Tag: Moldau

  • Anfänge der Eisenbahn: Rumänische Reisende und ihre Eindrücke

    Anfänge der Eisenbahn: Rumänische Reisende und ihre Eindrücke

    In Rumänien wurden Eisenbahnstrecken erstmals nach der Vereinigung der Moldau und der Walachei 1859 angelegt und sie bedeuteten einen radikalen Wandel in der Art und Weise, wie die Welt wahrgenommen wurde. Die Rumänen begannen, immer grö‎ßere Entfernungen zurückzulegen und über das, was sie sahen, zu schreiben.



    Der Historiker Radu Mârza ist Professor an der Universität Babeș-Bolyai in Cluj (Klausenburg) und Autor eines Buches mit dem Titel Rumänische Reisende, die aus dem Zugfenster schauen: Versuch einer Kulturgeschichte (1830–1930)“. Wir fragten Radu Mârza, was rumänische Reisende aus den Zugfenstern sahen.



    Sie sahen viele Dinge. Auf den ersten Blick scheinen sie sich sehr für Landschaften zu interessieren. Aber nachdem ich viele Quellen durchgegangen bin, kam ich zu dem Schluss, dass ihr Hauptinteresse nicht so sehr der Landschaft gilt, sondern den Menschen. Sie schauen aus dem Fenster auf die Menschen drau‎ßen, auf die Menschen in Bahnhöfen und nicht zuletzt auf die Menschen, die mit ihnen in den Zügen reisen. Sie interessierten sich für die Orte, die sie besuchten, aber das Konzept einer natürlichen Landschaft, das der Ausgangspunkt meiner Forschung war, erregt die Aufmerksamkeit der rumänischen Reisenden erst später, um die Wende zum 20. Jahrhundert. Zum Beispiel schrieb [der Historiker] A.D. Xenopol schöne Seiten über die Semmeringbahn in Österreich oder über seine Alpenüberquerung mit dem Zug. Ich könnte auch den Schriftsteller Mihail Sadoveanu erwähnen, der in den 1920er Jahren in die Niederlande reiste und sich nicht so sehr für die Natur, sondern für die menschliche Präsenz interessierte: von den Menschen, die in ihren Gärten arbeiteten, bis hin zum sehr modernen Bild der niederländischen Städte, in denen die Eisenbahn Stra‎ßen und Kanäle kreuzt. Er interessierte sich für die niederländischen Pflanzen, Stromnetze, Bahnhöfe.“




    Was die Eisenbahn brachte, war Mobilität: die Bewegung von Gütern, von Unternehmen und vor allem von Menschen. Radu Mârza:



    Die Mobilität hat im Vergleich zu früheren Zeiten und früheren Transportmitteln spektakulär zugenommen. So dauerte zum Beispiel die Zugfahrt von Bukarest nach Karlsbad, dem heutigen Karlovy Vary in der Tschechischen Republik, in den 1920er Jahren rund 72 Stunden, im Vergleich zu einer oder zwei Wochen auf der Stra‎ße in der Zeit vor der Eisenbahn. Die Mobilität explodierte also schlicht und einfach. Und offensichtlich trug diese erhöhte Mobilität dazu bei, dass die Menschen längere Strecken leichter und bequemer zurücklegen konnten. Der Eisenbahnwagen ist gleichzeitig ein Ort der Interaktion und der Nicht-Interaktion. Menschen können in einen Dialog eintreten, in eine Interaktion mit ihren Mitreisenden, aber es gibt auch Reisende, die nicht zur Interaktion bereit sind, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen, weil sie schlafen wollen oder einfach nur vom Fenster rausschauen. Sadoveanu hat einen Absatz darüber geschrieben, wie sehr er sich danach sehnte, in Ruhe gelassen zu werden, während der gro‎ße Romancier Liviu Rebreanu auch von der Beharrlichkeit erzählt, mit der ein anderer Zugpassagier ihn bat, in ein Gespräch einzutreten.“




    Züge können aber auch dunkle Orte sein, Orte von Verbrechen und sogar Mord. Man denke dabei an Agatha Christies Krimi Mord im Orient Express“. Wir fragten Radu Mârza, ob rumänische Reisende auch darüber sprachen:



    Ich habe keine Berichte dieser Art gesehen, aber ich erinnere mich an eine Geschichte des Historikers und Publizisten George Bariţ über eine sehr interessante Erfahrung während seiner Reisen in Deutschland im Jahr 1852. Im Bahnhof von Magdeburg, wo der Zug nachts ankam, sagte er, er sei erstaunt gewesen, als er 4 Gleise in 4 verschiedene Richtungen sah, was für ihn absolut erstaunlich war. Und eines der lustigen Dinge, die er an den Wänden des Bahnhofs bemerkte, war eine Warnung, auf der stand: »Vorsicht Taschendiebe«!




    Eisenbahnen verbanden nicht nur Menschen, sondern auch Provinzen, Länder und Kontinente. Radu Mârza sagte uns, dass diese Verbindung nicht nur politischer Natur war:



    Im Alten Königreich Rumänien war dies ganz offensichtlich, und Reisende des 19. Jahrhunderts sagen das selbst. Sie verstehen, dass die Eisenbahn ein Mittel zur Zusammenwachsen des Landes ist, nicht unbedingt aus politischen oder sentimentalen Gründen, sondern zum Zweck der Mobilität und Kommunikation. Und während es im Westen anfangs einige Vorbehalte und Kritik gegenüber Zügen gab, war dies in unserem Teil der Welt nicht der Fall. Dies wird durch die Zahl der Fahrgäste, die Zahl der verkauften Fahrkarten bestätigt, was durchaus relevant ist, denn es beweist, dass die rumänische Öffentlichkeit das Reisen mit der Eisenbahn von Anfang an mit offenen Armen aufgenommen hat.“




    Die Rumänen entdeckten die Welt vom Zugfenster aus und genossen sie sehr. Und die Welt wiederum wurde kleiner, vertrauter und einladender.

  • Maia Sandu ist neue Präsidentin der Republik Moldau

    Maia Sandu ist neue Präsidentin der Republik Moldau

    Maia Sandu, Ökonomin, mit einem Masterabschluss in Verwaltung an der amerikanischen Harvard-Universität, Ex-Beraterin eines Weltbank-Geschäftsführers wird im Alter von 48 Jahren Präsidentin der Moldau, nachdem sie zeitweilig auch Premierministerin war. Sie setzte sich am Sonntag gegen den prorussischen Amtsinhaber, den Sozialisten Igor Dodon mit rund 57% der Stimmen durch. Es war für Sandu praktisch eine Revanche, nachdem sie vor vier Jahren gegen Dodon ebenfalls in der Stichwahl unterlag.


    Die im ersten Wahlgang vor zwei Wochen ausgeschiedenen Kandidaten, die eine Vereinigung mit Rumänien oder zumindest doch eine Annäherung an den Westen anstrebten, beeilten sich, ihre unbedingte Unterstützung für Maia Sandu im Wahlfinale auszusprechen. Doch die Überraschung kam aus Bălţi, der zweitgrö‎ßten Stadt des Landes — der dortige Bürgermeister, der prorussische Populist Renato Usatîi, der vor zwei Wochen als drittstärkster Bewerber mit 17% hinter Dodon und Sandu abschnitt, rief seine Wähler auf, mit Maia Sandu zu stimmen. Er sei von der Regierungsfraktion unter Druck gesetzt worden, Dodon zu unterstützen, hoffe aber dass Maia Sandu das System allgemeiner Korruption unter Führung Dodons auseinandernimmt.


    Im Ausland glich die Wahl einem Plebiszit für Sandu. Rund eine Viertel Million Moldauer stimmte grö‎ßtenteils für Sandu — eine Rekordbeteiligung, trotz Pandemie. Die Menschen gingen wählen, weil sie die Politik angeht, weil sie wollen, dass ihre Stimme erhört wird und sie respektiert werden wollen, und weil sie wollen, dass die Politik Lösungen für ihre Probleme entwickelt”, sagte die frisch gewählte Präsidentin.


    Experten sind sich einig: das Mandat wird unvergleichlich schwieriger sein als die Wahl. Maia Sandu wird Staatschefin im ärmsten Land Europas, sie übernimmt eine zutiefst korrupte Verwaltung, in der die Klientel von Ex-Präsident Dodon das Sagen hat und muss auch mit einer moskautreuen sozialistisch geprägten Regierung sowie einem linksdominierten Parlament auskommen. Auf ihrer Seite stehen nun die Bürger, aber auch die EU und wie immer Rumänien. Aus Bukarest gratulierte unverzüglich Präsident Klaus Iohannis und Premierminister Ludovic Orban sagte Unterstützung für die Initiativen der neuen Präsidentin zu — in Brüssel wie auch zuhause.


  • Präsidentschaftswahlen in der Moldau

    Präsidentschaftswahlen in der Moldau

    Bei den aufgrund der Pandemie unter besonderen Umständen organisierten Präsidentschaftswahlen kam es am Sonntag zu einer echten Überraschung – die proeuropäische Politikerin und frühere Premierministerin Maia Sandu besiegte den gegenwärtigen Amtsinhaber und prorussischen Kandidaten Igor Dodon. Keiner der acht Kandidaten konnte jedoch mehr als 50% einfahren, so dass es am 15. November zur Stichwahl kommt. Es ist eine Wiederholung der Situation von vor vier Jahren, als es die gleichen Protagonisten Igor Dodon und Maia Sandu in den zweiten Wahlgang schafften.


    Die frühere Premierministerin setzt sich für eine Annäherung an die EU ein und will die Korruption bekämpfen — ihrem Gegner wirft sie vor, die Justizreform verhindern zu wollen. Der Sozialist Dodon verspricht die Konsolidierung der Staatlichkeit der Moldau und eine ausgewogene Au‎ßenpolitik zwischen Russland und der EU. Während er von korrekten, freien und demokratischen Wahlen spricht, meint Sandu, es sei auch zu Wahlbetrugsversuchen gekommen.


