Tag: Kultur

  • Rückblick auf die Ereignisse der Woche 30.08.–3.09.2021

    Rückblick auf die Ereignisse der Woche 30.08.–3.09.2021

    Regierungskrise: Kommt es zum Bruch in der Koalition?


    Seit Mittwoch kracht es ordentlich im Gebälk der Bukarester Regierungskoalition. Der liberale Premierminister Florin Cîțu hat ohne Rücksprache mit dem Juniorpartner USRPLUS den von dieser Partei aufgestellten Justizminister Stelian Ion entlassen. Stein des Ansto‎ßes war ein regionales Infrastruktur-Entwicklungsprogramm, das nach dem rumänischen Ingenieur und Brückenbauer Anghel Saligny benannt ist. Der abgesetzte Minister habe es abgelehnt, das Projekt zu genehmigen, da es in seiner Auffassung gegen mehrere Gesetze und teilweise sogar gegen die Verfassung versto‎ßen würde. USRPLUS lie‎ß die Absetzung ihres Ministers nicht auf sich sitzen und fordert nun nachdrücklich den Rücktritt des Premierministers. Sollten die Liberalen dieser Forderung nicht nachkommen, droht die USRPLUS mit einem Misstrauensantrag gegen die Regierung, deren Teil sie selbst ist. Am Donnerstag hat dann das Politbüro der PNL eine einstimmige Erklärung verabschiedet, mit der sich die Partei geschlossen hinter den Ministerpräsidenten stellt. Der Ungarnverband UDMR rief als dritter Koalitionspartner zu Besonnenheit auf — man unterstütze das Infrastrukturprojekt und halte gleichzeitig an der Fortsetzung der Koalition fest.



    Die Opposition freut sich indessen über das Tohuwabohu — sowohl die Sozialdemokraten (PSD) als auch die als rechtskonservativ bis rechtsextrem eingestufte Allianz für die Einheit der Rumänen (AUR) drohen mit eigenen Misstrauensanträgen und fordern ebenfalls den Rücktritt des Premierministers.



    Staatspräsident Klaus Johannis hat die Entlassung des Justizministers umgehend abgesegnet und auch das Dekret zur Ernennung des bisherigen Innenministers Lucian Bode (PNL) zum interimistischen Amtsträger des Justizressorts unterzeichnet.



    Parlament nimmt Sitzungen wieder auf


    Mit dem ersten Herbsttag im Kalender hat auch das bikamerale Parlament in Rumänien seine Arbeit wieder aufgenommen. Laut Angaben der Spitzenpolitiker der Regierungskoalition (PNL-USRPLUS-UDMR) ist die Oberste Priorität auf der Agenda der Legislative die Verabschiedung eines Gesetzes zum Schutz der sogenannten vulnerablen Verbraucher. Im Senat wurde der Gesetzentwurf bereits verabschiedet, nun soll die Abgeordnetenkammer darüber beraten. Mit dem neuen Gesetz soll Familien mit geringen Einkommen geholfen werden, die seit der vollständigen Liberalisierung des Energiemarktes am 1. Juli erhöhten Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen, da man im Winter eine regelrechte Preisexplosion erwartet.



    Im Senat, der Oberkammer des rumänischen Parlaments, sollen indessen die Diskussionen über die Abschaffung der Sonderstaatsanwaltschaft für Ermittlungen gegen Richter und Staatsanwälte (SIIJ) fortgeführt werden. Experten aus dem In- und Ausland sind einhellig der Meinung, dass diese von der ehemaligen PSD-Regierung auf den Weg gebrachte Behörde völlig überflüssig und nur dafür geschaffen worden sei, um ermittelnde Staatsanwälte einzuschüchtern und damit die Bekämpfung der Korruption zu unterbinden.



    Die PSD möchte im Senat auch die Verabschiedung eines Gesetzes durchboxen, mit dem Politikern, gegen die strafrechtliche Verurteilungen vorliegen, der Zugang zu öffentlichen Ämtern verwehrt werden soll. Nachdem die PSD sich der korrupten Führungsriege um den kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen Liviu Dragnea einigerma‎ßen entledigt hat, pocht sie damit nun auf ein Thema, das jahrelang im Diskurs des bürgerlichen Politikspektrums Vorrang hatte.



    Covid-19: Delta-Variante des Virus auch in Rumänien vorherrschend


    Die epidemiologische Lage verschlechtert sich auch in Rumänien zunehmend, nachdem immer mehr Erkrankungen mit der viel ansteckenderen Delta-Variante des Sars-Cov-2-Virus gemeldet werden. Die Zahl der Intensivpatienten und der Todesfälle infolge der Infektion hat in der vergangenen Woche dramatisch zugenommen, womit Rumänien nun offiziell von der vierten Welle der Pandemie erfasst wurde. Gesundheitsexperten führen diese Entwicklung auf die Zurückhaltung oder gar das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Impfung zurück. Nur knapp 27% der Rumänen sind vollständig geimpft, womit Rumänien den vorletzten Platz in der EU in puncto Immunisierung belegt.



    Die Regierung möchte die Impfskepsis mit Geldprämien bekämpfen: Menschen, die sich vollständig impfen lassen, sollen Lebensmittelmarken (sogen. Essenscoupons“) in Wert von umgerechnet rund 20 Euro erhalten, au‎ßerdem wurde eine Impftombola eingerichtet. Ärzte beklagen indessen, dass die Intensivstationen mancherorts erneut überbelastet sind, und warnen, dass es zu dramatischen Engpässen kommen könnte.



    Schulbeginn: Präsenz-Unterricht unter Auflagen


    Am 13. September ist es soweit: Kitas und Schulen öffnen wieder Ihre Pforten. Es ist das dritte Schuljahr in der Pandemie, und die gesundheitlichen Vorkehrungen bleiben dieselben: Abstand halten, regelmä‎ßiges Lüften der Schulklassen und Maskenpflicht in Innenräumen. Bei steigenden Inzidenzzahlen wird allerdings dezentral entschieden, ob in einer Schule der Präsenz-Unterricht ausgesetzt und wieder online durchgeführt wird. Bei einer Inzidenz unter 6 Neuinfektionen pro 1.000 Einwohner finden Aktivitäten in Krippen, Kindergärten und Schulen vor Ort mit physischer Präsenz der Kinder und Erziehenden statt. Ab 6 Neuerkrankungen pro 1.000 Einwohner in einer Ortschaft bleiben nur Krippen und Kindergärten offen, der Präsenzunterricht in Schulen wird ausgesetzt und online fortgeführt. Eltern und Schüler können sich an jedem Freitag einer Woche auf der Webseite des Gesundheitsamtes darüber informieren, wie es in der jeweils folgenden Woche weitergeht.



    George-Enescu-Festival 2021: Ein Zeichen der Normalität im Kulturbetrieb“


    Vergangenen Samstag hat das internationale Klassik-Festival George Enescu“ begonnen. Es ist die 25. Ausgabe der prestigevollen Musikfestspiele und sie markiert gleichzeitig den 140. Jahrestag seit der Geburt des weltbekannten rumänischen Komponisten George Enescu. Künstlerischer Leiter des Festivals ist auch diesmal der russische Dirigent Wladimir Jurowski. Insgesamt 3.500 Künstler aus der ganzen Welt treten im Rahmen des Festivals auf. Bis zum 26. September werden 32 Orchester aus 14 Ländern auf die Bühne steigen, die Konzerte werden nebst der Hauptstadt Bukarest in Hermannstadt, Temeswar, Jassy, Konstanza und weiteren Städten des Landes stattfinden.



    Die 25. Ausgabe des George-Enescu-Festivals bringt uns einen Schritt näher an die zeitweilig verlorene Normalität des Kulturbetriebs mit vollen Konzertsälen und hochwertigen Kulturdarbietungen“, sagte der rumänische Kulturminister Bogdan Gheorghiu anlässlich der Eröffnung. Es sei wieder an der Zeit, sich der wunderbaren Klänge der Musik zu erfreuen und sich auf die Traditionen zu besinnen, die die kulturelle Identität einer Nation ausmachen, so der Kulturminister in seinem Statement.

  • Allan Bourgeais aus Frankreich: „Das Kulturerbe Rumäniens ist einzigartig”

    Allan Bourgeais aus Frankreich: „Das Kulturerbe Rumäniens ist einzigartig”

    Allan Bourgeais kommt aus dem Westen Frankreichs, wurde in Angers geboren, besuchte dann das Gymnasium in Laval und die Universität von Nantes, wo er Soziologie studierte. In Frankreich wagte er sich nicht allzu weit von zu Hause weg, wie Allan selbst gerne scherzt, aber irgendwann ergab sich die Gelegenheit, mit einem europäischen Freiwilligenprojekt nach Rumänien zu kommen. Allan hat auch ein Praktikum im Freilichtmuseum Astra in Sibiu absolviert, eine Stadt, die sein Herz eroberte: Vor acht Jahren kam ich in den Ferien für zwei Wochen als Freiwilliger nach Rumänien, irgendwo zwischen Iași und Roman. Es hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, noch ein bisschen länger zu bleiben. Ich organisierte mehrere Workshops zur Restaurierung von Denkmälern und nach drei Monaten nahm ich eine kurze Auszeit in Bukarest. Danach fand ich die Möglichkeit eines Vertrags mit verschiedenen Vereinen und konnte für den Winter nach Moldawien fahren. Es war eine interessante Erfahrung, für das erste Jahr in Rumänien habe ich nicht vorausgesehen, dass es so kalt und so hart sein würde, in einem so kleinen Dorf zu leben, aber es war eine schöne Erfahrung. Ich hatte das Glück, einen Vertrag mit der Europäischen Union zu haben und mit dem Astra-Museum zu arbeiten, wo ich für die Koordination der Freiwilligen zuständig war.”



    Nach diesen Projekten beschloss Allan, nach Rumänien zu ziehen und suchte nach Arbeit, insbesondere bei multinationalen Unternehmen mit Sitz in Bukarest. Er hatte verschiedene Jobs im Bereich Kundenbetreuung und IT. Er lernte schnell Rumänisch, sein Leben änderte sich und Allan wollte nie wieder in seine Heimat Frankreich zurückkehren. Was hat ihn dazu bewogen, in Rumänien zu bleiben? Es gibt mehrere Faktoren. Als erstes, fand ich es einfacher, hier einen guten Job zu finden als in Frankreich. Ich mochte auch die Sprache und die Kultur und im Allgemeinen hat meine Erfahrung hier ihre Spuren hinterlassen. Ich entschied mich, hier zu bleiben, um noch ein bisschen mehr von dem zu sehen, was ich entdeckt hatte: die Solidarität der Menschen und viele andere Dinge, die in Rumänien interessant sind. Für die Arbeit ist die Situation in Frankreich in der Tat etwas schwieriger. Es ist schwieriger, einen Job zu finden, der ein bisschen bequemer ist, in einem Büro.



