Tag: Literatur

  • Autobiographischer Roman der Dramatikerin Alina Nelega erschienen

    Autobiographischer Roman der Dramatikerin Alina Nelega erschienen

    Den Roman Als ob nichts passiert wäre“ könnte man als Biographie einer Frau im Siebenbürgen der achtziger Jahre, also während des kommunistischen Regimes bezeichnen. Alina Nelega hat sich vor allem als Dramatikerin einen Namen geschaffen, sie ist zweifach UNITER-Preisträgerin bei der Gala des Verbands Rumänischer Theatermacher und Professorin bei dem Masterstudium für Kreatives Schreiben an der Universität Târgu Mureş. Mit diesem Roman kehrt die Autorin zu ihrer ersten Liebe, der Prosa, zurück. Ob der Band auch autobiographische Züge hat, erläutert Alina Nelega in den folgenden Minuten:



    Wer etwas zu sagen hat, sagt es einfach. Ich glaube, dass ich etwas zu sagen habe, ich habe eine Meinung und ich möchte sie mit den anderen teilen. Darin liegt auch der Grund, warum ich diesen Roman geschrieben habe. Es handelt sich um einen Roman, der auch einen autobiographischen Teil hat. Das, weil ich die kommunistische Zeit in Rumänien als Teenagerin erlebt habe, dafür musste ich nicht recherchieren, also der Roman beruht auf meiner eigenen Erfahrung. Die besagte Zeit ist Teil meines Lebens und ich glaube, Teil des Lebens aller Menschen, die diese Zeit erlebt haben.“




    Die Weiblichkeit in unterschiedlichen Kontexten und unter verschiedenen Aspekten (Liebe, Mutterschaft, Sexualität) ist das Hauptthema des Romans. Dazu gibt es weitere fesselnden Themen, die der Leser in diesem heftigen Roman selber entdecken wird. Ich empfehle diesen Roman aus meinem ganzen Herzen“, schreibt die Literaturkritikerin Sanda Cordoş über Als ob nichts passiert wäre“.



    Auch in der Theaterwelt bekam der Roman eine gute Resonanz. Der Roman wirft Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Dieselbe Reaktion löste der Band auch bei der Familie der Autorin aus, sagt Alina Nelega:



    Meine Kinder haben mir so viele Fragen gestellt, sie sagten, in meinem Buch hätten sie über Sachen gelesen, von denen sie nicht mal wussten, sie wären wirklich passiert. Der Roman handelt von der aufreibenden täglichen Demütigung durch das kommunistische Regime. Der Roman befasst sich nicht mit gro‎ßen Themen, sondern mit dem Alltag, von dem Moment, wenn man nicht genau wei‎ß, wo die Eimischung ins eigene Leben und wo die Diktatur beginnt. Es handelt sich um Prozesse, die allmählich im Leben der Menschen einsetzen. Das ist gleich wie Zenons Paradoxien der Vielheit: Wie viele Bäume sind ein Wald? 1, 2, 3, 10? Und plötzlich sieht man ein, dass man sich bereits inmitten des Waldes befindet, ohne bemerkt zu haben, wo der Wald anfing. Das ist auch mit dem Kommunismus in Rumänien passiert.“




    Metaphorisch oder nicht, ist die Botschaft von Alina Nelega nicht schwer zu verinnerlichen. Nicht nur für ihre Generation, für Verleger, Literaturkritiker und Journalisten, sondern auch für wen sich nicht dessen bewusst ist, dass empörende Sachen in der Tat geschehen, meistens in unserer unmittelbaren Nähe.

  • Jahrhundertwende: Junge Künstlergruppe revolutioniert Kunstverständnis um 1900

    Jahrhundertwende: Junge Künstlergruppe revolutioniert Kunstverständnis um 1900

    Die in den 1860er Jahren gegründete Literatengruppe Junimea“ — die übersetzt sinngetreu Jugend“ bedeutet — war nur der Anfang. Noch radikaler und westlicher orientiert war jedoch die Gruppe Tinerimea artistică“, die gleich nach der Wende zum 20. Jahrhundert nach dem Vorbild der Wiener Sezession und der Art Nouveau im französischsprachigen Raum Europa entstand. Tinerimea artistică — die Künstlerjugend — war als Bewegung auf eine ästhetische Revolution aus und setzte konzeptuell fast 1:1 den modernistischen Trend aus dem Westen um. Für Erwin Kessler, Ästhetiker und Kunstphilosoph, entstand die Bewegung als Reaktion auf den offiziellen Kanon und als rumänischer Ausdruck der neuen europäischen Strömungen.



    Viele dieser neuen Kreationen und Konzepte entstanden aus reiner Not, aus Frust. Und so kam es zu diesem phantastischen, frühlingsverhei‎ßenden Namen und diesem au‎ßerordentlichen Erscheinungsbild im franko-englischen Mix der »Tinerimea artistică«. Der Name selbst klingt nach Aufbruch, nach dem Startschuss für eine Künstlernation“, findet Kessler. Es ging den Anhängern darum, gegen den Kanon der älteren Künstler zu rebellieren. Aber anders als heute, so Kessler, standen hinter den innovativen Ansätzen nicht die Studenten: Es waren nach heutigen Begriffen eher reife Künstler von 30–35 Jahren, die es ganz satt hatten.



    Die »Tinerimea artistică« erschien im Kielwasser der Weltausstellung in Paris zwischen dem 14. April und dem 12. November 1900, der gro‎ßen Ausstellung, die die die Belle Époque prägte. Sie war kultureller Austragungsort für Geopolitik, für Zivilisationsgeschichte und wirkte für die rumänischen Künstler sehr frustrierend“, meint Kessler. Rumänien trat damals als schizoides Land auf, beschreibt er die Lage — es gab einen nationalen Pavillon in Form eines Ölbohrturms, der den Blick in das industrielle Zeitalter Rumäniens offen gab. Doch im Inneren waren Heiligenbilder, Volkstrachten und Bauernkunst zu sehen. Rumänien sah aus wie ein Land mit einem riesigen traditionellen bäuerlichen Kern unter einer sehr dünnen Industrieschale — dieser schizoide Auftritt war perfekt wirklichkeitsgetreu, da über 75% der Bevölkerung am Land lebten, erläutert Kulturphilosoph Erwin Kessler.




    Zur damaligen Zeit war Nicolae Grigorescu der offizielle Maler und Begründer der rumänischen Malerei. Er weigerte sich, in Paris auszustellen, weil der zugeteilte Raum zu klein war, und andere Künstler standen ihm bei. Die Pariser Weltausstellung war der Auslöser der Energie zum Protest gegen den Manierismus in der Kunst. Es entstand dort ein Riss für die Moderne. Die zweitbesten Maler sagten nämlich: Wir wollen dabei sein. Keine Karrieresüchtigen, sondern Maler wie Ştefan Luchian und Theodor Pallady, die zum Glück auch sehr gut waren. Sie haben die Herausforderung angenommen, sich auf kleinstem Raum in einer Ecke des Grand Palais zu zeigen“, erklärt Erwin Kessler.



    Der Saal im Grand Palais war derart klein und unbequem und isoliert, dass die Künstler rebellierten und etwas Besseres für ihre Zukunft anstrebten. Unzufrieden, gründeten etwa ein Dutzend Künstler, die in Paris und München studiert hatten, am 3. Dezember 1901 die Tinerimea artistică“. Zu ihnen gehörten Ştefan Luchian, Gheorghe Petraşcu, Frederick Storck, führt Ästhetiker Erwin Kessler aus. Obwohl die Gruppe für einen neuen Kanon eintrat, für mehr Realismus und soziale Themen in der Kunst, war sie doch eher elitär ausgerichtet. Die »Tinerimea artistică« war ja nicht die erste Künstlergesellschaft, schon 1890 wurde der Künstlerkreis, der »Cercul artistic«, gegründet — das war aber eine Sammelbewegung. Wer wollte, konnte dort beitreten. Die »Tinerimea artistică« ist jedoch eine Elitegruppe, die von 1901 bis zum Verbot durch die Kommunisten 1947 nie ein Ästhetik-Abhandlung, ein Manifest der Mitglieder veröffentlichte“, so Kessler.




    Für die Mitglieder der Künstlerjugend waren Ausstellungen und Kataloge das Ein und Alles. Ausstellungen waren ihr Ziel, das sie konsequent verfolgten. Das war eine Modernisierung, eine Alternative zum offiziellen staatlichen Ausstellungsbetrieb. Diese Ausstellungssalons der Künstlerjugend standen unter dem Zeichen des Moderne; die Gruppe förderte eine Neubelebung der Kunst, aus der sich dann Avantgarde, absurde Kunst und Surrealismus speisten.

  • Rumänische Literatur auf internationalen Buchmessen stark vertreten

    Rumänische Literatur auf internationalen Buchmessen stark vertreten

    Die rumänische Literatur als Teil einer breiteren Familie europäischer Literatur war das Thema einer Debatte, das am ersten Tag der Londoner Buchmesse stattfand. Teilnehmer an der Debatte waren die Preisträger der Literaturpreise der Europäischen Union-Ioana Parvulescu und Claudiu Florian. Übersetzer, Schriftsteller, Journalisten, Wissenschaftler, britische Beamte und Leser, die ein besonderes Interesse für die rumänische Literatur zeigen, zählten zu den Gästen der Debatte. Der in Rumänien geborene US-amerikanische Schriftsteller Andrei Codrescu war der Protagonist einer anderen Veranstaltung, sein neuester Gedichtband No Time Like Now” wurde am Stand des Rumänischen Kulturinstituts präsentiert.