    Auf Platz drei und vier kamen Kandidaten aus Dodons politischer Ecke — der umstrittene Bürgermeister der Stadt Bălţi, Renato Usatîi, bekam 17% der Stimmen, die Politikerin Violeta Ivanov, aus der Partei des steckbrieflich gesuchten Oligarchen Ilan Şor, erhielt 6 %.


    Weitere vier Kandidaten, die eine Vereinigung mit Rumänien anstreben, kamen zusammen auf nur 8% der Stimmen.


    An den Wahlen beteiligte sich diesmal eine Rekordzahl von Auslandsmoldauern- mehr als 146.000 – davon gaben fast 13.000 ihre Stimme in 13 Wahllokalen ab, die im Nachbarstaat Rumänien eingerichtet wurden. Im moldauischen Inland wählten 1,21 Millionen Bürger, darunter 14.700 in der separatistischen Region Transnistrien. In diesem Gebiet, das sich der Kontrolle der moldauischen Behörden faktisch entzieht und wo es 1992 zu einem Bürgerkrieg kam, bei den Russland für die Separatisten eintrat, kam es Zwischenfällen. Mehrere Kandidaten beschwerten sich, dass Wähler in Transnistrien organisiert transportiert und gekauft worden seien.


  • Moldaurepublik vor Präsidialwahlen

    Moldaurepublik vor Präsidialwahlen

    Acht Kandidaten haben sich für den ersten Wahlgang an diesem Sonntag aufstellen lassen, doch das Rennen ist nicht gerade spannend. Meinungsumfragen zeigen übergreifend, dass in der Endauseinandersetzung im zweiten Wahlgang am 15. November die gleichen Gegner wie vor vier Jahren aufeinander treffen werden: der damalige Sieger und heutige Präsident, der Russland-freundliche Sozialist Igor Dodon und die ihm damals unterlegene pro-westliche Politikerin und Ex-Premierministerin Maia Sandu führen die Umfragen mit über 30 bzw. fast 20 Prozent an. Doe restlichen Anwärter, von der populistischen ebenfalls moskautreuen Linken oder von der für eine Vereinigung mit Rumänien eintretenden Rechten vegetieren bei unter 10% dahin.



    Wie immer in der Moldau spielt bei Wahlen nicht nur die Innenpolitik eine Rolle, sondern auch die Geopolitik. Dodon, der beim ersten Mal mit einem ausgeprägt prorussischen Programm gewählt wurde, setzt sich jetzt für eine Stärkung der moldauischen Staatlichkeit mit ausgeglichener Au‎ßenpolitik gegenüber Moskau und Brüssel ein. Maia Sandu, die sich Bekämpfung der Korruption auf die Fahnen geschrieben hat, wirft dem Gegner die Blockage der Justizreform vor. Journalisten, die letzte Woche eine Untersuchung über die Einmischung des russischen Präsidialamtes in die moldauische Innenpolitik veröffentlichten, lieferten der bürgerlichen Kandidatin Sandu Wahlkampfmunition. Laut Artikelreihe soll “Kremlinowitsch” — Igor Dodons Alias — mit den russischen Geheimdiensten gearbeitet haben. Der Präsident leugnet seine Mitarbeit vehement. Kreml-Chef Wladimir Putin hoffte immerhin letzten Donnerstag öffentlich, dass die Bürger die Anstrengungen Dodons für eine Annäherung der Moldaurepublik an Russland belohnen werden.



    Laut Berichten der Korrespondenten von Radio Rumänien in Chişinău sehen Politologen die Einmischung Moskaus in die moldauischen Wahlen als langjährige Praxis an — doch sei sie diesmal aktiver. Sie stellen sich auf eine geringe Wahlbeteiligung ein, da die Bürger einerseits Angst vor Corona haben und zweitens mit der Politik generell unzufrieden sind. Es sind ungewöhnliche Umstände, in denen die Wahlen diesmal stattfinden, und aufgrund der vielfältigen Reisebeschränkungen hat die Parlamentarische Versammlung des Europarates angekündigt, diesmal keine internationalen Wahlbeobachter mehr schicken zu wollen. Politologen sind sich ebenfalls einig, dass die hei‎ße Phase erst nach dem ersten Wahlgang beginnt. Im Endspiel müssen die beiden Finalisten nicht nur ihre eigene Basis motivieren, sondern auch mehr Wähler für sich überzeugen.

  • Nachrichten 27.08.2020

    Nachrichten 27.08.2020

    In den letzten 24 Stunden wurden in Rumänien 1.504 neue Infektionen mit Coronavirus gemeldet, womit sich die Gesamtzahl der Infektionen auf etwa 83.150 erhöht hat, teilte die Gruppe für strategische Kommunikation am Donnerstag mit. 3.459 Menschen sind bisher an dem Virus gestorben, während die Zahl der Patienten auf der Intensivstation bei 492 liegt. 36.677 Patienten wurden für geheilt erklärt und 10.130 asymptomatische Patienten wurden 10 Tage nach dem Test entlassen. 11.351 Menschen befinden sich zu Hause in Isolation und 5.654 – in institutionalisierter Isolation. Außerdem befinden sich 30.770 Menschen zu Hause in Quarantäne und 31 in institutionalisierter Quarantäne. Es wurde bestätigt, dass 6.585 rumänische Staatsbürger in anderen Staaten mit COVID-19 infiziert waren, und 126 von ihnen starben.



    Die ständigen Büros der beiden Parlamentskammern in Bukarest haben am Donnerstag beschlossen, dass über den Misstrauensantrag der sozialdemokratischen Opposition gegen die liberale Regierung am letzten Tag der Sondertagung, am 31. August, debattiert und abgestimmt werden soll. Die Sozialdemokratische Partei PSD wirft der vom liberalen Premierminister Ludovic Orban geführten Exekutive das schlechte Managemen der durch die Covid-19-Epidemie verursachten Krise vor. Darauf reagierte die Exekutive mit einer Beschwerde an das Verfassungsgericht in Bezug auf das Einreichen eines Misstrauensantrags während der Parlamentsferien. Der Präsident Rumäniens, Klaus Iohannis, warf der PSD vor, aus wahltaktischen Gründen versucht zu haben, politische Instabilität zu erzeugen.



    Der rumänische Aussenminister, Bogdan Aurescu, beteiligt sich in Berlin an einem informellen zweitägigen Treffen der EU-Außenminister. Wie aus einem Kommuniqué des rumänischen Außenministers hervorgeht, ist die Tagesordnung der Gespräche breit gefächert und konzentriert sich auf wichtige außenpolitische Themen der Union. Die Lage in Weißrussland, die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei, auch im Zusammenhang mit den Spannungen im östlichen Mittelmeerraum, und die Beziehungen zwischen der EU und Russland werden zur Sprache kommen. Am Vorabend des Treffens erklärte Bogdan Aurescu in Bezug auf die Lage in Belarus, dass Rumänien erneut die Sanktionierung der Schuldigen an den Missbräuchen im Zusammenhang mit den Wahlen und der Zeit nach den Wahlen fordern werde. Die verwerflichen Aktionen der Regierung in Minsk können nicht ohne eine angemessene Antwort der Europäischen Union bleiben, sagte der rumänische Chefdiplomat Bogdan Aurescu kündigte an, dass Rumänien 100.000 Euro als Hilfe für die Zivilgesellschaft und unabhängige Journalisten in Belarus bereitstellen werde.



    Die ex-sowjetische, mehrheitlich rumänischsprachige Republik Moldau feiert 29 Jahre Unabhängigkeit. Am 27. August 1991 verkündete das Parlament in Chisinau unter dem Druck von Tausenden die Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetunion, nachdem der neokommunistische Staatsstreich in Moskau gescheitert war. Rumänien war das erste Land der Welt, das am selben Tag die Unabhängigkeit des neuen Nachbarstaates anerkannte. Die Republik Moldau besteht aus den östlichen Gebieten Rumäniens, die 1940 von Stalin durch ein Ultimatum annektiert wurden.



    Über 45% der arbeitstätigen Eltern in Rumänien wollen, dass das neue Schuljahr trotz des derzeitigen epidemiologischen Kontexts normal verläuft und die Schüler den Unterricht direkt von der Schulbank aus beginnen, so das Ergebnis einer Umfrage der Online-Plattform BestJobs. Weitere 29% bevorzugen ein hybrides Unterrichtssystem,welches Klassenzimmer und Online-Unterricht kombiniert, und nur 25% sind der Meinung, dass die Schule vorerst ausschließlich online sein sollte. Fast 50% der Befragten sind jedoch besorgt über die mangelnde Klarheit darüber, wie das Schuljahr aussehen wird, weniger als drei Wochen vor Schulbeginn. Sie befürchten, dass die Bildung der Kinder beeinträchtigt wird. 47% der Befragten hoffen, dass die Schulen nicht zu Covid-19-Herden werden, und 40% sind besorgt über eine mögliche Infizierung der Schüler, die auch den Rest der Familie gefährden würde. 48% der Befragten gaben an, sie seien mit der Erfahrung des Online-Unterrichts während des Ausnahmezustands unzufrieden und glauben, dass die Schüler weniger gelernt hätten, als wenn sie weiter zur Schule gegangen wären. Die Umfrage wurde zwischen dem 12. und 24. August 2020 bei einer Stichprobe von 1.344 Internetnutzern in Rumänien durchgeführt.

