Tag: Kinder

  • Krebskranke Kinder: Verein „Kinderherz“ hilft bei der Therapie

    Krebskranke Kinder: Verein „Kinderherz“ hilft bei der Therapie

    Monatelang müssen Kinder zuweilen in der Therapie verbringen — sie werden sehr selten besucht, weil sie vom Land sind und die Eltern und Verwandten kein Geld für die Reise in die Gro‎ßstadt haben, oder sie sind Waisen. Sie vegetieren vor sich hin, einfache Subjekte chirurgischer Eingriffe, Strahlungsbehandlungen oder Chemotherapien. Das Personal ist zwar für sie da, aber die für eine Heilung wesentliche menschliche Nähe reicht oft die Zeit nicht. Die Stiftung Kinderherz“ hat vor diesem Hintergrund die Initiative Kein Kind allein im Krankenhaus“ gestartet. Adelina Toncean begann das Projekt im Notfallkrankenhaus Maria Sklodowska Curie“ in Bukarest.



    Ich bin freiwillige Helferin in der Neugeborenen-Therapie im Marie-Curie-Krankenhaus. Ich habe damit im Alleingang angefangen, nachdem ich zwei schwer kranke Kinder zu mir nach Hause genommen habe — eines von ihnen hat es leider nicht geschafft. Das andere Kind hat anderthalb Jahre allein in der Klinik verbracht und selbst wenn es über den Berg ist, leidet es immer noch am Trauma der Einsamkeit“, erzählt Adelina Toncean. Sie hat dann für ihre Idee geworben und heute sind 3200 Helferinnen und Helfer unterwegs in Krankenhäusern, um einsamen Kindern beizustehen.



    Das Redaktionsteam von RRI traf Toncean an einem schweren Tag — sie hält einen Jungen im Arm, dem es offensichtlich nicht sehr gut geht. Das ist eines der Kinder, dem ich täglich zu essen gegeben habe. David habe ich praktisch anfangs mit der Spritze, dann mit der Flasche gestillt. Heute habe ich ihn wieder gefunden. Ihm passiert, was einsamen Kindern oft passiert — sie werden entlassen, landen dann aber in einem schlechten Zustand wieder hier. Diesmal war er intubiert, er ist an Masern erkrankt. Ein anderes Kind muss heute verabschiedet werden — auch nicht der angenehmste Teil im Leben einer Helferin“, seufzt die Frau.



    Tausende Menschen meldet sich für Tonceans Programm — Teenager, aber auch Senioren, die selbst Enkelkinder haben. Die einzige Voraussetzung ist, nicht an übertragbaren Krankheiten zu leiden. Sie absolvieren dann einen Kurs, bei dem sie lernen, wie sie auf der Intensivstation helfen können — aber auch, wie sie mit Situationen zwischen Leben und Tod umgehen. Im Training wird Petruţa“ eingesetzt:



    Petruţa ist ein Simulationsgerät, eine Puppe. Sie sieht aus wie ein Neugeborenes, wiegt auch etwa so viel, und verhält sich auch so. Sie hat eine Wirbelsäule, Schlüsselbeine, den Kopf muss man wie bei einem Baby stützen. Man kann sie realitätsgetreu intubieren, ihr einen Katheter setzen… So lernen die Helferinnen und Helfer, wie man mit einem Kind umgeht und wie man es im Arm hält — denn jedes Kind hat das Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden.“




    Das ist eines der ersten Lektionen, die die Helferinnen lernen — unter ihnen auch Andrada Constantiniuc. Ich habe in mehreren Städten lange Zeit als freiwillige Helferin gearbeitet und als ich nach Bukarest kam, suchte ich etwas, das mir auch liegt. Ich habe vom Projekt erfahren und mich sofort gemeldet. Auf der Intensivstation des Marie Curie sind mehrere Kinder, die keine Eltern haben, und weil sie ständig alleine sind, verläuft die Heilung auch langsamer. Unsere Aufgabe ist, bei ihnen zu sein, dem Personal zu helfen, Babys zu stillen — manchmal dauert es ja auch eine Stunde, bis sie 100 ml zu sich nehmen. Ein Kind, das den menschlichen Kontakt spürt, heilt schneller, das Gehirn entwickelt sich besser und auch der Überlebensdrang ist stärker als bei einem Kind, das alleine ist und einfach den Kampf aufgibt“, sagt Andrada Constantiniuc.



    Freiwillige Helfer wie sie verbringen 2-3 Stunden wöchentlich im Krankenhaus. Sie haben so das Gefühl, dass sie auch etwas davon haben: Grundsätzlich ist das für uns ja auch ein Gewinn, nicht nur für die Kinder — denn man begreift, was wichtig ist im Leben und was belanglos ist“, erzählte sie unserem Redaktionsteam.

  • Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

    Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

    Ferentari — das ärmste und problematischste Viertel von Bukarest. Bekannt für häusliche Gewalt, Prostitution, Drogenkonsum und -handel, Armut und Analphabetismus. Welche Chancen auf ein normales Leben haben die hier geborenen und aufgewachsenen Kinder? Im Stadtteil Ferentari gibt es mehrere soziale Projekte zur Unterstützung dieser Kinder, aber auch der erwachsenen Roma.



    Ionuţ Oprea ist Schauspieler. Vor sechs Jahren begann er, als Freiwilliger für den Klub für alternative Bildung der NGO Policy Center for Roma and Minorities“ zu arbeiten. Der Klub wurde für Kinder in Risikosituationen, die in den Ghettos wie Ferentari leben, geschaffen. Ionuţ Oprea hat es im Laufe der Zeit geschafft, die kulturellen Unterschiede zu überwinden und näher an diese Kinder heranzukommen. Für diese ist das Theater Therapie geworden.



    Ich kam mit meinen Werten, meinem Wissen und meiner Bildung, und ich kam an einen Ort, an dem meine Werte nicht allzu gültig waren. Hier ist die Welt irgendwie auf den Kopf gestellt. Da, wo ich herkomme, wird Bildung als etwas Gutes angesehen, von dem man so viel wie möglich haben sollte. Hier muss man sowohl die Kinder, mit denen man arbeitet, als auch ihre Eltern davon überzeugen, dass die Bildung ein Weg und eine Lösung sein kann, um aus einer schwierigen Situation herauszukommen. Ich wei‎ß nicht, ob ich sie schon überzeugt habe. Alles, was ich tun kann, ist jeden Tag hierher zu kommen und dieselben Dinge zu sagen. Und darauf bestehen. Niemand garantiert mir den Erfolg, niemand garantiert, dass ich etwas verändert habe.“




    Der Erfolg wird jedoch sichtbar, und man sieht schon, dass die Tätigkeit von Ionuţ Oprea etwas bringt:



    Insbesondere Nicoletas Fall bringt mir Freude. Von Anfang an bemerkte ich in ihr eine Einstellung gegenüber dem Leben, mir selbst, und dem Theater, die mich denken lie‎ß, dass sie eine Anführerin werden könnte. Ich habe gesehen, wie andere mit ihr umgehen, wie sie mit anderen umgeht. Sie gibt mir die grö‎ßte Hoffnung, denn sie hat angefangen, zu schreiben, sich zu informieren, Musik zu komponieren, ein Theaterstück zu schreiben. Und sie ist nur ein Beispiel. Es gibt in der Truppe noch weitere Jugendliche, die jetzt, nach einigen Jahren, anfangen, verschiedene Fähigkeiten zu entdecken und einen Platz in der Gruppe zu finden. Einer spielt den technischen Leiter, ein anderer beschäftigt sich mit dem Poster und dem Bild, einer ist für die Probendisziplin zuständig. Jeder entdeckt seine Rolle in der Gruppe. Und das bringt mich dazu, weiter zu machen.“




    Nicoleta Ghiţă, einer der gro‎ßen Erfolge von Ionut Oprea, ist 18 Jahre alt und hatte Theaterkurse besucht, bevor Ionuţ Oprea nach Ferentari kam. Als Kleinkind fühlte sie schon, dass das Theater ihre Leidenschaft ist, und sie hat bereits gezeigt, wie talentiert sie ist. Sie hat eine harte Kindheit hinter sich und fing an, mit 15 Jahren zu arbeiten.



    Jetzt kann ich sagen, dass ich mich irgendwie erfüllt fühle, weil ich mich sehr weiterentwickelt habe. Von diesem elenden Kind, das niemand mochte und auch selber niemanden mochte, zu einer Person mit Freunden und Bekannten, die überall gut aufgenommen wird. Jetzt mag ich auch Leute! Es ist eine totale Veränderung. Und ich kann sagen, dass, wenn ich sehe, dass Ionuţ stolz auf mich ist, ich mich auch stolz fühle. Nach drei oder vier Monaten hat mich Ionuţ überredet, mit dem Geschichtenerzählen anzufangen. Ich bemerkte, dass ich mich dadurch aussprach, dass ich mich dadurch entspannte. Oft sind es ein paar Geschichten, die ich auf Facebook schreibe und poste. Dann gibt es andere, die ich für mich selbst schreibe, um meine Probleme los zu werden. Au‎ßerdem liebe ich die Musik und ich würde gerne in den Musik- und Theaterbereich gehen.“




    Daniela Vlăsceanu ist 34 Jahre alt und hat drei Kinder. Sie wurde in Ferentari geboren und ist dort aufgewachsen. Seit über acht Jahren hilft sie Menschen in Not. Im Juni 2016 trug sie zur Gründung eines Gemeinschaftszentrums bei. Hier organisiert sie Freizeitaktivitäten für Kinder, hilft ihnen bei den Hausarbeiten, organisiert Feste, sammelt Spenden. Jetzt will sie Geld für ein Ferienlager sammeln, sie arbeitet mit ungefähr 25 Kindern, die meisten von ihnen im Alter von 6 bis 12 Jahren. Sie hat sich vorgenommen, mit ihnen bis zum Ende“ zu gehen, das hei‎ßt, sie möchte sehen, dass die Kinder weiter das Gymnasium und eine Hochschule besuchen.



    Zum Gemeinschaftszentrum kommen auch Erwachsene. Viele haben keine Identitätspapiere, manche haben Kinder, die Drogen nehmen. Das Hauptproblem? Die Armut, natürlich. Daniela Vlăsceanu dazu:



    Wegen der Armut haben sie keine Krankenversicherung, sie können nicht zum Arzt gehen, sie können nicht ins Krankenhaus gehen. Sie haben kein Einkommen. Krank und arm. Ich habe und werde das Ferentari-Viertel nicht ändern können, aber ich denke schon, dass wir alle ein kleines Bisschen tun können. Entweder haben wir jemanden mit den Papieren geholfen, oder es gab Projekte von anderen Organisationen. Jetzt bekommen fünf ältere Menschen einmal in der Woche Essen von einer anderen Organisation. Es ist nicht viel, aber wenn ich wei‎ß, dass jemand einmal in der Woche zu ihnen geht und ihnen zwei Tüten Lebensmittel bringt, ist es besser als nichts. Oder wenn sie keine Papiere haben, und du hilfst ihnen, ein Zertifikat, einen Personalausweis zu bekommen, und sie können dann medizinische Hilfe oder eine Rente bekommen…“




    Ebenfalls von Daniela Vlăsceanu erfuhren wir, dass es im Ferentari-Viertel mehrere NGO gibt, die Drogenkonsumenten helfen und bei der Beschaffung von Papieren helfen. Wie könnte sich die Lage in Ferentari noch mehr ändern?



