindes im ländlichen Milieu“) heraus. Oana Şerban, Zuständige für die Kommunikation im Rahmen der Stiftung World Vision, erläutert:



    Es gibt viele Probleme. Wir haben viele Schulabbrecher auf dem Land. Diese Kinder haben kein Geld, um eine Schule zu besuchen. Sie bekommen keine materielle und seelische Unterstützung. Sie haben keine Kleider, keine Schuhe. Die Erwachsenen können auch nicht viel tun. Die Eltern finden in Rumänien keine Arbeit, deshalb fahren nicht wenige ins Ausland, wo sie auch nicht viel verdienen. Die Leute auf dem Dorf haben viele Kinder, und es ist sehr schwer, sie mit allem Nötigen zu versorgen.“




    Eines von 11 Kindern, die auf dem Land leben, geht abends hungrig ins Bett. Eine der Folgen ist der Schulabbruch, von dem 19% der Gesamtzahl der Schüler in Rumänien betroffen sind. 74% der Schulabbrecher sind vom Dorf. Deshalb orientieren Organisationen wie World Vision ihre Projekte in Richtung Vorbeugen des Phänomens, das von der Armut hervorgerufen wird. Eines der Projekte hei‎ßt Pâine şi mâine“ (Brot und der morgige Tag“). Oana Şerban dazu:




    Wir versuchen, durch das Programm »Brot und der morgige Tag« die Zahl der Schulabbrüche zu vermindern. Wir bieten ein warmes Mittagessen und zwei Nachhilfestunden am Tag. Eingeschrieben sind 1250 Kinder aus drei Landkreisen: Dolj, Vâlcea und Vaslui. Anfang 2019 wollen wir unser Projekt auch auf Cluj (Klausenburg) ausweiten. Wir haben das Programm vor zwei Jahren gestartet, weil wir erfahren hatten, dass es auf dem Dorf Probleme hinsichtlich der Ernährung der Kinder gibt. Entweder essen die Kinder gar nicht, oder sie essen wenig und ungesund. Unser warmes Mittagessen wurde von den Schülern und Lehrern gut aufgenommen. Die Kinder versuchen, nicht mehr zu fehlen, sind gut integriert und fühlen sich glücklicher in der Schule.“




    Dieses Programm ergänzt ein 10 Jahre altes Projekt, das die Schüler als Ziel hatte. Es geht um Ich will in die neunte Klasse“. Oana Şerban dazu:



    Praktisch bieten wir den Kindern Stipendien, die aus sehr armen Familien stammen und lernen wollen. Wir bieten ihnen Hilfe. Es geht nicht nur ums Geld. Ein Teil davon geht zu ihnen, so dass sie alleine die Summe verwalten können, während der andere Teil für die Aktivitäten verwendet wird, die im Rahmen des Projekts durchgeführt werden. Die Kinder werden dadurch unabhängiger. Es ist aber nicht leicht, das Dorf zu verlassen, um in die Stadt zu kommen. Wir organisieren verschiedene Aktivitäten für Sozialisierung und helfen ihnen bei den Hausaufgaben. Es geht um ein komplexes Programm. Wir haben für jeden einzelnen Schüler einen Plan. Sie sind nicht alle gleich. Wir handeln unterschiedlich. In diesen 10 Jahren hatten wir 1395 Absolventen, 74% haben die Reifeprüfung bestanden. 260 haben auch eine Hochschule besucht. Sie werden durch individuelle Spender oder Partnerschaften mit Unternehmen unterstützt.“




    Und weil der Winter typische Probleme mit sich bringt, wurde eine Kampagne gestartet, die als Ziel das Spenden von Schuhen und Stiefeln hat. Die Kinder aus armen Verhältnissen, die auf dem Dorf leben, haben im Winter oft keine Winterschuhe. Oana Şerban dazu:



    Es ist eine traurige Realität, aber das ist die Wirklichkeit. Ein Paar Stiefel wird von einem Bruder zum anderen weitergegeben, so dass die Kinder in die Schule gehen können. Deshalb haben wir uns vorgenommen, etwas Konkretes zu tun. Wir sammeln Geld für alle Kinder der Gemeinden, wo wir tätig sind. Es geht um rund 14.500 Kinder. Wie können sie unterstützt werden? Durch Spenden, natürlich. Mit jeder SMS an die Nummer 8849 mit dem Text »GHETE« (»Winterschuhe«) spendet man 4 Euro. Die Kampagne dauert bis Ende Januar.“




    Um das Leben dieser benachteiligten Menschen nachhaltig zu verbessern, braucht man konstante und systematische Hilfe.

