Tag: Rumänien

  • Rumänische Notenbank revidiert Inflationsprognose nach unten

    Rumänische Notenbank revidiert Inflationsprognose nach unten

    Die Rumänische Nationalbnak (BNR) hat ihre Inflationsprognose für Jahresende 2013 von 3,5% auf 3,2% revidiert. Notenbankchef Mugur Isărescu sagte diesbezüglich, es sei nicht ausgeschlossen, dass das Inflationsziel der Zentralbank in Höhe von 2,5% bereits im September erreicht werde.



    Im März verzeichnete Rumänien das dritte Mal in Folge die höchste Inflationsrate in der Europäischen Union, zeigen die jüngsten Daten der Europäischen Statistikbehörde Eurostat. Die Nachrichten der Bukarester Notenbank im Bezug auf die Inflationsrate sind dennoch optimistisch. Mugur Isărescu dazu:



    Die jährliche Inflationsrate hält sich nicht in unseren Zielgrenzen und das liegt hauptsächlich an zwei konjunkturellen Faktoren: Es handelt sich erstens um die Dürre vom zweiten Jahresquartal des Vorjahrs und um die damalige politische Krise in Rumänien und zweitens um die Erhöhung der Verbrauchsteuern und der Preise im Januar 2013. Derweil wurde dennoch ein sinkender Trend der jährlichen Inflationsrate seit Februar-März 2013 ersichtlich und diese Tendenz soll laut unserer Prognose demnächst stärker werden.“



    Der Bukarester Notenbank zufolge sei die Senkung der jährlichen Inflationsrate hauptsächlich auf die Aufwertung der nationalen Währung, das Defizit interner Nachfrage und auf die verbesserte Wahrnehmung angesichts der Entwicklung der Inflationsrate zurückzuführen. Eine ungünstige Einwirkung hatten hingegen vor allem die interne Preisanspassung und der internationale Anstieg der Erdölpreise.



    Angesichts der Zinsen der rumänischen Banken, die zu den höchsten in der Europäischen Union zählen, sagte Isărescu ebenfalls einen sinkenden Trend voraus. Notenbankchef Mugur Isărescu forderte ferner die Banken auf, durch Senkung der Kreditzinsen die Wiederankurbelung der rumänischen Wirtschaft zu unterstützen. Die Kreditinstitutionen sollten au‎ßerdem den Kunden attraktive Zinsen für Einlagen anbieten, sagte Mugur Isărescu ferner: Die Rumänische Notenbank fordert die Banken auf, die Zinssätze für Geldeinlagen nicht zu reduzieren. Das letzte Entscheidungsrecht haben selbstverständlich die Banken, das ist aber unsere Botschaft an sie. Der Zinssatz für Krediterleichterung gilt für Handelsbanken allgemein als eine Art Mindestrate der Kreditvergabe. Die Banken betrachten diesen Zinssatz als Grenzzins, darum haben wir ihn um einen Prozentsatz reduziert“, sagte Mugur Isărescu im Anschluss.



    Somit versucht die Rumänische Notenbank, die Banken von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Kosten der Kreditvergabe zu senken, um diesen Prozess für Rumänen erneut attraktiv zu machen, da der Appetit der Rumänen für Kreditaufnahme in der letzten Zeit deutlich gesunken ist. In Bezug auf die Entwicklung der rumänischen Währung Leu meinte Isărescu, dass die weitere Exportförderung der wichtigste Aspekt sei. Im Kontext eines guten Jahres in der Landwirtschaft dürfte die rumänische Wirtschaft 2013 um mehr als 1,6% wachsen, progonostizierte noch Isărescu.

  • Hilfe gegen Schulabbruch in Rumänien

    Hilfe gegen Schulabbruch in Rumänien

    Es gibt viele Gründe, warum Kinder die Schule vor dem Ende der Ausbildungspflicht abbrechen. Meistens hat es mit der Armut und einem Milieu zu tun, das die Bildung überhaupt nicht schätzt. Viele Male haben die Eltern das notwendige Geld für Hefte und Schulbücher nicht, andere Male werden die Kinder von den Eltern nicht unterstützt, ihren gesellschaftlichen Aufstieg durch Bildung zu fördern.



    Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat brechen EU-weit im Durchschnitt 12,8% der Schüler vorzeitig die Schule ab. 2011 waren es noch 13,5%. In Rumänien lag der Schulabbruch 2010 bei 18%, letztes Jahr sank er auf 17%.



    Diese Daten widerspiegeln aber nicht das ganze Ausma‎ß des Phänomens in Rumänien. Hier gibt es andere Definitionen des Schulabbruchs und folglich andere Datenerfassungen. Die Definition der EU ist folgende: Die Schulabbruchs-Quote wird als Prozentsatz der Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren ermittelt, die höchstens die Mittelschule abgeschlossen haben und nicht mehr im Bildungs- oder Berufsausbildungs-System registriert sind.“ Bogdan Georoceanu, Bildungsspezialist bei der Organisation World Vision“ in Rumänien, erläutert:



    Diese Definition wird durch unsere Bildungspraxis als vorzeitiger Schulabbruch hervorgehoben. Wenn wir in Rumänien von Schulabbruch sprechen, beziehen wird uns auf den Abbruch der pflichtigen Bildungsperiode. Die Zahlen betreffend den vorzeitigen Schulabbruch schauen in Rumänien viel schlechter aus als in den anderen EU-Ländern. Die Zahlen sind sehr unterschiedlich, es hängt davon ab, wer sie ausrechnet. Die UNICEF und das Institut für Bildungswissenschaften zählen nach, wieviele Kinder in einem bestimmten Jahr die Schule angefangen haben und berechnen den Anteil derer, die in acht Jahren die pflichtige Bildungsperiode schaffen. Das Bildungsministerium vermisst den Schulabbruch jährlich. Es zählt die Kinder am Anfang des Schuljahres und diejenigen, die das Jahr beenden. Der Unterschied wird als Schulabbruch gemeldet. Um von Schulabbruch sprechen zu können, muss ein Kind die Schule drei Jahre konsekutiv nicht besucht haben. Es gibt eine kritische Masse von Kindern, von denen wir noch nicht wissen, ob sie die Schule abgebrochen haben oder nicht. Die Lage ist sehr unsicher, weil wir den Begriff des Schulabbruch-Risikos nicht definiert haben.“



    Abgesehen von der Definition und der Vermessungmethode schauen wir uns die offiziellen Statistiken in Rumänien an. Bogdan Georoceanu von World Vision“:



    Laut dem Bericht über die Bildungssituation liegt der Schulabbruch in Rumänien, dem Bildungsministerium zufolge, bei 1,5% im Jahr. Auf dem Dorf steigt dieser Prozentsatz bis zu 1,7-2 %. Wenn wir von den Klassen 9 und 10 diskutieren, sieht es viel schlechter aus. In den armen und isolierten Gemeinden ist die Lage dramatisch.“



    In diesen armen und abgelegenen Gemeinden, die zum Gro‎ßteil auf dem Lande leben, aber auch am Rande von Gro‎ßstädten brechen viel mehr Kinder die Schule ab. Viele Schulen wurden geschlossen, der Zugang ist schwer, manchmal müssen die Kinder viele Kilometer zu Fu‎ß zurücklegen, um bis zur nächsten Schule in einem anderen Dorf zu gelangen. Manche Eltern halten ihre Kinder zu Hause zurück, um ihnen bei den Arbeiten zu helfen. Viele Eltern lassen ihre Kinder allein zurück und gehen ins Ausland arbeiten. Manche dieser Kinder verzichten auf die Schule. Sie werden nicht unterstützt. Um diesen zu helfen, implementiert Wolrd Vision“ seit ein paar Jahren das Programm Ich möchte die 9. Klasse besuchen“.



    Bis jetzt wurde 277 Kindern, die auf dem Land leben, geholfen, ihre Studien mittels Sponsoren fortzusetzen. Ema ist eine Schülerin, die unterstützt wurde. Sie ist in der 12. Klasse bei einem Lyzeum im Landkreis Ialomiţa. Sie wohnt zusammen mit ihren zwei Brüdern und ihren arbeitslosen Eltern in einer benachteiligten Gegend am Rande einer Stadt.



    Ich habe mittels Sozialarbeiter den Kontakt zu ‚World Vision‘ aufgenommen. Sie hatten uns gesagt, wir könnten ein Stipendium bekommen, weil wir gute Schulnoten hatten. Weil ich dieses Stipendium brauchte, wurde es mir beginnend mit der 10. Klasse, seit fast drei Jahren, angeboten. Ich bekomme 100 Lei (umgerechnet ca. 23 Euro) im Monat. Ich kann daraus Schulartikel Kleidung und, wenn nötig, auch Lebensmittel kaufen. Die Summe ist nicht sehr gro‎ß, aber ich freue mich, dass ich sie für meine Schulergebnisse bekomme.“



    Trotz der schweren materiellen Lage erklärt Ema, es habe bei ihr nie das Risiko gegeben, die Schule abzubrechen:



    Ich würde genauso gute Ergebnisse haben, denn ich kann unter jedwelchen Bedingungen lernen. Dank des Stipendiums habe ich viel bessere Lernbedingungen und kann mir Bücher kaufen. Aber ich bin sicher, meine Zensuren würden genauso gut auch ohne dieses Geld sein.“



    Die Sponsoren bleiben dem breiten Publikum unbekannt. Ema kennt sie jedoch.



    Nicht direkt, sondern mittels Briefen. Es ist eine sehr schöne Geste. Sie helfen uns nicht nur mit diesem monatlichen Stipendium, sondern auch mit Geschenken an Feiertagen. Wir haben keine Ansprüche, es ist ihre Initiative. Der Sponsor hat uns auch einen PC geschenkt. Unser Horizont wurde dadurch breiter. Andere Probleme? Was kann ich Ihnen sagen… es wurden Schulausflüge organisiert, an denen ich nicht teilnehmen konnte.“



    Einem Kind fällt es schwer, über seine Schwierigkeiten zu sprechen. Er trägt keine Schuld daran. Diesen Kindern muss man helfen, wenn die Familie nicht helfen kann.



