Tag: Schwarzes Meer

  • Nachrichten 26.04.2022

    Nachrichten 26.04.2022

    Die Vereinigten Staaten sind entschlossen, Berge zu versetzen, damit die Ukraine gegen Russland gewinnt, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstag. Er sprach vor Vertretern aus 40 Ländern, die sich auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Westdeutschland versammelt hatten, um Möglichkeiten zur Stärkung der militärischen Fähigkeiten Kiews zu erörtern: ”Die Ukraine glaubt eindeutig, dass sie gewinnen kann, und das gilt für alle hier”, sagte Austin bei der Eröffnung des Treffens. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die russischen Streitkräfte vor Ort die vollständige Kontrolle über die Region Donbass und den Süden der Ukraine anstreben. Kiew braucht vor allem schwere Artillerie und Panzerung, um eindringende Truppen abzuwehren.



    Die Republik Moldau will die Spannungen in der separatistischen Region Transnistrien friedlich lösen, so Präsidentin Maia Sandu. Transnistrien gehöre zur Moldau, betonte sie nach einer Sitzung des Obersten Sicherheitsrates, die im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen in Transnistrien einberufen wurde. Die Vorfälle, die sich in den letzten 24 Stunden in der transnistrischen Region ereignet haben, sind eine Eskalation der Spannungen und wurden von bestimmten kriegsbefürwortenden Kräften provoziert, sagte Maia Sandu. Sie bekräftigte, dass die Moldaurepublik weiterhin für eine friedliche Lösung des Transnistrien-Konflikts eintrete und wies jeden Versuch Chisinaus zurück, eine Wirtschaftsblockade gegen die prorussische Separatistenregion zu errichten. Transnistrien wurde nach einem bewaffneten Konflikt, der Hunderte von Toten forderte und mit dem Eingreifen russischer Truppen auf Seiten der abtrünnigen Rebellen im Jahr 1992 endete, de facto der zentralen Kontrolle entzogen, weniger als ein Jahr nachdem Chisinau seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin hat auf dem OSZE-Gipfel 1999 in Istanbul zugesagt, seine Truppen aus Transnistrien abzuziehen. Es wird vermutet, dass sich dort noch etwa 1.500 Soldaten und große russische Arsenale befinden.



    In Bukarest wird der Entwurf des Offshore-Gesetzes diese Woche von den Fachausschüssen des Senats diskutiert. Das ist die erste Kammer, die mit dem Thema befasst ist. Der Gesetzentwurf regelt die Förderung von Gas im Schwarzen Meer und räumt dem rumänischen Staat ein Vorkaufsrecht für diese Ressourcen ein. Der Senat wartet die Stellungnahmen des Wirtschafts- und Sozialrates ab, damit die Debatte über das neue Offshore-Gesetz beginnen kann, nachdem die Spitzen der Regierungskoalition die Regeln für die Ausbeutung der Gasfelder im Schwarzen Meer vereinbart haben. Die Abstimmung im Oberhaus des Parlaments über das Dokument wird für Mai erwartet.



    Laut der rumänischen Grenzpolizei ist die Zahl der ukrainischen Staatsbürger, die in das Land einreisten, am Montag im Vergleich zum Vortag um fast 40 % gestiegen. Einer Pressemitteilung zufolge sind innerhalb von 24 Stunden mehr als 4.400 ukrainische Staatsangehörige über die Grenzübergangsstellen nach Rumänien eingereist. Seit Beginn der Krise bis Montag um 24.00 Uhr überquerten mehr als 786.000 Ukrainer die Grenze ins Land. Nach Angaben der Grenzpolizei wurden auch an der Landgrenze Maßnahmen zur Verstärkung der Grenzüberwachung ergriffen, indem zusätzliche Teams Einsätze in den Zuständigkeitsbereichen der Grenzpolizei durchführen.



    In Rumänien wurde ein Fall von schwerer akuter Hepatitis unbekannter Ursache bei einem 5-jährigen Kind gemeldet. Der Zustand des Mädchens ist stabil. Die Weltgesundheitsorganisation hatte am 21. April weltweit 169 solcher Fälle gemeldet. Nach Angaben der Einrichtung bedeutet diese Bezeichnung, dass bisher keine bekannten Leberviren nachgewiesen wurden. Diese Form ist bei Kindern im Alter zwischen einem Monat und 16 Jahren aufgetreten, mindestens ein Kind ist gestorben und 17 haben eine Lebertransplantation benötigt, stellt die WHO fest.



    Aus dem jüngsten Bericht geht hervor, dass in Rumänien innerhalb von 24 Stunden offiziell 724 Fälle von COVID-19 festgestellt wurden, wobei es zwei Todesfälle gab. Die meisten Neufälle gibt es in der Hauptstadt Bukarest – 123. Mehr als 1200 Patienten befinden sich derzeit in Krankenhäusern, 224 davon auf der Intensivstation.

  • Offshore-Gesetz wird im Parlament erörtert

    Offshore-Gesetz wird im Parlament erörtert


    In dieser Woche wird das neue Offshore-Gesetz im Parlament erörtert. Damit soll der Weg für Investitionen zur Gasförderung aus dem Offshore-Bereich des Schwarzen Meeres sowie zur Entwicklung der petrochemischen Industrie freigemacht werden. Der Gesetzesentwurf wurde bereits von den, an der Regierungskoalition beteiligten PNL, der PSD und dem Ungarn-Verband gebilligt. Die endgültige Form soll von der derzeitigen Mehrheit im Parlament verabschiedet werden. Laut dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Kelemen Kunor, dem Vorsitzenden des Ungarn-Verbandes, könnte frühestens 2026–2027 Gas aus dem Schwarzen Meer gefördert werden. Er erklärte, dass eine Wirtschaftskrise auch Chancen mit sich bringe und die Behörden verpflichtet seien, in den kommenden Jahren noch mehr Investitionen heranzuziehen und gleichzeitig zu prüfen, welche Änderungen vorgenommen werden müssten, um Kohlekraftwerke gegen Gasturbinen auszutauschen. Ministerpräsident Nicolae Ciucă, der am vergangenen Sonntag zum Vorsitzenden der PNL gewählt wurde, sprach sich auch für dieses Gesetz aus. Er sagte, es werde Rumänien helfen, seine Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer und der PSD, Marcel Ciolacu, sicherte seinerseits die Unterstützung für diese Vorlage zu, die seiner Meinung nach politische Entschlossenheit und Kohärenz zwischen Gesetzgebung, Regierung und Exekutive aufweist.




    Seit über vier Jahren wurde das Offshore-Gesetz im Parlament blockiert. Die Regierungskoalition diskutiert seit Monaten über die Gesetzesänderung und gab nun endlich grünes Licht. Eine Möglichkeit ist, dass der rumänische Staat mindestens 60 % der Gewinne aus der Gasförderung erhält und private Unternehmen 40 %. Derzeit sieht das Gesetz eine progressive Steuer zwischen 30 % und 70 % auf die Mehreinnahmen aus höheren Gaspreisen vor, und die Unternehmen sind verpflichtet, 50 % ihrer Gasproduktion an der Bukarester Börse zu verkaufen. Unternehmen hielten sich mit Investitionen zurück, solange die prohibitive Gesetzgebung in Kraft war. Diese legte fest, dass mindestens 50 % des in Rumänien geförderten Gases im Lande selbst verwendet werden sollten. Weil die Produktion der rumänischen Gasfelder geringer ist als die Inlandsnachfrage, war das Ergebnis des bisherigen Gesetzes praktisch ein Verbot von Gasexporten, denn ausländische Unternehmen, die sich an rumänischen Gasprojekten beteiligten, mussten eine überhöhte Steuer zahlen.




    Das Offshore-Gesetz wird von Unternehmen sehnlichst erwartet, welche die Erdgasförderung im Schwarzen Meer endlich aufnehmen wollen. ÖMV Petrom, ein österreichisches Unternehmen, an dem auch der rumänische Staat beteiligt ist, sowie andere Gasproduzenten haben über ein Jahrzehnt hinweg Milliarden von Dollar ausgegeben, um die geschätzten 200 Milliarden Kubikmeter Gasreserven auf dem rumänischen Festlandsockel zu fördern. Der Inlandsverbrauch liegt bei etwa 11 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Rumänien importiert lediglich 20 Prozent des benötigten Gases. Das neue Gesetz würde es dem Lande ermöglichen, sich von einem Erdgasimporteur zu einem Erdgasexporteur zu entwickeln. Neben den Österreichern hatten auch die Amerikaner von ExxonMobil Investitionen angekündigt. Sie entschieden aber 2019 Rumänien zu verlassen und ihren Anteil am Schwarzmeer-Perimeter an das rumänische Staatsunternehmen Romgaz zu verkaufen.

  • Rumänien diversifiziert seine Energiequellen

    Rumänien diversifiziert seine Energiequellen


    Infolge des Angriffskrieges in der Ukraine hat die internationale Gemeinschaft in den letzten Wochen harte wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen Russland verhängt. Einige Länder widersetzten sich lange, denn sie sind stark von russischem Gas abhängig und befürchten nun, dass Moskau bei einem möglichen Embargo den Gashahn zudrehen könnte. Zu den wichtigsten Importeuren von russischem Gas gehören Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Ungarn, die Tschechische Republik und die Slowakei. Unter diesen Umständen ist die Verringerung der russischen Gasimporte für die Länder, die am stärksten von einer möglichen Versorgungsunterbrechung betroffen sind, besonders bedrohlich.




