Category: QSL

  • QSL 7 / 2015: Polovragi-Höhle im Landkreis Gorj

    QSL 7 / 2015: Polovragi-Höhle im Landkreis Gorj

    Die Polovragi-Höhle befindet sich in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft im Osten des Landkreises Gorj, nahe der Grenze zum benachbarten Landkreis Vâlcea. Sie ist eine der längsten Höhlen Rumäniens, ihre vollständige Erforschung ist offiziell noch nicht abgeschlossen. Die Höhle entstand vor 6-7 Mio. Jahren — Bewegungen der Erdkruste haben den Lauf des Flusses Olteţ so verändert, dass unterirdische Mäander mit einer Gesamtlänge von über 10.800 m entstanden. Die Polovragi-Höhle wurde 1984 teilweise elektrifiziert; es handelt sich dabei um ca. 800 m vom Eingang ins Innere hinein — dieser Bereich ist auch Touristen zugänglich.



    1983 hat eine Gruppe tschechischer und polnischer Speläologen im nur Fachleuten zugänglichen Bereich einen unterirdischen Quellteich mit einer Fläche von 200 qm und einer Tiefe von 8 m entdeckt. Das Wasser des Teichs kommt als Sprudelquelle im Bett des Flusses Olteţ wieder an die Oberfläche. In der Höhle wurden ferner Fossilien prähistorischer Höhlenbären entdeckt, die heute im Museum des Landkreises Gorj ausgestellt sind. 300 Jahre lang stand die Höhle unter der Obhut des sich in der Nähe befindenden Klosters Polovragi. Aus dem Jahr 1607 stammt eine Höhlenmalerei im Inneren, die dem Mönch Pahomie zugeschrieben wird, der sechs Monate in der Höhle gelebt haben soll.



    Die Polovragi-Höhle ist auch sagenumwoben. Sie wird auch Zalmoxis-Höhle genannt, nach einer Gottheit der Daker in der Antike, die den Verstorbenen das ewige Leben schenkte. Die Legende besagt, dass die Wassertropfen, die von den Kalksteinformationen herunterfallen, die Tränen des Zalmoxis seien, der somit die Niederlage der Daker vor den Römern beklage. Das Wasser des Quellteichs stammt aus einer Region 50 km weiter nördlich der Höhle, womit eine weitere Legende einen Wahrheitskern zu beinhalten scheint: Es wurde immer gesagt, dass die Polovragi-Höhle einen (bislang nicht entdeckten) Ausgang in Siebenbürgen habe.



    Höhlenforscher haben entlang der Zeit Spuren einer Bewohnung entdeckt, einschlie‎ßlich eines Tunnels, der die Höhle mit einer dakischen Burg auf dem Berghang oberhalb verband. Für Speläologen stellt die nicht vollständig erforschte Höhle immer noch eine Herausforderung dar, ganze Strecken sind nur schwer erreichbar und nur erfahrenen Forschern mit bester Ausrüstung zugänglich.

  • QSL 6 / 2015: Bärenhöhle im Landkreis Bihor

    QSL 6 / 2015: Bärenhöhle im Landkreis Bihor

    Schon viele Grabungen haben zu bedeutenden Entdeckungen geführt. Auf diese Weise wurde auch die Bärenhöhle entdeckt. Während einer kontrollierten Sprengung in einem Marmorsteinbruch wurde im Westgebirge (rum. Munţii Apuseni) die Höhle entdeckt, die eine touristische Hauptattraktion in dieser Gegend werden sollte. Es war im Jahre 1975, in der Nähe des Dorfes Chişcău im Landkreis Bihor, als sich der Eingang der Höhle öffnete, in der wichtige paläontologische Relikte lagen, die dieser den späteren Namen Bärenhöhle geben sollten. 521 m der 1,5 km langen Höhle wurden zum wissenschaftlichen Reservat erklärt und im Jahre 1980 für den touristischen Verkehr geöffnet.



    Im Inneren können Stalaktiten, Stalagmiten und Säulen bewundert werden sowie verschiedene Gebilde, die vom Grundwasser im Kalkgestein geschaffen wurden. Das Besondere an dieser Höhle stellen jedoch die Skelette von Höhlenbären und Höhlenlöwen dar, die hier entdeckt wurden und das Interesse rumänischer und ausländischer Forscher erweckt haben. Es wurden mehr als 140 Schädel des vor 15.000 Jahren ausgestorbenen Höhlenbären gefunden. Dieser beträchtliche Fund ist auf einen Steinfall zurückzuführen, der den Höhleneingang beziehungsweise –ausgang versperrt hat. Die Höhle hat drei Gänge: den Bärengang, den Kerzengang und einen weiteren Gang, der nach dem rumänischen Speläologen Emil Racoviţă benannt wurde.

  • QSL 5 / 2015: Peştera Muierilor (Frauenhöhle) in Gorj

    QSL 5 / 2015: Peştera Muierilor (Frauenhöhle) in Gorj

    Die Frauenhöhle befindet sich in einer Kalksteinformation in der Nähe der Stadt Baia de Fier im Landkreis Gorj. Die Höhle ist vor rund 4 Mio. Jahren entstanden und ist auf die vom Fluss Galbenu verursachte Erosion zurückzuführen. Der Fluss flie‎ßt nach wie vor durch das Innere der Höhle. Die Bezeichnung Frauenhöhle“ stammt aus dem Mittelalter: In Kriegszeiten versteckten sich Frauen, Kinder und Alte in der Höhle, während die Männer in den Kampf zogen. In friedlichen Zeiten versammelten sich die Frauen in einem Raum nahe des Eingangs und flochten Flachs und Leinen.



    Die begehbare Länge der Höhle beträgt 940 m. Entlang dieser Strecke kann der Besucher Tropfsteingebilde wie Stalaktiten, Stalagmiten und Säulen bewundern. Die Frauenhöhle ist in mehrere Räume unterteilt, die Bezeichnungen tragen wie Saal der Wunder, Gewölbesaal und Fledermaussaal — im zuletzt genannten lebt tatsächlich eine Fledermauskolonie.



    Weitere Sehenswürdigkeiten sind diverse Karstgebilde wie die sogen. Orgel“ — die Bezeichnung rührt von der Ähnlichkeit mit dem Musikinstrument her. Der Altarsaal hat ein 18 m hohes Gewölbe, das einer Kirchenkuppel ähnelt. Nicht von ungefähr hei‎ßt eine andere Formation Kanzel“ — sie ähnelt dem Hochsitz für den Prediger in katholischen Kirchen. Zu erwähnen sind noch der Gro‎ße Kandelaber“ und der Blutfelsen“ — die rote Farbe dieses Gesteins ist durch die Infiltration mit Eisenoxid zu erklären. Im Altarsaal ist das komplett erhaltene und sich versteinerte Skelett eines Höhlenbären ausgestellt. Insgesamt wurden in der Höhle 183 Knochengerüste von Bären gefunden.



    In den Jahren 1951-1955, als die Höhle gründlich erforscht wurde, hat man Spuren der paläolithischen Behausung entdeckt: Werkzeug aus geschliffenem Stein oder Knochen, Keramikfragmente aus unterschiedlichen Kulturen, jedoch überwiegend aus der dakischen Zeit. Der spektakulärste Fund wurde 1952 gemacht: Entdeckt wurde der Schädel einer Frau unserer Gattung Homo Sapiens, die laut Forschern vor 29.000 Jahren gelebt hat.