    (Deutsch von Alex Grigorescu)



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  • Rumänische Regierung stellt Jahresbilanz vor

    Rumänische Regierung stellt Jahresbilanz vor

    Die eigene Bilanz des ersten Regierungsjahres der Sozialliberalen Union (USL) ist erwartungsgemä‎ß positiv ausgefallen. Dass die Opposition hingegen das erste Jahr der Regierung Ponta und vor allem die wirtschaftlichen Ma‎ßnahmen dieser kritisiert hat, konnte im Grunde genommen auch nicht überraschen.



    Wirtschaftliche Stabilität und eine klare Regierungsperspektive seien die Verdienste der Sozialliberalen Union nach dem ersten Regierungsjahr. Crin Antonescu, Vorsitzender des Senats und gleichzeitig Vorsitzender der an der Regierungskoalition beteiligten Nationalliberalen Partei (PNL), lobte die Regierung seines Partners, des Sozialdemokraten Victor Ponta:



    Die Sozialliberale Union kann in ihrer Bilanz unter dem Kapitel Erfolge eine Regierungstätigkeit verbuchen, die im Kern den Erwartungen der Wähler entspricht, egal ob die Opposition oder andere Beobachter, wie es auch normal ist, diese kritisieren.“



    Ministerpräsident Victor Ponta wies auf die Kohärenz der Regierungsma‎ßnahmen hin, die den Anstieg der Gehälter und Renten, die Wiederaufnahme einiger nationaler Projekte und Fortschritte in dem heiklen Bereich der Landwirtschaft ermöglicht haben sollen. Im letzten Jahr seien 10 von insgesamt 11 Mio. Ha Ackerland bewirtschaftet worden. Victor Ponta gab sich zuversichtlich, dass die Ma‎ßnahmen des ersten Regierungsjahres ein wirtschaftliches Wachstum von 1% sicherstellen können, so wie es die Europäische Kommission voraussieht. Als Prioritäten nannte Ponta die Anstrengungen, Rumänien als einen wichtigen Staat auf dem Energiemarkt durchzusetzen, die Aufnahmefähigkeit der EU-Fonds zu steigern, die Dezentralisierung des Landes voranzutreiben und die Infrastruktur auszweiten. Der Ministerpräsident hierzu:



    Die Fertigstellung des Nabucco-Projektes, Investitionen in Off-Shore-Förderungen und im Energietransport [sind unsere Prioritäten]. Als eine Botschaft in Richtung Moldaurepublik möchte ich bekannt machen, dass dieses Jahr der Gasanschluss fertiggestellt wird.“



    Unter dem Kapitel Gesetzgebungsprioritäten sprachen die Vertreter der Sozialliberalen Union (USL) die Verfassungsänderung an. Als Termin für eine Volksbefragung in dieser Hinsicht und über die geplante Regionalisierung nannten sie den kommenden Herbst. Weit davon entfernt, den Optimismus des Regierunglagers zu teilen, wies die oppositionelle Liberal-Demokratische Partei (PDL) auf die Rückstände nach dem ersten Regierungsjahr hin. In ihren Augen gehören der Rückgang der Fremdinvestionen und der Anstieg der öffentlichen Verschuldung unbedingt dazu. Die erste Stellvertretende Vorsitzende der Liberaldemokraten, Andreea Paul, dazu:



    Wir haben eine Regierung, die für Vetternwirtschaft steht; der Nepotismus führt bis zur Spitze. Die Ausgaben für die öffentlichen Beamten sind im ersten Semester dieses Jahres um 20% gestiegen. Das Steuergeld der Rumänen flie‎ßt leider weder in Investitionen, noch in Infrastrukturprojekte, noch in die Erziehung und auch nicht in die Gesundheit ein.“ Mit Kritik hagelt es auf die Ponta-Regierung auch von Seiten der Geschäftsleute ein, vor allem von den kleinen und mittelständischen Unternehmen, die der Exekutive Rückstände bei den Zahlungen und Änderungen des Steuergesetzes vorwerfen.

  • Pressefreiheit: Rumänien ist Schlußlicht in Freedom-House-Liste

    Pressefreiheit: Rumänien ist Schlußlicht in Freedom-House-Liste

    Die Wirtschaftskrise der letzten Jahre führte zu einer Einschränkung der Pressefreiheit in einigen europäischen Ländern, und Rumänien ist das Schlu‎ßlicht der Liste, die von Norwegen und Schweden dominiert wird. Diese Informationen stehen im jüngsten Bericht der Organisation “Freedom House”, der einen Tag vor dem Internationalen Tag der Pressefreiheit veröffentlicht wurde.



    Mit dem Internationalen Tag der Pressefreiheit wird seit 1994 jährlich am 3. Mai auf Verletzungen der Pressefreiheit sowie auf die grundlegende Bedeutung freier Berichterstattung für die Existenz von Demokratien aufmerksam gemacht. Der Internationale Tag der Pressefreiheit wurde von der UNESCO initiiert. Die Verfassung der UNESCO enthält einen Artikel, welcher die Förderung der Presse- und Meinungsfreiheit als ein Leitziel der Organisation definiert. Auf Vorschlag der UNESCO erklärte die UN-Generalversammlung am 20. Dezember 1993 den 3. Mai zum Welttag der Pressefreiheit.



    Hintergrund der Entstehung des Tages ist die Deklaration von Windhuk. Diese Erklärung wurde am 3. Mai 1991 auf einem UNO/UNESCO-Seminar zur Förderung einer unabhängigen und pluralistischen Presse in Windhuk (Namibia) verabschiedet. Zentrale Aussage der Erklärung ist, dass freie, pluralistische und unabhängige Medien ein äu‎ßerst wichtiges Merkmal demokratischer Gesellschaften sind.



    In jeder Gesellschaft hat die Presse das Potential, den Machtmi‎ßbrauch einzudämmen, und sie kann auch zum Enthüllen von unbequemen Tatsachen beitragen, hob der Präsident der UN-Vollversammlung, Vuk Jeremić, hervor. Ferner betonte Jeremić die Bedeutung einer erhöhten Sicherheit für Journalisten, die jeden Tag mit verschiedenen Risiken und Gefahren konfrontiert werden. Laut UNESCO sind letztes Jahr mehr als 200 Journalisten und Reporter während der Ausübung ihrer Tätigkeit ums Leben gekommen, die meisten von ihnen in Syrien (41) und in Somalia (18).



    Seit 2000 wird auch in Rumänien der Internationale Tag der Pressefreiheit gefeiert. Der kreative Journalismus und das gute Management sind die Wege zur Wiederankurbelung der rumänischen Medien, und der Internationale Tag der Pressefreiheit ist ein guter, symbolischer Moment für den öffentlichen Ausdruck dieser Zielsetzungen, meint der rumänische Presseklub. Abgesehen von den Einschränkungen der Realität, sollte die Pressefreiheit mit allen akzeptablen Mitteln verteidigt und intelligent verwaltet werden, und die im Namen der Ausdrucksfreiheit verübten Exzesse seien nicht gerechtfertigt, meint der rumänische Presseklub. In Rumänien wird die Presse nicht mehr durch das Syntagma Wachhund der Gesellschaft“ definiert; auch wenn es noch einige solche Exemplare gibt, werden sie aufmerksam beobachtet, sagte humorvoll Mircea Toma, der Präsident der Media Monitoring Agency “Active Watch”:



    Die Presse ist nur teilweise frei. Ich mu‎ß leider sagen, da‎ß wir dieses Jahr einen Schritt zurück gemacht haben. In einem Land mit Zivilisationsansprüchen ist die Idee, da‎ß jemand strafrechtlich verfolgt wird, weil er Tatsachen veröffentlicht hat, einfach inkompatibel.“



    Im Internet-Blog der Media Monitoring Agency “Active Watch” steht, da‎ß der jüngste Beschlu‎ß des rumänischen Verfassungsgerichts, laut dem Beleidigung und Verleumdung wieder als Straftaten eingestuft werden könnten, zu einem neuen legislativen Chaos mit einem schwer einzuschätzenden Impakt führen würde. Dazu gehörten auch mögliche Urteile des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte gegen Rumänien, wegen Mangel an Vorhersehbarkeit bei den Gesetzen, die in Verfahren gegen Journalisten angewandt werden.



    Um über die Pressefreiheit diskutieren zu können, sollte man zuerst den Begriff Freiheit“ definieren, meint der Journalist und Kolumnist Tudor Octavian. In Bezug auf Einschränkungen und Risiken betonte er, da‎ß Meinungen nicht mit Proben belegt werden müssen. Beleidigung und Verleumdung kommen in Frage, wenn der Staat sich verletzbar fühlt, sagte noch Tudor Octavian.

  • Rumänische Währung im Aufwärtstrend

    Rumänische Währung im Aufwärtstrend

    DDie rumänische Währung Leu hat den höchsten Wert der letzten 16 Monate im Vergleich zur europäischen Einheitswährung Euro erreicht. Anfang dieser Woche meldete die Nationalbank Rumäniens einen Kurs von 4,32 Lei für einen Euro und 3,30 Lei für einen US-Dollar. Laut Finanzexperten sei die Aufwertung des Leu die Folge der Devisenverkäufe der ausländischen Akteure, die Staatsanleihen in Lei gekauft haben.



    Über die Kraft der rumänischen Währung sprach auch der Notenbankchef Mugur Isărescu bei einem Symposium über Bankgeschichte und Bankkultur mit dem Titel Gold in der Geschichte der Zentralbanken“. Der Chef der rumänischen Nationalbank erklärte, heutzutage habe der Leu eine höhere Deckung in Gold als in der Vergangenheit. Mugur Isărescu:



    Rumänien besitzt 102 Tonnen Gold und zählt somit zu den Ländern, die über die grö‎ßte Menge an Gold pro Einwohner verfügt. Für die Kuriositätenjäger oder für diejenigen, die die Geschichte nach Hörensagen interpretieren, kann ich Folgendes sagen: Wenn man die Währungsbasis betrachtet, nämlich das Geld, das von der rumänischen Nationalbank ausgestellt wird, so haben wir heutzutage eine höhere Golddeckung des Leu als im Jahr 1916. Es gibt Leute, die sagen, vor dem Ersten Weltkrieg sei der Leu stärker gewesen, weil er eine Golddeckung von 33% hatte. Darauf habe ich folgende Antwort: Der heutige Leu hat eine Golddeckung von 60-70%, und das hei‎ßt, da‎ß er noch stärker ist als zuvor!“



    Die heutige Goldreserve der Nationalbank plaziert Rumänien auf Platz 34 im Top der Goldreserven. An erster Stelle befinden sich die USA, mit über 8000 Tonnen Gold. Seit der Gründung der rumänischen Nationalbank im Jahr 1880 änderten sich die Goldreserven je nach den historischen Ereignissen, aber auch abhängig von den Schwankungen des Wirtschaftswachstums. Ende des 19. Jhs. hatte Rumänien weniger als 15 Tonnen Gold. Der historische Rekord wurde im Jahr 1940 gestellt, als unser Land mit fast 140 Tonnen Gold den 12. Platz in der Weltrangliste belegte. Die Goldreserve Rumäniens war damals höher als die der Zentralbanken in Italien, Australien, Griechenland, Brasilien oder Norwegen.