    Rumäniens Teilnahme an der London Book Fair ist zu einem Meilenstein geworden, nicht nur für rumänische Kulturverbraucher, sondern auch für europäische Intelektuelle”, sagte der Literaturkritiker Razvan Voncu, selbst Teilnehmer in der London Book Fair. Rumänien war auch auf der Pariser Buchmesse, die vom 15. bis 18. März stattfand, gut vertreten. Salon du Livre brachte 1.200 Verleger, 35.000 Autoren aus fast 100 Ländern und rund 180.000 Gäste zusammen. Die jüngste Ausgabe brach leicht mit der Tradition, ein Land als Ehrengast zu haben, stattdessen zum ersten Mal in der Messegeschichte, ganz Europa, zu feiern. 35 rumänische Verleger nahmen dieses Jahr an Salon du Livre teil.



    Das rumänische Kulturinstitut war Gastgeber für Debatten und Buchvorstellungen unter dem Motto 2019 – Das Jahr Rumäniens in Europa”. Die hervorragenden Beziehungen zwischen Rumänien und Frankreich sowie Rumänien und Europa insgesamt bildeten den Schwerpunkt einer Debatte mit dem Titel 30 Jahre nach der Rückkehr nach Europa”, die den drei Jahrzehnten seit dem Sturz des Kommunismus gewidmet war. Eine weitere erfolgreiche Veranstaltung, die vom rumänischen Kulturinstitut organisiert wurde, war das Gespräch mit der Geschichtenerzählerin Estelle Cantala, die dem Publikum erzählte, wie sie im nordwestrumänischen Maramures rumänische Märchen gesammelt hatte. Ein runder Tisch war Panait Istrati gewidmet, dessen Werke auf Französisch sich einer internationalen Beliebtheit erfreuen.



    Als Befürworter der linksorientierten Bewegung reiste Istrati in die Sowjetunion, was ihm den Spitznamen Maxim Gorki des Balkans” einbrachte. Istrati besuchte die Sowjetunion in den ersten Jahren der Stalinschen Diktatur und wurde einer der ersten Intellektuellen, der die Schrecken des Sowjetregimes verurteilte. Der für Wirtschaft und Finanzen zuständige EU-Kommissar Pierre Moscovici, selbst Sohn eines in Rumänien geborenen Psychologen, besuchte die Messe und den Stand des Rumänischen Kulturinstituts und hielt eine Pressekonferenz ab, in der er die Unterstützung der EU für die Literaturbranche bekräftigte.




















  • Metaliteratur: „Geheime Gespräche“ – neuer Band von Ioana Pârvulescu erschienen

    Metaliteratur: „Geheime Gespräche“ – neuer Band von Ioana Pârvulescu erschienen

    Ioana Pârvulescu ist die Preisträgerin der EU-Literaturpreises 2013. Die Schriftstellerin hat jüngst einen neuen Band veröffentlicht: Dialoguri secrete“ (Geheime Gespräche“). Der Band ist im Verlag Humanitas erschienen und ist vom Künstler Mihai Coşuleţu illustriert. 2018 galt der Band auf der Buchmesse Gaudeamus als Bestseller. Ioana Pârvulescu hat 37 Schriftsteller aus der Weltliteratur aller Epochen ausgewählt, von Homer und Platon bis Ionesco, Cioran, N. Steinhardt und Mircea Cărtărescu, und versuchte, ihre Werke zu lesen oder erneut zu lesen, als ob sie es zum ersten Mal tun würde.



    Am Ende der Lektüre zeigte sich die Schriftstellerin von den besagten Büchern und ihrer Aktualität erobert und wies auf einige Einzelheiten hin, die ihr ein neues Bild von der Welt vermittelten. Die Literatur ist der Ort, in dem sich die Wirklichkeit vor unseren Augen enthüllt. In diesen Büchern hebt sich der Vorhang und die ganz im Geheimen ausgesprochenen Worte lassen sich langsam erblicken: Die Schriftsteller beten in Tagesbüchern wie Nicolae Steinhardts »Tagebuch der Glückseligkeit«, ihre Figuren beten wie in fiktionaler Belletristik. Wenn sie zusammengebracht werden, schaffen die ehrlichsten und stärksten Worte Emotionen, Spannung und Dramatik“, schreibt Ioana Pârvulescu über Geheime Gespräche“.



    Die Literaturkritikerin Tania Radu hat auf der Buchvorstellung zwei der wichtigsten Merkmale des Buches betont: seine Zartheit und seine Fähigkeit, zum Nachdenken anzuregen:



    Ioana Pârvulescu ist eine einzigartige Schriftstellerin in der rumänischen Gegenwartsliteratur. Sie war Literaturhistorikerin, dann Essayistin und Prosaautorin, und jetzt beherrscht sie ihr Metier und verknüpft in einer wunderbaren Art und Weise viele literarische Genres. Sie gehört zu jener Art von Schriftstellern, die heute so selten vorkommt. In diesem Band lie‎ß sie sich nach eigener Aussage vom roten Faden der Erzählung und vom Vergnügen zum Erzählen treiben, aber das ist nichts Neues für sie. Ich erlebte eine gro‎ße Überraschung, als ich das Buch las; ehrlich gesagt war hat mich der Titel etwas verwundert: »Geheime Gespräche« — denn ich wusste, dass es sich um ein Buch über die Gebete der Schriftsteller und der Figuren handelt.“




    In der Tat liebe ich es, zu erzählen, egal ob es um Bücher in meiner Bibliothek geht, oder um das Leben der Menschen und das Leben meiner Gestalten, oder — warum nicht — um ihre geheime Gespräche, sagt die Schriftstellerin über ihr Buch:



    Ich habe versucht, die Bücher in meiner Bibliothek erneut zu lesen, sie aus einem anderen Blickwinkel zu lesen. Vor langer Zeit habe ich davon geträumt, eine Anthologie der Gestalten zu schaffen, die alle, Literaturkritiker und Leser, einfach vernachlässigen. Viele meiner Studenten haben an der Buchpräsentation teilgenommen, deswegen möchte ich auf ein Beispiel aus dem Klassiker »Enigma Otiliei« (»Das Geheimnis der Otilia«) von George Călinescu hinweisen. Wer erinnert sich noch an die Dienerin Marina aus diesem Roman? Diese Gestalten werden vernachlässigt, aber der Autor erschafft sie mit einem bestimmten Zweck. Wir müssen einige Bücher neu lesen, und um das vernünftig zu machen, muss man einen sogenannten Faden haben. In diesem Fall waren die Gebete der literarischen Gestalten mein Faden. Eines der Gebete, das mich bei der ersten Lektüre völlig erschüttert hat, ist in Tolstois »Krieg und Frieden« zu finden. Es handelt sich um das Gebet von Platon Karatajew, und er ist auch eine eher vernachlässigte Gestalt. Dieses Gebet hat mich als Studentin beschäftigt und es bildete, neben anderen, den Ausgangspunkt meines Buchs über vernachlässigte literarische Gestalten.“




    Ioana Pârvulescu unterrichtet rumänische Literatur an der Universität in Bukarest. 18 Jahre lang war sie Redakteurin bei der Literaturzeitschrift România literară“, wo sie wöchentlich Artikel veröffentlicht hat. Im Verlag Humanitas hat sie die Reihe Cartea de pe noptieră“ (Das Buch auf dem Nachttisch“) gestartet und koordiniert. Einige ihrer Bücher sind: Das Alphabet der Damen“ (1999), Literarische Vorurteile“ (1999), Rückkehr ins Bukarest der Zwischenkriegszeit“ (2003, zweite Auflage 2007 erschienen), Rückkehr ins 21. Jahrhundert“ (2009), Das Leben beginnt am Freitag“ (2009), Das Buch der Fragen“ (2010), Die Welt als Zeitung. Die vierte Macht: Caragiale“ (2011), Die Zukunft beginnt am Montag“ (2012). Der Roman Das Leben beginnt am Freitag“ ist 2011 in schwedischer Übersetzung erschienen und wird derzeit in weitere fünf europäische Sprachen übersetzt.

  • Dichter Liviu Ioan Stoiciu mit Nationalem Lyrikpreis geehrt

    Dichter Liviu Ioan Stoiciu mit Nationalem Lyrikpreis geehrt

    Eine neue Auflage des Nationalen Preises für Dichtung hat am 15. Januar, am Tag der Nationalen Kultur und am Geburtstag des Dichters Mihai Eminescu, in Botoşani stattgefunden. In der ostrumänischen Stadt Botoşani hat der Dichter seine Kindheit verbracht. Am 15. Januar wurden, wie jedes Jahr, die Preise Opus Primum“ bzw. Opera Omnia“ verliehen. Mit dem ersten werden junge Dichter für das beste Debüt ausgezeichnet, der zweite richtet sich an bereits bekannte Dichter Rumäniens.



    Das Gedenkhaus Ipoteşti in der Geburtsstadt des Dichters widmet auch andere Veranstaltungen dem Tag der Nationalen Kultur, sagt die Kulturmanagerin des Kulturforums Mihai Eminescu“, Ala Sainenco:



    Wir fangen mit einer Konferenz des Professors Dr. Bogdan Creţu an — »Eminescu heute. Nationaldichter und das grenzüberschreitende Paradigma«; auf dem Programm stehen zudem Gespräche zwischen bekannten Kulturmenschen Rumäniens wie Ioan Es. Pop, Cosmin Perţa und Dan Sociu sowie die Ausstellung »Engel in Ipoteşti« des Malers Liviu Şoptelea und ein klassisches Konzert.“




    Um den begehrten Preis Opus Primum“ sind dieses Jahr 19 Gedichtbände angetreten, sagt unsere Gesprächspartnerin. Die Gewinnerin des 21. Nationalen Lyrikpreises ist die junge Dichterin Mina Decu für ihren Debütband Desprindere“ (zu deutsch Loslösung“):



    Die Gedichtbände, die um den gro‎ßen Preis für das beste Lyrikdebüt antreten, sind unter anderen in den Verlagen TracusArte, Vinea sowie im Verlagshaus Max Blecher und im Verlag Junimea erschienen. Erstmals wurde der Preis im Jahr 1998 aus Initiative der Dichterin Ileana Mălăncioiu verliehen und mit Ausnahme der Auflagen 2007, 2008 und 2009, als der Preis vom Kulturministerium verliehen wurde, wurde die Organisierung vom Gedenkhaus Ipoteşti in der Heimatstadt des Dichters unterstützt.