  • QSL 4 / 2015: Floriilor-Höhle im Vâlcan-Gebirge

    QSL 4 / 2015: Floriilor-Höhle im Vâlcan-Gebirge

    Die Floriilor-Höhle (der Namen lie‎ße sich als Palmsonntagshöhle“ übersetzen) gehört zu den Höhlen, die erst in der jüngeren Vergangenheit entdeckt wurden. Dies ist auf den schmalen und nur schwer zu sichtenden Eingang der Höhle zurückzuführen, der unter den Wurzeln einer Buche liegt. Die Floriilor-Höhle wurde 1992 von einem Speläologen entdeckt und liegt in der Sohodol-Klamm im Vâlcan-Gebirge (Teil der Südkarpaten), 30 Km von der Stadt Târgu Jiu entfernt und damit im Landkreis Gorj.



    Die Besichtigung der Höhle ist nur in Begleitung eines Speläologen und mit der notwendigen Ausrüstung erlaubt. Durch den Eingang geht es nur kriechend, danach folgt ein steiler Abhang, über den man sich hinunterseilen muss. Einmal unten angelangt, bietet sich dem Besucher ein beeindruckendes Bild von zahlreichen Stalaktiten und Stalagmiten.

  • QSL 3 / 2015: Gletscherhöhle Scărişoara

    QSL 3 / 2015: Gletscherhöhle Scărişoara

    Die Gletscherhöhle Scărişoara befindet sich ca. 40 Km von der Stadt Câmpeni im Landkreis Alba entfernt und ist eine der wichtigsten Naturattraktionen im Westgebirge. Ihr Name rührt vom 16 Km entfernten Dorf her, im Inneren der Höhle ist der grö‎ßte unterirdische Gletscher Rumäniens zu finden.



    Der Zugang zur Höhle erfolgt über einen Graben mit einem Durchmesser von ca. 60 m, der sich auf einer bewaldeten Hochebene befindet. Besucher müssen etwa 50 m über ein schmales Pfad und anschlie‎ßend über eine Metall-Leiter hinuntersteigen, um in den sogenannten Gro‎ßen Saal zu gelangen, wo sich der über 4.000 Jahre alte und ca. 80.000 Kubikmeter gro‎ße Gletscher befindet.



    Der Durchmesser des Höhlengrabens fördert Luftströmungen, so dass die Temperatur im Inneren fast dieselbe wie an der Oberfläche ist. In der Folge schmilzt ein Teil des Gletschers im Sommer. Mit Einbruch der Kälte frieren die Zufluss-Ströme ein und der Gletscher gewinnt an Masse. Darüber hinaus entstehen neben dem Gletscher auch Tropfsteine aus Eis — einige dieser Stalagmiten (wie sie in Fachsprache hei‎ßen) schmelzen auch im Sommer nicht.

  • QSL 2 / 2015: Dâmbovicioara-Höhle

    QSL 2 / 2015: Dâmbovicioara-Höhle

    Auf der Februar-QSL ist die Hauptgalerie der Dâmbovicioara-Höhle abgelichtet. Die Dâmbovicioara-Höhle ist in den Südkarpaten zu finden, genauer gesagt im Süden des Gebirges Piatra Craiului (dt. Königsstein). Sie ist eine der meistbesuchten Höhlen in Rumänien. Grund dafür ist die Nähe zu Touristenhochburgen und Wintersportgebieten wie Bran-Moeciu, Poiana Braşov (Kronstädter Schulerau) und das Prahova-Tal.



    Die Dâmbovicioara-Höhle liegt in einer Talenge und ist durch die vom gleichnamigen Bach verursachte Kalkerosion entstanden. Der Bach Dâmbovicioara ist ein Nebenfluss der Dâmboviţa und kann im Rumänischen grammatikalisch als eine Verkleinerungsform des Flussnamen angesehen werden. (Beide Flussnamen sind weiblich im Rumänischen.) Die Höhle hat Galerien mit einer Gesamtlänge von 250 m, allerdings sind nicht alle Nebengänge für Besucher zugänglich. Die Hauptgalerie erreicht eine Breite von 3-4 m und eine Höhe von bis zu 5 m.



    Der Bach Dâmbovicioara hat sich nach der Höhlenbildung ein anderes Bett gesucht, so dass die Höhle im Inneren trocken ist. Nach ca. 150 m verengt sich die Höhle, am Ende liegt ein senkrechter und oben offener Schacht, so dass man in der Höhle einen leichten Luftzug verspürt. In der Dâmbovicioara-Höhle gibt es interessante geologische Formationen zu sehen, die tierformartigen Gesteinseinheiten tragen Namen wie Adlerflügel, Schlangenkopf, Bärenpranke und Tigerfell.

  • QSL 1 / 2015: Movile-Höhle nahe Mangalia

    QSL 1 / 2015: Movile-Höhle nahe Mangalia

    Die sich in der Nähe der Hafenstadt Mangalia am Schwarzen Meer befindende Höhle Movile wurde 1986 entdeckt, als geologische Untersuchungen des Areals hinsichtlich der Errichtung eines Wärmekraftwerks durchgeführt wurden. Die Höhle hat eine Länge von 300 Metern und ist für das breite Publikum nicht zugänglich. Allein Wissenschaftler haben Zugang über einen künstlichen Schacht, an dessen Ende sich die 1-2 Meter hohen, teilweise unter Wasser stehenden Galerien der Höhle befinden.



    Was die wissenschaftliche Welt von Anfang an erstaunt hat, ist das einzigartige Ökosystem der Höhle, das völlig isoliert von der Au‎ßenwelt ist. Die unterirdische Welt der Höhle ist reich an Schwefelwasserstoff, Sauerstoff ist kaum vorhanden, hingegen wurde eine hohe Konzentration von Kohlendioxid (3,5%) und Methan (1-2%) gemessen. Die Erforschung durch rumänische Speläologen Anfang der 1990er Jahre hat zur Entdeckung bis dahin unbekannter Arten von Schnecken, Würmern, Spinnen, Blutegeln und Skorpionen geführt, die in diesem Habitat leben, das für andere Tiere tödlich wäre. Auch das Wasser in der Höhle hat eine andere chemische Zusammensetzung als jenes der Brunnen in der Nähe. Das schwefelhaltige Wasser kommt aus den Tiefen der Erde durch geschlossene Karstkanäle empor und misst 21 Grad Celsius. Die wirbellosen Tiere, die hier leben, weisen eine Depigmentierung (einen Verlust des Hautfarbstoffs) auf und haben auch kein Sehvermögen. Sie ernähren sich von Bakterien und Pilzen, die ihrerseits ihre Lebenskraft aus den warmen Schwefelquellen schöpfen.



    Die Entdeckung dieses Ökosystems, das auf Chemosynthese, und nicht auf Photosynthese basiert, hat die Aufmerksamkeit der Forscher von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA erwirkt. Die US-Wissenschaftler verglichen die Lebensbedingungen in dieser Höhle mit jenen auf dem Planeten Mars. Die Movile-Höhle inspirierte auch den Regisseur Bruce Hunt, der seinen Horror-Film The Cave“ (2005) teils in Rumänien und mit rumänischen Schauspielern in einigen Nebenrollen drehte. Die Höhlen-Szenen wurden allerdings an einer anderen Location in Mexiko gefilmt.

