Naturlaunen: Das Paradies im Plattenbau

Die wilden Karpaten oder das pittoreske Donaudelta. Nur zwei Beispiele, die Rumänien zu einem Traumort für Naturliebhaber machen. Die Gro‎ßstadt Bukarest mit seinen lauten Stra‎ßen und hohen Betonblocks gehört nicht dazu. Dabei hat sich hier, zwischen einer Ausfallstra‎ße und Fabriken, eine kleine Naturoase gebildet.



Wer den Park Văcărești im Süden der Stadt besucht, wähnt sich in der wilden Natur. Es riecht nach wilder Minze, Vögel zwitschern, alles ist grün und angenehm. Die Stärke der Văcărești-Grube liegt im Inneren, dort fühlst du dich wirklich wie in einem Delta, im Donaudelta, wenn Sie so wollen“, erklärt Liviu Mihaiu, Journalist und Naturschützer, was den Reiz des 200 Hektar gro‎ßen Gebiets ausmacht.



Seit mehr als elf Jahren kämpft Mihaiu bei der NGO Salvați Dunărea și Delta“ (zu dt. Rettet die Donau und das Delta“) für den Erhalt der Natur in Văcărești. Eigentlich sollte das Areal 1986 zu einem gigantischen Wasserreservoir umgebaut werden. Doch die Arbeiten wurden nie fertig gestellt, die Natur eroberte sich das brach liegende Gelände schnell zurück. Heute leben mehr als 100 Spezies in Văcărești.



Geschützt ist das Areal aber nicht. Liviu Mihaiu und seine Mitstreiter bei Salvați Dunărea și Delta“ und weiteren Naturschutzorganisationen wollen das ändern. Văcărești soll ein geschützter Raum für Flora und Fauna werden. Ein Museum unter freiem Himmel, mit Bildungsangeboten für Kinder, Aussichtplattformen und Radwegen. In nur fünf Jahren lie‎ße sich das Projekt realisieren, glaubt Mihaiu. Vorausgesetzt, der politische Wille ist da.



Daran hapert es derzeit noch. Zwar sind die Rumänische Wissenschaftsakademie, das Umweltministerium und der Premierminister für ein Naturschutzgebiet. Die Stadtverwaltung ziert sich aber, klagt Mihaiu: Alle sind sich einig — und schauen Sie, nach drei Jahren ist immer noch nichts da. Der Park hat keinen Status eines Naturschutzgebietes, keinen rechtsverbindlichen Status. Es hat den Status, in Zukunft ein Naturschutzgebiet zu werden. Das sagt schon viel über die rumänische Verwaltung aus. Und darüber, wie sehr sie sich für Umweltfragen interessiert.“



Für die Naturschützer ist das frustrierend. Mihaiu glaubt trotzdem weiter an das Projekt. Er beobachtet ein wachsendes Interesse an Umweltthemen in Rumänien. Irgendwann wird das Frustrationsniveau“ gro‎ß genug sein, ist er sich sicher: Wahrscheinlich in zehn Jahren.“



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