    In den 20 Jahren, in denen der Preis Opus Primum“ verliehen wurde, ging er an mittlerweile berühmte Namen der rumänischen Literatur: T.O. Bobe, Cristian Pohrib, Dan Sociu, Teodor Duna, Claudiu Komartin, Rita Chirian, Florin Partene, Svetlana Cârstean. Ala Sainenco kommt zu Wort mit Einzelheiten über den diesjährigen Preis Opera Omnia“, der an bereits etablierte Dichter verliehen wird. Der diesjährige Gewinner ist der Lyriker Liviu Ioan Stoiciu:



    Der Gedichtpreis »Mihai Eminescu — Opera Omnia« wird jedes Jahr vom Rathaus und dem Lokalrat Botoşani verliehen und vom Kulturverband Hyperion veranstaltet. Dieses Jahr wurden sieben Dichter nominiert: Constantin Abăluţă, Nichita Danilov, Ovidiu Ghenaru, Ioan Moldovan, Ioan Es. Pop, Liviu Ioan Stoiciu und Matei Vişniec.“




    Mit den Preisverleihungen setzt sich das Gedenkhaus Ipoteşti zum Ziel, auch junge Dichter zu fördern und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen.

  • Observator Lyceum: Kulturzeitschrift fördert Lesekompetenz und kreatives Denken unter Schülern

    Observator Lyceum: Kulturzeitschrift fördert Lesekompetenz und kreatives Denken unter Schülern

    Observator Lyceum“ ist ein 2016 von der Kulturzeitschrift Observator Cultural“ gestartetes Projekt. Das Projekt wird mit Unterstützung des Nationalen Literaturmuseums Rumäniens nach dem Vorbild des berühmten französischen Preises Goncourt des Lycéens“ organisiert. Ziel des Projektes ist es, eine Plattform zu schaffen, die die Kommunikation zwischen den zeitgenössischen Schriftstellern und den jungen Lesern erleichtern soll, den letzteren die Liebe zur Literatur näher zu bringen und die Lesemotivation beim jüngeren Publikum zu fördern.



    Der Preis wurde im Rahmen der Gala der Kulturzeitschrift Observator Cultural“ verliehen, und am Projekt beteiligten sich neun Bukarester Gymnasien. Die Schüler lesen die Bücher und zeichnen den besten Roman aus: Gewinner des Jahres 2016 war der Autor Octavian Soviany mit dem Roman Moartea lui Siegfried“ (Siefrieds Tod“), der im Verlag Cartea Românească erschien. 2017 wurde Vlad Zografi für den Roman Efectele secundare ale vieții“ (Nebenwirkungen des Lebens“) ausgezeichnet. Der Roman erschien im Verlag Humanitas. Gewinner des Jahres 2018 war der Roman Vara în care mama a avut ochii verzi“ (Der Sommer, in dem Mutter grüne Augen hatte“) von Tatiana Țîbuleac, erschienen im Verlag Cartier.



    Die Initiatorin des Projektes Carmen Muşat ist der Ansicht, dass das Programm eine gegenseitige Chance für Schüler und Schriftsteller sei. Dank diesem Projekt können die Schüler die zeitgenössische Literatur entdecken und ihren kritischen Geist fördern, den der aktuelle Lehrplan nicht stimuliere:



    Die Debatten sind jedes Jahr ausgezeichnet. Wenn die Schüler frei über einen bestimmten Text sprechen, erweisen sie eine unglaubliche Kreativität. Wenn wir alle darüber sprechen, stelle ich fest, dass die Meinungen sich nicht wiederholen, jeder vertritt seine Ansicht und bringt gute Argumente dafür ein. Ich freue mich, wenn ich feststelle, dass sie sich frei aussprechen und denken können. Das ist eigentlich der Zweck der Bildung — die Fähigkeit der Kinder zu fördern, ihre Gedanken frei auszusprechen und ihr kreatives Denken zu stimulieren. Es handelt sich nicht nur um Literatur, sondern auch um das Verhalten als Bürger. Die Kinder von heute werden zu verantwortungsvollen Bürgern, wenn man ihnen vertraut und ihre Meinung berücksichtigt. Leider zwingt die rumänische Schule die Kinder von heute, die Meinungen der Literaturkritiker als solche zu übernehmen. Wie sollen die Kindern unter diesen Bedingungen ein kritisches Denken entwickeln?“




    Dorica Boltaşu Nicolae ist Lehrerin am Bukarester Gymnasium Iulia Haşdeu“. Sie ist der Ansicht, dass Observator Lyceum keine au‎ßercurriculare Aktivität sei. Sie hat Workshops und Debatten mit den Schülern organisiert und setzt verschiede Projekte um, die ihr Interesse für Literatur stimulieren:



    Bei den Jury-Gesprächen unter Schülern stellten wir Lehrerinnen überraschenderweise fest, dass sie ganz gut debattieren können, sie haben den Mut, sich gegenseitig zu widerzusprechen, was bei einem üblichen Rumänisch-Unterricht ganz selten vorkommt. Sie denken frei und haben Stellungnahmen zu den Werten und Aspekten des Lebens, die in den besagten Büchern zu finden sind. Wir freuen uns jedes Mal darauf, an diesen Debatten teilzunehmen. »Observator Lyceum« ist eine gro‎ße Chance für die Gymnasiasten.“




    Lorena Mihăilescu und Ana Maria Ion sind zwei Schülerinnen, die beim Projekt Observator Lyceum“ seit der ersten Auflage Jurymitglieder waren. Dank Observator Lyceum“ hätten sie verstanden, dass jedes Argument und jede Meinung wertvoll ist sowie dass die zeitgenössische Literatur dem Leser ein reales Bild der Welt vermitteln kann. Lorena Mihăilescu:



    Ich hoffe, ich irre mich nicht, wenn ich sage, dass bei der ersten Auflage im Jahr 2016 alle irgendwie schüchtern und zurückhaltend waren, aber letztendlich brachten wir den Mut auf, unsere Meinung offen zu sagen. Im zweiten Jahr waren die Debatten lebendig und spannend und jeder hat seine eigene Meinung mit guten Argumenten bekräftigt. An der dritten Auflage, die für mich die beste war, haben sich drei‎ßig Schüler beteiligt, einige Gymnasien hatten sogar je vier Vertreter, also gab es viele Meinungen. Hauptsache ist: In diesen Jahren habe ich viel gelernt, wie man einen Text liest, wie man seine Meinung offen äu‎ßern kann.“




    Ana Maria Ion sagte ihrerseits:



    Die letzte Auflage ist für mich auch die beste, denn die Bücher über die wir diskutiert haben, liegen mir nah am Herzen. Das Projekt ist zudem deutlich gewachsen, 2018 haben sich viel mehr Schüler beteiligt und die Debatte war sehr lebendig. Als erstes würde ich sagen, dass wir dank diesem Projekt uns dessen bewusst wurden, dass es Unterschiede zwischen unseren Denkweisen gibt.“

  • Emrah Gök aus der Türkei: „Ich fühle mich wie ein Weltbürger“

    Emrah Gök aus der Türkei: „Ich fühle mich wie ein Weltbürger“

    Emrah Gök lebt und arbeitet in Bukarest. Von 2013 bis 2018 machte er ein Diplomingenieur-Studium im Bereich Textilindustrie und Industrietechnik an der Universität Dokuz Eylül in der Türkei. Vom Herbst 2017 bis Sommer 2018 war er Erasmus-Stipendiat an der Polytechnischen Universität Bukarest und vertiefte seine Kenntnisse im Bereich Industriedesign. Als er in Bukarest angekommen war, wusste der junge Türke so gut wie nichts über Rumänien. Er hatte schon einiges über Rumänien und die Rumänen gehört, wollte sich aber nicht von Stereotypen beeinflussen lassen. Was hat ihm in Rumänien am besten gefallen?