    Ein gravierender Tiefpunkt wurde in der Zeitspanne 1915-1920 erreicht, als Rumänien seine Goldreserve nach Moskau schickte, um sie während des Ersten Weltkriegs unter Schutz zu stellen. Diese Goldreserve wurde niemals in ihrer Gesamtheit nach Rumänien zurückgebracht. 1920 verfügte die rumänische Nationalebank über weniger als 2 Tonnen Gold, aber in den darauffolgenden Jahren stieg die Goldreserve bis auf etwa 73 Tonnen im Jahr 1925, bzw. 119 Tonnen im Jahr 1985. Nachdem der Diktator Nicolae Ceaușescu 1988 beschlossen hatte, Gold zu verkaufen, um die Staatschulden zu begleichen, schrumpfte die Goldreserve wieder.



    Nach 1989 wuchs die Goldreserve Rumäniens konstant 10 Jahre lang. Seit 2000 bis heute hat die rumänische Nationalbank die Goldreserve des Landes auf 103-105 Tonnen gehalten. Laut Adrian Vasilescu, dem Berater des rumänischen Notenbanchefs, habe die Zentralbank nach 1999 kein Gold mehr gekauft, weil nach dem Einführen der Mehrwertsteuer das Gold auf dem Innenmarkt teurer wurde.


  • Ernährungskultur: frisches Obst und Gemüse in den rumänischen Schulen

    Ernährungskultur: frisches Obst und Gemüse in den rumänischen Schulen

    In einer Zeit, in der wir mit Informationen über ungesunde Lebensmittel bombardiert werden, und unsere E‎ßgewohnheiten gar nicht ernährend sind, ist eine Änderung angebracht. Die EU-Einrichtungen arbeiten schon seit einigen Jahren daran. Eine der Änderungsma‎ßnahmen trägt den Titel Schema zur Verteilung von Obst und Gemüse in Schulen“. Seit 5 Jahren wird dieses Programm von der EU-Kommission finanziell unterstützt, und die Anzahl der Kinder, die daran beteiligt sind, ist ständig gestiegen.



    Ein Beispiel: Im Laufe des Schuljahres 2011-2012 haben mehr als 8,1 Mio. Kinder aus den beteiligten EU-Ländern regelmä‎ßig Obst- und Gemüse-Portionen in den Schulen erhalten. Dazu gehören auch die rumänischen Kinder, die seit 2009 jeden Tag in der Schule je einen frischen Apfel bekommen. Irina Creangă, Beraterin für EU-Fragen im Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, erklärte uns, wie dieses EU-Programm in Rumänien verlaufen ist und wie die Schüler darauf reagiert haben:



    Seit Beginn dieses Programms haben wir nur Äpfel verteilt und wir werden womöglich weiter so verfahren — das steht aber noch nicht fest. Im Schuljahr 2010-2011 waren über eine Million Kinder aus 6200 Schulen an dem Programm beteiligt. In derselben Zeitspanne wurden in Rumänien auch Umfragen durchgeführt. Das Programm ist bei den Schülern sehr gut angekommen. Etwa zwei Drittel der Befragten sagten, sie hätten die erhaltenen Äpfel gleich in der Schule gegessen. 86% der Befragten waren der Meinung, dies sei ein nützliches Programm, das fortgesetzt werden sollte. In puncto Geschmacksvorlieben der Kinder stehen die Äpfel ganz hoch unter den Lieblingsfrüchten. Der Bericht hat aber erwiesen, da‎ß in den ländlichen Regionen die Kinder eher exotische Früchte vorziehen, zum Beispiel Bananen.“



    Das Programm scheint auch in anderen EU-Ländern mit Erfolg zu laufen. Darüber sprachen wir mit dem rumänischen EU-Abgeordneten und Mitglied im Ausschu‎ß für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Claudiu Ciprian Tănăsescu:



    Laut dem Evaluierungsbericht sei dieses Programm ein notwendiger und richtiger Beitrag zum Sichern einer ausgewogenen Ernährung der Kinder. Die Kinder selbst und auch die Schulen sind sehr zufrieden mit dem Programm und wollen sich auch in Zukunft daran beteiligen. In den teilnehmenden EU-Ländern wurde eine beträchtliche Steigerung des Obstkonsums in den Schulen festgestellt und es wurde mehr Obst als die verteilte Menge konsumiert. Man kann aber noch nicht sagen, ob dieses Programm im Laufe der Zeit zu einer Verbesserung der E‎ßgewohnheiten unserer Kinder führen wird.“



    Weil das Programm so erfolgreich war, beschlo‎ß die EU-Kommission, die Fonds für das Schuljahr 2013-2014 aufzustocken. Für dieses Schuljahr hat das Schema zur Verteilung von Obst und Gemüse in Schulen“ EU-Fonds in Höhe von 90 Millionen Euro zur Verfügung. Die Hauptnutznie‎ßer sind Italien (20,5 Mio. Euro), gefolgt von Polen (3,6 Mio. Euro), Deutschland (2 Mio. Euro), Rumänien (4,9 Mio. Euro), Frankreich (4,7 Mio. Euro), Ungarn (4,5 Mio. Euro), Spanien (4,4 Mio. Euro) und die Tschechische Republik (4,2 Mio. Euro).



    Das Schema zur Verteilung von Obst und Gemüse in Schulen“ hat auch eine Erziehungskomponente: Die Schüler lernen, sich gesund zu ernähren, und erfahren auch, wie die Fruchte, die sie essen, angebaut werden. Irina Creangă, Beraterin für EU-Fragen im Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, erläutert erneut:



    Im Vordergrung stehen unsere Ziele in den Bereichen Gesundheit und Erziehung, wie das Fördern eines gesunden Lebensstils, basierend auf dem Essen von frischem Obst und Gemüse, die Herausbildung gesunder E‎ßgewohnheiten und das Verstehen der Vorteile, die wir durch das Essen von Obst und Gemuse haben. Neben Gesundheit und Erziehung haben wir noch ein Ziel, und zwar den Kindern das Leben auf dem Lande näher zu bringen. Wir organisieren Ausflüge mit Besichtigungen von Obst- und Gemüsegärten, Agrarmessen und Ausstellungen, wie zum Beispiel die bekannten ‚Erntetage‘. Ferner werden in den Schulen Gärtnerei-Kurse und -Wettbewerbe veranstaltet, das sind unsere sog. ‚Stunden für die Gesundheit‘.“



    Auch wenn sie mit dieser Initiative zufrieden sind, meinen die Eltern doch, da‎ß die Erziehungsma‎ßnahmen nicht entsprechend verstanden und umgesetzt werden. Der stellvertretende Vorsitzende der Nationalen Föderation der Elternverbände, Adrian Topor, spricht über die Verteilung von Äpfeln in den Schulen:



    Wir haben Signale bekommen, da‎ß das Programm in einigen Regionen schwieriger gelaufen ist. Die Äpfel sind etwas später angekommen, und die Qualität lie‎ß zu wünschen übrig. Unserer Ansicht nach wurde das Programm nicht in seiner Gesamtheit durchgeführt und orientierte sich nicht in die Richtung, die für unsere Kinder besonders wichtig ist — das Beibringen von gesunden E‎ßgewohnheiten im jüngsten Alter. Es reicht nicht, wenn wir dem Kind einen Apfel geben, und ihm sagen, er soll bitte schön den Apfel essen. Da müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen — wenn wir als Erwachsene kein Obst und Gemuse essen, so werden es unsere Kinder auch nicht tun. So werden wir nur verlieren. Es wäre normal, den Kindern auch zu erklären, warum sie den Apfel essen sollten. Und wir müssen aufpassen, da‎ß der Apfel auch frisch und schmackhaft ist, nicht sauer oder fade. Ein gro‎ßes Problem ist aber das Fehlen der Räumlichkeiten, wo unsere Kinder unter hygienischen Bedingungen essen können. Das Brötchen, der Apfel, die Milch werden einfach im Klassenzimmer gegessen und getrunken.“



    Eine Kantine, ein Speisesaal wären angebracht, meinen die Eltern. Ab nächstem Jahr wird das EU-Programm Schema zur Verteilung von Obst und Gemüse in Schulen“ in den rumänischen Schulen bei den Klassen 1-8 und bei der vorbereitenden Klasse (der sog. Klasse Null) durchgeführt.



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  • Verwaltungsreform: Vertrauensfrage für einschlägigen Gesetzesentwurf nicht ausgeschlossen

    Verwaltungsreform: Vertrauensfrage für einschlägigen Gesetzesentwurf nicht ausgeschlossen

    Die Bukarester Regierung wird die Vertrauensfrage für den Gesetzesentwurf über die Regionalisierung und Dezentralisierung des Landes stellen, wenn die Parlamentsparteien diesbezüglich eine Einigung erreichen. Dies verkündete Ministerpräsident Victor Ponta nachdem sein Stellvertreter, Liviu Dragnea, die Vertrauensfrage für den Gesetzesentwurf als einzige Möglichkeit bezeichnete, damit das Gesetz bis Ende 2013 verabschiedet und ab Jahresanfang 2014 umgesetzt werden kann.



