Tag: Temeswar

  • Hörerpostsendung 20.5.2018

    Hörerpostsendung 20.5.2018

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Von Johann Ruff (aus Mühlheim am Main, Hessen) erhielten wir unlängst einen Postbrief, der auf den 15. April datiert ist:



    Am 29. März gab es eine Meldung über die Umstrukturierung der Fluggesellschaft TAROM. Eine Frage: Wieviel Regionalflughäfen gibt es in Rumänien? Sind die Flughäfen rentabel? Oder ein Zuschussgeschäft wie in Deutschland, wo teilweise nur einmal in der Woche ein Passagierflugzeug landet?



    Sie waren doch auch auf der Leipziger Buchmesse. War die Vorstellung von Rumänien erfolgreich?




    Vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Ruff. Rumänien verfügt über insgesamt 17 Flughäfen, davon zwei in Bukarest, wobei einer nur für Charter-Maschinen und private Jets zuständig ist. Folglich gibt es 15 Regionalflughäfen in den grö‎ßeren Städten des Landes. Zwei sind wegen Modernisierungsarbeiten derzeit geschlossen und ein weiterer Flughafen wird in Kronstadt gebaut. Den meisten Verkehr gibt es erwartungsgemä‎ß auf den beiden Bukarester Flughäfen: Über den Flughafen Henri Coandă“ in Bukarest wurden im Jahr 2017 über 12,8 Mio. Passagiere befördert — das waren um knapp 17% mehr als im Vorjahr 2016. Ein spektakuläres Wachstum verzeichnete der Flughafen in der westsiebenbürgischen Stadt Klausenburg: Die beinahe 2,7 Mio. beförderten Passagiere im Jahr 2017 entsprechen einer Zunahme des Verkehrs um 43% im Vergleich zum vorangegangenen Jahr. Auch Temeswar kam mit 1,6 Mio. Passagieren und einer Zunahme um knapp 38% nah dran, gefolgt von Jassy (1,1 Mio. Passagiere) und Hermannstadt (530.000 Passagiere). Alle anderen gro‎ßen Regionalflughäfen bewegen sich im sechsstelligen Bereich in Puncto Passagiere. Am anderen Ende der Skala befindet sich der Flughafen in der nordrumänischen Stadt Baia Mare (mit nur 44 Passagieren, die im Jahr 2017 befördert wurden). Insgesamt wurden über sämtliche rumänischen Flughäfen knapp 23 Mio. Passagiere im Jahr 2017 abgewickelt. Das entsprach einer Zunahme von 22,15% im Vergleich zu 2016.



    Und ja, die Leipziger Buchmesse war ein Erfolg, der Messestand war ständig gut besucht und es gab auch au‎ßerhalb des Messegeländes interessante und gut besuchte Veranstaltungen. Auch im Vorfeld und während der Messe waren die Presseberichte durchaus positiv.




    Um Literatur geht es in der folgenden Botschaft, die wir von Paul Gager (aus Wien, Österreich) im Internetformular erhielten:



    Werte Redaktion!



    Vielleicht von Interesse und noch unbekannt? Das Buch Humbug und Variationen“ von Ion Luca Caragiale — in der SWR-Buch-Bestenliste des Monats April. In der kurzen Buchbesprechung im SWR-Teletext hei‎ßt es dazu: Er steht in Bronze auf Denkmalsockeln, sein Geburtsort wurde nach ihm benannt, er gilt als wichtigster Dramatiker Rumäniens und er hat seine Zeitgenossen hier in kuriosen Erzählungen mit Sprachwitz und gnadenlosem Gespür fürs Komische und Absurde porträtiert.“ Sicher können Sie mir / uns Hörern vielleicht Teile der Laudatio oder alles bestätigen oder dementieren. Danke.



    Mit literarischen Grü‎ßen


    Paul Gager




    Vielen Dank für den Hinweis, lieber Herr Gager. Dass Caragiale durchaus lesenswert ist, kann ich nur bestätigen. Ich kenne zwar die aktuelle Übersetzung nicht, die Übersetzerin Eva Ruth Wemme hat sich aber in den letzten Jahren einen Namen gemacht — sie war auch auf der Leipziger Buchmesse zugegen und übersetzt nicht nur Klassiker, sondern auch zeitgenössische rumänische Literatur. Auf der Webseite des Verlags, wo die Erzählungen und Kurzgeschichten Caragiales veröffentlicht wurden, werden die Übersetzerin und der Band mit folgenden Worten vorgestellt:



    EVA RUTH WEMME, 1973 in Paderborn geboren, war Dramaturgin am Schauspielhaus Chemnitz und ist heute mehrfach ausgezeichnete Autorin und Übersetzerin, u.a. übersetzte sie Mircea Cartarescu, Nora Iuga, Norman Manea und Ioana Nicolaie. Sie lebt in Berlin und ist Sprach- und Kulturmittlerin für Neuankömmlinge aus Rumänien.



    Die deutsche Übersetzung von Eva Ruth Wemme, die es an Sprachverspieltheit und Punktgenauigkeit mit Caragiales rumänischen Texten aufnimmt, schenkt uns Lesern Einblicke in Situationen, Anekdoten, Journale, Dialoge, Streitgespräche […] der rumänischen Gesellschaft um 1900. […] Mit Caragiale ist eine Zentralgestalt der rumänischen Literatur zu entdecken, dessen unbändige, feinsinnige, urkomische und einflussreiche Geschichten auch schlicht ein gro‎ßer Spa‎ß bei der Lektüre und ein berauschendes Fest der Sprache sind.“



    Ich kann Ihnen daher die Lektüre nur wärmstens empfehlen.




    Weiter geht es nach Meckenheim in NRW, wo unser Hörer Fritz Andorf zu Hause ist. Folgende Zeilen schickte er uns unlängst per E-Mail:



    Liebes RRI-Team,



    vielen Dank für die Erwähnung meiner letzten Mail im heutigen Funkbriefkasten.



    Heute habe ich wieder einmal auf den Tatort“ im Fernsehen verzichtet und Ihre Abendsendung vorgezogen, denn das schöne Wetter am Nachmittag lockte natürlich mehr zu einer Radtour in die frühlingshaft üppig-grüne Umgebung. Beim Einschalten Ihres Programms stellte ich fest, dass der Empfang der Abendsendung deutlich besser ist als der Empfang am Nachmittag, wo das Signal nicht ganz so stark hereinkommt.



    In der heutigen Tourismussendung schwärmte man ja geradezu von einem Urlaub an der vielseitigen Schwarzmeerküste. Und ich kann das sogar teilweise von meinem eigenen Aufenthalt vor einigen Jahren nachvollziehen. Schön, dass die Zahl der Urlauber aus dem Ausland zunimmt, darunter sogar viele aus Israel. Erwähnt wurden auch die All-inclusive-Angebote“. Da bin ich allerdings etwas skeptisch. So praktisch sie für die Touristen sind, so benachteiligen sie jedoch die örtlichen Cafés und Gaststätten, die dadurch keine Geschäfte mehr machen.



    […]



    In der Musiksendung gab es unter anderem Musik mit dem Bandleader Peter Herbolzheimer, der mir durchaus als deutscher Jazzmusiker bekannt ist. Beim Googeln stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass Herbolzheimer in Bukarest geboren ist und erst 1951 mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert ist.



    Kürzlich lief bei uns im Fernsehen ein spannender Krimi über die Arbeit der Zielfahnder, deren Ermittlungen sich bei der Suche nach Schwerkriminellen auch ins Ausland erstrecken. Und diesmal führte die Reise der Zielfahnder bei der Suche nach einem aus dem Gefängnis ausgebrochenen rumänischen Täter nach Rumänien. Dabei ging es voll ins pralle Leben in Bukarest und danach auf dem Lande. Natürlich wurden dabei auch Vorurteile gegen Rumänien bestätigt, aber es gab auch viel originelle Folklore zu erleben, darunter eine Hochzeit mit ihren Bräuchen. Auch der Gesuchte wurde schlie‎ßlich in den Karpaten erwischt, leider nicht lebendig. Alles in allem war es ein spannender und gleichzeitig unterhaltsamer Film.



    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Andorf. Unterhaltungsfilme arbeiten leider auch mit Klischees — nicht nur Rumänen, sondern Osteuropäer generell kommen als Figuren oft entweder als Bösewichte oder als Billiglohnempfänger vor, manchmal auch als unschuldige und bemitleidenswerte Opfer.



    So, die Zeit ist schon um, zum Schluss die Postliste:



    Postbriefe hole ich mir nächste Woche aus der Ablage. E-Mails und Botschaften im Internet-Formular erhielten wir in den letzten zwei Wochen bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitagnachmittag von Reginaldo Anunciação (Brasilien), Uchra Aleksandrowitsch Timofejew (Kasachstan), Dmitrij Kutusow (Russland), Josef Robl und Paul Gager (beide aus Österreich) sowie von Fritz Andorf, Michael Hartmann, Volker Willschrey, Alexandru Bușneag, Tony Baudis, Heinz Günter Hessenbruch, Anna und Bernd Seiser, Marco Hommel und Siegbert Gerhard (alle aus Deutschland).




    Audiobeitrag hören:




  • Aktionsgruppe Banat: Deutschsprachige Schriftstellergruppierung von Securitate zerschlagen

    Aktionsgruppe Banat: Deutschsprachige Schriftstellergruppierung von Securitate zerschlagen

    Hinter dem Namen Aktionsgruppe Banat“ steckt eine Gruppe deutschsprachiger Literaturschaffender aus Westrumänien. Sie erschien 1972 als Literaturkreis an einem Gymnasium in der Banater Stadt Sânnicolau Mare — deutsch Gro‎ßsanktnikolaus. Der Gruppe gehörten neun Gründungsmitglieder an. Hintergrund war die nach 1960 eingetretene Entspannung der Zensur. Im April 1972 erschien in der deutschsprachigen Neuen Banater Zeitung“ aus Timişoara/Temeswar ein Artikel mit der Meinung junger Schriftsteller über die Literatur und die gesellschaftlichen Zustände sowie die Situation junger Menschen in Rumänien. Sehr schnell etablierte sich die Gruppe als nonkonformistische Vereinigung, die die Gesellschaft — und somit auch das Regime von Nicolae Ceauşescu — kritisch hinterfragte.



    Der Historiker Corneliu Pintilescu vom Geschichtsinstitut George Bariţiu“ in Cluj/Klausenburg findet, dass die Gruppe schon von Anfang Einfluss hatte — die Probleme mit der Zensur waren differenzierter, weil sich die Autoren auf humoristische Weise und aus marxistischer Perspektive ausdrückten. Die Gruppe war in Timişoara und anderen Städten im Banat zwischen 1972 und 1975 aktiv, aber der Nachhall war gro‎ß und erfasste auch die Arbeit von Autorinnen und Autoren wie Herta Müller“, so Pintilescu. Sie und andere Schriftstellerkollegen waren zwar nicht Mitglieder der Gruppe, standen aber unter ihrem Einfluss und erfanden sich unter anderen Labels wieder.



