Tag: Schule

  • Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Ungesunde, zucker- und fettreiche Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität führen zu unkontrollierter Gewichtszunahme. Nur noch wenige Kinder spielen auf der Stra‎ße oder treiben Basketball, Fu‎ßball, Tennis oder andere altersgerechte Sportarten. Im Jahr 2017 meldete ein Kinderkrankenhaus in Iaşi 1743 Kinder, bei denen neben anderen Krankheiten auch Fettleibigkeit diagnostiziert wurde, von denen bei 392 diese als primäre Krankheit diagnostiziert wurde.



    Ärzte warnen davor, dass sich das Auftreten von Fettleibigkeit im Kindesalter in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat, und dafür tragen in den meisten Fällen die Eltern die Schuld, die dem Appetit ihrer Kinder nachgeben und ihnen sü‎ße Leckereien anbieten. Darüber hinaus wird Fastfood heute in vielen Familien als Belohnung oder Genuss für Kinder angesehen. Studien der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass bis 2030 90% der Weltbevölkerung übergewichtig sein werden. Fachleute empfehlen, dass die Ernährungserziehung zu Hause beginnen und in der Schule fortgesetzt werden sollte. Rucsandra Topoloiu, Programmkoordinatorin beim Verband ABC-ul nutriţiei“ (Das Abc der Ernährung“), bietet uns weitere Einzelheiten:



    Im Jahr 2017 zeigten Studien, dass 12,4% der Bevölkerung des Landes von Diabetes betroffen waren, bei Kindern liegt der Prozentsatz sogar bei 13,3% von 100 Tausend Probanden. Diese Zahlen wurden vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit veröffentlicht. Die Hauptursachen sind der Mangel an Ernährungserziehung und körperlicher Bewegung, und die mit Diabetes verbundenen Komplikationen können sehr schwerwiegend sein. Wenn wir von Fettleibigkeit im Kindesalter sprechen, sind die Zahlen beunruhigend. Statistiken zeigen, dass Rumänien bei der Fettleibigkeit bei Kindern auf EU-Ebene an zweiter Stelle steht, nämlich 1 von 4 Kindern im Alter von 8 Jahren ist übergewichtig, während 1 von 10 Kindern fettleibig ist. Sowohl Übergewicht als auch Fettleibigkeit sind wichtige Faktoren im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, und eine hochwertige Ernährung ist der Schlüssel zur Verringerung von Kinderkrankheiten und zur Vorbeugung chronischer Krankheiten im Erwachsenenalter. Die Hauptverantwortlichen für die Essgewohnheiten der Kinder sind leider die Eltern. Sowohl Eltern als auch Kinder haben keine ausgewogene Ernährung, verzehren verarbeitete Lebensmittel, zuckerreiche Erfrischungsgetränke, wenig Obst und Gemüse. All dies führt zu einer ganzen Reihe von Problemen und Krankheiten.“




    Viele Schulen in Rumänien führen bereits Erziehungsprogramme und Kurse für einen gesunden Lebensstil durch. Seit 2004 wird für die Klassen 1 bis 12 als Wahlfach Gesundheitserziehung angeboten. Der Verband Das Ernährungs-Abc“ startete auch das Programm Die Ernährungsstunde“, das den Kindern gesunde Ernährungsgewohnheiten und die Bedeutung von Freiluftsport vermittelt. Rucsandra Topoloiu:



    Im Herbst 2016 haben wir das Programm an einigen Schulen in Bukarest gestartet und dann auf 2200 Schulkinder in Bukarest und Constanţa erweitert, darunter an 11 Grundschulen und zwei Gymnasien. Wir haben Module entwickelt, um Kindern Konzepte für einen gesunden Lebensstil in jungen Jahren beizubringen. Unser Trainerteam besteht aus Ernährungsexperten, Ärzten, Pharmazeuten oder Medizinstudenten, die sich unserer Aktion angeschlossen haben. Freiwillig halten sie sieben Wochen hintereinander in Klassenforen Vorträge über gesunde Ernährung in Schulen. Wir konzentrieren uns auf die Ernährungspyramide, die Arten von Lebensmitteln, die die Grundlage unserer Ernährung bilden sollten, was wir am meisten essen müssen und was wir am wenigsten essen sollten, die Risiken, zu viel Zucker oder verarbeitete Lebensmittel zu essen. Wir sprechen auch über die Bedeutung von Wasser und Flüssigkeitszufuhr, die Rolle des Wassers, die Prinzipien eines gesunden Lebensstils, über Sport und Lebensmittelverschwendung.“




    Das von dem Verband Ernährungs-Abc“ geförderte Erziehungsmodell wurde gemeinsam mit Ärzten, Ernährungsexperten, Psychologen und Bildungsexperten entwickelt. Der Unterricht ist interaktiv und informell, soll verschiedene Arten des Lernens abdecken, und die Kinder haben gut auf diese Art von Informationen reagiert, sagt Rucsandra Topoloiu:



    Das Projekt richtet sich an Grundschulen und Gymnasien, und wir haben auch mit sehr kleinen Kindern gearbeitet, je nach Schule und Verfügbarkeit unserer Trainer. Jedes Mal verbessern wir und passen unsere Informationen an, um praktische Ratschläge, interaktive Informationen, Spiele und Empfehlungen anzubieten, damit Kinder sie in die Praxis umsetzen können. Wir bringen ihnen bei, welche Arten von Nahrungsmitteln zusammenpassen, und versuchen sie zu überzeugen, Chips und Sü‎ßigkeiten aufzugeben, die sie in der Schulkantine kaufen, und stattdessen das Lunchpaket von zu Hause zu essen. Während unseres Programms arbeiten wir sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen, einschlie‎ßlich des Lehrpersonals, da wir der Meinung sind, dass sie als Vorbilder für die Kinder dienen. Darüber hinaus organisieren wir Elternsitzungen, bei denen wir mit den Eltern über gesunde Essgewohnheiten sprechen.“




    Das Bildungsministerium kündigte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium die Einführung eines neuen Unterrichtsthemas in allen rumänischen Schulen ab 2020 an, nämlich des Wahlfaches Gesundheits- und Ernährungserziehung“. Die Bestimmung ist Teil einer Reihe von Änderungen des Bildungsgesetzes, obwohl die Einzelheiten des neuen Themas noch nicht veröffentlicht wurden.

  • Sexualkunde in rumänischen Schulen: Wahlfach zurückhaltend und kontrovers aufgenommen

    Sexualkunde in rumänischen Schulen: Wahlfach zurückhaltend und kontrovers aufgenommen

    Selbst wenn in anderen europäischen Schulsystemen Sexualkunde Pflichtfach ist, gibt es auch Länder wie Rumänien, wo das Thema in der Schule noch Tabu ist und heftige Debatten auslöst. Laut einem entsprechenden Gesetz über den Schutz und die Förderung der Rechte von Kindern, das 2014 im Amtsblatt erneut veröffentlicht wurde, seien die zuständigen Behörden sowie öffentliche oder private Institutionen verpflichtet, unter gesetzlichen Bedingungen alle Ma‎ßnahmen zu treffen, um in den rumänischen Bildungseinrichtungen die Sexualkunde als Prävention von Krankheiten und Teenager-Schwangerschaften zu fördern“.



    Ob die Sexualkunde zum Pflichtfach werden soll, ab wann soll sie den Schülern beigebracht werden, ob das Fach sexuelle Bildung oder Bildung für Gesundheit hei‎ßen soll, das löst zahlreiche Debatten in der rumänischen Gesellschaft aus. Es gibt auch Verbände, die gegen die Einführung dieses Faches in den Lehrplan plädieren, dies während sich das Land mit dem Problem der Teenager-Mütter konfrontiert. Ab 2004 gibt es in den öffentlichen Bildungseinrichtungen das Wahlfach Bildung für Gesundheit“, das ab der ersten bis zur zwölften Klasse unterrichtet werden kann.



    Das Projekt entstand 1999, aus Initiative einiger Nichtregierungsorganisationen in Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium und dem Bildungsministerium. Diese haben das Nationale Programm Bildung für Gesundheit in rumänischen Schulen“ in die Wege geleitet. Das Projekt hat anschlie‎ßend die Form eines Wahlfachs in den rumänischen Schulen genommen. Adina Manea ist Direktorin für Programme in der Stiftung Jugendliche für Jugendliche“ und eine der Initiatorinnen des Projektes:



    Sexualkunde wird in den rumänischen Schulen als Wahlfach unter der Bezeichnung »Bildung für die Gesundheit der Fortpflanzung und für Familienwerte« unterrichtet. Sie steht in enger Verbindung mit der mentalen Gesundheit, mit emotionaler Intelligenz, sie ist ein Ausdruck der Emotionen und deren Identifizierung. Hygiene, Anatomie und Physiologie, sogar die Prävention von Unfällen und Krankheiten haben etwas mit Sexualkunde zu tun. All diese Themen sind Teil der sogenannten Bildung für Gesundheit, wie sie von Anfang an geplant wurde, und diese Bereiche sind sehr harmonisch miteinander verschmolzen, in dieser Form stellen sie eine richtige Herangehensweise an einen gesunden und vernünftigen Lebensstil unserer Kinder dar.“




    Vierzehn Jahre nach Einführung der Sexualkunde als Wahlfach in den rumänischen Schulen sei die Zahl der Kinder, die den Unterricht auch besuchen, immer noch gering, sagt unsere Gesprächspartnerin von der Stiftung Jugendliche für Jugendliche“:



    Laut Statistik wird dieses Wahlfach von 5-6-7% der Schüler in den öffentlichen Bildungseinrichtungen besucht. Landesweit gilt das Fach als das langjährigste und zwischen 2001 und 2004 wurde es in den Schulplan in 15 Landkreisen eingeführt. Im voruniversitären Bildungssystem gibt es rund 3 Millionen Schüler, 150.000 Schüler besuchen den Kurs jährlich — für ein Wahlfach das ist nicht schlecht.“




    Der Vorsitzende des Nationalen Verbands der Eltern, Iulian Cristache, ist jedoch der Meinung, dass die Zahl der Schüler, denen in den rumänischen Schulen sexuelle Bildung beigebracht wird, sehr niedrig sei.