    Die Menschen sind sehr offen, sehr freundlich, ich habe mich hier nie wie ein Ausländer gefühlt. Die Kommunikation mit den Rumänen hat sofort geklappt, sie sind sehr entspannt, nicht so gestresst wie die Leute in meinem Land, genauer gesagt in meiner Stadt. Die Rumänien haben es nicht so eilig, sie denken nicht so viel darüber, was morgen geschehen könnte. Rumänien ist ein schönes, grünes Land, die Natur ist wunderbar. Seitdem ich hier bin, habe ich mehrere Regionen und rumänische Städte besucht: ich war in Braşov, Cluj, Craiova, Suceava, Sighişoara, Sinaia, Buzău, Constanţa, in mehreren Gegenden in Siebenbürgen. Am besten haben mir Cluj (Klausenburg) und Braşov (Kronstadt) gefallen, vor allem Cluj, weil es eine Studentenstadt ist.“




    Der junge Ingenieur Emrah Gök hat seine Diplomarbeit über technologische Verfahren bei Montagevorgängen in Rumänien verfasst. Parallel dazu machte er ein Praktikum bei einem Verpackungsunternehmen in Bukarest. Nachdem er sein Ingenieur-Diplom im Bereich Industrietechnik an der Universität Dokuz Eylül in der Türkei erhielt, kam er nach Rumänien zurück und seit Herbst 2018 ist er bei dem erwähnten Verpackungsunternehmen fest angestellt. Das Studienjahr, das er dank eines Erasmus-Stipendiums in Rumänien verbrachte, hat Emrah Gök stark beeinflusst, wie er selbst sagte:



    Als ich hierher kam, dachte ich nicht, dass ich mich so stark verändern würde. Jetzt verstehe ich die Menschen viel besser, egal aus welchem Land sie kommen oder welche Religion sie haben. Früher neigte ich dazu, die Menschen in Kategorien einzuteilen, aber nach diesem Erasmus-Stipendium wurde mir klar, dass es überhaupt nicht wichtig ist, aus welchem Land man kommt, welche Religion oder welche Muttersprache man hat. Jetzt fühle ich mich wie ein Weltbürger, ich habe viele Freunde unterschiedlicher Nationalitäten, und wir bleiben in Verbindung.“




    In seiner Freizeit geht Emrah Gök mit seinen Freunden aus, macht Ausflüge, geht ins Kino, liest Romane und hört gern Musik:



    Die rumänische Sängerin Irina Rimes gefällt mir sehr gut, ihre Lieder haben wunderschöne Texte, zum Beispiel »Cosmos« oder »Octombrie Roşu« (»Roter Oktober«). Und ich höre sehr gern den kanadischen R&B/Hip-Hop-Sänger »The Weekend«.“



    Der Ingenieur Emrah Gök, der zur Zeit für die Qualitätskontrolle in einem rumänischen Verpackungsunternehmen verantwortlich ist, schreibt auch Artikel über Literatur und Kunst in der türkischen Fachzeitschrift Turkish Literature Magazine“.



    Ich glaube, dass ich zum Schreiben geboren wurde. Schon seit 2009, als ich 14 Jahre alt war, beschäftige ich mich mit der Literatur, ich schreibe über allerlei Themen. Seit einiger Zeit verfasse ich jeden Monat einen Artikel für die Zeitschrift »Turkish Literature Magazine« — zuletzt schrieb über das Thema Hoffnung. Alle fragen mich: ‚Emrah, du bist sowohl Ingenieur als auch Schriftsteller, wie geht denn das zusammen?‘ Und ich erzähle ihnen über Dostojewski, mein Vorbild. Alle kennen den gro‎ßen russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski, aber fast niemand wei‎ß, dass er von Beruf Militäringenieur war — Dostojewski hat an der militärischen ingenieurtechnischen Universität in St. Petersburg studiert und sein Diplom gemacht. Ein Schriftsteller ist gewisserma‎ßen auch ein Ingenieur — er muss die Sprache und die Rechtschreibung perfekt kennen und korrekt anwenden.“




    Emrah Gök würde gern in Rumänien bleiben; alles hängt von seinen Berufschancen ab:



    Wenn man Industrieingenieur ist, wie ich, hat man in der Türkei zwei Optionen: Entweder arbeitet man in einem Team, das für die Technik zuständig ist, oder in einem Management-Team. Ich würde am liebsten in einem Management-Team arbeiten. Und ich möchte selbstverständlich auch weiterhin Literatur schreiben. Zurzeit arbeite ich an einem Roman, den ich letztes Jahr begonnen habe. Es ist eine Liebegeschichte mit etwas Psychologie, ein bisschen Drama…Ich möchte ihn zu Ende schreiben und veröffentlichen. Ja, ich möchte weiterhin Ingenieur und Schriftsteller sein.“

  • FILIT 2018: Literatur- und Übersetzungsfestival in Jassy mit Prominenz

    FILIT 2018: Literatur- und Übersetzungsfestival in Jassy mit Prominenz

    Mit dabei beim FILIT in Iaşi sind diesmal keine geringeren als Jonathan Franzen (USA), Jón Kalman Stefánsson (Island), Kamila Shamsie (Gro‎ßbritannien), Sylvie Germain (Frankreich), Jurij Andruchowytsch (Ukraine), Eduardo Caballero (Spanien), Evald Flisar Lorenzo Silva (Spanien), Yannick Haenel (Frankreich), Tomas Zmeskal (Tschechien), Lluis-Anton Baulenas (Spanien), Goce Smilevski (Mazedonien), Roland Orcsik (Ungarn), Sveta Dorosheva (Ukraine/Israel), Carl Frode Tiller (Norwegen), Catherine Gucher (Frankreich).



    Der Autor und Drehbuchautor Florin Lăzărescu, einer der Gründer und Organisatoren des wichtigsten rumänischen Literaturfestivals, ist ziemlich stolz auf die zahlreichen Veranstaltungen und die prominenten Gäste:



    FILIT ist so gro‎ßartig, im Grunde ist es eine Synthese aus mehreren Projekten, und jedes dieser Projekte ist so komplex, dass es als eigenständiges Festival betrachtet werden könnte. Von den FILIT-Abenden im Nationaltheater bis hin zu Veranstaltungen im Zentralzelt, wo es innerhalb von fünf Tagen 40 Veranstaltungen gibt. Um nur ein paar Events in Erinnerung zu rufen, erwähne ich jene im Haus der Kindheit, im Fantasy-Haus, über das so beliebte Projekt der Schriftsteller in Gymnasien. Aber wie gesagt, es gibt völlig unterschiedliche Ereignisse, jedes mit seiner eigenen Struktur. Wir sprechen von 130 Veranstaltungen in fünf Tagen. FILIT ist also letztlich eine Literaturshow. Um nur auf den Abend der Poesie zu verweisen, veranstalten wir diesmal einen Marathon mit 50 Dichtern, die Creme der zeitgenössischen Poesie. Ihre Namen sind nicht so klangvoll wie die zu den FILIT-Abenden eingeladenen Gäste, Jonathan Franzen aus den USA, Sylvie Germain aus Frankreich oder Éric Vuillard, der Goncourt-Preisträger. Aber diese Dichter ziehen auch ein sehr zahlreiches Publikum an. Und ich denke, das ist einer der Erfolge des FILIT, dass es ein sehr gro‎ßes Publikum anzieht. Zum Beispiel hatten wir einen Gast, der uns erzählte, dass er von dem bekannten russischen Schriftsteller Jewgeni Wodolaskin herausgefunden hat, was FILIT bedeutet, der hatte das Festival als au‎ßergewöhnlich beschrieben.“




    FILIT bringt neben Autoren auch Hunderte von Kulturschaffenden zusammen: Übersetzer, Verleger, Festivalorganisatoren, Literaturkritiker, Bibliothekare, Buchhändler, Manager und Journalisten. Florica Ciodaru-Courriol hat aus dem Rumänischen ins Französische übersetzt und mehrere Bände veröffentlicht, darunter von Hortensia Papadat-Bengescu, Rodica Draghincescu, Marta Petreu, Iulian Ciocan, Ioan Popa, Cătălin Pavel, Horia Ursu — bei Verlagen wie Jacqueline Chambon, Non Lieu, LÂge dHomme, Autre Temps, Autrement, Didier Jeunesse. Wir haben sie eingeladen, uns zu erzählen, an welchen Veranstaltungen sie bei der aktuellen Ausgabe des Festivals in Iaşi teilnehmen will.



    Ich bin beim FILIT dabei, um eine Schriftstellerin aus dem französischsprachigen Raum zu präsentieren, Catherine Lovey, deren Werk bei einem gro‎ßen Verlag in Frankreich veröffentlicht wurde und die ich aus dem Französischen ins Rumänische übersetzt habe. Beim FILIT bin ich zuständig für mehrere Übersetzungsworkshops, darunter ein Workshop mit dem Titel ArsTraducendi — eine Werkstatt für Schüler in den letzten Jahrgängen am Nationalen Kolleg in Iaşi. Soweit ich verstanden habe, werden die besten Schüler der besten Gymnasien in Iaşi dabei sein. Einige von ihnen traf ich letztes Jahr beim FILIT, als ich eine sehr interessante Werkstatt leitete, gemeinsam mit meinem Mann, dem Übersetzer Jean-Louis Courriol. Mit ihm gemeinsam werde ich eine Konferenz am Französisch-Lehrstuhl der Universität Alexandru Ioan Cuza besuchen, moderiert von der Übersetzerin und Professorin Simona Modreanu. Für dieses Treffen habe ich einen kurzen Auszug aus dem Roman »Die Festung« gewählt, geschrieben von Tudor Ganea, einem vielversprechenden jungen Schriftsteller, also werden wir ausgehend von diesem Buch arbeiten. Eine weitere Veranstaltung, an der ich teilnehme, ist ein Treffen mit französischen und rumänischen Verlegern mit dem Titel »Wen interessiert die rumänische Literatur?« Ich bin mir sicher, ich werde da sein, weil mir die rumänische Literatur sehr wichtig ist.“




    Ein Novum der Edition wird die Veröffentlichung der Buchreihe Geschichtenerzähler“ sein, die rumänische Autoren wie Ion Creangă, Mihai Eminescu oder Mihail Sadoveanu in den Fokus rückt. Die Schriftstellerin und Journalistin Adela Greceanu nahm die Herausforderung an, zusammen mit weiteren zehn zeitgenössischen rumänischen Schriftstellern an dem Projekt Geschichtenerzähler“ teilzunehmen und schrieb Die Geschichte von Vasile Alecsandri.“



    Die Geschichte von Vasile Alecsandri kann nicht aus dem Kontext seiner Generation gerissen werden, die Generation von 1848, die extrem wichtig für unsere moderne Geschichte war, die eigentlich mit dieser Generation beginnt. Mit ihnen beginnt alles — und mit ihren Eltern, jenen aufgeklärten Gro‎ßgrundbesitzern der Moldau und Walachei. Obwohl sie nach wie vor orientalische Kleider tragen, wie in den Gemälden jener Zeit zu sehen ist, schicken sie ihre Kinder vor allem nach Paris zum Studieren, aber auch in andere wichtige europäische Hauptstädte. Und diese Kinder, die in Paris studieren — darunter auch Vasile Alecsandri –, lernen dort, was Fortschritt ist, Modernität, wie eine Revolution beginnt. Sie kehren also in die rumänischen Fürstentümer zurück und versuchen, das anzuwenden, was sie von den französischen Revolutionären gelernt haben. Und ebenfalls dort erfahren sie mehr über die Idee des Nationalstaates, die sie in die rumänischen Fürstentümer bringen wollen. Letzten Endes gelingt es ihnen sogar, diesen Traum zu erfüllen. Das sind die wundervollen Zeiten eines Neuanfangs.“




    Das Internationale Festival für Literatur und Übersetzung Iaşi — FILIT — ist ein Projekt, das vom Kreisrat Iaşi durch das Nationale Museum für rumänische Literatur in Iaşi finanziert wird. Die diesjährige Auflage findet unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission statt.