    Besonders an der Aktionsgruppe Banat ist, dass sie sich im westlichen kritischen Marxismus verortete und eine Emulation des 1968er Geistes an den westlichen Universitäten versuchte, sagt der Historiker. In vielen Texten übten sie vor allem durch ausgeklügelte Wortspiele eine verschleierte Kritik am real existierenden Sozialismus im Rumänien der Jahre 1970–1980. Für den Geheimdienst Securitate war der Umgang mit dieser Art von Kritik aus marxistischen Positionen eine sehr komplizierte Herausforderung. Die Agenten behielten die Autoren zwar im Auge, nahmen sie fest und verhörten sie, lie‎ßen aber dennoch eine relativ reiche literarische Tätigkeit zu. Der staatliche Verlag Kriterion veröffentlichte viele ihrer Texte, was auf dieses doppeldeutige Verhältnis zum Regime hindeutet. Und interessanterweise durften sie auch eine Beziehung zu marxistischen Medien in der BRD und in Österreich pflegen. In den 1970er Jahren veröffentlichten sie in vielen linken westlichen Medien. Der Umgang der Geheimpolizei mit der Aktionsgruppe Banat ist sehr aufschlussreich, glaubt der Historiker Corneliu Pintilescu. Es gibt zwar bestimmte Partikularaspekte des Falles Aktionsgruppe Banat, aber insgesamt zeigt er doch klar vor, wie sich der Umgang des Regimes und der Securitate mit den Intellektuellen gestaltete — er widerspiegelt den Wandel der Methode, Technik und Politik der Geheimdienste“, meint Pintilescu.



    Ein gutes Beispiel dafür ist die Situation von William Totok, der heute in Berlin lebt. 1971 wurde er von dem Geheimdienst festgenommen und verhört, weil er einen Brief an Radio Freies Europa geschickt hatte. Doch am Ende der Ermittlungen lie‎ß ihn die Geheimpolizei laufen, weil sie den Vorfall als weniger schwer einstufte. Er musste sich nur die Kritik seiner Kollegen bei einer Sitzung des Jugendverbands der Partei anhören. In den 1980er Jahren kam es bei ähnlichen Verfahren im Zusammenhang mit der Aktionsgruppe Banat dafür schon zu Verurteilungen. Wir haben es also zu tun mit einem Wandel von Samthandschuhen zu repressiven, gewaltsamen Methoden, sagt der Historiker.



    Interessant ist, dass die Geheimpolizei anfangs mit den Texten nichts anfangen konnte — sie heuerte andere Literaten an, um sie zu entziffern. Die Geheimdienste spezialisierten sich auf Literaturdeutung — und Historiker spotteten schon über eine Polizeiästhetik“. Humor konnte schwerer politisch angekreidet werden, so viel kapierte auch die Securitate, die bei Totok die Gelegenheit am Schopf packte, ihn zur Mitarbeit als Spitzel zu überzeugen, berichtet Corneliu Pintilescu. William Totok wurde IM Thomas; er geht durch alle drei Zustände, die jemand im Verhältnis zur Geheimpolizei annehmen konnte. Er wurde überwacht, verhört und akzeptierte, zu bespitzeln“, so Historiker Pintilescu, dessen Einlassung nach die Geschichte komplizierter ist.



    Die Securitate wusste, dass jemand Ende der 1960er Jahre aus Gro‎ßsanktnikolaus Briefe an den Sender Freies Europa schickte — aber sie wusste nicht, wer das war. Sie ermittelte und stie‎ß auf Totok, weil dessen Mutter das in einem Brief an eine Drittperson eröffnete. Totok wurde dann verhaftet, verhört, die Securitate lie‎ß ihn aber danach in Ruhe. Als er Mitte der 1970er Jahre an Begegnungen der Aktionsgruppe Banat aktiv teilnahm, wurde die Securitate wieder auf ihn aufmerksam und drehte ihn zum Spitzel um. Aber er schenkte seinen Kameraden reinen Wein ein, so dass sie wussten, woran sie waren. Die Aktionsgruppe Banat wurde schlie‎ßlich zerschlagen, ihre Mitglieder ins Exil gezwungen. Ihre Mitglieder sind heute noch in Deutschland als Autoren und Übersetzer tätig — und Herta Müller gewann sogar den Literatur-Nobelpreis.

  • Nachrichten 22.12.2017

    Nachrichten 22.12.2017

    Straßbourg: Der Generalsekretär des Europarates Thorbjorn Jagland hat am Freitag dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis einen Brief geschickt, in dem der Präsident Rumäniens aufgefordert wird, die Meinung der Venedig Kommission über die Reformen im Justizbereich, die schon vom Parlament gebilligt wurden, zu verlangen. Der Vertreter der Europäischen Kommission für Demokratie durch Recht schreibt, er habe mit großer Aufmerksamkeit den Prozess der Billigung der Abänderungen dreier Gesetze im Bereich Justiz verfolgt. Er weiß, dass die Interessierten und im allgemeinen die rumänische Gesellschaft über die Änderunganträge diskutiert haben. Jagland behauptet, eine Meinung der Venedig-Kommission kläre, ob die Abänderungen mit den grundsätzlichen Standarden des Rechtsstaates kompatibel seien. Die Meinung der Venedig-Kommission ergänze die dringende Bewertung der Abänderungen, durch die Staatengruppe gegen die Korruption, heißt es des Weiteren.



    Bukarest: Die Gedenkveranstaltungen der Märtyrer der Rumänischen Revolution, die im Dezember 1989 zum Fall des kommunistischen Regimes geführt hat, sind am Freitag fortgesetzt worden. Auch Rumäniens Parlament gedachte am Vortag im feierlichen Rahmen der Revolution von 1989. Die Revolte begann am 16. Dezember 1989 im westrumänischen Temeswar und breitete sich anschließend auf das gesamte Land aus. Nach vier Protesttagen mit zahlreichen Opfern in Temeswar hatte sich die rumänische Armee mit der Bevölkerung solidarisiert. Insgesamt starben mehr als 1000 Menschen landesweit. Weitere 3400 Menschen wurden verletzt. Rumänien war das einzige Land im ehemaligen Ostblock, in dem der Regimewechsel mit Gewalt herbeigeführt wurde. Das Diktatorenpaar Nicolae und Elena Ceauşescu wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.



    Bukarest: Das Plenum des Parlaments hat am Freitag den Staatshaushalt und zum Sozialversicherungshaushalt 2018 angenommen. Es wurden 255 Für-“ und 95 Gegen-“ Stimmen gezählt. Nach heftigen Diskussionen hatten die Senatoren und Abgeordneten den von der Regierung erarbeiteten Entwurf fast unverändert verabschiedet. Änderungsanträge der Opposition wurden von der Mehrheit zurückgewiesen. Die Opposition beschloss somit nicht an der Abstimmung teilzunehmen. Eckdaten der beiden Haushaltsvorlagen sind 5,5% Wachstum, ein Wechselkurs von 4,55 Lei für einen Euro, 3,1% Inflation, ein Haushaltsdefizit von unter 2,97% des BIP und ein Durchschnittlohn von 2.614 lei (umgerechnet 565 Euro). Die angekündigten Prioritäten sind die Gesundheit, Bildung und Infrastruktur. Die bürgerliche Opposition kritisierte die Maßnahmen der Regierungskoalition. Die PSD und ALDE seien bei der Berechnung des Haushalts gewisse Risiken eingegangen, die zur einer höheren Staatsverschuldung führen werden, hieß es.



    Bukarest: Das Auswärtige Amt in Bukarest hat am Freitag angekündigt, es habe die Stellungnahme der 7 Partner und Allierte Rumäniens betreffend die Entwicklungen im Justizbereich zur Kenntnis genommen. Das Außenministerium versicherte erneut, Rumänien sei ein starker Befürworter der Werte der Europäischen Union und äußerte seine Bereitschaft auf einen realen und konkreten Dialog mit den europäischen Partnern. Diese hatten in einem gemeinsamen Brief zur geplanten Justizreform Stellung genommen. Darin appellierten sie am Donnerstag an die Verantwortlichen, jegliche Entscheidungen zu vermeiden, die die Unabhängigkeit der Justiz und den Kampf gegen die Korruption schwächen könnten. In ihrem offenen Brief verweisen die diplomatischen Vertretungen Belgiens, Dänemarks, Finnlands, Frankreichs, Deutschlands, der Niederlande und Schwedens auf die Risiken, die mit den Änderungsanträgen zu den Justizgesetzen einher gehen. In dem Brief werden die bedeutenden Fortschritte Rumäniens in den letzten zehn Jahren hinsichtlich eines Fahrplans und glaubwürdiger Justizreformen anerkannt. Allerdings seien die ausländischen Diplomaten davon überzeugt, dass die unlängst verabschiedeten Gesetze zur Justizreform in der jetzigen Fassung die erreichten Fortschritte gefährdeten. Genauso stünde es um die letzten Änderungsanträge zum Strafgesetzbuch und zur Strafprozessordnung, ist dem Schreiben der Bukarester Botschaften zu entnehmen. Auch der Europarat kritiserte die Gesetzesänderungen heftig. Mehr zu diesem Thema hören Sie nach den Nachrichten.



    Bukarest: Jeder einzelne Rumäne muss spüren, dass die EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens 2019 die Bürger und ihre Erwartungen der EU gegenüber betrifft. Dies erklärte der delegierte Minister für Europafragen Victor Negrescu. Er sagte, es sei wichtig, dass Bukarest diesen Augenblick ausnutzt um Rumänien besser bekannt zu machen. In diesem Sinne sollen alle nationalen und lokalen Ressourcen eingesetzt werden. Das Ziel ist, dass jeder Rumäne, egal wo er sich befindet, spürt, dass er einen Teil der EU-Präsidentschaft innehat, betonte Victor Negrescu. Rumänien wird sechs Monate lang, beginnend mit dem 1. Januar 2019, die EU-Ratspräsidentschaft innehaben.

  • Rumänien begeht 28. Jahrestag der antikommunistischen Revolution

    Rumänien begeht 28. Jahrestag der antikommunistischen Revolution

    Jedes Jahr wird im Dezember das kollektive Gedächtnis der Öffentlichkeit in Rumänien wieder wachgerufen: Die gewaltsame Trennung vom kommunistischen Regime vor 28 Jahren und die unglücklichen Auswirkungen der vier Jahrzehnte langen Diktatur rücken erneut in den Mittelpunkt. Die Beseitigung des Diktatoren-Ehepaars Nicolae und Elena Ceaşescu hatte im Fall der Berliner Mauer und der Auflösung aller totalitären Regierungen in Mittel- und Osteuropa ihre Vorboten. Doch die endgültige Scheidung Rumäniens vom Kommunismus war nicht einfach.



    Jedes Jahr gedenkt das Parlament in Bukarest, ein Symbol für den Grundstein der demokratischen Institutionen in Rumänien, der gut 1100 Todesopfer der Revolution von 1989. In diesem Jahr wurde die Zeremonie im feierlichen Rahmen vom Vizepräsidenten des Parlamentsausschusses der Revolutionsteilnehmer, dem sozialdemokratischen Abgeordneten Adrian Paul Radu eröffnet.