  • Festung Suceava: mittelalterliches Flair durch multimediale Erlebnisse ergänzt

    Festung Suceava: mittelalterliches Flair durch multimediale Erlebnisse ergänzt

    Das heutige Reiseziel führt uns zur mittelalterlichen Festung Suceava (dt. Suczawa), ehemaliger Sitz der moldauischen Fürsten bis ins 16. Jahrhundert, die am Ostrand der gleichnamigen Stadt im Nordosten des Landes liegt. Die Festung, die einen herrlichen Blick auf das ganze Suceava-Tal bietet, war Teil des Verteidigungssystems, das Ende des 14. Jahrhunderts gegen die Angriffe der osmanischen Heere erbaut wurde. Das System bestand aus Fürstenhöfen, Klöstern mit hohen Mauern sowie Festungen von strategischer Bedeutung. Corina Rita Oarză ist Museumskuratorin bei der Festung Suceava. Sie ist unsere Reiseleiterin durch die Burg:



    Im Au‎ßenhof der mittelalterlichen Burg gibt es gleich am Eingang zwei Türme. Vor diesen Türmen steht eine Wache und dank eines Videoprojektionssystems kann man Dialoge zwischen Persönlichkeiten der damaligen Zeit hören. Stimmen begleiten die Videoprojektionen. In den Türmen waren die Festungswächter untergebracht, und dort gibt es jetzt Nachbildungen dieser Soldaten mit ihren Waffen und Ausrüstungsgegenständen aus der Zeit: Schwerter, Äxte, Armbrüste, Bogen und Pfeile sowie Morgensterne mit dem Wappen des Woiwoden. Zudem sind die mit Kanonenkugeln ausgestatteten Bombarden aus Stein und Metall zu sehen. Die Rüstung ist in einem anderen Raum vorhanden, es handelt sich um Helm und Rüstung, die den oberen Teil des Rumpfes, Hals und Schultern schützte. Die Soldaten trugen Lederstiefel. Im Winter hängten sie Krallen wilder Tiere an die Sohlen ihrer Stiefel, um auf Eis nicht auszurutschen.“




    Was können die Besucher unternehmen, wenn sie auf dem Gelände der ehemaligen Hauptstadt ankommen? Corina Rita Oarză:



    In den oberen Stockwerken gibt es die Räume, die einst von den Woiwoden und ihrem Gefolge bewohnt wurden. Die oberen Terrassen, die auf einer Höhe von 60 Metern liegen, bieten einen herrlichen Blick über die gesamte Region. Der Wind weht stark nach oben. Hier finden wir die mittelalterlichen Kanonen, die jeden Tag um die Mittagszeit, als Erinnerung an die gro‎ßen moldauischen Wojewoden, drei Schüsse abfeuern. Von diesen oberen Terrassen aus kann man das ganze Tal und die Stadt Suceava sehen.“




    Trotz des mittelalterlichen Flairs, das heute noch in der Festung zu spüren ist, hat auch die moderne Technik ihren Platz in dem ehemaligen Sitz der moldauischen Fürsten, und zwar zu einem guten Zweck. Corina Rita Oarză:



    Ein virtueller Umkleideraum steht den Besuchern zur Verfügung. Sie stehen vor einem Projektor und lassen sich abwechselnd mit drei Arten mittelalterlicher Kleidung bedecken. Mit einem Knopfdruck können Sie die Kleidung wechseln. Am Ausgang kriegen sie das Foto als Souvenir. Vor kurzem wurde die Festung mit einem Audioguide-System ausgestattet, das in vier Sprachen verfügbar ist: Rumänisch, Englisch, Deutsch und Ungarisch. Besucher kriegen am Eingang einen Gutschein, in dem sie die gewünschte Sprache angeben, dann können sie die Anwendung Discover Romania herunterladen.“




    Thematische Ausstellungen und Workshops über die Geschichte der Region ergänzen das Angebot des Museums, das in diesem Jahr auch zu einer graphischen Ausstellung des Künstlers Mihail Gavril mit dem Titel Prinzessinnen der mittelalterlichen Moldau“ einlädt.



    Die letzte Überraschung ist eine sü‎ße Überraschung: eine Jubiläums-Schokolade zum 120. Jahrestag des Museums. Aber: Bitte in Ma‎ßen genie‎ßen!

  • Zur Geschichte der Donaukommission: zweitälteste internationale Organisation der Welt

    Zur Geschichte der Donaukommission: zweitälteste internationale Organisation der Welt

    Der Krimkrieg (auch Orientkrieg oder 9. Türkisch-Russischer Krieg) war ein von 1853 bis 1856 dauernder militärischer Konflikt zwischen Russland einerseits und dem Osmanischen Reich sowie dessen Verbündeten Frankreich, Gro‎ßbritannien und seit 1855 auch Sardinien-Piemont andererseits. Er begann als neunter Russisch-Türkischer Krieg, in den die westeuropäischen Mächte eingriffen, um eine Gebietserweiterung Russlands auf Kosten des geschwächten Osmanischen Reichs zu verhindern. Am 30. März 1856 schloss Russland mit seinen Kriegsgegnern — dem Osmanischen Reich, Gro‎ßbritannien, Frankreich und Sardinien sowie den nicht kriegführenden Staaten Preu‎ßen und Österreich — den Dritten Frieden von Paris. Darin wurde die Integrität und Unabhängigkeit des Osmanischen Reiches erklärt. Die Donaumündungen und ein Teil Bessarabiens gingen an das Fürstentum Moldau. Die Schifffahrt auf der Donau wurde freigegeben, die Kommission der Donau-Uferstaaten gegründet und das Schwarze Meer zu einem neutralen Gebiet erklärt.



    Das Ende des Krimkrieges markierte die Anfänge des modernen rumänischen Staates, als die Entscheidungen der Siegermächte 1859 zur Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei und 1878 zur Unabhängigkeit Rumäniens führten. Die Donau wurde schlie‎ßlich zu einem freien europäischen Schifffahrtsweg, und man konnte auf dem Rhein und auf der Donau von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer fahren. Der Historiker Constantin Ardeleanu von der Universität Dunărea de Jos“ (Niederdonau“) in Galaţi unterstreicht die gro‎ße Bedeutung der Donau für die Entstehung, die Modernisierung und die Verwestlichung Rumäniens:



    Die Donau spielte eine zentrale Rolle nicht nur bei der wirtschaftlichen, sondern auch bei der politischen Modernisierung der Donaufürstentümer, wie sie Mitte des 19 Jh. genannt wurden. Die Donau ist einer der Pfeiler, auf denen das moderne Rumänien gegründet wurde. Die Donau ist ein äu‎ßerst interessanter Fluss, weil sie, wie der Rhein, Gegenstand einer internationalen Kommission war.“




    Das Erscheinen Rumäniens auf der europäischen Landkarte bedeutete aber auch das Entstehen eines internationalen Gremiums, das die Freiheit der Donau garantierte. Es war die Europäische Donaukommission, bestehend aus Österreich, Frankreich, Gro‎ßbritannien, Preu‎ßen, Sardinien, Russland und dem Osmanischen Reich, eine gesamteuropäische Institution, die kurz nach dem Ende des Krimkrieges entstand, um die freie Flussschifffahrt zu sichern. Über die Geschichte der Europäischen Donaukommission sagte der Historiker Constantin Ardeleanu:



    Es handelte sich um eine internationale Einrichtung, die nach dem Krimkrieg geschaffen wurde und die Aufgabe hatte, die Donaumündungen von den technischen und politischen Problemen zu befreien, die die Schifffahrt in der Region behinderten. Sie war die zweite internationale Organisation der Welt; die erste war eine ähnliche Kommission, die 1815 zur Regulierung des Rheins gegründet worden war. Die Europäische Donaukommission unterschied sich aber von der Rheinkommission — sie wurde von den 7 europäischen Mächten gegründet, die die Existenz der Vereinigten Rumänischen Fürstentümer garantierten. Aus einer kurzfristig angelegten Aktion wurde eine solide Institution, die von 1856 bis 1948 dauerte. Die Europäische Donaukommission war die erste Institution, die als ‚europäisch‘ bezeichnet wurde.“




    Es wird oft gesagt, Rumänien sei die Kornkammer Europas“ gewesen. Der Ursprung dieses Ausdrucks liegt genau in der internationalen Politik des 19. Jahrhunderts, als die Westmächte eine einfache Möglichkeit suchten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen, und die rumänischen Fürstentümer die nächste und sicherste Quelle für Agrarprodukte waren. Dazu der Historiker Constantin Ardeleanu:



    Die Donaufürstentümer waren ein äu‎ßerst wichtiger Markt für die Versorgung mit Getreide. Europa befand sich mitten in einer industriellen Revolution und die Donaufürstentümer waren einer der grö‎ßten Versorgungsmärkte. In der Tat hing das Entstehen des modernen Rumänien vom dem Wohlstand ab, den der Getreidehandel brachte. Gleichzeitig war Russland das grö‎ßte Hindernis, die russische Macht, die die Donaufürstentümer kontrollierte, setzte dem internationalen Handel alle möglichen Hindernisse in den Weg. So hatte der Krimkrieg auch eine wichtige wirtschaftliche Komponente. Am Ende des Krimkrieges wurde der internationale Grundsatz aufgestellt, dass die Flüsse frei schiffbar sein müssen. Dieses Prinzip galt für die Donau nach 1856, als Russland die Donau nicht mehr kontrollierte.“




    Der neue rumänische Staat hatte den Auftrag, der ihm zuteil gewordenen Ehre würdig zu sein. In dieser Hinsicht haben die europäischen Mächte über seinen internationalen Status entschieden. Constantin Ardeleanu:



    Aus der Sicht der Gro‎ßmächte bestand die Rolle Rumäniens darin, die Freiheit der Donaumündungen zu garantieren. Dies wurde später, mit dem Berliner Vertrag von 1878 sehr deutlich, als die Unabhängigkeit Rumäniens anerkannt und Rumänien Mitglied der Europäischen Donaukommission wurde. Rumänien sollte als Pufferzone zwischen Russland und dem Osmanischen Reich fungieren und die Unabhängigkeit der Flussschifffahrt auf der Donau garantieren.“




