Tag: Literatur

  • Rumänien als Schwerpunktland bei der Buchmesse Istanbul

    Rumänien als Schwerpunktland bei der Buchmesse Istanbul

    Gabriela Adameşteanu, Matei Vişniec, Dan Lungu, Octavian Soviany, Carmen Muşat, Daniel Cristea-Enache, Florin Bican, Lucian Dan Teodorovici, Radu Vancu, Vasile Ernu und Alexandru Matei sind einige der Schriftsteller, die ihre Literatur bei der Internationalen Buchmesse in Istanbul vorgestellt und auf Fragen des Publikums am Stand Rumäniens geantwortet haben. Während der Internationalen Buchmesse in Istanbul fanden auch Rundtischgespräche statt und es wurden die türkischen Versionen der Bände Die rote Babuschka“ von Dan Lungu (im Bence Kitap Verlag) und Ein dunkles Fenster“ von Florin Irimia (Aylak Adam Verlag) vorgestellt, es wurden Treffen zwischen rumänischen und türkischen Kulturvertretern sowie Kinderveranstaltungen sowohl beim nationalen Stand als auch beim Rumänischen Kulturinstitut in Istanbul veranstaltet.



    Im Üsküdar Tekel Stage Theater und beim Französischen Gymnasium Sainte-Pulchérie in Istanbul wurden in Anwesenheit des Autors zwei Stücke von Matei Vişniec aufgeführt: Die Tschechow-Maschine“ und Das Wort Fortschritt klingt unheimlich falsch, wenn meine Mutter es ausspricht“. Eines der Rundtischgespräche, das für gro‎ßes Interesse gesorgt hat, trug den Namen Kinderliteratur, eine ernste Sache“ und hatte Oana Ispir vom Zeichnerclub und die Schriftsteller Florin Bican und Vasile Ernu zu Gast. Gefragt, was ihn dazu veranlasst hat, sich der Kinderliteratur zuzuwenden, sagte Vasile Ernu, dass er schon immer ein gro‎ßer Fan von Kinderbücher gewesen ist. Seiner Meinung nach gibt es einen entscheidenden Moment in der Kindheit — die Begegnung mit Büchern.



    Ich habe begonnen, mich mit diesem Phänomen auseinander zu setzen, denn mich hat es interessiert; ich wollte verstehen, warum das Kinderbuch so wichtig ist. Ich muss zugeben, dass ich sehr böse auf die 1990er Jahre war, denn man hat eine Illusion der Öffnung geschaffen. Auf einen genaueren Blick war das eher eine Schlie‎ßung; in dem Sinne, dass alle in Rumänien angebotenen Kinderbücher Übersetzungen waren. Wir hatten den Eindruck, dass uns eine Vielfalt angeboten wurde, doch es handelte sich nur um einen imaginären Darsteller, der Disney Art. Ich möchte nicht sagen, dass ich etwas gegen Disney-Geschichten habe, ich bin auch mit solchen Geschichten aufgewachsen, aber es ist nur eine Variante von vielen. Zu dieser Zeit schien mir am schlimmsten, dass die Kinderbücher, die von rumänischen Schriftstellern geschrieben und von rumänischen Zeichnern illustriert wurden, fast vollständig verschwunden waren. Ich denke, dass es sehr wichtig ist, unsere eigenen Geschichten zu erzählen, so dass es die Kinder verstehen, wir müssen mit ihnen unsere Meinungen, unsere Sorgen teilen.“




    Eine andere Frage, die die Journalistin Carmen Muşat den Gesprächsteilnehmern gestellt hat, war, ob man eine Hierarchie zwischen Bild und Text festlegen kann. Inwieweit ruft der Text nach der Illustration und umgekehrt? Kurz gefasst: Was kam zuerst — der Text oder das Bild? Der Schriftsteller und Übersetzer Florin Bican glaubt, dass es zweifellos der Text ist, aber dass es nicht so bleiben darf. Um die Kommunikation zwischen Schriftstellern und Zeichnern zu fördern, schlug er allen eine Zusammenarbeit vor. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit trägt den Namen die Buchküche von Texten und Bildern. Gezeichnete Kindergeschichten“. Der Band erschien beim Verlag Pro. Es handelt sich um ein Manifestbuch — der Beweis, dass es frische Ressourcen gibt, sowohl im Bereich der rumänischen Originaltexte für Kinder als auch der qualitativen Buchillustrationen. Nach dem Vakuum, das nach dem Verschwinden der rumänischen Kinderbücher der 1980er entstand, bewies die Buchküche, dass man die Verbindung zu einer scheinbar verschwundenen Tradition wieder aufnehmen kann. Schriftsteller Florin Bican:



    Auf Vorschlag von Oana Ispir, der Gründerin des Zeichnerklubs, habe ich den Schriftstellern vorgeschlagen, Texte für Kinder zu schreiben, die die Zeichner mit ihrem Talent und ihrer Einfallskraft begleiten können. Ich kann behaupten, dass es eine erfreuliche Zusammenarbeit war. Für die Zeichner war es eine Freude, die Texte der Schriftsteller zu illustrieren. Die Buchautoren waren sehr entzückt, zu sehen, was für Bilder aus ihren Texten entstanden sind. Von den Schriftstellern, die dieses Jahr an der Internationalen Buchmesse teilgenommen haben, finden wir in diesem Band drei als Autoren von Kinderbüchern wieder: Vasile Ernu, Doina Ruşti und mich selbst, Florin Bican. Der Hintergrundgedanke dieses Buches war, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es in Rumänien sowohl Verleger als auch Zeichner für Kinderbücher gibt.“




    Vasile Ernu wurde gefragt, ob die Kinderliteratur einen unterschiedlichen Ansatz den Empfängern gegenüber voraussetzt.



    In der Tat, wenn man Literaturschriftsteller ist und man für Kinder zu schreiben beginnt, stellt man fest, dass die Dinge komplizierter werden. Denn ich habe rechtzeitig begriffen, dass es sehr einfach ist, die Erwachsenen zu belügen, die Kinder jedoch nicht. Wenn man ein aufregendes Buch für Kinder schreibt, ist das schon etwas! Denn ein Kind muss man überraschen, ein Kind kann nicht belogen werden, es kann nicht in die Irre geführt werden, so wie wir. Ein Kinderbuch ist ein Ganzes. Das Kind macht keinen Unterschied zwischen Text und Bild. Nur wir Erwachsene unterscheiden. Deshalb scheint mir der Begriff Zeichner nicht sehr angemessen, wenn wir über Kinderbücher sprechen. Sowohl der Schriftsteller als auch der Zeichner sind Autoren.




    Das Programm Rumäniens als Ehrengast der Internationalen Buchmesse Istanbul wurde von dem Rumänischen Kulturministerium in Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Kulturinstitut Dimitrie Cantemir“ in Istanbul gestaltet.

  • Rumänische Literatin Nora Iuga mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

    Rumänische Literatin Nora Iuga mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

    Die Dankesrede Iugas bei der Verleihung des Ordens in Bukarest fiel aus dem Rahmen. Meine ganze Familie bestand aus Bühnenartisten“, sagte sie und führte aus, wie das in ihrem Fall auszulegen ist. Im Chor zu singen, mochte ich nie, ich will immer anders sein. So ein Merkmal kann riskant sein. Menschen von diesem Schlag sind in der Regel nicht besonders beliebt. Dankesreden bei Preisverleihungen kamen mir immer völlig unpersönlich vor, wie eine phantasielose Pflichtübung, eine pflanzenlose Wüste.“



    Ich gerate immer wieder in Versuchung, auf dieser Behauptung zu bestehen, damit die Leute verstehen, warum ich so bin. Ich bin mir bewusst, dass dieser Wesenszug Leute nervt; sie schätzen Menschen, die sich einem bestimmten Stil, Konzept, einer Mentalität unterwerfen. Tut man das nicht, gilt das als eine Art Ausnahme von der allgemein gültigen Regel. Und es scheint so zu sein, dass der gewöhnliche Mensch — ich will niemand beleidigen — generell den Ton angibt. Aber, so scheint es mir, wenn wir uns auf diesen allgemein akzeptierten Trend beschränken, fahren wir uns fest. Und deshalb müssen diesen einförmigen Rahmen aufbrechen. Einförmigkeit zwängt ein“, sagt Nora Iuga.



    Einförmigkeit kann der Literatin nun aber wahrlich nicht vorgeworfen werden. In seiner Laudatio lie‎ß Botschafter Werner Hans Lauk die Stationen einer erfolgreichen Laufbahn Revue passieren. Schon von Anfang an stand ihr Leben und Schaffen unter dem Zeichen der Verbindung zur deutschen Kultur. Ihre Eltern waren Tänzer und Nora Iuga besuchte einen Kindergarten in Deutschland, dann die deutsche Schule in Sibiu (Hermannstadt), wo sie später auch Germanistik studierte. Aus dem Lehramt wird sie nach einem Jahr politisch bedingt entfernt. 1968 erscheint Nora Iugas erster Gedichtband. Sie arbeitet als Bibliographin in den Staatsbibliothek, beim Neuen Weg, der Zeitung der deutschen Minderheit und Vorgänger der heutigen Allgemeinen Deutschen Zeitung. 1970 erscheint der zweite Gedichtband — aber das Regime verbietet ihr dann, neue Werke zu veröffentlichen. 1977 muss sie ihre Stelle als Redakteurin beim Enzyklopädischen Verlag in Bukarest aufgeben. Der deutschen Sprache bleibt sie durch die Beiträge in der Zeitschrift Volk und Kultur“ verbunden. Ende der 1970er Jahre beginnt ihre Laufbahn als Übersetzerin aus der deutschen Sprache und Förderin deutscher Literatur. Nora Iugas Übersetzungen aus E.T.A. Hofmann, Oskar Pastior, Günter Grass, Elfriede Jelinek oder Herta Müller haben einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung und Rezeption der deutschen Literatur und Kultur in Rumänien geleistet. Sie habe immer auf die interkulturelle Übertragung gesetzt, was ihr perfekt gelungen sei, lobte Botschafter Werner Hans Lauk.



    Man kann Iuga nicht vorwerfen, mit dem Regime gemeinsame Sache gemacht zu haben — und auch damals war Widerstand durch Kultur“ möglich — was heute Kulturschaffende nicht unbedingt anerkennen.



    Ja, es ist wahr, dass Widerstand durch Kultur heute bei allen verpönt ist. Diese fast brutale Zurückhaltung dem Konzept gegenüber habe ich zum ersten Mal bei der Nobelpreisträgerin Herta Müller festgestellt — sie sagt, es gebe keinen Widerstand durch Kultur; Widerstand sei es nur, wenn man sich den höchsten Risiken aussetzt und dem Tyrannen sagt, was Sache ist. Ich glaube, dass jeder Mensch auf seine eigene Art kämpft. Wir werden nicht alle als Helden geboren und ich frage mich, wer denn ein echter Held war in unserem Land. Paul Goma hat enorm riskiert, Gheorghe Ursu hat enorm gelitten und war ein Opfer, Doina Cornea genauso. Und dann frage ich mich, wieso es Stimmen gibt, die uns vorwerfen, feige gewesen zu sein und mit dem Widerstand durch Kultur zu prahlen. Ja, ich glaube an diesen Widerstand. Heute lese ich meine Gedichtbände, die in den schwärzesten Jahren des Kommunismus unter der Zensur erschienen sind, und ich sehe, dass man schon viel ausdrücken konnte. Der Künstler fand Formen, um seine Botschaft ohne Kompromisse zu transportieren. Es ist phantastisch, wie viel rumänische Schriftsteller selbst in Zeiten der Zensur aussagen konnten. Und das Publikum las Gedichte nicht nur, weil es dort Protest fand, sondern echten Widerstand, den es so in den Medien, in Zeitungen und Fernsehen nicht finden konnte“, glaubt die Autorin.