    Die einzigartigen Taten und Momente der in Temeswar ausgelösten Revolution, die wir jetzt in Erinnerung rufen, sind nur einige Fragmente einer historischen Wahrheit, die wir unbedingt aufarbeiten müssen. Wir müssen diese Wahrheit an die jungen Generationen weitergeben, aus Respekt für die Helden der Revolution, samt einem Plädoyer für die Unvergessenheit.



    Der liberale Senator Marcel Velea erklärte, die Erinnerung an die Helden der Revolution müsse mit Respekt behandelt werden.



    Die rumänische Revolution hat die Angst überwältigt, das Regime bezwungen und eine freie Nation auferstehen lassen. Die Opfergabe war die Geburtstunde der Demokratie. Wir verneigen uns vor der Kraft unserer Nation, der Entschlossenheit und dem Mut, für die menschliche und bürgerliche Würde sowie für unsere unveräußerlichen Rechte.



    Der Senator Vlad Alexandrescu vom Verband Rettet Rumänien sagte, dass der Kampf für ein europäisches Rumänien eine Hommage an die Helden der Revolution darstelle.



    Die Freiheit, die konstitutionelle Demokratie, der Rechtstaat, die unabhängige Justiz, die Integrität und die Verantwortung bei der Ausübung der Staatsgewalt sind die Werte, für die wir uns weiterhin in Rumänien einsetzen müssen, um die Revolution vom Dezember, unsere Revolution, wahrhaftig zu ehren.



    In Bukarest und landesweit fanden mehrere Gottesdienste statt. Auf dem Universitätsplatz der Hauptstadt, der als Symbol des Kampfes gegen den Kommunismus gilt, und auf dem Friedhof der Helden der Revolution wurden Kränze niedergelegt. Ein Teilnehmer an den Gedenkveranstaltungen erklärte im Interview mit Radio Rumänien:



    Ich habe damals meinen 19 Jahre alten Sohn verloren. Für mich bleibt dieser Schmerz bis in alle Ewigkeit. Sie haben etwas angefangen, das wir aber nicht weitergeführt haben.



    Ähnliche Veranstaltungen fanden an den Hauptsitzen der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalten statt. Der Rundfunk hatte im Dezember 1989 eine erhebliche Rolle gespielt.

  • Nachrichten 21.12.2017

    Nachrichten 21.12.2017

    Präsident Klaus Iohannis hat am Donnerstag eine Botschaft zum 28. Jahrestag der Revolution vom Dezember 1989 übermittelt. Die Rumänen hätten damals Nieder mit dem Kommunismus“ gerufen und das würden die Menschen auch heute noch rufen. Das sei ein Signal für jene Politiker, die mit den Fehlern der Vergangenheit nicht brechen wollten, fügte Iohannis in seiner Botschaft hinzu. Die Verteidigung der Ideale der rumänischen Revolution bedeute die Verteidigung der Institutionen des Rechtsstaates, die Verteidigung der Werte der Demokratie und der Freiheit, sowie auch der Respekt für den Bürger, schrieb der rumänische Präsident in einem sozialen Netzwerk. Die Ermittlungen in der Revolutions-Akte müssten zu Ende gehen, und die Morde und Verstöße sollten bestraft werden, so Klaus Iohannis. Rumäniens Parlament gedachte am Donnerstag im feierlichen Rahmen der Revolution von 1989. Mehrere Gedenkveranstaltungen fanden zudem landesweit statt. Die Revolte begann am 16. Dezember im westrumänischen Temeswar und breitete sich anschließend auf das gesamte Land aus. Nach vier Protesttagen mit zahlreichen Opfern in Temeswar hatte sich die rumänische Armee mit der Bevölkerung solidarisiert. Insgesamt starben mehr als 1000 Menschen landesweit. Weitere 3400 Menschen wurden verletzt. Rumänien war das einzige Land im ehemaligen Ostblock, in dem der Regimewechsel mit Gewalt herbeigeführt wurde. Das Diktatorenpaar Nicolae und Elena Ceauşescu wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.



    Das Plenum des Parlaments wird am Freitag über die Vorlagen zum Staatshaushalt und zum Sozialversicherungshaushalt 2018 entscheiden. Nach heftigen Diskussionen hatten die Senatoren und Abgeordneten den von der Regierung erarbeiteten Entwurf fast unverändert verabschiedet. Änderungsanträge der Opposition wurden von der Mehrheit zurückgewiesen. Eckdaten der beiden Haushaltsvorlagen sind 5,5% Wachstum, ein Wechselkurs von 4,55 Lei für einen Euro, 3,1% Inflation, ein Haushaltsdefizit von unter 2,97% des BIP und ein Durchschnittlohn von 2.614 lei (umgerechnet 565 Euro). Die angekündigten Prioritäten sind die Gesundheit, Bildung und Infrastruktur. Die bürgerliche Opposition kritisierte die Maßnahmen der Regierungskoalition. Die PSD und ALDE seien bei der Berechnung des Haushalts gewisse Risiken eingegangen, die zur einer höheren Staatsverschuldung führen werden, hieß es.



    Der Senat in Bukarest hat am Donnerstag als beschlussfähiges Gremium den Gesetzenwurf zur Funktionsweise des Obersten Rates der Richter und Staatsanwälte gebilligt. Dieser war der letzte von drei Gesetzentwürfen zum Justizwesen, die in den letzten Monaten für heftige Debatten und Proteste gesorgt hatten. Ebenfalls am Donnerstag hat der Kassationshof, Rumäniens oberster Gerichtshof, seine Absicht angekündigt, eine Verfassungsklage gegen einige veränderte Artikel zum Status der Richter und Staatsanwälte einzureichen. Die von der Regierungskoalition aus PSD und ALDE eingebrachten Änderungen werden zudem von der bürgerlichen Opposition und einem Teil der Zivilgesellschaft scharf kritisiert. Ferner haben Hunderte von Richtern und Staatsanwälten vor den Gerichten im ganzen Land gegen das aus ihrer Sicht nicht transparente Änderungsverfahren protestiert.



    Die Bukarester Botschaften mehrerer EU-Staaten haben in einem gemeinsamen Schreiben zur geplanten Justizreform Stellung genommen. Darin appellierten sie am Donnerstag an die Verantwortlichen, jegliche Entscheidungen zu vermeiden, die die Unabhängigkeit der Justiz und den Kampf gegen die Korruption schwächen könnten. In ihrem offenen Brief verweisen die diplomatischen Vertretungen Belgiens, Dänemarks, Finnlands, Frankreichs, Deutschlands, der Niederlande und Schwedens auf die Risiken, die mit den Änderungsanträgen zu den Justizgesetzen einher gehen. In dem Brief werden die bedeutenden Fortschritte Rumäniens in den letzten zehn Jahren hinsichtlich eines Fahrplans und glaubwürdiger Justizreformen anerkannt. Allerdings seien die ausländischen Diplomaten davon überzeugt, dass die unlängst verabschiedeten Gesetze zur Justizreform in der jetzigen Fassung die erreichten Fortschritte gefährdeten. Genauso stünde es um die letzten Änderungsanträge zum Strafgesetzbuch und zur Strafprozessordnung, ist dem Schreiben der Bukarester Botschaften zu entnehmen.

  • Nachrichten 18.12.2017

    Nachrichten 18.12.2017

    Die Haushaltsvorlage Rumäniens 2018 ist am Montag im vereinten Plenum des Parlaments verabscheiedet worden. Gleichzeitig wurden die Beträge gebilligt die den ersten vier Geldverwaltern – Präsidentschaft, Senat, Abgeordentenkammer und Generalsekretariat der Regierung — zugewiesen werden. Die Arbeiten werden am Dienstag mit der Analyse der Anhänge weitergehen. Die Endabstimmung ist für Donnerstag geplant. Eckdaten der besagten Vorlage sind 5,5% Wachstum, ein Wechselkurs von 4,55 Lei für einen Euro, 3,1% Inflation, ein Haushaltsdefizit von unter 2,97% des BIP und ein Durchschnittlohn von 2.614 lei (umgerechnet 565 Euro). Am Freitag hatten die gemeisamen Fachausschüsse die Entwürfe über den Staats-und Sozialversicherungshaushalt genehmigt.



    Hunderte Richter und Staatsanwälte sind am Montag vor die Gerichtsinstanzen in Bukarest und mehreren Städten des Landes getreten. Sie protestierten gegen die Änderungen, die die Regierungskoalition der PSD-ALDE den Justizgesetzen herbeiführen möchte. Dieses Verfahren bewerteten sie als untransparent. Es ist das erste Mal in den letzen Jahren, dass Richter und Staatsanwälte somit ihre Ablehnung gegenüber den Ma‎ßnahmen der Legislative ausdrücken. Zuvor waren Tausende Menschen auch am Sonntag landesweit wegen der geplanten Justizgesetze der Regierungskoalition auf die Stra‎ße gegangen. Die Demonstranten protestierten in Bukarest und anderen Gro‎ßstädten vor den Hauptsitzen von Zentral bzw Lokalbehörden und organisierten Protestzüge. Der Fachausschuss im rumänischen Parlament diskutierte auch am Montag über die Änderungen am besagten Gesetzespaket, das demnächst vom Senat als Entscheidungsgremium besprochen werden soll. Es handelt sich um die Satzung der hohen Richter und die Organisierung und die Befugnisse des Obersten Richterrates.



    Im westrumänischen Timişoara haben auch am Montag Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die antikommunistische Revolution von Dezember 1989 statt. Die Feierlichkeiten hatten am Samstag begonnen, als am späten Abend zwei Märsche entlang des Revolutionsweges stattfanden. Der Höhepunkt der Verastaltungen soll ein Konzert am 20. Dezember sein, dem Tag als Timişoara vor 28 Jahren zur ersten kommunismus-freien Stadt” erklärt wurde. Die durch eine missbräuchliche Ma‎ßnahme der Lokalbehörden ausgelöste Revolte breitete sich rasch auf das ganze Land aus und erreichte mit der Flucht von Diktator Nicolae Ceauşescu und seiner Ehefrau Elena den Höhepunkt. Zwischen dem 16. und 25 Dezember starben bei Gefechten mit den systemtreuen Sicherheitskräften 1000 Menschen, fast 3400 wurden verletzt. Rumänien war der einzige Ostblockstaat in dem das Ende des kommunistischen Regimes mit Gewalt herbeigeführt und in dem die Staatschefs hinrichtet wurden. Die Militärstaatsanwaltschaft hat heute auf einer Pressekonferenz erklärt, dass man beginnend mit dem 22. Dezember von einem Ablenkungsmanöver der Armee sprechen kann, das als Hauptgrund der zahlreichen Todesopfer und Körperverletzungen gilt.



    Rumäniens Präsident Klaus Iohannis hat am Montag, zum Tag der nationalen Minderheiten, deren bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des modernen Staates hervorgehoben. Der rumänische Staatschef bezeichnete die nationalen Minderheiten in Rumänien als lebendiger und dynamischer Teil der Gesellschaft, der sowohl bei der Bewahrung des Erbes und der Kultur, als auch bei dem sozialen Fortschritt eine ausschlaggebende Rolle gespielt hat. Klaus Iohannis erinnerte im Anschlu‎ß, dass er neulich das Gesetz promulgierte, das den 18. Dezember zum Tag der nationalen Minderheiten erklärt. Das Gesetz stelle den klaren Beweis dar, dass der rumänische Staat das gemeisame kulturelle Erbe anerkennt und schützt, den Dialog und das Zusammenleben auf rumänischem Territorium fördert.