  • QSL 12/2014: Festung Alba Carolina in Alba Iulia

    QSL 12/2014: Festung Alba Carolina in Alba Iulia

    Die siebenbürgische Stadt Alba Iulia (deutsch: Karlsburg oder Wei‎ßenburg) rühmt sich mit einer Festung im sogen. Vauban-Stil (benannt nach dem französischen Festungsbaumeister und Marschall Sébastien Le Prestre de Vauban), die europaweit zweitwichtigste nach einem ähnlichen Bau in Luxemburg. Die im 18. Jh. errichtete sternförmige Festung Alba Carolina ist einzigartig im Südosten Europas. Sie wurde als strategisches Bollwerk des Habsburgerreiches gegen die Expansionswünsche des Osmanischen Reiches konzipiert. Initiator des Projektes war der Marschall und Prinz Eugen von Savoyen, der die Bautechnik von Vaubans Festungsanlagen aus der Zeit des Königs Ludwig XIV. im Habsburgerreich einführte. Die Festung Alba Carolina war Teil eines Systems von Befestigungsanlagen und Burgen, die die neuen Provinzen des Habsburgerreichs vor militärischer Bedrohung von Au‎ßen schützen sollten.



    Die topographische Erkundung des Geländes begann im Jahr 1711. Die ursprünglichen Baupläne wurden nach Wien geschickt und von Prinz Eugen von Savoyen am 18. April 1714 genehmigt. Das notwendige Baugelände (140 Ha) wurde von 1713-1715 durch den Abriss der mittelalterlichen Stadt zur Verfügung gestellt, die an die Ostseite der künftigen Festung verlegt wurde (heutige Untere Stadt). Mit der Bauplanung war der italienische Architekt Giovano Morando Visconti beauftragt. Die Kosten der Bauarbeiten wurden auf über eine Million Goldgulden veranschlagt, die Bauleitung übernahmen später die Militäringenieure Joseph Quadri und Konrad von Wei‎ß.



    Die Errichtung der später als wichtigste Verteidigungsanlage Siebenbürgens geltenden Festung erfolgte in den Jahren 1715-1738, in der Herrschaftszeit des Kaisers Karl VI. Maurer und Steinmetze waren Italiener, für die Verzierung der Tore und Basteien kamen Arbeiter aus Wien, geleitet vom Bildhauer Johann König. Das Baumaterial stammte aus der Gegend, für die Roharbeit wurden über 20.000 rumänische Leibeigene aus ganz Siebenbürgen herangezogen. Die leicht schräg errichteten Mauern aus Ziegel- und Sandstein ohne Unebenheiten sollten Kanonengeschosse abprallen lassen.



    Das ursprüngliche Bauvorhaben wurde nicht vollständig realisiert, weil die Habsburger ihre finanziellen Ressourcen später anderen militärischen Festungsanlagen zuwendeten, die näher an der Militärgrenze zum Osmanischen Reich lagen. So wurde ab 1738 auf die Errichtung einer vierten Verteidigungslinie verzichtet, von den mehreren Au‎ßengräben wurde nur jener unmittelbar am Stadtrand fertig gestellt. Der Umriss der Festung ist ein unregelmä‎ßiges Heptagon, zusammen mit den sieben Basteien entsteht der typische sternenförmige Aspekt der Befestigungsanlagen dieser Art.



    Der Zugang zur Festung erfolgte über sechs Tore, jeweils drei an der Ost- und Westseite bzw. ein Tor an jeder Befestigungslinie. Die reichhaltige Verzierung und die wechselvolle Gestaltung der vier ersten Tore verleihen der Basteifestung Alba Carolina einen einzigartigen Charakter in Europa. Die barocken Statuen und Reliefs sind aus sagenhaften Heldentaten der Antike oder aus den österreichisch-russischen Kriegen inspiriert.

  • QSL 11 / 2014: Schloss Bethlen in Arcalia (Kallesdorf)

    QSL 11 / 2014: Schloss Bethlen in Arcalia (Kallesdorf)

    Auf der QSL-Karte für den Monat November ist das weniger bekannte Schloss Bethlen in der Ortschaft Arcalia im Landkreis Bistriţa-Năsăud (dt. Bistritz-Nassod) abgebildet. Arcalia wird auf deutsch Kallesdorf genannt, im siebenbürgisch-sächsischen Dialekt Kallesdref. Das Schloss wurde um das Jahr 1850 herum errichtet und war das Eigentum des Grafen Balázs Bethlen. Es liegt 15 Km von der Stadt Bistritz entfernt, mitten in einem dendrologischen Park, der rund 150 einheimische und exotische Ziergehölze beherbergt. Die Gesamtfläche des Areals beträgt 16,5 Ha und umfasst den dendrologischen Park und die drei Gebäudeflügel des Schlosses.



    Über die Familie des Grafen Balázs Bethlen ist nur wenig bekannt, weil nach der Machtübernahme durch die Kommunisten im Jahr 1945 die meisten im Schloss aufbewahrten Bücher und Manuskripte bei einem Brand vernichtet wurden. Bethlen wurde enteignet und musste Rumänien verlassen. 1947 wurde das Schloss zunächst zu einem Einkaufsladen umfunktioniert, später wurde es als Fuhrpark für landwirtschaftliche Maschinen und als Ferienlager für Schüler genutzt.



    Im Jahr 1963 übernahm die Klausenburger Babeş-Bolyai-Universität die Verwaltung des Parks und richtete im Schloss ein Zentrum für biologische und geologische Forschungen ein. In dieser Zeit durften hier auch die Studenten der einschlägigen Fakultäten ihr Sommerpraktikum absolvieren.



    Das Schloss Bethlen in Arcalia umfasst heute einen 80 Quadratmeter gro‎ßen Konferenzsaal, der bis zu 70 Teilnehmer aufnehmen kann, und einen 40 Quadratmeter gro‎ßen Seminarraum für 20-25 Personen. Das Schloss beherbergt au‎ßerdem die Bibliothek der Frankophonie und den dazugehörenden Lesesaal. Die historischen Heizöfen stammen aus Wien, es wird gesagt, dass sie seinerzeit mit Ochsenkarren sechs Monate lang bis nach Siebenbürgen gebracht worden seien.



    Der dendrologische Park in Arcalia ist eines der schönsten Naturparks dieser Art in ganz Rumänien und gilt als wissenschaftliche, pädagogische und touristische Attraktion. Zu den exotischen Gehölzen, die hier bewundert werden können, gehören die Silbertanne, die kaukasische Fichte, diverse Pinienarten, die amerikanische Eiche, die Balsam-Tanne, die Magnolie, der Schwarznussbaum, die Sommerlinde, der Japanische Apfelbaum und der Tulpenbaum. Dieser wunderbare Park war ursprünglich nur als kleiner Schlosspark gedacht, doch wuchs er beständig seit seiner Anlegung bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs.



    Mit seinem maurisch-byzantinischen Stil ist dieses Schloss das einzige dieser Art in Siebenbürgen.

  • QSL 10 / 2014: Fürstenburg in Suceava

    QSL 10 / 2014: Fürstenburg in Suceava

    Mit der Expansion des Osmanischen Reiches Ende des 14. Jahrhunderts begann das Fürstentum Moldau ein System von Festungen zu errichten, das zunächst aus Erdwällen und Palisaden bestand. Damit sollten Siedlungen, Fürstensitze und Klöster gestärkt werden. Mehrere strategische Festungen dieser Art wurden entlang der östlichen Grenze (damals am Nistru/Dnjestr) oder im Landesinneren, vornehmlich in den östlichen Subkarpaten errichtet. Das wichtigste moldauische Bollwerk, die Fürstenburg in Suceava (Suczawa), spielte über drei Jahrhunderte die Hauptrolle im politischen und militärischen Leben des Fürstentums.