    Das ist nicht so, weil sich die Eltern weigern würden, dass ihre Kinder das Fach Sexualkunde besuchen, sondern einfach weil es ihnen nicht zur Kenntnis gebracht wird. Zudem sind die Wahlfächer so gedacht, dass sie den Lehrplan nur ergänzen, was nicht richtig ist, die Wahlfächer an sich sollten einfach im Lehrplan stehen. Unsere Kinder brauchen Bildung für Gesundheit, weil es so viele Teenager-Mütter in Rumänien gibt. Es gibt aber starke Widersprüche zwischen den Wünschen der Eltern. Wir wissen auch nicht klar, was wir wollen, deswegen brauchen wir die Unterstützung der Experten vom Institut für Bildungswissenschaften und des Instituts für öffentliche Gesundheit.“




    Wer unterrichtet aber Sexualkunde oder eben Bildung für Gesundheit“? Das ist ein weiteres heikles Thema, worüber in der rumänischen Gesellschaft heftig debattiert wird. Alle Lehrkräfte sind geeignet, sofern sie sich bereit zeigen, mit den Kindern darüber zu diskutieren, was in ihren Leben passiert, und den Kindern bewusst machen können, dass sie ein gesundes Leben führen sollen“, sagt Adina Manea:



    Diese Lehrer müssten aber extra dafür weitergebildet werden, denn es handelt nicht nur um die Vermittlung neuer Kenntnisse, sondern auch um die Berichtigung bereits erworbener Kenntnisse, die sich als falsch erweisen. Das gilt insbesondere für Pubertierende und Teenager, die sich im Internet sehr leicht Informationen beschaffen. Es handelt sich eigentlich um die Übermittlung von Einstellungen und Fähigkeiten.“

  • Nachrichten 10.09.2018

    Nachrichten 10.09.2018

    BUKAREST:
    Rumäniens Landespräsident Klaus Iohannis wird am
    Dienstag in Bukarest den slowakischen Ministerpräsidenten Peter Pellegrini empfangen.
    Während des offiziellen Besuches werden aktuelle europäische Themen angegangen,
    darunter die rumänische EU-Ratspräsidentschaft. Weitere Themen sind die Zukunft
    der EU, der EU-Haushalt für 2021-2027, der Brexit, sowie die Migration auf
    europäischer Ebene. Besprochen werden
    sollen auch Aspekte der bilateralen Beziehungen und die Kooperation auf regionaler Ebene.



    BUKAREST: Etwa drei Millionen Schüler und Vorschulkinder in Rumänien haben am Montag ein neues Schuljahr begonnen. Der Staatssekretär im Bildungsministerium, Florian Lixandru, sagte Radio Rumänien, dass 80% der staatlichen voruniversitären Bildungseinrichtungen über gesundheitliche Genehmigungen verfügen. Das Ministerium sucht in Zusammenarbeit mit Vertretern der lokalen Behörden nach Lösungen, erklärte noch der Staatssekretär. Das Bildungsministerium hat auch versprochen, eine korrigierte digitale Version für die gedruckten Biologie- und Geographie-Lehrbücher die Fehler enthalten, zu veröffentlichen. Der Bildungs -Ausschuss der Abgeordnetenkammer hat beschlossen, nächste Woche die Leitung des Didaktischen und Pädagogischen Verlages, der diese Schulbücher gedruckt hat, zur Anhörung einzuladen.




    BUKAREST: Der rumänische Außenminister Teodor Melescanu wird am Dienstag in Bukarest zusammen mit seinen Amtskollgen aus Polen und der Türkei an dreiseitigen Beratungen teilnehmen. Laut dem rumänischen Außenministerium werden die Aktionen der NATO in der Region und die Sicherheit auf nationaler Ebene angegangen. Es geht um das fünfte Treffen in dieser Formel. Melescanu ist am Montag mit seinem schweizerischen Gegenüber Ignazio Cassis zusammengekommen. Besprochen wurden unter anderen die bilateralen Beziehungen sowie europäische Probleme. Der rumänische Außenminister erklärte, das Ende der Verhandlungen über das Rahmenabkommen zwischen dem Gemeinschaftsblock und der Schweiz sei eine Priorität der Ratspräsidentschaft Rumäniens in der ersten Hälfte des kommenden Jahres. Cassis plädierte für die Verbesserung der bilateralen Beziehungen. Die Schweiz ist der achtgrößte Investor in Rumänien. Ignazio
    Cassis ist mit der Premierministerin Rumäniens Viorica
    Dăncilă zusammengekommen. Sie hob die gute Zusammenarbeit zwischen den zwei
    Staaten im Rahmen des rumänisch-schweizerischen Kooperierungsprogramms für
    die Verminderung der wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede im Rahmen der
    Union hervor.




    BUKAREST: Der rumänische Landkreis Giurgiu ist der 12. Landkreis, wo die afrikanische Schweinepest bestätigt wurde. Bisher wurden über 160.000 Schweine geopfert. Letzte Woche kündigte der Generalstaatsanwalt an, dass er ein Strafverfahren wegen der Epidemie eröffnet habe. Die Staatsanwaltschaft untersucht wegen möglicher Pflichtvernachlässigung und Verstöße, die zur Verbreitung der Krankheit geführt haben. Die Regierung, die Entschädigungen versprochen hat, wird von den Schweinezüchtern, der Opposition und dem Staatschef Klaus Iohannis kritisiert. Dies ist eine Viruserkrankung von Haus- und Wildtieren mit schneller Entwicklung und einer Todesrate von bis zu 100% bei kontaminierten Schweinen.

  • Rumänien leidet weiterhin unter der Kältewelle

    Rumänien leidet weiterhin unter der Kältewelle

    Die eisigen Temperaturen und der Schnee haben Rumänien erfasst. Die Schneefälle sorgen für Chaos im Verkehr. Wegen der Schneeverwehungen wurden zwei Autobahnen, sowie viele nationale und lokale Straßen gesperrt. Die direkten Strecken Bukarest-Moldau und Bukarest-Constanţa sind nicht befahrbar. Auf den Umwegen fährt man auch nicht einfach, weil einige Strecken zugesperrt sind. Die Nationale Gesellschaft für die Verwaltung der Verkehrsinfrastruktur hat Restriktionen für die Schwerlast-LKWs eingeführt. Die Gesellschaft appelliert an die Autofahrer, vorsichtig zu fahren, die Geschwindigkeit an die Fahrbedingungen anzupassen und die Wagen für den Winter vorzubereiten und auszustatten. Sie sollen sich ebenfalls im Vorhinein über die Verkehrsbedingungen informieren.



    Die Eisenbahngesellschaft CFR Călători hat 100 Züge gestrichen. Die Fahrgäste haben aber andere Strecken und Züge zur Verfügung. Wegen den Schneeverwehungen und der Windgeschwindigkeit von bis zu 60-70 km/h im Süden des Landes fahren nur die Diesel Züge, auf anderen Strecken fährt man mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h.



    Auch der Luftverkehr hat zu leiden. Einige Flüge wurden gestrichen. Alle vier rumänischen Schwarzmeerhäfen Constanţa Nord, Constanţa Sud Agigea, Midia und Mangalia sind geschlossen. Im Kreis Tulcea wurde Bara Sulina geschlossen und der Fährenverkehr zwischen Rumänien und Bulgarien bei Turnu Măgurele – Nikopol und Zimnicea – Svishtov ist eingestellt worden.



    Die Schulen und Kindergärten in Bukarest und in anderen 11 Landkreisen im Süden und Südosten des Landes bleiben die ganze Woche geschlossen. Bukarests Oberbürgermeisterin Gabriela Firea hat den Eltern, die keine Unterstützung haben, eine Lösung angeboten, und zwar die Sozialarbeiter und die Freiwilligen, die in dieser Periode bereit sind, den Familien, die Hilfe fordern, zu unterstützen.



    Das rumänische Wetteramt könnte die Warnung für Kälte auf das gesamte Land bis zum 2. März verlängern, da die Kältewelle anhalten wird und die Temperaturen am Donnerstagmorgen bis auf – 22 Grad fallen werden.

  • Nachrichten 11.01.2018

    Nachrichten 11.01.2018

    Der rumänische Außenminister Teodor Meleşcanu und sein ukrainischer Amtskollege Pavlo Klimkin haben sich am Donnerstag in Tschernowitz darauf geeinigt, die Verhandlungen zur Unterzeichnung eines Abkommens aufzunehmen, das die Umsetzung des neuen ukrainischen Bildungsgesetzes mit Beachtung der Rechte der rumänischen Minderheit auf Unterricht in der Muttersprache regeln soll. Rumänien zeige sich weiterhin besorgt über die derzeitige Situation, bis die beiden Parteien eine realistische Lösung finden werden, weil das besagte Gesetz negative Folgen auf das Bildungsrecht der rumänischen Minderheit habe, sagte Außenminister Meleşcanu. Darüber hinaus möchte die Regierung in Bukarest den rumänischen Schülern mit hervorragenden Leistungen in der Ukraine Stipendien gewähren, erklärte Meleşcanu bei der Eröffnungszeremonie einer rumänischen Schule im Dorf Iordăneşti bei Tschernowitz. Rumänien werde nie die rumänischsprachigen Bürger der Ukraine außer Acht lassen, Bukarest werde demnächst den Rumänischlehrern in ukrainischen Schulen eine berufliche Umqualifizierung bieten, fügte der rumänische Außenminister hinzu. Der Besuch von Teodor Melescanu in der Ukraine ist Teil der Initiative Bukarests, die Bildungsrechte der rumänischen Minderheit im benachbarten Land zu sichern und sich aktiv dafür zu engagieren, dass der Vorschlag der Venedig-Kommission im Bezug auf das neue Bildungsgesetz in Kiew Beachtung findet. Die neue Form des ukrainischen Bildungsgesetzes, das September 2017 vom Staatschef Petro Poroşenko promulgiert wurde, schränkt deutlich die Rechte der Minderheiten auf Unterricht in ihrer Muttersprache ein. Zur rumänischen Gemeinde in der Ukraine zählen rund eine halbe Million Mitglieder.