    Ich wei‎ß nicht einmal, womit ich anfangen soll… Arbeitsplätze, damit sie etwas zum Leben haben. Besser ausgestattete Schulen, wo die Decken nicht mehr einstürzen. Wir haben ein paar Schulen in der Nachbarschaft, aber sie sind auf dem Standard von… Ferentari eben. Kinder kommen zur Schule, aber sie scheinen nicht allzu viel zu lernen. Ich denke, es besteht ein Bedarf an besser ausgebildeten Lehrern. Polikliniken… Von einem Krankenhaus kann nicht die Rede sein, für Ferentari wäre das schon zu viel.“

  • Merci Charity Boutique: Wohltätigkeit für benachteiligte Kinder

    Merci Charity Boutique: Wohltätigkeit für benachteiligte Kinder

    Ein Kind lächelt im Durchschnitt 370 mal am Tag, ein Erwachsener siebenmal während ein krankes Kind zehnmal am Tag lächelt“ — das hat die Wohltätigkeitsorganisation Merci Charity Boutique“ festgestellt. Die Organisation, die sich selber als Laden für gute Taten und soziales Engagement“ bezeichnet, hat sich vorgenommen, das Lachen aller Kinder und vor allem der kranken Kinder schöner zu machen. Im Fall von krebskranken Kindern, deren Zahngesundheit besonders wichtig ist, erweist sich die Aufgabe der Organisation als besonders schwierig. Ein Lächeln auf das Gesicht von Kindern in ländlichen Regionen zu zaubern, ist ebenfalls keine einfache Aufgabe. Dort gibt es keine staatliche Zahnarztpraxis und 75% der Kinder im Alter von 6–11 Jahren haben Karies auf Milchzähnen. Alina Ţiplea und Daniela Staicu von Merci Charity Boutique“ haben sich infolgedessen vorgenommen, eine mobile Zahnarztpraxis einzurichten, die die rumänischen Dörfer bereist. Und sie haben es geschafft. Alina Ţiplea erläutert:



    Dieses Projekt haben wir im Jahr 2014 gestartet. Die Kinder vom Onkologischen Institut, für welche die Mundgesundheit sehr wichtig ist, wurden in einer Zahnarztpraxis behandelt, die sich unserem Projekt angeschlossen hat, die aber leider in einem anderen Teil Bukarests liegt. Diese Variante der mobilen Zahnarztpraxis gibt es schon seit vorigem Jahr, wie wir darauf gekommen sind? Weil einige der krebskranken Kinder schwer mit dem Auto durch die Stadt transportiert werden können. Darüber hinaus, hatten wir in den vergangenen Jahren zahlreiche Bildungsprojekte im ländlichen Raum angesto‎ßen und so konnten wir feststellen, dass die Kinder, die auf dem Lande leben, die medizinischen Dienstleistungen als ein Muss empfinden, aber es fehlt ihnen leider an Ressourcen. Wir haben also in einem Lieferwagen eine Zahnarztpraxis eingerichtet, die wie jede andere Praxis funktioniert.“




    Mit dem Projekt Die Zahnfee“ ist die Wohltätigkeitsorganisation durch das ganze Land gefahren. Somit haben sie festgestellt, dass es mehrere Zahnarztpraxen auf dem Papier gibt als in Wirklichkeit. Nicht selten stellte das engagierte Team fest, dass es vor Ort keine Praxis gab oder dass es doch eine gab, wo kein Arzt anwesend war. Da es sich meistens um sozial benachteiligte Gemeinden handelt, haben viele Menschen keine Möglichkeit, ein paar Kilometer bis zur nächsten Klinik zu fahren. Daniela Staicu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    In den ländlichen Schulen gib es auch keine Kinderarztpraxis, meistens weil es keinen Platz dafür gibt, denn die Schulen funktionieren in Gebäuden mit einem oder zwei Räumen. Die Kinderkliniken, die es auf dem Lande gab, mussten ihr Personal abbauen und haben in vielen Fällen auf die Dienstleistungen des Zahnarztes verzichtet. Es kam auch vor, dass die Ärzte keine finanzielle Motivation hatten, denn eine zahnärztliche Behandlung ist meistens aufwendig und viele Menschen auf dem Lande können es sich nicht leisten. Es gibt ein nationales Programm, das den Kindern und Teenagern unter 18 Jahren kostenlose zahnärztliche Behandlung ermöglicht, aber nur wenn der behandelnde Arzt einen Vertrag mit der nationalen Krankenversicherungskasse abgeschlossen hat, sonst müssen die Eltern aus der eigenen Tasche bezahlen.“




    Die aktuelle Situation sei nicht nur auf die unzulängliche medizinische Fürsorge zurückzuführen, sondern auch auf die mangelnde Bildung in diesem Bereich, glaubt Daniela Staicu:



    Viele Kinder haben keine Zahnpasta und keine Zahnbürste, andere wissen nicht, dass man die Zahnbürste einmal in drei Monaten wechseln soll. Man sollte zumindest am Anfang des Schuljahres den sozial benachteiligten Kindern eine Zahnbürste schenken. Ich habe persönlich nie vorher so viel Karies bei Kindern wie hier gesehen, es gibt acht- und neunjährige Kinder, die ihre Zähne verlieren, ganz davon zu schweigen, dass viele schiefe Zähne haben und das nicht korrigiert wird oder dass viele zahnärztliche chirurgische Eingriffe brauchen. Niemand sieht diese Kinder, niemand macht sie darauf aufmerksam, dass sie als Erwachsene gro‎ße Probleme bekommen können, niemand ermöglicht ihnen den Zugang zu einer zahnärztlichen Grundbehandlung.“




    Dafür sorgt jetzt die Wohltätigkeitsorganisation Merci Charity Boutique“ und ihr engagiertes Team, dem sich auch freiwillige Ärzte angeschlossen haben. Alina Ţiplea:



    Nicht nur unserem Bukarester Team haben sich freiwillige Ärzte angeschlossen, sondern auch in anderen Städten. So bleiben die Ärzte in Kontakt mit den Menschen in Dörfern, die nicht leicht zu erreichen sind. Es gibt Kinder, die langandauernde Behandlungen brauchen, und in dieser Art treten Ärzte und Eltern in Kontakt miteinander, damit die Behandlung fortgesetzt wird. Wir werden zudem eine zweite mobile Zahnarztpraxis einrichten, eine Bank hat uns einen Gro‎ßwagen dafür gespendet. Auf unserer Webseite sind die Namen aller Sponsoren zu finden, wir haben au‎ßerdem auch Finanzierungen von Privatpersonen erhalten. Die Ärzte bieten ihre Dienstleistungen freiwillig an, wir müssen ihnen aber alle Ressourcen zur Verfügung stellen, damit sie das jeweilige Dorf erreichen können. Die mobile Praxis ist sehr gut ausgestattet, wir kümmern uns natürlich auch um die Wartung des Wagens und um Benzin.“




    Um ihr Projekt fortsetzen zu können, werden Alina Ţiplea und Daniela Staicu weitere Spendenaktionen starten.

  • Abracadabra: Märchen und Kindergeschichten mit Kindern neuerzählt

    Abracadabra: Märchen und Kindergeschichten mit Kindern neuerzählt

    Ich schaff’s, ich bin ein Zauberer“ — das ist das richtige Passwort zur Märchenwelt. Sobald es in die Zauberwelt eintritt, schlüpft das Kind in seine vermutlich erste Rolle hinein, es wird zum Märchenheld“. Dabei handelt es sich um ein innovatives Konzept, dass dieses Jahr das Reifealter erreicht. Die Stiftung Abracadabra, geleitet vom Schauspieler Marian Râlea, startete das Projekt, vor gut 18 Jahren, in Zusammenarbeit mit dem Bukarester Nationaltheater I.L.Caragiale“.



    Wir unterhielten uns über das Projekt mit dem Schauspieler Marian Râlea — dem Magier, so wie er in der Öffentlichkeit häufig genannt wird. Diesen Spitznamen erlangte der beliebte Schauspieler viele Jahre davor, dank der Rolle, die er in einer erfolgreichen Kindersendung hatte:



    Unser Projekt setzt in natürlicher Weise die Kindersendung »Abracadabra« fort, die 10 Jahre lang im Fernsehen lief. »Abracadabra« lie‎ß die Kinder Märchenhelden werden. Schon damals konnte ich bemerken, dass sich die Kinder mehr wünschen als nur zuschauen und zuhören. Kinder wollen mitmachen. Wir dachten, es sei wichtig, dass die Kinder weiter spielen. Die Theaterbühne schien der geeignete Ort zum Weiterspielen. Denn auch die Schauspieler spielen ihre Rollen. 2001 starteten wir das Projekt mit der ersten Begegnung auf der Bühne des Nationaltheaters. Sie fand am Palmsonntag statt. Wir haben extra diesen Feiertag gewählt, der in der rumänischen Kultur sehr wichtig ist. Er kündigt die Ankunft der Frühlings mit Blumen und Sonnenschein und lächelnden Gesichtern an. Wie im Nu sind 18 Jahre vergangen…“




    Kinder im Alter zwischen 4 und 10 Jahren werden auf der Bühne des Nationaltheaters erwartet, um zusammen mit Marian Râlea und seinem Team zu singen, zu tanzen und Spa‎ß zu haben. Im Laufe des Jahres werden alle Kinder der Reihe nach unsterbliche Märchenhelden. Die Schauspieler Marian Râlea, Adina Cristescu und ihre Mitarbeiter planen alles ganz genau. Mehr Einzelheiten dazu bringt Marian Râlea:



    Wir dachten uns für jedes Jahr ein anderes Thema aus — »Spiele der Kindheit«, »Märchen von Mihai Eminescu«, »Märchen von Ion Creangă«. In einem Jahr haben wir sogar Shakespeares Geschichten inszeniert. Im Mittelpunkt waren allerdings fast immer rumänische Märchen und Geschichten, mythologische Figuren der rumänischen Folklore. Im Unterschied zur Universalliteratur sind die Helden in rumänischen Märchen weder so gut, wie sie sich zeigen, noch so böse, wie sie erscheinen mögen. Je nach Jahreszeit haben wir die rumänischen Feier- und Festtage mit den dazugehörenden typischen Gestalten in den Vordergrund gebracht. Dragobete, Baba Dochia — das sind für uns Boten des Frühlings. Dann beginnen die Geschichten, die sich um die Ostertradition drehen, Geschichten über kleine Insekten, die zum Leben erwachen, über Blumen, die nach dem harten Winter wieder zu Leben kommen. Doch das Allerwichtigste ist die Interaktion mit den Kindern, die Tatsache, dass sie mitspielen, sich in der Aufführung einbringen. Die Kinder steigen auf die Bühne und werden zu Märchenhelden. Manchmal kennen sie die Geschichte — das freut uns, denn es hei‎ßt, die Eltern haben sie ihnen vorgelesen –, manchmal wiederum nicht. Die Kinder bekommen immer die positiven Rollen. Wir, die Schauspieler, verkörpern fast immer das Böse. Die Kinder sind immer weder der Märchenprinz oder die Traumprinzessin.“




    Wie in einem Märchen, spärlich verkleidet und lediglich mit ein paar Dingen bewaffnet, lernen die Kinder, ihre Angst zu überwinden und heldenhaft gegen böse Geister und dunkle Mächte vergangener und zeitgenössischer Märchen zu kämpfen. Die Aufführungen sind höchst interaktiv. Der Magier orientiert die Kinder in ihren Rollen, begleitet sie im Laufe der Geschichte. Manchmal spielen mehrere Kinder gleichzeitige die gleiche Rolle, denn es hei‎ßt, in der Märchenwelt sei doch alles erlaubt.



    Seit 18 Jahren ist der Theatersaal des Nationaltheaters jeden Sonntagvormittag proppenvoll. Dennoch kann Marian Râlea nicht genau einschätzen, wie viele Kinder auf die Bühne im Laufe der Zeit gestiegen sind. Ab und zu kommen Jugendliche im Teenager-Alter zur Aufführung und schauen sich nostalgisch die Interaktion auf der Bühne zu. Den Schauspielern fällt es schwer, die ehemaligen Kinder zu erkennen, doch sie stellen mit Genugtuung fest, dass sie eine Spur in ihren Herzen hinterlassen haben. Sie wissen auch nicht, ob irgendein Kind, das mal auf der Bühne war, die Schauspieler-Laufbahn gewählt hat. Dazu Marian Râlea:



    Das war ja auch nicht unser Ziel. Wäre es gewesen, so hätten wir einen Schauspiel-Klub einrichten können. Für uns war aber wichtig, dass sie ihre Angst überwinden, sich mir den eigenen Gefühlen konfrontieren, auf die Bühne steigen und weiter spielen. Denn der Beruf des Kindes ist hauptsächlich das Spiel. Au‎ßerdem wollten wir die vor allem rumänische Märchen und die rumänische Sprache sowie die Interaktion der Kinder fördern.“




    Mit einem Luftballon als Schwert, einem Lappen als Kleid oder als Zaubermantel, einem leeren Eierkarton als Schild engagieren sich die Kinder im Kampf gegen das Böse und verwandeln sich für ein paar Stunden in Märchenhelden. Weder muss man die Rollen im Voraus kennen noch die Geschichte, in der das Kind auftritt. Schauspielerische Begabung ist auch nicht wichtig. Es ist sogar erlaubt, schüchtern zu sein. Auf der Bühne haben alle Kinder Platz. Die Geschichte wird jedes Mal neu geschrieben, spontan, unter der Leitung des Magiers Marian Râlea. Seit 18 Jahren erwartet er jeden Sonntagvormittag die Kinder im Nationaltheater, um zusammen die Märchen jedes Mal neu zu erfinden.

  • Kinder in der digitalen Welt: Chancen und Gefahren

    Kinder in der digitalen Welt: Chancen und Gefahren

    Eine aktuelle UNICEF-Studie zeigt: Die Jugendlichen im Alter zwischen 15-24 Jahren haben den intensivsten Zugang zum Internet. Einer von drei Internetnutzern weltweit ist ein Kind oder ein Jugendlicher unter 18. Für diese Altersklasse bringt das Internet einen gewissen Nutzen, es birgt aber auch Gefahren. Aber vor allem wirkt sich ein fehlender Internet-Anschluss negativ auf ihre Aussichten aus. Ebenfalls gemä‎ß der UNICEF hätten knapp 29% der Jugendlichen weltweit, etwa 346 Millionen Menschen also, keinen Zugang zum Internet. In Afrika etwa seien circa 60% der jungen Menschen nicht ans Internet angeschlossen, in Europa wären es nur 4%. Also ist der Zugang zum Internet auch zu einem Anhaltspunkt für ein wirtschaftliches und kulturelles Gefälle geworden. Das sei auch hierzulande bemerkbar, sagt Pieter Bult, UNICEF-Vertreter in Rumänien.



    In dieser Situation finden sich vor allem Kinder aus abgelegenen Gegenden wieder, oder Kinder, die von Armut, sozialer Ausgrenzung und Notfällen betroffen sind. Auch lässt sich in Rumänien — einem der Länder mit den schnellsten Internetverbindungen — ein extremes Gefälle zwischen den einzelnen Entwicklungsregionen in Sachen Internetzugang feststellen. Auch der Anteil der Personen, die jemals das Internet benutzt haben, schwankt zwischen 87,3% in der Region Bukarest-Ilfov und weniger als 70% in der Region Nordost, einer überwiegend ländlichen Region mit einer viel grö‎ßeren Armut.“




    Die digitalen Unterschiede wegen des Internetzugangs sind also Grund zur Sorge, neben den bereits intensiv diskutierten Ursachen wie Online-Aggressivität und Internetkriminalität, so Pieter Bult.



    Wir sehen vermehrt Fälle von Cyber Bullying (Einschüchterung) und neue Formen von Gewalt, Missbrauch und Kindermissbrauch — etwa Kinderpornographie auf Wunsch des Kunden und Livestreaming mit missbrauchten Kindern. Mit Hilfe anonymer Profile auf den sozialen Netzwerken und der nicht gesicherten Foren, die mit Online-Spielen in Verbindung stehen, können die Täter leichter Kinder ansprechen, die sich der lauernden Gefahren nicht bewusst sind. Und in diesen Fällen sind anfällige Kinder, wie etwa die aus bildungsfernen Familien, grö‎ßeren Gefahren ausgesetzt.“




    Laut einer Studie der Kinderrechtsorganisation Save the children“ surfen 78% der Kinder täglich oder fast täglich im Internet. 90% von ihnen benutzen mindestens ein soziales Netzwerk. Immerhin haben nur 17% von ihnen angegeben, sie würden weniger Zeit mit Familie, Freunden und Hausaufgaben verbringen als online. Andererseits erklärten 45% der Kinder und Jugendlichen, sie seien im Internet belästigt worden. Demzufolge ist es wichtig, Kinder vor den Gefahren im Internet zu schützen, eben damit das Internet zu einer Ressource für Bildung und eine ausgeglichene Entwicklung wird.



    Derweil scheinen sich die Kinder selbst bewusst zu sein, dass das Internet ein zweischneidiges Schwert ist, wie Constantin Eugen Gheorghe, Schüler der sechsten Klasse an der Bukarester Schule Ferdinand I., sagt:



    Das Internet ist für mich eine Inspirations- und Informationsquelle. Ich glaube, dass das Internet nützlich sein kann, aber in manchen Fällen kann es gefährlich sein. Zum Beispiel hilft es uns bei den Hausaufgaben und bei der Recherche für Referate und bietet uns zudem einen raschen Zugang zu komplexen Kenntnissen. Gleichzeitig gibt es im Internet Spiele, bei denen wir den Umgang mit Gleichaltrigen pflegen. Andererseits müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn wir bestimmte Seiten besuchen, denn es gibt viele Wege, die ins Böse führen. Es ist wichtig, dass Eltern und Lehrer uns das Surfen im Internet nicht verbieten, sondern im Gegenteil, sie sollten uns dabei unterstützen.“




    Eben weil Erwachsene — Eltern und Erzieher zugleich — das Verhalten der Kleinen im Internet besser beobachten und sie auch zu sicheren Seiten und Aktivitäten führen wollen, haben die rumänischen Behörden einen Leitfaden veröffentlicht. Er trägt den Titel Die ersten sicheren Schritte im digitalen Leben“ und wurde vom Landeszentrum für Zwischenfälle im Bereich Cybersicherheit (CERT.RO) erarbeitet. Die Broschüre enthält Grundwissen und Richtlinien für ein sicheres Surfen im Internet, wie uns Cătălin Aramă, Generaldirektor von CERT.RO mitteilte:



    Wir haben die Informationen und Aktivitätsformen für Kinder in drei gro‎ße Kategorien eingeteilt: Online-Umgang mit anderen, Teilen von Angaben über sich selbst und Zugang zu Inhalten. Der Leitfaden nennt für jede der drei Kategorien eine Reihe von identifizierten Gefahren, empfiehlt Ma‎ßnahmen und zieht bestimmte Schlüsse. Sicher, es werden ausgeprägt technische Lösungen geboten. Im Leitfaden gibt es Adressen oder Links zu nützlichen Adressen, wo Erwachsene sich informieren können und ihre ersten Schritte für eine Überwachung der Aktivitäten ihrer Kinder im Internet unternehmen.“




    Indes ist es auch die Empfehlung der UNICEF: Kinder sollten ins Zentrum der Digitalpolitik rücken – sowohl für eine optimale Nutzung des Internets als auch für die Reduzierung der Gefahren.

  • Krebskranke Kinder: NGO helfen, Leid und Behandlung zu lindern

    Krebskranke Kinder: NGO helfen, Leid und Behandlung zu lindern

    Zwei kranke Kinder oder ein krankes Kind und seine Mutter teilen sich ein Bett. Viele kranke Kinder und ihre Eltern stehen Schlange vor der Tür der einzigen Toilette der 31-Betten-Kinderkrebsabteilung. Eine Schlange bildet sich auch vor dem einzigen Waschbecken in einem Sechsbett-Krankenhauszimmer. Übermüdete Eltern sitzen tagelang, wochenlang, monatelang am Bett ihrer krebskranken Kinder. So sieht der Alltag im Bukarester Kinderkrankenhaus Marie Curie“ aus. Demnächst soll aber im Hof dieses veralteten Krankenhauses ein neues, privates Krankenhaus für krebskranke Kinder errichtet werden.