  • Nachrichten 17.12.2017

    Nachrichten 17.12.2017

    Rumäniens letzter König, Mihai I., ist am Samstag in der Königlichen Gruft im südrumänischen Curtea de Argeş mit militärischen Ehren beigesetzt worden. Dort ruhen auch seine Ehefrau, Ex-Königin Anna, sowie die anderen drei rumänischen Könige. Zu Ehren des ehemaligen Monarchen, der während des Zweiten Weltkriegs Marschall und Oberster Befehlshaber der Rumänischen Armee war, wurden 21 Kanonenschüsse abgefeuert. Die Ehrengarde erwies seiner Majestät König Mihai I. zum letzten Mal die Ehre, während der Musikkorps die Rumänische Staatshymne sowie die Hymne des Königshauses spielte. Der Sarg mit dem Leichnam des Königs war aus Bukarest mit dem Königlichen Zug nach Curtea de Argeş gebracht worden. Der gesamte Trauerzug wurde von unzähligen Menschen begleitet, die auf Bahnhöfen oder entlang der Bahngleise gewartet hatten. In Bukarest hatten zuvor Zehntausende dem Monarchen die letzte Ehre erwiesen. Dort fand auch die eigentliche Bestattungszeremonie unter der Leitung des Patriarchen der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, Daniel, statt. Bei den Bestattungsfeierlichkeiten waren auch die meisten königlichen und kaiserlichen Familien aus Europa vertreten.



    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat der rumänischen Königsfamilie und dem rumänischen Volk sein Beileid ausgesprochen. Die Regierung des Staates Israel teile den Schmerz der königlichen Familie und des rumänischen Volkes angesichts des Todes von König Mihai I., ein Freund des jüdischen Volkes“, heißt es in der Mitteilung der israelischen Botschaft in Bukarest. Wir erinnern uns mit Dankbarkeit an den Einsatz des Königshauses für die Rettung der Juden während der dunklen Tage des Holocausts in Rumänien. Vor allem würdigen wir das Engagement der Mutter seiner Majestät König Mihai I., der Königin Elena, die mit dem Ehrentitel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet wurde“, heißt es in der Mitteilung noch. Indes haben die meisten internationalen Medienkonzerne ausführlich über die Bestattungsfeierlichkeiten für König Mihai I. berichtet, das Ereignis stand dabei meistens in den Schlagzeilen. Mehrere internationale Fernsehsender zeigten Berichte von der Zeremonie in Bukarest. Die BBC vermeldete die Anwesenheit zahlreicher Vertreter der europäischen Königshäuser, darunter der britische Prinz Charles und Spaniens Ex-König Juan Carlos. König Mihai von Rumänien wird vor allem für seine im August 1944 getroffene Entscheidung in die Geschichte eingehen: Bis dahin Alliierter Hitlerdeutschlands wechselte Rumänien die Fronten und kämpfte fortan für die Alliierten Mächte, berichtet die BBC. Auch France Presse erwähnte in seinen Berichten die Teilnahme Tausender Rumänen an der Bestattungszeremonie von König Mihai I.



    Im westrumänischen Temeswar ist der Sonntag zum Trauertag erklärt worden – im Gedenken an die Helden der Revolution vom Dezember 1989. Auf dem gesamten Stadtgebiet fanden Totenmessen und Kranzniederlegungen statt. Auf der Treppe vor der Kathedrale im Stadtzentrum wurden Kerzen mit den aufgedruckten Bildern der Opfer von damals angezündet. Am 17. Dezember 1989 starben 58 Menschen und weitere Hundert wurden verletzt, als die Armee auf Anweisung von Diktator Ceauşescu auf die Demonstranten schoss. Die Gedenkfeierlichkeiten zur antikommunistischen Revolution in Timişoara hatten am Samstag begonnen, als am späten Abend zwei Märsche entlang des Revolutionsweges stattfanden. Der Höhepunkt der Verstaltungen soll ein Rock-Konzert am 20. Dezember sein, dem Tag als Timişoara vor 28 Jahren zur ersten kommunismus-freien Stadt erklärt wurde. Die durch eine missbräuchliche Maßnahme der Lokalbehörden ausgelöste Revolte breitete sich rasch auf das ganze Land aus und erreichte mit der Flucht von Diktator Nicolae Ceauşescu und seiner Ehefrau Elena den Höhepunkt. Zwischen dem 16. und 25 Dezember starben bei Gefechten mit den systemtreuen Sicherheitskräften gut 1000 Menschen, fast 3400 wurden verletzt. Rumänien war der einzige Ostblockstaat in dem das Ende des kommunistischen Regimes mit Gewalt herbeigeführt und in dem die Staatschefs hinrichtet wurden.



    Rumäniens Justizminister Tudorel Toader hat im Rahmen seines Besuchs in Malaysia ein Memorandum zur Verständigung mit dem Generalstaatsanwalt des Landes, Mohamed Apandi bin Ali, unterzeichnet. Dabei geht es vor allem um die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen Rumäniens und Malysias im Justizbereich. Laut einer Mitteilung des Justizministeriums in Bukarest soll die Zusammenarbeit Erfahrungsaustausch im Bereich der Gesetzgebung, gegenseitige Arbeitsbesuche der Verantwortlichen sowie gemeinsame Programme im Justizbereich umfassen. Bei seinem Besuch in Malaysia besuchte Justizminister Toader auch den 2012 verhafteten und wegen Drogenhandels zum Tode verurteilten rumänischen Staatsbürger Ionuţ Alexandru Gologan.

  • Nachrichten 16.12.2017

    Nachrichten 16.12.2017

    Rumäniens letzter König, Mihai I., ist am späten Samstagnachmittag in der Königlichen Gruft im südrumänischen Curtea de Argeş beigesetzt worden. Dort ruhen auch seine Ehefrau, Anna, sowie die anderen drei rumänischen Könige. Die Bestattungszeremonie begann am Samstagmorgen mit einem Gottesdienst im Thronsaal des Königspalastes in Bukarest und einer weiteren Messe an der Totenbahre auf dem Platz vor dem Königspalast. Anschließend wurde der Sarg auf einer Kanonen-Lafette abgestellt und zur Patriarchenkirche gefahren, wo eine weitere Ehrenveranstaltung vor dem Trauerzug nach Curtea de Argeş stattfand. Der Sarg des Königs wurde dann in einem Sonderwagen des Königlichen Zugs vom Bahnhof Baneasa nach Curtea de Argeş überbracht. Zehntausende hatten dem im Thronsaal des Königspalastes aufgebahrten König in den vergangenen Tagen die letzte Ehre erwiesen. Dabei nahmen sie teilweise Wartezeiten von über fünf Stunden in Kauf. Mihai I. war am 5. Dezember im Alter von 96 Jahren in der Schweiz gestorben. Er war der letzte noch lebende Monarch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Zu Ehren des Königs galt in Rumänien eine dreitägige Staatstrauer. Bei den Bestattungsfeierlichkeiten waren auch die meisten königlichen und kaiserlichen Familien aus Europa vertreten.



    Im westrumänischen Timişoara haben die Gedenkfeierlichkeiten zur antikommunistischen Revolution vor 28 Jahren begonnen. An der Staatsoper wurde eine Kunstausstellung zum Thema Freiheit eröffnet, am späten Abend finden zwei Märsche entlang des Revolutionsweges statt. Dabei wird der Toten gedacht, die im Dezember 1989 während der Gegenangriffe der Sicherheitskräfte ums Leben kamen. In den Kirchen der Stadt sind über das ganze Wochenende Gedenkgottesdienste und Totenmessen geplant, Blumenkränze werden an den Denkmälern für die Helden der Revolution niedergelegt. Der Höhepunkt der Verstaltungen soll ein Rock-Konzert am 20. Dezember sein, dem Tag als Timişoara vor 28 Jahren zur ersten kommunismus-freien Stadt erklärt wurde. Die durch eine missbräuchliche Maßnahme der Lokalbehörden ausgelöste Revolte breitete sich rasch auf das ganze Land aus und erreichte mit der Flucht von Diktator Nicolae Ceauşescu und seiner Ehefrau Elena den Höhepunkt. Zwischen dem 16. und 25 Dezember starben bei Gefechten mit den systemtreuen Sicherheitskräften gut 1000 Menschen, fast 3400 wurden verletzt. Rumänien war der einzige Ostblockstaat in dem das Ende des kommunistischen Regimes mit Gewalt herbeigeführt und in dem die Staatschefs hinrichtet wurden.



    Die gemeinsam beratenden Fachausschüsse im rumänischen Parlament haben am Freitag die Entwürfe über den Staats- und Sozialversicherungshaushalt genehmigt. Der Haushaltsentwuf soll am Montag im Plenum des Parlaments zur Debatte stehen. Die endgültige Abstimmung darüber würde dann am 21. Dezember stattfinden. Eckdaten des Entwurfs sind 5,5% Wachstum, 3,1% Inflation und ein Haushaltsdefizit von unter 3% des BIP. Gesundheit, Bildung und Investitionen seien die Prioritäten. Es seien aber auch genug Mittel für einen höheren Mindestlohn und höhere Renten vorgesehen, so die Verantwortlichen



    Das Parlament der Moldau hat das Memorandum mit der EU über die Freigabe einer Finanzhilfe in Höhe von 100 Millionen Euro gebilligt. Diese ist aus einem Darlehen in Höhe von 60 Millionen Euro und einem Zuschuss in Höhe von 40 Millionen Euro zusammengesetzt. Das Geld soll 2018 in drei Teilzahlungen überwiesen werden, nach der Erfüllung mehrerer Auflagen und gemäß der Fortschritte bei der Umsetzung des Abkommens mit dem IWF. Die von der Europäischen Kommission festgelegten Auflagen seien auf der Arbeitsagenda der Regierung und ein Teil davon bereits erfüllt, so der Parlamentsvorsitzende in Chisinau, Andrian Candu. Die erste Teilzahlung könne somit bereits getätigt werden. Zu den Auflagen gehören die Verabschiedung eines neuen Gesetzes zur Tätigkeit des Rechnungshofes und die Gründung einer Agentur für die Lösung von Streitsachen bei öffentlichen Vergabeverfahren.

  • Internationales Literaturfestival in Temeswar (FILTM): Mittel- und Osteuropa im Rampenlicht

    Internationales Literaturfestival in Temeswar (FILTM): Mittel- und Osteuropa im Rampenlicht

    Zum ersten Mal gab es beim Literaturfestival in Temeswar auch einen Gedicht-Marathon, an dem Autoren aus Mittel- und Südosteuropa beteiligt waren. Und ferner fand auch das sogenannte Literary Death Match statt, zum ersten Mal stieg die Literatur also in den Ring. Die Geschichte zwischen Erinnerung und Fiktion“ lautete eine der von den Veranstaltern vorgeschlagenen Themen bei der gerade abgeschlossenen Auflage des Festivals. Festivalintendant und Dichter Robert Şerban erklärt die diesjährige Themenwahl.