    Sollte hingegen der Gesetzesentwurf zur parlamentarischen Debatte gestellt werden, sei infolgedessen nicht ausgeschlossen, dass er bis Jahresende nicht verabschiedet und anschlie‎ßend nächstes Jahr nicht umgesetzt werden kann. Ministerpräsident Victor Ponta erläutert:



    “Die Regionalisierung ist nicht weniger wichtig als die Verfassungsnovelle und sie kann nur dann umgesetzt werden, wenn alle Parlamentsparteien, einschlie‎ßlich Oppositionsparteien, sich darauf einigen. Die regierende Sozialliberale Union (USL) kann ihren eigenen Willen allein nicht durchsetzen, um das Gesetz zu verabschieden. Sollte eine Einigung erreicht werden, so wie sie beim Gesetz zur Rückerstattung der in Kommunismus enteigneten Immoblien zustande kam, dann können wir die Vertrauensfrage im Parlament stellen. Wenn nicht, dann soll der Gesetzesentwurf im Plenum des Parlaments debattiert und Änderungen vorgenommen werden”.



    Das Modell Deutschlands, Polens oder Frankreichs könnte Rumänien für seine neue territoriale Gliederung als Vorbild dienen. Kein fremdes Modell könnte jedoch wegen eigener Besonderheiten ganz genau übernommen werden. Die aktuelle Verwaltungsstruktur Rumäniens beruht auf französische Hauptmerkmale, Experten sind dennoch der Meinung, die genaue Übernahme des französischen Verwaltungsmodells würde einen Bürokratieabbau nicht garantieren.



    Der französische Botschafter in Bukarest, Philippe Gustin, erklärte diesbezüglich, sein Land könne kein Modell für die administrative Gliederung Rumäniens, sondern lediglich eine Analyse durch frazösische Experten anbieten. Es gibt dennoch höchste Chancen, dass Rumänien das Vorbild der administrativen Gliederung Polens übernimmt.



    Dieses hat sich als äu‎ßerst wirksam im Kontext der Abschöpfung von EU-Fördergeldern erwiesen, während der deutsche Föderalismus in Rumänien sehr schwer umsetzbar wäre. Dem Plan der rumänischen Behörden zufolge sollte das Regionalisierungsprojekt ab 1. Januar 2014 in Kraft treten. Im Herbst 2013 soll ein Referendum zur Verfassungsnovelle im Hinblick auf die neuen Landesregionen stattfinden.

  • Hörerpostsendung vom 28.04.2013

    Hörerpostsendung vom 28.04.2013

    [Vorstellung der QSL-Karte 4/2013.]



    Vergangenen Sonntag hatte ich versprochen, erneut auf das Thema Geschichte des rumänischen Fu‎ßballs einzugehen. Anlass dazu gab mit die Anregung unseres Hörers Albert Pfeffer (aus Singen am Hohentwiel, Baden-Württemberg). Letzte Woche hatte ich über die Anfänge des rumänischen Fu‎ßballs berichtet, die sich bis ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Heute möchte ich über ein Ereigniss sprechen, das die Geschichte des rumänischen Fu‎ßballs markierte.



    Auf der Webseite des Internationalen Fu‎ßballverbandes FIFA habe ich einen interessanten englischsprachigen Artikel entdeckt, der die Teilnahme Rumäniens an der ersten Fu‎ßball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay in heiter-lockerem Ton beleuchtet und mir einer historischen Bildaufnahme der rumänischen Kicker illustriert. Die Überschrift der Geschichte lautet Romania’s football-crazy king“ (zu deutsch: Rumäniens fu‎ßballvernarrter König) und der Text erzählt wie sich der damals 37jährige Monarch Karl II. für die Beteiligung Rumäniens am bedeutenden Turnier der Nationalmannschaften stark machte.



    Bereits bei der Thronbesteigung 1930 soll der eingenwillige Souverän erklärt haben, dass die Anmeldung der rumänischen Nationalelf für die Weltmeisterschaft in Uruguay eine Priorität für ihn sei. Das dürfte ihn unter Zeitdruck gesetzt haben, den die Anmeldefrist war ziemlich knapp: nur noch 35 Tage bis zum Anpfiff. Doch das lie‎ß den rumänischen König nicht aufgeben, ebensowenig wie er sich von der Tatsache nicht entmutigen lie‎ß, dass die rumänischen Kicker ihr erstes Länderspiel gerade acht Jahre früher ausgetragen hatten. Karl II. lie‎ß die Strafen gegen alle Spieler aufheben, die wegen Vergehen gegen die Regeln der Sportlichkeit mit Sanktionen geahndet worden waren, übernahm die Auswahl der Spieler für die Nationalmannschaft selbst (und umging damit den Trainer Costel Rădulescu, wenn man der Geschichte auf der FIFA-Webseite glauben darf) und schaffte es, das Team drei Tage vor Anmeldeschluss in den Wettbewerb einzuschreiben.



    Ein weiteres Hindernis war das Zivilleben einiger rumänischer Spieler der Nationalmannschaft. Ein Teil der Kicker waren nämlich bei einem britischen Erdölunternehmen eingestellt, das in Rumänien Erdölförderung betrieb. Der Arbeitgeber soll sich quer gelegt haben, die Beurlaubung und Gehaltsauszahlung während des dreimonatigen Aufenthalts in Übersee nicht genehmigen wollen und sogar mit dem Rausschmiss der kickenden Arbeitnehmer gedroht haben. Daraufhin soll der rumänische König ebenso seine Muskeln spielen lassen und dem Unternehmer gedroht haben, seine Firma schlie‎ßen zu lassen, sollte er die rumänischen Kicker für die Reise nach Uruguay nicht freistellen.



    Am 21. Juni 1930 bestieg die rumänische Nationalmannschaft den luxuriösen Überseedampfer Conte Verde“ in Genua in Richtung Südamerika. Im südostfranzösischen Villefranche-sur-Mer stieg die Equipe Frankreichs zu — und ebenso FIFA-Präsident Jules Rimet, der die begehrte Trophäe in einem Koffer mitführte. Das belgische Team stieg in Barcelona zu, sodann steuerte der Steamer direkt auf Rio de Janeiro hin, wo die Nationalmannschaft Brasiliens das Deck betrat.



    Sechszehn Tage dauerte die transatlantische Seefahrt, seine 19 Spieler lie‎ß Trainer Costel Rădulescu auf einem der zehn Decks nicht aus der Form kommen. Es waren eingentlich 20 Spieler, die der Coach zu betreuen hatte“, mokiert sich der Autor des Artikels, denn der König, der das Team begleitete, lie‎ß sich die Versuchung, selbst zu kicken, kaum nehmen.



    In Uruguay spielte Rumänien in der Dritten Gruppe, doch die damaligen Regeln schrieben vor, dass nur der Gruppengewinner ins Halbfinale einzieht. Im ersten Spiel gegen Peru brauchte der 22-jährige Adalbert Deșu nur 50 Sekunden, um das erste Tor für Rumänien zu schie‎ßen. Damit schrieb er Geschichte, denn heute noch ist sein Tor das neuntschnellste in der Historie der Fu‎ßball-Weltmeisterschaften. Fünfzehn Minuten später schafften die Peruaner den Ausgleich, doch die Rumänen trotzten der anstrengenden Überseereise und lie‎ßen nicht locker. Mit zwei weiteren Toren, geschossen von Constantin Stanciu und Nicolae Kovacs, entschied Rumänien das Spiel gegen Peru mit 3-1 für sich.



    Im nächsten Match traten die Rumänen gegen das Gastgeberland Uruguay an. Die Südamerikaner hatten damals namhafte Kicker wie José Andrade, José Nasazzi, Pedro Cea und Hector Scarone in ihrer Nationalelf. Die weit weniger erfahrenen Rumänen mussten sich den Fu‎ßballkünstlern aus Uruguay beugen und verloren 0-4 gegen das Gastgeberland, das die Weltmeisterschaft 1930 im Finale mit 4-2 gegen Argentinien auch gewann. Die Rumänen hätten sich aber tapfer geschlagen, folglich gebe es für die Südosteuropäer gar keinen Grund, sich für ihre Leistung zu schämen, hei‎ßt es noch im Artikel auf der FIFA-Homepage. In der Tat waren damals nur vier Mannschaften aus Europa vertreten, nebst Rumänien wetteiferten 1930 in Uruguay noch Belgien, Frankreich und Jugoslawien.



    Soviel zum Thema Fu‎ßball, auf Anregung unseres Hörers Albert Pfeffer. Ich hoffe, Sie fanden die Geschichte genauso spannend wie ich, den englischsprachigen Originalartikel können Sie hier nachlesen. Und auch ein privater rumänischer TV-Nachrichtensender übernahm den Artikel in rumänischer Übersetzung auf seiner Webseite, dort ist auch ein Bild der rumänischen Nationalmannschaft auf dem Schiffsdeck während der Überseefahrt zu sehen.





    Und jetzt zu einigen Hörerzuschriften mit Feedback zum Empfang unserer Sendungen. Hermann Heyne-Pietschmann (aus Erfurt, Thüringen) meldet gute Empfangsbedingungen seit der Zeitumstellung und damit der Frequenzänderungen. Er schreibt:



    Liebe Freunde,



    hier in Erfurt ergab meine Beobachtung der neuen Sommerzeitfrequenzen folgendes Ergebnis: Radio Rumänien International konnte ich bis auf eine Ausnahme mit sehr gutem Signal empfangen. Am ersten Tag der Zeitumstellung, also am 31.3., war die 11875 kHz um 12 Uhr Weltzeit bestens zu hören. Die 9675 dagegen brachte keinen Hörgenuss, war aber verständlich. Am Abend des gleichen Tages fand das Programm auf 7425 kHz um 18 Uhr UTC störungsfrei den Weg in meinen Weltempfänger ICOM R75 mit Au‎ßenantenne. Das gleiche trifft zu für die Morgenfrequenz am 1.4. auf 9700 kHz.



    Fazit:



    Egal zu welcher Tageszeit,

    für RRI bin ich empfangsbereit.

    Ein wenig Fading ist dabei kaum erwähnenswert,

    so bleibt das Hören stets begehrt.“




    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und für das nette Gedicht, lieber Herr Pietschmann.






    Klaus Nindel (aus Dresden) meldet sich regelmä‎ßig mit Empfangsbeobachtungen zu den verschiedenen Übertragungswegen und über diverse Geräte. Der Gesamteindruck reicht da von einer glatten Fünferschiene (wenn er uns mit dem Smartphone über die App namens TuneIn hört), über Overall 4 bis 1 (beim Empfang mit dem Kurzwellengerät und angeschlossenem Computer), bis hin zum gelegentlichen Totalausfall der Übertragung auf der digitalen Kurzwelle.