    Ganz so harmlos war die Zensur natürlich nicht. Auch Nora Iuga fiel ihr zum Opfer, als sie für fast ein Jahrzehnt auf den Index verbotener Autoren gesetzt wurde.



    Ich gebe nicht gerne an mit dem Veröffentlichungsverbot. Ich war aber, das muss ich zugeben, damals echt stolz, zu den Unerwünschten des Regimes zu gehören. Ich war also riesig stolz — ich war eine wichtige, starke Figur, vor der sie Angst hatten. Mit der Zeit stellten sich aber furchtbare Zweifel ein — in einem Land wie Rumänien, wo es auch nicht gerade zahllose Persönlichkeiten und wertvolle Künstler gibt, wären sie auch ohne mich zurecht gekommen. Ich wurde mit 40 Jahren für acht Jahre ausgesperrt und hatte zu dem Zeitpunkt nur zwei Bücher veröffentlicht. Das Verbot erschien mir also dann als Selbstmord, ich hätte endgültig entmutigt werden können“, erzählt Nora Iuga.



    Ihre Romane wie Die Sechzigjährige und der junge Mann“, Die Seife des Leopold Bloom“, Lasst uns Melonen stehlen“ und die vielen Gedichtbände erschienen dafür nicht nur in Rumänien, sondern auch in Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, Slowenien oder Bulgarien. Und im Jahr 2014 wurde ein Dokumentarfilm über sie gedreht. Dass sie sich nicht entmutigen lie‎ß, hat sich doch noch ausgezahlt: für sie und ihre Leser.

  • Internationales Literaturfestival in Temeswar: Mittel- und Südosteuropa im Dialog

    Internationales Literaturfestival in Temeswar: Mittel- und Südosteuropa im Dialog

    Das vierte Internationale Literaturfestival in Temeswar (FILT) bot den Literaturliebhabern 20 Veranstaltungen an, darunter Debatten, Treffen der Schriftsteller mit Schülern, Konferenzen an der West-Universität Temeswar sowie öffentliche Lesungen. Die diesjährige Auflage des Internationalen Literaturfestes schlägt zahlreiche kulturelle Veranstaltungen vor, die durch die Qualität, Intensität, Persönlichkeit und Originalität der 14 eingeladenen Schriftsteller Temeswar in eine Märchenstadt verwandeln. Die Hauptstadt des Banats kann für drei Tage europäische Litaraturhaupstadt sein“, sagte uns Robert Şerban, der Leiter des Internationalen Literaturfestivals. Unter den Schriftstellern, die mit dem Publikum zusammenkamen und Lesungen hielten, zählen: Meir Shalev (Israel), György Dragomán und György Dalos (Ungarn), Radka Denemarková (Tschechien), Marjana Gaponenko (Österreich, Ukraine), Lidija Dimkovska (Mezedonien), Adisa Basić (Bosnien und Herzegowina). Andrei Pleşu, Ioana Pârvulescu, Cristian Teodorescu, Ioan T. Morar, Bogdan-Alexandru Stănescu, Miruna Vlada und Petru Ilieşu haben Rumänien vertreten.



    Über das Publikum und den Wunsch, die Literatur der benachbarten Länder kennenzulernen, spricht nun Oana Boca, eine der Gründerinnen des Internationalen Litaraturfestivals in Temeswar. Weitere Mitbegründer des Festivals sind die Kulturmanagerin Ioana Grünwald und der Journalist Robert Şerban:



    Hätten wir vom Publikum kein positives Feedback bekommen, wäre die Zahl der Gäste nicht von Jahr zu Jahr gestiegen, wären wir zum Schluss gekommen, dass unser Projekt keinen Erfolg hat. Wir hätten es sogar aufgeben. Wir haben aber gemerkt, dass die Temeswarer sich dieses jährliche Treffen mit bedeutenden Schriftstellern aus Mittel- und Südosteuropa wünschen. Wir wollen Schriftsteller aus dieser Gegend Europas entdecken, wir wollen sehen, wie in den Ländern, die uns historisch, geografisch und kulturell nahe sind, geschrieben wird. Wir finden es zwar toll, an Paris, London, New York direkt abgeschlossen zu sein. Es ist aber genauso bedeutend, Schriftsteller aus unserer Nähe zu kennen. Es entstehen Beziehungen. Es kann sein, dass ein rumänischer Schriftsteller von einem ausländischen entdeckt wird, dass ihm die Übersetzung seiner Werke vorgeschlagen, dass sein Werk in Anthologien veröffentlicht wird. Derartige Treffen haben konkrete Ergebnisse. Au‎ßer den Lesungen wurden ebenfalls Konferenzen an der West-Universität in Temeswar gehalten.“




    Die Übersetzung literarischer Werke und der rumänische Büchermarkt“ und Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Buchmarkt“ waren zwei der bestbesuchten Konferenzen, die während des Internationalen Literaturfestivals an der West-Universität in Temeswar gehalten wurden.

  • Nachrichten 30.08.2015

    Nachrichten 30.08.2015

    BUKAREST: Die Bukarester Behörden haben bestätigt, dass ein rumänischer Staatsbürger als Geisel auf einer Videoaufnahme zu sehen ist. In besagter Aufnahme sagt der Rumäne, er sei von einer dschichadistischen Gruppierung in Burkina Faso entführt worden, und bittet um Rettung. Das rumänische Außenministerium hat bekannt gegeben, eine Notmannschaft untersuche zur Zeit die Echtheit der Aufnahme und überlege sich alle möglichen Aktionen und Lösungen für die Befreiung der rumänischen Geisel. Laut Pressemeldungen hätte das Bergbauunternehmen, wo der Rumäne angestellt war, seine Entführung schon im April gemeldet, aber die ersten Aufnahmen, auf denen er am Leben zu sehen war, wurden an diesem Samstag veröffentlicht. Zu der Notmannschaft, die mit der Lösung dieser Situation beauftragt wurde, gehören Vertreter vom Außenministerium, vom Verteidigungsministerium, von den Nachrichtendiensten und vom Präsidialamt.



    PARIS: Eine Woche nach dem vereitelten Anschlag in einem Thalys-Schnellzug haben sich die in Paris versammelten europäischen Innen- und Verkehrsminister auf mehr Kontrollen in Zügen und eine Einführung von Namenstickets verständigt. Geplant seien etwa multinationale Patrouillen im grenzüberschreitenden Zugverkehr und Namensfahrscheine auf wichtigen internationalen Bahnverbindungen, erklärten die Minister. Der Thalys-Angriff vom Freitag vergangener Woche hatte eine Debatte über die Sicherheit im Bahnverkehr entfacht. Koordinierte Kontrolloperationen auf ausgewählten Verbindungen seien unverzichtbar, sagte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve bei der Vorstellung der Beratungsergebnisse. Das Treffen in Paris war einberufen worden, um nach dem vereitelten Anschlag vom 21. August über Konsequenzen zu beraten. Wie die Minister in Paris weiter erklärten, sollen auch die Kontrollen von Passagieren und Gepäck auf größeren Bahnhöfen verstärkt sowie die Waffengesetze verschärft werden. Für eine Verschärfung der Waffengesetzgebung soll die Europäische Kommission demnach bis zum Jahresende Vorschläge vorlegen. Insbesondere gehe es darum, die Nachverfolgbarkeit zu stärken und den Internethandel zu bekämpfen, hieß es in der Erklärung. Der schwerbewaffnete Marokkaner Ayoub El Khazzani war mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser bewaffnet in dem Schnellzug von Amsterdam nach Paris aufgetaucht. Vor allem durch das beherzte Eingreifen von zwei US-Soldaten, die den 25-jährigen mutmaßlichen Islamisten überwältigten, konnte vermutlich ein Blutbad verhindert werden. Einer der Soldaten und ein weiterer Passagier wurden schwer verletzt. (AFP)



    PEKING: Rumänien hat in den letzten Tagen zum erstenmal an der Internationalen Buchmesse in Peking teilgenommen. Der rumänische Stand wurde vom Rumänischen Kulturinstitut ICR organisiert; die vorgeschlagenen Events sollten den rumänischen Literaturschatz zur Geltung bringen und eine Perspektive auf die Entwicklungen in der Literatur und im Verlagswesen Rumäniens bieten. Die Internationale Buchmesse in Peking erreichte dieses Jahr die 22. Auflage und ist die wichtigste Veranstaltung dieser Art in China. Laut der Generaldirektorin der ICR-Auslandsvertretungen, Ioana Dragan, werden am 31. August in der Pekinger Universität für Fremdsprachen zwei interessante Veranstaltungen stattfinden: eine Konferenz zum Tag der Rumänischen Sprache und die Eröffnung der Bibliothek des Rumänischen Kulturinstituts in Peking.



    BUKAREST: In den nächsten drei Wochen findet in der rumänischen Hauptstadt Bukarest die wichtigste Kulturveranstaltung in Rumänien statt – die 22. Auflage des internationalen Musikfestivals George Enescu. Etwa 2.500 ausländische und 500 rumänische Musiker werden an der diesjährigen Festivalauflage teilnehmen. Dazu gehören San Francisco Symphony, Israel Philharmonic, geleitet von Maestro Zubin Mehta, die Wiener Philharmoniker, das Orchester der Münchner Oper, die Staatskapelle Dresden, London Symphony Orchestra, das Symphonieorchester aus Sankt Petersburg, das Philharmonie-Orchester aus Monte Carlo, das Concertgebouw-Orchester Amsterdam. Das 22. internationale Musikfestival George Enescu findet zwischen dem 30. August und dem 20. September statt – auf dem Programm stehen 58 Konzerte in mehreren Sälen und zahlreiche Freilichtveranstaltungen. Werke bildender Künstler werden im Rahmen von Bucureştiul Creativ“ (Kreatives Bukarest) zur Schau gestellt. Auf dem Boulevard der Künste werden Dokus über das Festival projiziert und zwei Ausstellungen über das Leben von George Enescu und über die Geschichte des Festivals organisiert. Die größte internationale Kulturveranstaltung in Rumänien steht unter der Schirmherrschaft ihres künstlerischen Direktors, Ioan Holender, der bekannt gegeben hat, dass dieses die letzte Ausgabe ist, die er betreut. Erwartet werden ungefähr 20.000 Gäste aus dem Ausland, die speziell für das kulturelle Ereignis nach Rumänien reisen. Der Rumänische Rundfunk sendet live 36 Konzerte. Der Verlag Casa Radio lanciert 5 neue Musikalben. Das Rumänische Fernsehen (TVR) bietet die Internetseite http://enescu.tvr.ro/ an, die als Videoplattform für die Livesendung der Konzerte und als Informationsquelle für das Festival fungiert.