  • Schriftstellerin Gabriela Adameşteanu mit Preis für Gesamtwerk ausgezeichnet

    Schriftstellerin Gabriela Adameşteanu mit Preis für Gesamtwerk ausgezeichnet

    Bei der 12. Gala der Zeitschrift Observator Cultural“ wurde die Schriftstellerin, Essayistin und Journalistin Gabriela Adameşteanu mit dem Preis Opera Omnia Gheorghe Crăciun“ ausgezeichnet. Die Prosawerke der Gabriela Adameşteanu — die Romane Drumul egal al fiecărei zile“ (Der gleiche Weg an jedem Tag“), Dimineaţă pierdută” (Der verlorene Morgen“), Întîlnirea“. (Begegnung“), Provizorat“ (Provisorium“) und die Kurzprosabände Dăruieşte-ţi o zi de vacanţă“ (Schenk dir einen Ferientag“) und Vară–primăvară“ (Frühling–Sommer“) erhielten wichtige Preise, wurden in 15 Sprachen übersetzt und zählen zu den Klassikern der zeitgenössischen rumänischen Literatur.



    Gabriela Adameșteanu wurde am 2. April 1942 in Târgu Ocna (im Osten Rumäniens) geboren und wuchs in Piteşti auf. Ab 1960 studierte sie rumänische Literatur an der Universität Bukarest und 1965 schrieb sie ihre Diplomarbeit über Marcel Proust. Erste literarische Versuche konnte sie 1971 veröffentlichen. Ihr Romandebüt von 1975, Drumul egal al fiecărei zile“ (Der gleiche Weg an jedem Tag“), nominiert für den Preis Jean Monnet“ für europäische Literatur, beschreibt das typische Leben der sechziger Jahre und wechselt zwischen dem Motiv der éducation sentimentale“ eines jungen Mädchens und den Themen Erfolg und Misserfolg. Einige der Kurzgeschichten aus dem Prosaband Dăruieşte-ţi o zi de vacanţă” (Schenk dir einen Ferientag“), 1979, und Vară–primăvară“ (Frühling–Sommer“), 1989, erzählen von der Hoffnungslosigkeit der späten Jahre unter Ceauşescus Herrschaft und wurden auch in russischen, deutschen, österreichischen, ungarischen und estnischen Anthologien veröffentlicht.



    Ihr bekanntestes Werk Dimineaţă pierdută” (Der verlorene Morgen“), 1984, bildete die Vorlage für eines der erfolgreichsten Theaterstücke Rumäniens und wurde 1986 am Bukarester Teatrul Bulandra von Cătălina Buzoianu inszeniert. Mit feinem Gespür für die Redeweisen und Perspektiven der verschiedenen Gesellschaftsschichten und Persönlichkeiten stellt Gabriela Adameşteanu individuelle Schicksale und kollektive Tragödien nebeneinander und schafft ein vielstimmiges Porträt ihres Landes im 20. Jahrhundert. Der Roman wurde auch in Estland und Bulgarien veröffentlicht und erschien in Auszügen in den Magazinen »Words Without Borders« und »Wespennest«. Die französische Ausgabe von 2005 wurde für den Prix Union Latine nominiert.



    Der Roman Întâlnirea“ (Begegnung“), 2003, ist ein modernes Echo auf Homers Odyssee“. Das lyrische und dramatische Werk thematisiert die problematische Kommunikation zwischen einem rückgekehrten Emigranten und seinem — in langen Jahren der Diktatur von der Welt isolierten — Heimatland.



    Der Roman Provizorat“ (Provisorium“), 2010, wurde vom Literaturkritiker Alex Goldiş wie folgt beschrieben: Es ist ein besonders spezifischer Roman der Schriftstellerin, die das Individuelle und das Politische in allen möglichen Situationen zusammenbringt. »Provisorium« ist der Beweis dafür, dass Gabriela Adameşteanu endgültig zur Literatur zurückgekehrt ist und am beunruhigenden Thema vom Menschen und der Politik weiter arbeitet.“ Beim Salon du Livre in Paris 2013 wurde Adamelteanus Roman Provisorium“ zum Bestseller.



    Die Bände Obsesia politicii“ (Die Leidenschaft der Politik“), 1995, und Cele două Românii“ (Die zwei Rumänien“), 2000, gehören zur journalistischen Aktivität Gabriela Adamşteanus. Während der rumänischen Revolution 1989 hatte sie den Mut, einen Protestaufruf bei Radio Free Europe zu unterstützen. Von 1991 bis 2005 war Gabriela Adameşteanu Chefredakteurin der Zeitschrift 22“, einer der wichtigsten bürgerrechtlichen und politischen Publikationen in Rumänien. Für ihre Aktivität als Bürgerrechtlerin erhielt sie 2002 den Hellmann Hammett Award“. Die Journalistin und Schriftstellerin Gabriela Adameşteanu war von 2000 bis 2004 Vizepräsidentin und von 2004 bis 2006 Präsidentin des rumänischen P.E.N.-Clubs. Ab 2005 widmete sich Gabriela Adameşteanu wieder der Literatur. 2007 und 2009 war sie Mitglied der Jury der Union Latine und 2013 Ehrenpräsidentin des Prix Goncourt Rumänien. 2014 wurde sie vom französischen Kulturministerium mit dem Titel Chevalier de L’Ordre des Arts et Lettres“ ausgezeichnet.



    Carmen Muşat, Chefredakteurin der Zeitschrift Observator Cultural, über die diesjährige Preisträgerin der Auszeichnung Opera Omnia Gheorghe Crăciun“:



    Wir reden hier über eine Schriftstellerin von Format. Auch wenn sie bereits vor 1989 Romane und Prosabände veröffentlicht hat, die sowohl von den Kritikern als auch von den Lesern hochgelobt wurden, haben ihre Werke bis zum heutigen Tage keine Falte bekommen, sie sind genauso frisch und eindrucksvoll, auch für das neue, junge Publikum, das eine andere Literaturrezeption hat. Ihre Prosa stellt die alltägliche Welt vor, normale Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. In ihrer Prosa spürt der Leser immer die wachen Augen und die gespitzten Ohren der Schriftstellerin, die die feinsten Nuancen der menschlichen Existenz aufspürt und in ihren Kurzgeschichten und Romanen mögliche Welten schafft, die den Leser in ihren Bann ziehen. Wir reden über die gefeierte Autorin der bekannten Romane »Der gleiche Weg an jedem Tag«, »Der verlorene Morgen«, »Frühling-Sommer«, »Begenung«, »Provisorium«, aber auch über die hochkarätige Essayistin und Journalistin, die exzellente Interviews mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten aus verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen geführt hat. Wir reden von einer Autorin, die nicht nur ein au‎ßergewöhnliches literarisches Werk geschaffen, sondern auch jahrelang eine wichtige Zeitschrift gestaltet und geprägt hat. Wir reden hier von Gabriela Adameşteanu.“




    Seit 2008 veröffentlicht der Bukarester Verlag Polirom die Autorenreihe Gesammelte Werke — Gabriela Adameşteanu“.

  • Neue rumänische Prosa in deutscher Übersetzung

    Neue rumänische Prosa in deutscher Übersetzung

    Der Sammelband enthält Prosa, die zwischen den Jahren 2002 und 2014 von bekannten Autoren wie Gabriela Adameşteanu, Bogdan Costin, Petru Cimpoeşu, Adela Greceanu, Nora Iuga, Dan Lungu, Marin Mălaicu-Hondrari, Ovidiu Nimigean, Ioana Pârvulescu, Marta Petreu, Răzvan Rădulescu, Adina Rosetti und Lucian Dan Teodorovici erschienen war. Nach der Buchvorstellung in Leipzig wurde der Band auch beim Rumänischen Kulturinstitut (RKI) in Berlin diskutiert — die Texte wurden im Rahmen von Literaturwerkstätten übersetzt, die das RKI Berlin in Zusammenarbeit mit dem Rumänisch-Lehrstuhl an der Humboldt-Universität in 2015 gestartet hat und von der Übersetzerin Anke Pfeifer geleitet werden.