    Ich glaube, dass eigentlich jeder von uns, der schreibt und liest, mit der Geschichte etwas zu tun hat. Es muss gesagt werden, dass dieses Festival den Zusatz »Im Westen des Ostens / Im Osten des Westens« bekommen hat. Und in dieser Region, in Mittel- und Osteuropa gibt es eine Reihe von Geschichten, die wir kennen müssen. Das sind unsere Geschichten, die Geschichten unserer Nachbarn, Geschichten mit denen wir uns auseinandergesetzt haben und es immer noch tun. Geschichten, die uns kulturell, historisch und letztenendes menschlich geformt haben. Rund um Rumänien gibt es Länder, mit denen Rumänien ständig zu tun hatte, mit denen das Land einen ständigen Dialog führte und es ist extrem wichtig, deine Gesprächspartner kennenzulernen. Und ebenfalls sehr wichtig ist es, die Menschen an unserer Seite zu kennen, vielleicht noch wichtiger als die Menschen auf anderen Kontinenten.“




    Am ersten Festivalabend wurde den Literaturfans in Temeswar die Chance geboten, sich mit zwei der wichtigsten rumänischen Schriftsteller unserer Zeit zu treffen: mit der Schrifstellerin Gabriela Adameşteanu, die am meisten übersetzte lebende Autorin aus Rumänien, sowie mit Ion Vianu, dem Schriftsteller, der sein Schicksal zwischen der Schweiz und Rumänien teilt. Er ist einer der besten rumänischen Psychiater der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und einer der angenehmsten Überraschungen der Literatur der 2000er Jahre, wie Festivalintendant Robert Şerban uns erklärte.



    Wir haben am ersten Abend bewährte Schriftsteller zusammengeführt. Bekanntlich sind Gabriela Adameşteanus Werke die am meisten übersetzten Werke einer rumänischen Schriftstellerin. Sie gab Mitte der 1970er ihr Debüt, war in den 1990ern sehr aktiv in den rumänischen Medien, das hei‎ßt unmittelbar nach der Wende leitete sie das Magazin »Revista 22« und gehörte der Gruppe für Sozialen Dialog an. Was Ion Vianu anbelangt — er war einer der wenigen mutigen Menschen in Rumänien während der Ceauşescu-Ära, einer der wenigen, die sich mit dem Dissidenten Paul Goma solidarisch zeigte. Wegen der sich abzeichnenden Vergeltungsma‎ßnahmen ging er anschlie‎ßend ins Exil in die Schweiz. Es war also ein Abend, der diesen Schriftstellern gewidmet war, die über die Geschichte und ihre aktuellen Sorgen gesprochen haben, ein Abend, der von der Schriftstellerin Adriana Babeţi moderiert wurde, eine der Kulturpersönlichkeiten, auf die Temeswar stolz ist.




    Am zweiten Abend des Literaturfestivals in Teweswar standen sich folgende Autoren gegenüber: Serhij Schadan, bekannter ukrainischer Dichter und Veteran des Euromaidans, neben dem deutschen Prosaautoren polnischer Herkunft Matthias Nawrat, der Moldauerin Tatiana Ţîbuleac, Autorin eines der besten Romane vom vergangenen Jahr, und schlie‎ßlich Dan Lungu, der am häufigsten übersetzte junge rumänische Autor. Vor ihrer Teilnahme am Festival in Teweswar, wo sie als Offenbarung der zeitgenössischen rumänischen Literatur vorgestellt wurde“, war Tatiana Ţîbuleac beim Internationalen Literatur- und Übersetzerfestival FILIT in Iaşi zu Gast, wie sie selbst strahlend erzählte.



    Sowohl das Festival in Iaşi als auch das in Temeswar waren für mich Feiertage. Neben der unerwarteten Überraschung, eingeladen zu werden, war es für mich auch eine gro‎ße Freude, soviele Menschen zu treffen, die ich nur aus ihren Büchern kannte und auch zum ersten Mal als Schriftstellerin dabei zu sein. Bislang war ich nämlich immer nur als Journalistin anwesend. Beim Festival in Temeswar, das weniger gut besucht war als FILIT, hat mir die Organisationsarbeit besonders gut gefallen. Die Diskussionsrunden, bei denen ich dabei war und an denen ich mich beteiligt habe, waren wichtig für mich als Schriftstellerin; ich konnte herausfinden, wo ich gerade stehe. Ebenso die Gespräche nach dem Festival mit Ion Vianu, mit Gabriela Adameşteanu. Diese Menschen haben Bücher geschrieben, die als echte Literaturstunden gelten könnten. Als ich unlängst Gabriela Adameşteanus Werke las, stellte ich fest, dass sie vor Jahren von Dingen schrieb, die uns heute neu erscheinen. Deshalb ist es wichtig, an der Literatur und dem Kontext angeschlossen zu sein und zu verstehen, dass die Themen sich wiederholen, nur schreiben wir auf unterschiedliche Art und Weise darüber.“




    Kurz und intensiv, Tatiana Ţîbuleacs herrlicher Roman ist der Durchbruch einer Prosaautorin, an die ich die grö‎ßten Erwartungen stelle“ — schreibt Radu Vancu über den Roman Der Sommer, in dem meine Mutter grüne Augen hatte“, der beim Verlag Cartier erschien. Tatiana Ţîbuleac sprach in Temeswar auch über die Entstehungsgeschichte des Romans:



    Als ich anfing, zu schreiben, dachte ich nicht, dass es ein Buch werden würde. Ich begann die Geschichte einer Frau zu schreiben, die mich vergangenen Sommer beeindruckt hat. Ich habe aber festgestellt, dass je länger ich schrieb, es desto schwieriger wurde, aufzuhören, und dass sehr viele Dinge aus meinem Kopf, die auf einer Art verborgener Regale gestanden hatten, auf einmal in die Geschichte mit einflie‎ßen. Und da habe ich mir gedacht, weiter zu machen, um den Ausgang zu erfahren. Und irgendwann wusste ich, dass in diesem Buch bis ans Ende gehen muss. Es gab viele Dinge, die ich lautstark sagen wollte, aber bislang hatte ich noch nicht die Form oder die Gelegenheit oder den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden. Und dieses Buch hat mir die Gelegenheit, den Platz dafür geboten. Und nachdem ich es fertig geschrieben hatte, bin ich mir bewusst geworden, wie gut es auch mir getan hatte, diese Dinge offen anzusprechen.“




    Der Roman von Tatiana Ţîbuleac wird als durchschlagender Publikums- und Kritikererfolg im kommenden Jahr auch beim französischen Verlag Syrtes erscheinen.

  • Theaterfestival Eurothalia 2017: Unkonventionelle Aufführungen gegen Grenzen des Konventionellen

    Theaterfestival Eurothalia 2017: Unkonventionelle Aufführungen gegen Grenzen des Konventionellen

    Das Theaterfestival in der westrumänischen Stadt gilt als eines der experimentierfreudigsten in Rumänien. Andreea Andrei, Theaterwissenschaftlerin, brachte unter dem Stichwort Grenzen Aufführungen und bedeutende Namen des europäischen Theaters zusammen. Im Folgenden erläutert sie das Konzept, das die Organisatoren 2017 gelten lie‎ßen:



    Das Festival »Eurothalia« schlägt ebenfalls Aufführungen vor, die keine klassischen Theateraufführungen sind. Es sind Veranstaltungen mit einer unterschiedlichen Ästhetik. Ich glaube, es ist sehr bedeutend, dass wir uns alle die Frage stellen, ob es Grenzen gebe, ob wir diese Grenzen überschreiten können, ob wir sie akzeptieren oder ausweiten können. Andererseits leben wir in einer Welt, in der immer mehrere Mauern, Schranken und Zäune um uns errichtet werden. Wir leben in einer konservativen Welt, in der wir die Unterschiede nicht akzeptieren. Es ist sehr bedeutend, dass wir durch die Aufführungen unsere geistigen Grenzen testen. Dieses Thema wurde in diesem Jahr in unterschiedlicher Art und Weise ausgedrückt. In der ganzen Woche haben wir über die physischen Grenzen gesprochen, über die Grenzen des Körpers, über die Grenzen der verbalen Kommunikation, über die Mauer zwischen Zuschauern und Schauspielern sowie über die Grenzen der Ethik und Moral im Theater.“




    Das Deutsche Staatstheater in Temeswar hat in diesem Jahr als Gastgeber des Festivals Eurothalia mehrere Must see“-Inszenierungen auf die Bühne geholt. Der belgische Künstler Wim Vandekeybus hat zusammen mit seiner Theatergruppe Ultima Vez am Ende des Festivals die Aufführung In Spite of Wishing and Wanting“ präsentiert. Die Aufführung wurde 1999 zum ersten Mal gespielt und stellt ein bedeutendes Moment in dem Werk von Vandekeybus dar. 2016 wurde es neuinszeniert, diesmal nur mit männlichen Darstellern. Die Show sorgte für Sensation in der ganzen Welt. Die bekannten Symbole der Träume, der Wünsche werden ihrer psychoanalytischen Klischees entblö‎ßt und in die poetische Tanzsprache der Gruppe Ultima Vez umgestaltet. Die Grenzen sind interessant und können negativ oder positiv betrachtet werden, meint Vandekeybus, den wir über die Grenzen seiner Show in der Beziehung zum Publikum gefragt haben:



    Wir haben versucht, die Idee auszudrücken, dass die Menschen Tiere sind, die gro‎ße Wünsche haben und alles erklären wollen. Dafür haben wir das Theater. Deshalb stehlen wir. Das Theater stiehlt vom Leben. Hier auf der Bühne bestehlen wir uns gegenseitig. Einer sagt etwas und der andere eignet sich das gleich an. Danach behauptet jeder, dass es sein Wunsch sei, dass es seine Worte seien. Nichts ist originell. Es ist ein bisschen showartig. Es ist ein Teil aus einer Geschichte von Julio Cortázar über einen Verkäufer, der die letzten Worte, die der Mensch vor dem Tod sagt, verkauft. Er verkauft sie, damit du wei‎ßt, was du am Ende des Lebens sagen musst. Er verkauft ganz persönliche Sachen. Ich glaube, dass wir heute alles kaufen können. Man kann Liebe kaufen, man kann sogar Leben kaufen.“




    Das Programm des europäischen Theaterfestivals Eurothalia hat ebenfalls die Sektion Eurothalia Xtension eingeschlossen, die zusammen mit dem Verband Temeswar — europäische Kulturhauptstadt 2021“ organisiert wurde. Chris Torch, künstlerischer Leiter, sagte uns:



    Wir haben am Anfang der Vorbereitungsaktionen für das Projekt Temeswar 2021 einen Teil unseres Programms, den wir »Xtension« nennen, identifiziert. Wir haben uns an Institutionen und Organisationen in Temeswar gewandt und sie gefragt, ob wir im Vorfeld etwas hinzufügen könnten, was der Stadt fehlt und dennoch bedeutend ist. Da lag es auf der Hand, mit Eurothalia zusammenzuarbeiten. Es geht um ein wunderbares Festival. Wir haben das dänische Ensemble Odin Teatret nach Temeswar gebracht, weil wir uns für seine Erfahrung hinsichtlich des Lernprozesses und der Arbeit in Holstebro mit dem Projekt Holstebro Fest Week interessieren. Die Künstler bringen für eine Woche die ganze Gemeinschaft zusammen, um gemeinsam zu schöpfen. Sie arbeiten zusammen mit der Polizei, mit den Soldaten, mit den Einwanderern. Odin Teatret koordiniert all diese künstlerischen Tätigkeiten.“




    Odin Teatret, die Theatergruppe, die in der zweiten Häfte des 20. Jh. unter der Leitung des Regisseurs Eugenio Barba das Theater revolutionierte, hat ihren Sitz in der dänischen Provinz Holstebro, wo sie das Festival gründetet hat, das ein Vorbild wurde für die gemeinschaftliche Einbeziehung der Künstler.