    Sie wurde auf einer Hochebene östlich der gleichnamigen Stadt in 70 Metern Höhe errichtet. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Festung in einem Dokument von 11. Februar 1388, in der Herrschaftszeit des Fürsten Petru I. (1375 – 1391). Alexander der Gute (1400 – 1432) lie‎ß eine Mauer an der Südseite der Festung errichten.



    Ihre Blütezeit erreichte die Burg in der Herrschaftszeit Stefan des Gro‎ßen (1457 – 1504), der Suceava zum wichtigsten Punkt seines Festungssystems machte. Durch Waffengewalt konnte die Burg nie eingenommen werden. Das Verteidigungssystem umfasste vier Elemente: den Graben samt Zugbrücke, die Umfriedungsmauer und die Fallgruben, die von Historikern mit dem Spitznamen Mausefallen umschrieben wurden. Die komplexe Wehranlage machte die Eroberung der Burg ohne Verrat von Innen praktisch unmöglich.



    Den Ruf einer fast uneinnehmbaren Trutzburg behielt Suceava auch in den folgenden Jahrhunderten, zu den Belagerern der Burg gehörten u.a. der polnische König Johann I. Albrecht und der osmanische Sultan Süleyman der Prächtige. Letzterer schaffte es schlie‎ßlich im Jahr 1538 (mit Hilfe eines moldauischen Verräters, der die Tore öffnete), die Burg ohne Kampf einzunehmen, und ersetzte den legitimen Fürsten durch einen den Osmanen ergebenen Woiwoden.



    Die letzten Instandsetzungen der Festung fanden gegen Ende des 16. Jh. statt. Im Jahr 1675 lie‎ß der moldauische Fürst Dumitraşcu Cantacuzino auf Befehl der Türken, unter deren Oberhoheit er stand, die Burg zerstören. Die Einwohner der Stadt nutzen die Ruine fortan als Steinbruch.



    Die Burg ist auch heute im Ruinenzustand, die innere Einrichtung wurde aber teilweise restauriert, um dem Besucher einen Eindruck vom mittelalterlichen Leben in einer Fürstenburg zu ermöglichen. Gleich nach dem Eingang über die Brücke sind die Kammern der Wachmannschaft zu sehen. Weitere Räumlichkeiten sind das Dampfbad, der Keller, die Kapelle und der Kerker. In der Festung lebten nebst den erwähnten Woiwoden der Moldau auch der Hochadel (Bojaren) und die höheren Würdenträger des moldauischen Fürstentums, vom Schatzmeister bis zum Heerführer (Hetman, rum. hatman).



    Die Ruinen der Burg gehören zu den staatlich geschützten Baudenkmälern. Laut der Webseite der Festung Suceava kann man den Museumskomplex von April bis Oktober täglich von 9 bis 20 Uhr besichtigen. Der Eintritt kostet umgerechnet 90 Eurocents, fürs Fotografieren wird eine zusätzliche Gebühr von ca. 1,15 Euro verlangt.

  • QSL 9 / 2014: Schloss Pelişor bei Sinaia

    QSL 9 / 2014: Schloss Pelişor bei Sinaia

    Schloss Pelişor ist Teil des Bauensembles, das der rumänische König Karl I. im Tal des Baches Peleş bei Sinaia im Landkreis Prahova errichten lie‎ß. Das Schloss liegt wenige hundert Meter vom grö‎ßeren Schloss Peleş entfernt, der Sommerresidenz der rumänischen Könige. Schloss Pelişor wurde in den Jahren 1899 — 1902 errichtet und galt als ein Geschenk des Königs Karl I. an den Thronfolger. Zum Peleş-Komplex gehören nebst den beiden Schlössern noch das Ritterhaus, die Vorratskammer, das Wachthaus, das Architektenhaus und das Gertenhaus. Der Name Pelişor ist im Rumänischen eine Verkleinerungsform von Peleş, das kleinere Schloss nutzte mit Vorliebe das königliche Ehepaar Ferdinand und Maria. Hier wuchsen ihre Kinder auf: Karl, der unter dem Namen Carol II. künftiger König wurde, Elisabeth, die künftige Königin von Griechenland, Marioara, Königin von Jugoslawien, und Prinz Nicolae.



    Der tschechische Chefarchitekt Karel Liman richtete sich bei der Gestaltung der Fassade nach dem Geschmack des Auftraggebers. Der Fachwerkfassade fügte er allerdings rumänische Elemente hinzu, was dem Schloss einen heiteren Ton verleiht: Die beiden Türme haben eine Überdachung aus Ziegelsteinen mit Kachelglasur und erinnern somit an die Kirchentürme in der Bukowina. Bei der Inneneinrichtung wurden auf ausdrücklichem Wunsch der Königin Maria Jugendstilzüge mit Elementen aus der Bauernarchitektur des Prahova-Tals und aus dem Brâncoveanu-Stil vermischt. Die Dekoration übernahm Königin Maria selbst in den Jahren 1902 — 1903 und 1925 — 1928. In ihrem Vermächtnis an Rumänien und das rumänische Volk“ schrieb sie: Wenn all die schönen Kunstobjekte die Erinnerung an mich wachhalten werden, so werde ich für die Liebe entlohnt sein, die ich für Euch hegte, denn das Schöne war mein Glaubensbekenntnis.“



    Seit 1993 ist Schloss Pelişor für Besucher offen, zu sehen sind die ehemals königlichen Gemächer, die Arbeitszimmer, die Kinderzimmer, das Malereiatelier der Königin Maria und eine kleine byzantinische Kapelle im Inneren. Das Schloss ist unlängst neudekoriert worden, Originale und Replikate sollen die Atmosphäre des Jahres 1900 besser wiederherstellen.



    Seit 2007 ist die gesamte Domäne Peleş wieder in Besitz des Königs Michael I., das Abkommen zur Rückerstattung sieht aber vor, dass der rumänische Staat es weiter als Museumskomplex verwalten darf.



    Quelle: http://peles.ro/category/exploreaza/istoric-pelisor/

  • QSL 8 / 2014: Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    QSL 8 / 2014: Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    Burg Hunedoara (auch als Schloss Hunyadi und Corviner Burg bekannt) gehört zu den bedeutendsten Profanbauten Siebenbürgens und ist eines der wichtigsten gotischen Baudenkmäler in Südosteuropa. Die denkmalgeschützte Burg trägt noch weitere Namen (Burg der Corviner, Burg Corvinus, Schloss Corvinesti, Burg Corvin, Burg Eisenmarkt, Schwarze Burg, Burg Vajdahunyad, Burg Hunyadi), die sich auf ihren Standort oder ihre Eigentümer beziehen.



    Die meisten Forscher sind der Ansicht, dass die erste Festung in Hunedoara (dt. Eisenmarkt, ung. Vajdahunyad) im südwestlichen Siebenbürgen bereits im 14. Jahrhundert entstand. Die Umfriedung war ellipsenförmig, die Mauern aus Dolomit und Kalkstein bis zu zwei Meter breit, die Nordseite hatte vermutlich einen Bergfried.