    Dabei geht es vor allem, eine neue Generation von professionellen literarischen Übersetzern aus dem Rumänischen ins Deutsche zu fördern, aber auch Kontakte zwischen Übersetzern, Autoren und Verlegern herzustellen. Anke Pfeifers Verbindungen zur rumänischen Literatur gehen schon ein Stück zurück — sie schrieb sogar ihre Doktorarbeit zum Schelmischen in der rumänischen Prosa und veröffentlicht Rezensionen zu in Deutschland erschienenen Übersetzungen aus dem Rumänischen. Sie findet, dass der im Transitverlag erschienene Band Das Leben wie ein Tortenboden“ dem deutschen Leser einen guten Überblick über die aktuelle Literaturszene in Rumänien bieten wird — über die Entstehungsgeschichte berichtet sie in den Folgeminuten:



    Meine Rumänisch-Werkstätten sind für alle offen. Die Teilnehmer sind gewöhnlich Studenten der Rumänistik, ehemalige Studenten, rumänische Muttersprachler. Diese Werkstätten sind aber keine ständigen Kurse. Vor zwei Jahren hat die Übersetzerin Ewa Wemme einen Workshop für die Übersetzung von Gedichten veranstaltet. Und dann kam das RKI Berlin mit dem Vorschlag, einen Workshop für Prosa zu machen, um dabei einen Sammelband zu veröffentlichen. Es gab zwar Texte, die innerhalb der Übersetzungskurse an der Universität Humboldt übertragen waren — aber es waren nur sechs, zu wenig, um einen Sammelband daraus zu machen. Zusammen mit Daniela Duca und Valeriu Stancu haben wir als Herausgeber auch andere Texte gewählt — und es war herausfordernd, sie zu übersetzen. Dass die übersetzten Texte zur Herausgabe bestimmt war, hat zur Attraktivität der Aufgaben für die Übersetzer beigetragen.“




    Wie Anke Pfeifer weiter erläutert, wählte zunächst Prof. Valeriu Stancu vom Rumänistik-Lehrstuhl an der Humboldt-Universität vor acht Jahren einige Texte aus, die damals frisch erschienen waren. Doch das letzte Wort hatten die Studenten, die an der Übersetzung arbeiteten — und sie entschieden sich für Kurzprosa oder sogar Romanabschnitte von Dan Lungu, Lucian Dan Teodorovici, Bogdan Costin oder Răzvan Rădulescu. Interessanterweise waren es nur Texte von Autoren, obwohl — wie Anke Pfeifer bemerkt — auch Schriftstellerinnen in Rumänien viel zu bieten haben. In einer zweiten Phase wählten die Herausgeber dann Texte bekannter Autorinnen wie Nora Iuga oder Gabriela Adameşteanu, aber auch von weniger bekannten Namen wie Ioana Pârvulescu, Adela Greceanu und Adina Rosetti. Der Sammelband erfreute sich eines beachtlichen Interesses von der Neuen Zürcher Zeitung, aber auch in Talkshows zum Thema Leipziger Buchmesse. Nun stehen weitere Buchveranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Programm. Anke Pfeifer wei‎ß über einen schönen Erfolg zu berichten:



    Bei der Buchmesse in Leipzig war das Interesse für die rumänische Literatur sehr gro‎ß. Rumänien war mit über 40 Übersetzungen präsent, am rumänischen Stand war immer viel Andrang — die Leute blätterten in den Büchern, schauten sich die Lesungen an und hörten bei den Diskussionen zu. Die Messe und die übersetzten Titel werden das Interesse für die rumänische Literatur bestimmt fördern.“




    Die Rumänistin Anke Pfeifer plant demnächst Rezensionen von in deutscher Sprache erschienenen Büchern von Ştefan Agopian und Ana Blandiana.

  • Roman von Cătălin Dorian Florescu in rumänischer Übersetzung erschienen

    Roman von Cătălin Dorian Florescu in rumänischer Übersetzung erschienen

    Ich betrachte meinen Roman nicht nur als eine Geschichte über die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt, sondern auch darüber, wie man durch Erzählung den Weg zum Anderen finden kann.“ Das sagt Cătălin Dorian Florescu über seinen jüngsten Roman Bărbatul care aduce fericirea“ (Der Mann, der das Glück bringt“), der im Verlag Humanitas in der Übersetzung der Germanistin Mariana Bărbulescu erschien. Es ist allerdings nicht zum ersten Mal, wenn der im westrumänischen Timişoara geborene Autor sagt, dass die Literatur und das Leben in enger Verbindung miteinander stehen. Der ausgebildete Psychologe hat zusammen mit seiner Familie Rumänien mit 15 Jahren verlassen. Derzeit lebt er in Zürich. In der Schweiz erschienen seine Romane Wunderzeit“ (Vremea minunilor“, 2001), Der kurze Weg nach Hause“ (Scurtul drum spre casă“, 2002) und Der blinde Masseur“ (Maseurul orb“, 2006). Im Verlag C.H.Beck sind in rumänischer Übersetzung die Romane Zaira“ 2008 und Jacob beschlie‎ßt zu lieben” (Jacob se hotărăște să iubeasc㔓 2011) erschienen.




    Der Prosaautor wurde mit dem Anna-Seghers-Preis und dem Swiss Book Prize für das beste Buch des Jahres 2011 in der Schweiz geehrt. Im nächsten Jahr erhielt er den Literaturpreis Josef von Eichendorff für sein literarisches Werk. In einer Rezension für die Zeitschrift Stern“ schrieb Elke Heidenreich: C.D. Florescu hat einen fulminanten Roman über ein ganzes Jahrhundert der Wanderschaften, Vertreibungen, Fluchten, Glückssuchen geschrieben… Ein Roman, der von Fantasie, Schönheit und fantastischen Bildern schier platzt. Florescu hat schon früher bewiesen, was für ein begnadetes Fabuliertalent er ist. Hier liefert er sein Meisterstück.“




    Der Schriftsteller entwickelt ein Jahrhundertpanorama aus Sicht der kleinen Leute. Das Romangeschehen beginnt Ende des 19. Jahrhunderts und wird über drei Generationen hinweg erzählt. Der Erzählstrang führt den Leser über den Atlantik nach New York und ins Donaudelta. Nicht nur Schauplätze und Zeiten wechseln, sondern auch die Erzählperspektiven. Die beiden Erzähler begegnen einander am 11. September 2001, als die World Trade Center“-Türme einstürzen; Ray ist ein amerikanischer Vaudeville-Sänger von der Ostküste, Elena, die in einer Textilfabrik arbeitet, ist ein Waisenmädchen, das in Adoptivfamilien aufgewachsen war. Die beiden episodenreichen Erzählstränge sprechen den Leser emotional sehr unterschiedlich an. Die Romane von C.D. Florescu sind in der Wirklichkeit tief verwurzelt. Die Hauptfigur des Romans Zaira“ war beispielsweise eine berühmte Darstellerin von Puppentheater aus Temeswar, die vor zwei Jahren verstorben ist. Die Recherche spielt für seine Romane eine besonders wichtige Rolle. Für den Roman Der Mann, der das Glück bringt“ teilte der Prosaautor sein Leben drei Jahre lang zwischen Europa und Amerika, zwischen dem rumänischen Donaudelta und New York. Im Donaudelta stand er jeden Tag um vier Uhr morgens auf, um die Fischer auf ihren Fischreisen zu begleiten. Ohne eine eigene Lebensvision kann aus dem Stoff, den man gesammelt hat, kein Roman entstehen, glaubt der Autor:



    Derzeit versuche ich, Bukarest zu verstehen, meine Heimatstadt ist Temeswar und Bukarest habe ich nie wirklich erlebt. Ich habe die Stadt mit ihren schönen und weniger schönen Teilen erkundet, ich habe versucht, ihre Geschichte zu verstehen, weil ich einen Roman schreiben möchte, dessen Handlung sich hier abspielt. Die Recherchearbeit ist für mich sehr interessant, sie hilft mir eigentlich, weiterzumachen, ich mag es immer, vor Ort zu sein, mit den Stadtbewohnern zu sprechen. Das ist vielleicht auf meinen Beruf zurückzuführen, ich bin Psychologe und das bleibt neben der Prosa meine Leidenschaft. Das ist eine Geisteswissenschaft, die wichtige Sachen miteinbezieht, die ich in meinem Alltag ganz oft übe: die Art und Weise, in der man sich mit den anderen in Verbindung setzt, den Dialog, die Neugier, den Mut, sich selbst kennenzulernen. All diese Aspekte sind mir wichtig, wenn ich für mein Thema recherchiere. Dann, wenn ich meine Bücher schreibe, versuche ich, die Ergebnisse meiner Recherche nicht zu berücksichtigen und beim Schreiben einfach nur meinen common sense, mein Alltagsdenken einzuschalten. In den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit stelle ich die Beobachtung der Menschen, denn einige bleiben Menschen, egal wo sie das Leben führt und egal wie oft sie das Leben auf die Probe stellt, andere werden hingegen mit der Zeit entmenschlicht. Die gro‎ße Geschichte der menschlichen Existenz interessiert mich eigentlich. Es handelt sich um eine Geschichte, die immer wieder in meine Prosa vorkommt und die ich in jedem neuen Roman mit einem neuen Aspekt bereichere. Meine Romanhelden sind eigentlich die kleinen Menschen, sie versuchen, durch das Leben ohne Angst zu gehen und Menschen zu bleiben.“




    Über die Möglichkeit, die sein Roman den Lesern bietet, durch Erzählung die anderen zu erreichen, sagte der Prosaautor:



    Elena und Ray verbergen sich in der Nacht vom 11. auf den 12. September in einem unterirdischen Theater auf der 13. Stra‎ße in Manhattan und erzählen sich ihre Lebensgeschichten. Auf dem Erzählstrang kehrt Elena 100 Jahre zurück in Rumänien, die Erzählung führt auch Ray ein Jahrhundert zurück ins New York der Einwanderer am Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Roman handelt also auch von dem Bedürfnis, das wir alle empfinden, zu erzählen. Wir erzählen immer unsere Leben. Wichtig ist, dass wir wahre, authentische Geschichten erzählen, Geschichten, in denen wir unser wahres Selbst offenbaren. Jede Geschichte hat eigentlich einen Ray und eine Elena, die aus unterschiedlichen Welten stammen und von unterschiedlichen Sachen träumen. Ray glaubt an den amerikanischen Traum, er glaubt, dass er ein Star wird, das schafft er aber nicht. In ihrer Welt hat Elena hingegen keinen amerikanischen Traum, sie kommt aus einer harten Welt und muss lernen, sich selber zu vertrauen.