    Es war interessant, wie ich die Sprache gelernt habe, nicht durch Unterricht, sondern indem ich den Leuten zugehört habe. Ich war sehr aufmerksam und habe recht schnell aufgeholt, aber manchmal dachte ich auch, ich hätte etwas verstanden und ich hatte es eigentlich falsch verstanden. Alles änderte sich sehr, als ich anfing, die Sprache zu benutzen. Bei der Arbeit zum Beispiel, nachdem ich ein Jahr auf dem Land gelebt hatte, lernte ich so viel wie möglich, hörte den Leuten zu und versuchte zu sprechen. Auf der Arbeit habe ich jedoch nichts gesagt, als ich in Bukarest ankam, und das war überraschend und dann war es einfacher, mit den Leuten au‎ßerhalb der Arbeit, im Laden zum Beispiel, zu sprechen. Überall ist es viel einfacher, wenn man Rumänisch lernt, als wenn man bei seiner eigenen Sprache bleibt oder auf Englisch kommuniziert.”



    Allan wagte sich nicht weit von zu Hause weg, als er in Frankreich lebte, aber sobald er in Rumänien war, reiste er durch das ganze Land. Er war in Sibiu, Timișoara, Baia Mare, Deva, Iași, hat Berge bestiegen und sich an der rumänischen Küste gesonnt. Er sagt, er habe noch viele Orte zu sehen und würde gerne nach Suceava, Galați und Craiova fahren. Was gefällt ihm am meisten an Rumänien? Was mir gefallen hat und was mir geholfen hat, ist die Tatsache, dass ich fast sechs Monate im Dorfmuseum in Sibiu verbracht habe und dort gesehen habe, wie vielfältig die rumänische Kultur sein kann und wie man in alten Häusern immer noch ein Stück Kultur finden kann, das durch den Kommunismus und harte Zeiten hindurch erhalten geblieben ist. Eine Art Tradition, die in Frankreich verloren gegangen war, ist hier erhalten geblieben. Es ist hier authentischer als das, was wir jetzt in Frankreich haben. Dort war es auch authentisch, aber jetzt scheint es mir, dass die rumänische Kultur mehr vom ursprünglichen Charakter bewahrt hat.”



    Da er gerne durch das Land reist und Rumänien recht gut kennengelernt hat, fragten wir Allan, was er an Rumänien ändern würde, wenn er könnte und wie er ausländische Touristen ermutigen würde, nach Rumänien zu kommen: Für einen Urlaub ist Rumänien perfekt und für westliche Menschen recht günstig. Die Berge sind wunderschön – leider hilft das, was mit dem illegalen Holzeinschlag passiert, nicht – aber es gibt überall erhaltenes Kulturerbe, Orte wie Sibiu, Hunedoara, Viscri. In Rumänien gibt es viele Orte zu sehen. Wenn ich ein bisschen Macht hätte, etwas zu ändern, würde ich eine Menge ändern, wenn ich das sagen darf. Mir gefällt sehr gut, was hier ist, aber ich würde mir ein bisschen mehr Kommunikation wünschen, eine bessere Infrastruktur, um nicht dreimal zum gleichen Thema zurückzukehren. Das die Rumänen alles zu Ende bringen, was sie anfangen, das ist es, was ich mir für dieses Land wünsche: eine bessere Kommunikation zwischen den Menschen, nicht Dinge dreimal zu machen.” Was ist die eine Sache, die Allan so lange wie möglich hier behalten möchte? Was ich gerne behalten würde, wenn ich könnte, ist die Herzlichkeit der Menschen in Rumänien. Es ist etwas, das man zu schätzen wei‎ß. Und, wie ich schon sagte, die Kultur und die Traditionen.”




  • Bauernmuseum eröffnet Raum für zeitgenössische Kunst

    Bauernmuseum eröffnet Raum für zeitgenössische Kunst

    Die erste Ausstellung in diesem Raum, (Self)fictions“, wurde letzte Woche eröffnet und kann bis zum 20. Mai besichtigt werden. Die Umwandlung des Raumes in ein Labor zeitgenössischer künstlerischer Experimente zielt darauf ab, eine neue Gemeinschaft aktiver Künstler zu bilden. Ilina Schileru ist die Kuratorin der Ausstellung. Sie wählt die Künstler aus, deren Werke im neuen Raum ausgestellt werden. Die Kuratorin plant zeitgenössische Kunstausstellungen mit rumänischen und ausländischen Künstlern sowie Workshops zur sozialen Eingliederung durch Kunst für rumänische, Migranten- und Flüchtlingskinder, darunter auch Künstler, die im neuen Raum ausstellen werden. Über die Initiative des Nationalmuseums des rumänischen Bauern sagte die Kuratorin:



    Die Initiative ist vor zwei Jahren entstanden. Da die Dauerausstellung des Museums seit einigen Jahren geschlossen war, weil die Institution saniert wurde, dachten wir, dass dieser Raum eine gute Idee wäre. Aber es gab noch einen anderen Grund. Wie Virgil Nițulescu, der Direktor des Museums, bei der Eröffnung der Ausstellung sagte, ist ein Museum für Anthropologie wie das Museum des rumänischen Bauern in Bukarest nicht weit von der zeitgenössischen Kunst entfernt. Dieses Museum ist nicht nur ein Raum der Erforschung der Geschichte der Bauern, sondern habe auch eine Komponente der Anthropologie, einschlie‎ßlich der Anthropologie der Stadt, die sich auf Bukarest bezieht. MȚR ist ein sehr lebendiges Museum. Deshalb ist es überhaupt kein Zufall, dass dieser Raum für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst geöffnet wurde. Und es ist sehr gut, dass es jetzt passiert ist, auch wenn wir von der Pandemie betroffen sind. Wir möchten den künstlerischen Raum in Bukarest ein wenig stimulieren, zumal wir nicht viele Räume dieser Art haben. Leider gibt es nur relativ wenige Galerien und die Wahrheit ist, dass wir alle versuchen, Lösungen zu finden.“




    Die Vernissage zeigt drei Künstler, die in Bukarest leben und arbeiten: Olimpiu Bandalac, Raluca Ilaria Demetrescu und Giuliano Nardin. Ilina Schileru, Kuratorin der Ausstellung (Auto)fictions“ kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten über die Ausstellung:



    Alle drei Künstler, Olimpiu Bandalac, Raluca Ilaria Demetrescu und Giuliano Nardin sind sehr bekannt. Olimpiu Bandalac ist seit den 80er Jahren aktiv, er war Mitglied und Mitbegründer, zusammen mit Teodor Graur, der künstlerischen Gruppe Euroartist. Giuliano Nardin ist ein sehr aktiver Künstler, mit Ausstellungen in der Galerie H’art und der Galerie Ion Mincu der Universität für Architektur und Urbanismus, und Raluca Ilaria Demetrescu ist Vertreterin der neuen Welle der bildenden Kunst. Was die Auswahlkriterien angeht, schauen wir natürlich zuerst darauf, wer die Künstler sind und was sie bisher gemacht haben, was sie durch ihre Kunst vorschlagen. Ein wichtiger Aspekt dieses Programms ist, dass einige Ausstellungen auch auf das materielle Erbe des Museums zurückgreifen werden. Wir wollen auch einen Dialog zwischen dem Museum als Institution und seiner Geschichte und den Künstlern starten, die in diesem Raum ausstellen werden.“



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  • Emil Cioran (1911–1995): „Schlaflosigkeit ist eine außergewöhnliche Offenbarung“

    Emil Cioran (1911–1995): „Schlaflosigkeit ist eine außergewöhnliche Offenbarung“

    Mit dem Religionshistoriker Mircea Eliade und dem Dramatiker Eugen Ionescu bildet der Philosoph und Essayist Emil Cioran das Vorzeige-Trio einer rumänischen Generation, die nach 1945 die westliche Kulturwelt beeinflusste. Alle drei wählten das Exil, nachdem sich beginnend mit 1945 das kommunistische Regime in Rumänien etabliert hatte. Alle drei, die Anfang des 20. Jahrhunderts innerhalb von nur zwei Jahren geboren wurden, dürfen Leistungen auf höchstem Niveau in drei Bereichen ihr Eigen nennen: Eliade in der Religionsgeschichte, Ionescu im Theater und Cioran in der Philosophie.



    Der jüngste von ihnen, Emil Cioran, wurde vor 110 Jahren, am 8. April 1911, in Rășinari bei Sibiu (Hermannstadt), geboren und starb am 20. Juni 1995 in Paris im Alter von 84 Jahren. Sein Vater war ein orthodoxer Geistlicher und seine Mutter war die Tochter eines zum Baron erhobenen Notars. Er besuchte die Fakultät für Literatur und Philosophie an der Universität Bukarest, wo er mit zwei anderen wichtigen rumänischen Philosophen der Zwischenkriegszeit, Petre Țuțea und Constantin Noica, in Kontakt kam. In den 1930er Jahren fühlte sich Cioran von der philosophischen Bewegung mystischer Hedonisten angezogen, einer rumänischen Version des Existenzialismus. Der junge Cioran studierte eifrig die Werke von Friedrich Nietzsche, Arthur Schopenhauer, Georg Simmel, Martin Heidegger, Fjodor Dostojewski, Lew Schestow. Von dieser Zeit an vertrat er agnostische Ansichten und litt an Schlaflosigkeit, ein sehr wichtiges biographisches Detail, das sein Werk prägen sollte.



    Cioran sah sich selbst eher als Essayist denn als Philosoph und bezeichnete sich selbst als Skeptiker im Dienst einer Welt im Niedergang“. Sein Werk zeigt ihn als einen pessimistischen Denker, der von der Gegenwart des Leidens, des Zerfalls und des Nihilismus beherrscht wird. Schon in seinem ersten Buch Auf den Höhen der Verzweiflung“, das 1934 erschien, als er im Alter von 23 Jahren war, lie‎ß Cioran seinen morbiden Gedanken freien Lauf. Vier weitere Bände sollten in rumänischer Sprache folgen, in denen seine dunklen Reflexionen über die conditio humana, die Natur des Menschen weitergeführt werden.



    1937 ging er mit einem Stipendium des Französischen Instituts in Bukarest nach Frankreich, das bis 1944 verlängert wurde, und er kehrte nie mehr nach Rumänien zurück. In Paris, wo er im Quartier Latin lebte, schrieb er neun weitere Bücher, ab nun in französischer Sprache, die ihn in der französischen Kulturszene als echten Skeptiker der untergehenden Welt etablierten. Seine Werke wurden vielfach übersetzt und seine kritische Rezeption war im Allgemeinen positiv. Er gilt als einer der wichtigsten Stilisten der französischen Essayistik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Lieblingsthema seiner Bücher in französischer Sprache wird der Selbstmord bleiben, dem er viel Raum widmen wird. Weitere Themen sind die Erbsünde, der tragische Sinn der Geschichte, das Ende der Zivilisation, die Bedrohung durch das Böse, die Verweigerung des Glaubens. Philosophie war nur noch als Fragment möglich, glaubte Cioran, so dass viele seiner Seiten Aphorismen und kurze Anmerkungen zu bereits festgelegten Themen enthalten.