    Am Donnerstag hat in der bulgarischen Hauptstadt Sofia die feierliche Eröffnungszeremonie der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft stattgefunden. Bulgarien hat den turnusmäßigen Ratsvorsitz am 1. Januar 2018 von Estland übernommen. An der Eröffnungszeremonie beteiligten sich der bulgarische Staatschef Rumen Radev, der Vorsitzende des Europäischen Parlaments Antonio Tajani, des EU-Rates Donald Tusk sowie der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker. Der Vorsitz Bulgariens setzt vier Prioritäten: die europäische Jugend und die Zukunft Europas, europäische Perspektiven und Integration der Westbalkanländer, Sicherheit in Europa und Bekämpfung der illegalen Migration, digitale Wirtschaft und Geschäftsmodelle der Zukunft. Unter dem Motto In der Einheit liegt die Kraft setzt Bulgarien die Schwerpunkte auf Kohäsion, Konsens und Konkurrenz. Der Veranstaltungskalender enthält über 3000 Events: darunter mehrere dutzende Gipfeltreffen, wie der Westbalkan-Gipfel, und Ministertreffen. Januar 2019 wird Rumänien die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen.



    Polens rechtsgerichtete Regierung könnte nach Einschätzung des EU-Ratspräsidenten Donald Tusk versuchen, aus der Europäischen Union auszutreten, sollte das Land kein Nettoempfänger der EU mehr sein. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der katholischen Wochenzeitung Tygodnik Powszechny sagte Tusk, das Interesse der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Jaroslaw Kaczynski an der EU beschränke sich auf die Zahlungsbilanz. Andere Vorteile wie der gemeinsame Markt, die Rechtsordnung oder Sicherheitsgarantien zählten für die Partei nicht. ( AFP)



    Die rumänische Tennisspielerin Mihaela Buzărnescu (Platz 57 WTA) hat sich am Donnerstag im Viertelfinale des Turniers im australischen Hobart gegen die US-amerikanische Spielerin Alison Riske (89 WTA) mit 7-6, 6-1 durchgesetzt. Im Halbfinale des mit 225.000 Dollar dotierten Turniers trifft Buzarnescu auf die Ukrainerin Lesia Ţurenko (Platz 43 WTA). Monica Niculescu (Platz 85 WTA) hat sich vor dem Viertelfinale gegen die Belgierin Elise Mertens (Platz 36 WTA) zurückgezogen. Am Montag startet auch das erste Grand Slam Turnier des Jahres, Australian Open. Die Weltranglistenerste Simona Halep gilt als Erstfavoritin. In der ersten Runde trifft die Rumänin auf die Australierin Destanee Aiava. Fürs Haupttableau haben sich weitere fünf rumänische Spielerinnen qualifiziert: Sorana Cîrstea (37 WTA), Irina Begu (40 WTA), Mihaela Buzărnescu (57 WTA), Monica Niculescu (85 WTA), Ana Bogdan (107 WTA). Im Männerwettbewerb wird Rumänien durch Marius Copil (93 ATP) vertreten.

  • Kunst und Kultur müssen stärker in der Schulpraxis zum Tragen kommen

    Kunst und Kultur müssen stärker in der Schulpraxis zum Tragen kommen

    Kulturelle Aspekte haben schon immer den Weg gefunden in das rumänische Bildungswesen, und die neuen Unterrichtsansätze, die das Institut für Erziehungswissenschaften ISE in Bukarest in den letzten Jahren federführend betreute, weisen die Schüler gezielt auf die unterschiedlichen europäischen und internationalen Kulturidentitäten hin. Dr. Magdalena Balica, stellvertretende Leiterin des ISE sagt, dass Kultur zum Unterrichtsstoff in vielen Disziplinen gehört: im Sprachunterricht, bei Musik, Geschichte, Geographie und Sozialkunde ist sie Teil des Schulalltags. Doch eine Studie des Instituts wies 2016 darauf hin, dass Kunst hingegen zu wenig berücksichtigt wird. Das spüren sowohl die Lehrkräfte, als auch die Entscheider, sagt Magdalena Balica: Es ist in der Tat so, dass die Erziehungspraxis einen wesentlichen zusätzlichen Beitrag zur Theorie leisten kann. Der Lehrer trägt zwar vor, was im Lehrplan steht, aber die Schule befindet sich in einem gesellschaftlichen und kulturellen Rahmen.“




    Wie Balica weiter erklärt, ist ein Zusammenspiel der Schulen mit Vereinen der Zivilgesellschaft erstrebenswert. Ein Beispiel sind die Eheleute Adriana und Virgil Scripcariu. Sie ist Kunsthistorikerin, er Bildhauer. Zusammen betreiben sie im Dorf Piscu im Landkreis Ilfov eine Privatschule, nachdem die öffentliche Dorfschule geschlossen hat. Es traf sich gut, dass Adriana Scripcariu auch Schulbücher zum Thema Kulturvermögen schreibt. Wir stehen jetzt ganz am Ende einer Projekts, bei dem es um ein Lehrheft zum Thema UNESCO-Weltkulturerbe in Rumänien ging. Das Heft soll jetzt in diesem Unterrichtsjahr in einigen Schulen eingesetzt werden und der Stoff wird dann als Wahlfach in den Klassen 5–8 vorgeschlagen. Wir hoffen, dass dieses Fach gemocht wird, umso mehr von den Lehrern ja heute erwartet wird, ein interdisziplinäres Wahlfach anzubieten. Au‎ßerdem gestalten wir viele Workshops in Sachen Kulturerbe an Schulen“, sagt Adriana Scripcariu.




    Die Schullehrer melden Bedarf an einer angemessenen Grundlage für den Kunstunterricht an — wer als Privatakteur etwas anbieten will, wird daher zusätzlich gefordert, meint die Kunsthistorikerin: Man muss wissen, was man den Kindern zeigt — und das ist ein wunder Punkt, denn die Generation der Lehrer ist selbst nicht in Genuss dieser Art von Unterricht über Kulturerbe gekommen und ist daher weniger empfindlich für Kultur. Lehrern aus den älteren Generationen fällt es schwerer, diese Art von Offenheit mitzubringen und Informationen kompetent weiterzugeben. Aber wir hoffen, dass durch unsere Arbeit und die Arbeit von Kollegen in anderen Vereinen oder in Museen die Kinder einen besseren Unterricht bekommen können“, so die Kunsthistorikerin und Lehrerin.




    Wie Magdalena Balica vom Institut für Erziehungswissenschaften (ISE) in Bukarest sagt, ist die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen nicht immer leicht: Was uns fehlt, ist eigentlich ein Kontext, in dem diese Kooperation verwertet werden kann. Schulen, Lehrer und kulturelle Akteure klagen über Ressourcenmangel. Wir müssen uns wahrscheinlich eine bessere Politik für diese Zusammenarbeit überlegen, so dass eine sinnvolle Kooperation möglich wird. Die Schule kann natürlich nicht alles tun und Dinge, die mit dem gesellschaftlichen und auch kulturellen Engagement der Schüler zu tun haben, nicht im Alleingang behandeln“, meint Magdalena Balica.

  • Abgeordnete debattieren über Entlohnung im Bildungssystem

    Abgeordnete debattieren über Entlohnung im Bildungssystem

    Laut dem neuen Gesetzentwurf werden die Bediensteten des Bildungssystems ab 2018 aus dem Staatshaushalt durch den Haushalt des Bildungsministeriums und nicht durch die Stadtverwaltung, wie heute, bezahlt. Der Gesetzentwurf ist am Dienstag von der Abgeordnetenkammer in Bukarest gebilligt worden. Das Projekt sieht weiter vor, dass diejenige, die ihre Lohnrechte vor dem Gerichtshof gewonnen haben, das Geld etappenweise bekommen werden. Die Frist ist von fünf Jahren. Die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, die PSD-Abgeordnete Camelia Gavrilă erklärte:




    Es geht eigentlich um den Transfer der Entlohnung des Personals des Bildungssystems durch das Bildungsministerium, die Inspektorate und Schuleinheiten. Aus unseren Erfahrungen haben wir bemerkt, dass manchmal die Löhne später gezahlt wurden, dass es Schwierigkeiten gab. Die Ursachen liegen nicht bei uns, sie liegen au‎ßerhalb des Bildungssystems.




    Die Nationalliberale Partei und die Union für Rumänien haben gegen das Projekt gestimmt. Die liberale Abgeordnete Raluca Turcan hat erklärt, durch diese Demarche verzichte man auf das Prinzip der Autonomie und Dezentralisierung im Bildungssystem. Gleichzeitig verschiebe man das Zahlen der gewonnenen Geldrechte. Raluca Turcan dazu:




    Praktisch werden die Bürgermeister und die Zuständigen für die Bildungsinfrastruktur auf dem Niveau der öffentlichen Behörden nur mit dem Geld bleiben, ohne das Management unter Beobachtung haben zu können.




    Seit 2007, als Rumänien der EU beigetreten ist, verliert unser Land ihre Lehrkräfte. Die Ursache ist, dass die Lehrer schlecht bezahlt werden. Sie werden nicht bezahlt, so wie sie es verdienen. Der Lehrerberuf bleibt besonders für die Jugendlichen unattraktiv. Von der Grundschule bis zur Uni mangelt es an Lehrkräften. Die Lehrer wandern aus oder arbeiten in Privatschulen, die fünf mal höhere Löhne anbieten. Die Parteien, die an der Macht waren, haben in den letzten Jahren versucht, die Situation zu verbessern, doch meistens ohne Erfolg.




    Was die Schüler anbelangt, lernen, laut einem Projekt des Bildungsminsiteriums über das debattiert wird, mehr als die Hälfte der Schüler in überfüllten und schlecht ausgestatteten Schulen. In rund 30% der Schulen in Rumänien müssen die Schüler über den Hof zur Toilette und mehr als 40% der Schulen funktionieren in Gebäuden mit hohem Erdbebenrisiko. Das Bildungsministerium will die Infrastruktur modernisieren, Campusse errichten oder alte sanieren. Das Ministerium hat eine öffentliche Debatte über die Hausaufgaben der Schüler lansiert, mit dem Zweck die Mangel zu korrigieren. Lehrkräfte, Schüler, Eltern können ihre Meinung durch die Beantwortung einer Meinungsumfrage bis zum 20. November äu‎ßern.

  • Der Europarat kritisiert das neue ukrainische Bildungsgesetz

    Der Europarat kritisiert das neue ukrainische Bildungsgesetz

    Die Ukraine hat einen Fehler begangen. So lautete das Fazit des Abgeordneten Korodi Attila, vom Demokratischen Verband der Ungarn in Rumänien, Mitglied der rumänischen Delegation, in Bezug auf die Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über das neue ukrainische Bildungsgesetz. Dazu sagte der rumänische Parlamentsabgeordnete, selbst Mitglied einer nationalen Volksminderheit, die Behörden in Kiew hätten die Stellungnahme der Venedig-Kommission erwarten, Beratungen mit den Nachbarländern führen und die europäischen Vorschriften, nämlich die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen und das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten, respektieren müssen, bevor sie das Bildungsgesetz annahmen. Die zwei EU-Normen definieren sehr klar den Grundsatz für den Zugang der jungen Mitglieder der nationalen Volksminderheiten zu Bildung in der Muttersprache, so Attila Korodi.