    Die Europäische Donaukommission war keine rein bürokratische Institution. Sie hat aufgrund ihrer Effizienz, ihrer erfolgreichen Projekte und ihrer Neutralität an Ansehen gewonnen. Mehr dazu von Constantin Ardeleanu:



    Die Europäische Donaukommission begann eine immer aktivere Rolle in der internationalen Politik zu spielen, und zwar bereits in den ersten Jahren nach ihrer Gründung, als die sieben europäischen Kommissare als ausgleichender Faktor in einem geopolitisch komplizierten Gebiet angesehen wurden. Während des Krieges für die Unabhängigkeit Rumäniens von 1877–1878 wurde die Donauhafenstadt Sulina gerade durch die Existenz dieser Kommission verteidigt. Die Russen versuchten, die Stadt zu bombardieren, aber sie achteten sehr genau darauf, wo sie ihre Schüsse abgaben, um die Neutralität der Donaukommission zu respektieren. Diese Kommission war eine äu‎ßerst effiziente bürokratische Einrichtung, die sich auf genaue Regeln konzentrierte. Am Ende des Ersten Weltkriegs galt die Europäische Donaukommission als Vorbild für die internationale Zusammenarbeit.“




    Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Europäische Donaukommission (EDK) auf der Basis der Versailler Verträge neu belebt. Daneben gründete sich im Jahr 1921 die Internationale Donaukommission (IDK), die ihren Sitz zuerst in Pre‎ßburg (Bratislava) nahm. Im Jahr 1927 wurde dieser nach Wien verlegt. Die Präsidentschaft der EDK wurde im Wechsel von Vertretern der Anrainerstaaten übernommen. Schlie‎ßlich lösten sich die beiden Kommissionen (EDK und IDK) im Jahr 1940 auf, dafür entstand der Flussrat mit Sitz in Pre‎ßburg/Bratislava. Die Kriegseinwirkungen führten in den 1940er Jahren zum völligen Erliegen der Schifffahrt auf der Donau, weswegen alle entsprechenden Organe ihre Arbeit einstellten.



    Am 18. August 1948, nachdem in Belgrad auf sowjetischen Vorschlag ein entsprechendes Übereinkommen über die Regelung der Schifffahrt von ursprünglich sieben Staaten unterzeichnet worden war, gründete sich die Donaukommission neu und siedelte sich in Galaţi (Galatz) in Rumänien an. Im Jahr 1954 zog die Kommissionsverwaltung nach Budapest. Deutschland und Österreich wurden bei der Gründungskonferenz nicht zugelassen, da sie für den Krieg verantwortlich gemacht wurden. Österreich ist seit 1960 Mitglied. Deutschland konnte auf Grund russischer Vorbehalte erst nach 1999 beitreten. Gro‎ße Bedeutung hatte die Donaukommission neben den laufenden Aufgaben im Zuge der Kriegswirren des Balkankonflikts, als die Donau nicht mehr passierbar war. Der Kommission wurde das Projekt Räumung der Donau bei Novi Sad übertragen.



    Ein Teil des Vermächtnisses der Europäischen Donaukommission, das wir täglich auf Radio Rumänien hören, sind die auf Rumänisch, Russisch und Französisch verlesenen Pegel der Donaugewässer. Der Rumänische Rundfunk bietet seit Jahrzehnten diesen Dienst an. Grund für das tägliche Verlesen der Eckdaten über den Donaupegel ist eine Empfehlung der Donaukommission aus dem Jahr 1979, in der es hie‎ß, dass diese für den Schiffsverkehr wichtigen Informationen im rumänischen Sektor des Donauverlaufs durch den Rumänischen Rundfunk zu erfolgen habe, und zwar in den Sprachen Rumänisch, Französisch und Russisch. Warum gerade diese drei Sprachen? Das ist einfach zu beantworten: Rumänisch ist die Landessprache, Russisch und Französisch sind zwei von den insgesamt drei Amtssprachen der Donaukommission. Deutsch ist zwar auch Amtssprache der besagten Organisation, in der Aussendung des Rumänischen Rundfunks wird sie aber nicht berücksichtigt.



    Seit 2008 werden die Wasserstände der Donau allerdings nicht mehr im ersten Programm ausgestrahlt, das sich Radio Rumänien Aktuell nennt, sondern im Programm für Landwirte, das sich Antena Satelor (Dorfantenne) nennt und auf Langwelle sendet. Die Donaupegel an den verschiedenen Messstationen werden täglich von 12:10–12:20 Uhr Ortszeit auf 153 kHz verlesen — das ist nach MEZ 11:10–11:20 Uhr, also eine Stunde früher.

  • Nachrichten 23.05.2020

    Nachrichten 23.05.2020

    Vier weitere Menschen sind in Rumänien aufgrund des neuen Coronavirus gestorben, so dass sich die Gesamtzahl der Todesopfer derzeit auf 1.170 beläuft. In dieser Woche ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus stetig zurückgegangen, und es gab mehr Heilungen als neue Fälle. Von den mehr als 17.850 Krankheitsfällen sind bisher fast 11.200 Menschen geheilt worden, was etwa 63% entspricht. Die Zahl der Menschen in Quarantäne ging allmählich zurück, um etwa ein Drittel im Vergleich zum Wochenbeginn. Die Zahl der zu Hause isolierten Personen hat jedoch deutlich zugenommen, da die Maßnahmen für Rumänen, die in großer Zahl ins Land zurückkehren, gelockert wurden. Die nationale Testrate wurde mit etwa 10.000 Tests pro Tag beibehalten. Am Freitag startete das Rathaus von Bukarest eine Online-Plattform für eine kostenlose Testkampagne für das neue Coronavirus. 11.000 Bukarester werden in der ersten derartigen Initiative einer lokalen Behörde in Rumänien getestet. Die Stadtverwaltung wird nächste Woche auch mit der Durchführung einer klinischen Studie beginnen. 10.500 Bukarester, die aus einer wissenschaftlichen Stichprobe ausgewählt wurden, die repräsentativ für die Bevölkerung der Hauptstadt ist, werden eingeladen, sich testen zu lassen.



    394 rumänische Staatsbürger und 20 ausländische Staatsbürger, Mitglieder ihrer Familien, sind nach Rumänien zurückgekehrt. Nach Angaben des rumänischen Außenministeriums handelt es sich um einen neuen Versuch, die Rückkehr von Rumänen zu erleichtern, die sich vorübergehend im Ausland aufhalten und die im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie von Gesundheitsschutzmassnahmen und Einschränkungen des Flugverkehrs betroffen sind. Die Rückkehrer arbeiteten als Seeleute auf mehreren Kreuzfahrtschiffen in Nordamerika und in der Karibik. Ihre Rückkehr nach Rumänien wurde vom Außenministerium über die rumänischen Botschaften in Washington und Havanna sowie über das rumänische Generalkonsulat in Miami koordiniert.



    Die Nationale Antikorruptionsbehörde in Bukarest hat diese Woche bekanntgegeben, dass sie 33 Fälle im Zusammenhang mit der Organisation, Vergabe und Entwicklung von direkten öffentlichen Aufträgen im Gesundheitsbereich während der Coronavirus-Pandemie untersucht. In 25 Fällen haben sich die Staatsanwälte von Amts wegen eingeschalten. Laut dem Chefankläger der Antikorruptionsbehörde, Crin Bologa, richten sich die Ermittlungern auf wichtige Personen aus Institutionen, die eine Rolle bei der Beschaffung von Sanitärausrüstung und -material spielen. Crin Bologa legte auch fest, dass Anhörungen durchgeführt und Dokumente und Unterlagen von privaten Unternehmen sowie von staatlichen Behörden beschlagnahmt werden.



    Die rumänischen Behörden halten die jüngsten Äußerungen des Ministerpräsidenten der mehrheitlich rumänischsprachigen Republik Moldau, Ion Chicu, gegen Rumänien, für völlig inakzeptabel und bringen ihre starke Ablehnung zum Ausdruck. In einem Beitrag auf Facebook, in dem er Kritik an der Art und Weise zurückweist, wie er mit der Gesundheitskrise umgeht und die Reformen verzögert, schreibt der Premierminister aus Chisinau, dass Rumänien unter der größten Korruption in Europa leidet. In seiner Antwort hält das rumänische Außenministerium diese Äußerungen für umso unangemessener, als Rumänien im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie der Republik Moldau als Zeichen der Solidarität erhebliche uneigennützige Unterstützung angeboten habe. Laut dem Außenministerium in Bukarest zeigen die Erklärungen auch einen tiefen Mangel an Respekt für Rumänien und die bilateralen Beziehungen, die durch die strategische Partnerschaft für die europäische Integration der Republik Moldau privilegiert werden. Rumänien weist darauf hin, dass die Umsetzung der durch das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union eingeleiteten Reformen nicht nur eine Verpflichtung für die Republik Moldau sei, sondern auch eine Garantie für den Wohlstand ihrer Bürger. Das Wohlergehen der moldauischen Bürger könne nur durch Bemühungen um den Aufbau eines soliden Rechtsstaats mit demokratischen Institutionen gewährleistet werden, so das Bukarester Außenministerium.