    Dieter Buchholz (aus Oschersleben, Sachsen-Anhalt) schreibt:



    Auf der neuen Frequenz 9700 ist der Empfang sehr gut, ohne jegliche Störungen. Auch auf der Abendfrequenz 7425 ist sehr guter Empfang möglich.“






    Und Oliver Fülla (aus Simmern, Rheinland-Pfalz) meldet sich mit folgenden Zeilen:



    Nachdem bereits viele Auslandsdienste Ihre Sendungen auf Kurzwelle eingestellt haben, freue ich mich sehr darüber, dass RRI nach wie vor auf Kurzwelle sendet. Hoffentlich bleibt das noch lange so. Der Empfang auf den Sommerfrequenzen ist bisher gut — zumindest was die Mittagssendung angeht. Die Abendsendung habe ich noch nicht getestet. Der Inhalt der Sendungen ist stets abwechslungsreich und informativ. Mir gefällt auch die rumänische Popmusik in Ihren Programmen. Machen Sie bitte weiter so.“





    Zeit für die Posteingangsliste. Einen Briefstapel erhielt ich erst Freitag und hatte keine Zeit mehr, ihn zu durchforsten, hole es aber in der nächsten Sendung auf.



    E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Freitagabend von: Manfred Schäfer, Willi Seiser, Christoph Preutenborbeck, Daniel Möller und Herbert Jörger (alle aus Deutschland).



    Im Online-Formular hinterlie‎ßen Ihre Beobachtungen bzw. Antworten auf die Hörerquizfragen Klaus Nindel und Werner Hoffmann (beide aus Deutschland).




    Nächsten Sonntag haben wir orthodoxe Ostern in Rumänien, wenige Tage zuvor haben wir aber auch den 1. Mai, so dass viele Menschen ein sogenanntes verlängertes Wochenende genie‎ßen dürfen. Ich hoffe, Sie gönnen auch mir diese Auszeit und haben Verständnis dafür, dass der Funkbriefkasten nächsten Sonntag ausfällt. Wir hören uns aber gewiss in zwei Wochen wieder, also am 12. Mai 2013. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute, bleiben Sie gesund und munter und genie‎ßen Sie den Frühling!



    Audiobeitrag hören:




  • Internationales Kurzfilm-Festival „NexT“ in Bukarest

    Internationales Kurzfilm-Festival „NexT“ in Bukarest

    Der Gewinner des Gro‎ßen Preises beim Internationalen Kurzfilm-Festival NexT in Bukarest kommt aus Portugal. Os Vivos Tambem Choram — Auch die Lebendigen weinen“ hei‎ßt das Werk des Regisseurs Basil da Cunha, das die Jury diese Woche auszeichnete. In der Begründung hei‎ßt es: Der Film beleuchtet meisterhaft eine dramatische Fiktion, die durch die Linse des Dokumentar-Genres gefiltert wird. Dadurch wird die Realität der Menschen und Orte zu einer metaphysischen Erfahrung.“



    Der Preis für den besten Film wurde von dem Kulturzentrum der Stadt Bukarest ArCub“ angeboten. Das NexT-Festival ist als Hommage an die tragisch verstorbenen Kinomacher Cristian Nemescu und Andrei Tonciu gegründet worden, inzwischen hat es seine siebte Auflage erreicht. Auch diesmal stand eine Auswahl der besten rumänischen und ausländischen Kurz- und Mittellangfilme der letzten zwei Jahre auf dem Programm. Obwohl das NexT-Festival von der aktuellen Führung des Rumänischen Kulturinstituts als nicht zuschussfähig bezeichnet wurde, lie‎ß das Organisatorenteam nicht nach. Die Gründerin und Hauptverantwortliche der Veranstaltung, Ada Solomon, erfreute sich au‎ßerdem der Unterstützung des Nationalen Filmzentrums sowie des Kulturzentrums der Stadt Bukarest ArCub“.



    Gemeinsam mit den Sponsoren, unseren Partnern, den ehrenamtlichen Mitarbeitern, haben wir uns durchschlagen können. Und das ist für mich jedes Jahr der Mehrwert: Wenn man begreift, wie stark die Solidarität ist und wieviele Menschen sich für die Durchführung eines Events zusammentun. Und ich muss noch erwähnen, dass wir uns zum ersten Mal einer Sammelaktion von MyKey erfreuen konnten. Der Titel der Aktion war ‚We are here‘, und dabei ist eine relativ geringe Summe zusammengekommen, die allerdings einen symbolischen Wert hat. Wenn Menschen, die du nicht kennst, beschlie‎ßen, für deine Veranstaltung einen Beitrag zu leisten, hast du ein sehr gutes Gefühl und du wirst dir deiner Verantwortung bewusst.“



    In diesem Jahr waren 23 Filme aus 16 Ländern in die engere Auswahl genommen worden — ursprünglich hatten sich 1000 Filmemacher angemeldet. Dabei wollten die Veranstalter ein Gleichgewicht herstellen, zwischen traditioneller und innovativer Ästhetik, zwischen bereits international anerkannten und relativ unbekannten Filmen. Es waren Kurzfilme, die das gesamte Farbenspektrum decken, von der realistischen Quasi-Doku bis zum extravagantesten Fantasie-Werk“, erklärten die beiden Filmkritiker, die die Vorauswahl getroffen haben, Irina Trocan und Andrei Gorzo. Die Veranstalterin Ada Solomon erklärt uns die Vorteile des Kurzfilms:



    Es ist nicht das kommerziellste Genre, aber andererseits ist es ein geschätztes Genre und das Publikum der Kurzfilme ist immer zahlreicher geworden. Das auch, weil diese Art von Film mit dem heutigen Lebensrhythmus im Einklang steht. Alles wird sehr schnell gelebt heutzutage. Die Menschen wollen, dass alles schnell vor sich geht, selbst Emotionen sollten möglichst schnell aufkommen und, wenn es geht, auch unterschiedlich sein. In einer Reihenfolge von Kurzfilmen sollte man mitgenommen sein und lachen, aber auch erschrecken usw. Es werden also in einer kurzen Zeit sehr unterschiedliche Gefühle verursacht. Es ist schwieriger, von einer Erfahrung zur anderen überzugehen; die Atmosphäre von fünf verschiedenen Geschichten in zwei Stunden aufzusaugen, ist recht anstrengend. Aber vielleicht kann eben das letztenendes auch angenehm sein.



    Bei der 7. Auflage des NexT-Festivals wurden auch oscarnominierte Kurzfilme gezeigt, au‎ßerdem eine Auswahl der 2012 von der EFA (European Film Academy) nominierten Filme. Und es gab auch einige Neuigkeiten in diesem Jahr, berichtet Ada Solomon.



    Es gab einige Neuigkeiten in diesem Jahr, bzw. eine Auswahl des Festivals von Aubagne, ein Festival, bei dem Filmmusik, bzw. Soundtracks im Vordergrund stehen. Eine weitere Sektion, die uns sehr am Herzen liegt, sind die Festival Friends — die Freunde des Festivals. Dabei geht es entweder um Filmemacher, die mit uns zusammengearbeitet haben oder um Künstler, die an vergangenen Auflagen teilgenommen haben. Wir versuchen auf Kontinuität zu setzen. Auch wenn unser Blick nach vorne gerichtet ist, möchten wir gewisse Zusammenhänge bestehen lassen.“



    Das Internationale Kurzfilm-Festival NexT hat zum vierten Mal in Folge auch ein Sonderprogramm für Kinder eingeschlossen. Dieses bestand wie in der Vergangenheit auch aus zwei Etappen: den Filmvorführungen und anschlie‎ßenden Spielen, die an die Thematik oder die Filmfiguren anlehnten. Ada Solomon erklärt:



    Au‎ßergewöhnlich waren in diesem Jahr auch die NexT-Kids, das ist ein Programm, das nicht nur Filme, sondern auch Workshops umfasst. Wenn man einen Kinosaal voller Kinder sieht, die sich freuen, die etwas Neues entdecken und daran teilnehmen, beseelt das einen. Du vergisst die ganze Anstrengung und die schlaflosen Nächte vor dem Festival, als du dir nicht sicher warst, ob das Festival Erfolg haben wird.“



    Für die Kinderfilm-Sektion wurden in diesem Jahr Kurzfilme aus Frankreich, Spanien, Portugal, Russland, der Türkei, Deutschland und dem Iran ausgewählt.



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  • Volunteers’ Fest – das erste Festival der Freiwilligen Mitarbeiter in Rumänien

    Volunteers’ Fest – das erste Festival der Freiwilligen Mitarbeiter in Rumänien

    Im Jahr 2011 wurden anlä‎ßlich des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit einige nicht gerade optimistische Statistiken veröffentlicht. Laut einer soziologischen Studie von 2007 erklärten nur 14,4% der Rumänen, sie hätten in den letzten 12 Monaten freiwillige Arbeit geleistet, während der EU-Durchschnitt im selben Jahr bei 23-25% lag. 2008 zeigte ein Meinungsbarometer, da‎ß die jungen Leute sich nur sehr wenig für freiwilige Arbeit in Nichtregierungsorganisationen interessierten. Mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen waren nicht bereit, als freiwillige Mitarbeiter in NGOs mitzumachen, etwa ein Drittel erklärten sich im Prinzip offen für eine Freiwilligetätigkeit, und nur ein kleiner Teil der Befragten arbeiteten de fakto als Freiwillige.