    Die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PACE) hat am Donnerstag mit einer Stimmenmehrheit eine Resolution angenommen, die das neue Bildungsgesetz verurteilt. Das bestätigt den Antrag der rumänischen Delegation, die von weiteren fünf nationalen Delegationen unterstützt wurde, dass das neue ukrainische Bildungsgesetz im Eilverfahren diskutiert werden sollte. Mit der Resolution brachten die PACE-Abgeordneten ihre Sorge darüber zum Ausdruck, das am 27. September vom ukrainischen Präsident Petro Poroschenko unterzeichnete Gesetz beschränke das Recht nationaler Minderheiten, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden. Konkret soll es im Text der Resolution heißen, das neue Gesetz gewährleiste nicht das nötige Gleichgewicht zwischen der offiziellen Sprache und den Minderheitssprachen“. Das neue Gesetz beschneide ernsthaft die Rechte, die die Minderheiten im Lande zuvor gehabt hätten. Diese Minderheiten fänden sich nun in einer Situation wieder, in der der Unterricht in ihrer eigenen Muttersprache nur an der Grundschule stattfindet. Dies fördere keinesfalls gutnachbarschaftliche Beziehungen, betonte man in der PACE.



    Die Abgeordneten riefen deshalb die ukrainische Führung auf, die Frage zu überdenken. Es wurde eine Option vorgeschlagen, wonach mindestens 60 Prozent der Unterrichtszeit auf Ukrainisch und bis zu 40 Prozent in der Minderheitssprache stattfinden soll. Laut dem ukrainischen Gesetz sollen ab dem 1. September 2018 Kinder an den Schulen der Minderheiten nur bis zur vierten Klasse hauptsächlich in ihrer Muttersprache unterrichtet werden dürfen. Danach soll die Unterrichtssprache Ukrainisch sein, die Minderheitensprachen sollen als getrenntes Fach unterrichtet werden. Ab dem 1. September 2020 soll der Unterricht komplett auf Ukrainisch stattfinden.



    Letzten Monat hatten der rumänische Außenminister Teodor Melescanu und seine Amtskollegen aus Ungarn, Bulgarien und Griechenland ein gemeinsames Schreiben unterzeichnet, in dem sie ihr Besorgnis und ihr tiefes Bedauern über das neue Bildungsgesetz in der Ukraine äußern. Der rumänische Bildungsminister, Liviu Pop, ging nach Kiew, um gegen das neue ukrainische Bildungsgesetz zu plädieren. Ebenfalls in September forderte das Bukarester Parlament einstimmig die Behörden in Kiew auf, das neue Bildungsgesetz noch einmal zu untersuchen. Die rumänischen Abgeordneten und Senatoren erklärten, sie würden die Entwicklungen in der Ukraine infolge des neuen Bildungsgesetzes mit Besorgnis und höchster Aufmerksamkeit verfolgen und machten auch einen Appell an die ukrainische Regierung, die Situation so schnell wie möglich zu lösen, und zwar durch gutgemeinte Aktionen, im Geiste der Kooperation und mit genauer Einhaltung der europäischen Standards betreffend den Schutz der nationalen Volksminderheiten. Der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat seinen für Oktober geplanten Staatsbesuch in Kiew auf ein noch nicht bestimmtes Datum aufgeschoben.



    Laut Politkommentatoren sei das Besorgnis der Bukarester Behörden höchst legitim, da etwa eine halbe Million Rumänen als nationale Minderheit in der benachbarten Ukraine leben, die meisten von ihnen auf den ehemaligen rumänischen Territorien, die 1940 durch ein Ultimatum von der damaligen Sowjetunion annektiert und1991 von der Ukraine als Nachfolgestaat übernommen worden waren.

  • Bullying in der Schule: Auch tatenlose Zuschauer sind Opfer

    Bullying in der Schule: Auch tatenlose Zuschauer sind Opfer

    In Rumänien werden in der Schule drei Kinder von zehn in ihrer Gruppe von Gleichaltrigen gemobbt. Drei Kindern von zehn wird mit Prügel gedroht, während ein Kind von vier vor den Mitschülern gedemütigt wird. Das erfahren wir aus einer Studie der NGO Salvaţi Copiii“ (Rettet die Kinder“). Oana Niculae, Kinderpsychiaterin, kennt die Details:



    Was mir persönlich Sorgen macht, ist die Tatsache, dass mehr als 70% der Kinder aussagen, dass sie Zeugen einer Gewalttat waren. Meiner Meinung nach ist jedes Kind, das an derartigen Vorkommnissen beteiligt ist oder nur zuschaut, ein Opfer. Unsere Kinder sind leider regelmä‎ßig Zuschauer und Zeugen der Bullying-Taten, vielleicht sogar wöchentlich.“




    Wie reagieren die Eltern eines gemobbten Kindes? Ana Maria Mitruş, Autorin des Blogs meseriadeparinte.ro, sagte, dass ihre ältere Tocher, die jetzt in die fünften Klasse geht, Ziel einer Schickanierung gewesen sei:



    Meine Tochter war das Opfer einiger älteren Schülerinnen. Es ging um Bosheiten, die die Hierarchie unter den Kindern bestimmen sollten. Die älteren Schüler lassen die kleineren nicht dorthin gehen, wo die Älteren lernen. Wenn diese in einem Klassenraum im zweiten Stock Unterricht haben, dann dürfen die Kleinen nicht hinauf. Wenn sie Sport haben, dann werden sie von den Siebt- oder Achtklässlern nicht in den Umkleideraum gelassen. Meine Tochter hat sich daher immer von zu Hause aus für Sport umgezogen. Jeder tut, was er kann.“




    Die Mutter wollte die Schulleitung und die Eltern dazu bringen, eine Lösung zu finden. Leider hatte sie keinen Erfolg. Ana Maria Mitruş hat ihrer Töchter beigebracht, die Hilfe eines Erwachsenen einzufordern, anstatt selber Gewalt anzuwenden. Einmal hat eine ihrer Töchter dennoch aggressiv geantwortet, sie ging aber später zur Mutter und erzählte ihr alles. Ana Maria Mitruş dazu:



    Es war ein kleiner Konflikt und es passierte Gott sei Dank nichts Schlimmes. Ich habe keine Angst, dass sie die Gewalt als Lösung sieht. Auch wenn die Gewalt als erste mögliche Reaktion erscheinen mag, werden sie diese nicht gebrauchen. Ich habe Vertrauen zu meinen Töchtern und denke, sie werden, so wie ich es ihnen nahegelegt habe, die Hilfe eines Erwachsenen fordern. Ich kann mich aber nicht darauf verlassen. Ich spreche oft mit den Lehrern und Trainern. Unsere Kinder sind wir. Wir sind verantwortlich, wenn sie Gutes oder Schlechtes tun.“




    Man müsse die Gewaltquelle in der Familie suchen. Die Schule sollte die Ausweitung der Gewalt, die in letzter Zeit leider zugenommen habe, bekämpfen, meint die Kinderpsychiaterin Oana Niculae:



    Ein glückliches Kind wird nicht aggressiv sein. Wir sollten laut Fachleuten die Ursachen des aggressiven Verhaltens in der Familie suchen. Die meisten Gewalttaten haben die Angst und nicht den Zorn als Ursache. Die negativen Emotionen äu‎ßern sich immer durch Aggressivität. Die Freude, jemanden zu verletzten, hat ihre Wurzel in der direkten persönlichen Erfahrung, verletzt oder Opfer der Gewalt anderer gewesen zu sein.“




    Laut der Studie der Stiftung Salvaţi Copiii“ bemerken die Kinder, dass die Erwachsenen dieses Phänomen tolerieren und sehr wenig eingreifen. Schon ab 2004 gibt es Versuche, das Phänomen der Aggressivität bei Kindern unter Kontrolle zu halten. Das Institut für Bildungswissenschaften hatte damals eine erste Studie über die Gewalt in den Schulen veröffentlicht. Ciprian Fartuşnic, Direktor des Institutes, dazu:



    Als wir die erste Studie durchgeführt haben, war die Gewalt nicht korrekt und klar definiert. Wenn die Polizei nicht kam und wenn kein Blut floss, dann gab es keine Gewalttat. Der Konflikt nur als ein Streit unter Kindern. Die erste Strategie fu‎ßt auf den Ergebnissen der ersten Studie. Es war nur eine Rahmenstrategie. Jede Schule sollte sich nach diesem Rahmen orientieren und ihre eigene Strategie herausarbeiten. Leider wurde das nicht umgesetzt und wir haben im Jahre 2006 zusammen mit der UNICEF eine Broschüre für die Schuldirektoren herausgegeben, um sie anzuleiten, wie sie eine Anti-Gewalt-Strategie in der Schule entwickeln können. Leider passierte schon wieder fast nichts in diese Richtung. In 2010 haben wir zusammen mit der Stiftung »Salvaţi Copiii« und dem Bildungsministerium ein nationales Bildungsprogramm für Schuldirektoren und Lehrer herausgearbeitet, das ihnen zeigt, wie sie dieses Phänomen schrittweise angehen sollen. Das Projekt wurde 2011 beendet. In einigen Landkreisen haben in ein paar Schulen konkrete Aktionen gegen die Gewalt stattgefunden. Wir wollen aber wissen, ob diese Aktionen direkte Auswirkungen hatten, ob sie zur Minderung dieses Phänomens geführt haben.“




    Effizienter als die Bekämpfung ist natürlich die Vorbeugung der Gewalt. In den Schulen sollen die Erwachsenen schon bei den ersten Zeichen einer Aggression eingreifen.