    Die Initiative dazu hatte der Verband Dăruieşte Viaţă“ (dt. Leben schenken“), eine NGO, die sich vorgenommen hat, die schwarzen Statistiken über krebskranke Kinder in Rumänien zu ändern. Laut Statistiken stirbt in Rumänien jedes zweite krebskranke Kind; europaweit liegt die Überlebensrate der krebskranken Kinder bei 80%. In den letzten 50 Jahren hat der rumänische Staat im Bereich Kinderkrebsmedizin kein neues Krankenhaus gebaut, sagt die Vertreterin des Verbandes Dăruieşte Viaţă“, Carmen Uscatu:



    In Rumänien existiert kein Zentrum für integrierte Onkologie für krebskranke Kinder. Ein krebskrankes Kind braucht während der gesamten Therapie unterschiedliche Behandlungen, wie Chemotherapie, Strahlentherapie, Chirurgie, Intensivtherapie und vieles mehr. In Rumänien wurde noch nie ein Krankenhaus gebaut, das all diese Behandlungsmöglichkeiten bieten könnte, und wir wollen etwas in dieser Hinsicht tun.“




    Das neue Krankenhaus soll im Hof des Krankenhauses Marie Curie“ gebaut werden. Vor einiger Zeit wollte die Krankenhausleitung die bereits existierenden Räumlichkeiten umbauen und modernisieren. Schnell wurde es aber klar, dass ein neugebautes Krankenhaus für krebskranke Kinder die bessere Lösung wäre. Somit erhielt das Projekt des Verbandes Dăruieşte Viaţă“ die Genehmigung und die volle Unterstützung der Krankenhausleitung. Oana Gheorghiu vom Verband Dăruieşte Viaţă“ erinnert sich:



    Seit 2009 renovieren und modernisieren wir Onkologie-Abteilungen in rumänischen Krankenhäusern. Dasselbe wollten wir auch im Krankenhaus »Marie Curie« tun, wir wollten die Krebsabteilung neu gestalten, so dass jedes Zimmer eine eigene Toilette, eventuell ein komplettes Badezimmer hat. Zusammen mit unserer Architektin haben wir die Räumlichkeiten des Krankenhauses untersucht, aber wir haben festgestellt, dass ein solcher Umbau nicht möglich war. Alles war zu eng gebaut, es gab nicht genug Raum für unsere Pläne. Am alten Standort konnten wir nichts ändern — wir mussten ein neues Krankenhaus von Grund aus errichten.“




    Das neue Projekt sieht das Bauen eines 8.000 Quadratmeter gro‎ßen Krankenhauses vor; die Investition beziffert sich auf etwa 8 Millionen Euro. Bis jetzt wurde die Hälfte der notwendigen Summe gesammelt — das Geld kam von mehr als 1.500 Sponsoren und von mehr als 50.000 Privatpersonen, die monatlich 2 Euro spendeten.



    Für krebskranke Kinder sind aber Spielen und gute Laune genauso wichtig als medizinische Behandlungen, und daher sichert eine weitere Privatinitiative auch diese Alternativen. Magicamp ist ein Ferienlager für kranke Kinder in der Ortschaft Brăneşti, Landkreis Dâmboviţa (im Süden Rumäniens). Dort haben die kleinen Patienten die Möglichkeit, wie gesunde Kinder Ferien zu verbringen. Dazu die Magicamp-Leiterin Mihaela Călinoiu:



    Das Projekt »Magicamp« wurde im Jahr 2014 als Ferienlager für krebskranke Kinder gestartet. Mit der Zeit haben wir unsere Aktivität erweitert und seit 2016 funktionieren wir auch als Ferienlager für Kinder, die schwere Verbrennungen erlitten haben, und auch für Kinder, die einen geliebten Verwandten verloren haben und Psychotherapie brauchen, um die Tragödie zu akzeptieren und ein normales Leben zu führen. 2014 hatten wir 32 Kinder, die zwei Wochen in unserem Ferienlager verbrachten. 2015 verdoppelten sich die Ferienaufenthalte und die Zahl unserer Gäste: vier Wochen und 84 Kinder. 2016 kamen 180 Kinder mit schweren Verbrennungen hinzu — dieses Sonderferienlager nannten wir »Conectiv«, in Anlehnung an den Brand im Club Colectiv. 2017 hatten wir 220 Kinder in mehreren aufeinanderfolgenden Ferienlagern, insgesamt 11 Wochen voller Spielen, Staunen und Spa‎ß. Es war eine fantastische Erfahrung, die Kinder waren fabelhaft.“




    Ein Aufenthalt im Ferienlager Magicamp“ dauert in der Regel eine Woche. Während dieser Zeit werden die Kinder rund um die Uhr von einem Ärzteteam betreut. Für die kleinen Gäste gibt es eine Seilrutsche, eine Klettermauer, Reitkurse, und die Veranstalter erfinden jeden Tag neue Spiele. Alle Kinder haben viel Spa‎ß, der Aufenthalt im Magicamp hat mit Sicherheit eine positive Wirkung auf ihr seelisches Wohlbefinden. Mihaela Călinoiu dazu:



    Bei seiner Rückkehr ins Krankenhaus nach einem Aufenthalt im Magicamp ist das Kind besser ausgerüstet für den Kampf gegen die Krankheit, besser vorbereitet auf schmerzliche Behandlungen. Die Eltern sind selbstverständlich sehr wichtige Partner von Magicamp, sie haben uns ihre Kinder anvertraut, auch wenn sie uns noch nicht kannten. Wir sind zu den Eltern gegangen und haben ihnen zugeredet, ihre kranken Kinder eine Woche lang an einem unbekannten Ort mit unbekannten Menschen zu lassen. Das ist eine sehr schwere Entscheidung für die Eltern. Die Mütter oder Väter können ihre kranken Kinder nicht einmal eine Sekunde aus den Augen lassen, geschweige denn eine ganze Woche… Es ist wirklich schwer, aber es ist auch offensichtlich, dass die Eltern ab und zu etwas Zeit für sich brauchen.“




    Damit die Eltern in der Nähe ihrer kranken Kinder bleiben können, aber auch einen Raum für sich haben, startete Magicamp das Projekt MagicHome — es handelt sich um das Errichten eines 700 Quadratmeter gro‎ßen Elternzentrums neben dem grö‎ßten Krebskrankenhaus in Bukarest.

  • Experimentierpark Aquapic: Das nasse Element zum Spielen

    Experimentierpark Aquapic: Das nasse Element zum Spielen

    Über Projekte zur Neugestaltung des öffentlichen Raums wird immer häufiger gesprochen. Wird die Absicht, die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern, mit dem Wunsch, durch Spiel zu erziehen, ergänzt, so sind die Ergebnisse oft überraschend. Ein derartiges Projekt soll bald in der westrumänischen Stadt Temeswar umgesetzt werden. Das experimentelle Spielzentrum Aquapic erwartet ab dem Frühjahr des kommenden Jahres seine Kunden. Gro‎ß und Klein werden hier spannende Abenteuer zwischen Wassertropfen erleben können, so die Urheber des Projektes. 100 Jahre nach seiner Anlegung soll ein Dekantierbecken des Industriewasserwerks in Temeswar saniert und umgestaltet werden. Hier sollen demnächst Schiffsmodellbau-Wettbewerbe veranstaltet und Experimente im Zusammenhang mit schwebenden Körpern versucht werden.



    Es war eine glückliche Begegnung zwischen einem Verein Urban Survey, der sich mit der Umgestaltung des öffentlichen Raums beschäftigt, und dem örtlichen Wasserversorgungsunternehmen, der Stiftung Aquademica. Beide nahmen sich vor, einen unbenutzten Raum in einen Ort umzugestalten, an dem Kinder mehr über Wasser und Umwelt mittels Experimenten erfahren können — das erklärte uns Violeta Mihalache, die Leiterin des Vereins Urban Survey. Der Verein ist übrigens zuständig für die Kommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Projektes Aquapic:



    Die Industriewasser-Aufbereitungsanlage befindet sich gegenwärtig in einem Wohnviertel der Stadt, in einem 100 Jahre alten Art Nouveau-Gebäude. Das Gebäude wurde vom ersten Chef-Architekten der Stadt, László Székely, entworfen. Er hat die urbane Entwicklung der Stadt im Laufe der Zeit stark geprägt. Das Gebäude liegt inmitten eines wunderschönen Parks, der sich auf einer Oberfläche von fast 3 Hektar erstreckt. Innerhalb dieser Grünfläche liegen 2 Dekantierbecken. Es ist ein gro‎ßartiger Ort! Unser Projekt sieht die Neugestaltung eines gro‎ßen Teils des Parks, nämlich fast zweier Hektar vor. Wir haben mehrere Spielanlagen im Park angebracht, mittels derer die Kinder mehr über Wasser und verschiedene Wasserabläufe erfahren können. Die Kinder erfahren theoretische Kenntnisse in der Schule, zum Beispiel über den Wasserkreislauf in der Natur. Im Park können sie den Wasserkreislauf konkret verfolgen, wir erklären die Naturvorgänge in einer angenehmen und unterhaltsamen Weise. Darüber hinaus erzählen wir ihnen über einige Einrichtungen und Vorgänge, über die sie in der Schule nichts erfahren — zum Beispiel Wasserdämme oder Überschwemmungen. Wir verwenden gro‎ße Ausstattungen und erklären ihnen konkret die Abläufe. Die Kinder haben dabei die Möglichkeit, selbst Experimente durchzuführen und zu spielen. Denn eben aus diesem Grund haben wir den Park eingerichtet — damit die Kinder durchs Spielen etwas dazulernen, damit sie verstehen, wie wichtig die Umwelt ist und somit Respekt ihr gegenüber entwickeln.“




    Das 100 Jahre alte Gebäude wurde nach den originellen Bauplänen restauriert und in ein lebendiges Museum verwandelt. Dazu Violeta Mihalache:



    Wir haben alles bewahrt, was früher drinnen war: die Ausrüstungen, die Maschinen, die Wannen. Alles, was es 1916 umfasste, als es in Betrieb genommen wurde. Wir versuchten, das Industriewasserwerk in einen freundlichen Ort zu verwandeln. Unsere Absicht war, dass Kinder und Erwachsene verstehen, was einst eine Industriewasser-Aufbereitungsanlage war, wie damals der technologische Ablauf zur Industriewasserherstellung verlief. Ich beziehe mich auf die Vergangenheit, denn heute wird kein Industriewasser mehr produziert.“




    Das Projekt Aquapic, ein Versuchszentrum für Kinder“ ist fast fertig. Die Kinder werden im Frühjahr zum Experimentieren erwartet. Die Versuche werden im Freien durchgeführt, die Kinder hantieren mit Wasser herum, also bleibt das Zentrum nur während der warmen Saison offen. Wir baten Violeta Mihalache, uns mehr über die Versuche zu erzählen, die durchgeführt werden können.