    Und doch sind die meisten freiwilligen Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen hauptsächlich junge Menschen und sie werden in letzter Zeit immer zahlreicher. In Anerkennung ihrer Bemühungen und Hingabe wird der ganze Monat April den Freiwilligen gewidmet, mit dem ersten Festival der Freiwilligen Mitarbeiter, Volunteers’ Fest“, das von den Freiwilligen selbst durch ihren Verein Die Freiwilligenbrigade“ organisiert wird. Projektmanagerin Cristina Mercioniu, selbst Studentin und ehrenamtliche Mitarbeiterin in einem NGO, sagte uns, wie das Festivalprogramm aussieht:



    Der gesamte Monat April ist den Freiwilligen gewidmet. Das Festival beginnt und endet mit einer Theateraufführung. Das erste Theaterstück, das am 1. April aufgeführt wurde, trug den Titel »Blo‎ß ein Volontär« und ist eine Produktion des Theaters Forum. Dann hatten wir unsere kreative Woche mit vielen Workshops, die die Kreativität fördern — Origami, Malen und Zeichnen, Modedesign. Es folgte eine Bildungswoche, die mehrere Ausbildungskurse angeboten hat, darunter auch einen Kurs über Organisation und Durchführung von Veranstaltungen. In der zweiten Hälfte des Festivals veranstalteten wir die praxisorientierte Woche, mit einem Wettbewerb der NGOs, und die Sportwoche mit den Olympischen Spielen der freiwilligen Mitarbeiter. Wir haben auch ein Konzert vorbereitet, bei dem wir bis zum Morgengrauen feiern werden.“



    So werden die freiwilligen Mitarbeiter, die normalerweise während der Konzerte arbeiten müssen, und sich daran nicht richtig erfreuen können, auch ihre wohlverdiente Entspannung genie‎ßen. Abgesehen davon ist das Festival der Freiwilligen auch eine Motivation für die jungen Leute, doch eine ehrenamtliche Tätigkeit auszuprobieren. Über andere geplante Anregungen, die sich noch im Projektstadium befinden, spricht Cristina Mercioniu:



    Mit diesem Projekt wollen wir eine Freiwilligen-Mitgliedskarte mit Vorteilen für alle Freiwilligen implementieren. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das wir zuerst mit der Freiwilligenbrigade ausprobieren möchten. Die Freiwilligenkarte ist eigentlich ein kleines Buch, in dem die Erfahrung des freiwilligen Mitarbeiters, die Anzahl der Events, an denen er teilgenommen hat, und ähnliches notiert wird. Mit diesem Buch können die freiwilligen Mitarbeiter ihre Erfahrung beweisen und werden glaubwürdiger, wenn sie sich für einen Arbeitsplatz bewerben. Weitere Vorteile wären auch Preisermä‎ßigungen für die öffentlichen Verkehrsmittel, ähnlich wie für Studenten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind aber eine andere Art von Studenten, sie erwarten nicht nur Ermä‎ßigungen, sondern sie leisten auch etwas für die Gesellschaft.“



    Der 2008 gegründete Verband Die Freiwilligenbrigade“ stellt ehrenamtliche Mitarbeiter für Organisatoren von verschiedenen Veranstaltungen zu Verfügung. Die Freiwilligen sind bereit, bei der guten Durchführung der Veranstaltungen und Events zu helfen. Der Gründer der Freiwilligenbrigade“, Ionuţ Tunaru, beteiligt sich am Festival der freiwilligen Mitarbeiter, um den jungen Leuten einge Tipps und Tricks der Freiwilligentätigkeit zu verraten. Wir fragten Ionuţ Tunaru, wie er auf die Idee der Freiwilligenbrigade“ gekommen ist:



    Ein Event-Veranstalter fragte mich, ob ich ein Freiwilligenteam für ein Festival zusammenbilden könnte. Ich sagte sofort ‚ja‘, und ich dachte, ich könnte es allein durchziehen, aber ich schaffte es nicht. So begann ich, mein Team zu bilden. Wir hatten Erfolg mit unserem ersten Event, wir hatten auch ein zweites Event mit demselben Veranstalter in 2009 und seit 2010 arbeiten wir mit mehreren Event-Veranstaltern zusammen. Inzwischen haben wir sehr viele freiwillige Mitarbeiter, es gibt, glaube ich, etwa 800 Namen in unserer Datenbank.“



    Gibt es Vorteile für die jungen Leute, die als freiwillige Mitarbeiter tätig sind? Ionuţ Tunaru:



    Diese jungen Leute entwickeln gewisse Fähigkeiten und setzen ihre eigenen Ideen und Kenntnisse in die Praxis. Irgendwann werden sie weitergehen, eine Arbeit suchen. Auch wenn die angestrebte Stelle mit der Organisation von Veranstaltungen nichts zu tun hat, haben die jungen Leute gelernt, ihre Zeit und ihre Arbeitsweise besser zu organisieren. Man lernt, effizient zu sein, Verantwortung zu übernehmen, man wei‎ß, zum Beispiel, da‎ß, wenn einer sich verspätet, 30 oder 40 andere Leute nicht rechtzeitig in die Veranstaltung kommen. Solche Organisierungsfähigkeiten trainiert man als freiwilliger Mitarbeiter.“



    Das letzte Event im Rahmen des Festivals der freiwilligen Mitarbeiter Volunteers’ Fest“ ist ein Konzert mit mehreren neuen Musikgruppen, ganz nach dem Geschmack der jungen ehrenamtlichen Mitarbeiter.



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  • Tennis: ATP-Turnier in Bukarest

    Tennis: ATP-Turnier in Bukarest

    Bukarest hat seit bereits 18 Jahren ein eigenes internationals ATP-Tennis-Turnier. Während dieser Zeit hat die Sandplatz-Veranstaltung viele Höhen und Tiefen erlebt. Der Gründer des Turniers, der umstrittene Geschäftsmann Sever Mureşan, lockte in den 90er Jahren mit hohen Preisgeldern gro‎ße Namen wie Boris Becker, Thomas Muster oder Goran Ivanišević in die rumänische Hauptstadt. Nach dem bedenklichen Bankrott einer Bank, an der Mureşan Anteile besa‎ß, musste er ins Gefängnis und das Turnier litt darunter. Jetzt trägt das Event die Namen der zwei rumänischen Tennis-Legenden Ilie Năstase und Ion Ţiriac.



    Das ATP-Turnier in Bukarest wurde von Beginn an meist im September ausgetragen und war damit eine der letzten Sandplatzveranstaltungen im Tourkalender. Seit der vergangenen Saison findet das Turnier im Frühjahr noch vor den French Open statt und erhielt somit einen attraktiveren Termin. Das ist vor allem der Teilnehmerliste des mit insgesamt gut 460.000 Euro Preisgeld dotierten Turniers anzumerken. Heuer haben die Veranstalter zum ersten Mal nach Jahren mit Janko Tipsarević einen Weltranglistenzehnten zur Teilnahme überreden können. Der Serbe will laut eigener Aussage nach einer schwächeren Hartplatz-Saison in Bukarest wieder zur Hochform auflaufen.



    Der zweite Favorit des Turniers ist der 13. der Weltrangliste, Gilles Simon. Der Franzose ist zugleich Titelverteidiger, mit dem Turniersieg 2012 erhöhte er die Zahl seiner Erfolge in Bukarest auf drei und durfte deshalb die Trophäe behalten. Dass Simon sich pudelwohl im Cotroceni-Viertel fühlt, bewies er auch diese Woche: Nach einem hart umkämpften Dreisatzsieg über den Finnen Jarko Nieminen qualifizierte er sich für das Viertelfinale. Dort erwartet ihn der Deutsche Daniel Brands, der von der Aufgabe des Franzosen Gaël Monfils profitierte.



    Der an Nummer Drei gesetzte Andrea Seppi aus Italien ist hingegen bereits ausgeschieden. In der zweiten Runde scheiterte er an Nadal-Bezwinger Lukáš Rosol aus Tschechien. Rosol trifft im Viertelfinale auf den Serben Viktor Troicki, der an Nummer 8 gesetzt war.



    Die rumänischen Tennis-Fans warten schon seit Beginn des Turniers in Bukarest auf den Sieg eines ihrer Landsmänner im Einzel. Bislang vergeblich: lediglich Victor Hănescu war es 2007 geglückt, bis ins Endspiel vorzusto‎ßen. Damals scheiterte er eben an Gilles Simon, dem sein erster Erfolg auf rumänischem Boden gelingen sollte. Und auch diesmal ist Hănescu als einziger noch im Rennen, für den Einzug ins Viertelfinale wird er seine Kräfte mit dem vierten Favoriten aus Russland, Michail Juschny, messen. Adrian Ungur verlor hingegen sein Auftakt-Match gegen den starken Belgier David Goffin. Bemerkenswert bei dieser Partie war die Tatsache, dass sowohl Ungur als auch Goffin bei den French Open 2012 jeweils einen Satz gegen den gro‎ßen Roger Federer hatten gewinnen können. Alle restlichen rumänischen Teilnehmer waren davor bereits in der Qualifikation ausgeschieden.



    Die Erwartungen der rumänischen Fans könnten heuer erneut im Doppel erfüllt werden. Der Titelverteidiger Horia Tecău, der zu den besten Doppelspielern der Welt gehört, ist auch diesmal mit von der Partie. Allerdings spielt er ab Anfang des Jahres nicht mehr an der Seite des Schweden Robert Lindstedt, mit dem er unter anderem auch das Turnier in Bukarest gewann. Sein neuer Partner ist der erfahrene Wei‎ßrusse Max Mirny. Die beiden, die an Nummer 1 gesetzt sind, feierten bereits einen guten Einstand: Sie setzten sich in ihrem Auftaktmatch gegen die Italiener Bracciali und Starace durch.



    Interessierte Tennis-Fans können sich jeden Tag die Eintrittskarten für das Turnier im Internet oder an den Kassen vor den BNR-Tennisanlagen in Bukarest besorgen. Bis einschlie‎ßlich Donnerstag kostete ein Tagesticket 15 Lei (ca. 4 Euro), am Freitag sind die Tickets 25 Lei (5 Euro) Wert. Am Samstag, dem Halbfinal-Tag, muss man für den Eintritt 35 Lei (8 Euro) bezahlen und schlie‎ßlich am Sonntag 45 Lei (etwa 10 Euro). Bislang sind für alle Tage noch Karten erhältlich.

  • Das europäische Projekt „E-motional Bodies and Cities“

    Das europäische Projekt „E-motional Bodies and Cities“

    Mitte April feierte ein Minifestival mit dem Titel E-MOTIONAL“ den künstlerischen Proze‎ß und das Experiment, mit der Hoffnung, Dinge, die meistens unsichtbar bleiben, sichtbar zu machen. Es handelte sich von den Dingen“, die hinter einer Gegenwartstanz-Aufführung oder einer Performance stehen. Das war das Ziel des Festivals E-MOTIONAL: Körper und Städte in Bewegung“, formuliert von der Kulturmanagerin Ştefania Ferchedău, Koautorin und Koordinatorin des Projekts.