  • Dichterin Ruxandra Cesereanu: Poesie als Lebensberufung

    Dichterin Ruxandra Cesereanu: Poesie als Lebensberufung

    In ihrem neuen Gedichtband California (auf dem Fluss Someş)“ betrachtet die Dichterin Ruxandra Cesereanu die Poesie als Lebensberufung. Der jungen rumänischen Dichterin widmet Jane Elridge Miller in der Enzyklopädie Whos Who in Contemporary Womens Writing“ zahlreiche Seiten.



    Vergangenes Jahr ist im Verlag Charmides“ der Gedichtband der Dichterin und Schriftstellerin Ruxandra Cesereanu California (auf dem Fluss Someş)“ erschienen. »California (auf dem Fluss Someş)« ist ein starker und gut strukturierter Gedichtband, vielleicht der beste, den Ruxandra Cesereanu bislang geschrieben hat. Neben der Sensibilität und der Sinnlichkeit der poetischen Bilder, die in ihrem Schreiben stets präsent waren, zeigt ihr Stil heute auch etliche Neuerungen: die ekstatische Erfahrung des Gedichtes sowie die programmatische Absicht, ihr Vertrauen in Poesie erneut zu bekräftigen“, schreibt die Literaturkritikerin Adina Diniţoiu in der Kulturzeitschrift Observator Cultural“. In Bezug auf den Titel des Gedichtbandes sagte die Autorin, sie habe im letzten Augenblick auf das Wort Hotel verzichtet. Ihre Entscheidung rechtfertigt die Dichterin dadurch, dass dieses Wort die Absicht, über ihre Kindheit, Jugend und Reife zu erzählen, stark begrenzte. Ruxandra Cesereanu:



    Es handelt sich nicht um ein vorher geplantes Projekt, sondern eher um Schritte, die ich allmählich unternahm, oder um ein Projekt, das mit der Zeit gewachsen ist und somit Gestalt annahm. Zu Beginn ging ich davon aus, dass ich ein fünfseitiges Gedicht schreiben werde. Mein Gedicht sollte plangemä‎ß aus drei Schichten bestehen: Die erste Schicht wollte ich dem visuellen Realismus widmen. Dieser Schicht entspricht der Ausdruck am Ufer des Flusses Someş“. Es gab auch die Schicht des Vertrauens in Poesie und Metapoesie sowie eine Schicht der Erinnerungen. Ich hätte aber nicht erwartet, dass sich mein Gedicht so verzweigt entwickeln wird, ich wollte hingegen ein konzentriertes Gedicht schreiben. Später begriff ich, dass diese Schichten nicht nur sehr umfangreich waren, sondern auch, dass ich somit eine Art Explosion und Implosion ins Rollen brachte und von mir abhing, wann sie mit dem Rollen aufhören. Ich hatte ursprünglich den Titel »Hotel California am Someş-Ufer« in Aussicht, selbstverständlich mit Bezug auf den berühmten Song der Band The Eagles. Aber als sich das Gedicht in mehrere Gedichte umwandelte und nicht mehr ein fünfseitiges Gedicht blieb, wurde es seinerseits eine Art Fluss mit zahlreichen Schichten, Tiefen und Strömen.“




    2013 wurde Ruxandra Cesereanu stolze Besitzerin eines Fahrrads und begann damit am Ufer entlang des Flusses Someş (dt. Samosch) zu fahren. Einmal fuhr ich zurück nach Hause nach einigen Radtouren, als ich ein paar Gitarrenakkorde und Stimmen hörte. Ein paar Jugendliche spielten den Song Hotel California im berühmten Stil der Band The Eagels. Die Gitarrenakkorde und die einzelnen Stimmen der Jugendlichen, mal dünner, mal tiefer, haben mich in die Zeit zurückversetzt, als ich selber eine Teenagerin war und zusammen mit meinen Freundinnen damals am Someş-Ufer denselben Song auf der Gitarre improvisierten. Diese unwillkürliche Reise zurück in die Zeit war Auslöser meines Gedichts oder des ganzen Buches, das aus einem einzigen dreischichtigen Gedicht besteht“, erzählt die Dichterin. Ruxandra Cesereanu:



    Etwas Seltsames kommt jetzt auf mich zu. Es handelt sich um eine wohltuende Seltsamkeit, die meine Seele mit Energie und Leben füllt. Es ist mir jetzt klar, dass dieses Buch für mich eine Lebensform darstellt, eine Lebensform, die bestimmt wachsen wird. Die hinzugefügten Schichten werden neue Schichten in Gang setzen. Das erwarte ich meistens während der Sommerferien, denn das ist die Zeit, wenn mein Proustianismus in höchstem Ma‎ße ausgelöst wird. Die tiefer liegenden Gedächtnisschichten oder die metapoetischen Schichten verdichten sich in der Sommerzeit. Mit der Zeit wird dieses Buch mit Sicherheit weiter wachsen, von nun an wird es aber ein persönliches Manuskript bleiben, weil ich nicht vorhabe, die Nachträge zu veröffentlichen. Ich habe bereits eine bibliophile Ausgabe veröffentlicht, in der ich 17 Fragmente daran anfügte. Egal wieviel ich schreiben werde, wird es sich allein um ein elektronisches Manuskript handeln, das mir persönlich gehören wird und das eine lebenswichtige Funktion in sich trägt.“




    Über California (auf dem Flu‎ß Someş)“ wurde gesagt, dass es ein Gedichtband über Poesie als Lebensberufung und über das existenzielle Vertrauen in Poesie sei. Ihre Gedichte enthalten auch literarische Bezüge, die in der Lyrik von Ruxandra Cesereanu eine wesentliche Rolle spielen:



    Ich habe mich in einer Umgebung gebildet, in der der Poesie eine besondere Bedeutung zukam. Als ich noch Teenagerin war, las mir mein Vater Gedichte vor, mit 17 oder 18 hatte ich von ihm die Bücher der Schriftsteller der 1980er Generation geschenkt bekommen. Ich las mit ihm die Gedichte dieser Generation von Schriftstellern und wir diskutierten auch viel darüber. Dann begann ich selbstverständlich die schönsten Gedichte der Weltlyrik zu lesen und gewisserma‎ßen bin ich mit der Idee gro‎ßgeworden, dass Poesie etwas Gro‎ßartiges darstellt. Damals wusste ich aber nicht, dass Lyrik für mich etwas Überwältigendes werden sollte. Heute versuchen wir pathetische Worte meistens zu vermeiden, weil wir in einer post-postmodernen Gesellschaft leben, die jeden Zauber verloren hat und sich weigert, Archetypen in den Vordergrund zu rücken. Ich habe mich meinerseits hingegen an diese post-postmoderne Gesellschaft angepasst, ohne meinen damaligen Glauben verloren zu haben. Daher stellt Poesie für mich eine Form der Erlösung, eine Erlösung auf vitaler Ebene dar. Ich glaube an Poesie, weil es die höchste Kunst für mich ist, wahrscheinlich die einzige literarische Gattung die der symphonischen Musik gleichkommt. Wenn ich über Gedichte spreche, beziehe ich mich nicht auf den Versbau, sondern auf Verse, die in einer fortgeschrittenen Form auf Ästhetik bauen. Darum geht es, wenn ich sage, dass ich einen Kampf für die Poesie führe. Ich glaube tatsächlich, dass es in unserer entzauberten Welt noch Lösungen gibt, um die Welt durch Geschichten wieder zu verzaubern. Die Welt kann durch Geschichten, Gedichte und das Vertrauen in Poesie gerettet werden. Ich glaube, dass die Welt weder durch eine Poesie des Lächerlichen noch durch sentimentale Lyrik gerettet werden kann. Es gibt aber ein Genre, das ich als Mischung zwischen Poesie und Metapoesie bezeichne. In diesem Gedicht wird das Vertrauen in die Literatur zu einer Lebensform.“




    Schizoid Ocean“ (Gedichte, 1997); Lunacies“ (Gedichte, 2004); Panopticon. Political Torture in the 20th Century“ (Essay, 2006); Crusader-Woman“ (Gedichte, 2008); Forgiven Submarine“ (Gedicht, 2009) sind einige der in englischer Übersetzung veröffentlichten Gedichtbände von Ruxandra Cesereanu. Die Autorin Jane Elridge Miller widmet der rumänischen Schriftstellerin zahlreiche Seiten in der Enzyklopedie Whos Who in Contemporary Womens Writing“, veröffentlicht von Routledge Publishing House in London und New York.

  • Nachrichten 19.05.2015

    Nachrichten 19.05.2015

    BRÜSSEL: Im Kampf gegen Schleuserkriminalität haben die Au‎ßenminister der Europäischen Union ein mehrstufiges Konzept beschlossen. In einem ersten Schritt sollen Satelliten und Drohnen ab Juni die Menschenschmuggler auskundschaften. Danach will die EU Schleuser-Schiffe auf hoher See durchsuchen, beschlagnahmen und zerstören. Schlie‎ßlich könnte es Militäreinsätze in Libyen geben. Von dort aus operieren die meisten Schlepperbanden, die Flüchtlinge übers Mittelmeer nach Europa bringen. Der deutsche Bundesau‎ßenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, man wisse, dass die Mission das Flüchtlingsproblem nicht beseitige. Die EU müsse sich jedoch mit der Schleuserkriminalität auseinandersetzen.



    BUKAREST: Ein Krisenstab des Au‎ßenministeriums setzt sich zurzeit mit aktuellen Informationen über den im April in Burkina Faso entführten Rumänen auseinander. Auch die Audio-Botschaft der Dschihadistengruppe Al Murabitun”, die sich zu der Entführung bekannt hatte, wird untersucht. In einer bislang noch nicht als authentisch bestätigten Aufzeichnung fordert der neue Anführer der Gruppe die rumänische Regierung auf, den Verhandlungen über die Befreiung der Geisel Aufmerksamkeit zu schenken”. Die Videobotschaft war vor fünf Tagen einer Nachrichtenagentur in Mauretanien zugeschickt worden. Ferner verkündete der in den Bildern erscheinende Terrorkämpfer die Angliederung der Al Murabitun-Miliz” an den Islamischen Staat. Der verschleppte Rumäne war für die Sicherheit einer Manganmine in Burkina Faso verantwortlich. Laut Angaben aus dem Au‎ßenministerium in Bukarest habe der Krisenstab ununterbrochen Kontakt zu den Sicherheitskräften in Burkina Faso, die ein beachtliches Truppenkontingent in der Region für die Identifizierung der Täter eingesetzt hätten. Rumäniens Au‎ßenminister Bogdan Aurescu musste zu einem dringenden Treffen mit seinen europäischen Amtskollegen nach Brüssel reisen.