    Das Festival Eurothalia hat ein aufgeschlossenes Publikum, das sich überraschende und herausfordernde Aufführungen wünscht. Die Theaterwissenschaftlerin Andreea Andrei dazu:



    Wir erfreuten uns kräftigen Beifalls bei allen Aufführungen. Die Zuschauer hatten die Geduld und die Neugier, offen für aktuelle soziale Themen zu sein. Wir waren recht überrascht, dass das Publikum derartige Aufführungen liebt. Das widerspricht der Meinung zahlreicher Theater- oder Festivalmanager in Rumänien, die behaupten, unser Publikum sei sehr konservativ.“

  • Experimentierpark Aquapic: Das nasse Element zum Spielen

    Experimentierpark Aquapic: Das nasse Element zum Spielen

    Über Projekte zur Neugestaltung des öffentlichen Raums wird immer häufiger gesprochen. Wird die Absicht, die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern, mit dem Wunsch, durch Spiel zu erziehen, ergänzt, so sind die Ergebnisse oft überraschend. Ein derartiges Projekt soll bald in der westrumänischen Stadt Temeswar umgesetzt werden. Das experimentelle Spielzentrum Aquapic erwartet ab dem Frühjahr des kommenden Jahres seine Kunden. Gro‎ß und Klein werden hier spannende Abenteuer zwischen Wassertropfen erleben können, so die Urheber des Projektes. 100 Jahre nach seiner Anlegung soll ein Dekantierbecken des Industriewasserwerks in Temeswar saniert und umgestaltet werden. Hier sollen demnächst Schiffsmodellbau-Wettbewerbe veranstaltet und Experimente im Zusammenhang mit schwebenden Körpern versucht werden.



    Es war eine glückliche Begegnung zwischen einem Verein Urban Survey, der sich mit der Umgestaltung des öffentlichen Raums beschäftigt, und dem örtlichen Wasserversorgungsunternehmen, der Stiftung Aquademica. Beide nahmen sich vor, einen unbenutzten Raum in einen Ort umzugestalten, an dem Kinder mehr über Wasser und Umwelt mittels Experimenten erfahren können — das erklärte uns Violeta Mihalache, die Leiterin des Vereins Urban Survey. Der Verein ist übrigens zuständig für die Kommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Projektes Aquapic:



    Die Industriewasser-Aufbereitungsanlage befindet sich gegenwärtig in einem Wohnviertel der Stadt, in einem 100 Jahre alten Art Nouveau-Gebäude. Das Gebäude wurde vom ersten Chef-Architekten der Stadt, László Székely, entworfen. Er hat die urbane Entwicklung der Stadt im Laufe der Zeit stark geprägt. Das Gebäude liegt inmitten eines wunderschönen Parks, der sich auf einer Oberfläche von fast 3 Hektar erstreckt. Innerhalb dieser Grünfläche liegen 2 Dekantierbecken. Es ist ein gro‎ßartiger Ort! Unser Projekt sieht die Neugestaltung eines gro‎ßen Teils des Parks, nämlich fast zweier Hektar vor. Wir haben mehrere Spielanlagen im Park angebracht, mittels derer die Kinder mehr über Wasser und verschiedene Wasserabläufe erfahren können. Die Kinder erfahren theoretische Kenntnisse in der Schule, zum Beispiel über den Wasserkreislauf in der Natur. Im Park können sie den Wasserkreislauf konkret verfolgen, wir erklären die Naturvorgänge in einer angenehmen und unterhaltsamen Weise. Darüber hinaus erzählen wir ihnen über einige Einrichtungen und Vorgänge, über die sie in der Schule nichts erfahren — zum Beispiel Wasserdämme oder Überschwemmungen. Wir verwenden gro‎ße Ausstattungen und erklären ihnen konkret die Abläufe. Die Kinder haben dabei die Möglichkeit, selbst Experimente durchzuführen und zu spielen. Denn eben aus diesem Grund haben wir den Park eingerichtet — damit die Kinder durchs Spielen etwas dazulernen, damit sie verstehen, wie wichtig die Umwelt ist und somit Respekt ihr gegenüber entwickeln.“




    Das 100 Jahre alte Gebäude wurde nach den originellen Bauplänen restauriert und in ein lebendiges Museum verwandelt. Dazu Violeta Mihalache:



    Wir haben alles bewahrt, was früher drinnen war: die Ausrüstungen, die Maschinen, die Wannen. Alles, was es 1916 umfasste, als es in Betrieb genommen wurde. Wir versuchten, das Industriewasserwerk in einen freundlichen Ort zu verwandeln. Unsere Absicht war, dass Kinder und Erwachsene verstehen, was einst eine Industriewasser-Aufbereitungsanlage war, wie damals der technologische Ablauf zur Industriewasserherstellung verlief. Ich beziehe mich auf die Vergangenheit, denn heute wird kein Industriewasser mehr produziert.“




    Das Projekt Aquapic, ein Versuchszentrum für Kinder“ ist fast fertig. Die Kinder werden im Frühjahr zum Experimentieren erwartet. Die Versuche werden im Freien durchgeführt, die Kinder hantieren mit Wasser herum, also bleibt das Zentrum nur während der warmen Saison offen. Wir baten Violeta Mihalache, uns mehr über die Versuche zu erzählen, die durchgeführt werden können.



    Es besteht die Möglichkeit, viele Experimente zu machen. Wir haben zum Beispiel eine Vorrichtung zum Fischen von Abfällen aus dem Wasser. Die Kinder lernen, was in den Kanal geworfen werden kann und was nicht. Gegenstände wie Wattestäbchen oder Abschminkpads gehören nicht in die Kanalisation. Nur die abbaubaren Teile können in die Kanalisation geworfen werden. Eine der von uns eingesetzten Vorrichtungen stellt das klar. Zum Schluss lernen die Kinder die Gegenstände, die in die Kanalisation geworfen wurden, wiederzuverwerten. Wir verwenden auch noch eine weitere Anlage, die unter Form von Wassertropfen aufgeführt wird. Wir nennen sie »Es regnet Fragen«. Die Kinder stellen Fragen und betätigen danach verschiedene Elemente der Anlage, die ihnen die richtige Antwort auf ihre umweltbezogenen Fragen liefern.“




    Ein im Werk eingerichtetes Labor im Kleinformat öffnet dazu den Kindern die Tore zur faszinierenden Welt chemischer Experimente. Aquapic ist demnach ein Versuchszentrum für Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren, denen die Möglichkeit geboten wird, sich durch Spielen weiterzuentwickeln.

  • Unwetter hat Rumänien erfasst

    Unwetter hat Rumänien erfasst

    Nach dem heftigen Unwetter vom 17. September, das 15 Landkreise im Westen, Nordwesten und in der Mitte Rumäniens gefegt und zahlreiche Opfer und Sachschäden gefordert hat, wurde Rumänien am Dienstag vom Gewitter heimgesucht. In der Hauptstadt Bukarest und in 11 Kreisen im Süden und Südosten des Landes hat es stark geregnet, während der starke Wind sich zu Windböhen entwickelte. In Bukarest sind zwei Personen verletzt worden. Eine Frau wurde ins Krankenhaus gebracht. Mörtel ist ihr auf den Kopf gefallen und hat sie verletzt. Ein Baum fiel auf einen Taxi, in dem sich der Fahrer befand. Die Einsatzkräfte hatten die Hände voll zu tun. 146 Bäume stürzten um und 80 Wagen sind beschädigt worden.




    In Bukarest haben die Einsatzkräfte Teile von Plakatwänden und Reklametafeln beseitigt. Similare Situationen haben auch in anderen Städten stattgefunden. Die Feuerwehrleute haben das Wasser aus 25 Höfen und Kellern gepumpt und 167 Bäume von den Straß­en geräumt. Im Kreis Dâmboviţa fiel der Strom wegen dem Unwetter in mehr als 2000 Haushalten aus.




    Die Häfen am Schwarzen Meer sind wegen dem starken Wind und den hohen Wellen geschlossen worden. Die Manöver im Hafen sind suspendiert worden, währen die Fahrt auf dem Donau-Schwarzmeer Kanal beschränkt wurde. Im Gebirge bei einer Höhe von über 2000 m ist die Schneedecke 15 cm hoch. Der Rettungsdienst hat die Touristen gewarnt, dass zahlreiche Routen geschlossen wurden. Die Gebirgsstraße Transalpina wurde ebenfalls geschlossen.



    Die Warnstufe Gelb wegen Wind galt für den Westen Rumäniens. Das Unwetter hat in Temeswar neue Sachschäden hinterlassen. Der Luftverkehr wurde gestört. Zwei Flüge aus Craiova (im Süden) nach Rom und Bologna konnten nicht rechtzeitig abfliegen.




    Die Bilanz des heftigen Unwetters im September im Westen Rumäniens hat die Regierung dazu geführt, Maßnahmen für die Vorbeugung derartiger Situationen zu treffen. Die Exekutive hat am 5. Oktober die Gründung von Ro-Alert genehmigt, ein Warnungssystem für die Bürger, die sich in einer gefährlichen Lage befinden. Die Rumänen sollen per Handy in Echtzeit gewarnt werden. Der Staatssekretär im Innenministerium Raed Arafat erklärte, die Teste des Systems RO-ALERT sollen gegen Jahresende beginnen.