    Die Europäische Kommission schlug vor, die russischen Gasbezüge um zwei Drittel zu reduzieren und die Abhängigkeit von russischen Brennstofflieferungen deutlich vor 2030 zu beenden. Sie forderte die Mitgliedstaaten au‎ßerdem auf, bis November 90 % ihrer Gasvorräte für den nächsten Winter zu sichern, und erwägt eine Deckelung der Gas- und Strompreise. Die US-Energieministerin Jennifer Granholm kündigte an, dass die Internationale Energieagentur Ma‎ßnahmen vorbereitet, um die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu verringern. Die Vereinigten Staaten griffen bereits auf ihre strategischen Ölreserven zurück, um die Nachfrage in Europa zu stützen, und forderten andere Förderländer auf, dasselbe zu tun.




    Unter den EU-Staaten ist Rumänien glücklicherweise das Land, das am wenigsten auf russisches Gas angewiesen ist. Es ist der zweitgrö‎ßte Öl- und Gasproduzent in der Union, verfügt über gro‎ße unerschlossene Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer und hat die Fähigkeit, auch Schiefergas zu fördern. Analysten zufolge haben fehlende strategische Visionen und Rechtsunsicherheit dazu geführt, dass diese Reserven bisher nicht genutzt wurden, obwohl sie Rumänien in die Lage versetzen würden, energieunabhängig zu sein und sogar Energie zu exportieren. Der rumänische Resort-Minister, Virgil Popescu, verspricht nun, dass eine zusätzliche Milliarde Kubikmeter Erdgas – was 10 % des rumänischen Gasverbrauchs entspricht – bereits in diesem Jahr aus der Ausbeutung eines kleineren Schwarzmeerfeldes durch die Ölgesellschaft Black Sea Oil&Gas flie‎ßen könnte. Er sagte aber auch, dass Neptun Deep, das grö‎ßte im Schwarzen Meer entdeckte Erdgasfeld mit geschätzten Reserven von 100 Milliarden Kubikmetern, nicht vor 2026 in Betrieb gehen kann. Virgil Popescu versicherte, dass die Änderungen am Offshore-Gesetz bis Ende dieser Legislaturperiode vom Parlament verabschiedet werden. Man überlege, so Popescu, dass 60 % der Gewinne aus der Erdgasförderung im Schwarzen Meer an den rumänischen Staat und die restlichen 40 % an ausländische Investoren gehen könnten.


  • Schlangeninsel: unscheinbares Eiland von strategischer Bedeutung

    Schlangeninsel: unscheinbares Eiland von strategischer Bedeutung





    Am 25. Februar 2022 kreuzte ein russisches Kriegsschiff vor der sogenannten Schlangeninsel auf und forderte die ukrainischen Grenzsoldaten auf, sich zu ergeben. Nach einem kurzen Beschuss des Grenzpostens wurde die Insel von den russischen Streitkräften besetzt und die ukrainischen Wachtposten gefangen genommen.



    Die Schlangeninsel liegt nur 20 Seemeilen oder rund 44 km von der Donaumündung entfernt vor der Schwarzmeerküste Rumäniens — der Felsen aus Kalkstein hat keine Sü‎ßwasserquellen, so dass die karge Vegetation nur aus Schilf und Disteln besteht. Der Name des Eilands rührt von den kleinen, ungiftigen Wasserschlangen her, die früher dort anzutreffen waren; mit einer Fläche von 17 Hektar misst die Insel 440 m auf der Nord-Süd-Achse und 662 m von Osten nach Westen. Die unwirtlichen Lebensbedingungen machen die Insel unbewohnt — bis auf Grenzsoldaten oder vorübergehenden wissenschaftlichen Missionen gibt es keine permanenten menschlichen Siedlungen auf dem kleinen Felsen.



    Doch bereits in der Antike wurde die Insel von Fischern als saisonale Niederlassung genutzt — sie erhielt damals den mythische Namen Leuke (altgriechisch für Die Wei‎ße“) oder Achilleis (nach dem Achilles-Kult), und selbst Händler aus dem antiken Milet sollen einst hier angelandet sein. Im 16. Jh. gerät die Insel in den osmanischen Herrschaftsbereich und wird fortan Fidonisi — neugriechisch für Schlangeninsel — genannt. Nach den russisch-türkischen Kriegen gelangt mit dem Frieden von Adrianopel die Schlangeninsel 1829 in Besitz des Russischen Zarenreichs — 1842 errichten die Russen hier einen Leuchtturm. Nach einem weiteren russisch-türkischen Krieg erhält kraft des Berliner Friedensvertrags von 1878 das junge Königreich Rumänien das Donaudelta und die Dobrudscha samt der Schlangeninsel. Während des Zweiten Weltkriegs und nach der Annexion Bessarabiens und der Nordbukowina als Folge des Hitler-Stalin-Paktes von 1940 bleibt die Schlangeninsel im Besitz Rumäniens.



    Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Pariser Friedensvertrag von 1947 änderte sich der Status der Insel zunächst nicht, doch die Sowjetunion annektierte das Eiland bald darauf. Durch zwei Protokolle vom 4. Februar bzw. 23. Mai 1948 geht die Schlangeninsel in sowjetischen Besitz über — beide Dokumente werden allerdings nie ratifiziert. Mehr noch: Am 25. November 1949 versetzt die Sowjetunion eigenmächtig auch die gemeinsame Grenze entlang der Donau zu ihren Gunsten — die neue Grenze zwischen Rumänien und der UdSSR verläuft nun entlang des Musura-Kanals, westlich der Mündung des nördlichsten Donauarms Kilija (rum. Chilia) ins Schwarze Meer.



    Eduard Mezincescu war damals stellvertretender Au‎ßenminister der Volksrepublik Rumänien und unterzeichnete für sein Land die erzwungene Abtretung der Schlangeninsel an die Sowjetunion. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks erinnerte er sich 1994 an die Umstände der Unterzeichnung des ominösen Protokolls:



    1948 wies mich die damalige Au‎ßenministerin Ana Pauker an, den Sowjets entgegenzukommen, denn bei der Grenzziehung nach dem Krieg habe man vergessen, die Schlangeninsel der Sowjetunion zu überlassen, und nun würde der mächtige Nachbar das Eiland für sich beanspruchen, sagte sie. Zusammen mit dem Minister für öffentliche Bauarbeiten fuhr ich nach Tulcea, dann nach Sulina, und wir setzten anschlie‎ßend auf die Insel über, wo die Sowjets bereits anwesend und durch den Botschafter, den Vize-Au‎ßenminister und einigen Militärs vertreten waren. Ein gro‎ßer Tisch war im Freien aufgestellt worden, und das Protokoll stand zur Unterzeichnung bereit. Ich lie‎ß mir etwas einfallen, um die Sowjets zu verärgern. Ich sagte, ich möchte den Felsen erst inspizieren, bevor ich die Abtretung unterzeichne — schlie‎ßlich dürfe ein solcher Akt nur in Kenntnis aller Einzelheiten über die Bühne laufen. Und so mussten alle Anwesenden — sehr zum Verdruss der Sowjets — eine Inseltour zu Fu‎ß unternehmen. Mit diesem launischen Einfall habe ich die Unterzeichnung des Protokolls etwas verzögert.“




    Doch die Kaprice des rumänischen Diplomaten nutzte nicht viel. Durch die Abtretung Bessarabiens an die Sowjetunion musste auch die neue Grenze nördlich des Donaudeltas zwischen beiden Staaten festgelegt werden. Der Admiral Constantin Necula war während des Zweiten Weltkriegs Sicherheitsbeauftragter für die rumänische Schifffahrt im Schwarzen Meer gewesen. Nach dem Krieg nahm er an einem ersten Treffen mit Vertretern der UdSSR teil, die ihre ursprünglichen Forderungen noch überboten und auch Teile des Donaudeltas der Sowjetunion anschlie‎ßen wollten. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks erinnerte sich Necula 1999, wie die ersten Verhandlungen abliefen:



    Nach dem 23. August 1944 begannen die ersten Gespräche über die neue Grenzziehung zwischen Rumänien und der Sowjetunion. Ich wurde nach Sulina beordert, um mich mit zwei sowjetischen Offizieren über den Verlauf der maritimen Grenze zu unterhalten. Von meinen Vorgesetzten hatte ich überhaupt keine Unterweisungen erhalten, wohl auch, weil wir keine Experten auf dem Gebiet hatten. Mir wurde nur gesagt, dass die Sowjets eine neue Grenze etablieren wollten, doch niemand wusste etwas Genaues über deren Verlauf. Man legte mir nur nahe, ich solle vorsichtige Gespräche mit den Sowjets führen und mich ja nicht in einen Konflikt verwickeln lassen. Als ich in Sulina ankam, hatten die zwei sowjetischen Offiziere den neuen Verlauf der Grenze bereits festgelegt. Sie hatten 1–1,5 km nördlich vom Hafen in Sulina eine Boje aufgestellt und sagten schlicht, dort würde die neue Grenze verlaufen, nämlich entlang des nördlichen Kilija-Arms der Donau, aber auch entlang des kleinen Ablegers, der nach Süden floss. Somit wollten sie ein ganzes Stück des Donaudeltas, das vom Kilija-Arm abgesteckt wurde, der Sowjetunion einverleiben. Danach bog die neue Grenze nach Osten ab. Und die Boje hatten sie so aufgestellt, dass die Senkrechte entlang der rumänischen Küste südlich der Schlangeninsel verlief, womit auch das Eiland in den Territorialgewässern der Sowjetunion bleiben sollte. Die Sowjets hatten schon eine Akte mit einer Landkarte und einem Protokoll vorbereitet und wollten mich unterzeichnen lassen, was ich ablehnte. Ich sagte nur, ich wäre nicht bevollmächtigt, der Aufstellung von Bojen oder Gebietsabtretungen durch meine Unterschrift zuzustimmen.“




    Rumänien wurde damit — zumindest was die Schlangeninsel anbelangt — vor vollendete Tatsachen gestellt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Schlangeninsel ein Teil der Ukraine. Ein jahrelanger Streit über die Abgrenzung des Kontinentalsockels im Schwarzen Meer und damit auch über die jeweils exklusive Wirtschaftszone in den Territorialgewässern brach daraufhin zwischen Rumänien und dem neuen unabhängigen ukrainischen Staat aus. Der Streit wurde schlie‎ßlich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag geschlichtet. Mit dem Urteil vom 3. Februar 2009 wurden Rumänien 9700 km2 als exklusive Wirtschaftszone zugesprochen — das entspricht knapp 80% der umstrittenen Fläche im Schwarzen Meer, die Ukraine bekam 20% als souveränes Nutzungsareal. Die Schlangeninsel selbst blieb allerdings ein Teil der Ukraine. Seit dem 25. Februar 2022 ist das Eiland von russischen Streitkräften besetzt.