    Nach 1440 lie‎ß der für Ungarn tätige Staatsmann und Heeresführer Johann Hunyadi (rum. Iancu de Hunedoara) die bereits bestehende Wehranlage zur Stammburg der Hunyadis umbauen. Die Umfriedung wird verdoppelt und mit Schie‎ßscharten versehen, mehrere Rundtürme und rechteckige Türme flankierten die Wehranlage. Die Rundtürme waren ein Novum in der damaligen militärischen Architektur Siebenbürgens, das Erdgeschoss bestand aus vollem Mauerwerk, die beiden Obergeschosse dienten als Wohnraum und Verteidigungsanlage. In einem der Rundtürme, dem Capistrano-Turm, ist ein restaurierter gotischer Kamin erhalten, der einzige dieser Art im gesamten Bauwerk. Erwähnenswert ist auch der bemalte Streitkolben-Turm mit einem einzigen Obergeschoss: Das Au‎ßenfresko enthält geometrische Motive als dekorative Ergänzung der Schie‎ßscharten.



    Die rechteckigen Türme im Nordwesten und Südosten der Burg, der Alte und Neue Torturm, hatten breite, befahrbare Eingänge und waren für die Verteidigung sowohl mit Pfeil und Bogen als auch mit Feuerwaffen ausgerüstet. Die Eingänge selbst sind als bewegliche Pfeilerbrücken konzipiert. Interessant ist auch der mit einer Legende behaftete Brunnen zwischen der alten und der neuen Umfriedungsmauer. Der Erzählung nach wurde der 28 Meter tiefe Brunnen im Hof der Burg von drei türkischen Gefangenen gegraben, denen ihre Freiheit versprochen wurde, wenn sie so lange graben, bis sie das Wasser erreicht hätten. Als diese nach 15 Jahren Arbeit ihre Aufgabe erfüllt hatten, wollten ihre Auftraggeber ihr Versprechen nicht halten. Nach der Legende zeuge eine Aufschrift der Gefangenen an einer Burgwand in Brunnennähe von der gro‎ßen Niedergeschlagenheit der Türken. Sie lautet: Ihr habt vielleicht Wasser, aber kaum Gefühle.“



    Generell gilt die Errichtung der Corviner Burg als im Jahr 1446 abgeschlossen, dem Jahr, in dem Johann Hunyadi zum Reichsverweser von Ungarn wurde und fortan mehr Zivilbauten in Auftrag gab. Aus dieser Zeit stammt dennoch die Kapelle an der Ostseite des Schlosses. Das rechteckige Kirchenschiff folgt einem Vorschiff, über den sich auf hexagonalen Pfeilern stützend die Empore erhebt. Der Sakralbau entspricht somit den lokalen Zügen der Gotik.



    Das eigentliche Schloss steht an der Westseite der Wehranlage und umfasst den Rittersaal, den Saal des siebenbürgischen Landtags und die Wendeltreppe. Beide Säle haben einen rechteckigen Grundriss und sind zweigeteilt durch fünf oktogonale Marmorpfeiler mit Kreuzrippen und verzierten Kragsteinen. Gewölbe und Schlussstein sind im spätgotischen Stil.



    Zu den militärischen Anbauten sind die Galerie und der Turm namens Nebojsa“ zu zählen. Der Name entstand vermutlich unter dem Einfluss serbischer Söldner, auf Serbisch bedeutet не бој се (ne boj se) fürchtet euch nicht“. Der Turm hat fünf Obergeschosse, die allesamt mit Schie‎ßscharten versehen sind. Vom Turm zum Schloss führt eine 33 Meter lange Galerie, die sich auf massiven Pfeilern aus Kalksandstein stützt.



    Eine zweite Bauphase wird mit dem Tod Johann Hunyadis und den darauffolgenden Kämpfen um den ungarischen Thron eingeleitet. Nach 1458 wird ein neuer Flügel an der Nordseite angelegt, der aus Bogenhallen besteht; die Innenmalerei mit weltlichem Sujet gilt als einzigartig. Den letzten Schliff erhält die Burg um das Jahr 1480, Experten sind der Meinung, dass das Schloss den ähnlichen Bauten seiner Zeit aus Westeuropa in nichts nachstand.



    Im 16. Jahrhundert werden hauptsächlich weitere Zivilbauten im Bereich des Alten Turms errichtet. Im 17. Jahrhundert lässt der siebenbürgische Fürst Gabriel Bethlen Änderungen am Bauwerk durchführen, die dem Zeitgeist entsprachen. An der Ostseite entsteht ein neues, zweistöckiges Gebäude mit Wohnräumen namens Gro‎ßer Palast. Der Landtagssaal wird völlig umgebaut, die gotische Ornamentik wird entfernt und die innenräumliche Gestaltung verändert. Auch die Kapelle muss dem Stil der Epoche und dem Geschmack des neuen Besitzers folgen: Die gotischen Gewölbe werden entfernt und die Spitzbogenfenster werden durch rechteckige ersetzt. Es entstehen ferner weitere militärische Anbauten wie der Wei‎ße Turm und die Artillerie-Terrasse. Ebenfalls im 17. Jahrhundert wird der au‎ßerhalb der Burg liegende Husarenhof eingerichtet, der die Wohnräume des Verwalters und der Kanzleibediensteten, die Hütten der Jagdhunde, die Speisekammern und das Futterlagerhaus beherbergte.



    Das 19. Jahrhundert bringt die wichtigsten Restaurierungs- und Erneuerungsarbeiten mit sich. Die Fassade des Gro‎ßen Palastes und die aufgestockten Dächer mit glasierten Ziegelsteinen stammen aus dieser Zeit und sind in dieser Form bis heute enthalten. Die Artillerie-Terrasse wird mit einer Mauer mit Zinnen und einem Wachturm versehen, um die Attraktivität des Bauwerks zu erhöhen. Eine grö‎ßere Instandsetzung erfolgte im Jahre 1817. In diesem Jahr unternahm Kaiser Franz I. mit seiner vierten Ehefrau Karoline Auguste von Bayern eine Reise nach Siebenbürgen. Nach einem dreitägigen Hoflager in der Burg stellte der Kaiser für die dringendsten Renovierungen einen Betrag von drei‎ßigtausend Gulden zu Verfügung. Grö‎ßere Renovierungsarbeiten an der Ruine wurden erst im Jahr 1868 unter dem Architekten Ferencz Schulcz aufgenommen. Dieser begann unter anderem mit der Wiederherstellung der gotischen Architektur im Rittersaal und der Restaurierung alter Skulpturen. Nach seinem Tod setzte Imre Steindl, der Erbauer des Parlamentsgebäudes in Budapest, die Arbeiten bis 1874 unter anderer Gewichtung fort. Steindl war aber offensichtlich nicht an einer Wiederherstellung, sondern an einer Erneuerung der Burg interessiert. Die Burg hat aus heutiger Sicht stark unter den inadäquaten Restaurierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts gelitten.



    Zur heutigen Nutzung: Das Schlossmuseum wurde im Jahr 1974 eröffnet. Zu Beginn beherbergte das Museum mittelalterliche Stücke. Die Sammlungen erweitere man später um Archäologie, Völkerkunde, dekorative Kunst und alte Bücher. Das Museum beschäftigt sich seit 1990 auch mit antiker Geschichte und bringt eine eigene Schriftenreihe heraus, die bislang 10 Bände umfasst.



    Eine Besichtigung der Burg einschlie‎ßlich Museumsbesuch oder eine Anmietung für kommerzielle Filme ist nach vorheriger Absprache möglich. Die Burg ist ganzjährig öffentlich zugänglich. Spezielle Führungen für Einzelpersonen und Gruppen werden angeboten. Regelmä‎ßig werden auf dem Burggelände mittelalterliche Veranstaltungen bzw. Feste durchgeführt.