    BUDAPEST: In einem Reisebus mit sieben rumänischen Staatsbürgern an Bord ist am Samstag in Ungarn ein improvisierter Sprengsatz entdeckt worden. Die Rumänen setzten ihre Reise fort, nachdem ungarische Bomben-Entschärfer den Sprengsatz entfernt hatten, hei‎ßt es in einer Mitteilung des Au‎ßenministeriums. Der Reisebus war in Bulgarien zugelassen und verkehrte zwischen Prag und Warna in Südbulgarien. Der an einem Benzinkanister angebundene Sprengsatz wurde im Kofferraum entdeckt. Eine Untersuchung zu dem Zwischenfall wurde bereits eingeleitet. Zu den Verdächtigen gehört eine Person, die in Prag eingestiegen war und in Budapest unerwartet ausstieg. Ein Terroranschlag könne nicht ausgeschlossen werden, hie‎ß es.



    BUKAREST: Eine Mission des IWF und der Europäischen Kommission ist am Dienstag in Bukarest eingetroffen. Eine Woche lang soll die Delegation der internationalen Kreditgeber Rumäniens Gespräche mit den Bukarestern Behörden führen. Im Mittelpunkt der Gespräche dürften der neue Entwurf des Steuergesetzes und der aktuelle Stand der Umsetzung der mit dem IWF und der Europäischen Kommission vereinbarten Ma‎ßnahmen stehen. Die aktuelle vorbeugende Kreditlinie läuft im Herbst ab und stellt das dritte Darlehen dar, das Rumänien seit Beginn der Wirtschaftskrise 2009 beatragt hat. Das Abkommen wurde September 2013 unterzeichnet. Der IWF stellte dabei etwa 2 Milliarden Euro bereit, die Rumänien nur im Notfall abrufen sollte.



    BUKAREST: Der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat am Dienstag das Dekret zur Ernennung von Daniel Horodniceanu zum Chefermittler der Direktion zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens und Terrorismus (DIICOT) für eine Zeit von 3 Jahren unterzeichnet . Horodniceanu wurde am 9. April für dieses Amt vorgeschlagen, nachdem die vorige DIICOT-Chefermittlerin Alina Bica in einem Korruptionsverfahren verhaftet worden war.



    BUKAREST: In der rumänischen Hauptstadt Bukarest beginnt am Mittwoch die 10. Auflage der Internationalen Buchmese Bookfest. Fünf Tage lang werden 200 Verlage dem literaturinteressierten Publikum mehr als eine Million Bände anbieten — davon sind etwa 4.000 neue Titel. Die Messebesucher haben die Gelegenheit, an über 300 Veranstaltungen und Events teilzunehmen — Buchvorstellungen, Debatten, Rundtischgespräche, Filmvorführungen und interaktive Aktionen. Ehrengast der Buchmesse Bookfest 2015 ist die Tschechische Republik. Mit diesem Anla‎ß werden zahlreiche Events veranstaltet, die die tschechische Literatur fördern und das Interesse des rumänischen Publikums für die klassischen und gegenwärtigen Autoren Tschechiens erhöhen sollten.

  • Internationales Buchfestival Budapest: Rumänische Literatur keine Unbekannte im Nachbarland

    Internationales Buchfestival Budapest: Rumänische Literatur keine Unbekannte im Nachbarland

    Rumänien hat sich vergangene Woche mit mehreren Schriftstellern am Internationalen Buchfestival in Budapest beteiligt. Die Veranstaltungen haben erfolgreiche rumänische Schriftsteller zusammengebracht. Cartea Românească, Casa Radio, Hasefer, Humanitas, Humanitas Fiction, das Rumänische Kulturinstitut, Litera, der Militärische Verlag, Polirom, Tracus Arte, Univers, Vivaldi, Vremea, der Bukarester Universitätsverlag zählen zu den Publikationshäusern, die ihre Angebote während der Ausstellung präsentiert haben, die vom rumänischen Stand organisiert wurde. Die Literaturkritikerin Luminiţa Corneanu, Beraterin im Kulturministerium, hat Einzelheiten:



    Das Programm hatte als Ausgangspunkt die Übersetzungen ins Ungarische, die im letzten Jahr veröffentlicht wurden. Der kulturelle Austausch beginnt zu funktionieren. Es gibt in jedem Jahr Bücher, die übersetzt werden. Deshalb scheint es uns normal, dass die Hauptrichtung für die Förderung der rumänischen Literatur die Unterstützung jener Werke ist, die in Ländern erscheinen, wo Messen organisiert werden. Wir sind mit einem neuen Werk von Daniel Bănulescu, mit der Übersetzung des Romans »Matei Brunul« von Lucian Dan Teodorovici, dem Roman von Ioana Pârvulescu »Viaţa începe vineri«, der mit dem EU-Preis für Literatur ausgezeichnet wurde, präsent. Ein ungarischer Verlag bereitet die Veröffentlichung eines neuen Romans von Dan Lungu, »Fetiţa care se juca de-a Dumnezeu«, vor. Präsent war auch der junge Dichter ungarischer Abstammung Andrei Dosa. Er scheint eine Art Brücke zwischen der rumänischen und ungarischen Kultur zu sein. Auf Einladung des Rumänischen Kulturinstitutes in Budapest hatte Matei Vişniec einen besonderen Abend vor dem ungarischen Pubikum.“




    Die Literaturkritikerin Luminiţa Corneanu spricht nun über das zunehmende Interesse für die rumänische Literatur im Nachbarland:



    Ich glaube, das Interesse für die rumänische Literatur wird wach sein, so lange wir an internationalen Festivals und Messen teilnehmen. Das Interesse für eine bestimmte Literatur wird von der Qualität der Literatur beeinflusst. Die rumänische Literatur hat viel zu bieten. Unsere Aufgabe als Kulturinstitution, die Rumänien im Ausland vertreten muss, ist, die literarischen Produkte korrekt zu verpacken und sie dem ausländischen Publikum korrekt auszuliefern. Meine jüngste Erfahrung ist die von der Buchmesse in Leipzig, einer der schönsten Buchmessen in Europa. Mircea Cărtărescu erhielt den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Die Besucher hatten zahlreiche Kenntnisse über Rumänien, sie interessierten sich für die rumänische Literatur, die ins Deutsche übersetzt wurde. Wir haben für die Leipziger Buchmesse einen Katalog herausgearbeitet, betitelt: Rumänische Bücher, die in deutscher Sprache veröffentlicht wurden.“

  • Nachrichten 13.04.2015

    Nachrichten 13.04.2015

    Der weltberühmte deutsche Schriftsteller Günter Grass ist tot. Er starb am Montag im Alter von 87 Jahren in Lübeck. Unter anderen für seinen Roman “Die Blechtrommel”, einen in über 20 Sprachen übersetzten Welterfolg, hatte er 1999 den Nobelpreis für Literatur bekommen. Er hatte zuletzt im April 2012 für Schlagzeilen gesorgt, als er mit einem israelkritischen Gedicht eine Protestwelle ausgelöst hatte.




    Der rumänische Präsident Klaus Iohannis wird nach der Osterpause seine Beratungen mit den politischen Parteien wieder aufnehmen. Johannis hatte bereits Anfang des Monats angekündigt, den Stand des gemeinsam festgelegten Fahrplans ausstehender Reformschritte zu prüfen. Zuletzt hatten sich Präsident und Parteien am 28 Januar ausgetauscht. Dabei ging es um die bessere Organisierung der Wahlbeteiligung von Auslandsrumänen, die Finanzierung von Parteien und Wahlkämpfen sowie um reibungslosere Verfahren zur Aufhebung der parlamentarischen Immunität. Der Staatspräsident hat inzwischen von seinem einmaligen Vetorecht Gebrauch gemacht und die vom Parlament verabschiedete Gesetzesvorlage zur Parteienfinanzierung an die Legislative zurückgeschickt




    Der rumänische Au‎ßenminister Bogdan Aurescu hat sich am Montag in Barcelona am informellen Ministertreffen zur Zukunft der europäischen Nachbarschaftspolitik beteiligt. Die Au‎ßenbeauftragte der EU, Federica Mogherini sowie der europäische Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen, Johannes Hahn, waren ebenfalls in Barcelona dabei. Neben den Au‎ßenministern der Länder der EU kamen zudem die Chefdiplomaten aus Algerien, Ägypten, Jordanien, Israel, Libanon, Marokko, Palestina und Tunesien.




    Die Chefin der Antikorruptionsbehörde DNA, Laura Codruţa Kövesi, ist die einflussreichste Frau in Rumänien. Zu diesem Schluss kommt der rumänische Ableger der US-Zeitschrift Forbes. Das Magazin hatte eine Rangordnung der 50 rumänischen Frauen mit dem grö‎ßten Einfluss auf die Gesellschaft erstellt. Auf Platz zwei und drei kamen die Kronprinzessin Margarita von Rumänien und Ana Maria Mihăescu, die Chefin der Mission der Weltbank-Investmenttochter International Finance Corporation. In die engere Auswahl schafften es 400 Kandidatinnen, bewertet wurden die finanzielle Macht, der Einfluss und das Image in den Medien.




    Das rumänische Au‎ßenministerium hat weiterhin rumänische Staatsangehörige aus dem Bürgerkriegsgebiet im Jemen evakuiert. Am Sonntag sind weitere 10 Menschen aus dem Land gebracht worden, sieben davon an Bord einer Maschine der Internationalen Migrationsorganisation. Die Zahl der evakuierten Rumänen und ihrer Familienangehörigen ist somit auf 35 gestiegen. Allein in den letzten zwei Wochen waren dort über 500 Menschen ums Leben gekommen. Am Wochenende wurden sechs Rumänen ausgeflogen, nachdem bereits Ende März 17 rumänische Staatsbürger evakuiert worden waren. Die Diplomaten arbeiten mit den internationalen Organisationen und den Staaten zusammen, die ihrerseits ihre Angehörigen aus dem Kriegsgebiet schaffen.



    Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Montag einen Lieferstopp für fortgeschrittene Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 an Iran aufgehoben. Sein Vorgänger, Dmitri Medwedew, hatte 2010 einen Liefervertrag dieses Luftabwehrsystems an Teheran nach scharfer Kritik des Westens und Israels aufgehoben. Der Rüstungsdeal über 800 Millionen Dollar war 2007 unterschrieben worden. Teheran rief das Internationale Schiedsgericht in Genf an und verlangte von Moskau vier Milliarden Dollar Schadensersatz.




    Im Jahr 2014 sind weltweit 118 Journalisten getötet worden. In einer Erklärung zum Auftakt der Weltkonferenz der Journalisten am Montag in Südkorea hie‎ß es am Montag, dass die Bedrohungen für Journalisten in Konfliktgebieten jede Einbildungskraft übersteigen und terroristische Angriffe auf Medien und Journalisten unhaltbar seien. Der prominenteste Angriff fand im Januar in Paris gegen die Satirezeitschrift Charlie Hebdo statt.




    Rumäniens Tennisdamen geht es sportlich offenbar immer besser: Simona Halep hält sich nach der am Montag veröffentlichten WTA-Rangordnung auf Platz 3 mit 7571 Punkten hinter der Amerikanerin Serena Williams und der Russin Maria Schararapowa. Irina-Camelia Begu kletterte von Platz 36 auf 33, während Monica Niculescu sich um eine Position auf Platz 61 verbesserte.