  • Kinder brauchen Bewegung: Kampagne für gesundes Leben in Schulen

    Kinder brauchen Bewegung: Kampagne für gesundes Leben in Schulen

    In Anbetracht dessen führt eine rumänische NGO eine Kampagne, die einen gesunden Lebensstil in rumänischen Schulen fördert. Untersuchungen zufolge habe das Bewusstsein der Rumänen im Hinblick auf die Bedeutung eines gesunden Lebensstils zugenommen. Allerdings sei ihr Interesse diesbezüglich im Ländervergleich immer noch gering. Darüber hinaus wissen viele rumänische Bürger nicht, was ein gesunder Lebensstil voraussetze, was sie mit dem Begriff anfangen sollen. Demnach legten mehrere Unternehmer ihre Kräfte zusammen und beschlossen, es sei an der Zeit, den Kindern einen gesunden Lebensstil beizubringen. Sie nahmen sich au‎ßerdem vor, ihnen zu zeigen, wie das Wohlbefinden auf möglichst vielen Ebenen erhalten werden kann. Sie hoffen, dass ihre Bemühungen Früchte tragen und die Kinder ihre Eltern ersuchen werden, ihnen einen angemessenen Lebensstil anzubieten.



    Silvia Bucur ist die Leiterin der Stiftung Prais“ und zugleich Urheberin der landesweiten Kampagne Auch ich lebe gesund“. Die Kampagne soll in Schulen umgesetzt werden. Dazu Silvia Bucur:



    Wir sind Mitglieder der internationalen Organisation EPODE, des grö‎ßten Weltnetzwerks zur Prävention von Übergewicht bei Kindern und zur Förderung eines gesunden Lebensstils. Vor 6 Jahren begannen wir die Studien zu untersuchen, die zu diesem Thema in Rumänien erschienen sind. Die Gefahr, dass Kinder im Alter bis zu 12 Jahren unter Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden, habe deutlich zugenommen, hie‎ß es in den erwähnten Studien. Aus diesem Grund beschlossen wir, zu handeln. Wir verfügten über die von der Organisation EPODE entwickelten Methodologie, die wir zur Durchführung unseres Projektes heranzogen. Das Projekt hei‎ßt »Auch ich lebe gesund« (rum. »Şi eu trăiesc sănătos«, kurz SETS) und wird heuer zum sechsten Mal in der Folge in rumänischen Schulen umgesetzt. Wir haben bis jetzt mehr als 150.000 Schüler der Grundschule damit erreicht. Die Schüler wurden im Laufe von vier Jahren (während ihrer Grundschulerziehung) zu Themen in Bezug auf einen gesunden Lebensstil unterrichtet und durch unterschiedliche Aktivitäten ausgebildet.“




    Kinder werden aufgefordert, die Geheimnisse einer ausgewogenen Ernährung sowie die Vorteile täglicher Sportaktivitäten und einer angemessenen Körperpflege zu entdecken. Der Ernährungsunterricht in Schulen beginnt mit der Lebensmittelpyramide. Die Kinder lernen, welche Nahrungsmittel gesund sind, was ihrem Körper gut tut. Au‎ßerdem werden die Schulen ermuntert, Sport- und Funklubs zu organisieren, wo die Kinder unterhaltsame Tätigkeiten ausüben können. Dazu Silvia Bucur:



    Zusammen mit unserem wissenschaftlichen Rat, gebildet aus Psychologen, Ernährungsberatern, Ärzten, Soziologen und Vertretern des Gesundheits- und des Bildungsministeriums, haben wir eine Reihe von Lehr- und Informationsmaterialien erstellt. Diese haben wir an Kinder in den Städten verteilt, in denen unser Projekt umgesetzt wird, nämlich in Bukarest, Ploieşti, Temeswar, Klausenburg, Roman und Otopeni. Alljährlich findet ein Wettbewerb der Sport- und Funklubs in den Schulen statt. Derzeit gibt es mehr als 150 solcher Klubs, die seit mehreren Jahren funktionieren und eine hervorragende Tätigkeit haben. Erzieher und Schüler gründeten zusammen diese Klubs. Die Zusammenarbeit klappt bestens. Die Schüler locken neue Schüler an, sie taufen den Klub, sie denken sich ein Logo aus. Die Sport- und Funklubs organisieren zahlreiche Sportveranstaltungen. Diese zielen darauf ab, den Lebensstil der Kinder zu verändern.“




    Im Rahmen der Sport- und Funklubs werden die Kinder aufgefordert, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren. Darüber hinaus werden sie über die Bedeutung der Körperpflege sowie der Hygiene zu Hause unterrichtet. Sie lernen, freundlich und respektvoll gegenüber anderen Menschen zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Tätigkeiten wie Die Pause durchgetanzt“, Flash Mob im Schulhof“ oder Obst oder Eis“ halten die Kinder fit und machen ihnen Spa‎ß. Sie lernen zusammen, gesund zu leben, sich gesund zu ernähren. Wir fragten Silvia Bucur, ob die von ihnen durchgeführte Kampagne erfolgreich war:



    Wir führen alljährlich qualitative und quantitative Studien in den Schulen durch. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Essgewohnheiten der Kinder und ihre Einstellung gegenüber Sport und Bewegung verbessert haben. Auch die Eltern wurden über ihre Kinder im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil unterrichtet. Sie haben ebenfalls angefangen, mehr Obst und Gemüse zu essen und mehr Sport zu treiben. Darüber hinaus haben wir mehr Umfragen durchgeführt, wir haben Schüler der Grundschule befragt und sind zum Schluss gekommen, dass die Familien den sportlichen Aktivitäten viel zu wenig Zeit widmen. Kinder treiben weder genug Sport, noch schlafen sie genug. Dagegen verbringen sie viel Zeit vor einem Bildschirm, sei es Fernseher, Smartphone oder Tablet. Rumänien ist ein Land, das im Ländervergleich diesbezüglich einen Spitzenplatz belegt. Aus diesem Grund müssen wir unser Programm fortsetzen. Eltern und Kinder müssen verstehen, wie wichtig Bewegung und Schlaf sind. Ein guter Schlaf in einem frisch gelüfteten Zimmer kann Wunder bewirken. Sonst häuft sich Müdigkeit an und die Leistungsfähigkeit der Kinder nimmt verhältnismä‎ßig ab.“




    Die Kampagne Auch ich lebe gesund“ nimmt sich vor, die harmonische Entwicklung einer möglichst gro‎ßen Anzahl von Kindern anzuregen. Vor diesem Hintergrund wird darauf bestanden, dass sich die Kinder an möglichst vielen Tätigkeiten, die ihnen Spa‎ß machen, beteiligen. Persönliche Entscheidungen spielen dabei, auch im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil, eine wichtige Rolle. Immer mehr Schulen treten dem Projekt bei. Und die Kinder sind voll dabei — sie setzen bereits die erlernten Grundsätze um. Oder drücken sich schon wie Ernährungsberater im Kleinformat aus. Sie sprechen darüber, was sie täglich essen oder wie ihr Alltag aussehen sollte.

  • Teenies in der Schule: Rumänisches Bildungssystem fördert zu wenig emotionale Intelligenz

    Teenies in der Schule: Rumänisches Bildungssystem fördert zu wenig emotionale Intelligenz

    In den letzten Jahren spricht man auch in Rumänien über die Kapazität der Schule, einige Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern. Neuerdings wird sogar die Rolle der Schule bei der Entwicklung der emotionalen Intelligenz in Betracht gezogen. Emotionale Intelligenz wirkt sich durch verschiedene nichtkognitive Fähigkeiten aus. Diese müssen im Bildungssystem einen wichtigen Platz haben, genauso wie die kognitiven Fähigkeiten. Das ist die Schlussfolgerung einer Studie, die von der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg) in Zusammenarbeit mit dem ROI-Verband und dem Institut für Bildungswissenschaften, mit der Unterstützung von der UNICEF erarbeitet wurde. Wie diese Fähigkeiten definiert werden, erläutert Eduard Petrescu, Mitglied des UNICEF-Büros Rumänien:



    Diese sind kurzgefasst als jene Fähigkeiten definiert, die durch keinen standardmä‎ßigen Intelligenztest oder durch andere Wissensprüfungen gemessen werden können. Relevant für das Bildungssystem sind jene, die mit einer persönlichen Dimension im Zusammenhang stehen. Ich beziehe mich auf das Verhältnis, das eine Person zu sich selbst haben kann, wie diese einige Verhaltensweisen kontrollieren und verbessern kann, wie diese ihre Motivation findet und ihre Kreativität einsetzt. Es gibt eine soziale und eine gemeinschaftliche Dimension. Es handelt sich um die Beziehungsfähigkeiten oder Fähigkeiten der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Es gibt bürgerliche Fähigkeiten, bei denen auch die Fähigkeit eintritt, an einem Projekt oder an einem Entscheidungsfindungsprozess teilzunehmen.“




    Dank ihrer individuellen, aber auch der sozialen Dimension sind die nichtkognitiven Fähigkeiten wesentlich für die harmonievolle Entwicklung einer Person. Diese müssen insbesondere im Teenageralter gefördert werden, während sich der Charakter bildet. Deshalb hatte die Studie über diese Fähigkeiten Jugendliche in dem Mittelpunkt, wie wir von Simona David-Crisbăşa, der Vertreterin des ROI-Verbandes, erfahren.



    Im Teenageralter passiert folgendes: Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten entwickeln sich genauso viel wie die der Erwachsenen, während das Emotionale etwas zurückbleibt. Gerade deshalb gibt es die Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendliche in dieser Zeit allerlei riskante Entscheidungen trifft. Diese sozio-emotionalen Fähigkeiten weisen mehrere Dimensionen auf. Einige von ihnen hängen mit der Selbstentfaltung, mit der Motivation, Disziplin, Beharrlichkeit, mit dem Selbstvertrauen und der Initiative zusammen. Auch hier findet sich der Teil wieder, der die Kommunikation mit den anderen betrifft, die interpersönliche Beziehung, die Ausdauer, die Ausdauer in Stresssituationen, wie wir unsere Emotionen verstehen und ausdrücken. Es gibt auch den Teil der bürgerlichen Beteiligung: die Involvierung in verschiedene Gemeinschaftsprojekte, die Zugehörigkeit zur Gesellschaft.“




    Die Forscher haben festgestellt, dass in der rumänischen Gesellschaft, die nichtkognitiven Fähigkeiten ausschlie‎ßlich durch au‎ßerschulische Aktivitäten oder durch jene, die von den Lehranstalten während der Woche Die Schule anders“ organisiert werden, gefördert werden. Die Teenager finden sich mehr in den Volontariat-Projekten als in den tatsächlichen Kursen wieder. Laut den Forschern sei dies darauf zurückzuführen, dass das rumänische Bildungssystem sich weiterhin nur auf die Übermittlung von Kenntnissen stützt. Wie die Schule nichtkognitive Fähigkeiten fördern könnte und wie diese ihrerseits die Leistung in der Schule unterstützen würden, erfahren wir ebenfalls von Simona David-Crisbăşan:



    Wenn man in der Schule blo‎ß den Schwerpunkt auf diese Fähigkeiten setzen würde und nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten oder auf die schulische Leistung, wie es heute der Fall im Bildungssystem ist… Man setzt sehr wenig auf Kommunikation, auf persönliche Beziehungen oder auf Motivation, obwohl jeder beobachten kann, dass Jugendliche nicht besonders motiviert und nicht an der Schule interessiert sind. Das, weil sie nicht in den Prozess einbezogen wurden. Für Teenager ist es sehr wichtig, sich einbezogen zu fühlen und sich an dem Bildungsprozess zu beteiligen. Während der Grundschule fokussiert man mehr auf die Verhältnisse zu den anderen, denn es gibt nur einen Klassenlehrer, der sich vier Jahre lang um die Kinder kümmert. Neulich hat man mit der Änderung des Lehrplans auch bei den Grundschulklassen den Selbstentfaltungsteil eingeführt, auch wenn nicht in gro‎ßem Ausma‎ß. Ab der fünften Klasse, in der Hauptschule und im Gymnasium, fühlt sich das Kind ausgegliedert. Es gibt keine Zeit und keinen Raum mehr, um sie einzubeziehen, und hier beginnen auch der Mangel an Interesse und die Demotivation.“




    Die nichtkognitiven Fähigkeiten sind nicht nur für die Lernmotivation wichtig, sondern allgemein für die spätere Entwicklung der Jugendlichen. Auf diese Entwicklung muss sich auch die Schule richten, meint der UNICEF-Vertreter Eduard Petrescu.



    Das klassische Bildungssystem, das heute in Rumänien funktioniert, wurde womöglich für eine andere Ära gedacht. Dieses muss auch die Beschleunigung der Gesellschaft in ihrem Ganzen, auf Ebene der Information, der Kommunikation und der Beziehungen in Betracht ziehen und auch die Tatsache, dass all diese Aspekte auch den Arbeitsmarkt beeinflussen. Letztendlich muss die Ausbildung eines Jugendlichen die Fähigkeit desselben als Ziel haben, sich in die Gesellschaft und in das Arbeitsleben zu integrieren. Wir müssen sehen, wie wir durch die Förderung der nichtkognitiven Fähigkeiten, die Jugendlichen unterstützen können, die heutigen Herausforderungen zu überwinden.“




    Als Erstes müssen die Lehrer selbst geschult werden, damit sie wissen, wie sie diese Fähigkeiten ihrer Schüler fördern können. Dann muss es ein Umdenken der Lehrpläne geben, um diese Dimension einzuschlie‎ßen. Laut Fachleuten können nichtkognitive Fähigkeiten am besten durch innovative Lehrmethoden und durch Teamarbeit gefördert werden.

  • Inginericum – das technische Kreativität fördernde Programm für Kinder

    Inginericum – das technische Kreativität fördernde Programm für Kinder

    Eematico hilft dir, ernste Antworten auf lustige Fragen zu finden“ — unter diesem Motto läuft schon seit anderthalb Jahren ein au‎ßerschulisches Programm für Kinder. Endzweck des Kurses ist, den kleinen Ingenieuren eine Reihe von Fähigkeiten beizubringen. Besonderer Wert wird auf soziale Fähigkeiten gelegt wie Kommunikation, Verhandlungstechnik, Teamarbeit, Koordinierung und Zusammenarbeit und auf kognitive Fähigkeiten wie verschiedene Denkprozesse, Problemlösung, räumliche Repräsentationen, Gedächtnis, Vorstellungskraft. Auch fein- und grobmotorische Fähigkeiten werden stimuliert. Kleine Schachteln, Geobrett, Autos, Hebel und Stromkreise — all das sind Arbeitsmittel, die verwendet werden, um den Kindern Geometrie, Körperbewegung, Mechanismen und Elektrizität beizubringen. Ion Neculai arbeitet für die Organisation Eematico Research. Er erzählte uns:



    Wir sind der Meinung, spielerisch lernt man am besten. Spiele sind ein guter Ausgangspunkt fürs Lernen sowie fürs kreative Schaffen. Wir entwickeln Ausbildungsprogramme, die aufs Spielen und aufs aktive Experimentieren basieren. Unsere Programme richten sich hauptsächlich an Kinder zweier Altersgruppen: Drei- bis Sechsjährige und Sieben- bis Zwölfjährige. Allerdings entwickelten wir auch Programme für Jugendliche und Erwachsene. Derzeit bieten wir drei umfangreiche Programme an. Eines davon ist »I can be«, ein Programm zur Entdeckung der Berufe durchs Spielen. Es richtet sich an drei- bis sechsjährige Kinder, kann allerdings auch auf andere Altersgruppen erweitert werden, je nach eingesetztem Hilfsmaterial. Zwei weitere Projekte richten sich an die Altersgruppe 7-12 Jahre. »Maker Exploratorium« ist ein Lernprogramm, wodurch die Kinder bedeutende Begriffe der Naturkunde kennlernen. »Inginericum« ist eine abenteuerliche Reise durch vier gro‎ße Bereiche des Ingenieurwesens — chemische Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Hoch- und Tiefbau und Maschinenbau. Die vier Bereiche werden durch Gruppenaktivitäten und gro‎ß angelegte Experimente entdeckt. Au‎ßerdem organisieren wir Sommercamps für Kinder und Jugendliche. Architektur und Bauarbeiten stehen im Mittelpunkt.“




    Der Kurs Maker Exploratorium“ ist eine gute Gelegenheit für die Kinder, verschiedene Vorgänge kennenzulernen und diese im Alltag zu erkennen. Demnach basteln sie selber repräsentative Gegenstände für die zu studierenden Konzepte. Mit Hilfe der Heimwerker-Projekte und des zu erforschenden Lernmaterials erfahren die Kinder mehr über Formen, geometrische Körper und ihre Eigenschaften, über die Rotationsbewegung und Aerodynamik, über verschiedene Mechanismen und ihre praktische Anwendbarkeit, über das Licht, die Bestandteile eines Stromkreislaufes, über Elektromagnetismus und vieles mehr. Ion Neculai fügte noch hinzu:



    Unsere Projekte sind in Module aufgeteilt. Ein Modul umfasst vier Lerneinheiten mit variabler Dauer. Hauptsache, die Tätigkeit steht im Vordergrund: z.B. das Heimwerken, wie im Falle des Programms Maker Exploratorium, bei dem die Kinder über Geometrie, Körperbewegung und Strom lernen, indem sie Projekte im Kleinformat basteln: Flugzeuge, motorisierte Autos usw. In der Schule wird den Kindern die Theorie beigebracht. Wir setzen die theoretischen Kenntnisse praktisch um.“




    Warum riecht der Regen, warum ist der Klebstoff klebrig, warum hört man den Blitz, wieso kann Vater das Auto mit einem Hebezeug, nicht aber blo‎ß mit den Händen heben, warum härtet das Feuer den Lehm? — das sind nur ein paar Fragen, auf die die Kinder eine Antwort während des Kurses Inginericum bekommen. Die Organisatoren haben vier Module vorbereitet — Chemical Engineering, Electrical Engineering, Mechanical Engineering und Civil Engineering. Die Kinder experimentieren und beobachten die Änderungen, die sie hervorrufen. Das Modul Chemical Engineering enthüllt ihnen die Welt der Chemie — sie lernen über chemische Stoffe, chemische Zustände, organische und anorganische Verbindungen. Das Modul Electrical Engineering regt die Kinder zum Experimentieren an. Die kleinen Forscher lernen die Herren Coulomb, Volta, Ampère und Ohm lernen, indem sie die Experimente nachstellen, die die genannten Herrschaften berühmt werden lie‎ßen. Im Rahmen des Moduls Mechanical Engineering lernen sie über die Hebelwirkung, die geneigte Ebene, über Seilrollen, das Rad mit horizontaler Achse usw. Im Modul Civil Engineering lernen die Kinder über Elemente der Statik und Mechanik sowie über die Struktur der Werkstoffe und über die Vorgänge, die Konstruktionen wesentlich beeinflussen. Im Ferienlager werden sämtliche Kurse in konzentrierter Form angeboten. Mehr Einzelheiten dazu bringt Ion Neculai:



    Wir behandelten zwei Hauptthemen im Ferienlager. Im ersten Jahr haben wir zusammen mit den Kindern einen Unterhaltungspark aufgebaut. Mit all dem Drum und Dran — Kiosks, Stände, unterschiedliche unterhaltsame Aktivitäten. Das Highlight war eine Achterbahn. Das Ferienlager in diesem Sommer hie‎ß »Green Galaxy«. Wir wollten den Fokus auf nachhaltige Konstruktionen legen. Wir brauchten eine Geschichte drum herum. Wir gingen daher von einer Reise in eine andere Galaxie aus, wo es Planeten gab mit unterschiedlichen nachhaltigen Konstruktionen, die sie erforschen konnten. Bauen und Teamarbeit sind die Hauptelemente unserer Ferienlager.“




    Kinder und Erwachsene legen ihre Kräfte zusammen, um zu entdecken, was die Welt im Innersten zusammenhält“. Und die Entdeckungsreise geht selbstverständlich weiter!

  • Funktionale Analphabeten: Ist rumänische Schule unfähig, praktische Kompetenzen zu vermitteln?

    Funktionale Analphabeten: Ist rumänische Schule unfähig, praktische Kompetenzen zu vermitteln?

    In den letzten Jahren lag der durchschnittliche Stand des funktionalen Analphabetismus in den EU-Staaten bei 20%. In Rumänien überschreitet dieser den europäischen Durchschnitt stark und erreicht sogar 42% im Falle der 15-jährigen Schüler, hei‎ßt es von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Zu diesem Ergebnis ist man 2015 nach minutiösen Berechnungen gekommen, die die Ergebnisse der rumänischen Schüler bei verschiedenen Tests berücksichtigten: PISA, TIMSS, PIRLS etc. Ausschlie‎ßlich anhand der PISA-Prüfungen (wodurch sowohl sprachliche als auch wissenschaftliche Kenntnisse bewertet werden), die letztes Jahr stattgefunden haben, liege der Stand des funktionalen Analphabetismus der rumänischen Schüler bei 38%. Wie wertet man diese Zahlen jedoch aus? Wodurch kennzeichnen sich die Schüler, die als funktionale Analphabeten eingestuft werden? Das erklärt uns Cristian Hatu, Gründungsmitglied des Zentrums für Bildungsevaluierung und –analysen.