    Die Burg wird oft als Filmkulisse vermietet. Eine Vielzahl von rumänischen und internationalen Film-Produktionen (künstlerische Filme, Dokumentarfilme oder Werbespots) wurde bereits dort gedreht.




    Quellen:



    www.castelulcorvinilor.ro



    Wikipedia

  • QSL 7 / 2014

    QSL 7 / 2014

    Schä‎ßburg, rumänisch Sighişoara, ungarisch Segesvár, siebenbürgisch-sächsisch Scheessprich, liegt im Kreis Mieresch (Mureş) in Siebenbürgen. Die Stadt liegt am Lauf des Flusses Gro‎ße Kokel (rum. Târnava Mare). Durch seine zentrale Lage im verkehrsreichen Kokeltal war Schä‎ßburg von jeher ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Spuren aus vorrömische und aus der römischen Zeit wurden durch archäologische Grabungen zutage gefördert und sind seit 1899 im Stadtmuseum (Stundturm) ausgestellt. Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.



    Schä‎ßburg wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, Siebenbürger Sachsen, gegründet. Im Jahre 1280 wird es als Castrum Sex das erste Mal urkundlich erwähnt. 1298 wird es als Schespurch bzw. Schaesbrich und 1337 mit dem ungarischen Namen Seguzwar erwähnt. 1435 taucht der aus dem Ungarischen entlehnte rumänische Name Sighişoara erstmals schriftlich auf. 1367 wird Schä‎ßburg erstmals als Stadt (lat. civitas) erwähnt.



    Die Anlage der Burg erfolgte auf dem freistehenden, südlich der Kokel gelegenen 850 m langen Bergrücken, der aus dem breiteren, 30 m über der Talsohle (350 m) gelegenen Burgberg (untere Terrasse) und dem 49 m höher gelegenen Schulberg (obere Terrasse, 429 m) besteht. Auf dem Burgberg entwickelte sich die Burgsiedlung um die erste Kirche, die nordwestlich vom heutigen Stadtpfarrhof gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Neben dieser Kirche stand auch die älteste Schule von Schä‎ßburg (urkundlich erwähnt 1522). Um 1350 wurde mit dem Bau der heute noch gro‎ßteils vorhandenen, 930 m langen Ringmauer in Ovalform um den Burgberg und den Schulberg begonnen.



    Die ursprünglich etwa vier Meter hohe Mauer wurde im 15. Jahrhundert um weitere drei bis vier Meter erhöht. Die vierzehn Türme und vier Basteien wurden weiter ausgebaut. Die erhöhte Ringmauer wurde mit Wehrgängen und Schie‎ßscharten ausgerüstet. Die Wehrtürme wurden mit Schie‎ßscharten und Pechnasen versehen (16. und 17. Jahrhundert). Von ursprünglich vierzehn Türmen, die jeweils einer Zunft gehörten, stehen heute noch neun. Neben der Bergkirche steht der Seilerturm . Heute wohnt darin der Friedhofsgärtner. An der Nordostseite der Burg befinden sich der Fleischer- , der Kürschner- und der Schneiderturm . Letzterer befindet sich beim “hinteren Tor” und hat zwei Durchfahrten. An der Nordostecke steht der Schusterturm und an der Südostseite der Schmiede-, der Stund-, der Lederer- und der Zinngie‎ßerturm. Der gewaltigste und grö‎ßte von diesen Türmen ist der Stundturm. Abgetragen wurden im 19. Jahrhundert Goldschmiede-, Weber-, Schlosser-, Fassbinder- und Barbierturm sowie das eigentliche Hintere Tor.



    Die hohe Anzahl der Burgbewohner erforderte zu Beginn des 15. Jahrhunderts den Umbau der Bergkirche (1429-1483). 1607 wurde auf dem Schulberg eine grö‎ßere Schule und 1619 die “Neue Schule” gebaut. 1642 erfolgte der Bau der gedeckten “Schülertreppe” mit zunächst 300 Stufen. 1842 erhielt diese ihr heutiges Aussehen mit nur 175 Stufen. 1792/99 erfolgte der Bau des alten Gymnasiums. 1901 wurde das heutige, um ein Stockwerk erhöhte Gymnasium (Bischof-Teutsch-Gymnasium, heute Joseph-Haltrich-Gymnasium) errichtet.



    1544 fand in Schä‎ßburg die Reformation statt. Bald danach wurde die günstiger gelegene Klosterkirche, neben dem Stundturm, die Stadtpfarrkirche. Als Ende des 16. Jahrhunderts innerhalb der Burg kein Raum für weiteren Hausbau mehr frei war, entstand au‎ßerhalb der Ringmauern an der Süd- und Südostseite der Burg die Unterstadt, die sich um den späteren Marktplatz entwikkelte. Die Zufahrten zum Marktplatz wurden durch neun Türme und Tore abgeriegelt.



    Wirtschaftsleben und Wohlstand der Bürger wurden von Handwerk, Landwirtschaft, Handel und Gewerbe bestimmt. 1376 wurden 19 Zünfte gegründet, denen 25 Gewerbe angehörten. Jede Zunft musste ihren Wehrturm instandhalten und verteidigen. 1884 wurden die Zünfte aufgelöst, da sie durch vermehrte Konkurrenz ihre Bedeutung verloren. Wiederholte Überfälle von feindlichen Heeren, Katastrophen wie Überschwemmungen, Gro‎ßbrände, Pestepidemien haben das Anwachsen der Einwohnerzahl der Stadt zeitweilig stark beeinträchtigt.



    Aus den beiden ehemaligen Holzbrücken über die Kokel wurde 1808 die Siechhofbrücke gebaut. Erst 1874 kam die Maria-Theresia-Brücke (Mammutbrücke) dazu. 1938 wurde die Siechhofbrücke durch eine Betonbrücke ersetzt. 1975 wurde die Maria-Theresia-Brücke vom Hochwasser mitgerissen. Nach dieser Überschwemmung wurde das Kokelufer weitgehend begradigt. Der Durchgangsverkehr wurde aus der engen Mühlgasse auf eine sechsspurige Stra‎ße entlang der Kokel verlegt und zwei neue, dem heutigen Verkehr entsprechende Brücken über die Kokel gebaut. 1866 wurde die Burgallee angelegt. 1867 gab es in Schä‎ßburg die erste elektrische Uhr Siebenbürgens. 1862 wurde der Schaaser Bach, der bis dahin durch die Innenstadt floss, in ein neues Bett westlich des Schulberges umgeleitet.



    Die Stadt war seit ihrer Gründung jahrhundertelang überwiegend von Siebenbürger Sachsen bewohnt. Bis 1930 stellten sie noch die zahlenmä‎ßig grö‎ßte ethnische Bevölkerungsgruppe. Danach erlangten die Rumänen die Mehrheit. Trotz stetiger Auswanderung seit Mitte der 1970er Jahre lebten 1977 noch 5492 (17,7 %) Deutsche in der Stadt. Nach dem Fall des Kommunismus in Rumänien setzte eine massive Auswanderungswelle ein. Entsprechend der Statistik von 1992 gab es damals noch 1327 deutschstämmige Bewohner. Ihr Anteil sank aber in den 1990er Jahren weiter schnell und stetig. Laut der Volkszählung von 2011 hatte Schässburg im Jahr der Erhebung etwa 28.000 Einwohner, davon waren nur noch 403 (1,4%) deutscher Nationalität.