    Im Jahr 1990 drehte der Philosoph Gabriel Liiceanu einen Film über Emil Cioran, einen der ersten Filme über ihn in rumänischer Sprache — hier lie‎ß sich der Philosoph über die Arbeit an sich aus:



    Meine Arbeit ist eine Sache der Besessenheit. Ich habe alle Bücher aus medizinischen, therapeutischen Gründen geschrieben. Die gleiche Besessenheit, das Thema der Vergeblichkeit und des Todes. Alle anderen Themen haben keine Bedeutung. Alles, was formuliert wird, wird erträglicher. Sich auszudrücken, wird zum Medikament. Was bringt es schlie‎ßlich, zu einem Priester zu gehen, um zu beichten, was man getan hat? Es ist eine Befreiung. Alles, was ausformuliert wird, wird in der Intensität herabgesetzt. Das ist therapeutisch, das ist die Bedeutung von therapeutisch. Die depressiven Zustände, die ich in meinem Leben durchgemacht habe, hätten mich in den Wahnsinn treiben können oder, schlimmer noch, zum völligen Versagen. Die Tatsache, dass ich sie formuliert habe, war bemerkenswert effektiv. Wenn ich nicht geschrieben hätte, bin ich überzeugt, dass die Dinge für mich schlecht geendet wären. Und ich habe aufgehört zu schreiben, weil sich etwas in mir verändert hat, eine Verkleinerung“, erzählte Cioran in der Dokumentation von Gabriel Liiceanu.




    Es sind extreme persönliche Erfahrungen, die die Existenz in einem definitiven Ausma‎ß leiten, glaubte Cioran. Die Schlaflosigkeit war dementsprechend die Erfahrung, die ihn tief geprägt hat und ihn dazu brachte, bemerkenswerte Werke zu schreiben. Cioran gestand Liiceanu die Bedeutung des Schlafmangels für die menschliche Existenz:



    Vor meiner Schlaflosigkeit war ich ein fast normaler Mensch. Es war eine Offenbarung für mich, als ich meinen Schlaf verlor. Mir wurde klar, dass Schlaf etwas Au‎ßergewöhnliches ist und dass das Leben nur durch den Schlaf erträglich ist. Morgens beginnt man ein neues Abenteuer oder das gleiche Abenteuer, aber mit einer Unterbrechung. Schlaflosigkeit ist eine au‎ßergewöhnliche Offenbarung, weil sie das Unbewusste unterdrückt. Man verbringt 24 Stunden am Tag im Wachzustand bei vollem Bewusstsein. Und der Mensch ist zu schwach, um das zu ertragen. Es wird zu einem Akt des Heldentums, jeder Tag ist ein Kampf. Als ich an Schlaflosigkeit litt, verachtete ich absolut jeden, jeder war ein Tier für mich. Der Wachzustand ist der Mensch, der an seine Grenzen stö‎ßt“, beichtete der Philosoph.




    Als junger Mann fühlte sich Cioran zum Faschismus hingezogen. Von dieser Anziehungskraft distanzierte er sich kritisch in den frühen 1940er Jahren. In einem Interview in den 1970er Jahren bezeichnete er sein Festhalten am Faschismus erneut als die grö‎ßte Torheit seiner Jugend. Ciorans Einfluss war nicht nur in der Hochkultur, sondern auch in der Popkultur zu spüren. 1991 schrieb die französische Sängerin Mylène Farmer den Text zu ihrem Hit Désenchantée“, inspiriert von Ciorans Debütband Auf den Höhen der Verzweiflung“. Und im März 2021 wurde Cioran zur Figur in einem Comic des französischen Künstlers Patrice Reytier.



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  • Kulturbranche schwer angeschlagen, kreative Lösungen gefragt

    Kulturbranche schwer angeschlagen, kreative Lösungen gefragt

    Theater- und Kinosäle waren gezwungen, ihre Türen zu schlie‎ßen, Künstler haben ihre Shows ausgesetzt und Kunstgalerien haben ihre Besucher verloren. All dies hatte Auswirkungen nicht nur auf das Publikum im weitesten Sinne, sondern natürlich auch auf den Lebensstandard der Menschen, die im Kultursektor arbeiten.



    Anfang dieses Jahres schickten mehr als 100 unabhängige Kulturorganisationen in Rumänien einen offenen Brief an das Kulturministerium, in dem sie um Unterstützung baten und gleichzeitig den Behörden ein mangelndes Interesse an ihrer Arbeit vorwarfen. Die Situation ist schlimm, selbst in Bukarest, dem grö‎ßten Markt für kulturelle Produkte. Die Förderung durch die Stadtverwaltung wurde ohnehin vor zwei Jahren eingestellt, und die 2016 initiierte Bukarester Kulturstrategie wurde nie umgesetzt.



    Deshalb hat die Stadtverwaltung vor kurzem bei einem Treffen mit mehreren unabhängigen Kulturverbänden über zukünftige Pläne diskutiert. Cristian Neagoe, Organisator der Street-Delivery-Veranstaltungen, betont, wie wichtig es ist, den Menschen ihre Stadt näher zu bringen, auch in diesen schweren Zeiten, aber vor allem nach der Aufhebung der Beschränkungen. Aber was sind überhaupt Street-Delievery-Veranstaltungen?



    Es sind Events, die praktisch eine Stra‎ße für Autos sperren und sie für Menschen öffnen, genauer gesagt für kulturelle Projekte und Bürgerinitiativen. Ein Teil des öffentlichen Raums wird so von der Kultur beansprucht, und das hat Bukarest wirklich nötig. Wir alle wissen, dass alles voller Autos wie auf einem riesigen Parkplatz steckt und meistens es deshalb unmöglich ist, Kultur auf die Stra‎ße zu bringen. Es gibt natürlich viele Innenräume, aber die Pandemie, und nicht nur die, hat uns gezeigt, dass es wichtig ist, Au‎ßenräume zu haben, in denen Menschen, städtische Gemeinden und soziale Gruppen zusammenkommen, Ideen austauschen und etwas schaffen können, nicht nur Events konsumieren und so ein Stadtmodell für die Menschen bieten. Es gibt ein Mantra in der Architektur: Wenn du etwas baust, werden die Leute kommen. Das gilt auch für die echt öffentlichen Räume, die zu einer Art Agora oder einem Raum für den Dialog werden können. Deshalb kämpfen wir dafür, den Status einer Fu‎ßgängerzone für bestimmte Stra‎ßen zu erhalten und sie wieder in den kulturellen und architektonischen Kreislauf einzubinden. Auf diese Weise wäre ein weiterer Gewinn gesichert: den Bürgern die unbeweglichen Güter Bukarests, die vernachlässigt und ignoriert wurden, näher zu bringen, indem die architektonischen Symbole der Stadt genutzt werden.“




    Auch unabhängige Theater haben unter der Pandemie gelitten, erläutert seinerseits Andrei Grosu, Vertreter von Unteatru“ — also wörtlich Ein Theater“:



    Ich spreche im Namen der Schauspielhäuser, die die Möglichkeit haben, ihre Stücke auch aufzuführen. Ich bin mir der Probleme bewusst, mit denen der unabhängige Sektor konfrontiert ist und diejenigen, die einen Raum verwalten und dort überleben müssen. Ein Jahr der Pandemie war für uns alle sehr hart. Es ist schwierig, zu überleben, deshalb ist für ein unabhängiges Theater Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Wort, und wir verwenden es in allen Projekten, die wir dem Bukarester Kulturzentrum ARCUB und der Nationalen Kulturfondsverwaltung vorschlagen. Es ist wichtig, mehrjährige Projekte oder eine mehrjährige Finanzierung zu haben. Das wäre das Wichtigste für uns. Wir können nicht über ein paar Monate oder gar ein Jahr planen, wir müssen alles für einen Zeitraum von zwei Jahren denken. Die meisten unabhängigen Theater haben zwischen 6 und 15 Premieren pro Jahr. Wenn wir eine mehrjährige Finanzierung hätten, auf die wir uns verlassen könnten, könnten wir unser Repertoire darauf aufbauen und so gro‎ße Probleme vermeiden.“




    Theaterintendant Andrei Grosu sprach von ARCUB — diese 1996 als öffentlicher Kulturdienst gegründete Einrichtung stellt die Verbindung zwischen den lokalen Behörden und der Zivilgesellschaft sicher. Doch leider hat die Bukarester Stadtverwaltung, zu der ARCUB gehört, für die Jahre 2018–2020 jegliche Förderung eingestellt, wie Managerin Mihaela Păun erklärt:



    Im Mai 2018 sagte uns die Stadt, wir sollten alle Unterlagen einschicken, und sie würden das Förderprogramm im Oktober oder November wieder aufnehmen. Das ist nie passiert. Deshalb nehmen wir das Verfahren jetzt wieder auf. Au‎ßerdem haben wir versucht, über andere Systeme nachzudenken, die helfen könnten, denn wir verstehen die Notwendigkeit solcher Instrumente. Es ist ein sehr schwieriges Jahr und deshalb haben wir uns fünf solche Finanzierungsmechanismen überlegt.“




    Leider ist die Bürokratie auch für Kultureinrichtungen ein Problem, so dass die auf diese Weise finanzierten Projekte wohl frühestens im Juli beginnen können. Was in der Zwischenzeit passieren wird, wei‎ß niemand, und die unabhängigen Kulturbetreiber sind besorgt. Ihr sozialer und wirtschaftlicher Stellenwert muss jedoch betont werden, glaubt die ehemalige Kulturministerin Corina Şuteu, derzeit Senior Consultant für die Kulturstrategie von Bukarest:



    Kultur ist eine Investition, eine Investition in die Wirtschaft. In Wirklichkeit ist Kultur ein Wirtschaftsmotor, und die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass Kultur und Kunst Prozesse beschleunigen können, die sonst ins Stocken geraten würden. Es gibt Staus, an die sowohl die zentralen Behörden als auch die Kulturakteure denken müssen. Aber die Kulturakteure müssen aufhören, sich als Antragsteller zu sehen, denen geholfen werden muss. Sie müssen sich als Ressourcen der Kreativität sehen, die in der Lage sind, nachhaltige Lösungen anzubieten, die wir alle gerade jetzt so dringend brauchen.“



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  • „Supergeschichten aus Bukarest“: Kulturprojekt für Jugendliche erforscht Geschichte der Hauptstadt

    „Supergeschichten aus Bukarest“: Kulturprojekt für Jugendliche erforscht Geschichte der Hauptstadt

    Kinder und Jugendliche aus Bukarest werden im Rahmen dieses Projektes eingeladen, nach den verborgenen Geschichten in der Geschichte der Stadt zu suchen. Mann kann sie in der Familie, in der Gemeinde, in der Schule, im Dialog mit den Lehrern, in Bibliotheken, in Buchläden dokumentieren, man kann sie in Dokumenten und Materialien im digitalen Raum finden und sie dann in Geschichten übersetzen. Die Idee ist, dazu beizutragen, die Erinnerung an den Ort zu bewahren und diese Legenden weiter zu erzählen. Die Initiatorin und Koordinatorin des Projekts ist Oana Boca Stănescu, Kulturmanagerin und Gründerin des Verbands Headsome Communication“:



    Als ich das Projekt schrieb, kam es mir seltsam vor. Ich meine, ich habe es halb aus der Position der Kulturmanagerin, halb aus der Position der Mutter geschrieben, denn ich habe zwei Kinder und alles, was mit der Leseerziehung zusammenhängt, die Art und Weise, wie Kinder Geschichten verstehen und sich darauf beziehen, ist mir wichtig. Ich mache mich Sorgen über das Schicksal meiner beiden Kinder, denn sie leben nicht in einer Glaskugel, deshalb habe ich dieses Projekt gestartet. Auf diese Idee bin ich im letzten Jahr gekommen, als ich mich zusammen mit den Mitarbeitern einer Bukarester Buchhandlung an einem enthusiastischen Projekt beteiligte, bei dem es darum ging, Bäume im Bukarester Jugendpark (»Parcul Tineretului«) zu pflanzen. Während dieser Aktion erzählte uns der Koordinator, dass wir in das Areal kommen würden, das früher als »Valea Plângerii« (»Tal der Tränen«) bekannt war. [Vor der Einrichtung des Parks, beginnend mit 1965, war das Areal um das Bukarester Schlachthaus eine Müllhalde; rundherum lebten mit und von den Abfällen der Stadt die ausgesto‎ßenen und ärmsten Stadteinwohner — zumeist Roma — Anm. d. Red.] Wir schauten uns an, einige Damen schienen zu wissen, worum es ging, aber die Kinder, die dabei waren, verstanden nicht viel, sie wussten nicht, wo das Gebiet war. So wurde mir klar, dass weder ich noch meine Kinder, die allerdings dort spielten, viel über diesen Ort wissen. Beim Nachforschen in alle Richtungen wurde mir klar, dass es viele Geschichten und Legenden über Bukarest gibt, die Kinder, die in dieser Stadt aufwachsen, nicht kennen, und so dachte ich, dass es sich lohnt, ein Projekt zu diesem Thema zu machen. Und weil das Kulturministerium einen Wettbewerb für Projekte im Zusammenhang mit dem nationalen Kulturtag am 15. Januar organisiert, wurde mir klar, dass dieses Projekt, SUPERGESCHICHTEN aus Bukarest, auch mit der nationalen Identität zu tun haben würde.“




    Zu Beginn des Herbstes, zwischen dem 1. und 12. September, sollen Kinder zwischen 8 und 18 Jahren, unterteilt in drei Alterskategorien, ihre Geschichten an die Organisatoren schicken. Oana Boca Stănescu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    In erster Linie wollen wir mit diesem Projekt Kinder und Jugendliche dazu anregen, sich ein wenig umzusehen. Ein wenig das Handy aus der Hand zu lassen und zu entdecken, was sie umgibt. Mit Eltern, Gro‎ßeltern, Freunden zu sprechen und zu verstehen, dass Bukarest so gro‎ß, interessant und komplex ist und dass dieses Bukarest aus kleinen Städten besteht. Zu versuchen, zu verstehen und herauszufinden, was die Geschichte eines Ortes ist und wenn sie eine interessante Geschichte entdecken, diese aus verschiedenen Quellen zu dokumentieren, Bücher, Bibliotheken, Internet, mit Hilfe von Lehrern, es gibt so viele Quellen, mit denen man heute ein Thema dokumentieren kann. Nach der notwendigen Dokumentation bin ich sicher, dass sie in der Lage sein werden, eine Geschichte zu erstellen. Wir richten uns an alle mutigen Kindern, die solche Geschichten erstellen können, sie uns bis Anfang September zu schicken.“

  • Nacht der Ideen: Was bedeutet „Nähe“ in Zeiten der Pandemie?

    Nacht der Ideen: Was bedeutet „Nähe“ in Zeiten der Pandemie?

    Die Nacht der Ideen“ ist eine internationale Veranstaltung, die vom Französischen Institut in Paris auf fünf Kontinenten organisiert wird. Die Events, die dieses Jahr um das Thema CLOSE/NAH“ veranstaltet wurden, fanden in Bukarest, Cluj (Klausenburg), Iaşi (Jassy) und Timişoara (Temeswar) online statt. Das diesjährige Thema stand im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und warf die Frage auf, wie sich unsere Vorstellung von Raum und Mobilität verändert hat und wie wir mit dem Thema Solidarität umgehen.



    Rumänien war auch Teil des internationalen Marathons, der am 28. Januar vom Französischen Institut in Paris in den sozialen Netzwerken übertragen wurde und in dem die Sondervorführung Nah — jenseits jedes Alters“ präsentiert wurde. Die rumänischen Freunde des Französischen Kulturinstituts, darunter Ileana Ţăroi, Journalistin und Koordinatorin der französischen Abteilung von Radio Rumänien International, haben dabei über ihre Auffassung des Begriffs Nähe“ und über die Herausforderungen des letzten Jahres gesprochen. Die Marketing und PR-Leiterin des Französischen Kulturinstituts in Temeswar, Teodora Achim, spricht über einige der Veranstaltungen, die in der Nacht der Ideen 2021 online stattfanden:



    Wir haben das Programm so gestaltet, dass es wie ein Marathon aussieht. In Temeswar haben wir uns mehr darauf konzentriert, was Gemeinschaft bedeutet, der Gemeinschaft nahe zu sein — deshalb sind wir zu Menschen und Orten gegangen, die es geschafft haben, Verbindungen zu schaffen und Leute um uns zu versammeln. Ein Beispiel in diesem Sinne ist die international bekannte Temeswarer Buchhandlung »La Două Bufniţe« (dt. »Zwei Eulen«), gegründet von Oana Doboşi und Raluca Selejan. Ein sehr lebendiger Ort in Temeswar ist auch »Scârţ«, das Museum des kommunistischen Konsumenten, gegründet von Christine Cizmaş und Ovidiu Mihăiţă, den Gründern des unabhängigen Theaters »Auăleu«. Wir wollten von ihnen erfahren, wie sie es geschafft haben, in dieser Zeit ihr Publikum nah zu halten. Wir machten uns auch auf den Weg zu einem neu geschaffenen Raum in Temeswar, dem unabhängigen FABER-Zentrum, das inmitten einer Pandemie eröffnet wurde und in der zweiten Hälfte des letzten Jahres ein Referenzort für die Kulturszene der Stadt war. Ich habe auch mit Dominic Fritz, dem Bürgermeister von Timişoara, gesprochen, weil wir es für wichtig hielten, ihn zu fragen, wie er es schafft, die Gemeinde in diesen schwierigen Zeiten, in denen wir leben, zusammenzuhalten. Ebenfalls in Temeswar habe ich ein Treffen mit der Soziologin Eva Illouz gehabt, einer Spezialistin für die Soziologie der Gefühle. Sie hat ein Buch darüber veröffentlicht, wie die kapitalistische Gesellschaft die Liebesbeziehungen beeinflusst, deshalb fanden wir es besonders interessant, ihre Ansichten darüber zu hören, wie sich unsere Beziehungen in Zeiten der Krise entwickeln und worauf wir zusteuern.“



    Während der Nacht der Ideen hat das Französische Institut in Cluj (Klausenburg) auf seiner Facebook-Seite das Publikum zu einer interessanten Live-Debatte eingeladen, die von Ioana Costaş, der Leiterin des Instituts, moderiert wurde. Thema der Gespräche war die Stadterneuerung durch Stra‎ßenkunst, mit Beispielen guter Praktiken aus Cluj und Nantes, Städte, die dieses Jahr 30 Jahre Partnerschaft feiern. Die Nacht der Ideen bedachte auch die jüngere Generation, es gab auch ein reichhaltiges Programm für Kinder, die an Storytelling-Workshops sowie Workshops zum kritischen Denken oder zur persönlichen Entwicklung teilnahmen.

  • Filmfestival „Animest“ fand online statt

    Filmfestival „Animest“ fand online statt

    Auf der Streaming-Plattform des Festivals zeigte Animest, ein traditionsreiches Festival, das dieses Jahr zum 15. Mal stattfand, 55 Produktionen, darunter Oskar-Filme, Streifen, die weltweit einen gro‎ßen Erfolg feierten, sowie Meisterkurse bekannter Regisseure von Animationsfilmen. Die Organisatoren widmeten das 15. Festival Animest, das am 15. November zu Ende ging, dem 100. Jubiläum des ersten rumänischen Animationsfilms. Koorganisatorin der Festspiele Ligia Soare kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Im April 1920 wurde in Bukarest der erste Animationsfilm vorgeführt. Leider ist der Streifen im Archiv nicht mehr zu finden, was wir noch finden konnten, sind einige Zeichnungen, die wir aus diesem Anlass neuinterpretiert haben. Diese Bilder helfen uns zu verstehen, zusammen mit den Geschichten des Autors und den Eindrücken zeitgenössischer Filmemacher, wie der Streifen vom Publikum aufgenommen wurde, der dem Anfang der rumänischen Animation gleichkommt. Selbst wenn wir angesichts der Corona-Pandemie dieses Jahr online gehen mussten, war dieser Film für unser Punlikum zugänglich, und dieser Teil der Festspiele steht den Bukarestern auch beim Kultur-Hotspot Rezidența BRD Scena 9 in Form einer Ausstellung bereit. Dieses Event sollte unter jeden Umständen gefeiert werden, denn es handelt sich um 100 Jahre rumänischer Animation. Die Ausstellung kann bis zum 22. November, das hei‎ßt länger als die Dauer des Festivals, besichtigt werden. Die Besucher müssen sich vorher online anmelden, damit die geltenden Corona-Regeln strikt eingehalten werden können.“




    Die Jubiläumsfeier fing mit einer Diskussion an, an der die Filmkritikerin Dana Duma, Autorin des Bandes 100 Jahre rumänischer Animation“, und der Filmemacher Radu Igazsag, Regisseur der Dokumentation Eine kurze Geschichte“, teilnahmen. Über andere Höhepunkte der Festspiele sagte unsere Gesprächspartnerin Ligia Soare:



    Animest 15 hatte eine vielfältige Agenda, einige Events haben wir den niederländischen Animationsfilmen gewidmet, weil die Niederlande voriges Jahr 100 Jahre Animation feierten. Aus diesem Anllass haben wir mit Hilfe der niederländischen Botschaft in Bukarest unserem Publikum einen Überblick auf die besten niederländischen Animationsfilme angeboten. Es handelt sich um 5 Abschnitte mit Kurzfilmen und einen Langfilm, ferner hatten zwei unserer Gäste und gleichzeitig Jurymitglieder auch ein Online-Treffen mit dem rumänischen Publikum. Auf dem Programm standen weitere Gespräche, die sich an ein breites Publikum richteten, so zum Beispiel das Treffen mit einer Vertreterin der Kunstakademie »Bezalel« in Israel, Tal Kantor. Die Bezalel-Akademie wurde 1906 gegründet, Tal Kantor hat bei unserem Festival über die Geschichte und die Projekte der Akademie gesprochen, die als eine der grö‎ßten Kunstschulen weltweit gilt. Die Akademie bildet unter anderen in den Studiengängen bildende Kunst, Fotografie, Industrie- und Schmuckdesign, Architektur, Keramik und Glas, Animation und Film aus.“




    Sondergast der Festspiele Animest 2020 war das österreische Festival Tricky Women“, das sich dem internationalen Animationsfilmschaffen von Frauen widmet. Auf dem Programm standen unter dem Titel Tricky Realities“ sieben neue Kurzfilme und eine Debatte mit österreichischen Animationsfilm-Regisseurinnen, die in Rumänien durch Live-Steaming exklusiv übertragen wurden.