    Sie sind nicht fähig, einigerma‎ßen strukturiert zu denken, eine recht elementare Analyse durchzuführen. In Mathematik z.B. können sie addieren, multiplizieren, aber wenn sie mit einer konkreten Situation konfrontiert werden, wissen sie nicht wirklich, welche elementaren Operationen sie anwenden müssen. Wenn sie Teppichboden für einen bestimmten Raum kaufen müssten, wüssten sie nicht, wie sie die Fläche berechnen sollen, und sie können keine einfache Grafik interpretieren.“




    Die Schüler erkennen ihrerseits, wenn auch nur empirisch, diese Situation und finden Erklärungen dafür. Vlad Ştefan ist der Vorsitzende des Nationalen Schülerrates und Schüler des Nationalen Gymnasiums Andrei Şaguna“ in Kronstadt.



    Leider ist das rumänische Bildungswesen in der Vergangenheit verankert geblieben. Man hat es nicht geschafft, das rumänische Schulwesen wie andere europäische Bildungssysteme, die auf Analyse-, Studien- und Beobachtungsfähigkeiten der einzelnen Schüler setzen, zu reformieren. Leider fördert die rumänische Schule nur den Grundsatz, Informationen zu lernen und diese zu wiedergeben, ohne dass der Schüler diese tiefgründig versteht, ohne dass er daraus das entnehmen kann, was er braucht. Viele Aspekte des rumänischen Lehrplans sind einfach nicht nützlich und überladen ihn noch zusätzlich.“




    Es ist also eine Frage der Lehrmethode und der Lehrpläne. Der funktionale Analphabetismus ist demokratisch“ in der Gesellschaft verbreitet, egal ob wir über Städte oder Dörfer sprechen, meint Cristian Hatu.



    Den funktionalen Analphabetismus finden wir nicht nur in benachteiligten Regionen. Es gibt einen schwachen Zusammenhang zwischen dem sozial-wirtschaftlichen Stand und der Leistung des Schülers, was z.B. Mathematikwissen anbelangt. Dieser Zusammenhang liegt irgendwo bei 17%-19%.“




    Damit sich die Lage ändert, benötigt man ein neues Bildungsmuster, das sich auf Lernen und Verstehen stützt. Was das hei‎ßt, erfahren wir von Cristian Hatu.



    Man müsste sich als Lehrer bemühen, die Lehrwerkzeuge anzuwenden, sodass der Schüler das besprochene Thema besser versteht, egal ob in Physik, Mathematik oder in der Literatur. Man muss den Schülern zeigen, welcher Zusammenhang zwischen dem besagten Thema und dem Alltag besteht. Natürlich gibt es unter uns Lehrer, die das tun. Sie haben erkannt, dass es darum geht, und da bemühen sie sich alleine in diese Richtung. Einige haben Kurse abgeschlossen, aber die Mehrheit kann diese Art von Werkzeugen nicht von alleine ausarbeiten. Für die Lehrer müssen Kurse veranstaltet werden, um ihnen diese Lehrweise beizubringen. Alleine kann man solche Fähigkeiten nur sehr selten erzielen. Alles hängt von den Entscheidungsträgern ab.“




    Eine Änderung wollen insbesondere jene, die direkt betroffen sind, denn der funktionale Analphabetismus, den man zuerst in der Schule erkennt, wird auf dem Arbeitsmarkt noch deutlicher. Vlad Ştefan, Vorsitzender des Nationalen Schülerrates.



    Man stellt es fest, wenn es um nationale oder Abiturprüfungen oder um internationale Prüfungen geht, die sich mehr auf Allgemeinwissen oder auf die Kritik- und Bewertungsfähigkeit des Schülers stützen. Die rumänischen Schüler, die in einem veralteten Bildungssystem lernen, sind den Anforderungen der rumänischen oder des europäischen Arbeitsmarktes nicht gewachsen.“




    Die Umwandlungen des Arbeitsmarktes in den letzten Jahrzehnen setzen einen gewissen Anpassungsgrad voraus, den die rumänische Schule vorerst nicht fördert. Am Mikrophon ist wieder Cristian Hatu, Gründungsmitglied des Zentrums für Bildungsevaluierung und –analysen.



    Die Menschen wechseln ihren Beruf ungefähr drei- bis viermal im Laufe ihres aktiven Lebens, laut einer Studie der Weltbank, die ich vor einigen Jahren gelesen habe. Es entsteht die Frage: Was macht die Schule und wie wird ein Schüler ausgebildet, damit er sich in seinem Erwachsenenleben an einen neuen Beruf anpassen kann? Auch wenn es ein Mensch schafft, seinen Beruf beizubehalten, muss er sich trotzdem an die sich ändernden technischen Gegebenheiten anpassen. Es gibt immer mehr Situationen, in denen der Angestellte verschiedene Situationen rationell ansetzen muss, mit denen er in der Vergangenheit nicht konfrontiert wurde. Die Schule muss vor allem seine kritische Denkweise und seine Problemlösungsfähigkeit, seine Kreativität ausbilden.“




    Die Arbeitskraft muss sich also in einer dynamischen Wirtschaft laufend anpassen. Dafür benötigt diese gewisse Kompetenzen, die ihr nur die Schule verleihen kann. Funktionale Analphabeten sind aus diesem Gesichtspunkt am wenigsten vorbereitet.

  • Kinder mit Verhaltensstörungen in der Schule: Schwierige und unzulängliche Integration

    Kinder mit Verhaltensstörungen in der Schule: Schwierige und unzulängliche Integration

    Wie an anderen Orten dieser Welt hat man auch in Rumänien seit einigen Jahren beobachtet, dass immer mehr Kinder mit psychischen oder Wachstumsstörungen wie Autismus oder Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHD) konfrontiert sind. Es ist eher eine empirische Feststellung, denn die offiziellen Statistiken sind weder schlussfolgernd noch aktuell. 2012 gab es 7.179 registrierte Fälle von Personen mit Autismus (laut dem Gesundheitsministerium), aber laut Fachleuten sei deren tatsächliche Zahl viel höher.



    Im September 2015 ging die Nichtregierungsorganisation Rettet die Kinder“ anhand der Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass von den 3,8 Millionen rumänischen Kindern über 760.000 an einer psychischen Störung leiden. Die meistverbreiteten Fälle sind Angstzustände (13% von ihnen leiden unter Angstzuständen), 5% ADHD, 1 von 500 (0,2%) Autismus und Entwicklungsstörungen. Schwieriger aber, als einige realitätsgetreue Statistiken aufzustellen, ist der Alltag der Familie und des diagnostizierten Kindes. Besonders wenn wir über Eingliederung in der Schule sprechen. Das Bildungsgesetz sieht die Integration und die Gewährung von Unterstützung den Kindern, die laut Gesetz Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen genannt werden. Es gibt auch eine Sekundärgesetzgebung, die die Unterstützungsformen und –dienstleitsungen vorsieht. Diese kommen Kindern zugute, die infolge einer Evaluierung ein Zertifikat zur schulischen und beruflichen Orientierung, ausgestellt von Zentren für Bildungsressourcen und –assistenz, erhalten haben. Anhand dieses Zertifikats können sich Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen in eine beliebige öffentliche Schule einschreiben lassen. Allerdings müssen sie dort psychologische Beratung von einem Unterstützungslehrer hinsichtlich der Erleichterung des Lehrvorgangs und der Eingliederung in die Schulgemeinschaft erhalten. Wie immer sieht alles auf Papier besser aus als in der Realität. Das erfahren wir direkt von Robert Florea, dem Koordinator des Zentrums für Bildungsressourcen und –assistenz Bukarest.



    Leider gibt es zumindest in Bukarest eine unzureichende Zahl an Unterstützungslehrern. Diese können nur einen ein-zwei-stündigen Einsatz in der Woche für die einzelnen Kinder haben. Z.B. steht dieser Lehrer binnen eines Monats einem Kind, das über ein Zertifikat zur schulischen und beruflichen Orientierung verfügt, zwischen 4 und 6 Stunden zur Verfügung. Aus unserer Sicht ist das unzureichend. Die Unterstützungsformen, die diesen Kindern gewährt werden, und der Ausbildungsprozess dieser Kinder können mit Sicherheit verbessert werden.“




    Leider sind verwaltungstechnische und Personalprobleme sekundär, verglichen mit den Problemen der Kinder, die an Autismus oder ADHD leiden und sich in eine Schülergemeinde integrieren müssen. Die Schüler werden auch von ihren Eltern beeinflusst. Maria Teodorescu ist Beratungslehrerin an einer Hauptschule in der Hauptstadt Bukarest. Sie unterstützt die Eingliederung der Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen in ihre Klassen. Maria Teodorescu:



    Es bedarf einer intensiveren Vorbereitung der psychopädagogischen Behandlung der Kinder, die sich in dieser Lage befinden. Es bedarf aber insbesondere eines besseren Verständnisses der Eltern, dass ihre Kinder zu einem gewissen Zeitpunkt sich in der Nähe der Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen aufhalten können. Notwendig ist auch eine effektivere Zusammenarbeit zwischen dem Unterstützungslehrer, dem Beratungslehrer, dem Lehrer oder Erzieher und den Eltern. Damit diese Kinder akzeptiert werden, müssen auf Klassenebene Aktivitäten stattfinden, wodurch man den Schülern zeigt, was Toleranz bedeutet. Denn einige von ihnen kennen die Bedeutung dieses Wortes nicht.“




    Au‎ßer dem Erlernen von Toleranz müssen die Kinder und Eltern erfahren, worin diese Verhaltensstörungen im Falle von ADHD z.B. bestehen. Anemari Necşulescu ist die Mutter eines Kindes, das mit diesem Syndrom diagnostiziert wurde. Sie teilt ihre Erfahrung mit uns.