    Das Festival in Bukarest markierte den Abschlu‎ß des europäischen Projekts für Mobilität und künstlerischen Austausch E-Motional Bodies & Cities“, das von der Stiftung Gabriela Tudor“ von 2011 bis 2013 organisiert wurde. An dem vom EU-Programm Kultur 2007-2013 und von der Europäischen Kulturstiftung in Amsterdam finanzierten Projekt beteiligten sich noch einige europäische Kulturvereine. Der Choreograph und Kulturmanager Cosmin Manolescu, der zweite Koordinator des Projekts, spricht über die Ziele von E-Motional Bodies & Cities“, das in Mai 2011 begann:



    Zusammen mit mehreren Tanztruppen und -organisationen wollten wir vor allem ein Mobilitätsprojekt starten, in unterschiedlichen Kontexten, zu denen Rumänien bis jetzt noch keinen Kontakt hatte. Zu diesem Zweck führten wir Gespräche mit Partnern aus Zypern, Lettland, aus der Türkei und Gro‎ßbritannien. Als Gesamtkonzept des Projekts versuchten wir, gleich viel in Künstler und in Kunstmanager zu investieren, nämlich in die Leute, die im Schatten der Künstler stehen und Projekte entwickeln. So hatten die Kulturmanager auch die Möglichkeit, an verschiedenen Kulturereignissen und Festivals dabei zu sein und sich an den zwei- bis dreiwöchigen Gabriela-Tudor-Stipendien zur professionellen Weiterbildung in den Teilnehmerländern zu beteiligen. Ferner organisierten wir auch zwei Workshops über Kulturmanagement in Riga und in Limassol; dabei versuchten wir, den Teilnehmern einige Arbeitsmethoden zu präsentieren, die ihnen dazu helfen sollten, ihre Kulturprojekte und ihre Zeit besser zu managen.“



    Zahlenmä‎ßig bedeutete E-Motional Bodies & Cities“ sechs Teilnehmerländer und neun Teilnehmerstädte, 18 Choreographie-Praktika, 27 Mobilitätsstipendien, 13 Gabriela-Tudor-Stipendien, fünf Praktika für Künstlerische Forschung in Dublin, Riga, Limassol, London und Bucharest, 15 Aufführungen in vier Ländern, zwei Kulturmanagement-Workshops und das Festival E-MOTIONAL. Die Anzahl derjenigen, die direkt oder indirekt von diesem Projekt profitierten, ist ziemlich hoch, meint der Choreograph und Kulturmanager Cosmin Manolescu:



    Über 150 Künstler und Kunstmanager wurden durch das Festival in den sechs Aktivitätskomponenten direkt unterstützt. An den verschiedenen Workshops, Kursen, Vorträgen beteiligten sich etwa 500 Teilnehmer, die vom Festival indirekt profitierten. Was die Aufführungen betrift, so war die Zuschauerzahl je nach Land unterschiedlich. In Dublin, Riga und Limassol hatten wir mehr als 1000 Zuschauer. Insgesamt waren es über 2000 Menschen, die während dieser zwei Jahre die Emotionen von E-Motion Bodies & Cities mitbekommen haben.“



    Das Projekt E-Motional Cities & Bodies wurde durch das Festival E-MOTIONAL: Körper und Städte in Bewegung“ abgeschlossen. Das Programm des Festivals enthielt u.a. auch Fragmente von der Arbeit der zwei Teams, die am Proze‎ß der künstlerischen Forschung teilgenommen haben. Die Mitglieder eines Teams, das sich Layers“ nannte, traf sich bei drei Praktika, in Riga, London und Bukarest. Einer der Teilnehmer war der Zypriote Alexis Vassiliou, Musiker, Choreograph und Gegenwartstanz-Performer. E-Motional Bodies & Cities“ war für Alexis Vassiliou vielleicht das wichtigste Gegenwartstanz-Projekt, an dem er teilgenommen hat:



    Die Gegenwartskunst ist noch sehr neu im Inselstaat Zypern. Die Teilnahme an einem so gro‎ßangelegten Projekt war für uns ein wichtiger Schritt vorwärts. Das war mein erstes Praktikum-Aufenthalt als Künstler. Unter den fünf Künstlern in unserer Gruppe ist eine starke Verbindung entstanden, und ich wei‎ß, da‎ß wir uns jederzeit noch einmal treffen könnten, um zusammen zu arbeiten. Das Projekt hat mir als Künstler viel zum Nachdenken gegeben, viele Ideen, die ich weiterentwickeln könnte, aber auch viele wichtige Elemente, die ich beachten sollte.“



    Ein weiteres Mitglied der Gruppe Layers“ war Kaspars Lielgalvis aus Lettland. Er ist der Ansicht, da‎ß die Forschungspraktika, an denen er als Künstler teilgenommen hat, auch für das Publikum von Bedeutung sind. Dadurch lernen die Künstler, dem Publikum Ideen weiterzugeben, die im Stre‎ß des Alltags vielleicht unbemerkt bleiben:



    Am besten haben mir zwei Dinge gefallen. Das erste war die Möglichkeit, da‎ß ich als Videokünstler mit Künstlern aus dem Bereich Gegenwartstanz zuammenarbeiten konnte. Ich bin kein gro‎ßer Fan von Gegenwartstanz, aber es war interessant, mit anderen Kunstformen in Kontakt zu kommen und zu arbeiten. Und zweitens war diese Zusammenarbeit für mich persönlich besonders interessant, weil ich der Leiter eines Kunstzentrums in Riga bin, das seit drei Jahren funktioniert, und wir beschäftigen uns immer mehr mit Projekten, welche die Interdisziplinarität zwischen verschiedenen Künstformen förden.“



    Zum Schlu‎ß kommt erneut der Choreograph und Kulturmanager Cosmin Manolescu mit einem Fazit zum Projekt E-Motional Bodies & Cities“ zu Wort:



    Als wir dieses Projekt starteten, wu‎ßten wir genau, was auf uns zukommen sollte. Dieses Gerüst aus vielen beteiligten Ländern und Organisationen war ziemlich kompliziert, nicht leicht zu managen. Am wichtigsten waren uns aber die Zusammenarbeit und die Verbindungen zwischen Künstlern und zwischen Organisationen. Aus diesem Projekt sind weitere Projekte entstanden. Ich freue mich sehr, öffentlich ankündigen zu können, das dieses Projekt noch zwei Jahre lang weitergehen wird; zwar in einem anderen Format, aber unter demselben Sternzeichen der Emotionen und der Bewegung. Wir haben eine neue Unterstützung von der Europäischen Union erhalten, die uns ermöglicht, unser Projekt bis 2015 weiterzuführen.“



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  • Sozialistisches Gedankengut in Rumänien Ende des 19. Jh.

    Sozialistisches Gedankengut in Rumänien Ende des 19. Jh.

    Um das Jahr 1900 suchten die rumänischen Intellektuellen nach einer Lösung für die Probleme der Landwirte. Die Bevölkerung Rumäniens bestand damals zu 80% aus Bauern. Diesen sollte geholfen werden, aus der Armut herauszukommen. Der wichtigste Teil der rumänischen Elite war Anhänger der nationalen Idee, der Emazipation durch die Pflege der nationalen Identität. Diese Gedankenschule stützte sich vor allem auf kulturelle Elemente. Doch auch sozialistische Ideen hatten ihre Befürworter.



    Eine Minderheit der Intellektuellen war der Ansicht, dass die Wirtschaft und die soziale Emanzipation eine wichtigere Rolle spiele. Unter dem Einfluss des Sozialismus und des Marxismus hatten diese nicht nur gegen ihre konservativen Gegner zu kämpfen, sondern auch gegen diejenigen, die ihre Ideen, aber nicht ihre Lösungen unterstützten.



    Die nationale Idee war jedoch stärker, auch wenn um das Jahr 1900 sowohl der Nationalismus als auch der Sozialismus blühten. Der Soziologe Călin Cotoi von der Bukarester Soziologie-Fakultät erklärt, warum sich die nationale Idee durchsetzte:



    Wir haben es hier mit einer Art Ereignis, das eigentlich kein Ereignis darstellt, zu tun. Das Soziale erscheint nicht als Problem. Es handelt sich um eine rasche Nationalisierung des Sozialen, bevor es ein Problem wurde. Das geschah innerhalb der sozialistischen Disputen der Epoche. Wegen dieser raschen Nationalisierung infolge des Disputs zwischen den Poporanisten (abgeleitet von rum. ‚popor‘ = Volk) und den Marxisten kam es zur Entstehung einer nationalisierten sozialen Idee mit einer ethnischen Komponente. Als dann in der Zwischenkriegszeit das soziale Programm erscheint, ist es auf diese Periode zurückzuführen. Die Technokraten der Gusti-Schule oder der demographischen Schule von Sabin Manuilă und der Klausenburger Schule von Moldovan setzten die Diskussionen von 1900 fort.“



    Die beiden wichtigen Bewegungen, die sich für die Emanzipation der Landwirte einsetzten, waren der Marxismus und der Poporanismus. Obwohl beide Bewegungen peripherisch waren, konnten sie meistens keine gemeinsamen Punkte finden. Der Sozialismus hatte keinen gro‎ßen Einfluss in den Reihen der Landwirte.