  • Rumänien und Frankreich setzen ihre Partnerschaft fort

    Rumänien und Frankreich setzen ihre Partnerschaft fort


    Die 2008 in Bukarest unterzeichnete strategische Partnerschaft zwischen Frankreich und dem, frankofon und frankophilen Rumänien — die erste, die Paris mit einem osteuropäischen Land abschloss — blieb fünf Jahre lang ein Papiertiger. Es bedurfte des politischen Willens beider Seiten, um eine von einem negativen Bild überschattete Zusammenarbeit voranzubringen. Die hauptsächlich wirtschaftliche Partnerschaft, aber auch politische und kulturelle, besteht und muss auf Hochtouren laufen, unabhängig von den Fragen, die, wie auch immer, durch Dialog gelöst werden können und müssen — hie‎ß es 2013, als die rumänischen und französischen Vertreter beschlossen, diese voranzutreiben. Daher, gab es seitdem fast keinen französischen oder rumänischen Präsidenten oder Premierminister, der nicht offiziell in Bukarest bzw. Paris war, um neue Vereinbarungen, auf der Grundlage dieser strategischen Partnerschaft zu unterzeichnen.




    Anfang dieser Woche war Premierminister Ludovic Orban an der Reihe in die französische Hauptstadt zu reisen. Zum Abschluss des Treffens mit seinem Amtskollegen Jean Castex, unterzeichneten die beiden eine neuen, aktualisierten Fahrplan der Partnerschaft, auf deren Grundlage die Zusammenarbeit strukturierter, ehrgeiziger, aber auch besser auf die sich aus der Covid-19-Krise ergebenden Herausforderungen reagieren soll. Der Fahrplan enthält die wichtigsten Pfeiler der beidseitigen Zusammenarbeit, für die nächsten vier Jahre, in Bereichen wie Kernenergie, Verteidigung, Telekommunikation, Landwirtschaft und Gesundheit. Insbesondere Frankreich wird unter anderem an der Entwicklung der Kapazitäten Rumäniens zur Erzeugung von Kernenergie beteiligt sein, nachdem Rumänien und die Vereinigten Staaten Anfang des Monats ein Abkommen über den Bau von zwei neuen Reaktoren unterzeichnet haben.




    Premierminister Ludovic Orban sagte, dass er mit seinem französischen Amtskollegen ein Dokument über die Zusammenarbeit im Nuklearbereich unterzeichnet hat, das sich auf die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern, einschlie‎ßlich dem Bau der Reaktoren 3 und 4 in Cernavoda sowie die Erneuerung des 1. Kernreaktors bezieht. Ludovic Orban sprach auch über mögliche zukünftige französisch-rumänische Projekte im militärischen Bereich, wobei Rumänien zum Beispiel daran interessiert ist, seine Marine mit vier Korvetten auszustatten. Last but not least, haben Rumänien und Frankreich im Dezember 2018 – Juli 2019, in beiden Ländern, erfolgreich eine umfangreiche Kultursaison organisiert. Im nächsten Jahr wollen beide Länder gemeinsam den gro‎ßen rumänischen Komponisten George Enescu ehren. Sein 140. Geburtstag steht an und das internationale Festival in Bukarest, das seinen Namen trägt, wird seine 25. Ausgabe erreichen.

  • Der Comics-Kolporteur: Goethe-Institut lädt zu einschlägigem Online-Festival ein

    Der Comics-Kolporteur: Goethe-Institut lädt zu einschlägigem Online-Festival ein

    Viele Kulturprojekte sind wegen der Einschränkungen angesichts der Coronavirus-Pandemie online gegangen. Das ist auch der Fall des Programms Der Comics-Kolporteur“, das vom Goethe Institut Bukarest in Zusammenarbeit mit dem Kulturverband Jumătatea plină“ (Halbvoll“) organisiert wird. Worum es geht, erfahren wir vom Präsidenten des Vereins, Octav Avramescu:



    In diesen etwas anderen Zeiten, die wir gerade erleben, hätten eine Reihe von Comics-Festivals stattfinden und Bücher veröffentlicht werden sollen. Der Bereich der Comics sollte eine sehr interessante, wenn nicht gar sehr intensive Aktivität haben. Aber das ist leider nicht passiert, also dachten wir, warum nicht zusammen mit dem Goethe-Institut ein Online-Projekt zusammenzustellen. Dafür haben wir zwanzig rumänische Künstler aller Altersgruppen ausgewählt, um sie ihre Erfahrungen während des Lockdowns austauschen zu lassen.“




    Mihai Ionuţ Grăjdeanu ist einer der zwanzig rumänischen Künstler, die sich der Initiative anschlossen. Über seine Beteiligung am Projekt sagte er:



    Ich hatte nur ein Blatt Papier zur Verfügung, auf dem ich meine Eindrücke von dieser Situation gezeichnet habe. Der Lebensstil eines Künstlers, in der Regel eines Freiberuflers, der von zu Hause aus arbeitet, unterscheidet sich nicht wesentlich von bestimmten Aspekten, die während des Lockdowns gültig waren. Wenn man zum Beispiel an einem Comic-Projekt arbeitet, sei es ein Graphic-Roman oder ein Comic-Album, gibt es eine Zeit selbst auferlegter Isolation, die drei bis sechs Monate dauern kann, wenn man sich nur darauf konzentrieren muss, um eine gro‎ße Anzahl von Comic-Streifen erfolgreich abzuschlie‎ßen.“




    Für einen rumänischen Comiczeichner folgen die kulturellen Ereignisse im Laufe eines Jahres mit einer gewissen Regelmä‎ßigkeit aufeinander. Während der ganz besonderen Situation der letzten Monate sind aber viele Kulturprojekte online gegangen, einschlie‎ßlich visueller Projekte, so dass Mihai Ionuţ Grăjdeanu sich an die neue Realität anpassen musste:



    Seit etwa sieben Jahren organisiere ich auch Ausstellungen, sowohl für mich selbst als auch für andere Künstler in diesem Bereich. Ich arbeite mit mehreren Museen zusammen, kümmere mich um Ausstellungseröffnungen und was ich am wichtigsten finde, ist, dass ich in öffentlichen und privaten Schulen Comics unterrichte. Ich habe eine Reihe digitaler Projekte entwickelt. Im Monat März haben wir zudem eine neue Ausgabe des Magazins »BD Historia, historische Comic-Strips« herausgebracht, die natürlich online bestellt werden kann.“




    Diese Kunstform vereint Aspekte von Literatur und bildender Kunst. Ionuţ Grăjdeanu erklärt die Funktionen dieser Art von Kunst:



    Der Streifen, den ich für dieses Projekt entworfen und gezeichnet habe, sieht aus wie ein Hausplan, gezeichnet auf einer Seite, wo die Rahmen die Wände des Hauses sind. Man kann ein wenig aus dem Fenster schauen, man sieht etwas von der Stra‎ße drau‎ßen. So habe ich am Anfang die Zeichnung strukturiert. Mein Text übermittelt eine bestimmte Botschaft. Diese Art von Comics kann in verschiedene Genres passen. Der Comic, mit dem ich mich an diesem Projekt beteiligte, ist vom Zeitgeschehen inspiriert, er widerspiegelt einen gewissen Moment in der Geschichte. Es ist aber auch ein humorvoller Streifen, mit einem satirischen Dialog.“




    Das Projekt Der Comics-Kolporteur“ hat zudem eine starke soziale und erzieherische Komponente. Für Mihai Ionuţ Grăjdeanu gelten Comics auch als potenzielle Ressourcen für die Erforschung des Lebens während der Pandemie:



    In der Zukunft können Comics als grafische Referenzen verwendet werden, da die Handlung sich in einem gewissen Zeitraum abspielt. Vor allem aber sind Comics sorgfältig erstellt, so dass sie ein Nachschlagewerk für die Forschung in verschiedenen Bereichen sein können. Es gibt auch Web-Comics, die die Leute auf ihren Handys und Tablets lesen können.“




    Der grö‎ßte Vorteil dieser Art von bildender Kunst ist, dass sie für das breite Publikum leicht verständlich ist. Octav Avramescu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Comics sind ein Medium, das spielerisch sein kann, aber das ist nicht das Wesentliche daran. Sie sind nicht nur eine Karikatur oder ein Witz, sie erzählen eine Geschichte. Und die Autoren verwenden Bilder, um einfache Geschichten zu erzählen, die wir alle verstehen.“




    Das Projekt des Goethe-Instituts Bukarest soll auch im Herbst fortgesetzt werden, auch mit Künstlern aus Deutschland. Octav Avramescu dazu:



    Die Kunst profitiert von den Corona-Einschränkungen. Es gibt eine Menge Ideen, an denen wir gearbeitet haben und die wir umsetzen werden. Dieses Projekt ist damit nicht beendet. Die zwanzig Autoren, die sich an unserem Projekt beteiligt haben, werden in diesem Herbst, wenn sich die Situation verbessert, eine Ausstellung zusammenstellen.“

  • Telcu-Plattform: Sommerschule für Bildung im ländlichen Milieu findet eingeschränkt statt

    Telcu-Plattform: Sommerschule für Bildung im ländlichen Milieu findet eingeschränkt statt

    Beim Zentrum für das Studium der Modernität und des Dorfumfelds gibt es kein Sommerloch. Unter den Stichworten Telciu 2020. Plattform für Bildung und Kultur“ setzt das Zentrum die künstlerischen und bildenden Programme für Kinder und Teenager im Zeitraum Ende Juli — Ende August in der siebenbürgischen Gemeinde Telciu im Landkreis Bistriţa-Năsăud fort. Die Gemeinde besteht aus vier Dörfern und einer Gesamtzahl von 6.200 Einwohnern. 2020 passt sich die Plattform mit einem neuen Format an die aktuellen Umstände an. Einzelheiten bekommen wir von der PR-Beauftragten Raluca Ţurcanașu:



    Leider sahen wir uns gezwungen, auf die Sommerschule zu verzichten, das war ein breit angelegtes Projekt von uns, bei dem jedes Jahr viele Gäste sowohl aus Rumänien als auch aus dem Ausland zusammenkamen. Angesichts der Coronavirus-Pandemie haben wir darauf verzichtet, denn das war weder für unsere Gäste noch für die Gemeinde gut. Wir machen jedoch mit unseren Tagungen weiter, die Zahl der Workshops mussten wir jedoch auf vier reduzieren. Bei jedem Workshop dürfen wir nur zehn Teilnehmer zusammenbringen, denen wir natürlich den nötigen Mund- und Nasenschutz sowie Handschuhe anbieten. Alle Workshops finden im Freien statt. Die Events in Telciu finden mit der strengen Beachtung aller Sicherheitsma‎ßnahmen statt. Die Tagungen werden auch live auf Facebook und YouTube übertragen. Somit können unsere Gäste und Freunde des Zentrums Telciu mit einer klaren und spontanen Kommunikation rechnen. In den vorigen Jahren haben sie sich voller Enthusiasmus daran beteiligt und ihre Erfahrung mit uns geteilt. Unsere Gäste kamen aus allen Ecken Europas und aus Nordamerika.“




    Das Programm beginnt mit einem Theater-Workshop, Ende August halten die Organisatoren auch einen Anti-Bullying-Workshop und bis Ende Juli einen Workshop für kreatives Schreiben bereit. Wer sein Trickrepertoire ausbauen möchte, sollte zwischen dem 27. und dem 31. Juli am Jonglier-Workshop teilnehmen. Jonglage erfreut sich weltweit einer gro‎ßen Beliebtheit und Telciu bildet auch keine Ausnahme. 2019 hat der Workshop einen gro‎ßen Erfolg gefeiert und zahlreiche Gäste zusammengebracht. Ein Workshop für narrative Collage erwartet dieses Jahr seine Gäste zwischen dem 8. und dem 16. August.