  • Nachrichten 08.03.2022

    Nachrichten 08.03.2022

    Russland hat fast alle seine zuvor an den Grenzen konzentrierten Streitkräfte in die Ukraine verlegt, wobei sich die meisten dieser 150 000 russischen Soldaten nun auf ukrainischem Gebiet befinden, so das Pentagon. Die Hauptangriffsrouten befinden sich im Norden, in Richtung der Hauptstadt Kiew, und im Süden, wo Moskau die Kontrolle über die Küste des Asowschen und des Schwarzen Meeres übernehmen will. Russische Schiffe haben sich neu positioniert und bereiten einen Raketenangriff auf Odessa vor, berichtet die Korrespondentin von Radio Rumänien vor Ort. Sie erinnerte daran, dass die örtliche Verwaltung die Bevölkerung weiterhin auffordert, die Stadt zu verlassen, die als strategisches Ziel für die russische Invasion gilt. Für die kommenden Tage wurde eine neue Verhandlungsrunde zwischen der Ukraine und Russland angekündigt, ohne jedoch ein Datum zu nennen. Ein Treffen zwischen den Leitern der russischen und ukrainischen Diplomaten, an dem auch der türkische Außenminister teilnimmt, soll am Donnerstag in Antalya (Türkei) unter Vermittlung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan stattfinden. Die UNO hat Korridore in den ukrainischen Kriegsgebieten gefordert, um die Bevölkerung mit humanitärer Hilfe zu versorgen, an der es in vielen Fällen mangelt. Die Organisation hat bekannt gegeben, dass die Zahl der Flüchtlinge, die aus der Ukraine fliehen, in weniger als zwei Wochen die Zwei-Millionen-Grenze überschritten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte ihrerseits mit, dass die Angriffe auf Krankenhäuser, Krankenwagen und andere medizinische Einrichtungen in der Ukraine in den letzten Tagen rapide zugenommen haben, und warnte, dass das Land nach wie vor ohne lebenswichtige medizinische Versorgung ist.



    Der rumänische Präsident Klaus Iohannis sagte am Dienstag in Bukarest, die Invasion in der Ukraine zeige einmal mehr die Notwendigkeit, die Ostflanke der NATO zu stärken. Diese Erklärung gab er auf dem trilateralen Treffen der Präsidentenberater für nationale Sicherheit zwischen Rumänien, Polen und der Türkei ab. Das rumänische Staatsoberhaupt begrüßte die kürzlich auf Ebene des Nordatlantischen Bündnisses beschlossenen Maßnahmen zur Aufstockung der Streitkräfte, zur Aktivierung von schrittweisen Reaktionsplänen und zum erstmaligen Einsatz der NATO-Reaktionskräfte im Rahmen der kollektiven Verteidigung. Er betonte, dass es sich um die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg handele und dass Rumänien die russische Militäraggression gegen die Ukraine aufs Schärfste verurteile, die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine nachdrücklich unterstütze und Kiew in diesen für das ukrainische Volk schwierigen Zeiten weiterhin multidimensionale Hilfe leisten werde. Gleichzeitig erklärte Präsident Iohannis, dass Rumänien die strategischen Partnerschaften mit Polen und der Türkei und die hervorragende bilaterale Zusammenarbeit mit diesen Ländern in vielen Bereichen von gemeinsamem Interesse besonders schätze.



    In den letzten 24 Stunden sind fast 30 Tausend ukrainische Staatsbürger nach Rumänien eingereist, teilte die Generalinspektion der Grenzpolizei am Dienstag mit. Seit Beginn der Flüchtlingskrise sind fast 300 Tausend Ukrainer nach Rumänien eingereist. Die Regierung in Bukarest hat am Montag ein neues Maßnahmenpaket zur Unterstützung von Flüchtlingen aus dem Nachbarland beschlossen. Die Zielgruppe sind sowohl Kinder als auch Erwachsene. Der rumänische Staat wird alle ihre Rechte gewährleisten. Ukrainische Kinder in Rumänien werden zu den gleichen Bedingungen wie rumänische Kinder Zugang zur Bildung haben, ältere und behinderte Menschen werden Unterstützung durch Sozialdienste beantragen können, und diejenigen, die hier arbeiten wollen, werden dies tun können.



    Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und angesichts der gegen Russland verhängten Sanktionen sind die Preise für alle Rohstoffe weltweit höher. Kohle, Weizen, Öl und Uran, vor allem aber Erdgas, sind am stärksten gestiegen. Rumänien wird keine Gasprobleme haben, wenn die Importe aus Russland eingestellt und die Vorräte im Frühjahr wieder aufgefüllt werden, so die Behörden in Bukarest. Laut Energieminister Virgil Popescu gibt es alternative Quellen. Analysten zufolge sollte Rumänien so bald wie möglich mit der Speicherung von Gas anfangen und Maßnahmen zur Steigerung der heimischen Produktion ergreifen



    Der rumänische Gesundheitsminister Alexandru Rafila erklärte am Dienstag, dass die im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie verhängten Beschränkungen aufgehoben werden, sobald der Alarmzustand des Landes am Mittwoch, den 9. März, abläuft. Er sagte, dass das Tragen von Schutzmasken sowohl in Innen- als auch in Außenbereichen keine Pflicht ist und dass es keine Beschränkungen für den Zugang und die Öffnungszeiten in verschiedenen öffentlichen Räumen – Geschäftsräumen, Lebensmittelgeschäften und öffentlichen Einrichtungen – geben wird. Alexandru Rafila erklärte außerdem, dass die COVID-Bescheinigung und die Bescheinigung über den Aufenthaltsort des Reisenden bei der Einreise in das Land nicht mehr erforderlich sein werden. In der vergangenen Woche erklärte Staatschef Klaus Iohannis, dass die Epidemie in dem Land immer schneller zurückgeht und dass die fünfte Welle kurz vor dem Ende steht. Seit fast zwei Jahren, seit dem 15. Mai 2020, befindet sich Rumänien im Gesundheitsalarmzustand. Zwei Jahre später sind nach Angaben der Gruppe für Strategische Kommunikation fast 2,78 Millionen Fälle von SARS-CoV-2-Infektionen und etwa 64 Tausend COVID-19-assoziierte Todesfälle zu verzeichnen. Die Zahl der am Dienstag gemeldeten Neuerkrankungen innerhalb von 24 Stunden lag bei fast 5.500. Außerdem gab es 101 Todesfälle.



    Das Spezialstahlkombinat Târgoviște in Südrumänien wurde von der italienischen Gruppe Beltrame, einem der führenden europäischen Hersteller von gewalztem Stabstahl, übernommen, teilte die örtliche Präfektur mit. Nach Angaben des Investors werden neben der Neugestaltung von Abteilungen in diesem Jahr 200 Arbeitsplätze geschaffen, weitere 1.000 sollen in den nächsten fünf Jahren entstehen. Das Werk, das 2002 privatisiert wurde, gehörte ebenfalls dem russischen Konzern Mechel, ging jedoch in Konkurs, woraufhin das Gericht im vergangenen Jahr den Konkurs erklärte.

  • Funkbriefkasten 27.02.2022

    Funkbriefkasten 27.02.2022

    Wir legen gleich los mit einer Email von unserem treuen Hörerfreund Ralf Urbanczyk, der uns einen ausführlichen Empfangsbericht schickte: Der Bericht ist noch für eine Sendung vom November 2021. Es wäre schön, wenn ich noch eine QSL-Karte für das Motiv jenes Monats erhalten könnte. Ich hatte es aus Zeitgründen nicht geschafft, diesen Empfangsbericht schon eher abzuschicken. Jetzt noch zu etwas Aktuellem: Was mir heute positiv aufgefallen ist: Der Zugriff auf Ihre Internetseite war so schnell wie nie. Kaum hatte ich auf einen Link geklickt und schon war

    ich im Artikel. Wenn das auch in Zukunft so bleibt, dann hat Ihre IT-Abteilung gute Arbeit geleistet. Im Programm der letzten Tage gab es einige Berichte über die steigenden Energiepreise in Rumänien und Proteste gegen die Preiserhöhungen. Rumänien muss ja auch viele seine Energieträger importieren, genau wie Deutschland.