  • Schriftsteller Gheorghe Crăciun (1950–2007) mit Autorenreihe geehrt

    Schriftsteller Gheorghe Crăciun (1950–2007) mit Autorenreihe geehrt

    Der Verlag Cartea Românească“ hat ein neues Projekt angesto‎ßen, das einem der wichtigsten rumänischen Schriftsteller gewidmet wird. Es handelt sich um die Autorenserie Gheorghe Crăciun. Die ersten zwei Titel der Serie sind Acte originale/Copii legalizate (Variaţiuni pe o temă în contralumină)“, zu deutsch Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien (Variationen über ein Thema im Gegenlicht)“, und Mecanica fluidului“, zu deutsch Mechanik der Flüssigkeit“. Die Einbände der beiden Werke werden mit Originalzeichnungen des Autors bebildert, der 2007 verstarb. Die Autorenserie, die ihm gewidmet wird, soll unter der Koordination der Literaturkritikerin Carmen Muşat und der Tochter des Autors, Oana Crăciun, ercheinen. Der Band soll sowohl Prosawerke als auch Essays, Artikel, Literaturkritik und Auszüge aus noch nicht veröffentlichten Schriften, die in seinem Nachlass in Form von Manuskripten zu finden waren.



    Ale ein Schöpfer von Welten, als ein Begeisterter der Ideen hat Gheorghe Crăciun ein einheitliches Werk hinterlassen, in dem jeder Band eine selbstständige Sequenz eines einzigartigen Textes ist, der regelmä‎ßig aufs Neue geschrieben wurde. Jede Lektüre seiner Bücher bietet die Möglichkeit, ein lebendiges Gewissen wieder zu entdecken, ein Gewissen, das im spezifischen Rhythmus seiner Phrasen pulsiert“, schreibt Muşat. Die Literaturkritikerin ist der Ansicht, dass die zwei Bände, die die Autorenserie Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien und Mechanik der Flüssigkeit“ eröffnen, alle nachträglichen Tendenzen der Literatur von Gheorghe Crăciun enthalten. Carmen Muşat:



    Gheorghe Crăciun hatte sein Debüt als fertiger Autor, ein Autor der sein literarisches Programm bereits im Werk »Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien« ankündigt. Die Entscheidung, beide Werke im Doppelband herauszubringen, war gewisserma‎ßen beabsichtigt, zusammen mit der Tochter des Autors, Oana Crăciun, wollte ich dieses doppelte Debüt dokumentieren und es unter die Leser zu bringen. Es sind hier sein Erstling von 1983 und ein späteres Buch vereint, mit dem der Autor ursprünglich debütieren wollte, es aber jahrelang in einer Schublade zurückhielt und erst 2003 im Verlag Cartier in Chişinău veröffentlichte.“




    Gheorghe Crăciun sagte, dass sein Debütband Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien“ ein äu‎ßerst experimentales und daher auch weniger zugängliches Buch sei. Er sah sich selbst dennoch nicht als Mitglied der Avantgarde an. Postmodern im üblichen Sinne des Wortes sei er auch nicht, selbst wenn seine Literatur eine deutliche experimentale Komponente habe. Es gibt in mir die Faszination der Suche nach einer anderen Macht und nach einer Möglichkeit, die Welt in Worte zu fassen. Mein Experimentalismus lässt sich aber nicht auf Sprache reduzieren, wie manchmal über mich gesagt wurde. Er stammt von der Empfindung, vom Bewusstsein, dass unsere natürliche Sprache, die Wörter, die wir zur Verfügung haben, ungenügend im Vergleich zur Vielfalt und zum Reichtum des Realen sind. Es handelt sich um einen Willen, in einer Sprache tiefer zu suchen, die die Gesamtheit und den Reichtum der Welt zu beschreiben versucht“, sagte Gheorghe Crăciun über seine eigene Literatur. Literaturkritikerin Carmen Muşat:



    In unserem literarischen Raum bleibt Gheorghe Crăciun einer der Autoren, deren schriftstellerische Hypostase von einem äu‎ßerst scharfen theoretischen Verstand ergänzt wird. Aus dieser Sicht ist er Teil der Familie der Schriftsteller wie Camil Petrescu, Mircea Eliade, Mihail Sebastian. Diese sind Schriftsteller, die das eigene Werk Schritt für Schritt ersonnen haben. Ich glaube, dass in seinem Debütband »Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien« Gheorghe Crăciun diese Sicht ausführlich präsentiert. Einer seiner Versuche war, verschiedene Spracharten in sein Werk zusammenzubringen und Literatur zu machen, indem er Malerei, Musik, Fotografie zusammenruft und sie auf die solide Grundlage, die die Literatur darstellt, setzt. Das gelingt ihm gut und die Literatur, die er schafft, hat die Fotografie und die Musik als Vorbild. Die Art und Weise, in der er seine Phrasen baut, deren Rhythmus, die Art und Weise, in der er Ideen Ausdruck verleiht, in der er eine Erzählung baut, hat ein wenig mit der Technik der Fotografie und der Musik zu tun. Etwas, das mir als äu‎ßerst wichtig erschien.“




    Ein Gedanke, ein Gefühl, eine gewisse Traurigkeit und dennoch auch die Freude, dass diese Welt existiert, in uns pulsiert, nach Aufmerksamkeit verlangt und uns dazu bringt, ihr Ausdruck zu verleihen, egal was wir denken. Ich sehe die Welt mit den Augen des Kindes, ein Kind das noch nicht erfahren hat, was es am Schönsten in der Welt gibt. Mein Auge kann sich daran auch nicht erinnern. In meinem Gedächtnis finden die bekannten Wörter und Farben keinen Platz. Weder die Ästhetik noch irgendein literarischer Text oder ein berühmtes Gemälde können meinen Blick von der Welt lenken. Nichts von dem, das ich in mir trage, kann in meinen Gedanken bleiben. Ich sehe und ich mag, was ich sehe, ich mag das Ausma‎ß und den Zeitpunkt des Betrachtens.“ Das waren ein paar Zeilen aus dem Band Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien“, die die Autorenserie Gheorghe Crăciun eröffnet.




    Die Literaturkritikerin Carmen Muşat kommt erneut zu Wort:



    Das Prosawerk von Gheorghe Crăciun und im allgemeinen die Prosa der sogenannten Generation der achtziger Jahre wird gleich beim Debüt als realistische Prosa betrachtet. Eine realistische Prosa, die im völligen Kontrast zu dem literarischen Projekt des sozialistischen Realismus oder des sogenannten politischen Romans steht, der in den Achtzigern in Mode gekommen war. Was die Generation der achtziger Jahre macht, ist das Reale bis ins kleinste Detail zu entdecken. Das kommt einem Versuch gleich, das ideologische Sieb bei seinem Versuch zu verhindern, den Blick auf die reale Welt zu verdunkeln oder zu hindern. Die Menschen bewegen sich natürlich in der Prosa von Gheorghe Crăciun. Es handelt sich um normale Menschen, die der Autor in ihrem Alltag entdeckt: Pendler, Lehrer die irgendwo auf dem Dorf unterrichten und deren geistiger Horizont aus ideologischen Gründen eingeschränkt wird. Dennoch nimmt sich diese Prosa nicht vor, politische Verschwörungen oder Missbräuche zu enthüllen, so wie es in der Literatur über die 1950er Jahre der Fall war. Die Hauptfiguren in der Prosa von Crăciun nehmen die Wirklichkeit sehr getreu wahr und werden in ihrem Alltag mit gewöhnlichen Problemen konfrontiert. Wer sein Prosawerk jetzt liest, braucht keine zusätzliche Erklärungen, man braucht gar nicht zwischen den Zeilen zu lesen. Man muss sich nicht anstrengen, um seine Prosa zu lesen, und man braucht keine Fu‎ßnoten dafür.“




    Einige Werke Gheorghe Crăciuns wurden ebenfalls im Ausland veröffentlicht. Folgende Bände hat er als Autor oder Mitautor unterschrieben: Experiment in Romanian Post-War Literature“ (veröffentlicht 1998), Images & Texts / lmages et textes (erschienen im Jahr 2000) und Composition aux parallèles inégales“ (veröffentlicht 2001 im französischen Verlag Maurice Nadeau“, Paris, in der Übersetzung von Odile Serre). Sein Name ist auch in den Prosasammlungen Desant 83“ (veröffentlicht 1983), The Phantom Church and Others Stories from Romania“ (erschienen im Verlag University of Pittsburgh Press im Jahr 1996) und Romanian Fiction of the 80s and 90s“ (veröffentlicht 1999) zu finden.

  • Matei Vişniec mit Preis für den besten Roman des Jahres 2013 geehrt

    Matei Vişniec mit Preis für den besten Roman des Jahres 2013 geehrt

    Der Schriftsteller und Journalist Matei Vişniec hatte Anfang dieser Woche ein Treffen mit seinen Lesern in Bukarest. Er sprach über sein Buch Negustorul de începuturi de roman“ (Der Kaufmann für Romananfänge“), das vom Cartea-Românească-Verlag herausgegeben wurde und mit dem Augustin Frăţilă“ — Preis für den besten Roman des Jahres 2013 ausgezeichnet wurde.



    Es war eigentlich das erste offizielle Treffen des Autors mit dem Publikum und der Fachjury, gebildet aus Literaturkritikern wie Alex Ştefănescu, Tudorel Urian und Daniel Cristea-Enache. Die Jury hat von den 65 eingeschriebenen Romanen fünf Finalisten ausgewählt. Es geht um den grö‎ßten literarischen Preis im Wert von 10.000 Euro. Eine zweite Jury, gebildet aus 22 Bloggern, hat danach für den besten Roman abgestimmt. Der Literaturkritiker Daniel Cristea-Enache dazu:



    Es ist sehr schwer, gleicherma‎ßen von den Kritikern und dem Publikum geliebt zu werden. Meistens werden die Autoren, die sich guter Kritiken erfreuen, weniger verkauft. Die Autoren, die Publikumserfolg haben, werden hingegen von den Kritikern nicht sehr geschätzt. Matei Vişniec hat beides erzielt, er hat die Wunderformel gefunden.“




    Matei Vişniec wurde in Rădăuţi (Nord-Rumänien) geboren und lebt seit 1987 in Frankreich, wo er als Journalist tätig ist. Matei Vişniec schreibt sowohl in Rumänisch als auch in Französisch Poesie, Prosa und Theater. Beim Treffen vergangenen Montag sagte der Autor folgendes:



    Die Blogger — sie lesen Bücher, sie schreiben in ihren Blogs. Dieses Spiel macht ihnen Spa‎ß, sie erteilen Noten…. Ich bin sehr zufrieden, dass sie an diesem literarischen Spiel teilgenommen haben! Die Tatsache, dass ich gewonnen habe, zeigt, dass ich aus der rumänischen Sprache, aus der rumänischen Literatur nicht ausgewiesen wurde. Ich spreche täglich Rumänisch, ich rede bei Radio France International. Ich bin aber nicht in Rumänien anwesend, ich kenne die Hintergründe nicht. Manchmal würde ich sagen, dass mir sogar die heutige Sprache fremd erscheint. Wenn ich für einen Tag Präsident wäre, würde ich ein Gesetz für die Verteidigung der rumänischen Sprache herausgeben, die von den Politikern und von den Leuten, die zu Fernseh- oder Radiosendungen eingeladen werden, täglich misshandelt wird.“