  • Digitale Revolution: Bleibt das Lesen von Büchern auf der Strecke?

    Digitale Revolution: Bleibt das Lesen von Büchern auf der Strecke?

    Schon im zarten Alter gewöhnen sich die Kleinen an die Fernbedienung, das Tablet oder den Laptop und verbringen viel Zeit vor den Bildschirmen — zum Nachteil von Spielen im Freien oder später, wenn sie im Schulalter ankommen, zum Nachteil von Lesen. Welche Auswirkungen hat die Nutzung von Bildschirmen bei Kindern? Diana Mocanu, Leiterin des Verlags Gama“ in Iaşi, der hauptsächlich Bildungsprojekte durchführt, fasst zusammen:



    Nach europäischen Statistiken verbringen Kinder unter 5 Jahren etwa 3 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm, was viel ist, zu viel sogar. Meines Erachtens muss ein Kleinkind seine Feinmotorik, sein Vokabular entwickeln, die Schaffung neuer neuronaler Verbindungen durch Interaktion mit realen Objekten, und nicht virtuell fördern. Aus diesem Grund muss ein 3-jähriges Kind von den Bildschirmen ferngehalten werden und einigen Regeln unterliegen. Mit dem Wachstum nimmt das Digitale in seinem Leben immer mehr Platz ein. Teenager müssen sogar ihre Computerkenntnisse entwickeln, denn das ist die Zukunft. Es ist jedoch ebenso wichtig, einen Geschmack für das Lesen zu entwickeln, und aus diesem Gesichtspunkt haben Eltern eine sehr wichtige Rolle zu spielen, da sie die richtigen Bücher bereitstellen und die Kinder zum Lesen anregen und motivieren können.“




    Um das Lesen unter jungen Leuten zu fördern, startete der Gama Verlag in Iaşi die Kampagne Der Tag, an dem wir Zeit haben“ für Kinder und Eltern. Diana Mocanu dazu:



    Die Kampagne begann mit Rundtischgesprächen. Eines davon fand auf der Buchmesse Gaudeamus in Bukarest, das andere in Iaşi statt. Für beide Rundtischgespräche haben wir Experten aus den Bereichen Bücher, Erziehung und Informatik eingeladen, um das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wir wollten Eltern helfen, die mit diesem Problem konfrontiert werde, und versuchen, praktische Lösungen zu finden.“




    Die Büchersammlungen, die von den Eltern gemeinsam mit den Kindern gelesen werden können, sind eine gro‎ße Hilfe. Das Kind kann ohne viel Aufwand leichter lesen. Diana Mocanu:



    Wenn wir das Buch mit dem Smartphone oder dem Tablet vergleichen, stellen wir fest, dass digitale Geräte attraktiver sind, mehr Spa‎ß machen und weniger Aufwand erfordern. Das Lesen ist dagegen eine komplexe Tätigkeit, die Anstrengung über mehrere Jahre voraussetzt. Im Wettbewerb mit dem Bildschirm wird das Buch nicht gewinnen, solange sich das Kind mit dem Lesen schwer tut.“




    Eine solche Kampagne ist jedoch nicht wirksam, wenn sie nicht gleichzeitig an die Eltern gerichtet ist, um sie zu erziehen — glaubt Dichter Robert Şerban, der an einem der unter dem Motto Der Tag, an dem wir Zeit haben“ organisierten Rundtischgespräche teilgenommen hat. Was antwortet er den Eltern, die besorgt sind, weil sie feststellen, dass ihre Kinder zu viel Zeit vor den Bildschirmen verbringen? Robert Şerban:



    Eltern vergessen, in den Spiegel zu schauen. Sie vergessen, den Fernseher auszuschalten; sobald sie zuhause sind, vergessen sie, ihre Laptops und Tablets beiseite zu legen. Mit anderen Worten, fordern sie die Kinder auf, das zu tun, was sie nicht selbst tun können, sie fordern von den Kindern Dinge an, die für sie selbst unmöglich erscheinen. Jetzt wissen wir es nur zu gut: Kinder übernehmen die Verhaltensweisen, die sie bei ihren Eltern sehen, bei Erwachsenen, die ihnen als Vorbilder dienen. Freunde, die Kinder haben, fragen mich seit Jahren, was zu tun ist, welche Strategien sie anwenden sollen, um ihre Kinder zum Lesen zu veranlassen. Und meine Antwort lautet immer: ‚Und was machen Sie, wenn Sie nach Hause gehen?‘, ‚Was ich mache? Ich setze mich aufs Sofa und schalte den Fernseher ein.‘, ‚Also, was erwartest du dann von deinem Kind? Sieht er dich oder deine Frau bzw. deinen Mann etwas lesen?‘ Das ist die Erklärung. Diese Kampagnen sind wichtig, aber damit es nicht nur bei Theorie oder guten Ansätzen und Slogans bleibt, müssen solche Kampagnen auch die Eltern und nicht nur die Kinder ansprechen.“




    Die Faszination des Internets und der elektronischen Spiele auf Kinder ist für Robert Șerban, selbst ein Elternteil, nicht unbekannt. Er wei‎ß nur zu gut, dass digitale Geräte gute Lernmittel sein können, wenn sie entsprechend eingesetzt werden. Robert Șerban:



    Wir benutzen diese nicht als Werkzeuge, sondern lassen uns von ihnen benutzen. Sie stehlen unsere ganze Zeit. Sie sind faszinierend, fabelhaft. Ich frage mich oft, was ich in den 70er–80er Jahren gemacht hätte, als ich noch ein Kind war, wenn ich solche Geräte in Reichweite gehabt hätte. Ich bin sicher, ich wäre genauso verführt worden wie meine Kinder jetzt. Ich habe einen 8-jährigen Jungen und ein 12-jähriges Mädchen. Auch ich muss mit den Werkzeugen kämpfen, zu denen sie Zugang haben. Ich versuche, sie zu schützen, und ich versuche zu verstehen, dass sie Werkzeuge sind, nicht mehr. Das Handy wird verwendet, um zu telefonieren, und nicht um den ganzen Tag am Bildschirm hängen zu bleiben. Wir sehen fern, wenn wir uns einen Film oder die Nachrichten anschauen wollen, wir wollen aber nicht süchtig werden. Das Lesen ist persönlichkeitsprägend. Egal, ob Sie einen Bildschirm, ein Blatt Papier oder ein Buch vor sich haben, es ist wichtig, dass Sie lesen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Lesen uns beim Konzentrieren hilft, es entwickelt unser Nervensystem, es entwickelt das Gehirn und die Vorstellungskraft.“




    Die Kampagne, die von dem Gama Verlag ins Leben gerufen wurde, endete mit einem Tag, an dem Eltern und Kinder elektronische Geräte — Computer, Tablets, Smartphones — beiseitegelegt und den Fernseher ausschaltet haben, um denjenigen, die sie lieben, näher zu kommen, in Begleitung eines Buches, eines Spiels oder bei einer Wanderung.

  • Weihnachtsmarkt für Kinder: Märchenstimmung und Entlastung der Eltern

    Weihnachtsmarkt für Kinder: Märchenstimmung und Entlastung der Eltern

    Falls Sie in die magische Welt der Weihnachten eintauchen möchten, stellt der Bukarester Weihnachtsmarkt genau den richtigen Anlass dazu. Denn am Weihnachtsmarkt herrscht Märchenstimmung. Emil Pantelimon ist der verantwortliche Direktor des diesjährigen Weihnachtsmarktes. Er erzählte uns, der Zutritt sei frei. Allerdings gebe es einige gebührenpflichtige Aktivitäten. Am Weihnachtsmarkt wird mit Gutscheinen gezahlt. Diese seien an der Kasse sowie bei den Info-Stellen erhältlich.