    War da nicht einmal etwas mit einer sehr ergiebigen Erdgaslagerstätte im Schwarzen Meer vor der rumänischen Küste, die durch Romgaz und OMV Petrom erschlossen werden sollte und das Land von Importen weitgehend unabhängig machen würde? Wie weit sind die Arbeiten dort vorangeschritten? Nach der Ankündigung, und die war schon vor zwei oder drei oder noch mehr Jahren, hatte ich nie wieder etwas davon gehört. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir noch diesen Empfangsbericht vom November 2021 mit Ihrer passenden QSL-Karte vom November 2021 bestätigen könnten, falls diese noch vorrätig sein sollte. Vielen Dank. Mulțumesc mult.“



    Lieber Herr Urbanczyk, das Thema, das Sie gerade angesprochen haben ist auch im aktuellen Kontekt, angesichts der jüngsten Entwicklungen in Osteuropa höchst aktuell. Rumänische Fachmedien schreiben, dass wir im Schwarzen Meer genug Gas für einen Verbrauch von 20 Jahren hätten, aber das Gesetz, das uns erlauben würde, es zu nutzen, steckt in der Bürokratie fest. Wir sind also der Gnade Russlands ausgeliefert und zahlen exorbitante Gaspreise und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine könnte uns noch verwundbarer machen, sagen Experten. Eine unüberlegte Politik hat uns von Gas aus dem Osten abhängig gemacht. Allein im Jahr 2021 haben wir 30 % unseres Verbrauchs importiert, und die Prognose für 2022 sieht nicht besser aus.



    Schätzungen zufolge werden wir am Ende sogar 38 % unseres Verbrauchs importieren müssen. Rumänien ist derzeit das arme reiche EU-Land, ein Land mit sehr, sehr gro‎ßen Erdgasreserven. Im Schwarzen Meer liegen 200 Milliarden Kubikmeter Gas, was dem Verbrauch von 20 Jahren in Rumänien entspricht. Doch das Gesetz, das ihre Gewinnung ermöglichen würde, wandert seit mehreren Jahren von einer Schublade in die andere, ohne dass die für die Anwendung erforderlichen Änderungen vorgenommen wurden. Wir sind also zunehmend verwundbar, was sich in dem Preis niederschlägt, den wir letztendlich zahlen. Nach offiziellen Angaben sind die Gasrechnungen in letzter Zeit um mehr als 51 % gestiegen. Und nun zum anderen Thema, wir sind natürlich auch froh, dass der Zugriff auf unsere Internetseite jetzt schnell ist und hoffen, dass es so bleibt.



    Diese Woche erreichten uns einige Zeilen auch von unserem Hörer Alfred Albrecht: Liebe Redaktion, langsam mache ich mir Sorgen wegen des Ukraine-Konflikts und die

    Auswirkungen auf ganz Europa, auch auf Rumaenien. Wie viele Menschen

    hoffe ich auf eine friedliche Loesung dieses Konflikts“. Lieber Herr Albrecht, vielen Dank für Ihre Gedanken, als Sie uns diese Zeilen schrieben, war die Situation nicht so schlecht wie in den letzten zwei Tagen in unserem Nachbarland. In Bukarest herrscht allerdings angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine besondere Anspannung. Rumänien hat im Nordosten eine lange Grenze mit der Ukraine. Die rumänische Regierung hat allerdings am Mittwoch mitgeteilt, sie sei auf die Aufnahme von einer halben Million Flüchtlingen vorbereitet.



    Nach Angaben der Gruppe UNITE FOR UKRAINE haben sich bereits Tausende Menschen bereit erklärt, den Ukrainern auf die praktischste Weise zu helfen, indem sie sie bei sich zu Hause aufnehmen und diejenigen, die die Grenze zu Fu‎ß überqueren, sie dorthin fahren, wo sie in Rumänien ankommen wollen. Nichtregierungsorganisationen aus allen Bereichen des Lebens haben ihre Hilfe zugesagt, von etablierten Organisationen bis hin zu Organisationen mit einem anderen Schwerpunkt, wie z. B. Tierschutzorganisationen. Das rumänische Rote Kreuz zeigt sich beispielsweise bereit, in den ersten Tagen 1.000 Menschen aus der Ukraine aufzunehmen.



    Wir gehen weiter zu einer Zuschrift von unserem Hörer Michael Lindner: Liebe Freunde in der deutschen Redaktion von RRI! Endlich komme ich dazu, Ihnen wieder einige Zeilen zu schreiben. So langsam wird es ja auch Zeit, sind doch schon wieder sieben Wochen des neuen Jahres vergangen, ohne dass ich mich bei Ihnen gemeldet habe. Nicht das Sie noch auf die Idee kommen, dass ich RRI den Rücken gekehrt habe. Ganz im Gegenteil, ich bin immer total glücklich, wenn ich die Signale von RRI auf den Kurzwellen empfangen kann. So hörte ich am heutigen Sonntag wieder die englischsprachige Sendung von RRI, die wie ein Ortssender auf den hohen Frequenzen hereinknallte. Dann, am frühen Abend, hörte ich beim zufälligen Bandscan eine Sendung in Hebräischer Sprache, die auch technisch sehr gut hier ankam. Sofort erkannte ich auch, dass es sich um RRI handelt, mit der allsonntäglichen Sendung für Israel.



    Eine wirklich sehr interessante Sendung, auch wenn ich da nur wenig verstehen kann. Ich habe für Sie zwei Audioaufnahmen gemacht, von den Frequenzen 9810 & 7370 KHz, damit Sie sich mal ein Bild von der Empfangsqualität machen können. Sie können ja mal freundlicherweise Ihre Kollegen in der Hebräischen Redaktion darüber informieren, dass es auch Hörer hier in Deutschland gibt, die an den Hebräischen Sendungen von RRI interessiert sind. Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihr Bemühen. Natürlich werde ich auch im neuen Jahr 2022 wieder eifrig Empfangsberichte an die deutsche Redaktion von RRI schicken. Sie wissen ja, dass RRI einer der Sender meines Herzens“ ist, dem ich immer die Treue halten werde.



    Die vielen Jahrzehnte haben mich zu einem treuen und dankbaren Hörerfreund gemacht, dessen Neugier über Land und Leute wohl kaum zu stillen ist. Und da gibt es wohl nichts besseres als RRI zu hören! Es ist für mich die absolut beste, bequemste und zuverlässigste Informationsquelle über Rumänien. Deshalb bin ich total dankbar, dass RRI die Kurzwellen noch nicht verlassen hat und auf diesem Verbreitungsweg regelmä‎ßige Programme in deutscher Sprache ausstrahlt. Hoffentlich bleibt das noch lange so! So, liebe Freunde in Bukarest, alles für heute. Der erste Brief ist nun geschafft, weitere werden folgen, um unsere wunderbare Freundschaft am Leben zu halten. Ich bin sehr stolz und dankbar, zu der gro‎ßen Hörerfamilie von RRI dazu zu zählen. Mit freundlichen Grü‎ßen und bleiben Sie gesund, Ihr treuer Hörerfreund aus dem Grünen Herzen“ Deutschlands, Michael Lindner“



    Lieber Herr Lindner, wir bedanken uns recht herzlich für Ihre Gedanken und schönen Worte, sowie für Ihr ständiges Interesse an unserem Land und an der deutschsprachigen Sendung von RRI, wir freuen uns, dass Sie nach wie vor, ein treuer Freund von RRI und von unserem Team bleiben. An dieser Stelle bedanke ich mich für die Empfangsberichte, Briefe und Emails von Chris Krebs aus Deutschland, Ding Lu aus China, Michael Willruth, Frankfurt am Main, Bern Seiser, Alfred Albrecht, Josef Robl, Hansjörg Biener aus Nürnberg, Dieter Feltes, die uns in letzter Woche erreicht haben.



    Lieber Hörerfreude jetzt verabschiede ich mich von ihnen. Meine Kollegin Dora Mihalcescu wird ab Anfanmg März für einen Monat die Gestaltung des Funkbriefkastens übernehmen! Auf Wiederhören und bleiben Sie gesund!




  • Wochenspiegel

    Wochenspiegel


    Politische Lage in Bukarest



    In Bukarest will die regierende Nationalliberale Partei das Bündnis mit der öko-liberalen USR nicht mehr erneuern und hat sich der Sozialdemokratischen Partei zugewandt, mit der sie 2013–2014 bereits einmal regiert hat. Es wird erwartet, dass die künftige Regierung den Ungarn-Verband mit einbezieht. Am Dienstag fanden die ersten offiziellen Verhandlungen zur Mehrheitsbildung statt. Die weiteren Gespräche konzentrierten sich auf das Regierungsprogramm. In vielen Bereichen waren sich PNL, PSD und der Ungarn-Verband von Anfang an einig, es gibt aber auch Meinungsverschiedenheiten. In den Verhandlungen über Wirtschaftsfragen schlugen die Sozialdemokraten beispielsweise vor, den Mindestlohn, die Mindestrente und das Kindergeld zu erhöhen. Die Liberalen fordern jedoch, dass die Erhöhung dieser Einkommen durch den Haushalt gedeckt sein muss. Sobald man sich auf ein gemeinsames Regierungsprogramm geeinigt hat, sollen die Gespräche über die Zusammensetzung des neuen Kabinetts fortgesetzt werden. Nach dem Ausscheiden der USR aus der Regierung im September wurde das Minderheitskabinett der Liberalen und des Ungarn-Verbandes durch einen Misstrauensantrag der Sozialdemokraten abgesetzt. Für diesen stimmte auch die USR. Seitdem hat Staatschef Klaus Iohannis nach Konsultationen mit den politischen Parteien zwei Premierminister mit der Regierungsbildung beauftragt, die jedoch im Parlament keine Mehrheit hinter sich bringen konnten.