    Über den Roman Der Kaufmann für Romananfänge“, der vom Literaturkritiker Tudorel Urianu als proustscher Roman“ bezeichnet wurde, sagte Matei Vişniec folgendes:



    Diesen Roman zu schreiben, war mir ein Vergnügen. Ein Eingeständnis von Kazantzakis, der zahlreiche interessante, meistens philosophische Werke verfasste…. Er sagte, dass er einmal ein Buch schreiben wollte, das ihm Spa‎ß machte. So schrieb er seinen Roman »Alexis Sorbas«. Es handelt sich eigentlich um das einzige berühmtgewordene Buch von ihm. Ich glaube, so habe ich auch den »Kaufmann für Romananfänge« geschrieben. Zahlreiche Ideen regten mich dazu an, darunter die Manie der Anfänge.“




    Der Roman wurde vom Literaturkritiker Alex Ştefănescu als eine Art Symphonie des Stils bezeichnet:



    Es ist, als ob man hunderte Romane auf einmal lesen würde. Symphonisch ist der Roman dadurch, dass der Autor gleichzeitig von mehreren Romananfängen und kulturellen Bezügen Gebrauch macht. Es geht um eine sogenannte literarische Musik, die jemanden leicht bezaubern kann. Dieses Buch soll man nicht lesen, um es zu enträtseln, sondern um sich von dieser literarischen Musik bezaubern zu lassen. Diese polyphonische Interpretation ist dem Autor besonders gut geglückt. Sollten alle Wörterbücher der rumänischen Sprache verschwinden, könnte das Buch sicherlich zur Wiederherstellung des Wortbestands der rumänischen Sprache benutzt werden. Der Autor setzt dabei eine bewundernswerte Methode um, die rumänische Sprache mit ihren zahlreichen Nuancen zu nutzen. Ich möchte noch etwas ergänzen: Es handelt sich nicht um ein literarisches Spiel, sondern um ein drama-geladenes Buch, das kein Happy-End kennt.“




    Der Literaturpreis Augustin Frăţilă“ geht jedes Jahr an den besten rumänischen Roman des Vorjahrs und wurde vom Verband Asociaţia Casa de Cultură“ und dem Verlag Editura All ins Leben gerufen. Seit 2014 wird dieser Literaturwettbewerb vom Rumänischen Schriftstellerverband organisiert.

  • Rumänische Belletristik: Bestseller 2014

    Rumänische Belletristik: Bestseller 2014

    Die Gedichtbände von Adela Greceanu und Bogdan-Alexandru Stănescu Şi cuvintele sunt o provincie“ (Die Wörter sind auch eine Provinz“) und AnaBASis“, die am Ende vorigen Jahres in den Verlagen Polirom bzw. Cartea Românească veröffentlicht wurden, zählen zu den Titeln, die auf der Buchmesse Gaudeamus 2014 die grö‎ßten Verkaufszahlen verzeichneten.



    Der erzählerische Aufbau entsteht um Situationen, Figuren und Ideen, die eine Welt skizzieren. Die Wörter sind auch eine Provinz“ ist ein Gedichtband über Einsamkeit, über Abseitsstehen, aber auch über Weiblichkeit, Sprache, ihre Grenzen und Hilfslosigkeit.“ Das ist ein Teil des auf dem Rückdeckel stehenden Klappentextes, verfasst von der Autorin Adela Greceanu über den Band Die Wörter sind auch eine Provinz“. Das Buch wurde auf der Buchmesse Gaudeamus 2014 vorgestellt.



    Die Schriftstellerin Nora Iuga und der Kulturjournalist Ovidiu Şimonca vertreten unterschiedliche Ansichten über das Thema, das im Mittelpunkt des Bandes steht. Nora Iuga ist der Meinung, dass das neue Buch von Adela Greceanu von der Einsamkeit handelt, während Ovidiu Şimonca für das Gegenteil plädiert. Adela Greceanu erläutert:



    Ich glaube, dass es dabei um ein Buch über Einsamkeit geht und gleicherma‎ßen nicht. Es gibt eine weibliche Hauptfigur, die die Einsamkeit verkörpert. Sie ist immer allein und alles, was sie tut, ist, aus dem Fenster zu schauen, zu beobachten und jeden Abend mit einem Bus zu fahren. Das Buch handelt gleicherma‎ßen nicht über Einsamkeit und das lässt sich leicht am Frontdeckel erkennen. Auf dem Frontdeckel des Buches steht die Hauptfigur vom hinten betrachtet. Im ersten Text sagt diese Figur: ‚Die Provinzbewohnerin, die ich bin, sieht all diese Sachen / es gibt aber niemanden da, um sie von hinten zu betrachten / wie sie da mit ihrem unbewegten Frauen- oder Mädchenrücken steht.‘ Diese Verse werden genau auf dem Frontdeckel illustriert. Als ich entschied, sie, die Hauptfigur Adila, auch auf dem Frontdeckel des Buches so nachbilden zu lassen, habe ich ihr eigentlich widersprochen, ihr, der einsamen Figur dieses Gedichtbandes. Die Leser sehen sie zuerst als einsame Frau, wie sie mit ihrem Frauen- oder Mädchenrücken und mit ihrer Pferdeschwanzfrisur aus dem Fenster schaut. Das klingt sehr einfach, sogar banal, aber die Gedichte helfen uns dabei, die Einsamkeit zu vertreiben.




    Vielmehr versuche sie durch ihre Lyrik, die Beziehungen zur Welt und das Verhältnis zu sich selbst zu verwalten. Dadurch fange sie immer neu an, sagt Adela Greceanu:



    Meiner Meinung nach haben wir durch Literatur und insbesondere durch Gedichte die Chance, unsere Einsamkeit zu überwinden. Wir haben nicht nur das Glück, nicht mehr allein zu sein, sondern auch an der Einsamkeit anderer teilzunehmen. Das ist nur eine der Möglichkeiten, jemandem beiseite zu stehen. Ich habe zahlreiche Meldungen sowohl von Bekannten bekommen, als auch von Menschen, die ich nicht kenne und die mein Buch berührt hat. Das hat mich sehr beeindruckt und ich fühlte, dass mein Buch mit Enthusiasmus erwartet wurde. Ich hatte daraus auf manchen Literaturfestivals vorgelesen und konnte merken, dass es beim Publikum gut ankam.“




    Bogdan-Alexandru Stănescu wurde auf der fünften Gala der Jungen Schriftsteller mit dem Preis Der junge Schriftsteller des Jahres 2014“ geehrt. Laut der Jury habe er in unterschiedlichen Genres geschrieben und in jedem davon ein au‎ßerordentliches Talent bewiesen“. Über seinen Gedichtband AnaBASis“ (mit 12 Illustrationen von Laurenţiu Midvichi bebildert), sagte der Autor:



    »AnaBASis« steht in enger Verbindung mit einem anderen Buch von mir: »Apoi, după batalie, ne-am tras sufletul«, (»Später, nach der Schlacht, haben wir uns ausgeruht«). Es ist eine Fortsetzung dieses Bandes, weil ich »Später, nach der Schlacht, haben wir uns ausgeruht« eigentlich als nicht abgeschlossen betrachtete. Ich habe mich beeilt, mit 33 Jahren ein Buch zu veröffentlichen. »AnaBASis« schlie‎ßt eigentlich diesen Zyklus, schlie‎ßt sogar eine Reihe von glücklichen Momenten. Glücklich ist eigentlich zu viel gesagt, ich spreche von den Bildern, die der gro‎ße Schriftsteller Nabokov als sogenannte Knoten-Bilder bezeichnete. Es handelt sich um Bilder, aus denen etwas entstehen kann, ein Roman oder kurze Prosa, insbesondere kurze Prosa oder ein Gedichtband. Um »AnaBASis« von »Später, nach der Schlacht, haben wir uns ausgeruht« zu trennen, kann ich sagen, dass der letztere das Bild der 10.000 Söldner zum Ausgangspunkt nahm, die das Perserreich, die Wüste, die Gebirge durchquerten. Diese Taten, von denen auch der griechische Schriftsteller der Antike Xenophon berichtete, als die Söldner das Meer erreichten, stellen einen der glücklichsten Momente der Weltgeschichte dar. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Moment auch mit meinen kleinen glücklichen Momenten zu tun hatte, dass es eine Verbindung zwischen der persönlichen Geschichte des Einzelnen und der Weltgeschichte gibt. Ehrlich gesagt, bin ich ganz verwundert wenn ich gefragt werde, ‚was hast du wohl mit den Griechen und mit den Persern zu tun?‘ Ich bin weder der erste noch der letzte Dichter, der die Weltgeschichte als Ausgangspunkt seines eigenen Lebens und der eigenen Erinnerungen nimmt.“




    Die Bücher von Bogdan-Alexandru Stănescu besitzen die Gabe, einige der dauerhaftesten Vorurteile gegenüber der Welt der Literatur abzubauen. Laut einem davon kann man gro‎ßartige Literatur nicht schreiben, wenn man vorab Erfahrung in der Literaturkritik gesammelt hat. Ich glaube, dass Bogdan-Alexandru Stănescu Literaturkritik und Gedichte besser als zahlreiche Autoren schreibt, deren Namen in Literaturmagazinen erscheinen. Ich finde es wunderbar und sogar befreiend, dass die Gedichte aus dem Band »AnaBASis« von einem Dichter geschrieben sind, der die Literatur und die Geschichte der Literatur bis in die letzte Zelle hinein in sich aufnimmt“, schreibt der Literaturkritiker Cezar Gheorghe. Bogdan-Alexandru Stănescu dazu:



    Cezar legt den Finger auf die Wunde. Es gibt ein Vorurteil laut dem wer in einem bestimmten Bereich der Literatur tätig war, sich in einen anderen nicht versetzen sollte, weil seine Persönlichkeit somit als fragwürdig gelten kann. Einige von uns sind eigentlich Andersdenker, was die Literatur angeht. Wir sind der Ansicht, dass die Literatur ein Ganzes darstellt. Man schreibt über Lyrik oder Prosa in einer Zeitung, weil man lesen mag. Wer ein literarisches Werk liest und etwas dazu zu sagen hat, sollte es sagen, man soll dafür kein Literaturkritiker sein. Ich betrachte mich selbst nicht als Literaturkritiker. Ich will meine Artikel auch nicht zur Schau stellen, sondern versuche sie so zu kommentieren, wie es ehrlich wäre. Die Aufrichtigkeit spielt eine wesentliche Rolle in meiner Arbeit. Das sollte mich nicht daran hindern, Gedichte zu schreiben, weil sie einen fundamentalen Aspekt meines Daseins darstellen.“

  • Geschlechtsspezifische Klischees in der rumänischen Literatur und Erziehung

    Geschlechtsspezifische Klischees in der rumänischen Literatur und Erziehung

    Typisch Mann, typisch Frau — ob wir ein Verhalten als typisch männlich oder typisch weiblich einschätzen, resultiert daraus, wie wir es wahrnehmen und bewerten — sprich, in welche Schublade wir denjenigen Menschen stecken. Der typische Mann habe seine Emotionen unter Kontrolle, sei zielstrebig, ehrgeizig und durchsetzungsstark. Die Frau gilt als emotional, sozial orientiert, sicherheitsbedürftig und intuitiv.