    Ab dem 29. November beginnt das 4. Weihnachts-Festival. Es hei‎ßt Weihnachtsgeschichte. Wir haben von klein auf begonnen. Im ersten Jahr hatten wir lediglich 100 m2 zur Verfügung, wo wir Kinderveranstaltungen während des Winters organisierten. Derzeit finden die von uns vorgeschlagenen Aktivitäten im Rahmen des Weihnachtsmarkts »Weihnachtsgeschichte« statt. 8000 m2 stehen uns zur Verfügung. Neben den von Elfen begleiteten Werkstätten für Kinder, wo die Kleinen selbst Weihnachtsdekorationen basteln, die sie dann zu Hause aufhängen können, gibt es auch den Thron des Weihnachtsmanns. Hier versammeln sich die Kinder, um den Weihnachtsmann zu treffen. Diorama-Bilder, Santas Schlitten und die Begegnung mit dem Weihnachtsmann — all das ergänzt unser Angebot. Au‎ßerdem gibt es Attraktionen auch au‎ßerhalb des Geländes. Wir haben einen echten Schneeabhang, mit einer Länge von 18 m. Die Kinder können im Schlitten den Abhang hinunter fahren. Darüber hinaus haben wir auch einen Platz für Weihnachtssänger organisiert — den sogenannten Baum der Sternsinger. Als Weihnachtsmänner verkleidete Musiker mit Blasinstrumenten werden jede Stunde Weihnachtslieder singen und spielen, genauso wie am Trafalgar Square in London. Wir haben auch ein Karussell der Spielsachen — eine Wunderanlage, wo die Kinder während des ganzen Festivals spielen können. Au‎ßerdem haben wir einen Eislaufplatz für den ausschlie‎ßlichen Gebrauch der Kinder eingerichtet — nach dem Vorbild des Eislaufplatzes im Rockefeller Center. Beleuchtete Engelstatuen aus Eis und ein riesiges LED-Display — ein Bildschirm, auf dem fortdauernd Winterlandschaften laufen — ergänzen das Angebot. Die angezeigten Winterlandschaften stammen aus verschiedenen Ecken der Welt, so dass beim Schlittschuhlaufen der Eindruck erweckt wird, dass eine Reise durch die Welt im Winter vorgenommen wird.“




    Den Besuchern wurden zahlreiche Überraschungen am Weihnachtsmarkt vorbereitet. Emil Pantelimon enthüllte uns einige davon:



    Die grö‎ßte Überraschung am diesjährigen Weihnachtsmarkt wurde über die Werbeplakate bereits aufgeklärt — es sind die echten Renntiere des Weihnachtsmanns. Zwei davon werden am Weihnachtsmarkt anwesend sein. Die Kinder werden sie treffen, sich mit ihnen fotografieren lassen. Sie werden sogar den von echten Renntieren gezogenen Schlitten Santas auf die Probe stellen können. Wir sind überaus stolz auf unsere Ausstellung geschmückter Weihnachtsbäume. Wir stellen Ihnen heuer 11 Varianten vor, wie Sie Ihren Weihnachtsbaum schmücken könnten.“




    Die Weihnachtsbaum-Gestalter empfehlen entweder gläserne oder hölzerne Dekorationen oder Puppen und traditionelle rumänische Gegenstände als Schmuckstück für den Tannenbaum. Das ganze Team trage zur Umsetzung sämtlicher Überraschungen bei, so unser Gesprächspartner.