    Kinder mit Verhaltensstörungen brauchen eigentlich Aufmerksamkeit. Für sie ist es schwierig, sich für eine längere Zeit zu konzentrieren. Deshalb stören sie die Ruhe in der Klasse: Sie sprechen, ohne befragt zu werden, sie warten nicht, dass sie dran sind, sie werden unruhig in der Bank und stören ihre Kollegen. Der Lehrer allein kann in einer Klasse mit 29 oder mehr als 30 Kindern dieser Situation nicht standhalten. Die Integration muss auch aus der Perspektive der Eltern mit typischen Kindern betrachtet werden, die nichts über solche Störungen wissen und sich üblicherweise vor dem fürchten, was sie nicht kennen. Das führt zur Ablehnung und Stigmatisierung.“




    Wenn das gegenseitige Verständnis scheitert, kann die Lage sehr angespannt werden. Das besonders, wenn ein Kind mit Entwicklungsstörungen aufgrund der Marginalisierung und der steigenden Frustration seinerseits auch gewalttätig werden kann. In diesem Herbst haben die Eltern der Mehrheit der Schüler eines Gymnasiums im südrumänischen Ploieşti dagegen protestiert, dass man ein mit ADHD diagnostiziertes Kind, das laut ihnen gewalttätig war, in der Schule behält. Diese Reaktion ist Anemari Necşulescu nicht vollkommen fremd.



    Es gab eine Lehrerin, die nicht vorbereitet war, das Verhalten und das medizinische Problem unseres Sohnes, das damals noch nicht diagnostiziert war, in den Griff zu bekommen. Wir wussten nicht, dass unser Kind an ADHD leidet. Wir wussten nur, dass wir sehr oft in die Schule einberufen wurden. Bereits in der Klasse 0 erhielten wir Beschwerden über die Unannehmlichkeiten, die unser Kind hervorrief. Er war nicht gewalttätig, aber er störte immer wieder. Diese Störungen, über die mir die Lehrerin auf dem Flur in Anwesenheit der anderen Eltern berichtete, wurden zum Leitmotiv. Schlie‎ßlich gab es auch Eltern, die uns aufgefordert haben, unseren Sohn woanders zu versetzen, wir sollten unseren ‚Behinderten‘ nehmen und woanders hingehen. Wir waren offen, dass unser Kind von dem Schulberater evaluiert wird. Wir haben die Akte eingereicht, wir haben unser Kind evaluieren lassen, denn wir wollten Lösungen. Wir haben das Kind in eine andere Schule versetzt, wo wir die Unterstützung der Schulleitung erhalten haben. Wir wollten, dass unser Kind das Recht auf Ausbildung hat, so wie es in der rumänischen Verfassung steht. Wir haben zuhause einen Therapeuten eingeschaltet, den wir aus eigenen Mitteln bezahlt haben. Wir haben mit der neuen Lehrerin vereinbart, dass, wenn sie feststellt, dass seine Frustration wächst, sie ihm eine kleine Aufgabe erteilt: die Tafel zu wischen oder den Müll raus zu tragen oder ihn zum Sekretariat mit einer Aufgabe zu schicken. Somit entspannt er sich, er beruhigt sich und kommt wieder zurück in die Klasse, bereit, aufmerksam zu sein.




    Infolge der Schlichtung zwischen den Eltern und den Schulvertretern hat sich die Lage in Ploieşti beruhigt. Der sogenannte Problemschüler in den Unterricht zurückgekehrt. Dank des gegenseitigen Einverständnisses funktioniert vorerst auch die schulische Eingliederung von Anemari Necşulescus Sohn.

  • UNICEF-Aktionstag der Kinderrechte: Mehr Inklusion für Kinder und Jugendliche

    UNICEF-Aktionstag der Kinderrechte: Mehr Inklusion für Kinder und Jugendliche

    Am 20. November hat die ganze Welt den Internationalen Tag der Kinderrechte gefeiert. Dieser Tag möchte alle daran erinnern, dass die Rechte der Kinder eingehalten werden müssen. Zu diesem Anlass haben das rumänische Kinderschutzamt, der Nationalrat der Schüler und die UNICEF ein Rundtischgespräch veranstaltet. Dabei wurden die Prioritäten der Strategie des Europarates hinsichtlich der Einhaltung der Kinderrechte, an der alle Staaten ihren Beitrag geleistet haben, sowie die Strategie Rumäniens in dieser Hinsicht erörtert. Die Strategie des Europarates hat sieben Hauptbereiche als Herausforderungen für den Schutz der Kinderrechte erkannt: Armut, Ungleichheit und soziale Exklusion, aber auch ein Rechtssystem, das den Bedürfnissen der Kinder gewachsen ist, Gewalt, Migration, Rassismus und der Aufruf zum Hass.



    Anlässlich des Internationalen Tages der Kinderrechte wurde ein Partnerschaftsbrief zwischen der UNICEF und dem Rumänischen Schülerrat unterzeichnet. Dessen Ziel ist, mehr Kinder und Jugendliche in die Findung der Entscheidungen zu involvieren, die sie betreffen. Darüber wei‎ß Despina Andrei, Kommunikationsleiterin bei UNICEF Rumänien mehr:



    Sowohl UNICEF Rumänien als auch der Nationale Schülerrat zeigen gemeinsame Beschäftigungen hinsichtlich der Förderung und Einhaltung der Kinderrechte. Au‎ßerdem haben wir eine gemeinsame Vision in puncto Kinderrechte. In diesem Sinne sind sowohl die Schüler als auch wir der Meinung, dass jedes Kind in Rumänien Anspruch auf eine qualitative und eingliedernde Erziehung hat. Dies ergibt sich aus einer Online-Umfrage, die wir ins Leben gerufen haben. Wir wollten über das hinaus blicken, was wir als wichtig für die Kinder empfinden, wir wollten sehen, was sie über die Prioritäten der kommenden Zeit denken. Und wir haben Antworten von über 6900 Kindern, die uns deutlich gesagt haben, welche ihre erste Priorität ist: Sie wollen Zugang zu einer qualitativen und eingliedernden Erziehung haben. Die zweite Priorität sind kundenfreundliche Gesundheitsdienstleistungen sowie ein Leben ohne Gewalt. Andres gesagt haben wir gemeinsame Prioritäten, wenn wir Kindern das Recht gewähren, ihre Meinung bezüglich ihrer Zukunft zu äu‎ßern. Wir wollen sehen, ob sie sich mit den Entscheidungen, die wir treffen, vertreten fühlen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, ein Wort mitzureden und gemeinsam die beste Zukunftsstrategie zu finden.“




    Laut derselben Studie bewerten Jugendliche den Zugang zu Volontariat, Karriereberatung, Berufsausbildung und Unterhaltungsaktivitäten, aber auch den Schutz gegen Diskriminierung als vorrangig. Daniela Gheorghe, die Leiterin des Verbandes der NGOs für Kinder:



    Ich werde Ihnen das sagen, was die Kinder, mit denen der Verband zusammenarbeitet, beim letzten Alternativbericht über die Einhaltung der Kinderrechte in Rumänien gesagt haben. Die Kinder haben Folgendes gesagt: Wir wünschen uns, dass Kinderrechte nicht nur auf dem Papier stehen, wir wollen, dass sie echt sind. Wir wollen, dass sich dieser Kindertraum, dass ihre Rechte eingehalten werden, verwirklicht. Ein anderes Kind hat etwas besonders Wichtiges gesagt. Er sagte, dass die Beteiligung der Kinder nicht nur ein Signal der öffentlichen oder der politischen Agenda sein darf, sondern eine Realität werden muss. Die Einbeziehung der Kinder muss sich in den Werten und Prinzipien jeder Institution widerspiegeln, die mit Kindern und für die Kinder arbeitet. Die Beteiligung der Kinder bedeutet die direkte Einbeziehung in die Entscheidungsfindung, sowohl in der Familie als auch in den Institutionen. Kindern Macht zu verleihen, hei‎ßt, den Mut und den Glauben zu haben, dass Kinder wissen, wie sie Entscheidungen treffen müssen, wenn es um ihr Schicksal, um ihre Schule, um ihre Familie geht. Kindern Macht zu verleihen, hei‎ßt, sie zu unterstützen, autonom zu werden. Und dabei reden wir über die Kinder in Schutzanstalten. Autonome Kinder mit Entscheidungskraft zu entwickeln, bedeutet eine bessere Zukunft für Rumänien. Die Kinder, die den Alternativbericht geschrieben haben, haben gesagt: ‚Die Schule kommt unseren Bedürfnissen nicht mehr nach. Deshalb sind wir in der Schule nicht glücklich… wir sind nicht glücklich!‘ Wenn Kinder unsere Hilfe brauchen, um glücklich zu werden, denke ich, dass wir zu dieser Verantwortung stehen müssen.“




    In Rumänien ist mehr als die Hälfte der Kinderbevölkerung dem Armutsrisiko ausgesetzt. Der schwache Zugang zu Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen und dazu das beschränkte Wissen über Rechte und Opportunitäten führen zur sozialen Ausschlie‎ßung der schutzbedürftigen Familien und deren Kinder. Die Wirtschaftskrise hat die sozialschwachen Familien durch den Verlust der Arbeitsplätze und die Senkung der Einkommen betroffen. In diesem Kontext hat die UNICEF im Landkreis Bacău ein Projekt erarbeitet. Dadurch werden 45 Gemeinden bessere Gesundheits-, Erziehungs- und Schutzdienstleistungen für alle Kinder erhalten. Despina Andrei dazu:



    Wir arbeiten mit Lehrern zusammen, sodass sie ihre Lehrmethoden verbessern, um die Kinder in den Vordergrund zu stellen — eine Erziehung, die auf den Schüler fokussiert ist. Wir führen Kurse für die Elternerziehung durch, Elternberatung, und wir gewähren den Schulen Zugang zu kleinen Geldsummen, damit wir die Kreativität fördern. Wir fördern die Jugendlichen, Projekte zu erarbeiten, sich untereinander zu beraten, um lokale Lösungen auf lokale Fragen zu finden.“




    Das Modell des Mindestdienstleistungspakets von der UNICEF für die Gemeinden im Landkreis Bacău sieht gleichzeitig eine starke Vorbeugungskomponente vor. Es handelt sich um die Notwendigkeit, in jeder Ortschaft mindestens einen Sozialarbeiter, einen gemeinschaftlichen Arztassistenten und einen Schulberater zur Verfügung zu stellen. Diese sollen in enger Zusammenarbeit die Bedürfnisse der empfindlichen Kinder und derer Familien erkennen. Abhängig davon sollen danach die Dienstleistungen gewährleistet werden. Das in Bacău laufende Projekt verfügt über ein Budget von 5,3 Millionen Euro und kann zum Vorbild für das ganze Land werden. Somit werden sich alle rumänischen Kinder des qualitativen und eingliedernden Erziehungspakets und des Mindestdienstleistungspakets erfreuen können.