    Die ungleiche Situation von Mann und Frau in vielen beruflichen Zweigen, die immer noch in den Ländern der Europäischen Union existiert, ist nicht immer die Folge direkter Diskriminierung. Die unterschiedliche Bildungs- und Berufswahl von Frauen und Männern wird nach Erkenntnissen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ma‎ßgeblich durch geschlechtsspezifische Stereotypen beeinflusst. Stereotype dienen dazu, schneller Informationen über eine Person zu verarbeiten und den Aufwand fürs Denken möglichst gering zu halten, meinen die Sozialpsychologen. Meist beinhalten diese Schubladen unserer Vorstellung zwar ein Quäntchen Wahrheit, pauschalieren jedoch und werden deshalb der individuellen Eigenart eines Menschen nicht gerecht.



    Wie entstehen aber die geschlechtsspezifischen Klischees in der Gesellschaft? Werden sie durch Erziehung und durch verschiedene kulturelle Modelle gepflegt und weitergegeben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Studie über geschlechtsspezifische Stereotype in der rumänischen Kultur, einschlie‎ßlich im Alltag, im Rahmen des Projekts Integration und Förderung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt“. Das Projekt wird von der Stiftung für eine offene Gesellschaft durchgeführt, mit EU-Finanzierung vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Studie über geschlechtsspezifische Stereotype in Rumänien basiert auf Untersuchungen in vier Bereichen — Film, Theater, Literatur und Medien; Zweck der Untersuchungen war, zu klären, ob die geschlechtsspezifischen Stereotype eine kulturelle Basis haben. Über die Ergebnisse der Studie spricht der Vorsitzende der Stiftung für eine offene Gesellschaft, Mircea Vasilescu:



    Unsere Hypothese war im Allgemeinen korrekt: Die Art und Weise, wie wir Frauen, Weiblichkeit im Allgemeinen betrachten, basiert auf dem ‚kulturellen Erbe‘. Selbstverständlich spielen dabei die Medien eine sehr wichtige Rolle, durch ihren starken Impakt. Die Medien unterstützen das Denken nach stereotypen Mustern, sie nutzen viele frauenbezogene Stereotype aus, um hohe Auflagen oder Einschaltquoten zu erreichen. Ich beziehe mich dabei vor allem auf die Boulevardmedien.“




    Neben den Medien scheint auch die Schule eine Quelle von geschlechtsspezifischen Stereotypen zu sein, durch die Literaturanalyse der Werke, die im Unterricht studiert werden. Mircea Vasilescu ist vom Beruf Literaturhistoriker und –Kritiker, und hat untersucht, wie manche literarische Gestalten in der Schule charakterisiert werden:



    Ich habe nachgeprüft, was über diese weiblichen Figuren in den Schulbüchern, in anderen Fachbüchern mit Literaturanalysen und auf den spezialisierten Internetseiten steht. Diese Referate zeigen, wie Literatur in der Schule präsentiert wird — der Unterricht wimmelt von Stereotypen und Gemeinplätzen. Da frage ich mich, ob ein normaler junger Mensch, wenn er die Schule abgeschlossen hat, nicht dieselben Ideen und Muster, die er über weibliche Figuren erlernt hat, mit einer stereotypen Denkweise auch im wirklichen Leben umsetzt.“




    Die Antwort auf diese Frage ist positiv, und leider sind sehr oft die in den Schulbüchern enthaltenen Interpretationen und Charakterisierungen der weiblichen Figuren weder sehr genau noch besonders schmeichelhaft, und das erstreckt sich auch auf die echten Frauen, die man im Alltag trifft.



    Einige weibliche Prototypen“ werden in den letzten Jahren auch in den Medien gefördert, vor allem in gewissen Fernseh-Unterhaltungssendungen. Die Fernsehshows haben einen neuen Frauentyp geschaffen: die bezaubernde Assistentin. Sie gehört zur Studio-Dekoration und unterhält die Zuschauer mit dem Blödsinn, die sie von sich gibt. Üblicherweise ist sie die dumme Gans“ — die meisten TV-Produzenten bestehen auf diese Frauenrolle. Dieser geschlechtsspezifische Stereotyp hat dazu geführt, dass nur wenige Frauen in den sog. ernsthaften“ Sendungen präsent sind. Mircea Vasilescu:



    Man sieht nur selten Frauen in den Fernseh-Talkshows zu politischen oder sozialen Themen; sehr wenige Frauen werden als Expertinnen oder Talk-Gäste eingeladen. Es werden immer wieder dieselben Frauen eingeladen, meistens Politikerinnen.“




    Die geschlechtsspezifischen Stereotype werden nicht nur in der Schule oder durch Fernsehsendungen vermittelt, sondern auch durch die Erziehung, die die Kinder sehr früh von ihren Eltern bekommen. Livia Aninoşanu koordiniert das Zentrum Partnerschaft für Gleichstellung“, Partner im Rahmen des Projekts Integration und Förderung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt“, und ist der Meinung, dass die Kinder im Sozialisierungsprozess sehr früh lernen, was sich für Mädchen und was sich für Jungen gehört. Livia Aninoşanu:



    Man fördert typische Verhaltensmuster — für Jungen und für Mädchen. Einem Jungen sagt man: ‚Weine doch nicht, du bist ja kein Mädchen!‘. Den Jungen wird eine begrenzte emotionelle Ausdrucksweise vermittelt. Ihre negativen Emotionen dürfen sie nur durch Wutausbrüche äu‎ßern; Angst oder Zurückhaltung dürfen sie nicht zeigen. Bei den Mädchen ist es gerade umgekehrt: Sie werden nicht ermutigt, ihre Wut zu zeigen, ‚nein‘ zu sagen oder klare Barrieren zu stellen. Wir erlauben ihnen aber, zerbrechlich zu sein. Von klein an stellen wir unsere Kinder auf klare Gleise, wir zeigen ihnen die Rollen, die sie in der Gesellschaft erfüllen müssen, wir fixieren sie auf die Idee, dass Jungs stark und Mädchen schwach sind.“




    Differenziertes Spielzeug prägt auch das Verhalten der Kinder. Livia Aninoşanu:



    In allen Spielwarenabteilungen der Einkaufszentren gibt es Regale für Mädchen und Regale für Jungs. Die Mädchenregale erkennen wir an der rosaroten Farbe und wir entdecken dort Spielzeug, das ihre späteren, typisch weiblichen Rollen in der Gesellschaft darstellen: kleine Küchen, Waschmaschinen, Bügeleisen. Bei den Jungen haben wir Spielzeug wie Weltraumschiffe, Autos, Waffen… Es gibt nur wenige geschlechtsneutrale Spielsachen. Und es gibt auch viele Fälle, wenn die Kinder etwas anderes haben wollen, als die Gesellschaft ihnen vorgeschrieben hat, aber sie trauen sich nicht, danach zu fragen. Wir fragten die Erzieherinnen im Kindergarten, und sie sagten uns, was für Probleme und Ängste entstehen können, wenn die Jungs mit Puppen oder zusammen mit den Mädchen spielen möchten. Die Eltern bekommen Angst, wenn der Sohn so etwas vorzieht, sein Wunsch wird ignoriert und der Junge fast immer sofort eines Besseren belehrt.“




    Zu korrigieren wären aber vielleicht die Ansichten der Erwachsenen, meinen die Sozialpsychologen, die sich mit der Gleichstellung von Frauen und Männern beschäftigen. Man sollte seine Kinder nicht durch geschlechtsspezifischen Filter erziehen, sondern ermuntern, zu experimentieren und in den verschiedensten Situationen ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

  • Schriftsteller Gheorghe Crăciun mit Autorenreihe geehrt

    Schriftsteller Gheorghe Crăciun mit Autorenreihe geehrt

    Gheorghe Crăciun war Prosaist, Essayist, Publizist, Theoretiker und Literaturkritiker. Er ist einer der bedeutendsten rumänischen Schriftsteller der gegenwärtigen Literatur. Gheorghe Crăciun starb 2007. Seine veröffentlichten Romane Acte originale/Copii legalizate“ (1982) und Compunere cu paralele inegale“ (1988) sind ins Französische übersetzt worden. Frumoasa fără corp“ Mecanica fluidului“ (2003), Pupa russa“ (2004) sind weitere Titel seiner Werke. Er hat Rumänien beim Festival Les Belles Etrangères“ vertreten, wo französische Leser mit rumänischen Schriftstellern zusammenkamen. Gheorghe Crăciun ist 1983 mit dem Debütpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes 1995 und 2003 mit dem Preis des Schriftstellerverbandes der Moldaurepublik sowie 1997 und 2002 mit dem ASPRO-Preis für das beste Kritikbuch des Jahres ausgezeichnet worden.



    Die Autorenserie Gheorghe Crăciun erscheint unter der Leitung der Literaturkritikerin Carmen Muşat und der Tochter von Gheorghe Crăciun, Oana Crăciun. Die Serie bringt sowohl bekannte Prosawerke, Publizistik, Theorie als auch Manuskripte aus dem Archiv des Autors zusammen. Carmen Muşat, Chefredakteurin der Literaturzeitschrift Observator Cultural“, bringt Einzelheiten über Gheorghe Crăciuns Werk:



    Bei Gheorghe Crăciun hat man es mit Literatur vom feinsten zu tun. Wenn man Werke von Gheorghe Crăciun liest, merkt man, dass in den 1980er-90er Jahren und sogar im Jahre 2000 in Rumänien gute Literatur geschrieben wurde, die mit Werken bedeutender ausländischer Schriftsteller verglichen werden kann. Gheorghe Crăciun ist einer der repräsentativsten rumänischen Schriftsteller. Er liebte die Literatur und die Welt, und das kommt in seinem wunderbaren Werk zum Ausdruck. Deshalb sprechen wir von einem originellen Schriftsteller.“




    Der Roman Acte originale/Copii legalizate (variaţiuni la o temă în contralumină)“, der 1982 im Verlag Cartea Românească erschien, kann als eine Ouvertüre seines gesamten Werks gesehen werden. Der Autor polemisiere hier mit einer realistischen Tradition, von der er sich distanziere, sagte Carmen Muşat. Hören wir weiter, wie die Kulturjournalistin Gheorghe Crăciun neu entdeckt hat:



    Für mich war es sowohl eine gro‎ße Freude als auch eine gro‎ße Überraschung. Zusammen mit Oana Crăciun ging ich von der folgenden Idee aus: Wir wollten den Lesern die Titel der Werke von Gheorghe Crăciun anbieten. Wir suchten im Nachlass des Schriftstellers und haben besondere Sachen entdeckt wie die Manuskripte dieser Bücher. Gheorghe Crăciun war ein Perfektionist. Er war nie mit der Form seines Buches ganz zufrieden und schrieb jeden Text mehrfach um, bis er die gewünschte Form erzielte. Das merkt man einfach dank der Manuskriptenserie, die die herausgegebenen Bände begleiten. Wir haben versucht, diese harte Arbeit des Autors anschaulich zu machen, indem wir zu jedem Werk wie etwa »Acte originale/Copii legalizate (variaţiuni la o temă în contralumină)«, und »Mecanica fluidului« eine Notiz hinsichtlich der Manuskripte hinzufügten, wir haben versucht, einen Schlüssel zu diesem faszinierenden Universum zu liefern. Es geht um ein Labor, wo geschaffen wird, wo man das Profil und die Grö‎ße des Schriftstellers sehen kann.“




    Anlässlich der Lancierung der Autorenserie fand auch die Vernissage der Ausstellung 15 originelle Zeichnungen von Gheorghe Crăciun“ statt. Die Ausstellung kann bis Ende Januar besucht werden.