    Ein tolles Team, das die Kindheit in den Mittelpunkt stellt. Wir werden total unterstützt, das ist sehr wichtig für uns. Denn so können wir unsere Ideen konkret umsetzen und unsere Träume Wirklichkeit werden lassen. Das einzige, was wir tun, ist zu spielen. Wir gehen davon aus, dass unser Arbeitsplatz ein sehr angenehmer Ort ist, ein Ort, an dem unsere Träume wahr werden. Wir versuchen die Weihnachtsstimmung den Kindern in Bukarest näher zu bringen.“




    Hauptsächlich geht es darum, den Besuchern Freude zu bereiten. Die Gäste sollen sich am Weihnachtsmarkt im Rahmen der Weihnachtsgeschichte wie zu Hause fühlen, so Emil Pantelimon:



    Nichts bringt uns mehr Freude, als festzustellen, dass das Kind losrennt, gleich nachdem es in unsere Welt eingetreten ist. Und es läuft wirr herum und die Eltern wissen nicht, wo es sich aufhält. Unser Team kümmert sich mit Sorgfalt um die Kinder. Alle Mitarbeiter sind sehr wachsam. Die Eltern brauchen keine Sorgen zu haben, denn sie wissen, ihr Kind spielt in einem sicheren Umfeld. Man fühlt sich wie zu Hause, allerdings kommen 125.000 Leute auf Besuch. Stellen Sie sich die Stimmung vor! Nur lächelnde Gesichter. Und alle Bedürfnisse werden befriedigt! Gute Laune, positive Stimmung und Lächeln — der Schlüssel zum Erfolg!“




    Wir baten Emil Pantelimon noch, uns den diesjährigen Schauplatz, auf dem die Weihnachtsgeschichte ausgetragen wird, zu beschreiben. Dabei muss gesagt werden, dass 20 Leute schon seit März daran arbeiten.



    Der Schauplatz wird sicher spektakulär sein! Wir haben drei verschiedene Tannenbäume: einen Tannenbaum der Spielzeugeisenbahnen, einen weiteren in Form eines Häuschens, in das man hinein gehen kann, aber auch einen Weihnachtsbaum am Weihnachtsmarkt, gleich dem Weihnachtsbaum am Rockefeller Center, allerdings etwas kleiner.“




    Die Stimmung am Weihnachtsmarkt lädt zu guter Laune und Freude am Weihnachtsfest ein. Die Weihnachtsgeschichte erwartet die kleinen Gäste bis Mitte Januar mit zahlreichen Überraschungen.

  • Sexualkunde in rumänischen Schulen: Wahlfach zurückhaltend und kontrovers aufgenommen

    Sexualkunde in rumänischen Schulen: Wahlfach zurückhaltend und kontrovers aufgenommen

    Selbst wenn in anderen europäischen Schulsystemen Sexualkunde Pflichtfach ist, gibt es auch Länder wie Rumänien, wo das Thema in der Schule noch Tabu ist und heftige Debatten auslöst. Laut einem entsprechenden Gesetz über den Schutz und die Förderung der Rechte von Kindern, das 2014 im Amtsblatt erneut veröffentlicht wurde, seien die zuständigen Behörden sowie öffentliche oder private Institutionen verpflichtet, unter gesetzlichen Bedingungen alle Ma‎ßnahmen zu treffen, um in den rumänischen Bildungseinrichtungen die Sexualkunde als Prävention von Krankheiten und Teenager-Schwangerschaften zu fördern“.



    Ob die Sexualkunde zum Pflichtfach werden soll, ab wann soll sie den Schülern beigebracht werden, ob das Fach sexuelle Bildung oder Bildung für Gesundheit hei‎ßen soll, das löst zahlreiche Debatten in der rumänischen Gesellschaft aus. Es gibt auch Verbände, die gegen die Einführung dieses Faches in den Lehrplan plädieren, dies während sich das Land mit dem Problem der Teenager-Mütter konfrontiert. Ab 2004 gibt es in den öffentlichen Bildungseinrichtungen das Wahlfach Bildung für Gesundheit“, das ab der ersten bis zur zwölften Klasse unterrichtet werden kann.