  • UNITER-Gala 2017: Theaterverband verleiht Preise in Temeswar

    UNITER-Gala 2017: Theaterverband verleiht Preise in Temeswar

    Die Preise des rumänischen Theaterverbands wurden am 8. Mai in Temeswar vergeben. Die Gala findet seit 1993 statt, erstmals wurde sie aus Initiative des Schauspielerss Ion Caramitru organisiert. Die Preise wurden in elf Kategorien verliehen. In einer ersten Etappe wählt eine aus Theaterkritikern gebildete Jury die Darsteller und Theateraufführungen aus, die nominiert werden, am Galaabend entscheidet eine andere Fachjury über die Gewinner jeder Kategorie. Die Theaterkritikerin Monica Andronescu war dieses Jahr bereits zum dritten Mal Jurymitglied. Mehr als 500 im vorigen Jahr produzierte Aufführungen musste sie sich für den diesjährigen Wettbewerb anschauen, sagt die Theaterkritikerin:



    Man muss konkret fast das ganze Phänomen verfolgen, denn es ist so gut wie unmöglich, sich alle Theateraufführungen anzuschauen. Entscheidend ist auch, welche die Tendenzen im Theater des jeweiligen Jahres sind. Das Auswahlverfahren muss sowohl die traditionellen als auch die modernen Aufführungen sowie Produktionen des unabhängigen Theaters einbeziehen. Ich bin der Meinung, dass eine solche Auswahl den Wert des ganzen rumänischen Theaters und alles, was dieses Phänomen im letzten Jahr angeboten hat, widerspiegeln soll. Deswegen ist es notwendig, die Aufführungen untereinander zu vergleichen. Eine ganz gro‎ße Aufführung, die auf die Bühne eines gro‎ßen Theaters wie das Bukarester Nationaltheater gebracht wird, kann den Kampf um den gro‎ßen Preis mit einer qualitativ hochwertigen Aufführung antreten, die auf die Bühne eines kleinen Theaters gebracht wird, so zum Beispiel des unabhängigen Theaters »Unteatru« in Bukarest. Das entscheidende Kriterium bleibt die Qualität: wie gut eine bestimmte Aufführung geplant und durchgeführt wurde, wie gut die Leistung eines Darstellers war, egal auf welche Bühne die Aufführung gebracht wurde.“




    Die UNITER-Gala verschafft ein umfassendes Bild der aktuellen Tendenzen im rumänischen Theater, sagt unsere Gesprächspartnerin im Anschlus:



    Es gibt zahlreiche Aufführungen, die einen durchschnittlichen Wert haben. Das Niveau der Aufführungen ist prinzipiell sehr hoch, es gibt jedoch wenige, die man als Spitzenreiter bezeichnen kann. Es ist jedes Mal schwer, die besten auszuwählen, denn die meisten davon können meiner Ansicht nach in dieselbe Kategorie eingestuft werden. In unserer Auswahl wollten wir genau diese Dynamik des rumänischen Theaters widerspiegeln. Das unabhängige Theater hat in den letzten Jahren eine starke Entwicklung erfahren und es gibt zahlreiche Nachwuchsschauspieler, die jetzt stark aufholen. Das ist, was wir dieses Jahr erfolgreich gemacht haben, wir haben Darsteller der jüngeren Generation in den Vordergrund gebracht, die sich bereits eines gro‎ßen Erfolgs erfreut haben. In der Kategorie »Beste Darstellerin in einer Hauptrolle« wurden alle drei Schauspielerinnen für ihre Leistungen in Aufführungen des unabhängigen Theaters nominiert.“




    Zu den diesjährigen Gewinnern zählt auch die Darstellerin Ana Ularu, die dieses Jahr eine gro‎ße Berühmtheit au‎ßerhalb der Landesgrenzen erlangt hat. Der Theaterregisseur Yuri Kordonsky wurde für seine Aufführung În adâncuri“ (In der Tiefe“) ebenfalls mit einem Preis geehrt. Die Aufführung wurde auf der Bühne des Ungarischen Staatstheaters im mittelrumänischen Klausenburg dargeboten. Die Produktion Amadeus“ in der Regie von Victor Ioan Frunză wurde in der Kategorie Bester Schauspieler in einer Hauptrolle“ und in der Kategorie Beste Aufführung“ ausgezeichnet, in der ersten Sektion ging der Preis an Andrei Huţuleac. Victor Ioan Frunză erhielt ebenfalls den Exzellenzpreis für sein Engagement in der Förderung junger Talente. Mit seinem Ensemble hat der Regisseur eine wahre Theaterschule ins Leben gerufen. Der Preis für eine langjährige Karriere ging an den Regisseur Siviu Purcărete.




    Seit einigen Jahren findet die Gala des Rumänischen Theaterverbands UNITER nicht nur in Bukarest statt. Sibiu (Hermannstadt), Iaşi, Târgu Mureş (Neumarkt), Oradea (Gro‎ßwardein) und nun Temeswar zählen auch zu den Gastgebern der grö‎ßten Gala der rumänischen Theaterpreise. Bei der 25. Jubiläumsgala wurde ebenfalls ein Katalog erstellt, der die Namen aller Gewinner und Nominierten enthält, sagt Monica Andronescu:



    Es war eine gro‎ße Freude, dass das Projekt »25 Jahre UNITER« zustande kam, so haben wir ein Bild von allen Darstellern, die uns im Laufe der Zeit nahe standen. Es ist ein wichtiger Zeitpunkt für uns, es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Es lohnt sich, alles in unserer Kraft Stehende zu tun, damit dieses Projekt weitergeht und die Gala auch in den nächsten Jahren stattfindet. Wir müssen alle Menschen schätzen, die zum Alltag des rumänischen Theaters gehören: Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren und alle, die in einem Bühnenberuf arbeiten. Wir brauchen diese Momente, wenn wir unseren Kollegen sagen: ‚Sehr gut gemacht‘, ‚Danke‘, ‚Ihr seid wunderschön‘. So wie während der Gala mehrmals betont, ist es sehr wichtig, unseren Mitmenschen gegenüber unsere Liebe auszudrücken.“

  • Giuseppe Cancedda aus Italien: „Temeswar ist eine der angenehmsten Städte Europas“

    Giuseppe Cancedda aus Italien: „Temeswar ist eine der angenehmsten Städte Europas“

    Giuseppe Cancedda kommt aus der italienischen Stadt Nuri, in der Region Sardinien. Er ist 20 Jahre alt und studiert Medizin im 4. Semester an der Universität für Medizin und Pharmazie Victor Babeş“ in Timişoara/Temeswar. Jeder junge Ausländer, der in Rumänien studiert, hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Traum. Und wie lautet Giuseppes Geschichte?



    Mein Traum war schon immer, Medizin zu studieren. Und als meine Eltern mir sagten, es gebe die Möglichkeit, Medizin in englischer Sprache in Rumänien zu studieren, dachte ich, das sei meine gro‎ße Chance. Ich erkundigte mich über die Studienmöglichkeiten in Europa und erfuhr, dass die Medizinfakultäten in Rumänien, genauer gesagt in Timişoara und Cluj, sehr gut sind. Was mich aber definitiv überzeugt hat, nach Rumänien zu kommen, war, dass hier das Medizinstudium mehr praktische Stunden enthält als in anderen europäischen Ländern. Das bedeutet, dass alles, was theoretisch unterrichtet wird, in einem Labor in Praxis umgesetzt wird. Das ist eine besonders interessante Erfahrung.“




    In Timişoara studieren junge Leute aus über 60 Ländern. An der Universität Victor Babeş“ sind etwa 30% der Studenten Ausländer. Timişoara, die 2021 Europäische Kulturhauptstadt wird, ist eine multikulturelle Stadt, in der die ausländischen Studenten sich sehr schnell integrieren können. Dieses Gefühl hatte auch Giuseppe Cancedda:



    Als ich zum ersten Mal nach Timişoara kam, war ich tief beeindruckt. Die Stadt ist gepflegt und sauber, und die Rumänen sind sehr gastfreundlich. Von Anfang an hat mir Timişoara gut gefallen — das ist eine multikulturelle Stadt, mit sehr vielen Studenten aus aller Welt. Es gibt auch viele Dienstleistungen und Erleichterungen für Studenten — kurzum: Timişoara ist, meiner Meinung nach, eine der angenehmsten Städte in Europa. Timişoara ist auch eine sehr schöne Stadt, mit vielen Parks, Blumen und Grünanlagen, und das hat mir besonders gut gefallen. Meine Lieblingsplätze in Timişoara sind selbstverständlich der Opernplatz (Piaţa Operei), und auch der alte Festungskern der Stadt (Cetate) rund um den Domplatz (Piaţa Unirii). Wenn ich mich entspannen möchte, mache ich einfach einen Spaziergang oder fahre mit dem Fahrrad den Fluss Bega entlang, je nachdem, wie das Wetter ist. Timişoara ist eine fahrradfreundliche Stadt — man findet überall Radwege und Fahrradabstellplätze.“




    Auch wenn Giuseppe Cancedda nach Timişoara gekommen war, weil er Medizin in englischer Sprache studieren konnte, begeisterte er sich sofort für die rumänische Sprache, und beschloss, Rumänisch zu lernen. Seit zwei Jahren spricht er Rumänisch, und möchte unser Land und unsere Kultur besser kennen. Giuseppe Cancedda:



    Die Mischung von Architekturstilen in Timişoara hat mir besonders gut gefallen. Die Kathedrale ist ein wunderschönes Gebäude — alle Leute, die nach Timişoara kommen, sind davon tief beeindruckt. Und auch die Oper in Timişoara. Ich bemerkte sofort, dass hier Musik und Kunst hochgeschätzt werden. Das Essen ist auch sehr gut, die hiesigen Gerichte fand ich von Anfang wirklich lecker, sie sind Kombinationen von der Gastronomie verschiedener Kulturen. Ich war auch mehrmals ins Konzert, im Capitol-Saal der Banat-Philharmonie. Es war wirklich schön. Mir gefällt die rumänische Musik, aber ich habe kein Lieblingsgenre — ich höre einfach alles, was im Radio ausgestrahlt wird. Diesen Sommer möchte ich ganz Rumänien bereisen, eine Rumänien-Tour machen. Ich werde an die Schwarzmeerküste und auch ins Gebirge fahren und ich möchte auch die Schlösser Rumäniens besuchen. Mich interessiert die Schlossarchitektur und diesen Sommer werde ich mit Sicherheit einige schöne Schlösser besichtigen.“

  • Hörerpostsendung 15.1.2017

    Hörerpostsendung 15.1.2017

    Liebe Freunde, Prosit Neujahr und herzlich willkommen zur ersten Hörerpostsendung im Jahr 2017. Ich hoffe, bei Ihnen ist der Winter nicht allzu streng, denn in Rumänien versinken wir seit einer Woche in Schnee und es gibt sogar Dutzende Ortschaften, die von der Au‎ßenwelt völlig abgeschnitten sind. In Bukarest ist es nicht so schlimm, zumindest die Hauptstra‎ßen sind befahrbar, auch wenn einige Seitenstra‎ßen und engere Gassen wegen unaufgeräumten Schnees selbst für Passanten eine Zumutung sind. Und der Rundfunk in Bukarest liegt etwa 15-20 Minuten von einer U-Bahnstation entfernt, also schaffen wir es, uns bis zur Arbeit durchzuwatscheln, um Sie mit Nachrichten aus Rumänien zu versorgen.



    Ganz zu Beginn möchte ich mich herzlich für die vielen Grü‎ße zu Weihnachten und Neujahr bedanken, die uns in den letzten Wochen per Post und auf elektronischem Wege erreicht haben. Vorgestern habe ich mir einen dicken Briefstapel aushändigen lassen, alles Briefe, die noch im Dezember oder sogar November an uns abgeschickt wurden. Post erhielten wir von Brian Webb (Neuseeland), Wolfgang Waldl (A), Sandro Blatter (CH) sowie von Eberhard Equit, Thomas Jeske, Klaus Huber, Michael Willruth, Christoph Paustian, Hans-Peter Themann, Günter Jacob, Hans-Joachim Weiland, Michael Lindner, Werner Hoffmann, Werner Schubert, Walter Franz, Heiner Finkhaus, Joachim Verhees, Martien Post, Kirsten und Heinrich Eusterbrock, Mirko Raschke, Jörg-Clemens Hoffmann, Martina Pohl, Renate und Hermann Heyne-Pietschmann, Georg Schafheitle, Simon Wendl, Peter Möller, Lutz Winkler, Ulrich Wicke und Erhard Lauber (alle aus Deutschland).