    Überlastetes medizinisches System bei niedriger Impfrate



    Mit dem Rückgang der Zahl der Corona-Neuinfektionen in Rumänien ist auch das Interesse der Rumäninnen und Rumänen an der Impfung gesunken. Aus dem in dieser Woche veröffentlichten Bericht des nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit geht hervor, dass fast 70 % der Corona-Infektionen und 90 % der Todesfälle auf Ungeimpfte entfielen. Die Behörden warnen, dass, bei Beibehaltung der jetzigen täglichen Impfquote, bis Ende des Jahres, 8,5 Millionen Menschen geimpft sein werden, d. h. die Hälfte der infrage kommenden Bevölkerung über 12 Jahren. Dies ist eine unzureichende Immunisierungsrate. Um die vierte Welle der Pandemie zu bewältigen, haben die Behörden den Haushalt des Gesundheitsministeriums um über 330 Millionen Lei (entsprechend etwas mehr als 66 Millionen Euro) aufgestockt. Das Geld stammt aus dem Reservefonds der Regierung und geht in Corona-Medikamente und nationale Gesundheitsprogramme. Das Gesundheitssystem wird aufgrund der überlasteten Krankenhäuser und der hohen Zahl an schweren Corona-Formen stark herausgefordert. Diese Woche ereignete sich ein Brand in einem Krankenhaus in der südrumänischen Stadt Ploiești. Zwei Patienten starben, eine Krankenschwester erlitt Verbrennungen. Dieser war nicht der erste Band in einer Gesundheitseinrichtung in Rumänien.




    Schülerinnen und Schüler nahmen den Unterricht wieder auf



    Rund zwei Millionen der insgesamt drei Millionen rumänischen Schülerinnen und Schüler sowie Vorschulkinder kehrten am Montag nach zweiwöchigen Corona-bedingten Ferien in die Schule zurück. In den Schulen, in denen mindestens 60 % des Personals gegen das Virus geimpft sind, findet wieder Präsenz-Unterricht statt. Der Koordinator der Impfkampagne, Valeriu Gheorghiță, fordert, dass die Schülerinnen und Schüler an dem Präsenzunterricht teilnehmen und die Erwachsenen die Sicherheit in den Schulen sicherstellen. Interims-Bildungsminister Sorin Cîmpeanu erklärte, dass die neuen, wenn auch umstritten, Maßnahmen Wirkung gezeigt und die Lehrer zum Impfen veranlasst haben. Außerdem hat das Bildungsministerium die Struktur des Schuljahres geändert und die Winterferien für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe und der Gymnasien verkürzt, damit sie den Lehrstoff nachholen können.




    Rekord-Inflation



    Die Inflation in Rumänien liegt weiterhin deutlich über den Prognosen und führte zu den höchsten Preissteigerungen der letzten Jahre. Aus dem am Donnerstag von der rumänischen Nationalbank veröffentlichten jährlichen Inflationsbericht geht hervor, dass die Inflationsrate im Dezember voraussichtlich 7,5 % erreichen und sich gegen Ende des nächsten Jahres auf 5,9 % einpendeln werde. Nach Angaben der Nationalbank und Wirtschaftsspezialisten, haben die Energie- und Kraftstoffpreise zu dem Anstieg geführt, der sich bis Mitte nächsten Jahres nicht legen werde. Der Sprecher der Zentralbank, Dan Suciu sagte gegenüber Radio Rumänien, dass der erhebliche Inflationsschub mit einhergehenden Preiserhöhungen bereits stattgefunden habe. Dan Suciu: TRACK Das größte Wachstum liegt hinter uns. Die Erhöhungen sind bereits erfolgt. Das bedeutet nicht, dass wir von nun an sinkende Preise haben werden. Es wird wahrscheinlich immer noch Preiserhöhungen geben, aber sie werden marginal sein“. Um die Inflation einzudämmen, beschloss die Nationalbank am Dienstag, sowohl den geldpolitischen Zinssatz als auch den Zinssatz, zu dem die Banken Kredite bei der Zentralbank aufnehmen können, anzuheben.




    Rumänisch-amerikanische Gespräche in Washington



    Der rumänische Außenminister, Bogdan Aurescu, sprach Anfang dieser Woche in Washington über die Vertiefung der Sicherheitszusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten. Dabei wies er auf die alten ungelösten Konflikte in der Schwarz-Meer-Region hin. Seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt sich Rumänien in Washington für die Schwarzmeer-Sicherheit als Teil der transatlantischen Sicherheit ein, erklärte Aurescu vor dem Atlantischen Rat. Zuvor hatte er US-Außenminister Anthony Blinken aufgefordert, die amerikanische Präsenz in der Region und speziell in Rumänien zu verstärken. Die beiden Länder bekräftigten ihr Engagement für die Stärkung der strategischen Partnerschaft, von der militärischen und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit bis hin zur Kooperation in den Bereichen Wirtschaft, Energie und der menschlichen Beziehungen. Bogdan Aurescu betonte dabei das Interesse Rumäniens, als strategischer Partner der USA, Teil des Programms für visumfreies Reisen (Visa-Waiver-Programm) zu werden, das den rumänischen Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen würde, ohne Visum in die Vereinigten Staaten zu reisen.

  • Rumänien schließt Verhandlungen über Erdgasbeteiligung ab

    Rumänien schließt Verhandlungen über Erdgasbeteiligung ab


    Romgaz, der größte Erdgasproduzent und Hauptlieferant in Rumänien und der amerikanische multinationale Öl- und Gaskonzern ExxonMobil haben die exklusiven Verhandlungen über die Bedingungen für den Erwerb der Beteiligung am Projekt Neptun Deep abgeschlossen. Die Transaktion könnte im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden. Das börsennotierte Unternehmen, Romgaz soll demnach 50 % des Anteils des US-Ölgiganten am Neptun Deep Black Sea Gasprojekt erwerben. Der Wert der Transaktion wurde nicht bekannt gegeben.




    ExxonMobil und OMV Petrom sind derzeit gleichberechtigte Partner bei dem Tiefseeförderprojekt im Schwarzen Meer, wo bis zu 84 Milliarden Kubikmeter Erdgas vermutet werden. In Vergleich dazu, verbraucht Rumänien jährlich 11 Milliarden Kubikmeter. Nach Abschluss des Geschäfts zwischen ExxonMobil und Romgaz, wird OMV Petrom – das größte Energieunternehmen in Südosteuropa – Betreiber des Neptun Deep-Vorkomens. Dessen Erschließung wäre die erste Kohlenwasserstoff-Förderung aus der Tiefsee in Rumänien. Die Kosten für ein solches Tiefseeprojekt könnten sich auf mehrere Milliarden Dollar belaufen. Das Neptun-Vorkommen ist 200 Kilometer vom Festland entfernt. Die gesamte Infrastruktur, einschließlich der Pipelines, muss erst gebaut werden.




    Inmitten der weltweit steigenden Strom- und Gaspreise wurde die Ankündigung vom Dienstag mit großer Erleichterung in Bukarest aufgenommen. Kürzlich schätzte die Fachzeitschrift Petroleum Economist, die auf der Online-Seite profit.ro zitierte wurde, dass ein Abkommen zwischen Romgaz und ExxonMobil das Offshore-Potenzial Rumäniens erschließen und das Land bis zum Ende dieses Jahrzehnts zum größten Gasproduzenten der Europäischen Union machen könnte. Vorausgesetzt, dass die Ausbeutung der Felder 2026 beginnt. Rumänien könnte von russischem Gas unabhängig werden und sogar 20-25 % der heimischen Produktion exportieren.




    Ferner wird erwartet, dass sich der regionale Wettbewerb verschärft. Wir sind zuversichtlich, dass Romgaz und OMV Petrom in naher Zukunft gleichberechtigte Partner im Projekt Neptun Deep sein werden. Es wurden wichtige Schritte unternommen, damit das Gas aus dem Schwarzen Meer in die Haushalte der Rumäninnen und Rumänen gelangt – schrieb der Interims-Energieminister Virgil Popescu auf Facebook.




    Nach Ansicht Bukarests wäre eine künftige Partnerschaft zwischen Romgaz und OMV Petrom im Rahmen des Offshore-Projekts Neptun Deep sowohl für die Energiesicherheit des Landes als auch hinsichtlich der derzeit so viel diskutierten Ziele der Energiewende von wesentlicher Bedeutung.

  • US-Verteidigungsminister auf Rumänien-Besuch

    US-Verteidigungsminister auf Rumänien-Besuch


    Am Mittwoch erörterte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Bukarest mit seinem rumänischen Amtskollegen Nicolae Ciucă, die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den NATO-Verbündeten, um Russlands destabilisierende Aktivitäten im und um das Schwarze Meer zu verhindern. Im Rahmen seiner Osteuropareise war er zuvor in Georgien und der Ukraine.