  • Rumänisch-französischer Schriftsteller Matei Vişniec stellt neuen Prosaband vor

    Rumänisch-französischer Schriftsteller Matei Vişniec stellt neuen Prosaband vor

    Mit Fragen wie den gerade gestellten setzt sich Matei Vişniec, Redakteur beim rumänischen Dienst von Radio France Internationale in Paris, fortwährend in seinem Tagesgeschäft auseinander. In seinem Buch Die letzten Tage des Abendlandes“, erschienen in der Sammlung Fiction Ltd.“ Im Prestigeverlag Polirom aus Iaşi, nähert sich Vişniec dem Thema aus einer literarischen Perspektive — mit philosophisch anmutenden Fabeln, Anekdoten, Geschichten. Matei Vişniec, Literat und Journalist, traf sich in Bukarest mit Lesefreunden und Kollegen aus der Branche. Den Termin in der Buchhandlung des Konkurrenzverlags Humanitas moderierte der Kritiker Ion Bogdan Lefter:



    Matei Vişniec sagt uns, er habe das Bedürfnis verspürt, über dieses Thema zu schreiben — aber in Prosaform. Denn Essays und Artikel hat er schon beim Polirom-Verlag veröffentlicht. In seinem Buch gibt er keine Werturteile ab, keine dunklen Prophezeiungen, sondern setzt sich mit dem Völker-, Kultur- und Sprachenmix auseinander, er thematisiert Migrationen, Zukunft und Vergangenheit, die Skala der Wertvorstellungen, die Vernunft und ihre Exzesse“.




    Matei Vişniec ist selbst ein Migrant — er zog, besser gesagt flüchtete er 1987 aus dem kommunistischen Rumänien nach Frankreich, wo er heute noch bei Radio France Internationale in der rumänischen Redaktion arbeitet. Beim Lesetermin in der Buchhandlung Humanitas-Cişmigiu erzählte er, wie es ihm gelingt, zwischen zwischen zwei Kulturen, zwei Tätigkeiten und zwei Sprachen zu pendeln, und wie ein aktuelles Thema in Fiktion umgewandelt werden kann.



    Ich versuche mir den ersten Teil des Tages zu retten, indem ich Fiktion schreibe, manchmal über Aktuelles. Aber was mich in den letzten Jahren interessiert hat, war eine Art Erkennung der Paradoxe und insbesondere der Dilemmas in den Nachrichten, die ich bei RFI erhalte, in den Zeitungen, die ich lese, in der Presse, die ich verfolge, in den Kommentaren, die ich höre. Ich spüre also in der Aktualität Dilemmas und Paradoxe auf, genauso wie man mit Spezialwerkzeugen Gold aufspürt. Denn das, was mich am meisten interessiert, sind nicht die Probleme der Gesellschaft. Weil Probleme wie die Aufgaben in der Mathematik Lösungen haben. Was mich am meisten interessiert, sind Dilemmas, die, wie wir von den alten Griechen wissen, keine Lösungen haben. Diese Dilemmas beschäftigen mich — Sozialdilemmas, Dilemmas des Menschen, psychologische Dilemmas — und ich denke, so habe ich angefangen, dieses Buch zu schreiben. Indem ich angefangen habe, eine Sammlung von Dilemmas zu machen, die ich in meinem Umfeld auffange.“




    Seit über drei‎ßig Jahren abwechselnd in Frankreich und Rumänien lebend, sagt Matei Vişniec, dass das heutige Bukarest bei ihm eine Mischung aus Leid und Freude auslöst.



    Im Vergleich zu allen europäischen Hauptstädten, die ich kenne — mit Ausnahme Belgrads vielleicht –, kommt es mir vor, dass sich Bukarest langsam bewegt. Obwohl ich so gerne nach Bukarest komme, weil es hier so viel positive Energie, so viele schöne Menschen, so viel Einfallskraft gibt. Und das ist meine ältere Theorie, dass Rumänien gerade deshalb mehr talentierte Kinder pro tausend Einwohner als andere Länder hat, weil das durch mehrere korrupte Politiker pro tausend Einwohner ausgeglichen wird. Und dann bemüht sich das Land, zwei Situationen auszugleichen. Es schafft mehr Talente, mehr Einfallskraft, um die Inkompetenz, die Giftigkeit der Politiker auszugleichen. Somit ist Rumänien für mich der Raum, wohin ich komme, um meine Energie und meine Ressourcen wiederaufzuladen, um mich zu ernähren. Es ist ein Sprungbrett für den Dramatiker Matei Vişniec, weil die Theaterfestivals in Rumänien sehr wichtig sind. Das Theaterfestival in Sibiu z.B. ist ein au‎ßerordentliches internationales Festival. Au‎ßerdem kommen immer mehr ausländische Regisseure nach Rumänien, wo sie wesentliche Zusammenkünfte haben können. Somit ist es Rumänien gelungen, wichtige Kulturwallfahrten zu schaffen.“




    Die Theaterstücke von Matei Vişniec werden in über 30 Ländern übersetzt und gespielt. Als Schriftsteller wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, beginnend mit dem Poesiepreis des Schriftstellerverbandes 1984 für den Band der Weise während der Teestunde“. Er erhielt unter anderem den Preis der Rumänischen Akademie 1998 und den Preis des Rumänischen Theaterverbandes für den rumänischen zeitgenössischen Dramatiker mit den meistgespielten Theaterstücken im Jahr 2016. In Frankreich wurde ihm mehrmals der Pressepreis beim internationalen Theaterfestival in Avignon verliehen. 2009 wurde er von dem Verband der Dramaautoren und –Komponisten mit dem Europäischen Preis ausgezeichnet. 2016 erhielt sein Roman Der Händler von Romananfängen“ den Jean-Monnet-Preis für europäischen Literatur.

  • Internationales Lyrikfestival in Bukarest: Elena Vlădăreanu stellt ihren jüngsten Gedichtband vor

    Internationales Lyrikfestival in Bukarest: Elena Vlădăreanu stellt ihren jüngsten Gedichtband vor

    Das Internationale Lyrikfestival in Bukarest gilt als die wichtigste Veranstaltung dieser Art in Rumänien. Dieses Jahr brachten die Festspiele zwischen dem 14. und dem 20. Mai über 150 Dichter aus 30 Ländern zusammen nach Bukarest. Auf dem Programm des 9. Internationalen Festivals standen 40 Veranstaltungen, die in den bekanntesten Kulturräumen der rumänischen Hauptstadt stattfanden: das Nationale Literaturmuseum, die Zentrale Universitätsbibliothek Carol I.“, die Buchhandlungen Humanitas Cişmigiu und Cărtureşti Verona sowie die Cafébars Apollo 111 und Tramvaiul 26. Ehrengast des Festivals war dieses Jahr der portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes. Der Direktor des Literaturmuseums Ioan Cristescu sagte, dass das Festival einen wertvollen Gesamtübersicht über die internationale Lyrik der Gegenwart biete und dem Publikum vielfältige Ausdruckformen der Lyrik näher bringe.



    Eine der Veranstaltungen wurde dem jüngsten Gedichtband von Elena Vlădăreanu gewidmet: Geld. Arbeit. Freizeit“. Der Literaturkritiker Mihai Iovănel bezeichnete den im Verlag Nemira erschienenen Gedichtband als den direktesten der rumänischen Dichterin, ein Gedichtband, der als Manifest formuliert wird“. Ein künstlerisches und feministisches Manifest, das mehrere Stimmen zusammenbringt, die im Einklang und voller Kraft der Botschaft zum Ausdruck verhelfen. Die Dichterin sagte über ihr jüngstes Werk:



    Irgendwie trage ich dieses Buch in mir selbst seit vielen Jahren und in all diesen Jahren ist es in mir gewachsen. Der Band entstand ausgehend von den Worten eines Familienmitglieds, als ich noch Literaturstudentin war, laut denen wir Künstler eine Art Parasiten seien und erschossen gehören. Das war Ausgangspunkt des Bandes und so ist er gewachsen. Dazu gehören auch andere derartige Zitate, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe und die im Buch wiedergefunden werden können, ich nenne jedoch nicht die Menschen, die sie ausgesprochen hatten. Ich sammele nicht nur Zitate, sondern auch Bilder und Dokumente, die ich in einen neuen Kontext setze. Meine Texte werden zu einer Art Fotorahmen für diese Zitate und dank der Situation werden sie selbst zu Gedichten.“




    Die Literaturkritikerin Alina Purcaru sagte über das Werk der Dichterin:



    Elena Vlădăreanu ist eine wahre Kraft und wie es meistens mit den Naturkräften passiert, werden sie nicht von gewöhnlichen Dingen wie zum Beispiel schönen Landschaften ausgelöst. Solche Kräfte werden von gro‎ßen Problemen, von Tabus und Ungerechtigkeit entfacht. Ihre ganze Literatur war von Anfang an so, seit dem ersten Buch. Ihre Literatur erkundet die Welt.“




    Auch der Schriftstellerkollege Vasile Ernu zeigt sich begeistert vom jüngsten Gedichtband von Elena Vlădăreanu:



    Ich schätze ihre Arbeit sehr. Wenn ich ihre Gedichte lese, fallen mir ihre Empfindsamkeit und ihre soziale Leidenschaft auf, die in Rumänien nicht üblich sind, denn die rumänischen Dichter befassen sich nicht gerne mit solchen Themen. Nur in wenigen Gedichten sind soziale Themen zu erkennen.“




    Ein Buch über die Lebensbedingungen des Künstlers, über die Gewohnheiten der rumänischen Welt der Literatur. Eine Poetik darüber, wie unpoetisch das Überleben ist. Eine Stimme jenseits der Metapher und der Illusion. Mehr als je zuvor, bekräftigt die Dichterin in diesem Buch ihren Stil, ihre Kraft und ihre Mission“, schreibt die Koordinatorin der Gedichtsammlung des Verlags Nemira, Svetlana Cârstean.