    Im Jahr 2020 setzen die Organisatoren den Akzent auf Bullying. Laut dem UN-Kinderhilfswerk und dem UN-Sonderbeauftragten für Gewalt gegen Kinder gibt etwa jeder dritte Jugendliche in 30 Ländern an, online schikaniert worden zu sein, während jeder fünfte berichtet, dass er deshalb die Schule geschwänzt hat. Die Organisatoren bieten Workshops für Kinder und Teenager zwischen 7 und 16 Jahren an, wo sie lernen, wie man Einschüchterung und Belästigung erkennt und wie man sich dagegen wehren kann. Weil dieses Jahr die Events unter Sonderbedingungen stattfinden, spricht unsere Gesprächspartnerin in den folgenden Minuten über die Erwartungen der Organisatoren:



    Bislang haben sich fast 10 Kinder und Teenager für jeden Workshop angemeldet. Der Jonglier-Workshop und der Workshop für narrative Collage finden online statt. Wir hätten nie geglaubt, dass es möglich ist. Online können wir jeden dieser zwei Workshops, die so ein starkes Interesse wecken, zweimal anbieten. Die Teilnehmer, Lehrer, Kinder und Teenager in unserer Gemeinde, können es kaum erwarten.“




    Sich für seine Gemeinde einzusetzen und der Wunsch, mehr Chancengleichheit zu bieten, bilden die Grundlage der Plattform Telciu. Das kleine, aber enthusiastische Team von Telciu wei‎ß bescheid, dass solche Initiativen vor Ort wie ein Privileg angesehen werden. Während in Universitätszentren und Gro‎ßstädten solche Projekte als banal gelten, tragen sie im rumänischen Dorfumfeld eine gro‎ße Bedeutung. Das ist hauptsächlich auf die wirtschaftliche Migration zurückzuführen, die sich auf die Struktur der kleinen Gemeinden negativ auswirkt. 2020 sind zudem Unsicherheit und Angst vor der Zukunft stärker als je zuvor spüren.

  • Internationales Theaterfestival FITS 2020 #online

    Internationales Theaterfestival FITS 2020 #online

    Das Theaterfestival FITS, das seit 27 Jahren die Stadt Sibiu (Hermannstadt) für die Welt und die Welt für Sibiu geöffnet hat, schreibt die Geschichte neu und ist das erste gro‎ße Festival für darstellende Künste in Mittel- und Osteuropa, das in diesem Jahr vollständig online stattfand.



    Zehn Tage lang brachte die Sonderausgabe, die unter dem Motto Empowered” organisiert wurde, zwischen dem 12. und dem 21. Juni 138 Veranstaltungen aus 30 Ländern und 5 Kontinenten in die Häuser der Zuschauer. Mehr als 14.400 Minuten Theater, Tanz, Musik, zeitgenössischer Zirkus, Konferenzen, Debatten, Lesungen und Kindershows wurden kostenlos auf der offiziellen Website von FITS, www.sibfest.ro, sowie auf der Facebook-Seite und dem YouTube-Kanal der Festspiele ausgestrahlt. Die diesjährige Sonderausgabe von FITS, die unter der Schirmherrschaft des rumänischen Präsidenten stand, brachte unter anderen einige der weltweit grö‎ßten Aufführungen auf die Online-Bühne, die auf internationaler Ebene mehrfach preisgekrönt wurden. Die Struktur des diesjährigen Festivals folgte der gleichen bekannten Struktur wie in den letzten 27 Jahren und umfasste nicht weniger als 13 verschiedene Sektionen: Theater, Tanz, Freiluftveranstaltungen, zeitgenössischer Zirkus, Musik, Oper, Film, Sonderkonferenzen, das Thermenforum, den Sibiu Performing Arts Market sowie eine neue Sektion, die den jüngsten Zuschauern gewidmet ist, FITS for KIDS.



    Angesichts der Corona-Einschränkungen sind viele Kulturveranstaltungen online gegangen. Wie sich das internationale Festival in der siebenbürgischen Sadt an die neue Realität anpasste, erfahren wir vom Intendanten des Festivals und des Theaters Radu Stanca“, Constantin Chiriac:



    Wir tun unser Bestes, um in der ganzen Abnormalität, die unser Leben geworden ist, ein bisschen Normalität zu bewahren. Und natürlich unser Versprechen zu halten. Für uns war es sehr wichtig, dieses Projekt fortzusetzen, selbst wenn in einer anderen Form. »Die Kraft, zu glauben«, war das Motto dieser Sonderausgabe und das gab uns in der Tat die Kraft, alles sehr schnell zu organisieren. Zum einen hatten wir viele Persönlichkeites des Theaters, Theatermacher, Produzenten, Darsteller, Koorganisatoren, gro‎ße Freunde des Festivals auf unserer Seite und das war besonders wichtig. Sie alle haben es möglich gemacht, dass wir 10 Tage lang 138 Aufführungen aus 30 Ländern aus allen Ecken der Welt online anbieten konnten. 16 Theatersaisons, 7.200 Minuten Aufführungen am Tag und genau so viele in der Nacht für unsere Zuschauer auf anderen Kontinenten.“




    Die zwei Koproduzenten der Festspiele sind der öffentlich-rechtliche Rundfunk Radio România und der öffentlich-rechtliche TV-Sender TVR. Koorganisator war auch dieses Jahr das Rumänische Kulturinstitut. Partner der Festspiele: ausländische Kulturinstitute und Botschaften. Zu dem Wechsel des internationalen Festivals im mittelrumänischen Sibiu ins Netz erläuterte der Intendant Constantin Chiriac auf der Pressekonferenz:



    Sie werden an einem Online-Programm teilnehmen, das wir sorgfältig geplant und entwickelt haben. Das ist dem Team des Festivals und der Zusammenarbeit mit der Hochschule für Theater und Kulturmanagement der Universität »Lucian Blaga« zu verdanken. Ich freue mich schon darauf, in der Zukunft zur Normalität zurückzukehren.“

  • Hörerpostsendung 28.6.2020

    Hörerpostsendung 28.6.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Heute möchte ich den Funkbriefkasten ausschlie‎ßlich mit Postbriefen bestreiten, die sich in den letzten Wochen angesammelt haben. Aus Wien erhielten wir einen Brief von Manfred Schida, der auf Anfang Mai datiert ist:



    Liebe Freunde!



    Ich habe es sehr vermisst, dass ich Ihnen keine Briefe schreiben konnte. Aber die Post hat keine nach Rumänien angenommen. Jetzt haben sie in einer Gratiszeitung geschrieben, dass die Briefpost in 80 Länder wieder klappt. So werde ich nochmal versuchen, diesen Brief an Sie aufzugeben, vielleicht geht es nach Rumänien wieder.



    Sodann berichtet Herr Schida über die Situation der Pandemie in mehreren Ländern, sowie welche andere Sender er über Kurzwelle hört, darunter die BBC und Radio China International, und endet mit den Worten:



    Es ist wunderbar, dass es Sie gibt. Sie sind ein Bestandteil meines Lebens.


    Alles Gute für die Zukunft!



    Vielen Dank für Ihren Brief und für die Hörertreue, lieber Herr Schida! Ich wusste gar nicht, dass der Postverkehr während des Lockdowns eingestellt war; nachdem die Grenzen der Reihe nach dicht gemacht wurden, war das aber zu erwarten. Herzliche Grü‎ße nach Wien!



    Aus Bonn erreichte uns von Thomas Becker ein Empfangsbericht und eine Postkarte von Mitte Mai:



    Liebe deutsche Redaktion von Radio Rumänien International,



    auch ich möchte mich sehr bedanken, dass Sie unter schwierigen Bedingungen so ein gutes Programm machen können.



    Die heutige Sendung war wieder sehr interessant, der Funkbriefkasten schön moderiert und auch der virtuelle Rundgang durch die Museen sehr lohnenswert. Die Jazz-Sängerin Maria Răducanu war auch sehr hörenswert, gerade die Verbindung von Volksmusik und Jazz ist spannend. Habe ich es richtig gehört, dass der Funkbriefkasten aus einer Abstellkammer kommt?



    Schöne Grü‎ße


    Thomas Becker



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Becker. Ja, Sie haben es richtig gehört — den Funkbriefkasten habe ich während der Quarantäne zumeist in meiner Abstellkammer aufgezeichnet. Da die Regale an den Wänden mit Schuhboxen, ein paar Koffern und anderen Sachen vollgestopft sind, eignet sich der schallfreie Raum eben gut dafür. Natürlich muss man danach noch mit entsprechender Software etwaige Versprecher oder unerwartete Nebengeräusche aus der Nachbarschaft herausschneiden. Alles in allem ist es etwas mehr Arbeit als im Studio, wo einem der Tontechniker hilft, aber letztendlich lohnt es sich, denn schlie‎ßlich arbeitet man bequem von zu Hause aus. Herzliche Grü‎ße nach Bonn, lieber Herr Becker!



    Zurück nach Wien — von dort erreichte uns ein Postbrief von Wolfgang Waldl, der Mitte Mai ebenfalls auf die Heimarbeit unserer Redaktionsmitglieder Bezug nahm:



    Lieber Herr Sorin, werte Redaktion!



    Mit gro‎ßer Freude habe ich gestern in Ihrer Sendung die Verlesung meines Briefes gehört. Besonders gefreut hat mich, dass Sie meine Anregung angenommen haben und eine lustige Fotogalerie Ihrer Redaktion zusammengestellt haben. Das wird sicher allen gefallen, die über die modernen Medien verfügen. Ich habe weder Internet noch Ähnliches, aber Ihre Schilderung war so gut, dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Ich frage mich zwar, ob diese vom Sender auferlegte Quarantäne wirklich notwendig ist, aber auch hier wurden die Hauptsprecher des Fernsehens in Quarantäne im Studio (!!!) für jeweils eine Woche kaserniert. Von dort traten sie auf.



    Mir kommt das alles wie für eine Generalübung für einen eventuellen Atomunfall oder dergleichen vor, denn nach Meinung vieler Wissenschaftler und Ärzte ist das Virus ähnlich einer Influenza. Aber leider wei‎ß niemand was Genaues, und dafür müssen wir Masken tragen und Abstand halten, fragt sich nur, wie lange.



    Je länger das Ganze dauert, desto trauriger wird die Lage für viele Gastronomen und Künstler. Alle, die nicht einen gesicherten Arbeitsplatz mit Gehaltsgarantie haben, müssen immer mehr zittern. Das Kulturleben liegt total brach. Alle Veranstaltungen wurden bis zum Herbst abgesagt und durch die Abstandsregeln geht nichts mehr. Auch wir müssen diesmal auf das seit 30 Jahren stattfindende Sommertheater in Reichenau verzichten. Schade — und wer wei‎ß, ob es nächstes Jahr wieder normale Verhältnisse gibt. Viele Unternehmen, vor allem kleinere, werden heuer noch dicht machen und nicht mehr aufsperren.