    Austin sagte, dass die Vereinigten Staaten weiterhin Unterstützung zur Stärkung der maritimen Fähigkeiten in mehreren Ländern, darunter Rumänien, leisten werden. Der US-Verteidigungsminister: Sicherheit und Stabilität in der Schwarzmeerregion liegen im nationalen Interesse der USA und sind entscheidend für die Sicherheit der Ostflanke. Die Anfälligkeit für russische Aggressionen ist offensichtlich, wie die Aktionen in der Ostukraine, die Besetzung mehrerer Teile Georgiens, die Militarisierung des Schwarzen Meeres und die Provokationen aus der Luft und zur See gezeigt haben. Russlands destabilisierende Aktivitäten im und um das Schwarze Meer spiegeln seine Ambitionen wider, eine dominante Position in der Region zu erlangen und die Verwirklichung eines vollständigen, freien und friedlichen Europas zu verhindern. Die Schwarzmeerregion ist Teil des nationalen Interesses der USA, und wir werden uns weiterhin darauf konzentrieren und mit unseren Partnern in der Region zusammenzuarbeiten.“




    Der rumänische Verteidigungsminister bekräftigte, dass das Schwarze Meer eine essenzielle Wasserstra‎ße für die europäische und euroatlantische Sicherheit ist und bleiben werde“. Er sprach auch über die strategische Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten und die gemeinsamen Positionen, die er und sein Amtskollege zur Anpassung der NATO an die heutigen Herausforderungen festgelegt haben. Wir wollen, dass das Bündnis stark bleibt und in der Lage ist, alle seine Mitglieder zu schützen und auf ihre Anliegen einzugehen, weshalb die transatlantischen Beziehungen ein wichtiger Pfeiler der rumänischen Verteidigungspolitik bleiben. Wir werden unsere bilateralen Konsultationen fortsetzen. Die Ziele sind klar: Wir müssen unsere Positionen für das Gipfeltreffen im Juni 2022 und für die Umsetzung wichtiger Projekte auf der Agenda der bilateralen Verteidigungszusammenarbeit stärken.“




    Die Bedeutung einer starken transatlantischen Beziehung für die Bewältigung gemeinsamer sicherheitspolitischer Herausforderungen stand auch im Mittelpunkt des Treffens zwischen Präsident Klaus Iohannis und dem US-Verteidigungsminister. Der Staatschef versicherte, dass Rumänien auch weiterhin ein strategischer Partner und zuverlässiger Verbündeter sein werde. Ein Partner, der sich fest für die politische und militärische Stärkung des Nordatlantikbündnisses einsetzt, einschlie‎ßlich der Abschreckungs- und Verteidigungsposition der NATO an der Ostflanke und in der Schwarzmeerregion. Auf dem Programm des amerikanischen Verteidigungsministers, der den rumänischen Soldaten, die in Afghanistan im Einsatz waren, seine Anerkennung zollte, stand auch ein Besuch des Militärstützpunktes in Mihail Kogălniceanu, nahe der Schwarzmeer-Hafenstadt Constanța.

  • Extreme Hitze in Rumänien

    Extreme Hitze in Rumänien

    Brütende Hitze und sintflutartige Regenfälle sind den Rumänen vertraut. Wenn die beiden Wetterphänomene jedoch nacheinander auftreten oder, noch schlimmer, sich überschneiden, wird das Wetter extrem unangenehm. Nach einem düsteren und kälteren Ende Mai und Anfang Juni als für diese Jahreszeit üblich, folgten landesweit sintflutartige Regenfälle. Ende letzter Woche brachte ein Zyklon, der sich im Schwarzen Meer gebildet hatte, vor allem in der Osthälfte des Landes Stürme und heftige Regenfälle. Zwei Tote durch die tobenden Sturzbäche, ganze Ortschaften überflutet, darunter Teile von Bukarest, erhebliche Sachschäden … sind, kurz gesagt, die Auswirkungen des Zyklons. Das Ausma‎ß des Wetterphänomens wurde als beispiellos für die letzten Jahre in Rumänien bezeichnet. Und die Gefahr ist noch nicht vorbei!



    Die ganze zu Ende gehende Woche überlagern sich starke Regenfälle mit extremer Hitze, vor allem im Westen des Landes. Rote, orange und gelbe Codes für Überschwemmungen, dazu rote, orange und gelbe Codes für übermä‎ßige Hitze, das haben die Karten der Wetterdienste in letzter Zeit gezeigt. Was sollten die Rumänen an diesem Wochenende erwarten? Dazu Wetterexpertin Viorica Dima: “Die Thermometer werden in der westlichen Tiefebene irgendwo bei 35-36 Grad Celsius stehen bleiben und dieser leichte Rückgang ist nicht unbedingt auf kältere Luft zurückzuführen, die auf uns zukommt, sondern auf Nebel, da eine ziemlich gut definierte und ziemlich aktive atmosphärische Front aus Mitteleuropa auf Rumänien zusteuert. Diese Front wird die westlichen und nordwestlichen Gebiete Rumäniens abdecken, um schlie‎ßlich bis Samstagabend das gesamte Land zu überqueren.



    Es wird zu sintflutartigen Regenfällen kommen, aber auch zu starkem Wind mit 60-80 Km pro Stunde und die Temperaturen werden entsprechend sinken. Da das Unwetterpotential dieses Frontensystems auf dem Weg dorthin nachlässt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es nicht zu schweren Hagelstürmen kommen wird, wie sie in Österreich gro‎ße Gebiete zerstört haben. Was den Tornado betrifft, der sich auf dem Gebiet der Tschechischen Republik gebildet hat, so ist es möglich, dass wir auch solche Wolken mit Rotationsbewegung haben werden, wenn die atmosphärischen Bedingungen dies begünstigen.” Angesichts des Ausma‎ßes der Schäden, die in diesem Jahr durch Überschwemmungen, Erdrutsche oder andere besondere meteorologische Phänomene verursacht wurden, hat die rumänische Regierung beschlossen, den Betroffenen eine Soforthilfe von bis zu 5 Millionen Lei (etwa 1 Million Euro) zu gewähren.

  • Rückblick 17.04. – 23.04.2021

    Rückblick 17.04. – 23.04.2021

    Die Corona-Schutzimpfung bleibt eine Priorität für Rumäniens Regierungskoalition, die vor Kurzem eine erste Vertrauenskrise überstand



    Die erste Vertrauenskrise in Rumäniens regierender Mitte-Rechts-Koalition ist beendet, nachdem die Vorsitzenden der drei Parteien (PNL, USR-PLUS und UDMR) eine Einigung erreichten. Auslöser der Krise waren Meinungsverschiedenheiten zwischen dem liberalen Premier Florin Cîțu und dem Gesundheitsminister der USR-PLUS, Vlad Voiculescu, den letztlich der Regierungschef ohne Rücksprache mit dem Regierungspartner seines Amtes enthob. Die USR-PLUS machte daraufhin die Fortsetzung der Zusammenarbeit vom Rücktritt des Premierministers abhängig. Von dieser Forderung rückte die Partei jedoch nach einigen Tagen gegenseitiger Anschuldigungen und Diskussionen ab. Das Zerwürfnis endete mit einem Nachtrag zum politischen Abkommen der Koalition. Dieser sieht vor, dass der Regierungschef einen Minister nur nach vorheriger Rücksprache mit seiner Partei und nach einer Debatte in der Koalition entlassen kann. Die Corona-Schutzimpfung sei eine Priorität für die Koalition, hei‎ßt es weiter in dem Dokument. Nun ist sie die Priorität der neuen Gesundheitsministerin, Ioana Mihăilă, von der USR-PLUS, die diese Woche das Resort übernahm. Bei der Vereidigung wies Staatsoberhaupt Klaus Iohannis darauf hin, dass sie ein sehr kompliziertes Ministerium, in einer extrem schwierigen Zeit übernimmt. Der Präsident forderte die Regierung auf, sich weniger zu streiten und mehr miteinander zu reden. Vorderste Priorität ist jetzt, die Bekämpfung der Pandemie und das Leben von so vielen Rumänen wie möglich zu retten — betonte Klaus Iohannis, der gleichzeitig die Bürger aufforderte, alle Möglichkeiten zu nutzen — Online-Plattform, mobile Zentren oder solche, die in Unternehmen organisiert werden — um sich impfen zu lassen. Die Behörden sagen, dass die derzeitige Impfkapazität bei 120.000 Menschen pro Tag liegt. Das erklärte Ziel ist es, bis zum 1. Juni fünf Millionen Rumänen geimpft zu haben, das entspricht etwa 35 % der beschäftigten Bevölkerung. Eine Studie, eines der führenden Unternehmen im Gesundheitswesen, MedLife, zeigt jedoch, dass die Impfbereitschaft der Rumänen hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibt. Nur etwa 30 % der Bevölkerung ab 16 Jahren werden voraussichtlich bis Ende des Jahres geimpft sein. Der Hauptgrund für die Ablehnung ist die Angst vor unerwünschten Nebenwirkungen. Bislang haben etwa 3 Millionen Rumänen zumindest die erste Impfstoffdosis erhalten. Aus den Daten des Gesundheitsamtes geht hervor, dass die Infektionszahlen in letzter Zeit gesunken sind, sagt Premierminister Florin Cîțu. Er räumt jedoch ein, dass die Situation auf den Intensivstationen kompliziert bleibt und dass weiterhin viel Geld in diesen Bereich flie‎ßen werde.




    Trilaterales Sicherheitstreffen Rumänien-Polen-Türkei in Bukarest



    Nach der Teilnahme Anfang der Woche an der Videokonferenz mit seinen Amtskollegen aus den EU-Mitgliedstaaten war der rumänische Au‎ßenminister Gastgeber des trilateralen Sicherheitstreffens Rumänien-Polen-Türkei in Bukarest. Die Diskussionen konzentrierten sich auf die wichtigsten Zusammenarbeitsmöglichkeiten, wobei der Schwerpunkt auf der Sicherheitslage in der östlichen Nachbarschaft des Nordatlantischen Bündnisses, der Umsetzung der regionalen Sicherheitsagenda und den Vorbereitungen des diesjährigen NATO-Gipfels lag. Rumänien sei durch die jüngsten Entwicklungen im Schwarzen Meer nicht direkt bedroht, aber die Situation müsse deeskaliert werden, forderte der rumänische Minister, Bogdan Aurescu. Er zeigte sich besorgt über die zahlenmä‎ßig starken russischen Truppen, die seit 2014 in der Ukraine eingesetzt und an deren Grenzen stationiert wurden, sowie über die russische Präsenz im Schwarzen Meer, welche die NATO, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union mit Besorgnis beobachten. Bogdan Aurescu sagte, dass der aktuelle komplizierte Kontext von besorgniserregenden regionalen Entwicklungen geprägt sei, die das gesamte Gebiet vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee betreffen. Am Donnerstag kündigte Präsident Klaus Iohannis an, für nächste Woche einer Sitzung des Obersten Landesverteidigungsrates einzuberufen, um die Situation im Schwarzmeerraum und die Stationierung russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine zu erörtern. Insgesamt hat Russland, nach westlichen Schätzungen, in den vergangenen Wochen rund 100.000 Soldaten an die ukrainische Grenze, auf die besetzte Krim und ans Schwarze Meer verlegt. Die westlichen Kanzleien forderten den sofortigen Abzug, und am Donnerstag unternahm Moskau möglicherweise einen ersten Schritt Richtung Deeskalation. Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte, die Truppen haben ihre Fähigkeit zur zuverlässigen Verteidigung des Landes unter Beweis gestellt“ und kündigte ihren Rückzug zu den ständigen Stützpunkten an. Eine Operation, die bis zum 1. Mai abgeschlossen sein sollte.