    Rund 80 E-Mails erhielten wir seit dem letzten Funkbriefkasten am 18. Dezember 2016. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich jetzt nicht die ganze Sendezeit verbrauche, um 80 Namen zu verlesen, daher an dieser Stelle nur die Sender der E-Mails, die uns ab dem 1. Januar bis Freitagnachmittag erreicht haben: Bernd und Anna Seiser, Horst Cersovsky, Heinz-Günter Hessenbruch, Hans-Joachim Pellin, Christian Laubach, Volker Willschrey, Marco Hommel und Andreas Pawelczyk (alle aus Deutschland), Paul Gager, Georg Pleschberger, Josef Robl und Friedrich Albert (alle aus Österreich) sowie Michal Hudák (aus der Tschechischen Republik) und Gérard Koopal (aus den Niederlanden).



    Das Internetformular nutzten Hans Gosdschan, Frank Helmbold, Christian Laubach (alle aus Deutschland) sowie Paul Gager und Friedrich Albert (beide aus Österreich).



    Stellvertretend für alle Hörer, die uns Grü‎ße, schöne Postkarten, persönliche Briefe und sogar kleine Aufmerksamkeiten geschickt haben, verlese ich die Zeilen von Renate und Hermann Heyne-Pietschmann, die uns ein sympathisches Gedicht zukommen lie‎ßen:




    Liebe Freunde,



    nun ist es wieder mal so weit,


    ein Jahr ist bald Vergangenheit.



    Man hofft, dass auch 2017


    die Kurzwelle bleibt bestehen.



    Dank allen, die im Studio sind


    und weltweit senden ganz geschwind.



    Wir wünschen Euch eine besinnliche Zeit


    Und angenehme Feiertage voller Freud’!



    Und Herr Pietschmann hat auch einen Musikwunsch, den ich gerne zum Schluss des Funkbriefkastens erfüllen möchte:



    Ich würde mich freuen, wenn ihr einmal das Lied Periniţa“ bzw. den sogenannten Kusstanz spielen könntet. Im Lokal Karpatenhirsch“ in Kronstadt habe ich eine Aufführung erlebt.



    Liebe Freunde, Ihnen allen herzlichen Dank für die vielen, vielen freundlichen Worte, und wir möchten Ihr Versprechen, uns auch in diesem Jahr treu zu bleiben, als Ansporn nehmen, Sie weiterhin mit interessanten Sendungen zu versorgen.



    Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings: Mehrere Hörer haben sich beklagt, dass Sie immer noch nicht alle QSL-Karten für 2016 erhalten haben, manche sogar seit Frühjahr oder Sommer keine mehr. Nun, ich hoffe, dass die Postbearbeitungsstelle das in den nächsten Wochen nachholt, Kollege Mihai Stoicescu hat auf jeden Fall nach Silvester einen gro‎ßen Stapel Zuschriften mit nach Hause zum Bearbeiten genommen.



    Eine gute Nachricht ist hingegen, dass wir auch dieses Jahr eine QSL-Serie verlegt haben: Es handelt sich — ähnlich wie im Jahr 2014 — um Burgen und Schlösser in Rumänien, darunter auch weniger bekannte. Die QSL Nummer 1 für dieses Jahr werde ich Ende Januar oder Anfang Februar vorstellen, jetzt aber eine kurze Präsentation der letzten beiden QSLs für 2016, die ich Ihnen im Vorjahr noch schuldig geblieben war:



    Auf der QSL für November 2016 ist die Dreifaltigkeitssäule am Vereinigungsplatz in Temeswar abgebildet. Der Vereinigungsplatz (rum. Piaţa Unirii) in der Innenstadt von Temeswar ist der älteste Platz in der Banater Metropole. Sein heutiger Name rührt vom Einmarsch der rumänischen Truppen am 3. August 1919 her, womit die rumänische Verwaltung der Stadt und die Vereinigung des Banats mit dem Königreich Rumänien besiegelt wurde. Der 3. August ist seitdem auch ein offizieller Stadtfeiertag. Ursprünglich hie‎ß der Platz Losonczy-Platz, nach dem Heeresführer Stefan Losonczy benannt, der die Temeswarer Festung im 16. Jh. vor den osmanischen Truppen zu verteidigen versuchte. Nach der Eroberung Temeswars im Jahr 1552 lie‎ßen die Türken Losonczy hinrichten.



    Sein heutiges Aussehen erhielt der Platz nach 1717, als die Truppen der Habsburger die Stadt aus den Händen der Osmanen befreiten. Lange Zeit war der Platz ein Marktplatz. Architektonisch ist der Vereinigungsplatz ein Paradebeispiel für barocke Baukunst. Das symbolträchtigste Baudenkmal ist der 1736 errichtete römisch-katholische Dom, wofür der Platz im Volksmund auch noch als Domplatz bezeichnet wird. Im Mittelpunkt des Platzes steht das Denkmal der Heiligen Dreifaltigkeit. Weitere wichtige Baudenkmäler am Vereinigungsplatz sind der Barockpalast, der heute das Kunstmuseum beherbergt, und das Gebäude-Ensemble des Serbischen Bistums. Das Letztere umfasst die serbisch-orthodoxe Bischofskirche und den Palast der serbischen Volksgruppe.



    Und schlie‎ßlich auf der QSL für Dezember 2016 sind das Rumänische Nationaltheater in Klausenburg und die Statue des Dichters und Philosophen Lucian Blaga zu sehen. Das rumänische Nationaltheater in Klausenburg ist eines der wertvollsten Baudenkmäler der siebenbürgischen Stadt und zugleich eines der repräsentativsten für die örtliche Baukunst Anfang des 20. Jh. In diesem Gebäude entfalten das Nationaltheater Lucian Blaga“ und die Rumänische Oper ihre Tätigkeit. Errichtet wurde das Gebäude in den Jahren 1904–1906 auf dem ehemaligen Holzmarkt, dem heutigen Avram-Iancu-Platz. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 7. und 8. September 1906.



    Architektonisch zeichnet sich das Gebäude durch die ausgewogen-funktionale Volumetrie. An der nördlichen Hauptfassade befindet sich der Arkadeneingang, der mit an den Barock erinnernden Elementen verziert ist. Der Aufführungssaal verfügt über 928 Sitzplätzen und ist im neobarocken Stil dekoriert; der Umriss ist oval, das Theater verfügt über zwei Logenränge und einen Balkon und ist mit einer Kuppel auf metallenen Quertraversen überdacht.



    Vor dem Haupteingang des Theaters ist eine 3 Meter hohe Statue des Namensgebers Lucian Blaga zu sehen. Sie zeigt den Dichter in einer meditativen Pose und ist ein Werk des Bildhauers Romul Ladea. Das Kunstwerk wurde 1986 eingeweiht und neben der gleichgro‎ßen Statue des Nationaldichters Mihai Eminescu platziert. Lucian Blaga war eine herausragende Persönlichkeit des siebenbürgischen Kulturraums im 20. Jh. — Dichter, Dramatiker, Philosoph, Diplomat, Professor an der Klausenburger Universität und Akademiemitglied.



    So, das waren die beiden letzten QSL-Karten vom vergangenen Jahr, die Sie hoffentlich bald erhalten werden.



    Mir verbleibt noch ein wenig Zeit, um eine Hörerfrage zu beantworten. Christoph Paustian (der im baden-württembergischen Häusern zu Hause ist) schickte uns ein paar Zeitungsausschnitte vom November 2016 mit folgender Frage:



    Unlängst machten sich in Deutschland Gerüchte über Kinderarbeit in Rumänien breit — im Bereich der Ferrero-Kinderüberraschungseier. Diese sollen angeblich von rumänischen Kindern mit Spielzeug gefüllt werden. War diese Meldung auch in Rumänien in den Medien?



    Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Paustian. Tatsächlich wurde die Meldung auch von den rumänischen Medien aufgegriffen. In die Welt gesetzt hatte die Meldung allerdings die britische Boulevardzeitung The Sun. Diese hatte eine Reportage und ein angebliches Interview mit einer Frau veröffentlicht, in dem diese behauptet, sie würde zusammen mit ihren zwei minderjährigen Kindern Überraschungseier für Ferrero aufbereiten. Daraufhin nahm das regionale Arbeitsamt Ermittlungen auf und es stellte sich heraus, dass die ganze Geschichte eine Zeitungsente war. Die Frau soll in Gesprächen mit den rumänischen Arbeitsinspekteuren zugegeben haben, dass sie von den britischen Journalisten für die gewünschten Aussagen bezahlt worden sei, sie hätten sogar einen fiktiven Job in Gro‎ßbritannien für den Ehemann der Frau in Aussicht gestellt.



    Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass britische Tabloid-Medien Falschmeldungen über Rumänien in die Welt setzen. Im vergangenen Sommer hatte der britische TV-Sender Sky News eine Reportage über angebliche Waffenschieberbanden in Rumänien gedreht, die sich ebenfalls als Ente entpuppte. Was man mit solchen Falschmeldungen bezweckt, die einem Land natürlich schaden, ist mir schleierhaft; die britischen Medien waren nach der Liberalisierung des EU-Arbeitsmarktes für Rumänen und Bulgaren ohnehin etwas hysterisch über die vermeintliche Überschwemmung durch Billiglohnkräfte aus den beiden Ländern, die übrigens nie eintrat. Ich habe für solche Medien keinen Respekt und halte Kollegen, die vorsätzlich Falschmeldungen in die Welt setzen, nicht für Journalisten.



    Zum Schluss möchte ich — wie versprochen — den Musikwunsch von Herrn Heyne-Pietschmann erfüllen. Der Volkstanz periniţa (auch als Kusstanz bekannt) ist ein von beiden Geschlechtern getanzter Reigen, bei dem ein Bursche oder ein Mädchen in der Mitte steht und einem Tänzer des entgegengesetzten Geschlechts ein Tuch um den Hals wirft. Daraufhin knien beide in der Mitte des Kreises nieder und küssen sich. Der oder die Auserwählte bleibt danach in der Mitte stehen und darf sich ebenfalls einen anderen Partner aussuchen, während der vorherige sich wieder in den Reigen einreiht. Das geht so lange weiter, wie es Spa‎ß macht oder bis jede jeden mal geknutscht hat. Gewöhnlich wird der Tanz bei Hochzeiten zum Schluss oder im frühen Morgengrauen nach der Silvesternacht aufgeführt. Die Musik dabei ist lustig und anspornend. Die Version, die Sie gleich hören werden, stammt von einem Folkloreensemble aus dem südrumänischen Landkreis Teleorman unter der Leitung von Gelu Voicu. Zuvor sagt Ihnen Sorin Georgescu danke fürs Zuhören, tschüss und bis nächstes Mal!




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