    China hat am Samstag zum ersten Mal seit Beginn der Veröffentlichung von Daten über die Coronavirus-Pandemie durch Peking im Januar keine neuen Fälle der Covid-19-Krankheit gemeldet. Die Krankheit trat Ende 2019 in der Stadt Wuhan (Zentrum) auf, aber die Ansteckung wurde im Land gestoppt, wobei die letzte Bilanz etwa 83.000 Infizierungen, davon über 4.600 Tote, ankündigte. Seitdem hat sich die Pandemie auf der ganzen Welt ausgebreitet, wobei mehr als 5 Millionen Menschen infiziert wurden und mehr als 335.000 Menschen starben. Die US-Regierung in Washington wirft Peking vor, die Auslösung der weltweiten Alarmstufe verzögert und das Ausmaß der Pandemie verschwiegen zu haben – eine Behauptung, die China kategorisch zurückgewiesen hat. In den USA wurden am samstag weitere 1.260 Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus verzeichnet, eine stabile Tagesbilanz im Vergleich zum Vortag. Damit sind in Amerika, dem bei weitem betroffensten Land der Welt, etwa 96.000 Menschen an den Folgen der Pandemie gestorben. Trotz dieser Daten sind die 50 US-Bundesstaaten schrittweise zu einer teilweisen Lockerung übergegangen. In Europa gab es am Samstag abend insgesamt fast 2 Millionen Infizierungen und mehr als 172.000 Todesfälle durch Covid-19.

  • Nachrichten 14.05.2020

    Nachrichten 14.05.2020

    Am 15. Mai wird Rumänien am Ende eines zweimonatigen Notstands, der durch ein Dekret des Präsidenten vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie eingeführt wurde, in den sogenannten Warnzustand übergehen. Dies kündigte Premierminister Ludovic Orban an. Das Gesetz, nach dem bestimmte Verbote gelockert werden, soll zwei Tage im Parlament verbleiben, in denen es beim Verfassungsgericht angefochten werden kann. Anschlie‎ßend wird es zur Unterzeichnung an den Präsidenten geschickt.



    Die rumänische Regierung hat am Donnerstag Ma‎ßnahmen zur Unterstützung benachteiligter Unternehmen und Arbeitnehmer beschlossen. Bis zum 1. Juni soll in den vorerst durch die Pandemie lahmgelegten Branchen Kurzarbeitergeld ausgezahlt werden. Vizepremierministerin Raluca Turcan sagte, dass bis Ende des Schuljahrs nächsten Monat Eltern, die zuhause mit den Schulkindern bleiben müssen, weiterhin dienstfrei mit Lohnfortzahlung haben werden. Wirtschaftsminister Virgil Popescu sprach über eine mögliche Stromverbilligung um 1-2% im zweiten Halbjahr.



    In einem Telefongespräch mit ihrem spanischen Amtskollegen Jose Luis Escriva hat die rumänische Ministerin für Arbeit und soziale Solidarität, Violeta Alexandru, die Frage der Arbeitsverträge rumänischer Saisonkräfte in diesem Land angesprochen Die rumänische Ministerin unterstrich die Bedeutung von Bestimmungen über die Kündigungsfrist bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses, die Erstattung von Reisekosten und die Krankenversicherung zugunsten der rumänischen Arbeitnehmer. Alexandru werde sich auch mit ihrem französischen Amtskollegen zu diesen Themen austauschen und einen Deutschland-Besuch unernehmen, um die Arbeitsbedingungen der rumänischen Beschäftigten in diesem Land zu beurteilen.



    Die rumänische Botschaft in der Moldau hat die Verteilung einer Hifesendung von Medizinmaterial und Arzneien aus Rumänien aufgenommen. Die Spende zur Unterstützung der SARS-CoV2-Bekämpfung im Wert von 3,5 Millionen Euro wird den Bedarf mehrerer Krankenhäuser in dne nächsten zwei-drei Monaten ergänzen, so Botschafter Daniel Ioniță. Dutzende rumänischer Ärzte und Krankenschwestern helfen im Nachbarland aus, Premierminister Ludovic Orban versprach weitere Hilfe bei Bedarf.



    Die Europäische Kommission hat am Donnerstag Rumänien vier Monate eingeräumt, um die erforderlichen Ma‎ßnahmen zur Behebung von Luftqualitätsmängeln zu ergreifen. Das Schreiben ist die formelle Eröffnung eines Vertragsverletzungsverfahrens. Rumänien hat die maximal zulässigen Grenzwerte für Stickstoffdioxid in Bukarest und vier weiteren Gro‎ßstädten nicht eingehalten und keine geeigneten Gegenma‎ßnahmen ergriffen, so die Kommission. Am 30. April hatte der Gerichtshof der Europäischen Union Rumänien wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie des Parlaments und des Rates über Luftqualität verurteilt.



    Rumäniens Innenminister Marcel Vela hat durch eine neue Militärverordnung die Qurantäne über die Stadt Suceava im Nordosten des Landes und mehrere Gemeinden in der Umgebung aufgehoben. In der Region waren die meisten Covid-Infektionen in Rumänien aufgetreten. Am Montag kündigten die Behörden ähnliche Ma‎ßnahmen für die Stadt Tandarei im Süden des Landes an. Nach Angaben der Behörden hat das Virus bisher 1046 Menschen in Rumänien getötet. Es wurden über 16 Tausend Infektionen gemeldet. Von den positiv getesteten Personen wurden über 9 Tausend geheilt. 2855 Rumänen haben sich im Ausland infiziert, die meisten von ihnen in Italien, Spanien und Deutschland. 102 von ihnen starben, die meisten in Gro‎ßbritannien, Italien und Frankreich.


  • Nachrichten 01.05.2020

    Nachrichten 01.05.2020

    Die rumänischen Behörden haben weitere drei Todesfälle durch das Coronavirus angekündigt, womit die Zahl der Todesopfer im Land auf 726 steigt. Bislang wurden 12.567 Menschen positiv auf das Virus getestet, von denen sich 4.328 erholt haben und 249 auf der Intensivstation liegen. Etwa 2.348 rumänische Staatsbürger sind im Ausland infiziert worden, von denen 91 gestorben sind. Das Kreiskrankenhaus Suceava (im Nordosten Rumäniens), ein COVID-19-Hotspot, hat seit Donnerstag eine neue zivile Leitung. Fast einen Monat lang war dieses Krankenhaus unter militärischer Leitung. Laut Gesundheitsminister Nelu Tataru sei die Situation in Suceava mittlerweile unter Kontrolle. Suceava ist nach wie vor der rumänische Landkreis mit der höchsten Zahl von COVID-19-Infektionen und Todesfällen.



    Der Internationale Tag der Arbeit wird normalerweise in Rumänien am Meer oder in den Bergen gefeiert, bei Grillpartys zusammen mit Familie und Freunden. In diesem Jahr werden die Menschen angesichts der Coronavirus-Pandemie von den Behörden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und sich weiterhin an die geltenden Einschränkungen zu halten. Rund 36 Tausend Polizisten, Gendarmen, Militärs und Feuerwehrleute patrouillieren auf den Stra‎ßen und in den Freizeitgebieten, um die Menschen an der Reise zu beliebten Ferienzielen zu hindern. Die Behörden warnen, dass ohne die Einhaltung der sozialen Abstandsma‎ßnahmen in diesem Zeitraum die Zahl der Neuinfektionen sprunghaft ansteigen könnte, was die geplante Lockerung der Beschränkungen ab dem 15. Mai unmöglich machen würde.



    Über 40 rumänische Ärzte und Krankenschwestern sind seit Donnerstag in der Republik Moldau im EInsatz, wo sie den Kollegen im Nachbarland im Kampf gegen das Coronavirus helfen. Sie leisten medizinische Hilfe für infizierte Patienten und helfen bei der Ausbildung des medizinischen Personals in Krankenhäusern in Chisinau, Balti und Cahul. Au‎ßerdem hat die Regierung in Bukarest der Republik Moldau humanitäre Hilfe in Höhe von 3,5 Millionen Euro gewährt, die aus Schutzausrüstung und Medikamenten besteht, die für die Behandlung der Krankheit benötigt werden. Ebenfalls am Donnerstag reiste der rumänische Au‎ßenminister, Bogdan Aurescu, nach Chisinau, um eine Botschaft der Unterstützung im Zusammenhang mit der Pandemie zu übermitteln und den Behörden des Landes die Unterstützung Rumäniens für die Bewerbung der Moldau um die EU-Integration zuzusichern.



    Die Regierung in Bukarest hat am Donnerstag durch eine Notverordnung über 42 Millionen Euro für die Durchführung einer Medien-Informationskampagne über die Regeln während der Coronavirus-Pandemie und nach der geplanten Lockerung der Kontaktsperren bereitgestellt. 47% des Betrags gehen an landesweite und 53% an lokale und regionale Medien: Onlinepublikationen, Printmedien, Radio- und TV-Stationen. Nach Angaben der Regierung handelt es sich dabei auch um einen Unterstützungsmechanismus für die Medienindustrie und Journalisten, die in diesem Zeitraum stark von dem dramatischen Rückgang der Werbeeinnahmen betroffen sind. Einige der potenziellen Nutznie‎ßer dieser Gelder haben angekündigt, dass sie die Idee, von der Regierung Geld in Form von Geldern für eine Informationskampagne zu erhalten, nicht guthei‎ßen, sondern eher Steuerma‎ßnahmen zur undifferenzierten Unterstützung der Medienindustrie befürworten.



    Rumänien wurde vom Gerichtshof der EU wegen Staubbelastung in Bukarest verurteilt. Die rumänischen Behörden seien ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen und hätten keine Ma‎ßnahmen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung ergriffen, wie von Rumänien durch den EU-Beitrittsvertrag zugesagt. Die Europäische Kommission hat vor Gericht geklagt, dass die Grenzwerte für PM10-Staubpartikelkonzentrationen in Bukarest im Zeitraum 2007-2014 systematisch überschritten wurden. Der Europäische Gerichtshof setzte keine Geldstrafe fest, die Rumänien wegen Versto‎ßes gegen das Gemeinschaftsrecht zahlen müsste, sondern forderte die rumänischen Behörden lediglich auf, sich an den Rechtsrahmen zu halten.

  • Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus

    Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus

    Am 20. März 1820 wurde in der moldauischen Stadt Bârlad, im Osten des heutigen Rumänien, der spätere Oberst Alexandru Ioan Cuza geboren. Als erster Herrscher der vereinigten Fürstentümer Moldau und Walachei verkörperte Alexandru Ioan Cuza die zukünftige Staatsstruktur, die von den beiden rumänischen Fürstentümern gebildet wurde. Cuza war der richtige Mann zur richtigen Zeit, aber nach nur sieben Jahren wurde es klar, dass seine Regierungszeit in der Art und Weise, wie sie in den Dokumenten der europäischen Gro‎ßmächte festgelegt wurde, die der Vereinigung zugestimmt hatten, nur vorübergehend sein würde.



    Am 24. Januar 1859 schlossen sich die rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei zusammen, um den neuen Staat Rumänien zu bilden, und durch die Wahl von Alexandru Ioan Cuza zum Fürsten gleicherma‎ßen der Moldau und der Walachei wurde die Vereinigung verwirklicht. Unterstützt von der Mehrheit der politischen Akteure und der Eliten, die für die nationale Selbstbestimmung und Modernisierung gekämpft hatten, führte Cuza wichtige Reformen durch: die Säkularisation von Klostervermögen, die Steuerreform und die Agrarreform.



    Der Historiker Alin Ciupală, Professor an der Universität Bukarest, sagte, Alexandru Ioan Cuza sei der Mann gewesen, dessen Mut Rumänien in der Übergangszeit der Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei brauchte:



    Alexandru Ioan Cuza war in erster Linie ein sehr mutiger Mann. Er hatte den Mut, eine Rolle und eine Mission in einer sehr heiklen Zeit zu übernehmen, in einer Ära der Unsicherheit, aber auch in einer Ära der sehr gro‎ßen Hoffnungen. Cuza hatte den Mut, eine kohärente Modernisierung der rumänischen Gesellschaft, der Vereinigten Fürstentümer, zu fördern, er war derjenige, der ein modernes institutionelles System einführte, um die rumänische Gesellschaft auf den Weg nach Europa zu bringen.“




    Die beste Zeit der Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza war von 1859 bis 1863; es war die Zeit der Reformdynamik und des Aufbaus eines neuen Staates nach westeuropäischem Vorbild. Ab 1863 änderte sich aber Cuzas Persönlichkeit, er begann sich dem Autoritarismus zuzuwenden. Mit der Unterstützung einer profitgierigen Höflingspartei gefährdete er die bis dahin erreichten Fortschritte. Dazu sagte der Historiker Alin Ciupală:



    Gleichzeitig müssen wir sagen, dass die Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza auch eine dunkle, weniger positive Seite hat. Fürst Alexandru Ioan Cuza hat sich irgendwann entschlossen, die Modernisierung Rumäniens allein zu fördern. Nach dem Staatsstreich vom 2. Mai 1864 blieb Cuza praktisch isoliert, er entlie‎ß fast alle seine Mitarbeiter, vor allem die Vertreter der Revolution von 1848, die seine Wahl zum Herrscher der Rumänischen Fürstentümer ma‎ßgeblich mitbestimmt hatten. Diese ganze Ära muss in einem gewissen Gleichgewicht betrachtet werden, wir müssen die Verdienste des Herrschers anerkennen und gleichzeitig über seine Versäumnisse sprechen. Seine erzwungene Abdankung erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen der gesamten politischen Klasse, denn Cuza verwandelte sich langsam von einem Anhänger der Modernisierung in einen autoritären Herrscher, der die Modernisierung blockierte. Alexandru Ioan Cuza machte einen gro‎ßen politischen Fehler: Er verstand nicht, dass Modernisierung ohne Liberalismus nicht möglich war.“




    Die Reaktion der rumänischen Elite auf Cuzas neue politische Haltung lie‎ß nicht lange auf sich warten. Am 11. Februar 1866, sieben Jahre nach seiner Wahl am 24. Januar 1859, drang eine konspirative Gruppe von Militärs in den Palast ein und zwang den Fürsten, abzudanken. In den folgenden Tagen wurde er über die Grenze au‎ßer Landes geführt. Nun war der Platz frei für den Nachfolger Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der am 26. März 1866 offiziell zum neuen Fürsten erhoben wurde. Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der zukünftige König Karl I. (rum. Carol I.), machte es möglich, dass Rumänien sich auf einer soliden Basis etablierte. Alin Ciupală ist der Ansicht, dass die Zeit von Cuza und die Zeit von Karl I. in Kontinuität nacheinander und nicht in Konkurrenz zueinander betrachtet werden sollten:



    Die Kontinuität ist wichtig, denn nach der erzwungenen Abdankung von Alexandru Ioan Cuza haben Fürst Karl und die ihm nahestehenden Politiker nichts unternommen, um die während der Cuza-Zeit getroffenen Ma‎ßnahmen aufzuheben. Alle Initiativen, alle Projekte, die Cuza begonnen hatte, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortgesetzt. Darüber hinaus müssen wir sagen, dass Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der später als König Carol I. in Rumänien herrschte, keine Anstrengungen unternommen hat, um das öffentliche Bild seines Vorgängers zu tilgen. Im Gegenteil, Carol I. baute sich sein eigenes öffentliches Image nach dem Bild Cuzas auf. Wenn wir die Geschichtsbücher lesen, werden wir viele Fakten und Ereignisse entdecken, die Cuza in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung bis hin zur Zeit des Ersten Weltkriegs bleiben lie‎ßen. Natürlich gab es auch ein politisches Interesse. König Karl I. wollte sich eine Kontinuität mit den gro‎ßen Woiwoden der Rumänen sichern und nahm in seinen dynastischen Diskurs auch Alexandru Ioan Cuza ein — das zeugt von ganz klaren politischen Interessen. Während der Herrschaft des Königs Carol I. und in der Zwischenkriegszeit wurde die Figur von Cuza nicht in den Schatten gestellt, Fürst Alexandru Ioan Cuza blieb in der Geschichte der Rumänen. Und wir sehen, wie die damaligen Historiker nach und nach die negativen Seiten der Herrschaft von Cuza vergessen und nur noch über seine Erfolge zu sprechen beginnen.“




    Vor 200 Jahren erschien Fürst Alexandru Ioan Cuza auf der Bühne der Geschichte als eine der vielversprechendsten Figuren in der Geschichte Rumäniens. Trotz seiner menschlichen Fehler und Misserfolge hat er seine Mission erfüllt, nämlich das neue Rumänien in eine moderne, europäische Richtung zu lenken.

  • Ikonographie der Phanariotenzeit: Pracht, Prunk und Üppigkeit

    Ikonographie der Phanariotenzeit: Pracht, Prunk und Üppigkeit

    Kennzeichnend für die Kultur des Osmanischen Reiches, dessen starke Offensive nach Zentraleuropa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht zu stoppen war, war der Zusammenfluss griechischer und türkischer Traditionen. Die Fürsten, die in den rumänischen Fürstentümern Moldau nach 1711 und in der Walachei nach 1716 herrschten, stammten aus wohlhabenden griechischen Familien aus dem vornehmen Viertel Phanar (Fener) in Konstantinopel. Davon ist die Bezeichnung Phanarioten abgeleitet — darunter versteht man einen kleinen Kreis wohlhabender und politisch einflussreicher byzantinischer Adelsfamilien, die im Osmanischen Reich die Oberschicht in Phanar bildeten.



    Für manche Strömungen der Historiographie gilt die Phanariotenzeit als eine der dunkelsten in der Geschichte Rumäniens. Diese Zeit war stark von Korruption geprägt: Einige wenige Herrscherfamilien erlangten schnell wirtschaftlichen Wohlstand, während zahlreiche Bauern und Händler, die bis dahin Profit erzielt hatten, auf einmal verarmten. Aus kultureller Sicht gilt die Phanariotenzeit als eine Epoche der sogenannten Griechisierung und Orientalisierung der Sitten, Bräuche und Gepflogenheiten. Die Phanariotenzeit findet 1821, mit dem von Tudor Vladimirescu geleiteten Aufstand ein Ende, als erneut rumänische Adelsfamilien den Thron der Moldau und der Walachei besteigen.



    Einige Phanariotenfamilien lassen sich nachträglich Schritt für Schritt rumänisieren, sie werden einheimisch und ihr Erscheinungsbild weist nationalistische und modernistische Züge auf. Die Romantiker haben die Herrschaft der Phanarioten getadelt und sie zum Sündenbock der sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Zeit gemacht. Die Phanarioten spielten dennoch bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine ausschlaggebende Rolle nach der Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei im Jahr 1859. Der Historiker Adrian-Silvan Ionescu hat die Mode und die Mentalität der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts erforscht, einer von phanariotischen Merkmalen stark geprägten Zeit. Die Üppigkeit der Epoche sei in den aus dieser Zeit datierten Gemälden wieder zu finden, sagt Ionescu:



    Die Welt der Phanarioten findet in diesen Gemälden ihre schönste Darstellung. Die phanariotische Zeit war allerdings die Zeit einer überwältigenden Bildlichkeit, sowohl im Wort als auch in der Haltung. Wenn die gro‎ßen Bojaren sich unterhielten, sprach einer den anderen mit ‚psihi mu‘ (~ ‚meine Seele‘) an. Die Anredeformen kennzeichneten sich durch einen blumigen Stil, das bestätigen die Archivunterlagen, die ich erforscht habe. Was die Kleidung angeht, trug sie starke Akzente der Konstantinopel-Mode, deren Anhänger mit ihrem Reichtum prahlten. Sie wollten Byzanz mit nach Hause bringen, so wie der Historiker Nicolae Iorga in seiner gut argumentierten Theorie »Byzance après Byzance« feststellt.