    Rumänien bekräftigt seine Unterstützung für den europäischen Kurs der Republik Moldau und bleibt ihr wichtigster Partner



    Rumänien bleibt der wichtigste Partner der Bürger der Republik Moldau. In jüngster Zeit unterstützte es das ex-sowjetische, mehrheitlich rumänischsprachige, östliche Nachbarland konsequente bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Dies erklärte der rumänische Staatschef Klaus Iohannis, bei seinem Treffen mit der Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, am Dienstag in Bukarest. Die beiden Staatschefs überprüften den Stand der Umsetzung von Projekten, die während des Besuchs des rumänischen Präsidenten in Chisinau, am 29. Dezember 2020, vereinbart wurden. Betont wurde dabei, dass Rumänien in diesem Jahr der Republik Moldau medizinische Hilfe und Corona-Schutzausrüstungen im Wert von 2,3 Millionen Euro und über 200.000 Impfdosen geschenkt hat. Klaus Iohannis wiederholte nachdrücklich die Unterstützung für die Reformen, die von der prowestlichen Amtskollegin Maia Sandu vorangetrieben werden und bekräftigte, dass Bukarest den europäischen Weg der Republik Moldau weiterhin unterstütze. Im Gegenzug bedankte sich Maia Sandu für die Unterstützung Rumäniens, insbesondere in dem schwierigen, von der Corona-Pandemie verursachten Kontext, und versicherte, dass sie sich bemühen werde, ihre Reformagenda umzusetzen.


  • Rumänien fordert Stärkung der NATO-Ostflanke

    Rumänien fordert Stärkung der NATO-Ostflanke


    Rumänien will die politische und militärische Rolle der Nordatlantischen Allianz stärken, sagte der rumänische Au‎ßenminister Bogdan Aurescu bei einem Treffen der NATO-Chefdiplomaten in Brüssel. Es war das erste Treffen in diesem Format, bei dem alle vor Ort zusammenkammen, nach dem im November 2019 und gleichzeitig die erste Gelegenheit, sich mit dem neuen US-Au‎ßenminister Antony Blinken zu treffen. Das Treffen konzentrierte sich auf den Reflexionsprozess der NATO 2030.





    Der Vertreter Rumäniens sagte, er unterstütze die Vorschläge des NATO-Generalsekretärs. Jens Stoltenberg merkte an, dass zu den globalen Herausforderungen, auf die die Mitgliedsstaaten reagieren müssen, die destabilisierenden Handlungen Russlands, der Terrorismus, Cyberangriffe, die Verbreitung von Atomwaffen und der Aufstieg Chinas gehören. Die NATO hat ihre Präsenz in der Schwarzmeerregion mit den drei Anrainerstaaten — Türkei, Rumänien, Bulgarien -, die Mitglieder des Bündnisses sind, und zwei weitere Staaten — Ukraine und Georgien -, die enge Partner der NATO sind, verstärkt. Wir haben unsere Präsenz zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft sowie die Zusammenarbeit mit unseren Partnern Georgien und Ukraine verstärkt. Wir werden diese Arbeit fortsetzen und überlegen, wie wir diese Partnerschaft auf der Basis politischer und praktischer Unterstützung weiter ausbauen können“ — sagte Stoltenberg auf der Pressekonferenz.



    Au‎ßenminister Bogdan Aurescu stellte die Analyse Rumäniens bezüglich der anhaltenden Sicherheitsherausforderungen an der Ostgrenze des Bündnisses, einschlie‎ßlich des Schwarzen Meeres, vor und verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Notwendigkeit, langwierige Konflikte zu lösen, die die Sicherheit in der Region destabilisieren. Der rumänische Vertreter bekräftigte seine Unterstützung für den derzeitigen Ansatz des Nordatlantischen Bündnisses gegenüber Russland und forderte die Stärkung der Abschreckungs- und Verteidigungsposition der NATO an der gesamten Ostflanke, vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee. Der Dialog mit Moskau könne nur unter den Bedingungen einer sehr robusten Haltung der NATO stattfinden, so der rumänische Minister. Bogdan Aurescu hob auch die ma‎ßgebenden Auswirkungen der Rüstungskontrolle auf die regionale Sicherheit und Stabilität hervor und plädierte dafür, die vertiefte alliierte Koordination in dieser Dimension fortzusetzen.





    Diskutiert wurde auch der Vorschlag Jens Stoltenbergs, einen Sonderfonds für Verteidigung und Abschreckung einzurichten, um Verbündete zu ermutigen, sich z. B. an Gefechtsverbänden an der Ostflanke zu beteiligen, wobei die Kosten vom Nordatlantischen Bündnis und nicht nur von dem an der Operation beteiligten Staat getragen würden. Die Initiative “NATO 2030” zielt darauf ab, das Bündnis auf bessere Grundlagen zu stellen, damit die Organisation global besser reagieren kann, insbesondere im Umgang mit aufsteigenden autokratischen Regimen, vor allem Chinas und Russlands, und mit Bedrohungen der internationalen Ordnung.

  • EU-Kommission nimmt Rumäniens Energie- und Klimapläne auf den Prüfstand

    EU-Kommission nimmt Rumäniens Energie- und Klimapläne auf den Prüfstand

    Der rumänische Plan definiert insbesondere im Energiebereich die Handlungsziele Rumäniens im nächsten Jahrzehnt vor dem Hintergrund einer globalen Klimakrise. Nach der Prüfung mehrerer Kapitel kritisierten die Verantwortlichen in Brüssel den mangelnden Ehrgeiz, da die von Rumänien gesetzten Ziele unter den von der EU empfohlenen Standards lägen, auch wenn sie im Vergleich zu den bisherigen Berichten etwas höher ausfallen. Dementsprechend stellt die Kommission in Bezug auf erneuerbare Energien fest, dass Rumänien mit 30,7% Anteil weiterhin ein niedrig gestecktes Ziel beibehält, obwohl das Potenzial des Landes grö‎ßer ist. Laut Schätzungen könnte Rumänien bis 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien von 34% erreichen. Und der Plan nennt zwar die einzelnen Ma‎ßnahmen für die zunehmende Bedeutung der grünen Energie in den Bereichen Strom, Heizung und Verkehr, doch dafür sei keine eindeutige Bemessung vorhanden, so Experten wie auch der Koordinator der Klima- und Energiekampagne von Greenpeace Rumänien, Vlad Cătună:



    Rumäniens Strategie im Bereich Energie und Klima konzentriert sich im Wesentlichen auf fossile Brennstoffe und Kernenergie, anstatt sich auf grüne erneuerbare Energiequellen zu konzentrieren, da Rumänien, Europa und die ganze Welt mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind“, meint Cătună. Er meint auch Auswirkungen, die die Menschen hier, in Rumänien, zu spüren bekommen, nicht nur fernes Gletscherschmelzen. Dazu gehören die ausgetrockneten Seen von Nuntași und Iezer oder die Wüstenbildung in Südoltenien, die in vollem Gange ist. Für Rumänien war dieses Jahr eines der trockensten Jahre. Daher müsse Rumänien einen ehrgeizigen Plan vorlegen, in dem grüner Energie auf Kosten der schmutzigen Energie Vorrang eingeräumt werden sollte. Dass im rumänischen Energiemix Kohle immer noch ihren Platz hat und dass es Projekte zum Vorrang von Erdgasförderung im Schwarzen Meer gibt, bedeutet ein sehr ernstes Problem für Rumänien, findet der Klimaaktivist. Der Übergang zu grüner Energie ist kein einfacher und auch kein billiger Prozess. Umweltschutz ist teuer, das zeigen schon die Preise der Bioprodukte in Fachgeschäften. Der gro‎ße Vorteil Rumäniens ist, dass die Europäische Union diese Umwandlungen finanziert, au‎ßerdem hat Rumänien ein gutes Potential, vor allem wegen seiner geographischen Lage, glaubt man bei Greenpeace.



    Wir haben ein enormes Potenzial im Bereich der Windkraft, man spricht vom Offshore-Wind-Potenzial der erneuerbaren Energien im Schwarzen Meer, und wir können auch von einem enormen Potenzial der Sonnenenergie im südlichen Teil des Landes sprechen. Sie haben völlig Recht, wenn Sie sagen: Ja, wir brauchen Geld, und das Gute daran ist, dass die Europäische Kommission mit ihrem European Green Deal Rumänien gro‎ße Summen für diese Art der Energiewende anbietet. Wir wollen, dass es ein Übergang von fossilen Brennstoffen direkt zur grünen Energie wird. Es wird sehr teuer und sehr schwierig für uns sein, einen Übergang mit Erdgas aufzubauen, anstatt direkt zu erneuerbaren grünen Energien überzugehen“, erklärt Vlad Cătună von Greenpeace.