    Es besteht die Möglichkeit, viele Experimente zu machen. Wir haben zum Beispiel eine Vorrichtung zum Fischen von Abfällen aus dem Wasser. Die Kinder lernen, was in den Kanal geworfen werden kann und was nicht. Gegenstände wie Wattestäbchen oder Abschminkpads gehören nicht in die Kanalisation. Nur die abbaubaren Teile können in die Kanalisation geworfen werden. Eine der von uns eingesetzten Vorrichtungen stellt das klar. Zum Schluss lernen die Kinder die Gegenstände, die in die Kanalisation geworfen wurden, wiederzuverwerten. Wir verwenden auch noch eine weitere Anlage, die unter Form von Wassertropfen aufgeführt wird. Wir nennen sie »Es regnet Fragen«. Die Kinder stellen Fragen und betätigen danach verschiedene Elemente der Anlage, die ihnen die richtige Antwort auf ihre umweltbezogenen Fragen liefern.“




    Ein im Werk eingerichtetes Labor im Kleinformat öffnet dazu den Kindern die Tore zur faszinierenden Welt chemischer Experimente. Aquapic ist demnach ein Versuchszentrum für Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren, denen die Möglichkeit geboten wird, sich durch Spielen weiterzuentwickeln.

  • BOOKerini – die Kinder-Buchmesse in der Mansarde

    BOOKerini – die Kinder-Buchmesse in der Mansarde

    Die Kinder von heute lesen immer weniger, und immer wenigere Eltern lesen ihren Kindern abends vor dem Einschlafen eine Geschichte vor. Jugendliche distanzieren sich auch immer mehr von Büchern, viele lesen nur noch am Bildschirm. Dieses Thema beschäftigt die Öffentlichkeit im zunehmenden Ma‎ße. Neulich entstanden auf private Initiative einige Projekte, die auf einen erfolgreichen Verhaltenswandel abzielen: anstatt sich zu beschweren, warum nicht diese ungeliebte Situation verändern? Der Kulturverband Câte-n lună şi-n mansardă“ (deutsch in etwa: In der Mansarde. Zum Himmel hinauf“) hat die erste Buchmesse für Kinder veranstaltet. BOOKerini fand an einem Wochenende in Bukarest statt. Die Organisatoren lockten die Kinder nicht nur mit Preisermä‎ßigungen bei Büchern an, sondern auch mit verschiedensten Workshops, sagt unsere Gesprächspartnerin Valentina Bâcu:



    Den Akzent legen wir auf wertvolle Bücher und wir tun unser Bestes, damit sich Kinder mit den verschiedenen Figuren der Kindergeschichten anfreunden. Daher haben wir dieser Messe eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wir haben kinderfreundliche Stände eingerichtet, die Regale liegen nicht hoch, damit die Kinder nach Büchern ohne Schwierigkeiten greifen können. Sie können zudem die Bücher in einer warmen, freundlichen und familiären Atmosphäre genie‎ßen. Sie können sich auf Bodenkissen und bequeme Sessel setzen und Bücher lesen. Nicht zuletzt organisieren wir eine Reihe von Veranstaltungen hier in der Buchhandlung Cărtureşti Verona. In der Mansarde hatten wir einen Monat vor Messebeginn auch eine Ausstellung zusammen mit den Kindern organisiert. Dort finden auch regelmä‎ßig Workshops für Kinder und verschiedene Lesungen statt.“




    Innerhalb der drei Messetage schien der herrschende Wirrwarr die Idee zu widerlegen, dass die Kinder und Jugendlichen von heute nicht mehr lesen. Unsere Gesprächspartnerin kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Trotz der verbreiteten Meinung lesen die Kinder von heute sogar viel, aber nur wenn es ihnen wirklich Spa‎ß macht, nicht wenn sie das Curriculum dazu zwingt. Das habe ich während der Arbeit mit Kindern entdeckt, das müssen sowohl die Kinder als auch die Lehrer verstehen. Sie wollen nicht die Bücher lesen, die für ihre Eltern als Meisterwerke gelten und die ihnen empfohlen werden. Das Wichtigste ist, meiner Ansicht nach, dass sie selber das Vergnügen am Lesen entdecken. Aus diesem Grund haben wir diese Messe organisiert, die anders ist als andere Fachveranstaltungen. Wir haben auch Leseräume mit einer gemütlichen Atmosphäre gestaltet, so zum Beispiel ein Zelt. Wir haben Workshops organisiert, wo sie Geschichten schreiben und Illustrationen zeichnen lernen. Meine Schlussfolgerung ist, dass die Kinder doch lesen, und die erste Auflage der Buchmesse BOOKerini bestätigt diese Schlussfolgerung. Am ersten Messetag haben sich mehr als 700 Kinder an unseren Veranstaltungen beteiligt, und wir hoffen, dass ihre Zahl zukünftig deutlich zunehmen wird.




    Nicht nur lesen, sondern auch schreiben macht den Kindern von heute Spa‎ß, haben wir bei BOOKerini festgestellt. Dort haben wir mit Delia Calancia gesprochen, die sich als die jüngste Autorin des Verlags Humanitas“ vorstellt. Die Neunjährige hat einen Band sowohl als Autorin als auch als Illustratorin unterzeichnet. Sie zeichnet schon seit drei oder vier Jahren. Nachdem sie lesen lernte, dienten ihr verschiedene Kindergeschichten als Inspirationsquelle für ihre Zeichnungen. Welche Bücher liest aber Delia?



    Ich liebe Fantasy-Bücher wie jene des britischen Schriftstellers Roald Dahl, so zum Beispiel »Matilda« und »Charlie und die Schokoladenfabrik«. Ich liebe eigentlich alle Bücher von Roald Dahl. Ich lese jeden Tag. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht lese.“




    Auch Petru Buzea ist ein junger Autor. Der 10-jährige hat zusammen mit seiner jüngeren Schwester Smaranda das Buch Poveşti scurte, dar cu haz“ (Kurze, jedoch lustige Geschichten“) geschrieben und bebildert. Wie sie auf diese Idee gekommen sind, erläutert Petru:



    Eines Abends, als ich nichts zu tun hatte, dachte ich: Warum nicht eine Geschichte schreiben? Ich fing an, zu schreiben, dann habe ich die Geschichte meiner Mutter gezeigt, und sie war davon begeistert. Ich baue meine Geschichten im Stil der Märchen auf, weil ich Märchen liebe, ich liebe, sie zu lesen. Vor kurzem dachte ich, dass ich mein eigenes Leben als Inspirationsquelle nutzen soll.“




    Auch die elfjährige Petra hat vor kurzem ihr Schreibtalent entdeckt. Die leidenschaftliche Leserin sagt dazu:



    Eben heute habe ich angefangen, ein Buch zu schreiben, aber ich mag auch Illustrationen zu zeichnen. Meine Eltern haben mir immer abends vor dem Einschlafen vorgelesen, meine Gro‎ßmutter auch. Sie schlief manchmal währenddessen ein, und so bin ich auf die Idee gekommen, selber zu lesen.“




    Die Eltern haben die Kraft, den Appetit ihrer Kinder aufs Lesen zu wecken. Das Lektüre-Festival Narativ“ richtet sich gleicherma‎ßen an Eltern und Kinder. Die zweifache Mutter Ana hat uns dort erzählt, warum sie mit ihren Kindern daran teilnimmt:



    Ich möchte, dass sich meine Kinder von Lektüre angezogen fühlen, weil die Kinder von heute viel Zeit mit digitalen Medien verbringen. Mein zehnjähriger Junge hat bereits angefangen zu lesen, das hat er alleine gelernt, aber hin und wieder muss ich ihn dazu motivieren. Meiner Tochter lese ich noch vor, denn sie geht jetzt in die erste Klasse und lernt gerade zu lesen. Wir lesen zusammen, aber dafür haben wir nur wenig Zeit zur Verfügung. Deswegen nehme ich mit meinen Kindern daran teil.“




    Das Festival Narativ“ fand bereits zum dritten Mal statt. Die Festspiele werden vom Verlag Curtea Veche“ organisiert und bieten den Kindern 3000 freie Plätze bei Workshops an, die darauf abzielen, den Appetit der Kinder auf Lektüre zu wecken. Wir haben die Vizepräsidentin des Verlags Miruna Meiroşu um Einzelheiten gebeten:



    Wir veranstalten unterschiedliche Workshops zu den verschiedensten Themen und dadurch wollen wir die Kinder davon überzeugen, dass Lesen sehr lustig und unterhaltsam sein kann. Wir versuchen gleichzeitig ihre Kreativität und ihren kritischen Geist zu fördern. Nicht zuletzt versuchen wir die Lektüre und Techniken der bildenden Kunst, so zum Beispiel das Schattentheater oder die Architektur, zusammenzubringen. Wir organisieren auch Storytelling-Workshops in Fremdsprachen. Wir nutzen packende Geschichten, damit Kinder Fremdsprachen üben können. Wir veranstalten auch verschiedene Konferenzen für Eltern. Seit drei Jahren setzen wir uns dafür ein, die Eltern mit dem Begriff »Parenting für Lektüre« vertraut zu machen. Es handelt sich um moderne Techniken, mit dem mangelnden Appetit der Kinder auf Lektüre umzugehen.“




    Wie eine vom Verlag Curtea Veche“ durchgeführte Umfrage ergibt, haben nur 8% der Bukarester Schüler Spa‎ß am Lesen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Eltern und die Lehrkräfte ihre Anstrengungen vereinen werden, um die Situation zu verändern.

  • Nachrichten 27.07.2017

    Nachrichten 27.07.2017

    Der Parlamentsausschuss zur Untersuchung der Präsidentenwahl von 2009 hat den Vorsitzenden der zwei Kammer des Bukarester Parlaments vorgeschlagen, das Verfassungsgericht über einen eventuellen juristischen Konflikt zwischen dem Parlament und dem Innenministerium zu informieren. Die Ausschussmitglieder beschwerten sich darüber, dass die General-staatsanwaltschaft es abgelehnt hätte, ihnen eine Kopie der bereits abgeschlossenen Akte betreffend die Präsidentschaftswahl 2009 zu Verfügung zu stellen. Beide Verfahren wurden nach den Enthüllungen eines umstrittenen Journalisten eingeleitet; der Journalist behauptete, die Präsidentschaftswahl 2009 sei von hohen Beamten des rumänischen Staates, einschlie‎ßlich von Chefs mehrerer Machteinrichtungen beeinflu‎ßt worden. Bei der Präsidentenwahl 2009 hatte sich der Vertreter der rechtsgerichteten Parteien, Traian Basescu, gegen den Sozialdemokraten Mircea Geoana durchgesetzt.