    Die Donau-Passagierschifffahrt soll Anfang Juni wieder teilweise ihren Betrieb aufnehmen. Kreuzfahrtschiffe werden sicher noch nicht fahren, 50 liegen zur Zeit im Wiener Winterhafen.



    Wie sieht es zur Zeit in Rumänien mit dem Kunstbetrieb aus?



    Zum Schluss möchte ich mich wieder für Ihre objektive und sachliche Information im Funkjournal bedanken. Sie berichteten über die hohen Strafen bei Verstö‎ßen gegen die Abstandsregeln. Auch ich finde das übertrieben. Überhaupt ist die Situation zur Zeit sehr angespannt und selbsternannte Blockwarte tummeln sich bereits herum.



    Viele herzliche Grü‎ße


    Wolfgang Waldl



    Vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief, lieber Herr Waldl! Inzwischen sind in ganz Europa Lockerungsma‎ßnahmen in Kraft, was zum erneuten Wiederanstieg der Infektionszahlen führt. Epidemiologen und Ärzte warnen bereits vor einer zweiten Infektionswelle, in Rumänien sind die Krankenhäuser wieder überfüllt. Bei allem Verständnis für besonders hart getroffene Branchen wie Gastronomie, Kulturbetrieb und kleine Unternehmen (und die hohen Geldstrafen fand auch ich übertrieben) — die Isolationsma‎ßnahmen waren meiner Meinung nach notwendig, um Schlimmeres zu verhindern. Wenn man die dramatischen Bilder aus Italien gesehen hat, wo Ärzte praktisch entscheiden mussten, wen sie behandeln, oder die Bilder von überfüllten Leichenschauhäusern und Tiefkühlwagen mit Toten aus New York, dann muss man den Wissenschaftlern Recht geben. Schweden hat da einen anderen Weg versucht, der schlie‎ßlich dazu führte, dass sich überdurchschnittlich viele ältere Menschen infiziert haben und gestorben sind. Ich will auf jeden Fall nicht in der Haut der Ärzte stecken, die über Leben und Tod entscheiden müssen.



    Der Kulturbetrieb und die Gastronomie sind auch in Rumänien schwer betroffen. Vorerst durften nur Terrassen öffnen, Theater- und Konzerthäuser bieten in einigen Fällen Online-Veranstaltungen, es versteht sich aber von selbst, dass kleine, unabhängige Ensembles und Künstler existenziell bedroht sind. Mein Lieblingskino in Bukarest — es ist das Kino des Französischen Kulturinstituts, das besonders europäische Filme zeigt — hat nur Abendvorführungen im Innenhof, unter Einhaltung der Abstandsregeln zwischen den Stühlen. Die Filme kann man allerdings auch online buchen und zu Hause sehen, aber natürlich ist es nicht dasselbe wie auf der Leinwand. Hoffen wir auf bessere Zeiten. Alles Gute und herzliche Grü‎ße nach Wien!



    Von Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) erhielten wir gleich zwei Postbriefe, die auf den 25. bzw. 30. Mai datiert sind. Hier eine Zusammenfassung:



    Liebe Freunde in der deutschen Redaktion, lieber Sorin Georgescu!



    Heute soll Sie endlich wieder mal ein traditioneller Luftpostbrief erreichen. In Zeiten von Corona war es ja bisher besser, schneller und zuverlässiger, sich der E-Mail zu bedienen. Aber so langsam fliegen die Airlines wieder, so dass ich wieder zu meinen alten Gewohnheiten zurückkehren kann, Briefe per Post zu verschicken. Das bereitet mir einfach mehr Freude, da man mit einem Brief doch viel persönlicher herüberkommt. Oder?



    Nun kann ich Sie über ein wundervolles Hörerlebnis informieren, welches ich am gestrigen Mittwoch hatte. So konnte ich nach vielen Jahren wieder einmal den Inlandsdienst von Radio Rumänien in deutscher Sprache empfangen. Das Ganze gelang mir auf der Mittelwellenfrequenz 1593 KHz mit meinem Opel-Autoradio. Natürlich war der Empfang schlecht, die Signalstärke war sehr gering und starkes Rauschen beeinträchtigte den Empfang. Trotzdem gelang es mir mit sehr spitzen Ohren, einige Details zu erkennen. Normalerweise ist um11.00 UTC die Mittelwelle tot. Nur die Signale des Tschechischen Rundfunks kommen da noch an. Umso erfreulicher ist es dann, wenn sogar die Signale aus Bukarest hier ankommen. Aber solche Phänomene gibt es ja immer wieder. Aber nicht nur Radio Rumänien aus Bukarest war zu empfangen, kurz vorher kamen auch ganz schwache Signale aus Temeswar auf 630 KHz hier an, ebenfalls mit einer deutschsprachigen Sendung. Ja, diese Empfangsüberraschungen waren wie ein kleiner Lottogewinn!



    Beiliegend schicke ich Ihnen einen Empfangsbericht mit der Bitte, diesen an Ihre Kollegen im Inlandsprogramm weiterzugeben. Besonders würde ich mich über eine Hörbestätigung des Inlandsdienstes freuen. Falls es da keine QSL-Karten gibt, würde ich mich über ein einfaches Schreiben mit Stempel und Unterschrift sehr freuen. Das wäre eine tolle Bereicherung meiner Radiosammlung.



    In einem der letzten Briefe (22. April) bewunderte ich die nicht zu überhörende Dominanz der RRI-Programme auf der Kurzwelle. Nun habe ich mir die Mühe gemacht, alle Sprachdienste auf ihren Frequenzen zu empfangen. Auch wenn ich viele dieser Sprachen nicht verstehen konnte, war es doch recht interessant zu hören, wie RRI-Programme in Chinesisch oder Mazedonisch klingen. Oft konnte man an den einzelnen Jingles erkennen, welches Programm gerade gesendet wurde. Wirklich sehr interessant! Dabei ist mir aufgefallen, dass manche Sprachdienste während ihrer Sendezeit nur eine einzige Frequenz benutzen, während andere gleich vier Frequenzen gleichzeitig nutzen. Sind vier Frequenzen im Zeitalter der ewigen Sparma‎ßnahmen tatsächlich notwendig? Würde mich sehr freuen, darüber mal einige ausführliche Bemerkungen zu hören.



    Die heutige Beilage ist sehr üppig ausgefallen. Ich habe über jede einzelne Sprachredaktion einen Empfangsbericht angefertigt, so dass Sie sich über die Empfangbarkeit der einzelnen Sendungen informieren können. Bewusst habe ich auf Programmdetails verzichtet, da ich viele dieser Sprachen nicht verstehe. Aber als Jahrzehnte alter und treuer Hörerfreund von Radio Rumänien können Sie sich zu 100% darauf verlassen, dass ich diese Sendungen tatsächlich empfangen habe. Alles andere wäre sinnloser Selbstbetrug!



    Die RRI-Internet-Präsentation ist auch in Jiddischer Sprache vertreten. Leider konnte ich keine Sendungen in dieser Sprache von RRI auf Kurzwelle hören. Gibt es diese Sendungen noch?



    Im Sinne der Freundschaft und auf ein baldiges Feedback


    Ihr RRl-Fan Michael Lindner



    Vielen Dank für die ausführlichen Briefe, lieber Herr Lindner. Ihren Empfangsbericht für den deutschen Inlandsdienst habe ich eingescannt und werde ihn samt der Bitte um eine QSL-Karte oder eine Bestätigung in sonstiger Form an die Kollegen weiterleiten.



    Was die Frequenzen anbelangt, so strahlen manche Dienste wie die englische, französische und spanische Redaktion ihre Programme nicht nur in Europa, sondern auch nach Übersee, Asien und Afrika aus, manchmal zur selben Zeit. Deshalb sind je nach atmosphärischen Bedingungen und Uhrzeiten mehrere Frequenzen notwendig. Eine Sendung in Mazedonisch haben wir nie gehabt, Sie haben vermutlich die Sendung in Serbisch gehört. Bis ca. 2002 hatten wir allerdings eine Sendung in bulgarischer Sprache. Die bulgarische Redaktion wurde damals zusammen mit der portugiesischen, der ungarischen und der türkischen Redaktion wegen Sparma‎ßnahmen geschlossen.



    Unser Internetauftritt in hebräischer Schrift ist in Iwrith, also Neuhebräisch, nicht Jiddisch. Radio Rumänien hatte aber in den 1970er Jahren ein jiddischsprachiges Programm, das allerdings nach Nordamerika, nicht nach Israel ausgestrahlt wurde. Die Sendung in Hebräisch erfolgt nur einmal in der Woche, und zwar sonntags um 19 Uhr Lokalzeit, das wäre 18 Uhr in Deutschland, auf 9590 und 7265 kHz. Ob die Sendung auch in Deutschland zu empfangen ist, kann ich allerdings nicht sagen, theoretisch wird die Sendung nach Israel ausgestrahlt. Aber falls es Ihnen gelingen sollte, sie zu empfangen, freuen wir uns natürlich über Feedback. Herzliche Grü‎ße nach Thüringen, lieber Herr Lindner!



    Ich habe heute zeitlich schon überzogen. Ein paar weitere Briefe lese ich bis nächsten Sonntag. Ein besonderes Dankeschön an Paul Gager aus Wien, der uns mit seinem Brief auch drei Schutzmasken schickte. Ich wei‎ß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber hier kosten die Masken in Apotheken das Vier- bis Fünffache dessen, was sie vor der Pandemie gekostet haben. Nochmals herzlichen Dank!



    Feedback auf elektronischem Weg erhielten wir bis einschlie‎ßlich Samstag von Carsten Fenske, Matthias Maetsch, Willi Seiser, Herbert Jörger, Martina Pohl, Michael Willruth, Michael Lindner, Gerd Brüschke und Jan Rocho (D) sowie von Paul Gager (A).



    Audiobeitrag hören:



  • Eugène Ionesco: Erinnerungen des Dramatikers aus dem Rundfunkarchiv

    Eugène Ionesco: Erinnerungen des Dramatikers aus dem Rundfunkarchiv

    Eugen Ionescu wurde 1909 in Slatina geboren. Er war der Sohn eines rumänischen Vaters und einer französischen Mutter. Eugen Ionescu starb 1994 in Paris im Alter von 84 Jahren. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Frankreich, besuchte aber die Universität von Bukarest, wo er einen Abschluss in Französisch erwarb. 1938 ging er als Stipendiat und Kulturattaché nach Paris. In Rumänien begann er seine literarische Tätigkeit mit Gedichten, die in der Zeitschrift Bilete de papagal“ (Papagei-Zettel“) veröffentlicht wurden, sowie mit literaturkritischen Artikeln. Sein wichtigster Band in der rumänischen Periode seiner literarischen Karriere ist der kritische Band mit dem Titel Nu“ (Nein“), für den er auch ausgezeichnet wurde.