  • Norman Manea zu Gast bei FILIT in Jassy

    Norman Manea zu Gast bei FILIT in Jassy

    Der rumänische Schriftsteller Norman Manea war 2014 einer der Gäste der Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestspiele FILIT in Iaşi. Der Schriftsteller, der seit 1986 in den USA lebt, löste im Laufe der Zeit heftige Polemiken im Kulturleben Rumäniens aus. Oftmals hat sich Manea mit der Rolle der Intellektuellen und dem ideologischen Engagement der Schriftsteller beschäftigt.



    Einer der berühmten Gäste des Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestivals (FILIT), das im Oktober im nordostrumänischen Iaşi stattfand, war der Schriftsteller Norman Manea. Der rumänische Schriftsteller jüdischer Herkunft, der seit 1986 in den USA lebt, ist Autor der Bücher Der schwarze Briefumschlag“, Über Clowns“, Die Rückkehr des Hooligans“, Oktober. Acht Uhr“, Training fürs Paradies“, Die schwarze Milch“. Norman Manea erlebte früh sowohl die Deportation als auch das Exil. 1941 wurde er mit seiner Familie in ein Konzentrationslager in der Ukraine deportiert. Er überlebte die Gefangenschaft. Ich hatte einen komplizierten Lebensweg. Mein erstes Exil erlebte ich mit 5 Jahren. 1945 sah ich mich selbst als ein 9-jähriger alter Mann an“, sagte Norman Manea, den eine enge Freundschaft mit dem berühmten Schriftsteller Philip Roth und mit dem amerikanischen Dichter Edward Hirsch verbindet.



    Der letztere war Maneas Gast beim FILIT-Abend in Iaşi. Moderatorin des Abends war die Chefredakteurin der Kulturzeitschrift Observator cultural“, Carmen Muşat. Die Moderatorin der Gespräche erinnerte an eine Erklärung von Edward Kanterian mit dem Norman Manea einen Dialog führte, der sich über 11 Jahre erstreckt. Das Gespräch wurde in der Autorenserie veröffentlicht, die der Verlag Polirom dem rumänischen Schriftsteller widmet. Edward Kanterian sagte, dass Norman Manea der rumänische Schriftsteller sei, der drei wesentliche Polemiken in der rumänischen Kultur auslöste. Carmen Muşat erläutert:




    1982 löste Norman Manea in einem Interview mit der Zeitschrift »Familia« sowohl bei den damaligen Behörden als auch in seiner Branche eine heftige Polemik aus, weil er es wagte, über Nationalismus zu sprechen und auch das Thema anzugehen, wie gehorsame Schriftsteller der damaligen Zeit sich damit auseinandersetzten. 1992 wurde ein Essay von Norman Manea in der Zeitschrift »22« veröffentlicht, die damals von der Schriftstellerin Gabriela Adameşteanu geleitet war. In seiner Schrift beschäftigte sich Manea mit dem Engagement Mircea Eliades in der nationalistisch-faschistischen Legionären Bewegung in Rumänien und brach somit ein Tabu der rumänischen Kultur. Anschlie‎ßend prangerte er die Intellektuellen an, die sich ideologisch engagierten. 1997, nachdem das Tagebuch von Mihail Sebastian erschienen war, ging Norman Manea das Thema Unvereinbarkeit an. Manea zitierte den Schriftsteller, der mit der Veröffentlichung seiner Tagebücher internationale Beachtung erfuhr, und laut dem es in der rumänischen Kultur keine Unvereinbarkeiten gibt. Norman Manea war stets von Nuancen fasziniert, er wagte es dennoch auch, Themen messerscharf zu analysieren, die wir meistens verschweigen.“




    Nach den Bemerkungen von Norman Manea fragte Carmen Muşat: Warum verkrampft unser Gedächtnis, wenn es vor dem Spiegel der Wahrheit steht? Norman Manea dazu:



    Ich sehe mich selbst nicht als Polemiker oder Anstifter an. Ich habe meine persönliche Meinung über eine Perspektive geäu‎ßert, aus der man die Literatur in der Geschichte eines Landes sehen kann. Ich habe mich zudem zu den schwierigsten Zeiten der Geschichte Rumäniens geäu‎ßert, aber generell lehne ich es ab, die Rumänen oder die Juden mit kollektiven Merkmalen zu beschreiben. Ich beschäftige mich vielmehr mit dem Einzelnen, ich beschäftige mich damit, was jeder Einzelne tun kann und muss, mit den wesentlichen Unterschieden zwischen den Persönlichkeiten unserer Gleichgesinnten. Was das Gedächtnis angeht, kommen nur selten die Selbstanalyse und die kritische Analyse der eigenen Fehler vor. Ich könnte sogar behaupten, dass dieses Merkmal von einem gewissen Hedonismus stammt. Das rumänische Volk, dem ich auch angehörte, selbst wenn einige davon nicht begeistert sind, ist meiner Meinung nach ein hedonistisches Volk. Man sagt, dass die Rumänen keine Heiligen, sondern Dichter der Welt geben und das bekräftigt meine Erklärung. Hedonismus hei‎ßt, den Alltag und die Freude des Lebens zu genie‎ßen, er bedeutet zugleich, ein grö‎ßeres Interesse Kunst gegenüber anstatt Frömmigkeit zu zeigen. Das benötigt eine gewisse Anpassung. Die Anpassung ans Unmittelbare. Dies könnte zur Missachtung der Vergangenheit führen.“




    Anschlie‎ßend fragte Carmen Muşat den Schriftteller auf der Bühne der Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestspiele: Welche ist die Rolle des Intellektuellen in der zeitgenössischen totalitären Normalität, in einer Welt, die stets von Krisen bedroht wird? Norman Manea dazu:



    Ich will niemandem eine Rolle vorschlagen oder ihn in dieselbe hineinzwingen. Es gibt Intellektuelle, die eingesperrt in ihrer Existenz als Denker leben, es gibt hingegen auch Intellektuelle, die sich unters Volk mischen und für ein Ideal kämpfen. Meiner Ansicht nach geht es alleine um eine persönliche Entscheidung. Ich möchte glauben, dass der heutige Intellektuelle eine positive Rolle in der Öffentlichkeit spielt. Seine Rolle, seine Mission, seine Stellungnahme ist aber zu schwach in der modernen, pragmatischen, merkantilen Gesellschaft. Die wahren Intellektuellen, die die Rolle von Pädagogen in der Gesellschaft gespielt haben, bleiben im Schatten und werden meiner Ansicht nach nie in den Vordergrund treten.“




    Das Internationale Literatur- und Übersetzungsfestival FILIT fand unter der Schirmherrschaft der rumänischen EU-Kommissionsvertretung statt und brachte mehr als 300 Schriftsteller, Literaturübersetzer, Verleger, Literaturkritiker, Kulturmanager und –Journalisten nach Iaşi.

  • Die Buchmesse Gaudeamus ist zu Ende gegangen

    Die Buchmesse Gaudeamus ist zu Ende gegangen

    Die 21. Auflage der Internationalen Buchmesse Gaudeamus — Das Buch zum Lernen, die jedes Jahr in Bukarest veranstaltet wird, ist am Sonntag zu Ende gegangen. Die diesjährige Auflage stellte mehrere Rekorde: fast 117.000 Besucher und 750 Events (Buchvorstellungen, Debatten, Konferenzen, Lesungen) in nur 5 Tagen. An der Buchmesse beteiligten sich mehr als 320 rumänische und ausländische Verlage, Druckereien, Lehranstalten und Kulturinstitute. Ehrengast der Gaudeamus-Buchmesse 2014 war die Russische Föderation, die mehr als 30 Events im Rahmen der Buchmesse und an anderen Bukarester Standorten veranstaltete.



    17 Schriftsteller, Literaturkritiker, Verleger und Journalisten stellten ihre neuesten Werke vor, sie gaben Autogramme und beteiligten sich an Rundtischgesprächen. Am letzten Messetag wurden die Gaudeamus-Trophäen verliehen. Der Publikumsliebling war auch dieses Jahr der Verlag Humanitas. Das beliebteste Buch war der Band Pas cu pas” Schritt für Schritt”, die Autobiographie des gewählten Staatspräsidenten Rumäniens, Klaus Iohannis. Von diesem Buch wurden auf der Messe mehr als 8.000 Exemplare verkauft. Der Übersetzungspreis Antoaneta Ralian” ging an Virgil Stanciu für seine Übertragung des Buches Beloved” von Toni Morisson aus dem Englischen ins Rumänische und an Letitia Ilea für die Übertragung des Gedichtebandes Melci aborigeni” Indigene Schnecken” von Ioan Pintea aus dem Rumänischen ins Französische.



    Die 90-jährige Literaturübersetzerin Antoaneta Ralian erhielt einen Exzellenzpreis anlä‎ßlich der 120. Literaturübersetzung in ihrer Karriere: Es handelt sich um eine neue Übersetzung des Romans The Portrait of Dorian Gray” von Oscar Wilde. Antoaneta Ralian:



    Ich bin sehr glücklich über diesen Preis, er ist eine wunderbare Krönung meiner 60-jährigen Karriere als Literaturübersetzerin. Können Sie sich vorstellen, was diese 60 Jahre bedeuten? Das ist meine gesamte Jugend, die ich den Literaturübersetzungen gewidmet habe — aber das ist auch meine Leidenschaft. Der heutige Preis ist, wie gesagt, eine wunderbare Krönung dieser 60 Jahre, aber das bedeutet keineswegs, dass ich Schluss mache. Ich sage nicht Punkt”, sondern Punkt. Neuer Absatz.”



    Der zweite Exzellenzpreis ging an den rumänischen Verlag Trei, für sein erfolgreiches Programm mit Veröffentlichungen in den Bereichen Psychologie und Psychanalyse. Das Dauerprojekt der Buchmesse Gaudeamus Bücher kehren wieder nach Hause” war auch dieses Jahr ein Erfolg. Durch Schenkungen von Besuchern und Messeausstellern wurden mehr als 2.500 Bücher gesammelt, die an öffentliche Büchereien in die benachbarte, mehrheitlich rumänischsprachige Republik Moldau geschickt werden.