    Die Bukarester Regierung diskutierte am Donnerstag in einer ersten Phase über einen Gesetzentwurf, der Impfrichtlinien vorsieht. Die Gesetzesvorlage regelt zudem die Verantwortungen der Ärzte, der Behörden und der Eltern sowie die Organisierung und Finanzierung der Impfung in Rumänien. Die Regierung plant zudem eine breit angelegene Informierungskampanie, die die Eltern auf die Vorteile der Immunisierung, den Schutz gegen Kinderkrankheiten und mögliche Nebenwirkungen hinweisen soll. Laut der besagten Gesetzesvorlage soll zudem in der nationalen Arzneimittelreserve einen Vorrat an Impfstoffen mit Haltbarkeit von anderthalb Jahren angelegt werden, der wenigstens für die notwendigen Impfungen innerhalb eines Jahres ausreichen. Rumänien wird derzeit mit einer Masernepidemie konfrontiert, die sich weiter in Europa ausbreitete. In Rumänien und weiteren fünf Staaten wurden über 80% der Masern-Erkrankungen weltweit verzeichnet, teilte die Weltgesundheitsorganisation mit.



    Der rumänische Au‎ßenminister Teodor Meleşcanu unternimmt am Donnerstag und Freitag einen zweitägigen Besuch in Kasachstan. Meleşcanu wird sich in der kasachischen Hauptstadt Astana an der offiziellen Eröffnung der internationalen Ausstellung ‚Expo 2017 Astana Future Energy’ beteiligen. Der Besuch erfolgt auch im Kontext des 25. Jahrestages diplomatischer Beziehungen zwischen Rumänien und Kasachstan. Bei einem Treffen des rumänischen Au‎ßenministers Teodor Melescanu mit dem kasachischen Premierminister Bakytzhan Sagintaev äu‎ßerten beide Gesprächspartner Interesse für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen, vor allem in Bezug auf den politischen Dialog und die wirtschaftlichen Beziehungen. Ebenfalls am Donnerstag besuchte der rumänische Au‎ßenminister die Region Karaganda, wo eine wichtige rumänische Gemeinde lebt. ‚Expo 2017 Astana’ bringt bis zum 10. September 114 Länder zusammen. Rumänien wird an seinem Pavillon auf der internationalen Ausstellung eine Nachbildung des stärksten Lasers der Welt präsentieren, der in Rumänien gebaut wird.



    Rumäniens Präsident Klaus Iohannis wird zwischen dem 4. und dem 6. August im mittelrumänischen Sibiu/Hermannstadt am grö‎ßten Treffen der Siebenbürger Sachsen nach der Wende teilnehmen. Rund 12.000 Vertreter siebenbürgisch-sächsischer Gemeinden aus Rumänien, Deutschland, Österreich und den Vereinigten Staaten werden dabei erwartet. Wie der Vorsitzende des Siebenürgenforums, Martin Bottesch, bekanntgab, soll der rumänische Staatschef am 5. August am Gro‎ßen Ring in der siebenürgischen Stadt Sibiu eine Rede halten. Die Organisatoren planen rund 50 Veranstaltungen; mit besonderer Begeisterung wird der Trachtenumzug erwartet.



    Das Verfassungsgericht der Republik Moldau hat am Donnerstag das Dekret des moskautreuen Präsidenten Igor Dodon über die Organisierung eines konsultativen Referendums für verfassungswidrig erklärt. Laut dem Präsidenten des Verfassungsgerichtes, Tudor Panţâru, hätte der Staatschef dadurch seine Befugnisse überschritten. Dodon habe zudem mit der Unterzeichnung des besagten Dekrets, das vom Verfassungsgericht für ungültig erklärt wurde, gegen das Grundgesetz gesto‎ßen. Das Referendum sollte am 24. September stattfinden; der moldauische Staatschef wollte dadurch die präsidialen Befugnisse ausweiten, um das Parlament auflösen und vorgezogene Neuwahlen organisieren zu können. Die Opposition hatte beim Verfassungsgericht eine Klage gegen gegen das Dekret eingereicht.

  • Leseförderung: Bukarester Stadtbibliothek wirbt um Leser im öffentlichen Verkehr

    Leseförderung: Bukarester Stadtbibliothek wirbt um Leser im öffentlichen Verkehr

    Laut einer Umfrage von 2015 hätten 25% der in der Provinz lebenden Rumänen in den letzten 12 Monaten kein Buch gekauft. In Bukarest lag dieser Prozentsatz bei 6%. Zudem erklärten 62% der Bukarester, sie hätten in derselben Zeitspanne ein bis fünf Bücher gekauft. 48% der Bewohner anderer rumänischer Regionen gaben dieselbe Antwort. Diese Daten wurden vom Kultur-Konsum-Barometer vor zwei Jahren erfasst. Jetzt hat der Verein Curtea Veche“ eine neue Studie durchgeführt. Curtea Veche“ fördert das Lesen in den Reihen der Kinder. Valentina Roman, Leiterin des Vereins erklärt:



    Nur 8% der Kinder in Bukarest lesen aus Vergnügen in ihrer Freizeit. Ein Teil derer, die nicht lesen, sagen, sie hätten keine Zeit dazu, weil sie Schule und zusätzliche Kurse besuchen, oder sie würden keine Bücher finden, die ihnen gefallen. Die Eltern würden sie zwingen, Bücher zu lesen, die sie nicht interessant finden.“




    Im Rahmen der Studie wurden 1082 Schüler zwischen 11 und 14 Jahren befragt. Dabei stellte sich auch die Frage der Bibliothek-Besuche. Ob die Schüler in die Bibliothek gehen oder nicht, erfahren wir von Valentina Roman:



    Knapp zwei Drittel sagten uns, sie würden die Schulbibliothek nicht besuchen, weil es da keinen Leseraum gibt. Ein anderer Grund ist, dass sie keine für ihr Alter passenden Bücher finden. Ein kleiner Anteil besucht auch die öffentlichen Bibliotheken. Sie tauschen eher Bücher unter sich. Die meisten Lese-Empfehlungen kommen ja von den Freunden. Die Kinder bevorzugen diese den Empfehlungen der Schule oder der Eltern.“




    Auch wenn sie wenig bekannt und besucht werden, bieten die Bibliotheken in den unterschiedlichen Stadtteilen passende Leseräume und Bücher zum Ausleihen. Zugleich sind sie Orte, wo die Menschen in Kontakt miteinander kommen und wo gemeinschaftliche Projekte abgewickelt werden. Das wollten die Bibliothekare der Bukarester Stadtbibliothek Mihail Sadoveanu“ zeigen. Die Bibliothek hat Filialen in allen Bezirken der Stadt und in fast allen Stadtteilen. Die jüngste Kampagne der Bibliothek war Reise mit einem Buch“ und wurde in Partnerschaft mit dem Bukarester Verkehrsbund RATB abgewickelt. Anfang März haben die Bibliothekare in den öffentlichen Verkehrsmitteln Lächeln und Leseaufforderungen verteilt, wie uns Anca Râpeanu, Geschäftsführerin der Stadtbibliothek, erzählte:



    Ein Gro‎ßteil der Bukarester verbringt täglich, wegen des Verkehrs, viel Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Was wäre, wenn sie diese Zeit fürs Lesen ausnutzen würden? Was haben wir dann gemacht? Am 1. März, ein besonderer Tag für die Damen, haben wir ihnen Glückwunschkarten geschenkt. Diese wurden von den Kindern, die an den Kunst-Workshops unserer Bibliothek teilnehmen, gebastelt. So teilen wir den Bukarestern mit, dass wir viele gute Bücher haben und ihnen auch andere kostenlose Programme anbieten.“




    In den sechs Tagen haben 50 Bibliothekare, 7 Volontäre und 10 Praktikanten in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Bukarest mit etwa 11 Tausend Bukarestern diskutiert und au‎ßer Glückwunschkarten auch Visitenkarten verteilt. Worum es sich handelt, sagt uns Marilena Chiriţă, Leiterin der Marketing- und PR-Abteilung der Bukarester Stadtbibliothek:



    Was für eine bessere Visitenkarte als die Broschüre mit unseren 34 Filialen könnte die Bibliothek haben? In den Verkehrsmitteln zeigten sich die Menschen interessiert, wo es uns gibt und was wir anbieten. Wir haben auch Menschen getroffen, die unsere Angebote in Anspruch genommen haben.“




    Das Motto der Kampagne lautete: Ein gutes Buch kann in jedem öffentlichen Verkehrsmittel gelesen werden“. Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob es ein Erfolg war. Eine andere Kampagne war aber ein Erfolg und findet jetzt wöchentlich statt, weil das Interesse gro‎ß ist. Anca Râpeanu, Geschäftsführerin der Stadtbibliothek, berichtet über Die Märchen-Stunde“:



    Wir haben mit 16 Filialen angefangen. Ein Volontär erzählt den Kindern zwischen 3 und 6 Jahren, die von Eltern begleitet werden, ein Märchen. Die Idee war folgende: Ein Dreijähriger ist kein Leser, das kann er aber werden, wenn man ihm vorliest und er Bücher sieht. Wir hoffen, dass dann auch die Eltern ihren Kindern vor dem Schlaf mindestens 10-15 Minuten vorlesen werden.“




    Und vielleicht wird auch diese in der Bibliothek verbrachte Märchenstunde die Eltern dazu bringen, ein Buch auszuleihen, um es im Bus zu lesen.

  • Nachrichten 16.07.2017

    Nachrichten 16.07.2017

    Die Bukarester Regierungskoalition diskutiert am Montag über die Einführung von neuen Steuermaßnahmen wie die Solidaritätsgebühr oder die Umsatzsteuer. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (der wichtigsten Partei der Regierungskoalition), Liviu Dragnea, hatte neulich erklärt, das Finanzministerium würde zur Zeit Simulationen betreffend die Wirkungen der im Regierungsprogram vorgesehenen neuen Steuermaßnahmen durchführen. Die Nationalliberale Partei, die größte Oppositionspartei in Rumänien, hatte aber gewarnt, dass die von der Exekutive geplanten Steuermaßnahmen oder die künstliche Erhöhung des Mindeslohnes die Privatunternehmen in Rumänien und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beeinträchtigen könnten.



    Eine neue Etappe von Saber Guardian 17, der größten militärischen Übung in der modernen Geschichte Rumäniens, hat am Sonntag in der Ortschaft Mihail Kogalniceanu, Landkreis Costanta, im Südosten des Landes, begonnen. Die Übung zur medizinischen Evakuierung Mascal wird nach einem realitätsnahen Szenario durchgeführt, mit dem Zweck, die 30. Medical Brigade der Vereinigten Staaten, die die Übung koordiniert, und drei NATO ROL 2 Militärkrankenhäuser, die in Mihail Kogalniceanu stationiert sind, für medizinische Einsätze zu trainieren. Am Samstag wurden auf dem Militärübungsplatz im zentralrumänischen Cincu eine Land- und Schussübung des Saber Guardian 17, durchgeführt, an der Soldaten der meisten NATO-Streitkräfte aber auch Vertreter der Verteidigungsstrukturen der benachbarten Länder teilgenommen haben. An der Übung in Cincu, bei der auch der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, anwesend war, beteiligten sich mehr als 5.000 Militärs, 650 Kampfmittel und 30 Militärflugzeuge.