  • Neuer Roman der moldauischen Schriftstellerin Liliana Corobca

    Neuer Roman der moldauischen Schriftstellerin Liliana Corobca

    Der jüngste Roman der Schriftstellerin Liliana Corobca, Das Ende des Weges“, erzählt die Geschichte einer Frau, die in der Bukowina geboren wurde und Anfang der 1940er Jahre in die Steppe von Kasachstan deportiert wird. Nach einer grausamen Reise in den Güterwagen von Deportationszügen, wo Menschen und Vieh zusammen abtransportiert werden, muss die weibliche Hauptfigur zehn Jahre lang bittere Not und Hunger ertragen. Die Rettung Anas kommt allein aus ihrem Glauben und aus der Hoffnung, dass sie überleben wird. Vor einigen Jahren war Liliana Corobcas Roman Das Heft des Zensors“ erschienen, beide Romane seien ohne eine akribische Recherche nicht möglich gewesen, sagt die Autorin, die ebenfalls als Forscherin beim Institut für Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus und das Gedächtnis an das rumänische Exil (ICCMER) tätig ist. Liliana Corobca ist auch Autorin einiger Studien über die kommunistische Zensur. Dazu die Autorin:



    Beide Romane und beide Gestalten: die Zensorin und die deportierte Frau sind in meinen Gedanken zur gleichen Zeit zum Leben gekommen, ich musste entscheiden, mit welcher ich anfangen sollte. In meinem Rechner zu Hause gibt es zwei Ordner, der eine hei‎ßt »Das Heft des Zensors«, der andere »Das Ende des Wegs«. Die Titel gab es also schon lange, auch die Struktur, auf der ich beide Romane bauen sollte, ich musste nur den Beschluss treffen, welcher davon der erste sein wird. Ich habe mit der Zensor-Frau angefangen, einer Figur die den Schriftstellern immer den Kampf ansagt, die einen offenen Konflikt mit ihnen führt. Warum ich mit der Zensorin anfing? Weil ich die beeindruckende Geschichte der deportierten Frau für später aufheben wollte. Sie ist eine helle Gestalt mit einer starken geistlichen Kraft, die über gro‎ße Hindernisse und Schwierigkeiten hinwegkommt.“




    Eine Reise ins Dunkel, mit erschütternden Ereignissen, eine Reise in der der Leser nur im letzten Moment das entdeckt, was am Ende des Weges steht“ — so fasst die Autorin ihren jüngsten Roman zusammen:



    In diesem Roman habe ich nur einigerma‎ßen von den Bekenntnissen der Menschen Gebrauch gemacht, die eine solche Erfahrung erlebt haben. Meine Recherche basiert auf alten und wertvollen Urkunden und auf Erlebnissen von Deportierten, so komme ich zu meiner Geschichte und zu meiner Gestalt, die ich als sehr stark betrachte. Die Idee ist während eines telefonischen Gesprächs mit einem siebenbürgisch-sächsischen Freund entstanden, der eine neunzigjährige Mutter hat, die an Alterskrankheiten leidet. Sie lebte seit Jahren in Deutschland, aber sie glaubte irgendwie, dass sie noch in ihrem Heimatdorf in der Nähe von Sibiu (Hermannstadt) lebte. Als er mir das erzählte, dachte ich, dass ich eine Figur schaffen kann, die in ihrem Alter die Zeit der Deportation nach Kasachstan wieder erlebt. Einige Erinnerungen kamen immer wieder, aber auf einige musste ich verzichten. Eine der wichtigsten Szenen des Romans ist, als sie zum ersten Mal die Steppe sieht. Natürlich gab es auch andere Änderungen gegenüber der ursprünglichen Struktur, im Mittelpunkt blieben immer noch die alte Frau und ihre Erinnerungen. Nachdem ich diese Gestalt vollständig geschaffen habe, sagte ich mir, dass sie einen Dialog mit jemandem führen soll, infolgedessen habe ich eine andere Figur zum Leben gebracht, ihre Urenkelin, insofern habe ich dieses Verhältnis geschaffen zwischen dem schuldlosen Kind, das nichts über Geschichte und die Deportation seiner Gro‎ßmutter wei‎ß, und der Urgro‎ßmutter, die diese Irrfahrt startet.“




    Liliana Corobca wurde in der Republik Moldau im Dorf Săseni geboren. Ihr Roman Ein Jahr im Paradies“ wurde im Jahr 2005 im Verlag Cartea Românească veröffentlicht und ins Italienische und Deutsche übersetzt, der Roman Kinderland“ hat im deutschsprachigen Raum unter dem Titel Der erste Horizont meines Lebens“ einen bedeutenden Erfolg gefeiert. Der im Jahr 2013 im Verlag Cartea Românească erschienene Roman wurde im selben Jahr zum Bestseller auf der Buchmesse Bookfest ernannt, erhielt den Preis des Kultursenders des öffentlich-rechtlichen Hörfunks Radio România Cultural in der Sektion Prosa und ein Jahr später mit dem Preis Crystal auf der Internationalen Buchmesse in Vilenica, Slowenien, ausgezeichnet. Liliana Corobca ist auch Autorin eines Monologs in drei Akten, Die Zensur. Für Anfänger“, der 2014 ebenfalls in deutscher Übersetzung erschien.

  • Buchmesse Leipzig 2018: Zoom In Romania

    Buchmesse Leipzig 2018: Zoom In Romania

    Unter dem Motto Zoom In Romania“ fanden in Leipzig rund 60 Veranstaltungen statt, an denen knapp 50 rumänische Autoren und Künstler ihre Neuerscheinungen präsentierten und über Sichtweisen auf ihr Land, seine Geschichte und die aktuelle gesellschaftspolitische Situation diskutierten. Das Rumänische Kulturinstitut in Berlin, das seit 2015 einen Workshop für Literaturübersetzer organisiert, stellte dabei die Anthologie rumänischer Prosa Das Leben wie ein Tortenboden“ vor. Diese erschien Februar 2018 im deutschen Verlag Transit.



    Laut der Kuratorin des rumänischen Programms auf der Leipziger Buchmesse, Ioana Gruenwald, standen die jungen Autoren im Mittelpunkt des besonderen Auftritts Rumäniens in Leipzig. Über die rumänische Präsenz auf der internationalen Buchmesse haben wir mit Bogdan-Alexandru Stănescu, gesprochen. Der Schriftsteller und Literaturübersetzer hat dabei zwei Buchpräsentationen rumänischer Schriftsteller moderiert:



    Meiner Ansicht nach sollten die Ergebnisse unserer Anstrengungen, die junge rumänische Literatur in den Vordergrund zu bringen, in einigen Jahren sichtbar werden. Was ich als Gast leicht feststellen konnte, war, dass das deutsche Publikum ein gro‎ßes Interesse für den Stand Rumäniens gezeigt hat. Unsere Veranstaltungen waren ebenfalls sehr gut besucht. Als ich die Diskussion über die rumänische Ausgabe der Lyrik von Paul Celan am rumänischen Messestand moderierte und die Veranstaltung zum Schluss ging, schien es mir, dass die Besucher den Stand nicht mehr verlassen wollten. So ein gro‎ßes Interesse für eine Veranstaltung auf einer Buchmesse habe ich seit langem nicht mehr gesehen. Das fand ich wunderbar, dass der rumänische Stand so gut besucht war. Zurück zum Werk von Paul Celan: Ich habe viel über die Übersetzung von George State gesprochen, ihm verdanken wir eigentlich diese zwei Bände, die das ganze Werk von Celan umfassen. Der Übersetzer beschäftigt sich mit der Lyrik von Celan wie mit einer hermeneutischen Übung. Auch die Literaturübersetzer Horaţiu Decuble und Ernest Wichner haben an der Diskussion teilgenommen. Es war eher eine Fachdiskussion im Bereich der Literaturwissenschaft, und man konnte im Publikum 30 Menschen zählen, die ganz interessiert zuhörten und sich Notizen machten.“




    Was die Perspektiven der rumänischen Literaturszene angeht, glaubt Bogdan-Alexandru Stănescu, dass sie dem Status eines Ehrengastlandes gewachsen sei:



    Die lebendige rumänische Literaturszene der Gegenwart hat so viel anzubieten, und vom Status des Schwerpunktlandes auf einer internationalen Buchmesse muss man natürlich profitieren. Man soll Autoren einladen, die das verdienen, dort präsent zu sein, und Übersetzungen vorstellen, um den Appetit des Publikums für Übersetzungen aus der rumänischen Literatur zu wecken. Wenn der deutschsprachige Raum der rumänischen Kultur so eine gro‎ße Aufmerksamkeit schenkt, dann soll man auch Autoren fördern, die bislang nicht das Glück hatten, in eine fremde Sprache übersetzt zu werden. Das kommt leider nur selten vor, dass Rumänien den Status eines Schwerpunktlandes genie‎ßt, das letzte Mal passierte es vor zwanzig Jahren. Wir müssen dafür dankbar sein, auch für die gro‎ßen Kulturen der Welt stellt das eine riesengro‎ße Chance dar.“




    Die rumänischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller Dana Grigorcea, Cătălin Dorian Florescu und Norman Manea, die im Ausland leben und mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt wurden, haben auch ihre neuesten Werke in Leipzig präsentiert. Auf dem Programm standen neben spannenden Lesungen auch Ausstellungen sowie die Veranstaltung Graniţă în raniţă“ (Grenze in der Tasche“): die Sängerin und Komponistin Ada Milea stellte im Konzert ihre Lieder vor, und die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller sprach über die poetische und politische Kraft ihrer Texte.