    Das Projekt entstand 1999, aus Initiative einiger Nichtregierungsorganisationen in Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium und dem Bildungsministerium. Diese haben das Nationale Programm Bildung für Gesundheit in rumänischen Schulen“ in die Wege geleitet. Das Projekt hat anschlie‎ßend die Form eines Wahlfachs in den rumänischen Schulen genommen. Adina Manea ist Direktorin für Programme in der Stiftung Jugendliche für Jugendliche“ und eine der Initiatorinnen des Projektes:



    Sexualkunde wird in den rumänischen Schulen als Wahlfach unter der Bezeichnung »Bildung für die Gesundheit der Fortpflanzung und für Familienwerte« unterrichtet. Sie steht in enger Verbindung mit der mentalen Gesundheit, mit emotionaler Intelligenz, sie ist ein Ausdruck der Emotionen und deren Identifizierung. Hygiene, Anatomie und Physiologie, sogar die Prävention von Unfällen und Krankheiten haben etwas mit Sexualkunde zu tun. All diese Themen sind Teil der sogenannten Bildung für Gesundheit, wie sie von Anfang an geplant wurde, und diese Bereiche sind sehr harmonisch miteinander verschmolzen, in dieser Form stellen sie eine richtige Herangehensweise an einen gesunden und vernünftigen Lebensstil unserer Kinder dar.“




    Vierzehn Jahre nach Einführung der Sexualkunde als Wahlfach in den rumänischen Schulen sei die Zahl der Kinder, die den Unterricht auch besuchen, immer noch gering, sagt unsere Gesprächspartnerin von der Stiftung Jugendliche für Jugendliche“:



    Laut Statistik wird dieses Wahlfach von 5-6-7% der Schüler in den öffentlichen Bildungseinrichtungen besucht. Landesweit gilt das Fach als das langjährigste und zwischen 2001 und 2004 wurde es in den Schulplan in 15 Landkreisen eingeführt. Im voruniversitären Bildungssystem gibt es rund 3 Millionen Schüler, 150.000 Schüler besuchen den Kurs jährlich — für ein Wahlfach das ist nicht schlecht.“




    Der Vorsitzende des Nationalen Verbands der Eltern, Iulian Cristache, ist jedoch der Meinung, dass die Zahl der Schüler, denen in den rumänischen Schulen sexuelle Bildung beigebracht wird, sehr niedrig sei.



    Das ist nicht so, weil sich die Eltern weigern würden, dass ihre Kinder das Fach Sexualkunde besuchen, sondern einfach weil es ihnen nicht zur Kenntnis gebracht wird. Zudem sind die Wahlfächer so gedacht, dass sie den Lehrplan nur ergänzen, was nicht richtig ist, die Wahlfächer an sich sollten einfach im Lehrplan stehen. Unsere Kinder brauchen Bildung für Gesundheit, weil es so viele Teenager-Mütter in Rumänien gibt. Es gibt aber starke Widersprüche zwischen den Wünschen der Eltern. Wir wissen auch nicht klar, was wir wollen, deswegen brauchen wir die Unterstützung der Experten vom Institut für Bildungswissenschaften und des Instituts für öffentliche Gesundheit.“




    Wer unterrichtet aber Sexualkunde oder eben Bildung für Gesundheit“? Das ist ein weiteres heikles Thema, worüber in der rumänischen Gesellschaft heftig debattiert wird. Alle Lehrkräfte sind geeignet, sofern sie sich bereit zeigen, mit den Kindern darüber zu diskutieren, was in ihren Leben passiert, und den Kindern bewusst machen können, dass sie ein gesundes Leben führen sollen“, sagt Adina Manea:



    Diese Lehrer müssten aber extra dafür weitergebildet werden, denn es handelt nicht nur um die Vermittlung neuer Kenntnisse, sondern auch um die Berichtigung bereits erworbener Kenntnisse, die sich als falsch erweisen. Das gilt insbesondere für Pubertierende und Teenager, die sich im Internet sehr leicht Informationen beschaffen. Es handelt sich eigentlich um die Übermittlung von Einstellungen und Fähigkeiten.“