    Der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, General-Leutnant Ben Hodges, hat die Bemühungen Rumäniens zur Modernisierung der Armee begrüßt. Hodges beteilgte sich in der Ortschaft Cincu, Landkreis Brasov, an einer Etappe der internationalen militärischen Übung Saber Guardian 17



    Das Bukarester Gesundheitsministerium startet eine Kampagne zur Informierung der Rumänen über die Risiken, die sie eingehen, wenn sie ihre Kinder nicht impfen lassen. In Rumänien wurden am Freitag mehr als 8.000 Masernerkrankungen bestätigt, meldete das Nationale Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Ansteckungskrankheiten. Die Masernepidemie erstreckte sich über das ganze Land; die meisten Erkrankungen wurden in den Landkreisen Timis (Westen), Arad (Westen) und Caras-Severein (Südwesten) gemeldet. Drei Viertel der Erkrankungen betreffen Kinder unter 10 Jahren, 3.100 Fälle sind Kleinkinder zwischen 1-4 Jahren. Seit dem Ausbruch der Masernepidemie Ende 2016 sind in Rumänien 31 Menschen infolge der Krankheit gestorben. Auch der öffentlich-rechtliche Sender Radio Romania startet am Montag eine Informationskampagne über die Risiken für nicht geimpfte Kinder, über die Nebenwirkungen der Impfung, über die Gründe, die manche Eltern angeben, um ihre Kinder nicht impfen zu lassen und über die Notwendigkeit eines neuen Impfgesetzes.



    Das Ministerium für die Rumänen von Überall bemüht sich, die im Ausland lebenden Rumänen zu überzeugen, nach Rumänien zurückzukehren. Besonders wichtig sei die Rückkehr der jungen Auslandsrumänen der zweiten oder dritten Generation, sagte die Ressortministerin, Andreea Pastarnac. An die jungen Auslandsrumänen richtet sich auch das Programm Start-up Diaspora, das vor 10 Tagen gestartet wurde, und ein Projekt des Bukarester Bildungsministeriums, welches den Stipendiaten, die nach Rumänien zurückkehren, schon vom ersten Studienjahr die Möglichkeit bietet, sich aus mehreren Studienprogrammen an mehreren Hochschulen im ganzen Labnd das Gewünschte auszusuchen. Dies erklärte die Ministerin für die Rumänen von Überall, Andreea Pastarnac, im südostrumänischen Sulina, bei einem Treffen im Rahmen des Sommercamps-Programms ARC 2017, das sich an die im Ausland lebenden Rumänen richtet.

  • Nachrichten 15.07.2017

    Nachrichten 15.07.2017

    Der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, beteiligt sich am Samstag auf dem Militärübungsplatz in der Ortschaft Cincu an der Land- und Schussübung des Saber Guardian 17, an der Soldaten der meisten NATO-Streitkräfte aber auch Vertreter der Verteidigungsstrukturen der benachbarten Länder teilnehmen. Die Saber Guardian 17 ist die grö‎ßte Übung dieser Art in der modernen Geschichte Rumäniens. 10 Kampf- und Logistikschiffe, 12 Boote und 18 Landfahrzeuge der Marine mit insgesamt 25.000 rumänischen und ausländischen Militärs sind daran beteiligt. Die Übung sieht zahlreiche Manöver auf See, an Land und in der Luft vor. Der Vorsitzende des NATO-Militärausschüsses, General Petr Pavel, der an der militärischen Übung Saber Guardian 17 teilnimmt, erklärte in desem Zusammenhang, Rumänien sei ein konsequenter und zuverlässiger Partner der Nordatlantischen Allianz. Ferner würdigte General Petr Pavel den bedeutenden Beitrag Rumäniens an den NATO-Missionen und –Operationen. Rumänien ist einer der ersten 10 Partner im Rahmen der NATO-Mission in Afghanistan.



    Der rumänische Ministerpräsident, Mihai Tudose, wird ein interministerielles Kommitee Rumänien-China gründen, das die Projekte zur bilateralen Kooperation untersuchen sollte. Dies erklärte Premierminister Tudose nach einem Treffen mit dem chinesischen Würdenträger und Führungsmitglied der Kommunistischen Partei Chinas, Liu Yunschan, am Rande der Konferenz Dialog der politischen Parteien aus China und den mittel- und osteuropäischen Ländern 2017”, die in Bukarest von der regierenden Sozialdemokratischen Partei organisiert wurde. Bei den Tagungen der Konferenz in Bukarest sagte der chinesische Würdenträger, die Behörden in Peking beabsichtigen, neue Plattformen für Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Parteien in den mittel- und osteuropäischen Ländern aufzubauen, vor allem in Bezug auf gro‎ßangelegte Projekte. In diesem Zusammenhang sagte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Liviu Dragnea, die chinesichen Behörden seien besonders interessiert, in die rumänische Infrastruktur zu investieren, vor allem in Hochgeschwindigkeiteisenbahnstrecken und Autobahnen. Diskutiert wurde auch über die Wiederaufnahme der Passagierflüge zwischen Bukarest und Peking und die Verbesserung der Exporte im Lebensmittelbereich.



    In Rumänien wurden am Freitag 8.017 Masernerkrankungen bestätigt, meldete das Nationale Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Ansteckungskrankheiten. Die Masernepidemie erstreckte sich über das ganze Land; die meisten Erkrankungen wurden in den Landkreisen Timis (Westen), Arad (Westen) und Caras-Severein (Südwesten) gemeldet. Drei Viertel der Erkrankungen betreffen Kinder unter 10 Jahren, 3.100 Fälle sind Kleinkinder zwischen 1-4 Jahren. Seit dem Ausbruch der Masernepidemie Ende 2016 sind in Rumänien 31 Menschen infolge der Krankheit gestorben.

  • Impfrate sinkt in Rumänien von Jahr zu Jahr

    Impfrate sinkt in Rumänien von Jahr zu Jahr

    Die Deckungsrate bei allen im Impfkalender aufgelisteten Impfungen liegt in Rumänien unter 95%, also unter dem von der Weltgesundheitsorganisation als Sicherheitsgrenze empfohlen Prozentsatz. Experten befürworten die Imfungspflicht als einzige Möglichkeit, Erkrankungen bei Kindern zu vermeiden. Viele Eltern verweigern aber die Impfung ihrer Kinder, ein bedeutender Grund für den geringen Impfgrad rumänischer Bevölkerung sind die Anti-Impf-Kampagnen.



    In der jüngsten Regierungssitzung stellte der Premier Mihai Tudose besorgniserregende Daten vor: 180.000 rumänische Kinder hätten die Masernimpfung nicht gekriegt, weitere 80.000 seien gegen Poliomyelitis nicht geeimpft worden. Infolgedessen soll demnächst das Gesundheitsministerium eine breite Informationskampagne ansto‎ßen, die die Bevölkerung auf die Notwendigkeit der Impfung hinweisen soll. Im Anschlu‎ß sprach der Premier Tudose von der Notwendigkeit einer sogenannten Impffabrik“ in Rumänien und riet dem Gesundheitsminister Florin Bodog dringend dazu, einen Plan zu entwickeln, damit das Institut Cantacuzino – das eine 90 Jahre Erfahrung im Bereich hat — wieder Impfungen produzieren kann.



    Rumänien brauche ein Imfgesetz, um wieder zur Normalität zurückzukehren, behaupten Experten und die Debatten um die Impfungsplicht verlaufen derzeit hitzig. Der Gesetzentwurf des Gesungheitsministeriums sieht zwar keine Strafen für Eltern im Fall von Vernachlässigung der Impfungspflicht bei Kleinkindern vor. Die Eltern sollen aber bei Schul-oder Kindergartenanmeldung ihrer Kinder einen Beleg für die verbindlichen Impfungen vorlegen. Die grö‎ßte Masern-Epidemie in Rumänien hat seit ihrem Ausbruch im Vorjahr 31 Opfer gefordert, 7.600 Kinder haben sich infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet die Situation als inakzeptabel, nachdem sich die Epidemie in Europa weiter augebreitet hat. 35 Menschen sind europaweit in den letzten 12 Monaten durch Masern gestorben und jeden Tag werden mehrere Fälle gemeldet.



    Mehr als 2.300 Medikamente sollen darüber hinaus infolge der Erhöhung der Umsatzstzsteuer für Pharmaunternehmen auf dem rumänischen Markt nicht mehr verfügbar sein. Der rumänische Verband der Hersteller von Generika spricht sich für die differenzierte Berechung der Umsatzsteuer aus, die ab 2018 eingeführt werden soll. Das Gesundheitsministerium und die Krankenversicherungskasse sind bereits mit Vertretern der Pharmaunternehmen zu Gesprächen zusammengekommen, um eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden.

  • Arbeitsmigration und ihre Folgen: Generation Hiergeblieben

    Arbeitsmigration und ihre Folgen: Generation Hiergeblieben

    Eltern zu haben, die Gastarbeiter im europäischen und sonstigen Ausland sind, scheint auf einen ersten Blick ein Segen für die Kinder zu sein. Und das ist er zumeist auch, aber nur im materiellen Sinne. Emotional betrachtet hinterlassen diese Erwachsenen eine riesige Leere in der Seele ihrer Kinder. Nichts und niemand kann die Eltern ersetzen. Die Kinder fühlen sich verlassen und setzen sich mit emotionalen und sozialen Problemen auseinander, die auch ihre Erziehung behindern. Nach Ansicht der Psychologen führt die Sehnsucht nach den Eltern in Depression, mangelndes Selbstbewusstsein, Vereinsamung und Schuldgefühle. Diese Kinder seien generell weniger motiviert — nicht nur in der Schule. Im Extremfall entwickeln einige von ihnen Selbstmordtendenzen, weil niemand ihren Schmerz nachvollziehen kann.



    Bei der Nationalen Kinderschutz- und Adoptionsbehörde sind fast 95 Tausend Kinder registriert — davon sind rund 33 Tausend in der Obhut von Verwandten, weil beide Eltern oder die alleinerziehenden Elternteile im Ausland arbeiten. Die Dunkelziffer ist aber viel höher — einige Untersuchungen gehen davon aus, dass 350 Tausend Kinder in dieser Lage sind — also eines von zehn Kindern in ganz Rumänien.