    Dennoch konnte die Stadt ihren multikulturellen Charakter beibehalten. Sighișoara ist offiziell mittlerweile wieder dreisprachig. Die Ortstafeln und die touristischen Informationen sind Rumänisch, Deutsch und Ungarisch beschriftet. Es gibt Kindergärten, die au‎ßer von deutschen auch von rumänischen und ungarischen Kindern besucht werden, welche hier Deutsch als zweite Muttersprache“ erlernen. Für ein weiteres Studium gibt es eine deutsche Grundschule und ein deutsches Gymnasium. Sighișoara hat auch eine Oberschule, in der Deutsch als Unterrichtssprache benutzt wird, nämlich das renommierte Joseph-Haltrich-Lyzeum. An diesem Lyzeum ist das Ablegen eines deutschsprachigen Abiturs möglich, das auch von deutschen Universitäten anerkannt wird. Zudem gibt es in der Stadt mehrere evangelische Kirchen und ein reges Gemeindeleben.



    Zu den Sehenswürdigkeiten im historischen Kern der Stadt zählen der Stundturm, die Burgbefestigungen mit den Türmen der verschiedenen Zünfte und die fast komplett erhaltene Ringmauer in der Oberstadt, das Josef-Haltrich-Lyzeum, ein Gymnasium der deutschen Minderheit, das auf dem Schulberg unterhalb der Bergkirche liegt, die Bergkirche selbst, die Schülertreppe, die Klosterkirche und diverse Profanbauten (wie das Haus mit Hirschgeweih und das Venezianische Haus).



    In Schä‎ßburg finden alljährlich wichtige Ereignisse statt wie das Festival für mittelalterliche Kunst (im Juli), das interkulturelle Festival ProEtnica, an dem alle ethnischen Gemeinschaften Rumäniens teilnehmen (zweite Augusthälfte), das Akademische Musikfestival“ (Festivalul de muzică academică, August) und das Blasmusikfestival (Anfang September).



    Quellen:


    www.siebenbuerger.de


    Wikipedia

  • QSL 6 / 2014

    QSL 6 / 2014

    Auf der QSL-Karte Nummer 6 ist Schloss Bran in der Nähe von Kronstadt abgebildet. Der Name Bran (deutsch Törzburg, ungarisch Törcsvár) wird zum ersten Mal am 19. November 1377 urkundlich erwähnt. Mit einem Kanzleidokument des ungarischen Königs Ludwig I. von Anjou erhalten die Einwohner des in 30 Km Entfernung liegenden Kronstadt die Erlaubnis, eine Burg auf einem steilen Felsen in Bran zu errichten. Die somit entstandene Festung hatte zu ihren Fü‎ßen den Weg, der Siebenbürgen mit der Walachei verband. In den Jahren 1419-1424 gehörte die Burg einem weiteren ungarischen König namens Sigismund. Ende des 15. Jahrhundert wurde die Törzburg zeitweilig den Széklern unterstellt, später den siebenbürgischen Fürsten.



    Am 1. Dezember 1920 und damit zwei Jahre nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien beschlie‎ßt der Kronstädter Rat, das Schloss der rumänischen Königin Maria zu schenken. In den Jahren 1920-1927 wurde die Burg unter der Aufsicht des Architekten des königlichen Hauses, Carol Liman, restauriert. Zu Lebzeiten der Königin Maria erlebte die Törzburg eine erneute Blütezeit, die Monarchin hielt sich dort oft und gerne auf. Im Jahr 1938 vermachte die Königin das Schloss ihrer Tochter, der Prinzessin Ileana, im Jahr 1948 wird die Königsfamilie aber vom kommunistischen Regime aus dem Land vertrieben und die Törzburg geht in den staatlichen Besitz über.



    Zehn Jahre nach der Machtübernahme durch die Kommunisten wurde das Schloss als Museum für mittelalterliche Kunst und Geschichte dem Publikum wieder zugänglich und so blieb es auch bis 1987, als es aufgrund des schlechten Zustands der Bausubstanz geschlossen wurde. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wurde die Törzburg 1993 wiedereröffnet.



    Am 26. Mai 2006 wurde das Schloss mit einer offiziellen Zeremonie an Dominic von Habsburg, den Sohn und Erben von Prinzessin Ileana und Anton von Habsburg, übergeben. Bedingung war, dass das Schloss drei Jahre lang ein Museum bleibt. Habsburg hat die Törzburg am 1. Juni 2009 als Museum wiedereröffnet. Ausgestellt sind Objekte und Möbel aus dem Besitz der Familie Habsburg, darunter die Krone, ein Zepter und ein Silberdolch von König Ferdinand. Im Schlossturm wird ein Luxusappartement für Übernachtungen vermietet. Die ursprünglichen Exponate des Schlosses aus seiner Zeit im Staatsbesitz wurden vom Kulturministerium in ein neues Museum mitgenommen.



    Das Schloss Bran wird (insbesondere amerikanischen) Touristen immer wieder als Dracula-Schloss präsentiert. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Vlad III. Drăculea, dessen Herrschaft sich nicht über dieses Gebiet erstreckte, es nie betreten hat. Anderen Quellen zufolge habe er dort eine einzige Nacht in Gefangenschaft verbracht, als das Schloss noch Kronstadt gehörte. Fans des irischen Schriftstellers Bram Stoker zufolge erinnere die Törzburg aber doch sehr an die Beschreibung von Draculas Burg aus dem gleichnamigen Roman.



    Das Schloss hat auch eine eigene Webseite: www.bran-castle.com.



    Die Familie um Dominic von Habsburg ist in die Jahre gekommen und möchte das Schloss neuerdings verkaufen. Wenn jemand ein angemessenes Angebot macht, werden wir uns mit der Angelegenheit ernsthaft auseinandersetzten“, wird Mark Meyer von der New Yorker Anwaltskanzlei Herzfeld & Rubin in der britischen Zeitung The Telegraph“ zitiert, der zugleich amerikanischer Honorarkonsul in der Moldaurepublik ist.



    Meyer erzählte der britischen Zeitung weiter, wie die königliche Familie 1948 binnen 24 Stunden nicht nur das Schloss, sondern das Land verlassen musste — sie wurde mit wenigen Habseligkeiten einfach in einen Zug gesteckt. Zuvor sei der damals 10-jährige Dominic noch schnell ins Dorf gerannt, um sein Fahrrad seinem besten Freund zu schenken. 58 Jahre später hatten Dominic und seine zwei Schwestern (Maria Magdalena und Elisabeth) das Schloss wieder in ihren Besitz und es weiter als Touristenattraktion betrieben. Etwa 560.000 Besucher habe es seitdem jährlich gegeben und die drei Habsburgs, heute über 70 Jahre alt, seien nicht mehr in der Lage, die notwendige Zeit und Energie für eine Modernisierung nach den Standards des 21. Jahrhunderts aufzuwenden. Das grö‎ßte Problem dabei seien die unzureichenden Waschräume und Bäder. Der rege Verkehr auf der Regionalstra‎ße, die durch den Ort führt, sei ein weiterer potentieller Nachteil.



    Trotzdem seien die Habsburgs darum bemüht, an jemand zu verkaufen, der das touristische Potential des Schlosses weiterhin fördert. Es gebe auch genug Platz auf dem Grundstück, um ein Hotel zu errichten, und zurzeit werde ein Glasfahrstuhl errichtet, der in einen Bergtunnel führt, wo die Touristen eine Lightshow über Dracula und die Geschichte des Ortes erwarten soll. Es ist nicht nur ein nationales Denkmal, es ist die grö‎ßte und bedeutendste Attraktion in Rumänien“, wird noch Mark Meyer von der amerikanischen Anwaltskanzlei zitiert.