    In Sachen Energieeffizienz stellt die Europäische Kommission fest, dass Rumänien in Bezug auf den nationalen Beitrag zum EU-Ziel 2030 weiter geht als ursprünglich vorgesehen. Die Beiträge zum Primärenergieverbrauch und zum Endenergieverbrauch sind jedoch keineswegs ehrgeizig. Positiv ist zu vermerken, dass der endgültige Plan nützliche Informationen über Gebäude enthält und auf die Absicht hinweist, über eine Sanierungsrate von 3 oder 4% hinauszugehen. Den Verantwortlichen in Europa zufolge hat Rumänien jedoch noch keine langfristige Sanierungsstrategie entwickelt.



    Die Kommission forderte auch Ma‎ßnahmen zur Energieeffizienz der Heizungsnetze. Schlie‎ßlich bietet der Plan keine ausreichenden Informationen über die Luftqualität und die Wechselwirkung zwischen der Luftqualität und der Emissionspolitik. Es gibt jedoch auch Beispiele für gute Praktiken: Das Dokument übernimmt Elemente des Green Deals für die Landwirtschaft, vor allem bei der Förderung der ökologischen Landwirtschaft und den begrenzten Einsatz von Düngemitteln. Greenpeace-Experte Vlad Cătună klang in diesem Zusammenhang optimistisch und erklärte, dass sich alles ändert, da das neue europäische Klimagesetz viel ehrgeizigeren Ziele setzen werde. Das werde auch die rumänischen Behörden dazu zwingen, die Energiewende zu beschleunigen, auf Kohle und Gas zu verzichten und in grüne Energie zu investieren.

  • NATO: Ein neues strategisches Konzept

    NATO: Ein neues strategisches Konzept

    Die NATO-Au‎ßenminister haben am Mittwoch ein zweitägiges Treffen abgeschlossen. Auf der Tagesordnung standen u. a. die Beziehung zu Russland, die Anpassung des Bündnisses an das neue Sicherheitsumfeld und die Situation in Afghanistan. Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte, dass eine der globalen Herausforderungen für die NATO der Aufstieg Chinas sei, und erklärte, dass sich das Land dem Bündnis-Raum nähere und stark in die Infrastruktur alliierter Länder in Europa, einschlie‎ßlich des Schwarzen Meeres, investiere. Der NATO-Generalsekretär erklärte, dabei handle es sich nicht um einen Feind, sondern einen Konkurrenten, was einen weiteren Grund darstellt, warum das Nordatlantische-Bündnis eine stärkere globale Rolle spielen muss.





    “China hat das zweitgrö‎ßte Verteidigungsbudget der Welt und investiert stark in neue Fähigkeiten”, sagte Jens Stoltenberg und fügte hinzu, dass Peking die Menschenrechte untergräbt, sich aggressiv gegenüber anderen Ländern verhält und sich zunehmend in den Wettbewerb der Systeme engagiert. Deshalb müssen, nach Ansicht von Generalsekretär Stoltenberg, Demokratien mit denselben Werten in ihrem gemeinsamen Interesse zusammenarbeiten, um diese zu verteidigen, in dem sie die Widerstandsfähigkeit ihrer Gesellschaften, Volkswirtschaften und Institutionen stärken und ihre regeln basierte Ordnung aufrechterhalten. Andererseits analysierten die Au‎ßenminister der NATO-Staaten auf dem Treffen, das der Schwarzmeerregion gewidmet war, die Sicherheitsentwicklungen und die Rolle des Bündnisses in diesem Raum, im Hinblick auf Abschreckung und wirksame Verteidigung, sowie auf partnerschaftliche Beziehungen.







    An dem Treffen nahmen auch die Au‎ßenminister Georgiens und der Ukraine teil. Es sind Länder für die, die Alliierten eine stärkere Unterstützung beschlossen. Der Chef der rumänischen Diplomatie, Bogdan Aurescu, wies auf die Verschlechterung der Sicherheitslage in der Schwarzmeerregion hin, aufgrund der Zunahme der russischen Militärpräsenz und der Intensivierung der hybriden Aktionen. Er sagte, die Bemühungen zur Umsetzung von Ma‎ßnahmen zur Stärkung der Abschreckungs- und Verteidigungshaltung der NATO in der Region müssten fortgesetzt werden. Er bestand auch auf einer genauen Überwachung der Sicherheitsentwicklungen, einschlie‎ßlich der eingefrorenen Konflikte, die Instabilität erzeugen und wiederaufflammen können. Bukarest wird den Reflexionsprozess innerhalb des Bündnisses – NATO 2030 genannt – unterstützen und sich aktiv daran beteiligen. Aus dieser soll eine strategische Vision des NATO-Profils entstehen, sagte Bogdan Aurescu. Er kündigte die Absicht Rumäniens an, ein euro- atlantisches Resilienz-Zentrum einzurichten, ein Thema, das für die nächste Zeitspanne als eine Priorität angesehen wird.



  • Invasive Spezies: Atlantische Blaukrabbe im Schwarzen Meer gesichtet

    Invasive Spezies: Atlantische Blaukrabbe im Schwarzen Meer gesichtet

    In den Fischernetzen entlang der rumänischen Schwarzmeerküste bleiben ab und zu manch seltene Fische, Krebs- und Weichtiere hängen. Manche werden von den Schiffen hergebracht, die aus weiter Ferne kommen. Dies trifft auch für die Blaukrabbe zu, eine Spezies, die an der Atlantikküste von Nordamerika zu Hause ist. Allerdings wurde das genannte Krebstier neuerdings auch an der Schwarzmeerküste gesichtet, wo gewöhnlich kleine Krabben, mit kaffeefarbigem Rückenpanzer leben. Nichtsdestotrotz gelangte vor kurzem eine Blaukrabbe von etwa einem halben Kilo beim Nationalen Forschungsinstitut Grigore Antipa“ in Constanţa. Die Forscher, die dort arbeiten, versuchten Antworten im Hinblick auf die Anwesenheit dieser invasiven Krebstierart an der rumänischen Schwarzmeerküste zu finden. Mehr Einzelheiten dazu lieferte der Leiter der Nationalen Forschungsinstituts in Constanta, Simion Nicolaev:



    Vor etwa 30 Jahren stie‎ßen wir zum ersten Mal hierzulande auf die Blaukrabbe. Wir dokumentierten uns diesbezüglich, denn wir wollten herausfinden, wie sich diese Krebstierart entwickelt und verhält und wovon sie sich ernährt. Unsere Recherche zeigte uns, dass die Blaukrabbe weniger tiefe Gewässer vorzieht. Darüber hinaus leben im Schwarzen Meer wenige Raubfische, die ihr Leben gefährden konnten, also fand sie hier günstige Bedingungen, um sich weiterzuentwickeln. Wir fanden die Blaukrabbe in Gewässern von 10–11 m Tiefe. Das ist eine erste Eigenschaft der Blaukrabbe, die wir erkannten. Au‎ßerdem lernten wir, dass sie vielfältige Nahrung zu sich nimmt. Wir stellten vor kurzem fest, dass sie auch Muscheln frisst. Vor ein paar Tagen steckten wir die Blaukrabbe in ein Aquarium und wir konnten beobachten, wie sie Miesmuscheln fra‎ß. Blaukrabben sind sehr kräftig. Und sie brechen die Muschelschalen mit Hilfe der Scheren!“




    Der Leiter des Forschungsinstituts an der Schwarzmeerküste erzählte uns, was für eine Auswirkung die Anwesenheit der Blaukrabbe auf das örtliche Ökosystem habe:



    Um die Auswirkung abzuschätzen, müssen wir uns erst ein Bild machen über die Anwesenheit und Verbreitung der Blaukrabbe im Schwarzmeerraum. Diese Spezies in Gefangenschaft zu halten, ist etwas heikel. Wir haben derzeit die Gelegenheit, zu beobachten, was sie aufnimmt, wovon sie sich ernährt. Doch sie stellt keine Gefahr für die anderen Fischarten im Schwarzen Meer dar. Wir haben ja nur wenige Exemplare gefunden, die meisten waren sehr gro‎ß. Der Rückenpanzer hatte einen Durchmesser von 16 bis 19 cm. Also können wir davon ausgehen, dass ihre Anwesenheit keinen gro‎ßen Unterschied macht.“




    Fischer und Freiwillige unterstützen oft die Forscher bei ihrer Arbeit. Dazu Simion Nicolaev:



    Wir erhalten viele Informationen übers Internet, einschlie‎ßlich von Arbeitern, die auf einer Bohrinsel arbeiten. Sie haben nämlich die Möglichkeit, vor Ort, weit drau‎ßen auf dem Meer, das Verhalten zahlreicher Seetiere zu beobachten. Manchmal berichten sie sogar über Robben — und diese Tierart gibt es im Schwarzen Meer nicht mehr, doch manche sind aus der Gefangenschaft geflüchtet und gelangen in die Nähe solcher Bohrinseln. Ich möchte mich auf diesem Wege bei allen Freiwilligen bedanken, die uns mit Informationen versorgen. Ihr Beitrag ist für die Forschungsarbeit besonders wichtig.“




    Falls sich die Blaukrabbe im Schwarzen Meer akklimatisiert, plant man, in Aquakulturen zu züchten, um in den örtlichen Restaurants serviert zu werden. Das Gleiche geschah auch im Falle einer anderen invasiven Tierart, der Schnecke Rapana Venosa. Sie gelangte als invasive Gattung vor 50 Jahren im Schwarzen Meer und kann nun auf vielen Speisekarten in Rumänien gefunden werden.