    Wie der Alltag aussieht, beschreibt Petruţa Soare — die Frau kümmert sich um ihre neunjährige Enkelin. Ihre Eltern sind in England und besuchen Rumänien zweimal im Jahr. Das Mädchen ist glücklich, weil es Geschenke bekommt. Noch sehnt sie sich nicht nach ihren Eltern, denn sie spricht jeden Abend mit ihnen. Die Organisationen »Rettet die Kinder« hilft uns viel. Die Kinder arbeiten dort in Gruppen, erledigen ihre Hausaufgaben, unternehmen sehr viel — zum Beispiel Ausflüge. Das Kind ist zufrieden, weil es verwöhnt ist, die Eltern kaufen ihm alles, was es will. Als Gegenleistung zeigt das Mädchen gute Ergebnisse in der Schule vor“, erzählt die Frau.



    Andere machen eine unterschiedliche Erfahrung — Elena ist vor 10 Jahren nach Spanien gegangen. Sie lie‎ß zwei Jungen bei Verwandten zurück — doch obwohl sie selbst zwei-drei Monate im Jahr zuhause war, kamen die Jungen, die damals im Grundschulter waren, nicht sehr gut zurecht. Es war ziemlich schwer, zwei kleine Kinder zu hinterlassen. Zehn Jahre später sehe ich ein, dass es keine gute Entscheidung war — sie sind gewachsen und wir haben die schönsten Jahre unseres Lebens verpasst. Die zwei-drei Monate, die ich im Jahr hier verbracht habe, waren nicht ausreichend, um sie zu erziehen, wie es sich gehört. Jetzt hören sie nicht mehr auf mich — und es ist zu spät“, bereut Elena.



    Die Tragweite dieser Erscheinung führte dazu, dass sich auf nationale Ebene ein Netzwerk von Anbietern gezielter Sozialdienstleistungen entwickelt hat. Rettet die Kinder, eine international agierende Organisation, richtet sich mit ihrem Angebot an Kinder, Eltern und Personen, die sich in Rumänien um die Kinder kümmern, sagt Anca Stamin, Programmleiterin bei Rettet die Kinder“: Wir haben schon im Jahr 2010 begonnen, die Kinder zu unterstützen, deren Eltern im Ausland arbeiten, aber auch die Verwandten, bei denen die Kinder leben. Wir haben beispielsweise an den Schulen Angebote für die Zeit vor oder nach dem Unterricht — 17 örtlich zugeschnittene Projekte. Kinder machen ihre Hausaufgaben, gestalten ihre Freizeit in der Gruppe. Wir helfen ihnen, den Kontakt mit den Eltern über das Internet zu pflegen, und beraten sie, um besser mit der Situation fertig zu werden. Die Erziehungsberechtigten werden ihrerseits unterstützt — wir erklären ihnen, wie sie mit den Bedürfnissen der Kinder besser umgehen können. Dazu Beratung zur Klärung der Rechtslage. Vor zwei Jahren haben wir eine telefonische Seelsorge für die Kinder eingeführt und au‎ßer dieser Hotline haben wir eine Nummer, unter der Eltern anrufen können. Und wir haben eine Internetseite aufgebaut“, so Anca Stamin von Rettet die Kinder“.



    Rumänien ist mit diesem Problem nicht alleine. In Europa sind etwa 1,5 Kinder von diesem Problem betroffen. Deshalb finanziert auch die EU nationale Programme zur Förderung der Rückkehr der Eltern. Aus diesem Topf will der rumänische Europaabgeordnete Victor Negrescu (PSD-PES) ein vom Parlament zu beschlie‎ßendes entsprechendes Nationalprogramm einführen — es geht um die schnelle Anerkennung der Abschlüsse und der beruflichen Erfahrung, Hilfe bei der Jobsuche und bei der gesellschaftlichen Eingliederung der Erwachsenen und der Kinder, die bisher im Ausland wohnten.

  • Kinder brauchen Bewegung: Kampagne für gesundes Leben in Schulen

    Kinder brauchen Bewegung: Kampagne für gesundes Leben in Schulen

    In Anbetracht dessen führt eine rumänische NGO eine Kampagne, die einen gesunden Lebensstil in rumänischen Schulen fördert. Untersuchungen zufolge habe das Bewusstsein der Rumänen im Hinblick auf die Bedeutung eines gesunden Lebensstils zugenommen. Allerdings sei ihr Interesse diesbezüglich im Ländervergleich immer noch gering. Darüber hinaus wissen viele rumänische Bürger nicht, was ein gesunder Lebensstil voraussetze, was sie mit dem Begriff anfangen sollen. Demnach legten mehrere Unternehmer ihre Kräfte zusammen und beschlossen, es sei an der Zeit, den Kindern einen gesunden Lebensstil beizubringen. Sie nahmen sich au‎ßerdem vor, ihnen zu zeigen, wie das Wohlbefinden auf möglichst vielen Ebenen erhalten werden kann. Sie hoffen, dass ihre Bemühungen Früchte tragen und die Kinder ihre Eltern ersuchen werden, ihnen einen angemessenen Lebensstil anzubieten.



    Silvia Bucur ist die Leiterin der Stiftung Prais“ und zugleich Urheberin der landesweiten Kampagne Auch ich lebe gesund“. Die Kampagne soll in Schulen umgesetzt werden. Dazu Silvia Bucur:



    Wir sind Mitglieder der internationalen Organisation EPODE, des grö‎ßten Weltnetzwerks zur Prävention von Übergewicht bei Kindern und zur Förderung eines gesunden Lebensstils. Vor 6 Jahren begannen wir die Studien zu untersuchen, die zu diesem Thema in Rumänien erschienen sind. Die Gefahr, dass Kinder im Alter bis zu 12 Jahren unter Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden, habe deutlich zugenommen, hie‎ß es in den erwähnten Studien. Aus diesem Grund beschlossen wir, zu handeln. Wir verfügten über die von der Organisation EPODE entwickelten Methodologie, die wir zur Durchführung unseres Projektes heranzogen. Das Projekt hei‎ßt »Auch ich lebe gesund« (rum. »Şi eu trăiesc sănătos«, kurz SETS) und wird heuer zum sechsten Mal in der Folge in rumänischen Schulen umgesetzt. Wir haben bis jetzt mehr als 150.000 Schüler der Grundschule damit erreicht. Die Schüler wurden im Laufe von vier Jahren (während ihrer Grundschulerziehung) zu Themen in Bezug auf einen gesunden Lebensstil unterrichtet und durch unterschiedliche Aktivitäten ausgebildet.“




    Kinder werden aufgefordert, die Geheimnisse einer ausgewogenen Ernährung sowie die Vorteile täglicher Sportaktivitäten und einer angemessenen Körperpflege zu entdecken. Der Ernährungsunterricht in Schulen beginnt mit der Lebensmittelpyramide. Die Kinder lernen, welche Nahrungsmittel gesund sind, was ihrem Körper gut tut. Au‎ßerdem werden die Schulen ermuntert, Sport- und Funklubs zu organisieren, wo die Kinder unterhaltsame Tätigkeiten ausüben können. Dazu Silvia Bucur:



    Zusammen mit unserem wissenschaftlichen Rat, gebildet aus Psychologen, Ernährungsberatern, Ärzten, Soziologen und Vertretern des Gesundheits- und des Bildungsministeriums, haben wir eine Reihe von Lehr- und Informationsmaterialien erstellt. Diese haben wir an Kinder in den Städten verteilt, in denen unser Projekt umgesetzt wird, nämlich in Bukarest, Ploieşti, Temeswar, Klausenburg, Roman und Otopeni. Alljährlich findet ein Wettbewerb der Sport- und Funklubs in den Schulen statt. Derzeit gibt es mehr als 150 solcher Klubs, die seit mehreren Jahren funktionieren und eine hervorragende Tätigkeit haben. Erzieher und Schüler gründeten zusammen diese Klubs. Die Zusammenarbeit klappt bestens. Die Schüler locken neue Schüler an, sie taufen den Klub, sie denken sich ein Logo aus. Die Sport- und Funklubs organisieren zahlreiche Sportveranstaltungen. Diese zielen darauf ab, den Lebensstil der Kinder zu verändern.“




    Im Rahmen der Sport- und Funklubs werden die Kinder aufgefordert, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren. Darüber hinaus werden sie über die Bedeutung der Körperpflege sowie der Hygiene zu Hause unterrichtet. Sie lernen, freundlich und respektvoll gegenüber anderen Menschen zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Tätigkeiten wie Die Pause durchgetanzt“, Flash Mob im Schulhof“ oder Obst oder Eis“ halten die Kinder fit und machen ihnen Spa‎ß. Sie lernen zusammen, gesund zu leben, sich gesund zu ernähren. Wir fragten Silvia Bucur, ob die von ihnen durchgeführte Kampagne erfolgreich war:



    Wir führen alljährlich qualitative und quantitative Studien in den Schulen durch. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Essgewohnheiten der Kinder und ihre Einstellung gegenüber Sport und Bewegung verbessert haben. Auch die Eltern wurden über ihre Kinder im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil unterrichtet. Sie haben ebenfalls angefangen, mehr Obst und Gemüse zu essen und mehr Sport zu treiben. Darüber hinaus haben wir mehr Umfragen durchgeführt, wir haben Schüler der Grundschule befragt und sind zum Schluss gekommen, dass die Familien den sportlichen Aktivitäten viel zu wenig Zeit widmen. Kinder treiben weder genug Sport, noch schlafen sie genug. Dagegen verbringen sie viel Zeit vor einem Bildschirm, sei es Fernseher, Smartphone oder Tablet. Rumänien ist ein Land, das im Ländervergleich diesbezüglich einen Spitzenplatz belegt. Aus diesem Grund müssen wir unser Programm fortsetzen. Eltern und Kinder müssen verstehen, wie wichtig Bewegung und Schlaf sind. Ein guter Schlaf in einem frisch gelüfteten Zimmer kann Wunder bewirken. Sonst häuft sich Müdigkeit an und die Leistungsfähigkeit der Kinder nimmt verhältnismä‎ßig ab.“




    Die Kampagne Auch ich lebe gesund“ nimmt sich vor, die harmonische Entwicklung einer möglichst gro‎ßen Anzahl von Kindern anzuregen. Vor diesem Hintergrund wird darauf bestanden, dass sich die Kinder an möglichst vielen Tätigkeiten, die ihnen Spa‎ß machen, beteiligen. Persönliche Entscheidungen spielen dabei, auch im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil, eine wichtige Rolle. Immer mehr Schulen treten dem Projekt bei. Und die Kinder sind voll dabei — sie setzen bereits die erlernten Grundsätze um. Oder drücken sich schon wie Ernährungsberater im Kleinformat aus. Sie sprechen darüber, was sie täglich essen oder wie ihr Alltag aussehen sollte.