    Eine Frage bleibt allerdings offen. Wieviel würde das Schloss kosten? Die britische Telegraph“ zitiert ungenannte Quellen, laut denen Erzherzog Dominic von Habsburg das Schloss der rumänischen Regierung für 80 Mio. US-Dollar angeboten habe. Meyer wollte jedoch keine Zahlen nennen.

  • QSL 5 / 2014

    QSL 5 / 2014

    Die Ortschaft Kokelburg (rum. Cetatea de Baltă od. Cetatea Târnăveni, ung. Küküllővár) befindet sich im siebenbürgischen Landkreis Alba am Ufer des Flusses Kleine Kokel. Der Name der Ortschaft lässt vermuten, dass sich hier bereits im frühen Mittelalter eine Festung befunden haben könnte. Das heutige Schloss stammt aus der Zeit Ende des 16. Jh. bis erste Hälfte des 17. Jh. Das genaue Jahr des Baubeginns und der Auftraggeber lassen sich heute nicht mehr ermitteln, bekannt ist nur, dass die Burg um das Jahr 1624 fertig war und dass die gesamte Domäne im Besitz von Stephan Bethlen (von Iktar) war, einem Bruder des siebenbürgischen Fürsten und Heerführers Gabriel Bethlen (von Iktar).



    Das Schloss hat einen für die Renaissance typischen rechteckigen Grundriss mit fünf überdachten Türmen und verfügt über keinen Innenhof. Die vier Ecktürme sind rund und weisen Öffnungen für Pechschleudern auf. Der fünfte Turm ist achteckig, liegt als Anbau an einer Nebenseite und beherbergt eine bis heute erhaltene Nebentreppe aus Holz. Der Bau besteht aus Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss. Die Räume im Erdgeschoss wurden von der Dienerschaft bezogen, die Gemächer im Obergeschoss bewohnten die Adelsfamilie und ihre Gäste. Die Räumlichkeiten im Keller haben Tonnengewölbe aus Ziegelstein, im Erdgeschoss Rippengewölbe und im Obergeschoss stützt sich das Gewölbe auf Metallbalken, ein für das 19. Jh. typisches Deckensystem, was von einem späteren baulichen Eingriff zeugt. Bei den Türumrahmungen aus Stein weisen hingegen die eingemei‎ßelten Verzierungen eindeutig Züge der Renaissance auf.



    Die Haupttreppe aus Holz befindet sich an der Frontseite des Schlosses und führt zu einer überdachten Terrasse mit Holzvertäfelung. Stiege und Terrasse gehören nicht zu den ursprünglichen Bauelementen, sie wurden im 18. Jh. errichtet. Neben dem Schloss befinden sich weitere Anbauten: eine Kapelle auf gleicher Höhe mit dem Schloss und ein ehemaliger Getreidespeicher am Fu‎ße des Hügels, der 2011 im Ruinenzustand war.



    Im späten 18. Jh. wechselt der Eigentümer: Die Bethlens von Iktar sind nicht mehr im Besitz des Schlosses, hingegen kauft Gábor Bethlen von Bethlen das gesamte Gut vom Fiskus und verkauft es gleich an seinen Bruder Miklós (Nikolaus) Bethlen. Der neue Gutsbesitzer lässt das Schloss 1770-73 renovieren und fügt dekorative Elemente des Barocks hinzu. Eines davon wird heute auf dem Feld hinter dem Schloss aufbewahrt, es trägt eine lateinische Inschrift (Anno 1773. Arcem hane restauri, innovari et adornari fecit excel. ac. Illus. d. Comes Nicolaus de Bethlen Sacrae S. Reg. Mai. Camerarius status et gubern. act int. consiliarius et per magnum Tran[silva]niae principatum thesaurarius regius 1773“), die sich folgenderma‎ßen übersetzen lässt: Nikolaus Bethlen, örtlicher Kämmerer des Staates und der Regierung, königlicher Berater und Schatzmeister des Gro‎ßfürstentums Siebenbürgen, befahl die Restaurierung und Verzierung dieses Schlosses im Jahre 1773. Es ist wahrscheinlich, dass das Dekorationselement mit der Inschrift ein Teil der barocken Stirnseite des Schlosses gewesen ist, es taucht auf jeden Fall nur in Abbildungen aus jener Zeit auf. Ein weiteres Verzierungselement an der Frontfassade war ein Wappen, das die Verbündung der ungarischen Adelsfamilien Bethlen von Bethlen und Csáky von Körösszegh und Adorján abbildet. Katalin, die Frau des neuen Besitzers entstammte dem zuletzt genannten Adelsgeschlecht. Das Wappen vereinte die heraldischen Abzeichen der beiden Familien: eine Schlange und einen vom Schwert abgeschlagenen Tatarenkopf.



    Der letzte Schlossbesitzer aus der Familie Bethlen von Bethlen war Márkus Bethlen. Er habe laut einigen Quellen das Schloss in der zweiten Hälfte des 19. Jh. an die Familie Haller verkauft, nach anderen Quellen soll er das Schloss beim Kartenspiel verloren haben. Die Hallers, ursprünglich eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, hatten mehrere Ableger, die es nach Ungarn und Siebenbürgen verschlagen hatte. Das Schloss blieb bis zur Enteignung im Jahr 1948 im Besitz der siebenbürgischen Hallers.



    In der Zeit des Kommunismus wurde das Schloss zu verschiedenen Zwecken genutzt, zuletzt war es zu einer Produktionsabteilung des staatlichen Sektherstellers IAS Jidvei (dt. Seiden, Sögden) umfunktioniert worden. Die industrielle Nutzung während des Kommunismus führte zum Verschwinden des originalen Mobiliars und der Dekorationen.



    Nach dem Umbruch von 1989 wurde das Schloss den Nachkommen der Familie Haller zurückerstattet; diese verkauften es an die Familie Necşulescu weiter, die heute auch in den Besitz der Sektfabrik Jidvei ist. Bis 2003 war im Schloss weiterhin eine Sektherstellungsanlage in Betrieb, danach begannen umfangreiche Restaurierung- und Einrichtungsarbeiten, um die Burg wieder an ihr ursprüngliches Aussehen heranzuführen.



    Das Bild des Schlosses wird weiterhin als Markenzeichen der Weine und Schaumweine von Jidvei verwendet. Schloss und Umgebung sind Privatgrundstück, sie können aber auf Anfrage besichtigt werden, die Besuchserlaubnis erteilt das Unternehmen. Im Gro‎ßen und Ganzen sind die wichtigsten Bauelemente der Renaissance und ein Teil der Barock-Verzierungen erhalten, die heutigen Eigentümer haben diverse Innendekorationen hinzugefügt, um die mittelalterliche Atmosphäre zu verstärken. Dem Besucher eröffnet sich somit ein eklektizistischer Gesamteindruck — vier Jahrhunderte haben das Schloss Bethlen-Haller in Kokelburg geprägt: Gewölbe und Portale aus der Zeit der Renaissance, barocke Verzierungselemente, moderne Fliesen und zeitgenössische Replikate mittelalterlicher Ritterrüstungen.




    Quellen:




    – rumänischer Text der Historikerin Irina Leca auf der Webseite www.monumenteuitate.org



    www.historia.ro



    – Wikipedia