    Doch Ionescus Ruhm verwirklicht sich im Theater. Als er nach Kriegsende in Frankreich blieb, schrieb er Referenzstücke wie Die kahle Sängerin“, Die Lektion“, Die Stühle“, Jacques oder die Unterwerfung“, Das Nashorn“, Der König stirbt“, Durst und Hunger“. Das wichtigste Theater in Frankreich und das älteste der Welt, La Comédie Française, inszenierte zwei seiner Stücke, Durst und Hunger“ und Der König stirbt“. Insgesamt schrieb Eugen Ionescu 11 Stücke und weitere 17 kurze Stücke. 1970 wurde er zum Mitglied der Französischen Akademie gewählt. Er war der erste Intellektuelle rumänischer Herkunft, der eine solche Anerkennung genoss. In seinen Schriften und öffentlichen Äu‎ßerungen, die sich mehr oder weniger auf die Politik bezogen, war Ionescu ein überzeugter Demokrat, sowohl antifaschistisch als auch antikommunistisch. Der von Ionescu erfundene Begriff Rhinozerisierung“, der aus seinem Stück Rhinos“ (Die Nashörner“) stammt, bezieht sich auf den schleichenden Prozess, in dem Menschen totalitären Ideologien verfallen.



    In den Archiven des Zentrums für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks befindet sich ein äu‎ßerst wertvolles Tondokument, eine Radiosendung, die Monica Lovinescu, eine weitere wichtige rumänische Intellektuelle aus dem französischen Exil, zusammen mit Eugen Ionescu am 29. November 1984 bei Radio Freies Europa gemacht hat. Anlass für die Sendung war Ionescus Ausstellung von Zeichnungen, Gouachen und Lithographien, die er in Paris in der Galerie La Une in Saint-Germain-des-Près hatte. Im Rundfunkdialog vor 36 Jahren gestand Ionescu, dass das Schreiben nicht seine einzige kulturelle Leidenschaft war und dass ihn die bildenden Künste, insbesondere die Malerei, ebenso stark anzogen.



    Ich habe mir Bilder immer gerne angesehen und war kritisch. Ich machte eine Fernsehstudie über Vermeer und andere niederländische Maler. Ich schrieb einen kritischen Essay über Brâncuşi, ich stellte Miró und andere vor, aber ich kannte ihre Geheimnisse nicht. Und ich wusste nicht, wie ich in ihre Geheimnisse eindringen konnte. Aber ich hatte immer einen ausgeprägten Geschmack für die Malerei, weil ich nicht genug musikalische Kenntnisse hatte. Und Musik, so paradox es scheinen mag, ist der Stille am nächsten, sie ist die Kunst, die der Stille am nächsten kommt.“




    In den Büchern, die Intellektuelle darüber geschrieben haben, was es bedeutet, ein Intellektueller zu sein, ist die Definition einfach: Ein Mensch, der im täglichen Leben Worte, Ideen und Konzepte benutzt, um eine Welt zu erschaffen und Gleichgesinnte zum Nachdenken zu provozieren, ist ein Intellektueller. Ionescu benutzte in seiner Schöpfung Worte, aber sein Geist meinte, dass er sich auch anders ausdrücken könnte.



    Das Wort machte mich müde, und ich redete zu viel, besonders das Theater machte mich müde. Ich habe kein Sprechtheater gemacht, sondern ein Sprechpausentheater, und besonders im letzten Stück, in dem die Sprache völlig verloren geht, gibt es nur zusammenhanglose Laute. Theatersprache ist nicht für jedermann, sie muss übersetzt werden. Mir wurde langweilig, besonders beim Sprechen. Ich hatte das Bedürfnis, meine Ausdrucksart zu ändern und mit anderen ästhetischen Mitteln das zu sagen, was ich in »La Vase« gesagt hatte. Dort, wo das Wort endet, beginnen Stille, Farbe und etwas Freude. Wo das Bild aufhört, muss das Wort verwendet werden. Wenn ich andere Mittel hätte, würde ich Tanz oder Musik verwenden.“




    Unvermeidlich erreichte die Diskussion mit dem gro‎ßen Dramatiker die Kindheit, die Zeit der maximalen Unschuld und des Glücks im Leben eines Menschen. Eugen Ionescus Kindheit war zwischen Frankreich und Rumänien aufgeteilt, und seine Erinnerungen blieben idyllisch.



    Das Kindheitswunder in La Chapelle Anthenaise basierte sicherlich auf etwas. Damals war ich mir des Erinnerungsvermögens nicht so sehr bewusst, aber es ist immer noch die Erinnerung an eine paradiesische Welt. Damals gab es keine Zeit, in der Kindheit war alles in einer au‎ßerordentlich leuchtenden Gegenwart. Ich erinnere mich, wie am Palmsonntag das ganze Dorf mit Blättern bedeckt war, mit Pflanzen, mit Blumen, und die Kirche war von all den Häusern umgeben, die heller als das Licht und wei‎ßer als das Wei‎ß des Frühlings schienen. Es war in der Tat etwas Wunderbares, und ich hatte den Eindruck, dass es um mich herum eine Präsenz gab, die ich nicht immer spürte und die ich mit dem Alter immer mehr verlor.“

  • Kulturinstitute in Bukarest vernetzen sich

    Kulturinstitute in Bukarest vernetzen sich

    Die Kunstgalerie Insula 42“ hat in Partnerschaft mit dem Französischen Kulturinstitut und dem Goethe-Institut in Bukarest unter dem Namen Europäischer Inkubator“ eine neue Reihe von Kulturveranstaltungen ins Leben gerufen. An der ersten Online-Sitzung, die von Corina Şuteu moderiert wurde, haben Hélène Roos, Direktorin der französischen Kulturinstitute in Rumänien und Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Goethe in Bukarest, teilgenommen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Probleme Rumäniens als Folge der Gesundheitskrise, die wir durchleben, und die Frage, wie derartige Kulturpartnerschaften mit Frankreich und Deutschland gefestigt werden können.



    Laut Hélène Roos seien die kulturellen Netzwerke, die sich in den letzten Monaten gebildet und entwickelt haben der grö‎ßte Vorteil für die Kulturinstitute in Rumänien:



    Man spricht viel über die negativen Auswirkungen der Isolation, aber einer der Effekte ist, dass unser Team mehr in einem Netzwerk von Instituten arbeitet. Wir haben ein Netzwerk auf nationaler Ebene gebildet und ich glaube, dass »Netzwerk« ein Konzept ist, das in Zukunft immer wieder auftauchen wird. Wir haben das Programm »FrenchMania« ins Leben gerufen, wir organisieren virtuelle Präsentationen, Online- und Telefonsitzungen mit Studenten, die ein gro‎ßes Interesse dafür zeigen, an Sprachkursen in Frankreich teilzunehmen.“




    Die Kulturpartnerschaften zwischen Rumänien und Frankreich und anderen europäischen Ländern wurden auch während der Zeit der Isolation fortgesetzt. Viele Events sind online gegangen und Debatten sind zur Hauptstrategie geworden, mit deren Hilfe Menschen und Institutionen, die am Kulturaustausch und an internationalen Projekten beteiligt sind, gemeinsam Lösungen finden können. Hélène Roos dazu:



    Eine erste Priorität ist die Unterstützung der französisch-rumänischen Partnerschaften, da Frankreich unser Partner an zahlreichen Events ist, während die zweite Priorität darin besteht, die Zivilgesellschaft zu unterstützen, sich unseren Projekten anzuschlie‎ßen. Wir tun unser Bestes, um den Bildungssektor zu unterstützen, der sich trotz der Krisensituation weiterhin im digitalen Umfeld manifestiert. Die Angst blockiert uns. Natürlich ist es normal, sich Sorgen zu machen, aber nur wenn wir ein Projekt haben, an dem wir beteiligt sind, können wir die Angst überwinden und Lösungen finden.“




    Das Französische Kulturinstitut in Bukarest ist auch mit zahlreichen Programmen und Projekten online gegangen. Wie überall in Europa lädt Hélène Roos rumänische Intellektuelle ein, an Gesprächen teilzunehmen, die neue Ideen zur Unterstützung der Kultur als Resultat haben können:



    Die Welt wird sich entsprechend den Praktiken entwickeln, die in der Situation, die wir durchleben, eingeleitet werden. Wir müssen uns auf diese Erfahrung einstellen, die uns helfen wird, unsere Projekte in Zukunft umzudenken. Wir brauchen rumänische, französische, deutsche, europäische Intellektuelle, die heute darüber sprechen, welches das Kulturmodell von heute und morgen sein könnte.“




    Der Leiter des Goethe-Instituts in Bukarest, Joachim Umlauf, wies in der Debatte von Insula 42“ auf die Auswirkungen der gegenwärtigen Krise auf die Zivilgesellschaft hin. Er ist auch der Meinung, dass Partnerschaft das Schlüsselwort ist, um diesen schwierigen Moment zu überwinden:



    Wir können leicht feststellen, wie sich die Folgen dieser Krise auf die Zivilgesellschaft auswirken, sowohl aus wirtschaftlicher als auch sozialer Sicht. Eine unserer Aufgaben ist es, Zusammenhalt in der Gesellschaft zu schaffen und den Kultursektor zu unterstützen. Wir hoffen, dass unsere rumänischen Partner ihre Projekte fortsetzen können, denn wir pflegen eine langjährige Partnerschaft mit Frankreich, Deutschland und Rumänien.“




    Sprachkurse gehören zu den Grundprogrammen eines Kulturinstituts. Wie alle in Rumänien tätigen Kulturinstitute ist auch Goethe-Institut mit einem Rückgang der Einnahmen konfrontiert, der seine Tätigkeit einschränkt. Allerdings, so Joachim Umlauf, gehe es jetzt vor allem darum, das Team komplett zu halten, aber auch um die Bedeutung der von ihm geleiteten Institution in einer von der Krise betroffenen Gesellschaft:



    Es muss gesagt werden, dass es auch ein wirtschaftliches Problem gibt, denn die Einnahmen aus den Kursen haben den Haushalt der Institution ausgeglichen. Wir mussten bestimmte Programme aufgeben, kulturelle Projekte, die dem Institut Einnahmen brachten. Es gab keine andere Wahl. In diesem Jahr mussten wir das Budget für die Kulturprogramme um fast 40% kürzen, um unsere Mitarbeiter nicht zu verlieren, unsere Lehrer in der nächsten Zeit zu bezahlen, die Schüler zu behalten und sicherzustellen, dass es allen gut geht.“




    Natürlich kann die Interaktion auf virtueller Ebene die direkte, menschliche Interaktion nicht ersetzen. Joachim Umlauf hält es für sehr wichtig, dass die Menschen das Gleichgewicht zwischen diesen durch den neuen Zustand der Dinge auferlegten Regeln und den alten kulturellen Praktiken finden:



    In Zukunft müssen wir ein perfektes Gleichgewicht zwischen dem digitalen Format, das wir jetzt erleben, und der alten Art der physischen Interaktion finden. Natürlich ist es unter dem Gesichtspunkt der Ökologie, der Mobilität ein gutes Omen, dass die rumänischen, französischen und deutschen Partner an diesem runden Tisch Platz genommen haben und über Skype oder andere Plattformen kommunizieren. Auf der anderen Seite besteht und wird sowohl jetzt als auch nach der Krise ein enormer Bedarf an physischem Kontakt bestehen.“