    Der Marxismus wurde insbesondere von Constantin Dobrogeanu-Gherea vertreten. Er kam als Solomon Katz in einer jüdisch-ukrainischen Familie zur Welt, flüchtete nach Rumänien und wurde in Bukarest zu einem der einflussreichsten sozialistischen Theoretiker. Dobrogeanu-Gherea veröffentlichte mehrere Bücher, darunter auch eine marxistische Analyse der wirtschaftlichen Lage der Landwirte. Sein Gegner war ebenfalls ein Flüchtling, der aus Bessarabien stammende Constantin Stere. Dieser brachte die Ideen der russischen Narodniki nach Rumänien. Zusammen mit dem Literaturkritiker Garabet Ibrăileanu gründete er nach dem russischen Vorbild den Poporanimus. Der Soziologe Călin Cotoi dazu:



    Die Mehrheit der rumänischen Sozialisten entstammt — abgesehen von einer kleinen Minderheit mit einer französisch-belgischen Orientierung — dem russischen Projekt der Narodniki, der Volksfreunde. Die rumänischen Volksfreunde wollten aber nicht als russische Narodniki angesehen werden. Die rumänischen Poporanisten versuchen, sich von den Russen zu distanzieren. Stere hat Texte, die fast identisch mit denen von Nikolai Michailowski sind. Er zitiert aber Eduard Bernstein, Karl Kautsky, Karl Marx, deutsche Neopositivisten. Seine Literaturangaben sind überwiegend deutsch.“




    Die Beziehung zwischen den Intellektuellen und den Landwirten war wesentlich, der Vergleich mit dem Westen, der wirtschaftlich entwickeltesten Region, und die Überwindung der Gegensätze zwischen Fortschritt und Tradition waren wichtige Programm-Punkte. Călin Cotoi erläutert:



    Es ist interessant, den rumänischen Fall in diesem russischen Kontext zu betrachten. Der Poporanismus spielt, meiner Meinung nach, eine viel geringere Rolle in der Modernisierung der sozialen Idee. Es gibt zwei Dimensionen des Poporanismus, die man verstehen muss. Zum einen den theoretischen Weg, darauf bezieht sich insbesondere Constantin Stere — auch bei seinen Disputen mit den Marxisten. Die andere Dimension ist der diffuse Poporanismus, der, wie die Bewegung der Narodniki, Elemente der genossenschaftlichen Bewegung, die Entstehung von Banken und Unterstützung der ländlichen Kreditaufnahme umschlie‎ßt. Diese entwickeln sich nur wenig und werden vom Staat übernommen und zerstört. Die Übernahme der Bewegung der russischen Volksfreunde von Russland nach Rumänien bedeutet die Transplantation einer Bewegung aus einem Imperium in einen Rahmen, in dem gerade eine Nation aufgebaut wurde. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Gedankenrichtungen.“



    Der Bauernaufstand von 1907 veranschaulicht und bestätigt die Diagnose, die die rumänischen Sozialisten um 1900 Rumänien folgenlos bescheinigt hatten. Die Lösung kam allerdings vom Staat, durch die später eingeleitete Bodenreform.



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  • Gesundheitsminister Nicolăescu will bessere Entlohnung der Ärzte

    Gesundheitsminister Nicolăescu will bessere Entlohnung der Ärzte

    Immer mehr rumänische Ärzte suchen ihr Glück im Ausland — vor allem die höheren Löhne sind verlockend. Der zuständige Minister denkt darüber nach, wie die Massenauswanderung der Ärzte einzudämmen ist. Mit einem neuen Gesundheitsgesetz sollen die Gehälter der Ärzte erheblich angehoben werden.



    ‘Rumänischer Arzt, suche Heimatland!’ — scheint die Devise von immer mehr Ärzten zu lauten, die sich nach besseren Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen sehnen. Innerhalb von fünf Jahren hat das Hochschulsystem 7.000 Ärzte ausgebildet, im selben Zeitraum sind etwa 10.000 Ärzte ausgewandert. Auf diese Statistik hatte im vergangenen Jahr Vasile Astărăstoae, Vorsitzender des Ärztekollegiums, hingewiesen.



    Der Staat sei derweil verpflichtet, soziale Verantwortung zu übernehmen und die Gesundheit seiner Bürger zu schützen. Deshalb dürfe der Westen in Zukunft für die rumänischen Ärzte kein gelobtes Land mehr darstellen. Dafür müsse nach Ansicht von Gesundheitsminister Eugen Nicolăescu ein neues Gesetz her, das ein anderes Entgeltsystem für Ärzte regeln soll. Es würden danach nicht mehr die allgemein geltenden Gehaltstabellen für Angestellte im öffentlichen Dienst zur Anwendung kommen, sondern Kriterien wie Leistung und Wettbewerbsstärke. In Zukunft sollen Ärzte jeweils einen Teilzeitjob im öffentlichen Dienst sowie bei Privatkliniken ausüben können. Allerdings werde die Anwerbung von Patienten aus einem Krankenhaus in ein anderes untersagt. Die Arbeiten an dem Gesetzentwurf seien bereits im Gange, verriet Nicolaescu noch:



    Wir haben einen sehr fortgeschrittenen Gesetzentwurf, der folgende Dinge regelt: Dem Arzt wird garantiert, dass er in einem staatlichen Krankenhaus in Vollzeit beschäftigt wird und die im Arbeitsgesetz vorgesehenen sieben Stunden abarbeitet. Dafür erhält der Arzt ein Gehalt von 3.000 Lei (ca. 660 Euro), aber nur wenn er diese eine Stelle in einem staatlichen Krankenhaus haben will. Er kannt seine Einkommen dadurch erhöhen, dass er in einigen privaten Abteilungen oder privaten Betten zusätzliche Arbeit verrichtet. Diese wollen wir in den staatlichen Krankenhäusern einrichten. Es gibt auch eine zweite Möglichkeit. Wenn ein Arzt sagt, »ich will nur in Teilzeit im staatlichen Krankenhaus arbeiten, den freien halben Tag will ich woanders abarbeiten«, dann sind wir voll und ganz einverstanden, nur darf er seine Patienten nicht aufgeben. Und die dritte Möglichkeit: Es gibt sehr viele gro‎ße, sehr bekannte Chirurgen, die sagen werden: »Ich will weder dort noch drüben arbeiten. Ich will zehn Leute in Iaşi operieren, dann weitere fünf in Târgu Mureş und noch zehn in Bukarest, und dabei über meinen Tarif verhandeln«. Wenn das betreffende Krankenhaus solche Fälle hat und alles finanzieren kann, dann schlie‎ßt sich der Kreis hier.“



    Durch das neue Gesundheitsgesetz, das ab dem 1. Januar 2014 in Kraft treten könnte, würde das Monatsgehalt eines Oberarztes von derzeit 400 Euro auf über 1.000 Euro ansteigen. Die niedrigen Gehälter stellen jedoch nicht das alleinige Problem des rumänischen Gesundheitssystems dar. Die Mittel und die unzureichende Ausstattung wirken entmutigend für Rumäniens Ärzte. Damit beim System nicht der klinische Tod eintritt, muss es wiederbelebt werden.

  • Ministerpräsident nominiert neuen Justizminister: Opposition kritisiert die Wahl

    Er ist seit 1996 Staatsanwalt. Sein Werdegang lässt sich zeigen: ehemaliger Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, stellvertretender Generaldirektor der Strafvollzugs-Verwaltung und bis heute Generalsekretär im Au‎ßenministerium. Das ist der Steckbrief des zukünftigen rumänischen Justizministers Robert Cazanciuc. Der 41-Jährige wird voraussichtlich kommende Woche nach der Aussprechung des Amtseides den Geschäftsbereich übernehmen.



    Die ehemalige Justizministerin Mona Pivniceru ist von dem Senat als Verfassungsrichterin bestätigt worden. Daraufhin übernahm Ministerpräsident Victor Ponta interimistisch ihren Geschäftsbereich. Mehrere Kandidaten kamen für Ponta als Justizminister in Frage, letztlich entschied er sich für Robert Cazanciuc, da er laut Aussage des Ministerpräsidenten die Regierung stabilisieren könnte.



    Er ist Mitglied der Magistratur und war Generalsekretär im Au‎ßenministerium. Ich habe mir gewünscht, dass wir auch im Ministerium eine gewisse Stabilität haben. Ich denke, er wird ins Justizministerium, sowohl in der Beziehung zum Obersten Magistratenrat, zum Justizsystem also, als auch zur Europäischen Kommission ein gewisses Gleichgewicht mitbringen. Und das haben wir bitter nötig.“ (Victor Ponta)



    Präsident Traian Băsescu hatte nichts gegen die Nominierung von Robert Cazanciuc einzuwenden, er unterzeichnete den Erlass für den Austritt des Kandidaten aus der Magistratur. Das Plenum des Obersten Magistratenrates nahm den Austritt zur Kenntnis, ein weiterer notwendiger Schritt für die Einführung ins Amt des Justizministers.



    Die mitte-rechts orientierte Opposition kritisierte indes die Ernennung Cazanciucs aufs Schärfste. Der Regierungschef wolle dadurch die Kontrolle über den Justizbereich übernehmen. Denn Cazanciuc sei kein unabhängiger Rechtsexperte, wie ursprünglich angekündigt, sondern ein enger Vertrauter des Ministerpräsidenten, behauptet Sulfina Barbu, Vizechefin der Liberaldemokratischen Partei (PDL):



    Vor einigen Tagen hatte Ministerpräsident Ponta gesagt, dass er einen Experten, der politisch unabhängig ist, an der Spitze des Justizministeriums haben will. Jetzt hat er uns mitgeteilt, dass sein Freund und Verwandter, Robert Cazanciuc, den Geschäftsbereich Justiz übernehmen soll. Weil sie auch denselben Studiengang an der Universität besucht haben, sie auch angeheiratete Verwandte sind, wie aus öffentlich zugänglichen Informationen hervorgeht, kann man nicht behaupten, dass er politisch unabhängig ist. Das gibt folgendes Gesamtbild ab: Rumänien läuft Gefahr, von Herrn Victor Ponta und seinen Verwandten und Freunden gelenkt zu werden.“ (Sulfina Barbu)



    Der zukünftige Justizminister rühmt sich derweil mit seinen bisherigen Erfolgen: etwa die Modernisierung gemä‎ß Schengen-Standards der rumänischen Konsularabteilungen und -büros in Chişinau, Istanbul, Peking, Shanghai, New York, Tel Aviv, Sarajevo, Skopje oder Beirut. Dazu die Koordination der Erweiterung des Konsularnetzes in den Ländern, in denen die rumänische Auslandsgemeinde zahlreicher geworden ist. Und nicht zuletzt die Koordination des Organisationsausschusses des dritten Weltgipfeltreffens der Generalstaatsanwälte. In seiner neuen Eigenschaft wird Robert Cazanciuc als oberste Priorität die Verabschiedung des neuen Strafgesetzes sowie der neuen Strafprozessordnung haben. Ferner soll ein guter Fortschrittsbericht im Zuge des Kooperations- und Überprüfungsmechanismus der EU angestrebt werden.