    Sie trugen prächtige, weite, von Künstlern gefertigte Kleider, die den sozialen Status bestätigten und bei Treffen mit Mitgliedern der internationalen Elite einen starken Eindruck hinterlie‎ßen. Adrian-Silvan Ionescu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Die Höfe im ostrumänischen Iaşi und in Bukarest zeigten ihre volle Pracht durch das Aussehen ihrer Mitglieder. Es gelang ihnen, sogar die Vertreter kaiserlicher und königlicher Familien Europas zu beindrucken. Einer der grö‎ßten rumänischen Bojaren, Ienăchiţă Văcărescu, besucht zu jener Zeit die Wiener Hofburg, wo er den Kaiser zu überzeugen versucht, die beiden rumänischen Fürsten, die sich gerade in Wien aufhielten, zu verjagen und sie nach Hause zu schicken. Diese hatten ihre orientalischen Gewänder zugunsten enger, westlicher Kleider abgelegt und sich den Bart abrasiert. Die Gräfinnen und Baronessen des Reiches bewundern die Feinheit und Schönheit des Kaschmirschals, den Văcărescu um die Hüften trug.“




    Was fällt besonders in den Gemälden von Bojaren und Bojarinnen auf, die auf die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts datiert sind? Auf den ersten Blick: teure Kleider, Schmuck und Waffen“, sagt Adrian-Silvan Ionescu:



    Auf den Gemälden der Zeit sind Pelzmäntel bester Qualität zu merken, so zum Beispiel Zobel- und Hermelinpelz, die seit Jahrhunderten als Kostbarkeit gelten, feine und aufwendige Waffen, prächtige Schmuckstücke, edle Seidenkleider. Diese zeigen die volle Pracht, in der diese Herrscher lebten, die genau wussten, wie man in Rekordzeit reich werden kann. Sie zeigen auch ihren Geschmack. Nähert man sich der Kleidung der Zeit, dann fällt es aus Sicht der Chromatik und des Stoffes auf, dass sie einem perfekten Geschmack entsprechen. Die Farben passten gut zusammen, das gleiche galt auch für die Stoffe, sie trugen ihre Kleider sehr stolz, denn sie bestätigten ihren sozialen Status. Bekanntlich gab es drei Ränge in der Hierarchie der Bojaren und zudem eine zweite und dritte Kategorie in der Rangordnung. Für jede Schicht sind spezifische Kleidungs- oder Schmuckstücke typisch. Keiner durfte über die eigene soziale Position hinweg teurere Kleidungsstücke tragen. Eine ausschlaggebende Rolle spielte das Aussehen des Gesichtes. Der Bart war Kennzeichen der Bojaren erster Kategorie, während die Bojaren zweiter und dritter Kategorie nur Schnurrbart tragen durften. Sollte ein Bojar im Rang aufsteigen, dann durfte er die Kleidungs-und Schmuckstücke der erstrangigen Bojaren tragen. Zudem stutzte der Barbier des Fürsten den Umriss des Bartes mit seinem Barbiermesser ziemlich genau zurecht und kümmerte sich auch nachträglich um den Gesichtsschmuck des geadelten Bartträgers. Das war das Zeichen dafür, dass er nunmehr genau wie erstrangige Bojaren einen Bart tragen durfte.“




    Viele haben die Mode der Phanarioten verabscheut, sie weckt dennoch im rumänischen Kulturraum eine gewisse Nostalgie. Dazu Adrian-Silvan Ionescu:



    Die Mode der Phanarioten prägt sehr stark die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, selbst wenn der von Tudor Vladimirescu geleitete Aufstand der Herrschaft der Phanarioten ein Ende setzt. Eine Wiederbelebung dieses Stil ist Mitte des 19. Jahrhunderts, genauer um 1860-1865 festzustellen, als die kurze Jacke mit weit geschnittenen und mit einem Riss auf der Seite vorgesehenen Ärmeln, mit aufgestickten Fäden wieder in die Damenmode kommt. Bei Kostümfesten trugen noch einige, die die phanariotische Mode in ihrer Kindheit kennengelernt hatten, spezifische Kleidungsstücke aus dieser Zeit zur Belustigung der Anwesenden.“




    Die Ikonographie der Epoche zeigt eine untergegangene Welt, eine Welt der Üppigkeit und des Wohlstands. Es handelte sich aber um den exklusiven Wohlstand der Elite, die an ihrem Rang und sozialen Status trotz trüber Zeiten festhielt.

  • Lascăr Catargiu: konservativ, standhaft, monarchistisch

    Lascăr Catargiu: konservativ, standhaft, monarchistisch

    Lascăr Catargiu wurde am 13. November 1823 in Iaşi, Moldau (heute ein Teil Rumäniens), geboren und starb am 11. April 1899 in Bukarest. Er war ein bedeutender rumänischer Politiker, viermal Premierminister (1866, 1871–76, 1889, 1891–95), der in den ersten Jahren der Unabhängigkeit des Landes eine führende Rolle in den nationalen Angelegenheiten spielte.



    1858 war Lascăr Catargiu Mitglied des moldauischen Diwans (repräsentative Kommission), der gebildet wurde, um die zukünftige politische Organisation der Donau-Fürstentümer Moldau und Walachei zu bestimmen, und 1859 war er der konservative Kandidat für den Thron der Moldau. Nach der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer unter der Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza plante er in Koalition mit den Liberalen im Jahr 1866 den Sturz des ersten Fürsten des Vereinigten Rumäniens, als dessen Herrschaft die Existenz des rumänischen Staates gefährdete. Lascăr Catargiu setzte sich aktiv für die Errichtung der konstitutionellen Monarchie in Rumänien ein. 1866 wählte die Koalition der Konservativen und Liberalen Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum Herrscher Rumäniens. Im Jahr 1881 wurde Fürst Karl als Carol I. zum ersten König Rumäniens gekrönt. Von Februar 1866 bis zur Thronbesteigung von Carol I. im Mai 1866 war Lascăr Catargiu Mitglied der dreiköpfigen Regentschaft und leitete von Mai bis Juli 1866 als Premierminister sein erstes Kabinett. Als friedlicher Geist mit einer gro‎ßen Arbeitskraft trug Lascăr Catargiu dazu bei, die Konservative Partei als politische Kraft zu etablieren, und sorgte damit für ein Gleichgewicht gegenüber der Liberalen Partei.



    Während der antidynastischen Agitation von 1871 wurde Lascăr Catargiu zur Bildung einer weiteren Regierung berufen, die bis 1876 dauerte. In der Folge führte er in der Opposition die Konservative Partei bei Angriffen gegen die regierenden Liberalen an. Nach dem Sturz der Liberalen im Jahr 1888 war er noch zweimal als Premierminister tätig — kurzzeitig im Jahr 1889 und später von 1891 bis 1895.



    Lascăr Catargiu war einer der wichtigsten Politiker in der Geschichte Rumäniens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1871 rettete er Rumänien vor der Destabilisierung, erläutert der Historiker Sorin Cristescu:



    Lascăr Catargiu spielte eine besondere Rolle in der Geschichte Rumäniens, er rettete die Herrschaft von Fürst Karl I. Ein dramatischer Moment war die Nacht vom 22. März 1871, als Catargiu in eine sehr schwierige Situation geraten war. Wir wissen nicht, ob damals Fürst Karl zur Abdankung entschlossen war, aber Catargiu griff mit voller Kraft ein, während in Bukarest eine von den Liberalen organisierte Kundgebung stattfand, die darauf abzielte, die deutsche Kolonie in Bukarest und den Herrscher des Landes zu kompromittieren. Lascăr Catargiu stellte sich dem Fürst Karl I. als Mitglied der dreiköpfigen Regentschaft vor und sagte, er werde dem Herrscher eine starke Regierung bieten, die das Land brauchte, wenn Fürst Karl I. ihn zum Premierminister ernennt.“




    Was machte Catargiu zu einem Führer der Konservativen, einer Partei mit vielen starken Persönlichkeiten? Der Historiker Sorin Cristescu antwortet:



    Lascăr Catargiu hatte eine sehr solide, respektierte Position, als Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum Herrscher Rumäniens wurde. Catargiu war der erste Präsident des Ministerrats, der am 11. Mai 1866 von Fürst Karl ernannt wurde und bis zum 13. Juli 1866 regierte. Wie hat es dieser Mann geschafft, die Konservativen zu führen? Damals war die Konservative Partei eine Partei mit starken Persönlichkeiten, eine Partei von höchst gebildeten Politikern — die bekanntesten waren Petre P. Carp und Titu Maiorescu. Petre P. Carp zeigte immer seine Überlegenheit gegenüber allen Parteimitgliedern. In diesem Kontext war Lascăr Catargiu ein Politiker ohne gro‎ßen rednerischen und intellektuellen Anspruch, ein Mann, der in seinen Gesprächen nicht spitzfindig oder überheblich war. Jeder fühlte sich wohl bei einem Gespräch mit Lascăr Catargiu, während man in einer Diskussion mit Petre P. Carp sich sofort unterlegen fühlte. Folglich wurde Lascăr Catargiu sehr beliebt, er hatte eine gewisse Bescheidenheit, die dazu führte, dass alle ihn als Chef wollten, weil er niemanden beleidigte.“




    Lascăr Catargiu war viermal Premierminister Rumäniens. Die von Lascăr Catargiu von 1871 bis 1876 geführte Regierung führte Rumänien zur Unabhängigkeit, nach dem Sieg Russlands und Rumäniens im Krieg gegen das Osmanische Reich in den Jahren 1877–1878. Durch die Ironie der Geschichte wurde aber nicht Lascăr Catargiu mit den Lorbeeren des Siegers gekrönt. Es war sein Nachfolger, der nicht weniger bedeutende liberale Premierminister Ion C. Brătianu, der diese Anerkennung genoss. Der Historiker Sorin Cristescu bringt weitere Details über die Bedeutung des ersten Catargiu-Kabinetts:



    Seit der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer im Jahr 1859 war dies die erste Regierung, die ihr vierjähriges Mandat zu Ende führte. Die Catargiu-Regierung war sehr effizient, sie regelte die schwierige finanzielle Situation Rumäniens. Diese Regierung war so wirksam, dass sie die Wahlen ohne Probleme gewann. Lascăr Catargiu entschied sich für eine Geste der Unabhängigkeit, er widersetzte sich dem Ferman (Erlass) des Sultans an Fürst Karl I., einer Anordnung, die Rumänien verbieten sollte, Handelsabkommen mit anderen Staaten zu unterzeichnen. Lascăr Catargiu schloss 1875 ein Handelsabkommen mit Österreich ab und zeigte damit, dass Rumänien praktisch unabhängig war. Das Catargiu-Kabinett hätte weitere 4 Jahre regiert, wenn im August 1875 der Aufstand der Christen in Bosnien und Herzegowina nicht ausgebrochen wäre. In wenigen Monaten wurde es klar, dass es einen Krieg zwischen den Osmanen und den Russen geben würde und dass Rumänien sich an diesem Krieg beteiligen müsse.“




    Das darf nicht sein, Eure Majestät!“ ist einer der berühmtesten geflügelten Wörter zur Zeit Lascăr Catargius. Der Spruch stammt von Lascăr Catargiu und damit zeigte er Festigkeit, Mut und Unbeugsamkeit, wenn eine Grenze erreicht wurde, sei es sogar durch die Königin. Historiker Sorin Cristescu mit Details:



    Als er diese Worte sagte, war Lascăr Catargiu Innenminister in einer Regierung, die von einem anderen Konservativen, General Ioan Emanoil Florescu, geführt wurde. Er sagte dies als etwas Unwiderrufliches. Es war inakzeptabel, was die Königin Elisabeth vorhatte, nämlich die Heirat des Erbprinzen Ferdinand mit ihrer Hofdame Elena Văcărescu. Mit den Worten »Das darf nicht sein, Eure Majestät!« drückte Catargiu damals am besten die Haltung einer Elite aus, die sich gegen die Absicht der Königin zusammenschloss.“




    Im Jahr 1899 starb Lascăr Catargiu im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt, genau an dem Tag, an dem König Carol I. ihn zum vierten Mal zum Premierminister ernannte. In seinem Nachruf sagte der Literaturkritiker, Schriftsteller und Philosoph Titu Maiorescu über Lascăr Catargiu: Er war ehrlich und leistete eine unermüdliche Tätigkeit in den Details der Verwaltung. Diesen Eigenschaften und seinem Mut verdankte er die Autorität, die er in der Konservativen Partei genoss.“

  • Die Beziehungen zwischen Bukarest und Chișinău im Wahljahr

    Die Beziehungen zwischen Bukarest und Chișinău im Wahljahr

    Der russlandfreundliche sozialistische Präsident Igor Dodon, der auch dieses Jahr wieder antreten will, verheddert sich nicht selten in widersprüchlichen Aussagen. Bei einem Treffen mit akkreditierten Botschaftern der Moldau hat er am Dienstag entschieden, dass die Umsetzung des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union, das 2014 von der ehemaligen pro-westlichen Regierung geschlossen wurde, eine der au‎ßenpolitischen Prioritäten der Republik Moldau bleibt.



    Der Präsident betonte nicht nur die Stärkung der Beziehungen zur Europäischen Union, sondern auch die Bedeutung der bilateralen Beziehungen zu Moskau und Bukarest. Er erinnerte daran, dass sich im April die Unterzeichnung des Abkommens über Partnerschaft und strategische Zusammenarbeit zwischen der Republik Moldau und Rumänien zum 10. Mal jährt, und erkannte an, dass es derzeit keine schwierigen Themen und Widersprüche mit Bukarest gibt.



    Rumäniens Au‎ßenminister Bogdan Aurescu sagte seinen EU-Amtskollegen wenig überschwänglich nur, dass die Umsetzung der Verpflichtungen durch die Moldau aufmerksam und streng geprüft werden sollte



    Experten behaupten, dass die sozialistischen Behörden die Umsetzung des Abkommens mit Brüssel nur vorgeben: ihre Erklärungen werden nicht von den notwendigen Reformen begleitet. Der moldauische Analyst Ion Tăbârţă behauptet, dass die Moldau unter dem Deckmantel einer ausgewogenen Au‎ßenpolitik nichts anderes tut, als ihren Vektor neu auszurichten und Moskaus Interessen unterzuordnen.



    Die Presse nennt als Beispiel die jüngste Erklärung des Au‎ßenministers, Aureliu Ciocoi, zur angeblichen friedensstiftenden Rolle der russischen Armee im bewaffneten Konflikt von 1992, der eigentlich zur Loslösung der pro-russischen Sezessionsregion Transnistrien von der Moldau führte. Russland hatte sich 1999 beim OSZE-Gipfel in Istanbul verpflichtet, seine Munition und Streitkräfte aus dem Hoheitsgebiet der Republik Moldau abzuziehen, hat jedoch bislang nur einen sehr kleinen Teil seiner Verpflichtungen erfüllt.



    Auch die rumänische Akademie fühlte sich im vergangenen Monat verpflichtet, auf die Erklärungen in Chisinau zu reagieren. Die höchsten wissenschaftlichen Gremien in Bukarest fordern die moldauischen Behörden auf, die richtigen und etablierten Begriffe der rumänischen Sprache“ und rumänischen Geschichte“ auch offiziell zu verwenden. Die Akademie ist besorgt über den Versuch der Machtpolitiker in der Moldau, den von der sowjetischen Propaganda erfundenen Begriff der moldauischen Sprache“ wieder einzuführen, und argumentiert, dass es keine moldauische Sprache gibt, sondern nur die rumänische Sprache.



    Die Konzepte der moldauischen Sprache und des moldauischen Volkes wurden vom stalinistischen Moskau erfunden, um die Annexion der rumänischen Ostgebiete, auf denen die gegenwärtige Republik Moldau gegründet wurde, nach einem Ultimatum im Jahr 1940 zu rechtfertigen. Laut der jüngsten Umfrage befürworten 34% der Bürger die Wiedervereinigung mit Rumänien.


  • Rumänien feiert die Vereinigung der Fürstentümer Walachei und Moldau

    Rumänien feiert die Vereinigung der Fürstentümer Walachei und Moldau

    Diesmal jährt sich die Vereinigung der Rumänischen Fürstentümer Walachei und Moldau zum 161. Mal. Das Ereignis, das den Weg zur Schaffung des rumänischen Nationalstaates geebnet hat. Anlässlich dieses Feiertags finden eine Reihe von Veranstaltungen statt.



    Das Nationale Geschichtsmuseum beherbergt zum Beispiel eine Ausstellung mit dem Titel Kleine Spuren großer Ambitionen. Symbole der Vereinigung der Fürstentümer in Briefmarken und Münzen. Zu den Exponaten gehören ein Brief mit dem Sonderstempel Vereinigte Fürstentümer“ aus dem Jahr 1862, eine Briefmarke mit dem Bildnis des Herrschers Alexander Ioan Cuza aus dem Jahr 1865 und zwei kleine Münzen aus dem Jahr 1864 mit der Aufschrift Die Vereinigten Fürstentümer“. Das Nationalmuseum Cotroceni hat ebenfalls am 24. Januar eine Sonderausstellung organisiert. Ein Rundgang führt die Besucher in die Gemächer des Herrschers, wo sie einige persönliche Gegenstände der Familie Cuza sowie Originaldokumente und ein vom serbischen Fürsten Michael Obrenovic an Cuza geschenktes Zeremonialschwert sehen können.



    Am 24. Januar 1859 wurde Alexandru Ioan Cuza, der eine Woche zuvor zum Herrscher der Moldau gewählt worden war, von der Wahlversammlung in Bukarest einstimmig zum Herrscher der Walachei gewählt und damit der Vereinigten Fürstentümer ausgerufen. Dies bedeutete de facto die Vereinigung der beiden Rumänischen Fürstentümer. Drei Jahre später, am 24. Januar 1864, wurde die Union mit der entscheidenden Unterstützung des französischen Kaisers Napoleon III. auch international anerkannt, und der neue Staat erhielt den Namen Rumänien.



    In seiner siebenjährigen Regierungszeit baute Alexander Ioan Cuza durch eine Reihe radikaler Reformen die institutionellen Grundlagen des modernen Rumäniens auf. Das Zivil- und das Strafgesetzbuch wurden verabschiedet, beide nach französischem Vorbild, eine nationale Armee wurde geschaffen, die Grundschulbildung wurde obligatorisch und die ersten Universitäten wurden gegründet: die in Iasi im Jahr 1860, die heute den Namen Cuzas trägt, und die in Bukarest vier Jahre später. Im Zuge der Bodenreform erwarben eine halbe Million Bauernfamilien Land, das durch Beschlagnahme von Klosterbesitz entstand. Von den Bauern verehrt, aber von den politischen Parteien wegen seiner autoritären Exzesse abgelehnt, war der Herrscher 1866 gezwungen abzudanken und ins Exil zu gehen.



    König Carol I. aus dem deutschen Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen folgte ihm der spätere König Carol I. Die lange Regierungszeit von Carol I. sollte dazu führen, dass Rumänien seine staatliche Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangte und nach dem russisch-rumänisch-türkischen Krieg von 1877 die südöstliche Schwarzmeer-Provinz Dobrudscha zurückeroberte. 1918 wurde unter König Ferdinand, der den Beiname Der Einiger“ erhielt, die Schaffung des rumänischen Nationalstaates abgeschlossen, als Siebenbürgen, das Banat, Crisana, die Maramures, die Bukowina und Bessarabien, historische Provinzen mit einer mehrheitlich rumänischen Bevölkerung, mit Rumänien vereint wurden.